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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Am First war ein Kreuz angebracht. Im Inneren gab es zwei kleine Räume. In dem<br />

größeren der zwei Räume standen ein Stuhl und ein Tisch, auf dem ein Totenschädel<br />

sowie ein Kruzifix lagen. In diesem Raum „wohnte“ ein bärtiger Einsiedler, der sich<br />

von seiner Holzpritsche aufrichtete, wenn man den bis in die dreißiger Jahre des 20.<br />

Jahrhunderts funktionierenden Mechanismus berührte. Auf seinen Knien befand sich<br />

eine aufgeschlagene Bibel. Unmittelbar vorm Eingang der Einsiedelei lag ein<br />

Labyrinth, dessen Art und Umfang nicht mehr bekannt sind. 1545 Wie schon<br />

beschrieben, gab es– und gibt es wieder - in der Wilhelmsbader Eremitage von Carls<br />

Bruder Wilhelm, sowie in Arlesheim ebenfalls eine solch hölzerne Figur.<br />

Von der Eremitage gelangte der Spaziergänger durch eine liebliche Landschaft zu<br />

einem im Blockhausstil gebauten und von Tannen umstandenen „Nordischen Haus“.<br />

Der gewollte Kontrast zwischen idyllischer Landschaft und grober Architektur<br />

gehörte zur Inszenierung von Stimmungen, die noch durch eine künstliche Kaskade<br />

verstärkt wurden. Man nimmt an, dass bei der Kaskade noch eine Grotte und<br />

Pyramide geplant waren, die aber nie ausgeführt wurden. Das Nordische Haus in<br />

seiner düster schaurigen Umgebung wurde häufig für freimaureriche<br />

Zusammenkünfte genutzt. Am Ende des Spazierweges gelangte der Besucher zum<br />

Louisenplatz mit der Louisensäule. Die sechs Meter hohe Sandsteinsäule mit der<br />

Aufschrift „Lovisen“ 1546 ähnelt mit ihrem aus Marmor gefertigten korinthischen<br />

Kapitell und einem fünfzackigen Stern in auffallender Weise der Pompejussäule in<br />

Alexandrien. 1755 war das Werk des Offiziers Frederick Ludwig Norden „Voyage<br />

d‟Egypte et de Nubie“ in Kopenhagen erschienen, und das ohnehin vorhandene<br />

große Interesse des Landgrafen für die ägyptische Kultur in Verbindung mit seinen<br />

freimauerischen Neigungen lassen eine solche Analogie als naheliegend erscheinen.<br />

Das spektakulärste Bauwerk des Louisenlunder Parks war der heute nur noch in<br />

wenigen Mauerresten identifizierbare, 1780 errichtete sogenannte Freimaurerturm.<br />

Unter dem Haupteingang befanden sich unterirdische Räume, die durch den<br />

gemauerten Alchemistenofen erwärmt wurden. Solche Experimentierkeller im späten<br />

18. Jahrhundert gerieten oft gerade durch das Logengeheimnis in den Bereich des<br />

Okkultismus. Durch ältere Ansichten, Photographien und zahlreiche<br />

Augenzeugenberichte ist die Gestaltung des Turmes recht genau überliefert.<br />

1545<br />

1546<br />

Gerckens, 1985, S. 140.<br />

Skandinavische Bezeichnung für Luise.<br />

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