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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Zunächst beschrieb Hainhofer den im Zentrum Münchens gelegenen „newe baw“ 1082<br />

mit einer Grottenanlage 1083 und der östlich des Residenzgartens 1561-1588 von<br />

Friedrich Sustris im Auftrag Wilhelms V. angelegten Grotte „auff der anderen seyten<br />

dises Gangs stehende Einöde, so wegen der hohen Tannen, Kastanien und andern<br />

Bäumen, dann von Grottenwerck gemachten clausen also den Namen führet“ 1084 .<br />

Laut Hainhofer war der „newe baw“ durch fünf Verbindungsgänge mit sakralen und<br />

profanen Gebäuden der Stadt verbunden: mit dem Jesuitenkolleg, mit einem<br />

Kapuzinerkloster, mit dem 1589 gestifteten Pilgerhaus und Spital, mit dem Haus des<br />

Dr. Jakob Burckard und mit der Residenz seines Sohnes Herzog Maximilian I. 1085<br />

Aufgrund der geistlichen Kleidung des Herzogs, der kargen Einrichtung seiner<br />

Wohnräume und dieser direkten Verbindung zu verschiedenen Klöstern der Stadt<br />

wurde Wilhelm V. durch Hainhofer „als Person von christlich-asketischer<br />

Gesinnung“ 1086 charakterisiert. Hainhofers Text ist „bis heute die einzig bekannte<br />

detaillierte Beschreibung dieser Eremitage“ 1087 . Interessant ist dabei die doppelte<br />

Aussage, bei der der Herzog selbst als Jesuiten-Mönch und als Klausner auftritt:<br />

„Ihre D herzog Wilhelm, welcher gaistlichait halber sich vom regiment gethon und<br />

ein jesuiter worden, jenen geistlich geklaidet wie ain canonicus nur in tuch und<br />

grogan, ihre diener alle schwarz in wullinen röckhen.“ 1088 Es wird aber auch<br />

berichtet, dass er schon zu diesem frühen Zeitpunkt in Nachahmung italienischer<br />

Gärten in seiner Eremitage Automaten aufgestellt und in der äußeren Gestaltung<br />

einer echten Eremitenbehausung nachempfunden hat. Durch die ständige<br />

Anwesenheit der Kartäuser-Mönche und die häufigen Aufenthalte des Herzogs im<br />

Mönchsgewand muss diese „clause“ auch als wirklicher religiöser Rückzugsort, als<br />

religiöse Eremitage in höfischer Umgebung bezeichnet werden. Herzog Wilhelm<br />

hatte also sogar inmitten der Stadtmauern ein Refugium mit religiös-einsiedlerischem<br />

Charakter geschaffen. Durch die Besetzung der Zellen mit Kartäusern wurde noch<br />

1082<br />

1083<br />

1084<br />

1085<br />

1086<br />

1087<br />

1088<br />

Hainhofer bezeichnet die Residenz von Wilhelm V. als „newe baw“ und die Residenz des<br />

regierenden Sohnes Maximilian I. als „newe vöste“.<br />

Dazu ist ein Kupferstich von Matthias Diesel aus dem Jahre 1722 erhalten. 1729 Brand der<br />

Residenz, danach Umgestaltung durch François Cuvilliés.<br />

Michael Wening, zit. n. Stetter, 1974, S. 11.<br />

„Sie haben wider ainen gang zum doctor Burckhart, haben auch ainen verborgenen gang biß<br />

in die newe vöste zu ihrem sohn, dem regierenden herrn, welches wol ain weiter weg; ist<br />

alles inwendig der Stadtmauer gerichtet.“ (Langenkamp, 1990, S. 144.)<br />

Langenkamp, 1990, S. 16<br />

Langenkamp, 1990, S. 18.<br />

Langenkamp, 1990, S. 144.<br />

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