Lic. phil. Tania Huber - Dropbox
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Differenzierung verschiedener Arten des Lachens: ein historischer Überblick<br />
<strong>Lic</strong>. <strong>phil</strong>. <strong>Tania</strong> <strong>Huber</strong><br />
Humorkongress „Humor gewinnt“ Bad Zurzach, 22. – 24. September 2006<br />
Lachen wird mit vielen Phänomenen in Verbindung gebracht, wie z.B. mit der<br />
Persönlichkeit, der Gesundheit oder auch mit sozialen Effekten. In den letzten Jahren<br />
wurde die Vorstellung von der positiven Wirkung von Humor und Lachen auf die<br />
Gesundheit im Gesundheitswesen und in der breiten Öffentlichkeit immer beliebter.<br />
Studien zur Erfassung der Effekte des Lachens (z.B. Erhöhung bestimmter<br />
Immunparamter, analgetischer Effekt, psychisches Wohlbefinden) leiden jedoch<br />
darunter, dass es immer noch nicht klar ist, ob es nur eine oder verschiedene Arten<br />
des Lachens gibt und weisen inkonsistente Ergebnisse auf. Einige Studien berichten<br />
über eine positive Wirkung von Humor und Lachen auf die psychische oder<br />
physische Gesundheit (z.B. Berk, Felten, Tan, Bittman & Westengard, 2001; Keltner<br />
& Bonanno, 1997; Lefcourt, Davidson-Katz & Kueneman, 1990; Zweyer, Velker &<br />
Ruch, 2004), während andere keine signifikante Resultate fanden (z.B. Kuiper &<br />
Martin, 1998; Kuiper & Sorrel, 2004; White & Camarena, 1989) oder sogar einen<br />
negativen Zusammenhang (z.B. Kamei, 1997; Kerkkänen, Kuiper, Martin, 2004). In<br />
den meisten Studien wird Lachen, wenn es überhaupt erhoben wird, als eine<br />
einheitliche Verhaltenskategorie verstanden, deren Häufigkeit ausgezählt werden<br />
muss und qualitativ unterschiedliche Arten des Lachens sind in der Regel nicht<br />
vorgesehen. Selten wird die Intensität des Lachens festgehalten.<br />
Dies kann problematisch sein. Falls es unterschiedliche Arten des Lachens gibt, so<br />
werden hier Äpfel und Birnen miteinander vermischt. Der in einer Studie gewünschte<br />
Effekt (z.B. Erhöhung bestimmter Immunparamter, analgetischer Effekt) könnte bei<br />
nur einer, muss aber nicht bei jeder Art des Lachens auftreten. Die Vermengung der<br />
verschiedenen Arten des Lachens kann möglicherweise zu einer Schwächung des<br />
Effekts oder auch nichtsignifikanten Resultaten führen.<br />
Das Ausdrucksverhalten des Phänomens Lachen wurde bisher selten untersucht.<br />
Versuche, das mimische Erscheinungsbild von verschiedenen Arten des Lachens zu<br />
beschreiben, wurden vor allem von den deutschen Ausdruckspsychologen<br />
unternommen (Heller, 1902; Huter, 1925/1985; Lersch, 1932; Piderit, 1919).
Aufgrund von Beobachtungen konnten sie diverse Arten des Lachens unterscheiden<br />
wie das gewöhnliche (Piderit, 1919), herzhafte (Heller, 1902), brüllende (Heller,<br />
1902), eitle (Huter, 1925/1985), schadenfrohe (Huter, 1925/1985), verzerrte (Lersch,<br />
1932) und unterdrückte (Heller, 1902) Lachen. Jedem dieser Lachen wurde ein<br />
bestimmtes mimisches Erscheinungsbild zugeordnet.<br />
Das herzhafte Lachen z.B. hat nach Heller (1902) folgendes mimisches<br />
Erscheinungsbild: Der Mund wird in die Breite und etwas nach oben gezogen, die<br />
Backen sind „feistgeschwellt“, Unterlidfalte bildet sich, Krähenfüsse entstehen und<br />
die Augenspalten verengen sich ein wenig. Versucht man, sich ein Lachen zu<br />
verkneifen, so entsteht das unterdrückte Lachen (Heller, 1902). Neben einigen<br />
Veränderungen, die schon beim herzhaften Lachen auftraten (Mund wird in die Breite<br />
gezogen, Krähenfüsse, Unterlidfalte), beobachtet Heller (1902), dass bei diesem<br />
Lachen die Lippen aufeinander gepresst werden, horizontale Falten auf der Stirn<br />
sichtbar werden als Folge der in die Höhe gezogenen Augenbrauen und dass die<br />
Augenbrauen leicht zusammengezogen werden. Zusätzlich wird der Kopf vom<br />
Lachen auslösenden Reiz abgewendet. Einen spöttischen Ausdruck bekommt das<br />
Lachen, wenn ein Mundwinkel gleichzeitig schräg nach oben wie auch nach unten<br />
gezogen wird (Lersch, 1932).<br />
Die Beschreibung der verschiedenen Arten des Lachens durch die Mimik konnte zur<br />
Zeit der oben erwähnten Autoren nur auf einer intuitiven Ebene geschehen, zumal<br />
zur damaligen Zeit die noch fehlenden Technologien (z.B. Photoapparate,<br />
Videoaufzeichnung, Einzelbildschaltung) und Messmethoden eine objektive<br />
Aufzeichnung und Beschreibung des mimischen Verhaltens auf einer<br />
morphologischen Ebene nicht ermöglichten. Heute jedoch erlaubt das Facial Action<br />
Coding System (FACS) (Ekman, Friesen & Hager 2002) eine objektivere und<br />
differenziertere Beschreibung der visuell unterscheidbaren Gesichtsbewegungen. So<br />
finden sich beim Vergleich der FACS-Codierung der Beschreibungen der einzelnen<br />
Lachen mit der FACS-Codierung ihrer Bilder Unterschiede in den Kombinationen der<br />
Action Units.<br />
Künftige Studien über die Wirkung von Humor und Lachen auf die Gesundheit sollten<br />
so gestaltet werden, dass Lachen miterhoben und ausgewertet werden kann. Bis<br />
jetzt wurden bei empirischen Arbeiten nicht zwischen verschiedenen Arten des
Lachens differenziert. Ruch (1994, 1997a, 1997b) unterscheidet in seinen<br />
Untersuchungen zumindest zwischen echten, spontanen Lächeln/Lachen aufgrund<br />
Erheiterung und einem unechten, gestellten Lächeln und Lachen. Wie wichtig schon<br />
allein diese Unterscheidung ist, zeigt sich daran, dass die dadurch gewonnenen<br />
Resultate, bei einer Nichtdifferenzierung nicht sichtbar geworden wären. Auch<br />
Zweyer, Velker und Ruch (2004) unterscheiden zwischen spontanem (mit Duchenne-<br />
Display) und willentlichem (ohne Duchenne-Display) Lachen und konnten einen<br />
analgetischen Effekt des Lachens nur beim spontanen, emotionalen Lachen<br />
feststellen. Wurde nicht zwischen den beiden Arten unterschieden, so konnte keine<br />
Erhöhung der Schmerztoleranz nachgewiesen werden.<br />
Literatur:<br />
Berk, L.S., Felten, D.L., Tan, S.A., Bittman, B.B. & Westengard, J. (2001).<br />
Modulation of neuroimmune parameters during the eustress of humor-associated<br />
mirthful laughter. Alternative Therapies, 7 (2), 62-76.<br />
Ekman, P., Friesen, W.V. & Hager, J.C. (2002). Facial Action Coding System. Salt<br />
Lake City: A Human Face.<br />
Heller, H.V. (1902). Grundformen der Mimik des Antlitzes. Wien: Anton Scholl.<br />
Huter, C. (1985). Physiognomik und Mimik. (3. Auflage). Schwaig bei Nürnberg: Carl-<br />
Huter-Verlag. (Original erschienen 1925)<br />
Kamei, T., Kumano, H. & Masumura, S. (1997). Changes of immunoregulatory cells<br />
associated with psychological stress and humor. Perceptual and Motor Skills, 84,<br />
1296-1298.<br />
Keltner, D. & Bonanno, G.A. (1997). A study of laughter and dissociation: distinct<br />
correlates of laughter and smiling during bereavement. Journal of Personality and<br />
Social Psychology, 73 (4), 687-702.<br />
Kerkkänen, P., Kuiper, N.A. & Martin, R.A. (2004). Sense of humor, physical health,<br />
and well-being at work: A three-year longitudinal study of Finnish police officers.<br />
Humor, 17 (1/2), 21-35.<br />
Kuiper, N.A. & Martin, R.A. (1998). Laughter and stress in daily life: relation to<br />
positive and negative affect. Motivation and Emotion, 22 (2), 133-153.<br />
Kuiper, N.A. & Sorrel, N. (2004). Thoughts of feeling better? Sense of humor and<br />
physical health. Humor, 17 (1/2), 37-66.<br />
Lefcourt, H.M., Davidson-Katz, K. & Kueneman, K. (1990). Humor and immunesystem<br />
functioning. Humor, 3 (3), 301-321.<br />
Lersch, P. (1932). Gesicht und Seele. Grundlinien einer mimischen Diagnostik.<br />
München: Ernst Reinhardt.<br />
Piderit, Th. (1919). Mimik und Physiognomik (3. Auflage). Detmold: Verlag der<br />
Meyerschen Hofbuchhandlung.<br />
Ruch, W. (1994). Extraversion, alcohol, and enjoyment. Personality and individual<br />
Differences, 16 (1), 89-104.
Ruch, W. (1997a). Will the real Relationship between facial expression and affective<br />
experience please stand up – the case of exhilaration. In: Ekman, P. & Rosenberg,<br />
E.L. (eds.), What the face reveals. Basic and applied studies of spontaneous<br />
expression using the Facial Action Coding System (FACS) (pp.89-108). New York:<br />
Oxford University Press.<br />
Ruch, W. (1997b). State and trait cheerfulness and the induction of exhilaration.<br />
European Psychologist, 2, 328-341.<br />
White, S. & Camarena, P. (1989). Laughter as a stress reducer in small groups.<br />
Humor, 2, 73-79.<br />
Zweyer, K., Velker, B. & Ruch, W. (2004). Do cheerfulness, exhilaration, and humor<br />
production moderate pain tolerance? Humor, 17 (1/2), 85-119.