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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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alsdannigen welldtgusto nach machen, wie sie wollen.“ 695 Pommersfelden ist bis<br />

heute in Familienbesitz, aber der „welldtgusto“ machte aus der barocken<br />

Gartenanlage im frühen 19. Jahrhundert einen englischen Landschaftsgarten.<br />

Favorite war die berühmteste der vier Schloss- und Gartenanlagen, die Lothar Franz<br />

von Schönborn in einem Zeitraum von 52 Jahren schuf. 696 Schon die „göttliche<br />

Lage“ 697 , südlich der Stadt Mainz am linken Rheinufer gegenüber der Mainmündung<br />

mit Blick auf den Taunus, wird in allen Berichten gepriesen. „Es handelte sich um<br />

die größte fürstliche Eremitage Deutschlands, die flussaufwärts vor den Bastionen<br />

der Stadt das Rheinufer einer weitläufigen Terrassierung unterworfen hatte und dazu<br />

bestimmt war, für die zurückgebliebene Enge des Mainzer Stadtschlosses einen<br />

sommerlichen Ersatz zu bieten. Die Verteilung der Baulichkeiten ist ohne Marly<br />

nicht denkbar, obwohl die Einzelheiten von dem dreißig Jahre älteren Urbild<br />

erheblich abweichen.“ 698 Franz Hallbaum gibt damit eine exakte und prägnante<br />

Definition für „fürstliche (höfische) Eremitagen“, nämlich „sommerlicher Ersatz“ für<br />

das enge Stadtschloss nach dem „Urbild von Marly“. Da die Geländeverhältnisse<br />

nach Größe und geologischer Beschaffenheit jedoch – im Gegensatz zu Marly - eine<br />

streng symmetrische Anordnung entlang einer Hauptachse erschwerten, „entstand<br />

eine der originellsten Gartenschöpfungen, die es in der deutschen Gartenkunst des<br />

Barock gab und deren Ruhm zu Recht bestand“ 699 . Diese fürstliche Eremitage<br />

erstrahlte noch 1792 in höchstem Glanz 700 , kurz bevor sie wenige Wochen später<br />

695<br />

Dito.<br />

696<br />

Siehe Kapitel 6.2.2.: Gaibach, Seehof, Pommersfelden in „Eremitage als ‚retraite‟ und als<br />

‚maison de plaisance‟“.<br />

697<br />

Philipp Wilhelm Gercken: Reisen durch Schwaben, Baiern, die Rheinische Provinzen in den<br />

Jahren 1779-85. 3. Theil: Von verschiedenen Ländern am Rhein, Stendal 1786, S. 74f, zit. n.<br />

Wenzel 1970, S. 98.<br />

698<br />

Franz Hallbaum: Der Landschaftsgarten. Sein Entstehen und seine Einführung in<br />

Deutschland durch Friedrich Ludwig von Sckell, 1750-1823, München 1927, S. 165.<br />

699<br />

Wenzel, 1970, S. 129.<br />

700<br />

In der Favorite fanden 1787 ein grandioses Sommerfest mit Feuerwerk auf dem Rhein zu<br />

Ehren des Karl von Dalberg, des späteren Fürstprimas, und in den Jahren 1791/92 die großen<br />

Empfänge für 6000 hochadelige französische Emigranten statt. Im Juli 1792 trafen sich in<br />

Mainz die regierenden Fürsten Deutschlands zu einem Fürstenkongress wegen des Krieges<br />

mit Frankreich. Besonders die eindeutig antirevolutionären Stellungnahmen, aber auch die<br />

starken Mainzer Befestigungen waren die Ursache für die vollständige Ausradierung dieser in<br />

Deutschland einzigartigen Anlage. 1819-20 legte die Stadt Mainz auf dem Terrain der<br />

ehemaligen Favorite den heutigen Stadtpark an. Aus der großen Anzahl der Skulpturen haben<br />

sich nur zwei Statuen, eine Herkules Statue und die Statue eines Flußgottes erhalten, die man<br />

1862 bei einem Bahndurchbruch fand. Sie stehen heute wieder an ihrem alten Platz auf den<br />

Ruinen der Favorite im Mainzer Stadtpark.<br />

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