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PDF 24.208kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Verschwiegenheit“, führte. 1560 Während in Ermenonville und anderen<br />

Landschaftsgärten wie z. B. Schönbusch nur ein Philosophenhaus gebaut wurde,<br />

entstand auf der späteren „Wilhelmshöhe“ im Überbietungsgestus eine ganze Serie<br />

davon. Von allen philosophischen Refugien in der Waldeinsamkeit des<br />

Philosophentals können heute noch die Eremitage des Sokrates, das Grabmal des<br />

Vergil (Abb. 204) und die ägyptische Pyramide von den Besuchern als<br />

abwechslungsreiche Staffagen bestaunt werden. Die Eremitage des Sokrates ist ein<br />

borkenverkleideter, einfacher Holzbau mit einem offenen, überdachten Vorraum.<br />

Dieser Vorraum wird von einem Dreiecksgiebel, in den eine runde, aus groben<br />

Steinen gerahmte Fensteröffnung eingelassen ist, geschmückt. Hier soll ursprünglich<br />

die Figur des lesenden Sokrates aufgestellt gewesen sein. 1561 Auch zu dieser Szenerie<br />

gibt Hirschfeld einen Kommentar: „Indem man hier von einer Wohnung zur andern<br />

(…) fortgeht und bey dem Eröffnen der Thüre bald diesen, bald jenen griechischen<br />

Weisen in Lebensgröße natürlich abgebildet, und nach dem Kostüm bekleidet, sitzen<br />

sieht, in einer Beschäftigung, die ihn charakterisiert. Plato unterrichtet seine Schüler;<br />

Sokrates liest im Gefängnis; (…) jeder hat sein besonderes Haus, und selbst<br />

Diogenes seine Tonne.“ 1562 Maier-Solgk sieht – wie schon Hirschfeld - in diesen<br />

Staffagen das Anliegen der damaligen Fürsten, ihre Hofangestellten und das<br />

jeweilige Besuchs-Publikum mit lehrreichen Darstellungen zu unterhalten und geistig<br />

zu fördern. „Nichts kann den lehrhaft-sentimentalen Impetus solcher Architektur<br />

mehr verdeutlichen als Hirschfelds Vorschlag, in den von entsprechend<br />

stimmungsvoller Bepflanzung umgebenen Einsiedlerhütten auch die Schriften der<br />

Philosophen auslegen zu lassen, um derart ‚mehr Veranlassung zur Unterhaltung des<br />

Geistes‟ zu geben.“ 1563 Dazu gehörte auch der Gedanke der Toleranz, wie er<br />

besonders von Leibnitz und Lessing, die beide an fürstlichen Höfen verkehrten,<br />

vertreten wurde. „Eine Moschee, eine Pagode und eine Eremitage stehen einträchtig<br />

nebeneinander für die großen Weltreligionen (Islam, Buddhismus und<br />

1560<br />

1561<br />

1562<br />

1563<br />

Stobbe, 2009, S. 48. Ein solch geheimnisvoller Raum war prädestiniert für freimauerische<br />

Versammlungen und Geheimtreffen.<br />

Die ursprüngliche Holzhütte aus der Zeit Friedrichs II. wurde nach 1945 durch die jetzige<br />

„Eremitage“ ersetzt.<br />

Hirschfeld, Theorie der Gartenkunst, Bd. 5, S. 235f, zit. n. Maier-Solgk / Greuter, 1997,<br />

S. 93.<br />

Maier-Solgk / Greuter, 1997, S. 93.<br />

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