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Magazin 196110

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ZIVILER BEVölKERUNGSSCHUTZ<br />

Das Ist Florlan. 15 Jahr. alt und lehrling In einer DruckereI. FIorion spielt die Hauptrolle 'n dem<br />

Goitanl-Fllm .. ludi In liner kleinen Stodt . . .... Im Mittelpunkt - der Film . 011 spannend sein<br />

wie eine Krlmlnal.tory - steht das SelbstsdlutlProblem. (Mehr darObe r lesen SI, auf S,lte 23.'<br />

• Der Selbstschutz auf dem Lande<br />

• Schutz vor radioaktivem Staub<br />

• Gute Ratschläge aus Norwegen<br />

• Luftschutzhelfer vor der Kamera<br />

Herausgegebe n Im Auftrag des<br />

Bundesministeriums des Innern<br />

vom Bundesluftschutzverband<br />

Nr.10 • Okt. 1961 • 6. Jahrgang<br />

Preis des Einze lheftes DM 1,50


~"';-'--­ -<br />

Auf die Erste Hilfe kommt es an!<br />

W er den Kauf eines Krankenwagens verantwortet<br />

oder mitbestimmt, muß sich vorher fragen: W elche Situationen<br />

hat dieser Wagen zu meistern? Di e täglichen Unfälle<br />

bestätigen es nämlich: Der gelegentliche Kranken-Transport<br />

kann niemals allein Maßstab sein. Entscheidend sind vielmehr<br />

zwei Dinge: Erstens - wieviel Verletzte kann das Fahrzeug<br />

tatsächlich aufnehmen? Zweitens - ist sei n Innenraum so groß,<br />

daß man die Patienten betreuen und versorgen kann?<br />

Diese Fragen müssen zufriedenstellend beantwortet sein,<br />

denn im Ernstfall kann die Erste Hilfe von lebenserhaltender<br />

Bedeutung sei n.<br />

Der VW- Kranke nwagen ist mehr als ein Transport-Fahrzeug.<br />

Er ist fahrende Rettungsstation für drei Verletzte.<br />

Und Arzt oder Helfer haben noch genügend Platz,<br />

um sofort alles Nötige zu tun - noch während der Fahrt!<br />

Zwei Krankentragen und ein gepolsterter Kranken-Tragesessel<br />

stehen bereit: falls eine Trage hochgeklappt bleiben kann,<br />

ein weiterer Polstersessel. Ferner: gepolsterter Klappsitz<br />

für Begleiter, Betreuungsschrank, Platz und Ablagefächer<br />

für Verbandsmaterial, Arm- und Bei nschienen<br />

und Erste- Hilfe-Au srüstung!<br />

Kranken-Hilfsorganisationen und Feuerwehr se tz en den<br />

VW- Krankenwagen seit Jahr und Tag bevorzugt ein , wei l er<br />

so zuverlässig und durchdacht ist, weil er so niedrig in der<br />

An sc haffung liegt. Darum: Entscheiden Sie sich für die<br />

umfassende Erste Hilfe! Entscheiden Sie sich<br />

für den VW- Krankenwagen!


•<br />

10<br />

1961<br />

Der<br />

Selbsl'schul'z<br />

in ländlichen<br />

Gebiel'en<br />

INHALT:<br />

Der Selbstschutz in ländlichen Gebieten<br />

Schutz gegen radioaktive Niederschläge<br />

Brandschutz<br />

Aus Norwegen: Ratschläge für die Landbevölkerung<br />

.......................... .<br />

Jeder Zehnte lieB sich beraten. Praktische<br />

Aufklärung In Schleswig-Holstein • Ausstellung<br />

des BLSV auf der Landwirtschaftsschau<br />

1961 In Rendsbur, ................ .<br />

Auch In einer kleinen Stadt •..• SpielBlm<br />

mit Luftschutzszenen • Dreharbeiten in Tühingen.<br />

BLSV-Helfer vor der Kamera •<br />

Und dazu: eine Joumalistentagung<br />

Gutes und anhaltendes Echo der Kieler<br />

Vontandssiizung des Bundesluftschutzverbandes<br />

............................... .<br />

Luftschutz Ist echte Daseinsfürsorge • Präsident<br />

Dr. Lotz sprach im Friedenssaal des<br />

Osuahrücker Rathauses • Goldene Ehrennadel<br />

des BLSV für vier verdiente Männer<br />

Anslandsbesucher In Waldbröl ...... . ... .<br />

LandessteHen des BLSV berichten ....... .<br />

Völkerrechtlicher Schutz für BLSV-Helfer<br />

"Erst wenn'. weh tut, denkt man an den<br />

Doktor . • . " • Und wann denkt man an den<br />

Luftschutz? ........................... .<br />

D<br />

11<br />

lIlI<br />

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IDJ<br />

Herausgeber: Bundesluftacbutzverband, Köln<br />

Chefredakteur: Frled. Walter Dinger, Redakteure: Helnrldl<br />

Deurer, H8IU Sdloenenber,. alle in Köln, Merlostr. 10-14, Tel.<br />

,. 01'1. Druclt und Verlag: MÜnchner Buchgewerbehaus GmbH,<br />

München 13, SdlelUngstr. D-41, Tel. 22 13 6l. AnzeIgenverwaltung:<br />

Münchner Buchgewerbehaus GmbH, München 13, Schelltn,str<br />

. ........ 1. Tel. 22 1311. Für den Anzeigenteil verantwortlich:<br />

O. Lederer. Z. Z. gUt Anzelgenprelsllste 2/D. Manuskripte und<br />

BUder nur an die Redaktion. Bel Einsendungen Rückporto beltügen.<br />

Für unverlangte Beltrlge keine Gewähr. - Photomechanische<br />

vervlelflltlgungen für den innerbetrieblichen GebrauCh<br />

nach Maßgabe des Rahmenabkommens zwisdlen dem Börsenverein<br />

des Deutschen Buchhandels und dem Bundesverband der<br />

Deutschen Industrie gestattet. Als Gebühr ist für jedes Blatt<br />

eine Wertmarke von DM-.IO zu verwenden. - Diese Zeitschrift<br />

erscheint monatlich. Einzelpreis je Heft DM 1.50 zuzügliCh Porto<br />

(Osterreich: OS 10.-, Schweiz: Fr 1.70, Italien: L 250).<br />

; Abonnement: vlerteljährllch DM •. 50 zuzüglich DM 0.09<br />

V zustellgebühr. Bestellungen bel Jedem Postamt oder<br />

"W belm Verlag.<br />

&<br />

BekanntmaChung gemlß I S, ZUI. 3 des Gesetzes über die Presse<br />

vom 3. Oktober IIMI: Inhaber- und BetelUgungsverhältntsse der<br />

Münchner Buchgewerbehaus GmbH: OUo Georg Königer, Verleger,<br />

München, 50'/., Else Peitz, Kaulmannsgattin, München,<br />

',375"., Elisabeth MeUler, Ehefrau, St. Quirin, 9,375'/., Charlolte<br />

Cloppenburg, Kaufmannsgattin, Ennepetal-Milspe, 6,25"" ChrlsUne<br />

Müller, München, 6,25'/1, Helmut Müller , Pilot, München,<br />

1,25'1. , Oskar Müller, Prokurist, München, 6,25'1., Adol! Müller,<br />

Ingenieur, München, 1,25'1 •.<br />

Bisher hatte der Aufbau des Selbstschutzes der Bevölkerung in<br />

den Städten auf Grund der Erfahrungen des Krieges Vorrang.<br />

Das ländliche Gebiet war im zweiten Weltkriege verhältnismäßig<br />

wenig gefährdet und erforderte nur geringe Schutz maßnahmen.<br />

Diese Situation hat sich jedoch grundlegend geändert. Vor ollem<br />

die Kernwaffen erfassen unter bestimmten Voraussetzungen<br />

weite Gebiete außerhalb ihres direkten Wirkungsbereiches. Es<br />

erscheint daher unerläBlich, zu prüfen, ob die Methoden und<br />

Maßnahmen, wie sie bisher für den dichtbesiedelten Raum entwickelt<br />

wurden, auf die Verhältnisse des ländlichen Gebietes<br />

übertragen werden können,<br />

Genauso wie die Kenntnisse über die Technik und ihre Gefahren<br />

heute schon Allgemeingut der zivilisierten Menschheit geworden<br />

sind, zwingt uns die Entwicklung der Atomkernenergie, uns mit<br />

ihr zu befassen, ihre Gefahren kennenzulernen und jede mögliche<br />

Maßnahme zu treffen, um sie zu verringern. Bei Anwendung<br />

der Atomenergie zu friedlichen Zwecken ist der Schutz der Menschen<br />

und ihrer Umwelt durch geset:r.lich vorgeschriebene Maßnahmen<br />

gesichert. Anders ist es bei Katastrophen, die durch Anwendung<br />

von Kernwaffen hervorgerufen werden. Der Schutz ist<br />

dann weitgehend Sache jedes einzelnen; von öffentlichen Einrichtungen<br />

können wir nur eine allgemeine Hilfe erwarten. Dies<br />

gilt in ländlichen Gebieten vor ollem für die Gefahr, die durch<br />

radioaktive Niederschläge entstehen könnte.<br />

Darüber hinaus kommt in ländlichen Gebieten in einem möglichen<br />

Verteidigungsfalle der Brandgefahr eine besondere Bedeutung<br />

zu. Der Brand ist dynamisch und breitet sich je nach der<br />

Brandempfindlichkeit des betroffenen Objektes und je nach der<br />

Schlagkraft der Abwehr aus. Er fordert von ollen Schäden die<br />

meisten Verluste on Menschenleben, Hab und Gut. Im zweiten<br />

Weltkriege fielen dem Feuer 80% oller Luftkriegstoten zum<br />

Opfer, und 75% der Gesamtschäden waren Brandschäden.<br />

Weder die Druckwelle der Kernwaffen noch deren radioaktiver<br />

Niederschlag noch die Kampfstoffwolke können wir bekämpfen.<br />

Wir können uns zwar schützen, wir können retten, helfen und<br />

heilen. Bekämpfen können wir nur den Brand, vorbeugend wie<br />

abwehrend.<br />

Und da jede für den Verteidigun~sfall sachgemäß vorbereitete<br />

Brandschutzmaßnahme auch im Frieden nützen kann, sich gegebenenfalls<br />

also doppelt auszahlt, kommt ihr eine erhöhte Bedeutung<br />

zu. Besonders, weil die Brandschadenskurve in den beiden<br />

letzten Jahren erschreckend anstie9, und weil die Landwirtschaft<br />

mit teilweise über 50% -in Bayern Im Jahre 1959 sogar mit 61 %­<br />

am Gesamtschaden beteiligt und damit schwer betroffen ist.<br />

Alle diese Erwägungen haben den Bundesluftschutzverband veranlaßt,<br />

erste praktische Erprobungen von Selbstschutzmaßnahmen<br />

in ländlichen Gebieten durchzuführen. Die jahreszeitlich bedingten<br />

Verhältnisse machen es erforderlich, solche Erprobungen<br />

im Winter und im Sommer vorzunehmen. Dabei sind die la ndschaftlichen<br />

Gegebenheiten und die unterschiedliche Struktur<br />

landwirtschaftlicher Betriebe zu berücksichtigen.<br />

Zunächst fand im norddeutschen Raum eine Erprobung im Rahmen<br />

eines Außenlehrganges der Bundesschule des BLSV in der<br />

Gemeinde Rastede (Kreis Ammerland) statt, zu der das Bundesministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, das Bundesamt<br />

für zivilen Bevölkerungsschut:r., die Landesregierung Niedersachsen,<br />

die landwirtschaftskammer Weser-Em5 und die<br />

Landesbrandkasse Oldenburg Beobachter entsandt hatten. Die<br />

Kreisverwaltung Ammerland und die Gemeinde Rastede waren<br />

durch leitende Herren vertreten. Weitere Erprobungen sind s:leplant.<br />

Uber die Ergebnisse werden wir zu einem späteren Zeitpunkt<br />

berichten.<br />

Die beiden hier (auf den Seiten 2-16) vorliegenden, ganz auf<br />

den Selbstschutz in ländlichen Gebieten bezogenen privaten<br />

Studien "Schut:r. geaen radioaktive Niederschläge" und "Brandschutz"<br />

sollen der Einführung in den Fragenkomplex dienen.


Rudolf Häusler<br />

Schutz<br />

gegen radioaktiv~<br />

Wal sind radioaktive Niederschläge<br />

und wie kommt es dazu?<br />

KernwaUenexplosionen haben drei verschiedene<br />

WiTkungen:<br />

Die Druckwelle, die Wärmestrahlung<br />

und die Kernstrahlung (Radioaktivität).<br />

Bei der Kernstrahlung müssen<br />

wir außerdem die AnCangsstrahlung<br />

(innerhalb 1 Min.) und die länger anhaltende<br />

Rückstandsstrahlung unterscheiden.<br />

Die Ursache der Kernstrahlung<br />

liegt darin, daß bei der Explosion<br />

künslJich Atomkerne erzeugt werden,<br />

die alle energiereiche Strahlen aussenden.<br />

Man nennt die künstlich erzeugten<br />

Atomkerne Spaltprodukte. Daneben<br />

gibt es auch andere "Strahler", die aber<br />

eine untergeordnete Rolle spielen. Explodiert<br />

eine Kernwaffe in der Luft,<br />

dann gelangen die Spaltprodukte in große<br />

Höhen, in denen sie unter Umständen<br />

Jahre verbleiben können.<br />

Bei Explosionen in der Nähe des Bodens<br />

oder der Wasseroberfläche werden<br />

große Mengen von Erdc oder Wasser<br />

in die Höhe geschleudert. Dort verdichten<br />

sich Erdstaub oder WasserLröpfchen<br />

zu einer großen Wolke. An den durch<br />

Neutroneneinfang radioaktiv gewordenen<br />

Staubteilchen oder Wassertröpfchen<br />

lagern sich außerdem die radioaktiven<br />

Spaltprodukte an. Während<br />

cin Teil der Erd- oder Wasserbestandteile,<br />

an denen die Spaltprodukte haften,<br />

in der Nähe des Explosionsortes<br />

herunterkommt, wird die Wolke in<br />

Windrichtung abgetrieben. Dabei fällt<br />

der Staub je nach Sdlwere allmählich<br />

aus der Wolke aus oder gelangt mit<br />

atmosphärischen Niederschlägen (Regen,<br />

Schnee) auf die Erde und kann in<br />

einem Gebiet bis zu 200-300 km Längenausdehnung<br />

zum Niederschlag kommen.<br />

2<br />

Wie lange Ist der radioaktive<br />

Niederschlag gefährlich?<br />

RadIoaktive Spaltprodukte einer KernwaITenexplosion<br />

sind eine Misdlung<br />

vieler Atomkernarten, die sich dadurch<br />

unterscheiden, daß einige sehr kurze<br />

Zeit, andere hingegen sehr lange Zeit<br />

strahlen. Kurzzeitig strahlende Stoffe<br />

strahlen stark. während StoITe, die längere<br />

Zeit strahlen. immer schwädler<br />

strahlen. Die einmal vorhandene Strahlungsstärke<br />

in einem radioaktiven Niedcrsdllagsgebiet<br />

bleibt nicht bestehen.<br />

sondern klingt nach einer bestimmten<br />

Regel ab. Diese Regel lautet: Versieben(acht<br />

man das Alter des radioaktiven<br />

Spaltprodukt-Gemisches, beginnend<br />

vom Explosionszeitpunkt, dann geht<br />

seine Strahlungsfähigkeit auf den zehnten<br />

Teil zurück. Die Kenntnis dieser<br />

Rcgel ist für das Verhalten der im NiedCl'schlagsgebiet<br />

betroffenen Menschen<br />

von außerordentlicher Bedeutung.<br />

Warum Iit der radioaktive<br />

Niederschlag gefährlich?<br />

Die Strahlen, die durch die Spaltprodukte<br />

ausgesandt werden, sind verschiedener<br />

Art. Einige vermögen die<br />

Haut gar nicht oder nur sehr geringfügig<br />

zu durchdringen. Andere dagegen<br />

durchdringen den ganzen Körper<br />

und können zu schweren inneren Schäden<br />

führen. Gelangen jedoch strahlende<br />

StotTe, z. B. Spaltprodukte, in den<br />

Körper, dann sind alle Strahlen, die<br />

sie aussenden, von gleich schädlicher<br />

Wirkung. Einige Spaltprodukte werden<br />

zum Teil im Organismus festgehalten<br />

und in bestimmten Organen, z. B. den<br />

Knochen, abgelagert. Sie können sehr<br />

lange im Körper verweilen und durch<br />

eine Dauerbestrahlung schwere Krankheiten<br />

hervorrufen. Radioaktive Strahler<br />

können aut verschiedene Art und<br />

Weise in den Körper gelangen l<br />

und<br />

zwar:<br />

durch Einatmen,<br />

durch Wasser- oder Nahrungsaufnahme,<br />

durch offene Wunden.<br />

Das richtige Verhalten im radioaktiven<br />

Niederschlagsgebiet erfordert daher<br />

zwei grundsätzliche Maßnahmen:<br />

1. Schutz vor Strahlung, die Menschen<br />

und Tiere von außen bedroht.<br />

2. Verhinderung der Aufnahme radioaktiver<br />

Stoffe (z. B. Spaltprodukte)<br />

in unseren Körper oder in<br />

den Körper der Tiere.<br />

Kann man radioaktiven Niederschlag<br />

erkennen und leine Strahlen<br />

wahrnehmen?<br />

Die Spaltprodukte selbst sind so winzig<br />

klein, daß man sie auch mit dem<br />

besten Mikroskop nicht sichtbar machen<br />

kann. Nach einer Kernwaffenexplosion<br />

ist aber jeder sichtbare Staub,<br />

jeder Regen oder Schneefall verdächtig,<br />

weil an diesen Niederschlägen die<br />

Strahler haften können. Kernstrahlen<br />

sind ebenfalls durch menschliche Sinnesorgane<br />

nicht wahrzunehmen. Man<br />

kann sie weder sehen noch riechen,<br />

schmecken oder fühlen. Der Nachweis<br />

der Strahlen bzw. das Messen der<br />

StrahJenstärke ist nur mit besonderen<br />

Geräten möglich.<br />

Ist eine rechtzeitige Warnung vor<br />

radioaktiven Niederschlägen<br />

möglich?<br />

Da die Frage, ob es sich bel einer Kernwaffenexplosion<br />

um eine Luft- oder<br />

Bodenexplosion handelt, für das Erwarten<br />

radioaktiver Niederschläge von


-<br />

iederschl age<br />

••<br />

Bedeutung ist, sei auf folgendes hingewiesen:<br />

Der durch die Luftexplosion hervorgerufene<br />

typische Wolkenpilz sieht bei<br />

frontaler Beleuchtung durch die Sonne<br />

weiß aus, während er bei einer Bodenexplosion<br />

intolge des Staubes, der hochgeschleudert<br />

wurde, dunkel erscheint.<br />

Die Warnung vor radioaktiven Niederschlägen<br />

erfolgt durch die örtlichen<br />

Alarmeinrichtungen. Darüber hinaus<br />

werden durch die Rundfunksender<br />

ständig Mitteilungen über die Ausbreitung<br />

der Gefahr für das wahrsdleinlieh<br />

betroffene Gebiet gegeben werden.<br />

Je weiter ein Ort vom eigentlichen<br />

Explosionszentrum entfernt liegt,<br />

desto mehr Zeit verbleibt den Bewohnern,<br />

um die letzten Schutzvorkehrungen<br />

zu treffen.<br />

Kann man dIe Kernstrahlung<br />

abschIrmen?<br />

Die stärkste Kernstrahlung ähnelt der<br />

uns allen bekannten Röntgenstrahlung.<br />

Von ihr wissen wir, daß sie jede Materie<br />

zu durchdringen vermag. Wir wissen<br />

aber auch, daß sich die "Röntgenschwester"<br />

oder der "Röntgenarzt"<br />

durch Bleischürzen bzw. Bleihandschuhe<br />

gegen die Strahlung schützen. Das gleiche<br />

müssen wir tun. Der Grundsatz für<br />

jede Strahlungsabschirmung lautet:<br />

Jede Materie schirmt die Strahlung<br />

mehr oder weniger ab. Je dichter, also<br />

je schwerer der Stoff ist, den wir zur<br />

Abschirmung gebrauchen, desto größer<br />

ist der Schutz. Im Niederschlagsgebiet<br />

wird die Kernstrahlung bei oberirdischen<br />

Räumen durch etwa 25 cm Beton<br />

oder 25 cm gestampfte Erde auf<br />

Ilto ihrer ursprünglichen Stärke abgeschirmt.<br />

Entsprechend der Abschirmungsfähigkeit<br />

von bestimmten Stoffen<br />

spricht man von ihrem "Schutzfak-<br />

tor". 40 cm Ziegelmauer oder die genannten<br />

Werte von Beton oder Erde<br />

ergeben bei oberirdischen Räumen den<br />

Schutzfaktor 10, die doppelten Dicken<br />

der Stoffe den Schutzfaktor 100. In<br />

Kellerräumen ist wegen ihrer teilweise<br />

unterirdischen Lage der Schutzfaktor<br />

im allgemeinen höher. Daher kann im<br />

normalen Keller ein Schutzfaktor 100<br />

auch dann schon erreicht werden, wenn<br />

die Umfassungsbauteile weit weniger<br />

als 80 cm (Ziegelmauer) oder 50 cm<br />

(Beton) dick sind.<br />

Welche vorbereItenden Maßnahmen<br />

sInd für den Schutz gegen dIe Kernstrahlung<br />

Im radIoaktIven NIederschlagsgeblet<br />

notwendIg?<br />

a) Schutz des Menschen<br />

Aufenthaltsraum (Schutzraum)<br />

Frühzeitig den Raum feststellen, der<br />

den größten Schutzfaktor hat. Dafür<br />

kommen in erster Linie voll unterirdische<br />

Räume in Frage. Wenn kein<br />

geeigneter Keller vorhanden ist, kann<br />

im Notfall ein Innenraum des Hauses<br />

im Erdgeschaß als Aufenthaltsraum bestimmt<br />

werden. Sind die Außen mauern<br />

des Hauses nicht dick g~nug, dann können<br />

Sandsäcke oder eine 50 cm dicke<br />

Wand aus Rasenziegeln, die mindestens<br />

1,50 m hoch sein soll, den Schutzfaktor<br />

erheblich erhöhen. Der Schutzfaktor<br />

des Aufenthaltsraumes (Schutzraumes)<br />

kann außerdem verbessert werden,<br />

wenn auf der Decke des Aufenthaltsraumes<br />

- soweit ihre Tragfähigkeit<br />

das gestattet - Sandsackpackungen,<br />

Sandschüttungen oder Mauerziegellagen<br />

aufgebracht werden. Fenster und<br />

Türen müssen soweit wie möglich<br />

staubdicht gemacht werden. Sind die<br />

Fenster niedriger als 1,50 m unterkant<br />

Nach Kernexplosionen in Badenn Cihe wird<br />

eine mit radioa ktiven Partikeln geladene<br />

Wolke in der Windrichtung abgetrieben.<br />

über dem Erdboden, dann müssen sie<br />

mit Sandsäcken geschützt werden. Das<br />

gleiche gilt für Türen, die nach außen<br />

führen. Gänge, die zu den Ställen führen,<br />

sollten auf dieselbe Art und Weise<br />

geschützt werden.<br />

über Belüftungsmöglichkeiten wird an<br />

anderer Stelle mehr gesagt werden.<br />

Eine Filterung der Atemluft ist unbedingt<br />

erforderlich. Ein Grobsandfilter<br />

ist dabei zweckmäßig und wirtschaftlich.<br />

Eineinhalb (li/tl Kubikmeter umbauter<br />

Raum, der mit Grobsand in<br />

einer Körnung von 1-3 mrn gefüllt ist<br />

und durch den mittels eines Saugbalges<br />

gefilterte Außenluft in den Aufenthaltsraum<br />

gepumpt wird, gewährleistet<br />

eine ausreichende Belüftung.<br />

EinTichtung des Aufenthalts- bzw.<br />

Schutzraumes<br />

Den so geschaffenen "Schutzraum" für<br />

einen Daueraufenthalt von 2-3 Wochen<br />

einrichten. Dazu gehören: Liegemöglichkeiten<br />

für die Hälfte der voraussichtlichen<br />

Insassen. Sanitäre Einrichtungen,<br />

die soweit wie möglich<br />

strahlengeschützt sein müssen, wenn sie<br />

außerhalb des Raumes liegen. Ein Vorrat<br />

von Lebensmittelkonserven für 2<br />

bis 3 Wochen entsprechend der Belegungsstärke<br />

des Raumes. Staubdichte<br />

Verpackungsmöglichkeiten für andere<br />

notwendige Lebensmittel. Ein genügend<br />

großer, staubdichter Behälter für<br />

Trink- und das notwendigste Waschwasser.<br />

Eine Hausapotheke. Zweckmäßiges<br />

Notgepäck wie: Ersatzbekleidung<br />

einschließlich Unterwäsche, Schuhe, Re-<br />

3


I,. ein kurueitig .. Verlos,en des geschützten Roumn magUch. 10<br />

muB yenuch •• erden, den radioaktiven Staub sowei. wie möglich<br />

yon Wohnhaus, Ställen und der nähe ..... Umgebung KU .ntfemen.<br />

genumhang (möglichst mit Kapuze),<br />

Wolldecken und Handtücher. Staubdicht<br />

verpackte Lebensmittel für mindestens<br />

2 Tage. Leichtes, unzerbrechliches Eßgeschirr<br />

(Kunststoff). Wichtige persönliche<br />

Papiere, Verbandszeug, Taschenlampe,<br />

Seife und notwendige Utensilien<br />

für Körperpflege.<br />

Arbeitsbekteidung, Atemschutz:<br />

Arbeitsbekleidung sicherstellen, die eine<br />

glatte Außenfläche hat. Am besten eignen<br />

sich. dafür gummierte Regenmäntel<br />

mit Kapuzen. Dazu gehören auch<br />

Gummistiefel und Handschuhe. Einen<br />

Raum mit einem festen staubdichten<br />

Behälter bestimmen, in dem die Arbeitsbekleidung<br />

nach der Arbeit aufbewahrt<br />

werden muß. Der für die Menschen<br />

bestimmte "Sdlutzraum" darf<br />

nur in völlig sauberer Bekleidung betreten<br />

werden. Der Wechsel der Außenbekleidung<br />

ist nach jeder Arbeit außerhalb<br />

dieses Raumes notwendig. Sind<br />

keine Schutzmasken vorhanden, dann<br />

muß ein behelfsmäßiger Atemschutz<br />

aus mehrfachen Schichten von Leinen<br />

vorher gefertigt werden (muß vor Gebraudl<br />

feucht gemadlt werden). Bänder<br />

zum Befestigen über den Ohren<br />

sind daran anzubringen, damit man<br />

die Hände zur Arbeit frei hat.<br />

Nachrichtenempfang<br />

Um jederzeit Rundfunknachrichten<br />

empfangen zu können, muß der Empfang<br />

im "Schutzraum U<br />

vorher sichergestellt<br />

werden. Am besten eignet sich dazu<br />

ein Gerät, das vom Netzstrom unabhängig<br />

ist (Batterieempfänger).<br />

b) Schutz der Tiere<br />

Ställe<br />

Ställe, in denen sich die Tiere aufhalten<br />

sollen, müssen im Prinzip genauso<br />

geschützt werden wie der Aufenthaltsraum<br />

der Menschen. Deshalb gilt das<br />

oben Gesagte sinngemäß. Natürlidl<br />

braucht man die etwa notwendige<br />

Sdlutzwand, z. B. bei Schweinen, nicht<br />

so hoch zu bauen. Man denke aber daran,<br />

daß die Tiere auch gefüttert werden<br />

müssen und daß dann der Schutz des<br />

Menschen wieder notwendig wird. Auf<br />

jeden Fall muß äußerste Sorgfalt darauf<br />

gelegt werden, daß Stäl1e weitgehend<br />

staubdicht gemacht werden. Auch<br />

Melkräume müssen einen guten Schutzfaktor<br />

haben.<br />

Wasserbevorratung<br />

Brunnen müssen staubdicht abgedeckt<br />

sein. Außerdem ist darauf zu achten,<br />

daß kein verschmutztes Wasser von<br />

außen hineinfließen kann. Sind keine<br />

Brunnen vorhanden, dann müssen in<br />

den Ställen Wasserbehälter aufgestellt<br />

werden, die abzudecken sind. Sie sollten<br />

den Wasserverbrauch für wenigstens<br />

einige Tage decken. Das Leitungswasser<br />

wird im Falle eines Notstandes nicht<br />

immer brauchbar sein, weil es radioaktive<br />

Spaltprodukte enthalten kann.<br />

Nach Möglichkeit sind in den Ställen<br />

Wasserpumpcn anzulegen.<br />

Weidevieh<br />

Für den Fall, daß ein Notstand während<br />

der Sommermonate eintritt und<br />

sich mehr Rindvieh auf den Weiden befindet<br />

als normalerweise in den vorhandenen<br />

Ställen untergebracht werden<br />

kann, sollten vorher alle verfügbaren<br />

Unterstellräume der Gemeinde<br />

4


für diesen Fall vorgesehen und hinsichtlich<br />

der Futter- und Wasservorräte<br />

dafür eingerichtet werden. Sind<br />

längere Zeiten zum Eintreiben des Viehes<br />

notwendig, dann können Feldscheunen<br />

als Unterstellraum vorgesehen<br />

werden, die mit zusätzlich aufgestellten<br />

Strohballenwänden einen einigermaßen<br />

guten Staubschutz abgeben.<br />

Im Notfall ist der Blätterschutz eines<br />

Laubwaldes geeignet, die Tiere vor der<br />

schlimmsten Verschmutzung durch radioaktiven<br />

Staub zu bewahren. Entsprechende<br />

vorbereitende Maßnahmen<br />

wie eine einfache Einzäunung und überdachte<br />

Futter- bzw. Wasserstellen sind<br />

auch hier erforderlich. Alle derartigen<br />

Möglichkeiten müssen durch Absprache<br />

aller beteiligten Landwirte der Gemeinde<br />

vorher festgelegt werden.<br />

Saatgut, Dünger und Futtermittel<br />

Vorratsräume für Saatgut, Dünge- und<br />

Futtermittel müssen rechtzeitig staubdicht<br />

gemacht werden. Ein anderweitiger<br />

Schutz ist nicht notwendig. Um<br />

Futtermittel, die nicht in Silos, Scheunen<br />

und anderen geschlossenen Räumen<br />

gelagert sind, gegen die Verschmutzung<br />

durch radioaktiven Staub<br />

zu schützen, sollten Abdeckplanen aus<br />

glattwandigem, abwaschbarem Kunststoff<br />

bereitgehalten werden.<br />

Maschinen und Geräte<br />

Maschinen und Geräte müssen weitgehend<br />

so untergebracht werden, daß sie<br />

vor radioaktivem Staub geschützt sind.<br />

Hier genügen ebenfalls Abdeckplanen,<br />

wenn nicht genügend abgeschlossener<br />

Raum vorhanden ist. Entsprechende<br />

Vorbereitungen werden auch hier notwendig<br />

sein.<br />

Was Ist bel Uberraschung durch<br />

radioaktiven Staub zu tun?<br />

Unter Umständen kann der radioaktive<br />

Niederschlag die Landbevölkerung bei<br />

der Feldarbeit überraschen. In einem<br />

solchen Falle ist es notwendig, auf dem<br />

schnellsten Wege ins eigene Haus zurückzukehren.<br />

Man denke daran, daß<br />

dort jede Kraft gebraucht wird und<br />

daß andere Familien bei einem längeren<br />

Aufenthalt zusätzlicher Personen<br />

aus Raummangel in eine schwierige<br />

Lage kommen können. Auf dem Heimwege<br />

muß versucht werden, sich soweit<br />

wie möglich vor direkter Berührung<br />

durch radioaktiven Staub oder Regen<br />

zu schützen. Eine übergeworfene Decke,<br />

Zeltplane, ja ein Sack helfen schon.<br />

Die Atemorgane können durch ein vorgehaltenes<br />

feuchtes Taschentuch geschützt<br />

werden. Offene Wunden müssen<br />

dicht verbunden sein. Im Haus angekommen,<br />

ist es notwendig, sofort den<br />

ganzen Körper gründlich zu reinigen.<br />

Am besten baden. Auch eine Haarwäsche<br />

gehört dazu. An das Säubern<br />

der Fingernägel denken! Abgelegte Bekleidung<br />

in den dafür vorgesehenen<br />

Behälter tun. Am besten außer halb des<br />

Hauses unterbringen, um sie, wenn notwendig,<br />

später zu vergraben bzw. zu<br />

vernichten.<br />

Merke: Radioaktivität läßt sich nicht<br />

durch Kochen oder andere Mittel vernichten.<br />

Es ist nur möglich, sie mechanisch<br />

zu beseitigen, d. h. von einer<br />

Stelle zur anderen zu verlagern, also<br />

dorthin, wo die Strahlen den Menschen<br />

oder das Vieh nicht mehr erreichen.<br />

Was Ist bel Warnung und während<br />

der ersten Zelt des radioaktiven<br />

Niederschlages zu beachten?<br />

Gewöhnlich wird zwischen der ersten<br />

Warnung und der eigentlichen Alarmierung<br />

noch Zeit sein, die letzten Vorbereitungen<br />

zu treffen. Die Bewohner<br />

des Hauses sollten vorher nach einem<br />

einfachen Plan so eingeteilt werden,<br />

daß jeder einen bestimmten Auftrag<br />

zur überprüfung und Vervollständigung<br />

der letzten Maßnahmen hat.<br />

Die Sicherheit des Menschen steht dabei<br />

immer an erster Stelle. Folgende<br />

Fragen sollte man sich noch einmal<br />

stellen: Ist für genügend Lebensmittel<br />

gesorgt? Sind diese staubdicht verpackt<br />

und untergebracht? Sind frisches Wasser<br />

und andere Erfrischungsgetränke<br />

im Aufenthaltsraum, sind di~ Behälter<br />

gut verschlossen? Ist ausreichend Bekleidung<br />

im Aufenthaltsraum? Auch<br />

die Arbeitsbekleidung gehört dazu. Regenmäntel,<br />

Handschuhe, evtl. Hüte<br />

nicht vergessen. Sind offene Wunden<br />

dicht verbunden? Ist Selbstschutzgerät<br />

für Rettung und Brandschutz im Aufenthaltsraum?<br />

Sind Fenster und Türen<br />

staubdicht verschlossen? Ist ein Rundfunkgerät<br />

vorhanden? Ist das Notgepäck<br />

sofort zur Hand?<br />

Ist alles für die Unterbringung und<br />

Versorgung der Tiere getan? Sind alle<br />

Tiere im Stall?<br />

Auch alles Federvieh? Sind die Milchkühe<br />

gemolken? Man bringt sie am besten<br />

mit den Kälbern zusammen unter.<br />

Sollten die Kühe zwei Tage nicht<br />

gemolken werden können, dann lindern<br />

die saugenden Kälber ihre Schmerzen.<br />

Allen Tieren nicht zuviel und nicht zu<br />

kräftiges Futter geben, Milchkühen am<br />

besten nur Stroh. Die Tränkmöglichkeiten<br />

sollen vor allem bei Milchkühen<br />

eingeschränkt werden. Zusammenfassend<br />

soll alles getan werden, um die<br />

Not der Tiere zu lindern. In erster Linie<br />

gilt es, sie am Leben zu erhalten.<br />

Ist die spätere Wasser- und Futterversorgung<br />

sichergestellt? Sind die Brunnen<br />

abgedeckt? Sind Scheunen, Futterund<br />

sonstige Vorratskammern abgeschlossen<br />

und soweit wie möglich staubdicht?<br />

Sind Maschinen und Geräte unter<br />

Dach bzw. abgedeckt?<br />

Mit der Alannierung beginnt für Menschen<br />

und Tiere die Zeit der größten<br />

Gefahr. Jetzt sollte in den nächsten<br />

Stunden nicht gegessen, getrunken und<br />

nicht geraucht werden, um die Aufnahme<br />

radioaktiver Strahler weitgehend<br />

zu venneiden. Man denke daran:<br />

Schon nach einigen Stunden ist die Gefahr<br />

wesentlich geringer. 28 Stunden<br />

nach der Explosion ist die Strahlungsfähigkeit<br />

der Strahler zehnmal geringer<br />

als vier Stunden nach der Explosion der<br />

Bombe. Durch den Rundfunk werden<br />

wahrscheinlich laufend Verhaltungsmaßnahmen<br />

gegeben werden. Sie müssen<br />

alle strengstens befolgt werden.<br />

Sind Merkblätter über das Verhalten<br />

im radioaktiven Niederschlagsgebiet<br />

vorhanden, so sollten sie von jetzt ab<br />

grundsätzlich zu Rate gezogen werden.<br />

Eine Filte rung der Atemluft ist unbedingt erforderlich.<br />

Besonders zweckmäßig und wirtschaftlich<br />

ist dabei immer ein GrobsandflIter.<br />

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Jede Materie schi rmt die Strahlung ab. Je<br />

dichter, also sch we re r, de r zur Abschirmung<br />

benutzte Stoff ist, um so gröBer ist der SchUh:.<br />

Frühzeitig gilt es festzustellen, welcher Raum<br />

den größten Schunfaktor hat. In erster linie<br />

kommen dafür wohl die Kellerröume in Frage.


In vielen landwirtschaftlichen Betrieben sind zur Säuberung des Viehes Staubsauger<br />

vorhanden, die auch zur Beseitigung radioaktiven Staubes verwendet<br />

werden können. Tiere, die mit radiooktivem Staub in Berührung gekommen<br />

sind, müssen in jedem Falle so schnell wie möglich davon befreit werden.<br />

Wann kann der geschützte<br />

Aufenthaltsraum yerlassen werden?<br />

Der Aufenthalt in einem geschützten<br />

Raum kann bis zu mehreren Tagen<br />

notwendig werden. Das bedeutet jedoch<br />

nicht, daß ein kurzzeitiges Verlassen<br />

des Raumes überhaupt nicht möglich<br />

ist. 24 Stunden nach der Explosion<br />

können die notwendigsten Arbeiten wie<br />

Füttern und Tränken der Tiere sdlOn<br />

vorgenommen werden. Es muß aber<br />

alles so schnell wie möglich geschehen.<br />

Je später man einen strahJengefährdeten<br />

Raum betritt, desto länger kann<br />

man sich darin aufhalten. Die eigentliche<br />

Entwarnung kann, wie gesagt,<br />

sehr lange auf sich warten lassen. Man<br />

werde aber nicht ungeduldig, sondern<br />

denke daran, daß erst Sicherheit für<br />

Menschen und Tiere gegeben sein muß,<br />

bevor entwarnt werden kann. Die<br />

äußerliche Ruhe ist ein Trugbild, durch<br />

das man sich nicht täuschen lassen<br />

dart.<br />

Wann und wie soll ein geschUtzter<br />

Aufenthaltsraum gelUftet werden?<br />

Die beste und sicherste SdlUtzbelüftung<br />

gewährleistet ein vorsdlriftsmä­<br />

Cig eingebautes Grobsandfilter, das in<br />

seinen wesentlichen Merkmalen bereits<br />

oben beschrieben worden ist. Wenn<br />

keine Schutzbelüftung vorhanden ist,<br />

muß mit dem Lüften von Aufenthaltsräumen<br />

für Menschen und Tiere<br />

so lange gewartet werden. bis sich<br />

der größte Teil der radioaktiven Staubteilchen,<br />

etwa sechs Stunden nach Beginn<br />

des Niederschlages, am Boden abgesetzt<br />

hat. Wenn gelüftet wird, dann<br />

keine Zugluft entstehen lassen I Nur<br />

immer ein Fenster oder eine Tür öffnen,<br />

die auf der dem Wind abgekehrten<br />

Seite liegen müssen. Grundsatz:<br />

Bei jeder Lüftung darauf achten, daß<br />

so wenig Staub wie möglich in den<br />

Schutzraum kommt. Dabei daran denken,<br />

daß es sich nicht immer um sichtbare<br />

Staubmengen zu handeln braucht.<br />

Nach dem Lüften den Aufenthaltsraum<br />

reinigen. Staubsauger gebrauchen.<br />

Schmutz nicht im Raum aufbewahren,<br />

sondern ins Freie bringen.<br />

Wie kann man die Gefahr der radioaktlyen<br />

Bestrahlung von Mensch und<br />

Tier yermlndern?<br />

Frühestens nach 24 Stunden wird es<br />

möglich sein, den Aufenthaltsraum<br />

kurzfristig zu verlassen. Die Luttschutzführungsstellen<br />

werden diese Lage über<br />

die Rundfunksender bekanntgeben.<br />

Neben der Versorgung der Tiere muß<br />

jetzt versucht werden, den radioaktiven<br />

Staub soweit wiemögHch von Wohnhaus,<br />

Ställen und der näheren Umgebung<br />

zu entfernen. Dort, wo die Wasserleitung<br />

intakt ist, geschieht das<br />

durch gründliches Abspritzen der Dächer,<br />

Wände, Fenster, Türen, Hofplätze<br />

und Wege. Es muß aber für eine gute<br />

Ableitung des Schmutzwassers gesorgt<br />

werden, denn in ihm sammeln sich die<br />

radioaktiven Strahler und bedeuten<br />

eine intensive Strahlenquelle. Die<br />

Durchführung der Arbeiten muß mit<br />

äußerster Sorgfalt und Vorsicht geschehen.<br />

Auf keinen Fall darf das<br />

Schmutzwasser mit der Haut in Berührung<br />

kommen. Nur die schon erwähnte<br />

6


abwaschbare Schulzbekleidung kann<br />

dabei getragen werden. Auch der Atemsdtutz<br />

ist notwendig. Hinterher wieder<br />

gründlich waschen bzw. baden. An<br />

Säuberung und sidtere Unterbringung<br />

der Arbeitsbekleidung denken!<br />

WIe sollen Haustiere, dIe mIt radIoaktIvem<br />

NIederschlag In Berührung<br />

gekommen sInd, behandelt werden?<br />

Tiere, die mit radioaktivem Staub in<br />

Berührung gekommen sind, müssen<br />

unter Beadttung aller Schutzmaßnahmen<br />

für den Menschen gründlich gewaschen<br />

werden. Man stellt sie dazu<br />

am besten auf Sandboden, damit das<br />

Schmutzwasser versickern kann. Langhaarige<br />

Tiere müssen vorher geschoren<br />

und das geschorene Haar vergraben<br />

werden. Wolle kann so lange sicher<br />

gelagert werden, bis die Radioaktivität<br />

abgeklungen ist. Sind die Tiere<br />

von außen stark bestrahlt worden oder<br />

haben sie radioaktiven Staub in ihren<br />

Körper aufgenommen, dann können<br />

sie erkranken. Die Strahlenkrankheit<br />

äußert sich in einer ersten Krankheitsphase<br />

in Störungen des Allgemeinbefindens,<br />

wie Teilnahmslosigkeit und<br />

Freßunlust. Nach einer Zeit von wenigen<br />

Tagen bis zu drei Wochen, in der<br />

sich diese Symptome weniger deutlich<br />

zeigen, treten in der zweiten Krankheitsphase<br />

Fieber, Magen- und Darmstörungen,<br />

Neigung zu Blutungen und<br />

infektiöse Komplikationen auf. Je nachdem<br />

kann jedoch auch schon in der ersten<br />

Krankheitsphase der Tod eintreten.<br />

Ein Mittel zur Behandlung dieser<br />

Tiere gibt es nidlt. Vor jeder Schlachtung<br />

ist entsprechend den gesetzlichen<br />

Bestimmungen nach Möglichkeit ein<br />

Tierarzt zur Lebenduntersuchung hinzuzuziehen.<br />

Wird ein solches Tier geschlachtet,<br />

so muß das Fleisch gründlich<br />

untersucht werden, weil durch die Strahlenschäden<br />

u. U. krankheitserregende<br />

Bakterien vom Darm her in das Fleisch<br />

der Tiere gelangen können. Tiere, die an<br />

einer Strahlenkrankheit eingehen, müssen<br />

an abgelegener Stelle vergraben werden.<br />

Bei Großvieh ist in jedem Falle die<br />

Entscheidung der zuständigen Behörde<br />

einzuholen.<br />

Was Ist bel der MIlchverwertung<br />

zu beachten?<br />

Milch von Kühen, die in einem gut geschützten<br />

Stall untergebracht waren<br />

und bei denen anzunehmen ist, daß<br />

sie keinen oder nur geringfügigen Niederschlag<br />

in ihrem Körper aufgenommen<br />

haben, ist höchstwahrscheinlich<br />

für die menschliche Ernährung bald<br />

verwertbar. Eine vorherige Untersuchung<br />

ist in jedem Falle notwendig.<br />

Bei Kühen, die dem Niederschlag stärker<br />

ausgesetzt waren bzw. die durch<br />

Niederschlag verschmutztes Futter oder<br />

Wasser aufgenommen haben, ist die<br />

Milch zunächst nicht zu gebrauchen.<br />

Das ändert sich mit der Zeit, wenn<br />

die Tiere reines Futter bzw. Wasser erhalten.<br />

Eine ständige Untersudlung der<br />

Milch ist also erforderlidl, vor allem<br />

auch, weil ein Teil der aufgenommenen<br />

radioaktiven Substanzen mit der<br />

Milch ausgesdlieden werden kann. Werden<br />

Kühe gemolken, so ist äußerste<br />

Sauberkeit geboten. Das Euter muß<br />

vorher gewaschen werden, ebenso alle<br />

Geräte, die zum Melkvorgang gehören.<br />

Auch dabei an den eigenen Schutz denken:<br />

Handsdluhe benutzen und die<br />

vorgeschriebene Kleidung tragen. Hinterher<br />

auch die Kleidung säubern.<br />

Weist die Milch nadl der Untersuchung<br />

radioaktive Bestandteile auf oder ist<br />

eine sofortige Untersuchung nicht möglich,<br />

dann darf sie nicht vernichtet werden.<br />

Es ist bereits darauf hingewiesen<br />

worden, daß die Radioaktivität mit der<br />

Zeit abklingt. Deshalb ist die Verarbeitung<br />

solcher Milch zu Butter und<br />

Käse möglich. Derartige Milcherzeugnisse<br />

müssen so lange gelagert werden,<br />

bis sie nach Abklingen der Radioaktivität<br />

der menschlichen Ernährung zugeführt<br />

werden können. Voll- oder Magermilch<br />

kann erst dann zum Füttern<br />

von Jungtieren und Schweinen verbraucht<br />

werden, wenn die Radioaktivität<br />

abgeklungen ist.<br />

Was Ist bel der Verwertung von<br />

EIern zu beachten?<br />

Eiez:, die von Geflügel stammen, das<br />

sich während des Niederschlages in<br />

einem staubdichten Raum aufgehalten<br />

hat und das mit "sauberem" Futter<br />

gefüttert wurde, sind sofort genießbar.<br />

Alle anderen Eier sollten in Wasserglas<br />

gelegt und erst nach einer Untersuchung<br />

gegessen werden. Im allgemeinen<br />

werden Eiweiß und Eidotter<br />

kaum radioaktive Bestandteile aufweisen.<br />

Dagegen werden bestimmte radioaktive<br />

Stoffe (Strontium 90) fast immer<br />

in den Eierschaien vorhanden sein.<br />

Sie müssen gut vergraben werden. Eier<br />

vor Gebrauch gründlich abwaschen.<br />

Können Pflanzen und pflanzliche Produkte<br />

nach dem radIoaktIven NIederschlag<br />

zur Ernährung von Mensch<br />

und Tier verwertet werden?<br />

a) Geerntete und erntereife Produkte<br />

Pflanzen nehmen über die Blätter und<br />

in geringem Maße über die Wurzeln<br />

radioaktives Material auf. Pflanzen, die<br />

während ihrer Wachstumsperiode in<br />

einem radioaktiven Niederschlagsgebiet<br />

waren, sollten daher erst nach Untersuchung<br />

verwendet werden. Pflanzliche<br />

Produkte sind unbedenklich verwendbar,<br />

wenn sie vor Regen geschützt und<br />

staubdicht aufbewahrt werden.<br />

Kartoffeln und Wurzelgemüse<br />

Grundsätzlich können derartige Produkte,<br />

auch bei äußerer radioaktiver<br />

Verschrnutzung, wenn sie geerntet waren,<br />

für die Ernährung von Mensch<br />

und Tier verwertet werden. Gründliches<br />

Waschen, am besten Schälen, ist<br />

aber erforderlich. Sind Kartoffeln und<br />

Wurzelgemüse erntereif, d. h. war ihr<br />

Wachstum im Zeitpunkt des Niederschlags<br />

weitgehend beendet, dann besteht<br />

nur geringfügig die Möglichkeit,<br />

daß sie radioaktive Stoffe enthalten.<br />

Eine Untersuchung ist notwendig. Durch<br />

Lagerung vermindert sich die Gefahr,<br />

so daß diese Produkte später verwertbar<br />

sind.<br />

Maschinen und Geräte müssen so unterge·<br />

bracht sein, daß sie vor radioaktivem Staub<br />

geschützt sind. Zur Not durch Abdeckplanen.<br />

Ställe, in denen sich Tiere aufhalten, müs.<br />

sen im Prinzip genauso geschützt werden<br />

wi e di e Aufenthaltsröume von Menschen.<br />

Sind längere Zeiten zum Eintreiben des<br />

Vi ehes notwendig, können Feldscheunen<br />

als Unterstell rä ume dienen, di e mit zu·<br />

sötzlich aufgestellten Strohballenwönden<br />

einen recht guten Staubschutz abgeben.<br />

7


'flUNKEN!<br />

In den ersten Stunden nach der Alannierung<br />

besteht die gröBt. Gefahr. Es sollt8 weder<br />

gegessen, getrunken noch geraucht werden.<br />

Wenn die Wasserleitung intakt ist, sollt.<br />

man den radioaktiven Staub so bald wie möglich<br />

von Dächern, Wönden usw. abspritzen.<br />

Gemüse<br />

Jedes Gemücc, das z. Zt. des Niederschlages<br />

geerntet und staubdicht untergebracht<br />

war, ist verwertbar.<br />

Äußerste Vorsicht ist bei Gemüse geboten,<br />

das durch radioaktiven Staub<br />

verschmutzt wurde. Wenn es notwendig<br />

werden sollte, solches Gemüse oder<br />

Obst zu essen, ist folgendes zu beamten:<br />

Bei Kohl, Rosenkohl oder Salat sind<br />

nur die feslen Kerne verwertbar. Alle<br />

äußeren Blätter sind radioaktiv verschmutzt.<br />

Sie müssen entfernt, sorgfältig<br />

gesammelt und vergraben werden.<br />

Erbsen und Bohnen sind außer ihren<br />

Schoten genießbar. Die Schoten sind<br />

ebenfalls sorgfältig zu sammeln und<br />

zu vergraben. Dickschaliges Obst kann<br />

auch bei radioaktiver Verschmutzung<br />

nam sorgfältigem Waschen und Schälen<br />

gegessen werden, wenn die Smale<br />

vor der Ernte unverletzt gewesen ist.<br />

Dünnschaliges Obst wie Kirsmen. Beeren<br />

und dergl. wird man meistens<br />

nicht reinigen können, ohne die Schale<br />

zu verletzen. Auf seine Verwertung<br />

muß daher verzichtet werden.<br />

Getreide<br />

Staubdicht gelagertes Getreide ist zu<br />

jedem Zweck zu verwerten. Stand Getreide<br />

während des radioaktiven Niedersmlages<br />

auf dem Halm, so muß mit<br />

seiner Ernte so lange wie möglich gewartet<br />

werden. Auch nach Ernte und<br />

Drusch ist eine längere Lagerung nowendig.<br />

In jedem Falle muß soldles Getreide<br />

nach der Ernte und vor einer<br />

Venvertung für Mensch und Tier untersucht<br />

werden. Ist Getreide nach dem<br />

Schnitt in Schobern oder offenen Feldscheunen<br />

durdl. radioaktiven Staub<br />

oder Regen verschmutzt worden, so<br />

müssen die äußeren Schichten entfernt<br />

und vernichtet werden. Nach dem Drusdl<br />

des verbliebenen Getreides ist wie vorher<br />

angegeben zu verfahren.<br />

Heu<br />

War Heu während des radioaktiven<br />

Niederschlages nimt staubdicht untergebracht<br />

oder abgedeckt, so kann im<br />

Notfall die äußere am stärksten verschmutzte<br />

Schicht entfernt und vernichtet<br />

werden. Das verbleibende Heu wird<br />

geringere Bestandteile radioaktiver<br />

Stoffe aufweisen und kann bei ausgesprochenem<br />

Futtermangel verfüttert<br />

werden. Milchkühe sollen aber, wenn<br />

irgend möglich, nur mit gesmützt gewesenem<br />

Futter versorgt werden. Bei<br />

Schlachtvieh bestehen dann keine Bedenken,<br />

wenn die betreffenden Tipre<br />

innerhalb weniger Tage geschladltet<br />

werden. Man denke aber auch hier daran:<br />

Je länger das Heu nach der radio-<br />

Oben links : Haustiere, di e radioaktiven Staub<br />

abbekam mon haben, müssen unter Beachtung<br />

oller Schuh:maßnahmen für den Menschen<br />

gründlich gewaschen werden. Unten: Milch<br />

von Kühen, die keinen oder nur gering ~<br />

fügigen Niederschlag in ihren Körper ouf~<br />

genommen haben, ist höchstwahrscheinlich<br />

für die menschliche Ernährung bald wieder<br />

verwertbar. Eine vorherige Untersuchung ist<br />

jedoch in jedem Falle dringend erforderlich.<br />

B<br />

aktiven Verschmutzung liegenbleibt,<br />

desto ungeCährlicher wird seine Verfütterung.<br />

b) Pflanzen während d er Zeit ihres<br />

\ Vachstums<br />

AUoemeine Merkmale<br />

Pflanzen, die nach einem radioaktiven<br />

Niederschlag längere Zeit weiterwachsen,<br />

können hinsichtlich ihrer Verwertung<br />

aus zweierlei Gründen unbrauchbar<br />

sein:<br />

1. Ihre äußere Verschrnutzung durch<br />

radioaktive Stoffe läßt sich aum durch<br />

saubere Niederschläge wie Regen nimt<br />

ganz beseitigen, weil die Blätter die<br />

radioaktiven Bestandteile zum Teil aufsaugen.<br />

2. Radioaktiver Staub, der in die Erde<br />

eindringt, wird z. T. durm das Wurzelsystem<br />

der Pflanze selbst aufgenommen.<br />

Die Menge der durch die Pflanzen<br />

aufgenommenen radioaktiven Stoffe<br />

ist stark abhängig von der Bodenbeschaffenheit.<br />

Bei leichtem, sandigem<br />

Boden muß mit starker radioaktiver<br />

Verunreinigung der Pflanzen gerechnet<br />

werden, während sie bei schwerem, kalkreimern<br />

Boden geringer sein wird.<br />

Weiden<br />

Weideland ist ohne besondere Bearbeitung<br />

nicht mehr brauchbar, wenn es<br />

einem schweren radioaktiven Niederschlag<br />

ausgesetzt war. Schlachtvieh<br />

kann jedoch bei FuUennangel bald geweidet<br />

werden, wenn die betreffenden<br />

Tiere innerhalb weniger Tage geschlachtet<br />

und wenn nach dem Schlachten<br />

die bereits erwähnten Vorsichtsmaßnahmen<br />

beachtet werden.<br />

Schutz des Menschen bei der Ernte<br />

Acker und Weide sollen durdl Mensdlen<br />

für längere Zeit erst dann betreten<br />

werden, wenn die Radioaktivität<br />

weitgehend abgeklungen ist. Das kann<br />

unter Umständen 14 Tage und länger<br />

dauern. Eine Feststellung der Strahlungsstärke<br />

durch die behördliche Einrichtung<br />

des Strahlennachweis- und<br />

-meßdienstes sollte abgewartet werden.<br />

Auf jeden Fall wird die Beachtung der<br />

Schutzmaßnahmen, vor allem der Atemschutz,<br />

noch tur längere Zeit notwendig<br />

sein. Auch bei der Bearbeitung von<br />

Ernteerträgen sind alle Schutzmaßnahmen<br />

zu treffen.<br />

Wann Ist Wasser offener Gewässer<br />

nach einem radioaktiven Nlederschlaq<br />

als Trlnk- und Tränkwasser<br />

wieder brauchbar?<br />

Brunnenwasser ist wahrsmeinlich ungefährlich,<br />

wenn der Brunnen abgedeckt<br />

war und der Wasserspiegel mindestens<br />

1 munter Erdgleiche liegt.<br />

Ebenso wird Quellwasser am Berghang<br />

bald zu genießen sein, wenn es an Ort<br />

und Stelle geschöpft wird. Regenwasser<br />

soll grundsätzlich in den ersten<br />

Wochen nach dem Niederschlag weder<br />

für Mensdlen noch für Tiere aufgefangen<br />

und verbraucht werden. Jedes Oberflächen<br />

wasser aus Flüssen, Bächen und<br />

Teimen ist längere Zeit nach einem<br />

radioaktiven NiedersdJ.lag unbraudlbar.<br />

Vor allem bei fließenden Gewäs-


sern ist eine großräumige überprüfung<br />

notwendig, ehe das Wasser für irgendeine<br />

Verwendung freigegeben werden<br />

kann. Im Notfall kann Vieh, das einem<br />

starken Niederschlag ausgesetzt war,<br />

mit solchem Wasser gewaschen werden.<br />

Die radioaktive Verschmutzung des<br />

Wassers wird geringer, wenn man es<br />

vorher über einen Sand filter laufen<br />

läßt.<br />

Hat die radioaktive Strahlung eine<br />

Wirkung auf die Aufzucht von Tieren?<br />

Auf diese Frage gibt es keine sichere<br />

Antwort. Es ist nur möglich, allgemeine<br />

Hinweise und Empfehlungen zu geben.<br />

Gewöhnlich werden männliche<br />

Tiere, die einen Strahlungsschaden<br />

haben, der nicht immer sichtbar sein<br />

muß, einige Wochen nach der Bestrahlung<br />

wieder fortpflanzungsfähig sein.<br />

Allgemein sollte bei der Verwendung<br />

solcher Tiere zur Aufzucht bis einige<br />

Wochen nach der Bestrahlung gewartet<br />

werden. Wird das Tier nicht ernstlich<br />

krank, ist anzunehmen, daß es zur<br />

Aufzucht weiter geeignet ist. Es ist<br />

aber auch möglich, daß solche Tiere ein<br />

ganzes Jahr steril bleiben. Im Hinblick<br />

auf strahleninduzierte Erbschäden sollten<br />

strahlengeschädigte Zuchttiere zu<br />

Zuchtzwecken nicht mehr benutzt werden.<br />

Weibliche Tiere, die einer starken<br />

Strahlung ausgesetzt waren, können<br />

unfruchtbar sein und bleiben. Zusammenfassend<br />

kann nur gesagt werden,<br />

daß eine Aufzucht mit strahlengeschädigten<br />

Tieren weitgehend vermieden<br />

werden solL Im übrigen werden in dieser<br />

Hinsicht die Behörden klare Weisungen<br />

geben, so daß sich eine weitere<br />

Erörterung dieser Frage erübrigt.<br />

Die Aufzucht von Federvieh durch<br />

Eier, die von strahlengeschädigten Tieren<br />

stammen, ist durchaus möglich.<br />

Andererseits sollten auch hier Eier von<br />

einwandfrei gesunden Tieren vorzuziehen<br />

sein.<br />

Alle Gegenstände, die man während der Zeit des radioaktiven Niederschlages nicht unterstell<br />

en oder aber abdecken konnte, gilt es später mit der allergrößten Sorgfalt zu reinigen.<br />

Kartoffeln und Wurzelgemüse können auch bei äußerer radioaktive r Verschmutzung für die<br />

Ernährung ve rwertet werden. Sorgsames Waschen, am beslen Schälen, ist aber erforderlich.<br />

Staubdicht gelagertes Getreide ist zu jedem Zweck zu gebrauchen. Weitere Einzelheiten<br />

über die Verwertbarkeit von landwirtschaftlichen Produkten schildert unser Berichl.<br />

Wie sollen durch radioaktiven Staub<br />

verschmutzte Maschinen und Geräte<br />

gereinigt werden?<br />

Waren Maschinen und Geräte während<br />

des Niederschlags nicht unter Dach oder<br />

nicht gut abgedeckt, müssen sie sorgfältig<br />

gereinigt werden. Durch Abspritzen mit<br />

einem scharfen Wasserstrahl wird der<br />

meiste Staub entfernt werden können,<br />

wenn es sich um glatte Flächen handelt.<br />

Besondere Sorgfalt muß bei rauhen<br />

porösen Flächen angewandt werden.<br />

Schmutzlösende Waschmittel bzw.<br />

der Gebrauch einer Stahlbürste werden<br />

von Fall zu Fall notwendig sein.<br />

Die Beachtung aller Schutzmaßnahmen<br />

für den Menschen ist auch bei dieser<br />

Arbeit erforderlich. Kann die Arbeit<br />

nicht auf sandigem Boden durchgeführt<br />

werden, dann muß der Abfluß des<br />

Schmutzwassers an eine abgelegene<br />

Stelle sichergestellt sein. Man denke<br />

immer daran, daß sich im Schmutzwasser<br />

die radioaktiven Stoffe konzentrieren<br />

und dadurch zu einer gesteigerten<br />

Gefahr werden. Reinigungsgerät und<br />

Arbeitsbekleidung sind nach Gebrauch<br />

ebenfalls sorgfältig zu säubern.<br />

9


~r<br />

~ ( (<br />

,<br />

Weideland ist ohne besondere Bearbeitung<br />

nicht mehr brauchbar, wenn es einem schweren<br />

radioaktiven Niederschlag ausgesetzt war.<br />

Warnzeichen für energie reiche Strahlung:<br />

a ) unkontrollierte Strahlung (schwarz-weiB):<br />

b) kontrollierte Strahlung (purpur auf gelb).<br />

Brunnenwasser ist wahrscheinlich ungefährlich,<br />

wenn der Brunnen abgededet war und<br />

der Wasserspiege11m unter Erdgleiche liegt.<br />

Wie sollen Acker und Weide nach<br />

einem radioaktiven Niederschlag<br />

behandelt werden?<br />

Die meisten radioaktiven Stoffe sind<br />

kurzlebig, d. h. sie haben bald ihre<br />

Strahlungsfähigkeit verloren. Um aber<br />

die verbleibenden langlebigen Stoffe<br />

soweit wie möglich unschädlich zu machen,<br />

ist es erforderlich, Acker- und<br />

Weideland entsprechend zu bearbeiten.<br />

Voraussetzung dafür 1st das Untersuchungsergebnis<br />

über das allgemeine<br />

Abklingen der Radioaktivität. Erst<br />

wenn unter Beachtung aller Schutzmaßnahmen<br />

für den Menschen, wie staubsichere<br />

Arbeitsbekleidung und Atemschutz,<br />

der Acker bzw. die Weide betreten<br />

werden kann, darf mit der Bearbeitung<br />

des Bodens begonnen werden.<br />

Bei sauren Böden mit niedrigem Kalkgehalt<br />

muß Kalk zugeführt werden. Der<br />

Boden soll tief gepflügt werden, wenn<br />

man ihn mit Pflanzen bestellt, die mit<br />

ihren Wurzeln nirnt zu tief in den Boden<br />

eindringen. Das ist z. B. bei Weiden<br />

der Fall. Das Gras nimmt einen großen<br />

Teil seiner Nährstoffe aus der<br />

Erdschicht bis zu 5 cm Tiefe. Umgekehrt<br />

ist es bei Pflanzen, die ihr Wurzelsystem<br />

sehr tief in den Boden senken.<br />

Die genaue Kenntnis der Bodenbeschaffenheit<br />

ist heute schon weitgehend<br />

eine Selbstverständlichkeit. Für<br />

den Fall eines Notstandes können vorher<br />

festgelegte Bestellungspläne mit<br />

allen Eintragungen über Bodenbearbeitung<br />

und zweckmäßiger Bepflanzung<br />

die Arbeit des Landwirts erleichtern<br />

und die Ernährung der Bevölkerung<br />

zu einem Mindestmaß sicherstellen helfen.<br />

Schlußwort:<br />

Die Forschung über Möglichkeiten, die<br />

geeignet sind, die radioaktiven Niederschläge<br />

hinsichtlich ihrer Gefahr für<br />

Menschen und Tiere weitgehend zu<br />

vermindern, sind heute noch nicht abgeschlossen.<br />

Das Problem wird sicher<br />

immer mehr gelöst und damit eine Verringerung<br />

der Gefahr erreicht werden.<br />

Die Gegenwart gebietet jedoch, alles zu<br />

tun, um für eine mögliche Katastrophe<br />

vorbereitet zu sein. Menschliche Unzulänglichkeit<br />

hat zu allen Zeiten Gefahren<br />

gebracht. Im atomaren Zeitalter<br />

sind sie weiter gesteigert worden. Daher<br />

trägt jeder einzelne die Verantwortung,<br />

seinen Teil zum Schutz des Menschen<br />

und seiner Umwelt beizutragen.<br />

Scl1rifUum : Defense against Radioactive<br />

Fallout on the Farm. Farmer's Bulletin<br />

No. 2107 - US Department of Agriculture.­<br />

AuIklärungsschrift des Chefs des norwegischen<br />

Zivilschutzes Reidar Holtermann<br />

und des norwegischen LandwirtschaItsministers<br />

Lidtveit.<br />

Die meisten radioaktiven Stoffe verlieren<br />

ihre Strahlungsfähigkeit bald. Um die ver­<br />

.IIIIIIII bleibenden langlebigen Stoffe unschädlich zu<br />

..... machen, müssen Adeer- und Weideland besonders<br />

bearbeitet werden. Voraussetzung<br />

dafür ist das Untersuchungsergebnis über<br />

dos allgemeine Abklingen der Radioaktivität.<br />

Bei sauren Böden mit niedrigem Kalkgehalt<br />

müßte dann kräftig Kalk zugeführt werden.<br />

10<br />

Brandingenieur Wilhelm Frankl<br />

Brandgefahr Im ländlichen Gebiet<br />

Im Verteidigungsfall ist im ländlichen<br />

Raum mit einer erheblich vergrößerten<br />

Brandgefahr zu rechnen. Dies ist<br />

einerseits bedingt durch die große Reichweite<br />

der Wännestrahlen beim K ernwaffeneinsatz,<br />

durch die Verbesserung<br />

herkömmlicher brandstiftender Angriffsmittel<br />

und andererseits auf die<br />

größere Brandempfindlichkeit des ländlichen<br />

Gebietes mit seinen Gehöften,<br />

Ställen, Scheunen, Erntevorräten und<br />

Waldungen.<br />

Hierzu kommt noch die Taktik des<br />

Einsatzes aller brandstiftenden Mittel,<br />

so viel Einzelbrände hervorzurufen, daß<br />

selbst die schlagkräftigste und beste<br />

Feuerwehr durch die Vielzahl der Entstehungsbrände<br />

überfordert ist. In der<br />

Stadt - erst recht aber auf dem Land,<br />

wo ja zunächst kein LS-Hilfsdienst eingerichtet<br />

wird, wird sich die Feuerwehr<br />

mit ihrer ganzen Löschkraft möglichst<br />

unzersplittert auf Großbrandstellen in<br />

geschlossenem Einsatz konzentrieren<br />

müssen.<br />

Selbstschutz<br />

Da aber jeder noch so kleine Brand,<br />

sich selbst überlassen und nicht rechtzeitig<br />

bekämpft, zur großen Gefahr<br />

wird, kommt dem Selbstschutz auf dem<br />

Lande eine entscheidende Bedeutung<br />

zu. Die Bewohner des Gehöftes oder<br />

des Hauses müssen, als Selbstschutzgemeinschaft,<br />

Brände, die in ihrem Anwesen<br />

entstehen, zunächst selbst löschen.<br />

Uberlagernde LöschhIlfe durch<br />

den Nachbarn<br />

Sind die Kräfte, Geräte und Löschmittel<br />

überfordert, vielleicht, weil die Rettung<br />

der Tiere zu lange Zeit in Anspruch<br />

nahm, müssen die Nachbarn<br />

mit ihrem Löschgerät zu Hilfe kommen,<br />

es ist ja eine Hilfe auf Gegenseitigkeit!<br />

Reicht auch deren Hilfe nicht aus, oder<br />

kann sie wegen eigener Bedrohung<br />

nicht geleistet werden, steht innerhalb<br />

eines Selbstschutzbezirkes noch der<br />

Selbstschutzzug zur Verfügung. Er besteht<br />

aus der Kraftspritzenstaffel, der


Bran<br />

sc utz<br />

Rettungsstaffel und der LaienhelIerstaffel.<br />

Im Fall einer Brandausweitung<br />

ist also die Kraftspritzenstaffcl mit ihrer<br />

zwar kleinen, aber sehr leistungsfähigen<br />

Tragkraftspritze TS 2/5 anzufordern.<br />

Damit ist das Löschvermögen<br />

des Selbstschutzes begrenzt. Jetzt muß<br />

- bei größeren Bränden - die bewährte<br />

Hilfe der Feuerwehr angerufen<br />

werden. Wenn es aber den Kräften des<br />

Selbstschutzes gelang, die in ihrer - im<br />

Vergleich mit dem großen Bruder<br />

"Feuerwehr" schwachen Löschkraft liegenden<br />

Entstehungs-, Klein- und Mittclbrände<br />

auf ihren Herd zu beschränken,<br />

hat sich der Einsatz gelohnt. Der<br />

Selbstschutz hat damit zwar der Feuerwehr<br />

die Kleinarbeit abgenommen, sie<br />

aber zum Großeinsalz entlastet und<br />

die Zeit bis zu ihrem Eintreffen bei größeren<br />

Ereignissen überbrückt.<br />

Das Zeitproblem<br />

"Wer den Wettlauf mit dem Feuer gewinnen<br />

will, muß den Wettlauf mit der<br />

Zeit gewinnen", den großen Zeitvorteil,<br />

bereits an der Schadensstelle anwesend<br />

zu sein und sie genau zu kennen,<br />

hat der Selbstschutz. Jedoch trotz seiner<br />

bestimmt vorhandenen Einsatzbereitschaft<br />

wird sich durch den Menschenmangel<br />

- besonders zur Erntezeit -<br />

selten zu gleicher Zeit die Menschenund<br />

Tierrettung und die wirksame<br />

Brandbekämpfung durchführen lassen.<br />

Menschen- und TJerrettung<br />

Vorrang bei jedem Brandfall hat selbstverständlich<br />

die Rettung von Menschen,<br />

besonders hilfsbedürftiger Personen<br />

und Kleinkindern. Wegen der Schnelligkeit,<br />

mit der sich der Brand ausweiten<br />

und vor allem die Verqualmung die<br />

Rettung erschweren und gefährden<br />

kann, ist höchste Eile geboten. Bei starker<br />

Rauchentwicklung ist das Zurechtfinden<br />

selbst im eigenen Haus meistens<br />

erschwert. Es ist ratsam, stets bei<br />

der Menschenrettung auch an eine zweite<br />

Rück:zugsmöglichkeit für den Notfall<br />

zu denken, etwa durch Bereitstellen<br />

einer Leiter, oder durch Mitnahme einer<br />

starken Leine.<br />

Das Vieh ist erheblich rauch empfindlicher<br />

als der Mensch. Es wird zwar bei<br />

Qualm und Rauch unruhig, fühlt sich<br />

aber oft, in Unkenntnis der Gefahr, im<br />

Stall am sichersten. Zur raschen Leerung<br />

des gefährdeten Stalles ist eine<br />

SchneUentkoppelung anzuraten, jedom<br />

darf die Zahl der gleichzeitig freizumachenden<br />

Tiere nicht zu groß sein,<br />

damit bei Groß tieren keine Stauungen<br />

an den Ausgängen entstehen, die verhängnisvoll<br />

werden können, wenn die<br />

aus dem Stall getriebenen Tiere beim<br />

Anblick der Flammen in diesen zurückrennen<br />

wollen oder, wenn die Stalltüren<br />

nach innen aufschlagen. Es ist vorzusehen,<br />

aus dem Stall getriebenes<br />

Großvieh sofort in einiger Entfernung<br />

an Bäumen oder Pfählen fest anzubinden.<br />

Al1e Stalllüren und Notausgänge müssen<br />

grundsätzlich nach außen aufschlagen.<br />

Als Notausgang brauchbare Türen<br />

dürten niemals zugesteH t oder verschlossen<br />

sein. Durch örterc Benutzung<br />

sind die Großtiere auch an das Verlassen<br />

des Stalles durch die Notausgänge<br />

zu gewöhnen.<br />

Es wird oft empfohlen, den Großtieren,<br />

besonders Pferden, vor Verlassen<br />

des Stalles als Schutz gegen Rauch,<br />

Hitze und Scheuwerden nasse Säcke<br />

über den Kopf zu ziehen. Hiergegen<br />

spricht jedoch der zum Herbeiholen,<br />

Anfeuchten und überziehen der Säcke<br />

nötige Zeitaufwand. Außerdem werden<br />

viele Tiere, die schon unruhig sind,<br />

durch die ungewohnte Maßnahme erst<br />

recht scheu. Ob es ratsam ist, ängstliche<br />

Pferde mit der Hinterhand voraus aus<br />

dem Stall zu bringen, wird der Bauer<br />

selbst am besten wissen.<br />

Die Rettung von Schweinen, die sich<br />

weder von Menschen führen noch von<br />

Leittieren leiten lassen, sondern ausgetrieben<br />

werden müssen, wird stets mit<br />

besonderen Schwierigkeiten verbunden<br />

sein. rn folge ihrer geringen Größe werden<br />

sie die Rauch- und Hitzebelästigung<br />

weniger spüren, als etwa die Pferde.<br />

Ferkel wird man bei Bedrohung des<br />

Stalles wohl am besten in Säcke stekken<br />

und heraustragen.<br />

AufgestaUte oder eingepferchte Schafe<br />

sind am schnellsten in Sicherheit zu<br />

bringen, wenn man das Leittier zuerst<br />

austreibt. Da die Herde vielfach am<br />

Leittier klebt, besteht sonst die Gefahr,<br />

daß die Schafe, befindet sich das Leittier<br />

noch im Stall, in diesen zurückrenneo.<br />

Ob es ratsam ist, das Federvieh - wie<br />

oft empfohlen - in Säcke zu stecken<br />

und so zu retten, wird vom Brandverlauf<br />

und der Zahl der Tiere (Hühnerfarmen!)<br />

abhängen.<br />

Zeitverlust durch TIerrettung<br />

Zusammenfassend muß herausgestellt<br />

werden, daß durch die vordringliche<br />

Tierrettung ein erheblicher Zeitverlust<br />

bis zur Aufnahme der eigentlichen<br />

Brandbekämpfung entstehen wird. Als<br />

weitere Erschwerung muß noch die<br />

Brandempfindlichkeit bäuerlicher Anwesen<br />

berücksichtigt werden. Aus diesen<br />

überlegungen heraus muß, ganz<br />

besonders für den Verteidigungsfall,<br />

dem<br />

vorbeugenden Brandschutz.<br />

der Brandverhütung im ländlichen<br />

Raum eine entscheidende Bedeutung<br />

beigemessen werden.<br />

Durch si nnvolle, finanziell und praktisch<br />

tatsächlich durchführbare Maßnahmen<br />

des vorbeugenden Brandschutzes<br />

soll<br />

das Entstehen von Bränden verhindert,<br />

ihre Ausbreitung erschwert oder<br />

zeitlich verzögert werden.<br />

Ein gezieltel' Einsatz großkalibriger<br />

Kernwaffen auf den ländlichen Raum<br />

selbst ist kaum zu erwarten. Deren<br />

Wärmestrahlung kann jedoch das Dorf<br />

selbst dann noch gefährden, wenn die<br />

Explosion in erheblicher Entfernung<br />

stattfindet. Und der radioaktive Niederschlag<br />

kann - je nach Kaliber und<br />

Einsatzart der Kernwaffe und je nach<br />

den Wind- und Wetterverhältnissen -<br />

noch in sehr viel größeren Entfernungen<br />

schädigen. Die Schutz- und Vorbeugungsmaßnahmen<br />

gegen beide Schadensfolgen<br />

: gegen die brandstiftende<br />

Wirkung der starken, wenn auch nur<br />

Sekunden anhaltenden Wärmestrahlung<br />

11


Im ländlichen Raum ist in einem Ernstfalle angesichts der großen Reichweite der<br />

Wörmestrahlen von Kernwaffen sowie der "Verbesserung" herkömmlich er brand·<br />

stiftend er AngriRsmittel mit einer erheblich vergrößerten Brandgefahr zu rechnen.<br />

und gegen die Mensch und Tier gleichermaßen<br />

schädigende Wirkung des<br />

radioaktiven Niederschlages müssen<br />

vernünftig aufeinander abgestimmt<br />

werden. In der vorliegenden Ausführung<br />

soll('n jedoch nur die Maßnahmt'n<br />

zur Brondverhütung abgehandelt<br />

wl'rdcn.<br />

Die großen Erfahrungen der Brandverhütungsingenieure,<br />

der Feuerwehren,<br />

der Bczirkssdlornsteinfcgermeister<br />

und vor allem der Brandversidlcrungen<br />

kommen uns hierbei zugute. Sie<br />

müssen jedoch auf den Verteidigungsfall<br />

abgestimmt werden und die brandstiftende<br />

Wirkung herkömmlidler und<br />

neuer AngriITsmiUcl sowie die noch<br />

auf große Entfernung wirksamen KernwatTen<br />

berücksichtigen.<br />

Zu elen allgemeinen vorbeugenden<br />

Maßnahmen ist nadl wie vor auch die<br />

Vrrdunkclung, selbst abseits liegender<br />

Gehöftr, zu rechnen. Diese sehr einschneidenden<br />

unel unbeliebten Maßnahmen<br />

sind unbedingt erforderlidt. Mag<br />

auch der Eins:ltz von Kernwaffen umstritten<br />

sein, über die Anwendung bckonnter<br />

und sicherlich verbesserter An-<br />

12<br />

griflsmittel im Verteidigungsfall dürfte<br />

es keine Zweifel geben!<br />

Bauliche Maßnahmen<br />

sind bei den Betrachtungen des Komplexes<br />

der Brandverhütung an erste<br />

Stelle zu setzen. Da aber im Bundesgebiet<br />

in Dörfern und Einzelgehöften<br />

Baudidlle, Bebauungsweise, Bauart<br />

und somit Brandempfindlichkeit grundverschieden<br />

sind, ebenso buntscheckig<br />

aber auch die Bauordnungen der Bundesländer<br />

und deren Feuerschutzgesetze,<br />

ist l'S unmöglich, an dieser Stelle<br />

sich in Einzelheiten zu verlieren. Der<br />

Brandverhlitungsingenieur in Ammerland,<br />

das teilweise eine geringe Baudichte<br />

und fast nur isoliert stehende<br />

Einzelgehöfte aufweist, wird au[ Grund<br />

seiner Erfahrungen im vorbeugenden<br />

BrandschuL~ andere Maßnahmen fordern<br />

als sein Kollege, der ein oberhessisches,<br />

eng verschachteltes Haufendorf<br />

mit großer Baudichte zu betreuen hat.<br />

Hierbei sei erwähnt, doß in dem Weidldach<br />

- dem Reetdach im norddeutschen<br />

Raum, dem stroh gedeckten Dadl -<br />

eine erhöhte Brandgefahr beim Auftreffen<br />

von Würmestrahlen, Langflammen<br />

oder Funkenflug zu erblicken ist.<br />

So, wie nlle an der BrandverhClung<br />

interessierten Kreise im städtisch('n<br />

Raum bestrebt sind, den brem,bnn'n<br />

Baustoll 110lz möglichst einzuspart'Il,<br />

sollte man auch im 1ändlichen Gebiet<br />

das zwar sehr schöne, abrr brandemp­<br />

Cindliche Weichdach durch das Hartdach<br />

nach und nach ersetzen und die<br />

Schönheit mit einer wesenllich erhöhten<br />

Brandsicherheit vertauschen! Mag<br />

es audl bei Friedensbründen hier und<br />

dort gelingen, das Weichdach gegen<br />

Funkenflug durch überdecken von Planen,<br />

die naßzuspritlCn sind, teilweise<br />

zu schützen, beim immerhin möglichen<br />

Kernwaffeneinsatz wäre diese Einzeimaßnahme<br />

verfehlt.<br />

Als unbedingte Notwendigkeit sei die<br />

Errichtung und Erhaltung von Br::mdabschnitten<br />

innerhalb des Gehöftes wie<br />

innerhalb des Dorfes, im Gebäude selbst<br />

wie im Freien erwähnt. Ein Brandabschnitt<br />

ist ein Gebäude- oder Geländeabschnitt,<br />

der einerseits das übergreifen<br />

eines darin ausgebrochenen Brandl!s


auf den Nachbarabschnitt verhindert,<br />

andererseits den Brandübersprung von<br />

dem Nehenabschnitt unmöglich macht.<br />

Einfach gesagt: ein Abschnitt, in den<br />

der Brand weder hinein - noch heraus<br />

kann! Der Brandabschnitt wird durch<br />

senkrechte Brandwände und waagerechte<br />

Massivdecken - feuerbeständig<br />

- im Hausinnern gebildet. 1m<br />

Freien (Ernte-, BrennstofI- und Holz­<br />

Jagerung) können Brandabschnitte<br />

durch Abstand, natürliche oder künstliche<br />

Hindernisse geschaffen werden.<br />

Hierbei ist auch die Erntelagerung<br />

auf dem Dreschplatz, in der Nähe<br />

von Gebäuden, Hochspannungsanlagen,<br />

Bahnanlagen und Waldungen zu erwähnen.<br />

Ein Brandabschnitt soll nicht nur als<br />

strukturelles Hindernis innerhalb des<br />

Gebäudes den Feuerübersprung verhindern,<br />

sondern auch schwachen Löschkräften<br />

die Verteidigung durch den<br />

hinhaltenden Widerstand erleichtern<br />

und der Feuerwehr eine sichere Ausgangsposition<br />

zum Löschangriff schaffen.<br />

Die Brandmauer oder Brandwand dient<br />

im bäuerlichen Anwesen meist zur<br />

feuerbeständigen Unterteilung zwischen<br />

Wohn- und Wirtschaftsgebäude, zwischen<br />

Haus und Stall oder Scheune. Sie<br />

soll über Dach geführt werden und<br />

darf keine ungesicherten Öffnungen<br />

- etwa zum Durchwerfen von Futter<br />

oder zum direkten Durchgang -<br />

haben, sonst ist sie als Brandmauer<br />

wertlos.<br />

Wegen der Wichtigkeit der Brandmauer<br />

im ländlichen Anwesen gibt die<br />

Brandversicherungskammer Darmstadt<br />

beim EinbIlu einen Zuschuß von 250/0<br />

der Baukosten. Eine Ergänzung der<br />

hessischen Bauordnung vom 6.7. 1957<br />

schreibt vor, daß<br />

Brandwände zu erstellen sind, wenn<br />

der Wirtschaftsteil größer als 100 m\!<br />

ist. Es wird weiter gefordert, daß<br />

ein Brandabschnitt als umbauter<br />

Raum nicht größer sein darf<br />

als 5000 m 3 • Enthält er Wohnräume<br />

oder Stallungen, darf der<br />

umbaute Raum 3000 m 3 nicht überschreiten.<br />

Zwar sind diese und ähnliche erfreulichen<br />

Maßnahmen - wie etwa die Bezuschussung<br />

bei der Beschaffung von<br />

Handlöschern durch die nassauische<br />

Brandversicherungskammer - auf die<br />

Belange des Friedens abgestimmt. Sie<br />

haben aber in einem Verteidigungsfall<br />

erhöhte Bedeutung.<br />

Neuere Ställe sind meistens mit einer<br />

Massivdecke gegen den darüber liegenden<br />

Heu- oder Futterboden abgesichert.<br />

Zur Sicherung noch vorhandener<br />

Holzbalkendecken wird vielfach empfohlen,<br />

einen Lehmestrich aufzubringen.<br />

Dieser soll feuerhemmend wirken,<br />

eine vorzeitige Verqualmung des Stalles<br />

verhindern und Zeit zur ungefährdeten<br />

Vieh rettung schaffen. Es muß jedoch<br />

überprüft werden, ob die Tragfähigkeit<br />

der Holzbalkendecke des Stalles<br />

ausreicht, um das Gewicht des Lehmestriches<br />

auch dann aufzunehmen, wenn<br />

er durch Löschwasseraufnahme erheblich<br />

schwerer geworden ist. Auch lose<br />

oder eingesackte, auf dieser Holzbalkendecke<br />

gelagerte Körnerfrüchte nehmen<br />

durch Löschwasseraufnahme an Gewicht<br />

zu und quellen. Diese Behelfsmaßnahme<br />

dürfte, unter der Voraussetzung<br />

einer genügenden Deckentragfähigkeit,<br />

an manchen Stellen durchführbar<br />

und sinnvoll sein.<br />

Dagegen ist ein ausländischer Vorschlag,<br />

Torf oder Sandsäcke als Schutz<br />

gegen Gammastrahlen auf der Stalldecke<br />

zu stapeln, als völliJ undiskutabel<br />

ubzulehnen. Jedes Kind weiß, daß Torf<br />

brennt, dem Fachmann sollte bekannt<br />

sein, daß sogar ohne Zuführung von<br />

Wärme Torf zur Selbstentzündung neigen<br />

kann. Und über dem Stall ist mit<br />

einer Wärmezuführung und Wärmestauung<br />

zu rechnen! Von allen festen Brennstoffen<br />

hat Torf mit 230 0 C den niedrigsten<br />

Zündpunkt. Zahlreiche Großbrände<br />

und Explosionen sind im Inund<br />

Ausland bekannt. Der Schutz gegen<br />

Gammastrahlen ist infolge des geringen<br />

spezifischen Gewichtes nicht hoch<br />

einzuschätzen, dagegen würde die<br />

Brandgefahr erheblich erhöht, wenn<br />

der auch in deutschen Schriften zu findende<br />

Vorschlag befolgt würde.<br />

Als weitere bauliche Maßnahme wäre<br />

noch an das Umschlagen sämtlicher<br />

Stalltüren, die zur Zeit nach innen aufschlagen,<br />

zu denken.<br />

Sämtliche Fenster müssen durch weißen<br />

Anstrich m it Schlemmkreide auf<br />

der Innenseite gegen das Eindringen<br />

von Wärmestrahlung geschützt, alle<br />

Dachluken und sonstigen Öffnungen geschlossen<br />

sein.<br />

Beseitigung von Gefahrenquellen<br />

Schäden an Feuerstellen, Rauchabzugrohren,<br />

Kaminen und Räucherkammern<br />

müssen, selbst wenn sie von dem<br />

Brandverhütungsingenieur oder dem<br />

Bezirksschornsteinfegermeister noch<br />

nicht festgestellt wurden, beseitigt werden.<br />

Transportable Dämpfkessel und<br />

Futterküchen müssen in ausreichendem<br />

Abstand von Gebäuden und Erntevorräten<br />

aufgestellt werden.<br />

Staubansammlungen gleich welcher Art,<br />

besonders auf dem Heuboden, ebenso<br />

Spinnweben, sind zu entfernen. Bei<br />

Mehh Holz- und Tabakstaubablagerung<br />

besteht sogar eine akute Explosionsgefahr!<br />

Besonderer überwachung bedürfen elektrische<br />

Heizanlagen wie Infrarotstrahler<br />

in Schweineställen und Heizöfen in<br />

der Hühnerlucht.<br />

Selbstverlegte elektrische Leitungen<br />

sind stets eine große Gefahrenquelle,<br />

sie müssen entweder entfernt oder<br />

sachgemäß durch den Elektriker ausgeführt<br />

sein.<br />

Unter der Vielzahl der selbstentzündlichen<br />

Erntegüter ist Wiesenheu, Kleeheu<br />

und Hafer mit Unterwuchs als<br />

stark gefährdet anzusehen. Die Gegenmaßnahmen,<br />

besonders bei Heu, sind,<br />

dank der Aufklärungsarbeit der Brandkassen,<br />

der Landbevölkerung bekannt:<br />

wenn die kritische Temperatur von<br />

70 0 C mit den AnzeichenderBrandgefahr<br />

auftritt, ist die Feuerwehr herbeizuru-<br />

Jeder noch so kleine Brand, sich selbst überlassen und nkht rechtz:eitig bekämpft, wird<br />

zur Gefahr. Deshalb kommt dem Selbstschutz: auf dem lande so große Bedeutung zu.<br />

13


Wenn es den Kräften des Selbstschutzes gelingt, Entstehungs-, Klein- und<br />

Mittelbrönde auf ihren He rd zu beschränken, hat sich ihr Einsatz gelohnt.<br />

fen. Sollte diese in der Spannungszeit<br />

nicht verfügbar sein, muß die überlagernde<br />

Löschhilte durch den Nachbarn<br />

und durch die Krartspritzenstaffel des<br />

Selbstschutzzuges - als echte Selbstschutzarbeit<br />

- die Sicherung übernehmen.<br />

Die Lagerung des abgetragenen<br />

Heues muß wegen der spontanen Entzündungsgefahr<br />

in ausreichendem Abstand<br />

vom Gehöft und anderen brennbaren<br />

Objekten erfolgen.<br />

Die Reihe der selbstentzündlichen Erntcgüter<br />

und Futtermittel ist hiermit<br />

nicht erschöpft: Lupinen, Hafer, Weizen,<br />

Roggen, Stroh, Treber, Zuckerrübenschnitzel<br />

u. a. m. können unter gewissen<br />

Voraussetzungen zur Selbsterwärmung,<br />

zur Wärmeanstauung bis zur<br />

Entzündung führen. Eine derart spontane<br />

Erwärmung, dje zur akuten Gefahr<br />

werden könnte, wie beim Heu, ist<br />

jedoch nicht zu erwarten und läßt sich<br />

bei einiger Vorsicht und durch sachgemäße,<br />

saubere Lagerung vermeiden.<br />

Dasselbe ist bei einigen Kunstdüngersorten,<br />

in erster Linie bei gebranntem<br />

Kalk, der, wenn er feucht eingelagert<br />

oder durch Lösmwasser bei der BekUmp!ung<br />

von Entstehungsbränden<br />

oder durch einen Wasserrohrbruch, vielleicht<br />

aum durm Regenwasser, das<br />

durch ein schadhaftes Dem eindringt,<br />

naß geworden ist, mit einer Erwärmung<br />

bis zu 430 0 C erreichen kann, der Fall.<br />

Ferner bei Kalkstickstoff, der sich bis<br />

zu 150 0 C bei feucht werden erwärmen<br />

und durch Wärmeanstauung zur<br />

Entzündung führen kann. Düngemittel<br />

sollen daher möglichst außerhalb der<br />

Wohn- und Wirtschaftsgebäude unbedingt<br />

trocken und nicht in Verbindung<br />

mit brennbaren Gegenständen gelagert<br />

werden.<br />

Auch feste, flüssige und gasförmige<br />

BrennstofTe wie Torf, Braunkohlen,<br />

14<br />

Benzin, Diesel- und Heizöl sowie Propangasflaschen<br />

müssen an sicherer<br />

SteUe außerhalb des Hauses gelagert<br />

werden.<br />

Eine sehr große Gefahr ist in unsachgemäßer<br />

Erntelagerung zu erblicken.<br />

Die von den Brandversicherungen angegebenen<br />

Sicherheitsabstände und Lagermengen<br />

müssen beamtet werden.<br />

Gleiches gilt für die AufsteUung von<br />

Kraftfahrzeugen, Treckern und landwirtschaftlichen<br />

Maschinen, die besonders<br />

im Verteidigungsfall unersetzliche<br />

Werte darstellen. Bei Treckern und<br />

Dieselkrafttahrzeugen ist zu beamten,<br />

daß der Olkohleansatz aus dem Auspuft<br />

rechtzeitig entfernt wird; durch<br />

glühende Olkohle sind in letzter Zeit<br />

zahlreiche Brände aul Dreschplätzen,<br />

an todreifen Getreidefeldern und im<br />

Wald entstanden. Sind Funkenfänger<br />

vorgesehen, müssen dieselben unbedingt<br />

angebracht und in einwandfreiem<br />

Zustand erhalten werden.<br />

Werden bewegliche Motoren, z. B. Trekker,<br />

ortsfest z. B. aut dem Dreschplatz,<br />

betrieben, ist für peinliche Freihaltung<br />

des Platzes von Strohresten unter und<br />

um den Motor zu sorgen. Auch ist es<br />

zu empfehlen, die Auspuffgase durch<br />

einen Abgasschlauch oder ein Verlängerungsrohr<br />

etwa 10 cm über einen gefüllten<br />

Wassereimer austreten zu lassen.<br />

Das Ein- und Ausfahren von Treckern<br />

In Räume und Scheunen, die leicht<br />

brennbares Material enthalten, darf<br />

nur geschehen, wenn die Auspuffgase<br />

in einer Entfernung von 2,5 m nicht auf<br />

brennbares Gut treffen und die Fahrbahn<br />

von brennbaren Stoffen, wie<br />

Strohresten, gesäubert ist.<br />

Landwirtschaftliche Maschinen sind im<br />

Notfall, mit PIonen abgedeckt, außerhalb<br />

gefährdeter Gebäude und Scheunen<br />

unt rzubringen. Erscheint deren<br />

Abstellung - evtl . sogar hintereinander<br />

- in Scheunen notwendig, sollte<br />

die wertvollste Maschine zuletzt eingefahren<br />

werden, um sie als erste bergen<br />

zu können. Es ist anzuraten, stets<br />

eine lange Kette mit Haken für den<br />

Fall bereit zu halten, daß die Maschine<br />

in!olge der Brandausweitung nicht<br />

mehr herausgeschoben, vielleicht aber<br />

durch schnelles Einhängen der Kette,<br />

bei gebüdtter Annäherung, noch herausgezogen<br />

werden kann.<br />

Anwendung von Flammschutzmitteln<br />

Für den vorbeugenden Brandsdlutz im<br />

ländlidlen Raum wird vieltach die Anwendung<br />

eines Flammschutzmittels<br />

empfohlen. Mit ihm saUen vor allem<br />

brennbare Holzteile, wie Dachkonstruktionen,<br />

Tore usw. feuerhemmend gemacht<br />

werden. Gewiß ließe sidl durch<br />

sachgemäßes Anstreichen oder Aufspritzen<br />

eines neuzeitlichen Flammschutzmittels<br />

eine Verbesserung des<br />

vorbeugenden Brandschutzes erzielen.<br />

Der Feuertibersprung könnte zeitlich -<br />

günstigenfalls vielleicht bis zu 30 Minuten<br />

- verzögert werden und wertvollen<br />

Zeitgewinn zur Tierrettung schatfen.<br />

Aufhalten läßt sich der Brand aber<br />

nicht, denn es gibt kein Mittel, um<br />

brennbare Baustoffe wie Holz unbrennbar<br />

zu machen. Für besonders schutzbedürftige<br />

Gebäude und Gebäudeteile<br />

kann unbedingt schon heute eine Behandlung<br />

mit einem geprüften und zugelassenen<br />

Flammschutzmittel empfohlen<br />

werden. Darüber hinaus aber dürften<br />

einer allgemeinen Verwendung, etwa<br />

zum Imprägnieren jedes Dachstuhls<br />

und jeder Scheune, finanzielle und<br />

pl'aktische Hindernisse im Wege stehen.<br />

Es ist zu bedenken, daß die Flamm-


Nicht nur wenn Haus, Hof und Feld in Gefahr sind, auch wenn Wälde r in<br />

Brand ge raten, kann entschlossenes Handeln des Selbstschutzes wichtig sein.<br />

schutzmittel den Feuerübersprung nur<br />

einige Minuten aufhallen, nach einigen<br />

Jahren erneut aufgetragen werden müssen<br />

und daß die schützende Schaumschicht<br />

mit dem Vollstrahl beim Löschen<br />

oder durch Aufsplitterung des<br />

Holzes zerstört wird und die Schutzwirkung<br />

wegfällt.<br />

Abwehrender Brand.chutl<br />

Der abwehrende Brandschutz hat größere<br />

Erfolgsaussicht, wenn er sich auf<br />

eine gute vorbeugende Brandverhütung<br />

stützen kann, wenn er über geeignete<br />

Löschgeräte verfügt, die möglichst einfach<br />

und - auch zu Friedenszwecken<br />

vielseitig verwendbar sein sollen und<br />

wenn genügend Löschwasser vorhanden<br />

ist.<br />

Löschgeräte<br />

Kleinlöschgeräte sollen für den Gebrauch<br />

durch den Selbstschutz unabhängig<br />

von der Wasserleitung sein.<br />

Während für Friedenszwecke der an<br />

die Wasserleitung leicht anzuschließende,<br />

griffbereite Gartenschlauch ein vorzügliches<br />

Löschgerät darstellt, ist tür<br />

den Brandschutz im Verteidigungsfall<br />

doch der Einstell- oder Kübelspritze<br />

der Vorzug zu geben.<br />

Die neue Einstellspritze "ES DIN 14407"<br />

ha t dazu noch den Vorzug, mi t einem<br />

zweiten Schlauch das Löschwasser aus<br />

5 m Tiefe fördern zu können. Die Löschkraft<br />

- 10 1 Wasser in der Minute bei<br />

55 Pumpenhüben mit einer Wurfweite<br />

von 10 m und einer Wurfhöhe von<br />

7 rn-reicht aus, um einen Entstehungsbrand<br />

bekämpfen zu können. Sie<br />

bleibt voll wirksam, solange Wasser<br />

vorhanden ist.<br />

Ihre friedensmäßige Nutzung kann zum<br />

Wagenwaschen, Obstbaumspritzen,<br />

Stal1ausspritzen usw. erfolgen. Sie muß<br />

jedoch nach Gebrauch immer gereinigt<br />

werden, um beim Ausbruch eines<br />

Brandes einsatzbereit zu sein.<br />

Bei den Handlöschern entfällt zwar das<br />

Pumpen, sie wirken automatisch. Die<br />

Löschzeit beträgt bei den Naßlöschern<br />

60-90 sec., bei den neuesten Trockenlöschern<br />

mit 6 kg Trockenpulver etwa<br />

10 sec. und bei 12 kg Pulver etwa 20 sec.,<br />

sie ist also, im Vergleich zu der uneingeschränkten<br />

Einsatzzeit der Einstellspritze<br />

sehr kurz, ein Nachfüllen<br />

während des Brandes nimmt einige<br />

Zeit in Anspruch, wenn es überhaupt<br />

durchführbar isL<br />

Die Frage sollte nun nicht lauten: Einstellspritze<br />

oder Handlöscher für den<br />

Hof, sondern die Entscheidung: Einstellspritze<br />

und , Handlöscher wäre<br />

brandschutztechnisch gesehen auch für<br />

die Zwecke des Selbstschutzes zu empfehlen.<br />

Handelt es sich um ein größeres Anwesen<br />

und will der Besitzer - evtl. unter<br />

Beteiligung der Hofnachbarn - etwas<br />

mehr für den Brandschutz tun, ist<br />

ein von der deutschen Industrie entwickeltes,<br />

kleines Motorlöschgerät, die<br />

"TS 0,5" zu nennen. Mit ihr können<br />

gleichzeitig zwei D-Strahlrohre mit 50<br />

bis 80 Umin Löschwasser gespeist werden.<br />

Zur Bedienung sind 2-3 Personen<br />

erforderlich, die jeden Kleinbrand wirksam<br />

bekämpfen können. Das Gewicht<br />

der kleinen Tragkraftspritze beträgt<br />

nur 12 kg.<br />

Außer zur friedensmäßigen Brandbekämpfung<br />

kann sie zum Wagenwaschen,<br />

zum Obstbaumspritzen, zur Bewässerung,<br />

zum Ausspritzen von Ställen,<br />

zum Kalken großer Wandflächen<br />

u. a. m. benutzt werden.<br />

Mit ihr kann auch durch Zusatzgeräte<br />

Luftschaum bei Spezialbränden erzeugt<br />

werden, wenn die beiden Voll- und<br />

Sprühstrahlrohre keine Löschwirkung<br />

haben sollten.<br />

Soll im Rahmen des erweiterten Selbstschutzes<br />

ein größerer Gutsbetrieb, ein<br />

abseits liegendes, großes Hotel oder<br />

eine Heilstätte, oder ein großes Lagerhaus<br />

wirksam geschützt werden, käme<br />

die TS 2/5 mit der erforderlichen<br />

Ausrüstung an Strahlrohren, Schläudlen<br />

und Armaturen in Frage. Das<br />

ganze Gerät wird zweckmäßig auf<br />

einem Löschkarren, wie er für die<br />

Krattspritzenstaftel des Selbstschulzzuges<br />

entwickelt wurde, untergebracht.<br />

Mit einer Bedienung von insgesamt 6<br />

Mann können gleichzeitig 3 Strahlrohre<br />

mit Voll- oder Sprühstrahl (1 C und<br />

2 D-Rohre) vorgenommen und mit 200 I<br />

Wasser je Minute gespeist werden. Die<br />

Förderhöhe beträgt 50 m WS.<br />

Mit der TS 2/5 können - außer der<br />

bereits genannten friedensmäßigen<br />

Nutzung - auch einfache Berieselungsanlagen<br />

gespeist werden.<br />

Auch die TS 2/5 kann in Sonderfällen<br />

durch Beschaffung eines Zumischers<br />

und eines Lurtschaumrohres zur Luftschaumerzeugung<br />

benutzt werden.<br />

Als Schlauchausstattung werden die erheblich<br />

frostsicheren und wenig pflegebedürftigen<br />

Kunstfaserschläuche<br />

empfohlen.<br />

Es werden für den Selbstschutz noch<br />

Hilfsgeräte, die auf jedem Anwesen<br />

vorhanden sind, wie: Leitern, Dunggabeln,<br />

Dunghaken, Heugabeln, Äxte,<br />

Spaten, Einreißhaken, Säcke, Decken<br />

und Plane, benötigt. Sie müssen, genau<br />

wie die eigentlichen Löschgeräte,<br />

zum jederzeiligen Einsatz griffbereit<br />

aufbewahrt werden. Für den Gebrauch<br />

beim Waldbrand werden noch Feuerpatschen,<br />

Rodhacken und Sägen erforderlich.<br />

18


Niederschlag durch Abdeckung geschützt,<br />

bevorratet werden. Alle auf<br />

dem Gehöft irgend wie verfügbaren, geeigneten<br />

Behälter, wie leere Silos, gut<br />

gespülte Jaumefässer - fahrbar! -<br />

Fässer aBer Art, leere Milchkannen,<br />

wasserdicht gemamle Reparaturgruben,<br />

Wasdltrögc, WasdlZuber müssen bei Beginn<br />

einer Spannungszeit sofort gefüllt<br />

werden. Ist eine Entnahme aus dem<br />

Grundwasser möglich, ist diese voll<br />

auszunutzen. Auch im radioaktiven Niederschlagsgebiet<br />

kann aus Tiefen über<br />

I m Grundwasser unbedenklich entnommen<br />

werden, Dagegen ist im Falle eines<br />

Kernwaffeneinsatzes bei der Wassercntnahme<br />

aus offenem Gewässer größte<br />

Vorsicht geboten.<br />

Sand<br />

hat als Löschmittel lange nicht die Bcdeutung<br />

wie Wasser: ihm fehlt die abkühlende<br />

Wirkung, es kann nicht in<br />

gezieltem Strahl auf höher liegende<br />

Brandherde gelenkt und nicht in<br />

Schläuchen weitergeleitet werden. Bei<br />

der Weiterentwicklung der brandstiftenden<br />

AngrifTsmittel ist der Wert des<br />

Sandes als Löschmittel fraglich.<br />

Lultschaum<br />

wird zur allgemeinen Anwendung im<br />

bäuerlichen Betrieb kaum in Frage<br />

kommen, da die Nachspeisung des<br />

Schaumextraktes im Verteidigungsfall<br />

kaum gesichert sein dürfte. Für<br />

Sonderfälle, etwa größere LOlger b"cnnbarer<br />

Flüssigkeiten, müßten erhebliche<br />

Mengen des Luftschaumextraktes bevorratet<br />

werden.<br />

Di. Beherrschung eines jeden HandgriRes ist die Voraussett:ung<br />

für eine wirksame Brandbekämpfung. Die Selbstschutzhelfer werden<br />

darum auch auf diesem Gebiet mit größter Sorgfalt ausgebildet.<br />

LöschmIttel<br />

Es muß zunächst herausgestellt werden,<br />

daß nicht das Löschgerät, sondern<br />

das Löschmittel von primärer Bedeutung<br />

ist. Das beste Löschgerät ist wertlos,<br />

wenn das Löschmittel fehlt! Infolge<br />

der leichten Verwundbarkeit der Hydrantenleitung<br />

und der Oberlandleitungen<br />

sowie einer möglichen über beanspruchung<br />

der Wasserversorgung<br />

muß im Verteidigungsfall mit deren<br />

Ausfall gerechnet werden.<br />

Wasser<br />

Das Wichtigste und durch nichts zu ersetzende<br />

Lösmmittel ist das Wasser. Es<br />

ist nicht nur zur Brandbekämpfung,<br />

für den menschlichen Genuß, zum Wasdlen,<br />

sondern auch zum Tränken der<br />

Tiere und gegebenenfalls auch zum Abspritzen<br />

und Wegspülen von radioaktivem<br />

Staub unbedingt entscheidend. Es<br />

muß in einer Menge, die gar nicht<br />

groß genug sein kann, soweit als möglich<br />

gegen Befall durch radioaktiven<br />

Netlmlttel<br />

Ein geringer Zusatz von Netzmitteln<br />

(Erkaien, Ondranon), auch von Pril,<br />

Spüli, Rei oder einem ähnlichen Entspannungsmittel<br />

- etwa 20 g in einem<br />

Eimer Wasser - nimmt dem Wasser<br />

die Oberflächenspannung. Das mit dcr<br />

Einstellspritze verspritzte WasseI'<br />

dringt dann tiefer in das Brandgut ein.<br />

Diese Methode bringt bei Bränden von<br />

gepreßten Faserstoffen, Torfmull,<br />

Braunkohlen und Futterkuchen gewissc<br />

Vorteile. Jedoch Netzmittel zur al1-<br />

gemeinen Einführung zu empfehlen,<br />

würde das Gesetz der Einfachheit, dic<br />

im Selbstschutz gewahrt bleiben muß,<br />

wcnn Cl' Erfolg haben soll, durchbrechen,<br />

Schlußwort<br />

Es wird abschließend noch betont, daß<br />

selbstverständlich das Wohnhaus durch<br />

Entrümpelung, durch den Schutz der<br />

Fenster und sämtlicher Lichteintrittsöffnungen,<br />

durch Verschluß offenstchender<br />

Dachluken usw, smutzbereit gemamt<br />

werden muß.<br />

Die zahlreimen vorbeugenden Maßnahmen<br />

laufen mit der Brandverhütung<br />

des Friedens parallel. Werden sie verantwortungsbewußt<br />

durchgeführt und<br />

ständig auf dem laufenden gehalten,<br />

wird dcr Selbstschutz im Verteidigungsfall<br />

dcn Nutzen haben.<br />

Es ist jcdoch zu hoffen, daß illle Maßnahmen<br />

nur dcm Brandschutz im Frieden<br />

zugute kommen!<br />

16


Aus Nor_egen<br />

Ral'schliige<br />

'für die L a n dbevölkerung<br />

Auch in anderen Ländern, vor allem in<br />

den USA, Kanada, in Großbritannien und<br />

den skandinavisd\cn Staaten werden die<br />

MögIidlkcitcn eines Selbstschutzes in landlichen<br />

Gebielen mil wissenschaCtlidlcr Präzision<br />

erforscht. Im großen ganzen ist<br />

man dabei zu fast denselben Ergebnissen<br />

gekommen wie bei uns in der Bundesrepublik.<br />

Besonderes Interesse dürfte in diesem<br />

Zusammenhang eine Broschüre finden,<br />

die das norwegische Zentralamt für Zivilverteidigung<br />

in Osio im Einvernehmen<br />

mit dem norwegiscbcn Landwirtschaftsministerium<br />

ausgearbeitet hat. Diesen<br />

Stellen ging es hierbei hauptsädllich um<br />

wirksame bauliche Schutzmaßnahmen im<br />

ländlichen Raum.<br />

Ihre Schrift enthält gcnnue Angaben und<br />

Illustrationen, mit deren Hilfe sich die<br />

norwegische Landbevölkerung im Notfall<br />

mit verhältnismäßig wenig Mühe selber<br />

helfen und Schutzvorkehrungen tre!!en<br />

soll.<br />

Es wird darin u. 3. empCohlen, die Schutz·<br />

räume in jedem Falle so einzurichten, daß<br />

sie die Strahlungsstä,·ke der Radioaktiv!·<br />

tät auC '11" reduzieren.<br />

Ein Raum in einem Belonkeller, so heißt<br />

es beispielsweise, der gut in den Boden<br />

eingelassen ist, reduziert die Strahlung<br />

auf I/I". wenn die Betonwände 20 cm dick<br />

sind, vorausgesetzt, daß das Haus, in dem<br />

siro der Keller beCindet, eine wesentliro<br />

größere Grundnüche hat. als der Schutz·<br />

raum und daß dessen Fensteröffnungen<br />

von einer Erdmauer oder einer Mauer aus<br />

Grassoden von ca. 0,5 m Dicke geschützt<br />

werden.<br />

Platz für alle Hausbewohner<br />

Das norwegische Zentralamt für Zivil·<br />

verteidigung fordert im Schutzraum aus·<br />

reichend Platz für alle Hausbewohner,<br />

der 1 m t für die Person betragen soll. Es<br />

wird geraten, den Schutzraum in der<br />

Ecke des Kellers anzulegen, die nm tief·<br />

sten im Boden liegt.<br />

Beim Neubau eines Wohnhauses muß auf<br />

alle Fäl1e ein Kellerraum so hergerichtet<br />

werden, daß er die Schutz:mforderungen<br />

erfüllt.<br />

Alle Bauten - auch die einfachsten - be·<br />

sitzen sd10n von sid'l nus die Fähigkeit,<br />

die Strahlung abzuschwächen, die von<br />

außerhalb in das Gebäude eindringt.<br />

Selbstverständlich bietet ein solide gebau·<br />

tes Haus einen weit besseren Schutz, als<br />

ein leicht gebautes Haus.<br />

Die Strahlung des radioaktiven Nieder~<br />

schlags wird beim Durchdringen beson·<br />

ders schwerer Stoffe, wie Blei, Eisen, Beton,<br />

Erde und Sand stark geschwädlt. Die<br />

durch.tretende Strahlenmenge hfingt von<br />

der Dichte (spez. Gewicht) des Materials<br />

ab.<br />

Fenster bieten keinen Schutz gegen radioaktive<br />

Strahlung. Die Fensteröffnungen<br />

müssen deshalb mit Grassoden, Sand<br />

oder Erde, die in Säcke oder Kisten ein·<br />

gefüllt sind, dichtgemacht werden. Diese<br />

Deckung muß l'/tmal so dick sein wie die<br />

übrigen Wände. Feste, grobe Grassoden<br />

sind beinahe ebenso nützlich wie Erde.<br />

Sie müssen jedoch. gut zusammengestampft<br />

wel·den, so daß keine Spalten ent~<br />

stehen.<br />

Verstärkte Außenwände<br />

Überlege, so heißt es weiter, welche Verstärkungen<br />

erCorderlich sind, damit der<br />

Schutzraum die Strahlung auf '11" redu ~<br />

zieren kann, Prüfe, welche Materialien am<br />

leidlleslen zu beschaffen sind.<br />

Verstärkungswände aus Steinen zu mau~<br />

ern, ist eine smwicrigc Arbeit, die fam~<br />

liche Hilfe erfordert. Die Mauer wird an ~<br />

dernfalls undich.t und läßt leicht die gefähr ~<br />

lichen radioaktiven Strahlen durch.<br />

Sand und Erde, in starke Versch.alungen<br />

oder in Säcke gefüllt, können ebenfalls<br />

eine solide Wand mit großem Abschwä ~<br />

chungsvermögen ergeben. Besser ist es<br />

jedoch, abgestodlCne Grassoden zu ver ~<br />

wcndcn, wenn das Gras vorher so kurz<br />

wie möglich gemäht wurde. Bei der Ver·<br />

wendung von Grassoden muß die Wand<br />

0,5 m dick sein.<br />

Die Verklcidung aus Grassoden wird so<br />

durchgeführt


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PI an sk'zze , I<br />

Anlage von Kellern als Schutr.raum<br />

im Wohnhaus<br />

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Schutr.raum im Erdkeller<br />

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Diese Planskinen sind der Braschüre entnammen, die<br />

das norwegische Zentralamt für Zivilverteidigung !Jemeinsam<br />

mit dem narwegischen Landwirtschaltsmonisterium<br />

ausgearbeitet hat. Sie sollen der Landbevölkerung<br />

die Errichtung wirksamer Schutzräume erleichtern.<br />

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PIonskizze 111<br />

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mit Feldstoinmauerwerk<br />

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PIonski zze IV<br />

Schutzraum in einem Keller<br />

mit Bruchsteinmauerwerk<br />

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Planskizze V<br />

Schutzraum in einem Keller<br />

mit Betondecke und -Wänden<br />

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Grundriß.<br />

18


RURAL CIVIL DEFENSE MATERIAL<br />

Obergang zwischen der Kellermauer und<br />

dem Fußboden über dem Keller.<br />

In Norwegen sind folgende Kellertypen<br />

auf dem Lande am üblichsten:<br />

- Erdkeller, nur ausgegraben unter Teilen<br />

des Wohnhauses - ohne Verwendung<br />

von Mauerwerk.<br />

- Keller in Feldsteinmauerung ohne Zwischenfüllung<br />

von kleinen Steinen.<br />

- Keller in Bruchsteinmauerwerk mit<br />

oder ohne Verfugung der Spalten.<br />

- Keller mit Betonwänden - geringste<br />

Dicke 30 cm - und Holzdecke.<br />

- Keller mit Betonwänden und Betondecken.<br />

In den Skizzen Il-IV (Seite 18) wird gezeigt,<br />

wie man in solchen Kellern Schutzräume<br />

gegen die Strahlung von radioaktiven<br />

Niederschlägen einrichten kann.<br />

Schutzraum im Erdkeller<br />

Gute Erdkeller reduzieren von sich aus<br />

die Strahlung auf I/ It. Um eine Verringerung<br />

auf IhM zu e rzielen, kann man den<br />

Keller in folgender Weise verstärken:<br />

Rund um alle Außenwände wird eine<br />

0,5 m dicke Mauer aus Grassoden so hoch<br />

gelegt, daß sie bis 0,5 m über den Fußboden<br />

des Erdgeschosses reicht.<br />

Möglimerweise vorhandene Öffnungen<br />

zwisdlen den Deckenbalken sowie die inneren<br />

Erdwände werden mit Soden oder<br />

Erde abgedichtet.<br />

Die Deckenbalken werden durch 1 oder<br />

2 Balkenjome verstärkt, jedes aus einer<br />

Fußschwelle, einer Koptschwelle und 2<br />

oder mehreren Stützen bestehend.<br />

Der Fußboden über dem Schutzraum wird<br />

mit Pappe verkleidet, die so auf Latten<br />

gelegt wird, daß eine gute Lüftung vorhanden<br />

ist.<br />

Eine 0,45 m dicke Schicht aus Erde, Sand<br />

oder Grassoden wird nun auf den Fußboden<br />

gelegt.<br />

Im Fußboden muß eine Falltür zum Keller<br />

mit zugehöriger Treppe zum Schutzraum<br />

angebracht sein.<br />

Die Entlüftung des Schutzraums e rfolgt<br />

durch einen Spalt der geöffneten Kellerfalltür.<br />

Neue frische Luft kann durch<br />

die poröse Erdmasse und durch die porösen<br />

Soden in den Schutzraum eindringen.<br />

Keller aus Feldsteinmauerwerk •• •<br />

Gute, mit Feldsteinen gemauerte Keller<br />

reduzieren die Strahlung au.f I / N (siehe<br />

auch Planskizze 111). Um eine Reduktion<br />

auf I/ IM zu erhalten, müssen solche Keller<br />

folgendermaßen verstärkt werden:<br />

Rund um alle Außenwände eine 0,5 m<br />

dicke Mauer aus Grassoden In die Höhe<br />

führen, so daß sie 40 cm über den Fußboden<br />

des Erdgeschosses reicht.<br />

Möglicherweise zwischen den Fu.ßbodenbalken<br />

und der Kellermauer vorhandene<br />

Öffnungen mit Soden abdichten.<br />

Die Deckenbalken durch Balkenjoche mit<br />

Fußsdtwellen, Kopf schwellen und Stützen<br />

verstärken. Der Abstand zwischen den<br />

Balkenjochen soll nicht mehr als 3 m betragen.<br />

An Stelle eines Balkenjochs kann<br />

man auch mehrere Querbalken mit einem<br />

inneren Abstand von ca. 1 m verwenden.<br />

Der Fußboden über dem Schutzraum wird<br />

mit Dachpappe belegt, die so auI Leisten<br />

liegt, daß eine gute Lüftung gewährleistet<br />

ist.<br />

Auf den Fußboden wird dann eine 35 cm<br />

dicke Schicht aus Erde, Sand oder Grassoden<br />

gelegt.<br />

Eine Kellerfalltür mit Treppe zum Schutzraum<br />

muß vorhanden sein.<br />

Die Entlüftung des Schutz ra ums erfolgt<br />

durdt einen Spalt der geöffneten Falltür.<br />

Wenn der Sdtutzraum mit inneren Trennwänden<br />

aus Holz abgeteilt werden muß,<br />

so ist die Holzwand mit einer 0,5 m dikken<br />

Wand aus Grassoden zu verstärken.<br />

• •• und aus Bruchsteinen<br />

Keller aus gutem Bruchsteinmauerwerk<br />

reduzieren von sich aus die Strahlung<br />

mindestens auf I/n. Bei besonders solidem<br />

Mauerwerk kann man mit einer Reduktion<br />

bis zu 1/" rechnen.<br />

Um eine Reduktion bis auf I/IM zu bekommen,<br />

muß der Keller aus Bruchsteinmauerwerk<br />

last genau so verstärkt werden,<br />

wie es vorstehend bei dem Keller aus<br />

Feldsteinmauerwerk geschildert wurde.<br />

(Einzelheiten sind aus Planskizze IV zu<br />

ersehen.)<br />

Ganz ähnlich verhält es sich auch bei dem<br />

(in Planskizze V) dargestellten Schutzräumen<br />

in Kellern mit Betonwänden und<br />

Betondecken. Gute Betonkeller reduzieren<br />

von sich aus die Strahlung auf 1/".<br />

Um eine Reduktion auf I h M zu erhalten,<br />

werden Keller folgendermaßen verstärkt:<br />

Alle äußeren Keller-Fensteröffnungen<br />

werden mit einer 0,5 m dicken und hohen<br />

Mauer aus Grassoden so verdeckt, daß<br />

diese 25 cm über die obere Kante der<br />

Fensteröffnungen reicht.<br />

Von innen wird die eigentliche Fensteröffnung<br />

mit gut aufgesdtichteten Grassoden<br />

zugesetzt, nachdem die Fensterflügel<br />

entfernt worden sind.<br />

Die Fenster der anstoßenden Kellerräume<br />

werden auI die gleiche Art gesichert. Der<br />

Fußboden über dem Schutzraum wird mit<br />

Dachpappe belegt, die auI Leisten liegt,<br />

so daß eine gute Lüftung gewährleistet<br />

ist. Nun kommt auf den Fußboden eine<br />

25 cm dicke Sdticht aus Erde, Sand oder<br />

Grassoden.<br />

Die Entlüftung des Schutzraums erfolgt<br />

durdl einen Spalt der geöffneten Tür zum<br />

Schutzraum. Die Zufuhr von Luft wird<br />

am besten so geregelt, daß 2 Rohre durch<br />

das Fenster ins Freie geleitet werden, den<br />

Rohrstutzen 2 m über dem Erdboden.<br />

Der Schutzraum muß so angelegt werden,<br />

daß die Treppe an einer anderen Stelle<br />

in den Keller herunterführt, als dort<br />

wo der Sdtutzraum liegt. Eine genügende<br />

Sidterung des Kellereingangs könnte sonst<br />

sdlwierig werden ...<br />

Alle diese in der norwegischen Schrift enthaltenen<br />

Ratschläge sind mit handfesten,<br />

bis in die Einzelheiten sorgsam ausgearbeiteten<br />

Planskizzen versehen (die wir<br />

Z. T. hier übernommen haben), so daß<br />

der Interessierte auch etwas damit anfangen<br />

kann. Bei der Lektüre ist natürlidl<br />

zu berücksichtigen, daß hier weitgehend<br />

den norwegischen Verhältnissen Rechnung<br />

getragen wird.<br />

So sieht die Vorderseite einer Mappe<br />

aus, die das amerikanische Landwirtschaftsministerium<br />

und die US-'Zivilverteidigungsbehörde<br />

gemeinsam zusammengestellt<br />

haben. Sie enthält<br />

Aufklärungsschriften über empfehlenswerte<br />

Schutz- und Varsargemaßnahmen<br />

in der Landwirtschaft gegen<br />

Angriffe mit Kernwaffen. Diese Mappen<br />

liegen seit einiger Zeit im Rahmen<br />

einer graB angelegten Aufklärungsaktion<br />

in besanderen DrahtgesteIlen<br />

an den Eingängen sämtlicher<br />

Amtsgebäude zur kostenlosen<br />

Entnahme aus. Sie werden auf allen<br />

landwirtschaftlichen Ausstellungen<br />

und Messen verteilt. Die Verteilung<br />

ist dort im allgemeinen gleichzeitig<br />

mit einer Wanderschau ve rschiedener<br />

Modelle von Luftschutzräumen<br />

für Menschen und Vieh sowie für die<br />

planvolle Unterbringung von Le bensund<br />

FuHermiHelvorräten verbunden.<br />

19<br />

- - -


ließ sich beraten<br />

Von Hans Peter Kaulne,<br />

Die Ausstel1ung des Bundesluflschutzverbandes<br />

auf der Schleswig-llolsteinisehen<br />

LandwirtsehaUssdlau 1961 war<br />

ein vol1er Erfolg! Unter dem Thema<br />

"Selbstschutz in landwirtschaftlichen<br />

Betrieben" gab die Landcsstel1c Sehleswig-Holstein<br />

aeht Tage lang auf inem<br />

200 qm großen Ausstel1ungsstand im<br />

Freigelände der Landbevölkerung einen<br />

umfassenden überblick über heute<br />

schon realisierbi:ll'e Sclbstschulzmaßnahmen<br />

in landwirtscha!tliehen Anwesen.<br />

Fast 200000 Besucher kamen in diesem<br />

Jahr aus allen Teilen Schlcswig-Holsteins,<br />

aus Hamburg und Niedersachsen<br />

sowie aus den nordischen Nachbarstaaten<br />

zur Landwirtschartsschau!<br />

19980 Besucher wurden auf dem Stand<br />

des BLSV gründlich beraten. 65 000<br />

Broschüren, Merkblätter une Zeitschriften<br />

wurden im Verlaufe der Ausstellung<br />

an die Besucher ausgegeben. 118<br />

neue Helfer wurden für den Selbstschutz<br />

bzw. den BLSV und für die<br />

stationären Meßtrupps geworben.<br />

Die Ausstellung war ständig belagert;<br />

die Fotos sprechen für sich. Auch der<br />

Nachbarstand des Au!stellungsstabes<br />

für den überörUichen LSHD war mit<br />

seinen Fahrzeugen und Geräten ständig<br />

gut besucht.<br />

Den Besuchern bot sich der Anblick<br />

einer 80 Meter langen Ausstellungsfront<br />

des BLSV und des LSHD, über der die<br />

Flaggen mit den Emblemen "BLSV"<br />

und "ZB" flatterten.<br />

Die fachliche Grundlage fand diese<br />

Schau in dem Bericht über den ersLen<br />

Erprobungslehrgang des BLSV "Selbstschut?<br />

in ländlichen Gcbieten". Die an<br />

praktischen Beispielen und Modellen erläuterten<br />

Vorschläge, Hinweise und<br />

Empfehlungen randen die ungeteilte<br />

Aufmerksamkeit der Besudler.<br />

Ob Landjugend oder Landfrauen, ob<br />

Bürgermeister kleiner Gemeinden oder<br />

Vertreter der Bauernverbände und<br />

Kammern, Lehret' von Landwirtschaftsschulen,<br />

Handwerker oder Händler -<br />

alle wünschten gen aue Auskunft über<br />

die Möglichkeiten des Selbstschutzes<br />

auf dem Lande.<br />

Die Sonderschau war in folgende Fachgebiete<br />

(Gruppen) aufgeteilt:<br />

I n einem ZeH: Vorbeugender Brandschutz<br />

in landwirtschaftlichen Anwesen;<br />

Lebensmittelbcvorratung und<br />

Schutz von Lebensmitteln und Trinkwasser<br />

vor radioaktiven Niederschlägen;<br />

Erste-Hilfc-Vorbereitungen für<br />

Menschen und Tiere; Schutz von Fultermitteln<br />

und Erntevorrälen vor radioaktiven<br />

Niederschlägen und Strahlenmeßdienst.<br />

1m Freien: Bauliche Behelfsschutzmaßnahmen<br />

gegen radioaktive Niederschlägc;<br />

Wasserbevorratung für Tränk- und<br />

Löschzwecke; abwehrender Brandschutl.<br />

in landwirtscha!Wchen Anwesen;<br />

Selbstschutzausbildung in ländlichen<br />

Gebieten durch die Fahrbare Schule<br />

der BLSV-Landesstelle Schleswlg-llolstein.<br />

Jeder Gruppe sland ein fachkundiger<br />

Heller zur Beratung und Information<br />

zur Verfügung, der Gruppe .. Lebensmittelbevorratung"<br />

eine erfahrene Helferin.<br />

Diese Maßnahme hat sich voll bewährt.<br />

So legt man einen lebensm itlo lvorrat an<br />

lebensmittelvo,räte und Ha usapotheke können lebenswichtig sein ...


aktische Aufklärung<br />

Schieswig-Hoistein •<br />

usstellung des BLSV<br />

uf der Landwirtschaftsschau<br />

961 in Rendsburg<br />

Ein Blick a uf das äußere Bild der gelungenen Ausstell ung des BlSV<br />

Das Beachtenswerte an dieser Schau<br />

war die Tatsache, daß die Besucher Geräte<br />

vorfanden und sahen, die sie zum<br />

Teil auf ihren eigenen Höfen für<br />

landwirtschaftliche Betriebszwecke verwenden.<br />

So zum Beispiel die fahrbare<br />

Obstbaumspritze oder Zapfwellenpurnpen<br />

für Schlepper. Daß man solche Geräte<br />

auch für Selbstschutzz\Vccke verwenden<br />

kann, war ihnen neu. Diese Anregungen<br />

wurden mit sichtlichem Interesse<br />

entgegengenommen und im Ausslellungskatalog<br />

notiert.<br />

Die vorgeführten Strahlennachwcisund<br />

Meßgeräte waren ein besonderer<br />

Anziehungspunkt. Hier überzeugten<br />

sich die Besucher selbst davon, daß noch<br />

kleinste Vorkommen von Radioaktivität<br />

exakt festgestellt werden können<br />

und somit die Möglichkeit einer rechtzeitigen<br />

Warnung besteht. An diesem<br />

Stand wurde auch für die freiwillige<br />

Mitwirkung in den stationären<br />

Meßtrupps des überörtlichen LSHD geworben.<br />

Die Besucher konnten an Ort<br />

und Stelle ihre schriftliche Bereitschaftserklärung<br />

abgeben.<br />

"'JP".Jlfs"I'i/~1 TI II<br />

fiirlN/llilltltg 5D " " /"";,,<br />

Di e l eistung der TS 05 fand den ungeteilten Beifall de r Besucher<br />

Strahlensicherer Behelfsschutzbau aus Betonfertigteilen<br />

Solche Beispiele aus der Praxis erweckten immer wieder Interesse


Der vorbeugende Brandschutz in landwirtschoftlichen Anwesen<br />

Beim ,.Strahlenmeßdienst" drängen sich die Ausstellun9sbesuc:her<br />

Ober die Löschkraft unserer TS 215<br />

staunte man bei den praktischen Vor~<br />

führungen des Ausbildungstrupps<br />

Rendsburg. Besonders verwundert und<br />

überrascht waren die Besucher aber<br />

über die Leistung der TS 05, die trotz<br />

ihrer Kleinheit ein ganz vorzügliches<br />

Löschgerät, besonders für Bauernhöfe,<br />

darstellt. Die Tatsache, daß derartige<br />

Motorspritzen auch für l andwirtsdlaft~<br />

liche Betriebszwecke zu verwenden<br />

sind, brachte manchen Besucher zu dem<br />

Entschluß, ihre Anschaffung zu erwägen.<br />

Die Landfrauen ließen sich an der<br />

Gruppe .. Lebensmittel bevorratung"<br />

über alle Möglichkeiten eines Schutzes<br />

vor radioaktiver Verstaubung beraten.<br />

Es würde den Rahmen dieses Berichtes<br />

sprengen, wenn man alle Einzelheiten<br />

der Schau erläutern wollte.<br />

Die bei der Ausstellung angewandte<br />

Methode hat sich bewährt: Erprobte,<br />

anschauliche Beispiele aus der Praxis,<br />

Hinweise und Empfehlungen an Hand<br />

von Modellen, Geräten und Maschinen.<br />

verbunden mit einer ständigen fachkundigen<br />

Beratung und Information<br />

waren Aufklärung und praktische<br />

Selbslschutzunterweisung zugleich!<br />

Die große Nachfrage nach Beratungsschriften<br />

und Merkblättern und das anhaltende<br />

Interesse der Ausstellungs be~<br />

sucher erbrachten den Beweis für die<br />

Richtigkeit der Beteiligung des BLSV an<br />

dieser Landwirtschaftsschau.<br />

Auch 1962 dürfen wir hier nicht fehlen<br />

Man würde uns sehr vermissen!<br />

So ging 8S volle acht Tage zu: Der BlSV­<br />

Stand war Treffpunkt zahlreicher Menschen<br />

22


Auch<br />

• •<br />

In einer<br />

kleinen Stodt • • •<br />

Der Herr tritt hart auf die Bremse. Mit einem Ruck hält der Wagen,<br />

obgleich die Ampel Grün zeigt.<br />

Er traut seinen Augen nicht.<br />

300---400 Menschen auf dem schönen. alten Marktplatz in Tübingen<br />

- Menscllen jeden Alters. Männer, Frauen, Kinder. Sie schleppen<br />

schwere Taschen, Rucksäcke, Decken. Sie sehen aus, wie wir<br />

alle ausgesehen haben, als uns im Kriege die Sirenen immer wieder<br />

in die Keller und Bunker jagten ...<br />

Ein Polizist kommt eilig über die Kreuzung, klopft ans Wagenfenster<br />

.<br />

.. Ha no, Sie könne hier nU halte .. ."<br />

.. Ja, aber ..... Der Autolahrer sucht offensichtlich nach Worten.<br />

Aber der Hüter des Gesetzes und der Verkehrsordnung Iamt und<br />

versteht ihn auch so. Er ist sdlon fast daran gewöhnt, erstaunte<br />

Autofahrer aufzuklären.<br />

"Die Leut' .., erklärt er geduldig und im breitesten, gemütlichsten<br />

Sdtwäbisch, "die Leut', das seind Statisdlte. Sie wolle halt mitspiele<br />

- in unserm Film."<br />

Film - das erklärt alles. Und läßt doch viele Fragen offen. Was<br />

tür ein Film wird hier gedreht?<br />

Der Film hat den gleichen Titel wie dieser Bericht. Er heißt: "Auch<br />

in einer kleinen Stadt ..." Er spielt, ja, wann spielt er? Hier und<br />

heute. Die Uraufführung jedentalls soll am 20. November dieses<br />

Jahres sein, dem Tage, an dem der Bundesluftschutzverband zehn<br />

Jahre besteht. Denn: es handelt sich um einen Luftschutzfilm.<br />

Die Welturaufführung wird in dieser kleinen Stadt, in Tübingen,<br />

geschehen. Schon, damit die "Statisdlte" sich zuallererst selbst<br />

einmal auf der Leinwand bewundern können. Und weil die weltberühmte<br />

Universitätsstadt, und nicht nur der Polizist am Marktplatz,<br />

den Film mit Fug und Recht und beinahe zärtlich als "unsern<br />

Film" bezeichnet. Die Behörden, ja fast alle Einwohner zeigten<br />

sich dem Vorhaben von Herzen aufgeschlossen. Niemand hatte erwartet,<br />

daß eine ganze Stadt so begeistert mitmachen würde.<br />

Obgleich Luftschutz immer noch im allgemeinen, sagen wir es<br />

ehrlich, als unbeliebtes und unbequemes Thema verschrien ist.<br />

Unser Film spielt in einer kleinen, romantischen<br />

Stadt. Auf dem Foto der schöne alte<br />

Marktplatz. Es spiegelt sich hier der Alltag<br />

friedlicher Bürger wieder. Ahnen sie, dClB sie<br />

schon bald mit bangem Henen einer Bedrohung<br />

ihres Lebens gegenüberstehen? Wissen<br />

sie, wie sie der Gefahr begegnen können?<br />

Florion, der Hauptdarsteller des Films, ist l ehrling in einer Drudcerei. Sein<br />

Meister, der zugleich Ortsstenenleiter des Bundesluftschutzverbandes ist und<br />

eine Aufklärungsaktion plant, gibt ihm Zettel zum Verteilen in die Hand.<br />

23


Doch in Tübingen ist es anders. Ist es vielleicht über der<br />

Arbeit an dem Film anders geworden.<br />

Ein Journalist, der sich in der Morgenfrühe mitten in eine<br />

!:oldle Filmaufnahme hinein verfahren hatte, veranstaltete<br />

gleich eine private Umfrage. Eine Anzahl der Befragten begründete<br />

ihre Mitwirkung Cln dem Unternehmen so: "Ha<br />

no, vielleicht gehen den Leuten jetzt endlidl die Augen auf!"<br />

Das echte Interesse, die lebendige Anteilnahme an dem, was<br />

der Film lehrt, an dem Anliegen des Bundesluftschutzvcrband~s.<br />

war für ihn glatt erstaunlich.<br />

Dcr Film - er soll auf privalwirtschaftlicher Basis ausgewertet<br />

und in den Kinos als Beiprogramm laufen - ist eine<br />

Ko-Produktion zwisdlcn der Gllclani-Film und dem BLSV.<br />

Und zwar eine Ko-Produktion bis ins kleinste Detail. Der<br />

BLSV zum Beispiel stell t für den luHschutztechnischen Teil<br />

Berater und seine Helfer zur Vcrfügung, di in der BLSV­<br />

Landesschule in Kreßbach - Kreßbach liegt in Tübingens<br />

nädl::;ter Nachbarschaft - eig('ns zu einem Lehrgang zusammengezogen<br />

wurden. 45 geschulte und in allen Selbstschutzübungen<br />

erfahrene Männer und Frauen, von denen<br />

jeder Lullschutzlaie lernen kann.<br />

Da Luftschutzprobleme in einer so gekonnten und ansprechenden<br />

Form selten dargestellt werden können, wird der<br />

Film gleich in mehreren Sprachen synchronisiert, zum Beispiel<br />

in Schwedisch, Französisch und Englisch. Baron Gaetani,<br />

der Produzent, rechnet für seine Arbeit stark mit Prädikaten<br />

und den damit verbundenen steuerlichen Vergünstigungen.<br />

Er sagte: "Ich habe auch schon vom Fernsehen eine feste<br />

Zusage. Der Film wird auch dort gebracht." Man sieht, die<br />

breiteste Öffentlichkeit wird von ihm Kenntnis nehmen ...<br />

*<br />

"Gar nicht so einfach, eine so sdlwierige Sache darzubi('­<br />

ten . .. " Dieser Stoßseutzer stammt von Protessor Karl HarU.<br />

dem Regisseur und Verlasser des Drehbuches. Protessor Hartl<br />

Oben links: Florion hat vor sich hingeträumt, und schon liegen die<br />

Handzettel für die Aufklärungsaktion auf der Erde. An Zuschauern<br />

fehlt es bei solchen Gelegenheiten bekanntlich nie. Mitte : Gleich<br />

jagen die Kradmelder der Polizei los. Minuten noch, und der loutsprecher<br />

des Funkstreifenwogens wird ertönen : "Achtung, Achtung!<br />

Die Einwohner werden gebeten ..." Unten: Dos friedliche leben der<br />

kleinen Stadt wurde durch schrilles Sirenengeheul unterbrochen. Gefahr!<br />

Die Menschen eilen in Dedcung. Unten links: Ein Anblick, wie<br />

er sich manchem überroschten Besucher der Universitätsstadt in der<br />

ersten Septemberhälfte auf dem Marktplatz. oder vor dem Schloß bot:<br />

Menschen mit Taschen, Decken und Koffern - mit flüchtlingsgepäck.


ist der Schwarm aller Tübinger Mädchen:<br />

ein kleiner, rundlicher Sechziger.<br />

Klug, gelassen, überlegen. Er spricht<br />

ein äußerst kultiviertes Bayerisch und<br />

gilt als Altmeister der Filmkunst. Er<br />

ist einer der Regisseure, denen die alte<br />

UFA ihre Weltgeltung verdankt. Hartl<br />

drehte "Der Mann, der Sherlock Holmes<br />

war", "Gold", "FP 1 antwortet<br />

nicht", "Wilhelm Tell", den weltberühmten<br />

Mozart-Film ...<br />

"Natürlich ist der Film ein echter Spielfilm",<br />

sagt er. "Er ist in keiner Weise<br />

ein Werbe- oder Propagandafilm. In<br />

eine Handlung, die spannend ist wie ein<br />

Kriminalreißer, haben wir das, was gezeigt<br />

werden mußte, gezeigt werden<br />

sollte, das richtige selbstschutzmäßige<br />

Verhalten, eingebaut. Wir haben auch<br />

alles Notwendige über Sinn und Zweck<br />

des Luftschutz-Selbstschutzes gesagt.<br />

Aber den belehrend erhobenen Zeigefinger,<br />

den haben wir .. gestrichen". Jeder<br />

mag sich selbst seine Lehre aus der<br />

Sache ziehen .. ."<br />

.. Vorspann? Nein, den gibt's nicht. Warum<br />

soll man gleich sagen, um was es<br />

geht? Das mindert die Spannung. Wir<br />

sind gleidl mittendrin. Die Kamera<br />

zeigt aus der Vogelperspektive Tübingen,<br />

den Marktplatz, das Sdlloß, ja, es<br />

ist wirklich so, daß man sagen kann: eine<br />

ganze Stadt spielt mit!"<br />

*<br />

Und was für eine Stadt! Prachtvoll gelegen<br />

auf einem Hügel am Neckar, Sitz<br />

einer von Herzog Eberhard mit dem<br />

Barte 1477 gegründeten Universität.<br />

Melanchthon lehrte hier, bis er nach<br />

Wittenberg berufen wurde, als Privatdozent.<br />

Der Dichter Uhland hat hier<br />

gelebt und ist audl hier gestorben. Das<br />

Haus, in dem er gewohnt hat, schaut<br />

heute noch auf die Ned


Auf dem Berg über der stadt das<br />

Schloß. 1535 unter Herzog Ulrich im<br />

Renaissancestil erbaut, mit einem<br />

prächtigen Portal von 1603 und einer<br />

weltberühmten, treffiich geordneten<br />

Bibliothek. Die Keller, riesige, hochgewölbte<br />

Säle, spielen in unserem Film<br />

als Luftschutzräume mit. Das berühmte<br />

große Faß und der noch berühmtere<br />

tiefe Brunnen, der früher bis zum<br />

Neckarspicgel hinab reichte, sind, wie<br />

die Tübinger Bürger, in der Rolle der<br />

"Statischlc" erfolgreich.<br />

*<br />

Aber auch der Held und Star des Films<br />

stammt aus der kleinen Stadt am<br />

Neck.r. 15 Jahre alt, begabt - so<br />

begabt, daß der Produzent ihn Anfang<br />

Dezember voraussichtlich mit nach<br />

Äthiopien nehmen will. Aum dort soll<br />

er filmen. Er ist ein schmächtiger Bub<br />

mit einem sehr lebendigen Gesicht und<br />

klugen Augen. Im Film heiOt er<br />

Florian und ist Buchdruckerlehrling.<br />

Pfiffig und zerstreut, weil er statt der<br />

Schwarzen Kunst die Weltraumlahrt<br />

und das Atom im Kopf hat.<br />

*<br />

"Das Atom im Kopf lf haben auch die<br />

30 Journalisten, die der BLSV zu einer<br />

Informationstagung über den neuen<br />

Luftschutzfilm und alte und neue Luftschutzsargen<br />

in die Nachbarstadt Tübingens,<br />

nach Reutlingen, gebeten hat.<br />

Sie sind gekommen, um mitten in einer<br />

gespannten Weltlage zu sehen und zu<br />

hören, was heute im Zeitalter der<br />

großen Bomben, der gefährlichsten atomaren<br />

Drohung, der Selbstschutz und<br />

der Luftschutz wollen und tun können.<br />

Sie sammeln Erfahrungen und Informationen.<br />

Das tun sie sozusagen stellvertretend<br />

für alle Leser ihrer Zeitungen,<br />

die diesen Themen bisher selbst<br />

noch aus dem Wege gegangen sind - so,<br />

als wären harte Wirklichkeiten aus der<br />

Welt zu schaffen, indem man sie nimt<br />

zur Kenntnis nimmt.<br />

Der Bundesluftschulzverband hat datür<br />

gesorgt, daß die Informationen so<br />

aktuell und vollständig wie nur möglich<br />

gegeben wurden. Dipl.-Ing. Erwin<br />

Oehme, Leiter des Referates Bau und<br />

Technik im BLSV, sprach über "Baulichen<br />

Mindestschutz", ein Thema, das<br />

unseren Lesern aus seinen Publikationen<br />

in der "ZB" geläufig und vertraut<br />

ist.<br />

Gerd Schipke von der BundeshauptsteIle<br />

wußte durch einen logisch öulgebauten,<br />

temperamentvollen Vortrag<br />

das Interesse der Pressevertreter tür<br />

"Die Selbstschutzzüge des Bundesluftschutzverbandes<br />

u zu wecken, wirkungsvoll<br />

ergänzt durch einen Film<br />

überhaupt vertieften gute Filme die<br />

Einsicht in Wesen, Zweck und Ziel der<br />

Selbstschutzarbeit. Man erlebt immer<br />

wieder, wie das bewegte Bild zu einem<br />

instruktiven Aufklärungsmittel wird.<br />

Selbst Menschen, die dem Luftschutz<br />

gegenüber in irgendwelcbco Ressentiments<br />

befangen sind, sind merkwürdigerweise<br />

durch Dinge. die sie vor<br />

Augen haben, leichter zu überzeugen<br />

und anzusprechen als allein durch<br />

Worte.<br />

Naturgemäß galt dem Referat des<br />

Karlsruher Kernphysikers Professor Dr.<br />

Altons Bühl, "Chruschtschows Drohung<br />

und die Neutronenbombe", angesichts<br />

der politischen Gegebenheiten unserer<br />

Tage besondere Aufmerksamkeit.<br />

"Ein Atomkrieg wäre der helle Wahnsinnle,<br />

erklärte er. "Die Wissenschaftler<br />

aller Länder bemühen sich, das den<br />

Politikern klarzumachen. Sie wissen<br />

nur zu gut, was der Menschheit drohen<br />

würde, wenn es zu einem Weltkrieg<br />

und dem vollen Einsatz der Atomwaffen<br />

käme. Aber trotz aller Warnungen<br />

der Sachverständigen werden". so sagte<br />

der Professor, "Atomwaffen hergestellt,<br />

erprobt und in die politischen und militärischen<br />

Pläne einbezogen. Es gibt<br />

heute nidll einmal mehr ein Manöver,<br />

in dem nicht die Atombombe ihre makabre<br />

Rolle spielt."<br />

Im Nervenkrieg zwischen Ost und West<br />

wird die atomare Drohung immer gelährlicher.<br />

Chruschtschow hat sie mit<br />

der Ankündigung einer lOO-Megatonnen-Bombe<br />

noch gesteigert. Eine solche<br />

Bombe würde. wenn es sie bereits<br />

gäbe - und gerade das, so ~agte der<br />

Wissenschaftler, habe man allen Grund<br />

zu bezweiteln -, ein Gebiet von etwa<br />

25 km Durchmesser zerstören. Ja, bis<br />

zur sechs fachen Entfernung könnte und<br />

müßte man noch Sdläden annehmen:<br />

Fensterscheiben und Ziegeldächer würden<br />

noch 150 km vom Explosionsort<br />

zerstört werden. Hautverbrennungen<br />

dritten Grades entstünden bel dieser<br />

Bombe in einem Umkreis von 100 km,<br />

sofern man sich von dieser künstlichen<br />

Sonne beleuchten ließe, ohne in Deckung<br />

zu gehen.<br />

Aber: gerade diese großen Bomben geben<br />

denen, die in selbstschutzmäßigem<br />

Verhalten geübt sind, eine gewisse<br />

Chance. Man hat, wenn man rasdl und<br />

entschlossen handelt, einen Augenblick<br />

Zeit, genügend, um sich hinter eine<br />

Mauer, eine Bodenvertietung oder in<br />

einen Graben zu werfen oder irgendeine<br />

andere Deckung gegen den nHitzesturm"<br />

zu benutzen. (Bei kleinen Bomben<br />

wäre das Bemühen, der Hitze zu<br />

entfliehen, wegen der kurzen Zeit,<br />

die der Feuerball braudtt, um voll<br />

autzuleuchten. sdlwieriger.) Allerdings,<br />

selbst wenn man den Bombenabwurf<br />

überstanden hat, dürfte das Uberleben<br />

zwischen brennenden Häusern, stürzenden<br />

Giebeln, Gasleitungen, die in Flammen<br />

stehen, nicht leicht sein.<br />

Die radioaktive Strahlung würde dabei<br />

nach Professor Bühls Meinung keine so<br />

wichtige Rolle spielen, wie der Laie<br />

allgemein glaubt.<br />

All diese Dinge lassen sidl exakt berechnen<br />

und mit Zahlen belegen.<br />

Aber die Bombe selber, in der diese<br />

schreckl1chen Möglichkeiten stecken, sie<br />

dürfte - zum Glück: für die Menschheit<br />

- zunächst nur auf dem Papier<br />

vorhanden sein. Bis jetzt zumindest<br />

haben die Sowjets bei ihren Atombom-<br />

Eine schwere, massive Treppo führt in die<br />

Keller des Tübinger Schlosses hinab. Daneben<br />

haben sich die Kameraleute postiert.<br />

Dieso SchloßkeIler, riesige, hochgewölbte<br />

Säle, "spielen" in dem Film als luftschutz.<br />

räume mit. Vorne : Journalisten als Zuschauer.


entests noch keine erprobt. Auch dürfte<br />

sie sicher nicht "auf Anhieb" so<br />

funktionieren, daß sie als "frontreif"<br />

gelten könnte. Allein die Schwierigkeit,<br />

eine solche Riesenbombe zuverlässig ins<br />

Ziel zu befördern und zu zünden, berechtigt<br />

zu dieser Annahme.<br />

In Amerika spricht man von einer Neutronenbombe.<br />

In der Fachliteratur ist<br />

bis jetzt noch kein Wort darüber geschrieben<br />

worden. Alles, was man darüber<br />

weiß, stammt aus halbwissenschaftlichen<br />

Quellen. Was die Neutronenbombe<br />

in ihrer Wirkung von den<br />

bisher bekannten Bombentypen unterscheidet,<br />

ist dies: Sie wirkt vor allem<br />

durch die lebenzerstörende Strahlung.<br />

Die Sprengwirkung tritt demgegenüber<br />

in der Wirkung zurück. Sie soll auch<br />

keine vernichtenden Feuerstürme auslösen<br />

und auch keine anhaltende radioaktive<br />

Verseuchung des Abwurfgebieles<br />

bewirken. Mit anderen Worten, sie<br />

soll Truppen kampfunfähig machen,<br />

aber Städte, Industrieanlagen usw. nicht<br />

in dem Maße zerstören, daß die Eroberer<br />

nur vor Toten und Trümmern<br />

stünden, die zu nichts mehr zu gebrauchen<br />

sind.<br />

"Hat das nun militärisch einen Sinn?<br />

Ist die Neutronenwaffe eine reine Terrorwaffe<br />

oder ein politisches Druckmittel?"<br />

fragt Professor Bühl.<br />

Er glaubt nicht, daß dieser neue Bomben<br />

typ militärisch eine allzu große Bedeutung<br />

habe. Die Strahlenkrankheit<br />

tötet nicht sofort. Erst nach 1-2 Tagen<br />

wird ihre Wirkung spürbar. Die Betroffenen<br />

werden krank, viele sterben,<br />

aber durchaus nicht sofo:t. Die Truppen<br />

würden also erst viel später in ihrer<br />

Aktionsfähigkeit behindert. Und darum<br />

scheint die Neutronenbombe, nach<br />

Professor Bühl, als Kampfmittel ungeeignet.<br />

Sie könnte aber der Zivilbevölkerung<br />

gegenüber zu einer schrecklichen<br />

Terrorwaffe werden.<br />

Soweit Professor Bühl. Seine Ausführungen<br />

können hier begreiflicherweise<br />

nur in einem kurzen Ausschnitt und<br />

ohne Anspruch auf Vollständigkeit behandelt<br />

werden.<br />

*<br />

Wie alle Vorträge, wurde auch dieser<br />

von den Gästen stark diskutiert, und<br />

Diskussion ist das beste Mittel, um Gedanken<br />

in Fluß zu bringen, Themen<br />

von vielen Seiten anzugehen, Begriffe<br />

zu klären.<br />

Ein Journalist: "Wir haben in der<br />

Redaktion sehr lange darüber beraten,<br />

ob wir einen Vertreter zu<br />

dieser Tagung delegieren. Wir<br />

sind zu dem Ergebnis gekommen,<br />

und zwar ganz allgemein: Es liegt<br />

ein echtes Informationsbedürfnis<br />

des Lesers vor. ,Tetzt können wir<br />

ihm entsprechen .....<br />

Ein anderer: "Was uns hier gegeben<br />

wird, sind Dinge, die man<br />

wirklich wissen muß .....<br />

Mit anderen Worten: Die Tagung<br />

ist das gewesen, was sie sein<br />

sollte: interessant, informativ, ansprechend<br />

und aufklärend. Ein<br />

Erfolg für den Gastgeber, die<br />

Landesstelle Baden-Württemberg<br />

des BLSV, und ihren Leiter,<br />

Walter Mackle.<br />

*<br />

Die neue Gepflogenheit, die Vorstandssitzungen<br />

des Bundesluftschutzverbandes<br />

in den verschiedenen Bundesländern<br />

abzuhalten, hat allgemein Verständnis<br />

und Anerkennung gefunden.<br />

Der Vorstand kann sich so leichter und<br />

besser in den jeweiligen Landesstellenbereichen<br />

an Ort und Stelle über den<br />

Stand und die Entwicklung der Selbstschutzarbeit<br />

überzeugen. Außerdem lassen<br />

sich auf diese Weise die Beziehungen<br />

zu den Länderregierungen und den<br />

kommunalen Stellen - Städten, Kreisen<br />

und Gemeinden - noch fester<br />

knüpfen und vertiefen.<br />

Es sollen aber bei diesen Sitzungen<br />

künftig nicht nur der Bericht des zuständigen<br />

Landesstellenleiters entgegengenommen<br />

und Gespräche mit den<br />

Landesregierungen und kommunalen<br />

Behörden geführt werden. Es sollen<br />

auch Ortsstellen aufgesucht, Schutzräume<br />

besichtigt und vor allem ein unmittelbarer<br />

Kontakt zu den ehren- und<br />

hauptamtlichen Helfern des BLSV gewonnen<br />

werden - zum Nutzen und zur<br />

Förderung der gemeinsamen Arbeit.<br />

Die beiden ersten Versuche in Salzgitter<br />

und in Kiel können als gelungen<br />

bezeichnet werden. Viele Zuschriften<br />

und Gespräche bestätigen diesen Eindruck.<br />

Auch die Tageszeitungen und<br />

der Rundfunk haben sachlich und infor-<br />

. mativ darüber berichtet und die Aufgaben<br />

des BLSV herausgestellt.<br />

In Kiel wurden vor allem die Reden<br />

stark beachtet, die Präsident Dr. Latz<br />

gehalten hat.<br />

Auf einem Empfang, den die Stadt dem<br />

BLSV-Präsidium im Magistratssaal des<br />

Rathauses gab, in einer Ansprache vor<br />

der Marine und vor Vertretern von<br />

Presse und Rundfunk legte Präsident<br />

Dr. Latz den Sinn und den Zweck der<br />

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Gutes und anhaltendes Echo<br />

der Kieler Vorstandssitzung<br />

des Bundesluftschutzverbandes<br />

BLSV-Arbeit überzeugend dar. Er bezeichnete<br />

den Luftschutz/Selbstschutz<br />

als echte Daseinsfürsorge und Vorsorge.<br />

.. Niemand darf sich der Verantwortung<br />

entziehen", sagte er.<br />

Dr. Latz dankte dem Bundestag, den<br />

Länderparlamenten, den zuständigen<br />

Ministern, den kommunalen Spitzenverbänden<br />

und ihren Mitgliedern, den<br />

Städten, Gemeinden und Kreisen für<br />

ihre Mitwirkung an der großen und<br />

lebenswichtigen Aufgabe des Selbstschutzes<br />

der Bevölkerung. Er forderte<br />

zu verstärkter Aufklärung und Werbung<br />

auf, um weitere Helfer und unter<br />

ihnen vor allem die Jugend für eine<br />

Ausbildung im selbstSchutzmäßigen<br />

Verhalten zu gewinnen.<br />

In der LandessdlUle Ascheberg sprach<br />

Dr. Latz zu den Landesstellenleitern<br />

des BLSV, die sich dort zu einer Tagung<br />

zusammengefunden hatten. über<br />

Maßnahmen zur Überwindung von<br />

Mißtrauen und Zweifel und über die<br />

neuen Wege, die der Luftschutz auf<br />

Grund modernster wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse zu beschreiten habe. Er<br />

zeigte Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

mit Parlamenten, der Bundesregierung,<br />

den Länderregierungen und<br />

den kommunalen Spitzenverbänden auf<br />

und bat, die Kraft des ehrenamtlichen<br />

Elementes in der BLSV-Helferschaft<br />

nicht zu unterschätzen. "Nur wo hauptund<br />

ehrenamtliche Kräfte auf Grund<br />

ihrer Ideale und ihrer inneren Bereitschaft<br />

eng zusammenarbeiten", so führte<br />

Dr. Lotz aus, "wird es möglich sein,<br />

die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen<br />

für die Bevölkerung aUen Bürgern<br />

nahezu bringen. "<br />

Die nächste Vorstandssitzung des Bundesluftschutzverbandes<br />

wird am 17.<br />

Oktober in Karlsruhe stattfinden und<br />

wichtige Grundsatzfragen des Luftschutz/Selbstschutzes<br />

behandeln.<br />

Bei der Bezirksregierung Aachen isl ab sofort dio SIeiie des<br />

Leiters<br />

für den regionalen Aufstellungsstab<br />

der LuftschutzhIlfsdienste<br />

neu zu beselzen. Die SIelie ist mit Vergütungsgruppe 111 BAT ausgewle.<br />

sen. Bewerber müssen über Erfahrungen im Aufbau und In der Leitung des<br />

Lultschutzhilhdienstes verfUgen oder eine mehrjährige hauptberufliche<br />

oder eh renami liehe Tätigkeit in einer der Ba sisorgllnisationen (BLSV, THW,<br />

ORK, ASB, MHO, JUH) oder gleichwertige Tätigkeiten nachweisen können.<br />

Bewerbungen mit handgoschriebenem Lebenslauf, Lichtbild, beglaubigten<br />

Zeugnlsabschriften und sonstigen Befähigungsnachweisen sind<br />

spätestens zum 31 .10.1961 an den Regierungspräsidenten in Aachen, Theaterptalz104,<br />

zu richten.<br />

Persönliche Vorstellung nur nach Aufforderung.<br />

27


Der Präsident des Bundesluftschutzverbandes, Dr. Erich Walter Lotz (auf unse.­<br />

rem Bilde zweiter von rechts), verlieh im Friedenssaal des Osnabrücker Rathauses<br />

die Goldene Ehrennadel des BlSV an (v. I. n. r.): BLSV-Bezirksstellenleiter<br />

Franz Lücke, Polizei me ister i. R. Georg Schremser, Oberbürgermeister<br />

Willi Kelch und Oberstadtdirektor Joachim Fischer. Ganz rechts das<br />

geschäftsführende Vorstandsmitglied des BLSV, Ltd. Regi erungsdirektor Fritze.<br />

Präsident Dr. Lotz sprach im Friedenssaal des OsnabrUcker Rathauses I Goldene<br />

Ehrennadel des BLSY fUr vier verdiente Männer.<br />

In einer Feierstunde im Friedenssaal<br />

des Osnabrücker Rathauses richtete der<br />

Präsident des Bundesluftschutzverbandes,<br />

Dr. Erich Walter Lou, einen eindringlichen<br />

Appell an die Öffentlichkeit,<br />

auch in unserer spannungsgeladenen<br />

Zeit Gedanken der Ausweglosigkeit<br />

und Hoffnungslosigkeit niemals Platz<br />

greifen zu lassen.<br />

,.Den Frieden zu bewahren", erklärte<br />

Dr. Lotz in seiner Ansprache, "ist unser<br />

aller Aufgabe. Aber nur wer stark<br />

ist, wer sich auf jeden Ernstfall vorbereitet<br />

und entsprechende Schutzmaßnahmen<br />

getroffen hat, wird diesen Frieden<br />

erhal ten können."<br />

Präsident Dr. Lotz wies besonders nachdrücklich<br />

darauf hin, daß es nach den<br />

neucsten Erkenntnissen der exakten<br />

Wissenschaft durchaus möglich ist, sich<br />

auch gegen die Einwirkungen nuklearer<br />

Waffen zu schützen. "Luftschutz ist<br />

nötig und Luftschutz ist möglich", sagte<br />

Dr. Lotz, "aber Luftschutz ist keine<br />

Aufrüstung und Kriegsvorbereitung,<br />

sondern echte Daseinsfürsorge für die<br />

Schwachen. Wir alle hoffen, daß die<br />

vorbereitenden Maßnahmen niemals<br />

praktiziert werden müssen!"<br />

Als eine der wichtigsten Aufgaben des<br />

BundesluCtschutzverbandes kündigte<br />

Präsident Dr. Lotz die Aufstellung der<br />

Selbstschutzzüge an. Ihnen werden<br />

Männer und Frauen angehören, die<br />

hervorragende Kenntnisse im Bergungs-<br />

wesen, in der Brandbekämpfung und<br />

in der Ersten Hilfe besitzen, Kenntnisse,<br />

die jedem Interessierten der Bundesluftschutzverband<br />

kostenlos vermittelt.<br />

In der Bundesrepublik gibt es zur Zeit<br />

1 822000 Männer und Frauen, die im<br />

selbstschutzmäßigen Verhalten unterrichtet<br />

worden sind. Etwa 160000 Helfer<br />

und Helferinnen sind im BLSV<br />

und im Selbstschutz tätig. Insgesamt<br />

stehen im Bundesgebiet 461 Schulen<br />

und Ausbildungsstätten des Bundesluftschutzverbandes<br />

zur Verfügung. Mit<br />

Hilfe der ständigen Konferenz der Kultusminister<br />

soll darüber hinaus die<br />

Einführung eines ständigen Selbstschutzunterrichts<br />

für die oberen Schulklassen<br />

erreicht werden.<br />

Präsident Dr. Lotz wies auf die großzügige<br />

Schutzraumplanung in anderen<br />

Ländern hin. Vom nächsten Bundestag<br />

erwarte man ein Gesetz, das den Einbau<br />

von Schutzräumen für Neubauten<br />

zur Pflicht mache. Dr. Lotz machte<br />

auch auf das große Schutzpotential aufmerksam,<br />

das in den Anlagen für den<br />

ruhenden und fließenden Verkehr<br />

stecke, die in immer größerem Maße<br />

unterirdisch errichtet werden. Sie sollten<br />

in jedem Falle so projektiert werden,<br />

daß sie in Zeiten der Gefahr auch<br />

als Sehutzräume verwendet werden<br />

könnten.<br />

Im Anschluß an seinen eindrucksvollen<br />

und temperamentvollen Appell, der die<br />

Gäste der l


Auslandsbesucher<br />

In Waldbröl<br />

Der kanadische MilitöraHach:e in Bonn, Co·<br />

Ion el Edward W. Henselwood, auf dem<br />

Ubungsgelände der Bundesschule des BLSV.<br />

Immer öfter zeigen die Flaggen über dem<br />

Eingangsportal der Bundesschule des<br />

BLSV in Waldbröl Gäste aus der Schweiz,<br />

aus England, Holland, Luxemburg, Dänemark,<br />

Norwegen, Schweden, Finnland,<br />

aus Spanien, Israel und Ägypten an. Sie<br />

wollen Gedanken austauschen und sich<br />

Anregungen holen für die gemeinsame<br />

Aufgabe, die sie alle verbindet.<br />

Kürzlich kam der kanadische Militärattaehe<br />

in Bonn, Colonel Edward W. HensClwood,<br />

nach Waldbröl, um sich über die<br />

Aufgaben u nd die Arbeit des Bundesluftschulzverbandes<br />

zu informieren. Sein besonderes<br />

Interesse galt der Frage, ob und<br />

wieweit H unde in der Lage seien, unter<br />

Trümmern verschüttete Menschen aufzuspüren<br />

und zu verweisen.<br />

Im Obungsgelände konnten dem Gast<br />

alle Einrichtungen für Ausbildung und Einsatz<br />

von Rettungshunden gezeigt wer­<br />

(Ien. An ~ chlieRp'ld vorgeführte Filme rundeten<br />

die Berichte ab.<br />

Die Anregungen, die Oberst Henselwood<br />

in Waldbröl mit dem Ausdruck des herzlichsten<br />

Dankes aufnah m, werden dazu<br />

beitragen, daß die bisherigen wertvollen<br />

Erfahrungcn auf dem Gebiet der "Menschenrettung<br />

durch Hunde" auch dem kanadischen<br />

Zivilschutz zugute kommen.<br />

Als weitere r bemerkenswerter Gast besuchte<br />

Direktor Josep h Hans, Mitglied<br />

des Präsidiums des österreichischen Zivii<br />

schutz ver bandes und enger Mitarbeiter<br />

des früheren österreichischen Bundeskanzlers<br />

Julius Raab, die Bundesschule, um<br />

sich über Organisation, Aufbau und Ausbildungsmethoden<br />

des Selbstschutzes in<br />

der Bundesrepublik zu informieren. Der<br />

Gast aus Österreich befindet sich zur Zeit<br />

auf einer ausgedehnten Europareise, um<br />

den Aufbau des Luftschu tzes in den einzelnen<br />

europäisch en Ländern zu studieren.<br />

Vor seinem Besuch der Bundesschule in<br />

Waldbröl hatte Direktor Joseph Hans in<br />

Braunsd1weig dem Präsidenten des Bundesluftschutzverbandes.<br />

Dr. Erich Walter<br />

Lotz, seine Aufwartung gemacht und mit<br />

ihm zum Nutzen der eigenen Organisation<br />

Probleme des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />

und vor allem des Selbstschutzes<br />

erörtert.<br />

Auf einer Pressekonferenz, die Dr. Latz<br />

aus Anlaß dieses Besuches in Braunschweig<br />

abhielt, und auf der er eine Reihe<br />

wichtiger Selbstschutzmaßnahmen des<br />

Bundesluftschutzverbandes ankündigte, erklärte<br />

Direktor Hans freimütig: "Wir<br />

stccken da noch in den Kinderschuhen.<br />

Die Bundesrepublik ist den öster reiehern<br />

um einige Schritte voraus."<br />

5 T RA ..... L.1I_ . . ....<br />

Mit der zunehmenden Anwendung von radioaktiven Stoffen in Industrie und<br />

F-orschung muß den Strahlenschutzmaßnahmen erhöhte Beachtung beigemessen<br />

werden.<br />

Wir liefern tragbare, batteri ebetriebene Präzisions-Dosisleistungsmesser<br />

zur Messu ng von y-Strahlung und zum Nachweis von Cl- und ß-Strahlung.<br />

Durch ihr geringes Gewich t und die kl einen Abmessungen eignen sie sich<br />

besonders für den indivi duellen Strahlenschutz, für Spür-, Kontroll- und<br />

Oberwachungszwecke sowie für den Katastropheneinsatz. Die Geräte sind<br />

mit Tran sistoren bestückt und universel l verwendbar. Der Anschluß an<br />

äußere Stromquellen ist möglich. Ein umfangreiches Lieferprogramm<br />

an Spezialsonden, die an das Grundgerät an geschlossen werden können,<br />

erlaubt die Durchfü hrung vielfältiger Meßaufgaben ; z. 8.: Untersuchung<br />

kontaminierter Flüssigkeiten. Ober einen Spezial·Kabelverteiier ist es möglich,<br />

bis zu 10 Sonden - be·i Kabellängen bis zu 70 m - ohne Verstärker<br />

anzu schließen. Die hohe Meß-Empfindlichkeit der G eräte gestattet die Messung<br />

bzw. den Nachweis von Strahlungsintensi täten in 8 Bereichen zwischen 10 ~ tr / h und 50 r/ h. Die übersichtliche<br />

Anordnung der wenigen Bedienungselemente ermöglicht einfache -H andhabung und zuverl ässiges Ablesen der<br />

Meßergebnisse.<br />

Bitte, schreiben Sie uns! W ir senden Ihnen gern ausführliche Prospekte und Angebote.<br />

GRA E T Z R A Y TR O N IK G M B H AL T E NA (WE STF .)<br />

29


Landessl'ellen<br />

berichl'en<br />

NORDRIIEI N-WESTFALEN<br />

WlrklidtkeHsnahe Elnsahfibungen von<br />

BLS V -Selbstschutzeinheiten<br />

Auf dem ObungsgeJände der Kreisstelle<br />

Dinslaken des Bundesluftsmutzverbandes<br />

aue dem Stadtschirrhol Dinslaken ist<br />

durch die freiwillige Mithilfe aller Helfer<br />

eine im Lande NRW einmalige Obungsanlage<br />

für Rettungsaulgaben entstanden.<br />

Unter einem naturgetreuen Trümmerkegel<br />

wurde ein Röhrenfuchsbau angelegt,<br />

der das übungsmäßige Orten und Bergen<br />

von versdlUtteten Menschen ermöglidlt.<br />

Schon bald konnte die Kreisstelle aul diesem<br />

Gelände einen Wettbewerb durchführen,<br />

an dem die Selbstschutzeinheiten aus<br />

Dinslaken, Wals um, Voerdc und Hünxe<br />

teilnahmen. Die übung gliederte sich in<br />

zwei Teilaufgaben, die von allen beteiligten<br />

StaUein unter völlig gleichen Voraussetzungen<br />

und Bedingungen absolviert<br />

werden mußten: einmal Ausbildungsübungen,<br />

zum anderen Einsatzilbungen. Jede<br />

Aufgabe beanspruchte ca. 2 Stunden, so<br />

daß jede StaCCel in einem vicrstündigen<br />

Einsatz war.<br />

Die Einsatzilbung wurde in Fortführung<br />

des bereits im Herbst vergangenen Jahres<br />

veranstalteten Wettbewerbes der Kraftspritzenstattein<br />

durchgeführt. Es war die<br />

erste Veranstaltung dieser Art im Bundesgebiet<br />

überhaupt. Sie war sorgfältig<br />

geplant und in Ihrer Ausführung dem<br />

Zweck des Wettbewerbes entsprechend<br />

eine sehr gründliche Arbeit. Der Eifer<br />

und der Ernst, mit dem sich die HeUer<br />

dieser übung freiwillig unterzogen, verdient<br />

Lob und Anerkennung. Die örtliche<br />

Presse brachte auch diesmal wieder ausrührliche<br />

Bildberichte.<br />

Strahlenschut.kurse für Betriebe<br />

Wie der Bonner General-Anzeiger mitteilt,<br />

veranstaltet das auch mit Strahlenforschung<br />

beauftragte Staubforschungsinstitut<br />

des Hauptverbandes der gewerblichen Berulgenossenschaften<br />

Strahlenschutzkurs-e<br />

für die Sicherheitsbeauftragten der Betriebe.<br />

Das Institut überwacht ständig die<br />

Strahlenintensivität an Arbeitsplätzen, an<br />

denen mit radioaktiven Stoften umgegangen<br />

wird.<br />

30<br />

HESSEN<br />

I n sechs Luftscbutz-Tellabsdmltte aufgegliedert<br />

Der .. Offenbacher Post" entnehmen wir<br />

den nachstehenden Beridlt, der die gegenwärtige<br />

Selbstschutzsituation in Offenbach<br />

aufs beste wiedergibt: Das Offenbacher<br />

Stadtgebiet Ist Im Laute dor letzten<br />

Zeit in Zusammenarbeit zwischen<br />

dem Oberbürgermeister als örtlichem Luttschutzleiter<br />

und dem Bundesluttsmutzverband<br />

in sems Luftschutz-Teilabsdmitte<br />

neu gegliedert worden. Die Neueinteilung<br />

erfolgte so, daß in jedem Teilabschnitt<br />

bei Katastrophenfällen eine Ausfallstraße<br />

oder ein anderer günstiger Weg vorhanden<br />

ist, auf dem die Einwohner Ihren<br />

Stadtteil verlassen können.<br />

Teilabschnilt 1 umfaßt das Gebiet zwischen<br />

Stadtgrenze. Bahndamm und Kaiserstraße,<br />

Abschnitt 2 das Gelände zwischen<br />

Kaiserstraße, Bahnlinie und Gerberstra­<br />

Be. Hinsichtlich seiner Grundfläche 1st er<br />

verhältnismäßig klein, dafür aber dicht<br />

besiedelt. Zum Abschnitt 3 gehören Bürgel,<br />

Rumpenheim und Waldheim. Südlich<br />

der Bahnlinie reicht Abschnitt 4 von der<br />

Stadtgrenze bis zur Senefelderstraße, Abschnitt<br />

5 von der Senefelderstraße bis zur<br />

Grenzstraße, und Bieber bildet den Abschnitt<br />

6. Dieser Abschnitt reimt von der<br />

Stadt hinein bis zum Güterbahnhof.<br />

Die sedls Teilabschnitte umfassen insgesamt<br />

23 Selbstschutzbezirke, und in diesen<br />

Bezirken beginnt der Bundesluftschutzverband<br />

jetzt mit der Aufstellung von<br />

Selbstschutzzügen für jeden Bezirk. Bisher<br />

existieren 2 Züge In der vorgesehenen<br />

Stärke von 19 Mann: ein Zugführer<br />

und je eine sechsköpCige Kraftspritzenstaffel,<br />

BergungsstaCJel und Laienhelferstaffel.<br />

Die Bezeimnung "Mann" sei nicht ganz<br />

ridltig, meint Orts- und Kreisstellenleiter<br />

Anselm dazu: .,Es haben sich auch Frauen<br />

zur Verfügung gestellt. Vorerst setzen<br />

wir sie In den LaienhelIerstaffeln ein,<br />

dom werden sie In and ren Städten auch<br />

für den Brandsdlulz- und Bergungsdienst<br />

ausgebildet." Er erinnert dabei<br />

daran, daß sich vor einiger Zeit auch in<br />

OUenbadl katholisdle Ordenssdlwestern<br />

einer kompletten Luftschutz-Grundausbildung<br />

unterzogen, weil sie von der Flucht<br />

in den letzten Kriegsmonaten her den<br />

Wert der Selbsthilfe bejahten. Die Selbstschutzbezirke<br />

sind so angelegt, daß in jedem<br />

Bezirk ungefähr 5000 Menschen leben.<br />

Jeder Bezirk bekommt einen solchen Zug,<br />

dessen Ausrüstung von der Spritze bis zur<br />

Arbeitshose vom Bund erstellt wird. Er<br />

soll als "Erste Hilfe" dienen, bis die Hilfskräfte<br />

des öffentlichen Dienstes herbeigeeilt<br />

sind, wie Polizei und Feuerwehr,<br />

Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz und<br />

ähnliche Organisationen.<br />

Die Aufstellung der noch fehlenden 21<br />

Züge werde nimt auf allzu große Sdlwierigkeiten<br />

stoßen, hofft Herr Anse1m. Er<br />

sieht ein pOSitives Zeimen für die Arbeit<br />

des Selbstschutzes darin, daß sich gerade<br />

in letzter Zeit die Fälle häufen, In denen<br />

sich Offen bacher<br />

erkundigen.<br />

RHEINLAND-PFALZ<br />

nadl LuftschutzCragen<br />

Erkenntnis der Schutznotwendigkeit<br />

wächst<br />

Die Landesstelle führte In den vergangenen<br />

Wochen eine Anzahl Veranstaltungen<br />

durch, die vor allem auch durch ihre Unterschiedlichkeit<br />

bemerkenswert erscheinen.<br />

Eine Mitarbeiterehrung auf der Landesschule<br />

in Bingen, bei der sieben bewährten<br />

Dienststellenleitern im Beisein der regionalen<br />

Führungskräfte des Verbandes<br />

die Ehrennadel verliehen wurde, bot im<br />

Rahmen einer Würdigung ein Spiegelbild<br />

getreuer und vorbildlicher Alltagsarbeit<br />

durdl Jahre des Aufbaus hindurch.<br />

Landesstellenleiter von Leoprechtine<br />

spannte in seiner Ansprame den Bogen<br />

einer verdienten Würdigung von den 50<br />

unpopulären Anfangsbemühungen bis zur<br />

derzeitigen Aufklärungs-, Organisationsund<br />

Ausbildungsarbeit im Schatten einer<br />

weltweiten Krise.<br />

Aum die Feierstunde anläßlich des Wechsels<br />

1m Kreisstellenbereich von Alzey zeigte<br />

in der Anwesenheit und persönlichen<br />

Anteilnahme der behördlichen Spitzen und<br />

Fortsetzung Seite 32<br />

Veranstaltungen des Bundesamtes<br />

fUr zivilen Bevölkerung •• chut.<br />

Das Bundesamt für zivilen Bevölkerungsschutz<br />

führt in der Zeit vom 19. September<br />

bis 15. Dezember 1961 folgende Ausbildungsveranstaltungen<br />

durch:<br />

a) Planungsseminare "Baulidler Luftschutz"<br />

vom 24.-27. Oktober 1961,<br />

7.-10. November 1961,<br />

5.- 8. Dezember 1961;<br />

b) Ausbildungslehrgänge für örtliche Luft~<br />

schutzleiter und deren Vertreter aus<br />

Orten über 5000 Einwohner<br />

vom 24.- 27. Oktober 1961,<br />

7.-10. November 1961,<br />

14.-17. November 1961,<br />

28. Nov.- 1. Dezember 1961,<br />

5.- 8. Dezember 1961,<br />

12.-15. Dezember 1961.<br />

Die Einladungen zu den Veranstaltungen<br />

sind durch das Bundesamt für zj .. Uen Bevölkerungsschutz<br />

an die jeweil~ zuständigen<br />

Behörden und Verbände ergangen.<br />

Die Zeitschrift .. Zlvll.chut .... Koblen ••<br />

brachte In Ihrem September-Helt:<br />

30 Jahre im Dienste des Luftschutzes.<br />

Uebe: Verwaltung und Leitung - oder<br />

Führung des zivilen Bevölkerungsschutzes?<br />

Haase: Vorläufige, taktische Zeichen im<br />

zivilen Luftschutz.<br />

R udlotr: Strahlenschutzprobleme 1m "fa1lout"-Gebiet<br />

einer Atomexplosion.<br />

Rampe: Der Helfer der Luft - Ergebnisse<br />

der Hubsd1rauber-Tagung auch für den<br />

Lultschutz beadltenswert.<br />

Baulicher Luftschutz: Kern, Bauliche Instandsetzung<br />

von Schutz bunkern I Lultkrieg<br />

und Landesverteidigung I Aktueller<br />

Rundblick I Patentberichte I Schrifttum<br />

Z e i tsdl. r iltensdla u.<br />

Empfang ausländl.cher Gä.te<br />

In unserem Bildberidlt in ZB 8 muß es<br />

aut der Seite III in der Unterschrift zum<br />

Photo oben rechts in der dritten Zeile<br />

richtig heißen: '. Herr Oberst 1. Gst.<br />

E. Fischer, Beauftragter für Zivilschutz des<br />

Eidg. Justiz- und Polizei departements<br />

(nicht Herr Dettwiler).


-­<br />

~<br />

i§~%}<br />

Im Einsatz bewiesen :<br />

Er schafft alles • • •<br />

das sagt jeder, der ihn täglich fährt. Mahlender Sand, Staub, Geröll, Schlamm,<br />

steinige Halden, grundlose Wege und immer wieder Steigungen, Steigungen<br />

- Probleme, die Tag für Tag im Rheinischen Braunkohlenrevier zu<br />

überwinden sind. Gerade die richtige Aufgabe für den Auto Union M.<br />

Er schafft alles, was man hier von ihm verlangt. Der Beweis : mehr als<br />

40 Wagen laufen dort allein bei einem Unternehmen, zuverlässig, wirtschaftlich,<br />

unverwüstlich. Kaufen kann ihn jeder. Es lohnt sich, mehr über diesen<br />

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sowie tU r Zwecke des zivJl en Bevölkerungsschutzes


Völkerrechtlicher Schutz fUr BLSV·<br />

Helfer<br />

Seil langem bemüht sich der Präsident des<br />

Bundeslu!tschutzverbandes, Dr. Erich Waller<br />

Latz, um Anerkennung des völkerrcchtlidlen<br />

Schutzes nach Artikel 63 der<br />

IV. Gcnfer Konvention auch für die<br />

Helfer des Bundesluftschutzvcrbandes.<br />

Auf der Juristentagung des Deutschen<br />

Roten Kreuzes in überlingen hat cr diesen<br />

Wunsch erneut zum Ausdruck gebracht<br />

und den Antrag gestellt. sofort gemeinsam<br />

mit dem BLSV zu prüfen, ob<br />

und wie die Schutzbestimmungen der<br />

Genrer Konvention auf die HeUer des<br />

BLSV Anwendung finden können, sei es<br />

durch neues Recht oder durch Erweiterung<br />

der bestehenden Konvention.<br />

Dr. Latz begründete seinen Antrag damit,<br />

daß der Bundesluftschutzverband eine humanitäre<br />

Organisation Ist, die in Katastrophenzeiten<br />

im Dienste der Hilfsbedürftigen<br />

stehe.<br />

Der Generalsekretär des DRK, Dr. Schlögel,<br />

bezeichnete diesen Antr


_<br />

"Erst wenn's weh tut, denkt man an den Doktor ... "<br />

3. Folge<br />

Und wann denkt man<br />

an den Luftschutz?<br />

Man sollte annehmen, daß sich jeder dem Leben<br />

und den besonderen Problemen unserer Zeit gegenüber<br />

aufgeschlossene Mensch für den zivilen<br />

Bevölkerungsschutz, und hier vor allem für den<br />

. Selbstschutz und seine Aufgaben, interessiert.<br />

Schließlich geht es dabe,i um seine ureigensten und<br />

persönlichsten Interessen. Wie notwendig der<br />

Luftschutz/Selbstschutz einmal werden könnte,<br />

zeigen die politischen Spannungen in unserer Welt .<br />

....<br />

Roswitha Gerig, 21 Jahre, Säuglingsschwester, Horrem,<br />

Bahnhofstraße 2: Wenn ich diese Frage negativ<br />

beantwortete, hätte ich meinen Beruf verfehlt. Ich<br />

weiß zwa r nicht viel von Krieg und Luftschutz, doch<br />

meine ich, daß jeder Mensch im Ernstfalle Anspruch<br />

auf ausreichende Sicherung haben müßte.<br />

....<br />

Henri Hofman, 68 Jahre, patron d'Auto-Ecole, 11 ,<br />

Place Philippe de Gerard, Lilie (Nord), Frankreich:<br />

Defense passive - mais oui, Monsieur, natürlich<br />

kenne ich den Luftschutz. Ich war doch im vergangenen<br />

Krieg aktiv dabei und bin heute noch freiwilliger<br />

Helfer bei dieser Organisation. In meinem<br />

Beruf m ache ich die. Erfahrung, daß die hier erworbenen<br />

Kenntnisse oft dazu geeignet si nd, Mitmenschen<br />

zu helfen. Gerade wo es täglich so viele durch<br />

Verkehrsunfälle verletzte Personen gibt, wäre es<br />

über den Luftschu tz hinaus gut, wenn w enigsten<br />

s für jeden Kra ftfahrer die Pflicht bestände,<br />

d ie Grundbegriffe der Ersten H ilfe zu beherrschen .<br />

....<br />

Gertrude Daub, 70 J ahre, Pianistin, Sigmaringenl<br />

Hohenzollern, Gorheimer Straße 3: Man kann sich<br />

vor dem Zeitgeschehen nicht verstecken ... Ethik<br />

und christliche Nächstenliebe verpflichten, vorsorgend<br />

im Luftschutz eine helfende Zuflucht zu schaffen.<br />

Den Aufbau dieser Organisation bejahe ich<br />

deshalb aus vollstem Herzen.<br />

Franz Vi ts, 37 Jahre, Gärtner, Watern, Krs. Erkelenz:<br />

Jeden Tag kann ich die übungen der Düsen- ..<br />

flugzeuge beobachten. In einem Kriege verfügt auch<br />

der Gegner über solche Maschinen. Es ist sicher sehr<br />

gut, wenn man uns Zivilisten vor den Gefahren<br />

w arnt und auch etwas für unseren Schutz tut. Sollte<br />

man Verwendung für mich haben, so bin ich gerne<br />

bereit, als freiwilliger Helfer mitzumachen.<br />

Fortsetzung Seite IV


Fortsenung von Sei te 111<br />

fiErst wenn's weh tut, denkt man an den Doktor • • 11<br />

Und<br />

wann denkt man<br />

an den Luftschutz?<br />

~ Ilse Goesmann, 32 Jahre, Sekretärin, Bonn-Dottendorf,<br />

Rochusweg 32: Es ist sehr erschreckend, sidl<br />

mit diesem Problem auseinandersetzen zu müssen.<br />

Ich finde jedoch, daß es notwendig ist, sich mit Luftschutz<br />

zu befassen. Auch von KriegsCällen abgesehen,<br />

kann es sehr nützlich sein, wenn man etwas<br />

von Erster Hilfe und Brandschutz versteht.<br />

Frau Dorothea Schubert, 63 Jahre, Hausfrau, Köln, ~<br />

Hansaring 62: Was soll diese Frage, wir wollen<br />

doch keinen Krieg mehr. Ich habe im letzten Krieg<br />

Totalschaden erlitten und mußte mit meiner Familie<br />

über ein Jahr in einem Luftschutzbunker leben.<br />

Daß ich mich darin nicht wohl fühlte, brauche ich<br />

wohl nicht zu sagen, muß aber zugeben, daß ich bei<br />

Luftangriffen im Bunker doch ein sicheres Gefühl<br />

halte.<br />

~ Paul Dussussois, 56 Jahre, moniteur d'Auto-EcoJe,<br />

39, Rue St. Jean Baptiste de la Salle, Lille (Nord).<br />

Frankreich: Luftschutz? - d'accord - dcfense<br />

passive sagen wir in Frankreich dazu. Im Kriege<br />

wurde ich als Sanitäter ausgebildet. Beim defense<br />

passive bin ich heute noch als freiwilliger Helfer.<br />

Ich hatte schon oft Gelegenheit, 'reine Kenntnisse<br />

einzusetzen und anderen Menschen bei Not- und<br />

Unglücksfällen zu helfen. Der Gedanke des zivilen<br />

Schutzes ist international. Eine Zusammenarbeit<br />

zwischen den Nationen könnte für alle Beteiligten<br />

nur von Vorteil sein.<br />

Irmgard WinkIer, 21 Jahre. Hausfrau, Stein bei ~<br />

Henne!: In meiner Kindheit habe ich davon gehört<br />

und noch eine schwache Erinnerung an das Wort<br />

Luftschutz. Zwar lese ich fast jeden Tag von Soraya<br />

und Farah Dibah in der Zeitung, ich wußte aber<br />

nicht, daß es wieder einen Luftschutz gibt.<br />

Text und Fotos: Heinz Sütterlin

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