06. Text Band 4 - Teil 5 - DigiBern
06. Text Band 4 - Teil 5 - DigiBern
06. Text Band 4 - Teil 5 - DigiBern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
428 1521<br />
Wie ein zal redlicher Eidgnossen, ins babsts dienst beharret,<br />
den Fagentzeren einen mortlicheu scharmuz<br />
und dem herzogen von Ferrer ein gefaiiiehe schlacht<br />
augewonnen hond.<br />
5 Als nun der abzug ist beschehen, hat der legat Putius angenommen<br />
etlich fri hoptluet, von Zuerich Ruodolf Zieglern, von<br />
Bern her Rudolf Hetzein, von Lucern Bastian Huotmachern, und<br />
von Underwalden Jos Küstern — deren obrister hoptman nach<br />
Hetzeis abzug Hans Kaltschmidle von Keiserstuo], von Hb klein,<br />
io aber von rat und tat gross — mit 1500 knechten, die sich ergaben,<br />
dem babst zedienen wider menglich, on wider irer Eidgnossen<br />
ussge[1193]zogne luet und zeichen. Und wie nun dis<br />
Eidgnossen verordnet waren zuo huot und | schirm des lands und (49)<br />
der staeten in Romania, zuo Fagenza in den pallast und die kloester<br />
i5 losiert, da niena geliger, erhuob sich da uf S. Johans des<br />
Toeufers tag *) ein mortliche ufruor, uss der ursach, dass der hoptman<br />
Hetzet rar einen rat gieng, trutzend und troewend, herberg<br />
bi den burgern zehaben. Do fuorend die rät und burger zuo, gabend<br />
guote wort, fuersehung zetuon, und beruften schnei und stil ir lantw<br />
und Waelsch kriegsvolk, ein gwaltige zal in ir stat zekommen,<br />
als den Eidgnossen zuständig, mit heimlichen bescheid, an der<br />
nacht, wenn die Tuetschen vol und on sorg waerid, si gaechlingen<br />
ze ubervallen und al zewuergen, und damit si dest minder zuo<br />
samen kommen moechtid, die gassen mit karren und waegen zuo<br />
25 verstellen. Do begab es sich ongevaerd ums nachtmals, dass etlich<br />
Eidgnossen und Waelsch Riffiener •) im frowenhus ein gestuerm<br />
anfiengen, daruss sich ein lerman und der scharmuz erhuob mit<br />
grosser ungestueeme und gefecht, schlahen, [1194] werfen und<br />
schiessen in allen gassen. Doch so kamend d'Eidgnossen vast<br />
so zuo samen uf einen plaz, und enthielten mit heftiger wer, biss<br />
i) 24. Juni.<br />
2) Stierlin u. W., verstanden darunter die Anwohner des Flusses zu<br />
Faenza; vielleicht ist eher an Söldner von der Ligurischen Riviera zu<br />
denken.
1521 429<br />
darzwischen kamend ir veldhoptman, des legaten Putii schwager,<br />
und vil pfaffen und muench, einen friden machten und schieden,<br />
(50) dass d'Eidgnossen angend und | sicher uss der stat soeltid ziehen.<br />
Und wie si nu hinuss kamend, enbutends hinin: waerid die verraeterischen<br />
morder frisch, so soeltids harussen mit inen schlafen; s<br />
do aber niemand wolt kommen, zugends fuer gon Bononia zuo, mit<br />
vil me getanem, dan enpfangnem schaden, so der merteil von<br />
der wiberen werfen inen was besehenen, deshalb ir etliche ouch<br />
in hueseren erschossen wurden. Da was uf den tod geworfen<br />
der hoptman Hetze), der zuo diser mortlichen ufriir anlas hat io<br />
geben; wie etlich meinten darum getan, dass d'Eidgnossen, geurlobet,<br />
eins wegs dem hern de la Scut '), zuo Meyland obristen<br />
hoptman, zuozugid, wie durch in treffenlich an si geworben; doch<br />
so woltends [1195] wie redlich luet irem heiligen vater zugesagten<br />
dienst truewlich halten.<br />
M<br />
Zuo Bononia, als si des babsts und keisers zueg wider Meyland<br />
warteten, do nam Hetzel mit sinem venner Wolfgang von<br />
Wingarten urlob und zoch zuon Franzosen. 2 ) Was desse jars<br />
von des Wirttenbergschen reisgloeufs wegen um 100 gülden gestraft,<br />
half noch an im und andren nuet; gehorsame was wibisch 20<br />
worden, übergab sine hoptmanschaft sinem veter und luetinant<br />
Franz Armbrostern, desse luetinant der jung Hans von Erlach,<br />
und venner Wilhelm Hertenstein, mit 500 knechten, deren 300<br />
Berner. Hieltend sich vast wol, — a )und nämlich Joh. Franz<br />
Naegeli») — und zugend mit den Spanyeren fuer Parma, biss ir 25<br />
Eidgnossen mit den Franzosen hargegen rukten. Do zugends<br />
irem geding und bevelch nach hinder sich, des babsts staet und<br />
(51) land ze | schirmen wider den herzog Alfonsen von Ferrer, alwegen,<br />
ouch wider sinen hern babst, Franzischer parti; durch welcher<br />
hilf er understuond, im vom babst abzogne stät, Modona und 30<br />
Raetz 3) wider [1196] zuo erobren; das aber d'Eidgnossen nit alein<br />
*)—*) Später am Rand hinzugefügt.<br />
,) Thomas de Foix, genannt l'Escut (Lescun), der Bruder des Marschalls<br />
Lautrec, Odet de Foix.<br />
2) Vergl. das Schreiben an Hetzel vom 3. Juli, Eidg. Absch. IV, 1. a. p. 64.<br />
3 ) Reggio.
430 1521<br />
erwerten, sunder tatend in ouch gar in; dan nachdem er, von<br />
Modena und Final durch si vertriben, sinen zueg wolgerist ze ross<br />
und ze fuos, ob 8000 stark, in und an die stat Pondy •) hat<br />
gelaegret, in biwesen des legaten und sines Waelschen zuegs — bi<br />
5 2000 ze ross und ze fuos — taten d'Eidgnossen einen anschlag,<br />
den ze ubervallen und anzegrifen, also dass die Waelschen vorwärts<br />
die stadt und si hinderwaerts das veldlaeger soeltid anstuermen zuo<br />
angaendem tag; was der 11. October. Als aber die Waelschen, 11.Ott.<br />
me hindersich den fuersicli ziehend, den anschlag zerbrachend,<br />
io dennocht wolten d'Eidgnossen, wie wol ira wenig, aber der<br />
vienden vil und ir laeger vast stark, ouch sichers abzugs ermant,<br />
nit abwichen, sunder, iren namen zuo behalten, nach<br />
getanem, kruezbaet fuorends stil und muotig für, undertruktend die<br />
wacht, und liefend mit freier hand on Ordnung das erwekt laeger<br />
i5 so hantlich an, dass das gross ge[1197]schuez, alles ze hoch,<br />
alein den letsten knecht a ) erreicht, die viend der stat und dem<br />
Po zuo nit on merklichen schaden die flucht namend. Denen,<br />
und ouch denen, die uss der stat harussbrachend, truktends so<br />
trungenlich zuo, dass d'viend die brug ubers wasser verluren und<br />
20 kumerlich entrannen ir tor beschlussend. Als aber d'Eidgnossen<br />
das gewunnen gross gschuez ans tor gericht hatten, gabend sich<br />
d'viend uf, mit irer hab abzeziehen, das inen von dem hoch erfroewten<br />
legaten und sinen redlichen | und sighaften Eidgnosseu (52)<br />
ward vergönnen. Und also haben da d'Eidgnossen mit kleiner<br />
s5 hand und grossem gluek einen semlichen sig behalten, dass si<br />
nachmals on alle not durchs Ferrerisch land zogen, vil staetli<br />
und plaez innamend, und sich der herzog niena me harfuer tun<br />
dorst. Es ward geredt, sin zueg waere wol halb erschlagen und<br />
ertrunken. Sin obrister hoptman was erschlagen, der ander in<br />
so der erobreten stat gefangen hinweg gefuert.<br />
Der legat mocht kum erweren, [1198] dass si nit mit irem<br />
Waelschen zueg ouch schluogend, dass er si hat verlassen, der merteil<br />
flüchtig was worden, und erst nach erobretem sig harzuo kam.<br />
*) P fügt hinzu: « was nid weidlich gloffen »; offenbare Glosse.<br />
') Pontevico am Oglio, vergl. Guiccardini, Histoire, XIV (ed. Londres<br />
1736) tom. IL, pag. 557.
1521 431<br />
Der hoch erfroewt legat bezalt d'Eidgnossen wol und erlich, und<br />
schreib illends iren obren mit grossem lob und dank dis redliche<br />
tat zu.<br />
Demnach blibend dise knecht in des babst dienst, biss dass<br />
si, nach sinem tod abgemant und geurlobet, ein teil heim und s<br />
der merteil in der Florentineren dienst zugend, da hüllend den<br />
Franzesischen Malatesta •) mit 15,000 kriegsvolk im gepuerg verhuengern<br />
2 ), dan man si nit, wie si begerten, wolt lassen schlahen.<br />
Sind zuo letst nach der schlacht, vor Picocha *) beschehen, erlich<br />
heim oder zuon Franzosen zogen; von Florenzern wol, aber erst 10<br />
vom babst Clemens langsam abgericht und bezalt.<br />
[1199J Wie der kueug von Frankrich uf der Eidgnossen<br />
pund den krieg widern keiser und den babst hat angefangen.<br />
Sobald der kueng von Frankrich ein zuosag des punds von 15<br />
(53) Eidgnossen hat enpfangen, e wen der | versiglet wurde, zuo ussgoendem<br />
Meyen, hat er unversehen, wider geschwornen und fuergebnen<br />
friden, mit gwaltigem zueg sines volks und 15,000 lanzknechten<br />
das Spangisch kuengrich Navarra ubervallen, ingenommen<br />
und dem vertribnen kueng 4 ) wider ingeben. Als er aber 20<br />
sich desse nit hat benueegt und witer das kuengrich Castilia angriffen,<br />
do sind im die Spanyer begegnet also, dass er heim<br />
flüchtig allen gwin, und darzii ein grossen teil, ouch sunders der<br />
lanzknechten, sines zuegs dahinden muost lassen.<br />
Darzuo im Brachat, e dan gemelte reis volendet waere, hat »<br />
er durch graf Ruoprechten von Arburg in Picardy den krieg<br />
widem keiser, und durch her Thoman von Scut in Italia den<br />
krieg widern babst angefangen und die mit grosser hilf der Eidgnossen<br />
erhalten. Jener hat etlich [1200] plaez dem keiser ingenommen,<br />
so wolt diser die stat Raetz dem babst hon abgestolen : '°<br />
mit hievolgender ursach und wis.<br />
•) Horacius u. Sigismund Malatesta, Söhne des J. P. Baglioni.<br />
2) Die Klagen über schlechte Verpflegung wiederholten sich fortwährend.<br />
3) Bicocca, 1522.<br />
*) Vielmehr dem Sohne desselben, Heinrich IL, geboren 1503.
432 . 1521<br />
Als sich begeben hat, dass doctor Jeronimus Moron von<br />
Meyland, so vornaher dem herzogen und kueng Ludwigen wol<br />
gedient hat und lieb was, aber von disem kueng verachtet, bi<br />
herzog Franciscus Sfortia in Tuetschen landen und zuo Trient sich<br />
8 enthielt, ein mortliche pratick hat angericht insunders mit den<br />
Gibelinen, dass d'Franzosen al einer nacht, wie vor ziten in<br />
Sicilia, solten überfallen und erwuergt sin worden •) — als aber<br />
dise verraeteri usskam und egenanter Jeronimus gon Raetz zuo<br />
andren banditen 2 ) was gewichen, do understuond der von Scut,<br />
io zuo Meyland an sines bruoders, des hern von Lotreck — bed von<br />
Foys geborn fuersten — stat obrister hoptman, illends die stat<br />
Raetz inze | nemen mit semlichem list, dass her Alexander Trivuls (54)<br />
mit einem gswader reisigen, als ob er vons babsts zueg von Modona<br />
käme geseilt, zuo einem tor soelt inziehen, so woelt [1201]<br />
15 er am andren tor mit einer hinderhuot ankommen, und da mit dem<br />
baebstlichen stathalter red halten, und in dem ouch hinin brechen.<br />
Als aber der baebstlich stathalter den von Scut nit wolt inlon,<br />
sunder hielt red mit im vorm tor — da der Franzos treffenlich<br />
klagt, dass der babst widern pund und den kueng die banditen<br />
so nit alein ufenthielte, sunder inen ouch hilf taete — indes aber,<br />
als der Trivuls getanen anschlag wolt volziehen, und aber die<br />
Raetzer der verraeteri gewarnt waren, wuschtends dar und schluogend<br />
und schussend d'Franzosen hinder sich, also dass der Trivuls<br />
da ward erschossen, desse der von Scut so uebel erschrak, dass<br />
25 er begert, dass in der stathalter als einen gefangnen woelte<br />
schirmen; dan ouch die burger schruwend, man soelt in gefangen<br />
nemen. Das aber der stathalter nit wolt tuon, sunder lies in<br />
mit verwisner untruew hinfaren, also dass er kein nuewerung soelte<br />
witer anfallen, biss von iren obren bescheid kaeme, ob si friden<br />
so oder krieg haben woeltid 3 )<br />
In dem solt ouch der herzog von Ferrer Modona mit hilf<br />
der Franzosen ingenommen haben, das ward durch die baebstlichen<br />
Eidgnossen gewendet.<br />
,) Wie bei der sog. Sicilianischen Vesper, von 1282. Ueber dieses Gerücht<br />
siehe auch Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 70 (2. Aug.).<br />
2) Im Sinne von politischen Verbannten.<br />
3 j Guiccardini, a. a. Histoire XIV. Bd. II, p. 532.
1521 433<br />
[1202] Wie der babst und der keiser mit gmeinem pund<br />
und anschlag den kueng von Frankrich in Italia und<br />
in Picardy krieglich hond angriffen und beschädiget,<br />
da der keiser Thorneck hat gewunuen.<br />
Wie nun oberzelte sachen ergangen, vermeint der babst B<br />
(55) gnuogsame ursach zehaben eines kriegs widern | kueng von Frankrich,<br />
oucb, verlorner haendlen ingedenk, in mit hilf des keisers<br />
und der Eidgnossen uss Italia ze vertriben. Beschlos illends<br />
gesuchten pund zwischen siner heilikeit und keiserlicher majestaet,<br />
dass semlichs mit gmeiner hilf und kosten beschehe, im die zwo w<br />
staet Parm und Plesens, und dem Sfortia das herzogtuom Meyland<br />
ingeben wurde. Und also wurden der babst und der keiser eins,<br />
dass der babst mit geistlichem und weltlichem schwert, mit<br />
sampt der hilf des keisers, so uss Waelschen und Tuetschen landen<br />
züsamen solt kommen, in Italia, und der keiser mit eigner «<br />
per[1203]son und macht, und ouch mit hilf des Engeischen kuengs,<br />
in Picardy und Flandren den kueng von Frankrich soeltid angrifen<br />
und bekriegen •).<br />
Joü. Uf das im Hoewet hat der babst sinen zueg zuo Bononia gestärkt,<br />
und im margraf Fridrich von Mantow 2 ), so vor Franze- a><br />
sisch was, zuo obristem hoptman geben. Zuo dem ist des keisers<br />
reisiger zueg uss Napols mit margraf Ferdinand von Pischkier 3 )<br />
und mit Jeronimo Adurno, vertribnem Jenueser, der Spanysch<br />
fuoszueg, soJenowsolt ingenommen haben 4 ), item und uss Tuetschen<br />
landen 4000 lanzknecht und 2000 Grawpuenter kommen. Disem 25<br />
zueg allem ist zuo obristem hoptman gesetzt Prosper Columna, bi<br />
80 jaren alt, ein edler Roemer und zuo frid und krieg ein vast<br />
wiser und erfarner her, der ouch alwegen dem keiser und dem<br />
Roemschen rieh zuständig ist gewesen.<br />
•) Vertrag vom 8. Juni.<br />
2) Friedrich II. von Gonzaga, geb. 17. Mai 1500.<br />
3 ) Ferdinand Franciscus de Avalos, Marquis von Pescara.<br />
4 ) Ueber den misslungenen Anschlag des Hieronymus Adorno auf<br />
Genua siehe Guiccardini, a. a. 0. p. 530.<br />
28
434 1521<br />
Nachdem nun der stathalter des gueetigsten Kristi, erzuernt,<br />
von ersten sin geistlich schwert, nämlich sinen hochen ban, über<br />
den herren von Scut und al sin anhaenger und bistaender hat<br />
usszukt, [1204] do ist diser zueg | mit 8 hufen und 48 stuk- (56)<br />
5 buechsen zuo mite Ougsten gezogen fuer Parma, darin der her von lagust.<br />
Scut mit 5000 kriegsvolk lag, und darvor 7 wochen gelegen mit<br />
so haftigem schiessen und 9 verlornen stürmen, dass er die<br />
kleine stat gewan und von der grossen mur 400 schrit zuo boden<br />
schoss, also dass kein ufenthalt me da was, wen dass er im<br />
io zuoherrucken des Franzesischen zuegs wider hindersich zoch,<br />
besserer gelaegenheit zuo erwarten '}.<br />
Des glichen so hat der Roemsch keiser mit siner Tuetschen<br />
macht im September in Picardy den kueng angriffen, und im die Sept.<br />
stat Musel angewunnen, die stat Mesier •) belaegret, von Frani6<br />
zesischen Eidgnossen erretet, und zuo letst im November die starkeNOT.<br />
stat und schloss Thorneck 3 ) in Flandren uberhoptet, gewunnen<br />
und behalten.<br />
[1205] Werbung des bafosts an d'Eidgnossen um hilf widern<br />
Franzesischen kueng, von 12 orten abgeschlagen, aber<br />
20 von Zürich geben, und durch den cardinal ufgewiglet.<br />
Und als nun dis schwerer krieg was angeschlagen und angehaben,<br />
und desse hoeupter ein semlich ansehen uf die kriegbaren<br />
Eidgnossen hatten, dass bed partien uf deren verrueempte<br />
manheit iren vordristen trost sazten; deshalben der allerheiligest<br />
»5 vater, sobald er sinen zueg, wie obgemelt, versamnet, mitan hat<br />
er durch den bischof von Verulan, inhalt des punds, 6000 knecht<br />
an | d'Eidgnossen ervordret widern kueng von Frankrich, welcher (57)<br />
im und siner heiligen kilchen habe unclerstanden die stat Raetz<br />
i) Ueber die Belagerung von Parma vergl. Guiccardini, a. a. 0. p. 54H<br />
bis 550.<br />
2) Mouzon und Me"zieres, beide Städte an der Maas^. Die Belagerung<br />
von Mfeieres blieb ohne Erfolg, da Franz I. mit einem Entsatzheer heranrückte.<br />
') Tournay. Am 29. November.
1521 435<br />
abzestaelen, deren lantschaft gepluenderet, in Meyland siner kamer<br />
salzschafner um 100,000 ducaten, und um vil guots sine cardinael,<br />
bischof und praelaten berowet; das billich nit ungestraft und ungerochen<br />
bliben soelle, darum ouch die stritbaren Eidgnossen,<br />
als liebste suen und puntgnossen und verruemte schirmer, [1206] 5<br />
siner und der kilchen heilikeit in iren noeten, zuo glich iren redlichen<br />
vordren, truewlich zuoston, aber dem Franzesischen kueng,<br />
als gemelter heilikeit, fridens und punts verlaezern, fiux abston<br />
soellid; das inen, wie nächst under babst Julio, zuo ewigem lob<br />
und nuz reichen werde. Und wie wol er nit kleine beschwerd, io<br />
kummer und verwundrung hab enpfangen ab iren geilten, unnötigen<br />
ab- und heimzug, deren er den merteil zuo bewarung<br />
sin und des heiligen stuols hat begert ze behalten; ob dan semlichs<br />
uss etlicher sundrem anschlag oder uss gmeinem rat der<br />
Eidgnossen sie besehenen, so sie dennocht siner heilikeit lieb u<br />
und vertruwen so gross gegen ir unuberwintlichen nation und<br />
manheit, dass er alles zuom besten ufnemen und erkennen wolle,<br />
in ganzem vertruwen, si werde iren althargebrachten andacht<br />
und ghorsam gegen baebstlicher heilikeit und der heiligen kilchen<br />
nit mindren, sunder vilme meren und iez in der not bewisen etc. so<br />
Datum Romae, 26. Junii •).<br />
18. Juli. Wie nun obgenanter legat uf 18. tag Hoewet zuo [1207] Lucern<br />
disen bevelch hat dargetan und begert, wo man die knecht nit<br />
(58) woelte lassen, dass d'Eidgnossen stil | saessid, dem kueng ouch<br />
keinen Ion und die gelofnen abmanen woeltid, da ward im ant- 25<br />
wort bestimpt uf den ersten tag Ougst. Desse ufzugs er sich<br />
so uebel beschwert, dass er angends zuo Baden vor einem notari<br />
und etlichen zuegen protestiert, dass er dis ervordrung und<br />
manung lut des punts getan habe, deren uf bestimpten tag on<br />
einichen verzug und ussred gelept soelte werden 2 ). Und also uf M<br />
bestimpten tag, nach verhörter entschuldigung des Franzesischen<br />
kuengs und sines anwalts, des hern von Scut, Raetz und der gelofnen<br />
knechten halb, hond d'P^idgnossen dem ängstigen legaten<br />
1) Die Zuschrift ist abgedruckt in Eidg. Absch. VI, 1. a. S. 63.<br />
2) Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 62.
436 1521<br />
geantwort, man habe baebstlicher heilikeit nächst mit gunst des<br />
kuengs ervordrete hilf zuogeschikt, von ira geurlobet, doch etliche<br />
behalten. So si nun anders gesinnet, den kueng fuer iren viend<br />
habe, woelle einer Eidgnoschaft nit glimpflich sin, ouch nit not,<br />
5 dise hilf zegeben, so der kueng in nit woelle schädigen, sunder<br />
alein sin inhabend land beschirmen, harzuo zehelfen ein Eidgnoschaft<br />
[1208] im, wie baebstlicher heilikeit, verpunden sie; was<br />
man aber zu befridung vermöge, mueesse nützet gesparet werden,<br />
man woelle ouch verschaffen, dass die iren bim kueng baebstlich<br />
io heilikeit und ire land nit anrüerid, derglichen die iren in baebstlicher<br />
heilikeit dienst gegem kueng ouch tuen soeben, sunder iedem<br />
das sin helfen schirmen •).<br />
Diser antwort unwillig und unbenueegt hat der legat mit<br />
sampt einer treffenlichen botschaft von Florentz uf den fünften<br />
io Ougst zuo Zürich abermals ja oder nein ervordret, und witer ge- 5. Aug.<br />
klagt, dass der kueng von Florentineren, als baebstlicher heilikeit<br />
verwanten, ire koufluet und koufmanschaft zuo Lyon wider gleit<br />
habe gefangen, verheft und genommen 2 ). | (59)<br />
Da hond d'Eidgnossen von der Florentiner wegen dem kueng<br />
»o angends ein botschaft zuogesent, irer puntgnossen koufluet und<br />
gueeter ledig zelassen, und darnach uf den 17. tag aber geant- IT. Aug.<br />
wort, man woelle baebstlicher heilikeit die vereinung halten, aber<br />
nochmals keinen knecht zulassen, wan die vereinung wise, wenn<br />
iemant baebstlich heilikeit oder ire land woelt überziehen, so soeltids<br />
25 gemant hilf [1209] geben. Wo das wäre, als man doch nit verston<br />
koenne, so woeltids wie kristenluet ir vermögen nit sparen.<br />
Dass dan die iren wider hoch verpot zuom kueng geloffen, sie inen<br />
leid. Er soelle die iren nit ufwiglen, dardurch die iren an enandren<br />
gefuert moechtid werden 3 ).<br />
30 Da hat der legat, als vast uebel zefriden, lassen hoeren ein<br />
breff, zuo Rom uf den 2. tag Ougst geben, vast scharpf und lang, 2. Aug.<br />
d'Eidgnossen 6ren, gloubens und lobs ernstlich ermanende, und<br />
einen langen brief von der hilf und macht des heiligen vaters;<br />
') Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 71.<br />
2) Ibidem S. 74 u. 77.<br />
»1 Ibidem S. 84.
1521 437<br />
item und ein grosse banbull wider d'Franzosen und al ire anhaenger,<br />
darwider und darin ein from Eidgnoschaft ouch als guot<br />
kristen von der Franzosen wegen nit solle setzen '). Und daruf<br />
aber entlich ja oder nein gevordret, ouch von iedem ort sunderlich<br />
und iedesse boten namen. Wo das nit, so woel er ire gmein- 5<br />
den anrueefen, die from, guot luet, dem heiligen vater brief und<br />
sigel werdid halten ; dan man hab im nun fuenf tag wort geben *),<br />
aber den Franzosen ire knecht wider baebstlich heilikeit lassen<br />
zuoloufen, ouch wider puend, abscheid und zuosagen; lassid ouch<br />
(60) das noch | hit beschehen. Es waerid ouch etlich, so baebstlicher HO<br />
heilikeit pen[1210]s'ion und gelt haettid abgenommen, die ieztan<br />
wider si liefid, und die nit befiel, liessids aber beschehen. Darzuo<br />
so schmaechtid etlich baebstlich heilikeit als ein kaetzer, moerder<br />
und verraeter; das alles wider einer Eidgnoschaft lob und er<br />
waere. Er begehrte einer andren und geschiktern antwort. 15<br />
Daruf hond d'Eidgnossen geantwort, si habid nit witer gwalt.<br />
Des bans halb soel er stil ston, er sie widern pund und nit lidlich;<br />
woel er fuer ire gmeinden, das lassids beschehen. Er soel ouch<br />
(die) nemmen, so baebstlich heilikeit geschinaecht habid, die nach<br />
verdienst zestrafen. Sunder antwort und der boten namen an- 20<br />
zegeben sie bisshar ungebrucht. Si woeltid al sachen flissig<br />
heimbringen, damit ein Eidgnoschaft ir lob, er und was ze tuend»<br />
wol bedenke, wan dem krieg und bluetvergiessen vorzesin waere<br />
ir wil. Da begert der legat, si woeltid dis antwort baebstlicher<br />
heilikeit selbs zuoschriben; dan er haette deren ire abscheid und 25<br />
antworten [1211] bishar zuogeschriben, denen aber nit gelept<br />
waere. Soelte witer ufbruch und hinloufen beschehen, desse wölt<br />
er bi baebstlicher heilikeit entschuldiget sin 3 ).<br />
Do nun die 12 ort vereint, ums Franzesischen kuengs willen,<br />
dem babst begerte hilf, wie gemelt, haftend abgeschlagen, da 30<br />
bracht der cardinal von Sitten mit sampt dem legaten dennocht<br />
so vil zuo wegen, dass die von Zuerich, inhalt der baebstlichen<br />
vereinung, mit vorbehaltung des Franzesischen fridens dem babst<br />
') Abgedruckt (lateinisch) Eidg. Absch. IV. 1. a. S. 8.5.<br />
') An fünf Tagsatzungen Versprechungen gemacht.<br />
3) Eidg. Abech. IV. 1. S. 84.
438 1521<br />
gabend under irem vaenle 1500 man; deren hoptman Joerg | Ber- (61)<br />
ger, vogt zuo Grieningen, und venner Hans Rudolf Lavater, mit<br />
semlichem eid, dass si baebstlicher heilikeit lut der vereinung uf<br />
irem ertlich soeltid truelich dienen, aber lut des Franzesischen<br />
s fridens den kueng uf sinem ertrich nit beschaedigen noch überziehen<br />
'). Denen verordneten vielend zuo, vom cardinal ufgewiglet,<br />
ouch noch des alten, aber unverheilten Schadens ingedenk 2 ), dass<br />
iren ob 5000 wurden, und gar nach uss allen orten hoptluet und<br />
knecht.<br />
io<br />
Dise, mit dem Franzesischen ufbruch verglimpfet, brachend<br />
uf zuo end Septembers [1212] und, ungehindret von Eidgnossen Sept.<br />
nachgeschikter botschaft und abmanung, zugend durch denGrauwen<br />
punt in der Venedier Bergamast 3 ) an ein pass des wassers Oll 4 ).<br />
von den Franzosen dermaussen bewaret, dass si hungere und<br />
15 ubertrangs not und ouch angenomne reis zwang also, dass sich<br />
ein kleine zal redlicher knechten ins wasser liessend und ein<br />
varschiff a ) von der vienden port haruber fürten, und demnach<br />
mit bewarung ires geschuetzes den pass gewunnen. Und also,<br />
mit gedult der Venedyeren und guotem ufsehen der baebstischen<br />
20 harzuo verordneten reisigen, kamends in des babsts laeger, vast<br />
wol enpfangen.<br />
Dahin kam ouch illends und froelich der cardinal de Medicis,<br />
regent zuo Florentz, von sinem veter, dem babst, gesent, mit<br />
sampt der Eidgnossen cardinal, obristen gwalt in disem kriegs-<br />
25 handel zehaben und zuo verwalten. [1213] Der schlug angends<br />
ze riter die edlen hoptluet Jörgen Goeldlin von Zuerich 5 ), der gewunnen<br />
pass ein anfaenger, Hugen, Wolfen b ) und Goetharden von<br />
Landenberg. Schankt iedem und ouch dem hoptman von Zug,<br />
Hansen Balsingern, 100 ducaten. | (62)<br />
*) Corrigirt, ursprünglich : « das varschiff am seil ».<br />
b ) Zweifelhaft, in Leu Lex. nicht genannt.<br />
•) Eidg. Absch. IV, 1. a. S, 94.<br />
2| Des von den Franzosen erlittenen Unrechts.<br />
3) Das Bergamasker-Land.<br />
4) Oglio.<br />
ä ) Später Führer der Zürcher im Kappelerkriege.
1521 439<br />
Als aber die von Zürich nach geschworner Ordnung nit<br />
woltend uf des kuengs ertrich noch wider d'Eidgnossen ziehen,<br />
wurdens gon Raetz und gon Plesens gelegt, des babsts land zeschirmen<br />
und den Venedyeren und dem Ferrerischen herzogen<br />
zeweren; blibend da biss zuo end des babsts und jars. Die s<br />
andren hoptluet, nämlich von Zürich des cardinals 200 gardenknechten<br />
hoptman, Wilhelm 0 ) zuom Rotenhusi); von Bern Hans<br />
Gutenhelm -); von Lucern Jacob Martin, obrister hoptman dises<br />
zügs; von Ure Erb; von Underwalden, ob: Casper am Vaeld;<br />
nid: Antoni Andacher; von Glaris Fridli Belli, und von Basel w<br />
Jacob Bomgarter; uss dem Turgoew Hug Dietrich von Landenberg,<br />
und ander me, zugend mit irem cardinal gon Meyland,<br />
unso die stat behoptet ward und si geurlobet, wolgeschaft froelich<br />
heimzugend.<br />
[1214] Baebstlich breff an d'Eidgnossen von erluetrung i 6<br />
des punds.<br />
Und wie dan d'Eidgnossen des babsts pund wolten verston<br />
alein zuor huot der landen und nit zuor Verletzung der vienden,<br />
und ouch des kuengs nuewen pund sinem alten lassen vorgon,<br />
sant er inen volgend breff zuo:<br />
w<br />
Babst Leo X.<br />
Unsern gruos und apostolischen segen, lieben suen und puntgnossen.<br />
Wir mögend nit gnuog schwerlich bekuemeren und beklagen<br />
unser person, die uch alwegen vaeterlich hat geliebt, und<br />
zuovor die heilig Roemsch kilchen, uwer aller muoter, von deren 25<br />
(63) uch vil guots, | verdiensts und bewisung hoechster liebe ist besehenen,<br />
so die insunderheit hilf von uch begert, — dass ir die<br />
so trostlos verlassen; dass ir nit alein die nuewen puend, mit den<br />
a ) Von fremder Hand beigefügt « Töning >.<br />
i) Wilhelm Thönitfg, Wirth zum Rothen Haus in Zürich, umgekommen<br />
1531 zu Kappel.<br />
«) Wirth zum Schlüssel in Bern und eifriger Anhänger Schinners, der<br />
1508 im Schlüssel seine Herberge hatte.
440 1521<br />
Franzosen gemacht, hoecher achten dan die aeltisten und heiligen<br />
puend, die ir mit uns und der heiligen kilchen haben, sunder<br />
ouch, das doch nuew und ungloeblich zehoeren, uwere hilf wider si<br />
schikend, [1215] und in uwer gemueet nemend, mit der selben<br />
s viend wider die baner der heiligen kilchen, wider das kruez des<br />
herren, und ouch wider die kristlichen friheit zetuon. Wofür<br />
wir das haben sollen, ist uns nit wol wissend; dan wir nit moegend<br />
glowen, uwere hievorige tugend und gueete so gar verlassen haben,<br />
dass ir den hochen namen « beschirmer der heiligen kilchen »,<br />
io den ir mit grosser er gewunnen, also woellend verletzen und<br />
verlieren.<br />
Je doch vernemen wir, dass vil sundre personen ander uch<br />
sind, die von den Franzosen durch iren betrug und unerlich gelt<br />
verfueert, in erluetrung unser aeltisten und heiligesten puentnues<br />
i5 uch anzeigend, wie ir alein uns und die heilig kilchen, damit<br />
ir staet und land nit überzogen werdid, zeschirmen pflichtig, aber<br />
um iretwillen den Franzosen in sinem stat ze bekuemeren nit,<br />
sunder hilf zetuon ouch wider uns und die heilig kilchen pflichtig<br />
slen. Wo das uwer meinung, so ist uwer schirm uns und der<br />
20 heiligen kilchen nit alein unniz, sunder ouch nachteilig, so unser<br />
und der kilchen verletzer und viend mit uwerem schirm nit<br />
alein nit gerochen noch gestraft moechtid werden, sunder erst<br />
schirm und hilf haben soeltid, wie ietzund vorhanden.<br />
Es hat gewüslich unser vorfar, babst | Julius, dise puentnues,<br />
25 die uwerm namen zu grossem ruom, lob und er kommen in allen<br />
landen, mit uch gemachet, dass nit alein der heilig stuol vor Verletzung<br />
bewaret, sunder dass der ouch von sinen verletzern<br />
gerochen wurde. Das ist rechte beschirmung: zuom ersten verhueeten,<br />
dass kein fraefler uberval beschehe, und so der beschehen<br />
30 waere, [1216] den selbigen rächen, damit die schuldigen gestraft<br />
und die andren abgeschuecht werden. Es ist ouch nit recht, dass<br />
die nuew Franzesische vereinung utset unser alten, heiligen vereinung<br />
abzuehe; dan ob joch unsere verpuendung nit waere, so<br />
waerid ir dennocht, als guote kristen, unser aller muoter, der hei-<br />
35 ligen Roemschen kilchen, schaden und schmach zewenden und<br />
zeraechen schuldig. So hond ouch warlich die Franzosen ire
1521 441<br />
' vereinung mit uch gemacht, nit uch zuo lieb und frintschaft,<br />
sunder darum, dass si nach.irem muotwillen andre luet dester<br />
grusamer bekriegid, beschädigen und wider alle recht begwa'tigen,<br />
und darzuo in irer bosheit und tyrannl ungestraft verharrid.<br />
Was aber ir gegen Got und der weit lobs und eYen darvon 5<br />
erlangid, mag ein ieder frommer wol ermessen. Und darum,<br />
lieben suen, nachdem wir ingedenk des höchsten vertruewens, so<br />
wir zuo uwer unuberwintlichen nation alwegen hond gehaept, so<br />
schriben wir uch dise ermanung zuo, ob uch doch der heiligen<br />
kilchen manigvaltig bewisne guttaten nochmals bewegten, die 10<br />
selben, so sich flissen, uch mit verkerter meinung und verkertem<br />
gemueet under dem schin der Franzesischen vereinung von der<br />
alten puentnues, so ir mit der heiligen kilchen hond, abzewisen,<br />
von uch zetuon, und ouch uwer stärkste und getruewste nation<br />
mit weniger lueten schuld und mishandlung nit lassid also beflekt 15<br />
(65) werden. Darzuo uwer | fügend, die ir, der heiligen kilchen friheit<br />
und wuerd zeschirmen, vilvaltig [1217] erzeigt haben, deren nit<br />
entziehen, sunder unser lobliche, heilige, alte puentnues, und uns,<br />
als uwere warhafte vaeter und gütwillige fruend, disen nuew erdachten<br />
fruenden, ja uweren wissentlichen vienden, fuersaetzen wellid. Wie 20<br />
dan unser bot mit uch witer offenlich oder in gschrift wirt handien,<br />
dem ir vesten globen geben, und uch flissen, geschikt zemachen,<br />
die er, so ir haben, die heilig Roemsch kilchen zeschirmen,<br />
zuo behalten und zuo meren. Datum Romae etc. den 24. Septtember<br />
anno pontificatus 9, Cristi 21 •). 25<br />
Disem breff nach sind noch vil schaerpfere den Eidgnossen<br />
zuokommen dennocht so blibends uf irem fuernemen, den babst<br />
an siner Sicherheit zeschirmen, aber iren guedigen kueng niena<br />
zuo verlassen.<br />
Der blind git mag er nit sehen,<br />
kan ouch nuet, den rap rap jechen;<br />
wenn im den schand und schad zuofart,<br />
so bschicht im recht nach siner art.<br />
so<br />
') Vollständig nach dem lateinischen Original abgedruckt Eidg. Abschiede<br />
IV, 1. a. S. 118.
442 1521<br />
[1218] Von der hilf, so d'Eidgnossen dem Franzesischeu<br />
kueng getan, und wie si, in angst kommen, zwischen im<br />
und dem babst zescheiden gehandlet haben.<br />
Nachdem aber der Franzesisch kueng uf siner Eidgnossen<br />
5 pund, wie obgemelt, hat zuom krieg urhab geben, und ouch den<br />
krieg angefangen, da er wol hätte moegen und sollen friden haben,<br />
do muost zuo mitem Hoewet der | Eidgnossen hilf, vom hern von<br />
Scut durch sunder hoptluet erwegt, so schnei und so stark gon<br />
Meyland zuoloufeu, dass die, nach lut des punts weder gevordret<br />
io noch geben, ouch nit mit vil boten und bieten underhalten mocht<br />
werden. Und furnemlich so beschach zuo Bern in stat und land<br />
wider hohe verpot — furnemlich durch Ludwigen von Erlach, Franzesischer<br />
sach zuo guot — des rats 1 ), ein semlicher ufbruch, [1219J<br />
dass der merteil ort erzürnt den kueng puntbruechig schulten, ire<br />
15 knecht verhielten, und über Bern schmaechlich murmleten, warum<br />
inen ieztan so not wäre, dem kueng, den vormals den Eidgnossen,<br />
Meyland zeschirmen ; wurde iren eins uf d'nasen, so moechte man,<br />
wie si getan zuo Marian -), ouch wol zuoluogen. Darzuo so murmleten<br />
hoenlich in stat und land alle hantwerks- und bursluet um<br />
20 ire ab den stuelen und ackeren hingefueerte suen und knecht, der<br />
Kuenitzkilchwihe 3 ) gedenkend, so vast, dass ein stat Bern, der<br />
Eidgnossen Unwillen und der iren ufruor entsitzende, sich des<br />
uughorsamen ufbruchs durch eigne ratsboten gegen den Eidgnossen<br />
und den iren ernstlich entschuldiget, ouch illends iren<br />
25 hingelofnen streng gepot, heimzekeren oder ie doch stil zeston<br />
und uf die andren Eidgnossen zewarten; dass ouch die hoptluet<br />
unverzogenlich alle dienstknecht soeltid wider heimvertigen und<br />
gar keinen ine annemen 4 ). Es muosten die wiber mit jaemerlicher<br />
klag den hoewet ussmachen und alle aernd inbringen. [1220] Mit<br />
i) An Stadt und Land, 5. September, Deutsch. Miss. 0. 382 b .<br />
2) Marignano.<br />
3) Vom Jahre 1513. Oben Bd. III. 442.<br />
*) An Hauptlüt und Burger, vom 15. September, D. Miss. 0. p. 387 b .<br />
An Rud. Nägeli nach Mailand, vom 16. September, ibidem p. 389 b .<br />
Circular an die Vö^te des Bern. Gebiets, vom 25. September, ibidem<br />
p. 391".
1521 443<br />
Bern liefend Basler, Friburger und Solaturner, zuosamen ob 8000<br />
man. Basel straft etlich ufwigler und geltschlucker.<br />
Nachdem aber der kueng sich angends des kriegs widern<br />
(67) babst und keiser erwaegt, und ouch des gaech | erhaepten ufbruchs<br />
durch eigne brief und boten hat vast hoch versprochen, und 5<br />
ouch Bern die iren wolt abvordren, wo die übrigen ort, dem<br />
kueng verpunden, nit zuziehen woeltid — und wie wol nun etliche<br />
ort vermeinten, der kueng haette die vereinung gebrochen, so<br />
hätte der babst die älteren brief — dennocht ward von den 12<br />
Franzesischen orten abgenieret, dem kueng zehalten und zehelfen 1 ). M<br />
Also ward im nit alein hilf zugelassen gon Meyland, sunder ouch<br />
Ang. zuo end Ougstens in die Picardy, also dass an den gemelten enden<br />
ob 25,000 Eidgnossen in des kuengs dienst waren. Deren in<br />
Picar[1221]dy was obrister hoptman Hans von Diesbach. Nun<br />
so waren zum babst kommen ouch ob 8000 Eidgnossen, also «<br />
Oct. dass ein Eidgnoschaft im October me dau 33,000 man hat bi<br />
froemden herren, in wit fremden landen und Widerwärtigem krieg,<br />
daruss ira grosse sorg, angst und unruow erwuchs, dan si erst<br />
erkant irer untruewen kouflueten und mueetherren betrug, die si<br />
um eigens nutzes und kibs willen in semliche gfar und not ge- 20<br />
fueert hatten, dass schinlich ze ermessen, wo si joch nit in zerstoerung<br />
kaeme, dass si doch nit on gross schand und schaden<br />
uss disem handel moecht entrinnen.<br />
Die daheim schmizten und trowten enandren uf die daussen,<br />
so truzten und trowten die daussen uf sich und die daheim; 25<br />
dan alle sorg und not da lag, dass die iren in Lamparten enandren<br />
mueestid schlahen, daher ein ufruor und ewige vientschaft<br />
zwischen den partlen daheim in allem land entston wurde. Die<br />
(68) from, unvermögend [1222] erberkeit hätte gern die koufluet |<br />
und mueethern mit sampt den froemden puenden, pensionen, mueeten so<br />
und soelden, als alles ungewiters ursach, abgestelt; so was deren<br />
ze vil und besassend selb das regiment, konten ouch nit das<br />
veis und siess bueppe verlassen. Got geb joch, wie's iemer um<br />
gmein 6r, ja um land und luot ergienge — es muost hindurch gewaget<br />
sin. Und darum hier kein andrer trost mocht gefunden 35<br />
!) Vielleicht auf dem Tage vom 19. Aug., dessen Akten fehlen, Eidg.<br />
Absch. IV. 1«, p. 89.
444 1521<br />
werden, wen dass man im land eins waere und zuo diser zit<br />
enandren unersuocht Hesse, demnach die iren von beiden teilen<br />
ab- und heim vordrete, das aber nit sin mocht von wegen der<br />
obren uneinikeit und der undertanen unghorsame. Dan Zuerich<br />
'< um kein sach in Franzesischen pund wolt gon, so wolten die<br />
andren ort nit darvon ston. So wolten die daussen gewinnen,<br />
das ir obren daheim rueewig genommen hatten und namend.<br />
Schruwen daheim und [1223] daussen : man muoss brief und siegel<br />
halten, und wurden dennocht daheimen und daussen gehalten<br />
io also, dass wenig ruoms davon gehört ward uf allen teilen.<br />
Und als es nun so gfarlich in Lamparten stund, do wurden<br />
die 12 Franzesischen ort eins zuo Zug uf 28. tag Ougst, und 28. Aug.<br />
schikten von sechs orten in aller namen ire botschaft hinin —<br />
von Bern Rudolf Negeli des rats — friden zesuochen und den<br />
IÖ iren uf beden siten streng ze gepieten, nit uf des widerteils<br />
ertrich zeziehen, noch den iren ze begegnen '). Als aber dise<br />
botschaft nuet schuof 2 ) und die gefar zuonam, do wurden uf 24. tag 24. Sept.<br />
September zuo Lucern, mit willen des kuengs, von den 6 uebrigen<br />
orten ouch ire boten zuo den vordrigen gesent, noch ernstlicher<br />
20 zehandlen 3 ). | Dise botschaft leid grosse gfar und arbeit, von (69)<br />
einer parti zuo der andren hin und wider zeriten. An dem wasser<br />
Oy 4 ) ward inen von der Franzesischen huot ein post und dem<br />
boten von Solaturn, schultes Stoellin 5 ) sin ross erschossen. Schuof<br />
doch nuet, dan si bi des babsts und keisers anwaelten zuom friden<br />
25 oder anstand keinen gunst mocht erlangen. Der Franzos hat den<br />
Eidgnossen vollen gwalt geben, [1224] do in beducht, der krieg<br />
woelt im ze schwer sin, insunders do d'Eidgnossen zerteilt waren,<br />
und vil knecht uss Meyland heimzugend. Zuo letst aber, da die<br />
not ufs hoechst und dahin was kommen, dass d'Eidgnossen bericht<br />
30 des babsts fuerfaren und der Franzosen muot zuom widerstand, do<br />
verordnetens uf letsten tag October zuo Zuerich, dass Zuerich und 31. Ott<br />
die Grawen puenter ire boten zuo der 12 orten und der Wallisser<br />
') Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 90.<br />
_') Ihr Bericht über die Vermittlungsversuche befindet sich im Staatsarchiv<br />
Bern, abgedruckt in Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 99.<br />
3 ) Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 102.<br />
4) Der Oglio. (?)<br />
5 ) Hans Stölli, Schultheiss von 1520—34.
1521 445<br />
botschaft hininschikten, in gmeiner und einhelliger Eidgnoschaft<br />
namen mit ganzem ernst und fliss zehandlen, damit die iren geschworne<br />
Ordnung hieltid und nit anenandren kaemid, und dass<br />
so ver muglich gescheiden wurde, mit erluetruug, dass welche<br />
partl zuom friden nit losen woelte, von der selben die iren abze- B<br />
vordren und der andren bizeston l ). Dise botschaft handlet so<br />
lang, biss die Franzosen mit iren Eidgnossen dem babst und<br />
sinen Eidgnossen die stat Meyland on streich verliessen, und<br />
also d'Eidgnossen [1225] ungeschlagen von enandren kamend.<br />
Vor und in erzelten haendlen hat der gotselig predier Zwingle, io<br />
(70) wie wol mit grossen gaben und troe j wen haeftig widerfochten,<br />
uss goetlichem wort und ifer ernstlich gewarnt und ermant an<br />
ofner canzel, ouch in biwesen der froemden und heimschen boten,<br />
dass wenn man ein verwiste, zerludrete Eidgnoschaft woelte wider<br />
zuo einikeit, ruow und friden bringen, und in ira, glich iren alt- «<br />
vordren, ein from, ufrecht und gotsvoerclitig volk ziehen, so mueeste<br />
man Gots wort flissig hoeren und annemen, den fremden herren,<br />
wer joch die waerid, nit losen, ire koufluet und mueethern mit irem<br />
sak, darin der Eidgnossen pluot, uss dem land schlahen und<br />
nimmerme darin lassen kommen. Sagt darbi, soelte man iez, 20<br />
wie billich, die landsverraeter und fleischverkoeufer strafen, so<br />
wurde vor den toren me fleisches, dan in der metze funden;<br />
und wenn man die roten kappen trukte — redt vom cardinal *) —<br />
so wurde itel menschenpluot daruss rinnen. Man soelte des babsts<br />
puntbrief durchstochen den boten an hals gehenkt haben. 25<br />
Vom Franzesischen gelt sagt er, man soelte wol gomen, der<br />
wetschger wäre vorhanden, darin der Eidgnossen pluot stekte.<br />
Got mueest es besseren, dan sust moecht die verrucht huor nit<br />
gebessert noch bekert werden.<br />
[1226] Die der Her beruft, die losten im und sprachen«!: er 30<br />
redt recht, Got sie lob und dank! Die andren aber verstopfen<br />
ire oren und herzen, und sprachend und sungend uf den gassen:<br />
er ist ufrueerisch; er ist ein buob, dieb und kaetzer, gotschaender,<br />
und der tuefel naein in! — damit des fuerigen und zerschnidenden<br />
(71) evangeliums art und macht erfaren und erofnet wurde. | 35<br />
i) Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 110, vergl. auch S. 105. (28. Sept.)<br />
2) Von Cardinal Schinner.
446 1521<br />
Wie d'Franzoseu mit iren spaennigen Eidgnossen Farm<br />
entschitet, den vienden lang nachzogen, iren vorteil<br />
verloren haben.<br />
Wie nun d'Eidgnossen, fuernemlich von Bern und den andren<br />
5 drien staeten und von Wallis, dem hern von Lotreck gon Meyland<br />
zuo waren geloffen, und sin bruoder') zu Parma vom baebstischen<br />
zueg belaegret ward, do begebt er an si, mit im gon Cremona<br />
zeziehen, sich da zuo nötiger entschitung zeruesten und zenaeche-<br />
[1227]ren 3 ). Wie wol nun ein stat Bern uss obgemelten Ursachen<br />
10 durch her Bastian von Stein und Ruodolf Naegelin die iren hat<br />
gemant, nit witer zeziehen, biss zuo ankunft der andren orten 3 ),<br />
dennocht zugends dahin nach miten Ougsten, da der andren Aug.<br />
Eidgnossen, so uf der strass, zuo erwarten. Die kamend erst zuo<br />
miten September dahin, mueegig der Berneren fuerfaren. Dahin<br />
15 kam ouch der Venedyer zueg mit 20 stuk grosser buechsen, also<br />
dass sich da ein so huepscher zueg ze ross und ze fuoss versäumet,<br />
desseglichen der hoptman von Erlach nie vor hat gesehen, zuo<br />
dem ouch der baebstisch gar nuetset zetuon haette, ob 40,000 wolgeruester<br />
man und 56 stuk buechsen. Demnach hat der von<br />
w Lotreck bi Sant Secund 4 ) ubern Po gebrugget und sin laeger<br />
hinüber gegen Parm geschlagen. Und als da d'Eidgnossen solten<br />
hinnach ziehen, haben si sich zertrent von wegen beschehner<br />
manung, nit witer ze verrücken, oder unglicher geltsteilung;<br />
also dass der hoptman Willading, item Buetschelbach — vom<br />
25 schultheisampt von Thun unerlowt gangen, ouch desse zuo straf<br />
berowt 5 ) — und ander | mit iren zeichen und vil knechten hincler- (72)<br />
sich ab- und heimzugend; das inen, wie wol [1228] si ghorsame<br />
fuerwanten, zuo schand und unrecht gerechnet ward, als denen,<br />
so dem kueng dienst gelopt, sin gelt abgenommen, und, so d'viend<br />
so vor ougen, wider der Eidgnossen art als flüchtig abzugid und<br />
ouch die iren verliessid.<br />
!) Thomas Lescun, äiehe oben.<br />
8 ) Guicqardini, a, a. 0. p. 545.<br />
3 ) Instruktion an die beiden Genannten, vom 13. September D. Mies.<br />
0. p. 384-385.<br />
4) S. Secondo bei Parma.<br />
5 ) Antoni Bütschelbach wurde 1520 im Amte Thun durch Urban Baumgartner<br />
ersetzt.
1521 447<br />
Die andren aber, mit eines halben solds schenke ufgebracht,<br />
zugend mit iren hoptlueten, Ludwigen von Erlach, Albrechten<br />
vom Stein, Ludwigen von Diesbach, Jacob Meyen und andren,<br />
ubers wasser') hinnach.<br />
In dem, uss kibigem rat des margrafen von Pischgiera, zoch 5<br />
der baefostlich zueg aller von Parm ab und rukt hindersich an die<br />
Lentz 2), daselb des heiligen vaters antwort und gheis zuo erwarten<br />
uf der Eidgnossen scheidboten anbringen, die uf den<br />
18.Sept. 18. tag September von Franzosen durch Parm dahin was kommen.<br />
Und also ward Parm und die darinnen on streich entschuetet io<br />
und gelediget 3 ). Demnach lagend die beid zueg gegen enandren<br />
mit taeglichem scharmuetzen, unss dass hern Prosper verkuent<br />
ward die zuofart deren von Zürich und der andren Eidgnossen,<br />
so mit dem [1229] cardinal von Sitten und dem bischof von<br />
Verulan uf der strass waren. Do brugget er bi Casalmajor 4 ) 15<br />
ubern Po, damit d'Eidgnossen zuo im gefueert moechtid werden;<br />
hat sich uf der Venedyeren vertruewen bi Rebeck und Pontivick 5 )<br />
(73) ingetan, dass er wol zeschlahen waere gewesen, wie das zetuen |<br />
der vertribnen herzog von Urbin im Venedischen zueg und der<br />
Französischen Eidgnossen hoptluet ernstlich rietend, ouch den 20<br />
angrif zetuon begerten, e den ir Eidgnossen zürn baebstischen zueg<br />
kommen moechtid und waerid, ungezwifelts sigs und end des kriegs.<br />
Das wolt der hochmueetig von Lotreck ß ) nit lassen beschehen,<br />
laegret sich gon Rebeck, gab etlichen hoptlueten urlob, machet<br />
nuew und nuewen Unwillen, also dass aber vil Eidgnössisch knecht 20<br />
von im täglich abzugen. Liebt und ruomt d'lanzknecht, sinegard;<br />
das im alles sines Vorteils und glueks vertust bracht, wan der<br />
Prosper sinen zueg sitlich uss dem gfar an Sicherheit fürt, biss<br />
sine Eidgnossen zuo im kamen. Do was dem von Lotreck vast<br />
uebel geruwen, dass er sinen Eidgnossen nit hat [1230] gevolget, 30<br />
•) Ueber den Taro.<br />
2) Der Fluss Lenza.<br />
3 ) Ueber diesen Abzug des kais.-päbstl. Heeres siehe Guiccardini, a. a.<br />
0. p. 548-550.<br />
4 ) Am 1. Oktober, Guicjardini, a. a. 0. p. 555.<br />
5) Robecco und Pontevico, vergl. Guicjajdini a. a. 0. p. 557.<br />
6 ) Guicjardini, a. a. 0. p. 559 (« Lautrec naturellement hautain et nieprisant<br />
les conseils d'autrui»).
448 1521<br />
besunder so die baebstlich heilikeit keinen friden wolt geben, wie<br />
vast joch der Eidgnossen botschaft darum anhielt, und ouch sin<br />
zueg sich also schwaecheret, dass er keinen rat me wuesst, wen<br />
dass er Hess an der Ada die passen und ouch im land die starken<br />
s plaez besetzen, mit graben und bolwerken bevestnen, darhinder<br />
sich bewaren und zeweren, biss im witer hilf vom kueng und den<br />
Eidgnossen zuokaeme. Bern hat schon zur entschitung 2000 man<br />
uszogen und geruest, mit andren Eidgnossen illends zeziehen uf<br />
25. tag November a ); was aber ze spat. Darzuo, ie me Bern vor- 25. Nor.<br />
10 facht, ie minder die andren Eidgnossen nachtrukten. So murmleten<br />
die undertanen, es waere nun darum zetuon, dass man den kern<br />
und junkhern d'seckel fulte und ire pensionen beschirmte. | (74)<br />
Wie des babsts und keisers hoer die passen, die staet Meyland<br />
und Chum gewunnen haben, wie sich der cardinal<br />
15 von Sitten gegen Franzesischen Eidgnossen hat [1231]<br />
gehalten, und wohar der Franzosen unfal erachtet.<br />
Nun so was der winter und ungewiter beden heren uf dem<br />
hals, dass man etwas schaffen, oder mit verlust des zits, arbeit<br />
und guots schädlich abziehen oder stil ston muost. Und also, wie<br />
so d'Franzosen vor 3 monat den baebstischen gwaltig warend nachgezogen,<br />
also huoben ieztan die inen nachziehen; und nämlich<br />
so zugends an die Ada zuo mitem November. Da lies her Prosper 15. Sor.<br />
zuo Cassan ') die starke pass durch den hoptman von Bononia mit<br />
geschuez streng anfechten, als ob er da hinüber understueende ze-<br />
25 kommen. Indes aber lies er durch her Franz Moron und ander<br />
Meylaendisch banditen einen fürt wit ob disem ussgon, da bracht<br />
er allen zueg hinüber und schluog d'Franzosen nit on schaden<br />
dannen, also dass der von Lotreck mit allem zueg gon Meyland<br />
verrukt, die stat und schloss ze bewaren und da entschitung zuo<br />
so erwarten; schikt her Galiatz Visconten, den ungfaelligen man, zuon<br />
Eidgnossen um hilf, mit grosser [1232] klag, wie der babst sinen<br />
kueng und in unredlich betrogen, und d'Eidgnossen inen vil gelt<br />
*) Korrigirt und zweifelhaft.<br />
•) Cassano, vergl. Guiccardini, a. a. 0. p. 563.
1521 449<br />
abgenommen aber übel gedient hättid. Sine Eidgnossen, deren<br />
von 10,000 noch bi 4000 und der merteil Berner waren, die<br />
schleiften das geschuez bi nacht hinach.<br />
Als aber der Prosper die passen hat überkommen, ilt er dem<br />
(75) Franzosen nach, vermeint, im die strass | zwischen Pavy und -,<br />
Meiland zuo verlegen. Da kam ein alter man uss der stat und<br />
sagt, er soelte flux hinzu illen, dan si wurde sich nicht länger enthalten,<br />
dan biss er käme; d'Franzosen waerid ganz wislos, und<br />
wurde kein widerstand me da sin'). Uf das zoch der markiss<br />
von Pischgiera, so den vorzug hat, schnei der stat Meiland zuo, io<br />
und uberviel die Venedyer in irem bolwerk so gwaltig, dass si<br />
fluhend, und ir hoptman, her Theodor Trivuls, gefangen, sich um<br />
20,000 ducateri loeset. D'Eidgnossen werten [1233] sich ouch an<br />
eim graben, aber sobald das gschrei in d'stat kam: « iinperio,<br />
imperio! matza Frantza, matza Frantia!» do Hoch der von Lo- 15<br />
treck mit den sinen gon Chum 3 ) zuo, lies da 50 kuerisser und 600<br />
fuosknecht, Franzosen und Eidgnossen, und ilt da dannen gon<br />
Carmuna 3 ), da ze wintren und ufs nuew jar den krieg wider zuo<br />
ernuewern. Schikt sinen brüder von Scut zum kueng, den unfal<br />
ze entschuldigen und ouch wider zebringen. Den vieng under- 20<br />
wegen des Grawpuentischen hoptmans Dietaegens 4 ) vetter, wolt in<br />
dem herzogen von Bar 5 ) gon Trient bringen. Da namend in die<br />
von Wurms 6 ) und fürten gon Chur, da ward er durch gmeiner<br />
Eidgnossen ervordrung zuo volfueerung siner gschaeften gelediget.<br />
Die Franzesischen Eidgnossen haettid gern ein stand getan in der 25<br />
vorstat, so mochten etlich ire hoptluet, und nämlich der liechtmüetig<br />
Albrecht von Stein, sich kum antuen, dass si zur stat uss<br />
den Franzosen nachfueerid.<br />
Der cardinal von Sitten erwert, dass keinem Eidgenos am<br />
lib uetset beschach — etlich wurden uszogen — sust waerid ir w<br />
(76) wenig [1234] darvon kommen. Den gevang | nen, berowten und<br />
! ) Ueber diese Botschaft vergl. Guicciardiui, a. a. 0. p. 566.<br />
i ) Como.<br />
3 ) Cremona.<br />
4) Eidg. Abach. IV, 1. a. S. 147.<br />
ä ) Francesco Sforza.<br />
B ) Bormio.<br />
29
450 1521<br />
kranken taet er guote hilf. Sprach doch zu etlichen Berneren:<br />
Wie stats nun um uwerer gemaleten gilgenknaben Eschenmitwochen-spotspili),<br />
darin unser her, der Roemsch keiser, mit kutzen<br />
und hutzlen, und ich, uwer puntgnos, uf einem stecken mit laerer<br />
5 daeschen postende, hond mueessen öffentlich durch alle stat verachtet<br />
und verspotet werden? Es soelte kein stat semlichs vertragen,<br />
ouch gegen froemde viend, sunder gedenken an den grimmen Roemschen<br />
keiser Caracallam, der, zuo ewigem exempel straeflicher verspotung<br />
eines füvsten, lies in sinem inriten zuo Alexandria, da si<br />
io ein spotspil von im gehalten hatten, alles volk, das im engegen<br />
gieng, zerriten und zertreten, also dass plütbaech in Nil flussend 5 ).<br />
Und also haben die hochmiietigen Franzosen die stat Meiland<br />
unversehen und ganz zaglich verloren, und den Spanieren<br />
die meisterschaft gelassen: das inen begegnet ist, wie die Mei-<br />
15 Kinder [1235] sagten, uss verschulter ungnad Gots und der<br />
menschen. Dan glich im anfang diss kriegs schoss der pliz ins<br />
schloss in vorturn 3 ), daran der Sfortianischen fuersten marmolsteinen<br />
patronen und wapen zuom kunstlichsten gebildet stünden;<br />
also dass durch anzindung des buechsenpulvers und der buechsen<br />
w dem turn und den anstossenden muren und gemachen das under<br />
obsich von grund uf kert ward, und stein, die kum 10 joch ochsen<br />
haettid moegen erlupfen, ob 500 schrit wit geworfen, item zwen<br />
die obristen hoptluet und vil kriegsknecht erschlagen, und uss 200<br />
kum 12 unverlezt gelassen. Es ward auch die stat Meiland mit<br />
23 semlichem ertbidem erschitet, dass | geachtet, si müeste zer- (7<br />
vallen. Und wie dan nach Franzesischer art der hochfaertig, tirannisch<br />
granmester und regent, der von Lotreck, das ganz volk<br />
uberuss hart hielt und schazt, ouch die kilchen berowt, item vil<br />
fuernemer luet in stat und land mit unmenschlichen martren, als<br />
30 verraeter und rieh, lies on gericht und erbaermd würgen und ire<br />
hab nemen, dahar im ein semlicher Ungunst erwuchs, dass im nit<br />
alein sine undertanen Lamparter ze ghorsamen und zedienen unwillig<br />
wurden, sunder ouch sine gedingten [1236] Eidgnossen,<br />
') Demnach wurde schon 1521 ein Fasnachtapiel nach Art der Manuel'<br />
sehen aufgeführt.<br />
2| Herodian, hist. s. temp. lib. IV.<br />
3 ) Guicciardini, a. a. 0. p. 534.
1521 451<br />
wie wol er inen, wie er selber klagt, me gelts hat geben, und<br />
nämlich den hoptlueten, dan vor in einichem reiszug ie besehenen.<br />
Das wol schinlich, wan des emsigen, sorgsamen hoptmans Ludwig<br />
von Erlachs schriber, der from Mathissle Swertfaeger von Basel,<br />
hat sim selbs in 3 monaten 3000 krönen erschriben; was dem s<br />
hoptman gezigen habe, ist liechtlich zerechnen. Half in doch nit<br />
me, wen dass er ein jar lang schmerzlich us|serbet und sich gon<br />
Torberg in der Cartuser faegfuer lies vergraben. Hat sin lib, er<br />
und guot um guot den Franzosen nie versagt; betet vi], und fünf •),<br />
lidet aber so vil, dass in die knecht «das lidenmanle» nampten. io<br />
Nun als Meiland vom babst und keiser behoptet war, zoch<br />
der markiss von Pischgiera mit sinen Spanieren und lanzknechten<br />
fuer Chum, und als d'Franzosen kein entschitung verhoften,<br />
gabends die stat uf, mit geding Sicherung der stat und frigs abzugs<br />
mit ir kriegsvolk und hab. Und als der abzug solt besehe- i 5<br />
(78) hen, da brachend die Spanier und lanzknecht | liinin und pluendreten<br />
[1237] d'Franzosen und die burger wider ires hoptmans<br />
io. Dez. gebne Sicherheit. Uf 10. tag December hat der vogt von Lowers,<br />
Jacob von Wippingen von Friburg, gon Lucern gmeinen<br />
Eidgnossen geschriben, wie die Spanier wider gemachten ver- 20<br />
trag habid Chum ubervallen und alles, ouch kloester und kilchen,<br />
berowt, ouch jung und alt erwürgt, darunder bi 100 Eidgnossen;<br />
da slen 600 Spanier und 1 l / t vaenle Grawpuenter im zuosaz beliben<br />
5 ). Die Spanier mit irem streifen haben d'Eidgnossen in<br />
iren usseren herschaften vast unrueewig gemaclit, huot und zuosaetz L> ä<br />
zehalten. Doch so hond d'Eidgnossen Löwin 3 ), Mendriss und Baierna<br />
zuo iren handen genommen 4 ). Und also ist diss jars erstlich<br />
das Spanisch kriegsvolk, zii dienst irem hern kueng und<br />
Roemschen keiser, zuo Meiland meister worden.<br />
i) Im Manuscript deutlich, aber unverständlich.<br />
2) Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 148 ist zur Luzerner Tagsatzung vom<br />
10. Dezb. ein anderes Schreiben des Wippingen abgedruckt. Das hier angeführte<br />
steht dort, vom 5. Dezb. datirt, zur Tagsatzung vom 1. Januar 1522<br />
auf S. 155.<br />
3 ) Luino am Langensee.<br />
4 ) Schreiben vom 25. Novb. Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 144.
452 1521<br />
Botschaft der Meilaeudischen regeuten und bürgern um<br />
versueenung und friritsehaft an ginein Eidgnossen. Dass<br />
der bischof von Verulan zu Bellitz ist als gfaenglich<br />
angenommen worden.<br />
5 Und als nun die baebstlichen und keiserlichen anwaelt [1238]<br />
die stat Meiland me mit fuersichtikeit, den mit macht, ouch mit<br />
mindrer not hattend erobret, den vor pluendrung und gerueer beschirmt<br />
und gerueewiget, do ward an des herzog Sfortia stat zuo<br />
obristem regenten gesezt her Jeronimus Moron, durch weichesse<br />
io fuersichtikeit diser handel fuernemlich ist angericht, ussgefuoert und<br />
erhalten. So nuez mag sin einzigs beständigen, wisen mans fuersichtikeit!<br />
|<br />
()<br />
Demnach vor allen dingen geraten, ein Eidgnoschaft zuo versueenen<br />
und zuo fruenden zemachen, und daruf angends am driten<br />
io tag ein botschaft verordnet und geseilt, nämlich den wolbekanten<br />
bischof von Verulan, mit sampt andren von der stat regiment<br />
boten, welche, als mit gleit nit versicheret, von der Eidgnossen<br />
mark wider heimkarten. Der bischof aber, vilicht uf sines hern<br />
babsts punt und uf bischöfliche friheit getrost, ilt fuer gon Bellitz.<br />
M Da ward er vom hoptman Jacob Stockern von Zug und sinen<br />
gsellen, die über geben [1239] gleit uf dem weg von Meiland<br />
von den Spaniern berowt worden, gefangen und um 2000 krönen<br />
geschaezt, demnach uf 10. tag December zuo Lucern vor gmeinen io. Ue*.<br />
Eidgnossen, zuo recht und ersatzung ires Schadens, sidtomal er<br />
25 fuernemlich widerwärtiger pratick, zuo sampt dem cardinal von<br />
Sitten, ein machman sie gewesen 1 ). Da ward geraten, dass die<br />
dri Länder uf kuenftigen tag des nuewen jars den bischof gon<br />
Lucern soeltid bringen, oder ie doch zuo Uri behalten, in um alle<br />
sachen und praticken nach aller notturft ze ersuchen und zefragen.<br />
30 Des wolten sich die von Swytz nit beladen, und also ward er von<br />
Bellitz gon Swytz und da dannen gon Zürich an guote Sicherheit<br />
gefueert und gelediget, mit gepuerlicher antwort, dass er in einer<br />
Eidgnoschaft und bin Eidgnossen nuetset anders gehandlet und<br />
i) Eidg. Absch. IV. 1. a. S. 146.
1521 453<br />
praticiert hätte, wen das im, als baebstlicher heilikeit boten, ouch<br />
einer Eidgnoschaft inhalt des altern punds und gwonlicher vorbehaltung,<br />
wol zuostueende und gepuerte; wie dan ouch des Französischen<br />
kuengs boten und vil me getan habid, ouch wider iren<br />
nuowen pund. Warum denn im soelle me schaden sin truewer fliss, s<br />
(80) von dem | [1240] einer Eidgnoschaft er und nuz zuokommen, wen<br />
der Franzosen geltseligen betrug, von dem ira schand und schaden<br />
bi aller weit, ouch bin Franzosen selbs, zuogefueegt ist und<br />
wirt?<br />
Siner bevelch was nunmalen nuetset ze gedenken, biss dass io<br />
im nach des babsts tod von dem -rat der cardinaelen ein nuewer<br />
bevelch ward zuogeschriben, gestelt an gmein Eidgnossen und an<br />
iedes ort besunder, wie der hienach angezeigt wirt werden.<br />
Von des babsts tod und werbung der cardinaelen au gmein<br />
Eidgnossen und an iedes ort besunder, um bestand 1:><br />
des punds.<br />
Wie dan illends illends dem allerheiligsten vater, babst Leoni.<br />
die froelich post der froelfchen erobrung Meilands was zuokommen<br />
bi froelichem trunk, damit es itel frod wäre, da ward sin alierheiligste<br />
heilikeit so hitzig erfroewt, oder wie gedacht vergift, dass w<br />
in vor froeden oder gift ein so streng feber und flos ansties.<br />
dass er flux von disen irdischen, [1241] ob Got wolt, zii den<br />
himmelschen froeden fuor, mit grosser froed aller gotseligen, fridsamen<br />
und kristlichen herzen 1 ).<br />
Nun von stund an nach disem froeulichen tod, uf dass die ...<br />
allerheiligest witwen und muoter, die beroemte kilch, als spieslos<br />
nach kristlichen) friden mueeste trachten, da hat die gross versamnung<br />
der unfridsamen, froelichen cardinaelen einer stat Bern,<br />
wie ouch den andren orten und gmeiner Eidgnoschaft, hievolgende<br />
(81) werbung zuogeschriben. \ M<br />
i) Leo X. starb am 1. Dezb. 1521.
454 1521<br />
Missif der Roemschen cardiniilen an ein stat Bern.<br />
Uss goetlicher erbaermd die bischof, priester, diacon, der heiligen<br />
Roemschen kilchen cardinae], entbietend uwer andacht sundre<br />
lieb in Got. Glich nach dem abgang seliger gedaechtnues babst<br />
• Leonis X. haben wir zuo uch brief geschriben, in welchen diser<br />
heilig baebstlich stuol uwer stärk und miltikeit danksagung getan<br />
hat, als er ist schuldig gewesen: und besunder, dass ir den selben<br />
nit alein mit uwer kraft und tugend, als uwer titel erfordret<br />
hat, sunder ouch der kilchen oberkeit under babst Julio II. wider<br />
10 gebracht, und demnach under Leone X. genieret haben. Darzii<br />
so hat er uch gebeten, dass ir in der puentuues und dem glouwen<br />
und den capitlen nit alein mit Julio und Leone, sunder ouch mit<br />
der heiligen Roemschen kilchen, so nimmerme abstirbt, von uch<br />
angenommen, verharrid, und den selben baebstlichen stuol und sin<br />
ii ertrich fürer woeltid beschirmen. Jezt, allerliebsten der heiligen<br />
kilchen puntgnossen und schirmer, ervordren wir uwer andacht,<br />
dass ir die sin wollen, die ir alzit [1242] sind gewesen, und nit<br />
gestaten, disen heiligen stuol darum, dass er eins hopts manglet<br />
und sines hirten berowt ist, von iemand angefochten, noch ver-<br />
2" lezt werde, und von uch, sinen beschirmeren, verlassen, das uss<br />
uwer kraft überkommen und erlangt ist.<br />
Dan wie wol ir soelichs alwegen mit gutem willen getan haben<br />
und noch tuond, haben wir uwer maechtige kriegslüt, so in<br />
Italia zuo beschirmung der kilchen ertrich kommen sind, enthal-<br />
25 ten, und mögend ouch nit zwiflen an uwer bstaendikeit und dem i<br />
glowen, so wir under Julio und Leone zuo merenmalen erfarung<br />
gehaept haben, besunder ouch, so in diser des heiligen stuols ledigung<br />
das schifle S. Peters tuot schwanken, und die wueetrich und<br />
viend der heiligen kilchen wider die, als ein witwen und mangel-<br />
;»' bar eines regierers, ire hoe(>)ner ufrichten. Darum so die sorg<br />
baebstlichem stuol merklich ziifalt, dester nie wir uch, als desselben<br />
beschirmer, anrueefen. Und also ermanen und ervordren wir uwern<br />
andacht, durch die glider der liebe unsers hern Jhesu Cristi, die<br />
wil ir bisshar also gewandelt haben, dass ir besunder iez dem<br />
M baebstlichen stuol zuo hilf kommen und der puentnues, zwischen uch
1521 455<br />
und uns ewiglich, ouch dem glowen zu disem heiligen stuol, und<br />
under dem titel uwer ewigen beschirmung die vordrigen verdienst<br />
mit nuewen verdienid zenißren, woellid anhangen. Und wo ir soelichs<br />
tuond, als ir getan hond, wie uch dan semlichs nit geruwen<br />
hat, also wirts uch fuerer ouch nit geruowen. Dan Got hat nach 5<br />
der zit Julii II. uwer oberkeit und namen gemöret; er hat uch<br />
allen kuengen und fuersten fiirgesezt, also dass si uch lieb und<br />
forchtsam haben; er hat gemeret uwer geschlecht, erhoecht uwer<br />
starke, uch friden [12431 geben und bstaendig gemacht in der gerechtikeit,<br />
und zii letst uch den titel «beschirmet- der kilchen fri- io<br />
lieit», der dan grösser und schinbarer für al titel und sig geachtet<br />
wirt, mitgeteilt. Uwer volk und der ussgespreit namen der Eidgnossen<br />
in allen landen wirt hoch geachtet, und ist kein krieg,<br />
dem ir dan als die starken nit zuogefiiegt und als sighaft geachtet<br />
wurdent. Darum, so Got, fuer weichesse kilchen ir alzit gewachet,15<br />
semlicher segen und eins so grossen namens ein ursach und begaber<br />
ist, und allediewil ir | sinen gemahel nit verlassen, so wirt<br />
er uch ouch nimmer verlassen, dan als S.Paulus spricht: «Wer<br />
wirt uch suendren von der liebe Gots und von siner heiligen kilchen?<br />
wer wirt wider uch fortreiten, wo Got fuer uch ist? » ') Da- s«<br />
rum, allerliebsten suen, so wollend fuerfaren und uch von der heiligen<br />
Roemschen kilchen beschirmung, zuofueegung und vereinung<br />
nit lassen abwisen noch verfueeren; woellid dabi niemand losen<br />
noch glowen, so uch von der kilchen understond zesiindren, mit<br />
deren ir geufnet sind. Verharrend in der liebe, erlaengerend den 25<br />
heiligen pund, beschirmend desse inhalt. Wo dan soelichs beschickt,<br />
so belibt die heilig kilch in ir Sicherheit, und werden ir<br />
behalten in uwer selikeit; das wir von uch nit alein zuo beschehen<br />
verhoffen, sundren uss uweren vordrigen getaten gewisslich vertruewen;<br />
dargegen, als wir sollen und schuldig sind, alles das, so :i0<br />
fuer uwere nation, und als von der heiligen Roemschen kilchen wol<br />
verdient, lob, nuz und eren vermögen, uch, als unsern beschirmeren,<br />
niemer werden versagen. Das uebrig barin wirt in unserni<br />
namen handien der wirdig in Got vater, der bischof von Verulan.<br />
ein bot baebstlichen stuols, welchem uwer [1244] andacht volkummen ;!ä<br />
glouben, als ir bisshar gewonet haben, woellid geben, und wini|<br />
Römer V1I1, 31.
456 1521<br />
sehend hiemit uwern andacht gluekhaftig und wolmoegend. Daunen<br />
wir uns zuo allen iren begirden und nuzbarkeiten erbietend und<br />
disen heiligen stuol, ouch dis heilig collegium ernstlich bevelhen.<br />
Geben zuo Rom auf den 19. tag December anno 21, under den '•.Iw.<br />
5 siglen unser drier, in der Ordnung der ersten. | (84)<br />
Den grosmächtigen und fuertreflichsten der heiligen kilchen friheit<br />
beschirmeren, schultes und raten der stat Bern, iren allerliebsten<br />
fruenden und puntgnossen').<br />
Dis kluoge, löbliche, wolgedaechtliche Werbung und credenz<br />
io ward kuenftigs jars uf den 8. tag Jenner vom bischof von Verulan "jiS<br />
gmeiner Eidgnossen anwaelden, und iedem ort besunder, zuo Zuerich<br />
uberantwort 2 ). Uf gliche meinung und um ein tagsatzung hat<br />
zuo diser zit der Roemsch keiser gmeiner Eidgnoschaft, und den<br />
orten insunders, wie volgt zuogeschriben.<br />
i5<br />
Mi*sif des Roenischeu keisers an ein stat Bern.<br />
Karle, von Gots gnaden Roemseher keiser, zuo allen ziten<br />
merer des richs etc. [1245] Lieben, getruewen, uns zwiflet nit.<br />
jr habid nunzemal uss unsern geschritten vernommen, dass wir<br />
eins tags zuo Zuerich begeren, und uf dem selben mit und neben<br />
20 unserm heiligen vater, babst Leo, von unser und unser beider<br />
puntgnossen wegen, mit gmeiner Eidgnoschaft etlich Sachen, die<br />
;ra zuo er und nuz reichen sollen. In mitler zit ist der selb unser<br />
heilig vater babst uss disem zit verscheiden. Nun sind nuet<br />
dest minder wir und ander unser puntgnossen entlich des willens<br />
2= und gemueets, uf unser fuergenomnen handlung ze beharren und<br />
den angezeigten tag durch unsere treffenliche botschaft zuo besuchen,<br />
und wollen das, so an baebstlicher heilikeit abgat, erfüllen<br />
und erstaten, und uns versehen, der künftig babst werde<br />
sich in diser handlung gegen der loblichen Eidgnoschaft halten<br />
.,„ und erzeigen, wie dan der gemelt babst Leo, wo er in leben bliben<br />
wäre, | getan wolt haben. Begeren daruf mit allem fliss und (85)<br />
i) Das Latein Oria im St. A. Bein, Bd. « Mailänderkriege »; abgedruckt<br />
Kidg. Abscb. IV, 1. a. S. 154.<br />
«) Eiilg. Absch. IV, 1 a. S. 159.
1521 457<br />
ernst an uch, ir woellid uch mitler zit, als guot kris"tenluet und<br />
glider des heiligen Roemschen richs und Tuetscher nation, niemands<br />
wider die kristliche kilchen, ouch uns und das heilig rieh,<br />
noch herzogen Franzissen von Meiland, oder ander unser puntgnossen,<br />
in keinen weg bewegen, noch die uwern wider uns die- 5<br />
nen lassen, sunder des obgemelten tags und unser gnädigen,<br />
erlichen und nuzlichen handlung erwarten. Das wirt uch und<br />
gmeiner Eidgnoschaft zfi er, lob, nuz und bstaendigem wesen<br />
dienen, und wir wollen das mit allen gnaden erkennen und zu<br />
guotem nit vergessen; dan wir ie des gnädigen willens und ge- 10<br />
mueets sind, was uch und gmeiner Eidgnoschaft zu nuz und guotem<br />
[1246] kommen mag, dasselb mit allen gnaden zefuerdren; des<br />
ir und ein gmein Eidgnoschaft trostlichen zuo uns versehen, uch<br />
und ira kein anders hiewider sol lassen inbilden, als unser gnaedigs<br />
vertruwen zuo uch und ira stat. Wir verkinden ouch uch, 15<br />
dass wir das schloss und stat Torneck in Flandren, so vast stark<br />
und der kueng von Frankrich hat ingehaept, erobret und zuo unsern<br />
banden gebracht haben, ungezwifelt, ir werden des mit uns froed<br />
enpfahen. Geben in unser stat Gent in Flandern, uf 17. tag<br />
n. Dez. December im 21. jar, unsers richs des Roemschen im driten, und w<br />
der andren allen im 6.<br />
Carolus.<br />
Ad mandatum caesarea et catholicaa majestatis<br />
propria manu.<br />
Unsern und des richs lieben, getruewen, schultes und rat der M<br />
(86) stat Bern 1 ). |<br />
Dis fruontliche, gnädige keiserlicher majestaet geschrift, zuo<br />
Lucern vor gmeiner Eidgnossen botschaften verhoert, was nit<br />
hoechers ansehens, wen dass sich Lucern öffentlich erluetret. bestimpten<br />
tag nit zuo besuchen, den ouch si, Zug und Glaris, so w<br />
dem keiser einen posten nidergeworfen hatten, nit besuochten;<br />
aber der keiser zuo siner fuerdrung hielt wise gedult, biss die<br />
hochmueetig vermessenheit gedemueetiget ward.<br />
i) Abgedruckt im Auszug in Eidg. Absch. IV, 1. a. S. 153.
458 1521<br />
[1247] Wesen, ab- und heimzog der Eidguosseu uss Frankrich<br />
und uss Italia.<br />
Wie dan der kueng von Frankrich in besiglung des punts<br />
zuo Dision von Eidgnossen hat gevordret 6000 zuo beschirmung<br />
5 sin und siner krön, und im die zugelassen wurden, ouch ein stat<br />
Bern, die zefuerdren, 8000 krönen darlech, da ward zuo end Ougstens<br />
das gloeuf von allen orten so gross, dass uf die 15,000 hinin ins<br />
Hochburgunt kamend, und das beschach fuernemlich zuom kib und<br />
truz denen, so so gwaltig in Meiland zeloufen warend ufgeio<br />
brochen. Nun dienten dis Eidgnossen dem kueng warlich so wol<br />
und nuzlich, dass er durch iren bistand sine Bicardi und Nidre<br />
land erretet und behielt, wie wol mit row und brand übel beschaediget;<br />
dan e dan d'Eidgnossen kaemid, da schazten die keiserischen<br />
die Franzosen gar nuet, haftend ouch nuetset gegen inen<br />
15 zetuou, wie wol d'Franzosen anders ruomten. Do aber der kueng<br />
mit sinen Eidgnossen sich sehen lies, da zoch des keisers zueg,<br />
desse obristen hoptluet der graf von Nassow') und [1248] her<br />
Franz von Sickingen, der zit ein fuertreffenlicher kriegsfueerer,<br />
aber den Eidgnossen nit ungünstig, ouch uss keiserlicher bevelch<br />
M gegen | inen nuet zehandlen, niiwen krieg vorzesin, ouch uss life- (87)<br />
rang- und gelt mangel, ab des Franzesischen kiings ertrich,<br />
und von Mesier nit gar on schaden ab gon Valensina 5 ) zuo, hielt<br />
sich im veld, als ob er woelt ein stand tuon. Do rukt der kueng<br />
mit grosser macht ganz mutig in eitn morgennebel hinzuo 3 ), ze-<br />
25 schlalien so begirig, dass er ze fuos mit eim spies in der Eidgnossen<br />
Ordnung vermeint zegon, von sinen fuersten und dem<br />
connetabel von Burbun abgewisen. Da erhuob sich ein scharmuz,<br />
dass die keiserischen gew£rt in ir stat wichen und dennocht ob<br />
500 knecht und bi 80 pferden dahinden Hessen. Der kueng schankt<br />
:,„ sinen Eidgnossen einen erensold und lies dem keiser das Hoenigoew<br />
4 ) mit brand und row uebelwueesten, nam ouch etlich (platz)<br />
'I Heinrich (III) von Nassau-Dillenburg, 1483—1533. (Allg. d. Biogr.<br />
XI. 551).<br />
2| Valenciennes.<br />
3) Memoire» de du Bellay (Petitot XVII, 326), am 22. Octob.<br />
') Die Grafschaft Henuegan.
1521 459<br />
in. Dazwischen lies der küng von Engenland um einen friden<br />
oder [1249] anstand handien; so viel ouch der kalt und nass<br />
winter in, dass man die veldlaeger muost brechen und wintrung '<br />
suchen. Do gab der kueng um S. Martinstag •) zuo Corby sinen<br />
Eidgnossen, so nit bliben wolten, mit lob und dank urlob, und ;,<br />
behielt 2000; die legt er gon Abavilla in die wintrung, bi denen<br />
bliben von Bern hoptliit junkher Hans von Diesbach und der jung<br />
Hans Frisching, dem kueng vast angenem. In disem abzug namend<br />
die keiserischen die guot stat und schloss Tornegk in.<br />
Abzug der Eidgnossen uss Italia.<br />
io<br />
Als aber d'Franzosen zuo end diss monats November haftend<br />
Meiland verloren, do liefend der merteil ihrer Eidgnossen schneller<br />
(88) heim, dan si dargeloffen | waren, wuessten nuet, den vast zeklagen<br />
ab iren Eidgnossen, so von inen und wider si gezogen, und ouch<br />
ab iren hoptlueten, so vil gelts ingenommen, uebel bezait und u><br />
wenig sorg gehaept haettid. Enteil bleib bin Franzosen in Zusätzen<br />
ubern winter.<br />
[1250] Als aber die baebstisehen Meiland inhielten und der<br />
babst gestarb, deshalben die zwen geistlichen, ja geistlosen,.kriegslegaten,<br />
die cardiuael von Medicis'') und Sitten, illends i'lends gon so<br />
Rom postierten, disen hellischen kriegsstand zuo erhalten, ouch<br />
dem und siner kilchen einen andren vater und fuorsten zekiesen,<br />
so was ouch zuor wintrung nit gelts gnuog da, und beschribend<br />
d'Eidgnossen di iren al heim. Do ward inen zuo end diss jars<br />
urlob geben; die zugend froelich heim, als die, so nach inhalt •>:,<br />
des punds irem allerbeiligsten vater babst und siner kilchen<br />
erlich und wol gedient, ouch mit gluek und sig etwas teils einer<br />
Eidgnoschaft nüwlichen schaden gerochen haettid; wolten ouch<br />
nuet ab der andren schelten, troewen und tratzen tuen; dahar sich<br />
allenthalb in der Eidgnoschaft semliche widerwaertikeit erhuob, :«><br />
dass zuo Ure die pfaffen mit dem sacrament darzwischen loufen<br />
und scheiden miisten. Und wie gern die [1251] Franzesischen<br />
i) Anfang November.<br />
2) Julius von Medicis, der spätere Papst Clemeoä VII.
460 1521<br />
obren die, so mit dem cardinal von Sitten gon Meiland zogen<br />
waren, hert gestraft hätten, — ouch etlich straften, und nämlich<br />
den edlen Hug Dietrichen von Landenberg um 200 gülden, der<br />
sich über die Oellpass hat gewaget an d'Franzosen, so zuon Eidr.<br />
gnossen schussen, über si mugeten und «kueekiger» schruwen, — so<br />
wolt es doch keinen rimen haben, wen dass man muost das spil<br />
ufheben und ein nuews ussgeben, desse die spiler eins waerid. Und | (89)<br />
das kostet den Franzosen nit wenig über gelitnen schaden, nämlich<br />
die in sinem namen zetoeufen, die im widerwärtig waren geio<br />
wesen, dass si fuerahin sine goetti wärid und der pfaffen mueessig<br />
giengid.<br />
Nun wolan, iezt was enpfunden, aber noch nit verstanden,<br />
oder verstanden, aber nuetsit gebesseret, des Franzesischen punds<br />
zetel, nämlich dass der kristlichst kueng keinen viend haette, sun-<br />
15 der ein fromm Eidgnoschaft alein zii gmeinem schirm irer landen<br />
und fridens woelte zuo fruenden haben; dan so si eins, wiirinds<br />
stark und sicher gniig, daruss einer Eidgnoschaft [1252] ruow,<br />
frid, eintraechtikeit, nuz und ör entspringen wurde. Darzuo so wäre<br />
man dem kueng nuetset schuldig, wen uf sin ervordrung zuom schirm<br />
so siner krön im die zuo lassen loufen, so selbs willens loufen wollend,<br />
und niemand zwingen, um guten sold und jaerlich pension<br />
zuor gegenmaechtigen hilf, wie dan der gemachet pund eigenlich<br />
usswist; aber wie? Der heftig fridrich pund was noch nit versiglet,<br />
do warend nun ze vil viend vorhanden, doch nuetset ge-<br />
25 schäzt, biss si zeichneten. Da volgt bald gross sorg, gschäft,<br />
krieg, zwitracht, unghorsame, schad und schand. Da kam hernach,<br />
dass man niemand zwang, usshin zegon, aber die verachtet,<br />
so, zuom krieg geschikt, daheim bliben, die heimloufenden straft<br />
und wider umhin Ines gon, und denen da ussen zebliben gepot.<br />
N Es kam ouch darzuo, dass wenn etlich geschweigt wurden,<br />
dass man dem kueng nit alein der soelden und pensionen muost<br />
beiten, sunder alenthalb gelt ussbuergen [1253] und im das lihen,<br />
das noch diser zit unabgericht stat uf etlicher borgen verderben;<br />
und das alles mit semlicher unsinnikeit, | dass weder schand noch (90)<br />
83 schad vor kib und git kein oug me hat. Es muost fuer und für,<br />
wie den verspilenden, erst bass gelten, so doch fuer und fuer min-
1521 461<br />
der glueks und me verlusts da was, biss dass Gots krieg etlichen<br />
orten d'ougen uftaet und schied, wie das alles in volgenden jaren<br />
wirt klarlich vernommen werden.<br />
Dass d'Eidgnossen, vom herzogen von Saii'oy geladen, im<br />
houd geholfen sinen gemahel ennfahen und den brut- ,<br />
louf begon.<br />
Under oberzelten Sachen, als der herzog Karle von Saffoy<br />
sich hat mit des kuengs von Portugal tochter') vermählet, da hat<br />
«. Juni er uf gmeinem tag zuo Bein, uf 6. tag Junii, durch herliche botschaft<br />
gmein Eidgnossen geladen und begert, im in sinen kosten io<br />
ein botschaft in irem namen zuozeschicken, sine brut zuo enpfahen<br />
und den brutlouf ze begon. Die ward im zuogeordnet in aller<br />
namen [1254] von 4 orten, nämlich Bern, Ure, Swytz und Solaturn,<br />
uf sine ervordrung geruest zewarten. Dise botschaft, von<br />
Bern mit namen her Casper von Muelinen, riter und des rats s ), 15<br />
kam uf letsten tag Ougst gon Ifery 3 ), die ward da vom herzogen<br />
selbs person herlich und wol enpfangen, und mit dem bischof von<br />
Belle 4 ) und dem grafen von Griers gon Nuesse 5 ) beleitet, sinen<br />
und der brut da zuo erwarten. Die selbig kam uf S. Michelstag 0 )<br />
dahin mit 27 naven und fünf galleen, da vom herzogen und den so<br />
Eidgnossen mit vast kostbarem und hohem gepraeng, wie sich gebivrt,<br />
herlich enpfangen, und ouch der brutlouf fürstlich und froe-<br />
(91) lieh begangen. |<br />
Dass ein stat Basel besatzung ires regiments, und Schafhusen<br />
Hallow hat an sich zogen.<br />
Diss jars hat sich ein stat Basel vereint, iezt und fuerahin<br />
selbs, on ein bischof, einen burgermeister, die Zunftmeister und<br />
') Beatrix, eine Schwägerin Karls V.<br />
2) Allg. D. Biogr. XXII. 491.<br />
3 ) Ivrea.<br />
4 j Belley, damals zu Savoien gehörend.<br />
*) Nizza.<br />
6 ) 29. September.<br />
ä5
462 1521<br />
die [1255] raet zesetzen; das vornacher, inhalt einer hantveste,<br />
durch iren bischof, als obren herren, was besehenen').<br />
So haben die von Schafhusen im namen ires gotshuses 2 ), dem<br />
bischof von Costentz die herschaft im Kleckgoew, Ober- und Nider-<br />
5 Hallow abzogen, derer sachen halb egemelte bischof lange klag<br />
iren puntgnossen, gmeinen Eidgnossen, hond fiirgetragen, aber<br />
wenig erlangt 3 ).<br />
Es haben ouch gmein Eidgnossen, mit willen des bischofs<br />
von Costentz, von der kriegsloeufen wegen die schloss Gotlieben<br />
10 und Arben besezt 4 ).<br />
Von diser zit niiweii siten.<br />
Wie dan vornacher bisshar alle ubermass, itppikeit und aendrung<br />
der siten in ein schlechte, tapfere Eidgnoschaft uss froemden<br />
kriegen gebracht ist worden, also ist ouch zuo diser zit beis<br />
schehen, dass das kriegsvolk uf Spangischen siten mit hosen und<br />
wammess so zerhowen ist kommen, dass ein stat Bern, die nie<br />
liechtlich nuew siten hat angenommen, semlichs zerhowen bi straf<br />
5 pfund in ir stat und land lies verbieten; [1256] item blaterhosen,<br />
hosenbaendel, die dennocht einen semlichen Unkosten hond<br />
so vermögen, dass klein Jacob vom Stein 5 ) in kurzer zit ob 100 pfund<br />
schuld um hosenbaendel verlies; item Lampartische zarter arbeit<br />
kragen und | kragenhemder; item Spangisch, in einer Eidgno- (92)<br />
schaft hievor nie gebrucht kappen; item blattenbaretli, schlaepli,<br />
ouch von saminat, und schlich, an zehen hangend, und doch zwi-<br />
25 fach tuerer, dan vornacher puntschuoch ; lange kruezmesser, Welsche<br />
rappier und vast kostlich vergoldschmidet Swytzer-dolcben;<br />
item beschroten köpf und baert, also dass das beschroten fuerahin<br />
me kunst hat gwunnen, wen das scheren etc. So haben die wiber<br />
pfaffen-, heissen iez kragenroek; item gurtrök on schwänz ani)<br />
Ochs, Gesch. v. Basel. V. 347.<br />
2) Des Klosters Allerheiligen.<br />
3 ) Eidg. Absch. IV, 1*, namentlich die Sehlusserklärung von Schaffhausen,<br />
S. 131.<br />
4) Eidg. Absch. IV, 1». S. 71. (2. Aug.).<br />
5 ) Jakob von Stein der jüngere, Herr zu Belp, gest. 1526. (Schweiz<br />
Geschichtsforscher. V. 328).
1521 463<br />
geton, und Meilaendische kunst an diechle, huwen, kragen, aermel,<br />
kitel und fuertiecher, verunkostet dermassen, dass die arbeit und<br />
der kost vil me, wen die hab, wert ist, doch mit dem schin der<br />
erberkeit und suberkeit, [1257] dan vornacher miist es alles biss<br />
uf halbe brüst ab- und ussgeschniten sin; und an maentlen, rocken ><br />
und kitlen schwaenz, uf 6 elen und drueber, nach laenge des adels<br />
und der eren lang, also dass die hohen frowen eigne edelschwanzknaben<br />
darzuo haben gehalten. °)Jez ists, an's hopt, din bedekt<br />
und sind die schwaenz in d'faelt gezogen.*)<br />
Wie nun die ueppige hochfart zuonimpt und stet nuews erdenkt, «><br />
also nimpt ouch der Unkosten zuo und erdenkt kostbarkeit; und<br />
wie der Unkosten zuonimpt und kostbarkeit erdenkt, also muoss<br />
ouch zuonemen aller betrug und list, gelt zehaben, dahar die staet<br />
vol mueessiger und schaedlicher kraemerten und gremplerien. |<br />
/<br />
Einer stat Bern diss jars ulgesezte Ordnungen. 15<br />
Es hat diss jars hochen donerstag einer stat Bern wisem<br />
rat gevallen, dass fuerahin nun kein frag gehaept sol werden, um<br />
einen usset der Eidgnoschaft gebornen zuo bürgeren zenemen 1 )-<br />
was grunts^die Satzung hätte, mochtend die wissen, so da nit<br />
froemd burger, aber froemd pensionen, woltend haben.<br />
w<br />
Ein reisordnung.<br />
Item gemacht ein reisordnung, also lutend: Als dan dis<br />
gegenwärtig loeuf entsprungen [1258] und erwachsen sind uss dem<br />
schnellen ufbruch, durch etlich besunder hoptluet und ufwiegler in<br />
Meiland besehenen, daruss aber ein stat Bern und die iren in 25<br />
merkliche sorgvaltikeit gesezt sind, — dem allem fuerahin vorzesin,<br />
haben min gnädigen hern, rät und burger. einhelliklich geraten<br />
und erkant, dass nun fuerahin niemand in einer stat Bern, noch<br />
») später hinzugefügt.<br />
i) Raths-Man. 189. p. 76.
464 1522<br />
der selben lantschaft, gwalt und macht solle haben, einiche hoptmanschaft,<br />
es sie zuom kueng von Frankrich oder andren forsten<br />
und hern, on der selben miner hern raeten und burgern gmeinen<br />
gunst, wissen und willen anzenemen, noch die iren also wider<br />
iren willen und gunst hinweg zefueeren. Und ob jemand darüber<br />
einiche hoptmanschaft anzenemen, oder miner hern luet ufzewieglen<br />
und froemden hern understueende zuozefueeren, den selben wollen<br />
min hern an sinem lib und gut strafen, wie sich der billichkeit<br />
und eins iedes verdienen nach wirt gebueren. So den des<br />
obangezeigten hinloufens halb, ouch der hoptlueten und ufwiegler | (94)<br />
und dero straf halb, wollen sich min hern witer bedenken und<br />
die iren desse z'berichten. Actum 14. Novembris. 1 ) In stat und land 14. \ov.<br />
ussgeschriben, aber darbi hüben und nuetset me hernach gangen;<br />
das zuo Verachtung der Satzungen und saetzeren kräftig dienet.<br />
\<br />
Wirtsorduung.<br />
Uf 12. tag December angesehen, wol und jaerlich notturftig g 8«.<br />
inzesehen, dass die wirt sollen ein mal geben mit visch und<br />
fleisch um 2 gross, und ein nachtfuoter um 1 gross. 2 )<br />
[1259 und 1260 leer. 1261.]<br />
1522.<br />
Babst: Adrianus VI. 1. Roemscher keiser: Carolus V. 4<br />
Franzesischer kueng: Franciscus 8. Schultes: Jacob von Wattenwyl<br />
2.<br />
Dass, unaugesehen die baebstische und keiserische richstag,<br />
der evangelisch handel ist fuergefaren, aber die<br />
richstag mit vil anbringens und wenig ussrichteus zerstroewt<br />
siud worden.<br />
Im jar Kristi Jhesu 1522. Unangesehen die treffenliche,<br />
starke widerfechtung durchs babsttuom und keisertuom, vergangens<br />
i) Raths-Man. 191. p. 79, wo der obige <strong>Text</strong> vollständig eingetragen ist.<br />
«j Raths-Man. 192. p. 6 (vom 20. Dez.).
1522 465<br />
jars zuo Wurms und diss jars zuo Nuerenberg fürgenommen, ist<br />
dennocht das evangelisch fuer so stark fuergetrungen, dass an vil<br />
enden, ouch zuo Nuerenberg selbs, die baebstlicheu kilchenbruech<br />
(95) abgeton oder geaendret sind, und ouch die Römische | mess nuet<br />
oder Tuetsch ist worden, mit täglicher predi der goetlichen und 5<br />
evangelischen geschrift.<br />
Und wie wol der Luther, nachdem er von Wurms gescheiden,<br />
sinem forsten zuo friden ein einsidel was worden, so hat er<br />
dennocht uss sinem hol mit der feder so lut und so haef[1262]tig<br />
wider das baebstisch pfaflentuom, ouch wider desse messen und 10<br />
geluepten geschruwen, dass an vil enden pfaffen, muench und nunnen<br />
das pfaflentuom, mess, kloester und kutten hond verlassen, und<br />
sich in die ee und handarbeit ergeben. Diss jars Jenner haben<br />
zuo Wittenberg in abwesen des Luthers der tuomprobst, doctor<br />
Jonas Justus, und der erzdechan, doctor Andreas Bodenstein ') 1.-,<br />
sich erlich vermählet und öffentlich kirchgang und hochzit gehalten,<br />
aber wider des Luthers gefallen altar und goetzen umgestürzt,<br />
die kilchen beschlossen biss uf den Suntag zuor predi, zuor<br />
Tuetschen mess und zuo des hern nachtmal, under beden gstalten<br />
zeniessen; der glichen an andren orten ouch ist besehenen. Und 20<br />
zuo Nuerenberg in allem richstag füren die evangelischen predicanten<br />
un [1263] verzagt fuer so unverschont, dass der Augustinern<br />
lesmeister die bischof, deren ob 20 uf dem tag, nur « die zwifachen<br />
spitzhueet» namt und antastet. So gieng uf S. Steft'anstag 3 ) meister<br />
Franz Kolb von Basel, der Sweitzer gnempt 3 ), in der Car- *,<br />
thus custor und predicant, — der sunderlich grossen zuolouf hat,<br />
und zuom ersten mit doctor Johan Oseandern 4 ) die evangelische<br />
ler hat angelassen — uss der Carthus ins Augustinerkloster in<br />
d'frigheit. Deshalb sich angends ein semlich gerueer erhuob, dass<br />
sich die oerdensvaeter, äpt, prior, gardian und ander praelaten so<br />
(96) schwerlich darum vor des richs stathalter er | klagten, also dass<br />
•) Gewöhnlich Andreas Karlstadt geuannt.<br />
2 ) 26. Dezember.<br />
3) Kolb war eigentlich aus Lörrach im Wiesenthal gebürtig, aber längere<br />
Zeit in Freiburg, und von 1509—1512 in Bern gewesen; von 1527 an<br />
wieder in Bern.<br />
4) Soll heissen Andreas Oslander.<br />
30
466 1522<br />
er trowt. das Augustinerkloster zestirmen und den ussgelofnen<br />
muench haruss zerissen; doch so wards, uss vorcht einer ufruor<br />
und veraendrung des muenchs, underlassen. Diser sclirek bracht<br />
so vil, dass glich morndes noch zwe Carthueser entliefen.<br />
5 [1264] Und wie dan diser richstag fuernemlich widern Luther<br />
und den Tuerken angesehen, mit vil nie prachts, den rats, des<br />
baebstlichen legatens, zweer cardinaelen, von Mentz und Salzburg,<br />
vil bischoffen und praelaten, item des keisers und des Roemschen<br />
richs stathalter, kurfftrsten, fuersten und andern des richs botio<br />
schaften, kümmerlich zesitzen kommen, da sind 81 artikel geistlicher<br />
und gar nach so vil weltlicher beschwerung angebracht.<br />
So hielt der kurtuerst von Sachsen fuer vier artikel, die sum aller<br />
gmeinen klag berxierend, namlicli dass ein algmein concilium tri<br />
gehalten wurde zu vereinung kristlichen glowens und stats; dass<br />
,:, die geistlich gnemten sich alein geistlicher dingen underzugid,<br />
und das weltlich regiment der weltlichen oberkeit liessid: dass<br />
man die Fucker'ien •) und grossen gselschaften abtaete, und in<br />
allen staeten liesse die [1265] werben, so ire hab und far wagen<br />
woeltid, damit der uberlaestig aller dingen sam- und fuerkouf ge-<br />
20 besseret wurde, und dass im rieh umendum ein glich körn geminzet<br />
wurde, den ubernuezten Wechsel zu verkommen. 2 ) | Als aber (97)<br />
vil nuzlichs angebracht, aber wenig fruchtbars wolt ussgerieht<br />
werden, da luor dis frommer kurfuerst heim, lies gon, was er nit<br />
truwt zii erhalten. Was aber da witer widers evangelium ah-<br />
25 geraten sie, wirt in volgendem jar angezeigt werden.<br />
Dass, wie vast der Zwiugle mit sinen ziistaenderen anhielt,<br />
die evangelische 1er zefiirdren, so vast haben etlich<br />
der Eidgenossen die zehindren fuergenommen, aber nit<br />
ganz vermögen.<br />
»;. Des glichen so hat der Zwingle mit sampt sinen ziistaenderen<br />
in einer Eidgnoschaft so hantlich gefueret, [12661 dass das<br />
') Handels-Monopole und Privilegien nach Art derjenigen der Familie<br />
Fugger in Augsburg. Vergl. Ranke, Ref. (2. AuH.) IL S.' 30 u. ff.<br />
2) Bezieht sich auf die Uebelstände der Münzwährung.
1522 467<br />
fuere gotswort nach siner art an vil orten sine kraft bewist, da<br />
zuom friden, da zuom zang. Er hat ouch zuo fuerdrung sines wunderbaren<br />
handeis ein truckeri ufgericht'), und durch die lassen<br />
ussgon allerhand notwendiger geschritten und bueechli, gotswort<br />
und evangelische friheit betreffend und beschirmend, nämlich von -<br />
aergernuos, von friheit der spis und zit, von verelichung der geistlichen<br />
2 ). Hat sich ouch mit einer ersamen witwen vermählet, der<br />
glichen mit im getan haben etlich priester von Zürich, Lucern,<br />
Schwytz und Zug; und das mit vorgender suplication an ein bischof<br />
von Costens und an gmein Eidgnossen, semliche e zuosampt 10<br />
der evangelischen 1er nit zuo verhindren'). Als aber der bischof<br />
ein hinderlich mandat, und mit namen an ein probst und capitel<br />
von Zürich, hat lassen ussgon, do machet er dasselbig mit ofner,<br />
wolgegruenter Widerlegung zuo nuet und gespet.<br />
[1267] Er hat ouch mit sampt dem wolgeschikten meister w<br />
(98) Low Juden 4 ), der zit daselb luetpriestern zu Einsidlen, | diss jars<br />
in der wit- und hochgeachten engelwihe geprediet, und da die<br />
rechte engelwihe, heiligenfart, das lob und 6r Mariae, den ablas,<br />
bicht und buoss dermaussen erliitret, dass die opferstoek, der<br />
bichtvaeteren und der wirten seckel semlicher gotslaestrung und 20<br />
verderbung erklagten, dass dis predicanten, zuosampt des gnadrichen<br />
gotshuses pflegern, hern Diebolden Frien von Geroltzeck,<br />
so die bestelt hat, an diser heiligen stat fuerahin kein gnad nie<br />
zefinden hatten. Aber dis alles waere villicht ringer geachtet<br />
worden, wenn er nit vor disen haendlen uf den Bicockischen ver- ._, : ,<br />
lust, zuo mitem Meyen, an die von Schwytz hätte getrukt ein<br />
götliche vermanung, sich der froemden herren ze entladen, angesehen<br />
irer frommen altvordren redlikeit, lob und gluek, so nit um<br />
gelt pluot vergossen, sunder um ir friheit sich vom üppigen [1268]<br />
adel geschlagen haben, und haigegen der iezt waesenden muot- :J„<br />
willikeit, schelten und unfal, alein durch eigennützigen git, harreichende<br />
mit allen lastren von froemder herren kriegen und gelt,<br />
i) Chr. Froschauer. vergl. Rettig. Buchdrucker und Reformatoren, Bern,<br />
Taschenb. 1880.<br />
*) Strickler, Litteratur-Verzeichniss. Nr. 28 u. 39.<br />
») Ibidem. Nr. 27.<br />
4 ) Leo Judae.
468 1522<br />
so gar ingewurzlet, dass nit, wan durch Gots gnad und wort, ussgeruetet<br />
mögend werden •). Fürwar ein büechle, einem ieden<br />
frommen gotsfoerchtigen Eidgnossen wol ze betrachten.<br />
Und als nun demnach die von Schwytz den Franzesischen<br />
.-, punt mit siner pension abkunten, ouch die, so si zemanen hattend,<br />
darvon zeston mantend, vermeinende, des glimpf und recht zehaben,<br />
so si mit heimlichen gelt drin verfueert waerid und ouch<br />
der kueng den punt zuovor gebrochen hätte, do schruwend die<br />
gwaltigen pensioner und soeldner: er 2 ) ist ein Luterscher katzer<br />
i 0 und ein ufrueerischer buob, er richtet in | aller Eidgnoschaft unruow,<br />
zwitracht und ufruor an, er geschändet Unsere [1269] lieben<br />
Frowen, alle gotsheiligen, die lieben seien, den ganzen geistlichen<br />
stand, alle gute werk und gotsdienst; dass in Gots fuenf<br />
wunden schaend!<br />
1.-, Und also uf nächsten tag, was der 20. Meyens 3 ), ward zuo<br />
Lucern verabscheidet, dass iedes ort mit sinen priestern reden soelte,<br />
von semlichen predinen abzeston, uss welchen dem gmeinen man<br />
Unwillen, zwitracht und irrung im kristlichen glowen erwueechse.<br />
Uf disen abscheid, zum ersten des evangelischen fuers halb<br />
20 von Eidgnossen ussgangen, hat Lucern den geleiten doctor Bastian<br />
Hofmeistern 4 ), und ires klosters zuon Barfuossen lesmeister,<br />
gon Schafhusen heimgewist, da er ouch das evangelium hat gepflanzet,<br />
die kuten abgeton und gewibet; item vertriben ire gebomen<br />
korhern, hern Josen Kilchmeyer 3 ), und die geleiten meister<br />
2, Hans Ziinmerman 0 ) und Geisshuessle, schulmeistern 7 ). Und als uf<br />
egemelten tag der apt von Wettingen klagt, dass die von Baden<br />
widern bruch einen predicanten angestelt haettid, ward inen gepoten,<br />
den wider abzestellen 8 ).<br />
i) Ein göttlich vermanung au die ersamen wisen erenfesten eltisteu<br />
eidgnossen zu Schwyz Zürich. 1522. -1° mit Holzschnitten.<br />
2} Nämlich Zwingli.<br />
s ) Nach den Eidg. Absch. am 27. Mai (IV, 1*. S. 194).<br />
4 ) Vergl. Kirchhofer. Sebastian Wagner gen. Hofmeister. Zürich. 1805.<br />
5 ) Jodocüs K. wurde 1531 Pfarrer zu Kapperswyl. dann zu Küssnacht,<br />
kam 1546 nach Bern, 1547 oberster Dekan, gest. 1552.<br />
6 ) Job. Xylotectus, Chorherr zu Münster, ging nach Basel und starb<br />
dort gegen 1526.<br />
') Oswald Myconius, vergl. Hagenbach, J. Oecolampad und 0. M. Elberfeld.<br />
1859.<br />
") Eidg. Absch. IV, 1. •. S. 194.
1522 469<br />
[1270] Hienacher zuo end Novembers ward zuo Baden von<br />
gmeiner eidgnossen raten — da von Bern her Bastian zuom Stein,<br />
riter — der pfarrer von Vissibach •) als ein laestrer Unser Frowen<br />
und der heiligen, und als der, so sich mit einer tochter zur 6<br />
versprochen hatte, dem bischof von Costentz zestrafen übergeben; .-,<br />
und als er uss des bischofs kercher gelediget ward, ward er ein<br />
(lOO)weber, und demnach wider ein predicant |<br />
Uf disen tag ward allen voegten und amptlüten geschriben,<br />
wo si priester oder ander ankaemid oder hoertid, die ungeschiklich<br />
widern glowen predietid oder redtid, die selben anzegeben 2 ). M<br />
Demnach zuo mitem December, als der apt und convent von<br />
Wettingen gmein Eidgnossen zuo Baden als schirmhern um schirm<br />
anruoften widern pfarrer von Hoeng, so die muench als Got und der<br />
Welt unnuez, ouch betrueeger und dieben hat gescholten, — denen<br />
ward bistand zugesagt, ouch [1271] dem bischof von Constens, in ,-,<br />
von der pfruond zestossen, und denen von Zürich, in nit zeschirmen,<br />
zuogeschriben 3 ). Diser pfarrer, Simon Stumpf, geruetret, viel<br />
nachmalen wider zun feissen muenchen, sinen patronen 4 ).<br />
Uf disen tag ward angesehen, dass iedes ort bi den sinen<br />
ernstlich soelte versorgen, dass die nuewen predinen abgestelt und M<br />
die alten bruech erhalten wurdid, dass ouch mit denen von Zürich<br />
und Basel verschaft werde, den truk semlicher nuewen biiechlin<br />
abzestellen; dan zuo besorgen, wo nit tapferer widerstand ankert,<br />
so werde daruss gross uuruow und schaden erwachsen 5 ).<br />
Darzuo so haben sich zuo diser zit die bischof, aept, probst und .,-,<br />
prior wider gwonte art angefangen ziisamen tuon, und widersins<br />
die weltliche band zekuessen und zerunen: wenn wir uberhin sind,<br />
(101) so wirts den an uch sin, last uns enandren behalten und | schirmen<br />
wider die Luterischen [1272J Zwinglischen kaetzer und buoben.<br />
Dennocht so hat der himmelsch vater sinem geliepten sun :!0<br />
zuo eren etliche, ouch die fuernemsten ort und zuogewanten der<br />
') Derselbe hiess Urban Wyss. Eidg. Absch. IV, 1«. S. 247 (3. Novb.)<br />
und 250.<br />
») Eidg. Absch. IV, 1». S. 251.<br />
»I Eidg. Absch. IV, 1». S. 255.<br />
') Simon Stumpf wurde ein Führer der Wiedertäufer.<br />
5) Eidg. Absch. IV 1", S. 255, unter «.
470 1522<br />
Eidgnoschaft von gemeltem abscheid uszogen, mit namen Zürich,<br />
Bern, Basel, Schafhusen, Appenzel, Sant Gallen, Muelhusen, item<br />
und die nachpuerin Costentz, die alle und ander me zuo diser zit<br />
die evangelisch predig hond angenomen und mit wunderbarlicher<br />
- wis, ja gwiss mit gütlicher kraft und gnad, erhalten.<br />
Wie die evangelische predi zu Bern ist inkomen, zuvor<br />
der bisclioffen anstoess hat abgewist.<br />
Wie dan glich von anfang der widerbringung und erschfienung<br />
des lutren evangeliums unser hern und heilands Jhesu<br />
10 Kristi, durch den Luther angericht und vom Zwingle gestaerkt,<br />
in einer stat Bern, iewelt har zuo kristlichen Sachen wol geneigten,<br />
[1273] etliche — deren ich bi den ersten, nit der mindest —<br />
von Gots gnaden des gnadrichen evangeliums gnad und friheit<br />
buntend schmecken, und ouch dieselbige iren geliepten und ver-<br />
]:i truwten eren- und gotsfoerchtigen goenneren und fruenden hupschlich<br />
anbringen und inbilden, so wit, dass hievor zwei jar der gotsliegirig<br />
und zuom heil siner kilchen ganz geflissen her Bertolt<br />
Haller von Rotwil'), der zit in einer löblichen stat Bern der stift [ (102)<br />
S. Vincensen korher und predicant, zuo komenlicher infueerung<br />
ä,, evangelischer 1er hat sitiklich, nach anwisung des Luthers, geprediet<br />
die 10 gebot zuo den sun- und firtaeglichen evangelien,<br />
mit eroeffnung des misverstands und bruchs glowens, guoter werken<br />
und gotsdiensten. unss in diss jar, in dem die evangelisch<br />
warheit so vilen angnem ward, dass er mit grossem gunst, hinu<br />
dan gesaezt die baebstisch und bischofisch Ordnung und wis, uf<br />
23. Novembers — was suntag - antieng zepredien das heilig 23. Kor.<br />
evangelium, wie das der evangelist Matheus [1274] hat beschriben,<br />
und das nach lutrem verstand alts und nuews testaments so<br />
flissig und truewüch fuergetragen, dass für und fuer die zal der<br />
30 gloeubigen also hat zuogenomen, dass si mit wunderbarer und<br />
sundrer hilf und gnad Gots vilvaltige und vast gwaltige des tui)<br />
Vergl. Pestalozzi, B. Haller. Elberfeld. 1H04. Dazu Stürler, Ref.<br />
Akten, 1. S. 5 und 167.
1522 471<br />
sendtlistigen Sathans widerfechtung hat überwunden. Hat ouch<br />
angends so kräftig gewuerkt, dass ein andaechtige stat Bern uf<br />
obgemelte irer lieben Eidgnossen ansehen sich hat zuo end diss<br />
29. Soi. jars uf 29. tag December erluetret hievolgends entschlusses, uf<br />
nächsten tag zuo Baden durch ire ratsboten, hern Bastian vom r.<br />
Stein und Diesbach, darzetuon:<br />
Und als den uf nächst gehaltnen tag von des prediens wegen<br />
anzug und ein ratschlag ist besehenen, wie soelich binfüra gehalten<br />
solle werden, da wil minen hern die selbe meinung nit<br />
gevaüen, sunder so wollen si ires teils frt sin und ire predican- t«<br />
ten das heilig evangelium und die heilig gschrift lassen verkünden<br />
und predien on menglichs verhindrung und wider [1275] red,<br />
und si dabi hanthaben und schirmen 1 ).<br />
(103) So's dan Got also geschikt hat, dass dem starken | baeren<br />
zwen stark Baertolt höchste guttat bewist haben, so hab ich dis «<br />
zal-, namen- und tatgedicht zuo dankbarer gedaechtniis har verzeichnet<br />
:<br />
DIVInl Berto. prIMVs Verbl Insltor agro, (MDXXII).<br />
QVo BertoLt Vrso prlnCeps eXtrVXerat VrbeM MCXCI).<br />
Nun so hat der Sathan in disem handel ouch nit geschlafen, 20<br />
sunder die hochgeachten bischof angericht, dass zuo mite Ougsten<br />
der bischof von Losan, als obrister kilcher, zuo Bern bi siuem<br />
schwager junkher Kristof von Diesbach gegenwärtig, lies egenanten<br />
predicanten gon Losan citieren, daselbs um etlich geprediete<br />
artikel rechnung zegeben. Do ward von einem ersanien rat dem 25<br />
bischof gesagt, haet er an iren predicanten etwas zesprechen, soelt<br />
er hie vor sinem hern probst und capitel tuon, und in sust rüewig<br />
lassen').<br />
29. An?. Witer zuo end egemelts monats, [1276] uf den 29. tag, ist<br />
uss gepot eines ersamen rats in der stat Bern zun Barfuossen ein so<br />
evangelischer span verhoert — in biwesen der harzuo verordneten,<br />
nämlich vom rat: her Bastian vom Stein, riter, Lienhart Hitpsche,<br />
seckelmeister, Hans Kutler, venner, Anthoni Noll; von der stift:<br />
i) Stürler. Ref. Akten I. S. 6.<br />
2) Davon ist in den Rathsprotokollen keine Spur zu finden, vergl. auch<br />
Stürler Ref. Akten. 1.
472 1522<br />
her Niclaus von Wattenwil, probst, Bertolt Haller, predicant,<br />
meister Heinrich Woelfli 1 ); der lesmeister zuon Barfuossen, doctor<br />
Bastian Meyer von Nuwenburg am Rin 2 ); der kilcher von Biel,<br />
doctor Thomas Wytenbach 3 ), und Benedictus Steiner, der hei-<br />
B ligen gschrift baccalarius, dechen und kilcher zu Burgdorf —<br />
zwischen her Uohichen Guondisperg, j dechen und kilchern zuo<br />
Minsingen, mit sampt sinen capitelbrueederen, meister Hansen Manbergern,<br />
kilchern zuo Thun, meister Gabriel Loewensprung, kilchern<br />
zuo Walckeringen, und her Josen Kyburgern, kilchern zuo Biglen,<br />
10 ins capitels nammen, nach ires ordenlichen bischofs von Costens<br />
klager; und am andren [1277] zwischen und wider her Jörgen<br />
Iirunnern von Lantsperg 4 ), anstat des niiwlich vertribnen her<br />
Hans Weckers — so und darum, dass er in der selenfuerpit gesprochen<br />
hat, wer fuer die, so in Meiland umkomen, baete, der<br />
,., taete ein suend in heiligen geist — zuo kleinen Hoenstetten 3 ) kilchern,<br />
dahin zuo Unser Frowen ein grosser zuolouf, und ouch der<br />
zit zuo der predi, uss allen doerferen, darum gelegen; deshalb<br />
ouch die anstossenden kilchern so übel verbiteret, dass si fuernamend,<br />
disen nueweu predicanten zuo vertriben. Und als nun die<br />
,„ gemelten verordneten und die partlen, und darzuo vil zuohoerer, versamnet<br />
waren, do stund der obgenant dechen uf und legt einen<br />
edel eigner hantgschrift dar, begriffend die klagartikel, durch<br />
den egenanten predicanten geprediet und geredt, wie hie volgt:<br />
Dis sind die artikel, her Joergen, dem abtrinnigen, verloegneten<br />
15 pfaffen, unghorsamen und verachtern der obren fuerzehalten.<br />
Zuom ersten so nempt er den babst, cardinael und bischof<br />
tuefel und war entkrist, und alle priester verfueerer des volles, betrueeger<br />
und zuckend woelf.<br />
so Item er hat uf der kilchwihe geprediet wider [1278] den<br />
gmeinen priesterlichen stat also, wie wir si verfueeren und inen<br />
') Vergl. Stammler. Der Humanist und Chorherr H. W. 1887.<br />
2) Allg. D. Biogr. Bd. 21. S. 613.<br />
3 ) Vergl. Blöscn, Th. W. und die Reformation in Biel, im Bern.<br />
Taechenb. 1853.<br />
4) Ueber den ganzen hier erzählten Handel siehe die aktenmässige<br />
Darstellung von Fr. Studer, im Bern. T. B. 1885.<br />
5 ) Später aufgehobene (Filial-)Pfarrkirche bei Münsingen an der Aare.
1522 473<br />
das heilig evangelium nit recht verkuenden, und das nit verstan-<br />
(105) den und nit koennen; und ob wir das | koenten, so sagen wir doch<br />
nit die warheit, dan wir voerchten unser grossen buchen und<br />
schweren seklen; und schinden si, wie wir koennen, dass in wundre,<br />
wie si doch soelich schinden so lang habid mögen erliden. Er b<br />
aber predie das evangelium recht und die heiligen gschrift, und<br />
Verstands, und sie darum gesent.<br />
Item wir andren priester sigid al verloren, und ander luet<br />
mit uns, und slgid al mitenandren me den 500 jar ir gangem<br />
und unser underton betrogen, verwist und verfueert. 10<br />
Item al Carthuser, Benedictiner, Barfuossen, Prediger, Observantzer<br />
etc., was ordens si sien, sind al verloren und verdamt, als<br />
wol als wir, und sie ir aller sach falsch und ungerecht, als wol<br />
als unsere.<br />
Item er sie nit priester, weder uss des babsts, noch bischofs L.<br />
gwalt; wie wol von inen gewicht, so halt er nuetset druf, und<br />
habs verloeugnet, abgesagt und widerrueeft. Er woelle ouch nit<br />
under unserm herren von Costentz sin, und in keinen weg sinen<br />
mandaten folgen und im nit schweeren.<br />
Item was wir ufnemen an die kilchenbuew, spricht er. wir m<br />
schinden; und sprechid, si soellid harzuogon, so nem mans uf mit<br />
dem lobgsang, meint er, mit") dem wolfgsang') nemen wirs uf.<br />
Item die mess sig alein nuez den messenden, und nuetset nüz<br />
den lebenden und totnen.<br />
[1279] Item er lebe und sie on suend. 25<br />
Item so ist er 2 ) vast aller artiklen anred gesin vor unsern<br />
(106) gnädigen herren von Bern, vor eim gesesnen | rat, da er ouch<br />
selber witer hat geredt offenlich, es sie war, dass die gesalbten<br />
pfafien und die beschornen pfaffen al sigid falsch, betrueeger und<br />
verfueerer des volks, und verkuenden das evangelium nit recht; aber .„,<br />
er verkinds recht, koens und Verstands, und sie darum har zuo sinen<br />
lieben brueederen geseilt, inen das zuo verkinden; er woel ouch<br />
*) Das Mss. hat nur: mi.<br />
!) Ueber den Wolfsgesang siehe Kuhn, in Trechsels Beitr. %. Gesch. d.<br />
Schw. ref. K. Heft II, S. 137.<br />
') Nämlich Georg Brunner.
474 1522<br />
das tun, so lang im der mund uf- und Zugänge, und Kristus<br />
habe drlmal zu Petro gesagt: weid mine schaf. O we, wie weiden<br />
die pfaffen ire schaefli! Als truelich als die mezger ire kaelber,<br />
wenn si die am Osterabent in die metze fueeren an das messer,<br />
5 und inen die gurgel abstechen und si toeden; also truelich weiden<br />
si ir undertonen!<br />
Item si verkoufend Got unsern hern um gelt, wie Judas hat<br />
geton.<br />
Und hat da vil schmachwort geredt, die unsere grosmaechio<br />
tigen hern hond gehört, uf welche im mit geantwort ist, noch<br />
entgegen geworfen von wegen siner offenbaren luginen und siner<br />
dorechtigen vermessenheit und hochfart.<br />
Dis artikel spitzet und spreitet der egenant dechen eine<br />
ganze stund so mit schwerer klag uss, dass vil murmleten, si<br />
ig waericl nit zti verantworten.<br />
Nun uf dis schwere und vast seltsame klag zoch her Joerg<br />
sin testamentbueechle underm arm herfiir, und hüb an, dem dechan<br />
mit goetlichen spruechen so gnaw und tapfer begegnen, dass der<br />
vom Stein zürn dechen sagt: «responde ponfifici!» Daruf der<br />
20 dechen, übel vergilt habend, unwirklich antwort, er und die sinen<br />
[1280] waerid nit hie, gespet ufzelesen, noch ze disputieren in j (10<br />
den sachen, den heiligen kristlichen glowen betreffend, sunder ir<br />
billiche klag zii erofnen und daruf antwort zuo verneinen. Demnach<br />
tat her Joerg on witre frag sin antwort durch geschrift so<br />
25 heiter und kraeftiklich, dass uf berieht der verordneten geistlichen<br />
und geleiten ein ersamer, wiser rat dem dechan und capitel beval,<br />
her Jörgen ruowig zelassen und keinen gwalt zebruchen, er<br />
liandlete dan, das er mit goetlicher gschrift nit versprechen mochte.<br />
Indes soelt her Joerg uf siner pfar ungeirt beliben und mit evan-<br />
M gelischer predi zuechtiklich fuerfaren.<br />
Diser handel, so zu hindrung was angesehen, gab uss der<br />
hand Gots dem evangelio grosse fuerdrung.
1522 475<br />
Spil evangelischer friheit.<br />
Es sind ouch dis jars zuo grosser fuerdrung evangelischer friheit<br />
hie zuo Bern zwei wolgelerte und in wite land nuzlich ussgespreite<br />
spil. fuernemlich durch den künstlichen malermeister<br />
Niclausen Manuell), gedichtet und offenlich an der kruezgassen 5<br />
gespilet worden, [1281] eins, nämlich der totenfraesser-'), berueerend<br />
alle misbruech des ganzen babstuoms, uf der Pfafien-Vassnacht<br />
8 ), das ander von dem gegensaz des wesens Kristi Jhesu und<br />
sines genaemten stathalters, des Roemschen babsts 4 ), uf die alten<br />
Vassnacht ä ). Hiezwischen uf der Aeschen mitwochen ward der 10<br />
Roemsch ablas mit dem bonenlied 6 ) durch alle gassen getragen<br />
und verspotet.<br />
Durch dis wunderliche und vor nie, als gotslaesterliche. gedachte<br />
anschowungen ward ein gross volk bewegt, kristliche friheit<br />
und baebstliche knechtschaft zuo bedenken und ze under- 15<br />
(108) scheiden. |<br />
Es ist ouch in dem evangelischen handel kum ein bueechle<br />
so dik getrukt und so wit gebracht worden, als diser spilen r ).<br />
Eutschlaliung gegen evangelischem predicauten.<br />
10. »ez. Zuo end diss jars uf 10. tag December ist vor einem ersamen 20<br />
rat erschinen der hochgelert der heiligen gschrift doctor Sebastian<br />
Meyer, der zit in diser provinz custor und hie zuon Barfiissen<br />
lesmeister und predicant, ein geflisner, tapferer evangelischer<br />
warheit zuostaender und schirmer, und hat sich zuo retung<br />
') Vergl. Bächtold. N. Manuel (Bibl. älterer Schriftwerke der deutsehen<br />
Schweiz. Bd. II).<br />
2) Bei Bächtold unter dem Titel: Vom Babst uud siner priesterschaft.<br />
a. a. 0. S. 29.<br />
3) Den 23. Februar.<br />
4) Bächtold, S. 103.<br />
5) 4. März.<br />
°j Darüber siehe Bächtold, a. a. 0. Einleit. p. CXL.<br />
7 J Ueber die Ausgaben der Manuel'scheu Spiele siehe Bächtold. Einlt.<br />
pag. CXLI.
476 1522<br />
sin und siner 1er erklagt "O, [1282] ouch recht begert gegen Wilhelm<br />
Zielin '), burgern, dass er in hinderrugs und on ursach hat<br />
gescholten einen kaetzer, und einen, so kaetzerische leren prediete.<br />
und woelt erleben, dass er verprent wurde; er hätte im Niderr,<br />
land ouch semliche irrung und unruow gemacht, dass er mit Unwillen<br />
haette mueessen abscheiden. Und als der genant Zieh der<br />
klag nit mocht ussgon, da ward ein vertrag gemacht mit erpetner<br />
nachlassung des doctors, dass Zieli in, den doctor, an eids<br />
stat bi gebner truew ins schultheissen band an stab entschluog,<br />
K, bekennende, dass er semliche wort uf in erdacht und im unrecht<br />
getan habe, ouch von im nuetset anders wisse, dan eren und guotsi<br />
und als von einem fromen hern und doctor, dem billich wuerde<br />
und er zuogelegt solle werden; darzuo 10 pfund straf annam ze<br />
bezalen, und ein urkuend diss handeis under einer stat Bern sigel<br />
ig dem doctor hat vergiint zegeben 3 ).<br />
Der caplan von Britnow 3 ), her Benedict Dischmacher von<br />
Zonngen 4 ), ward von einem rat uf grueliche | klag des tuefelsge- (109)<br />
16rten probsts von Zofingen unverhoert dem bischof von Costens<br />
übergeben, und ver[12S3]hoert wider abgevordret 5 ), so geredt hat,<br />
M die mess waere kein opfer, ouch niemand, wan den messenden, niiz-<br />
Dass der Tufel durch ein wib warsagen, wunderzeichen,<br />
heiligen, helgenfart, und die kapel zu Unser Frowen,<br />
zun siben eichen geuemt, hat angerichtet.<br />
Under oberzelten haendlen, gotswort antreffend, hat sich ein<br />
2;, sach zugetragen, darin der Tufel, gotsworts groester und erster<br />
viend, sich selbs hat mueessen verraten, und die nit kleine zuegnüs<br />
gibt vast namhafter, ja abgoetischer stucken, so an und wider<br />
*) A. schreibt: 1er er. klagt.<br />
i) Ueber ihn vergl. Bächtold, Zwei Berner Romanschriftsteller, Bern<br />
Taschenb. 1878. S. 45 u. ff.<br />
2) Der Rathsentscheid ist abgedruckt in Stürler Ref. Akten. I. S. 96.<br />
Vergl. auch S. 6.<br />
3 ) Zur Vogtei Aarburg gehörend.<br />
*) Nach spätem Angaben war derselbe vielmehr von Wynigen bei<br />
Burgdorf.<br />
5 ) Rathsm. 193. S. 72, 99. Stürler. Ref. Akten I. 93.
1522 477<br />
gotswort nun vil jar in allem babstuom in grosser achtung und<br />
vererung sind so hoch gestanden, dass Sant Gots und Sant Jesus<br />
kapelen, kilchen, altar, stoek, opfert, antheiss, gnad, aplas, wunderzeichen,<br />
schier niena me zefinden, noch zesuochen. Es waren<br />
alle winkel und Strassen nach allen anfechtungen der wislosen .-,<br />
oder verwisten kristen vol Unser Frowen, kruez und helgen, vol<br />
kapelen, kilchen, altar, goetzen; vol wunderzeichen, gnad, aplas,<br />
opfer; vol segen, gesegnet palmen, kerzen, salz, brot, fladen,<br />
wasser und win. Bracht [1284] alles dem rueewigen moestvoelkli<br />
nuz und gwin. Und nämlich die sach, dass ein alte hex und i„<br />
warsagerin, mit namen Katherin Tuefers von Tunstetten, Ueli<br />
Widermuots ewib, sich zuo Erlach und in derselben herschaft enthielt,<br />
mit tuefelscher hexerl und warsagens so ganz verargwonet,<br />
ouch vor mit verpot gewarnet, darvon zelassen, dass si ein ober-<br />
(110) keit | der stat Bern zu mite September beschikt, durch pin und ,,<br />
kuntschaft erkundet, und demnach ingang Octobers mit dem fuer<br />
lies richten, uf ir bekante vergicht, also lutende:<br />
Dass hievor vor 9 jaren, als Niclaus Seitzach vogt zuo Erlach<br />
gewesen i) und si des kleinen guots uf dem veld gehueetet,<br />
da sie der boess geist in einem schwarzen kleid zuo ira komen M<br />
und gesagt, woelle si im volgen, so woelle er si ein guote kunst<br />
leren, damit si gilt und gelt uberkome; daruf si geantwort, er<br />
söl ira sagen, was si tuon solle, so woelle si im gern volgen. Do<br />
hab [er] ira angemutet, si solle am ersten Got des almaechtigen<br />
siner wirdigen muoter Marien, und aller lieben heiligen und uss- u<br />
erwoelten verloeugnen, und dannethin so woelle er si fuer und für<br />
leren warsagen und underwisen, was uud wie si dan tun sölte.<br />
Und also habe si die [1285] verloeugnung getan, und zuo einem<br />
warzeichen iren harn abgeschlagen, darvon habe der viend ein<br />
schoelli herds ufgenomen und dasselbig widerum lassen vallen. so<br />
Und sie ira demnach zuo mermalen, und sunderlich wenn etwas<br />
verloren wurde, erschinen; dan wan si in irem gemueet sin begßrte,<br />
so was er da, und was si also warseit und gehandlet, hab<br />
er si gelert und bericht; damit si sich selbs und vil biderber<br />
lueten in unglowen gebracht und betrogen habe. Doch so habe 35<br />
1) N. S. war zweimal, von 1509—11 und wieder 1513 Vogt zu Erlach-
478 1522<br />
si bi einem jar liar gewicht palmen und kerzen an sich gehenkt,<br />
dass er si dester e an not Hesse; das er ouch getan, und nit so<br />
vil, als vornacher, zuo iren hab moegen wandlen. Ucd wie wol si<br />
bisshar jaerlich gebichtet, so hab si doch alwegen disen artikel<br />
5 verschwiget, unss in vergangne vasten, aber nit zuom sacrament<br />
gangen. | (111)<br />
Item under obgemeltem vogt, vor dem und die nuewe kapel<br />
zuo den siben eichen •) ufgericht, und si, die genante Kaettrin, in<br />
dem selben holz, gnemt im Bodlet 2 ), da dan ackrum, der sehwii<br />
0 nen Mietet, sie ir boeser geist zuo ira komen, und habe si gelert<br />
und geheissen, si solle den lueten fuergeben, wie dass ira an<br />
dem ort, da das alt kaepeli gestanden, sie erschinen ein jungfrow<br />
in wissem kleid, und da lige Sant Kristoffels hopt, Sant Michels,<br />
S. Annen und S. Mauritzen heiltuom, und welchem da neisswas<br />
1.-, waere angelegen, der selbig soelte dahin ein walfart und antheissen<br />
tuen: so woelt er, der boess, si für und fuer underrichten, was und<br />
wie si den lueten soelte warsagen; dem si also nachgangen und so<br />
vil verschaffet, dass ein nuewe kapel daselbs gebuwen und dahin<br />
ein grosse walfart uferstanden sie. So sie ira der boess in dem<br />
2„ holz zuo vilmalen und so dik si begßrt, doch nit bi der kapel, erschinen,<br />
und nun zweimal in menschensgestalt, [12S6] sust sie er<br />
alweg in rappengstalt um si geflogen, und si gelert, wenn etwar<br />
underwegen, was si warsagen soelte. Si hab ouch dem briider 11 )<br />
ziin siben eichen das heiltuom und die grosse gnad, so da sie, an-<br />
2.-, gezeigt, aber er habe nuetset von dem falsch, und dass es mit<br />
dem Tiifel zuogange, gewuesst.<br />
Item witer hat si verjaehen, dass uf ein zit sie zuo ir komen<br />
Hans Troeler von Kallnach und hab ir klagt einen verlust zweier<br />
krönen; dem hatte si geantwortet, es waere nun ze spat, er seilte<br />
•M morn wider komen; und als er fruee kam, sagt si, es waere ze<br />
fruee, er soelte bald wider komen, und ob er nit uf | iemand (112)<br />
zwifelte. Als aber Troeler sprach, si luge, er haette nuetset ver-<br />
M Im Walde südöstlich Ton dem Pfarrdorf Vinelz. am Bielersee; die<br />
Kapelle ist vollständig verschwunden.<br />
2) Jetzt Budley.<br />
') Waldbruder oder Einsiedler.
1522 479<br />
lorn, sagt si, warum er dan zi't iren kommen; antwort Troeler:<br />
darum, dass ich erfare, ob du mit der warheit umgangist; du<br />
bist ein buoebin, man solt dich in ein sak stossen und ertranken!<br />
Des sie si im so viend worden, dass si sie gangen an einen<br />
scheidweg, als man gon Ins gat, bi S. Wolfgangs kapel, und habe -<br />
da ein zal kislingstein ufgelesen, und die selbigen in des £genanten<br />
Troelers Schwester, Elsen, Bendict Kochers zuo Port')<br />
6wib, mit hilf und im namen des Tuefels gewinscht und verzobret,<br />
und nachdem si jar und tag ein arme, kranke frow gewesen, ira<br />
war geseit, und si zuo den siben eichen uss ingebung des boesen I0<br />
geists gewisen, und als man si dahin gefueert, da sind von iren<br />
gangen mit grossem schmerzen bi 18 kislingstein, klein und<br />
[12S7J gross, als ein gross ei, und dass soelichs ungehoerts wunder<br />
durch si uud den Tuefel zuo wegen bracht sie.<br />
Item si habe totenbein underm galgen ufgelesen, und die mit 1:,<br />
menschenhar am samstag z'nacht gebürstet und ussgeworfen,<br />
ufgenomen und um die bein gewunden, und uuder die husschwellen<br />
vergraben, ins Tuefels und deren namen, so si wolt verzobren.<br />
Und also hab si des muellers dochter von Lyss unbaerhaft<br />
gemacht, item den Krattinger zuo Bargen ouch verhexet, dass m<br />
er sich sines ewibs ganz nuet vermocht, item Lienhart Dicken<br />
sinen zug verzobret, dass er mit 6 hengsten nit einen schrit ab<br />
stat mochte faren; denen si war geseit und geholfen, wie si der<br />
Tuefel aller dingen underricht und iren geholfen habe.<br />
(113) Rem der Tuefel habe si uf dribeinigem | stiil uf Brattelen- 25<br />
matten 2 ) gefueert zuo vil lueten, da habends gessen und trunken,<br />
und sien demnach wider heim gefaren.<br />
Und wie nun dis obgemelte heilikeit was angericht durch<br />
hie gehörte wis und wunder, und fuernemlich der steinen, so durch<br />
ein dechen von Bern irem bischof zuogesent, das und andre wun- w<br />
der zuo bestaeten, die kapel Unser Frowen zun siben eichen, als<br />
da erschinener zeigerin und den verzeigten heiligen zewichen,<br />
wie [1288] dan mit grossem lob und andacht beschechen, ouch<br />
dahin ein semlicher zuolouf worden, dass zuo diser zit ob 800 pfund<br />
i) Bei Nidau. an der Zihl, früher Pfarrdorf.<br />
«) Vielleicht Bnittelenmatte bei Erlach.
480 1522<br />
opfers irem vogt, Hansen Krochtalern, vennern zuo Bern, vorstünden<br />
über allen kosten des kostlichen buws der nuewen kapellen,<br />
altar, goetzen und briiderhus; deshalben der kuz •), wie<br />
wol vom Tuefel dargestelt, so guot, so heilsam und so fruchtbar<br />
« geachtet, dass die burger, so da urteilten, man soelte die hexen in<br />
und zuosampt der kapelen mit deren siben eichen holz verprennen,<br />
gar uebel zehoeren wurden. Dan ouch der bischof, mit der gerichten<br />
hexen vergicht von einem ersamen rat angesuocht, dis heiige<br />
stat mit iren beigen, messen, gnaden und aplas Ines beston und<br />
10 bliben; dan Kristus spricht: wer nit wider uch, der ist mit uch.<br />
Und also so mocht diser Tuefel bi diser Unser Frowen und disen<br />
neigen wol beston und bliben, dan er ir er und nuz schaffet<br />
und fuerdret wider sin art; und das zuo einem heiteren exempel,<br />
[1289] was der gele*rt, listig Tuefel ins engeis gstalt zur verfueei5<br />
rung und straf der abergloeubigen möge anrichten und triben,<br />
wo der richtigen schnür des lutren wort Gots nit mit stiffem<br />
glowen flissig geachtet und gevolget wirt. | Darum der usserwoelt (114)<br />
bot und doctor des heilsamen worts Jhesu Kristi, Paulus, ouch<br />
den himmelschen engel verflueecht, so der anders wan dise schnür<br />
so haltet, eroefnete und lörte. Es ist wol zeglowen, dass der hochfaertig<br />
Tuefel nit alein dise, sunder ouch vil, ja on zal, ander und<br />
groesser heilikeiten angericht, anrichte und erhalte, biss der sun<br />
des menschen in siner zuokunft kum einichen glowen uf erden<br />
nie finde.<br />
ss Tom anfaug und end des Roeinschen babsts Adriani VI.,<br />
und ouch von dem vertust der insel Rodis.<br />
Diss jars uf den nuenden tag Jenner, an stat des vergrabnen 9. Jan.<br />
loewen 5 ), ist, wie gemeint, ein schaf zuo Roemschem babst von 39 cardinaelen<br />
erweit worden, nämlich der cardinal Johannis und Pauli,<br />
:,o ein Brabander von Dertosa 3 ), ein 70jaeriger, fromer, wiser man,<br />
der heiligen gschrift ein fuernemer doctor, Kriechischer, Latin-<br />
') Der Lockvogel.<br />
») Leo X<br />
3 ) Gebürtig von Utrecht und Bischof zu Tortosa.
1522 481<br />
scher, Tuetscher, Welscher und Spanischer sprachen bericht, des<br />
keisers und sines bruoders 1er- und zuchtmeiser gewesen, und iez<br />
obrister regent in Spanien. Den erwoelten haben dri cardinäl<br />
20. Aug. gereicht und beleitet gon Rom; da ist er uf 29. Ougst gekroent<br />
und Adrian diss nammens der sechst genaemt worden. B<br />
Nun, sobald er die wal angenomen, [1291] hat er angends<br />
zuo befridung der kristenheit legaten und bref ussgesent an die<br />
obren der kristenheit, und ouch besunder an gmein Eidgnossen<br />
(115) ein hoch ermanend | bref, geben zuo Saragossa in Spanien uf<br />
15. tag Apre], begebende, dass d'Eidgnossen, als liebste suen und w<br />
schirmer der heiligen kirchen friheit, woellid Ire waffen abziehen<br />
von kristlichs pluots vergiessung, und die siner heilikeit zuostellid,<br />
gmeinen friden zemachen und zeschirmen, damit dem mächtigen,<br />
grimmen viend der kristenheit, dem Türken, ein ernstlicher<br />
widerstand getan moege werden 1 ). i*<br />
Er hat ouch nach siner kroenung einen beredten legaten geschikt<br />
zuon ständen des Roemschen richs gon Nuereberg-), nämlich<br />
vier Sachen zuo verschaffen; zuom eisten einen gmeinen friden der<br />
fuersten der kristenheit; zuom andren einen widerstand widern<br />
Türken, zu retung Ungern, Krabaten und Rodis; zuom driten 20<br />
ussruetung der Lutherischen sect; und zuom vierden ein reformation<br />
der kristlichen kilchen, die er selbs bekant und klagt<br />
vast uebel zerriten sin, mit verwilligung, ein concilium zehalten.<br />
[III 1292]. Er mocht aber nuetset ussrichten, wan bim Roemschen<br />
keiser und dem Franzesischen kueng kein fridgeben nochmalen w<br />
was, deshalb der grim Tuerk Soliman on widerstand fuergefaren,<br />
hat, Ungeren und Krabaten uebel beschädiget.<br />
Rodis vom Tuerken ingenomeu.<br />
Und mit grossem pluot beder teilen die alt beruempt insel<br />
25. liezb. und stat Rhodis ingenomen uf den heiligen Winnachttag, vom M<br />
hochmeister und den riterbrueederen, ires lebens und farender<br />
i) Abgedruckt (lat.). Eidg. Absch. IV. 1«. S. 195.<br />
2) Den Nuntius Chieregati.<br />
31
482 1522<br />
hab gesichereten, ufgeben, nachdem si die Sant Johanser, dem<br />
Tuerken abgewunnen, 214 jar haftend mit sighafter hand loblich<br />
besessen •). | (116)<br />
Vil weltwiser meinten, es wäre der kristenheit waeger,<br />
5 der Tuerk haette dis insel ine, wen dass si die S. Johanser,<br />
als das klein Rom, in hätten gehaept alein zuo uberlaestiger Schätzung<br />
und beschwaerung der ganzen kristenheit; zuodem dass ouch<br />
minder Sicherheit uf dem land und mer gegen menglichem gehalten<br />
wurde bin S. Johanseren, dan bim Tuerken, also dass der<br />
io Tuerk, Sicherheit [III 1293] zeschaffen und zeschirmen, zuo disem<br />
krieg verursachet sie worden. Was den da bi den riehen, mutigen<br />
S. Johanseren der heilig, armüetig Johannes fuer heilikeit habe<br />
gehalten, ist liechtlich zuo gedenken.<br />
Nun, es sie wie im wolle, so ists gwis, dass zuovor die straf<br />
15 Gots und der kristlichs namens hoepteren ubermueetige uneinikeit<br />
dem Tuerken hat vor, iezt und nacher, anlas, fug und stärke<br />
geben, den merenteil der kristenheit abzeziehen. Noch so wirts<br />
nit herzlich erbarmt, noch bedacht.<br />
So ist der Luther und sine sect erst keklich harfuergebrochen,<br />
20 die fuertreffenlichste heilikeiten des babstuoms umzekeren, wie<br />
gehört.<br />
So ist er, der heilig vater, an nur genämpter reformatz und<br />
vor verwilligetem concilio, e dan uetset gebesseret wurde, wie<br />
etlich siner vorfaren me, e mit gift erworget 2 ), zuo sinem heil<br />
25 bald, e dan sine fromkeit uf des leiden Satans stuol in bosheit<br />
verkert, und dass einer des stuols wirdig ingesezt wurde, wie<br />
dan beschechen.<br />
[III 1294] Von diser wal haben der Roemsch keiser und ouch<br />
die Roemschen cardinäl einer Eidgnoschaft vast fruentlich | zuoge- (117)<br />
so schriben, mit hohem begßr, nach altem harkomen vertruewens<br />
und vereinuug, im andacht und schirm bäbstlicher heilikeit und<br />
der heiligen Roemschen kilchen zuo beharren. Zuo Zuerich verabscheidet<br />
uf 22. tag Hornung 3 ).<br />
22. Febr.<br />
i) Die Johanniter hatten Rhodus am 15. Aug. 1310 eingenommen.<br />
2) Hadrian VI. starb am 14. Sept. 1523, angeblich vergiftet,<br />
3) Eidg. Absch. IV, 1». S. 175.
1522 483<br />
Werbung des Roemschen keisers, mit zustand des Roemschen<br />
stuels, an gmein Eidgnossen um rereinung und<br />
abstaud vom kueng von Frankrich.<br />
Als dan zuo end vergangens jars der Roemsch keiser in sinem<br />
und des Roemschen stuols namen hat begört an gmein Eidgnossen, s<br />
eine tagleistung uf diss jars der heiligen dri kuengen fest') zehaben,<br />
ist die uf bestimpte zit zuo Zuerich gehalten 2 ). Da in des<br />
Roemschen stuols namen ist erschinen der zit der vast unwerd<br />
bischof von Verulan. und in keiserlicher majestaet namen her<br />
Wilhelm, bischof von Strassburg, lantgraf in Elsas, [III 1295] w<br />
her Rudolf graf von Sultz, her Wolf von Honburg, riter, doctor<br />
Jacob Stuertzel und ander, mit credenz und langer Instruction,<br />
welche hat ingehalten ouch etliche vormals angebrachte sachen,<br />
und fuernemlich, dass baebstlicher heilikeit und keiserlicher majestaet<br />
wil sie gewesen, gmeinen friden in der kristenheit zehabenu><br />
und dem Tuerken widerstand zetuon. Uf das ouch keiserlich<br />
majestaet erstlich den fuenfjaerigen bestand angenomen, ein gwaltige<br />
schiffung wider die ungloeubigen geschikt, den grossen<br />
tirannen den Barbarossa 3 > erschlagen und die insel Alagarbia 4 )<br />
gewunnen hab, doch nit on schaden, dan die erste schiffung durch »<br />
ungestueeme des mers undergangen. Wäre da fuergefaren, wenn<br />
(118) in der Franzesisch kueng | unversehen nit verhindret haette. über<br />
das der genant kueng uss baebstlicher heilikeit verwilligung zuo<br />
gemeltem fuernemen hat ein cruciat und aller geistlichen gueeteren<br />
zechenden in sinem rieh ufgehaept, und dennocht nit alein nit hilf 25<br />
getan, sunder erst ouch, wider die geschwornen puend, ungewarnt<br />
und an billich ursach, mit baebstlicher heilikeit und keiserlicher<br />
majestaet widerwärtige pratiken und krieg angefangen; derhalben<br />
baebstlich heilikeit und keiserlich majestaet getrungen, ire macht,<br />
wider die ungloeubigen bereit, an den kueng von Frankrich zuo w<br />
verwenden und brücken 5 ). Da hat keiserlich majestaet sine kuengi)<br />
6. Januar.<br />
» Eidg. Absch. IV, 1». S. 159.<br />
3 ) Horuk Barbarossa, der Seeräuber, der sich in Algier festgesetzt<br />
hatte, aber 1518 von den Spaniern besiegt und hingerichtet wurde.<br />
4 ) Algarbien nannte man die Nordspitze von Afrika, gegenüber Gibraltar.<br />
5 ) Vergl. die Beilagen betr. die kaiserl. Gesandtschaft. Eidg. Absch.<br />
IV, 1». S. 160-162.
484 1522<br />
rieh in Hispanien erretet Und in Flandren etliche staet und<br />
schloss gewunnen.<br />
So hat baebstlich heilikeit mit keiserlicher majestaet hilf herzog<br />
Francissen von Meyland, keiserlicher majestaet oehenund fuersten<br />
5 des Roemschen richs, in das herzogtuom Meiland als natürlichen,<br />
väterlichen erben ingesezt, ime unsshar vom kueng von Frankrich<br />
gwaltiglich vorbehalten. Welche insatzung keiserlich majestaet<br />
wider menglich understat ze hanthaben, ganzem Italien zuo friden.<br />
Und uf semlichs so sie keiserlicher majestaet gnaedig begören,<br />
io dass ein loblich Eidgnoschaft, als ein glid des heiligen Roemschen<br />
richs, sich den Franzesischen kueng in einichen weg nit woelle<br />
lassen bewegen wider die heilig Roemsch kilchen, wider keiserlich<br />
majestaet und das heilig Roemsch rieh, und wider herzog Franzen<br />
von Meiland, ir aller puntgnossen und des Roemschen richs<br />
i5 fuersten, angesehen dass si im das zetuon nit schuldig, lut ir<br />
vorbehaltung; dass ouch der kueng [III 1297] iren punt, wie<br />
ouch ander, hat gebrochen; item wider | die erbeinung das nider (119)<br />
Burgun mit row und brand gewueest und die stat und schloss<br />
riedin •) ingenomen mit hilf her knecht; da keiserlich majestaet<br />
so wil glowen, on iren, einer Eidgnoschaft, willen das beschehen<br />
sie. Darzuo so hat der kueng dise krieg angehaben, da sich ires<br />
punts schirm nit hinlaendet, noch si bindet; deshalben keiserlich<br />
majestaet sich wil versehen, si werde nach gepuerlicher pflicht sich<br />
der sachen nit witer me beladen, sunder betrachten, was ira<br />
25 gfits und uebels daruss entspringen und volgen möge.<br />
Und als dan baebstlich heilikeit und keiserlich majestaet, der<br />
kueng von Engenland, herzog Franciscus von Meiland und ander<br />
fuersten einen loblichen punt zuo samen haben; so dan gmeiner<br />
Eidgnoschaft geliepte, ouch darin zegon, haben wir boten gewalt,<br />
so alles darin zehandlen, so ira zu lob, er und nuz, und ouch zuo<br />
bestaendikeit ires wesens reichen mag; ouch Pensionen und anders<br />
ira dienlich ufzerichten, dardurch si in rueewiger besitzung irer<br />
hab und friheit mag sicher beliben, und darzuo von baebstlicher<br />
heilikeit, von keiserlicher majestaet und von den andern puntsi)<br />
Heedin bei Arras, am 6. Nov. 1521.
1522 485<br />
gnossen, ja von aller kristenheit gross lob und er, ouch gunst<br />
und hilf haben.<br />
So ist herzog Franciscus von Meiland [III 1298] ganz geneigt,<br />
einer Eidgnoschaft guoter nachpur zesin, und ouch mit<br />
keiserlicher majestaet gunst an si kein ansprach zehaben der s<br />
landen halb, vom herzogtuom an si kommen. Begerte ouch mit<br />
ira zuo glich sinen vordren vereinung und capitel inzegon.<br />
So versieht nun keiserlich majestaet, dass ein loblich Eidgno-<br />
(120) schaft geneigter sin solle, baebstlicher heilikeit | und der heiligen<br />
Roemschen kilchen, ouch irer majestaet und des heiligen Roemschen w<br />
richs, desse glid si ist, anzehangen, wan des selben vienden, und<br />
begßrt darum ein guote antwort.<br />
Witer so begßrt keiserlich majestaet, ouch in irer puntsgnossen<br />
namen, dass ein Eidgnoschaft, zuo schirm der heiligen<br />
Roemschen kilchen und des richs ertrich, woelle geben 10,000 15<br />
knecht oder me, die wol und erlich gehalten und bezalt sollend<br />
werden. Und da, wie wol der babst Leo nach dem entschluss<br />
diser Werbung mit tod abgangen, so wil doch keiserlich majestaet<br />
mit sampt iren puntgnossen und insunders des herzogen von<br />
Meiland, erstaten alles das, so dise Werbung hinhaltet, und ouch 20<br />
alles, so dem babst bi sinem leben zetuon und zegeben wäre<br />
zugestanden; ungezwifleter hofnung, der künftig babst werde in<br />
sines vorfaren stat ston in allen disen geschaeften, wie das der<br />
bischof von Verulan hat erluetret.<br />
[III 1299] Es hat ouch gemelter herzog von Meiland hie 25<br />
zugegen sine botschaft mit credenz und gwalt, diser Werbung<br />
stat zetuon, und wil daruf guoter antwort erwarten •).<br />
Antwort der Eidgnossen uf die keiserliche Werbung<br />
und uf etliche mitloifende sachen.<br />
Uf dis treffenliche Werbung ward von den orten, so gegen- so<br />
waertig — dan etliche dem keiser nur nit losen wolten — ein<br />
tag ze antworten bestimpt wider gon Zuerich; als aber die Franzesischen<br />
Eidgnossen, zuo Lucern mit des Franzesischen kuengs<br />
•) Kidg. Absch. IV, 1«. S. 160.
486 1522<br />
botschaft vereint, einen tag | gon Baden fuergesezt hatten uf letsten (121)<br />
tag Jenner, dahin die keiserische botschaft ouch muost komen si. Ju.<br />
um ir antwort, die ira mit guoten^kurzen Worten in versigletem<br />
abscheid ward geben uf die meinung: Der keiserlichen majestaet<br />
5 wäre wol zewissen, wie die 12 ort einer Eidgnoschaft sampt iren<br />
zuogewanten dem allerkristlichsten kueng von Frankrich haettid<br />
geben brief und sigel, im sine inhabende land helfen schirmen,<br />
dem koennids mit keinen eren abston. So dan im das herzogtuom<br />
Meiland gewaltiklich werde abgetrungen, so koennids [III 1300]<br />
io ouch nit davor sin, wen dass si im zuo retung des sinen verschribne<br />
hilf tueegid, wie si dan zetuon ietzemal im habid zugesagt;<br />
sust woellids keiserlicher majestaet die erbeinung truelich halten,<br />
so ver und das gegen inen ouch beschaehe. Si vernaemen aber<br />
von den nachpuren vil troewens und Schmitzens, derhalben si<br />
io begßrten zewissen, wesse si sich zuo inen söltid versehen.<br />
Uf disen anzug sagten die keiserischen, si woeltid bi den iren<br />
semlichs verkomen, begertid, dass derglichen bi den iren ouch<br />
beschaehe, und begerten daruf zewissen, ob baebstlicher heilikeit<br />
und keiserlicher majestaet commissarien und posten in einer Eid-<br />
M gnoschaft moechtid Sicherheit haben oder nit, so keiserlicher<br />
majestaet secretari getroewt wurde, und die von Glaris iren posten<br />
haettid ufgehaept und im die brief genomen, des sich baebstlich<br />
heilikeit und keiserlich majestaet lut irer vereinung keinswegs<br />
haettid versehen. Uf disen anzug gabend d'Eidgnossen langsam<br />
25 antwort; dan etliche ort haeftig daran waren, so man dem kueng<br />
zugesagt hätte zehelfen. dass man die boten, [III 1301] commis-| (122)<br />
sarien und posten, so disem handel widerwärtig, soelte uss dem<br />
land wisen, da si nuet anders hie taetid, wen dass si iren hern<br />
zuoschribid alles, was in einer Eidgnoschaft gehandlet wurde, wie<br />
30 man ouch das am Vitt Sutor, des keisers secretari, hat erfaren.<br />
Man soelte ouch mit denen von Zuerich verschaffen, dass si den<br />
hin hiessid faren. Und als uf nächsten tag, zuo Baden uf den 11.<br />
tag Hornung gehalten 1 ), die von Zuerich dartaten, wie si mit den u.Mr.<br />
keiserischen so vil verschaft, dass Vitt Sutor hinweg gevertiget<br />
i) Nach den Eidg. Absch. wurde diese Sache schon von der frühern<br />
Tagsatzung vom 31. Januar erledigt. IV, 1«. S. 166. Vergl. das bezügliche<br />
Schreiben vom 16. Januar. IV, 1». S. 164.
1522 487<br />
wäre, da liessends d'Eidgnossen dabi bliben, dass die boten oder<br />
posten, so noeh im land, oder 's land bruchtid, nuetset unredlichs<br />
und der vereinung widrigs taetid und verschiefid; dass ouch die<br />
von Glaris die posten und brief, so nit d'Eidgnossen berueertid,<br />
soeltid lassen gon.<br />
s<br />
Und uf iezgemelten tag schriben die vier staet am Rin £ )<br />
und ir hoptman, her Uolrich von Hapsperg, den Eidgnossen zuo<br />
vast fruentlich, si woeltid sich nachpurlich und der erbeinung gemaes<br />
halten, und (die) so das nit täten, strafen, semlichs zetuon<br />
si von [III 1302] inen ouch begörtid. Dis antwort d'Eidgnossen w<br />
in gutem annamend, und gebutend den iren, mit den nachpuren<br />
nachpurlich und fridlich zeleben.<br />
Es was noch der boes Tuefel vorhanden, so vor jaren zuo<br />
dienst dem Franzesischen kueng') den Schwaebschen krieg forderlich<br />
mit troew- und schmaechworten hat angericht, damit der 15<br />
Roemsch keiser verhindret, den herzogen und Meiland muost verlassen<br />
— vermeinende, im waere ieztan ouch also zetuond; aber<br />
(123) Got verhuots. So mocht ein erberkeit noch wol ingedenk sin, was |<br />
eren, lobs und nutzes einer Eidgnoschaft dahar was entsprungen.<br />
Und darzuo, wie wol der mächtig Roemsch keiser, über vil- 20<br />
valtigs und allergnaedigsts erpieten und ansuchen, muost spueren<br />
und wissen, dass der Eidgnossen anwaelt der merteil zuo im und<br />
sinen sachen so gar kleinen gunst hatten, dass etliche ort im<br />
nur nit der oren vergont, und der merteil sinem viend mit allem<br />
vermögen zustund, und dennocht so lies er sich [III 1303J als 25<br />
ein wiser fuerst nuzlicher gueetikeit nit abschuechen, lies stolzieren,<br />
was da wolt, fuor aber mit sinem gluek fuer, und schuf täglich<br />
sine merung und erhoechung an sinen widerwärtigen, biss dass<br />
ers bald dahin bracht, dass der Franzesisch kueng selbs mit aller<br />
sinen gevatterschaft ime muost zuosehen und dussen, ja an sine 30<br />
gnad komen und gedult haben.<br />
Und das tuot der her der herschern, der da erhoecht und<br />
ernidret, wen und wenn er wil. Das gluekrad ist sin algwaltige<br />
band, under deren sich alle hoeche demueetigen sol und muoss.<br />
i) Eidg. Absch. IV, 1». S. 172 von Rheinfelden, und Seite 175 von<br />
Waldshut, Laufenburg und Säckingen.<br />
2) Ludwig XII
488 1522<br />
Manung des Konischen richs an gmein Eidgnossen, nit<br />
widern Roemschen keiser und Meiland zeziehen, und<br />
an etliche, des richs stuer zegeben.<br />
Nachdem nun des Roemschen keisers botschaft irer bege4'<br />
B halben was ungeschaft abgevertiget, und d'Eidgnossen mit den<br />
Franzosen in Meiland zeziehen uf der stras waren, do haben des<br />
Roemschen richs stat|halter, erzherzog Ferdinand (III 1304) und (124)<br />
die staend, zuo Nuerenberg versampt, uf 8. tag Hornung ein missif 8. Febr.<br />
ussgesendt. an gmein Eidgnossen, mit ernstlicher manung und<br />
10 fruentlicher pit, dass si, als ein fuernem glid des heiligen richs<br />
und Tutscher nation, in ansehen der billikeit, erberkeit und<br />
rechtens, wöllid ires unbillichen, unlidlichen fuernemens abston,<br />
und nit helfen mit frefel gwalt, und wider recht und gmeinen<br />
lantfriden, ein camer des richs, nämlich das herzogtuom Meiland,<br />
15 einem Roemschen keiser und dem rieh abtringen und under<br />
froemde nation zwingen').<br />
Item hienacher wurden durch mandat ervordret angelegte<br />
richsstuer zegeben: Basel, Schaf husen, S. Gall, apt und stat, Kruetzlingen,<br />
Rotwil und Muelhusen, welche darum ir Eidgnoschaft<br />
«» anrüften*).<br />
Der Eidgnossen antwort.<br />
Uf dis des richs anmuotungen haben d'Eidgnossen zuo mittem<br />
Merzen zuo Zürich geantwort, ufs erst — wie einer stat Bern<br />
Instruction inhielt, durch her Casper von Mue]inen dargelegt 3 ) —<br />
H [III 1305] wie dan d'Eidgnossen mit dem kueng von Frankrich<br />
vereinung angenomen, und sich darin verpflicht haben, den<br />
selben kueng bi sinen inhabenden landen helfen zuo behalten, und<br />
deshalb ein zal der iren dem kueng zuogeschikt haben; darum<br />
inen ören halb nit woelle zimen, iren zusagen abzeston, dan si<br />
so brief und sigel billich sollen und mueessen halten. Und so dan<br />
i) Eidg. Absch. IV, 1». S. 178. Anmerk. zu b.<br />
«) Am 24. Juni. Eidg. Absch. IV, 1*. S. 2<strong>06.</strong><br />
3) Eidg. Absch. IV, 1*. S. 180. (13. März).
1522 489<br />
d'Eidgnossen das herzogtuom Meiland vormals habid herzog Maximilian<br />
ingeben, und in darbi zuo behalten ir üb und guot dargesezt,<br />
wen dass die lanzknecht uss dem rieh und Tatschen<br />
(125) landen, | dem kueng von Frankrich angehängt, den selben haben<br />
vertriben, so vermeinen d'Eidgnossen, diewil der keiser und das B<br />
rieh soelichs domalen nit versehen, dass si nit ursach haben,<br />
ieztan darum ein Eidgnoschaft so wit zuo ersuochen; was si aber<br />
sust dem heiligen rieh in ander weg schuldig und pflichtig sien,<br />
erbietend si sich, das gneigts und guots willens zetuond, doch dass<br />
an inen erlangte friheiten ouch gehalten werdid.<br />
io<br />
Ufs ander, so verhoffids, die iren soellid nach hargebrachter<br />
friheit und friden semlicher beschwernuessen uberhaept bliben;<br />
doch was iemands schuldig, moegids nit vorsin 1 ).<br />
Es haben sich ouch gmein Eidgnossen diser Schätzung halb<br />
erlütret zuo Lucern, dass ein stat Lucern solle in gmeiner Eid- w<br />
gnossen namen schriben dem kammerrichter und dem fiscal, si<br />
semlicher ufsaetzen zerueewigen, dan si vermeinen, dass semliche<br />
anfechtung hinderrugs dem keiser, alein durch sunder personen<br />
beschaehe, gelt von Eidgnossen zebringen und unruow zestiften.<br />
Dass d'Eidgnossen, uf anruefen des keisers und der graf- 20<br />
schaft Burgun, am kling bestand erwürben und ire<br />
botschaft in Burgun schikten, die erbeinung zue ernfiwern.<br />
iTf der ersten tagleistung diss jars, zuo Lucern gehalten,<br />
und ouch uf den nachgenden tagen, ist ein treffenliche botschaft ^<br />
erschinen im namen des Roemschen keisers, frow Margariten,<br />
erzherzogin und regentin, und der drlen staeten der grafschaft<br />
(126) Burgun, und hat an d'Eidgnossen ernstlich begert ernuewerung |<br />
der erbeinung, und dass harzuo ein botschaft in gmeiner Eidgnossen<br />
namen hingeschikt wurde, damit, so die offenlich ver- so<br />
lesen und verkuent, sich menglich darnach wusste zehalten; dan<br />
i) Am 1. Juli. (Eidg. Absch. IV, 1«. 8. 213).
490 1522<br />
si nun 11 jar angestanden, so doch zuo allen lOjaren solt ernuoweret<br />
und geschworen werden').<br />
Item dass mit dem kueng von Frankrich und sinem stathalter<br />
im herzogtuom Burgun, dem hern von Tremolien, verschaffet<br />
5 wurde, dass der vorbehaltnen erbeinung stat geton, und ouch<br />
dass [III 1307] ire berowten und gefangnen, ouch Studenten zuo<br />
Paris, widergolten und gelediget wurdin.<br />
Und uf dis ansuchen verordneten d'Eidgnossen begßrte<br />
botschaft, begerte sachen zuo verschaffen, nämlich in aller namen<br />
io von Bern — den venner Willading — von Basel, Friburg und<br />
Solaturn. Die ward erlich und wol enpfangen, gehalten und gelassen.<br />
Si schribend ouch, wie begert, dem Franzesischen kueng<br />
und gemeltem stathalter, die grafschaft Burgun, wie vormalen<br />
zugesagt, rueewig zelassen und das entwehrt wider zekßren, ouch<br />
w die gefangnen zeledigen, weiten si echter, dass ir pund ouch<br />
bestan soelte. Und in diser sach ward der grafschaft Burgun<br />
und iren obren, insunders durch Bern, so wol gedient, dass<br />
d'Franzosen vast ungern underliessen, das inen wol gelegen, und<br />
zuo entschitung der iren in Meiland guot gewesen waere. Da ward<br />
20 zwischen dem herzogtuom und der grafschaft Burgun ein bestand<br />
gemachet, desse d'Eidgnossen wol zefriden, und sundren dank<br />
vom keiser enpfiengen. | (127)<br />
[III 1308] Hie volgeud vier gedaechtlicher missiven, vom<br />
Konischen keiser einer stat Beru zfigesent.<br />
25 In und nach oberzelten haendlen hat der Roemsch keiser einer<br />
stat Bern etliche missiven zuogesent, under welchen vier beliben,<br />
nit unnuez ze behalten und zehoeren, damit die nachkomen globhaftig<br />
vernaemen, wie sich dis mächtiger keiser gegen einer stat<br />
Bern, so doch der zit ganz dem Franzesischen kueng anhieng, in<br />
M disen schweren loeufen erzeigt habe.<br />
i) Eidg. Absch. IV. 1*. S. 150. (1. Jan.) uud S. 172. Die Boten sollten<br />
am 25. Febr. in Pontarlier eintreffen. Ihre Namen werden aber hier nicht<br />
genannt.
1522 491<br />
1. Vom alten und nuewen babst, mit pit, inen<br />
anzehangen.<br />
Karolus, von Gots gnaden Römscher keiser etc. Lieben, getruewen.<br />
Uns zwiflet nit, menglich, und zuovordrist ir und die<br />
gmein loblich Eidgnoschaft, moeg ermessen, was leid und beschwe- 5<br />
rung uns der unzitlich und unversehen tod unsers heiligen vaters<br />
babst Leo bewegt hat, diewil wir uns aller unser handlung und<br />
geheim mit ihm dermassen verglicht gehept, dass wir bed, so<br />
lang uns Got das leben verlihen, einen einhelligen, steten willen<br />
zehaben geacht worden waeren. So ist ouch an unser iedem bi io<br />
sinem leben nit erwunden, ansehlichen, kräftigen einigung samentlich<br />
mit uch inzegon. Und wie wol er mit semlichem unversehenlichen<br />
abgang der gmeinen [III 1309] kristenheit anligen<br />
und notturft abgewent ist, so haben wir doch nit underlassen<br />
wellen, uch mit unserm gemueet und willen alles das, so wir in i»<br />
zit sines leben fuergenomen hatten, zuo erzeigen und bewisen,<br />
der zuoversicht, dass der almaechtig dem selben babst Leo einen<br />
sölichen nachkomen verlihen, der in dem, so wir bed mit uch<br />
(128) ze|handlen fuergenomen haben, mit glichem willen und gemueet<br />
volfaren, dardurch unser grosse begird, so wir nach im tragen, 20<br />
eins teils geringeret wurde. Dan Got sol unser zueg sin, dass<br />
unser rat, willen und fuernemen alzit dermassen gwesen ist und<br />
fuerer sin sol, gmeinen kristlichen nuz ze bedenken und zefuerdren.<br />
Darum hat uns die goetlich gnad und des heiligen Roemschen<br />
collegii versamlung mit einhelliger stim einen derglichen 2*<br />
nuewen babst, den hochwirdigsten cardinal von Tortosa 1 ), verlihen,<br />
fuer den wir, noch iemands ander, keinen besseren verhoffen,<br />
noch begeren haettid mögen, die wil er, zuosampt dem heiligen<br />
leben, ouch den guoten fügenden, siten und grossen kunst, und<br />
der sundren lieb und zuoneigung zuo kristlichen frid und andacht, 30<br />
darinnen wir in von unser jugent uf erkennen, glich, wie wir,<br />
von Tuetschem geblueet*) harkomen, und bi unserm geschlecht<br />
i) Hadrian VI.<br />
2) Als geborner Niederländer.
492 1522<br />
und älteren von jugent uf erwachsen ist, und von dem wir zuo<br />
ziten mit guoter 1er, kunst und tugent underwiset und von im<br />
als einem guten vater gehalten worden sind 1 ). In welchem sich<br />
die goetliche Schickung klarlich erzeigt, die wil er dozmal ver<br />
ö von Rom und als unser stathalter in regierung und Verwaltung<br />
unser Spanischen kfingrichen gewesen ist, und von diser höhe<br />
und wuerde kein gedanken, noch deshalb iemands in handlung<br />
oder fuerschub gehaept hat, deshalben wir zuom vordristen Got<br />
dem [III 1310] almächtigen um semliche grosse guotheit dank<br />
io zesagen schuldig sin, und uns mit sampt uch groeslichen erfroewen,<br />
als mit dem wir nit alein den heiligen vater babst Leo<br />
durch disen nuewen hirten wider gegeben zesin, sunder ouch<br />
groeslich gemöret sagen moegen. Dan die wil sich der selb heilig<br />
vater babst | Leo mit uns so ganz wol vereint, ouch sin und (129)<br />
iö gmeiner kristenheit heil zuo unserem gluek gesezt, und darzuo mit<br />
sampt uns uch geliebt und erhaept, und uwer macht, so zu einem<br />
guoten werk nie gemanglet, damit das schiflo Sant Peters nit<br />
brüchig wurde, zuo sampt der unsern vereiniget hat — was<br />
moegen dan wir von disem nuewen babst verhoffen, der uns von<br />
äo dem almächtigen mit sundren des heiligen geists gnaden zuogefftegt<br />
worden, und uns zuo gmeiner kristenheit nuz und wolfart<br />
mit vor anzeigtem willen, ouch personlicher biwonung sines lebens<br />
erkantlich und verwant, und unser grosse hoehe und zierd zesehen<br />
begirlich ist?<br />
SO<br />
Demnach soellen sich ir und die gmein loblich Eidgnoschaft<br />
mit uns erfroewen, dass si iezt einen babst und keiser, uss Tötscher<br />
nation geborn, die ouch mit glichem willen und gemftet<br />
nuetset anders, wan der Tuetschen nation er und wolfart, ouch der<br />
kristenheit ufnung und erwitrung begeren werden, mit inen in<br />
so einung und puentnues, ouch inen und der ganzen Tuetschen nation<br />
so geneigt, haben. Soelichs wolten wir uch gnädiger meinung<br />
nit verhalten, mit allem flis und ernst begerend, ir woellid ein<br />
semlich [III 1311] gemueet an uch nemen, damit menglich erkennen<br />
moeg, dass ir und uwer altern loblich gebruech, gewonheit und<br />
i) Hadrian war eine Zeitlang Karls Lehrer gewesen Vergl. S. 481 zuvor.
1522 493<br />
harkomen und woltaten, zu beschirmung der heiligen Roemschen<br />
kilchen nit veraendret oder abgewent sien, sunder gemerkt werde,<br />
dass ir und gmein Eidgnossen einen glichmaessigen willen zuo uns<br />
beden tragend, wie dan unser iedes gemueet und meinung zuo<br />
uwerm nuz und ufnemen stat, als ir mit hilf Gots soelichs witer s<br />
(130) täglich enpfinden werden. |<br />
25. JM, Geben in unser stat Pruessel in Braband, am 25. tag Jenner<br />
anno etc. im 22., unser richs des Roemschen im driten jar.<br />
Carolus.<br />
Ad mandatum domini imperatoris propria manu w<br />
Nicolaus Ziegler, Vice cancellarius*).<br />
2. Von der teilung Oesterrich mit sinem bruoder, mit<br />
begeT, die erbeinung ze halten.<br />
Carolus, von Gots gnaden Roemscher keiser etc. Lieben, getruewen.<br />
Wir haben uns mit dem durchluechtigen hern Ferdinanden, i»<br />
intanten zuo Hispanien, erzherzogen zuo Oesterrich etc., unserm<br />
lieben bruoder und fuersten, als sin lieb iez bi uns in disen landen<br />
gewesen, der Oesterrichischen fuerstentuom land und luet, so uns<br />
und siner lieb nach abgang wilands unsers lieben herren und<br />
anherren, keiser Maximilians loblicher gedaechtnues, angevallen sind, 20<br />
brueederlich, fruentlich und entlich vereint und vertragen, [III1312]<br />
dergestalt dass nun fueran dem selben unserm lieben bruoder alein<br />
und sinen erben alle Nideroesterrichische fuerstentuom und land,<br />
nämlich die fuerstentuom ob und under der Enss, Stir, Kernthen,<br />
Krain, sampt disen grafschaften, herschaften, schlössen, staeten 25<br />
und flecken: Goertz, Ortenburg, Puosterstal, Carst, Isstrich 2 ), Metling<br />
3 ), Friul, Triest, Meron und Gradisch 4 ) mit allen iren lueten,<br />
hulden und undertanen erblich und gänzlich zuoston und beliben<br />
soellen. Darzuo haben wir witer siner lieb unser fürstliche grafschaft<br />
Tyrol mit andren Oberoesterrichischen landen, nämlich 30<br />
i) Im Auszug erwähnt Eidg. Absch. IV, 1*. S. 178. Das bernische<br />
Original scheint nicht mehr vorhanden zu sein.<br />
2) Istrien.<br />
8 ) Im Erzherzogthum Krain.<br />
4) Gradisca.
494 1522<br />
Elsas, Suntgoew, Brissgoew, Schwarzwald, mit iren | zuogehoerigen (131)<br />
staeten, flecken und stucken der vordren landen, desglichen unser<br />
fuerstentuom Wirttenberg') an unser stat zuo regieren, zuo fuersehen<br />
und zu handien zuogestelt, und deshalben unser volkomen<br />
5 macht und gwalt geben, ouch ufgelegt alles das, so uns als erzherzogen<br />
zuo Oesterrich von der selben landen wegen gegen<br />
unsern puntgnossen und verwanten zuostat und gepuert, volkomenlich,<br />
als ob wir personlich dabi waeren, zetuon und ze verlihen.<br />
Wir haben ouch sin lieb, die wil wir iez unser merklichen notio<br />
turft nach in unsere Hispanische kuengrich ziehen, zuo unserm<br />
stathalter general unsers regiments im heiligen rieh fuergenomen<br />
und verordnet. Und die wil wir dan mit unserm hus Oesterrich,<br />
sinen zuogehoerigen fuerstentuomen, landen und lueten, mit uch und<br />
gmeinen Eidgnossen in erbeinung und puentnues sind, und aber<br />
iö gemeltem unserm lieben bruoder von unser wegen die selb erbeinung<br />
und puentnues, und was darin begriffen ist, mit uch und<br />
gmeinen Eidgnossen zehalten zuoston [III 1313] und gepueren wirt,<br />
sich ouch sin lieb desse geneigt und ganz willig zetuon erpuet, so<br />
begeni wir an uch mit besundrem flis, ir wellid mit gedachtem<br />
so unserm lieben bruoder in unserm namen semlich erbeinung und<br />
puentnues fruentlich und nachpurlich halten, und uch gegen siner<br />
lieb darin gutwillig erzeigen, als unser sunder gnädig vertruwen<br />
zuo uch stat. Uns zwifelt ouch gar nuetset, der selbig unser bruoder<br />
werde sich hierin widerum und dermassen so frintlich und<br />
äs nachpurlich halten, dass ir des dankbarlich ziifriden sin werden.<br />
Das alles wir uch gnaediger meinung nit hond woellen verhalten. | (132)<br />
Geben in unser stat Pruessel in Brabant, am 4. tag Aprel 4. April<br />
anno etc. im 22., unsers richs des Roemschen im driten jaren.<br />
so<br />
Carolus.<br />
Ad mandatum caesarea: et catholica?<br />
maiestatis propria manu<br />
Hannart. 2 )<br />
') Damals in des Kaisers Gewalt.<br />
-) Original im Berner Staatsarchiv, sog. « Unnütze Papiere ». Bd. 52.<br />
Nr. 42. Ich finde sonst überall nur den Theilungsvertrag vom 7. Februar<br />
angeführt. Vergl. auch Mailath, Gesch. d. öster. Kaiserstaats II, 2.
1522 495<br />
3. Klag von wegen der schlacht zu Pichoken, mit beg£r,<br />
nochmalen vom Franzesischen kueng abzeston.<br />
Carolus, von Gots gnaden Roemscher keiser etc. Lieben, getruewen.<br />
Wir tragen keinen zwifel, uch sie in frischer gedaechtnues,<br />
alsbald wir uss gnaden Gots zuo des Roemschen richs wuerde, ,-,<br />
namen und gwalt komen sind, dass wir von stund an mit sunders<br />
gnädigem willen [III 1314] und allem flis mit uch, nit<br />
alein als des selben richs ehrliche und namhafte glidern, sunder<br />
ouch als mit uns und unsern lieben hueseren Oesterrich und<br />
Burgun getruewen puntsverwanten, guoten verstand und einung w<br />
zemachen und zuo underhalten fuergenomen, soelicher gstalt, dass<br />
uch nit weniger nuz und er, als uns und dem heiligen rieh<br />
ervolget wäre. Und wie wol wir zuo mermalen durch gschrift<br />
und unser treffenliche botschaft, und jungst durch unsern fuersten,<br />
den bischof von Strassburg, und ander unser treffenlich raet, soe- «<br />
lichs an uch ersuchen haben lassen, mit dem gnädigen begeren,<br />
dass ir uch der Franzesischen partl entschliegen und begeben,<br />
und uns und dem heiligen rieh in eroberung des herzogtuom<br />
Meilands, zuo sampt uwerm grossen nuz und vorteil, anhangen<br />
wolten, so hat doch soelichs zuo der selben zit, es sie uss wider- »o<br />
wärtigem zuofal, das ie zuo ziten menschlichem fuernemen verhindrung<br />
bringt, oder ander arglistiger, geschwinder pratik beschehen,<br />
nit mögen erlangt werden, sunder ir habt mit einhelligem gemueet<br />
und gmeinem rat uwere knecht in Itaüam gesent, das herzogtuom<br />
Meiland zuo überziehen, und damit unserm viend, dem kueng von m<br />
Frankrich, so soelich unser und des richs eigentuom unrechtliclien<br />
vorhaltet und in hat, hilf und bistand zetuon; darab wir, als nit<br />
unbillich, nit wenig misfallen enpfangen, und uns des zuo uch<br />
keins wegs versehen, [III 1315] und darfuer geacht, ir soelten uch<br />
hoehers und bessers bedacht haben. Doch so ist unser wil und :;.><br />
begir nie gewesen, dass den uwern einicher schaden zuogefueegt,<br />
noch in ander weg pluotvergiessen daruss entston soelte, und<br />
darum hatten wir unsern hoptlueten sundern bevelch geben, dass<br />
si, wi wol unser her in siner anzal und macht dem Franzesischen<br />
her gemes, und uss vor ergangnem siglichen handel, die dan H
496 1522<br />
kriegsluet merklich beherziget, so vil manlicher gwesen ist, kein<br />
schlacht mit dem viend annemen soelten, als lang die uwern bi<br />
den selben unsern vienden im veld belibid. Dan es waere wider<br />
unser angeborne gueete und miltikeit, mit denen, die uns, als des<br />
s Roemschen richs glider, und sunderlich unser getruw puntgnossen<br />
waerid, ouch Tuetscher nation und zungen, zuo tatlicher handlung<br />
komen zelassen, und voruss so durch der selben stärk und<br />
manlikeit der heiligen kristenheit wider der selben erbviend, die<br />
ungloeubigen, gross hilf und bistand besehenen möchte. Aber die<br />
io sach hat sich zuotragen andrest, dan wir uns versehen hätten,<br />
und die wil sich unser kriegsvolk in irem vorteil und befestigung<br />
gehalten und kein schlacht annemen woellen, do haben die uwern<br />
das selb unser kriegsvolk truzlich überfallen, und so sich nun<br />
die unsern zu ernstlichem widerstand und gegenwer geschikt,<br />
15 sind etlich der uwern in soelichem fuer worden und tod beliben.<br />
Und wie wol die unsern mereren schaden haettid moegen zuofueegen,<br />
so haben si doch soelichs nit [III 1316] tun woellen, sich also der<br />
gegenwer benueegen lassen. Und diewil nun die ding also<br />
ergangen, und das beschehen, wie wol uns das ouch nit lieb ist,<br />
so nit mag widergebracht werden, so gepuert uns und uch, gedult<br />
darinnen zetragen, und dermassen flissig fuersehung zetuon, damit<br />
zwischen uns und uch fueran der glichen handlung vermiten blib,<br />
und begeren demnach an uch mit sundrem flis. ir woellid in<br />
ansehen des gemueets, guten und gnädigen willens, so wir zuo uch<br />
u alzit getragen und noch tragen, ouch der puentnues, damit wir uch<br />
und ir uns verwant sind, dis alles mit getruewem gemueet fuernemen<br />
und bedenken, und uch nochmals des kueng von Frankrichs<br />
partl begeben und entschlahen, und daruf uwer knecht von<br />
im abvordren, und fueran mit uns, dem heiligen rieh und andren<br />
N unsern mächtigen puntgnossen, vereinen, und das herzogtuom<br />
Meiland zeschuetzen und zeschirmen, inmassen ir bi wiland keiser<br />
Maximilians, unsers lieben hern und anhern löblicher gedächtnues,<br />
ziten getan habt, daruss ouch uech nuz und er ervolgt ist, in<br />
erlicher gstalt annemen und uch fuerer darwider nit bewegen<br />
M lassen. Und damit aber soelichs mit mererem ansehen beschehen<br />
möge, so woellen wir iez uf unserm zug in Hispanien, so wir
1522 497<br />
durch Engeland tuen werden, mit unserm lieben bruoder, dem<br />
kueng von Engeland, sprach und red halten, [III 1317] und mit<br />
siner lieb, ouch unsers heiligen vaters, des babsts, des glichen<br />
(135) des hochgebornen Francissen, herzogen zu Meiland, unsers lieben<br />
oehen und forsten, botschaften dise handlung fuernemen und be- 5<br />
schliessen, und alsdan von siner heilikeit, unser und obgemelter<br />
unsers bruoders und oehens wegen, treffenliche botschaft mit angenemer<br />
handlung und bevelch fuerderlich zu uch und andren Eidgnossen<br />
abvertigen und schicken. Das alles haben wir uch<br />
gnädiger meinung nit wollen verhalten, damit ir unsers gnädigen 10<br />
fuernemens und willens erinnert slen, und mitler zit gegen dem<br />
herzogtuom Meiland stilstandid, nuet fuernaemid, noch dem kueng<br />
von Frankrich hilf noch bistand bewisid, sunder mit uns, dem<br />
heiligen rieh und andren unsern puntgnossen frintlich und nachpurlich<br />
verglichet, das dan nit alein uch zuo merklichem nuz, er I5<br />
und ufnemen, sunder gmeiner kristenheit zuo guoter ruow und einikeit,<br />
dardurch derselben erbviend, dem Türken, so vil ernstlicher<br />
und stärker widerstand beschehen mug, kumen und dienen<br />
wirt, wie ir dan das alles von den selben unsern gesanten klarlicher<br />
und eigenlicher verneinen werden. Geben in unser stat 20<br />
Brugk •) in Flandren, am 20. tag Mey anno etc. im 22., unsers<br />
richs des Roemschen im driten jaren.<br />
Carolus.<br />
Ad mandatum caesarea; et catholiese<br />
jnaiestatis propria manu 25<br />
Hannart.<br />
4. Dankung von wegen des schirms der grafschaft<br />
Burgun.<br />
[III 1318] Carolus, von Gots gnaden Roemscher keiser etc.<br />
(136) Lieben, getruewen. Als wir uch vergangner zit geschriben haben, | 30<br />
dass ir als unser getruewen puntsverwanten, nach lut der erbeinung,<br />
so sich zwischen uns und uch und andren Eidgnossen<br />
i) Brügge. Das Schreiben ist im Aufzuge abgedruckt Eidg. Absch.<br />
IV, 1". S. 226. Beilage k. 2. Orig. im Berner Staatsarchiv « Unnütze Papiere»<br />
Bd. 52. Nr. 43.<br />
82
498 1522<br />
haltet, so ver ir ersticht wurdid, unser fürstliche grafschaft Burgun<br />
helfen schirmen soeltid, sind wir daruf von unser lieben muomen,<br />
der fuerstin von Oranye 1 ), bericht, wie soelichs von uch als<br />
getruwen puntgnossen besehenen sie, des wir uch gnädigen dank<br />
5 sagen, mit gnädiger beger, ir woelt noch für und fuer soelicher<br />
erbeinung nach berueerter unser grafschaft hilflich sin. So soelt ir<br />
uns ouch glicher wis in allen uwern zuovallenden sachen und<br />
notturften als einen uwern guten puntsverwanten finden, und ir<br />
ttind uns ouch daran sunder wolgevallen. Geben in unser stat<br />
io Valledolid in Hispanien, am 14. tag December anno etc. im 22., n j> et .<br />
unsers richs des Roemschen im vierden jaren.<br />
Carolus.<br />
Ad mandatum caesarea? et catholiese<br />
maiestatis propria manu<br />
15 Hannart.<br />
Unsern und des richs lieben, getruewen, Schultheis und rat der<br />
stat Bern s ).<br />
Nach beschlosnem pund zuo Londers uf den Pfingstag 8 ) ist<br />
demnach der keiser uf letsten tag Junii mit 112 schiffen uss 30. j M i<br />
20 England in Hispanien gefaren.<br />
[III 1319] Werbung des kuengs von Engenland an gmein<br />
Eidgnossen, friden und vereinung zemachen und vom<br />
Franzesischen kueng abzelon, mit antwort der Eidgnossen.<br />
2» Uf letsten tag Jenners zuo Baden hat der kueng von England 31. j M .<br />
durch gschrift d'Eidgnossen ankert, sine | botschaft, so uf der (137)<br />
stras, zuo verhören um sachen gmeiner Eidgnoschaft und gmeiner<br />
kristenheit zuo ruowen dienende 4 ). Dise botschaft ist uf 21. tag 21. Febr.<br />
Hornung zuo Zürich vor den Eidgnossen mit credens erschinen,<br />
•) Margareta, Statthalterin der Niederlande.<br />
') Das Original scheint nicht mehr vorhanden zu sein.<br />
') Nach Banmgarten, Karl V., Bd. II, S. 125, vielmehr am Frohnleichnamstag,<br />
19. Juni, und zwar in Windsor.<br />
') Abgedruckt Eidg. Absch. IV, 1". S. 170. Datirt vom 9. Januar.
1522 499<br />
begörend, dass d'Eidgnossen sinem hern kueng hilflich woelten sin,<br />
zwischen dem Roemschen keiser und dem Franzesischen kueng<br />
zefriden, damit das kristenpluotvergiessen abgestelt und einhellig<br />
an den Türken gewent wurde.<br />
13. Hin Uf dis anbringen haben d'Eidgnossen uf 13. tag Merzen ft<br />
einen semlichen abscheid zuo Zürich geben:<br />
Als dan des kueng von Englands treffenliche botschaft hat uf<br />
ir anbringen von uns antwort begert, sind wir einhellig erfunden<br />
und haben anfangs dem kueng sins gnädigen willens und fridlichen<br />
anmuotens zum hoechsten gedankt, mit erpieten, alles das fuerze- 10<br />
nemen, so frid und einikeit bringen möchte. Und zuo fuerdrung<br />
der sach ist der bot gefragt, was mitel er wuesste anzezeigen,<br />
dardurch der frid erlangt moechte werden, oder ob er von [III<br />
1320] künglicher majestaet etwas bevelchs hätte; sagt er, nein;<br />
sunder sin kueng, uss gnädigem willen zuon Eidgnossen, hat in 1S<br />
abgevertiget, friden zesuocben. Er wuesste ouch kein besser mitel,<br />
dan dass wir unsere knecht uss des Franzesischen küngs dienst<br />
abvordretin, und uns, wie sin küng, entwederer partl belueedid,<br />
und da bedenken, wo der krieg behar, so werde ie länger ie<br />
schwerer darin zehandlen; keiserliche majestät werde ouch frind so<br />
haben; zudem so werde dadurch dem Türken kristlich pluot zuo<br />
vergiessen und die kristen zuo schwächen stat geben. Und also<br />
uf gehepten ratschlag haben wir den boten entlich geantwort,<br />
(138) wir | slen vor allem krieg mit dem Franzesischen kueng einen pund<br />
ingangen, da woel es iren Sren nit gepüren, darvon zeston, und »<br />
versprochne, ouch gebne, hilf abzevordren. Dass man aber wissen<br />
moeg iren willen zuom friden, so habids anfangs mit vil müeg und<br />
kosten ire botschaft von allen orten in Italiam, friden zemachen,<br />
gesent, aber von baebstlicher heilikeit und keiserlicher majestaet<br />
weder gleit noch audienz mögen haben, in sorgen, semlichs inen »<br />
noch begegnen moechte. Jedoch so sie ir gut bedunken, dass er,<br />
als ein bot des Englaendischen küngs, bi keiserlicher majestaet<br />
würbe, dass botschaften an kumenliche ort verordnet wurdin;<br />
wo dan iemand unser, der Eidgnossen, botschaft darzuo begebe,<br />
so müeste uns kein arbeit noch kosten beduren, sunder woeltid 3S<br />
allen flis ankeren, es sie bi dem Franzesischen kueng oder sust
500 1522<br />
wo notwendig, damit frid und ruow geschaft und kristliehs pluotsvergiessen<br />
verkomen und abgestelt möchte werden etc. •).<br />
[III 1321] Daruf ist durch den Englaendischen kueng zwischen<br />
dem keiser und Franzesischen kueng um Ostren ein anstand<br />
5 erworben 2 ), den Eidgnossen vom Franzesischen kueng verkint zuo<br />
Lucern uf 10. tag Meien 8 ).<br />
10 - •"<br />
Demnach haben der keiser und der kueng von England den<br />
Eidgnossen frintlich zuogeschriben, dass si sich des Franzesischen<br />
kuengs woelten verzollen und mit inen und iren vereinten in verio<br />
einung gon. Und so das inen ze willen, so woeltids ir erliche,<br />
volmaechtige botschaft inen zuschicken, alles das zehandlen, so<br />
zuo gmeinem friden uud zuo ir aller lob, e"r und nuez reichen und<br />
dienen möchte.<br />
Dise geschritten wurden verhoert zuo Bern von Eid|gnossen uf (139)<br />
i5 23. tag Julii 4 ), und zuo Einsidlen uf 6. tag Ougst mit frintlicher If'l^<br />
widergschrift verantwort 5 ), also dass dise heren d'Eidgnossen nit<br />
me witer angesuocht hond.<br />
Biss hiehar hat der Roemsch keiser allen flis ankert, ein<br />
Eidgnoschaft in sine frintschaft, oder ie doch vom Franzesischen<br />
2o kueng zebringen: und wie wol das nit wenig erenlueten anmueetig<br />
wäre gesin, in ansehen der billicheit, der eren und Tuetscher<br />
landen gmeinschaft, so mochts doch vor eigennützigem [III 1322]<br />
git und kib, und ouch vor der listigen Franzosen lang gewaerten<br />
hantierung und verguedigung, zuo keinem fuergang komen 6 ). Was<br />
25 der babst, der keiser und ander uf ir siten glimpfs und guots<br />
antrügen, das konten Franzosen flux verunglimpfen und verleiden,<br />
und das mit krönen bar versetzen. Wie dan ouch hie beschehen,<br />
dass d'Franzosen alle tagleistungen fuerkomen, und uf oberzaelte<br />
Werbung ein copi ires kuengs botschaft uss Engenland den Eid-<br />
30 gnossen zuo Lucern dartaten, so da hielt, dass alle handlung und<br />
verpuendung des Roemschen keisers, des kuengs von England und<br />
i) Eidg. Absch. IV, 1*. S. 179.<br />
*) Deber diese Verhandlungen siehe Baumgarten, Karl V, Bd. II. S. 41 u. ff.<br />
») Eidg. Absch. IV, 1». S. 188.<br />
4) Eidg. Absch. IV, 1». S. 224.<br />
ä ) Eidg. Absch. IV, 1«. S. 230.<br />
6 ) Vergl. Eidg. Absch. IV, 1*. S. 209 u. 218 n. Verhandlungen der Boten.
1522 501<br />
irer verwanten ganz dahin reichte, iren kueng und d'Eidgnossen<br />
zuo zertrennen und zetemmen; daran si alle ire macht zesetzen<br />
geschworn, ouch vor derglichen zuo Brugk in Flandren beschlossen<br />
haettid 1 ). Was dan der Franzesisch bot uf des babsts und der<br />
Florentiner Werbung geredt hat, wirt bald hienach beschriben. s<br />
[III 1323] Nach oberzelter Werbung ist der Englaendisch<br />
kueng zuo lieb dem keiser und sinen puntgnossen widern Franze-<br />
(140) sischen kueng in Brittenien •) gereiset, aber nach | etlichen scharmutzen<br />
geschweigt, wider heim zogen; da d'Franzosen den Eid-<br />
8. Ott. gnossen zuo Lucern uf 8. tag October gerueempt haben, wie es u<br />
ganz wol um den kueng und um ire knecht stände, iren vienden<br />
obligid und vor Hedin 3 ) ob 5000 erschlagen habid 1 ). Waren nit<br />
so vil hundert gewesen, als der Eidgnossen knecht sagten.<br />
Werbung der Meilaenderen und hinach des herzogen au<br />
d'Eidgnossen um schirm oder frideu, von Eidgnossen «<br />
abgewist, aber etliche hantierung gesicheret.<br />
u. Febr. Uf den 11. tag Hornung ist her Johannes Franziscus Stampa,<br />
riter von Meiland, deren von Zürich burger und hindersaes, vor<br />
gmeineh Eidgnossen zuo Baden erschinen mit credenz und hievolgendem<br />
antrag, geschriftlich verabscheidet. 20<br />
Als man nächst in das Meiland ist zogen, und er mit sinen<br />
hern von Zürich als ir burger zuom babst gereiset sie, und nachdem<br />
die stat Meiland erobret, sie er ouch hininkert in sin<br />
vaterland, [III 1324] das sin zuo besuchen; do hond in die burger<br />
wol enpfangen und in angerueeft, inen hilflich zesin, damit si 25<br />
nimme von semlichem hern beschwert werdin, so inen Got des<br />
hab abgeholfen.<br />
Uf soelichs habens einhellig geraten, mich mit vollem gwalt<br />
zeschicken für ein loblich Eidgnoschaft, iren fuerzehalten die<br />
grosse beschwerd, Schmach und sehend, von den Franzosen 30<br />
•) Davon ist in den Absch. nichts zu finden.<br />
2) Die Bretagne. Landung in Calais zu Eüde August.<br />
») Hesdin.<br />
4) Eidg. Absch. IV, 1». S. 242.
502 1522<br />
ernten an wib und kinden, an jungen und alten, also dass, wenn<br />
ein vater das nit gern hat, so ward er on alle recht gefier|teilt. (141)<br />
Uf das rueefends ein from Eidgnoschaft an, wol ze bedenken<br />
die alten und jungen herzogen, die von altem har, und ouch die<br />
5 ganze stat und land Meiland, dass si alwegen einer Eidgnoschaft<br />
guot nachpuren sind gesin, dass si iez inen woelle hilflich sin,<br />
damit und si nit wider besezt werdin mit semlichem hern.<br />
Wenn si doch einen herren mueessend han, so wcllids keinen lieber<br />
han, dan iren rechten, naturlichen hern, oder wo das nit, ein<br />
io Eidgnoschaft, und deren gewaertig sin in allen dingen; und wenn<br />
si d'Eidgnossen in iren schirm woellen nemen, so woellen si inen<br />
jaerlich die tribut lieber geben, wan dem kueng; dan inen on<br />
zwifel von Eidgnossen kein semlicli schand und schaden zuogefueegt<br />
wurd, als von den Franzosen. Und uf das, so si hond vernomen,<br />
i5 dass d'Eidgnossen mit dem kueng wider si ziehen woellen, ist ir<br />
hoechste pit, angesehen die alte nachpurschaft und frintschaft,<br />
ouch das gross pluotvergiessen, [III 1325] so beschehen müss, zuo<br />
verkomen, abzeston; dan e si woelten den Franzosen me zuo<br />
einem hern haben, e woellends al ir lib und guot alles dran setzen,<br />
» in hofnung, Got werde sich unser grossen not erbarmen und uns<br />
ze hilf komen. Pitend und rueefend hieruf ein loblich Eidgnoschaft<br />
an, als die, so ie weiten har geachtet ist ein liebhaberin<br />
und bistaenderin der gerechtikeit. Die woelle si in guoter bevelch<br />
haben, ungezwifelt, belonung von Got zuo enpfaheni).<br />
25 Und wie wol zuo Lucern geredt sie, dass die Meilaender sich<br />
woellid an kueng ergeben, das sollen d'Eidgnossen nit glowen;<br />
dann si woellen sich weren biss in tod; soelichs woel er einer Eidgnoschaft<br />
nit verhalten, | damit si nit uss Verachtung einen scha- (142)<br />
den moecht enpfahen.<br />
«« Uf dis anbringen hond d'Eidgnossen anders nuet woellen<br />
handien, wen dass si das zuo einer warnung den iren ins veld<br />
schikten, und denen von Zuerich anlagend, den genannten Stampa,<br />
zuosampt dem hern Lucin Cribell'), als boten des herzogen von<br />
i) Eidg. Absch. IV. 1*. S: 178.<br />
2) Luchinus Cribellius (Luighino Crivelli) war als Gesandter des<br />
Herzogs Franz Sforza gekommen, mit Creditiv vom 14. Dez. 1521. Eidg.<br />
Absch. IV, 1». S. 160.
1522 503<br />
Bar, so ir viend, nit zegleiten, nit zehoeren und nit ze ufenthalten,<br />
sunder hinwegzewisen, als die, so alle der Eidgnossen handlungen<br />
iren vienden zuobraechtid; und wie wol der Stampa sich zuo recht<br />
erpot gegen menglich, so in unredlicher, verräterischer sachen<br />
[III 1326] woelte beladen, gab ouch harzuo einen eid, in monats- 5<br />
frist weder sich, noch sine hab uss einer stat Zuerich zuo veraendren.<br />
Es ward ouch von sinet und Meilaendischer pratick wegen<br />
zuo Lowis 1 ) vom vogt Ludwig von Diesbach angenomen und<br />
mit marter ernstlich ersucht her Cyprian von Chuom, der obrister<br />
fuerrier bin Eidgnossischen knechten in der Florentineren dienst to<br />
was gesin und erst mit inen haruszogen, und vom herzogen zuom<br />
Stampa gon Zuerich mit 1000 gülden gesent, friden zesuochen; bi<br />
dem anders nit erfunden, wen dass er on engeltnues gelediget —<br />
und dennocht dem Stampa so vast zuogesezt, dass er selbs sich<br />
an sine Sicherheit taet mit der keiserischen und Engeischen bot- is<br />
schaff, uf die dan sin herzogische credenz lutet.<br />
Demnach haben die von Schwiz und Underwalden so<br />
trungenlich um ofnung der stras und sichere hantierung angesucht'),<br />
dass d'Eidgnossen die und fridliche nachpurschaft zehalten<br />
[III 1327] den herzogen frintlich ankarten; das ouch der herzog »<br />
mit vil frintlichem erpieten verwilliget, darzuo begert, frintlichen<br />
(143) und fridlichen verstand mit einer Eidgnoschaft zemachen. |<br />
Fleischtuere.<br />
Und uf das ward ein so gross hininfueeren vechs und korns,<br />
dass ein waerender ufschlag und tuere daruss ist entsprungen in 25<br />
hochtuetschen landen und in einer Eidgnoschaft, also dass uf<br />
iedem pfund rint- und urferfleisch 1 angster ist beliben.<br />
Es was ein seltsame rechnung, dass d'Eidgnossen woltend<br />
gon und von Meiland sichere hantierung haben, und mitan dasselb<br />
ins kuengs dienst mit macht helfen verderben, und ouch den n<br />
herzogen vertriben.<br />
i) Lugano. Vergl. den Bericht des Vogts, Eidg. Absch. IV, 1*. S. 233.<br />
2) Nämlich im Mailändischen Gebiet.
504 1522<br />
Werbung der stat Florentz und des huss de Medicis an<br />
gmein Eidgnossen um erstreckung ires puuts. von<br />
Eidgnossen abgewist.<br />
Under oberzelten Werbungen ist ein botschaft von Florentz<br />
s haruss gon Costens komen zuom baebstlichen boten, dem bischof<br />
von Verulam, und hat uf 28. Merz, [III 1328] was Fritag vor 28. März<br />
mitervasten, zuo Lucern an d'Eidgnossen geworben um gleit *). Das<br />
ward ira daselb uf 9. tag Aprel, der usstenden pension zuo lieb, 9. April<br />
ouch wider des Franzesischen boten inred, geben, mit ussgeio<br />
trukter usschliessung des bischofen von Verulam, baebstlicher<br />
heilikeit boten 2 ), und ward verhoert uf 9. tag Mei, welche in namen 9.Mai<br />
der stat Florentz und des durchlichsten huss de Medicis mit vil<br />
und frintlicher red begert an ire liebsten und vertrösten puntgnossen,<br />
die grosmaechtigen hern d'Eidgnossen, ze wissen, ob ir<br />
15 punt nach sinem inhalt ein jar nach des seligen babsts Leonis<br />
tod bston, und wes man sich in disen grossen zweiungen versehen<br />
soelte. Einer lob|lichen stat Florentz und des durchlichsten (144)<br />
huss de Medicis hohe pit und beger sie, dass nit alein der heilig<br />
punt bestände, sunder dass er ouch mit der pension witer erstrekt<br />
so werde, und damit er sinen bevelch, zuo sampt der bzalung der<br />
usstenden pension, komenlich ussrichten moecht, im frlen wandel<br />
von ort zuo ort zegoennen 3 ).<br />
Diser botschaft ward uf 25. tag Mei [III 1329] zuo Lucern 25.M»i<br />
geantwort, nach angeben der Franzesischen botschaft, kurz, dass<br />
25 ein loblich stat Florentz und das durchlichtigst hus de Medicis<br />
sich soeltid guots zuo einer Eidgnoschaft versehen, der hofnung,<br />
ira glichs begegnen solle; aber witer sich zuo vertuenden, wäre<br />
zuo diser zit ira nit gelegen. Begöre, dass ire knecht sicher<br />
heimgevertiget und die pensionen on witer umriten zuo Zürich<br />
» oder zuo Lucern ussgericht und bezalt werdid. Und damit schied<br />
der bot ab, wolts bi sinen hern truelich verschaffen.<br />
i) Eidg. Absch. IV, 1*. S. 182. Der Gesandte hiess BernardinusCastellarius.<br />
») Eidg. Absch. IV, 1*. S. 185.<br />
3) Eidg. Absch. IV, 1*. S. 188 mit den Beilagen S. 189 und 196.
1522 505<br />
Einer stat Bern nuzlicher rat was, dass von ersten die<br />
knecht und die pension ussgebracht, und demnach vom pund<br />
gehandlet wurde.<br />
Der Franzesischen botschaft uf erzelte Werbungen<br />
treffenliche inred. 5<br />
Uf diser botschaft gleitsvordrung und anbringen hat des<br />
Franzesischen kuengs bot, der her von Lamet, ein treffenliche,<br />
lange inred getan dergstalt: er vernaeme, wie dass der nuew babst<br />
und die Florentiner um erstreckung ires punds vverbid. Nun sie<br />
den grosmaechtigen hern, den Eidgnossen, sines hern kuengs w<br />
(145) liebsten [III 1330] gevatteren, fruenden und puntgnossen, | wol<br />
zewissen, wie dass alle dise triebselikeit und kriegswueetert urhaeblich<br />
in vergangnem jar durch den babst und den keiser mit<br />
hilf der Eidgnossen angesehen, minen hern, den allerkristlichsten<br />
kueng, ungewarnt und on alle recht uss dem herzogtuom Meiland 15<br />
zuo vertriben, wie dan zum teil besehenen. Harzuo die Florentiner<br />
und das huss de Medicis vermoegliche stuer und hilf getan<br />
haben und noch tuond; darum der kristlichst kueng si, die Florentiner<br />
al, den babst und den keiser mit sampt irem anhang,<br />
nit anders achten und halten kan, dan fuer offen viend, die in jo<br />
und uch zeschaedigen bereit sind mit allem irem vermögen, an<br />
lib und guot, die ouch uss keiner andren ursach an uch werben<br />
dan uch mit pratik und worten ufzeziehen, damit si darzwischen<br />
dem kueng und uch zuo nachteil ire anschlaeg fuerdrid. Uch ist kund,<br />
dass der kristlichst kuong nuetset sucht, wen das im von Got und 25<br />
dem rechten zugehört, begßrt niemand das sin zenemen. Und<br />
darum, uss heischender not mines hern kuengs, so ist an uch<br />
inhalt des punds [III 1331] min ernstliche anvordrung, ir woellid<br />
mit wiser fuersehung dise partien, als des kuengs und uwer ofne<br />
viend, so iezt im veld stark wider enandren ligend, on witer 30<br />
gleit und verhoer kurz abvertigen und hinweg") wisen. Lieben<br />
hern, ir woellen bedenken, was dem kueng und uch irrung und<br />
unfals ist begegnet in kurz vergangnen jaren, da ir nit mit<br />
") Corrigirt, kann auch abweg heissen.
506 1522<br />
enandren, aber mit dem babst in vereinung sind gestanden, wie<br />
der allerchristlichst kueng des heiligen vaters und der cardinaelen<br />
einikeit und friden suchte, dargegen aber dieselben semliche<br />
zwitracht und krieg anrichteten, dass die ganz kristenheit, ouch<br />
e sunderlich der kueng und ir, zuo grossem, grimen pluotvergiessen<br />
sind komen. Das | woellend noch vor ougen haben, und wie uwer (146)<br />
liebster gfatter und puntgnoss, der allerkristlichst kueng, begert,<br />
bi siner loblichen puentnues und truewen frintschaft beständig und<br />
ufrecht beliben, und uch durch glate wort nit lassen verfueeren,<br />
io damit sin und uwer viend gestaerkt moechtid werden 1 ).<br />
Und also nach rat und beger der Franzesischen botschaft<br />
wurden die andren botschaften al wenig bedacht und kurz gnuog<br />
abgewist*); dahar dennocht weder dem kueng, noch den Eidgnossen<br />
vil nutzes, aber vil ufsatzes erwuochs.<br />
15 [III 1332] Anvordrung des kuengs von Frankrich an d'Eidguossen<br />
um 16,000 reisknecht, in Meiland zeziehen.<br />
Wie dan zuo end des vergangnen jars der her von Lotreck,<br />
grantmester in Frankrich und stathalter in Meiland, uss der stat<br />
Meiland gewichen, zewintren und hilf zuo erwarten gon Cremona<br />
20 was zogen, illends den glueksman, den alten Galiatz Visconten,<br />
item sinen brüder von Scut zuom kueng und zun Eidgnossen hat<br />
geschikt, um entschitung und hilf zuom baeldisten ufzebringen —<br />
Uf das hat der kueng schnei, ouch dem Roemschen keiser in<br />
aller handlung vorzekomen, haruss zun Eidgnossen gevertiget<br />
25 sine fuertreflenliche botschaft, nämlich sinen veter, den basthart<br />
von Saffoy, nuewen grantmester in Frankrich, den bischof von<br />
Sanliss 3 ), den herlichen hern von Palissan 4 ), zwe visconten, und | (147)<br />
vil ander hern und edlen, zuosampt denen, so vor im land, uf<br />
100 pferd; welche botschaft, uf den 1. tag Jenner gon Lucern i. j M .<br />
30 [III 1333] vertaget 5 ), gmeiner Eidgnossen raten fuertruog dis<br />
i) Eidg. Absch. IV, 1". S. 194. Das Schieiben selbst fehlt dort.<br />
2) Eidg. Absch. IV, 1*. S. 194 (am 27. Mai).<br />
3 | Senlis. Der Bischof hiess Jean Calveau.<br />
4 ) Jakob von Chabannes. Herr von la Palice, französischer Marschall.<br />
Siebe Biogr. universelle, tome XXXII, 409.<br />
-) Eidg. Absch. IV, 1*. S. 151.
1522 507<br />
hievolgenden und verabscheideten bevelch, mit langer und frintlicher<br />
red dargetan, anzeigende :<br />
Zuom ersten, wie dem kristlichsten kueng und einer loblichen<br />
Eidgnoschaft vil lobs, ßren und güts zuogestanden sie, wenn si in<br />
vereinung und frintschaft verbunden, und hargegen vil uebelsund 5<br />
Schadens, wenn si uneins sind gewesen; darum so sie des kuengs<br />
hoechste begird und ernstlicher wil, mit einer Eidgnoschaft in<br />
guter frintschaft und einikeit zeleben. Und so dan etlich slen,<br />
die inen ruow und friden verboennen und sich flissend, iren wolstand,<br />
lob und ßr zemindren, und aber das nit bass wissend 10<br />
zuowegen bringen, wen durch ir zertrennung, so wil die kuenglich<br />
majestaet d'Eidgnossen truelich gewarnet und gebeten haben, in<br />
versprochner vereinung und löblicher frintschaft stift ze beharren,<br />
und sich nit lassen bereden, von im zesetzen. So wil hargegen<br />
sin kuenglich majestaet mit lib und guot in allen iren zuovaellen ouch 15<br />
hantlich zuoston.<br />
Zuom andren, als dan einrer loblichen Eidgnoschaft [III 1334]<br />
wol wissen mag, wie sin kuenglich majestaet und dero vorfaren,<br />
als ghorsam suen der heiligen kilchen, iewelten har den heiligen<br />
väteren bäbsten und iren cardinaelen vil guots bewist, von einem 20<br />
an den andren, biss an den letsten babst Löwen, iezt abgescheidnen,<br />
dem selben sin majestaet ouch alle 6r und guots hat<br />
wollen erzeigen und zuom teil getan; hab ouch mit im einen punt<br />
(148) gemacht, in hofnung, er wurde gehalten. |<br />
So hab ouch sine kuenglich majestaet mit jetzigem keiser ein 25<br />
vereinung gemacht zuo der zit, als er kueng in Hispanien ist<br />
worden, und im da geholfen, sine widerspaennigen gehorsam machen.<br />
Und über das, als er keiser ist worden, hat er on alle<br />
ursach durch heimlich, falsch pratiken wider kuengliche majestaet<br />
einen krieg angefangen; und als da der kueng von England hat s0<br />
wollen friden, do hats der babst Leo, so ein vater des fridens<br />
solt sin, gewent und sich an keiserliche majestaet gehenkt, und<br />
also durch etlich cardinael disen krieg angefangen und geueebt in<br />
Frankrick und in Italien, damit und si zuom teil das herzogtuom<br />
Meiland erobret haben. [III 1335] Und wie wol nun der Eid- M<br />
gnossen knecht darbi gewesen, so hat doch kuenglich majestaet
508 1522<br />
kein zwifel, dan soelichs sie wider gunst der oberkeit besehenen.<br />
Uf soelichs so sie siner kuenglichen majestaet beger, das selbig sin<br />
herzogtuom Meiland wider zuo erobren, dass ein Eidgnoschaft im<br />
inhalt des punts zulassen woelle 16,000 knecht; die wil er ßrlich<br />
5 und wol besolden und halten, und das on längeren verzug beschech,<br />
damit sich sine viend nit stärken und vorkomen; ganz<br />
guoter hofnung, sin majestaet mit der hilf Gots, mit siner und der<br />
Eidgnossen macht, werde gar bald und ring das verloren wider<br />
zuo sinen banden bringen i).<br />
io<br />
is<br />
Wenn sich d'herren<br />
Wollend sperren,<br />
Liegen ist schlecht,<br />
Si hond al recht;<br />
Insunders so's gelt<br />
Betruegt al weit.<br />
Baer, das merk wol,<br />
So blibst im hol. | (149)<br />
Antwort der Eidgnossen uf des Franzesischen kuengs<br />
anvordrung, mit Verordnung begehrter hilf der 16,000<br />
so knechten.<br />
[ni 1336] Uf dis des Franzesischen kuengs anvordrung sind<br />
d'Eidgnossen unglicher antwort gewesen. Zuerich sagt, si wand<br />
nit im pund, woeltid stil sitzen, aber den friden halten. Etlich<br />
vermeinten, der kueng hätte den pund nit gehalten; etlich sol-<br />
25 tend nur losen, und etlich, als fürnemlich Bern und Lucern,<br />
wolten dem kueng brief und sigel halten, und im nach ir anzal<br />
die knecht zuo lassen komen.<br />
Uf dise zerteilung beggrt die Franzesisch botschaft, dass die<br />
von Zuerich und die Grawpuenter, nach irem erpieten, dem friden<br />
80 woeltid geleben, und weder die iren, noch d'viend, lassen durch<br />
ire land widern kueng ziehen.<br />
So habe der kueng am pund nit gefaelt, werde ouch fuerbas,<br />
als sinen eren zimpt, nit faelen. Dass die, so nit haben, unveri)<br />
In kurzem Auszog ia Eidg. Absch. IV, K S. 152.
1522 509<br />
zogen gwalt') bringid, und dass die, so dem kueng wollend halten,<br />
dass si on verzug geruest slen, [III 1337] damit der Verzug nit<br />
verkflrzeruug bringe, und betrachten, dass des kuengs schad und<br />
schand ouch si nit wenig berueeren wurde. Begebt ouch, zu<br />
fuerdrung und hilf des zugs, ir geschuez ennet dem gepuerg dem r,<br />
kueng zelihen 2 ).<br />
16. Jan, Und also, uf 16. tag Jenner, haben sich d'Eidgnossen begeben,<br />
dem kueng die begerte zal knechten zuozelassen, und ouch das<br />
gschuez, on zuo Bellitz, zelihen 3 ); denen von Zuerich und den<br />
Grawpuentern ernstlich geschriben, dem friden nachzekomen; w<br />
(150) item in | aller Eidgnoschaft streng lassen verpieten, nit uf die<br />
widerparti zeloufen, noch uf bruch zemachen; dass ouch kein ort<br />
dem andren sine knecht sol abziehen. Und damit nit so untruelich,<br />
wie in vergangnem zug, gehandlet werd, mit verwilligung<br />
des kuengs von iedem ort hoptluet dargeben, und daruf einen is<br />
uszug ussgeteilt und bescheiden, dass der selbig uf on ein letsten<br />
30. Jan. tag obgenants monats von allen enden den nächsten gon Bellitz<br />
zuosamen, und da dannen bewart zuo des kuengs zueg, mit dem eid,<br />
dass die hoptluet und knecht sollen schweren, dem kueng erlich<br />
und wol [III 1338] zedienen wider menglich nach Inhalt der 20<br />
vereinung, und so ver muglich nuetset prennen, frowen, kind, alt<br />
luet, muelinen und kilchen nit zeschaedigen, sunder Got vor ougen<br />
zehaben, damit inen und uns gluek und heil zustande.<br />
Ussteilung des uszugs der 16,000 Eidgnossen.<br />
Bern 2100. Lucern 1500. üre 600. Switz 700. Underwalden 25<br />
500. Zug 500. Glaris 700. Basel 400. Friburg 700. Soloturn 700.<br />
Schafhusen 200. Aptzel 400. S. Gal, apt 300, stat 200. Chur 1500.<br />
Wallen 1500. Muelhusen 100. Rotwil 150. Biel 200. Dockenburg<br />
300. Baden 200. Turgoew 500. Rintal 250. Sangans 250. Friampt<br />
200. Raperschwil 100. Sanen 150. Griers 200. Nuewenburg 150. 30<br />
Arben und Bischofzel 100 4 ).<br />
i) D. h. Vollmacht von ihren Räthen.<br />
«) Eidg. Absch. IV, 1». S. 152.<br />
3 ) Eidg. Absch. IV, 1». S. 163.<br />
4) Eidg. Absch. IV, 1«. S. 164.
510 1522<br />
Von seltsamer mnstrung und hartem reiszug der Eidgnossen<br />
in Heiland, und wie sich die Puenter haben<br />
gehalten.<br />
Nach verordnetem uszug ist durch des kuengs anwaelt an<br />
5 bestimpten orten in der Eidgnoschaft die erste | mustrung und (151)<br />
bezalung beschehen, und nämlich [III 1339] so beschach die zuo<br />
Bern uf on ein letsten tag Jenner, an der obren ankenwag von 30. Jim.<br />
der Barfuossen kilchoftor haruss'); und da wurden vil uszogner<br />
ussgemustret und ander unuszogen angenomen. Es was Ciaudo<br />
io Hagelstein, ein mezger, an einem bein so lam, dass er uf einem<br />
starken muench mit siner buechs und gwer wolgeruest an die<br />
mustrung reit; den ruompten die hoptluet so wol, das in die<br />
musterhern, so in ussgemustret woltend haben, durch liessend<br />
gon und zuo einem furrier gemacht ward; sumpt sich niena, was<br />
M zetuond was. Uss diser mustrung erwuchs einer stat Bern obren<br />
nit kleine hinderred vom gmeinen man in stat und land, und<br />
ouch von der erberkeit, die seltsam, unbillich, ouch schmaechlich<br />
beducht, dass ein froemder her nach sinem gevallen solt einer<br />
grosmaechtigen herschaft Bern luet in ir stat annemsn oder ver-<br />
20 werfen; das vor nie und ouch nachmals nit me beschehen ist.<br />
Es wurden ouch die ussgemustreten, als verachtet, so unwirs,<br />
dass zuo Stillung des Unwillens ein stat Bern 300 krönen darlech,<br />
und 40 und 100 ussgemustreter über verordnete [III 1340] zal<br />
hinnach schikt. Und wie dan iedes der 12 orten einen hoptman<br />
25 dargab, hat ein stat Bern vom kleinen rat dargeben junkher<br />
Bastian von Diesbach' 2 ) und Rudolf Naegelin 3 ), deren venner von<br />
burgern Laurenz Keiser und Wolfgang Vogt. Die zugend uf<br />
gemelten tag mit der stat vaenlin ab stat, und mit inen Basel,<br />
Friburg und Soloturn; die blibend uss und uss bi enandren an<br />
so einem hufen, zugend durch Wallis ubern Simpelen. | (152)<br />
') Jetzt Eingang zum Bibliothek-Garten.<br />
2> Der spätere bchultheiss, siehe Allg. deutsche Biographie, V, S. 145.<br />
3 ) Nachher Landvogt zu Aelen, Vater des Schultheissen Hans Franz<br />
Nägeli. Einen Bericht der beiden Hauptleute vom 22. März 1522 enthält<br />
das Berner Staatsarchiv.
1522 511<br />
Diser zug der Eidgnossen beschach mit so harter arbeit, als<br />
vor kum ie einer was besehenen, dan es grim kalt und so grosser<br />
sehne, dass d'Franzosen zum driten mal hattend mueessen lan<br />
wegen, e" dan si das kriegsvolk moechtid uss dem gepuerg bringen;<br />
das inen ouch so vil hindernues bracht, dass indes der lanzknechten s<br />
zueg durch's Falkemonay und Pergomast •) so stil und [III 1341]<br />
schnei gon Meiland kam, dass die Puenter und ouch d'Venedyer,<br />
desse kum gewar, nit einen man mochten hinderhalten. Deshalb<br />
die kuengschen boten und ouch d'Eidgnossen, uebel zuofriden,<br />
schikten ire ratsboten und brief den Grawpuenteren zuo gon Kur, w<br />
mit inen zuo verschaffen, sidtomal dass si Eidgnossen waerid, dass<br />
si nach getanem zuosag taetid wie Eidgnossen. Und diewil si al<br />
mit dem kueng im friden, und der ein pund in der vereinung,<br />
dass si ouch, wie versprochen, haltid, und niemand von inen und<br />
durch ire land wider si lassid ziehen, item iren bischof 2 ) und is<br />
sinen hofmeister, als keiserisch, in disem handel nit in irem rat<br />
habid. Da begerten die Puenter, man soelte den Obren pund, so<br />
in der vereinung, lassen stil sitzen, dan sust wurdid die andren<br />
zuom keiser loufen. Da ward gemacht, dass die dri Puent gmeinlich<br />
soeltid 1500 man im Veltlin uf irem ertrich ins [III 1342] 20<br />
kuengs sold einen monat lang halten, da den durchzug des kuengs<br />
und der Eidgnossen vienden zuo verhueeten 3 ). Der bischof entschuldiget<br />
sich hoch und bot menglichem fuer d'Eidgnossen recht,<br />
(153) so in einicher sach, so einer Eidgnoschaft widerwärtig, woelte |<br />
beladen. Und das ist ein exempel, was git, was kib und was 25<br />
uneinikeit ouch under eins lands verwanten bringe.<br />
Wie die stat Meiland bewaret und ir herzog da in<br />
konien.<br />
Es hat ouch indes des keisers anwalt, her Prosper Colona,<br />
die stat Meiland mit kriegsvolk und mit graben und bolwerken 30<br />
wol bewaret und bevestnet, insunders zwischen der stat und dem<br />
i) Val Camonica u. das Bergamasco, beidel damals im Besitze Venedigs.<br />
2) Paulus Ziegler war damals Bischof von Chur.<br />
») Uebereinkunft vom 21. Februar siehe Eidg. Absch. IV, 1". S. 174.
512 1522<br />
schlos, das noch in der Franzosen hand, also dass die uss dem<br />
schlos nimme, wie vorhar, mochten zur stat anloufen und drin<br />
schiessen.<br />
Er hat ouch, diewil d'Franzosen und [III 1343] d'Eidgnossen<br />
i vor der stat Meiland lagend, von Trient beschikt den nuewen<br />
herzogen von Meiland, her Francissen Sfortia, herzogen zuo Barr,<br />
des vertribnen herzogen Ludwigs sun und Maximilians') bruoder,<br />
in Tuetschen landen bim keiser, sinem oehen 8 ), erzogen, 22 jar<br />
nachdem si uss Meiland durch d'Franzosen vertriben waren<br />
vi gewesen; welcher mit 6000 lanzknechten und 300 baebstlichen<br />
pferden — deren hoptman in der Roemschen kilchen namen der<br />
markgraf von Mantow — zuom ersten gon Pafy und, da dannen<br />
beschriben, gon Meiland ist inkomen, von her Prospern ans Roemschen<br />
keisers stat herlich ingefuert, und von der stat und den<br />
15 ständen wol und mit grosser froeud enpfangen und in sinen fuerstlichen<br />
stat gesezt im Maerz"). Mit semlicher hartselikeit ingebracht<br />
und erhalten, dass zuo diser zit 10 jar lang in aller weit<br />
kum arbetseliger fürst, land und luet hond mögen funden werden,<br />
und das alein um eines hern willen. Dabi ein Eidgnoschaft ir<br />
2» edle, tuere friheit ernstlich sol in gotsvorcht bedenken.<br />
[III 1344] Dass d'Franzosen mit sampt iren puntgnossen<br />
die stat Meiland belaegret, Vigefa und Novara gewunnen<br />
und Pafy beschossen haben.<br />
Nachdem nun d'Franzosen und ire truewen puntgnossen,<br />
25 d'Venedyer und d'Eidgnossen, ob 40,000 stark zuo Munsch 8 ) am<br />
end Hornungs versäumet, zuo ingaendem Merzen sich fuer die stat<br />
Meiland in den tiergarten hattend gelaegret und ingeschanzet,<br />
der hofnung, dass sich die stat uss mangel gelts und lifrung mit<br />
so grossem volk nit lang moecht ufenthalten, mueeste gewunnen<br />
.10 oder ufgeben werden — uf den Hirsmentag 4 ), als der obrist<br />
*) Ursprünglich hiess es: Aprellen.<br />
,) Maximilian Sforza.<br />
»J Als Gatte der Biaoca Sforza.<br />
3) Monza.<br />
4) Den 10. März.
1522 513<br />
veklher, her von Lotreck, alle ruestung hat bereit, als ob er woelte<br />
der Spanieren vorschanz undergraben, zuom stürm handien und<br />
die stat noeten, also dass d'maer flux gon [III 1345] Lucern kamend,<br />
d'viend waerid gewichen und die stat ingenomen — da wurden<br />
im die heimlichen vorschanzen mit dem gschuez abgeloffen, die •<<br />
Venedier etwas geschaediget und im läger zwen fuernem und dem<br />
kueng sunders lieb forsten, nämlich der edel Römer Marcus Antonius<br />
Colona, her Prospers bruodersun, und her Camillus Trivuls,<br />
her Jan Jacobs sun, eines Schutzes erschossen'). Also erzeigtend<br />
sich d'viend vor und in der stat so truzlich und werhaft, dass w<br />
d'Franzosen die stat zestuermen underliessen; und als der herzog<br />
Sfortia sinen zueg unverlezt gon Pafy hat gebracht, zugends uss<br />
(155) dem | tiergarten hinum gon Cassin 3 ) uf die Pafyerstrass, der stat<br />
die lifrung und hilf abzenemen und zuo erweren. Und uf dass si<br />
nit gar da mueessig laegid, schikt der von Lotreck sinen bruoder u<br />
von Scut mit 400 pferden und 7000 fuosknechten, Waelsch und<br />
Eidgnossisch, deren obrister hoptman Albrecht zuom Stein, ubern<br />
Tesin; die hieltend sich wol, schliigend d'lanzknecht und ire<br />
reisigen zuo Camelat 3 ) [III 1346] hindersich in ir Pafy, namend<br />
die stat Vigefa 4 ) uf, und als sich das schlos nit wolt ufgeben M<br />
do machtends morndes vor tag ein getuemel mit karren, als ob<br />
si, wie getroewt, schwer carthonen hinzuofuortid, und mit dem<br />
betrug wards ufgeben. Und zugend da dannen für Novara, die<br />
lidenhafte stat; die wolt sich ouch nit ufgeben. Da ruestet Jacob<br />
Ruess, der dischmacher von Bern, uss gheis sines hoptmans AI- »<br />
brechts, ein ungefassete carthonen, ab dem schlos, das noch<br />
d'Franzosen in hatten, genomen, zuo, dass er einer nacht die mur<br />
also durchlochet, dass si mit dem stürm hinein kamend 5 ), die<br />
stat begwaltigeten, berowten, pluendreten, und was sich w£rt,<br />
erwürgten. Da haben etlich Eidgnossen, und fuernemlich von so<br />
i) Ouicciardini IL S. 590.<br />
2) Cassino oder Casina im Süden von Mailand.<br />
3) Gambolo, etwas südlich von Vigevano.<br />
4) Vigevano am rechten Ufer des Tessin.<br />
5 ) Vergl. darüber Guicciardini II. S. 591 : « . . . qu'ile forcerent au troisieme<br />
assaut a la faveur du canon de la citadelle, qui tenoit encore pour<br />
la France ».<br />
3g
514 1522<br />
staeten, durch iren obristen obgenanten fueerer um des sturmsolds<br />
willen, so d'Franzosen nit hatten, aber alein das predier[III 1347]-<br />
kloster bezalt haette, bewegt, die kilchen und kloester, darin aller<br />
schaz gefloecht was, on einicher dingen verschonen zuo berowen:<br />
5 da besunder etlich hoptluet, ir anwaelt und gsellen rieh worden,<br />
aber bald mit der hut bezalt 1 ), item frowenkloester ufbrochen,<br />
etlich geschmaecht und hinweg gefueert, und | semlicher muotwillen (156)<br />
getriben, dass die burger und d'Franzosen selbs ein grusen und<br />
klagen darab hatten, als derglichen von Eidgnossen nie gehört.<br />
io Deshalb ein from stat Bern sunderliche nachforschung taet, ouch<br />
am profosen Burkhart Schützen, am schriber Niclas Manuel, iren<br />
burgern, und an Hans Schleiften, irem rueter — bi disem fuer wol<br />
erwärmten — die kelchdieb und frefler zestrafen. Aber da ward<br />
von keiner straf gehoert, biss dass geredt ward, die harte straf an<br />
i5 der Picoca waere zuo Novara verschuldet worden.<br />
Wie wol nun diser verlust dem Prosper zuo Meiland, ouch<br />
dem herzogen zuo Pafy grosse nachred bracht, so lies sich doch<br />
der wis Prosper des gmeinen volks unnuez schwankgeschrei<br />
[III 1348] nuetsit irren, lögt vor allen dingen, dass er sinen und<br />
so des herzogen zueg zuosamen brächte, des iuernemens, dass er die<br />
stat entladen und einen strit annemen oder geben möchte. Und<br />
als nun ein teil des Franzesischen zuegs ubern Tesin gezogen<br />
was, do beschikt er bi nacht den herzogen mit sinen lanzknechten<br />
von Pafy, reit im entgegen und sazt in zuo Meiland<br />
25 troelich in. In dem was der von Scut mit sinem zueg wider komen<br />
zum her; do nun der von Lotreck verstund, dass nach des Sfortia<br />
inzug die stat Meiland nunmalen nit zegwinnen, und aber Pafy<br />
entbloesst waere, brach er uf, da garnach zwei monet gelegen, und<br />
zoch fuer Pafy; und e dan er sich ganz gelaegret, ward ein red-<br />
M lieber zuosaz hinin dein margrafen von Mantow ziigevertiget 2 ),<br />
also dass, wie wol d'Franzosen 30 klafter mur hattend nidergeschossen,<br />
dorstends dennocht nit stuermen. Zuodem so was das<br />
regenweter so heftig wider si, dass si an | gelt und profant sem- (157)<br />
i) Offenbar Anspielung auf die Niederlage bei Bicocca; siehe hienach.<br />
2j Nämlich nach Pavia hinein.
1522 515<br />
liehen mangel [III 1349] gewunnen, dass der Eidgnosseu kne cht<br />
zedienen und im veld me zebliben ganz unwillig wurden, also<br />
dass ir obren durch brief und boten si zebliben, ie doch bis ar.der<br />
kaemid, manten. In dem was der Prosper nach sinem bege~r mit<br />
siner macht, uf 30,000 stark, uss der stat Meiland gon Binast'), i<br />
und nach dem regen fuer Pafy in tiergarten zuor earthuss 2 ) gezogen,<br />
da der Franzosen zuo erwarten. Aber der von Lotieck<br />
rukt ungeschaft hindersich gon Munsch zuo so schnei, dass d'Venedyer<br />
zwo schwer carthonen, im veld versenkt, dahinden Messend,<br />
damit im die bezalung, so zuo Arona lag, von vienden hinderhalten, ic<br />
mochte zuokomm, d'Eidgncsscn zuo behalten. Als ater das gelt<br />
nit kont kumen, da wurden der Eidgnossen knecht so unlidig,<br />
dass si begeYten, man soelte si nit also um- und anhi schleipftn<br />
eintweders an d'viend oder heim lassen ziehen; und deshalb den<br />
von Lotreck in grosse sorg gestekt, dan er tn not und gelegen- u<br />
heit zeschlahen von schwere wegen der gfar alwegen hat geschuecl.t.<br />
Solt er dan d'Eidgnossen ungebrucht lassen [III 13 50] heimfaren,<br />
so was sin zueg aller zerbrochen. Aber die har was i m<br />
anmueetig, wol wissende, dass die stat Meiland an gelt und spis<br />
eroesst, semlichen kriegsuberlast nimme lang ertragen m Oibte; so'<br />
begert an d'Eidgnossen vast tun genlich, si woeltid mit im das<br />
sicherer und besser annemen, und ins kuengs dienst tiueluh, wie<br />
schuldig, beharren, so doch ir bezalung und ouch spis vor har.dtn<br />
8) wäre. |<br />
Wie d'Franzcsen und d'EitfgBvM er, »n der l'icccha »<br />
geschlagen, mit aller hab und gwer abwichend.<br />
Als d'Franzosen von Pafy abzugend, do zoch der Prosper<br />
flux hinach gegen der ttat Meiland zuo, damit er uf si und oudi<br />
uf d'viend ein gut ufsehen mochte haben; laegret sie h Dach bi<br />
der stat uf einen plaz, hies Picoca 3 ), mit graeben und gscluez 30<br />
dermaussen bewaret, dass er sprach, wenn in d'viend da aigiiffiri,<br />
so 1 aetter Klon gesiget. Und als er vernam, dass d'viend [III<br />
') Binasco zwischen Mailand und Pavia.<br />
») La Certosa bei Pavia.<br />
3 ) Bicocca.
516 1522<br />
1351] an in wolten, beschikt er noch einen zueg uss der stat.<br />
Do kam der herzog selbs mit 6000 fuosknechten und 400 pferden,<br />
eben im angrif. Dem trukt nach der von Scut binden ins laeger,<br />
müst aber mit erwischtem tross wichen. Wie nun der von<br />
6 Lotreck, zeschlahen und d'Eidgnossen im veld ze beharren unwillig,<br />
damit etwas geschaft wurde, do fuor der freidig hoptman<br />
vom Stein zu, nam den obristen hoptman von laendren, Arnolt<br />
Winckelried von Underwalden, und ein zal reisiger Franzosen,<br />
der vienden gelegenheit uszegon. Und als ein zueg reisiger und<br />
i„ fuosknecht einen guoten weg vorm laeger haruss in ebnem veld<br />
hielt, ein gereiz zemachen, do karten die genempten hoptluet um,<br />
sagten dem hem und den knechten, dass d'viend laegid in ebnem<br />
veld und waerid guot zeschlahen, man soelte illen. Daruf sagt der<br />
her, er haette sin gwisse kuntschaft und späh, dass d'viend der-<br />
1.-, gstalt laegid, dass si alt on merklichen schaden zegwinnen; so<br />
waere der zueg, den si gesehen, nun ein luoder; man | soelte nit (159)<br />
[III 1352] gahen, noch den listigen viend verachten. Do fieng<br />
der vom Stein an zetoben und schrien: «Ir woellend, wie in vergangnem<br />
jar zuo Pontuicki), uns die viend uss unsern haenden<br />
»o lassen entrinnen; wir woellend dran!» Do beruoft der her die<br />
hoptluet, venner und amptluet, lobt ire manheit und bereiten willen,<br />
und sagt inen tapferlich, ouch den knechten tapferlich zesagen.<br />
dass si woelten des kfings und ouch ir selbs er, lob und nuz wol<br />
bedenken, beständigen, hantvesten ernst ankeren, unerschrocken<br />
25 gon an den viend welchen si habid nie gefoercht, oft überwunden,<br />
und ieztan zwei monat also ingetan, dass er sich noch<br />
nie hab doerfen lassen sehen; der ouch vil schwächer dan wir,<br />
und sin her Prosper alt, und damit er nit, wie vor jaren, ins<br />
kristlichsten kuengs hand komme oder umkome, zuor flucht geneigter.<br />
so dan zestriten — mit ghorsame und guoter Ordnung anziehen,<br />
das geschuez lassen das laeger brechen und sinen verlornen hufen<br />
lassen vor anloufen, und daruf, so d'viend abgeschossen, der<br />
Eidgnossen hufen mit [III 1353] sampt im und sinem reisigen<br />
zueg in starker Ordnung zuor schlacht hantlich grifen. Soeltid rnorn<br />
BS vor tag gespist und uf sin 2 ).<br />
,) Pontevico.<br />
') Vergl. über diese Verhandlungen mit Lautrec: Guicciardini II, S. 593.
1522 517<br />
Und also morndes fruee, was der achtend Ostren und der<br />
20. April 2ü. tag Aprel 1 ), do zugends vast muotig uss, hieltens fuer ein<br />
gewunnen spil; und als si bunten den frlen hufen der viend, so<br />
die scharmützenden reisigen Franzosen ableint mit schiessen,<br />
nahen, machtend d'Eidgnossen ir Ordnung, bi 100 man in ein »<br />
(160) glid, und a ) zwen hufen, an einem die laeuder, so den vorzug, | am<br />
andren die staet, so den nachzug soltend haben. Ramend doch<br />
glich an, dan kein huf der hindrest wolt sin; das ouch ein<br />
Unordnung bracht. Woltend uss sorg einer flucht dem Waelschen<br />
fuoshufen den vorlouf nit vertruewen, und liefend dran einen so i»<br />
witen weg, dass vil knecht hellig, durstig und hungerig wurden,<br />
dan ir vil nuet noch oder wenig gessen hattend. Also zeiket si<br />
der vienden frier huf hindersich, biss si des laegers der vienden<br />
gewar, aber dran loufen wolten. Da reit [III 1354] ir obrister<br />
her von Lotreck fuer ire Ordnung, redt ernstlich mit inen, ermant "><br />
und bat si zuom höchsten, si soeltid im volgen, nit ze fraefel noch<br />
ze vermessen sin, und getanem anschlag nachkomen; er woelte<br />
si nit verfueeren, noch verlassen. Da fiengends an, über in<br />
wunden und liden 2 ), er woelte, wie vor getan, die viend lassen<br />
entrinnen, schruwend enandreu zuo, redlich hinan zetrucken. Da 20<br />
schruwend etlich iren triberen zuo: die hoptluet, diejunkhern, die<br />
pensioner, die trippelsoeldner soeltid hinfuer treten und nit alwegen<br />
binden und bisits nacher schrien; das ouch iro vil zuo irem Verlust,<br />
schand zuo vermiden, taten. Nachdem nun der Franzosen<br />
schwer gschuez unnuezlichen rast hat getan über die stil ligenden »<br />
viend, do liefend d'Eidgnossen stark dran, und als die laender uf<br />
der lingen siten vor und naechst gegen dem gechuez ankamend,<br />
(161) da wurdens mit den hantbuechsen, deren | ob 4000 und der merteil<br />
halbhaken, und mit andrem gschuez uss der vienden laeger,<br />
da der von Fronsperg mit sinen lanzknechten [III 1355] und .»><br />
") Hiess ursprünglich: an.<br />
i) Das Gefecht fand acht Tage nach Ostern statt, aber das war der<br />
27. April -, auf den 20. fiel der Ostertag selbst.<br />
«) «Bei Gottes (oder Jesu) Wunden und Leiden!» war ein damals beliebter<br />
Schwur.
518 1522<br />
die Spanier hielten, so hart enpfangen, dass si ir Ordnung<br />
schwankten an der staeten Ordnung so trang, dass si wie ein<br />
mur sich kum gerueeren mochten, und trungend mittenandren<br />
die vordristen an der viend laeger in semlichem schiessen, dass<br />
5 die stein wie ein dicker hagel in si schlugen; hieltend dennocht<br />
so hantlich an, dass wo der nachtruk, so vom schrecken des<br />
grusamen und gar nah ein stund unlaeslich gewaereten schiessens<br />
hindern vaenlin gar abgewichen, vest bestanden, si obgelegen<br />
waerid, wan die viend schon wichenswis gesehen; biss etlich<br />
in schruwend : • stond, stond, si flueehend binden ab! » Hesse wurden<br />
d'Eidgnossen, so in den grüben ungwinlich sturmpten, gewar:<br />
niuosten ouch abston und hindersich wichen Und als nun d'lanzknecht,<br />
Spanier und Hechte pferd haruss gebrochen zuor nachill,<br />
do ranten d'Franzosen so stark darzwischen, dass die harussi5<br />
gebrochnen, nit on schaden wider hindersich getriben, sich ires<br />
erhaltnen Stands liessend froelich benueegen. Nun in dem rit<br />
schruwend d'Franzosen den Eidgnossen zuo, der hofnung, wo si<br />
noch widerkert und gestanden, dass nochmals der strit erobret<br />
wäre worden: aber da was kein bliben me\ Deshalb [III 1356]<br />
2« des von Lotrecks her nie" gebrochen, dan überwunden, mit<br />
gwerter band und siner hab widerum ab- und den Eidgnossen<br />
nach gon Munsch zoch. Gab des unfals schuld der Eidgnossen<br />
vermessenheit und Unordnung zuo. So schruwend vil über ire<br />
hoptluet, so si verfueert, und darzuo ir etlich vil flüchtiger Walen<br />
* und dienstknecht für Eidgnossen under iren vaenlin gehaept haettid.<br />
Glowtend al, | wenn si irem hern gevolgt, dass inen diser unfal, (162)<br />
schad und schand nit begegnet waere.<br />
Da haben alein d'Eidgnossen, so der vienden stürmen zuogetrungen,<br />
uebel geliten, ouch fuernemlich der binderen vorzug und<br />
«> besunder Swytz; wenig von band, vast al vom gschuez umkomen,<br />
und nämlich, wie si der Meilaendisch secretari Galiatz, so darbi<br />
gewesen, mit gutem glowen zeit, so sind da tod bliben 3000<br />
Eidgnossen, und von den selben 17 fuernemer hoptmannen •).<br />
Da hat ein stat Bern redlich bit verloren, und nämlich uss<br />
» irer burgerschaft den vesten Hans Rudolf Negelin, von einem<br />
i) Diese Zahl gibt auch Guicciardini an (II, 595).
1522 519<br />
erlichen, gluekhaften gast sines geschlechts der erst und ein wol<br />
verdienter [III 1357] Berner; den edlen Albrecht vom Stein,<br />
um siner fraefnen waghaelsikeit willen fuernemlich dises und vor<br />
nie unfals beschuldigeten, und uss uberschwenklichem pracht<br />
nach sinein tod angends so gar verdorbnen, dass sine vergueldete s<br />
und versilbrete husfrow, mit irer zierd benueegt, gon Zürich<br />
lieimfiir'), und sin elidier einiger sun, Brandolf, ungeerbt ins<br />
kiings dienst ouch hat mueessen jung verderben und sterben;<br />
die jungen, edlen Hans Rudolfen von Muelinen, hern Caspers sun;<br />
Jacob von Buettiken, Ludwig von Diesbachs luetinant; Bat Wil- io<br />
lielmen von Bonstetten, des schultessen von Wattenwil dochterman;<br />
Anthoni von Diesbach; Antonin Fuchs; Hansen Ougspurgern<br />
des kleinen rats; Immer Bergern ; Antonin Fischern; Ludin<br />
Swingharten, und ander uss der gmeind, ob fuenfzigen. Und da<br />
was bi den verpensionierten obren und vaeteren kein grosser us<br />
(163) beduren, den | wider flux dran, räch zesuochen, oder, wie beschach,<br />
me zuo verlieren.<br />
So unmenschlich ist der eigennützig git, dass er um des<br />
schneden gelts willen ouch sin eigen edel pluot verschaezt und<br />
ringer dan ein vich verkouft. »<br />
[III 1358] Wie der Franzesisch kling das Herzogtum Meiland,<br />
die stat Jennow und den Venedischen pnnd hat<br />
verloren.<br />
Morndes fruee am tag zocli der von Lotreck mit allem zueg<br />
gon Tretz-), prugget ubers wasser und lies d'Eidgnossen, so nit tu<br />
hüben wolten, heim ziehen, und mit inen iien bürgen, den basthart,<br />
grantmestern von Frankrich 3 ), zuo welchem er wenig herzens<br />
hat, dahar ouch zuo diser reis nuet dester me glueks komen;<br />
den alten glueksman hern Galiatz Visconten, und vil vom Franzesischen<br />
adel. Schikt illends einen reisigen zueg, die stat Loden so<br />
') Cleopha Krieg von Bellikon, siehe Geschichtsforscher VI, S. 61.<br />
2) Trezzo an der Adda.<br />
3 i Der sog. B.istart von Savoyen, Rene, natürlicher Sohn des Herzogs<br />
Philipp II.
520 1522<br />
zuo behalten, und als der kum abgesessen, do ward er von Spanieren<br />
ubervallen, verjagt, etlich erschlagen, etlich gefangen,<br />
und aller tross genomen, und ouch die burger al geschaezt oder<br />
gepluendret. Uf den schaden zoch er') alein mit sinein gesind<br />
5 durch der Venedieren, der Eidgnossen und Wallis land in<br />
Frankrich heim, lies den Venedischen zueg ouch heim ziehen<br />
und schikt sinen briider, von Scut, [III 1359] mit dem übrigen<br />
zueg und gschuez gon Cremona, nuewe hilf zuo nuewem krieg da zuo<br />
erwarten. Dem zoch der fuersichtig Prosper 2 ) mit siner macht<br />
io gestrax nach an die muren, und bracht in dahin, dass er sich<br />
begab, in 40 tagen, so nit gnuogsam entschitung vom kueng kaeme,<br />
mit gwörter | hand, aller hab und ufrechten zeichen, on schaden (164)<br />
ab und in Frankrich heim zeziehen, das herzogtuom Meiland,<br />
ussgenomen die schlos Cremona, Meiland und Novara, ufzegeben<br />
io und zerumen, beder sit gefangen ledig zelassen, und indes aller<br />
kriegsueebung gegen enandren stil zeston. Uf Versicherung diss<br />
Vertrags ist der Prosper schnei mit siner macht fuer die stat<br />
Jennow zogen, die vertribnen Adurnen in- und die regierenden<br />
Fregusen 3 ) uszesetzen, dem Franzesischen kueng die stat abze-<br />
20 nemen und si dem Roemschen keiser inzegeben. Wie wol nun<br />
der Franzesisch küng hat einen gwaltigen zueg herzog Ruoprechten<br />
von Schotten undergeben, den von Scuet und Jennow zuo ent-<br />
[III 1359]schiten, so mocht doch die selb nit so schnei beschehen.<br />
wen dass die Spanier und d'lanzknecht under haltender beredung<br />
as mit gwalt inbrachend, die riche, mächtige stat durch hilf eigner<br />
zweiung unversehen ubervielend und pluendreten um ein guot,<br />
desse das kriegsvolk nit me begert soelt haben, und daruss der<br />
ganz krieg vil zits erhalten haette moegen werden. Denen für<br />
der glükhaftig Prosper nach und verschuof alles sin fuernemen,<br />
.w nam den kranken herzog 4 ) uf, item nam mit etlichen andren<br />
gfangen den verrueempten kriegsman, her Petern von Navara 5 ),<br />
welcher, vom kueng gesent, des tags mit einer schiffung inkomen<br />
') Nämlich Lautrec.<br />
2) Prosper Colonna.<br />
3 i Die beiden sich bekämpfenden Familien der Adorni und der Fregosi.<br />
4 ) Den Dogen von Genua, Octavian Fregoso.<br />
5 ) Biographie universelle, tome MO. p. 008. Vergl. auch Memoire? de<br />
du Bellay. (Coli. Petitot, XVIt, H88 u. ff.)
1522 521<br />
was. Und als der Prosper vernam, dass gemelte entschitung<br />
ubers gepuerg gegen Ast zuo ilte, hat er die stat Jennow gestillet,<br />
also dass si den Adurni) solt zuo einem herzogen haben, alle<br />
Franzesische hilf usschlahen, dem Roemschen keiser ire schiffung<br />
zuo siner not bereit halten, und demnach nach irer [III 1361] -,<br />
harkoinnen friheit und Ordnung leben; und ist den Franzosen<br />
(165) engegen gezogen. Als aber der kueng vernam, dass es | mit Jennow<br />
uberhin, beruft er ussgesenten zueg wider heim; deshalb der von<br />
Scut, verlassen, nach inhalt des gemachten Vertrags ab- und<br />
heimzoch, mit erlicher begleitung ubers gepuerg, im vom Prosper «,<br />
zuogeben, also dass d'Franzosen selbs ruompten, er waere me des<br />
kuenglichen hoers ein behalter, dan ein verdoerber gewesen. Dan<br />
er das lob hat und haben wolt, dass er ussert dem strit keinen<br />
viend nie hat lassen toeten, und ouch den uberwundnen vienden<br />
oft semliche gnaden getan, die ein andrer kum den fruenden 15<br />
getan hatte*).<br />
Und wie nun der edel her Prosper sin verräterische gefaengnues,<br />
im vor 7 jaren in Pemont begegnet, an Franzosen hat völlig,<br />
nit mit verraeteri, sunder mit redlicher tat gerochen, das Herzogtum<br />
Meiland in sinen stat gebracht und den Roemschen keiser so<br />
in ganze Italia gross gemacht; und wie dan alwegen sin rat<br />
und fuernemen [III 1362] gewesen, das Roemsch rieh gross und<br />
beständig, und das ganz Italia einhellig und rueewig zemachen,<br />
da hat er angends nach abzug der Franzosen die Venedier vom<br />
kueng zürn keiser in die Italische vereinung erworben; dahar ein 25<br />
semliche hofnung komen, dass gemeint, der kueng wurde nunnie<br />
Italiam unuberzogen und rueewig lassen. Ueber dis nit kleine<br />
Sachen, gegen den vienden wislich und glueklich gehandlet, so<br />
hat er nuet mindre tat getan, sin ufrueerisch, ungestueem kriegsvolk<br />
und die eroesste und ganz uberladne stat und land Meiland 30<br />
in ghorsame und friden ze behalten und zeschirmen.<br />
Ein wis, redlich man<br />
Mag vil tuers began,<br />
(166) Ist fuer") gold zehan. |<br />
") für in Rasur.<br />
») Antonio Adorno.<br />
») Guicciardini IL S. 599.
522 1522<br />
[III 1363] Wie und mit was beschwerden dem Franzesischen<br />
kueng von 10 Va orten (>000 kriecht zugelassen<br />
worden, die Picocha zeraechen und den krieg ze erhalten.<br />
5 Nach erlitnem hagel an der Picocha, wiewol sich vil ufrueerische<br />
reden in einer Eidgnoschaft erhüben wider die verpensionierten<br />
obren, und nämlich, dass man alle pensioner an d'koepf<br />
solte schlahen, si in staeten und laendren besuchen und ussrueten<br />
als rechte saecher alles uebels und hageis; und wiewol die von<br />
10 Zuerich ufs Franzosen anvordren zuo Lucern uf Joannis Baptistae d )<br />
antworten, si woeltid, dass man mit keinem fuersten noch kern<br />
vereinung hatte, schribend dem grantmester, er soelte der iren<br />
gar keinen annemen und nit meineidig machen, oder si woeltids<br />
am kueng und an hoptlueten zuokomen; item die von Swytz, si<br />
i5 woeltid weder sunder, noch gmein pensionen iezt noch fuerahin<br />
nemen, dem kueng keine knecht zulassen, und ouch aller fuersten<br />
und hern mueessig gon. derglichen Nid dem wald ouch wolt tuon<br />
— nuet dester minder, do der grantmester vom Franzosen selbs<br />
nit on sunnen 5 ) erschein, [III 1364] und wol, aber ze spat, gebanet<br />
2« hat, do entschlussend sich 10'/, ort zuo Lucern, und entlich uf<br />
23. Julii zuo Bern, dass si dem kueng die vereinung woeltid halten, 28. Mi<br />
die begerten 6000 knecht nach inhalt der vereinung zulassen:<br />
doch also, dass iedem ort sine hoptluet anzeigt und untogenlich<br />
luet, dienstknecht, geisshirten und Gritscheneier 8 ) nit, sunder<br />
25 tapfer, redlich Eidgnossen angenomen, und dass die | usstaendigen (167)<br />
soeld und pensionen on faelen uf versprochne zil bezalt werdid 4 ).<br />
Und das bracht die huldriche pension zuosampt irer Sicherheit<br />
zuowegen in staeten und laendren mit semlichem klagen ftirschlek:<br />
der pund mit dem allerkristlichsten kueng waere zuo gmeinem nuz<br />
M und mit gmeinem willen angenomen, da niemand zereisen genotet;<br />
deshalb ein oberkeit, an niemand schuldig, lieber saehe, dass die<br />
'1 24. Juni; die Tagleisfung fand vom folgenden Tage an statt: in<br />
den Abschieden ist aber von der Sache nicht die Rede<br />
2) D. h. Sonnenkronen.<br />
3 ) Eigentlich Leute aus (»ressonay, dann überhaupt Hausirer.<br />
4) Eidg. Absch. IV, 1». S. 223.
1522 523<br />
iren anheimsch belibid. Nun so gepuer es sich einer Eidgnoschaft<br />
und iedesse orts 6r und glowen, dem merteil der Eidgnossen<br />
zuzeston, brief und sigel zehalten, schand und schaden vorzesin.<br />
ouch zereten [III 1365] und zeraechen, die herschaften ennet dem<br />
gep&rg zeschirmen; das alles bas ins kuengs, dan in eignem 5<br />
kosten beschalle. Un harzuo allem die speerigen ort ze vermanen,<br />
von gmeiuer einikeit des merteils der Eidgnossen sich nit zesfindren.<br />
Und mit seinlichen glaten fuerschlek, als einer stat Bern<br />
wiser rat, von Lucern heimlich einer ufruor gewarnt, sine ratsboten<br />
in stat und land usschikt, willen und ruow zuo erhalten •), 10<br />
81 Jaiund da von allen aemptern antwortsboten uf 28. tag Meien in ir<br />
stat hat bescheiden, do haben die selbigen boten in namen irer<br />
gmeinden gmeinlich und vast einhellig geantwortet, ir wil und<br />
beger waere, des Lampartischen lands, da kein gluk, des kuengs,<br />
aller froemden hern und pensionen mueessig zegon, doch vom 15<br />
merteil der Eidgnossen sich nit zesuendren; und so man dem kueng<br />
halten und dienen woelte, tapfer luet, so nach eren kriegid, brücken,<br />
dienstknecht daheim lassen, und vom kueng richtige, bare<br />
(168) bsoldung versorgen. Harzuo taten | Arow, Brugk und Soefftingen:<br />
es waere schwer, pluot vergiessen, so man nit wuesste, ob mau 20<br />
recht oder nit darzuo hätte; Lentzburg, Wangen, Arwangen:<br />
dass die kelch[III 1366]dieb, kilchenroeuber und gotslaestrer gestraft<br />
wurdid; Erlach: wo nit anders ingesehen und das froeind<br />
reisen und wegloufen also beharre, so mueessid ir acker zuo studen<br />
werden, ouch solle man daran sin, dass das übel gestraft werde. 25<br />
Es was ein gross gericht Gots, dass einer stat Bern, wie<br />
ouch andrer orten, frome gmeinden iren schaden durch vil<br />
enpfinden wol erkanten, aber dem ufgeniuzten listigen Tuefeli,<br />
so da Ines: «vom mer nit sundren», nit dorsten sagen wie<br />
Zuerich: « gang hindersich, du eigennütziger Sathan! — Es stat so<br />
geschriben : du solt nit volgen dem mer, dass du uebelstueegist».<br />
Uns gevalt, dass unsere wisen, fromen obren sich nit von dem<br />
mer der alten pünden und sachen, so gmeiner Eidgnoschaft und<br />
i) Raths«M. 19a, S. 116. Blosse Notiz ohne Angabe der Antworten,<br />
über welche im St. Are», nichts mehr zu finden ist.
524 1522<br />
uns zuo lob, er und nuz wol erschossen, aber von dem mer deren<br />
puenden und Sachen, so wenigen zuo eignem nuz dis egemelt pensionisch<br />
Tuefeli hilft, aber einer Eidgnoschaft und uns an lib, sei,<br />
ör und guot verdörbung und schaden bringen, flissig absuendrid.<br />
5 Noch so was das noch ein grösser [III 1367] gericht, dass<br />
ein ganze oberkeit und gmeind von Swytz iren irtuom uss<br />
enpfangnein schaden wol verstund, ouch bekant, und nach truewer,<br />
goetlicher ermanung und warnung des gotgelerten bischofs Zwingiis,<br />
darvon zestoni), ouch ander ir Eidgnossen, derglichen zetuon, zuo<br />
w vermanen hat angenomen, und dennocht sich lies das egemelt<br />
glat Tuefeli und den eigennützigen Sathan wider infueeren und<br />
härter dan vor ie anbinden 3 ); das ein zeichen was, dass dise | (169)<br />
bekantnues und besserung Bit uss warem schrecken goetlichs worts,<br />
so da keinen plaz wolt haben, sunder uss schrecken ergangens<br />
w hageis, desse räch der pensionisch Sathan entsass, was entsprungen<br />
; dan sobald die sun, so den hagel hat gekochet, mit<br />
schmeichlendem glänz die schwarze und grauwe wölken hat nur<br />
zertriben, do was der schrek, die bekantnues, die besserung, die<br />
warnung alle dahin, ja und in ein Verböserung und unredlikeit<br />
2" verkert, als die, so sich den ketzerischen und ufrueerischen Zwingle<br />
liessid dahin verfueeren, dass si von iren truewen, lieben Eidgnossen<br />
abstueendid 3 ), [III 1368] und dem allerkristlichsten kueng,<br />
irem mächtigsten puntgnossen und gfater, brief und sigel nit<br />
halten woeltid; das doch einer ganzen Eidgnoschaft zuo grosser<br />
25 und schmächlicher uner und hinderred dienen und reichen wurde.<br />
Und semiichem rat und gschrei half wol, dass das glat Tuefeli<br />
der fromen, schlechten gmeinden voegt, undervoegt, weibel, wirt<br />
und schriber ouch hat besessen und bestrichen.<br />
i| Vergl. oben S 467.<br />
2) Eine eidgen. Botschaft hatte, wie die Züricher am 1. August, so die<br />
Schwyzer am 3. dringend ersucht, sich dem Bündniss der übrigen Orte mit<br />
Frankreich anzuschliessen. Eidg. Absch. IV, 1». S. 229.<br />
3 ) Man machte es den Schwyzern zum Vorwurf, dass sie auf den Rath<br />
de9 ketzerischen Zwingli gehört hatten.
1522 525<br />
Geschriftliche antwort deren von Schwytz au d'Eidgnossen,<br />
der Franzesischen vereiuung und vordrung halb gebeu.<br />
Uf beger der Franzesischen botschaft und uf sunderlich heimsuchen<br />
der Franzesischen Eidgnossen haben die von Schwytz dis<br />
hievolgende antwort in geschrift geben.<br />
Den fromen, erenvesten, fuersichtigen, wisen von staeten und<br />
laendren unser Eidgnoschaft santboten, iez zuo Bern versamt,<br />
(170) unsern insunders guten fruenden und getruwen, lieben Eidgnossen. |<br />
Unsern fruentlichen, willigen dienst und was wir eren, liebs<br />
und gftts vermögen [III 1369] zuovor, fromen, erenvesten, fuer- io<br />
sichtigen, wisen, insunders guten fruend und getruewen, lieben<br />
FMgnossen. Nachdem und uns unser geliepter ratsfruend, vogt<br />
Lilli •), bericht hat des abscheids, uf iezthaltenden tag gemacht<br />
zuo Bern, darin um den hopthandel, darum diser tag angesezt,<br />
illender antwort begert ist uf die beger und anvordrung kueng- 15<br />
licher majestaet von Frankrick und irer anwaelten, die nun der<br />
knechten begeren und darum illend antwort ervordren: getruwen<br />
und alzit lieben Eidgnossen, hieruf hond ir durch unsere boten<br />
uf vor gehaltnen tagen zuo Lucern verstanden, wes sich unser<br />
gemein lantluet der sachen halb hand entschlossen, desglichen uf w<br />
iezigen tag zuo Bern durch unsere boten übergeben, also, diewil<br />
und die vereinung nie dan in einem artikel an uns nit gehalten,<br />
ouch spüren und merken, mit heimlichem gelt darin erkouft und<br />
zum teil also darin betrogen; und darum so wollend wir in der<br />
vereinung nit me sin, aber den friden, zuo Friburg gemacht, so »<br />
der an uus gehalten wirt, wollend wir den ouch truewlichen halten.<br />
Bi semlicher antwort lassen wir's noch unverrukt bliben.<br />
Getruewen, lieben Eidgnossen, diewil und wir uns im anfang<br />
unser geschwornen puenden und siderhar zuo mermalen verpflicht<br />
und gebunden als getruew fruend und brueeder, des wir uns, ob 30<br />
Got wil, ewig gegen enandren halten wollend, so gepuert es sich<br />
doch wol einem bruoder, den andren zuo ermanen in anligenden<br />
dingen, die inen beden zuo schaden reichen moechticl. Hierum so<br />
wir ie in sorgen sind, wo wir Eidgnossen semlicher gfarlicher,<br />
i) Heinrich Lilli oder Lülli war mehrmals Bote von Schwyz.
526 1522<br />
sorglicher haendlen [III 1370] nit abstandid, dass es | uns ingmein (171)<br />
zuo kuenftigen ziten zuo merem und grossem schaden und nachteil<br />
reichen möchte, darum so vermanen und piten wir uch in sampt<br />
und sunder, ob einich ort under uch des konte finden glimpf<br />
5 und fuog, das woelle semlicher dingen ab- und zuo uns ston. Dis<br />
alles sol niemand vermerken, dass wir hiemit iemand uetset 16ren,<br />
sunder uch sampt und sunders getruwer, fruentlicher, brueederlicher<br />
meinung ermanen, damit und wir al ingmein unser land.<br />
luet, er und guot dester rueewiger besitzen und behalten iezt und<br />
io hienach, ouch wir under uns gegen enandren dester fridlicher<br />
in guoter, fruentlicher truevv und liebe, fuerahin wie bisshar, bliben<br />
moegid. Ermessens, als es im besten beschicht. Hiemit sind dem<br />
almaechtigen Got bevolhen, der uch und uns alzit bewaren woelle<br />
Datum uf 21. tag Julii im 22. jar.<br />
21, Mi<br />
15 Lantamman und rat zuo Schwytz 1 ).<br />
Zuo fuerdrung dis handeis hat ein stat Bern der Franzesischen<br />
botschaft dargelihen 5300 krönen, und ouch verwilliget um 35,000<br />
Rinscher gülden buergschaft zetuon; erwand an Soloturn, so die<br />
mitbuergschaft abschlügen. Zuo denen ziten namend d'Franzosen<br />
20 alles gelt uf, so vil ufzebringen, durch [III 1371] sunder luet,<br />
sunderlich Berner, verbürget, daruss wie gwonlich den bürgen<br />
etwas gwins, aber nie unriiw und sorg, und etlichen, ouch deren<br />
erben, darzuo nit kleiner schad erwuochs; dan ir etlich — als der<br />
alt Mey 2 ), vast rieh — doch nuet nie frigs, sunder alles zwifach<br />
23 versezts hatten und iren erben verliessen mit verdoerbens sorg. J (172)<br />
Unvergeben der wis man sinen sun vor borgen und buergschaft<br />
warnet 3 ).<br />
Klag des Franzesischen kuengs ab derEidguossenhoptlueteu.<br />
Nachdem aber, wie oben erzelt, des Franzesischen kuengs<br />
30 entschitung, in Italiam gerüstet, versumpt was, do ist egemelte<br />
•) Orig. im St. A. Bern; im Auszug abgedruckt. Eidg. Absch. IV. l a . S. 227.<br />
2) Bartholomäus May.<br />
3 J Jes. Sirach XXIX. 24.
1522 527<br />
hilf der 6000 Eidgnossen ouch ersessen; doch so sind etlich,<br />
hoptluet und knecht, hinab in Picardy zogen zuo denen Eidgnossen,<br />
die ietzund me den ein jar daniden gelegen, wider die Engelschen<br />
und Flemming wol gedient hatten, und ieztan nach gemachtem<br />
bestand geurlobet; ab deren hoptlueten, und mit namen 5<br />
ab Hansen Frisching von Bern, der kueng sich durch brief und<br />
boten vast uebel klagt, wie si [III 1372] im und sinen anwaelten<br />
unghorsam und uebel gedient, und alwegen an der mustre fuer<br />
3300 knecht bezalung ingenomen, so si doch nun 2000 knecht<br />
gehaept h;ittend;.mit begßr, die selben zuo ersuchen, wie die fal- 10<br />
sehen mustrungen, ab welchen sich der von Lotreck ouch vast<br />
erklagt, zuogangen waerid, und ob der sinen etlich darzuo geholfen<br />
haettid, die selben nit ungestraft zelassen, damit dis unlidliche<br />
untiuew und mishandlung verkomen werde •). Daruf hond d'Eid-<br />
15.11«. i gnossen zuo Baden uf 24. November und 15. tag December durch is<br />
brief 2 ) und sine boten geantwort, semliche mishandlung sie inen<br />
vast leid, so dan nit klein unlob und uner ertrage; woellid ouch<br />
keinen ernst underlassen, mit nachfrag und straf anzelialten, der<br />
(173) glich sin kuenglich majestaet ouch an den | iren, wo si in siner<br />
krön betreten moegid werden, ouch tuen solle. Da ward abermals 20<br />
treffenlich bevolhen, in aller Eidgnoschaft [III 1373] flissige<br />
nachfrag zetuon; aber da ward abermals niemand gefunden, dan<br />
es hiessend kriegs-, nit diebsfinanzen; durch die sind etlich, so<br />
sust verdorben oder keins nammens, junkhern beliben oder zuo<br />
junkhern worden. 25<br />
Wo d'vaeter ubers blich regieren,<br />
Und die kind uf d'ruoten liofieren,<br />
Und der Mammon mag dispensieren,<br />
Da muoss her Frum sin werd verlieren<br />
Und junkher Buob die herschaft fieren,<br />
Und knecht Schelm fri mit falsch hantieren.<br />
Noch muoss meister End den pririeren,<br />
Den gilts: alein Frum wirt triumphieren.<br />
') Eidg. Absch. IV, 1». S. 251.<br />
2) Bern. Lat. Missivenbnch, K. 4, datirt vom 11. Dezember. Im Auszug<br />
Eidg. Absch. IV, 1». S. 258.<br />
so
528 1522<br />
Dass der kueug von Frankrieh ein Eidgnoschaft zft<br />
gevatern gemacht hat.<br />
Wie dan diser kueng von Frankrieh nuewer wis hat anfangs<br />
den babst Loewen, darnach die stat und herschaft Venedig, zu<br />
5 toufgevatern gemachet, also hat er diss jars Jenner zu sines<br />
jüngsten suns, des herzogen Carlis von Angulem touf erpaeten<br />
ein Eidgnoschaft •). Deren anwaelt, zuo Lucern versampt, darzii<br />
verordnet und hiningesent haben in aller orten nammen den<br />
schultes von Lucern, Hansen zuo Kaess, und den ammann von<br />
io Ure, Jacob Trogern, [III 1374] welche im Hornung hinin gon<br />
Pariss geriten, zuo Sant German die gevaterschaft ussgericht hond<br />
mit eren und wolgevallen des kuengs; dem goeti nach ires lauds<br />
bruch in einer Eidgnoschaft nammen ingebunden zwe gülden Pfenning<br />
| von iedem ort, 20 ducaten haltende. Deshalb von kuenglicher (174)<br />
1.-, majestaet einer löblichen Eidgnoschaft, sinen liebsten puntgnossen<br />
und gevateren, hoch und vast frintlich gedankt, ouch ire botschaft<br />
wol und erlich enpfangen, gehalten und gelassen ist worden.<br />
Dass d'Eidgnossen die Lampartischen herschat'teu Meudris<br />
und Baierna hond ingenomen und bevogtet.<br />
2i, Und wie dan der Franzesisch kueng gegen Eidgnossen in<br />
recht stuond der Meilaendischen lierschaften halb, Mendris und<br />
Baierna, er aber, uss dem land vertriben, sine recht ouch muost<br />
lassen stau, do haben d'Eidgnossen zuo end diss jars, ouch uss<br />
grosser pit der uudertanen, egenemte herschaften ingenomen, mit<br />
2, friheiten, Ordnungen, rechten und gerichten bevestnet und mit<br />
erstem vogt von Ure bevogtet'); und das was diss schweren<br />
kriegs einziger gewin.<br />
i) Eidg. Absch. IV, 1». S. 163—165 (21. Januar).<br />
2) Eidg. Absch. IV, 1». S. 242 (8. October). Der Vogt hiess Kaspar Gysier.
1522 529<br />
[III 1375] Von des cardinals von Sitten tod und siueu<br />
uachkomen bischoften.<br />
Die groeste froeud, in disem krieg begegnet, was, dass im September<br />
zuo Rom ir fuertreffenlicher viend und Widersacher, der<br />
cardinal von Sitten, an der pestilenz, oder, wie gedacht, an eim ><br />
Wälschen sueple, sin unrueewigs, kriegisclis leben verlies; in<br />
semlichen des Roemschen babsts und keisers und aller kriegsgenossen<br />
gnaden, dass gemeint, er wäre der kriegschen kilchen<br />
nächster babst 1 ), und so er bi Got in glicher gnad stueende,<br />
(175) ieztan im himelscuen her ein grosser hoptman | worden; aber w<br />
er ward von sinen ungnaedigen maleren zuom hellischen her gemalet<br />
3 ). Bi Got stat das gericht.<br />
Er was siner Pflichtigen partt, nämlich dem Roemschen babst<br />
und dem keiser, als sinen oberhern, und als ein Eidgnoss sinen<br />
Eidgnossen, die er gern bi den gemelten hern gross gemachet w<br />
und von Franzosen abgezogen hätte, so ganz dienstlich, ufrecht<br />
und beständig, dass in weder der fruenden armuot und ungluek.<br />
noch der vienden richtuom und gluek, biss in tod inocht verkeren<br />
oder abwisen.<br />
[III 1376] Nach sinem tod sind die Wallisser, geistlich und 20<br />
weltlich, uss lang gewaerter widerwaertikeit und matzischer unruow<br />
entrunnen, und ir gluekhafter unglueksman Joerg uf der Flu<br />
abermal ufgesprungen, haben sich um einen andren bischof beraten.<br />
Da rietend etlich, man soelte den probst von Wattenwil 3 ),<br />
oder, wie Joerg begert, den dechan Loeblin 4 ) von Bern erwoellen, as<br />
damit dass durch ansehen und hilf irer fruentschaft und einer<br />
wolgeachten stat Bern das bischtuom nit uss ordenlicher wal<br />
kaeme, und si uss baebstlichem ban und keiserlicher acht gelediget<br />
') Ueber Schinners Aussichten bei der Wahl vom Januar 1522 vergl.<br />
Anz. f. Schw. Gesch. Bd. IV. S. 89.<br />
') Offenbar Anspielung auf ein uns nicht bekanntes Gemälde.<br />
») Niclaus von Wattenwyl, Sohn des Schultheissen Jacob v. W., damals<br />
Propst des Vinzen/.enstifts.<br />
4) Ludwig Löublin, Dekan des Vinzenzenstifts ; vergl. Samml. Bern.<br />
Eiogr. I, S. 166.<br />
34
530 1522<br />
wurdid; aber das mer ward, man soelt einen landsgebornen nemen,<br />
der anheimscli blibe und sich keiner pratick annaeme. Und also<br />
erwaeltens einen alten, schlechten, podagrenischen tümherren, her<br />
Philippen am Heimgarten, desse ansehens, dass er bischof und<br />
5 lantgraf hiesse, aber si nach irem gevallen laebtid und regiertid:<br />
welche namen im ouch so untraeglich wurden, dass er si über<br />
3 jar ufgab') her Adrian Rietmattern, so des cardinals kaemerling<br />
gewesen, der si behielt und mit [III 1377] ducaten lediget<br />
vom Roemschen cardinal de Cesiis 2 ), welcher die vom nuewen<br />
io babst hat enpfangen. | (<br />
Burgrecht des hern von Laserra und des grafeu<br />
von Clialant mit einer stat Bern.<br />
Diss jars hat eine loblich stat Bern zu burgern ufgenomen,<br />
im Hornung her Franzen von Gingins, friliern zuo Laserra, im<br />
i. alein mit muntlicher oder gschriftlicher hilf verpflicht zesin 3 ),<br />
im Ougsten graf Reinharten von Chalant, frihern zuo Amyeville,<br />
iezt erben zuo Valendis und Bofermund 4 ), nach inhalt des<br />
alten burgrechtens siner vorfaren, grafen von Valendis und hern<br />
zuo Bofermund.<br />
2o<br />
Arberg friheit.<br />
Den iren von Arberg friheit geben, dass si von einem freunden,<br />
der sicli in ir stat oder land sezt, fuer bürg- oder lantrecht<br />
mögend nemen 5 pfund, und das gelt an ir gmeine not verwenden').<br />
i) Philipp von Heimgarten oder von Platea wurde erwählt den<br />
20. October 1Ö22. resignirte aber erst 1529.<br />
2) Vergl. Leu Lex. XVII, S. 218.<br />
3 ) Am 8. Febr. Raths-Man. 192, S. 76. Der Vertrag in Ob. Spruchb.<br />
Z. 683, wo aber Franz von Oingins als Herr zu Divonne (nicht La Sana)<br />
1 «.'zeichnet wird.<br />
4 ) Beauffremout. Darauf bezügliche Notiz in Raths Man. 194, S. 188,<br />
») Ratbs Man. 193, S. 66 vom 28. April.
1522 531<br />
Schenkeufoerg verkomnues mit den vier Rinstaeteu<br />
verwilliget *). [III 1378] Kouf.<br />
Erkouft von junkher Hans Batten von Scharnental 84 pfund<br />
gelts jarlicher stur, zii sampt den gerichten darzii gehörigen, uf<br />
Wiler und Grueenlowinen im land Hassle gelegen, um 2580 pfund, s<br />
alles Bernwaerung 2 ).<br />
Buw.<br />
(177) Verdingt Jacob Ruesen und Heini Seewagen, disch | macheren,<br />
zemachen das gestueel in S. Vincensen kor, einen zwifaehen stand<br />
um 50 pfund 8 ).<br />
io<br />
Ordnungen oder Satzungen.<br />
Als der burgereid inhielt, dass keiner mueet, gab, noch<br />
schenke sol nemen von einem, so vor rat oder gericht zeschaffen<br />
hat, ist diser artikel ab- und zuogelassen, ob einem etwas geschenkt<br />
wurde, dass er dasselbig on Verletzung siner eren wol mag nemen, i.-,<br />
so doch der eid luter wiset, dass den armen und den riehen<br />
glich recht sol gehalten werden; aber da vilicht vergessen, dass<br />
Gots wort spricht: die gaben verblenden der richtern ougen 4 ).<br />
Der git hat zii diser zit so vil gewalts, dass er sich nit vorcht,<br />
noch schampt, sinem nuz ein tiren ufzebrechen. Actum uf den »<br />
Osterzinstag *).<br />
Dass die raet des kleinen rats am Mentag, Mitwochen und<br />
Fritag, im sumer zun 7 und im winter zuon 8, anfangs der<br />
stunden im rat sollen sin, oder on gnad 1 baetzen buoss geben,<br />
') Die Angabe steht nur in dieser Form da als Uebersicht. Zur Sache<br />
vergl. Raths Man. 193, S. 117 vom 28. Mai.<br />
2) Kaufvertrag vom 21. Mai. Ob. Spruchb. Z. S. 287.<br />
3 ) Vergl. Raths Man. 195. 8. 7.<br />
4) II. Mos. 23, 8.<br />
5 ) 22. April. Raths Man. 193. S. 59.
532 1522<br />
und im rat zii end uss beliben, die andren tag sich nach gepot<br />
eines schultheissen halten 4 ).<br />
Dass ein Schultheis uf die Fritag niemand fuer rat sol lassen,<br />
er habe den von der stat Sachen wegen zehandlen, ouch anders<br />
6 uf die tag nuetset fuerzenemen •).<br />
Dass die winfueerer soellend schweren, keinen win uss dem<br />
vass zeziehen, ouch niemand daruss zetrinken geben, sunder sich<br />
daruss zetrinken benueegen; und welcher das übersieht, den selben<br />
fuer einen öffentlichen, wissentlichen dieb zehalten und zestrafen,<br />
i» desglichen den, so das gesicht und nit angibt. Uf 5. tag 5.<br />
December 3 ). | (1<br />
i) 23. April. Raths Man. 193. S. 62.<br />
2) 23. April. Raths Man. 193. S. 63.<br />
a ) Raths Man. 195. S. 116.