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6.1.3.2. Kapelle<br />

Herzog Wilhelm V. von Bayern übergab 1597 im Alter von 49 Jahren die<br />

Regierung an seinen Sohn, den späteren Kurfürst Maximilian I. und zog sich auf sein<br />

bescheidenes Landschloss Schleißheim zurück. Die Kapellen der umliegenden<br />

Dörfer bezog er in sein neues Refugium mit ein und besuchte sie zum täglichen<br />

Gebet. Sein Urenkel Max Emanuel ließ mit Ausnahme der Renatuskapelle, alle diese<br />

Kapellen beim Bau vom neuen Schloss Lustheim und der Anlage des Schleißheimer<br />

Schlossgartens abreißen. Der Augsburger Kunsthändler Philipp Hainhofer schilderte<br />

1606 in seinen Reiseberichten seine Eindrücke von den einzelnen Schleißheimer<br />

Kapellen: „Schleißhaim ist auch eine schweig, hat in circuitu fast ain drei meil wegs<br />

und 9 capellen 754 nach der art der 9 Kirchen zu Rom, jede wenigst ain bar gut<br />

büxenschuß weit von der anderen, alle in holz.“ 755 Sie sind teilweise aus den<br />

aufgekauften Schwaigen (Bauernhöfe) übernommen, so St. Georgen, „unser lieben<br />

Frawen capell“, St. Corbinianus, „dem gewesten bischoffen und patrono des stifts<br />

Freysing“, St Margaretha, St Franciscus, St Ignatii, St Nicolaus, St Jacobs „mit unser<br />

herr Gott in Gestalt aines Gärtners in Garten wie er Maria Magdalena erscheinet“. In<br />

einzelnen Kapellen wurden Kartäuser, Kapuziner und Jesuiten untergebracht, die<br />

regelmäßig Messe lasen. In anderen Kapellen dagegen wurden Automaten aufgestellt<br />

oder wurden durch Wasserkraft Laute erzeugt: „(…) auf der rechten seiten im<br />

winckel komt St Franciscus in seinem habit, rund gemacht nach dem leben, streckt<br />

754<br />

755<br />

Über die Zahl der Kapellen gibt es unterschiedliche Angaben.<br />

Hainhofer, zit. n. Anne Langenkamp: Philipp Hainhofers Münchner Reisebeschreibungen.<br />

Eine kritische Ausgabe, Berlin 1990, S. 2. Diese Reisebeschreibungen wurden von<br />

Christian Häutle 1881 in: Zeitschr. des histor. Vereins für Schwaben und Neuenburg<br />

herausgegeben. Langenkamp übernimmt die Häutle‟sche Ausgabe. Philipp Hainhofer (1587-<br />

1647), kenntnisreicher Berater und Makler vieler Fürsten, dessen eigene Kunstkammer u.a.<br />

von Persönlichkeiten wie Lorenzo di Medici, König Gustav Adolf von Schweden, König<br />

Christian IV. von Dänemark besucht wurde, unterhielt langjährige (1611-1636) geschäftliche<br />

und persönliche Beziehungen zu der Augsburger Familie Fugger, zu Herzog Philipp II. von<br />

Pommern-Stettin, zu Herzog August d. Ä. von Braunschweig-Lüneburg und insbesonders zu<br />

Herzog Wilhelm V. von Bayern. Der gesamte schriftliche Nachlass Philipp Hainhofers<br />

gelangte nach seinem Tode in die Herzog-August Bibliothek in Wolfenbüttel und wurde im<br />

19. und 20. Jahrhundert von verschiedenen Herausgebern publiziert. Dabei wurde der Wert<br />

seiner Aufzeichnungen als Quelle für die politischen Ereignisse, die Kulturgeschichte und die<br />

Kunsttätigkeit im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges von allen Herausgebern<br />

betont. (Langenkamp, 1990, S. 189.)<br />

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