TRGS 551
TRGS 551
TRGS 551
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
Ausgabe i9g1<br />
Technische Fiegel'n<br />
FiJR GEFAHRSTOFFE<br />
Pyrolyseprod'ukte<br />
aus organischem Material<br />
<strong>TRGS</strong> <strong>551</strong><br />
,<br />
Die Technischen Regeln fur Gefanrstoffe (<strong>TRGS</strong>) geben den Stand der<br />
sicherheitstechnischen, arbettsmedizinischen, hygienischen sowie arbeitswissenschattlichen<br />
Anforderungen an Gefahrstoffe hinsichtlich Inverkehrbringen und<br />
Umgang wieder . Sie werden vom<br />
Ausschuf3 fur Gefahrstoffe (AGS)<br />
aufgestellt und von ihm, der Entwicklung entsprechend angepafit . Die <strong>TRGS</strong> werden<br />
vom Bundesminister f'u prbeit ind Sozialordnung im Bundesarbeitsblatt<br />
(BArb81) ~ vom Bundesminister fiir Umwelt,Naturschutz<br />
und Reaktorsicherheit im Bundesgesundheitsblatt be--<br />
kanntgegeben .<br />
Dieses Blatt enthalt Hinweise zur Beurteilung von Arbeitsplatzen, an denen Pyrolyseprodukte<br />
aus organischern Material' entstehen oder an denen mit solchen umgegangen<br />
win3 :'),<br />
Im ubrigen wird auf die Vorschriften der GefahrstoHverordnung Anhang II Nr . 1' verwiesen<br />
.<br />
Inhalt<br />
1 . Anwendungsbereich<br />
2 Begriffsbestimmungen<br />
3. BeurteilungsmaBstab<br />
4. Sonderbestimmungen<br />
5. Eriauterungen .<br />
1 . Anwendungsberelch<br />
1 .1 Dieses Blatt gitt fwr Verfahren bzw . Arb'eiten, bei'denen Pyrolyseprodukte aus organischem<br />
Material hergestellt oder verwendet werden . Es gilt femer fur Verfahren<br />
bzw-. Arbeiten, bei denen unter den besonderen Bedingungen des Umgangs aus<br />
anderen Stoffen. Z.B . im Vertauf einer gewollten chemischen Umsetzung . Pyro-<br />
- lyseprodukte aus organischem Material als Neben- oder Zwischenpnodukte unbeabsichtigt<br />
erzeugt werden. _<br />
1 .1 .1 Verfahren, bei denen organisches Material im Sinne der in Nr . 2 .1 aufgefuhrten<br />
Begriffsbestimmung thermisch zersetzt (pyrolysiert) wird, sind u .a.<br />
- die tlbertOhrung von Kohle in Koks, Kokereigas . Rohbenzol und Teer<br />
http://legacy.library.ucsf.edu/tid/utr56e00/pdf<br />
') Der Begriff "Pyrolyseprodukte~aus organischem Material" schlieBt Braunkohlenteer<br />
. Steinkohlenteer, Steinkohlenteerpech . Steinkohlenteer8le<br />
sowie Gemische damit nach <strong>TRGS</strong> 900 sowie Peche, Teere . TeerBle in Bitumen<br />
nach Anhanq V GefStoffv mit ein .
<strong>TRGS</strong> SS t S .ft 2<br />
- die Uberfiihrung von Erddltraktionen in Ethylen, hohere Olefine und Diolefine .<br />
Acetylen und Homologe sowie flussige aromatische Gemische in Crackanlagen<br />
(Ethylencracker)<br />
- die Uber}uhrung von flussigen (nassen) Erdgaskomponenrten in Ethylen, hbhere<br />
Oletine und Diolefine sowie Acetylen und aromatische Gemische in Crackanlagen<br />
- die Uberfuhrung geeigneter petro- und kohlechemischer Rohstoffe in technischen<br />
RuB<br />
die Uberfuhrung von Kohie/Koks und Erdolfraktionen mit Hilte von 1Nasser<br />
dampf in Synthesegas . phenolhaltige Fraktionen und Vergasungsteer<br />
- die Uberfuhrung von Erdoltraktionen in Koks, Gas sowie leichte und schwere<br />
Ole (Coker)<br />
- die Uberfuhrung von Holz in Holzkohle . Holzteer und Holzessig<br />
- die Uberfuhrung von Altreifen und Kunststoffabfalten in aromatische Rohstof#e<br />
(Recyciing)<br />
- Rauchern von l.ebensmitteln<br />
1 .1 .2 Pyrolyseprodukte aus organischem Material sind u .a . :<br />
- Steinkohlenteer (aus der Pyrolyse (Verkokung) von Steinkohle)<br />
- Braunkohlenteer (aus der Pyrolyse (Verkokung) von Braunkohl'e)<br />
- Pyrofysedle aus der Pyrolyse von Erdbtfraktionen zu Olefinen, Diolefinen, Acetylen<br />
und Homologen<br />
- Pyrofyseole aus der Pyrolyse von Methan und erdgasahnlichen Produkten<br />
- Vergasungsteere aus der Pyrolyse von KohJe und Erdolfraktionen zu Synthesegas<br />
- Coker3le aus der Verkokung von Erdoliraktionen<br />
- Holzteer (Hoizkohle) aus der Pyrolyse von Hofz<br />
- Pyrolyse8le aus pyrolydschen Recycling-Prozessen von Altreiten und Kunststoffabfalfen.<br />
1 .1 .3 (1) Pyrolyseprodukte aus organischem Material k8nnen auch unter den besonderen<br />
Bedingungen des Umgangs aus anderen Stoffen, z . B ., im Vertauf einer gewotlten<br />
chemischen Umsetzung als Neben- und Zwischenprodukte unbeabsichtigt<br />
erleugt werden . Hierzu zahlen u . a .<br />
- Gief3en von Essen und StaN bei Anwesenheit organischer Materialien<br />
- Verbnermungsprozesse in allen Verbrennungsmotoren und Heizungsanlagen<br />
mit urnrolistandiger Verbrennung (siehe 5 .1 .2)<br />
(2) Unbeabsichtigt erzeugte Pynotyseprodukte aus organischem Material sind enthalten<br />
z. B . in gebrauchtem Motoren6t' bzw : liegen adsorbiert an RuB aus Hei'-<br />
zungsantagen vor .<br />
1 .1 .4 Einige technisch hergesteltte Pyrolyseproduktp werden destillathr in Destilfate und<br />
Destiltationsruckstende autgetrennt. Die jeweiligen Desnllationsrirckstlltnde sowie<br />
die Destdlate werden (in der Regef nach weiterer physikalischer und/oder chemistter<br />
Nachbehandlung) technisch venaendet :<br />
http://legacy.library.ucsf.edu/tid/utr56e00/pdf
TAGs <strong>551</strong> seit. 3<br />
Aus den Destillaten werden beispielsweise reine Verbindungen fur die chemische<br />
Industne hergesteltt (z_8 . Benzol, Xylole . Naphthalin, Anthracen, Phenanthren.<br />
Pyren . Darbazol) ; die Destillate finden auch Venwendung zur Herstellung von technischen<br />
RuBen fur die Automobilreiten- una Druckfarbenherstellung, von Holzschutzmmeln.<br />
Heizolen sowie z . B . von Extraktions- und LBsemitteln .<br />
Die Destillationsruckstande (Peche) finden fast ausschlieBlictt Verwendung in der<br />
metallurgischen Industrie . z . B. zur Herstellung der Kohlenstoffelektroden fur die<br />
Aluminiumerzeugung .<br />
Teere und Peche werden u . a. in der Feuerfestindustrie zum Herstellen hitzebestandiger<br />
Steine, in der Eisen-Huttenind'ustne bei Verwendung besonderer Feuerfestprodukte<br />
sowie in der optischen Industrie ats Kittmittel bei der Linsenherstellung<br />
eingesetzt .<br />
2 Begriffsbestimmungen<br />
2.1 Pyrolyseprodukte aus organischem Material sind Stoffgemische,, die bei der Pyrolyse<br />
des organischen Materials (Erhitzen unter Sauerstoff-AusschluB oder unvollstandige<br />
Verbrennung von organischem Material) entstehen . Diese Stofigemische<br />
enthalten neben niedrig siedenden auch hoher siedende bzw . nicht unzersetzt<br />
destillierbare organische Verbindungen . Pyrolyseprodukte klinnen polycycfische<br />
aromatische Kohlenwasserstoffe und aromatische Heterocyclen enthatten . Zu den<br />
Entstehungsbedingungen von Pyrolyseprodukten aus organischem~Material siehe<br />
auch 5 .1 und 5.2.<br />
2 .1 .1 (1) Polycyclische aromatische Kohfenwasserstoffe, im folgenden PAH (Polycyclic<br />
Aromatic Hydrocarbons) abgekurzt, sind kondensierteorganische Ringverbindungen<br />
. Aufgrund der Bindungsverhaltnisse werden zwei Klassen von PAH unterschieden<br />
:<br />
- ortho-kondensierte (kata•aneilierte) PAH, bei' denen jedes Kohlenstotfatom<br />
nicht mehr als zwei Ringen gemeinsam angehort und sich alle Kohtenstoffatome<br />
in der Penpherie des konjugierten Systems befinden ; -<br />
- peri-kondensierte PAH, bei denen einzelne Kohienstoffatome drei Ringeangeh6ren<br />
und Ringe innere Kohlenstoffatome besitzen, die nicht in der Peripherie<br />
des Molekuls angeordnet sind .<br />
(2) Bezuglich der systematischen Benennung von PAH wird auf die IUPAC-Regeln<br />
verwiesen .+)<br />
2.1 .2 Heterocyclen sind Verbindungen, bei denen in einem Ring e+n oder mehrere<br />
Kohfenstoftatome durch andere Atome, z .B. Stkdcstoff, Sauerstotf . oder Schwefel, .<br />
ersetzt sind .<br />
2 .1 .3 Technische RuBe sind unter kontrollierten Bedingungen hergestellte Produkte mit<br />
jeweils gleichbteibenden physikalischen und chemisChen Eigenschaften (hohe<br />
Adsorptionskapazitat; der mit organischen Li3sungsmitteln extrahierbare Anteil<br />
betrAgt weniger als 0,S°le) .<br />
2.1.4 KaminruBe sowie RuBe aus Verfyrennungsmotoren und Verbrennungsanlagen<br />
entstehen unter nichtdefinierten Bedingungen und haben deshalbvariierende phy-<br />
1) IUPAC-RpNn A-21 . A-22 Wnd e-3.<br />
http://legacy.library.ucsf.edu/tid/utr56e00/pdf
<strong>TRGS</strong> <strong>551</strong> Seite 4<br />
sikalische und chemische Eigenschaften (der mit organischen Lasungsmitteln<br />
extrahierbare Antei~l betragt mehr als 10 %, nicht selten bis zu<br />
50 %) .<br />
3 . BeurteillungsmaBstab<br />
3 .1 In der Liste der krebserzeugenden ' -fahrstoffe, Anhang II Nr . 1 .1 (1)<br />
GefStoffV ist Benzo(a)pyren alis Bezugssubstanz fur krebserzeugende<br />
polycyclische aromatilsche Kohlenwasserstoffe in Pyrolyseprodukten aus<br />
organischem Material in die Gruppe II bei Massengehalten im Gefahrstoff<br />
von Z 0,1 % und in die Gruppe III bei Massengehalten zwischen 0,005 und<br />
0,1 % eingeordnet (34) . Diese Festlegung schlieBt andere krebserzeugende<br />
PAH, z . B, die in: der Li :ste eingestufter gefahrlicher Stoffe und<br />
Zubereitungen, Anhang VI GefStoffV, genannten Benz(a)anthracen, Benzo-<br />
(b)fluoranthen, Benzo(j)fluoranthen und Benzo(k)fluoranthen sowie das<br />
in der TA Luft genannte Di,benz(a,h)anthracen mit ein .<br />
3 .2 Beim Umgang mit Pyrolyseprodukten aus organischem Material ist damit zu<br />
rechnen, daB Arbei~tnehmer polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen<br />
ausgesetzt sind . Nach gegenwartigem Kenntnisstand enthalt das<br />
hierbei in der Luft am Arbeitsplatz vorkommende komplexe Stoffgemisch<br />
stets krebserzeugende PAH . Als Anhalt fur die zu treffenden SchutzmaBnahmen<br />
und die meGtechnische Oberwachung am Arbeitsplatz wird der TRK-<br />
Wert f1dr Benzo(a)pyren herangezogen (35) .<br />
4 . Sonderbestimmungen<br />
4 .1 N'.icht unter die Regelung fallen<br />
- Kokse,<br />
- RuBe aus technischen RuBhersteilungsverfahren, Aktivkohlen, Holzkohlen,<br />
Holzteere und Holzpeche, soweit sie Benzo(a)pyren in Konzentrationen<br />
< 50 hg/g enthalten .<br />
http://legacy.library.ucsf.edu/tid/utr56e00/pdf
<strong>TRGS</strong> <strong>551</strong> Seite 4 a<br />
4 .2 Bestehen fur Stoffe, die bei der Pyrolyse entstehen, spezielle Regelungen,<br />
sind di'ese vorrangig zu beachten .<br />
5 . Erlauterungen<br />
5 .1 Wenn organisches Material Uber seine Zersetzungstemperatur hinaus unter<br />
Sauerstoffmangel erhitzt wird oder verbrennt, entstehen in Abhangigkeit<br />
vom Ausgangsmaterilal und von den Reaktionsbedingungen u . a . neben<br />
gasformigen niiedermollekularen organischen Verbindungen auch unterschiedlich<br />
zusamnengesetzte komplexe Stoffgemische .<br />
5 .1 .1 Ein Anteil der Pyrolyseprodukte besteht aus polycyciischen aromatischen<br />
Kohlenwasserstoffen und aromatischen Heterocyclen, wenn die Pyrolysen<br />
zwischen ca . 500 °C und 2000 °C d'urchgefuhrrt werden . Mit steigendem<br />
aromatischen Kohlenstoff/Wasserstoff-Verhaltnis des organi'schen Materialis<br />
nimmt der Gehalt an polycyclischen aromatischen Verbindungen in den<br />
Pyrolyseprodukten zu . Bei Pyrolysetemperaturen unterhalb ca . 700 °C<br />
enthalten die Pyrolyseprodukte neben unsubstiltuierten polycyclischen<br />
aromatischen Verbindungen auch deren Alkyl- insbesondere Methyl-Derivate<br />
. Oberhalb ca . 700 °C entstehend'e Pyrolyseprodukte enthalten haufig<br />
Uberwiegend die unsubstituierten aromatischen Verbindungen . PAH' bzw .<br />
PAH-Homologe mit krebserzeugendem Potential befinden si,ch in oberhalb<br />
von 400 °C siedenden Fraktilonen von,Pyrolyseprodukten .<br />
5 .1 .2 Bei der Verbrennung herrschen Temperaturen oberhalb 500 °C . Daher entstehen<br />
bei der unvollstXndigen Verbrennung auch polycyclische aromatische<br />
Kohilenwasserstoffe und aromatische Heterocyclen .<br />
N<br />
O N<br />
~<br />
WN<br />
O<br />
http://legacy.library.ucsf.edu/tid/utr56e00/pdf
TtaGS sst s.+te s<br />
5.2 Benzo(alpyren ist in der PAH-Fraktion von Pyrolyseprodukten im Sinne der in<br />
Nr .,2 .1i aufgetuhrten Begnftsbestimmungen regelrnaf3ig vortmarden . Die Mengenverhaltnnsse<br />
der PAH zueinanaer („PAH-Profife") in Emissionen konnen sich z . B .<br />
in Abhangigkeit vom Brennstoff und den Verbrennungsbedingungen wesentl :ch<br />
unterscheiden . So wurden innerhalb eines Verbrennungszyklus (Kaltstart-Warmlauf<br />
beim Kfz . Abbrennphase - Gtutphase beim Kohleofen) wesentliche Unterschiede<br />
gemessen ., Diese Unterschiede verwischen sich jedoch zum Teil uber Iangere<br />
Zeitraume, die biologisch von Bedeutung sind. -<br />
5.3 Krebserzeugende Wirkung<br />
5 .3 .1' Wirkung von PAH und PAH-Fraktionen aus Pyroiyseprodukten aut die Haut im<br />
Tierexpenment<br />
(1) Zahlreiche PAH haben nach haufiger Einwirkung auf die Mausehaut eine unterschiedlich<br />
starke bzw : schwache tumorerzeugende Wirkung, gezeigt, mehrere<br />
PAH erwiesen sich nicht ais krebserzeugend .<br />
(2) Die Wirkungsrelevanz der Profilunterschiede der PAH-Fraktionen scheint sich<br />
nach den vorliegenden tierexperimentellen Ergebnissen an der Mausehaut in relativ<br />
engen Grenzen zu halten . Die tumorerzeugende Wirkung von PAH-Fraktionen<br />
aus Kondensaten der Abgase, die bei der Steinkohleverbrennung entstehen [1 ]<br />
sowie von Otto- [2 .3] und Dieselmotoren (4], erzeugt werden, Iiet3 sich zu 6-17 %<br />
durch ihren Gehalt an Benzo[a)pyren beschreiben : Bei den weniger arbeitsplat2-<br />
relevanten PAH'-Fraktionen die aus Z,garettenrauchkondensat [5] und gebrauchtem.<br />
Motorenol [1) gewonnen worden waren, wurde der Benzo[a]pyren-Anteil an<br />
der tumorerzeugenden Wirkung zu 2 bzw . 25 % berechnet.<br />
(3) Die angegebenen Zahlen liegen in Abhangigkeit von den Tierzahlen . der<br />
Anzahl der Mespunkte sowie ihrer Abweichung : von einer Regressionsgeraden fur<br />
die Dosis-Haufigkeitsbeziehungen . innerhaib eines unterschiedlich gro/3en Ver<br />
trauensbereiches . Wenn man davon ausgeht, daf3 der Anteil von Benzo(alpyren<br />
an den PAH deren krebserzeugende Wirkung mit durchschnittlich 10 % beschreibt,<br />
dann durfte der damit bei Einzelbewertung entstehende Fehler nach der.<br />
bisher vorliegenden Erkenntnissen den Faktor 2 bis 3 nach oben und unten im<br />
allgemeinen nicht uberschreiten . Da bei'den bisher untersuchten PAH-Fraktionen<br />
sowohl die Einsatzstoffe der Pyrolyse als auch die Pyrotysevorgenge selbst sehr<br />
unterschiedlich sind. wird angenommen, daB die Benzo[a]pyren-Wirkung der nicht<br />
untersuchten PAH-Fraktionen aus Pyrofyseprodukten wahrscheinlich innerhalb<br />
dieses Rahmens Iiegt . Infolgedessen wird die Benzo[a]pyren-Kon=entration versuchsweise<br />
als MaBstab fi0r die krebserzeugende Potenz von PAH aus Pyrofyseprodukten<br />
verwendet .<br />
5 .3 .2 Wirkung von Benzo(alpyren auf den Atemtrakt im Tierexperiment<br />
(1) Nach intratrachealer Applikation (Eingabe in die Luftrdhre) zeigt Benzo(alpyren<br />
(bei Ratte (6, 7) und Goldhamster [8, 9, t0]) eine deut6ch sterkere krebserzeugende<br />
Wirkung als nach Inhalation beirrr Goldhamster [111 . Die Tatsache, dal3<br />
nach Inhalation nur Tumoren im oberen Respirationstrakt und im oberen Verdau,<br />
ungstrakt, nicht aber in der Lunge nachgewiesen wurden, deutet auf die bekannte<br />
hohe Effektivitat des Nasenfilters bzw . des entsprechenden C1earince-1Ntechani3-<br />
mus bei Nagern hin . Wegen der in dieser Hinsicht bedeutenden Unterschiede zw+ischen<br />
Nagem und Menschen kann aunAchst davon ausgegangen werden, daB<br />
das oben besprochene Ergebnis nach intratracheafer Applikation von Berzo[a]py-<br />
N<br />
O N~<br />
~ oN<br />
O<br />
N<br />
: ;y<br />
http://legacy.library.ucsf.edu/tid/utr56e00/pdf
TIRG g <strong>551</strong> S.it . 6<br />
ren fur die Verhaltmssse beirn Menschen wahrscheintich relevanter ist als das<br />
Ergebrns nach Inhalation beim Nager [12) :<br />
(2) Zahlreiche Untersuchungen uber die tumorerzeugende Wirkung von Benzo(a)-<br />
pyren nach intratrachealen Instillationen wurden beim Goldhamster durchgefuhrt .<br />
z.T. unter Anwendung hoher Dosen mit geringem EHekt (13)! . Es zeigte sich ledoch,<br />
daf3 mit einer posis von 10 mg Benzo[a)pyren eine Tumorrate von 50 °/, erreicht<br />
werden kann, wenn diese Gesamtdosis auf haufige Instillationen verteift wird (8 .<br />
9 . 10). Bet der Ratte wurden entsprechende Ergebnisse erziett (6. 7) . Aufgrund<br />
weiterer biologischer Expericrmente soilte zu einem spateren Zsitpunkt der gegenwartig<br />
auf die Benzo(a]pyren-Konzentration beschrankte Ma(3stab zur Bestimr<br />
mung der krebserzeugenden Potenz der PAH-Fraktion aus Pyrolyseprodukten<br />
uberprult werden .<br />
5 .3.3 Wirkung auf die Haut beim Menschen<br />
Bereits 1775 erschien die erste Verofientlichung uber das gehaufte Auftreten von<br />
Karzinomen durch Skrotalhaut bei Schomsteinfegem in London . Durch zahlreiche<br />
weitere Beobachtungen an Schornsteinfegern und Teerarbeitern im 19 . Jahrhundert<br />
und zu Beginn des 20 . Jahrhunderts ist gesichert, daB Schomsteinru(3 und<br />
Steinkohienteer beim Menschen Hautkrebs erzeugen konnen [14) : Durch Tierversuche<br />
mit einzelnen Fraktionen des Teeres wurde dessen hauttumorerzeugende<br />
Eigenschaft im wesentlichen auf darin enthaltene PAH zuruckgefuhrt (Schrifttum<br />
in [15J).<br />
5 .3.4 Wirkung auf die Lunge beim Menschen<br />
(1) In mehreren epidemiologischen Untersuchungen wurden bei Kokereiarbeitem<br />
[16,17, 18, 19, 20, 21), und teerverarbeitenden Dachdeckem [22) erhohte Lungenkrebshaufigkeirten<br />
festgestellt . Als Ursache dieser Wirkung kann aufgrund der tierexperimentellen<br />
Edahrungen am ehesten die Inhalation bestimmter PAH' angesehen<br />
werden . Diese Erklan,ng hat bis heute die gro0te Plausibilitat .<br />
(2) Wegen der Vielzahl von Substanzen, die stets gemeinsarn mit tierexperimentell<br />
als krebserzeugend nachgewiesenen Substanzen in Pyrolyseprodukten auftreten,<br />
ist allerdings der Wirkungsanteil' einzelner PAH oder einer Gruppe von PAH aufgrund<br />
sotcher Untersuchungen beim Menschen nicht erfaBbar .,<br />
(3) Aus den voriiegenden epidemiologischen Untersuchungsergebnissen lassen<br />
sich Beziehungen zwischen inhalierter PAH-Oosis und Lungenkrebshaufigkeit<br />
nicht ermitteln . Als Spitzenwerte sind Konzentrationen von mehr als 100 ,uglm3<br />
Benz.o[a]pyren gemessen worden [23) . In einzelnen Arbeitsbereichen wurden<br />
Schichtmittelwerte bis zu etwa 50 ,ug/m; Benzo[a)pyren festgestellt [24, 25) . Bei .<br />
~ der uberwiegenden Anzahl der betreffenden Ihdustriebereiche kann mit Benzo[a)-<br />
pyren-Konzentrationen von etwa 0,01 bis 100Ng/m3 gerechnet werden [24, 25, 26) .<br />
(4) Es ist anzunehmen, dal) mehrere Substanzen, die au(3er den PAH bei der Pyrolyse<br />
organischen Material's am Arbeitsplatz auftreten (z . B . aromatische Amine .<br />
Phenole), als Kanzerogene, ko-kanzerogene Promotoren oder Inhibitoren an den<br />
genannten epirdemiologischen Untersuchungsergebnissert beteiligt sind .<br />
5 .3.5 Wirkung auf die Hamwege beim Menschen<br />
Beobachtungen an BeschAftigten der Gas-Industrie [27, 28,16J~1 srawiie der Kohten-<br />
Teer-Industrie (Literaturangaben in [29]) sprechen dafWr, daB bei der Pyrolyse<br />
organischer Materiafien regelmaBig auch Verbindungen gebildet werden, welche<br />
N<br />
O<br />
N~C1<br />
;<br />
N<br />
Q<br />
N<br />
http://legacy.library.ucsf.edu/tid/utr56e00/pdf
<strong>TRGS</strong> <strong>551</strong> Selte 7<br />
Urotheltumoren induzieren konnen . Diese Annahme wird gestutzt durch die Tatsache.<br />
dafi auch bet tigarettenrauchem nicht nur das Bronchialkarzmom-Risiko .<br />
sondem auch das Risiko an Harnwegtumoren zu erkranken . deutlich erhoht ist<br />
[30 . 31) . In diesem Zusammenhang sei aut den Nachweis des Pyrotyseproduktes<br />
2-N'aphthytamin bei Beschaftigten der Gas-Industrie (28) sowie irn Harn des 2igarettenrauchers<br />
(32J hingewiesen . Femer konnen Nitroaromaten, wetche in Pyrolyseprozessen<br />
entstehen, im menschlichen Organrsmus reduktiv in Arylamine<br />
umgewandelt werden [33) und damit zur Induktion bOsartiger Hamwegstumoren<br />
beitragen .<br />
5 .4 Die Begrenzung der PAH-Exposition erscheint bei Bewertung aller Befunde als<br />
ein wirksamer Weg zur Krebsprophylaxe an bestimmtemArbeitsplatzen . Uber die<br />
krebserzeugende Potenz der Gesamtheit des jeweiligen Pyrolyseproduktes . das<br />
au(3er PAH noch andere Substanzen enthalt, kann keine abschlie(iende Aussage<br />
gemacht werden .<br />
Schrifttum<br />
(1) Grimmer, G ., etaL : Analysis of balance of carcinogenic impact from emission condensates<br />
of automobile exhaust, coal heating, and used engine oil by mouseskinpainting<br />
as a carcinogen-specific detector .<br />
6th Intemational Symposium on PAH, vom 26 . bis 28 .10 .1981 in Columbus, Ohio,<br />
USA, Vortrag.<br />
(2) Brune, H . : Experimental results with percutaneous applications of automobile<br />
exhaust condensates in mice .<br />
IARC (International Agency fur Research on Cancer, Lyon) Scientific Publ . No .<br />
16 (1977), 41-47 .<br />
[3J Misfeld, J ., and J . Timm : The tumor-producing effects of automobile exhaust condensate<br />
and fractions thereof . Part . Ili . Mathematical-statisticai evaluation of the<br />
test results .<br />
J . environ. Pathol . Tocicol . I (1978), 747-772.<br />
(4] Misteid, J . : The tumor producing effects of automobile exhaust condensate and<br />
of diesel exhaust condensate. Mathematical-statistical evaluation of the test<br />
resutts. EPA International Symposium on the Health Effects of Diesel Engine Emissions,<br />
vom 3 . bis 5 . 12 . 1979 in Cincinnati, Ohio, USA . Vortrag.<br />
(5) Dontenwill, W., et al . : Experimentelle Untersuchungen uber die turrwrerzeugende<br />
Wirkung von Zigarettenrauch-Kondensaten an der Mausehaut . Vt . Untersuchungen<br />
zur Fraktionierung von Zigarettenrauch-Kondensat .<br />
2. Krebsforsch. 85 (1976),1155--167 .<br />
[6] Shabad, L . M. (1971) Dose-response studies in experimentally induced lung tum- N<br />
~<br />
ors . Environm. Res . 4. 305-315 .<br />
[7] Steinhoff . D . et al . : Bericttt in Vorbereitung. ~<br />
t8J Feron, V. J ., D . De Jong and P. Emmebt (1973) ~?<br />
Dose-response correlation for the induction of respiratorytract tumours in syrian OO<br />
w<br />
golden hamsters by intratracheal' instiliations of benzo(a]pyrene . Europ . J . Cancer.<br />
9, 387 bis 390 . Pergamort Press, printed in Great &itain<br />
http://legacy.library.ucsf.edu/tid/utr56e00/pdf
Tta,OS <strong>551</strong> sat . e<br />
191 Ketkar, M ., U . Green, P . Schneider und U . Mohr (1979), Investigations on the carcinogenic<br />
burden by air pollution in man . Intratracheal instillation studies with benzo[ajpyrene<br />
in a mixture of tns buffer andsatine in synan golden hamsters . Cancer<br />
Letters, 6 . 279-284 . _<br />
(10J Pott, F ., V . Ziem und U . Mohr, zit . in Pott. F . und W . Stober (1983) Carcinogeniciry<br />
of airborne combustion, products observed in subcutaneous tissue and lungs of<br />
laboratory rodents . Environm . Health Persp . 47 . 293-303.<br />
(111 Thyssen . J . et al . (1981.) Inhalation studies with benzo(a)'pyrene in syrian golden<br />
hamsters .<br />
J . Nat . Canc . Inst . 66 (3) : 575-577 .<br />
[12j IARC Monographs . Supplement 2 (1980)<br />
Long-term and shoR-term screening assay for carcinogens : a cntical appraisaP,<br />
International Agency for Research on Cancer . Lyon : 21-83 .<br />
(131 Henry, M . C ., C . D, Port, R . R. Bates and D . G. Kaufman (1973) ~<br />
Respiratory tract tumors in hamsters induced by benzo(aJpyrene . Cancer Res ., .<br />
33, 1585-1592.<br />
[14] Potter, M . (1963) Percivall Pott's contribution to cancer, research .<br />
Conference : Biology of cutaneous cancer . National Cancer Institute Monograph, .<br />
No . 10, pp : 1-5 .<br />
[1'5) Hueper, W . C . (1966) Occupational and environmental cancer of the respiratory<br />
system. -Bertin, Heidelberg, New York : Springer, 214 S . = Recent Results in Cancer<br />
Research . Bd . 3 .<br />
[16j Doll, R, et al (1972) Mortality of gasworkers - Final report of a prospective study .<br />
Br . J. Ind . Med . . 29 : 394-406.<br />
[17J Lawther, P . J . and Waller, R . E . (1980) Lung cancer mortality among gasworkers .<br />
VD1-Berichte 358 : Luftverunreinigung durch poiycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe<br />
- Erfassung und Bewertung - .<br />
Dt7sseldorf, VDI-Verfag, pp . 223-226 .<br />
[18) Lloyd, J . W . (1971) Long-term mortality study of steelworkers . V. Respiratory can- ~<br />
cer in coke plant workers .<br />
J . Occ. Med ., 13 (2): 53-68.<br />
[19) Manz, A . et al . (1983)~ Zur Frage des Berufskrebses bei Besciiaftigten der Gasindustrie<br />
. Forschungsbericht, Hamburg 1983 .<br />
[20) Redrnond, C . K ., Reiber-Strobino, B. u. Cypess, R . H . (1976) Cancer experience<br />
among coke by-product workers, Ann . N . Y. Acad . Sc': ., 271 : 102-115 .<br />
[2f) Hurfey, J . F. . RMcL . Archibald, P . L Collings, D . M . Faning. M . Jacobsen and R .<br />
C . Steele : The Mortality of Coke Workers in Britain in : Amer . Journ . of lnd. Med.<br />
(1983), S . 691 . 704 .<br />
[22J~ Hammond, E. C . et al . (1976) Inhalation of benipyrene and cancer in man . Ann . __<br />
N . Y . Acad . Sci :, 271 : 116-124.<br />
(23) Thielen R. G. : Arbeitsmedizinische Untersuchung von Ftugst8uben einer Koksanlage<br />
unter besonderer Berticksichtigung des Benzo(ajpyrens . Werksarztticher<br />
Dienst der Neunkirchener Eisenwerks A(3 . Forschungsprogramm unterstutzt<br />
durch die Arbeitsgemeinschaft der Eis .n- und Metail-Berufsgenossenschaften<br />
und die Neunkirchener Eisenwerke AG .<br />
http://legacy.library.ucsf.edu/tid/utr56e00/pdf
TRpA <strong>551</strong> SeIte 9<br />
)<br />
(24), Blome . H . und K . Baus : Konzentrationen polycyclischer aromatischer Kohlenwasserstoffe<br />
(PAH) bei Herstellung und Verwendung von Pyrolyseprodukten aus organischem<br />
Material. Stauti-Reinhalt. Luh 43 (1983), S . 367-372 .<br />
(25) Lindstedt G. und J . Soltenberg : Polycyclic aromatic hydrocarbons in the occupational<br />
environment . Scand . j . work environ health 8(1982), S . 1-19 .<br />
(26) ~ Eisenhut, W ., E . Langer und C . Meyer : Determination of PAH Pollution AT COKE<br />
WORKS, Proceedings of the Sixth International Symposium on Polynuclear Aromatic<br />
Hydrocarbons held at the Battelle Columbus Laboratones, Oct . 27-29 . 1981,<br />
S.225-261 .,<br />
[27) Doll . R. et al . : (1965) Mortality of gasworkers with special reference to cancers<br />
of the tung, bladder, chronic bronchitis and pneumoconiosis . Br . J . Ind . Med . 22<br />
(1965) . S . 1-12 .<br />
[281 Manz, A . : Hamwegkarzinome bei Beschaftigten der Gasindustrie. Munch . med .<br />
Wschr . 118 (1976) . S . 65-68 .<br />
(291 Tola . S. : Occupational Cancer of the Urinary Bladder. In Occupational Cancer and<br />
Carcinogenesis . Editors : H . Vaino. M . Sorsa, K . . Kemminki . Hemisphere Publishing<br />
Corporation . V1lashington, New York, London, 1979 .<br />
(30) Wynder, E . L . und R . Goldsmith: The epidemiology of bladder cancer . A second<br />
Ibok . Cancer 40 (1977), S . 1246 bis 1268 .<br />
[31) Vutuc, C . undM . Kunze : Rauchgewohnheiten von Blasenkrebspatienten . Versuch<br />
iur Quantifizierung der Schadstoffexposition, Akt . Urol . 10 (1979), S . 159 .<br />
[321 Connor, T. H . et al . : The identification and characterizatic of urinary mi:tagen resulting<br />
from cigarette smoke . Mutation Research 113 (1983), S . 161-172 .<br />
[33) Kadlubar, F . F . et af . : Alteration of urinary levels of the carcinogen . N-hydroxy-2-<br />
naphthylamine, and its N-glucoron in the raL by control of urinarypH„ inhibition of<br />
metabol sulfation, and changes in biliary excretion . Chem . BioL Interact 33 (198 1) .<br />
S . 129-147 .<br />
(34) <strong>TRGS</strong> 910, II Nr . 49<br />
(35) <strong>TRGS</strong> 102, Anhang 23<br />
http://legacy.library.ucsf.edu/tid/utr56e00/pdf