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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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in Gaillon ebenfalls dicht nebeneinander und waren zusätzlich durch einen Kanal<br />

verbunden. Auch dort hatte die Eremitage ihre eigenständige deutlich<br />

hervorgehobene Position innerhalb der zum Vergnügen angelegten Gartenanlage.<br />

Die Eremitage in Cetinale bei Siena, dem privaten Rückzugsort der Familie Chigi,<br />

ist, wie dargelegt, ebenfalls hoch oben am Berg als Endpunkt einer Blickachse zum<br />

Schloss der imposante Abschluss in der Gesamtkonzeption. Diese Eremitage wurde<br />

im Jahre 1710, d.h. rund dreißig Jahre nach Salzdahlum, sicherlich ohne Kenntnis der<br />

Salzdahlumer Eremitage, errichtet. Die Parkanlage von Salzdahlum kann in ihrer<br />

Gesamtheit nicht als Eremitage bezeichnet werden, aber die Einbindung des als<br />

„Eremitage“ bezeichneten Bauwerks in die Gesamtkonzeption des Lustgartens weist<br />

der Eremitage eine zentrale kompositorische Funktion zu.<br />

Zusammenfassend kann man feststellen, dass dieser ungewöhnlich begabte Fürst alle<br />

Eindrücke, die er auf seiner Kavalierstour in der Mitte des 17. Jahrhunderts in<br />

mehreren Ländern gewonnen hatte, unter Benutzung der Vorbilder 570 in Salzdahlum<br />

zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk verknüpfte. Die Tragik dieses Fürsten war,<br />

dass seine hochfliegenden Pläne und künstlerischen Ideen an der Eingeschränktheit<br />

seines Herzogtums und dessen finanzieller Mittel ihre Grenzen fanden. Mit der<br />

Errichtung von mehreren Bauteilen und Bauten - Treppenanlage mit Grotten,<br />

Einrichtung eines Bades, historisierende Parkbauten, Pagodenturm, eigenständige<br />

Gebäude für Bibliothek, Gemäldegalerie und Opernhaus - war Herzog Anton Ulrich<br />

bahnbrechend in Deutschland. Die Gestaltung der Eremitage als Blickachse und<br />

Eckpunkt der Gartenanlage, in historisierend-ruinösem Gebäude mit einer hölzernen<br />

Eremitengestalt wurde erst Jahrzehnte später von anderen Fürsten für ihre<br />

Gartenanlagen übernommen. Die Eremitage von Salzdahlum gehörte typologisch<br />

gesehen zu den Gartenarchitekturen, die innerhalb eines Lustgartens eine Mischform<br />

aus höfischer Eremitage mit religiösen Attributen darstellte. Durch ihre<br />

architektonische Gestaltung und vor allem ihre symmetrische Eingliederung als<br />

Endpunkt einer Blickachse in die Gesamtkomposition der Schloss- und Gartenanlage<br />

gewinnt diese Eremitage eine für Deutschland einmalige Bedeutung.<br />

570<br />

Hansmann nennt dies pejorativ einen „eklektizistischen Geschmack“ Anton Ulrichs, der sich<br />

auch in seinen „dilettantischen“ Theaterdichtungen wiederfinde.<br />

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