Online-Befragung - Forschungsstelle Glücksspiel - Universität ...
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Hohenheimer Diskussionsbeiträge zur <strong>Glücksspiel</strong>forschung<br />
Ergebnisse der (nicht repräsentativen)<br />
<strong>Online</strong>-<strong>Befragung</strong> „Einstellungen und<br />
Kenntnisse gegenüber <strong>Glücksspiel</strong>en“<br />
Tilman Becker, Andrea Wöhr, Anne Salbach<br />
Diskussionsbeitrag Nr. 1<br />
<strong>Forschungsstelle</strong> <strong>Glücksspiel</strong> (502)<br />
<strong>Universität</strong> Hohenheim, 70593 Stuttgart
Veröffentlichung der <strong>Forschungsstelle</strong> <strong>Glücksspiel</strong><br />
der <strong>Universität</strong> Hohenheim<br />
ISSN (Print) 2196-3738<br />
ISSN (<strong>Online</strong>) 2196-4440<br />
Herausgeber: <strong>Forschungsstelle</strong> <strong>Glücksspiel</strong> (502)<br />
<strong>Universität</strong> Hohenheim<br />
70593 Stuttgart<br />
Tel.: 0711/459-22599<br />
Fax: 0711/459-22601<br />
E-Mail: gluecksspiel@uni-hohenheim.de<br />
Gesamtherstellung: <strong>Forschungsstelle</strong> <strong>Glücksspiel</strong> (502)<br />
<strong>Universität</strong> Hohenheim<br />
70593 Stuttgart<br />
Published by<br />
Gambling Research Center, <strong>Universität</strong> Hohenheim<br />
ISSN (Print) 2196-3738<br />
ISSN (<strong>Online</strong>) 2196-4440<br />
Editor: Gambling Research Center (502)<br />
<strong>Universität</strong> Hohenheim<br />
70593 Stuttgart<br />
Phone: +49-(0)711/459-22599<br />
Fax: +49-(0)711/459-22601<br />
E-mail: gluecksspiel@uni-hohenheim.de<br />
Production: Gambling Research Center (502)<br />
<strong>Universität</strong> Hohenheim<br />
70593 Stuttgart<br />
Germany
Ergebnisse der (nicht repräsentativen)<br />
<strong>Online</strong>-<strong>Befragung</strong><br />
„Einstellungen und Kenntnisse<br />
gegenüber <strong>Glücksspiel</strong>en“<br />
Tilman Becker*<br />
Andrea Wöhr<br />
Anne Salbach<br />
<strong>Forschungsstelle</strong> <strong>Glücksspiel</strong><br />
<strong>Universität</strong> Hohenheim<br />
April 2013<br />
* Prof. Dr. Tilman Becker ist Geschäftsführender Leiter der <strong>Forschungsstelle</strong> <strong>Glücksspiel</strong><br />
der <strong>Universität</strong> Hohenheim, E-Mail: tilman.becker@uni-hohenheim.de
INHALT<br />
1 Zielsetzung und Methodik der <strong>Befragung</strong>..........................................................................1<br />
2 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse...................................................................2<br />
2.1 Soziodemografie der <strong>Befragung</strong>steilnehmer......................................................................2<br />
2.2 Einschätzung und Bewertung von <strong>Glücksspiel</strong>en..............................................................3<br />
2.3 Suchtpotenziale...................................................................................................................4<br />
2.4 Kenntnisse über <strong>Glücksspiel</strong>e.............................................................................................7<br />
2.5 Bewertung von Präventionsmaßnahmen..........................................................................10<br />
2.6 <strong>Glücksspiel</strong>angebot...........................................................................................................11<br />
3 Zusammenfassung und Fazit............................................................................................12
1<br />
1 Zielsetzung und Methodik der <strong>Befragung</strong><br />
Für Experten, Wissenschaftler, Branchentätige und Interessenten ist die <strong>Glücksspiel</strong>branche<br />
ein spannendes Arbeitsfeld. Stets ist sie mit neuen, weitreichenden Thematiken und Problemstellungen<br />
beschäftigt, sei es die Zulässigkeit von <strong>Online</strong>-<strong>Glücksspiel</strong>en, die Definition und<br />
Prävention von Spielsucht oder der Entwurf und die Novellierung staatlicher Regelungen zu<br />
<strong>Glücksspiel</strong> und Wetten. Wie diese Thematiken in Praxis und Wissenschaft aufgenommen,<br />
diskutiert und bewertet werden, zeigen wissenschaftliche Fachartikel, Expertengespräche und<br />
Symposien. Ergänzend lohnt es sich, zu fragen, wie die Bevölkerung über das <strong>Glücksspiel</strong> in<br />
seinen verschiedenen Facetten denkt. Wie werden <strong>Glücksspiel</strong>e und Wetten von den Bürgern<br />
wahrgenommen und eingeschätzt? Wie bewerten sie die Suchtgefahr dieser Spiele? Welches<br />
Wissen besteht in der Bevölkerung generell zu diesen Themen?<br />
Die <strong>Forschungsstelle</strong> <strong>Glücksspiel</strong> ist diesen Fragestellungen in einer <strong>Online</strong>-<strong>Befragung</strong> nachgegangen.<br />
Ziel war es, Einsichten in die Einstellungen und das Wissen der deutschen Bevölkerung<br />
zu <strong>Glücksspiel</strong>en zu erlangen und diesbezüglich ein aktuelles Stimmungsbild zu zeichnen.<br />
Zu den erfragten Aspekten zählen unter anderem die Einschätzung und Bewertung der<br />
Risiken einzelner <strong>Glücksspiel</strong>e, der Risiken potenziell süchtig machender Substanzen und Aktivitäten<br />
und der Effektivität verschiedener Präventionsmaßnahmen.<br />
Die <strong>Befragung</strong> ist an eine Studie aus der französischsprachigen Schweiz von 2008 angelehnt,<br />
in der 2.500 Personen bezüglich ihrer Meinungen und Einstellungen zu <strong>Glücksspiel</strong>en befragt<br />
wurden (Inglin/Gmel 2008). Die jeweils relevanten Fragestellungen wurden ausgewählt und<br />
an die eigenen Zwecke angepasst und ergänzt. Insbesondere wurde der zwei Items umfassende<br />
Lie/Bet-Fragebogen integriert, welcher Anzeichen für ein mögliches problematisches Spielverhalten<br />
der Befragten ermittelt.<br />
Insgesamt umfasst der <strong>Online</strong>-Fragebogen 16 Fragen. In der Mehrzahl sind die Fragen geschlossene<br />
Fragen mit Itembatterien als Antwortvorgaben, die über eine meist fünfstufige Skala<br />
bewertet werden sollten. Der Fragebogen wurde so programmiert, dass eine Rotation der<br />
Antwortvorgaben von Fall zu Fall vorgenommen wurde, um auf diese Weise Primacy-/Recency-Effekte,<br />
bei denen die zuerst und die zuletzt aufgeführten Antwortvorgaben bevorzugt<br />
ausgewählt werden, zu vermeiden.<br />
Der Link zur <strong>Befragung</strong> wurde im Zeitraum vom 21. Dezember 2011 bis zum 29. Februar<br />
2012 auf der Internetseite der <strong>Forschungsstelle</strong> <strong>Glücksspiel</strong> der <strong>Universität</strong> Hohenheim<br />
(http://www.gluecksspiel.uni-hohenheim.de) online gestellt. Teilnehmer der <strong>Befragung</strong> waren<br />
somit Besucher der Internetseite, bei denen daher bereits eine Affinität zum Thema angenommen<br />
werden kann. Die Stichprobenauswahl entspricht demzufolge einem nicht-repräsentativen<br />
Convenience Sample.
2<br />
2 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 1<br />
2.1 Soziodemografie der <strong>Befragung</strong>steilnehmer<br />
An der <strong>Befragung</strong> nahmen 281 Personen teil, 199 Männer (70,8%) und 82 Frauen (29,2%).<br />
Das Alter der Befragten erstreckt sich von 17 bis 72 Jahren und beträgt durchschnittlich<br />
43 Jahre. Die Verteilung der Altersklassen ist in Abbildung 1 dargestellt.<br />
120<br />
Altersklassen<br />
100<br />
96<br />
80<br />
60<br />
63<br />
56<br />
40<br />
42<br />
20<br />
0<br />
17<br />
6<br />
1<br />
< 20 20‐29 30‐39 40‐49 50‐59 60‐69 > 70<br />
Abbildung 1: Altersstruktur der Befragten<br />
Der überwiegende Teil der Befragten gibt an, als Arbeitnehmer tätig zu sein (169 Personen),<br />
gefolgt von Selbstständigen (85 Personen). Auf die weiteren Berufsgruppen entfallen nur<br />
geringe Fallzahlen: Studierende (5 Personen), Auszubildende (4 Personen), Schüler (3 Personen),<br />
Arbeitssuchende (4 Personen), Rentner (3 Personen) und sonstige Beschäftigungen<br />
(7 Personen). 38,4% (108 Personen) der Befragten gibt an, beruflich mit <strong>Glücksspiel</strong>en zu tun<br />
zu haben; auf den restlichen, überwiegenden Teil der Befragten trifft dies nicht zu.<br />
Mithilfe der Lie/Bet-Fragestellungen lassen sich Anzeichen für ein mögliches problematisches<br />
Spielverhalten der Befragten ermitteln. Der Lie/Bet-Fragebogen umfasst zum einen die Frage,<br />
ob man jemals Menschen, die einem wichtig sind oder waren, wegen des Ausmaßes des eigenen<br />
Spielverhaltens anlügen musste. Zum anderen wird erfragt, ob man jemals das Bedürfnis<br />
verspürt hat, mit immer mehr Geld zu spielen. 12,81% (36 Personen) der Befragten bejaht<br />
mindestens eine dieser beiden Fragen, was auf ein problematisches Spielverhalten hinweist.<br />
1 Für alle folgenden Ergebniswerte gilt: Die angegebenen Werte sind von der Anzahl abgegebener Antworten<br />
abhängig, sodass N zum Teil verschieden von der Gesamtanzahl der Teilnehmer N=281 ist.
3<br />
Von diesen sind 29 Personen männlich und 7 weiblich. In der weiteren Auswertung wird das<br />
Antwortverhalten dieser Personengruppe mit jenem der anderen Befragten verglichen.<br />
In der Schweizer Studie wurden insgesamt 2.500 Personen befragt; jedoch wurden die Befragten<br />
nur in drei Altersklassen zusammengefasst. Anhand dieser Einteilung ergibt sich für<br />
die Hohenheimer Studie folgendes Bild: Personen zwischen 15 bis 34 Jahren (68 Personen),<br />
35 bis 54 Jahre (168 Personen) und 55 bis 74 Jahre (45 Personen). Die Altersverteilung beider<br />
Studien ist somit vergleichbar, da die Mehrzahl der Befragten jeweils der Altersklasse von 35<br />
bis 54 Jahren angehört und das Durchschnittsalter bei 43 Jahren liegt.<br />
.<br />
2.2 Einschätzung und Bewertung von <strong>Glücksspiel</strong>en<br />
Zu Beginn des Fragebogens wurde bei den Probanden erfragt, welche Assoziationen sie mit<br />
<strong>Glücksspiel</strong>en verbinden, mit welchen Attributen sie <strong>Glücksspiel</strong> beschreiben und bewerten<br />
würden. Die Antwortitems reichten dabei von „<strong>Glücksspiel</strong> ist spannend und aufregend“ bis<br />
zu „<strong>Glücksspiel</strong> ist unmoralisch“. Die Befragten konnten die Aussagen auf einer Skala von<br />
1 „stimme gar nicht zu“ bis 5 „stimme voll und ganz zu“ bewerten. Die größte Zustimmung<br />
erfährt bei dieser Frage das Item „<strong>Glücksspiel</strong> ist spannend und aufregend“ mit einem Mittelwert<br />
von X = 3,57 (siehe Abbildung 2).<br />
<strong>Glücksspiel</strong> ist...<br />
… spannend und aufregend<br />
…ein gesellschaftliches Ereignis / eine<br />
Möglichkeit, andere Leute zu treffen<br />
…ein unbedenkliches Freizeitvergnügen<br />
…direkt mit Sucht verbunden (<strong>Glücksspiel</strong><br />
führt immer zu süchtigem Verhalten)<br />
…eine Möglichkeit, an Geld zu kommen<br />
…unmoralisch (<strong>Glücksspiel</strong> gehört sich nicht)<br />
1,74<br />
2,07<br />
2,01<br />
2,94<br />
3,17<br />
3,57<br />
1 2 3 4 5<br />
Mittelwerte der Antworten<br />
Abbildung 2: Einschätzung von <strong>Glücksspiel</strong><br />
Hohe Zustimmung erhält zudem das Item „<strong>Glücksspiel</strong> ist ein gesellschaftliches Ereignis /<br />
eine Möglichkeit, andere Leute zu treffen“ ( X = 3,17). Weniger Zustimmung erhalten die restlichen<br />
vier Items. Die Aussage, <strong>Glücksspiel</strong> sei ein unbedenkliches Freizeitvergnügen, wird
4<br />
eher neutral bewertet; als Möglichkeit, an Geld zu kommen, wird <strong>Glücksspiel</strong> kaum angesehen.<br />
Auch ist <strong>Glücksspiel</strong> für viele Personen nicht direkt mit Sucht verbunden, noch wird es<br />
als unmoralisch bewertet.<br />
Die neutrale Bewertung von <strong>Glücksspiel</strong> als „unbedenkliches Freizeitvergnügen“ und die negative<br />
Bewertung von <strong>Glücksspiel</strong>en als Möglichkeit zur Geldbeschaffung zeigen, dass die<br />
Schattenseiten des <strong>Glücksspiel</strong>s von den Befragten durchaus wahrgenommen werden, ohne<br />
sie jedoch als moralisch verwerflich zu betrachten. Stattdessen scheinen <strong>Glücksspiel</strong>e für viele<br />
Menschen eine spannende bzw. aufregende Aktivität zu sein, welche auch einen sozialen Aspekt<br />
aufweist.<br />
Altersunterschiede spielen bei der Bewertung der Items kaum eine Rolle. Zum Teil fallen die<br />
Geschlechterunterschiede ins Gewicht. Die höchste Abweichung zwischen Männern und Frauen<br />
gibt es für die Bewertung von <strong>Glücksspiel</strong> als „unbedenkliches Freizeitvergnügen“ – dieser<br />
Aussage stimmen Männer eher zu als Frauen.<br />
In der Gruppe der Personen, die laut Lie/Bet-Fragebogen zu einem problematischen Spielverhalten<br />
tendieren, spielt der Suchtaspekt von <strong>Glücksspiel</strong> eine größere Rolle als für die restlichen<br />
Befragten. So erhält das Item „<strong>Glücksspiel</strong> ist direkt mit Sucht verbunden“ in dieser<br />
Gruppe die dritthöchste Zustimmung ( X = 3,11). Hingegen wird <strong>Glücksspiel</strong> von dieser Personengruppe<br />
weniger als gesellschaftliches Ereignis oder unbedenkliches Freizeitvergnügen<br />
angesehen.<br />
Die in der französischsprachigen Schweiz Befragten stellen die Suchtgefahren und die moralische<br />
Komponente von <strong>Glücksspiel</strong> stärker in den Vordergrund als die gesellschaftliche Seite<br />
(vgl. Inglin/Gmel 2010: 305 f.). Dazu muss jedoch angemerkt werden, dass die Hohenheimer<br />
Umfrage ein Item mehr umfasst („unbedenkliches Freizeitvergnügen“) als die Studie aus der<br />
Schweiz.<br />
2.3 Suchtpotenzial<br />
Im weiteren Verlauf der <strong>Befragung</strong> standen das Suchtpotenzial verschiedener Rauschmittel<br />
und <strong>Glücksspiel</strong>arten im Fokus. Die Probanden wurden um eine Einschätzung der jeweiligen<br />
Suchtpotenziale auf einer Skala von 1 „gar nicht suchtgefährdend“ bis 10 „stark suchtgefährdend“<br />
gebeten.<br />
Zunächst ging es um einen Vergleich zwischen potenziell süchtig machenden Substanzen und<br />
Aktivitäten (<strong>Glücksspiel</strong>, Tabak, Alkohol und illegale Drogen). Das höchste Suchtpotenzial<br />
wird dabei – wie erwartet – den illegalen Drogen zugesprochen, dicht gefolgt von Tabak. Auch<br />
Alkohol wird mit einem Mittelwert von 6,65 als eher suchtgefährdend bewertet. Dagegen<br />
werden <strong>Glücksspiel</strong>e bezüglich des Suchtpotenzials als eher harmlos bewertet (siehe Abbildung<br />
3).
5<br />
Ein Vergleich der Geschlechter zeigt, dass Frauen illegale Drogen und <strong>Glücksspiel</strong>e als gefährlicher<br />
bewerten als Männer, Tabak und Alkohol dagegen als weniger gefährlich. Interessant<br />
ist an dieser Stelle der Abgleich dieser Einschätzungen mit dem eigenen Konsum. Personen<br />
mit möglichem problematischen Spielverhalten bewerten <strong>Glücksspiel</strong>e gegenüber den anderen<br />
Befragten als weit weniger harmlos: Sie bewerten das Suchtpotenzial im Mittel mit 6,97 und<br />
schreiben <strong>Glücksspiel</strong>en somit sogar eine höhere Suchtgefahr als Alkohol zu.<br />
Illegale Drogen<br />
8,00<br />
Tabak<br />
7,90<br />
Alkohol<br />
6,65<br />
<strong>Glücksspiel</strong><br />
4,89<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Mittelwerte der Antworten<br />
(n = 281)<br />
Abbildung 3: Einschätzung des Suchtpotenzials verschiedener Substanzen und Aktivitäten<br />
Gemäß den Daten der Schweizer Studie wird das Suchtpotenzial von <strong>Glücksspiel</strong>en im Nachbarland<br />
höher eingestuft. Die Probanden dieser Studie stufen <strong>Glücksspiel</strong>e als ebenso gefährlich<br />
wie Tabak ein, dessen Suchtpotenzial wiederum etwas geringer eingeschätzt wird als in<br />
der Hohenheimer <strong>Befragung</strong> ( X = 6,45) (vgl. Inglin/Gmel 2010: 305 f.).<br />
In den folgenden Fragen wurde dann das Suchtpotenzial für illegale Drogen einerseits und<br />
<strong>Glücksspiel</strong>e andererseits anhand einer 5er-Skala von 1 „gar nicht suchtgefährdend“ bis 5<br />
„stark suchtgefährdend“ genauer erfragt. Bei den illegalen Drogen bewerten die Teilnehmer<br />
insbesondere Heroin und Kokain sowie nachfolgend LSD und Ecstasy als stark suchtgefährdend.<br />
Als weniger gefährlich werden Marihuana und Haschisch angesehen (siehe Abbildung<br />
4). Geschlechts- und Altersunterschiede spielen bei diesen Bewertungen kaum eine Rolle.<br />
Bei den <strong>Glücksspiel</strong>en wird von den Befragten insbesondere den <strong>Glücksspiel</strong>automaten<br />
in Spielbanken und Casinos ( X = 3,83) und den Tischspielen im Casino (bspw. Roulette;<br />
X = 3,70) eine hohe Suchtgefahr zugesprochen. Auch Poker, Sportwetten und Geldspielgeräte<br />
in Spielhallen oder Gaststätten werden mit Mittelwerten von 3,31 bis 3,06 als eher gefährdend<br />
eingestuft (siehe Abbildung 5). Dagegen zählen Lotto, Fernsehlotterien und Rubbellose für die<br />
Befragten zu den eher harmlosen <strong>Glücksspiel</strong>en. Insgesamt schätzen Frauen das Gefährdungspotenzial<br />
der verschiedenen <strong>Glücksspiel</strong>arten meist etwas höher ein.
6<br />
Heroin<br />
Kokain<br />
4,7<br />
4,91<br />
LSD<br />
Ecstasy<br />
4,44<br />
4,4<br />
Marihuana<br />
Haschisch<br />
3,63<br />
3,53<br />
1 2 3 4 5<br />
Mittelwerte der Antworten<br />
Abbildung 4: Einschätzung der Suchtgefahr illegaler Drogen<br />
Personen mit problematischem Spielverhalten bewerten die Gefährdungspotenziale aller<br />
Spielformen höher als die übrigen Befragten. Als besonders suchtgefährdend werden dabei<br />
Spielautomaten bewertet, sowohl in Spielbanken und Casinos ( X = 4,39) als auch in Spielhallen<br />
und Gaststätten ( X = 4,0), und Tischspiele im Casino ( X = 4,06).<br />
<strong>Glücksspiel</strong>automaten in Spielbanken und Casinos<br />
Tischspiele im Casino (Roulette etc.)<br />
3,83<br />
3,70<br />
Poker<br />
Sportwetten<br />
Geldspielgeräte in Spielhallen und Gaststätten<br />
Lotto<br />
Fernsehlotterien<br />
Rubbellose<br />
2,53<br />
2,32<br />
2,32<br />
3,06<br />
3,31<br />
3,26<br />
1 2 3 4 5<br />
Mittelwerte der Antworten<br />
Abbildung 5: Einschätzung der Suchtgefahr verschiedener <strong>Glücksspiel</strong>e
7<br />
Auch bei der Umfrage aus der französischsprachigen Schweiz stehen die Spielautomaten 2 auf<br />
Platz 1 hinsichtlich der Gefährdungsbewertung. Sportwetten 3 werden dagegen als weit weniger<br />
gefährlich eingeschätzt (vgl. Inglin/Gmel 2010: 305 ff.). Ebenso zeichnet sich hier der<br />
Trend ab, dass jüngere Personen und Männer das <strong>Glücksspiel</strong> weniger gefährlich einschätzen<br />
als ältere Menschen und Frauen.<br />
2.4 Kenntnisse über <strong>Glücksspiel</strong>e<br />
Der folgende Frageblock zielte darauf ab, den Wissens- und Kenntnisstand der Befragten abzufragen.<br />
In der ersten Frage sollte angegeben werden, wie viele pathologische Spieler es in<br />
Deutschland prozentual gibt. Diese Prävalenz lag laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />
(BZgA) 2011 bevölkerungsweit bei 0,49% (vgl. BZgA 2012: 7).<br />
In der durchgeführten <strong>Online</strong>-<strong>Befragung</strong> schätzen die Teilnehmer im Mittel einen Prävalenzwert<br />
von 6,38%, welcher deutlich überhöht ist. Einschränkend ist jedoch zu beachten, dass die<br />
angegebenen Werte zwischen 0,00001% und 85% streuen; der Median liegt bei einem Wert<br />
von 2%. Inwieweit insbesondere sehr hohe Werte von 65% bis 85% als ernst gemeinte Angaben<br />
angesehen werden können, bleibt somit offen. Bei der Betrachtung der weiteren Zahlen ist<br />
dies zu berücksichtigen.<br />
Im Geschlechtervergleich zeigen die Daten, dass Frauen die Prävalenz pathologischen <strong>Glücksspiel</strong>s<br />
fast dreimal so hoch einschätzen wie Männer (Frauen ( X = 12,08%, Männer ( X =<br />
4,03%). Personen in der jüngsten Altersgruppe (15 bis 34 Jahre) schätzen die Zahl pathologischer<br />
<strong>Glücksspiel</strong>er in Deutschland mehr als doppelt so hoch ein wie Personen in den beiden<br />
höheren Altersgruppen (17-34: 11,36%, 35-54: 4,90%, 55-74: 4,37%). Die Angaben der Personen,<br />
die laut Lie/Bet-Fragebogen zu problematischen Spielverhalten neigen, liegen ebenfalls<br />
über dem Durchschnitt. Insgesamt weisen die Ergebnisse dieser Frage daraufhin, dass die Zahl<br />
der pathologischen <strong>Glücksspiel</strong>er für die Befragten eher schwer einzuschätzen ist und kaum<br />
Kenntnisse bzw. überhöhte Vorstellungen diesbezüglich vorliegen.<br />
Die Annahme, dass Personen, die beruflich mit <strong>Glücksspiel</strong> zu tun haben, die Einschätzung der<br />
<strong>Glücksspiel</strong>prävalenz in Deutschland besser einschätzen können als Personen ohne berufliche<br />
Verbindung zur <strong>Glücksspiel</strong>branche, bestätigt sich nur bedingt. Mit einer geschätzten durchschnittlichen<br />
Prävalenz von 4,99% liegen die Angaben dieser Personengruppe etwas näher an<br />
dem tatsächlich von der BZgA ermittelten Wert von 0,49%.<br />
Eine zweite Wissensfrage thematisiert die in Deutschland zugelassenen und verbotenen<br />
Spielarten. So sollten die <strong>Befragung</strong>steilnehmer angeben, welche Spiele ihres Wissens nach<br />
2 In der Schweiz sind <strong>Glücksspiel</strong>automaten nur innerhalb der konzessionierten Spielbanken zugelassen.<br />
3 Sportwetten können in der Schweiz über die Anbieter Swisslos und Loterie Romande abgeschlossen werden.<br />
In der Swisslos sind die deutschschweizer Kantone organisiert, in der Loterie Romande die französischsprachigen.
8<br />
in Deutschland vom Gesetzgeber erlaubt werden und welche verboten sind. Zu beachten ist<br />
diesbezüglich: Zum Zeitpunkt der Umfrage galt der Stand der Rechtslage der Jahreswende<br />
2011/12. Von den sieben abgefragten Spielarten waren zu diesem Zeitpunkt fünf in Deutschland<br />
verboten (<strong>Online</strong>-Poker, privater Poker um Geld, <strong>Online</strong>-Lotterien, Sportwetten in Wettbüros,<br />
<strong>Online</strong>-Sportwetten), die anderen beiden Arten erlaubt (Poker um Geld im Casino,<br />
Rubbellose). Um zu verhindern, dass die Probanden in ihren Antworten raten müssen, bestand<br />
für jede der Spielarten die Antwortmöglichkeit „weiß nicht“.<br />
Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass die Einschätzungen der Probanden zur Legalität<br />
der Spielarten mit Ausnahme der „Sportwetten in Wettbüros“ korrekt ausfallen, wenngleich<br />
nicht immer ganz eindeutig (siehe Tabelle 1). Die sichersten Einschätzungen treffen die Befragten<br />
bezüglich der <strong>Glücksspiel</strong>e „Poker um Geld in Casinos“ und „Rubbellose“, welche<br />
sie korrekt als zulässige <strong>Glücksspiel</strong>e erkennen. Eine relativ hohe Rechtsunsicherheit scheint<br />
hingegen bezüglich der <strong>Online</strong>-Lotterien zu herrschen, wie der hohe Anteil von „weiß nicht“-<br />
Angaben und der ebenfalls hohe Anteil bei der für diese Spielart falschen Antwort „erlaubt“<br />
zeigen. Grundsätzlich scheint die Unsicherheit der <strong>Befragung</strong>steilnehmer insbesondere bezüglich<br />
der <strong>Online</strong>-Angebote hoch zu sein. So kann angenommen werden, dass vielen nicht klar<br />
ist, dass <strong>Online</strong>-Angebote generell verboten sind. Eindeutig falsche Vorstellungen bestehen<br />
hinsichtlich der Sportwetten in Wettbüros, die zum Zeitpunkt der <strong>Befragung</strong> verboten waren.<br />
Erlaubt Verboten Weiß nicht<br />
<strong>Online</strong>-Poker 33,93% 53,93% 12,14%<br />
Poker um Geld (privat) 29,29% 56,43% 14,29%<br />
<strong>Online</strong>-Lotterien 36,07% 46,43% 17,50%<br />
Sportwetten in Wettbüros 63,93% 26,43% 9,64%<br />
<strong>Online</strong>-Sportwetten 39,64% 47,14% 13,21%<br />
Poker um Geld (im Casino) 82,14% 8,57% 9,29%<br />
Rubbellose 95,36% 2,14% 2,50%<br />
Tabelle 1: Antwortangaben zu erlaubten und verbotenen Spielarten (n = 280)<br />
Die Unsicherheiten werden auch deutlich, wenn die Unterschiede zwischen den Antworten<br />
von Männern und Frauen betrachtet werden. Während die Gruppe der Männer für alle Spielarten<br />
mehrheitlich korrekte Einschätzungen bezüglich der Legalität abgibt, liegen die Frauen mit<br />
ihren Angaben zum Teil falsch. So war bei allen <strong>Online</strong>-<strong>Glücksspiel</strong>en (<strong>Online</strong>-Poker, <strong>Online</strong>-<br />
Lotterien und <strong>Online</strong>-Sportwetten) der Prozentsatz von Frauen, die diese Spiele für erlaubt<br />
halten, höher als der Anteil von Frauen, welcher diese Spiele korrekt als verboten einschätzt.<br />
Auch bei der Einschätzung der Legalität von Sportwetten in Wettbüros lagen die weiblichen<br />
Befragten stärker daneben als die männlichen. Insgesamt geben Frauen zudem öfter die Antwort<br />
„weiß nicht“. Die Ergebnisse der beiden Wissensfragen legen die Frage nahe, ob Frauen<br />
schlechter über <strong>Glücksspiel</strong>e informiert sind als Männer, oder ob sich diese Unterschiede aus<br />
der Geschlechterverteilung der Stichprobe ergeben. Personen, die beruflich mit <strong>Glücksspiel</strong> zu<br />
tun haben, kennen sich insgesamt besser aus als die übrigen Befragten. Alle Ergebniswerte zur<br />
zweiten Frage finden sich in Tabelle 2.
9<br />
Antwort "erlaubt"<br />
Total Männer Frauen<br />
Alter<br />
15-34<br />
Alter<br />
35-54<br />
Alter<br />
55-74<br />
Berufl:<br />
Ja<br />
Berufl:<br />
Nein<br />
Lie/Bet:<br />
Ja<br />
Lie/Bet:<br />
Nein<br />
<strong>Online</strong>-Poker 33,93% 28,14% 48,15% 42,65% 31,74% 28,89% 22,43% 41,01% 34,29% 33,88%<br />
Poker um Geld (privat) 29,29% 28,64% 30,86% 36,76% 26,95% 26,67% 26,17% 31,21% 17,14% 31,02%<br />
<strong>Online</strong>-Lotterien 36,07% 28,64% 54,32% 39,71% 36,53% 28,89% 27,10% 41,62% 37,14% 35,92%<br />
Sportwetten in Wettbüros 63,93% 61,31% 70,37% 66,18% 63,47% 64,44% 56,07% 68,79% 74,29% 62,45%<br />
<strong>Online</strong>-Sportwetten 39,64% 36,68% 46,91% 41,18% 41,92% 28,89% 28,04% 46,82% 34,29% 40,41%<br />
Poker um Geld<br />
(im Casino)<br />
82,14% 84,42% 76,54% 80,88% 82,63% 82,22% 89,72% 77,46% 80,00% 82,45%<br />
Rubbellose 95,36% 94,47% 97,53% 94,12% 96,41% 93,33% 95,33% 95,38% 91,43% 95,92%<br />
Antwort "verboten"<br />
Total Männer Frauen<br />
Alter<br />
15-34<br />
Alter<br />
35-54<br />
Alter<br />
55-74<br />
Berufl:<br />
Ja<br />
Berufl:<br />
Nein<br />
Lie/Bet:<br />
Ja<br />
Lie/Bet:<br />
Nein<br />
<strong>Online</strong>-Poker 53,93% 61,31% 35,80% 44,12% 58,08% 53,33% 70,09% 43,93% 62,86% 52,65%<br />
Poker um Geld (privat) 56,43% 60,80% 45,68% 47,06% 59,88% 57,78% 65,42% 50,87% 68,57% 54,69%<br />
<strong>Online</strong>-Lotterien 46,43% 53,77% 28,40% 35,29% 51,50% 44,44% 59,81% 38,15% 45,71% 46,53%<br />
Sportwetten in Wettbü-<br />
ros<br />
26,43% 30,65% 16,05% 20,59% 28,74% 26,67% 32,71% 22,54% 20,00% 27,35%<br />
<strong>Online</strong>-Sportwetten 47,14% 52,26% 34,57% 41,18% 47,31% 55,56% 59,81% 39,31% 31,43% 45,31%<br />
Poker um Geld<br />
(im Casino)<br />
8,57% 8,04% 9,88% 7,35% 10,78% 2,22% 6,54% 9,83% 14,29% 7,76%<br />
Rubbellose 2,14% 3,02% 0,00% 1,47% 2,40% 2,22% 2,80% 1,73% 8,57% 1,22%<br />
Antwort "weiß nicht"<br />
Total Männer Frauen<br />
Alter<br />
15-34<br />
Alter<br />
35-54<br />
Alter<br />
55-74<br />
0<br />
Tabelle 2: Ergebniswerte zur Frage „Welche Spiele erlaubt der Gesetzgeber, welche sind verboten?“<br />
Berufl:<br />
Ja<br />
Berufl:<br />
Nein<br />
Lie/Bet:<br />
Ja<br />
Lie/Bet:<br />
Nein<br />
<strong>Online</strong>-Poker 12,14% 10,55% 16,05% 13,24% 10,18% 17,78% 7,48% 15,03% 2,86% 13,47%<br />
Poker um Geld (privat) 14,29% 10,55% 23,46% 16,18% 13,17% 15,56% 8,41% 17,92% 14,29% 14,29%<br />
<strong>Online</strong>-Lotterien 17,50% 17,59% 17,28% 25,00% 11,98% 26,67% 13,08% 20,23% 17,14% 17,55%<br />
Sportwetten in Wettbüros 9,64% 8,04% 13,58% 13,24% 7,78% 15,56% 11,21% 8,67% 5,71% 10,20%<br />
<strong>Online</strong>-Sportwetten 13,21% 11,06% 18,52% 17,65% 10,78% 15,56% 12,15% 13,87% 5,71% 14,29%<br />
Poker um Geld<br />
(im Casino)<br />
9,29% 7,54% 13,58% 11,76% 6,59% 15,56% 3,74% 12,72% 5,71% 9,80%<br />
Rubbellose 2,50% 2,51% 2,47% 4,41% 1,20% 4,44% 1,87% 2,89% 0,00% 2,86%<br />
Tabelle 2:<br />
Ergebniswerte zur Frage „Welche Spiele erlaubt der Gesetzgeber, welche sind verboten?“
10<br />
2.5 Bewertung von Präventionsmaßnahmen<br />
Außer den beiden o. g. wissensbezogenen Fragen wurden zudem zwei Fragen zur Einschätzung<br />
von Präventionsmaßnahmen gestellt. Die erste dieser Fragen thematisiert, für wie effektiv<br />
die Befragten verschiedene Maßnahmen zur Vorbeugung von pathologischem Spielen halten.<br />
Die aufgeführten Maßnahmen, die auf einer Skala von 1 „gar nicht geeignet“ bis 5 „sehr<br />
geeignet“ bewertet wurden, erstrecken sich von der Information und Aufklärung der Öffentlichkeit<br />
und gefährdeter Bevölkerungsgruppen bis zu strikteren Mitteln wie die Schließung<br />
von Spielorten und Verboten.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass die Befragten vor allem die aufklärungsorientierten Maßnahmen<br />
als effektiv ansehen. Die beiden entsprechenden Items „besonders Kinder und Jugendliche<br />
aufklären“ und „die Öffentlichkeit besser über die Gefahren informieren“ werden mit Mittelwerten<br />
zwischen 4 und 5 als sehr geeignet eingeschätzt (siehe Abbildung 6). Frauen befürworten<br />
diese Maßnahmen insgesamt stärker als Männer.<br />
Die etwas rigidere Maßnahme, Sperrsysteme für alle Spielformen einzuführen, stößt ebenfalls<br />
eher auf Zustimmung ( X = 3,10). Das Wirkungspotenzial von Werbeverboten für einige oder<br />
alle <strong>Glücksspiel</strong>e, von Verboten bestimmter Spiele und Schließungen von Spielhallen und Casinos<br />
zur Vorbeugung pathologischen Spielen schätzen die Probanden hingegen als eher gering<br />
ein. Insgesamt werden von den Befragten vor allem Aufklärungsmaßnahmen zur Prävention<br />
präferiert, weniger Verbote.<br />
besonders Kinder und Jugendliche über die<br />
Risiken aufklären<br />
4,37<br />
die Öffentlichkeit besser über die Gefahren<br />
informieren<br />
4,03<br />
Sperrsysteme einführen, die für alle<br />
Spielformen gelten<br />
Werbung für bestimmte <strong>Glücksspiel</strong>e<br />
verbieten<br />
2,86<br />
3,10<br />
Werbung für alle <strong>Glücksspiel</strong>e verbieten<br />
2,62<br />
bestimmte Spiele verbieten<br />
2,46<br />
Schließung von Spielhallen<br />
2,26<br />
Schließung von Casinos<br />
2,15<br />
Abbildung 6: Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen<br />
1 2 3 4 5<br />
Mittelwerte der Antworten
11<br />
Personen, die nach Lie/Bet-Fragebogen möglicherweise ein pathologisches Spielverhalten<br />
aufweisen, sprechen sich im Gegensatz zum Rest der Teilnehmer stärker für die Schließung<br />
von Spielhallen und Casinos sowie für Werbeverbote aus.<br />
Auch in der Studie aus der französischsprachigen Schweiz setzen die Befragten mehrheitlich<br />
auf Aufklärung; insbesondere, wenn es sich dabei um Frauen handelt.<br />
2.6 <strong>Glücksspiel</strong>angebot<br />
Wie die Befragten einer Liberalisierung für das Angebot von <strong>Glücksspiel</strong>en gegenüberstehen,<br />
wurde in Frage 9 betrachtet. Gefragt wurde, welche Anbieter nach Ansicht der <strong>Befragung</strong>steilnehmer<br />
<strong>Glücksspiel</strong>e in Deutschland anbieten dürfen sollten: staatliche Anbieter, Unternehmen<br />
mit staatlich erteilter Konzession oder alle interessierten Anbieter (was einer Liberalisierung<br />
gleichkäme). Dies wurde für die Spielformen „Lotterien“, „Sportwetten“ und „<strong>Online</strong>-<strong>Glücksspiel</strong>e“<br />
abgefragt. Mehrfachnennungen waren jeweils möglich.<br />
Wie Abbildung 7 zeigt, sollten nach Ansicht der Befragten insbesondere Unternehmen, welche<br />
eine staatliche Konzession erwerben, als Anbieter von <strong>Glücksspiel</strong>en auftreten dürfen. Dies<br />
gilt für alle drei Spielformen. Weiter kommen für die Befragten auch staatliche Anbieter in<br />
Frage, wenn auch in allen Fällen mit geringeren Werten. Einer völligen Liberalisierung des<br />
Angebots scheinen die Befragten eher kritisch gegenüberzustehen.<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
0,6192<br />
0,5944<br />
0,5979<br />
0,4591<br />
0,3772 0,3772<br />
0,2135 0,2064<br />
0,1815<br />
Lotterien Sportwetten <strong>Online</strong>-<strong>Glücksspiel</strong>e<br />
staatliche Anbieter<br />
Unternehmen mit staatlich erteilter Konzession<br />
alle interessierten Anbieter<br />
(n = 281)<br />
Abbildung 7: Präferenzen für mögliche Anbieter von <strong>Glücksspiel</strong>en
12<br />
3 Zusammenfassung und Fazit<br />
Abschließend soll noch einmal betont werden, dass es sich bei den Befragten um Besucher der<br />
Internetseite der <strong>Forschungsstelle</strong> <strong>Glücksspiel</strong> an der <strong>Universität</strong> Hohenheim handelt und die<br />
folgenden Angaben daher nicht notwendigerweise repräsentativ für die Gesamtbevölkerung<br />
sind.<br />
Die Ergebnisse der Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen: <strong>Glücksspiel</strong>e werden insbesondere<br />
als spannende bzw. aufregende Aktivität mit einem sozialen Aspekt angesehen, jedoch<br />
nicht als unbedenkliches Freizeitvergnügen oder als Möglichkeit zur Geldbeschaffung verharmlost.<br />
Das Suchtpotenzial von <strong>Glücksspiel</strong>en wird von den Befragten als deutlich geringer<br />
eingeschätzt als jenes von illegalen Drogen, Tabak und Alkohol. Die höchste Suchtgefahr wird<br />
den <strong>Glücksspiel</strong>automaten in Spielbanken und Casinos und Tischspielen in Casinos zugesprochen.<br />
Eine Schätzung des Prozentwertes, wie viele Menschen in Deutschland pathologisch <strong>Glücksspiel</strong>e<br />
spielen, fällt den Befragten schwer. Diesbezüglich scheinen in der Bevölkerung nur<br />
geringe Kenntnisse zu bestehen. Gute Kenntnisse zeigen die Teilnehmer jedoch bei der Einschätzung<br />
der Legalität verschiedener <strong>Glücksspiel</strong>arten; diese konnten sie in fast allen Fällen<br />
korrekt als „erlaubt“ oder „verboten“ einschätzen, wenngleich nicht immer ganz eindeutig.<br />
Insbesondere bezüglich der <strong>Online</strong>-Angebote scheint die Unsicherheit der Bürger hoch zu<br />
sein. Möglicherweise ist vielen nicht klar, dass <strong>Online</strong>-Angebote zum Zeitpunkt der <strong>Befragung</strong><br />
verboten waren. Eindeutig falsch dagegen ist die Einschätzung bzgl. der Legalität von<br />
Sportwetten in Wettbüros.<br />
Als Präventionsmaßnahmen gegen pathologisches Spielverhalten schätzen die Befragten vor<br />
allem Aufklärungsmaßnahmen als wirkungsvoll ein, die auf die Information der Öffentlichkeit<br />
und gefährdeter Gruppen wie Kinder und Jugendlicher ausgerichtet sind. Gleichzeitig sprechen<br />
sich die Befragten eher gegen eine Liberalisierung von <strong>Glücksspiel</strong>en aus, bei der jedes<br />
interessierte Unternehmen <strong>Glücksspiel</strong>e anbieten kann. Stattdessen präferieren sie eine Regulierung<br />
des Staates, bei der <strong>Glücksspiel</strong>e allein von Unternehmen mit einer staatlich erteilten<br />
Konzession sowie von staatlichen Anbietern offeriert werden dürfen.<br />
In den Ergebnissen zeigen sich einige Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die weiblichen<br />
Befragten bewerten das Suchtpotenzial von illegalen Drogen und <strong>Glücksspiel</strong>en insgesamt<br />
höher als die männlichen Teilnehmer; ebenso schätzen sie das Gefährdungspotenzial<br />
der verschiedenen <strong>Glücksspiel</strong>arten in der Regel etwas höher ein. Bei den wissensbezogenen<br />
Fragen schätzen die Frauen die Prävalenz pathologischen <strong>Glücksspiel</strong>s fast dreimal so hoch<br />
ein wie die Männer und lagen mit ihren Angaben zur Legalität von <strong>Online</strong>-<strong>Glücksspiel</strong>en (<strong>Online</strong>-Poker,<br />
<strong>Online</strong>-Lotterien, <strong>Online</strong>-Sportwetten) sowie der Sportwetten in Wettbüros falsch.<br />
Zudem geben sie öfter die Antwort „weiß nicht“. Weibliche Probanden halten zudem alle der<br />
abgefragten Präventionsmaßnahmen für wirkungsvoller als die befragten Männer.
13<br />
Befragte Personen mit einem möglicherweise problematischen Spielverhalten, erfasst über den<br />
Lie/Bet-Fragebogen, bewerten <strong>Glücksspiel</strong>e als weit weniger harmlos und schreiben <strong>Glücksspiel</strong>en<br />
sogar eine höhere Suchtgefahr zu als Alkohol. Zudem schätzen sie die Gefährdungspotenziale<br />
aller Spielformen höher ein als die übrigen Befragten. Im Gegensatz zum Rest der<br />
Teilnehmer hält diese Personengruppe rigide Präventionsmaßnahmen wie die Schließung von<br />
Spielhallen und Casinos sowie Werbeverbote für wirkungsvoller.<br />
Die Studie aus der französischsprachigen Schweiz ergibt zahlreiche Parallelen. Die Suchtgefahr<br />
verschiedener <strong>Glücksspiel</strong>arten wurde ähnlich bewertet; Spielautomaten werden dabei<br />
jeweils als gefährlichste Spielform eingestuft. Als wirkungsvollste Präventionsmaßnahmen<br />
gegen die Entstehung eines pathologischen Spielverhaltens werden aufklärende und informierende<br />
Maßnahmen genannt; Verbote werden dagegen als weniger wirkungsvoll eingestuft.<br />
Inglin und Gmel betonen jedoch, dass frühere Studien gezeigt haben, dass solche aufklärerischen<br />
Maßnahmen für die meisten Suchtformen ineffektiv und ohne nennenswerten Einfluss<br />
seien. Die Autoren stellen somit die Frage, inwieweit in der Bevölkerung stattdessen Akzeptanz<br />
für „unpopuläre“, aber effektive Maßnahmen wie Sperrsysteme oder Verbote geschaffen<br />
werden sollte (vgl. Inglin/Gmel 2010: 312 ff.). Die Befragten in der (französischsprachigen)<br />
Schweiz betonen darüber hinaus die Suchtgefahren und moralischen Aspekte von <strong>Glücksspiel</strong><br />
stärker. <strong>Glücksspiel</strong>e werden dort sogar als ebenso gefährlich wie Tabak eingestuft.<br />
Insgesamt konnte die vorliegende <strong>Befragung</strong> aufschlussreiche Einblicke in die Einschätzung<br />
und Bewertung von <strong>Glücksspiel</strong>en geben und Kenntnislücken aufzeigen. Da die durchgeführte<br />
<strong>Befragung</strong> auf einem nicht repräsentativen Sample der deutschen Bevölkerung beruht, dienen<br />
die vorgestellten Ergebnisse vor allem dazu, einen ersten Einblick in die Wahrnehmungen der<br />
Menschen zu erlangen. Aus den Ergebnissen lassen sich fruchtbare Anknüpfungspunkte für<br />
weitere, größer angelegte Studien finden, etwa bzgl. der Kenntnisse der Bevölkerung über das<br />
<strong>Glücksspiel</strong>, der Erfahrungen der Bürger und der genutzten Informationsquellen.
14<br />
Literatur<br />
Bundesamt für Justiz, Der rechtliche Rahmen des <strong>Glücksspiel</strong>s in der Schweiz,<br />
http://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/themen/gesellschaft/ref_lotterien_und_wetten/<br />
ref_rechtliche_grundlagen.html [abgerufen am 17.12.2012].<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2012): <strong>Glücksspiel</strong>verhalten und <strong>Glücksspiel</strong>sucht<br />
in Deutschland. Ergebnisse aus drei repräsentativen Bevölkerungsbefragungen 2007,<br />
2009 und 2011. Köln. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Verfügbar unter:<br />
http://www.bzga.de/forschung/studien-untersuchungen/studien/gluecksspiel/?sub=68<br />
[abgerufen am 05.11.2012].<br />
Inglin, Sophie; Gmel, Gerhard (2010): Beliefs About and Attitudes Toward Gambling in<br />
French-Speaking Switzerland. In: Journal of Gambling Studies, Volume 27, Issue 2,<br />
S. 299-316. Verfügbar unter: http://link.springer.com/article/10.1007/s10899-010-9210-<br />
4?null [abgerufen am 09.11.2012].
15<br />
Der Diskussionsbeitrag ist auch als PDF abrufbar unter:<br />
http://gluecksspiel.uni-hohenheim.de/diskussionsbeitrag