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Forschung und Praxis - Deutsche Leberhilfe eV

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<strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong><br />

griff ein er höhtes Risiko von Herz-<br />

Kreislauferkrankungen.<br />

In den meisten Fällen tritt NASH bei<br />

Menschen mit metabolischem Syn -<br />

drom auf. Dieser Begriff beschreibt das<br />

Zusammentreffen mehrerer zusam -<br />

men hängender Krankheiten: erhöhte<br />

Blut zuckerwerte bis hin zu Zucker -<br />

krank heit (Diabetes mellitus Typ 2),<br />

Blut hochdruck (Hypertonie) <strong>und</strong> Fett -<br />

leibigkeit, insbesondere vermehrtes<br />

Bauch fett. Letzteres produziert Hor -<br />

mo ne (Adiponektin, Leptin), die den<br />

Teu felskreis aus Übergewicht <strong>und</strong> seinen<br />

Folgekrankheiten an Leber, Herz<br />

<strong>und</strong> Gefäßen verstärken.<br />

Fettleber oder NASH, was tun?<br />

Derzeit gibt es kein anerkanntes Medi -<br />

ka ment gegen Fettleber oder gar Fett -<br />

leberentzündung. Verschiedene Sub -<br />

stan zen werden <strong>und</strong> wurden in Studien<br />

untersucht, haben aber bisher nicht<br />

vollständig überzeugt.<br />

Ursodeoxycholsäure wirkte auch in<br />

höherer Dosierung bei Fettleber nicht<br />

besser als ein Pla cebo.<br />

NASH <strong>und</strong> metabolisches Syndrom<br />

gehen oft Hand in Hand. Wenn neben<br />

NASH gleichzeitig ein Diabetes mellitus<br />

vorliegt <strong>und</strong> der Blutzucker richtig<br />

eingestellt werden muss, wirken Dia -<br />

be tes-Medikamente in diesem Fall sehr<br />

gut. Metformin zeigte in einer kontrollierten<br />

Studie keine Wirkung gegen<br />

NASH, allerdings gibt es Hinweise, dass<br />

Met formin bei Diabetikern das Leber -<br />

krebs risiko senken könnte. Glita zone<br />

konnte in einer großen Studie zwar<br />

nicht der Lebervernarbung entgegenwirken,<br />

allerdings ging die Fettleber -<br />

entzündung zurück. Fibrate erwiesen<br />

sich in zwei kontrollierten Studien als<br />

wir kungslos. Omega-3-Fettsäuren konnten<br />

laut einer Metaanalyse die Leber -<br />

ver fettung verbessern. Statine scheinen<br />

bei Fett leber patienten unbedenklich<br />

zu sein, Leberwerte zu verbessern<br />

<strong>und</strong> – vielleicht – das Leber krebs risiko<br />

zu senken. Untersucht werden auch<br />

Pentoxifyllin <strong>und</strong> ein neuartiger<br />

Caspase-Hemmer nahmes GS-9450,<br />

welcher in einer Studie die Leberwerte<br />

senken konnte. Anerkannt sind auch<br />

diese noch nicht <strong>und</strong> für keine dieser<br />

Substanzen gibt es eine offizielle Emp -<br />

fehlung.<br />

Vitamin E zeigte in zwei Studien na -<br />

mens PIVENS <strong>und</strong> TONIC einen Nutzen<br />

bei NASH-Patienten <strong>und</strong> verbesserte<br />

den Zustand des Lebergewebes. Prof.<br />

Day schränkte ein, dass Vitamin E nicht<br />

ganz unbedenklich sei: Zwei Meta ana -<br />

lysen aus den Jahren 2005 <strong>und</strong> 2007<br />

weisen darauf hin, dass Menschen früher<br />

sterben, wenn sie regelmäßig<br />

hoch dosiertes Vitamin E einnehmen.<br />

Trotz dieser Risiken erklärte Prof. Day,<br />

dass Vitamin E für Patienten mit alleiniger<br />

NASH (ohne Diabetes) gut untersucht<br />

<strong>und</strong> vielleicht sogar als Erst the -<br />

rapie geeignet sei. Bei NASH-Patienten<br />

mit Diabetes könnten Pioglitazone <strong>und</strong><br />

– zur Senkung des Leberkrebsrisikos –<br />

auch Metformin interessant sein.<br />

Bei krankhaft fettleibigen Patienten<br />

scheint eine Adipositaschirurgie einen<br />

Nutzen zu haben, wie Day berichtete:<br />

Sowohl die Verfettung als auch eine<br />

Fettleberentzündung habe sich je nach<br />

Studie häufig verbessert. Der Einfluss<br />

auf die Fibrose ist unklar. Adipositas -<br />

chirurgie sei derzeit nicht als Erst the -<br />

ra pie für NASH empfohlen. Wenn<br />

Patien ten ansonsten die richtigen Vor -<br />

aus setzungen mit sich brächten, sei<br />

NASH aber auch keine Kontraindi ka tion<br />

gegen einen solchen Eingriff, so Day.<br />

An erster Stelle steht nach wie vor, den<br />

Lebensstil zu ändern, um Übergewicht<br />

abzubauen <strong>und</strong> die Fitness zu verbessern.<br />

Eine solche Umstellung fällt vielen<br />

Betroffenen schwer, wie Prof. Day<br />

berichtete – vielen fehlt die Einsicht<br />

oder Motivation. Doch wenn dies<br />

gelingt, kann sich eine Fettleber ganz<br />

oder teilweise zurückbilden. Wenn<br />

bereits Vernarbungen der Leber bestehen,<br />

scheinen diese leider dauerhaft zu<br />

sein. Eine Entzündung der Leber könnte<br />

durch Gewichtsreduktion ebenfalls<br />

verbessert werden; hier schränkte Prof.<br />

Day jedoch ein, dass dies nur bei den<br />

Patienten erreicht werde, die dauerhaft<br />

7–9 % ihres Gewichtes verlören; eine<br />

solch starke Gewichtreduktion sei für<br />

viele Betroffenen schwer erreichbar<br />

<strong>und</strong> schwer zu halten. Es lohnt sich<br />

jedoch: Nicht nur die Leber wird positiv<br />

beeinflusst, auch das Risiko von Herz-<br />

Kreislauferkrankungen sinkt dabei.<br />

I. van Thiel<br />

Beratung: PD. Dr. med. A. Gillessen<br />

Quellen:<br />

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2013, Oral Presen tation 26.04.2013.<br />

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liver disease (NAFLD) is significant and associates<br />

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sleepiness but not with liver disease severity or<br />

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16;(2):CD007176.<br />

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