Praktische Bedürfnisse und die Rezeption der aristo - Universidad ...
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<strong>Praktische</strong> <strong>Bedürfnisse</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Rezeption</strong> <strong>der</strong> <strong>aristo</strong>telischen «Politik»im 13. <strong>und</strong> 14. Jahrh<strong>und</strong>ert ~ Scripta Vol. 5, Nº 2, 2012, pp 79- 104<br />
uns damit eine Entwicklung <strong>der</strong> Vorstellungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> vorgestellten<br />
Argumente erkennen, jedenfalls an wichtigen Stellen.<br />
Während <strong>der</strong> erste Text noch <strong>die</strong> leges et decreta, <strong>und</strong> damit<br />
<strong>die</strong> Juristen für <strong>die</strong> kompetenteste Fachliteratur zur politischen<br />
Theorie erklärte, wird in dem darauf folgenden Jahrzehnt (<strong>und</strong><br />
damit noch kurz vor dem Ende <strong>der</strong> ersten Hälfte des 13. Jhs.)<br />
<strong>die</strong>se Zuschreibung wohl beihalten, jedoch wird <strong>der</strong> Literatur<br />
aus <strong>der</strong> fremden Fakultät ein «artistisches» Textbuch zur<br />
Seite gestellt, 7 Tullius, d.h. Cicero, dessen Schrift De officiis<br />
von dem Anonymus des Ripoll-Ms. wohl bereits, aber noch<br />
ausschliesslich für Ethik (Monastik) <strong>und</strong> Oekonomik genannt<br />
worden war. Ciceros Text aber war bereits Schullektüre seit<br />
dem frühen Mittelalter. Ganz offensichtlich wurde damit einem<br />
Interessenten ein spezifisch zur eigenen Fakultät gehöriger<br />
Text zum genaueren Studium in <strong>die</strong> Hand gegeben. Auf <strong>der</strong> nächsten<br />
Stufe, <strong>der</strong> dritten in unserer Zählung, wurde «Tullius»<br />
beibehalten. Neben ihm aber wird Aristoteles genannt, <strong>der</strong> eine<br />
«Politica» geschrieben habe, «<strong>die</strong> bei uns noch nicht [!] bekannt<br />
ist». 8<br />
Das ist in <strong>der</strong> Tat eine bemerkenswerte Notiz! Hier ist mit<br />
Händen zu greifen, dass im Falle <strong>der</strong> <strong>aristo</strong>telischen Politik<br />
7 Arnulfus Provincialis: Divisio scientiarum, , éd. Claude Lafleur, Quatre<br />
introductions a` la philosophie au XIII e siècle. Textes critiques et études<br />
historiques (Publications de l’Institut d’Études historiques, 23), Montréal-Paris<br />
1988, 333–335, 513f.: Et hanc (scil. scienciam) dicunt quidam<br />
haberi per leges et decreta, alii Tullio traditam esse in quibusdam libris<br />
qui non multum a nobis habentur in usu. Zur Datierung: Le Guide de<br />
l’Etudiant (Anm. 6), 127f.<br />
8 R. Imbach: «Einführungen in <strong>die</strong> Philosophie aus dem XIII. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />
Marginalien, Materialien <strong>und</strong> Hinweise im Zusammenhang mit einer<br />
Stu<strong>die</strong> von Claude Lafleur», in Freiburger Zeitschrift für Philosophie<br />
<strong>und</strong> Theologie 38 (1991) 471–493, hier S. 490: nach beiden (anonymen)<br />
Texten, <strong>die</strong> gleichermaßen zu datieren sind auf ca. 1250/60, werden yconomica<br />
and politica behandelt [1.] in legibus et decretis, [2.] a Tullio in<br />
libro De officiis [3.] alii dicunt quod Aristoteles fecit in lingua arabica<br />
quandam scienciam de hoc, que nobis adhuc non est translata [so in: Ms.<br />
München, Staatsbibl., clm 14460, f. 168ra], bzw.: eciam sec<strong>und</strong>um alios<br />
Aristoteles composuit scienciam de hiis, sed nondum est adhuc translata<br />
nobis in Latinum [so in: Ms. Brügge, Bibl. de la Ville 496, f. 80ra].<br />
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