Untitled - BASF.com
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1902
Das Haber-Bosch-Verfahren<br />
und das Zeitalter der Düngemittel<br />
Um die Jahrhundertwende hält<br />
der britische Chemiker Sir William<br />
Crookes vor der „British Association<br />
for the Advancement of<br />
Science“ in Bristol eine Rede mit<br />
dem Titel „Das Weizenproblem“.<br />
Die Zuhörer erfahren, dass die<br />
Weizenernte vom chilenischen<br />
Salpeter abhängt. Dieser gebundene<br />
Stickstoff wird zur Düngung<br />
benutzt, um landwirtschaftliche<br />
Erträge zu erhöhen und damit<br />
mehr Nahrung für die schnell wachsende<br />
Bevölkerung zu produzieren.<br />
Aber speziell in Europa sind<br />
die Landreserven schon erschöpft,<br />
und die Stickstoffreserven in Chile<br />
werden es bald sein. Stickstoff<br />
als Pflanzennährstoff wird also<br />
dringend gebraucht.<br />
In Europa aber gibt es Stickstoff –<br />
in rauen Mengen sogar – jedoch<br />
nur in der Luft. Weder Pflanzen<br />
noch Menschen können mit diesem<br />
reaktionsträgen Stoff etwas<br />
anfangen, denn eine technisch<br />
nutzbare Methode, den Luftstickstoff<br />
in eine chemische Verbindung<br />
zu bringen, ist noch nicht<br />
erfunden.<br />
Schließlich dienen Wilhelm<br />
Ostwalds Untersuchungsergebnisse<br />
über die Wirkung von Katalysatoren<br />
als Wegbereiter für die<br />
Anwendung der physikalischen<br />
Chemie. Fritz Haber und Carl<br />
Bosch entwickeln daraufhin ein<br />
Verfahren, den Luftstickstoff zu<br />
binden und synthetisches Ammoniak<br />
herzustellen. 1913 nimmt<br />
die <strong>BASF</strong> die erste Ammoniaksynthese-Anlage<br />
der Welt in<br />
Betrieb. Die Mineraldüngerproduktion<br />
läuft an. Es beginnt eine<br />
neue Phase in der Geschichte<br />
des Unternehmens.<br />
Ist die <strong>BASF</strong> bislang eine reine<br />
Farbenfabrik, so wird sie nun<br />
zum Anbieter von Produkten für<br />
die Landwirtschaft. Zugleich erschließt<br />
sie sich ein ganz neues<br />
Gebiet der Chemie, das der<br />
Hochdrucktechnik.<br />
Mit Einführung der Hochdrucktechnik<br />
ändern sich die Methoden.<br />
Auch der apparative Aufwand<br />
wächst. Chemiker und Ingenieure<br />
müssen jetzt viel intensiver zusammenarbeiten.<br />
Die deutsche<br />
Chemieindustrie ist international<br />
führend und hält in einigen Bereichen<br />
sogar das Weltmonopol.<br />
Das industrielle Wachstum scheint<br />
unaufhaltbar. Doch dann unterbricht<br />
der Erste Weltkrieg diesen<br />
hoffnungsvollen Weg.
Erfinder der Ammoniaksynthese:<br />
Carl Bosch und<br />
Fritz Haber; so schlicht<br />
sieht die Apparatur von<br />
Fritz Haber im Labor aus.<br />
Die <strong>BASF</strong> um die<br />
Jahrhundertwende<br />
1902 1903 1904<br />
1905
Kohle ist nicht nur Energieträger,<br />
sondern damals auch der wichtigste<br />
Rohstoff für die Chemie.<br />
Zur Sicherung ihrer Rohstoffbasis<br />
erwirbt die <strong>BASF</strong> zusammen mit<br />
Bayer und AGFA 1907 die Zeche<br />
Auguste Victoria in Marl bei<br />
Recklinghausen.<br />
Aus dem Geschäftsbericht von<br />
1907: „Stets bedacht auf weitere<br />
Fürsorge, haben wir Anfang dieses<br />
Jahres eine Arbeiter-Pensions-<br />
Anstalt ins Leben gerufen, welche,<br />
ohne daß die Arbeiter selbst zu<br />
Beiträgen herangezogen werden,<br />
die Pensionierung invalid gewordener<br />
Arbeiter nach bestimmten<br />
Grundsätzen übernehmen wird.<br />
Wir bewilligen ferner unseren<br />
Arbeitern nach 10 Dienstjahren<br />
unter Fortzahlung des Verdienstes<br />
und Gewährung einer Zulage<br />
jährlich einen Urlaub von einer<br />
Woche.“<br />
1908: Die Arbeiten von Fritz<br />
Haber (1868 -1934, Professor der<br />
Chemie in Karlsruhe und Berlin)<br />
lassen die technische Synthese<br />
von Ammoniak aus Stickstoff und<br />
Wasserstoff möglich erscheinen.<br />
Notwendig hierfür sind: hohe<br />
Temperaturen, hoher Druck und<br />
Katalysatoren. Die <strong>BASF</strong> beginnt<br />
unter der Leitung von Carl Bosch<br />
(1874 -1940, Chemiker, Vorstandsvorsitzender<br />
der <strong>BASF</strong> von 1919<br />
bis 1925 und der Interessengemeinschaft<br />
Farbenindustrie<br />
Aktiengesellschaft von 1925 bis<br />
1935) mit intensiven Forschungsarbeiten.<br />
Patenturkunde vom<br />
13. Oktober 1908:<br />
„Verfahren zur synthetischen<br />
Herstellung<br />
von Ammoniak aus<br />
den Elementen“<br />
1906 1907 1908<br />
1909
Alwin Mittasch (1869 -1953,<br />
Chemiker, Leiter des Ammoniaklaboratoriums<br />
von 1912 bis 1932)<br />
findet nach ausgedehnten Experimenten<br />
1910 den lang gesuchten<br />
idealen Katalysator für die Ammoniaksynthese:<br />
aktiviertes Eisen.<br />
Für die industrielle Ammoniakherstellung<br />
sind umfangreiche Pionierarbeiten<br />
nötig: Neue Stahlarten<br />
müssen für die Konstruktion der<br />
Reaktionsöfen entwickelt und<br />
getestet werden, neue Konstruktionen<br />
der Reaktoren wollen<br />
erprobt sein und spezielle Gasmaschinen<br />
und Kompressoren<br />
müssen gebaut werden.<br />
Einstieg in die maschinelle Datenverarbeitung:<br />
<strong>BASF</strong> ist 1911 einer<br />
der ersten Kunden der Deutschen<br />
Hollerith-Gesellschaft AG in Berlin<br />
und wird unter der Kundennummer<br />
6 geführt.<br />
Die neue Fabrik in<br />
Oppau um 1914:<br />
Die Ludwigshafener<br />
Anlagen scheinen in<br />
weite Ferne gerückt.<br />
Die technische Verwirklichung des<br />
Haber-Bosch-Verfahrens droht<br />
zu scheitern. Die in Beton-Kasematten<br />
untergebrachten neuen<br />
Druckbehälter und Rohre bersten<br />
immer wieder. Carl Bosch selbst<br />
findet schließlich die Lösung: das<br />
„Doppelrohr“ mit einem inneren<br />
Futter aus weichem Eisen und<br />
einem äußeren, Druck tragenden,<br />
aber „durchlöcherten“ Stahlmantel.<br />
Dennoch ist noch der Rat<br />
von weiteren Fachleuten gefragt.<br />
Um künftig die wachsenden<br />
Materialprobleme und die damit<br />
verknüpften Sicherheitsprobleme<br />
zu lösen, wird 1912 der erste<br />
Materialprüfungsbetrieb der chemischen<br />
lndustrie in der <strong>BASF</strong><br />
gegründet. Die Hauptaufgabe der<br />
heutigen Werkstoffprüfung ist<br />
nach wie vor die Erkennung und<br />
Beherrschung werkstofftechnischer<br />
Probleme in der Apparateund<br />
Verfahrenstechnik.<br />
Ein Jahr nach dem ersten Spatenstich<br />
beginnt 1913 in Oppau – drei<br />
Kilometer nördlich des Ludwigshafener<br />
Werks – die erste Anlage<br />
zur Synthese von Ammoniak mit<br />
der Produktion von Stickstoffdüngemitteln.<br />
Die Jahresproduktion:<br />
7.200 Tonnen Ammoniak<br />
für die Weiterverarbeitung<br />
zu 36.000 Tonnen Ammonsulfat.<br />
Rund 90 Jahre später liegt die<br />
<strong>BASF</strong>-Kapazität in Ludwigshafen<br />
bei 875.000 Tonnen Ammoniak<br />
pro Jahr.<br />
Das „Vereinshaus“, heute Feierabendhaus<br />
genannt, wird eingeweiht.<br />
Mit Veranstaltungsräumen,<br />
Bibliothek, Gastwirtschaft und<br />
Kegelbahn dient es der Freizeitgestaltung<br />
der Arbeiterschaft.<br />
Zur Eröffnung am 13. April 1913<br />
erscheint die erste Ausgabe der<br />
Werkszeitung.<br />
Aus dem „Vereinshaus“<br />
der <strong>BASF</strong> wird später<br />
das Feierabendhaus.<br />
1910 1911 1912 1913<br />
Blick in den Materialprüfungsbetrieb
Carl Boschs Wunsch: Düngemittel<br />
sollen ebenso gründlich erprobt<br />
werden wie die Farbstoffe.<br />
Die Kunden sollen eine exakte<br />
Gebrauchsanweisung erhalten.<br />
Hierzu sind ausführliche Versuche<br />
über die Wirkung von Düngemitteln<br />
im Boden und auf die Pflanzen<br />
notwendig. Bereits 1914 wird<br />
die Landwirtschaftliche Versuchsstation<br />
Limburgerhof, unweit<br />
Ludwigshafens, für düngetechnische<br />
und pflanzenphysiologische<br />
Untersuchungen eröffnet. Der<br />
Grundstein für weltweite Arbeiten<br />
auf dem Gebiet der Agrarchemie<br />
ist gelegt.<br />
umgewandelt und anschließend<br />
an die Sprengstoffindustrie weitergeliefert.<br />
Chlor und Phosgen,<br />
wichtige Zwischenprodukte<br />
beispielsweise zur Herstellung von<br />
Farbstoffen oder Arzneimitteln,<br />
dienen den Militärs auf beiden<br />
Seiten der Front als Kampfgase.<br />
Fritz Günther (1877-1957,<br />
Chemiker bei der <strong>BASF</strong> von 1901<br />
bis 1938) entdeckt 1916 das Textilhilfsmittel<br />
Nekal. Es ist das erste<br />
synthetische Tensid, das die Oberflächenspannung<br />
des Wassers<br />
reduziert und die Waschkraft damals<br />
üblicher Seifen übertrifft.<br />
Bis heute werden synthetische<br />
Netzmittel zum Beispiel im<br />
Geschirr- und Waschmittelbereich<br />
verwendet, ohne sie gäbe es<br />
keinen „Glanz ohne Abtrocknen“.<br />
Andere Tenside werden beispielsweise<br />
bei der Herstellung von<br />
Dispersionsfarben oder Shampoos<br />
gebraucht.<br />
Nach mehreren Erweiterungen der<br />
Oppauer Ammoniakanlagen veranlasst<br />
die Reichsregierung den<br />
Bau eines zweiten Großbetriebs.<br />
Aus Luftschutzgründen wählt man<br />
einen Standort in Mitteldeutschland<br />
aus. Nach kurzer Bauzeit wird<br />
bereits im April 1917 das zweite<br />
Ammoniakwerk der <strong>BASF</strong> in Leuna<br />
bei Merseburg angefahren.<br />
In Oppau beginnt der Bau des<br />
Ammoniaklaboratoriums, des<br />
zweiten großen Forschungslabors<br />
der <strong>BASF</strong>.<br />
Im August 1914 beginnt der Erste<br />
Weltkrieg. Im Deutschen Reich<br />
wird eine umfangreiche kriegswirtschaftliche<br />
Organisation aufgebaut,<br />
die zunehmend in das<br />
Wirtschaftsleben eingreift.<br />
Der Weltkrieg macht der jungen<br />
Industriegesellschaft zum ersten<br />
Mal die Ambivalenz vieler Produkte<br />
auch im Bereich der Chemie deutlich:<br />
Synthetisches Ammoniak<br />
beispielsweise wurde geschaffen,<br />
um die Ernährung der Menschheit<br />
zu sichern. Angesichts des<br />
schon Ende 1914 drohenden<br />
Munitionsmangels genießt Ammoniak<br />
jedoch höchste Priorität<br />
seitens des Staates. Im Oppauer<br />
Werk wird es in Salpetersäure<br />
Färben leicht gemacht:<br />
Nekal setzt die Oberflächenspannung<br />
des<br />
Wassers herab und<br />
verhindert das Aufschwimmen<br />
der Garne<br />
im Färbebad.<br />
1914<br />
1915<br />
1916<br />
1917<br />
Das Tor zur Landwirtschaftlichen<br />
Versuchsstation<br />
Limburgerhof<br />
und die erste<br />
Vegetationshalle<br />
Ein Hochdruck-Reaktor<br />
wird in die Ammoniakfabrik<br />
eingebaut.
Am Ende des Ersten Weltkriegs,<br />
1918, ist die führende Position der<br />
deutschen Farbenfabriken auf<br />
dem Weltmarkt zerstört. Fabrikationsstätten,<br />
Tochter-, Beteiligungsund<br />
Vertriebsgesellschaften im<br />
Ausland werden beschlagnahmt,<br />
die im Ausland angemeldeten<br />
Patente konfisziert. Reparationsforderungen<br />
der Siegermächte<br />
erschweren die wirtschaftliche Erholung.<br />
Die <strong>BASF</strong> wird für mehrere<br />
Monate von französischen Truppen<br />
besetzt und ist vom rechten<br />
Rheinufer abgeschnitten.<br />
Vertreter der „Beamten“, Angestellten<br />
und Arbeiter der <strong>BASF</strong><br />
gründen 1919 einen gemeinsamen<br />
Ausschuss für Bildungswesen.<br />
Damit ist der Grundstein gelegt<br />
für ein heute breit gefächertes<br />
Programm kultureller <strong>BASF</strong>-<br />
Veranstaltungen. Sinfonie- und<br />
Kammerkonzerte und vielfältige<br />
Sonderveranstaltungen bilden<br />
zusammen mit einem reichhaltigen<br />
Sport- und Freizeitprogramm<br />
ein attraktives Angebot nicht nur<br />
für die Mitarbeiter der <strong>BASF</strong>, sondern<br />
auch für deren Angehörige<br />
und Bürger von Stadt und Region.<br />
Die Etablierung der ersten deutschen<br />
Republik im November 1918<br />
führt auch zu Änderungen in der<br />
Betriebsverfassung. Das bislang<br />
von einem patriarchalischen Verständnis<br />
bestimmte Verhältnis<br />
zwischen Unternehmern und der<br />
Belegschaft wird abgelöst durch<br />
gesetzlich festgelegte Mitwirkungsrechte<br />
der Arbeitnehmer.<br />
Im Juli 1919 wird der erste Tarifvertrag<br />
in der chemischen Industrie<br />
abgeschlossen, in dem von<br />
den Gewerkschaften der seit langem<br />
geforderte Acht-Stunden-Tag<br />
festgeschrieben wird. 1920 wird<br />
in der <strong>BASF</strong> der erste Betriebsrat<br />
gewählt, der ab 1922 auch<br />
Vertreter in den Aufsichtsrat des<br />
Unternehmens entsendet.<br />
Am 21. September 1921 wird das<br />
junge Oppauer Werk von einer<br />
gewaltigen Explosion getroffen.<br />
Über 500 Menschenleben sind zu<br />
beklagen, Werk und Gemeinde<br />
werden schwer zerstört. Das Unglück<br />
ereignet sich bei einer Lockerungssprengung<br />
des in einem<br />
Lagerhaus bevorrateten Düngemittels<br />
Ammonsulfatsalpeter.<br />
Carl Bosch sagt auf der Trauerfeier:<br />
„Kein Kunstfehler und keine<br />
Unterlassungssünde hat die Katastrophe<br />
herbeigeführt. Neue,<br />
uns auch jetzt noch unerklärliche<br />
Eigenschaften der Natur haben all<br />
unseren Bemühungen gespottet.<br />
Gerade der Stoff, der bestimmt<br />
war, Millionen unseres Vaterlandes<br />
Nahrung zu schaffen und Leben<br />
zu bringen, den wir seit Jahren<br />
hergestellt und versandt haben,<br />
hat sich plötzlich als grimmiger<br />
Feind erwiesen aus Ursachen, die<br />
wir noch nicht kennen. Unser<br />
Werk hat er in Schutt gelegt. Aber<br />
was ist das alles im Vergleich zu<br />
den Opfern, die die Katastrophe<br />
gefordert hat! Hier stehen wir ganz<br />
machtlos und ohnmächtig, und<br />
all das Selbstverständliche, was<br />
wir tun können, um die trauernden<br />
Hinterbliebenen und die<br />
Verletzten zu trösten, ist nichts<br />
im Vergleich zu den Verlusten.“<br />
1918 1919 1920 1921<br />
Notlage im Krieg:<br />
Die <strong>BASF</strong> verteilt<br />
Lebensmittel an ihre<br />
Mitarbeiter.<br />
Die Leuna-Werke bei<br />
Merseburg um 1920
Im Oktober 1923<br />
druckt die <strong>BASF</strong> ihr<br />
eigenes Geld:<br />
den „Anilindollar“.<br />
Das Oppauer Werk<br />
nach der Explosion<br />
von 1921<br />
Das Erbe des verlorenen Ersten<br />
Weltkrieges: galoppierende Inflation<br />
in Deutschland. Ein Dollar<br />
entspricht 4,2 Billionen Mark. Die<br />
Bilanzsumme der <strong>BASF</strong> beträgt in<br />
diesem Jahr 65.733.583.748 Millionen<br />
Mark. Die <strong>BASF</strong> will ihre<br />
Mitarbeiter vor den Folgen der<br />
aberwitzigen Geldentwertung<br />
schützen: Sie führt auf dem Höhepunkt<br />
der Krise 1923 als Zahlungsmittel<br />
den „Anilindollar“ ein.<br />
Er wird für kurze Zeit zum begehrtesten<br />
Geldschein der Pfalz.<br />
Das Haber-Bosch-Verfahren ermöglicht<br />
der <strong>BASF</strong> als erstem<br />
Unternehmen den Einstieg in die<br />
vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten<br />
der Hochdrucktechnik.<br />
Sie ist es, die das Bild der Großchemie<br />
fortan bestimmt. 1923<br />
gelingt Matthias Pier (1882-1965,<br />
Chemiker bei der <strong>BASF</strong> von 1920<br />
bis 1949) die Methanolsynthese.<br />
Damit wird erneut ein Rohstoffmonopol<br />
der Natur gebrochen:<br />
Der Holzgeist wird durch das<br />
synthetische Methanol entthront.<br />
Bereits ein Jahr zuvor war es der<br />
<strong>BASF</strong> gelungen – gut hundert<br />
Jahre nach der ersten Harnstoffsynthese<br />
durch Friedrich Wöhler<br />
im Labor –, Harnstoff in großtechnischem<br />
Maßstab aus Ammoniak<br />
und Kohlensäure herzustellen.<br />
Bei Versuchen zur Verbesserung<br />
der Synthesegasherstellung bei<br />
der Ammoniakerzeugung entdeckt<br />
Fritz Winkler (1888-1950, Chemiker<br />
bei der <strong>BASF</strong> von 1916 bis 1950)<br />
1924 das Prinzip der „Wirbelschicht“.<br />
Mit diesem technischen<br />
Kunstgriff erhält man beim Verkoken<br />
von feinkörniger Braunkohle<br />
ein vorzügliches Brenngas. Das<br />
Winkler-Prinzip ist auch der Ausgangspunkt<br />
für das 1950 von der<br />
<strong>BASF</strong> entwickelte Wirbelschicht-<br />
Röstverfahren von Schwefelkies<br />
zur Herstellung von Schwefelsäure.<br />
Fritz Winkler und seine<br />
Skizze einer großen<br />
Erfindung: das Prinzip<br />
der „Wirbelschicht“<br />
bei der Verkokung von<br />
Braunkohle<br />
1922<br />
1923<br />
1924<br />
Am 26. September 1923<br />
verlässt der erste<br />
Kesselwagen mit Methanol<br />
die Leuna-Werke.