Leseprobe - arthur
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Vorwort<br />
VORWORT<br />
Dieser „Trainingsteil“ Ihres neuen Lehrbuchs „KOMPETENZ:DEUTSCH. Sprachbuch für allgemein bildende höhere<br />
Schulen“ ist der Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten in den Bereichen Grammatik, Zeichensetzung und<br />
Rechtschreibung gewidmet. Das Buch umfasst neben dem Trainingsteil mit Übungen und Tests auch die Systematik<br />
(alle wichtigen Regeln zu Rechtschreibung und Zeichensetzung, Überblick über die Grammatik) in Form von zwei<br />
herausnehmbaren Heften.<br />
Mit unserem Buch wollen wir Sie darin unterstützen, Ihre Kompetenzen im richtigen Sprachgebrauch zu erweitern.<br />
Dazu gehört, dass Sie selber einschätzen können, was Sie bereits beherrschen und wo Sie noch Bedarf haben. Darüber<br />
können Ihnen die Kompetenztests, die Sie am Ende eines jeden Abschnittes finden, Auskunft geben. Die „rückschauende<br />
Selbsteinschätzung“, die Sie dort ebenfalls finden, dient Ihnen dazu, sich über Ihren Leistungsstand klar<br />
zu werden.<br />
Das Buch besteht aus 2 Teilen. Der erste umfasst die Abschnitte R (Rechtschreibung), Z (Zeichensetzung) und G<br />
(Grammatik). Im 2. Teil – Abschnitt W (Wiederholung und Vertiefung) – können Sie das Erlernte an Texten zu einzelnen<br />
Themen verfestigen und weiter ausbauen.<br />
Für Ihr Training mit diesem Buch schlagen wir Ihnen zwei Formen vor:<br />
1. Gemeinsames Training: Die Übungen können auch gemeinsam, mit einem Partner/einer Partnerin oder in einer<br />
Arbeitsgruppe, gelöst werden, dann lernen Sie auch von den anderen Mitgliedern Ihrer Gruppe. Eine spezielle Form<br />
dieses Trainings können offene Lernphasen sein, in denen jede/r an genau dem arbeitet, wo sie/er Nachholbedarf<br />
hat.<br />
2. Individuelles Training: Wenn Ihr Lehrer/Ihre Lehrerin einen Ihrer Texte korrigiert hat, finden Sie am Rand vielleicht<br />
ein Kürzel wie dieses: „G 2.3“. Das heißt, dass Sie im Kapitel G 2.3 jene Übungen finden, die Sie gerade brauchen.<br />
Auf diese Art ist es Ihrer Lehrerin/Ihrem Lehrer mit diesem Buch möglich, auf die individuellen Erfordernisse gezielt<br />
einzugehen.<br />
Ein Farbleitsystem soll Ihnen die Verwendung dieses Buches erleichtern:<br />
INFO-BOX<br />
<br />
Hier finden Sie wichtige Informationen und Regeln.<br />
TE = Trainingseinheiten: Diese Trainingseinheiten<br />
sind innerhalb der Module durchnummeriert.<br />
TE 1<br />
Dieses Symbol weist darauf hin, dass Sie<br />
Nachschlagwerke verwenden sollen.<br />
Grüne Felder sind auszufüllen.<br />
Schreib-Lust statt Schreib-Frust<br />
In diesen Kästen sind Anregungen, die „Lust aufs<br />
Schreiben“ machen sollen.<br />
Wir haben uns bei der Zusammenstellung der Trainingseinheiten auch bemüht, Sie zu selbstständigem Denken<br />
anzuleiten, Ihren Wortschatz und Ihre Fremdwortkenntnisse zu erweitern und die Übungen abwechslungsreich und<br />
unterhaltsam zu gestalten.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude und wenig Ärger mit diesem Buch!<br />
Die Verfasser/innen<br />
<strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky Seite 1 3
Lernen, aus Fehlern zu lernen<br />
Abschnitt<br />
V<br />
In diesem Modul üben Sie:<br />
• yeigene bzw. fremde Texte formal zu über- und zu bearbeiten (Redigieren in Bezug auf die normative Richtigkeit),<br />
• yin Schreibkonferenzen gemeinsam Fehler zu finden und zu verbessern,<br />
• yhäufige Fehlerquellen und Ihre typischen Fehler zu erkennen,<br />
• yWörterbücher und andere Hilfsmittel zu verwenden,<br />
• yErsatz-, Erweiterungs- und Verschiebeproben richtig einzusetzen und<br />
• ydie richtige Verwendung der indirekten Rede.<br />
1 GEMEINSAM IST MAN STÄRKER:<br />
SCHREIBKONFERENZEN<br />
a) Bilden Sie Schreibkonferenz-Gruppen (je 3 oder 4 Schüler/innen).<br />
b) Lesen Sie die INFO-BOX unten.<br />
c) Korrigieren Sie gemeinsam die folgenden Schülertexte, in denen viele Rechtschreib-, Grammatik-/Stil- und<br />
Zeichensetzungsfehler sind. Achtung: In 30 Minuten sollen Sie einen weitgehend fehlerlosen Text vorlegen<br />
können! Hilfe bieten die Redigierregeln auf Seite 10.<br />
d) Vergleichen Sie Ihr Ergebnis abschließend mit dem einer anderen Gruppe oder der ganzen Klasse.<br />
Eine kleine Warnung vor unkritischem Downloaden: Die Texte sind von typischen Websites heruntergeladen,<br />
die „Hilfe“ für Schüler/innen anbieten!<br />
TE 1<br />
SCHREIBKONFERENZEN<br />
INFO-BOX<br />
Schreibkonferenz ist die Bezeichnung für eine bestimmte Methode zur Besprechung von Texten (alle Textsorten<br />
vom kreativen Schreiben bis zur Erörterung).<br />
Ziel von Schreibkonferenzen: Ein vorgelegter Text/Text-Entwurf soll von einer Gruppe überarbeitet und verbessert<br />
werden.<br />
Unterrichtsform: Eine Kleingruppe (3 oder besser 4 Schüler/innen) führt ein längeres Beratungsgespräch, der<br />
Lehrer/die Lehrerin steht außerhalb, gibt nur auf Anfrage Hilfestellung.<br />
Ablauf:<br />
Schritt 1: Der vorgelegte Text wird laut gelesen, Schreibstrategien u. Ä. können vom Verfasser/von der Verfasserin<br />
zusätzlich erläutert werden.<br />
Schritt 2: Erste Gruppenreaktion: Die anderen Gruppenmitglieder äußern sich spontan, stellen Fragen zu Einzelheiten,<br />
die ihnen unklar sind, die besonders gut sind etc.; der Verfasser/die Verfasserin macht<br />
sich gegebenenfalls Notizen, was er/sie verändern müsste/sollte.<br />
Schritt 3: Besprechung von Inhalt und Stil nach einem Kriterienkatalog: Aufgrund eines Kriterienkataloges<br />
wird eine Stärken-Schwächen-Analyse des Textes durchgeführt. Vorschläge zur Verbesserung werden<br />
eingebracht und fixiert (z. B. durch Markieren von Textstellen, Kurzanmerkungen).<br />
Schritt 4: Verbesserung von Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung: Gemeinsame Korrektur, alle Hilfsmittel<br />
dürfen eingesetzt werden (Wörterbücher, Internet).<br />
Schritt 5: Überarbeiten: Der Verfasser/die Verfasserin überarbeitet den Text gemäß den Anregungen und Korrekturen.<br />
Eventuell Schritt 6: Der redigierte Text wird erneut der Gruppe vorgelegt.<br />
• Schreibkonferenzen sind besonders nutzbringend, wenn sich jedes Gruppenmitglied („Expertin/Experte“)<br />
auf nur einen Bereich, in dem es stark ist, konzentriert; z. B. überprüft ein/e Schüler/in die Zeichensetzung,<br />
ein anderer/eine andere die Satzverbindungen etc.<br />
• Ebenso müssen in einer Schreibkonferenz nicht alle Bereiche angesehen werden. So kann sich der Verfasser/die<br />
Verfasserin des Texts wünschen, dass nur ganz bestimmte Gesichtspunkte – z. B. solche, in denen<br />
er/sie sich unsicher fühlt – überprüft werden.<br />
<strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky Seite 5 7
Modul<br />
1 Kennenlernen<br />
Lernen, aus Fehlern zu lernen<br />
Vereinbaren Sie solche Regeln vor Beginn einer Schreibkonferenz gemeinsam mit Ihrem Lehrer/Ihrer Lehrerin.<br />
Beachten Sie: In diesem Modul beziehen sich die Schreibkonferenzen nur auf die normative Richtigkeit<br />
(Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung)!<br />
Text 1:<br />
Charakteristik „Ein Verwandter“<br />
Mein Onkel Willi war ettliche Jahre in Kanada und kann viele interessanten Geschichten erzählen. Er ist der erstgebohrene<br />
Sohn von Maximilian und Maria Meckler und somit Franz älterer Bruder, Franz ist mein Vater. Ich glaube er<br />
war schon immer Unternehmungslustiger wie mein Vater, der nie ins Ausland wollte.<br />
Willi hat nach der Schule Kellner gelernt und ein paar Jahre in Tirol und Schweiz gearbeitet, dann hat er meine Tante<br />
Resi geheiratet die in einem Lebensmittelgeschäft gearbeitet hat. Mein Onkel ist heute ziehmlich dick und glatzköpfig,<br />
aber auf alten Fotos kann man sehen, dass er einmal sehr „fesch“ war, wie meine Tante immer sagt. Sie hat mir<br />
erzählt, dass er sehr Liebe voll gewesen ist und überhaupt eine Person, die sich überall durchsetzte.<br />
Ich glaube, er ist ein Mensch, der sehr Emotional und wenig überlegenswert ist. Er überlegt nicht, wie er aus schwierigen<br />
Situationen herauskommt und was vielleicht dahinter steckt. Sein Arbeitgeber in Tirol hat in immer bis weit in<br />
die Nacht Arbeiten lassen und auch an Wochenenden und er hat nichts gewusst, wie er dagegen vorgehen soll. Das<br />
sie dann nach Kanada gegangen sind, war auch ein arges Risiko, weil sie keine Ahnung gehabt haben was sie dort<br />
Drüben erwartet. Aber sie haben sich als Kellner in Goldmienen viel Geld verdient und sind am Ende als Besitzer von<br />
mehreren Mietshäusern sehr reich gewesen. Als reicher Mensch war er sehr barmhertzig und hat eine Küche für<br />
arme und bedürftige gegründet und bezahlt und Bettler oft Geld gegeben.<br />
Auffällig an ihm ist auch, dass er die Gesellschaft immer scharf kretisiert hat, die Kirche, die Justiz und besonders<br />
die Regierungen. Jedoch folgte auf seine Kritik kein handeln: er hat trotzdem immer die gleiche Partei gewählt. Diese<br />
ganzen Eigenschaften machen den Onkel Willi zu einem zwiespältigen Menschen. Einerseits sehr Entschluss freudig,<br />
andererseits unentschlossen. Er hat z. B. in einen Brief, den er meinem Vater aus Kanada schrieb angekündigt,<br />
dass er in ein paar Monaten wieder nach Österreich kommen wird, auf was er sich schon sehr freut, ist aber dann<br />
noch vier Jahre in Kanada geblieben. Mit seinen alten Schulfreunden redet er aus getränkten Stolz kein Wort, weil<br />
die ihn als „Landesflüchtling“ beschimpft haben. [...]<br />
(Schüler/innen-Arbeit)<br />
Text 2:<br />
Biotechnologie<br />
Als Biotechnologie wird die Umsetzung von Erkenntnissen aus der Biologie und der Biochemie in technische oder<br />
technisch nutzbare Elemente verstanden. Die Kurzform Biotech wird meist auf kommerzielle Betriebe angewandt,<br />
die in diesem Bereich forschen und produzieren. Meiner Meinung nach ist die Biotechnologie ein vielschichtiges<br />
Streitthema. Doch ich denke, dass wird sich in geraumer Zeit relativieren. Trotzdem ist unabstreitbar, dass die<br />
Biotechnologie für uns eine wichtige Rolle gespielt hat, und noch spielen wird. Ich denke aber, dass man bei einer<br />
Argumentation über die Biotechnologie sie unterteilen sollte. Einmal in den medizinischen Sektor, sowie in den<br />
Agrar- bzw. Lebensmittelsektor. Denn eine völlige Ablehnung der Biotechnologie, ist nicht möglich, denn zu groß sind<br />
die Verdienste in der Medizin. Nachdem ich mich jetzt lang genug mit der Biotechnologie befasst habe, und ich auch<br />
davor schon einige Vorkenntnisse hatte, bin ich wie so viele geteilter Meinung über die Biotechnologie. Zum einen<br />
Mal, finde ich sie als einer der wichtigsten und höchst erfolgversprechendsten Technologien der Welt, zum anderen<br />
aber auch als einer der gefährlichsten, da wir den Konsequenzen unseres Handelns noch nicht so bewusst sind.<br />
Vorerst möchte ich mich mit der Vergangenheit der Biotechnologie befassen. Man denkt, dass die Biotechnologie eine<br />
8 Seite 6 <strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky
Kennenlernen<br />
Vorspann<br />
Modul<br />
1<br />
Errungenschaft des letzten Jahrzehntes sei, das aber einige notwendige Grundlagen dazu nötig waren, wissen die<br />
wenigsten. So überraschte es mich als ich las, dass schon im Jahre 1865 durch Mendel, der die Grundlagen der Vererbungslehre<br />
beschrieb, der erste Stein für die Biotechnologie gelegt wurde, und dann schon 1902 Spemann Molche<br />
aus Embryozellen klonte. Hier sieht man, dass die Biotechnologie doch schon älter ist als sie scheint. Da sie aber jetzt<br />
gerade im kommen ist, kann man sich schon ihren Stellenwert in der Gesellschaft in der Zukunft vorstellen.<br />
Über einen weiteren Punkt, über den ich reden will, sind die Errungenschaften der Biotechnologie. Die meisten<br />
Menschen wissen gar nicht, was die Biotechnologie alles möglich gemacht hat, das beste Beispiel wäre die Bierherstellung.<br />
Fragen sie mal Biertrinker ob sie wissen, durch welche Technologie ihr geliebtes Bier überhaupt ermöglicht<br />
wurde. 90 % der Befragten konnten diese Frage nicht beantworten. Für mich ein wenig unbegreiflich, warum die<br />
Errungenschaften, fast nie mit der Biotechnologie verbunden werden. Ein Grund könnte vielleicht die mangelnde<br />
Aufklärung sein. Doch die Biotechnologie ermöglichte nicht nur die Bierherstellung, nein auch die Wein- und Brotherstellung.<br />
Wenn man sich das überlegt, sind diese Errungenschaften, ja schon fast lebensnotwendig (vor allem für<br />
die Alkoholiker) Doch noch mehr, hat und wird die Biotechnologie ermöglichen, denn schon jetzt konnten durch sie<br />
lebenswichtige Medikamente hergestellt werden und noch mehr ist möglich. Letztendlich kann ich sagen, das die<br />
Errungenschaften sehr wichtig, vor allem für den Fortschritt der Menschen ist, und war. Meiner Meinung nach, könnten<br />
wir unter diesen Aspekten 1 nicht auf die Biotechnologie verzichten. [...]<br />
<br />
(Schüler/innen-Arbeit)<br />
1<br />
Aspekt – Blickwinkel<br />
a) Legen Sie die korrigierten Texte dem Plenum vor und berichten Sie, was Ihnen in der Gruppe Schwierigkeiten<br />
bereitet hat und was gut gelungen ist.<br />
b) Vergleichen Sie die Verbesserungen; überlegen und besprechen Sie dabei, warum manche Fehler von<br />
einzelnen Gruppen nicht gefunden worden sind.<br />
TE 2<br />
Schreibkonferenz am Beispiel der indirekten Rede<br />
Korrigieren Sie in Schreibkonferenzen alle Fehler im folgenden Text einer Schülerin:<br />
a) Lesen Sie zuerst die INFO-BOX unten und – wenn nötig – die genauen Regeln in Modul G 7.<br />
b) Korrigieren Sie gemeinsam (Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung)!<br />
c) Schreiben Sie dann diejenigen Sätze aus dem Text heraus, in denen gegen die Regeln der indirekten Rede<br />
verstoßen worden ist!<br />
TE 3<br />
In der Kurzgeschichte „Geräusch der Grille – Geräusch des Geldes“ von Frederic Hetmann geht es darum, dass nicht<br />
jeder das selbe hört.<br />
Ein Indianer besucht seinen Freund in einer großen Stadt und ist von dem sie umschwirrendem Lärm ziehmlich<br />
verwirrt. Die beiden Freunde gehen die Straße entlang und da sagt der Indianer, dass er eine Grille zirpen hört. Der<br />
Mann aus der Stadt hört aber keine Grille, sondern nur den Lärm der Autos. Er denkt sich, dass sich der Indianer getäuscht<br />
haben muss, weil es viel zu laut ist, dass man ein Grillen Zirpen hören kann. Aber da zeigt ihm der Indianer<br />
eine Grille vor einer Hauswand. Jetzt hört natürlich auch der Weiße das zirpen und meint, das Indianerohren besser<br />
geschult sein müssen, als die der Weißen. Der indianische Freund aber widerspricht. Um seinem Freund zu beweisen,<br />
dass dessen Annahme falsch ist schlägt er einen Test vor in dem er ein 50 Cent Stück auf den Asphalt wirft.<br />
Passanten, die sogar einige Meter entfernt sind, bleiben daraufhin stehen und schauen nach dem Geklimpere, dass<br />
in wahrheit nicht lauter ist als das Zirpen einer Grille.<br />
Das beweißt dem weißen Mann, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich hören, nämlich nur<br />
das, das für Sie selbst wichtig ist.<br />
(Schüler/innen-Arbeit)<br />
<strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky Seite 7 9
Modul<br />
1 Kennenlernen<br />
Lernen, aus Fehlern zu lernen<br />
DIE INDIREKTE REDE<br />
INFO-BOX<br />
Die indirekte Rede dient dazu, die Äußerungen von anderen wiederzugeben.<br />
In journalistischen Texten wird die indirekte Rede vor allem dazu benutzt, um deutlich zu machen, dass man<br />
sich von der Aussage derer distanziert, deren Rede man wiedergibt, oder dass man die Wahrheit nicht garantieren<br />
kann:<br />
Der Bürgermeister sagte ohne weitere Erklärungen, er sei dafür, dass die Gemeindebeiträge zur Sondermüllentsorgung<br />
sofort um 20 % gekürzt würden.<br />
Die Richterin wollte vermutlich damit ausdrücken, dass sie an der Richtigkeit der Zeugenaussage Zweifel<br />
habe.<br />
Formal muss man in der indirekten Rede den Konjunktiv I verwenden (er/sie gehe, sei, habe, fürchte, mache,<br />
werde …); falls der Konjunktiv I nicht erkennbar ist, muss man auf den Konjunktiv II ausweichen (sie müssten,<br />
hätten, würden …) oder tut das bewusst, um verstärkte Zweifel auszudrücken.<br />
Genaue Regeln: Modul G 7.<br />
TE 4<br />
2 REDIGIEREN IN BEZUG AUF SPRACH- UND SCHREIB-<br />
RICHTIGKEIT<br />
a) Lesen Sie die folgende INFO-BOX zum Redigieren.<br />
b) Schreiben Sie dann einen Text nach einem der folgenden Erzählkerne:<br />
Thema 1: Ich wachte eines Morgens auf und war in mein eigenes Smartphone verwandelt. Meine Familie<br />
reagierte ganz seltsam.<br />
Thema 2: Jetzt kann ich es ja gestehen: Ich bin eine Hexe/ein Hexenmeister. Dass manche das schon<br />
vermutet haben, war mir ohnehin immer klar.<br />
c) Lassen Sie Ihren Text ca. eine Woche liegen und redigieren Sie dann sorgfältig. Beide Versionen sollen Sie<br />
dem Lehrer/der Lehrerin vorlegen.<br />
d) Auch eine dritte Verbesserungsphase in einer Schreibkonferenz ist möglich und sinnvoll.<br />
INFO-BOX<br />
REDIGIEREN (SPRACH- UND SCHREIBRICHTIGKEIT) – LEITREGELN<br />
Redigieren bedeutet, eigene Texte noch einmal gründlich zu überarbeiten und auf Fehler zu überprüfen.<br />
1. „Die typischen Fehler“: Meist kennen Sie Ihre „typischen“ (häufigsten) Fehler: Der/die eine macht häufig<br />
„dass/das-Fehler“, der/die andere Groß-, Kleinschreibungsfehler, eine Dritte/ein Dritter vertauscht oft<br />
Dativ und Akkusativ. Beim Redigieren des Textes sollten Sie also besonders (aber nicht nur!) auf diese typischen<br />
Fehler achten (und immer ein Wörterbuch/das Internet zu Hilfe nehmen).<br />
2. Die beste Vorgangsweise:<br />
• Setzen Sie sich schon während des Schreibens (z. B. mit einem Textmarker oder einem Kreuzchen im<br />
Korrekturrand) ein Zeichen, wenn Sie nicht ganz sicher sind, ob Sie ein Wort richtig schreiben; dann<br />
wird der Schreibfluss nicht gestört und Sie wissen, wo sie später nachschauen müssen.<br />
• Überprüfen Sie nach der Fertigstellung zuerst nur das Angemerkte (Wörterbuch!).<br />
• Überprüfen Sie, ob das geforderte Tempus eingehalten wurde (z. B. bei einem Bericht nur Präteritum<br />
bzw. bei Vorzeitigkeit Plusquamperfekt – siehe Modul G 2.2).<br />
• Lesen Sie dann das Geschriebene von hinten nach vorn – Wort für Wort und Satz für Satz – durch. Das<br />
Lesen von hinten nach vorn verhindert, dass Sie sich vom Inhalt Ihres eigenen Texts zu sehr mitreißen<br />
lassen. Prüfen Sie das Geschriebene zuerst auf Ihre „typischen“ Fehler, dann auf diejenigen Wörter,<br />
von denen Sie glauben, dass sie „schwer“ zu schreiben seien.<br />
• Bei Schularbeiten: Planen Sie unbedingt Zeit für das Redigieren mit dem Wörterbuch ein.<br />
10 Seite 8 <strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky
Kennenlernen<br />
Vorspann<br />
Modul<br />
1<br />
3 INDIVIDUELLE FEHLER, FEHLERKATALOG,<br />
FEHLERKARTEIEN<br />
Lesen Sie die folgende INFO-BOX und folgen Sie den Anweisungen danach.<br />
TE 5<br />
FEHLERKATALOG/FEHLERKARTEI<br />
INFO-BOX<br />
Darunter versteht man die Sammlung all Ihrer individuellen Fehler, die Sie in Schularbeiten, Hausübungen, Mitschriften<br />
usw. gemacht haben (natürlich müssen Sie durch Korrektur auf diese Fehler hingewiesen worden sein).<br />
Fehlerkartei: einzelne Karten, die man alphabetisch ordnet<br />
Sinnvoll ist dabei folgende Spaltengliederung:<br />
Korrigierte Fehler Regel Analogiebeispiele<br />
bestätigen, Bestätigung langgesprochener betonter jäten, wüten, sie baten<br />
Vokal danach nur ein „t“<br />
Alles, was ich weiß, ist, dass … Eingeschobener Nebensatz 1<br />
zwischen 2 Kommas<br />
Alles, was er kann, ist, mir zuzuschauen.<br />
Der Bewerb, der am Anfang kommt, ist am<br />
schwierigsten.<br />
1 Ein Nebensatz ist ein dem Hauptsatz untergeordneter Teilsatz. Mitunter werden die Begriffe Nebensatz und Gliedsatz synonym (gleichbedeutend)<br />
verwendet. Richtigerweise wird ein Nebensatz nur dann als Gliedsatz bezeichnet, wenn er ein Satzglied vertritt. Zur Unterscheidung<br />
von Nebensatz und Gliedsatz siehe auch die INFO-BOX auf S. 64, das im Anhang befindliche Register grammatikalischer Fachausdrücke<br />
und die Beilage „Grammatik – kompakt“.<br />
Anweisungen:<br />
1. Nehmen Sie (mindestens) eine korrigierte Hausübung oder Schularbeit zur Hand.<br />
2. In der Klasse korrigieren Sie in Partner/innenarbeit oder Schreibkonferenzen eine längere Mitschrift oder selbst<br />
verfasste Texte (jedes Einzelnen). Diese korrigierten Texte und der Text aus 1. dienen als Basis für das<br />
3. Anlegen eines Fehlerkatalogs (eigene Abteilung in Ihrem Ordner, eigenes Heftchen): Sie listen alle Ihre Fehler auf,<br />
wie im INFO-Kasten beschrieben.<br />
Achtung! Keine falschen Wörter aufschreiben! Farblich und typografisch deutlich machen, was richtig ist (z. B. rot<br />
und groß schreiben, markieren).<br />
4. Fehlerkatalog nach jeder Korrektur von Fehlern ergänzen und ab und zu (am besten vor Schularbeiten) genau<br />
durchschauen oder sich Wörter/Wendungen diktieren lassen.<br />
<strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky Seite 9 11
Modul<br />
1 Kennenlernen<br />
TE 6<br />
Lernen, aus Fehlern zu lernen<br />
4 IM ZWEIFEL: PROBEN ANWENDEN<br />
1. Lesen Sie die folgende INFO-BOX.<br />
2. Wenden Sie in den blau markierten Satzteilen/Wörtern des folgenden Textes die Ersatz- bzw. Erweiterungsprobe<br />
an, die Verschiebe- und Ersatzprobe in den grün markierten Satzteilen.<br />
3. Vergleichen Sie das Ergebnis mit Klassenkollegen/-kolleginnen.<br />
OFT GEBRAUCHTE PROBEN<br />
INFO-BOX<br />
1. Ersatzprobe: Man setzt an die fragliche Stelle ein anderes Wort, um so die richtige Schreibung oder Grammatik<br />
zu ermitteln.<br />
Beispiele:<br />
a. „das/dass“:<br />
• das: Ersatzprobe: dies(es), es, welches; Mundart: |de(i)s|<br />
• dass: kein Ersatz möglich; Mundart: |dass|<br />
b. Ersatzprobe bei Dativ oder Akkusativ:<br />
• Dativ: Ersatzprobe „mir“<br />
Der Computer hilft dem/-n (?) Schüler in vielen Fällen.<br />
Der Computer hilft mir in vielen Fällen. Dativ, daher „dem“<br />
• Akkusativ: Ersatzprobe „mich“<br />
c. Ersatzprobe bei Groß-Kleinschreibung:<br />
Sie verdient ihr Geld mit S/singen(?).<br />
Sie verdient ihr Geld mit Autos. Wenn man ein Nomen einsetzen kann, muss großgeschrieben werden.<br />
d. Ersatzprobe, um Satzglieder zu ermitteln:<br />
Mit einem Gefühl großer Hilflosigkeit setzte er sich ans Steuer des neu gekauften Lastwagens.<br />
So setzte er sich dorthin. Was als Ganzes durch ein Wort (evtl. mit Artikel) ersetzt werden kann, ist<br />
ein Satzglied.<br />
2. Verschiebeprobe, um Satzglieder zu ermitteln:<br />
Er | setzte sich | mit einem Gefühl großer Hilflosigkeit | ans Steuer des neu gekauften Lastwagens.<br />
• Mit der Verschiebeprobe kann man die unterschiedliche Wirkung von Sätzen aufgrund der Satzgliedstellung<br />
erproben.<br />
• Im Aussagesatz darf vor der Personalform nur ein Satzglied stehen (kein Komma danach!).<br />
3. Erweiterungsprobe, um festzustellen, ob ein Wort groß- oder kleingeschrieben wird:<br />
Mir fällt l/Lernen(?) schwer.<br />
Mir fällt DAS Lernen schwer. Erweiterung um Artikel ist möglich, daher Großschreibung.<br />
Bei Adjektiven Erweiterung um etwas/viel/manches … (= Großschreibung): Er liebte t/Teures und a/Auffälliges.<br />
Er liebte etwas/viel Teures und Auffälliges.<br />
Politikerimage bei Jugendlichen miserabel<br />
Das/ss die meisten Politiker/innen bei einen/m durchschnittlichen Jugendlichen von heute derart unbeliebt sind,<br />
hat sogar die Macher der neuen Studie zu Jugend-Trends überrascht, denn ihre Untersuchung hat durchaus B/bemerkenswertes<br />
ans Licht gebracht. Nur etwa 1 % der Jugendlichen hat überhaupt noch Vertrauen in die/der Politik,<br />
das ist der letzte Platz aller öffentlichen Bereiche, weit hinter dem/n Polizei- und Justizapparat.<br />
Die Jugendlichen haben offenbar ihre Lehren gezogen aus den Korruptionsskandalen der letzten Zeit, für ein Viertel<br />
sind „alle Parteien gleich korrupt“. Auf gar keinen Fall wollen die Jugendlichen selbst Politiker/in werden und fast<br />
alle wollen am B/besten mit Politik N/nichts zu tun haben. Politisch aktiv wollen die Jungen am E/ehesten für Umweltschutz<br />
oder gegen Hungersnöte und Armut werden, und das/ss am L/liebsten weit weg von unserem/n schönen<br />
Österreich.<br />
12 Seite 10 <strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky
Kennenlernen<br />
Vorspann<br />
Modul<br />
1<br />
Vorspann – Kompetenztest<br />
Kompetenzbereich:<br />
Was Sie können sollen:<br />
Erlaubte Hilfsmittel:<br />
Testzeit:<br />
Sprachbewusstsein<br />
Texte den Normen entsprechend gemeinsam redigieren<br />
Lexikon, Wörterbuch, Internet<br />
30 Minuten<br />
Korrigieren Sie die Fehler im folgenden Text.<br />
Aufgabe<br />
Schülerarbeit (Kommentar):<br />
In dem Leserbrief „Gegen die Verteufelung des Internets“ tretet ein Herr Krenger wehement dafür ein, dass man<br />
endlich aufhören soll dem Internet die schuld an allem zugeben was nicht gut läuft in unseren Staat.<br />
Dieser Meinung kann ich nur häftig zustimmen. Es ist zu primitiev, sich einen Sündenbock für alle Schweinereien zu<br />
suchen wie Koruption und Lügen der Politiker, und da wählen sich Viele das Internet aus, weil sie sich selber nicht<br />
auskennen, und wenn man sich nicht auskennt, dann ist einen genau das Verdächtig, wo man sich nicht auskennt.<br />
Und dann maulen sie darüber und behaupten, dass das Internet verblöde und sogar Kleinkinder in ihrer geistigen<br />
Entwicklung hemmt und natürlich das die User zu Gewalt erzogen werden. Das ist kompleter Schwachsinn, das können<br />
nur Die sagen, die das Internet hassen. Aber die vielen Vorteile sehen sie nicht oder sagen sie absichtlich nicht,<br />
z. B. dass man heute chatten, skypen, mailen kann, und dass man jede Information blitzschnell hat, wo man früher<br />
10 Stunden mit der Bahn in irgendeine Bibliothek fahren musste, und dort noch 5 Stunden suchen. Darum sage ich,<br />
dass Internet ist super und nur wer es übertreibt, ist selber Schuld. Das man nicht 10 Stunden War-Games spielen<br />
soll am Tag ist ja eh klar.<br />
Also ich bin voll gegen das Schlecht Machen vom Internet!<br />
Was ich jetzt kann und verstehe<br />
Ich …<br />
… kann in Schreibkonferenzen sinnvoll arbeiten.<br />
Schätzen Sie sich ein<br />
(+2 = ganz gut, -2 = nicht)!<br />
+2 +1 -1 -2<br />
… kann Fehlerkataloge/Fehlerkarteien anlegen.<br />
… weiß, worauf man beim Redigieren eigener Texte achten muss.<br />
… kann häufige Ersatz-, Verschiebe-, Erweiterungsproben anwenden.<br />
Sind Sie mit Ihren Lernfortschritten zufrieden? – Wenn Sie noch weitere Anleitungen/Übungen brauchen, hilft<br />
Ihnen Ihre Lehrerin/Ihr Lehrer.<br />
<strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky Seite 11 13
Abschnitt<br />
R<br />
Kennenlernen Rechtschreibung<br />
R 1 S-SCHREIBUNG<br />
TE 1<br />
R 1.1 s – ss, ß – ss, s – ß<br />
Lesen Sie die folgenden gegenübergestellten Wortgruppen und Sätze halblaut und achten Sie auf die exakte<br />
Aussprache der Wörter, die einen s-Laut beinhalten! Setzen Sie in der INFO-BOX die richtigen Wörter ein!<br />
s – ss ?<br />
La das liegen! fg Sie la gerade ein Buch.<br />
die Ha en im Stall füttern fg dummes Geschwätz ha en<br />
Ihre Hände waren ri ig. fg Die Menschenmenge war rie ig.<br />
die Ra en der Hunde feststellen fg den Ra en mähen<br />
eine Ro e ins Knopfloch stecken fg die Ro e vor den Wagen spannen<br />
lautstark die Na e putzen fg na e Farben auftragen<br />
Sie saßen mit bla en Gesichtern da. fg die Seifenbla en zerplatzten<br />
in einer engen Ga e parken fg gefährliche Ga e einatmen<br />
s – ß ?<br />
ein Zimmer frisch wei en fg auf ein Verbotsschild hinwei en<br />
das Bild von der Wand rei en fg im Urlaub nach Berlin rei en<br />
vom Schreien hei er sein fg Die Suppe sollte hei er sein.<br />
in der grellen Sonne glei en fg Nicht auf den Glei en gehen!<br />
die Zeit wird rasch verflie en fg selbst das Badezimmer verflie en<br />
den Krei verkehr überwachen fg im Krei saal ein Kind zur Welt bringen<br />
eine Torte genie en fg ins Taschentuch nie en<br />
ß – ss ?<br />
aus Baumstämmen Flo e bauen fg im Meer eine dreieckige Flo e erspähen<br />
die Ma e für den Teig anrühren fg die Ma e des Quaders<br />
auf Mutters Scho sitzen fg ein Gescho abfeuern (beachte: österr. auch Geschoß!)<br />
Mit Bu en in die Ferien fahren fg schwere Geldbu…..en bezahlen müssen<br />
DIE SCHREIBUNG VO N „S“, „SS“ ODER „ß“<br />
INFO-BOX<br />
•y„ß“ und „ss“ zeigen in der Schreibung einen stimmlosen (scharf gesprochenen) s-Laut an! Es gilt das<br />
Stammprinzip (wenn im Wortstamm ein ß oder ss steht, dann auch in den Ableitungen davon: Maß,<br />
mäßig, mäßigen; blass, Blässe, erblasst; beißen – Biss).<br />
•y„ß“ steht nur nach<br />
lauten (au, äu, eu, ei, ai – äußerst, reißen) oder nach<br />
gesprochenem Vokal (auch Umlaut: a, e, i, ie, o, u, ü, ö, ä): Straße, büßen, bloß.<br />
•y„ss“ steht nach<br />
gesprochenem Vokal (a, e, i, o, u, ä, ö, ü): Fluss, es passt.<br />
•y„s“ kann überall stehen und stimm<br />
(= weich/summend wie in brausen, kräuseln) oder auch<br />
stimm (= scharf wie in fast, bis; häufig auch nach unbetonten Vokalen wie in Musik, Reserve)<br />
ausgesprochen werden! Auch beim „s“ gilt das Stammprinzip: Weise, hinweisen, erfreulicherweise).<br />
14 Seite 12 <strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky
Kennenlernen<br />
Abschnitt R<br />
Lesen Sie die folgenden Wörter halblaut und richtig betont. Wenden Sie die gelernten Regeln an und setzen<br />
Sie „s“, „ss“ oder „ß“ ein. Listen Sie die Wörter geordnet nach „s“, „ss“, „ß“ in Ihrem Heft/Ihrem Ordner auf.<br />
Schlagen Sie die Bedeutung der unbekannten Wörter im Wörterbuch oder Internet nach und schreiben Sie<br />
diese neben die Ihnen unbekannten Wörter.<br />
TE 2<br />
Proze , Brö el, Fu balldre , Blö e, Mo tschenke, Ra el, Meli e, Ra ter,<br />
Mo kito, Ba is, Rö er, Stei bein, Preu en, Pa age, Fra , Mo aik, Mu katnu<br />
, Mör er, Weinpre e, Ra en, Kri e, qua eln, Scheu al, Kohlspro en,<br />
Mo lems = Mu lime, Ö e, Flei , Getö e, Rei ig, Delikate e, Glo en, Ge ä ,<br />
Mi stände, Bi wunde, zerbei en, Schmu edecke, Schleu e<br />
Welcher scharf gesprochene s-Laut folgt einem kurzen Vokal? Wenden Sie die Regeln an und lösen Sie das<br />
Rätsel.<br />
TE 3<br />
Spielkarte, Könner(in)<br />
Gebirgsübergang, Ausweis<br />
großes Behältnis für Wein, Bier u. a.<br />
fließendes Gewässer<br />
Bewegungsorgane der Fische und Wale<br />
P t ganzjährig wehender Ozeanwind (NO bzw. SO)<br />
P Maschine zur Erzeugung von Druckkräften<br />
D u r Abrichtung von Tieren z. B. im Zirkus<br />
u d heimischer Raubvogel<br />
D l heimischer Singvogel, Sperre in Rohren<br />
e einer, der beruflich Massagen durchführt<br />
S c u l einer, der stets übereilt handelt<br />
z i heimische, stark duftende Blume<br />
o r große Wespenart<br />
p r Geräusch (Feuer, Hagel, Regen)<br />
a a Fahr- oder Fluggast<br />
r o i e auf dem Fahrgestell aufsitzendes Kfz-Oberteil<br />
i e ä einer, der Übles bzw. Böses tut<br />
Setzen Sie die fehlenden Buchstaben in die Adjektive ein und begründen Sie Ihre Entscheidungen durch die<br />
entsprechenden Regeln. Leiten Sie Verben ab und schreiben Sie die drei Stammformen in Ihr Heft.<br />
TE 4<br />
Beispiel: mä ig > mäßig: ß wegen des lang gesprochenen „ä“; mäßigen – mäßigte – gemäßigt<br />
ru ig spa ig sü wei anstö ig ersprie lich verdrie lich spie ig <br />
bi ig genü lich hä lich ri ig verge lich verlä lich wä rig<br />
Ende der <strong>Leseprobe</strong> aus Abschnitt R Seite 13 15
Abschnitt<br />
Modul<br />
G1 Kennenlernen Grammatik<br />
Zeichensetzung<br />
TE 1<br />
G 1 DIE RICHTIGE KONJUGATION VON VERBEN<br />
G 1.1 Stammformen von Verben<br />
Studieren Sie die INFO-BOX und setzen Sie dann in der Tabelle die richtigen Stammformen ein.<br />
DIE KONJUGATION DER VERBEN<br />
Es gibt drei Arten der Konjugation der Verben:<br />
INFO-BOX<br />
schwache Konjugation starke Konjugation gemischte/unregelmäßige<br />
Konjugation<br />
Präteritum: Endung -(e)te<br />
Partizip II: Endung -(e)t<br />
Präteritum: Ablaut (Veränderung<br />
des Stammvokals)<br />
Partizip II: Endung -en; Ablaut möglich<br />
Präteritum: Ablaut<br />
Partizip II: Endung -(e)t<br />
setzen – setzte – gesetzt sitzen – saß – gesessen brennen – brannte – gebrannt<br />
Manche Verben haben schwache oder starke Konjugation:<br />
• yohne Bedeutungsunterschied: saugen – saugte/sog – gesaugt/gesogen<br />
• ymit Bedeutungsunterschied: wiegen – wiegte – gewiegt<br />
wiegen – wog – gewogen<br />
Infinitiv Präteritum (3. Pers. Sing.) Partizip II<br />
backen 2 Mögl.: (nur: gebacken)<br />
befehlen, empfehlen<br />
belügen, betrügen<br />
bot<br />
gebeten<br />
gebraten, geraten<br />
focht, flocht<br />
fliehen<br />
gefroren<br />
gebären<br />
gedeihen<br />
gegolten<br />
genoss, floss<br />
gleiten, schreiten<br />
gegraben, geladen<br />
leiden<br />
meiden, entscheiden<br />
preisen, weisen<br />
rinnen<br />
soff, troff<br />
gelitten<br />
gemolken/gemelkt<br />
84 Seite 14 <strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky
Abschnitt G<br />
schaltete<br />
scheinen<br />
geschwunden<br />
schwören<br />
trügen<br />
waschen<br />
wachsen<br />
G 1.2 Verben mit schwacher und starker Konjugation<br />
Studieren Sie die folgenden Beispiele und ergänzen Sie danach die Tabelle unten mit der schwachen und<br />
starken Konjugation eines jeden Verbs. Achten Sie auf die unterschiedlichen Bedeutungen.<br />
TE 2<br />
Wir bewegten/bewogen sie dazu, ihren Beitrag zu erhöhen. Jetzt hast du mich aber erschreckt/erschrocken. <br />
Der Most hat nun lange genug gegärt/gegoren. Sie hängte/hing ihren Mantel in die Garderobe. Leonardo da<br />
Vinci schaffte/schuf eines der berühmtesten Gemälde der Kunstgeschichte. Der Schafscher-Weltmeister hat die<br />
ganze Herde in nicht mehr als 40 Minuten geschert/geschoren. Wir schleiften/schliffen die Messer. Der starke<br />
Wind schwellte/schwoll die Segel zu voller Größe. Auf einem Programm wurde eine Dokumentation gesendet/<br />
gesandt. Die Gegner weichten/wichen nicht zurück. Die Gans muss im Ofen jede halbe Stunde gewendet/<br />
gewandt werden. Wir haben das Tier dreimal gewiegt/gewogen.<br />
Infinitiv Präteritum Partizip II Bedeutung<br />
bewegen<br />
erschrecken<br />
gären<br />
hängen<br />
schaffen<br />
scheren<br />
schleifen<br />
schwellen<br />
die Lage verändern<br />
jemanden veranlassen<br />
in Schrecken versetzen<br />
in Schrecken geraten<br />
konkrete, wörtliche Bedeutung<br />
übertragene Bedeutung<br />
zum Hängen bringen<br />
aufgehängt sein<br />
bewerkstelligen, bewältigen<br />
hervorbringen, schöpfen<br />
sich kümmern<br />
entstehen lassen;<br />
zustande bringen<br />
die Haare schneiden (auch übertragene Bedeutung)<br />
schärfen<br />
über den Boden ziehen; dem Erdboden gleichmachen<br />
größer, dicker werden<br />
größer, dicker machen<br />
<strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky Seite 15 85
Modul<br />
1 Grammatik Zeichensetzung<br />
senden<br />
weichen<br />
---<br />
ausstrahlen (z. B. TV)<br />
zurückgehen<br />
weich machen<br />
schicken<br />
wenden<br />
---<br />
umkehren<br />
eine Frage oder Bitte an jemanden<br />
richten; in eine andere Richtung<br />
drehen; jemandem oder<br />
einer Sache entgegentreten<br />
TE 3<br />
TE 4<br />
wiegen<br />
Bilden Sie mit jedem Verb aus<br />
der Tabelle je einen Beispielsatz<br />
mit schwacher und starker<br />
Konjugation (mindestens<br />
sieben Wörter pro Satz).<br />
Erläutern Sie den Bedeutungsunterschied<br />
zwischen<br />
den folgenden Satzpaaren.<br />
ein Gewicht haben; das Gewicht feststellen<br />
schaukeln<br />
SCHWACHE ODER STARKE KONJUGATION?<br />
Bei einigen dieser Verben kann man zur Unterscheidung die Grammatik<br />
heranziehen:<br />
Erschrecken, hängen, schwellen:<br />
•yschwache Konjugation, wenn ein Objekt im Akkusativ nötig ist:<br />
Ich erschreckte ihn.<br />
Er hängte das Bild an die Wand.<br />
•yStarke Konjugation, wenn kein Objekt im Akkusativ möglich ist.<br />
Ich erschrak.<br />
Das Bild hing endlich an der Wand.<br />
TIPP<br />
TE 5<br />
• yWas hat er in seinem Leben geschafft? – Was hat er in seinem Leben geschaffen?<br />
• yEr wiegte das Baby. – Er wog das Baby.<br />
• ySie sandten drei Filme. – Sie sendeten drei Filme.<br />
Überprüfen Sie die Verbformen in den folgenden Sätzen. Stellen Sie sie gegebenenfalls richtig.<br />
Wir weichten nicht von der Stelle. Im Radio wurde ein Live-Bericht von der Unglücksstelle gesendet. Sei leise,<br />
sonst erschrickt das Reh. Sie haben die Kiste in den Schuppen geschleift. Beim Anblick der grässlichen Figur<br />
erschreckte ich. An die Wand hängten sie einige nichtssagende Bilder. Mit einem Stein schliff der alte Bauer<br />
kunstvoll die Sense. Die Mafia sandte ein Killerkommando. Er ist ein völlig unerschreckter Kerl. Er wandte mit<br />
seinem Auto und fuhr in die andere Richtung davon. Immer hat er seinen Kopf hin und her gewogen, wenn er<br />
eine Entscheidung treffen musste. Sie hofften, sie würde ungeschoren davonkommen. Nachdem die Gegner<br />
zurückgeweicht sind, ist es ein leichtes Spiel. Abneigung und Hass gärten in seinem Herzen.<br />
Abschnitt G – Kompetenztest 1: Konjugation<br />
Kompetenzbereich:<br />
Was Sie können sollen:<br />
Erlaubte Hilfsmittel:<br />
Testzeit:<br />
Sprachbewusstsein<br />
Sprachnormen beherrschen<br />
Lexikon, Wörterbuch, Internet<br />
Aufgabe 1: 10 Minuten<br />
Aufgabe 2: 10 Minuten<br />
86 Seite 16 <strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky
Zeichensetzung<br />
Abschnitt G<br />
Modul<br />
1<br />
Setzen Sie die richtigen Verbformen ein. Aufgabe 1<br />
Infinitiv Präteritum (2. Pers. Sing.) Partizip II<br />
einschalten<br />
empfohlen<br />
betrügen<br />
bot<br />
bat<br />
briet<br />
erschrecken<br />
gären<br />
gemessen<br />
geschworen<br />
gedeihen<br />
geboren<br />
genoss<br />
gehängt<br />
hing<br />
vermeiden<br />
scheinen<br />
schwinden<br />
eingedrungen<br />
triefen<br />
gewoben<br />
Ergänzen Sie die folgenden Sätze. Aufgabe 2<br />
Die Rundfunkstation hat seit 1958<br />
, aber jetzt ist es vorbei. (senden) Allein beim Anblick<br />
ihrer Augen<br />
damals die Männer hin. (schmelzen) Zwei Tage nach dem Brand<br />
wurde das Haus<br />
. (schleifen) Wir haben die Vorräte bereits in den Keller<br />
. (schaffen) Der Knall gestern mich zu Tode.<br />
(erschrecken) In den Verhandlungen<br />
sie mich, meine Zusage zu erneuern.<br />
(bewegen) Er<br />
das Brot ein, wie es im Rezept stand. (weichen) Beim Anblick des<br />
Einbrechers ist er heftig<br />
. (erschrecken) In ihrer Freizeit<br />
sie lustlos in Cafés und Parks herum. (hängen) Sie mussten zurück<br />
sein. (weichen) Sie dachten, sie hätten alle Hindernisse aus<br />
dem Weg . (schaffen) Vor dem Kampf der<br />
Boxer 75 kg. (wiegen) In der Bevölkerung hat es seit Jahren<br />
. (gären) <br />
An seine Mail<br />
er sieben Attachments. (hängen)<br />
Ende der <strong>Leseprobe</strong> aus Abschnitt G Seite 17 87
Abschnitt<br />
Modul<br />
1 Kennenlernen Wiederholung Zeichensetzungund Vertiefung<br />
W<br />
W 1 HUMOR<br />
In diesem Modul üben Sie:<br />
• ydie Kommasetzung bei Zusätzen und Nachträgen,<br />
• ydie Groß- und Kleinschreibung bei Denominalisierungen,<br />
• ydas Setzen von Gedankenstrichen,<br />
• ydie Getrennt- und Zusammenschreibung.<br />
W 1.1 Satiren von E. Kishon und H. Böll<br />
Ephraim Kishon: Besuchszeiten Montag und Donnerstag (Textauszug 1)<br />
Zu den hervorragenden Nationaleigentümlichkeiten Israels zählt die Disziplin, eine lückenlose, allumfassende Disziplin<br />
– und dennoch keine eiserne, wie etwa in den totalitären Staaten 1 , wo man allen Befehlen blind gehorchen<br />
muss. Nein, wir obliegen einer Disziplin, die individuell gefärbt ist. Wenn zum Beispiel […] auf einer Tür die Aufschrift<br />
Eintritt verboten prangt, dann treten wir wirklich nicht ein. Außer wenn wir unbedingt müssen. Oder um nachzuschauen,<br />
was eigentlich hinter der Tür los ist. Oder aus irgendwelchen anderen Gründen.<br />
Damit komme ich allmählich zu meiner Tante Ilka, jener liebenswerten alten Dame, die vor einigen Jahren, als sie gerade<br />
mit der Säuberung ihres Fußbodens beschäftigt war, einen leisen Pfiff ausstieß und sich nicht mehr aufrichten<br />
konnte. Ihr Meniskus oder etwas dergleichen hatte Schaden genommen, und Tante Ilka musste ins Spital, wo man<br />
sie in der Abteilung 14 unterbrachte.<br />
Kaum ins Bett verfrachtet, trug Tante Ilka der Oberschwester auf, uns alle telefonisch ans Krankenlager zu berufen<br />
und uns an ihre, Tante Ilkas, Vorliebe für Käsebrötchen zu erinnern, die vom Spital nur bei schweren Herzattacken<br />
verabreicht würden.<br />
Der Familienrat entschied, dass ich der richtige Mann sei, diesen Auftrag zu erledigen. Man händigte mir ein Paket<br />
mit in Asche gebackenen Käsebroten aus, und bald darauf stand ich vor der doppelten Stacheldrahtumzäunung, die<br />
das Areal des Krankenhauses umgab.<br />
Das eiserne Tor war geschlossen. Erst nach längerem höflichem Pumpern erschien ein stämmiger Portier und sagte:<br />
„Besuchszeiten Montag und Donnerstag, Nachmittag, 2:45 bis 3:30 Uhr.“<br />
„Danke sehr“, sagte ich. „Aber jetzt bin ich schon hier.“ – „Lieber Herr“, sagte der Türhüter, „es liegt im Interesse der<br />
Patienten. Besuche regen sie auf und verzögern den Heilungsprozess. Stellen Sie sich doch vor, was geschehen würde,<br />
wenn wir pausenlos Besuche einließen.“ – „Sie haben vollkommen recht“, sagte ich, „das wäre schrecklich. Und<br />
jetzt lassen Sie mich bitte hinein.“ – „Nein“, sagte er. „Ich habe strengen Auftrag. Sie betreten das Gebäude nur über<br />
meine Leiche.“<br />
„Das möchte ich nicht. Ich möchte zu meiner Tante Ilka.“ – „Nichts zu machen. Aber um 2 Uhr werde ich abgelöst.<br />
Vielleicht haben Sie bei meinem Nachfolger mehr Glück.“<br />
Der Mann war nicht nur ein Fanatiker, er war auch noch stolz darauf. Ich wandte mich ab, Hass im Herzen und zornige<br />
Flüche auf den Lippen. „Mögen alle hier vertretenen Krankheiten dich gleichzeitig heimsuchen, du tobsüchtiger<br />
Maniake!“ 2 , fluchte ich. „Und wenn du zerspringst: Ich komme zu Tante Ilka hinein!“<br />
Etwas später klopfte ich wieder an das Eingangstor, verfiel aber nicht in meinen früheren Fehler, sondern sagte dem<br />
neuen Portier:<br />
„Ich bin von der Redaktion der ,Jerusalem Post‘ und bin hier, um einen Artikel über Ihr Spital zu schreiben.“<br />
„Einen Augenblick“, sagte Torhüter II. „Ich rufe Dr. Gebennehmer.“<br />
Dr. Gebennehmer, ein Mann von gewinnenden Umgangsformen, empfing mich auf die netteste Weise und erbot sich<br />
sofort, mir das Institut zu zeigen.<br />
124 Seite 18 <strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky
Abschnitt W<br />
„Vielen Dank, Herr Doktor“, sagte ich. „Aber ich finde mich lieber selbst zurecht. Das ist die neue Reportertechnik,<br />
wissen Sie, unmittelbare Eindrücke zu sammeln. Machen Sie sich bitte keine Mühe.“<br />
„Es macht mir gar keine Mühe. Es ist mir ein Vergnügen.“ Dr. Gebennehmer schob freundlich seinen Arm unter meinen.<br />
„Außerdem brauchen Sie gewisse fachliche Informationen. Kommen Sie.“<br />
Er schleppte mich durch die Abteilungen 11, 12 und 13 und sprach dabei sehr anregend über die Hauptaufgabe der<br />
Presse, die seiner Meinung nach darin lag, dem Publikum besseres Verständnis für die Medizin im Allgemeinen und<br />
für die Gebarung der Krankenhäuser im Besonderen beizubringen. Ich folgte seinen Ausführungen mit zustimmendem<br />
Nicken und machte mir von Zeit zu Zeit Notizen, etwa des Wortlauts: „Eins bis drei und vier bis sechse, Großmama<br />
war eine Hexe“ oder etwas Ähnliches, meistens Gereimtes.<br />
Die vorbildliche Ordnung, und das in sämtlichen Abteilungen, wurde nur durch die Unzahl der Besucher ein wenig<br />
gestört. Im Durchschnitt saßen zwei komplette Familien an jedem Bett.<br />
„Dabei ist jetzt gar keine Besuchszeit“, erklärte Dr. Gebennehmer. „Ich weiß wirklich nicht, wie alle diese Leute hereingekommen<br />
sind.“<br />
„Macht nichts, macht nichts“, beruhigte ich ihn. Plötzlich klang aus einem der Betten die Stimme einer alten Dame<br />
an mein Ohr:<br />
„Hallo, Feri! Hast du den Käs mitgebracht?“ Es war eine eher peinliche Situation. Dr. Gebennehmer sah mich mit<br />
einem unangenehm fragenden Gesichtsausdruck an.<br />
„Schalom, Tante Ilka!“, rief ich aus. „Was für ein phantastischer Zufall!“<br />
„Zufall? Hat die Nurse nicht angerufen? Wo ist der Käs?“<br />
Ich übergab ihr rasch das Paket und versuchte vergebens, Dr. Gebennehmer davon zu überzeugen, dass ich immer<br />
ein Paket mit Käsebroten bei mir trüge, aber er zuckte nur wortlos die Schultern und ging.<br />
Tante Ilka verzehrte den Inhalt des Pakets in bemerkenswert kurzer Zeit und bestellte für den nächsten Tag eine Ladung<br />
Pfefferminzbonbons mit der zusätzlichen Auflage, auch Bernhard und Mitzi mitzubringen. Und natürlich meine<br />
Frau. Als ich zaghaft einwarf, dass morgen keine Besuchsstunden wären, deutete Tante Ilka mit einer vielsagenden<br />
Geste auf das Gewimmel im Raum und schickte mich nach Hause.<br />
(Fortsetzung auf Seite 128)<br />
1<br />
totalitäre Staaten – Diktaturen, keine Demokratien<br />
2<br />
Maniake – Wüterich<br />
W 1.1.1 Das Komma bei Zusätzen und Nachträgen<br />
Lesen Sie die nachfolgende INFO-BOX und bezeichnen Sie dann die unterstrichenen Textstellen im obigen Text<br />
mit den entsprechenden Ziffern von bis .<br />
TE 1<br />
INFO-BOX<br />
ZUSÄTZE UND NACHTRÄGE<br />
Derartige Zusätze trennt man grundsätzlich mit Komma (Beistrich) vom Satz ab (wenn sie eingeschoben sind:<br />
paariges Komma), auch Gedankenstriche und Klammern sind möglich (besonders deutliche Angrenzung),<br />
aber bei den Punkten und liegt es oft im Ermessen des Schreibenden, ob er die Kommas setzen will<br />
oder nicht! Es gibt<br />
Infinitivgruppen: Er weigerte sich, mir zu helfen.<br />
Partizip- oder Adjektivgruppen, absoluter Akkusativ: Hart am Arm angefasst(,) ließ der Dieb los.<br />
Appositionen: Josef, ein alter Verkäufer, sah sich verzweifelt um.<br />
nähere Bestimmungen/Erläuterungen: Alte Gewänder, wie z. B. Ballkleider, Smokings, Hosen oder Pullover,<br />
hingen in dem Schrank.<br />
<strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky Seite 19 125
Modul<br />
1 Zeichensetzung<br />
Wiederholung und Vertiefung<br />
Orts-, Wohnungs-, Zeit- und Literaturangaben ohne Präposition (das schließende Komma kann hier auch<br />
weggelassen werden): Herr Gustav Kumpf, Trieben, Wilhelmstraße 24, 1. Stock (,) hat diese Annonce aufgegeben.<br />
Angekündigte Wortgruppen: Wir beide, du und ich, wissen es genau.<br />
TE 2<br />
Wiederholen Sie, was eine Infinitivgruppe ist (Z 1.2.1, Seite 66 f.) und ergänzen Sie die INFO-BOX. Lösen Sie<br />
danach die nachfolgenden Aufgaben.<br />
INFO-BOX<br />
INFINITIVGRUPPE (ZU )<br />
Sie besteht aus ,<br />
d. h., ein alleine ist noch keine Infinitivgruppe; eine solche muss auch andere<br />
Satzbausteine enthalten („erweiterter“ Infinitiv).<br />
Die Infinitivgruppe wird meist – darf<br />
– durch Beistrich von anderen Sätzen<br />
getrennt. Will man Fehler vermeiden, ist es also sinnvoll, Infinitivgruppen immer durch einen Beistrich<br />
vom Satz abzugrenzen.<br />
Durch Komma muss man abtrennen: Infinitivgruppen …<br />
a) … mit „um zu“, „ohne zu“, „(an)statt zu“, „als zu“, „außer zu“:<br />
Er ging, ohne zu grüßen.<br />
b) …, die von einem Nomen abhängen:<br />
Der Versuch, den Tresor zu knacken, schlug fehl.<br />
c) …, die von einem Verweiswort abhängen:<br />
Sie dachte nicht daran, noch zu gewinnen./Heute ist es üblich, ein Auto zu haben.<br />
d) …, um den Sinn des Satzes eindeutig festzulegen:<br />
Ich rate(,) ihm (,) bei Problemen (,) immer zu helfen.<br />
Stil: Die Infinitivgruppe klingt meist sprachlich gewandter als der Gliedsatz.<br />
TE 3<br />
Wandeln Sie die Gliedsätze in Infinitivgruppen um.<br />
a) Der Gastgeber tut alles, damit er für seine Gäste eine stimmige Atmosphäre schafft.<br />
b) Beim Geschäftsdinner ist es üblich, dass die vorgegebene Sitzordnung einzuhalten ist.<br />
c) Das Beherrschen der wichtigsten Benimmregeln ist wichtig, damit man im beruflichen und privaten Bereich gravierende<br />
Fehler vermeidet.<br />
TE 4<br />
Erweitern Sie die folgenden Hauptsätze um eine Infinitivgruppe (durch Umwandlung des Hinweises in der<br />
mittleren Spalte).<br />
HS Hinweis Infinitivgruppe<br />
Ich habe alles getan,<br />
(Abwendung des Unglücks)<br />
Wir ersuchen Sie,<br />
Er hoffte inständig,<br />
Sie weigerte sich,<br />
(Überweisung des Betrags)<br />
(Treffen mit ihr)<br />
(Einhaltung der Nachtruhe)<br />
126 Seite 20 <strong>Leseprobe</strong> Trainingsteil 5./6. Kl. © Verlag Hölder-Pichler-Tempsky
Zeichensetzung<br />
Abschnitt W<br />
Modul<br />
1<br />
Die letzte Chance,<br />
Vermeidung einer<br />
Wiederholungsprüfung<br />
……………………………………………. , wurde leider nicht genützt.<br />
Erweitern Sie die folgenden Hauptsätze um eine Infinitivgruppe mit „um zu“/„ohne zu“/„statt zu“/„als zu“.<br />
TE 5<br />
HS Hinweis Infinitivgruppe<br />
Er fuhr in die Kreuzung ein,<br />
Er hatte nichts Besseres zu<br />
tun,<br />
Er fuhr davon,<br />
(nicht auf den Verkehr achten)<br />
(Unfallgegner beschimpfen)<br />
(auf die Polizei warten)<br />
Er versteckte sich,<br />
(Strafe entgehen)<br />
Wiederholen Sie, was Partizipial- und Adjektivgruppen sind (Z 1.2.2, Seite 68 ff.), und ergänzen Sie die INFO-<br />
BOX. Wandeln Sie danach die unterstrichenen Textteile in Partizipial-/Adjektivgruppen um.<br />
Übertragen Sie die neuen Sätze in Ihr Heft/Ihre Mappe und setzen Sie die Kommas nach Ermessen. Lösen Sie<br />
dann die nachfolgenden Aufgaben.<br />
TE 6<br />
PARTIZIPIAL- UND ADJEKTIVGRUPPEN (ZU )<br />
INFO-BOX<br />
Sie bestehen aus .<br />
Die Partizipial-/Adjektivgruppen dürfen,<br />
durch einen Beistrich abgegrenzt<br />
werden. Es ist ratsam, Kommas zu setzen, um die Gliederung des Satzes anzuzeigen.<br />
Das Glas zum Gruß erhebend(,) schauen einander alle Gäste vor dem Trinken kurz an.<br />
Zum vereinbarten Treffen zu spät gekommen(,) entschuldigte er sich höflich.<br />
Über den unerwarteten Erfolg glücklich(,) strahlte sie über das ganze Gesicht.<br />
Stil: Die Partizipial-/Adjektivgruppen wirken oft besser als Gliedsätze.<br />
Ich wurde durch das Piepen des Weckers aufgeschreckt und war schlagartig hellwach. Rasch strampelte ich die<br />
Bettdecke weg und schaute auf die Armbanduhr. „Oh Gott“, dachte ich, während ich ins Bad sprintete, „Paula wartet<br />
seit zehn Minuten!“ Ich sprang in meine Hosen und putzte mir gleichzeitig die Zähne. Dann eilte ich die Treppen hinunter<br />
und zur Haustür hinaus, wobei ich mich in meinen Mantel zwängte. Ich wurde durch das Knistern von Papier<br />
darauf aufmerksam gemacht, dass etwas in der Manteltasche war, und fand ebendort ein duftendes Zettelchen,<br />
auf dem stand: „Ich habe dich für immer verlassen, du Schuft! Paula!“ – „Warum?“, dachte ich, während ich meinen<br />
Schritt verlangsamte. „Gestern hatte sie noch, wobei sie ständige kicherte, mein Haus verlassen und durch nichts<br />
angedeutet, dass ihr etwas über die Leber gelaufen wäre. Sollte einer meiner lieben Freunde, der wegen meiner<br />
Erfolge bei Frauen neidisch war, sie angerufen und ihr einige unangenehme Details gesteckt haben?“<br />
<br />
(Text eines Schülers)<br />
Ende der <strong>Leseprobe</strong> aus Abschnitt W Seite 21 127