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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Der wichtigste deutsche Theoretiker der neuen Gartenkunst war der Kieler Professor<br />

Christian Cayus Laurenz Hirschfeld. In seiner fünfbändigen „Theorie der<br />

Gartenkunst“ (1779-1785) spricht er von der „erhabenen, der romantischen, der<br />

angenehmen und der sanftmelancholischen Gartenpartie“. Er sah für seine Zeit die<br />

Aufgaben einer Eremitage folgendermaßen: „Sie sind nicht sowohl zur Bewohnung<br />

als vielmehr zum kurzen Genuss der Ruhe und der Einsamkeit und zur Verstärkung<br />

der Eindrücke bestimmt, die stille und melancholische Reviere machen sollen (…).<br />

Eine Einsiedeley lässt uns nicht allein die Wirkungen des melancholischen Reviers,<br />

worinn (sic) sie liegt, besser empfinden, sondern unterhält uns zugleich mit der<br />

Erinnerung jener Zeiten, wo die fromme Einfalt die Welt verließ, um den Himmel in<br />

der Wüste zu finden.“ 81 Bei Hirschfeld waren die Eremitagen folglich nur „zum<br />

kurzen Genuss der Ruhe und Einsamkeit“ bestimmt; der Akzent lag bei ihm ganz auf<br />

dem sentimentalen Staffagecharakter, bei dem die „fromme Einfalt“ der ersten<br />

Eremiten nur als Erinnerung an vergangene, weit zurückliegende Zeiten anklingt. Die<br />

Eremitagen gehörten in der vorromantischen-sentimentalen Stilphase neben<br />

künstlichen Grotten und Ruinen, neben Wasserfällen, römischen Tempeln,<br />

maurischen Höfen, chinesischen Pagoden und Almhütten zu den am häufigsten<br />

verwendeten Staffagen der neu entstehenden Landschaftsgärten. Sie waren nur<br />

romantische Attribute und Versatzstücke und im Vergleich zur Zeit des Barock und<br />

Rokoko weit weniger prächtig ausgestaltet; sie waren oft „nachlässig und<br />

bescheyden, in stiller Einfalt, ohne Lebhaftigkeit und ohne auffallende Schönheit.“ 82<br />

Schmuckeremiten (Ziereremiten) und professionelle Einsiedler wurden für eine<br />

bestimmte Dauer angeheuert 83 oder durch verkleidete Eremiten-Puppen ersetzt. Sie<br />

sollten für die gelangweilte adelige Gesellschaft religiöse Meditation simulieren.<br />

81<br />

82<br />

83<br />

Hirschfeld, Bd. 3, S. 96.<br />

Hirschfeld, Bd. 3, S. 103.<br />

„Hermits were obtained by advertisements, and it never seems to have been difficult to get<br />

one; indeed one young man, Mr Laurence from Plymouth, did not merely answer<br />

advertisements but he himself advertised in 1810 that he wished to retire as a hermit. (…)<br />

One advertisement demanded a hermit who would live underground invisible, silent,<br />

unshaven and unclipped for seven years, in a comfortable room with books, an organ and<br />

delicious food. The reward was to be a pension for life of 50 pounds a year. (…) But we must<br />

commend the gentleman said to have used a clockwork hermit and also Sir Richard Hill, who<br />

built at Hawkstone a very dimly-lit hermitage and solved all employment problems by having<br />

his hermit stuffed”. (Jones, 1974, S. 184.)<br />

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