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Jürgen Uitz Fragenkatalog Grundzüge der Empirischen Sozialforschung, 2012/13<br />
Kapitel 1<br />
Was versteht man unter empirischer Sozialforschung?<br />
= die systematische Erfassung und Deutung sozialer Erscheinungen.<br />
Was bedeutet empirisch? systematisch?<br />
Empirisch=“erfahrungsgemäß“: Theoretisch formulierte Annahmen werden an spezifischen<br />
Wirklichkeiten überprüft. (Sozialwissenschaften=Erfahrungswissenschaften)<br />
Nenne die 3 Grundfragen der empirischen Sozialforschung!<br />
1. Was soll erfasst werden? (Welcher Ausschnitt d. sozialen Wirklichkeit soll erhoben werden?)<br />
2. Warum soll etwas erfasst werden? Entstehungs- Verwertungszusammenhang (Ziel d.<br />
Untersuchung, Wer Auftraggeber, Motivation, Publiziert?)<br />
3. Wie soll etwas erfasst werden? (Wie erhoben, wie Ausgewertet?)<br />
Was sind soziale Erscheinungen?<br />
Beobachtbares menschliches Verhalten,<br />
von Menschen geschaffene Gegenstände und<br />
durch Sprache vermittelte Einstellungen und Absichten.<br />
Wie unterscheiden sich wissenschaftliche Beobachtung und Alltagsbeobachtung?<br />
Kein ausschließlicher, sondern gradueller Unterschied: Wissenschaftliche Beobachtung =<br />
• strukturierter: geplanter Forschungsablauf, festgelegtes Forschungsdesign<br />
• allgemeiner: größere Ausschnitte werden beobachtet (nicht Nachbarschaft sondern ganze<br />
Region (repräsentative Auswahl)<br />
• selektiver: kontrolliert selektiv; Gegenteil wäre selektive Wahrnehmung<br />
Was sind Theorien?<br />
Theorie = ein System widerspruchsfreier Aussagen über Phänomene.<br />
Deduktion = Ableitung v. Hypothesen aus Theorien.<br />
Je abstrakter eine Theorie, desto schwieriger an der sozialen Realität erklärbar.<br />
Welche Arten von Theorien können bezüglich ihrer Reichweite unterschieden werden?<br />
• Beobachtung: niedrigster Abstraktionsgrad, leicht erklärbar an sozialer Realität.<br />
Bedarfsforschung<br />
• Ad-Hoc-Theorien: = Erklärungsversuche sozialer Phänomene v. bestimmter Gruppe, zu<br />
bestimmten Zeit, an bestimmten Ort. Allgemeine Erkenntnisse nicht möglich. Bedarfsforschung<br />
• Theorien mittlerer Reichweite (Merton): gelten allgemein in vergleichbaren<br />
Gesellschaften/Kulturen. Grundlagenforschung<br />
• Theorienhöherer Komplexität: weitreichende Gültigkeit, aber hoher Abstraktionsgrad. Relativ<br />
selten, der EmpSozFo weitgehend entzogen.<br />
Nenne und erkläre die Ziele sozialwissenschaftlicher Forschung!<br />
• Exploration: Vorstufe zur Haupterhebung, notwendig wenn Formulierung v.<br />
Hypothesen/begründete Entscheidung über Erhebungsverfahren nicht anders möglich. In<br />
qualitativen Forschung wichtiges Verfahren zur empirisch fundierten Theoriebildung.<br />
• Deskription: geordnete Beschreibung (beobachtbarer sozialer Tatbestände). Aufarbeitung der<br />
Primärinformationen zu Problemstellung als Daten der Hypothesenbildung.<br />
• Überprüfung v. Hypothesen u. Theorien: auf Kausalitäten. Kausalbeziehungen= wenn A, dann B?<br />
• Evaluation: Ermittlung d. Wirksamkeit/Unwirksamkeit praktisch-politischer oder<br />
sozialplanerischen Maßnahmen, bezüglich 1 oder mehrerer Erfolgskriterien.<br />
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Jürgen Uitz Fragenkatalog Grundzüge der Empirischen Sozialforschung, 2012/13<br />
Was sind Hypothesen und nach welchen Kriterien werden sie gebildet?<br />
=Aussagen über einen vermuteten Wirkungszusammenhang.<br />
• widerspruchsfreie Aussage über vermuteten Kausalzusammenhang mit Informationsgehalt.<br />
• enthält mind. 2 semantisch gehaltvolle Begriffe (Frühehe-Scheidungsrisiko).<br />
• durch umkehrende Wenn-Dann Bezieh. logisch verbunden (Wenn Frühehe-Dann<br />
Scheidungsrisiko)<br />
• Aussage nicht tautologisch (1 Begriff deckt den anderen semantisch nicht ab).<br />
• Empirische Geltungsbedingungen sind implizit oder explizit erwähnt (Universalaussage:<br />
Hypothese gilt f. österreichische Bevölkerung)<br />
• Begriffe sind operationalisierbar (messbar)<br />
• Aussage grundsätzlich falsifizierbar (muss widerlegbar sein)<br />
• Die Hypothese gilt solange, bis sie sich als falsch herausstellt!<br />
Was versteht man unter dem Begriff Operationalisierung?<br />
=das Messbarmachen von Begriffen. Bei Zusammenstellung v. Messinstrumenten besteht Gefahr,<br />
dass andere Aspekte gemessen werden, als geplant.<br />
Nenne die Kriterien für die Brauchbarkeit eines Messinstruments!<br />
Zuverlässigkeit (Reliabilität) & Gültigkeit (Validität)<br />
MI = zuverlässig, wenn bei wiederh. Einsatz immer identische Ergebnisse erzielt werden<br />
(Reliabilität).<br />
Messinstrument = gültig, wenn es misst was es messen soll (Validität).<br />
Praktische Überprüfung der Gültigkeit schwierig. (Bsp.: known groups (NeoNazis,<br />
Integrationshaus-UnterstützerInnen) extreme Werte auf zu messender Dimension; signifikanter<br />
Unterschied zw. Mittelwert der known group und der zu untersuchenden Gruppe.)<br />
Was versteht man unter einer Variable? Erkläre ihre Konstruktionsregeln!<br />
=ein Merkmal bzw. Merkmalsdimension. Konstruktionsregeln: Ausprägungen müssen<br />
• disjunkt (Merkmalsausprägungen dürfen nicht überlappen) und<br />
• erschöpfend (alle mögl. Ausprägungen müssen bekannt sein, um einer Kategorie zugewiesen<br />
werden zu können) sein.<br />
Erhoben wird die Ausprägung von Variblen eines bestimmten Merkmalträgers:<br />
Variable=Geschlecht, Mögl. Ausprägungen=männlich/weiblich, MerkmalsträgerIn: Person<br />
Nenne und erkläre die verschiedenen Eigenschaften von Variablen!<br />
Variablen können<br />
• diskret (=in Klassen oder Schritten. Bestimmter Intervall, endlich viele abzählbare Werte. (Bsp<br />
Einkommen: bis 1.000 / 1.001 – 1.500 / mehr als 1.500)) und<br />
• kontinuierlich (zwischen beliebig nahe beieinanderliegenden Werten können weiter (Bsp:<br />
1.234,-)) messen.<br />
Anzahl d. Ausprägungen: Dichotome (2 Ausprägungen) und<br />
Polytome (mehr als 2 Auspr.) Variablen<br />
Variablen sind entweder absolut (auf eine Person bezogen (Geschlecht, Alter, Einkommen)) oder<br />
rational (auf andere Merkmalsträger (österr./japanische Handelsbilanz))<br />
Was heißt messen?<br />
=nach bestimmten Regeln vollzogenes Zuordnen von Merkmalsträgern zu beobachteten<br />
Merkmalsausprägungen auf den zu untersuchenden Merkmalsdimensionen.<br />
Nenne und beschreibe verschiedene Arten von Mess- bzw. Skalenniveaus! Welche möglichen<br />
Vergleiche bieten sie?<br />
Mess- bzw. Skalenniveaus können<br />
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• Nominal (lassen sich nicht zwingend ordnen, unterscheiden sich durch ihren Namen. Merkmal<br />
Geschlecht. Merkmalsausprägungen: weiblich/männlich)<br />
• Ordinal (Auspr. besitzen natürliche Reihenfolge. Merkmal: Schulnoten, Platzierungen in<br />
Wettberwerben. Merkmalsausprägung 1, 2, 3, …) oder<br />
• Quantitativ (metrisches Messen; lassen sich nach Größe/Länge ordnen. Merkmal: Körpergröße.<br />
Merkmalsausprägung: 170cm, 175cm, 180cm, …) sein. Quantitative (metrische)<br />
Messungverwendet unterschiedliche Skalen:<br />
• Intervallskala: kein natürlicher Nullpunkt, Abstände bekannt (Celsiusskala-definierter<br />
Nullpunkt)<br />
• Ratioskala: natürlicher Nullpunkt, Abstände bekannt (Gewicht, Körpergröße, Einkommen)<br />
Kapitel 2<br />
Nenne die Phasen des Forschungsablaufs!<br />
Die Umsetzung (Operationalisierung) einer Forschungsfrage erfolgt mehrstufig:<br />
I. Problembenennung: Formulierung der Forschungsfrage Entdeckungszusammenhang<br />
II. Planung Forschungsdesigns, Konstrukt. Erhebungsinstrumente<br />
III. Durchführung: Einsatz der Erhebungsinstrumente<br />
Begründungszusammenhang<br />
IV. Auswertung u. Analyse d. gewonnenen Daten|<br />
V. Berichterstattung Verwertungszusammenhang<br />
Was versteht man unter Entdeckungszusammenhang?<br />
Der Anlass, der zu einem Forschungsprojekt geführt hat. In Zusammenhang damit stehen das Ziel<br />
d. Untersuchung, die Motivation bzw. der Auftrag. Phase I:Problembenennung<br />
Welche Fragen stehen mit dem Begründungszusammenhang in Verbindung?<br />
So nennt man die methodologischen Schritte, mit deren Hilfe ein Problem untersucht werden<br />
soll. Angewandte Forschungsregeln, Einsatz der Instrumente, Datenverarbeitung. Phase II-IV:<br />
Planung, Durchführung, Analyse)<br />
Was versteht man unter einer Sekundäranalyse?<br />
= Methode, bei der bereits vorhandenes Datenmaterial (unabhängig vom ursprünglichen Zweck<br />
der Datenerhebung) ausgewertet wird.<br />
Vorteile: Zeit-/Kostenersparnis, interessante Informationen aus Untersuchungsvergleiche.<br />
Probleme: Verfügbarkeit der benötigten Daten, mangelnde Dokumentation über Entstehung des<br />
Projekts, der Stichprobe, etc.<br />
Intersubjektive Nachvollziehbarkeit sehr wichtig in empirischer Sozialforschung!<br />
Wie unterscheiden sich Querschnitts- und Längsschnittanalysen?<br />
Querschnitterhebung: einmalig, zu einem bestimmten Zeitpunkt, erhoben (Momentaufnahme).<br />
Längsschnittuntersuchungen ziehen sich über einen längeren Zeitraum. 2 Typen von<br />
Längsschnittuntersuchungen: Horizontal, Vertikal<br />
Was ist eine Panelanalyse? Auf welche Probleme ist dabei zu achten?<br />
Verfahren, bei dem eine Gruppe (Versuchspersonen) in regelmäßigen Zeitabschnitten mit dem<br />
gleichen Erhebungsinstrument untersucht wird. Mit der Panelanalyse können auch stabile und<br />
wechselnde Personen analysiert werden. Probleme sind:<br />
Panelsterblichkeit: Sollte ein/e Befragte/r aus diesem Kreis ausscheiden, bedeutet dies auch, dass<br />
er nicht ersetzt werden kann. Nach einer gewissen Zeit können aufgrund der Anzahl der<br />
hinterbliebenen Panelmitglieder keine ausreichend gesicherten Erkenntnisse mehr gewonnen<br />
werden. Das Panel ist gestorben. Früher: ersetzt durch “statistischen Zwilling“ (gleich alt, selbe<br />
soziale Schicht, …)<br />
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Paneleffekt: Summe der Verhaltensänderungen aufgrund der Teilnahme am Panel.<br />
Was versteht man unter einem Forschungsdesign?<br />
=beschreibt die Strategie, die gewählt wird, um ein Untersuchungsziel zu erreichen. Strategiewahl<br />
meist begrenzt durch zeitliche und/oder finanzielle Ressourcen.<br />
Äußere dich kritisch zu Werturteilen in der empirischen Sozialforschung.<br />
Kapitel 3<br />
Was versteht man unter einer Stichprobe?<br />
=eine Auswahl von Elementen aus der Grundgesamtheit (N). Stichprobenumfang = Die Anzahl der<br />
ausgewählten Elemente<br />
Nenne und beschreibe kurz die 3 Hauptgruppen von Stichprobenverfahren.<br />
• Wahrscheinlichkeitsauswahl (Zufall): Resultat sind Zufallsstichproben<br />
• Bewusste Auswahl: Quotaverfahren: Den InterviewerInnen werden keine Adressen oder<br />
Personen zugeteilt, sondern Quotenmerkmale.<br />
• Willkürliche Auswahl: Vorgang der Stichprobenziehung wird nicht kontrolliert<br />
(Psychologische Experimente-teil nimmt, wer freiwillig mitmacht)<br />
Was sind die Bedingungen einer Zufallsstichprobe?<br />
=jedes Element der Grundgesamtheit (N) muss eine angebbare Wahrscheinlichkeit größer<br />
0besitzen und (theoretisch) die gleiche Wahrscheinlichkeit haben. = Prinzip Zufall<br />
Rückschluss auf die Grundgesamtheit kann gezogen werden!<br />
Erläutere das Gesetz der großen Zahl.<br />
In einem Korb befinden sich Kugeln, die eine Hälfte rot, die anderen grün. Wir ziehen 5<br />
Stichproben und berechnen den durchschnittlichen Prozentsatz der roten Kugeln, der in der<br />
Nähe von 0,5 sein wird. Dann wiederholen mit 10 Stichproben, 20, usw.<br />
Mittelwert wird immer bei 0,5 sein. Streuung geringer, je größer die Stichprobe. Extremfall: bei<br />
unendlich Kugeln Streuung bei 0.<br />
Stichprobe an Kugeln genügend groß = normalverteilt, Mittelwert 0,5 und berechenbare<br />
Streuung.<br />
Erkläre die Begriffe Mittelwert, Streuung, Varianz und Standardabweichung.<br />
Mittelwert=gleichmäßige Aufteilung der Summe aller aufgetretenen Daten. Verteilung von<br />
beobachteten Werten einer Variable, die das Zentrum der Lage der Verteilung. (arithmetische<br />
Mittel, Median, Modalwert)<br />
Streuung=Ausmaß der Abweichung gewonnener Messwerte von einem gewählten Wert. (Varianz,<br />
Standardabweichung)<br />
Varianz=s 2 =Verteilung von Messwerten um ihr arithmetisches Mittel.<br />
Standardabweichung=positive Quadratwurzel der Varianz<br />
Was sind Stichprobenfehler und wie kann man sie bestimmen?<br />
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Stichprobenfehler (für Prozentwerte)=Abweichungen bestimmter Werte d. Grundgesamtheit,<br />
zurückzuführen auf Ziehen einer Zufallsstichprobe.<br />
Je geringer die Streuung einer Variable in der Grundgesamtheit und je größer der umfang d.<br />
Stichprobe, desto kleiner dürfte d. Stichprobenfehler ausfallen.<br />
Bei einer Untersuchung in einem Bundesland mit 8 Millionen Einwohnern werden 1.000 Menschen<br />
befragt. Von diesen geben 35 % an, bei der kommenden Landtagswahl die Partei B zu wählen.<br />
Berechne das Vertrauensintervall bei einem Sicherheitsniveau von 95,5 % (t=2,0).<br />
Welche Verfahren zur Ziehung einer Zufallsstichprobe kennst du?<br />
• Einfache Zufallsstichprobe<br />
• Geschichtete Stichprobe<br />
• Klumpenstichprobe (cluster sample)<br />
Was ist eine Klumpenstichprobe?<br />
=mehrstufiges Auswahlverfahren. Grundgesamtheit=einzelne Gruppen (Klumpen) wie, alle<br />
Schulklassen eines Bezirks. Empfiehlt sich, wenn Klumpen in sich heterogen, aber untereinander<br />
homogen sind.<br />
Was versteht man unter einer bewussten Auswahl?<br />
•typische Fälle (subjektive Kriterien): besonders "charakteristisch" für die Grundgesamtheit<br />
angesehen.<br />
•extreme Fälle (extreme Ausprägungen): in Bezug auf bestimmtes Merkmal eine "extreme"<br />
Ausprägung besitzen (Spitzensportler).<br />
•Dominiere Fälle (Konzentrationsprinzip): interessierendes Merkmal ist so stark ausgeprägt, dass<br />
diese Fälle nahezu die gesamte Verteilung in der Grundgesamtheit bestimmen.<br />
•Schneeballverfahren: Analyse “ego-zentrierte Netzwerke“, bei der, ausgehend von einer Person,<br />
die von dieser benannten Personen befragt werden. Verfahren wird auch bei der Auswahl von<br />
Angehörigen seltener Populationen angewendet.<br />
Beschreibe das Quotaverfahren.<br />
Den InterviewerInnen werden keine Adressen oder Personen zugeteilt, sondern Quotenmerkmale.<br />
(Bewusste Auswahl)<br />
• InterviewerInnen suchen Personen, die die Quotenmerkmale erfüllen (keine Zufallsauswahl)<br />
• Die Quoten entsprechen den Merkmalsverteilungen in der Grundgesamtheit (zB aus der<br />
amtlichen Statistik)<br />
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• Die Quotierung setzt Vorwissen über relevante Merkmalsverteilungen voraus.<br />
• Prinzipiell gilt für Quoten, dass es sich nach Möglichkeit um Merkmale handeln soll, die in<br />
bedeutungsvollem Zusammenhang mit dem Befragungsthema stehen.<br />
• Verzerrungen können durch Quotenkoppelung reduziert werden. Aufwändige Koppelungen<br />
erhöhen allerdings die Schwierigkeiten für die InterviewerInnen, passende Personen zu finden.<br />
Kritik:<br />
• Es stellt keine Zufallsauswahl dar; Berechnung v. Konfidenzintervallen (Stichprobenfehlern) ist<br />
daher nicht möglich.<br />
• Verfahren bedingt eine erhöhte Auswahlwahrscheinlichkeit für Personen, die häufig an ihrem<br />
Wohnsitz anzutreffen sind.<br />
• Gefahr einer erheblichen Verzerrung durch die Interviewer: da diese vor allem Personen<br />
auswählen werden, die sich kooperativ verhalten. Das Quota-Verfahren stellt somit keine<br />
“Lösung“ des Problems der Ausfälle dar.<br />
Kapitel 4<br />
Was sind Skalierungsverfahren?<br />
=Vorschriften zur Konstruktion von Skalen (SCHNELL 1999). Methoden zur konstruktion von<br />
Messinstrumenten. Es geht darum, nicht direkt beobachtbare Variablen (theoretische Begriffe<br />
oder hypothetische Konstrukte wie zB Einstellungen) indirekt messen und die<br />
Merkmalsausprägungen in Form von Zahlen darzustellen.<br />
Oft reicht ein einzelner Indikator nicht aus, weil ein theoretischer Begriff mehrere Dimensionen<br />
enthält oder die Treffgenauigkeit des Erhebungsinstruments durch die Auswahl mehrerer<br />
Indikatoren verbessert werden soll.<br />
Der Begriff Skalierungsverfahren umfasst mithin zwei Bereiche (BEREKHOVEN)<br />
1. Zuordnung von Skalenwerten an ein Item<br />
2. Zusammenfassung mehrerer Items (Fragebatterie) in eine Variable<br />
Beschreibe die direkte und die indirekte Messung.<br />
Das Lebensalter lässt sich direkt oder indirekt messen:<br />
•Latente Variable: Lebensalter<br />
•Manifeste Variable (Indikatoren): Anteil grauer Haare, Anzahl der Zähne, Gehgeschwindigkeit,<br />
Ruhepuls, Grad der gebückten Haltung.<br />
Was versteht man unter multiplen Indikatoren?<br />
Was versteht man unter einem Index?<br />
=die Zusammenfassung mehrerer Indikatoren zu einem Messwert, zur Messung komplexer<br />
(vielschichtiger) Sachverhalte (Lebensstandard, Intelligenz). Probleme: Auswahl und Gewichtung<br />
d. Indikatoren.<br />
Erkläre den Begriff Dimension in der Sozialforschung.<br />
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=Merkmalsraum. Die Dimension für den Schichtindex könnte sein: Einkommen, Berufsposition,<br />
Bildung. Danach kombiniert man diese Dimensionen. Beispiel:<br />
Nettoeinkommen: 12 Stufen von: "unter 150 netto" = 1 Punkt bis "2000 und mehr" = 20 Punkte.<br />
Berufsposition: 17 Stufen von: "ungelernter Arbeiter"=1 Punkt bis "führender Selbstständiger"=30<br />
Punkte.<br />
Schulbildungsniveau: 11 Stufen von "Volksschule, unvollständig" (0 Punkte) bis Hochschule mit<br />
Abschluss (20 Punkte)<br />
Man muss dann alle Punkte addieren und erhält so den Schichtindex:<br />
6 Gruppen von "untere Unterschicht" (2-14 Punkte) bis "Oberschicht" (50 und mehr Punkte)<br />
Was sind Items und wie sollten sie für einen Fragebogen gestaltet sein?<br />
Items sind Fragen oder Aussagen mit ja/nein-Antworten. Items sollten sein:<br />
• einfach, klar und direkt formuliert und kurz sein,<br />
• immer nur einen vollständigen Gedanken enthalten,<br />
• keine Worte enthalten, die der Befragte nicht verstehen könnte<br />
• keine doppelten Verneinungen enthalten.<br />
Skalierungsverfahren = Methoden zur Konstruktion von Messinstrumenten.<br />
Ihr Ergebnis ist eine Skala = Reihe von Items, die entlang einer Dimension misst.<br />
Nenne und beschreibe verschiedene Skalierungsverfahren.<br />
• Rangordnung und Paarvergleich: Rangordnungsskalen=zur Messung subjektiver Einschätzungen<br />
und zur Bewertung von Objekten. Die Zahl der zur Verfügung stehenden Rangstufen wird<br />
vorgegeben. (Bsp.: Es werden 15 Berufe vorgegeben. Diese sollen jeweils mit einer Rangzahl<br />
belegt werden (1 ist der sympathischste Beruf - 15 der mir unsympathischste). Mit zunehmender<br />
Menge an Berufen wird die Reihung aber schwieriger - hier greift man zum Paarvergleich:<br />
=Gesetz d. vergleichenden Urteile. (Vergleiche die Berufe in Paaren, jeweils nur 1 Beruf weiter.)<br />
• Polaritätsprofil: Mit Hilfe des PP lassen sich Einschätzungen/Stereotypen erheben. Eignet sich<br />
sehr gut zu vergleichenden Untersuchungen (zB Selbst- Fremdeinschätzung). An<br />
Eigenschaftsdimensionen wird überprüft, welchen Eindruck best. Begriffe/Objekte auf Personen<br />
machen. Eigenschafts-Gegensatzpaare werden zu Stimulus (=Begriff/Gegenstand) gebildet und<br />
zur Beurteilung vorgelegt.<br />
• Summierte Einschätzung (Likert-Skala): Den Untersuchungspersonen werden zu einer<br />
Dimension mehrere Fragen gestellt. Antwortvorgaben: zB stimme stark zu, stimme zu,<br />
unentschieden, lehne ab, lehne stark ab. Wegen Einfachheit und praktischer Brauchbarkeit<br />
beliebt in d. SozFo.<br />
Ziel: geeignete von weniger geeigneten Items trennen und die ausgewählten Items jeder Person<br />
(ihrer Einstellung) zuordnen zu können.<br />
• Skalierung nach Guttmann:<br />
Erkläre die Likertskala!<br />
=Summierte Einschätzung. Es wird überprüft, ob alle Statements auf der Messdimension liegen. Es<br />
geht darum Items zu eliminieren, die aus der Skala herausfallen. Dazu werden die Zahlen jedes<br />
Befragten, die seinen Antworten entsprechen, addiert. Es werden zwei Gruppen von Antworteten<br />
gebildet: Die erste Gruppe: jene 25% der Befragten, welche die höchste Summe und die zweite<br />
diejenigen 25% aller Befragten, die die niedrigste Summe erreichten. Anschließend wird jedes<br />
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einzelne Statement untersucht, ob sich seine Beurteilung durch die erste Gruppe von der der<br />
zweiten Gruppe signifikant unterscheidet.<br />
Vergleiche ideales und realistisches Antwortverhalten bei Guttmann.<br />
• Bei idealem Antwortverhalten kann eindeutig abgelesen werden, wo (bei Befragten) die<br />
ablehnende Haltung beginnt und kann zB die Stärke eines negativen Vorurteils ablesen.<br />
• Realistisches Antwortverhalten: Je mehr Fragen, desto größer d. Wahrscheinlichkeit für<br />
widersprüchliche Antworttypen. Mehr als 10 Indikatoren=kaum Verwendung d. Likert-Skala.<br />
Welche Methoden zur Gültigkeitsermittlung von Skalen gibt es?<br />
Praktische Prüfung d. Gültigkeit sehr schwierig, daher folgende Möglichkeiten:<br />
• formale Gültigkeit: Test auf Eindimensionalität (zB Faktorenanalyse)<br />
• expert validity: ExpertInnen überprüfen Operationalisierung auf d. Skala<br />
• known groups: Prüfung auf Personengruppe mit bekanntlich extremen (hoch/niedrig) Werten.<br />
Unterscheidet dich Mittelwert signifikant von zu untersuchender Gruppe=Gültigkeit d. Skala<br />
• predictive validity: Aus ermittelten Skalenwerten werden Prognosen über Verhalten d.<br />
Befragten abgeleitet.<br />
Beschreibe die Befragung in der Sozialwissenschaft.<br />
=reaktiv. Kommunikation zw. 2 oder mehreren Personen. Verbale Stimuli (Fragen) rufen verbale<br />
Reaktionen (Antworten) hervor. Es wird nicht soziales Verhalten erfasst, sondern verbale<br />
Aussagen darüber festgehalten. Unterscheidung nach:<br />
Grad der Standardisierung (nicht-(flexibler), teil-(teilweise flexibler) & vollstandardisiert(fixer<br />
Ablauf))und<br />
nach der Kommunikationsart: persönlich/mündlich (face-to-face), schriftlich (paper & pencil),<br />
telefonisch (meist elektronisch unterstützt), elektronisch (Internet).<br />
Was versteht man unter Standardisierung und worauf kann sie sich beziehen?<br />
=Strukturierung v. Befragungen. Kann sich beziehen auf:<br />
Frageformulierung, Antwortmöglichkeiten, Reihenfolge d. Fragen, Interviewsituation<br />
Welche Typen der Befragung gibt es?<br />
offen/geschlossen: Befragte/r-freie Formulierung/Antwortvorgaben<br />
nicht standardisiert/standardisiert: InterviewerIn-kein starres Schema/strukturierte Vorgaben<br />
qualitativ/quantitativ: Auswertung-qualitative Interpretation/quantitative Auszählung<br />
Was versteht man unter qualitativen Interviews und Leitfadeninterviews?<br />
Qualitative Interviews: nicht/teilweise standardisiert, mündlich, offene Fragen<br />
Leitfadeninteviews: strukturierter (teilstandardisiert) durch Interviewleitfaden, offene Fragen,<br />
keine Reihenfolge-wichtiger: richtige Frage im richtigen Moment<br />
Wie geht eine standardisierte Befragung vor sich, welche Art von Daten erhält man?<br />
Wird weitgehend strukturiert durchgeführt:<br />
• Die Interviewenden stellen die Fragen in gleicher Reihenfolge und Formulierung,<br />
• die Befragten finden überwiegend geschlossene Antwortvorgaben vor.<br />
• Die Auswertung erfolgt quantitativ.<br />
Man erhebt viele Daten in kürzester Zeit, die vergleichbar sind.<br />
Unterscheide verschiedene Fragetypen nach dem Messniveau.<br />
Nominale Fragen: Welchen Beruf üben sie aus? Welches Fach studieren Sie?<br />
Ordinale Fragen: Gehst du gern zur Schule? Ja/nein__Wie zufrieden im Job? Schulnote<br />
1-5__Gehen Sie häufig/öfters/selten/nie ins Kino?<br />
Quantitative Fragen: Wie alt sind Sie? … Jahre__Wieviele Std./Woche arbeiten Sie? … Std.__Wie<br />
hoch ist Ihr Brutto-Einkommen? bis 1.000,-/1.001-2.000/2.001-3.000/über 3.000,-<br />
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Was sind die Vor- bzw. Nachteile offener/geschlossener Fragen?<br />
• Geschlossene leichter auswertbar, Ergebnisse eindeutig und vergleichbar. Nicht immer alle<br />
möglichen Antwortalternativen bekannt (Erinnerung: Prinzip der erschöpfenden<br />
Ausprägungen). Geschlossene sind “leichter“, da nur auswählen d. Antwortalternativen nötig.<br />
• Offene liefern nuanciertere Antworten, daher aufwändiger in der Auswertung (nachträgliche<br />
Kategorisierung um Vergleiche anstellen zu können). Offene muss man nachdenken und<br />
Antwort formulieren. Offene eignen sich zur Feststellung von Sprachklischees und spontanen<br />
Rangordnungen.<br />
In der explorativen Phase d. Erhebung werden offene Fragen eingesetzt, um mögliche<br />
Antwortkategorien herauszufinden.<br />
Wie werden Mehrfachnennungen zur Auswertungen aufgelöst?<br />
Beispiel: Wer hat Sie bei der Wahl Ihres Studienfaches beeinflusst? Eltern / Freunde /<br />
Geschwister / Kollegen<br />
Auflösung in vier Variable: Eltern ja – nein/Freunde ja – nein/usw.<br />
Beschreibe die mündliche/postalische und telefonische Befragung. Wo liegen jeweils Vor- und<br />
Nachteile und was ist zu beachten?<br />
•Mündliche/persönliche Befragung: Viele zwischenmenschliche Aspekte von Bedeutung:<br />
Antworthemmungen, manipulative Fragen, Mehrdimensionalität von Fragen.<br />
• Antworthemmungen abbauen durch: Zulassen allgemeiner Antwort, Entschärfen und<br />
verharmlosen, Überrumpeln, Appell an den "Mitläufereffekt".<br />
• Manipulation kann passieren durch: Scheinbar offene Fragen, geschlossene Fragen mit<br />
unvollständigen Antwortvorgaben, Vorlesen zu langer Listen mit Fakten,<br />
Nicht-ermöglichen von Mehrfachnennungen, asymmetrische Antwortvorgaben.<br />
• Quellen der Antwortverzerrung: Fremddimension, Soziale Wünschbarkeit,<br />
Meinungslosigkeit (Ja-Sage-Tendenz), Anwesenheitseffekte.<br />
• Grundregeln d. Frageformulierung: Kurz, verständlich, präzise. Keine doppelten<br />
Verneinungen, Antwortvorgaben: disjunkt-erschöpfend-präzise. Mehrdimensionale Fragen<br />
vermeiden, keine Stereotype/Reizwörter, keine indirekten Fragen, keine Suggestivfragen.<br />
• Postalische Befragung:=Versand und Rücklauf von Fragebögen.<br />
• Vorteil: relativ kostengünstig, größere geographische Reichweite gegeben, Interviewer (als<br />
Fehlerquelle) weg.<br />
• Nachteile: Interviewer als Kontrollinstanz weg, schwacher Rücklauf, Befragten sind auf sich<br />
alleine gestellt, Unklarheiten können nicht geklärt werden-daher unvollständig ausgefüllte<br />
Fragebögen.<br />
• Besonders zu beachten: einfache Gestaltung d. Fragebogens, schriftliche/telefonische<br />
Ankündigung, Zusicherung d. Anonymität, frankiertes Rückkuvert.<br />
• Telefonische Befragung: Gängige Befragungstechnik in Markt-/Meinungsforschung. Interviewer<br />
arbeiten interaktiv mit Computerprogramm. Dies reduziert d. Erhebungs-/Auswertungsaufwand<br />
erheblich. Interviewsituation schwer zu kontrollieren. Telefonkontakt garantiert nicht, dass die<br />
richtige Person am Apparat ist. Erlaubt Rückfragen und Verdeutlichung. Erscheinen/Aussehen<br />
des Interviewers egal. Demonstrationsmittel fallen weg. Offene Fragen und<br />
Antwortmöglichkeiten müssen reduziert werden. Ist kürzer als face-to-face Interview: max.<br />
10-15 Minuten.<br />
Beschreibe den Codierungsvorgang von Fragebögen<br />
Erfolgt in zwei Abschnitten:<br />
1. wird ein leerer Fragebogen als „Code-Plan“ reserviert und jeder Variable eine Nummer(Bsp.<br />
V1, V2,…) und jeder Antwort eine Codeziffer(1, 2, 3,…) zugeordnet.<br />
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2. erfolgt die Übertragung in eine Datentabelle, wobei sämtliche Ergebnisse in eine Tabelle<br />
übertragen werden. Um Tippfehler zu vermeiden sollten Ober- und Untergrenzen definiert<br />
werden.<br />
Ziel: Erstellung einer Datenmatrix bzw. Datendatei (Auflistung sämtlicher Ergebnisse).<br />
Was versteht man unter eindimensionaler Häufigkeitsverteilung?<br />
=Verteilung d. Merkmalsausprägungen. Gemessen wird die absolute (Menge der Fälle) und<br />
relative (in %) Häufigkeit.<br />
Beschreibe die wichtigsten Lage- und Streuungsmaße. Was geben sie an?<br />
Lagemaße<br />
• Modus - am häufigsten vorkomm. Ausprägung<br />
• Quantile, Quartile - geordnete Messreihe wird in 4 gleiche Abschnitte unterteilt.<br />
• Quartil: 25%, 2. Quartil: Median, 3.Quartil: 75%)<br />
• Median - in der Mitte geordneter Messreihen<br />
• Arithmetisches Mittel - alle addieren, durch Anzahl dividieren<br />
Streuungsmaße<br />
• Range - Spannweite zwischen größtem und kleinstem Messwert<br />
• Quartilsabstand - Abstand zwischen 1. und 3. Quartil<br />
• Varianz: Verteilung von Messwerten um ihr arithmetisches Mittel zu charakterisieren<br />
• Standardabweichung: positive Quadratwurzel aus der Varianz<br />
Was bedeutet die Signifikanz zwischen zweidimensionalen Analysen?<br />
=die Sicherheit/Wahrscheinlichkeit das bestimmte Unterschiede zwischen Stichproben nicht<br />
zufällig (durch Zufallsauswahl), sondern Kennzeichen d. zu untersuchenden Grundgesamtheit ist.<br />
Signifikante Ergebnisse=beruhen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf Auswahlfehler der<br />
Zufallsauswahl.<br />
Beschreibe den Chi-Quadrat-Test<br />
=geeignete Prüfungsmethode für Hypothesen über bestimmte Verteilungsannahmen.<br />
Wir prüfen, ob zwischen 2 Merkmalen ein Zusammenhang besteht.<br />
Beim Chi-Quadrat-Test werden die beobachteten konditionalen Häufigkeiten mit den theoretischen<br />
Häufigkeiten verglichen, die auftreten würden, wenn die beiden Merkmale voneinander<br />
unabhängig wären (=Erwartungswerte bei statistischer Unabhängigkeit).<br />
Was versteht man unter Assoziationsmaßen bzw. Korrelationskoeffizient? Erkläre!<br />
Assoziationsmaßen=nach versch. Statistischen Modellen berechnete Maßzahlen für den<br />
Zusammenhang (Korrelation) zwischen Variablen. Werden herangezogen zur Messung der<br />
Beziehung zw. qualitativen, nominalskalierten oder zwischen ordinalskalierten Variablen.<br />
Korrelationskoeffizient=Assoziationsmaß wie zB Cramer’s Cr, Tschuprows t.<br />
Kapitel 5<br />
Wie unterscheiden sich Alltagsbeobachtungen und wissenschaftliche Beobachtung?<br />
•Alltagsbeobachtung=individuell, subjektiv, beliebig (also abhängig von persönlichen Interessen).<br />
Meist routinisiert und unreflektiert. Dient Individuen zur Orientierungen der Welt.<br />
•wissenschatl. Beobachtung: erfolgt objektiv, systematisch (nach Beobachtungsplan) und<br />
kontrolliert. Ziel: Beschreibung/Rekonstruktion sozialer Wirklichkeit (wegen d. leitenden<br />
Forschungsfrage).<br />
Nach welcher Systematik verläuft die wissenschaftliche Beobachtung?<br />
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Jürgen Uitz Fragenkatalog Grundzüge der Empirischen Sozialforschung, 2012/13<br />
• Selektion=Auswahl bestimmter Beobachtungsgegenstände, bzw. Isolieren d. Reize (innerhalb<br />
vieler gleichzeitig vorhandener Reize)<br />
• Abstraktion=herauslösen und verallgemeinern eines Ereignisses, durch aufs wesentliche<br />
reduzieren.<br />
• Klassifikation=Zuordnung von Zeichen/Symbolen zu bestimmten Ereignissen/Merkmalen.<br />
Ereignis-/Merkmalsklassen fassen Ereignisse/Merkmale zusammen.<br />
• Systematisierung=Verdichtung von Einzelbeobachtungen zu einem Gesamtprotokoll.<br />
Nenne und beschreibe verschiedene Arten von Beobachtungsmethoden.<br />
Wird unterschieden nach: Grad ihrer Strukturiertheit, ihrer Offenheit und ihrer Teilnahme<br />
unterscheiden, daraus ergeben sich folgende Formen der Beobachtung:<br />
• Unstrukturierte/strukturierte Beobachtung: Im Gegensatz zur strukturierten liegen keinerlei<br />
inhaltliche Beobachtungsschemata zugrunde, nur die Leitfrage der Forschung. Dies sichert<br />
Flexibilität und Offenheit d. Beobachtung für d. Eigenarten des Feldes.<br />
• Offene/verdeckte Beobachtung: Die Beobachteten wissen, dass sie beobachtet werden. Bei<br />
verdeckten Beobachtung besteht Gefahr der Enttarnung d. Beobachters (Verhaltensänderung<br />
der Beobachteten).<br />
• Teilnehmende/nicht teilnehmende Beobachtung: Beobachter immer in Beobachtungssituation<br />
integriert, d.h. zu einer Nicht-Teilnahme kann es nicht kommen! Daher unterscheidet man:<br />
• aktive/passive Teilnahme je nach niedrigem/hohem<br />
Partizipationsgrad.<br />
Beschreibe verschiedene Arten von Partizipationsgraden.<br />
Völlige Identifikation mit dem Feld: Beobachter nimmt intensiv am Leben der untersuchenden<br />
Gruppe teil. Kann durch übermäßige Beeinflussung und durch ethnische Gründe problematisch<br />
werden.<br />
Teilnehmer als Beobachter: Beobachter ist in erster Linie Teilnehmer und in zweiter Linie<br />
Beobachter.<br />
Beobachter als Teilnehmer: Beobachter ist in erster Linie Beobachter und in zweiter Linie<br />
Teilnehmer.<br />
Keinerlei Identifikation mit dem Feld: Reines Beobachten kommt bei Interaktionsanalysen im<br />
Labor vor. Dadurch kann es zu Verzerrungen im Ergebnis kommen, da das Gruppenverhalten<br />
nicht aktiv bekannt ist und die eigene Interpretation oftmals miteinbezogen wird.<br />
Was sind die Charakteristika der teilnehmenden Beobachtung?<br />
• Beobachtung findet im natürlichen Umfeld statt<br />
• oftmals in schwer zugänglichen sozialen Feldern (Obdachlose, Prostituierte, Soziologiestudis )<br />
• Anforderungen an Beobachter hoch. Es muss sowohl emotional-teilnehmend als auch<br />
kognitiv-betrachtend beobachtet werden.<br />
Vergleiche die offene und verdeckte Beobachtung.<br />
Offene Beobachtung: erleichtert das Aufzeichnen des Beobachteten; nur dann sinnvoll, wenn<br />
keine Beeinflussung des sozialen Feldes dadurch erfolgt; dann erforderlich, wenn es ethnisch<br />
nicht zu verantworten ist verdeckt zu beobachten. Die Rolle des Beobachters und der Zugang zum<br />
Feld sind letztendlich entscheidend, ob verdeckt oder offen beobachtet wird.<br />
Wie verläuft die Protokollierung?<br />
• Anzahl der Akteure und soziale Merkmale<br />
• Durchführung der sozialen Situation: Wie verfolgen die Beobachteten ihre Intentionen, welche<br />
Mittel setzen sie ein, um ihr Ziel zu erreichen?<br />
• Schaffung der sozialen Situation: Welchen Einfluss die Lokalität, die Umgebung, auf die<br />
Interaktionen der Beteiligten nimmt.<br />
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Jürgen Uitz Fragenkatalog Grundzüge der Empirischen Sozialforschung, 2012/13<br />
• Regelmäßigkeit der sozialen Situation: Ist die beobachtete Situation typisch oder gibt es<br />
abweichende Verhaltensmuster?<br />
• Reaktionen der Umwelt: Uns interessiert, wie nicht eingehaltene Normen oder Erwartungen<br />
geahndet werden.<br />
Was enthält ein Beobachtungsplan?<br />
• was genau (bei mehreren BeobachterInnen auch noch: von wem?) zu beobachten ist<br />
• was für Beobachtung unwesentlich ist<br />
• in welchem Zusammenhang das Beobachtete einzuordnen ist<br />
• wann und wo die Beobachtung stattfindet<br />
• wie das Beobachtete zu protokollieren ist<br />
Ein Beobachtungsplan soll nach einem Beobachtungsleitfaden erstellt werden, damit auch<br />
verschiedene Beobachter die gleichen Ergebnisse erzielen. Zusätzlich kann man noch nach dem<br />
Grad der Strukturierung zwischen einer unstrukturierten und einer hoch strukturierten<br />
Beobachtung unterscheiden.<br />
Was ist zu den Diskrepanzen zw. Befragung und Beobachtung zu sagen?<br />
Beobachtung ist in dieser Hinsicht der Befragung überlegen, da sie (verdeckt/nicht-teilnehmend)<br />
nicht reaktiv ist.<br />
Die Beobachtung hat den Vorteil, dass der tatsächliche Tatbestand erfasst werden kann. Bei der<br />
Befragung hingegen werden oftmals nicht exakt wahrheitsgetreue Angaben gemacht, wodurch<br />
diese oftmals eine begrenzte Gültigkeit aufweist. Beispiel: Das Verhalten der Menschen im<br />
Straßenverkehr<br />
Welche Probleme können sich bei der wissenschaftlichen Beobachtung ergeben?<br />
Probleme können sich sowohl in der selektiven Wahrnehmung ergeben als auch in der Teilnahme<br />
im Feld. Der menschliche Faktor ist ein Problem:<br />
• Distanzierung/Identifizierung: Mensch kann von eigener Subjektivität beeinflusst werden<br />
(wodurch die Objektivität leidet)<br />
• going native: Es kann (durch übermäßige Integration d. Beobachters im Feld) ein teilweiser<br />
Verlust d. Objektivität ergeben. Er/Sie nimmt die Verhaltensweisen der Gruppe an.<br />
• reaktive Effekte: Beobachteten ändern bewusst/unbewusst ihr Verhalten.<br />
Kapitel 6<br />
Was versteht man unter Inhaltsanalyse, womit beschäftigt sie sich?<br />
• = eine empirische Methode zur systematischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung<br />
inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen. Dabei werden Kommunikationsinhalte<br />
jeder Art nach festgelegten Regeln in Kategorien klassifiziert.<br />
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Jürgen Uitz Fragenkatalog Grundzüge der Empirischen Sozialforschung, 2012/13<br />
• =Methode zur Erhebung sozialer Wirklichkeit, bei der von Merkmalen eines manifesten Textes<br />
auf Merkmale eines nicht-manifesten Kontextes geschlossen wird.<br />
Was versteht man unter Semiotik, Syntaktik, Semantik und Pragmatik?<br />
Semiotik=Ziele der Inhaltsanalyse<br />
Syntaktik=Verknüpfung v. Zeichen (Häufigkeitsauszählung)<br />
Semantik=Bedeutung v. Zeichen (Themenanalyse)<br />
Pragmatik= Herkunft, Art d. Verwendung und Wirkung von Zeichen (Wirkungsanalyse)<br />
Nach welchen Kriterien kann ein Text analysiert werden?<br />
• Formal-deskriptiv: keine Annahmen über d. Intentionen d. Senders oder d. zu erwartende<br />
Wirkung<br />
• Diagnostisch: was möchte der Sender mitteilen?<br />
• Prognostisch: wie wirkt eine Nachricht auf den Empfänger?<br />
• Reflektorisch: etwas über den gesellschaftlichen Kontext (Zeitgeist, Strömungen) der<br />
Nachrichten ermitteln<br />
Was sind die wichtigsten Vorteile der Inhaltsanalyse?<br />
• Vergangenheitsbezug: Sie ermöglicht auch die Untersuchung, von in der Vergangenheit<br />
produziertem Material.<br />
• Sozialer Wandel: Es sind soziale Veränderungen (Wandel sozialer Werte) erforschbar.<br />
• Nicht-Reaktivität: Sie behandelt Daten, die nicht durch Forschungsprozess selbst erzeugt<br />
wurden.<br />
• Forscher nicht auf Kooperation mit Versuchspersonen angewiesen.<br />
• Reproduzierbar: kann mit besseren Instrumenten wiederholt werden.<br />
• Kostengünstiger als andere Erhebungstechiken.<br />
Beschreibe den Ablauf der Inhaltsanalyse!<br />
• Theoretische Vorbereitung<br />
• Bestimmung des relevanten Textmaterials (periodisch und thematisch)<br />
• Auswahlplan (Stichprobe)<br />
• Daten erheben<br />
• Bestimmung der Analyseeinheit<br />
• Datenaufbereitung<br />
• Entwicklung eines Kategoriensystems<br />
• Kodierung<br />
• Auswertung und Berichterfassung<br />
Wie funktioniert das Kategoriensystem und die Kodierung, welche Anforderungen müssen erfüllt<br />
werden?<br />
Beschreibe die Gütekriterien der Inhaltsanalyse.<br />
Reliabilität (lässt sich Messergebnis reproduzieren?) &<br />
Validität (wurde gemessen, was gemessen werden soll?)<br />
Am besten durch 2 oder mehrere Kodierer überprüft:<br />
- Intercodierreliabilität: ein und dasselbe zu codierende Element wird von verschiedenen<br />
Personen unterschiedlich beurteilt.<br />
- Intracodierreliabilität: ein und dasselbe zu codierende Element wird von derselben Person, zu<br />
unterschiedlichen Zeitpunkten, unterschiedlich beurteilt.<br />
Beschreibe ausführlich die Unterschiede zwischen qualitativer und quantitativer Inhaltsanalyse.<br />
Welche unterschiedlichen Verfahren gibt es?<br />
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Jürgen Uitz Fragenkatalog Grundzüge der Empirischen Sozialforschung, 2012/13<br />
Quantitativen Inhaltsanalyse: es werden für jede Dimension Analysekategorien entwickelt, denen<br />
das vorliegende Material zugeordnet wird. Auf dieser Basis erfolgt die statistische Auswertung (zB<br />
Gruppen- und Zeitvergleich).<br />
Qualitative Inhaltsanalyse bezieht auch Kommunikationsinhalte, die nicht explizit ausgesprochen<br />
werden, in die Analyse ein. Durch systematische Interpretation wird inhaltliche Bedeutung von<br />
Aussagen ermittelt.<br />
Verfahren:<br />
Frequenzanalyse: die Häufigkeit des Auftretens bestimmter Merkmale feststellen. Daraus wird auf<br />
die Intensität/Art geschlossen, mit der über bestimmte Themen kommuniziert wird.<br />
Valenzanalyse: welche Bewertungen mit den betreffenden Untersuchungsgegenständen<br />
verbunden werden (ob im Untersuchungsmaterial bestimmte Personen/Themen positiv, neutral<br />
oder negativ beurteilt werden.<br />
Intensitätsanalyse: zählt das Vorkommen von Begriffen, Themen oder anderer Merkmale. Erfasst<br />
auch, wie stark im Analysematerial Wertungen zum Ausdruck kommen (nicht nur nach Richtung,<br />
sondern auch nach Intensität beurteilt).<br />
Erkläre das Verfahren der computerunterstützten qualitativen Datenanalyse.<br />
Textanalyseprogramme dienen zur Auswertung fertiger Texte (Protokolle, Transkripte offener<br />
Interviews, Dokumente, Briefe). Es wird qualitativ genannt.<br />
Innerhalb mehr oder weniger umfangreicher Textkörper werden die einzelnen Texte<br />
interpretiert, erschlossen, zusammengefasst, verglichen usw. Nicht nur Interpretation von<br />
einzelnen Texten, sondern gezielter Vergleich von Texten und deren Typisierung oder um die<br />
Zusammenfassung der Gemeinsamkeiten der Texte zu einem neuen Text.<br />
Grundmuster der Texterschließung: Cut-and-Paste-Technik. Es werden aus Textkorpus<br />
systematisch Passagen ausgeschnitten, die von Relevanz sind und auf Karteikarten aufgeklebt.<br />
Kapitel 7<br />
Was versteht man unter Soziometrie?<br />
=eine Methode zur Erforschung bestimmter Aspekte der Struktur sozialer Beziehungen in<br />
Gruppen.<br />
Unter welchen Voraussetzungen kommen soziometrische Verfahren zum Einsatz?<br />
Jakob L. Moreno (1889-1974) entwickelte den soziometrischen Test (=Art der Befragung). Methode<br />
zur Erforschung bestimmter Aspekte der Struktur sozialer Beziehungen in Gruppen “emotionales<br />
Beziehungsgeflecht“.<br />
Ziele: Befähigung der Gruppe zur Selbsterkenntnis, Interventionen<br />
Es werden zwischenmenschliche Präferenzen erhoben: Zuneigung & Ablehnung<br />
Subjektive Interaktionspräferenzen<br />
Faktische Interaktionsbeziehungen<br />
Es werden zwei Dimensionen angesprochen: emotionale & sachliche Analyse.<br />
Wo wird Soziometrie eingesetzt? Was wird untersucht?<br />
Sie dienen zur Erhebung, Beschreibung und Analyse von Gruppenbeziehungen, insbesondere des<br />
“emotionalen Beziehungsgeflechts“. Anwendung: Eher in kleinen Gruppen, da Teilnehmer durch<br />
Interaktionen miteinander bekannt sein müssen, um Zuneigung & Ablehnung zu ermitteln.<br />
Untersuchungsgegenstände:<br />
Interaktions- &Kommunikationsmuster<br />
Status<br />
Führung<br />
Cliquen<br />
Gruppenkohäsion<br />
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Jürgen Uitz Fragenkatalog Grundzüge der Empirischen Sozialforschung, 2012/13<br />
Welche Verfahren gibt es in der Soziometrie?<br />
Soziogramm<br />
Soziomatrix<br />
Individuelle Indizes<br />
Gruppenindizes<br />
Beschreibe das Soziogramm!<br />
Welche Positionen und Konstellationen gibt es in Gruppen?<br />
Beschreibe die Soziomatrix!<br />
Anzahl der Beziehungen/Anzahl möglicher Beziehungen:<br />
Was versteht man unter soziometrischem Status und emotionaler Expansion?<br />
Soziometrischer Status (SS +): errechnet sich aus der Anzahl der erhaltenen (positiven) Wahlen<br />
dividiert durch die maximal zu erreichenden Wahlen (n-1, da man sich selbst nicht wählen kann!)<br />
Werden auch Ablehnungen zugelassen, gibt es auch einen negativen (SS -) und einen gesamten SS<br />
(gebildet aus der Differenz zwischen positiven und negativem Status); Emotionale Expansion:<br />
Anzahl der abgegebenen positiven (E+) bzw. negativen (E-) Wahlen dividiert durch die Anzahl der<br />
möglichen Wahlen.<br />
Was beschreibt der Kohäsionsindex K? Erkläre!<br />
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Jürgen Uitz Fragenkatalog Grundzüge der Empirischen Sozialforschung, 2012/13<br />
Er stellt eine Normierung der gegenseitig erhaltenen Wahlen (m) dar. Kohäsion=Integration in<br />
Gruppe!<br />
Anzahl der Beziehungen<br />
---------------------------------------------- =Kohäsionsindex<br />
Anzahl der möglichen Beziehungen<br />
Erläutere die Interaktionsanalyse nach Bales! Welche Probleme treten auf?<br />
Ziel ist es, einen Fall zu lösen. Zwei bis zehn einander unbekannte Personen werden beobachtet.<br />
Jeder mit unterschiedlichem Wissensstand, wobei er die Informationen der anderen nicht kennt.<br />
Eine Diskussion zur Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten ist erforderlich; die Gruppe wird bei<br />
eben dieser beobachtet.<br />
Bales entwickelte spezielles Beobachtungsschema. Wird sofort notiert, welches Gruppenmitglied<br />
wie handelt. Die Kategorien sind nach positiver, neutraler und negativer Intensität des<br />
individuellen Beitrags in der inhaltlich-sachlichen oder affektiv-emotionalen Dimension des<br />
Verhaltens definiert.<br />
Es werden sowohl das verbale als auch das nonverbale Verhalten beurteilt:<br />
• Einfluss nehmend vs. auf Einfluss verzichtend<br />
• Freundlich vs. unfreundlich<br />
• Zielgerichtet-kontrolliert vs. gefühlsbestimmt-ausdrucksvoll<br />
Jeweils zwei Kategorien bilden einen Problembereich:<br />
• Probleme der Orientierung Probleme der Entscheidung<br />
• Probleme der Bewertung Probleme der Spannungsbewältigung<br />
• Probleme der Kontrolle Probleme der Integration<br />
Weitere Probleme:<br />
• Verhalten der Probanden oft nicht eindeutig<br />
• Mehrere Beobachter gelangen öfter zu verschiedenen Ergebnissen (Intercoderreabilität nicht<br />
gegeben)<br />
Was versteht man unter einem Experiment? Welche wesentlichen Kriterien müssen erfüllt sein?<br />
=eine bestimmte Untersuchungsanordnung, mit Höchstmaß an Kontrolle über eine Situation. Es<br />
ist die strengste Form der Hypothesenüberprüfung, wobei sie für Hypothesen als Aussagen<br />
erklärender, wie voraussagender Art gilt.<br />
Ermöglicht aktive Manipulation d. Versuchsbedingungen und somit die eindeutige Unterscheidung<br />
von Ursache und Wirkung. Wesentliche Kriterien sind Faktorenkontrolle & Manipulation<br />
der unabhängigen Variable<br />
Was bedeutet „Kausalität“?<br />
=2 oder mehrere Variablen in einem empirisch nicht umkehrbaren, asymmetrischen<br />
Zusammenhang stehen (X bewirkt Y, aber nicht umgekehrt).<br />
Um Kausalzusammenhang festzustellen, muss die unabhängige Variable manipuliert werden (in<br />
untersuchte Situation einführen & eventuelle Wirkungen beobachten; es MUSS allerdings<br />
gewährleistet sein, dass die beobachteten Wirkungen tatsächlich von der Variable ausgehen).<br />
Faktorenkontrolle & Manipulation der unabhängigen Variable sind jedoch in der Sozialforschung<br />
nur selten durchführbar.<br />
Erkläre die Mill´schen Regeln der Kausalanalyse!<br />
• Kernfrage der experimentellen Forschungsanordnung lautet: Wie soll die vermutlich<br />
unabhängige Variable manipuliert werden, damit sie sich als solche erweisen kann? Und wie<br />
muss sich daraufhin die vermutlich abhängige Variable verhalten, damit sie als solche erkannt<br />
werden kann?<br />
• A, B, C, X & Y sind zweiwertige Variablen, sie können also gegenwärtig oder abwesend sein.<br />
Basierend auf dieser Annahme gibt es die Methode der Übereinstimmung, die Differenzmethode<br />
oder die Kombination der Methoden (siehe Kasten im Skript S. 79).<br />
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Jürgen Uitz Fragenkatalog Grundzüge der Empirischen Sozialforschung, 2012/13<br />
• Kritikpunkte sind, dass Variable selten zweiwertig auftreten, Faktoren können z.B. weniger<br />
stark oder abgeändert vorkommen. Weiter können nur selten alle anderen Elemente einfach<br />
ausgeblendet werden, ohne das Ergebnis zu beeinflussen. Außerdem ist es nahezu unmöglich,<br />
alle Faktoren zu kontrollieren.<br />
Was ist wesentlich für eine experimentelle Anordnung?<br />
Mind. 2 Gruppen müssen teilnehmen (Experimental- & Kontrollgruppe), die in allen für das<br />
Experiment relevanten Dimensionen gleich sind. (Medizin: zum Test von neuen Medikamenten.)<br />
2 Auswahlverfahren zur Gruppenbildung:<br />
• Randomiziation: beide Gruppen sind Zufallsstichproben aus der Grundgesamtheit<br />
• Matching: paarweises Gleichsetzen mittels “soziodemographischer Zwillinge“ (22 jähriger<br />
Salzburger Soziologiestudent in jeder Gruppe)<br />
Die erzielten Ergebnisse müssen sich signifikant voneinander unterscheiden.<br />
Welche Rolle spielt das Experiment in der Sozialforschung?<br />
Experimente in d. SozFo sehr selten, weil kaum möglich. Gezielte Veränderung der unabhängigen<br />
Variable X (und nur dieser) ist oft nicht möglich. Häufiger sind quasi-experimentelle<br />
Versuchsanordnungen.<br />
Was sind quasi-experimentelle Versuchsanordnungen?<br />
Quasi-Experiment: alle Daten zu einem Zeitpunkt erhoben (Umfrage), die Faktorenkontrolle nur<br />
symbolisch. Eine Tabelle, die ausweist, dass Studentinnen eher zu den Geisteswissenschaften<br />
tendieren, während Studenten eher Wirtschaftswissenschaften studieren, kann als<br />
quasi-experimentelle Anordnung interpretiert werden: Die Wahrscheinlichkeit einer<br />
Studienrichtung ist die abhängige Variable Y, das Geschlecht ist die unabhängige Variable X, die<br />
(symbolisch) manipuliert wird: von weiblich zu männlich.<br />
Es ist aber nicht gewährleistet, dass die Veränderung von X die einzige ist. Weil X mit vielen<br />
anderen Variablen (wie Schicht und Leistungsorientierung) korreliert, die dadurch mit-verändert<br />
werden, kann die Kausalität X -> Y nicht mit Bestimmtheit nachgewiesen werden.<br />
ex-post-facto-Experiment: misst der Forscher die abhängige Variable nur einmal, und zwar<br />
nachdem der experimentelle Stimulus bereits wirksam geworden ist. Damit es sich hier<br />
überhaupt noch um eine Annäherungsform ans Experiment handelt, müssen dabei wenigstens<br />
zwei Gruppen miteinander verglichen werden, in denen die unabhängige Variable (der Stimulus)<br />
in verschiedener Ausprägung wirksam wurde, bzw. entweder auftrat oder abwesend blieb.<br />
Welche Probleme beinhaltet das Experiment für die Sozialforschung?<br />
• Künstlichkeit des Experiments: Verhalten auf “normale“ Situationen übertragbar?. Bei<br />
Feldexperimenten eher gewährleistet.<br />
• Komplexität der sozialen Realität: Kritik gilt für alle empirischen Forschungsmethoden.<br />
Experimente tendieren zu einer großen Vereinfachung, nur wenige Variablen sind<br />
kontrollierbar.<br />
• Problem der Verallgemeinerbarkeit: Ergebnisse lassen sich nur ceteris paribus verallgemeinern,<br />
sie gelten nur unter gleichen Bedingungen. Sicher gelten sie nur für die beiden<br />
Vergleichsgruppen.<br />
Was versteht man unter Nichtreaktiven Verfahren?<br />
=Mess- & Erhebungsinstrumente, welche die untersuchten Personen nicht zu spezifischen<br />
Reaktionen veranlassen. Messergebnisse nicht verfälscht (interne und externe Validität<br />
gewährleistet). Keine neue Klasse von Erhebungsmethoden, sondern Eigenschaften der Methoden<br />
Befragung, Beobachtung und Analyse von Verhaltensspuren.<br />
Was ist ein Feldexperiment?<br />
=experimentelle Untersuchungen in natürlicher Umgebung. “Natürliche“ Situation wird<br />
hergestellt, dann unauffällig OHNE AKTIV EINZUGREIFEN beobachtet.<br />
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Was versteht man unter Verhaltensspuren?<br />
= Nebenprodukte sozialer Aktivitäten im Alltag.<br />
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