27.12.2013 Aufrufe

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das Schloss Lustheim war die erste Pavillonanlage, die der junge Kurfürst Max<br />

Emanuel (1662-1726) 672 aus Anlass seiner Hochzeit mit der Wiener Kaisertochter<br />

Maria Antonia in Schleißheim 673 errichten ließ. Er wollte ein standesgemäßes Lustund<br />

Jagdschloss seiner jungen Gemahlin und ihren Eltern präsentieren. Der<br />

Hofarchitekt seiner Eltern Henrico (Enrico) Zuccalli 674 wurde 1684 mit dem raschen<br />

Baubeginn beauftragt. Eine große Gartenanlage sollte die bisherige Lindenallee<br />

ergänzen. „1690 mussten etliche tausend junge Hagebuchen, sowie 200 junge Eiben,<br />

40 Eschen und 20 Ahornbäume zur Anpflanzung bereitgestellt werden.“ 675 Der lang<br />

gestreckte Gartenbezirk wird hier schon durch die noch heute bestehenden<br />

Seitenkanäle und den Kanalbogen begrenzt (Abb. 127). 676<br />

Beim Entwurf des Schlosses ließ sich Zuccalli von den Bauten Norditaliens in der<br />

Tradition der Gartencasinos (z.B. Villa Rospigliosi) anregen. Sabine Heym allerdings<br />

nennt Lustheim das wohl selbständigste Werk Zuccallis ohne direktes Vorbild, das<br />

alle typischen Elemente und Prinzipien seiner Architekturauffassung demonstriere. 677<br />

Lustheim entstand zeitgleich mit Marly. Der italienische Baumeister und sein junger<br />

Bauherr kannten zu diesem Zeitpunkt ganz sicher die französische Modellanlage<br />

nicht aus persönlichem Augenschein. Zentralbauten mit seitlichen Pavillons waren<br />

aber für das absolutistische Denken eines Max Emanuel, der eben seine großen<br />

Erfolge als Türkenbezwinger feierte und mit der Wahl seiner Gemahlin sein<br />

Großmachtstreben demonstrierte, eine absolut angemessene Darstellungsform. So ist<br />

mit Lustheim eine Parallelentwicklung zu Marly entstanden, die auch die gleiche<br />

Funktion aufweist, nämlich Rückzug aus der Residenz in ein Lust- und Jagdschloss,<br />

in intimem Rahmen, am Ende des Parks und in ausgewählter Gesellschaft bei<br />

gleichzeitiger Ausrichtung auf den Herrscher im Zentrum der Anlage.<br />

672<br />

673<br />

674<br />

675<br />

676<br />

677<br />

Max Emanuel kämpfte zu der Zeit vorwiegend als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armeen<br />

in Ungarn gegen die Türken. Dennoch war Schloss Lustheim und die Parkanlage so weit<br />

fertig gestellt, dass Max Emanuel seine Schwiegereltern Kaiser Leopold I. mit Gemahlin und<br />

Hofstaat 1690 empfangen konnte.<br />

Siehe Kapitel 6.1.3.2. Schleißheim als Eremitage für Herzog Wilhelm V. von Bayern,<br />

Urgroßvater von Max Emanuel.<br />

Der aus Graubünden stammende Enrico Zuccalli (1642-1724) gilt als Verteter des<br />

italienischen Barock und des Münchner Hochbarock. Er wurde 1673 bayerischer<br />

Hofbaumeister als Nachfolger von Agostino Barelli.<br />

Elmar D. Schmid: Schloß Schleißheim. Die barocke Residenz mit Altem Schloß und Schloß<br />

Lustheim, München 1980, S. 125.<br />

Schmid, 1980, S. 124.<br />

Sabine Heym: Henrico Zuccali, 1642-1724 Kurbayerischer Hofbaumeister, München 1984,<br />

S. 50.<br />

206

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!