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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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der Mitte stand ein Steintisch. Darüber war ein Teezimmer eingerichtet. Darin ist<br />

wohl die in den Archivalien mehrfach erwähnte ‚Ärmitasch‟ (Eremitage) zu<br />

suchen.“ 828 Die Platzierung des Pavillons am äußersten Ende des Baumgartens<br />

unterstreicht das „Ärmitasch“-hafte des Gartengebäudes. Diese Gartenpavillons sind<br />

sicherlich keine religiösen Orte der Einkehr, sondern Orte des privaten Rückzugs im<br />

Sinne von höfischen Eremitagen. Ihre Erbauer suchten an heißen Tagen die Kühle<br />

der Grotten, zum „Teetrinken mit Freunden“ und zu Gesprächen unter Ihresgleichen.<br />

Tierhäuser und Tiergehege gehörten seit dem 16. Jahrhundert zu Landschlössern.<br />

Diese Tradition reicht bis in die Antike zurück und wurde seit dem Vorbild der<br />

„Menagerie“ Ludwigs XIV. in Versailles am Ende des 17. Jahrhunderts (Abb. 152)<br />

zu einem häufigen Prestigeobjekt. In vielen Fällen waren diese „Tiergärten“ bereits<br />

vor den Landschlössern vorhanden und gaben häufig den Anlass für den weiteren<br />

Ausbau zu einer herrschaftlichen Sommerresidenz. 829 Hier in Weikersheim ist<br />

bemerkenswert, dass „Vogelhaus“ und „Ärmitasch“ nicht nur diesselbe Bauform<br />

haben, sondern auch in symmetrischer Anordnung die Orangerie einrahmen. In<br />

kleinerer und bescheidener Ausführung wiederholt sich in Weikersheim das System<br />

von Salzdahlum, bei dem die Eremitage ein konstitutives Element der Gartenplanung<br />

darstellt. In Weikersheim stellt, vergleichbar zu Gaibach, die Orangerie das<br />

eindeutige Pendant zum Schlossgebäude dar. Möglicherweise wollte der Erbauer die<br />

Bedeutung und das optische Gleichgewicht noch erhöhen, indem er der Orangerie<br />

zwei Pavillons auf gleicher Höhe an die Seite stelle.<br />

August Christoph Graf von Wackerbarth (1662-1734) galt als der einflussreichste<br />

Minister unter August dem Starken, „in allen Kunstangelegenheiten gar als die<br />

entscheidende Person“ nach dem König, „als der Regisseur im gewaltigen Dresdner<br />

Schauspiel der Architektur“. 830 Im Gegensatz zu der zehn Jahre vorher phantasievoll<br />

und weiträumig gestalteten Landschaftsplanung im Gartenreich von Großsedlitz<br />

828<br />

829<br />

830<br />

Staatsanzeiger Verlag (Hg.): Schloss Weikersheim in Renaissance und Barock, Stuttgart<br />

2006, S. 34.<br />

Siehe Altes Schloss in Bayreuth, Schloss Favorite in Rastatt, Gartenanlage in Oranienburg<br />

und viele andere.<br />

Lothar Kempe: Schlösser und Gärten um Dresden, Leipzig 1992, S. 140.<br />

Wackerbarth war als Page an den Hof von Kurfürst Johann Georg III. gekommen und unter<br />

dessen Sohn zu höchsten militärischen und staatlichen Würden aufgestiegen.<br />

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