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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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stand nur das „Haus Gottes“, die Maria Himmelfahrtskirche. Insgesamt gehörten die<br />

religiösen Bauten an der Elbe und der angrenzende Naturpark Bethlehem mit seinen<br />

Eremitagen und eindrucksvollen überlebensgroßen Skulpturen zum<br />

„Erziehungsprogramm“ des Grafen für seine Kurgäste und Untertanen. 393<br />

Die von Alliprandi errichtete Dreifaltigkeitskirche in Kuks, „die in ihrer<br />

architektonischen Komposition, der Ausgewogenheit aller Elemente sowie in ihrer<br />

wirkungsvollen Monumentalität mit Recht zu den bedeutendsten Baudenkmälern des<br />

Hochbarock gezählt wird“ 394 , diente zugleich im Untergeschoß als Familiengruft, wo<br />

der Vater Johann von Sporck, der aus Flandern mitgebrachte Schädel der Mutter, die<br />

früh verstorbene Tochter und begabte Mitarbeiterin Eleonora und die langjährige<br />

Ehefrau Apollinia noch zu Lebzeiten des Erbauers beigesetzt wurden. Diese gräfliche<br />

Gruft bildet das eigentliche Herz der gesamten Anlage. Sie war durch die Blickachse<br />

mit dem Sporckschen Schlösschen verbunden, wobei der Blick vom Schlafzimmer<br />

auf das Ewige Licht in der Kirche als symbolhaft für die Memento mori-Gedanken<br />

des Grafen gesehen werden muss. Auf diese mit zunehmendem Alter und<br />

schwierigen Lebensumständen 395 auftretenden Todesgedanken weisen die<br />

zahlreichen Schädel-Darstellungen im Umfeld Sporcks hin, so u.a. der Leuchter in<br />

Gestalt von Schädeln mit Stundenglas auf dem Altar in der Krypta in Kuks. Für<br />

diesen Altar schuf Matthias Braun für die Gemahlin, Franziska Apollinia Sporck,<br />

1726 ein Holzkruzifix „mit ungewöhnlich zarter Modellierung, mit der er die Leiden<br />

Christi ausdrückt“ 396 .<br />

Sporck hatte in Kutná Hora eine vorzügliche humanistische Ausbildung erhalten und<br />

blieb - trotz seiner späteren ernsthaften Konflikte mit seinen konservativen<br />

393<br />

394<br />

395<br />

396<br />

„Sporcks philosophical views resembled those of the French sceptics and, in less defined<br />

way, the Jansenists, but they were at variance with the strict Counter Reformation and were<br />

consequently attacked by both the Church and the government.“ (Ivo Kořán: „Kuks‟,<br />

Dictionary of Art, Bd. 18, S. 504-506.)<br />

Josef Prošek: Kuks, Praha 1977, S. 108.<br />

Sporck war zwar bei den Jesuiten in die Schule gegangen, aber möglicherweise kam er dort<br />

schon durch seinen Korepetitor, den irischen Franziskaner Francis O‟Devlin, mit dem Gedankengut<br />

des Jansenismus in Berührung, der Nächstenliebe und ein zeitweiliges Einsiedlerleben<br />

nach der Gnadenlehre des Hl. Augustinus predigte. Diese offene Anhängerschaft und<br />

zahlreiche in der eigenen Druckerei hergestellte religiöse Streitschriften führten zu heftigen<br />

Konflikten mit dem Abt des angrenzenden Jesuitenklosters Žireč (Schurz), die zur<br />

zeitweiligen Festnahme Sporcks und zur Plünderung seiner Bibliothek führten. In seinem<br />

letzten Lebensjahrzehnt kam es zur Aussöhnung mit den jesuitischen Nachbarn und zur<br />

offiziellen Rehabilitierung durch den Papst.<br />

Jaromir Neumann: Das böhmische Barock, Prag 1970, S. 183.<br />

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