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2/2013<br />

Vorsprung durch<br />

Getriebefan-Technik<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> AG<br />

Dachauer Straße 665<br />

80995 München • Deutschland<br />

Tel. +49 89 1489-0<br />

Fax +49 89 1489-5500<br />

info@mtu.de<br />

www.mtu.de<br />

Kunden + Partner<br />

Auf Atlas’ Schultern<br />

Technik + Wissenschaft<br />

Besser geht immer<br />

Global<br />

Strom statt Schub


Inhalt<br />

Titelthema<br />

Vorsprung durch Getriebefan-Technik<br />

6 – 13<br />

Kunden + Partner<br />

Auf Atlas’ Schultern<br />

Innovativ am Ende der Welt<br />

Vom Postflieger zum Global Player<br />

Transatlantisches Tandem<br />

14 – 19<br />

20 – 23<br />

24 – 27<br />

28 – 33<br />

Technik + Wissenschaft<br />

Besser geht immer<br />

Effizient und leistungsstark<br />

34 – 39<br />

40 – 43<br />

Auf Atlas’ Schultern<br />

Innovativ am Ende der Welt<br />

Produkte + Services<br />

Verordneter Prüfungsstress<br />

44 – 47<br />

Anfang August traf die erste A400M Atlas auf der französischen<br />

Airforce-Base Orléans-Bricy ein und ging in den Besitz der Armée de<br />

l’Air über. Jetzt können sich die ersten Militärpiloten von der Leistungsfähigkeit<br />

des neuen Airbus-Militärtransporters und seiner vier<br />

TP400-D6-Antriebe überzeugen.<br />

Seite 14 – 19<br />

Neuseeland ist klein und liegt weit weg von den großen Zentren der<br />

Erde. Entsprechend lang sind die Flüge ans „schönste Ende der Welt“,<br />

und umso wichtiger die Rolle von Air New Zealand als Anbindung an<br />

die Heimat. Bereits seit 2007 sind die Neuseeländer ein zufriedener<br />

<strong>MTU</strong>-Kunde.<br />

Seite 20 – 23<br />

Global<br />

Strom statt Schub<br />

Reportage<br />

Ende einer Ära<br />

48 – 53<br />

54 – 57<br />

Vorsprung durch<br />

Getriebefan-Technik<br />

Im September hat Bombardiers CSeries die Flugerprobung aufgenommen,<br />

Ende des Jahres wird der kanadische Hersteller die ersten<br />

Triebwerke für die Serienflugzeuge erhalten. Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

steuert beim PW1500G die schnelllaufende Niederdruckturbine und<br />

die ersten vier Stufen des Hochdruckverdichters bei.<br />

Seite 6 – 13<br />

In Kürze<br />

Impressum<br />

58 – 59<br />

59<br />

Mehr REPORT digital<br />

Multimediale Features im<br />

eMagazin und in der iPad-App<br />

unter www.mtu.de/report<br />

Besser geht immer<br />

Im EU-Technologieprogramm Clean Sky, das sich auf die Zielgerade<br />

zubewegt, wird die erfolgreiche Getriebefan-Technologie noch einmal<br />

deutlich optimiert. Ein Mammutprojekt, bei dem die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

den Aufbau eines Demonstrator-Triebwerks verantwortet.<br />

Seite 34 – 39<br />

Strom statt Schub<br />

Die Industriegasturbinen (IGT) LM6000 von GE sind zuverlässig, fahren<br />

rasch auf Nennleistung hoch und verkraften mehrere Starts und<br />

Stopps an einem Tag. Für die „Growth“ hat die <strong>MTU</strong> Beschichtungen<br />

erfolgreich weiterentwickelt. So konnte die Leistung der 50-Megawatt-IGT<br />

gesteigert und die Abgaswerte gesenkt werden.<br />

Seite 48 – 53<br />

2 3


Editorial<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

am 16. September, exakt um 9.55 Uhr Ortszeit, hob das erste Testflugzeug des<br />

kanadischen Flugzeugherstellers Bombardier mit einem Getriebefan-Triebwerk<br />

(kurz: GTF) ab. Dieser Erstflug der CSeries läutet für die <strong>MTU</strong> eine neue Ära ein:<br />

Damit geht eine Triebwerksgeneration an den Start, die den Triebwerksbau bereits<br />

heute revolutioniert hat. Mit dem Konzept der PurePower ® -Triebwerksfamilie<br />

haben wir gemeinsam mit unseren Partnern bewiesen, welche großen<br />

Schritte bei der Kraftstoffeinsparung sowie bei der Reduktion des Lärms realisiert<br />

werden können.<br />

Vor einigen Jahren hätte niemand von einem solch großen Markterfolg zu träumen<br />

gewagt. Heute, zum Zeitpunkt des Erstflugs der CSeries von Bombardier,<br />

sind rund 4.700 Triebwerke der neuen GTF-Familie in den Auftragsbüchern vermerkt.<br />

Jede große Luftfahrtmesse verleiht diesem Auftragsbuch, dessen Großteil<br />

auf die zukünftige Airbus A320neo-Serie entfällt, neuen Schub. Damit sind<br />

die GTF-Programme die wichtigsten Wachstumstreiber für die <strong>MTU</strong>. Gleichzeitig<br />

bringen sie einige Herausforderungen für den Serienhochlauf mit sich. Darauf<br />

haben wir uns bestens vorbereitet, um unsere Verpflichtungen zu erfüllen:<br />

Fertigung, Prozesse und Supply Chain Management wurden neu gestaltet und<br />

unsere Werke in München und im polnischen Rzeszów ausgebaut. Um das<br />

Wachstum zu realisieren, setzen wir weiterhin auf das hohe Engagement und<br />

den Einsatz unserer hochqualifizierten Mitarbeiter. Alle gemeinsam gestalten<br />

die Zukunft der <strong>MTU</strong>.<br />

Die Leistung der Ingenieure verdient nicht nur wegen des technologischen<br />

Quantensprungs Respekt; angesichts immer knapper werdender Ressourcen,<br />

weiter steigender Kerosinpreise und eines beständigen Wachstums des Flugverkehrs<br />

– durchschnittlich fünf Prozent pro Jahr – verlangen Fluggäste und Flughafen-Anwohner,<br />

Behörden und Organisationen und natürlich die Luftfahrtgesellschaften<br />

zu Recht nach sparsameren und umweltverträglicheren Flugzeugen<br />

und Triebwerken. Mit den Getriebefan-Komponenten leistet die <strong>MTU</strong><br />

einen nachhaltigen Beitrag für Umwelt und Gesellschaft.<br />

Für mich persönlich heißt es Ende des Jahres Abschied nehmen. Ich blicke auf<br />

sechs ereignisreiche Jahre als Vorstandsvorsitzender der <strong>MTU</strong> zurück; sie sind<br />

wie im Flug vergangen. Ich wünsche meinem Nachfolger Reiner Winkler und<br />

den weiteren Vorstandskollegen, ebenso wie Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,<br />

alles Gute für die Zukunft!<br />

Und nun hoffe ich, dass Sie wieder viel Freude beim Entdecken und Lesen der<br />

spannenden Themen dieser Ausgabe haben.<br />

Ihr<br />

Egon Behle<br />

Vorsitzender des Vorstands<br />

4 5


Titelthema<br />

Vorsprung durch<br />

Getriebefan-Technik<br />

Achim Figgen<br />

Als Pionier einer neuen Generation von Standardrumpf-Flugzeugen hat Bombardiers<br />

CSeries im September die Flugerprobung aufgenommen. Ende des Jahres wird der<br />

kanadische Hersteller die ersten Triebwerke für die Serienflugzeuge erhalten. Die<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> steuert beim PW1500G die schnelllaufende Niederdruckturbine<br />

und die ersten vier Stufen des Hochdruckverdichters bei.<br />

Nur strahlende Gesichter waren zu sehen, nachdem<br />

Chuck Ellis und Andy Litavniks den Jet mit dem<br />

Kennzeichen C-FBCS am 16. September vor dem<br />

Bombardier-Flugtestgebäude auf dem Flughafen Mirabel<br />

bei Montreal abgestellt hatten. Vorangegangen war der<br />

erfolgreiche Jungfernflug der ersten CS100, Bombardierintern<br />

auch als FTV-1 („Flight Test Vehicle 1“) bezeichnet.<br />

Gut zweieinhalb Stunden war der zweitstrahlige Jet an<br />

diesem Tag in der Luft.<br />

Der Erstflug war Auftakt für ein auf rund ein Jahr veranschlagtes<br />

Erprobungs- und Zertifizierungsprogramm, an<br />

dem insgesamt fünf CS100 beteiligt sein werden und an<br />

dessen Ende die Zulassung zunächst durch Transport<br />

Canada und dann durch weitere Luftfahrtbehörden rund<br />

um den Globus stehen soll. Gewiss, man sollte mit Superlativen<br />

vorsichtig sein, aber mit der CSeries, zu der neben<br />

dem 110-sitzigen Basismuster CS100 noch die größere<br />

CS300 für normalerweise 135 Fluggäste gehören wird,<br />

schlägt Bombardier definitiv ein neues Kapitel in der Zivilluftfahrt<br />

auf. Nicht nur, weil mit ihr erstmals seit Indienststellung<br />

der A320 vor mittlerweile gut 25 Jahren ein von<br />

Grund auf neues Standardrumpf-Flugzeug auf den Markt<br />

kommt, sondern auch, weil hier erstmals die neue Getriebefan-Triebwerksfamilie<br />

PW1000G von Pratt & Whitney<br />

Verwendung findet.<br />

6 7


Titelthema<br />

Bombardiers neue CSeries – angetrieben von den innovativen Getriebefan-Triebwerken PW1500G – hat erfolgreich ihren Erstflug in Mirabel, Quebec, Kanada absolviert.<br />

Bombardier, bislang vor allem als Hersteller von Regional-<br />

und Geschäftsreiseflugzeugen bekannt, wagt mit den<br />

neuen Jets den Aufstieg in die Klasse der Verkehrsflugzeuge<br />

und damit den Angriff auf die Platzhirsche Airbus<br />

und Boeing. Anders als deren kleinsten Modelle – A318<br />

und A319 beziehungsweise 7<strong>37</strong>-700 – ist die CSeries kein<br />

geschrumpfter 150-Sitzer, sondern ein für das angepeilte<br />

Marktsegment optimiertes Flugzeug. Das schlägt sich in<br />

einem schmaleren Rumpf, der die Unterbringung von maximal<br />

fünf Sitzen pro Reihe gestattet, ebenso nieder wie in<br />

einem deutlich niedrigeren Gewicht. Während sich die Passagiere<br />

vor allem über die konkurrenzlos großen Fenster<br />

und Gepäckfächer freuen dürften, zählen für die Kaufleute<br />

bei den Airlines vor allem die wirtschaftlichen<br />

Aspekte: Der kanadische Hersteller verspricht seinen Kunden<br />

einen gegenüber vergleichbaren heutigen Jets um 20<br />

Prozent niedrigeren Treibstoffverbrauch und sogar um<br />

mehr als 25 Prozent reduzierte Instandhaltungskosten.<br />

Möglich wird das unter anderem durch den großflächigen<br />

Einsatz modernster Materialien; so besteht der Rumpf<br />

größtenteils aus Aluminium-Lithium-Legierungen, während<br />

für die Tragflächen, die Triebwerksverkleidung, das Rumpfheck<br />

sowie die Leitwerke auf Faserverbundwerkstoffe<br />

zurückgegriffen wird. Mehr als eine Tonne Gewicht wird<br />

allein dadurch eingespart.<br />

Mindestens ebenso entscheidend für das Erreichen der<br />

angestrebten Verbesserungen gegenüber der aktuellen<br />

Flugzeuggeneration ist der Antrieb: Als zweiter Hersteller<br />

(nach Mitsubishi) hatte sich Bombardier im Herbst 2007<br />

entschlossen, auf die GTF-Triebwerksfamilie – 2008 in<br />

PurePower ® PW1000G umbenannt – von Pratt & Whitney<br />

zu setzen. GTF steht für „Geared Turbofan“, womit das<br />

zentrale Prinzip des neuen Antriebs auch schon benannt<br />

wäre: Der Fan wird, anders als bei konventionellen<br />

Triebwerken, nicht unmittelbar von der Niederdruckturbine<br />

(NDT) angetrieben. Statt dessen ist ein Getriebe zwischengeschaltet,<br />

das es ermöglicht, dass beide Komponenten<br />

mit jeweils optimaler Drehgeschwindigkeit lau-<br />

fen. Als Folge davon weist das PW1000G das höchste<br />

Nebenstromverhältnis aller Turbofantriebwerke auf. Der<br />

deutlich höhere Wirkungsgrad von Fan und NDT sowie<br />

die Reduktion der Stufenzahl in der Niederdruckturbine<br />

wiegen das zusätzliche Gewicht des Getriebes mehr als<br />

auf. Die Vorzüge dieser Technologie haben inzwischen<br />

auch Airbus, Embraer und Irkut erkannt, die für die<br />

A320neo-Familie sowie die zweite Generation der E-Jets<br />

beziehungsweise die MS-21 ebenfalls auf den Getriebefan<br />

setzen. Mittlerweile liegen Pratt & Whitney mehr als<br />

4.700 Bestellungen und Absichtserklärungen für die diversen<br />

Modelle der PW1000G-Familie vor.<br />

8 9


Titelthema<br />

Am Antrieb lag es jedenfalls nicht, dass der ursprünglich<br />

für die zweite Hälfte des Jahres 2012 geplante Jungfernflug<br />

der ersten CS100 zunächst auf Juni 2013 und dann<br />

noch einige Male bis in den September verschoben werden<br />

musste. Schließlich wurde das PW1500G, wie die<br />

Bezeichnung der Version für die CSeries lautet, bereits<br />

am 20. Februar dieses Jahres durch Transport Canada zugelassen.<br />

Montiert werden die Triebwerke übrigens im Mirabel <strong>Aero</strong>space<br />

Centre von Pratt & Whitney Canada – ebenso wie<br />

das Schwesterunternehmen Pratt & Whitney eine Tochter<br />

des United-Technologies-Konzerns – in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

des Bombardier-Werks. Der Hersteller selbst errichtet<br />

im wenige Kilometer nordwestlich von Montreal<br />

gelegenen Mirabel gegenwärtig eine neue, 62.000 Quadratmeter<br />

große Halle, die ausschließlich der Endmontage<br />

von CSeries-Flugzeugen dienen und Mitte 2014 fertiggestellt<br />

sein soll.<br />

Gebaut wurde aber auch in München. Nach rund 20-monatiger<br />

Bauzeit konnte die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> Mitte April das<br />

neue Blisk-Kompentenzzentrum einweihen. Hier werden<br />

künftig unter anderem die ersten vier Stufen des Hochdruckverdichters<br />

für die gesamte PW1000G-Triebwerksfamilie<br />

produziert, für die der deutsche Triebwerkshersteller<br />

im Übrigen auch die Entwicklungsverantwortung<br />

trägt. Vor allem aber ist die <strong>MTU</strong> bei sämtlichen bislang<br />

aufgelegten GTF-Varianten für Entwicklung und Fertigung<br />

jenes Bauteils verantwortlich, das die Realisierung der<br />

Getriebefan-Technologie überhaupt erst möglich gemacht<br />

hat – nämlich die schnelllaufende Niederdruckturbine.<br />

Wobei die Entwicklungsarbeiten bei der ersten GTF-<br />

Variante, des für die CSeries vorgesehenen und bereits<br />

zugelassenen PW1500G, naturgemäß weitgehend abgeschlossen<br />

sind. Hier laufen gegenwärtig die Vorbereitungen<br />

auf die Serienfertigung. Dabei geht es nicht allein um<br />

das Bereitstellen der entsprechenden Produktionskapazitäten<br />

in den eigenen Werken und bei den Zulieferern,<br />

sondern auch um das Einarbeiten von Modifikationen, die<br />

aus den Erfahrungen während der Erprobung resultieren.<br />

„Das sind natürlich keine konzeptionellen Punkte mehr,<br />

sondern Detailnachbesserungen“, wie Entwicklungsprogrammleiter<br />

Dr. Claus Riegler feststellt. Eine wichtige<br />

Rolle spielen hier Fragen wie die Robustheit unter Einsatzbedingungen<br />

und die Wartbarkeit sowie mögliche<br />

Schwierigkeiten bei der serienmäßigen Fertigung. „Wenn<br />

wir beispielsweise feststellen, dass von Zulieferern beigesteuerte<br />

Teile noch verändert werden müssen, weil sie in<br />

der ursprünglichen Form nicht optimal herzustellen sind,<br />

geschieht das in dieser Phase“, erläutert Jürgen Eschenbacher,<br />

Vice President Business Development für die GTF-<br />

Programme bei der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>. Wobei grundsätzlich<br />

versucht wird, dieses Risiko so weit wie möglich zu<br />

minimieren, indem die Zulieferer bereits zu einem sehr<br />

frühen Zeitpunkt ausgewählt und in der Regel schon in<br />

den Bau der ersten Testtriebwerke eingebunden werden.<br />

„Zudem gibt es parallel zum sogenannten ‚Design-Review-<br />

Prozess’ entlang der Entwicklungszeitachse auch einen<br />

‚Production-Readiness-Prozess’, bei dem wir systematisch<br />

und kontinuierlich mit den Zulieferern den Entwurf auf<br />

seine Herstellbarkeit überprüfen“, so Eschenbacher weiter.<br />

Im neuen 10.000 Quadratmeter großen Kompetenzzentrum der <strong>MTU</strong> in München sollen jährlich über 3.000 Blisk gefertigt werden.<br />

Im neuen und hochmodernen Mirabel <strong>Aero</strong>space Centre von Pratt & Whitney Canada – nahe dem Mirabel International Airport in Quebec, Kanada – wird die nächste<br />

Generation von Triebwerken getestet und montiert.<br />

Zum Jahresende sollen die ersten Module für Serientriebwerke<br />

an Pratt & Whitney geliefert werden, und etwa zur<br />

gleichen Zeit steht auch ein Ausdauertest auf dem Programm,<br />

der auf einem <strong>MTU</strong>-Prüfstand in München durchgeführt<br />

wird. Bereits Anfang 2012 wurde ebenfalls in<br />

München der sogenannte „Stress and Thermal Survey“-<br />

Versuch mit einem kompletten PW1500G absolviert.<br />

Dabei handelt es sich um den zentralen Zulassungstest<br />

für die Niederdruckturbine, in dessen Rahmen die<br />

Temperaturen und Schwingspannungsbelastungen der<br />

Niederdruckturbinenbauteile ermittelt werden.<br />

Im Übrigen laufen nicht nur bei Pratt & Whitney, der <strong>MTU</strong><br />

und den weiteren Programmpartnern die Vorbereitungen<br />

für die Indienststellung auf Hochtouren. Wenn die Erprobung<br />

und Zulassung weitgehend planmäßig vonstattengeht,<br />

dürfte Ende 2014 mit der Auslieferung der CS100<br />

begonnen werden. Zu den ersten europäischen Betreibern<br />

wird neben der schwedischen Malmö Aviation die Swiss<br />

gehören. Deren Mutterkonzern Lufthansa hatte beim Programmstart<br />

im Juli 2008 als erste Fluggesellschaft die<br />

Bereitschaft zum Kauf des neuen Jets erklärt. Der deutsche<br />

Airline-Konzern ist über seine Töchter Lufthansa<br />

Flight Training (LFT) und Lufthansa Technical Training (LTT)<br />

ohnehin stark bei der CSeries engagiert, übernehmen die<br />

beiden Unternehmen doch die Ausbildung von Piloten<br />

und Kabinenbesatzungen beziehungsweise von Wartungsfachkräften<br />

der in Europa beheimateten künftigen Betreiber.<br />

Deren Zahl ist bislang noch überschaubar. Während<br />

Airbus, Boeing und Embraer für die nicht zuletzt als<br />

Antwort auf die CSeries entwickelten Familien A320neo,<br />

7<strong>37</strong> MAX und E-Jet E2 in kürzester Zeit viele Hundert<br />

Aufträge verbuchen konnten, liegen Bombardier bislang<br />

gerade einmal <strong>37</strong>3 Festbestellungen und Optionen vor.<br />

Doch der kanadische Hersteller ist zuversichtlich, dass<br />

sich das nach dem erfolgreichen Jungfernflug schon bald<br />

ändern wird. Das Flugzeug und sein Antrieb jedenfalls<br />

verfügen über die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche<br />

Karriere.<br />

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />

Jürgen Eschenbacher<br />

+49 89 1489-8663<br />

10 11


Titelthema<br />

Wachstumstreiber Getriebefan<br />

Michael Schreyögg ist seit 1. Juli 2013 Vorstand Programme der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />

<strong>Engines</strong> und verantwortet die Vermarktung der Getriebefan-Triebwerke. Schon<br />

heute ist die PW1000G-Familie ein Verkaufsschlager und hat dem Unternehmen<br />

volle Auftragsbücher beschert.<br />

Herr Schreyögg, die PW1000G-Triebwerksfamilie<br />

verzeichnet Rekordbestellungen. Wie<br />

wirkt sich das auf die <strong>MTU</strong>-Geschäftsentwicklung<br />

aus?<br />

Die Getriebefan-Familie PW1000G ist für die<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> ohne Zweifel ein voller<br />

Erfolg. So hohe Verkaufszahlen für ein neues<br />

Triebwerk, welches noch nicht einmal im<br />

Markt eingeführt ist, gab es noch nie. Die<br />

Airlines setzen heute verstärkt auf treibstoffsparende,<br />

emissionsarme und leisere Antriebe.<br />

Diese Tatsache hat dazu geführt, dass<br />

sich die Flugzughersteller schnell für die<br />

neue Triebwerksgeneration mit Getriebefan<br />

entschieden haben. Ab Mitte dieses Jahrzehnts,<br />

wenn diese Antriebe bei Airbus und<br />

Regionaljet-Herstellern, wie Bombardier und<br />

Embraer, zum Einsatz kommen, werden sie<br />

einen wesentlichen Beitrag zum Umsatzwachstum<br />

der <strong>MTU</strong> leisten. Die Antriebe dieser<br />

Flugzeugtypen machen das größte Segment<br />

des weltweiten Triebwerksmarkts aus.<br />

War dieser Erfolg zu erwarten?<br />

Ab 2015 wird das PW1100G-JM für den Airbus A320neo bei der <strong>MTU</strong> in München endmontiert.<br />

bereits langfristige Verträge geschlossen. Alle<br />

diese Projekte haben in den letzten Jahren<br />

viel Engagement von unseren hoch motivierten<br />

Mitarbeitern gefordert – und tun es immer<br />

noch. Aber: In diese Zukunft zu investieren,<br />

lohnt sich.<br />

Wie bewerten Sie die Zukunft des Getriebefans?<br />

Für die <strong>MTU</strong> werden die GTF-Triebwerke ein<br />

klarer Wachstumstreiber sein. Mit der Realisierung<br />

des Getriebefans zusammen mit<br />

unserem Partner Pratt & Whitney leistet die<br />

<strong>MTU</strong> einen wesentlichen Beitrag zum Thema<br />

Nachhaltigkeit: Die innovative GTF-Technologie<br />

sorgt im ersten Schritt für eine Reduzierung<br />

von Kerosinverbrauch und CO 2 -Ausstoß<br />

um je 15 Prozent. Zudem wird der Lärm halbiert,<br />

was zu einer spürbaren Entlastung der<br />

Flughafen-Anrainer führen wird. Es gibt heute<br />

bereits das Drei-Liter-Flugzeug; würde man<br />

in der nächsten Generation etwa eine Kombination<br />

aus GTF und weiteren neuen Technologien<br />

verwenden, könnte man klar in Richtung<br />

Zwei-Liter-Flugzeug gehen.<br />

Doch nicht nur der Markterfolg dokumentiert<br />

die Qualität unserer Produkte. Sie wird auch<br />

durch Preise und Auszeichnungen bestätigt:<br />

Wir haben für unsere schnelllaufende Niederdruckturbine,<br />

die eine Schlüsselkomponente<br />

des Getriebefans ist, Anfang dieses Jahres<br />

gleich zwei Preise erhalten: den Innovationspreis<br />

der deutschen Wirtschaft und den Deutschen<br />

Innovationspreis. Das zeigt uns, dass<br />

wir auf dem richtigen Weg sind.<br />

Michael Schreyögg, Vorstand Programme<br />

Mit einer derart rasanten Marktdurchdringung<br />

haben wir nicht gerechnet. Wenn vor<br />

fünf Jahren jemand gesagt hätte, die <strong>MTU</strong><br />

hat im Jahr 2013 einen Auftragsbestand von<br />

über 4.700 GTF-Triebwerken, dann hätte das<br />

keiner von uns für möglich gehalten. Damit<br />

wir unseren hohen Standards bezüglich<br />

Liefertreue und Qualität gerecht werden, richten<br />

wir unsere volle Aufmerksamkeit auf den<br />

Hochlauf der Fertigung. Eine wichtige Maßnahme<br />

war beispielsweise der Bau eines<br />

neuen Kompetenzzentrums für die Blisk-Herstellung,<br />

das wir im April dieses Jahres eingeweiht<br />

haben. Die Produktionszahlen für die<br />

dort gefertigten Hochtechnologie-Bauteile<br />

entfallen zu 90 Prozent auf den Getriebefan.<br />

Das bedeutet, dass sich das Volumen in den<br />

nächsten Jahren etwa verfünffacht. Wir steuern<br />

zum Getriebefan die schnelllaufende Niederdruckturbine<br />

bei und die ersten vier Stufen<br />

des Hochdruckverdichters. Darüber hinaus<br />

werden 30 Prozent der Triebwerke für die<br />

A320neo bei uns in München endmontiert<br />

und direkt an Airbus geliefert – die Endmontage<br />

eines zivilen Antriebs in München ist für<br />

die <strong>MTU</strong> ein Novum.<br />

Haben Sie bei diesem immensen Auftragsbestand<br />

nicht Bedenken bezüglich der Lieferfähigkeit?<br />

Wir sind sehr zuversichtlich, unseren Verpflichtungen<br />

voll nachkommen zu können.<br />

Seit einigen Jahren bereiten wir uns darauf<br />

vor, die Fertigung der <strong>MTU</strong> neu zu gestalten,<br />

unser Supply Chain Management neu zu organisieren<br />

und unsere Prozesse auf den Hochlauf<br />

der neuen Programme einzustellen. Verschiedene<br />

Effizienzsteigerungsprojekte wurden<br />

aufgelegt, der Ausbau des Werkes in<br />

Polen beschlossen und weitere Maßnahmen<br />

gestartet – einige sind schon umgesetzt. Mit<br />

unseren wichtigsten Lieferanten haben wir<br />

Hochmodern ausgestattet: das neue Blisk-Kompetenzzentrum der <strong>MTU</strong>.<br />

12 13


Kunden + Partner<br />

Auf Atlas’<br />

Schultern<br />

Patrick Hoeveler<br />

Die A400M Atlas ist gelandet: Kurz nach der Initial Operating<br />

Clearance durch die europäische Beschaffungsbehörde<br />

OCCAR traf Anfang August die erste Serienmaschine auf der<br />

französischen Airforce-Base Orléans-Bricy ein und ging in<br />

den Besitz der Armée de l’Air über. Jetzt können sich die ersten<br />

Militärpiloten von der Leistungsfähigkeit des neuen Airbus-Militärtransporters<br />

und seiner vier TP400-D6-Antriebe<br />

überzeugen. In der Zwischenzeit läuft bei der <strong>MTU</strong> die Triebwerksproduktion<br />

weiter auf Hochtouren.<br />

Auf dem Gelände des Fliegerhorstes rund 120<br />

Kilometer südwestlich von Paris herrschte Wochen<br />

vor der Ankunft der A400M rege Aktivität,<br />

denn der Stützpunkt bereitete sich intensiv auf das<br />

neue Flaggschiff vor. Die Escadre du Transport ET<br />

1/61 „Touraine“ wird von der Transall C-160 auf die<br />

A400M umgerüstet. Im Zuge der rund 171 Millionen<br />

Euro umfassenden Modernisierung der Infrastruktur<br />

entstanden unter anderem ein neuer Wartungshangar<br />

und ein neuer Kontrollturm. Um Platz für die neuen<br />

Militärtransporter zu schaffen – Frankreich hat 50<br />

Exemplare bestellt – verdoppelte man auch die Abstellflächen.<br />

Im Herbst könnte zudem im neu errichteten<br />

Simulatorgebäude der erste von zwei Flugsimulatoren<br />

in Dienst genommen werden.<br />

Mit dem Erhalt der zivilen Zulassung im Frühjahr<br />

2013 kam bei Airbus das Erprobungsprogramm für<br />

das A400M-Basisflugzeug zum vorläufigen Abschluss.<br />

Die weitere Entwicklung betrifft primär die<br />

militärischen Systeme. Zur Vorgeschichte: Im Dezember<br />

konnte der Flugzeugbauer die Funktions- und<br />

14 15


Kunden + Partner<br />

Montagearbeiten an einem TP400-D6 bei der <strong>MTU</strong> in München.<br />

TP400-D6 am Flügel einer A400M.<br />

Zuverlässigkeitstestreihe erfolgreich beenden. „Das<br />

Flugzeug flog bis zu 20 Stunden am Tag; insgesamt waren<br />

es 300 Stunden in nur knapp fünf Wochen“, erklärte der<br />

frühere EPI-Präsident Simon Henley, der im Juli 2013 die<br />

Geschäfte an seinen Nachfolger Ian Crawford übergeben<br />

hat. „Dabei verhielt sich das Triebwerk einwandfrei und<br />

unterschritt sogar den vorgegebenen Treibstoffverbrauch.“<br />

Die Testpiloten lobten das Ansprechverhalten<br />

und die Leistung des Antriebs.<br />

Mitte vergangenen Jahres war es zu leichten Verzögerungen<br />

gekommen – verursacht durch Risse an einer Abdeckplatte<br />

im Getriebe eines TP400-D6. Daraufhin musste<br />

Airbus die ursprüngliche Zuverlässigkeitskampagne abbrechen.<br />

Alle Triebwerke dieses Standards kamen zurück<br />

zur Endmontagelinie bei der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> in<br />

München, um dort demontiert und mit dem überarbeiteten<br />

Bauteil ausgestattet zu werden. Daran anschließend<br />

erfolgten der Zusammenbau und die Abnahmetests bei<br />

der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg in Ludwigsfelde<br />

bei Berlin. „Wir haben das Problem mit dem Getriebe<br />

überwunden und alle Triebwerke entsprechend nachgerüstet.<br />

Damit hat die <strong>MTU</strong> die mögliche Montagekapazität<br />

viel früher als ursprünglich geplant unter Beweis<br />

gestellt“, kommentierte Henley. Das Unternehmen hatte<br />

die ersten vier Serientriebwerke bereits am 17. April 2012<br />

übergeben.<br />

Gerhard Bähr, TP400-D6-Programmleiter bei der <strong>MTU</strong>,<br />

beschreibt das weitere Vorgehen: „Jetzt beginnt der entscheidende<br />

Abschnitt für das TP400-D6. Das Programm<br />

geht von der Entwicklungsphase in die Produktions- und<br />

Service-Phase über.“ Dafür müssen die EPI-Partner ITP,<br />

<strong>MTU</strong>, Rolls-Royce und Snecma einen rasanten Anstieg<br />

der Fertigungszahlen gewährleisten. In diesem Jahr sollen<br />

40 Exemplare des Turboprops montiert werden; 2014<br />

steht eine Verdoppelung auf dem Programm.<br />

Das Testing aller Serientriebwerke des TP400-D6 erfolgt ausschließlich<br />

bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg.<br />

16 17


Kunden + Partner<br />

Mit der Indienststellung der A400M sind die Arbeiten an<br />

der Software noch lange nicht beendet. Bähr: „Viele Probleme<br />

während der Service-Phase lassen sich mit Hilfe<br />

der Regelung lösen. Wir rechnen in den nächsten Jahren<br />

mit weiteren Software-Versionen.“ Darum kümmern sich<br />

seit Jahresbeginn die Mitarbeiter der neugegründeten<br />

Firma AES (<strong>Aero</strong>space Embedded Solutions). AES ist ein<br />

Gemeinschaftsunternehmen der <strong>MTU</strong> mit Safran, das<br />

zum Ziel hat, die Reglerkompetenz bei beiden Firmen<br />

langfristig abzusichern.<br />

Zivile Standards<br />

Die A400M wird vom leistungsfähigsten Turpoprop der westlichen Welt<br />

in die Luft gebracht: Vier TP400-D6 sorgen für Power.<br />

Die für die Zulassung des Flugzeugs nötige Software der<br />

Triebwerksregelung hatte die <strong>MTU</strong> im Dezember 2012<br />

geliefert. „Bei der ersten flugfähigen Triebwerksregelung<br />

für den Erstflug im Jahr 2009, die eine sichere Flugerprobung<br />

garantierte, fehlten noch einige Funktionalitäten. Nun<br />

erlauben zusätzliche Wartungsfunktionen den Piloten und<br />

Technikern im Betrieb, Fehler einfacher zu diagnostizieren<br />

und zuzuordnen“, erläutert Dr. Frank Grauer, Leiter Regelsystemdefinition<br />

und -validierung des TP400-D6 bei der<br />

<strong>MTU</strong>.<br />

Positive Ergebnisse erzielt auch die von der <strong>MTU</strong> entwickelte<br />

Hardware im A400M-Triebwerk. „Mit dem Mitteldruckverdichter<br />

haben wir eine sehr anspruchsvolle Komponente<br />

übernommen, die in der Entwicklung ein hohes<br />

Risiko aufwies. Unser Team hat die Vorgaben hervorragend<br />

umgesetzt; der Verdichter erfüllt alle Punkte der<br />

Spezifikation“, resümiert Dr. Wolfgang Gärtner, Leiter<br />

Entwicklung Militärische Programme bei der <strong>MTU</strong>. „Alle<br />

Module des TP400-D6 verhalten sich einwandfrei. Das<br />

gilt auch für den Mitteldruckverdichter und die Mitteldruckturbine<br />

der <strong>MTU</strong>“, bestätigt Dr. Michael Göing, der<br />

Technische Direktor von EPI.<br />

Obwohl die ersten Triebwerke gerade einmal die Endmontagelinie<br />

verlassen haben, laufen schon die Vorbereitungen<br />

für die Instandsetzung. Schließlich kehren alle<br />

Aggregate zum jeweiligen nationalen Triebwerkshersteller<br />

zurück. Dort erfolgt die Zerlegung in die jeweiligen Module,<br />

Auf der A400M Atlas von Airbus ruht die<br />

Zukunft des europäischen Militärtransports.<br />

Mit einer Leistung von 8.200 Kilowatt<br />

ist der Antrieb von EPI Europrop<br />

International (EPI) der stärkste Turboprop<br />

der westlichen Welt. Das TP400-D6 ist<br />

das erste militärische Triebwerk, bei dem<br />

der sogenannte „commercial approach“<br />

zur Anwendung kam: Wie in der zivilen<br />

Welt finanziert die Industrie die Entwicklung<br />

und muss die Erträge über die Einsatzphase<br />

amortisieren.<br />

„Dieses Vorgehen soll Klarheit für die<br />

Nationen und die Industrie bringen und<br />

den Ablauf einfacher gestalten. EPI steht<br />

in keinem direkten Vertragsverhältnis mit<br />

den Nationen“, erläutert Gerhard Bähr,<br />

TP400-D6-Programmleiter bei der <strong>MTU</strong>.<br />

Die Kunden unterschreiben jeweils einen<br />

Vertrag über das Flugzeug, der den Antrieb<br />

mit einschließt.<br />

„Außerdem ist das TP400-D6 das erste<br />

militärische Triebwerk, das von Anfang an<br />

für eine zivile Zulassung vorgesehen war“,<br />

führt Dr. Wolfgang Gärtner, Leiter Entwicklung<br />

Militärische Programme bei der<br />

<strong>MTU</strong>, aus. „Da es kein einheitliches Zulassungsverfahren<br />

bei den sieben Nationen<br />

gab, entschieden sich die Partner und die<br />

Beschaffungsbehörde OCCAR für den<br />

einzigen gemeinsamen Standard, und das<br />

war die zivile Behörde EASA“, erläuterte<br />

EPI-Präsident Simon Henley. So ist das<br />

TP400-D6 gleichzeitig auch der erste<br />

große Turboprop-Antrieb, dem die EASA<br />

die Zulassung erteilte.<br />

Viel Erfahrung durch die Entwicklung der Regelungs- und Steuerungssysteme des TP400-D6-Antriebs des A400M-Transporters – die AES Spezialisten.<br />

welche dann die entsprechenden Partnerfirmen bearbeiten.<br />

Die <strong>MTU</strong> wird die Instandsetzung der deutschen<br />

Triebwerke durchführen. In den ersten Jahren findet sie<br />

nach klassisch militärischem Muster statt: „Bei einem<br />

Schaden kommt das Triebwerk zurück zum Hersteller,<br />

wird dort befundet, repariert und entsprechend der<br />

Arbeitszeit und Materialien abgerechnet“, erläutert Bähr.<br />

In einer späteren Phase ist es laut dem Programmleiter<br />

denkbar, auf ein anderes, eher ziviles Konzept umzuschwenken.<br />

„Hier zahlt der Kunde pro Flugstunde einen<br />

gewissen Betrag an die Industrie, die im Gegenzug die<br />

Verfügbarkeit des Triebwerks garantiert. Dies ist jedoch<br />

erst möglich, wenn längerfristige Daten über Betriebsverhalten<br />

oder Ausfallraten vorliegen und wird nicht vor<br />

2020 der Fall sein.“<br />

Einsatzerfahrungen der A400M könnten auch den Exportbemühungen<br />

weiteren Schub verleihen. „Das TP400-D6<br />

ist eines der wichtigsten Militärprogramme, das wir der-<br />

zeit haben. Dem Export kommt große Bedeutung zu“,<br />

meint Bähr. Und er ergänzt: „Der Bedarf ist weltweit da;<br />

Airbus schätzt ein Potenzial von 300 Flugzeugen. Großes<br />

Interesse herrscht im Nahen Osten, Südostasien,<br />

Australien und Südafrika. Den attraktivsten Exportmarkt<br />

stellen sicher die USA dar, dort besteht ein grundsätzlicher<br />

Bedarf für einen Transporter mit den Eigenschaften<br />

der A400M.“ Über mangelnde Arbeit können sich die<br />

Partner jedenfalls nicht beklagen: „Auf jeden Fall haben<br />

wir mehr als 750 Triebwerke vor uns, die uns die nächsten<br />

Jahre beschäftigen werden“, sagte EPI-Präsident<br />

Henley.<br />

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />

Gerhard Bähr<br />

+49 89 1489-8542<br />

Interessante Multimedia-Services zu diesem Artikel unter:<br />

www.mtu.de/report<br />

18 19


Kunden + Partner<br />

Innovativ<br />

am Ende der Welt<br />

Andreas Spaeth<br />

Neuseeland ist klein und liegt weit weg von den großen Zentren der Erde. Entsprechend lang sind die<br />

Flüge ans „schönste Ende der Welt“, und umso wichtiger die Rolle von Air New Zealand als Anbindung<br />

der Heimat. Kaum eine andere Fluggesellschaft hat so viele kreative Ideen in die Luftfahrtbranche eingebracht<br />

– von selbst entwickelten Sitzen bis hin zu lustigen Sicherheitsvideos, die auch im Internet zum<br />

Hit wurden. Bereits seit 2007 sind die Neuseeländer ein zufriedener <strong>MTU</strong>-Kunde.<br />

Rund viereinhalb Millionen Menschen<br />

leben im „Land der großen weißen<br />

Wolke“ oder Aotearoa, wie die Mãori-<br />

Ureinwohner Neuseeland nennen, dazu kommen<br />

über 60 Millionen Schafe. Und jedes Jahr<br />

über zweieinhalb Millionen Touristen, denn<br />

Fremdenverkehr ist die größte Export-Industrie<br />

des Pazifik-Staats. Fast alle von ihnen<br />

reisen per Flugzeug an, viele mit der einheimischen<br />

Air New Zealand. Die Geschichte der<br />

Gesellschaft begann1940 in der Flugboot-Ära<br />

als Tasman Empire Airways (TEAL); erst 1965<br />

bekam sie ihren heutigen Namen und fliegt<br />

seit 1973 mit dem Symbol des Koru am Heck,<br />

eines sich entfaltenden Silberfarns, was für<br />

neues Leben und Wachstum steht. Bereits<br />

1999 wurde Air New Zealand Mitglied der<br />

Star Alliance und bietet vor allem im Südpazifik<br />

und nach Asien ein dichtes Streckennetz<br />

sowie bis zu 20-mal wöchentlich Flüge<br />

von Los Angeles und San Francisco nach<br />

Auckland. Europa ist durch die tägliche Bedienung<br />

von London-Heathrow via Los<br />

Angeles angebunden. Aus Kostengründen<br />

wurde kürzlich die Verbindung Auckland-<br />

Hongkong-London aufgegeben, die die Gesellschaft<br />

zur einzigen mit einer Verbindung rund<br />

um die Welt gemacht hatte.<br />

Air New Zealand ist keine große Airline – weltweit<br />

beförderte sie 2012 mit einer Jet-Flotte<br />

aus zuletzt 104 Flugzeugen gut 13 Millionen<br />

Passagiere, aber sie versteht es meisterhaft,<br />

auf sich aufmerksam zu machen. So mit Innovationen,<br />

etwa in Eigenregie entwickelten<br />

Sitzen wie der „Skycouch“, bei der sich drei<br />

Economy-Sitze in eine ebene Liegefläche verwandeln<br />

lassen, oder den „Spaceseats“ in der<br />

Premium Economy Class. Diese Produkte verkaufen<br />

die Neuseeländer inzwischen gewinnbringend<br />

auch an andere Gesellschaften.<br />

20 21


Kunden + Partner<br />

Aufsehen erregte die Promotion des jüngsten Hobbit-Films<br />

durch Air New Zealand als „Fluggesellschaft von Mittelerde“<br />

inklusive einer mit Filmmotiven beklebten Boeing 777-300ER.<br />

Oder die manchmal urkomischen Sicherheitsvideos, die im<br />

Internet millionenfach angeklickt wurden. Für eine Werbekampagne<br />

trat sogar der frühere Vorstandschef Rob Fyfe nur<br />

mit Bodypainting „bekleidet“ als Gepäckarbeiter auf, ebenfalls<br />

ein Riesenhit im Netz. „Wir können uns große Anzeigenkampagnen<br />

nicht leisten, wir müssen unsere Airline auf andere<br />

Weise als größere Persönlichkeit erscheinen lassen, als sie<br />

es bei unserer Größe tatsächlich ist,“ erläuterte Fyfe die<br />

Philosophie dahinter. Sein Nachfolger Christopher Luxon konstatiert:<br />

„Wir sind eine erfolgreiche Airline, wir können sehr<br />

stolz auf das sein, was wir in den letzten zehn Jahren erreicht<br />

haben, aber wir werden deshalb nicht nachlässig werden.“<br />

Musste die Gesellschaft noch 2002 von der Regierung vor<br />

der Pleite gerettet werden, fliegt sie inzwischen üppige Gewinne<br />

ein, erstmals seit 2008 sogar auf den Langstrecken.<br />

Dort vertraut Air New Zealand bereits seit 2007 auf die Kompetenz<br />

der <strong>MTU</strong> Maintenance. Damals wurde der Vertrag für<br />

die Überholung, Reparatur und Instandsetzung der CF6-80C2-<br />

Triebwerke geschlossen, die bei Air New Zealand die Boeing-<br />

Typen 767-300 (noch fünf in der Flotte) und 747-400 (noch<br />

zwei) antreiben. Jüngst wurde der Vertrag nochmals bis zum<br />

Zeitpunkt des Ausscheidens dieser Flugzeugtypen verlängert,<br />

was voraussichtlich 2016 passieren wird. Bisher hat die <strong>MTU</strong><br />

Maintenance in Hannover 47 Instandhaltungsereignisse mit<br />

CF6-80C2-Triebwerken aus Neuseeland bearbeitet, darunter<br />

GE90 bei der<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Im August 2013 wurde das erste GE90-115B zu einer<br />

Full Performance Restoration zur <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

in Hannover gebracht. Kunde ist der Air New Zealand-<br />

Partner Virgin Australia. „Dabei werden die Module,<br />

vor allem die Hot Section, komplett zerlegt“, erklärt<br />

Thomas Michaelis, Leiter Engine Testing in Hannover.<br />

Für die aufwändige Prozedur sind 4.000 bis 5.000<br />

Mannstunden nötig. „Das schaffen wir in 85 Tagen“,<br />

so Michaelis. Marktüblich sind 120 bis 140 Tage. Bis<br />

2014 will die <strong>MTU</strong> Maintenance die Durchlaufzeit auf<br />

nur 80 Tage verringern.<br />

Ein GE90-Triebwerk im Shop bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover.<br />

Letzte Vorbereitungen eines GE90-Triebwerks auf dem Prüfstand der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover.<br />

Die A320 wird zunehmend auf Kurzstrecken eingesetzt.<br />

40 Shop Visits mit größeren Überholungen. „Air New Zealand<br />

ist eine innovative und erfolgreiche Airline und ein wichtiger<br />

Partner für uns“, betont Holger Sindemann, Geschäftsführer<br />

der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover, dem <strong>MTU</strong>-Kompetenzzentrum<br />

für die Instandhaltung mittlerer und großer Triebwerke.<br />

„Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass wir immer ausgezeichnet<br />

zusammengearbeitet haben.“<br />

Air New Zealand befindet sich derzeit in einem Erneuerungsprozess.<br />

„Wir müssen die Flotte vereinfachen und werden<br />

künftig als Großraumflugzeuge nur noch die Boeing 777 und<br />

787 und den Airbus A320 auf kürzeren Strecken betreiben,“<br />

erklärt Luxon. Nach vielfältigen Verzögerungen soll die Gesellschaft<br />

als Erstkunde zwischen Juli 2014 und 2017 die zehn<br />

bestellten Boeing 787-9 erhalten und wird sie auf Flügen nach<br />

Shanghai, Tokio, Perth, Honolulu und Papeete einsetzen.<br />

Zu acht Boeing 777-200ER und derzeit fünf 777-300ER stoßen<br />

2014 noch zwei weitere 777-300ER hinzu. Auch um deren<br />

GE90-115B-Triebwerke wird sich die <strong>MTU</strong> Maintenance kümmern<br />

– ein entsprechender Vertrag wurde 2011 mit einer<br />

Laufzeit bis 2023 geschlossen. „Dabei geht es um 16 Triebwerke“,<br />

erklärt Oliver Skop, Manager Customer Account bei<br />

der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover. Seit 2010 besitzt die <strong>MTU</strong><br />

die Lizenz für Arbeiten an den schubstärkeren GE90-Versionen.<br />

„Im Durchschnitt soll so ein neues Triebwerk 25.000<br />

Stunden am Flügel bleiben, zwischen fünf bis sechs Jahren<br />

Betriebszeit“, erläutert Skop, „nicht vor 2015 erwarten wir<br />

daher das erste Exemplar aus Auckland in Hannover.“<br />

Per Luftfracht reist das GE90 dann via Singapur nach Amsterdam<br />

oder Brüssel und von dort per LKW weiter nach Hannover<br />

– Kosten pro Weg: 90.000 Dollar. „Wir sind zwar buchstäblich<br />

eine halbe Weltreise voneinander entfernt, aber der Service,<br />

den wir bei der <strong>MTU</strong> bekommen, ist wirklich Weltklasse“, lobt<br />

Mick Burdon, Fleet Powerplant Manager bei Air New Zealand,<br />

„ihr Streben nach Qualität und Verlässlichkeit wiegt die<br />

Distanz auf.“ Auch bei der <strong>MTU</strong> schätzt man den Kunden: „Air<br />

New Zealand hat ein starkes Engineering, zwischen uns<br />

herrscht großes Vertrauen und die Zusammenarbeit macht<br />

Spaß“, bestätigt Wim van Beers, Vice President Marketing &<br />

Sales Asia. Und mit einer solch engen Partnerschaft, da sind<br />

sich beide Seiten einig, lassen sich selbst größte Distanzen<br />

einfach überbrücken.<br />

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />

Wim van Beers<br />

+49 5114 7806-2390<br />

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www.mtu.de/report<br />

22 23


Kunden + Partner<br />

Vom<br />

Postflieger<br />

zum Global<br />

Player<br />

Nicole Geffert<br />

Die ersten Einsätze der US-Fluggesellschaft waren überschaubar:<br />

Mit Luftpost-Lieferungen ins westliche Pennsylvania und<br />

das Ohio Valley ging US Airways unter dem Namen All-<br />

American Airways 1939 an den Start. Der erste Passagierflug<br />

erfolgte zehn Jahre später mit einer Douglas DC-3. Die Airline<br />

ging in den Steilflug, wuchs schnell und wechselte nach Übernahmen<br />

und Fusionen mehrfach ihren Namen – in Allegheny<br />

Airways, US Air und schließlich US Airways. Seit 20 Jahren vertraut<br />

US Airways auf die Kompetenz der <strong>MTU</strong> Maintenance.<br />

Professionell, vertrauensvoll und zuverlässig –<br />

Christoph Heck, Leiter Marketing & Sales<br />

Americas bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover,<br />

muss nicht lange überlegen, wenn er nach den Qualitäten<br />

der Zusammenarbeit mit US Airways gefragt<br />

wird. 1993 wurde die Fluggesellschaft Kunde bei der<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance, damals mit einem Vertrag für die<br />

Instandsetzung des V2500, der bis heute läuft. 2011<br />

kam das CF6-80 von General Electric dazu. „Bis heute<br />

haben wir mehr als 300 Triebwerke von US Airways<br />

in unserem Shop instandgesetzt“, so Heck.<br />

In diesem Sommer stand für die <strong>MTU</strong> Maintenance in<br />

Hannover auch die Überholung des 1.500. CF6-80-<br />

Triebwerks an, welches ein Triebwerk von US Airways<br />

ist. Da sich gleichzeitig die 20-jährige Partnerschaft<br />

24 25


Kunden + Partner<br />

Ein CF6-80-Triebwerk auf der Flowline der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover.<br />

von US Airways und <strong>MTU</strong> Maintenance jährte,<br />

kam eine hochrangige Delegation von US<br />

Airways gerne der Einladung der <strong>MTU</strong> nach,<br />

dieses Ereignis am Standort Hannover gemeinsam<br />

zu feiern. „Wir freuen uns sehr, dass<br />

wir diesen besonderen Moment mit einem<br />

unserer längsten und engsten Kunden teilen<br />

dürfen“, erklärte Dr. Stefan Weingartner, Vorstand<br />

Zivile Instandhaltung der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />

<strong>Engines</strong>. „Die Instandsetzung des CF6-80 ist<br />

einer unserer bedeutendsten Services. Seit<br />

nunmehr fast 25 Jahren setzen wir dieses<br />

Triebwerk in Hannover instand, dem ersten<br />

Standort des <strong>MTU</strong> Maintenance-Netzwerks<br />

und Kompetenzzentrum für mittlere und<br />

große Flugtriebwerke. Wir sind zuversichtlich,<br />

unseren Erfolg mit diesem Triebwerk in<br />

den nächsten Jahren fortzusetzen.“<br />

„Die Zusammenarbeit mit der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

ist hervorragend und sehr vertrauensvoll“,<br />

betonte auch David Seymour, Senior<br />

Vice President Technical Operations bei US<br />

Airways. „Ich freue mich sehr darauf, unsere<br />

Partnerschaft mit der neuen American Airlines,<br />

die nach der Fusion zwischen US Air-<br />

Die CF34-10E6-Antriebe der Embraer E190-Flotte von US Airways werden bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Berlin-Brandenburg instandgesetzt.<br />

ways und American Airlines in den nächsten<br />

Wochen entstehen wird, weiter auszubauen.“<br />

Durch feste Bestellungen von mehr als 600<br />

neuen Flugzeugen erhielte die neue American<br />

Airlines eine der modernsten und effizientesten<br />

Flotten der Luftfahrtbranche, was gleichzeitig<br />

eine Basis für weitere Investitionen in<br />

Technologien, Produkte und Services sei, verkündet<br />

die Gesellschaft. Die neue American<br />

Airlines plant, mehr als 6.700 Flüge pro Tag<br />

zu 336 Zielen in 56 Ländern zu absolvieren<br />

und die aktuellen Drehkreuze von American<br />

Airlines und US Airways zu erhalten, um den<br />

Kunden noch mehr Reisemöglichkeiten zu<br />

bieten.<br />

„Der Besuch von US Airways zeigt deutlich,<br />

dass hier beide Seiten an einer Fortsetzung<br />

der Zusammenarbeit interessiert sind“, sagt<br />

Heck. Weiteren Schub erhält die gewachsene<br />

Partnerschaft durch den Fünf-Jahres-Vertrag<br />

über die Instandsetzung der CF34-10E6-Triebwerke,<br />

den US Airways und die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

unterzeichneten. Dieses neue Kapitel in<br />

der gemeinsamen Erfolgsstory wurde ebenfalls<br />

in diesem Sommer aufgeschlagen. Bis<br />

zu 44 Antriebe für die Embraer E190-Flotte<br />

der Airline werden bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Berlin-Brandenburg instandgesetzt. 2002<br />

hatte sie als erster unabhängiger Instandhalter<br />

weltweit die Lizenz für Reparatur und<br />

Überholung der CF34-Serie von General<br />

Electric bekommen. Der Standort in Ludwigsfelde<br />

ist ein GE-CF34 Service Provider und<br />

innerhalb dieses Netzwerks der erste Maintenance-Standort<br />

weltweit, der alle drei Versionen<br />

des Triebwerks bearbeitet und betreut:<br />

das CF34-3, CF34-8 und CF34-10. „US Airways<br />

ist ein langjähriger und treuer Kunde der<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance“, bestätigt Geschäftsführer<br />

André Sinanian. „Mit dem neuen CF34-10<br />

Vertrag haben wir die Grundlage einer erfolgreichen<br />

Fortsetzung geschaffen.“<br />

Die Hochtechnologie-Reparaturverfahren<br />

„made by <strong>MTU</strong>“ garantieren eine erstklassige<br />

Performance der reparierten Teile sowie höhere<br />

Triebwerkslaufzeiten zu effizienten Kosten.<br />

„Unsere Hightech-Reparaturverfahren<br />

kommen auch in der Instandsetzung der<br />

V2500- und CF6-80-Triebwerke zum Einsatz“,<br />

versichert Norbert Möck, Director Engine<br />

Programs bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover.<br />

„Für US Airways haben wir spezifische<br />

und flexible Lösungen entwickelt, um eine<br />

kostenoptimierte Instandhaltung sicherzustellen<br />

– zum Beispiel für die V2500-A1-Antriebe<br />

der A320-Flotte, die seit vielen Jahren<br />

zuverlässig ihren Dienst verrichten, nun aber<br />

Größte Airbus-Flotte<br />

der Welt<br />

Seit der Fusion mit America West Airlines im September 2005 ist US Airways die<br />

fünftgrößte Fluglinie der Vereinigten Staaten. Gemeinsam mit US Airways Shuttle<br />

und US Airways Express, zwei hundertprozentigen Tochtergesellschaften, unternimmt<br />

die Airline – Stand Sommer 2013 – mehr als 3.200 Flüge pro Tag zu 203<br />

Zielen in den USA, Kanada, Mexiko, Europa, den Nahen Osten, der Karibik sowie<br />

Mittel- und Südamerika. Sie beschäftigt rund 33.000 Mitarbeiter und verfügt<br />

über die größte Airbus-Flotte weltweit.<br />

US Airways verfügt über die größte Airbus-Flotte der Welt.<br />

Mit den Partnern von US Airways Express befördert US Airways jährlich etwa 80<br />

Millionen Passagiere und betreibt Drehkreuze in Charlotte, North Carolina,<br />

Philadelphia, Phoenix und Washington D.C. Die Flotte für die Hauptstrecken<br />

umfasst Airbus-Flugzeuge der Typen A319, A320, A321 und A330 sowie Boeing<br />

7<strong>37</strong>, 757 und 767. Die Express-Flotte setzt 285 regionale Jets und Turboprop-<br />

Flugzeuge ein.<br />

Die Zeichen stehen weiter auf Wachstum: Der nächste Meilenstein ist die Fusion<br />

mit American Airlines.<br />

in die Jahre gekommen sind und über die<br />

nächsten Jahre nach und nach in den Ruhestand<br />

gehen“, fügt Jay Aiken, Director<br />

Marketing & Sales Americas, hinzu. Die Airlines<br />

nennen das Outphasing und wollen natürlich<br />

zuvor das Restleben des Triebwerks<br />

so weit wie möglich nutzen. Möck: „Da helfen<br />

die im Vergleich zu einem Neuteil sehr<br />

kostengünstigen Reparaturen, aber auch die<br />

Expertise der <strong>MTU</strong> bei der Beschaffung von<br />

Gebrauchtteilen, die Instandhaltungskosten<br />

zielgerichtet auf den geplanten Outphasing-<br />

Termin hin zu optimieren.“<br />

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />

Christoph Heck<br />

+49 511 7806-2621<br />

Interessante Multimedia-Services zu<br />

diesem Artikel unter:<br />

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26 27


Kunden + Partner<br />

Transatlantisches<br />

Tandem<br />

Silke Hansen<br />

Partner fürs Leben: Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> geht seit vielen Jahren bei Business- und<br />

Regionaljetantrieben gemeinsame Wege mit Pratt & Whitney Canada. Die gewachsene Beziehung<br />

sorgt für eine erfolgreiche PW300-/PW500-Antriebsfamilie. Die Triebwerke werden nicht zuletzt<br />

dank der <strong>MTU</strong>-Kompetenz ständig weiterentwickelt und verbessert. Jüngster Neuzugang ist das<br />

PW306D mit einer von der <strong>MTU</strong> entwickelten Niederdruckturbine.<br />

Martin Wiedra, <strong>MTU</strong>-Programmleiter P&WC-Programme,<br />

erklärt: „Unser Anteil am PW306D beträgt<br />

25 Prozent. Kein Programm im zivilen Neugeschäft<br />

der <strong>MTU</strong> hat eine höhere Beteiligung.“ Pratt &<br />

Whitney Canada (P&WC) setzt auch beim PW306D auf<br />

die Kernkompetenz von Deutschlands führendem Triebwerkshersteller:<br />

die Niederdruckturbine. Darüber hinaus<br />

kommen Turbinenaustrittsgehäuse und Mischer von der<br />

<strong>MTU</strong>. Den Stempel von der kanadischen Zulassungsbehörde<br />

Transport Canada Civil Aviation gab es im Juni dieses<br />

Jahres. Das PW306D ist eine Weiterentwicklung des<br />

PW306C und wird den neuen Businessjet von Cessna, die<br />

New Citation Sovereign, exklusiv antreiben. Das modifizierte<br />

Flugzeug hat im April seinen Erstflug absolviert,<br />

soll 2013 in Dienst gehen und die erfolgreiche Citation-<br />

Businessjet-Familie erweitern. Allein das Vorgängermodell,<br />

die Citation Sovereign mit PW306C und <strong>MTU</strong>-Niederdruckturbine,<br />

hat sich seit 2004 bereits 349 Mal verkauft.<br />

Das PW306D zeichnet sich durch eine verbesserte <strong>Aero</strong>dynamik,<br />

neue Werkstoffe und eine modifizierte Triebwerksregelung<br />

aus. Das macht den Antrieb schubstärker<br />

und zugleich treibstoffsparender; die Reichweite der New<br />

Citation Sovereign steigt auf 5.500 Kilometer – überzeugende<br />

Argumente für die neue D-Version des PW306.<br />

Cessna hat das Triebwerk auch für seinen neuen mittelgroßen<br />

Businessjet Citation Latitude ausgewählt, der ab<br />

2015 startklar sein soll.<br />

28 29


Kunden + Partner<br />

technische Fragestellungen und Herausforderungen in unseren<br />

gemeinsamen Besprechungen kommen letztendlich der<br />

Qualität und technischen Reife unserer Produkte zugute.“<br />

Pirker ist seit drei Jahren als Ansprechpartner für <strong>MTU</strong>-Niederdruckturbinen<br />

vor Ort am P&WC-Stammsitz in Longueuil,<br />

Quebec, tätig. „Die meiste Zeit verbringe ich damit, die zwei<br />

Engineering-Teams von P&WC und der <strong>MTU</strong> über eine Entfernung<br />

von 5.600 Kilometern und sechs Stunden Zeitunterschied<br />

zusammenzubringen.“<br />

Das funktioniert ausgesprochen gut, wie die kontinuierlichen<br />

Weiterentwicklungen des „alten“ PW300 beweisen. „Als Technologieführer<br />

ruhen wir nie. In unseren Kernkompetenzen<br />

Niederdruckturbine, Hochdruckverdichter, Herstell- und<br />

Reparaturverfahren streben wir ständig nach Verbesserungen,<br />

etwa durch neue Designfeatures für höhere Wirkungsgrade<br />

oder neue Materialien für unsere Hightech-Bauteile“,<br />

sagt Wiedra. Die Partner ziehen dabei an einem Strang.<br />

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />

Martin Wiedra<br />

+49 89 1489-3354<br />

Der Learjet 85 von Bombardier – angetrieben von PW307B-Triebwerken von Pratt &<br />

Whitney Canada – ist der größte und schnellste Learjet und zugleich der erste, der<br />

aus Verbundwerkstoffen gebaut wird.<br />

Mehr Reichweite - die New Citation Sovereign von Cessna wird von zwei PW306D von Pratt & Whitney Canada angetrieben.<br />

Der neue Learjet 85 von Bombardier, der für 2014 angekündigt<br />

ist, erhält ebenfalls <strong>MTU</strong>-Power: An seinem PW307B ist<br />

die <strong>MTU</strong> mit 15 Prozent beteiligt und auch hier für den hinteren<br />

Teil des Triebwerks verantwortlich: die Niederdruckturbine<br />

mit Turbinenaustrittsgehäuse und Mischer. Der deutsche<br />

Triebwerksbauer trägt mit einem gewichtsreduzierten<br />

Niederdruckturbinenrotor zur höheren Leistungseffizienz des<br />

Antriebs bei. „Unsere Strukturmechanik-Experten haben mit<br />

neuen Engineering-Analysetools die Auslegung optimiert und<br />

die Gewichtsreduzierung ohne zusätzliche Tests erreicht“,<br />

berichtet Klaus Pirker, Engineering-Repräsentant der <strong>MTU</strong> bei<br />

Pratt & Whitney Canada in Kanada.<br />

„Nach der Falcon 7X von Dassault ist der Learjet die zweite<br />

Anwendung für das PW307“, freut sich Wiedra. Der bisher<br />

größte Learjet wird als erster seiner Familie aus Kohlefaserverbundstrukturen<br />

bestehen. Noch in diesem Jahr soll der<br />

Composite-Flieger erstmals abheben. „Es sind derzeit einige<br />

neue Businessjet-Modelle bei den Herstellern in Vorbereitung,<br />

die in den nächsten Jahren sukzessive auf den Markt<br />

kommen werden“, beobachtet Wiedra. Dieser Markt habe<br />

sich nach der Krise 2009 inzwischen wieder stabilisiert, erreiche<br />

aber bei weitem noch nicht die früheren Liefermengen,<br />

so die Einschätzung des <strong>MTU</strong>-Managers.<br />

Die <strong>MTU</strong>-Beteiligung am PW300-Programm erstreckt sich<br />

über die Versionen PW305, PW306 und PW307 und damit<br />

über neun Flugzeuganwendungen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

von P&WC und <strong>MTU</strong> startete vor knapp 30 Jahren:<br />

1985 unterzeichneten beide Unternehmen das erste Collaboration<br />

Agreement für das PW305. „In dieser langen Zeit<br />

haben wir eine sehr enge Beziehung aufgebaut, die auf<br />

Vertrauen und Wertschätzung unserer technischen Expertise<br />

beruht. Das hat uns eine starke Position als Senior Partner in<br />

den Programmen verschafft“, sagt Pirker. Neben den PW300-<br />

Bauanteilen ist die <strong>MTU</strong> auch beim PW530 und PW545 für<br />

Cessna Citation Jets an Bord, ebenfalls mit je 25 Prozent und<br />

gleichen Bauanteilen. Mehr als 5.800 PW300- und PW500-<br />

Turbinenmodule hat die <strong>MTU</strong> bis dato geliefert. „PW300 und<br />

PW500 genießen einen sehr guten Ruf in Sachen Zuverlässigkeit.<br />

Unsere Niederdruckturbine, die den Fan antreibt, trägt<br />

dazu entscheidend bei“, so Pirker. P&WC weiß es zu schätzen,<br />

sich voll und ganz auf die <strong>MTU</strong> verlassen zu können und hat<br />

ihr in diesem Jahr zum sechsten Mal in Folge den Supplier Gold<br />

Award verliehen für ausgezeichnete Produktqualität, Liefertreue<br />

und eine hohe Kundenzufriedenheit. Die Engineering-<br />

Kompetenz der <strong>MTU</strong>, vor allem bei ihrem Kernprodukt Niederdruckturbine,<br />

ist weltweit bekannt.<br />

Im Gegenzug hat die <strong>MTU</strong> über die strategische Partnerschaft<br />

Zugang zum Markt der Geschäftsreiseflugzeuge bekommen.<br />

Pirker: „P&WC hat bereits in den frühen 1990er-<br />

Jahren eine starke Teamwork-Kultur und eine integrierte Produktentwicklung<br />

eingeführt. Die offenen Diskussionen über<br />

Zur PW300-Familie trägt die <strong>MTU</strong> die Niederdruckturbine bei, sowie das Austrittsgehäuse mit Mischer.<br />

30 31


Kunden + Partner<br />

Schweizer Uhrwerke<br />

in der Maintenance<br />

“Wir vergessen nie, dass unser Triebwerk unseren<br />

Namen trägt”, versichert Pratt & Whitney Canada als<br />

Original Equipment Manufacturer (OEM) seinen Kunden<br />

für den Aftermarket-Service. Die <strong>MTU</strong> Maintenance ist in<br />

diesem weltweiten Netzwerk ein verlässlicher Partner.<br />

„Wir agieren als Vertreter des OEM Pratt & Whitney<br />

Canada. Das ist ein Vertrauensbeweis in unsere Kompetenz<br />

und in die Qualität unserer Leistungen“, erklärt<br />

Carsten Behrens. Er ist General Manager des P&WC<br />

Customer Service Centre Europe (CSC), einem 50/50<br />

Joint Venture der <strong>MTU</strong> mit Pratt & Whitney Canada. Das<br />

CSC mit Sitz bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg<br />

in Ludwigsfelde bei Berlin wurde 1992 gegründet<br />

und ist für Marketing, Vertrieb und Kundenbetreuung in<br />

Europa, Afrika und dem Nahen Osten zuständig. „Wir be-<br />

treuen über 1.200 Kunden in diesen Regionen, die die<br />

Nähe und gleiche Zeitzone zu schätzen wissen“, so<br />

Behrens.<br />

Für die Shop Visits der PW300- und PW500-Reihe ist die<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg zuständig, die<br />

innerhalb der <strong>MTU</strong>-Gruppe auf die Triebwerke des kanadischen<br />

Unternehmens spezialisiert ist. Im Portfolio findet<br />

sich das PT6A, PW200, PW300 und PW500. Außerdem<br />

unterhält die <strong>MTU</strong> ein Mobile Repair Team für die<br />

Instandsetzung vor Ort. „Es ist sehr leistungsstark und<br />

kann Reparaturen, wie Blenden an Schaufeln, Boroskop-<br />

Inspektionen, Arbeiten am Getriebe bis hin zu Hot-<br />

Section-Inspektionen, direkt am Flügel übernehmen“, erklärt<br />

Jan Bierkamp, Leiter P&WC-Programme bei der<br />

Inspektion eines PW300-Triebwerks am Flügel.<br />

Montagearbeiten an einem PW305-Triebwerk bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg in Ludwigsfelde.<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance. Bei der Hot-Section-Inspektion werden<br />

die stark belasteten Heißteile in der Hochdruckturbine<br />

und der Brennkammer getauscht. Das Mobile<br />

Repair Team rückt zu rund 50 Einsätzen im Jahr aus und<br />

ist rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche einsatzbereit.<br />

„Wir stellen uns ganz auf die Bedürfnisse des<br />

Kunden ein. Wenn der Flieger schnell wieder gebraucht<br />

wird, tauschen wir zum Beispiel nur Teile-Kits vor Ort<br />

und reparieren sie dann bei uns im Shop.“<br />

40 bis 50 Shop Visits für PW300- und PW500-Baumuster<br />

erledigt die <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg im<br />

Jahr. „Wir erfüllen jede Spezifikation des OEM und haben<br />

über das Joint Venture einen direkten Zugang zu technischen<br />

Informationen oder Updates und können bei Bedarf<br />

technische Fragen schnell klären“, erklärt Bierkamp.<br />

Für ihn sind die kanadischen KIeintriebwerke wahre<br />

Größen: „Sie haben eine hohe Leistungsdichte und erfordern<br />

– wie Schweizer Uhrwerke – höchste Präzision.<br />

Jede kleine Änderung, wie zum Beispiel im Spaltmaß, hat<br />

große Auswirkungen.“ Die filigranen Hochleistungstriebwerke<br />

sind bei der <strong>MTU</strong> in besten Händen. Auch das<br />

PW306D, wenn es in einigen Jahren zum ersten Mal von<br />

den Maintenance-Spezialisten der <strong>MTU</strong> vor Ort wieder<br />

startklar gemacht wird oder zum ersten Shop Visit in<br />

Ludwigsfelde landet.<br />

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />

Jan Bierkamp<br />

+49 3<strong>37</strong>8 824-796<br />

32 33


Technik + Wissenschaft<br />

Besser<br />

geht<br />

immer<br />

Denis Dilba<br />

Der Getriebefan wird in den kommenden Jahren durch seine<br />

Effizienz und die stark verminderten Lärmemissionen einen<br />

wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Es geht aber<br />

noch besser: Im EU-Technologieprogramm Clean Sky, das<br />

sich auf die Zielgerade zubewegt, wird die erfolgreiche<br />

Technologie noch einmal deutlich optimiert. Ein Mammutprojekt,<br />

an dem auch die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, Deutschlands<br />

führender Triebwerkshersteller, beteiligt ist: Sie verantwortet<br />

den Aufbau eines Demonstrator-Triebwerks.<br />

Die Ziele für das Jahr 2020 sind klar definiert: Auf<br />

Basis der Werte des Jahres 2000 sollen Flugzeuge<br />

ihre CO 2 - und Lärm-Emissionen halbieren<br />

und den Ausstoß von Stickoxiden um 80 Prozent senken.<br />

So fordert es die Technologieplattform Advisory Council<br />

for <strong>Aero</strong>nautics Research in Europe, kurz ACARE. Dr.<br />

Joachim Wulf, Chief Engineer Technology Demonstrators<br />

bei der <strong>MTU</strong> in München, weiß, wie ehrgeizig diese<br />

Forderungen sind. Denn während seine Kollegen gerade<br />

den großen Erfolg der aktuellen Generation des Getriebefans<br />

feiern – das neue Triebwerk verbraucht stattliche<br />

15 Prozent weniger Kerosin und ist nur mehr halb so laut<br />

wie herkömmliche Antriebe – arbeitet er schon an Technologien<br />

für die nächste Generation des „Geared Turbofan“<br />

(GTF).<br />

34 35


Technik + Wissenschaft<br />

„Wir freuen uns natürlich, dass der GTF so gefragt ist und in den kommenden<br />

Jahren weltweit an Hunderten von neuen Mittelstreckenjets<br />

seinen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann“, sagt Wulf, „aber um<br />

in die Reichweite der ACARE-Ziele zu kommen, müssen wir mit Hochdruck<br />

weitermachen.“ Und das geschieht im Rahmen von Clean Sky,<br />

dem mit einem Gesamtvolumen von 1,6 Milliarden Euro größten Technologieprogramm<br />

der EU. Neben anderen effizienteren Luftfahrttechnologien,<br />

die alle darauf abzielen, den Luftverkehr umweltfreundlicher<br />

zu machen, werden in Clean Sky sechs Demonstrator-Triebwerke<br />

aufgebaut, sogenannte „Sustainable and Green <strong>Engines</strong>“<br />

(SAGE) – SAGE 4 verantwortet die <strong>MTU</strong>. Bereits im 1. Quartal 2015 soll<br />

das Demonstrator-Triebwerk fertig montiert und bereit für die entscheidenden<br />

Tests sein.<br />

Die ersten Bauteilprototypen sind schon in München angekommen.<br />

Sie werden, wie viele der bis zum ersten Quartal 2014 noch folgenden<br />

modifizierten Triebwerksteile, nun in Bauteiltests auf „Herz und<br />

Nieren geprüft“, so Modulteamleiter Dr. Stefan Busam. Die Frage ist<br />

immer dieselbe: Halten die neuen Bauteile das, was sie in der Theorie<br />

versprechen? Die modifizierten Triebwerksteile müssen dazu mit verschiedenen<br />

Sensoren versehen werden. So messen die Ingenieure in<br />

simulierten Belastungssituationen beispielsweise die Temperatur- und<br />

Druckverteilung oder das Verhalten bei Schwingungsanregung mit<br />

unterschiedlichen Frequenzen. „Mitte nächsten Jahres werden alle Bauteile<br />

getestet sein“, sagt Clean Sky-Mann Busam.<br />

Bestehen die Bauteile die Tests, können sie montiert werden. In<br />

München wird die schnelllaufende Niederdruckturbine zusammen mit<br />

dem vom britisch-schwedischen Partner GKN <strong>Aero</strong>space entwickelten<br />

Neue Werkstoffe: Dämpfungssegment aus Verbundwerkstoff mit Keramikmatrix.<br />

“Viel Zeit ist das nicht mehr, aber wir sind sehr zuversichtlich”, sagt<br />

Wulf. Um den ambitionierten Plan einhalten zu können, legten sich die<br />

Teammitglieder mit dem Ende der Konzeptphase im Oktober 2012 auf<br />

die konkret zu realisierenden Technologien fest. Seitdem läuft die<br />

Detailauslegungsphase des gesamten Demonstrator-Triebwerkes. Hier<br />

seien sie zeitlich klar auf Kurs, berichtet der Clean Sky-Chefingenieur:<br />

Am 12. Juli bestand das SAGE 4-Team das ”Design Review 4“. „Und<br />

zwar ohne Auflagen“, sagt Wulf, „damit haben wir die erste Halbzeit<br />

von SAGE 4 hinter uns.“ Kein Grund, sich auszuruhen, wie der <strong>MTU</strong>-<br />

Ingenieur nicht müde wird zu betonen. Schon Ende dieses Jahres soll<br />

die Auslegung des Demonstrator-Triebwerks abgeschlossen sein. Das<br />

heißt: Alle Bauteile erhalten die Freigabe zur Fertigung. Wulf: „Und<br />

das wird noch relativ sportlich.“<br />

Turbinenaustrittsgehäuse montiert und instrumentiert. Anschließend<br />

kann die Komplettierung des Testtriebwerks und die Installation am<br />

Prüfstand beginnen. „Testbeginn ist im April 2015“, sagt Busam.<br />

Schon jetzt ist klar, dass das SAGE 4-Triebwerk leichter wird als seine<br />

Vorgänger. So ersetzen etwa im Hochdruckverdichter neue Dichtungen<br />

aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) die alten aus<br />

Titan. Wulf: „Diese CFK-Dichtungen bringen nicht nur weniger auf die<br />

Waage, sie sind auch nicht ganz so teuer wie ihre Pendants aus dem<br />

seltenen Metall.“<br />

Weitere Gewichtseinsparungen erzielen neue generativ hergestellte<br />

Bauteile, wie Innenringe mit integralen Honigwaben für den Hoch-<br />

Ein Dichtungsträger wird einem Anstreiftest unterzogen.<br />

36 <strong>37</strong>


Technik + Wissenschaft<br />

druckverdichter. Sie werden direkt aus einem Metallpulverbett per<br />

selektivem Laserschmelzverfahren (SLM) aufgebaut. „Das vereinfacht<br />

die Fertigung enorm, der Gestaltungsspielraum für die Ingenieure ist<br />

viel größer – man muss nicht mehr aus dem vollem Metallblock fräsen,<br />

wir sparen Material und die Bauteile wiegen weniger“, erklärt <strong>MTU</strong>-<br />

Ingenieur Wulf. Dazu komme die Zeitersparnis: Bisher waren drei bis<br />

vier unterschiedliche Zulieferer mit der Fertigung der Innenringe beschäftigt<br />

– der eine stellt die Innenringe her, der andere die Honigwabenstruktur,<br />

der dritte lötet beide Bauteile zusammen – dazu kam<br />

der Transport zwischen den einzelnen Fertigungsstandorten. „Bei der<br />

generativen Herstellung ist das ein einziger Arbeitsschritt – die eigentliche<br />

Bauteilfertigung erfolgt quasi über Nacht“, sagt Wulf.<br />

Eine andere Technologie, die das Abspecken des Getriebefans komplettiert,<br />

wird in der Niederdruckturbine ihr Debüt feiern. Normalerweise<br />

müssen dort die Triebwerksschaufeln in den einzelnen Turbinenstufen<br />

besonders steif ausgelegt werden. Auf diese Weise können<br />

sie durch den Heißgasstrom nicht so leicht in Schwingung gebracht<br />

werden. Doch die Widerstandkraft der steifen Schaufeln bekommt<br />

man nicht umsonst: Sie wiegen mehr. Eine neue Schaufel mit integrierter<br />

Schwingungsdämpfung nimmt den kritischen Frequenzen in<br />

SAGE 4 ihre zerstörerische Kraft. „Die Schaufeln werden leichter und<br />

schlanker, wodurch sich wiederum aerodynamische Vorteile ergeben,<br />

die sich positiv auf die Effizienz des Gesamttriebwerks auswirken“,<br />

erklärt Wulf.<br />

Um den Wirkungsgrad der nächsten GTF-Generation noch weiter zu<br />

erhöhen, optimieren <strong>MTU</strong>-Luftsystemleute und Konstrukteure auch<br />

den Einsatz von Kühlluft in der Niederdruckturbine. Durch gezielteres<br />

Kanalisieren, „indem man die Luft genau dorthin leitet, wo sie wirklich<br />

gebraucht wird, kann die Luftmenge reduziert werden“, erklärt der<br />

Clean Sky-Chefingenieur. Und da auch die Kühlluft verdichtet werden<br />

muss, spart weniger Kühlluft Arbeit ein, die das Triebwerk in mehr<br />

Schubkraft umsetzen kann. Auch dem Thema Lärm widmet man sich<br />

weiterhin: Erstmals werden vom SAGE 4-Partner GKN akustische<br />

Dämpfungselemente im Turbinenaustrittsgehäuse zum Einsatz kommen.<br />

Solche Filter für bestimmte Frequenzen arbeiten heute schon im<br />

Bypasskanal der Triebwerke, kurz vor und nach dem Fan. Um sie im<br />

Heißgasstrom einsetzen zu können, mussten sie hitzefest ausgelegt<br />

werden.<br />

„Gegenüber der aktuellen Getriebefanreihe wollen wir mit den SAGE 4-<br />

Technolgien rund drei Prozent weniger Kerosin verbrauchen; langfristig<br />

halten wir fünf bis acht Prozent für machbar“, sagt Wulf. Das wäre<br />

in der Praxis ein großer Erfolg, so der Ingenieur: „Die Wirkungsgradniveaus<br />

sind schon extrem hoch – wir jagen hier einzelne Zehntelprozente.<br />

Und jedes einzelne spart nicht nur Sprit, sondern damit auch<br />

wieder CO 2 -Emissionen ein.“ Ab 2020 könnte man die in SAGE 4 entwickelten<br />

Technologien in Serientriebwerken antreffen, schätzt Wulf.<br />

„Die Herausforderungen bei Clean Sky sind nicht nur technischer<br />

Natur, sondern bestehen auch in der möglichst reibungslosen Organisation<br />

des Mammutprojektes“, erklärt Peter Taferner, Clean Sky-Programmleiter<br />

bei der <strong>MTU</strong>. Zur Koordination von Clean Sky, welches im<br />

Wesentlichen die Luftfahrtsegmente Zellen, Antriebe und Systeme<br />

umspannt, wurde eigens eine Public-Private Partnership gegründet,<br />

das „Joint Undertaking“ (JU), an dem Industrie und Forschung auf der<br />

einen Seite und die EU-Kommission auf der anderen zu je 50 Prozent<br />

beteiligt sind.<br />

Vier-Punkt-Biegeversuch: Ein mittels selektivem Laserschmelzen (SLM) hergestellter Dichtungsträger wird auf seine Schwingfestigkeit geprüft.<br />

Neues Fertigungsverfahren: Mittels selektivem Laserschmelzen (SLM) hergestellter Dichtungsträger.<br />

„In unserem SAGE 4-Programm mit einem Volumen von insgesamt<br />

etwa 68 Millionen Euro gilt es neben den beiden großen SAGE 4-<br />

Partnern, dem britisch-schwedischen Unternehmen GKN <strong>Aero</strong>space<br />

und dem italienischen Turbinenhersteller Avio <strong>Aero</strong>, noch eine Reihe<br />

kleinerer und mittlerer Unternehmen (KMU) sowie Forschungsdienstleister<br />

und Universitäten einzubinden und zu koordinieren“, erläutert<br />

Taferner. Letztere sind über Call for Proposals (CfP) an SAGE 4 beteiligt.<br />

Darunter verstehen sich zeitlich begrenzte, direkt geförderte<br />

Entwicklungsaufgaben, die von der <strong>MTU</strong> und ihren Partnern in Hinblick<br />

auf den SAGE 4-Demonstrator definiert wurden. Ziel des Fördergebers<br />

ist es, verstärkt KMUs und Forschungseinrichtungen an der<br />

Technologieentwicklung im Luftfahrtbereich zu beteiligen, um deren<br />

Wettbewerbsfähigkeit international zu stärken. Taferner: „Die Partner<br />

entwickeln eigene Technologien und erarbeiten sich damit Wettbewerbsvorteile<br />

für die Zukunft. SAGE 4 profitiert durch die Bereitstellung<br />

dieser technologisch fortschrittlichen Komponenten.“<br />

SAGE 4 steht für diese Entwicklungsaufträge ein Budget von rund 15<br />

Millionen Euro zur Verfügung. Taferner: „Wir haben unser CfP-Budget<br />

mittlerweile voll ausgeschöpft. Es ging hier nämlich darum, Entwicklungspartner<br />

zu finden, die bereit sind, eigene Mittel für Aufgaben einzusetzen,<br />

die von der <strong>MTU</strong>, GKN <strong>Aero</strong>space oder Avio <strong>Aero</strong> definiert<br />

wurden. Das setzt natürlich voraus, dass sich aus der Lösung der<br />

gestellten Aufgabe eine Win-Win-Situation für die <strong>MTU</strong> und die Entwicklungspartner<br />

ergibt.“ Die letzten drei <strong>MTU</strong>-CfP-Projekte, für die<br />

gerade die Verträge vorbereitet werden, befassen sich mit der Reifmachung<br />

eines robusten Produktionsprozesses für einen neuen Turbinengehäuse-Werkstoff,<br />

mit einer kostengünstigeren Legierung für<br />

Triebwerksrotoren und der Verbesserung des Herstellungsprozesses<br />

von Nickel-Basis-Einkristall-Schaufeln.<br />

„Im nächsten Jahr müssen die für den Demonstrator wichtigen CfP-<br />

Topics ausreichend Entwicklungsreife bewiesen haben und die Integration<br />

in den Demonstrator weitgehend abgeschlossen sein, damit<br />

sie ins SAGE 4-Triebwerk eingesetzt und über den Triebwerkstest erfolgreich<br />

validiert werden können“, sagt Taferner. „Wir biegen bei<br />

Clean Sky gerade in die Zielgerade ein und können schon heute<br />

sagen, dass Clean Sky insgesamt und SAGE 4 ein großer Erfolg sein<br />

werden.“ Die europäische Luftfahrtindustrie wünscht sich daher dringend<br />

ein Clean Sky-Nachfolgeprogramm. Clean Sky II könnte in das<br />

kommende EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 eingebettet<br />

werden, so Taferner. „Mitte, Ende 2014 falle die Entscheidung über<br />

eine Fortsetzung“, so der <strong>MTU</strong>-Programmleiter. „Und wenn es so<br />

kommt, werden wir natürlich wieder mit dabei sein.“<br />

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />

Dr. Joachim Wulf<br />

+49 89 1489-3381<br />

38 39


Technik + Wissenschaft<br />

Effizient und<br />

leistungsstark<br />

Christiane Rodenbücher/Martina Vollmuth<br />

Innovative Regelungssysteme und ein erhöhter elektrischer Leistungsbedarf<br />

sind zwei Anforderungen an die Antriebe von morgen. Die <strong>MTU</strong><br />

baut bei der Entwicklung dieser Zukunftstechnologien auf Altbewährtes:<br />

Seit Jahrzehnten arbeitet sie eng mit der Universität der Bundeswehr<br />

München zusammen. Jüngster Erfolg der Kooperation ist MexJET.<br />

Mit diesem Triebwerksversuchsträger auf der Basis eines Eurofighter-<br />

Antriebs EJ200 wird unter anderem ein völlig neues Regelungskonzept<br />

demonstriert.<br />

Dr. Jörg Henne, Leiter Entwicklung und Technologie bei der<br />

<strong>MTU</strong>, erklärte im Rahmen einer Festveranstaltung bei der<br />

Universität der Bundeswehr München (UniBw) in Neubiberg:<br />

„Der erfolgreich in Betrieb genommene Versuchsträger<br />

MexJET stellt eine herausragende und in Deutschland einmalige<br />

Basis für vielversprechende, zukünftige Technologie-Entwicklung<br />

im Bereich ‚More Electric Engine‘ und innovative Regelungskonzepte<br />

dar.“ Er ist sich sicher: „Die technologischen Entwicklungsziele<br />

werden zu einer deutlichen Steigerung von Betriebssicherheit<br />

und Wirtschaftlichkeit sowie zu einer Reduzierung der Lebenswegkosten<br />

führen.“ Professor Dr. Reinhard Niehuis, Leiter des<br />

Instituts für Strahlantriebe (ISA), würdigte das gemeinsame<br />

Projekt anlässlich der Inbetriebnahme von MexJET (More electric<br />

experimental Jet Engine Test vehicle) im Frühjahr 2013 als „besonders<br />

effizient und besonders leistungsstark: Damit meine ich<br />

einerseits die Technologien, das gilt aber auch ganz besonders<br />

für die Kooperation der Partner <strong>MTU</strong> und Universität der Bundeswehr“.<br />

Der enge Forschungsverbund schweißt die UniBw und Deutschlands<br />

führenden Triebwerkshersteller seit Jahrzehnten zusammen.<br />

Bereits ein Jahr nach Gründung der UniBw im Jahre 1973<br />

wurde mit dem Bau eines Triebwerkslehrstandes begonnen, mit<br />

dem nach der Gründung des ISA im Jahre 1980 die gemeinsame<br />

Forschung und Lehre eingeläutet wurde. Die Anforderungen an<br />

die Antriebssysteme künftiger Flugzeuge bestimmten von Anfang<br />

40 41


Technik + Wissenschaft<br />

Die Universität der Bundeswehr München in Neubiberg.<br />

an die Aktivitäten. Da Flugsysteme in Zukunft einen erhöhten Bedarf<br />

an elektrischer Leistung haben werden, werden an das Betriebsverhalten<br />

eines Fluggeräts und die Wirkungsgrade von Generatoren höhere<br />

Anforderungen gestellt. Deshalb gründete die <strong>MTU</strong> mit der UniBw<br />

im Jahr 2007 das Kompetenzzentrum More Electric Engine (MEE), übersetzt:<br />

mehr elektrische Energie im Triebwerk, um Aktivitäten zu bündeln<br />

und zahlreiche Systemaspekte von elektrischen und elektronischen<br />

Komponenten besser zu nutzen. Hier steht vor allem die<br />

Integration neuer, effizienterer Komponenten des elektrischen<br />

Systems im Mittelpunkt, etwa der Starter-Generator, das Öl- sowie<br />

Kraftstoffsystem.<br />

Des Weiteren spielt die Entwicklung neuer Reglersysteme und deren<br />

Integration eine immer zentralere Rolle. In den beiden Projekten<br />

„Advanced Control System“ und „Modellbasierte Regelung“ wurden in<br />

Neubiberg Regelungskonzepte der nächsten Generation definiert sowie<br />

mit Hilfe des MexJET validiert. Zum ersten Mal wurde eine direkte<br />

Schubregelung realisiert. Damit können das Triebwerksverhalten und<br />

der Kraftstoffverbrauch weiter optimiert werden. Das Regelungskonzept<br />

bietet zusätzliche Vorteile: So kann eine verbesserte On-board-<br />

Triebwerksüberwachung des aktuellen Betriebszustands des Triebwerks<br />

durchgeführt werden. Ein verbessertes Fehlerhandling (im<br />

Fachjargon: „Fault Detection und Isolation Checks“) erhöht die Zuverlässigkeit<br />

des Triebwerks. Zusammen mit der Kraftstoffreduktion lassen<br />

sich Einsparungen bei den Lebenswegkosten erzielen. Dies alles<br />

gelingt mit einer Softwareänderung in der Triebwerksregelung. „Die<br />

Testergebnisse sind bereits der Nachweis für die Potenziale, die dieses<br />

neue Reglerkonzept bietet“, resümiert Dr. Gerhard Kahl, Leiter<br />

Technologieprogramme Verdichter bei der <strong>MTU</strong> in München.<br />

Um diese Forschungskonzepte zu validieren, nahmen die UniBw und<br />

die <strong>MTU</strong> jetzt MexJET in Betrieb. Die Grundlage bildet ein Eurofighter-<br />

Triebwerk EJ200, eines der modernsten Jettriebwerke der Welt, das<br />

speziell für die Versuchszwecke in Neubiberg aufgerüstet wurde. Der<br />

Erstlauf des EJ200 an der UniBw erfolgte Ende November 2011, umfangreiche<br />

Testreihen wurden durchgeführt und abgeschlossen, so<br />

dass die Versuchsanlage im März dieses Jahres offiziell in Betrieb<br />

genommen werden konnte. „Es war herausfordernd für das ganze<br />

Team, den Prüfstand mit dem EJ200-Antrieb mit deutlich höherem<br />

Schub und einem viel größeren Durchsatz als sämtliche Vorgängermodelle<br />

zu installieren“, erklärt Kahl. Doch die Anstrengungen haben<br />

sich gelohnt, wie die ersten Tests zeigten.<br />

Das Beispiel MexJET verdeutlicht auch den Nutzen einer engen Zusammenarbeit<br />

mit verschiedenen Dienststellen des Verteidigungsministeriums<br />

und der <strong>MTU</strong>. „Militärische Technologieförderung ist für<br />

die <strong>MTU</strong> ein wichtiges Anliegen“, erklärt Dr. Gerhard Ebenhoch, Leiter<br />

Technologiemanagement bei der <strong>MTU</strong>. „Wir verwenden die Förderung<br />

zur vorwettbewerblichen Technologieentwicklung auch für den zivilen<br />

Bereich und weisen gleichzeitig Verbesserungspotenziale eines in der<br />

Nutzungsphase befindlichen Triebwerks nach. Zudem verwenden wir<br />

existierende Einrichtungen sowie Infrastruktur des Kunden und erhöhen<br />

dabei die Hebelwirkung militärischer Förderprogramme.“ Nachdrücklicher<br />

kann man die Notwendigkeit und Effizienz militärischer<br />

Förderung als Element zur Verbesserung des Hochtechnologiestandortes<br />

Deutschland nicht unter Beweis stellen.<br />

„Die Zusammenarbeit mit der <strong>MTU</strong> hat für uns einen sehr hohen<br />

Stellenwert“, konstatiert Niehuis. Er nennt neben dem vom bayerischen<br />

Staat unterstützten Projekt „MexDemo“ eine Reihe weiterer<br />

Kooperationsprojekte, insbesondere auch die vielfältigen gemeinsamen<br />

Forschungsaktivitäten am Hochgeschwindigkeits-Gitterwindkanal<br />

in Neubiberg. „Für uns ist dieser in Deutschland einzigartige<br />

Forschungsverbund eine hervorragende Möglichkeit, modernste<br />

Technologie in Angriff zu nehmen und neue Initiativen zu starten“, so<br />

der Professor. „Von besonderer Aktualität ist derzeit die gemeinsame<br />

Entwicklung neuartiger Schaufelprofile für Niederdruckturbinen in<br />

Getriebefan-Anwendungen“.<br />

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />

Dr. Gerhard Kahl<br />

+49 89 1489--6149<br />

Die Triebwerksversuchsanlage am Institut für Strahlantriebe der Universität der Bundeswehr München.<br />

42 43


Produkte + Services<br />

Verordneter<br />

Prüfungsstress<br />

Bernd Bundschu<br />

In das PurePower ® PW1000G setzt die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> zu Recht<br />

große Hoffnungen: Das hocheffiziente Getriebefan-Triebwerk hat sich<br />

auf der Paris Air Show als echter Umsatzbringer erwiesen. Es soll künftig<br />

die A320neo von Airbus antreiben sowie die Bombardier CSeries,<br />

den Mitsubishi Regionaljet MRJ, die Irkut MS-21 und die neuen Embraer<br />

E-Jets. Um später einen sicheren Flugbetrieb zu gewährleisten, wird<br />

der Antrieb zahlreichen Tests unterzogen – unter anderem auf den Prüfständen<br />

der <strong>MTU</strong> in München.<br />

Kurt Scheidt, Leiter der Triebwerks- und Flugtests bei<br />

der <strong>MTU</strong>, erklärt: „Bevor ein Triebwerk in Serie gehen<br />

kann, muss es zwischen 3.000 und 5.000 Teststunden<br />

absolvieren. Beim PW1000G läuft diese Testphase schon seit<br />

eineinhalb Jahren.“ An dem Getriebefan von Pratt & Whitney<br />

hält die <strong>MTU</strong> je nach Triebwerksausführung einen Programmanteil<br />

zwischen 15 und 18 Prozent. Mit der schnelllaufenden<br />

Niederdruckturbine liefert Deutschlands führender Triebwerkshersteller<br />

unter anderem eine der Schlüsselkomponenten des<br />

Antriebs. Für diese Technologie, die weltweit nur die <strong>MTU</strong><br />

beherrscht, hat sie im Frühjahr dieses Jahres zwei deutsche<br />

Innovationspreise erhalten. „Mit unserer Niederdruckturbine<br />

für das PW1100G-JM, das die A320neo antreiben wird, haben<br />

wir bereits zwei Stresstests bei uns im Haus erfolgreich<br />

absolviert“, freut sich Christian Steffen, bei der <strong>MTU</strong> für die<br />

Durchführung der Versuche bei zivilen und militärischen<br />

Programmen zuständig. „Weitere Tests am großen Entwicklungsprüfstand<br />

III sind für Ende des Jahres geplant; die Vorbereitungen<br />

dafür laufen.“<br />

44 45


Produkte + Services<br />

Stresstests sind hochkomplex und fester Bestandteil<br />

der Flugzulassung. Sie sollen sicherstellen,<br />

dass ein Modul oder Triebwerk den<br />

für die Zertifizierung geforderten Belastungen,<br />

wie hohen Drehzahlen und Temperaturen,<br />

oder auch dem Dauereinsatz problemlos<br />

standhält. „Die Messung von Spannungen<br />

und Temperaturen der Bauteile ermöglicht<br />

uns wichtige Aussagen über deren Belastungsgrenzen“,<br />

erläutert Steffen. Für die<br />

Erfassung der Daten müssen zum Teil bis zu<br />

2.000 Messstellen angeschlossen werden.<br />

Steffen: „Aufgrund der baulichen Enge in<br />

einem Triebwerk und der Winzigkeit der Sensoren<br />

ist hier äußerste Präzision gefragt. Die<br />

größte Herausforderung sind dabei Telemetriemessungen<br />

an rotierenden Bauteilen.“<br />

Als Telemetrie bezeichnet man die Übertragung<br />

von Messwerten eines Sensors zu einer<br />

räumlich getrennten Stelle. Für diese Königsdisziplin<br />

der Triebwerkserprobung hat die<br />

<strong>MTU</strong> eigene Messsysteme entwickelt. An<br />

bestimmten Stellen auf Schaufeln und<br />

Scheiben werden kleine Dehnmessstreifen<br />

festgeklebt. Das sind winzig kleine Metallplättchen,<br />

die unter Strom gesetzt werden.<br />

Dehnt sich beim Betrieb eines Triebwerks<br />

das zu untersuchende Bauteil durch Hitze<br />

und Fliehkräfte auch nur um einen Tausendstel<br />

Millimeter aus, dehnen sich die Metallplättchen<br />

mit und verändern dabei messbar<br />

ihren Widerstand. Die Daten werden schließlich<br />

drahtlos übertragen und am Computer<br />

ausgewertet.<br />

In der Erprobung ziviler und militärischer<br />

Triebwerke hat die <strong>MTU</strong> langjährige Erfahrung.<br />

Stresstests sind dabei laut Scheidt<br />

nicht die einzigen Tests, die auf <strong>MTU</strong>-<br />

Prüfständen möglich sind: „Wir beherrschen<br />

auch alle anderen Versuche, die für die Zulassung<br />

von Triebwerken gefordert sind, also<br />

Leistungsuntersuchungen und Systemtests,<br />

Dauerlauftests, Schwingungsuntersuchungen,<br />

Emissionsmessungen, die Simulation<br />

von Heißtagbedingungen und Vogelschlag,<br />

Zerstörungsversuche, Ansaugversuche mit<br />

Eis, Wasser und Sand zur Simulation von<br />

Schlechtwetterbedingungen sowie Höhenversuche.“<br />

Ansaugversuche mit Sand laufen<br />

in München derzeit mit einem GE38-Wellenleistungstriebwerk<br />

für den schweren Transporthubschrauber<br />

Sikorsky CH-53K. Dabei<br />

geht es um den Nachweis der erhöhten Erosionsbeständigkeit<br />

des Triebwerks in sandhaltiger<br />

Luft.<br />

Eine Premiere für die Münchner ist der seit<br />

August laufende Blitzschlagtest einer US-<br />

Fachfirma mit einem V2500-Triebwerk für<br />

das Militärtransportflugzeug Embraer KC-<br />

390. „Das Triebwerksgehäuse wird definierten<br />

Spannungsspitzen ausgesetzt und die<br />

Auswirkung auf die Triebwerksregelung<br />

untersucht“, erklärt Werner Striegl, der als<br />

Technischer Programmmanager bei der <strong>MTU</strong><br />

unter anderem für das V2500-Programm zuständig<br />

ist. An einem weiteren V2500 absolvieren<br />

die Prüfingenieure der <strong>MTU</strong> derzeit<br />

Versuche im Kundenauftrag: „Hier testen wir<br />

einen Schmierstoff der nächsten Generation<br />

unter Extrembedingungen, wie erhöhter Öltemperatur<br />

oder abgesenktem Öldruck“, so<br />

Striegl. „Sind nach Abschluss des Tests alle<br />

Triebwerksteile noch in einwandfreiem Zustand,<br />

kann der neue Schmierstoff für den<br />

Serieneinsatz freigegeben werden.“<br />

Hightech-Prüfstände<br />

der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> verfügt über leistungsfähige Bodenprüfstände unterschiedlicher<br />

Auslegung: Vier Prüfstände für Schubtriebwerke, ein Prüfstand<br />

für Wellenleistungstriebwerke sowie Komponentenprüfstände befinden sich<br />

auf dem Gelände der Zentrale in München, weitere Prüfstände für Schub- und<br />

Wellenleistungstriebwerke gibt es an den nationalen und internationalen<br />

Standorten der <strong>MTU</strong> Maintenance; für Höhenversuche steht der <strong>MTU</strong> ein spezieller<br />

Prüfstand der Universität Stuttgart zur Verfügung.<br />

Auf den Prüfständen testen die Ingenieure Triebwerke mit einem Schub bis zu<br />

400 Kilonewton, wie etwa das GP7000 für die Airbus A380 oder das EJ200 für<br />

Erstmals werden bei der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> in München Blitzschlagtests an einem V2500-Triebwerk durchgeführt.<br />

Mit den Anforderungen an die Leistungsfähigkeit<br />

von Triebwerken steigen auch die<br />

Anforderungen an die Erprobungstechnik.<br />

„Aufgrund der immer größeren Triebwerksdimensionen<br />

ersetzen wir zum Beispiel<br />

Versuche auf dem Höhenprüfstand heute in<br />

der Regel durch Flugtests“, so Scheidt.<br />

„Darüber hinaus investieren wir kontinuierlich<br />

in die Leistungsfähigkeit und die Messtechnik<br />

unserer Prüfstände sowie in die<br />

Verbesserung des Schallschutzes. So bleiben<br />

wir immer auf dem neuesten technischen<br />

Stand.“<br />

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />

Kurt Scheidt<br />

+49 89 1489-3963<br />

Interessante Multimedia-Services<br />

zu diesem Artikel unter:<br />

www.mtu.de/report<br />

Die Power Turbine Stress Tests des GE38-Testtriebwerks fanden auf dem Wellenleistungsprüfstand<br />

der <strong>MTU</strong> in München statt.<br />

den Eurofighter, sowie Wellenleistungstriebwerke mit bis zu 15 Megawatt Leistung<br />

für Hubschrauber und Propellermaschinen, wie das GE38 für den<br />

Sikorsky CH-53K oder das TP400-D6 für den Airbus-Militärtransporter A400M.<br />

Sämtliche für die Zulassung von Triebwerken erforderlichen Struktur-, Belastungs-<br />

und Zuverlässigkeitstests sowie Ansaug- und Zerstörungsversuche sind<br />

möglich. Getestet werden einzelne Bauteile, Baugruppen oder Module sowie<br />

komplette Triebwerke für zivile und militärische Anwendungen.<br />

Die meisten Tests sind vereinbarter Bestandteil der Programmpartnerschaft<br />

mit Triebwerksherstellern wie Pratt & Whitney, General Electric, Rolls-Royce,<br />

oder dem Triebwerkskonsortium International <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>. Andere erfolgen<br />

im Auftrag externer Kunden.<br />

46 47


Global<br />

Strom<br />

statt Schub<br />

Daniel Hautmann<br />

Industriegasturbinen sind zuverlässig, fahren rasch auf Nennleistung<br />

hoch und verkraften mehrere Starts und Stopps an<br />

einem Tag. Ein solches Modell ist die LM6000 von General<br />

Electric – weltweit über 1.000 Mal verkauft. Damit diese<br />

Industriegasturbine (IGT) auch weiterhin so erfolgreich ist,<br />

wurden bei der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> Beschichtungen weiterentwickelt.<br />

Zudem bearbeitet die <strong>MTU</strong> erstmals den Werkstoff<br />

René 104. So konnte die Leistung der 50-Megawatt-IGT<br />

gesteigert und die Abgaswerte gesenkt werden.<br />

Industriegasturbinen sind von Flugzeugtriebwerken abgeleitete<br />

Gasturbinen, die am Boden auf Hochtouren<br />

laufen. Die Einsatzmöglichkeiten dieser <strong>Aero</strong>derivate<br />

sind vielfältig: Gekoppelt mit einem Generator dienen sie<br />

als Stromerzeuger an Land oder auf Bohrinseln. Ferner<br />

liefern sie mechanische Energie für Pumpen oder Verdichter<br />

von Öl- und Gaspipelines. Eines der weltweit<br />

meist genutzten Modelle ist die LM6000 von GE, die vom<br />

CF6-80-Triebwerk abgeleitet wurde und seit 20 Jahren im<br />

Einsatz ist. Weltweit laufen 1.000 Exemplare und haben<br />

gemeinsam über 26 Millionen Betriebsstunden erreicht.<br />

Damit hat GE viermal mehr Erfahrung in der Größenklasse<br />

bis 60 Megawatt als alle anderen IGT-Anbieter zusammen.<br />

Deutschlands führender Triebwerkshersteller ist als Riskand-Revenue-Sharing-Partner<br />

am LM6000-Programm beteiligt.<br />

„Bei der <strong>MTU</strong> kennt man ja sonst nur fliegende<br />

Triebwerke“, erklärt Uwe Kaltwasser, Leiter Sales & Customer<br />

Support Industriegasturbinen bei der <strong>MTU</strong><br />

Maintenance Berlin-Brandenburg in Ludwigfelde. „Die<br />

<strong>Aero</strong>derivate sind aber zum Teil am Boden stärkeren<br />

48 49


Global<br />

Belastungen ausgesetzt als die fliegenden Varianten, etwa<br />

permanenter Volllast.“ „GE wollte mit dem CF6-Triebwerk ein<br />

vorhandenes Produkt nutzen und für neue Anwendungsfelder<br />

anpassen. Genauso wie das die Wettbewerber auch getan<br />

haben“, sagt Florian Brecht, Leiter Auftragssteuerung CF6/<br />

LM-Programme. Die <strong>MTU</strong> steuert dazu hauptsächlich Hochdruckturbinenbauteile,<br />

wie innengekühlte Leit- und Laufschaufeln,<br />

Dichtringe und Scheiben bei.<br />

Von ihren fliegenden Verwandten unterscheidet die am<br />

Boden installierten Gasturbinen einiges: „Triebwerke haben<br />

vorne einen großen Fan“, erklärt Kai Philippeit, Konfigurationsmangagement<br />

CF6/LM-Programme. „Dieser erzeugt im<br />

Wesentlichen den Schub. Dafür sind sie gemacht. Industriegasturbinen<br />

haben kein Gebläse, man nutzt hauptsächlich die<br />

Rotationsenergie. Der erzeugte Schub ist vernachlässigbar,<br />

die Abgasenergie kann jedoch für zusätzliche Anwendungen<br />

genutzt werden. Ansonsten funktionieren sie genau gleich.“<br />

Einer der markantesten und von außen sofort erkennbaren<br />

Unterschiede sind die großen Flansche zum Befestigen der<br />

Turbinen auf einer Bodenplatte. Grundverschieden zur Luftfahrtbranche<br />

sind die Kundenstrukturen: Während Fluggesellschaften<br />

oft Hunderte baugleicher Triebwerke ordern,<br />

kaufen viele einzelne IGT-Kunden in der Regel nur ein Exemplar.<br />

„Der Markt ist sehr unterschiedlich zur fliegenden Welt“,<br />

konstatiert Brecht.<br />

Keramikbeschichtungen liefert das Ceramic Coating Center in Frankreich.<br />

raturen stand. Dadurch erreichen sie längere Standzeiten<br />

oder können stärker belastet werden.<br />

Was steckt dahinter? „Im Prinzip machen wir das, was wir in<br />

der fliegenden Welt schon länger machen“, sagt Philippeit, „wir<br />

dampfen eine keramische Zirkonoxidschicht auf.“ Und zwar<br />

mit dem sogenannten Elektronenstrahlverdampfen (EBPVD =<br />

Electron Beam Physical Vapour Deposition). Das Verfahren<br />

wird beim Ceramic Coating Center (CCC), einem Joint Venture<br />

von der <strong>MTU</strong> und Snecma, durchgeführt und schon länger<br />

für die erste Stufe der Hochdruckturbine angewandt. In<br />

etwa eineinhalbjähriger Arbeit konnte es nun auch für die<br />

wesentlich komplexer geformten Schaufeln der zweiten Stufe<br />

weiterentwickelt werden. „Der Clou bei der Beschichtung<br />

sind die Bewegungsparameter in der Beschichtungskammer“,<br />

erläutert Philippeit. „Das Bauteil muss in einer Wolke<br />

aus dem verdampften Material präzise im Raum gedreht und<br />

mit exakter Geschwindigkeit geführt werden. Nur so kann die<br />

Keramikschicht an allen Stellen der Schaufel die gewünschte<br />

Stärke erreichen“, beschreibt Brecht die Herausforderung.<br />

Für die Münchner gab es eine weitere Herausforderung – die<br />

zerspanende Bearbeitung des neuen Materials René 104,<br />

einem Pulvermetall, das bei den Scheiben und Dichtringen<br />

zum Einsatz kommt. „Etwas, das so schwer zu zerspanen ist,<br />

hatten wir hier noch nie“, zeigt sich Philippeit beeindruckt.<br />

„René 104 ist ein GE-Material; wir wissen nicht genau, was<br />

drin ist. In gewisser Weise ist das eine Blackbox.“ Dennoch<br />

gelang es den Spezialisten, im Auftrag von GE Fertigungs-<br />

prozesse und Werkzeuge zu entwickeln, die den hohen<br />

Ansprüchen genügen. Es ging vor allem um Fräswerkzeuge<br />

und sogenannte Räumnadeln, mit denen Innenverzahnungen<br />

hergestellt werden. Philippeit: „Wir haben die Fertigungsverantwortung<br />

und prüfen, was wie gefertigt werden kann. Da<br />

stecken wir eine Menge Gehirnschmalz rein.“<br />

„GE hat großen Respekt vor unseren Lösungen und Prozessen“,<br />

freut sich Brecht. Beim Aufspüren der geeigneten Werkzeugparameter<br />

halfen Fachleute der Rheinisch-Westfälischen<br />

Technischen Hochschule in Aachen (RWTH). Weitere Leistungssteigerungen<br />

sind jetzt nur noch schwer zu realisieren,<br />

denn Geometrien und Werkstoffe sind weitgehend ausgereizt,<br />

wie Brecht zu bedenken gibt. Doch sicherlich wird den<br />

Experten dies- und jenseits des Atlantiks wieder etwas einfallen,<br />

um den Wirkungsgrad noch weiter zu verbessern.<br />

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />

Florian Brecht<br />

+49 89 1489-2409<br />

Das Erfolgsmodell LM6000 gibt es jetzt in zwei neuen Versionen:<br />

die LM6000-PG mit einfacher Ringbrennkammer und<br />

die LM6000-PH mit einer emissionsarmen Brennkammer.<br />

Beim Modell PH sind die Einspritzdüsen in mehreren Ebenen<br />

angeordnet, daher ist die Verbrennung noch effizienter. Beide<br />

Versionen vertreibt GE unter dem Begriff „Growth“, was für<br />

leistungsgesteigert steht. Steve Carey, Director Revenue<br />

Sharing Programs bei GE: "Die Produktion des LM6000-PG/<br />

PH-Programms ist voll angelaufen und die erste LM6000-PH<br />

bereits an unseren Launch Customer ausgeliefert. Die <strong>MTU</strong><br />

ist ein wichtiger Partner für uns. Sie hat ihre Komponenten<br />

gemäß der Spezifikationen erfolgreich gefertigt. Gegenüber<br />

den LM6000-Bauteilen haben die neuen Komponenten komplexere<br />

Geometrien, bestehen aus neuen Werkstoffen und<br />

haben neue Beschichtungen."<br />

Im Vergleich zu ihren Vorgängermodellen punkten beide<br />

neuen Varianten mit einem Leistungsplus von bis zu 25 und<br />

18 Prozent mehr Abgasenergie für kombinierte Prozesse beziehungsweise<br />

Kraft-Wärme-Kopplungen. Der Gesamtwirkungsgrad<br />

klettert so auf bis zu 54 Prozent. Beachtlich sind<br />

auch die Startzeiten: Einen Schnellstart schafft das Triebwerk<br />

binnen fünf Minuten, 80 Prozent Leistung stehen nach<br />

zehn Minuten bereit und 100 Prozent nach 40 Minuten. Um<br />

diese Leistung erreichen zu können, wurden hohe Anforderungen<br />

an den Programmpartner <strong>MTU</strong> gestellt. Die Leit- und<br />

Laufschaufeln in der zweiten Stufe der Hochdruckturbine, die<br />

bei der <strong>MTU</strong> in München gefertigt werden, halten dank einer<br />

neuen Beschichtung bis zu 80 Grad Celsius höheren Tempe-<br />

LM6000-PH<br />

50 51


Global<br />

IGT-Maintenance:<br />

Schnellstmöglich beim Kunden<br />

Die <strong>MTU</strong> ist nicht nur für die Fertigung einzelner Schlüsselkomponenten<br />

der LM6000-Industriegasturbine verantwortlich,<br />

sondern auch für die Instandhaltung sowie<br />

Package Services.<br />

Die Instandhaltung der Schwergewichte übernimmt als<br />

<strong>MTU</strong>-Kompetenzzentrum für Industriegasturbinen die<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg in Ludwigsfelde.<br />

Seit 1995 bündelt die <strong>MTU</strong> hier alle IGT-Aktivitäten als<br />

autorisierter Service Provider von GE und betreut die<br />

Typen LM2500, LM5000 und LM6000. Die <strong>MTU</strong>-Experten<br />

sind an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr einsatzbereit<br />

und übernehmen das komplette Instandhaltungsmanagement.<br />

„Wir bieten unseren Kunden Reparaturen vor Ort,<br />

Ausbau und Überholung am Standort sowie den Einbau,<br />

das Testen und die Inbetriebnahme“, sagt Stephen Naumann,<br />

Leiter Field Service. „Die Herausforderung besteht<br />

darin, schnellstmöglich beim Kunden zu sein“, ergänzt<br />

Uwe Kaltwasser, Leiter Sales & Customer Support IGT.<br />

Die Field-Service-Experten sind binnen 24 Stunden an<br />

jedem Punkt auf der Welt. Ergänzend zum Standort<br />

Ludwigsfelde gibt es mehrere Level II Shops, so in den<br />

USA, Thailand und Brasilien.<br />

Neben der Maintenance übernimmt die <strong>MTU</strong> auch Services<br />

an den sogenannten Packages. Darunter versteht<br />

man die Aufrüstung einer IGT zu einer betriebsfertigen<br />

Antriebseinheit. Dazu gehören neben der Gasturbine,<br />

Kontroll- und Regelsysteme, hydraulische Startersysteme,<br />

Luftzu- und -abfuhr, Treibstoffversorgung, Feuerlöschsysteme,<br />

eventuell Wassereinspritzsysteme zur<br />

Reduzierung von NO x oder zur Kühlung, die Triebwerksaufhängung<br />

sowie das Gehäuse. Nicht zu vergessen ein<br />

Generator oder Kompressor.<br />

Ein Beispiel für einen erfolgreichen Package-Auftrag findet<br />

man in Brasilien: Für das Kraftwerk eines staatlichen<br />

Energieversorgers aus Manaus am Rio Negro im Amazonas-Becken<br />

wurden zwei LM6000 PA-IGT auf die höhere<br />

Leistungsklasse LM6000 PC umgerüstet – inklusive<br />

Vor Ort – umfangreicher Package-Service der <strong>MTU</strong> beim Kunden in Brasilien.<br />

Subsystemen und einer Wassereinspritzung zur Stickoxid-Reduzierung.<br />

„Mit der Industriegasturbine kennen<br />

wir uns bestens aus“, berichtet Johannes-Peter Hölzle,<br />

Field Service Engineer, der die Baustelle leitete. „Aber die<br />

Integration eines neuen Systems in eine Altanlage inklusive<br />

aller Subsysteme sowie die Wassereinspritzung waren<br />

neu für uns.“ Entsprechend wurde gemeinsam ein<br />

Konzept erstellt, wurden neue Prozesse geschaffen und<br />

kompetente Zulieferer beauftragt, auch lokale Zulieferer<br />

aus Manaus waren mit im Boot. Resultat des mehrmonatigen<br />

Teameinsatzes in Brasilien: ein erfolgreich abgeschlossenes<br />

erstes Package-Projekt und ein höchst zufriedener<br />

Kunde.<br />

Eine LM6000-Industriegasturbine auf dem Prüfstand bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg.<br />

<strong>MTU</strong>-Einsatz im Kraftwerk in Manaus am Rio Negro im Amazonas-Becken.<br />

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />

Uwe Kaltwasser<br />

+49 3<strong>37</strong>8 824-250<br />

52 53


Reportage<br />

Ende<br />

einer Ära<br />

Christiane Rodenbücher<br />

Gleißendes Sonnenlicht und strahlend blauer Himmel – am<br />

30. Juli findet bei besten Bedingungen auf dem Militärflugplatz<br />

in Manching ein historischer Flug statt: Um kurz nach<br />

zwei Uhr fangen die Triebwerke langsam an zu rotieren. „Dixi<br />

one six is ready for departure“, ertönt es aus dem Cockpit,<br />

bevor sich die McDonnell Douglas F-4-Phantom zum letzten<br />

Mal in den deutschen Himmel erhebt. Mit ihr verabschieden<br />

sich auch die J79-Antriebe, die zum Teil von der <strong>MTU</strong> gebaut<br />

und von ihr jahrzehntelang instandgehalten wurden.<br />

Oberstleutnant Stefan Ritter ist mit diesem<br />

Flugzeug seit 23 Jahren beinahe täglich unterwegs<br />

gewesen. „Der Abschied von diesem<br />

eigenwilligen Kampfflugzeug stimmt mich sehr wehmütig“,<br />

sagt der Pilot nach dem einstündigen Flug.<br />

Der letzte Flug der F-4 führte von Manching zum Luftwaffen-Geschwader<br />

nach Neuburg und zum Deutschen<br />

Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen.<br />

Weiter ging es nach Kaufbeuren, zur Technischen<br />

Schule der Luftwaffe, über den Bayerischen<br />

Wald und Erding wieder zurück nach Manching und<br />

der dort angesiedelten Wehrtechnischen Dienststelle<br />

für Luftfahrzeuge (WTD 61).<br />

Testpilot Ritter, der auf verschiedenen Flugzeugmustern<br />

über 3.700 Flugstunden angesammelt hat, ist<br />

voll des Lobes für die Phantom: „Sicher, robust, zuverlässig<br />

und jederzeit verfügbar zu einem günstigen<br />

Flugstundenpreis“, fasst er die Attribute zusammen,<br />

die die Phantom-Besatzungen dem Fighter zuschreiben.<br />

54 55


Reportage<br />

„Wir haben mit dem Phantom-Triebwerk J79 einen Quantensprung<br />

erreicht, weil es unglaublich sicher ausgelegt ist“,<br />

erklärt Christian Knoll, der diesen Triebwerkstyp bei der <strong>MTU</strong><br />

betreut hat. „Unauffällig, betriebssicher, wirtschaftlich:<br />

Damit konnte der J79-Antrieb punkten.“ Modifikationen, die<br />

die <strong>MTU</strong> im Laufe der Jahre eingeführt hat, haben dazu beigetragen,<br />

das Triebwerk zu optimieren. Dazu zählt unter anderem<br />

die Dämpfung des Getriebes. Durch die Eliminierung von<br />

Vibrationen an der Getriebeeinheit wurden Risse am Gehäuse<br />

vermieden – die Folge: Man konnte an Neu-Gehäusen sparen.<br />

Insgesamt mussten von den Original Equipment Manufacturers<br />

(OEMs) weniger Neuteile als früher bezogen werden.<br />

Mit eigenen Standards waren außerdem schnellere<br />

technische Lösungen zu erzielen.<br />

Ende Juli in Manching: Letzter Flug der Phantom in Deutschland.<br />

Das Interesse an diesem Flugzeug hat Fans aus aller Welt<br />

nach Manching gelockt, um den letzten Flug einer deutschen<br />

Phantom zu begleiten, weiß der Oberstleutnant. „Dass das<br />

Flugzeug für die Bundeswehr enorm wertvoll war, sieht man<br />

schon an der langen Dienstzeit von vier Jahrzehnten,“ fügt er<br />

hinzu.<br />

Die F-4 schloss in Deutschland die Lücke zwischen dem F104<br />

Starfighter und dem Eurofighter. Die Luftwaffe und die WTD<br />

haben über 270 F-4 in den Versionen „E“ und „F“ eingesetzt.<br />

Das machte die Bundesrepublik in den 1970er-Jahre hinter<br />

den USA zum zweitgrößten Betreiber dieses Flugzeugs; es ist<br />

das meist gebaute Kampfflugzeug in der westlichen Welt. Die<br />

Luftwaffe nutzte die Phantom als Aufklärer, Jagdbomber und<br />

Jagdflugzeug. Zukünftig wird der Eurofighter alle ihre Aufgaben<br />

übernehmen. Auch bei der WTD in Manching hatte die<br />

Phantom viel zu tun: Sie war fliegendes Labor, unter anderem<br />

zur Erprobung mit höheren Geschwindigkeiten, sowie Versuchsträger<br />

für Lenkflugkörper und spezielle Außenlasten.<br />

<strong>MTU</strong> in Lizenz gebaut. Sie brachten ebenfalls den F104<br />

Starfighter in die Luft. „Für die <strong>MTU</strong> ist das J79 eines der<br />

wichtigsten Schlüsselprogramme gewesen“, erklärt Ulrich<br />

Ostermair, Leiter Lizenzprogramme bei der <strong>MTU</strong>. „Der Lizenzneubau,<br />

die Betreuung, Instandhaltung und Weiterentwicklung<br />

verhalfen der <strong>MTU</strong> technologisch zum Anschluss an die<br />

Weltspitze.“ Zwischen1960 und1965 wurden in München insgesamt<br />

632 Triebwerke für den Starfighter gebaut und 601<br />

Teilesätze produziert. Ostermair: „Im Schnitt verließen jeden<br />

Monat jeweils 22 Antriebe und Teilesätze das Werk.“ Im Rahmen<br />

des Phantomprogramms kamen in den Jahren danach<br />

nochmals 687 Antriebe dazu.<br />

2,7 Millionen Flugstunden ist die Bundeswehr mit dem J79<br />

geflogen. Über 6.870 Triebwerke hat die <strong>MTU</strong> insgesamt für<br />

die Deutsche Luftwaffe instandgesetzt. Hier konnte Deutschlands<br />

führender Triebwerkshersteller seine Instandhaltungskompetenz<br />

ausspielen. Mutalle Ulucay, Leiter Auftragssteuerung<br />

und zuvor für die J79-Geschäftsentwicklung zuständig,<br />

erläutert, dass die <strong>MTU</strong> zusätzlich zur USAF T.O. (US Air Force<br />

Technical Order), dem Instandsetzungshandbuch der amerikanischen<br />

Luftstreitkräfte, etwa 200 <strong>MTU</strong>-Reparaturverfahren<br />

angewendet hat. Ulucay: „Dadurch haben wir dem Kunden<br />

eine schnellere Verfügbarkeit des Triebwerks sowie eine<br />

größere Unabhängigkeit in der Instandhaltung bei niedrigeren<br />

Kosten insbesondere bei Neuteilen ermöglicht.“ 1.400 technische<br />

Standards und 500 Anweisungen hat die <strong>MTU</strong> für die<br />

Instandsetzung im Rahmen eines eigenen German Air Force<br />

Technical Order eingeführt (GAF T.O.). Daraus entwickelte<br />

sich ein deutsches Manual, das für die Bundeswehr maßgeschneidert<br />

war.<br />

Montage eines J79-Triebwerks.<br />

1991 begann die Außerdienststellung des Waffensystems F-4<br />

Phantom. Die Bundeswehr gab im Rahmen der NATO-Verteidigungshilfe<br />

einige Maschinen an die griechische und türkische<br />

Luftwaffe ab, wo sie zum Teil heute noch im Einsatz<br />

sind. Das letzte deutsche J79 wurde vor zwei Jahren bei der<br />

<strong>MTU</strong> instandgesetzt und markierte das Ende einer Ära.<br />

Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />

Ulrich Ostermair<br />

+49 89 1489-3621<br />

„Die Phantom wurde zum geliebten Arbeitspferd für im<br />

wahrsten Sinne des Wortes schwere Aufgaben – sie hat diese<br />

zur vollsten Zufriedenheit gelöst“, fasst Oberstleutnant a.D.<br />

Gerd Stein zusammen, der als Testpilot und Waffenlehrer<br />

sowohl die Phantom als auch das Vorgängermodell, den<br />

Starfighter, bestens kannte. Er erinnert sich an die schwierige<br />

Anfangszeit, denn zu Beginn konnte das Flugzeug nicht<br />

überzeugen. Stein: „Im Laufe der Jahre wuchs jedoch das<br />

Vertrauen in die Fähigkeiten und Möglichkeiten – vor allem in<br />

die Sicherheit des Flugzeuges. Die Phantom war ein äußerst<br />

robustes Flugzeug.“<br />

Angetrieben wird die F-4 von je zwei J79-Triebwerken, mit<br />

deren Entwicklung General Electric im Jahr 1952 begonnen<br />

hatte. Seit den 1960er-Jahren wurden die Antriebe von der<br />

Abschied in Sonderlackierung.<br />

56 57


In Kürze<br />

Kompetenzen bündeln<br />

Die <strong>MTU</strong> Maintenance und die japanische Sumitomo Corporation,<br />

eines der größten Handelshäuser der Welt, haben zwei neue Joint<br />

Venture-Gesellschaften gegründet, um gemeinsam ihr Leasinggeschäft<br />

mit zivilen Flugtriebwerken auszubauen. Die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />

Lease Services B.V., ein 80/20 Joint Venture zwischen der<br />

<strong>MTU</strong> Maintenance und Sumitomo Corporation, hat ihren Sitz in<br />

Amsterdam, Niederlande und wird Airlines, Reparatur- und Instandhaltungs-Unternehmen<br />

(MRO,Maintenance, Repair und Overhaul)<br />

und Lessoren kurz- und mittelfristige Leasingoptionen anbieten.<br />

Die Sumisho <strong>Aero</strong> Engine Lease B.V., ein 90/10 Joint<br />

Venture zwischen Sumitomo Corporation und <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>,<br />

dem Mutterkonzern der <strong>MTU</strong> Maintenance, wird sich auf langfristige<br />

Leasingangebote für ihre Kunden konzentrieren. Beide Joint<br />

Ventures müssen noch von den jeweiligen Wettbewerbsbehörden<br />

genehmigt werden.<br />

Als Teil ihrer Zusammenarbeit wird die <strong>MTU</strong> Maintenance Sumitomo<br />

mit ihrem langjährigen technischen Know-how zur Seite stehen,<br />

insbesondere bei den Triebwerkstypen aus ihrem bestehenden<br />

Portfolio. Dazu gehören das CFM56, das V2500, das GE90,<br />

das CF34, das CF6, und das PW2000 sowie zukünftige Triebwerksprogramme.<br />

Im Gegenzug kann die <strong>MTU</strong> Maintenance mit<br />

der Beteiligung von Sumitomo als Risk and Revenue-Partner ihr<br />

Leasinggeschäft optimieren und ihre weltweiten Vertriebskanäle<br />

Die US Navy hat ihren Auftrag bei Vericor<br />

Power Systems, einer hundertprozentigen<br />

Tochter der <strong>MTU</strong>, über acht ETF40B-Triebwerke<br />

im Jahr 2013 auf 16 erhöht. Zudem<br />

haben beide Partner einen Fünf-Jahresvertrag<br />

zur Auslieferung von bis zu 27 Ersatztriebwerken<br />

dieses Typs in den Jahren 2014<br />

bis 2018 unterzeichnet. Sämtliche zukünftigen<br />

Antriebe verfügen über eine neue digitale<br />

Steuereinheit (FADEC). Die Triebwerke kommen<br />

im Landing Craft Air Cushion, kurz<br />

LCAC, einem besonders schnellen, vollamphibischen<br />

Luftkissenboot, zum Einsatz. Es<br />

kann eine Maximallast von 75 Tonnen bei<br />

einer Geschwindigkeit von rund 75 Stundenkilometern<br />

und einer Reichweite von bis zu<br />

<strong>37</strong>0 Kilometern über Land und Wasser transportieren.<br />

Die ersten LCACs wurden 1984 hergestellt<br />

und waren auf eine Betriebsdauer von 20<br />

Jahren ausgelegt. Im Rahmen des sogenannten<br />

SLEP-Programmes (Service Life Extension<br />

Program) der US Navy werden die Luftkissenboote<br />

sukzessive modernisiert und die<br />

Triebwerke ausgetauscht – die Betriebsdauer<br />

soll auf 30 Jahre gesteigert, die Leistung verbessert<br />

und gleichzeitig eine Reduzierung<br />

der Betriebskosten erreicht werden. Hier kommen<br />

die Antriebe von Vericor zum Einsatz;<br />

das ETF40B-Triebwerk passt perfekt zur<br />

Auch das GE90 wird im Leasing-Pool verfügbar sein.<br />

ausbauen. Gleichzeitig bietet die Kooperation neue Finanzierungsoptionen.<br />

Das Leasingportfolio der <strong>MTU</strong> Maintenance generiert<br />

aktuell einen Jahresumsatz von 30 Millionen US-Dollar. Der<br />

Jahresumsatz der <strong>MTU</strong> Maintenance Lease Services B.V. soll mittelfristig<br />

auf weit mehr als 100 Millionen US-Dollar ansteigen. Mit<br />

der neuen Joint Venture Struktur werden dem bestehenden Pool<br />

weitere Triebwerke hinzugefügt. Dazu gehört auch das GE90.<br />

Damit kann die <strong>MTU</strong> Maintenance ihren Auftritt im Triebwerksleasinggeschäft<br />

deutlich stärken.<br />

US Navy beauftragt Vericor<br />

Die ETF40-Triebwerke von Vericor kommen im Landing<br />

Craft Air Cushion, kurz LCAC, zum Einsatz.<br />

Zielsetzung der US Navy, denn es erzeugt<br />

rund 20 Prozent mehr Leistung als das ursprüngliche<br />

Triebwerk, welches es ersetzt.<br />

Die Amphibienfahrzeuge sind ein wesentlicher<br />

Bestandteil der militärischen Fähigkeiten<br />

der Navy. Sie wurden bereits im Irak eingesetzt<br />

und haben sich auch bei humanitären<br />

Einsätzen bewährt. Vericor hat daher auch<br />

eine neue digitale Steuereinheit entwickelt,<br />

die seit Juni dieses Jahres Bestandteil aller<br />

neuen ETF40B-Antriebe ist. Sie war das<br />

wichtigste Entwicklungsprojekt bei Vericor in<br />

den letzten drei Jahren.<br />

Im Rahmen des neu abgeschlossenen Fünf-<br />

Jahresvertrages werden bis 2018 insgesamt<br />

bis zu 27 Triebwerke an die US Navy ausgeliefert.<br />

Hierbei handelt es sich um Ersatztriebwerke:<br />

Sie kommen zum Einsatz, wenn<br />

die auf dem Hovercraft installierten Antriebe<br />

gewartet werden.<br />

Standort Polen<br />

ausgebaut<br />

Die im südpolnischen Rzeszów ansässige <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> Polska wird um einen Erweiterungsbau<br />

ergänzt.<br />

Der Erweiterungsbau umfasst 9.200 Quadratmeter.<br />

Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> baut ihren<br />

Standort im südpolnischen Rzeszów aus:<br />

Die im polnischen Aviation Valley ansässige<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> Polska wird um<br />

einen Erweiterungsbau mit 9.200 Quadratmetern<br />

ergänzt; die bebaute Fläche<br />

erhöht sich damit um 50 Prozent. Das<br />

Investitionsvolumen für den Ausbau liegt<br />

bei rund 40 Millionen Euro. Die Erweiterung<br />

der polnischen Tochtergesellschaft<br />

ist Teil der Investitions- und Wachstumsstrategie<br />

der <strong>MTU</strong>. Damit werden die<br />

Voraussetzungen für den Produktionsund<br />

Volumenanstieg bei den Getriebefan-Programmen<br />

geschaffen.<br />

Für die Getriebefan-Triebwerke, die<br />

PW1000G-Familie, produziert die <strong>MTU</strong> in<br />

Polen mit ihren hochmodernen Produktionsanlagen<br />

Triebwerkskomponenten wie<br />

Turbinenschaufeln und führt Vorarbeiten<br />

durch. Zudem konzentriert der deutsche<br />

Triebwerkshersteller in Rzeszów seine<br />

Modulmontage-Aktivitäten für eine Vielzahl<br />

seiner zivilen Triebwerksprogramme.<br />

Ein weiteres Kompetenzfeld vor Ort ist die<br />

Reparatur von Triebwerksteilen wie zum<br />

Beispiel Rohrleitungen. Bei der Entwicklung<br />

liegen die Schwerpunkte der <strong>MTU</strong><br />

<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> Polska in den Bereichen<br />

ungekühlte Schaufeln, Vorrichtungskonstruktion<br />

und Software.<br />

In den neuen Gebäuden werden darüber<br />

hinaus Arbeiten durchgeführt, die im Zusammenhang<br />

mit der Erhöhung des <strong>MTU</strong>-<br />

Anteils am A320-Antrieb V2500 anfallen.<br />

Diese Aufgaben werden aktuell in angemieteten<br />

Gebäuden durchgeführt. Außerdem<br />

wird die Niederdruckturbinen-Modulmontage<br />

ausgebaut und in Rzeszów<br />

gebündelt werden. Gestärkt werden sollen<br />

auch die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />

in Polen.<br />

Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> Polska wurde<br />

2009 auf einem sieben Hektar großen<br />

Grundstück neben dem Flughafen in<br />

Rzeszów angesiedelt. Mit dem Erweiterungsbau<br />

wird im Herbst 2013 begonnen<br />

werden. Die Produktion soll Ende<br />

2014 starten und bis 2017 ihre volle<br />

Kapazität erreichen. Im Zuge des Ausbaus<br />

werden in Rzeszów bis 2020 rund<br />

250 neue Arbeitsplätze geschaffen; aktuell<br />

arbeiten rund 500 Mitarbeiter bei<br />

der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> Polska.<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> AG<br />

Eckhard Zanger<br />

Leiter Unternehmenskommunikation und Public Affairs<br />

Chefredaktion<br />

Heidrun Moll<br />

Schlussredaktion<br />

Martina Vollmuth<br />

Anschrift<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> AG<br />

Dachauer Straße 665<br />

80995 München • Deutschland<br />

Tel. +49 89 1489-35<strong>37</strong><br />

Fax +49 89 1489-4303<br />

report@mtu.de<br />

www.mtu.de<br />

Autoren<br />

Bernd Bundschu, Denis Dilba, Achim Figgen,<br />

Nicole Geffert, Silke Hansen, Daniel Hautmann,<br />

Patrick Hoeveler, Christiane Rodenbücher,<br />

Andreas Spaeth, Martina Vollmuth, Melanie Wolf<br />

Layout<br />

Manfred Deckert<br />

Bleibtreustraße 26<br />

81479 München • Deutschland<br />

Bildnachweis<br />

Titelseite<br />

Seite 2–3<br />

Seite 4–5<br />

Seite 6–13<br />

Seite 14–19<br />

Seite 20–23<br />

Seite 24–27<br />

Seite 28–33<br />

Seite 34–39<br />

Seite 40–43<br />

Seite 44–47<br />

Seite 48–53<br />

Seite 54–57<br />

Seite 58–59<br />

Bombardier <strong>Aero</strong>space<br />

Bombardier <strong>Aero</strong>space; Airbus<br />

Military; Air New Zealand; General<br />

Electric Company; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

Bombardier <strong>Aero</strong>space; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />

<strong>Engines</strong><br />

Bombardier <strong>Aero</strong>space; Pratt &<br />

Whitney Canada; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>; Airbus Military;<br />

Burkhard Domke; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

Air New Zealand; Andreas Spaeth,<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

David Neal; US Airways; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />

<strong>Engines</strong><br />

Cessna; Pratt & Whitney Canada;<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

Universität der Bundeswehr München<br />

<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

General Electric Company; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />

<strong>Engines</strong><br />

WTD 61; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

US Navy; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />

Druck<br />

EBERL PRINT GmbH<br />

Kirchplatz 6<br />

87509 Immenstadt im Allgäu • Deutschland<br />

Texte mit Autorenvermerk geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangtes<br />

Material wird keine Haftung übernommen. Der<br />

Nachdruck von Beiträgen ist nach Rücksprache mit<br />

der Redaktion erlaubt.<br />

Geared Turbofan ist eine angemeldete Marke<br />

von Pratt & Whitney.<br />

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