Biogas kann's - Biogas in Bayern
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Biogas kann‘s
ENERGIE FÜR BAYERN
www.biogas-in-bayern.de
Inhalt
Bayernplan
Energiewende auf Bayrisch
BAYERNPLAN – ENERGIEWENDE
AUF BAYRISCH 3
Fachverband Biogas e. V.
Hauptgeschäftsstelle
Angerbrunnenstr. 12
85356 Freising
Tel.: 08 161 - 98 46-60
Fax: 08 161 - 98 46-70
E-Mail: info@biogas.org
Gestaltung, Text:
Gröschel_Geheeb_ Responsible Branding
GmbH, Berlin
Bilder:
Fachverband Biogas e.V.
Druck:
DMZ Druckmedienzentrum, Moosburg
BIOGAS – ENERGIE VOM LAND 4-5
BIOGAS – MADE IN BAYERN 6-7
BIOGAS KANN‘S –
ENERGIE FÜR BAYERN 8-9
SAUBER – BIOGASANLAGEN
AUS BAYERN 10-11
MULTITALENT BIOGAS – STROM,
WÄRME UND BIOMETHAN 12-13
NACHHALTIG GUT –
FÜR MENSCH UND NATUR 14-15
Josef Pellmeyer, Präsident des
Fachverbandes Biogas e.V.
Wenn im Jahr 2022 die letzten Atomkraftwerke
vom Netz gehen, muss in Bayern rund ein Drittel
der Stromerzeugungskapazität ersetzt sein.
2011 legte die Bayerische Landesregierung das
Energiekonzept „Energie innovativ“ vor. Ziel ist
es, mit der Verdopplung der Stromerzeugung aus
Erneuerbaren Energien und Gaskraftwerken die
wegfallende Strommenge der vier bayerischen
Atomkraftwerke zu kompensieren.
Um die Abhängigkeit vom Bau neuer Gaskraftwerke
und importiertem Erdgas zu begrenzen,
hat Ministerpräsident Seehofer kürzlich seinen
„Bayernplan“ ins Spiel gebracht. Dieser sieht vor,
den Bedarf an Gaskraftwerken und Erdgas über
bestehende und neue Biogasanlagen zu senken.
Für den Ersatz von bis zu vier Erdgaskraftwerken
müsste die installierte Leistung aller bayerischen
Biogasanlagen von heute 674 Megawatt etwa
verdoppelt werden. Die neuen Anlagen sollen vor
allem mit Gülle und landwirtschaftlichen Nebenprodukten
betrieben werden.
Als Fachverband Biogas begrüßen wir diese Idee
ausdrücklich. Grundsätzlich sind die Voraussetzungen
für die Umsetzung des „Bayernplans“
im größten deutschen Bundesland sehr gut.
Der Freistaat ist von jeher landwirtschaftlich geprägt,
und schon heute stehen hier die meisten
Biogasanlagen aller Bundesländer. Zahlreiche
Milchviehbetriebe stellen eine optimale Basis für
kleine güllebasierte Biogasanlagen dar, wie sie
von der Landesregierung angedacht sind.
Der aus Biogas produzierte Strom lässt sich bedarfsgerecht,
d.h. in Abhängigkeit vom Stromverbrauch,
einspeisen und ist damit nicht nur
grund- sondern auch spitzenlastfähig. Biogas
eignet sich aus diesem Grund hervorragend
als Ersatz für flexible Gaskraftwerke, die zum
Ausgleich der schwankenden Erzeugung von
Solar- und Windkraftstrom genutzt werden. Mit
den richtigen Rahmenbedingungen und unter
Einbeziehung bestehender Anlagen kann der
„Bayernplan“ realisiert werden.
Machen wir in Bayern vor, wie es funktioniert,
und hoffen auf viele Nachahmer in der ganzen
Republik!
In diesem Sinne: pack’ mer’s!
Ihr Josef Pellmeyer
Stand: August 2012
3
Biogas
Energie vom Land
ENERGIE AUS DER LANDWIRTSCHAFT
LOKALE ENERGIE FÜR DORF UND REGION
In Deutschland waren Ende 2011 etwa 7.200
Biogasanlagen installiert und produzierten
Strom, Wärme und Biomethan. Die allermeisten
Anlagen werden von Landwirten bzw. in Kooperation
mit Landwirten betrieben.
Biogas entsteht in Biogasanlagen durch den biologischen
Abbau von Biomasse. Verwendet werden
vor allem landwirtschaftliche Substrate wie
Gülle und Stallmist oder Energiepflanzen (Mais,
Roggen, Zuckerrüben, etc.), aber auch organische
Reststoffe, z.B. Rasenschnitt, Speisereste und Nebenprodukte
der Lebensmittelherstellung.
Gärprodukt
als Dünger
In luftdicht abgeschlossenen Gärbehältern –
den sogenannten Fermentern – wird mit Hilfe
von Bakterien der Vergärungsprozess angeregt
und Biogas erzeugt. Die Bakterien gleichen denjenigen,
die auch im Verdauungstrakt einer Kuh
vorhanden sind. Biogas ist die erneuerbare Energie,
die sich optimal in den landwirtschaftlichen
Betriebsablauf integrieren lässt.
Gärproduktlager
Blockheizkraftwerk
produziert Strom
und Wärme
Im Jahr 2011 produzierten die Biogasanlagen
in Deutschland rund 18 Milliarden Kilowattstunden
(kWh) Strom. Dies entspricht knapp 15
Prozent des gesamten Stroms aus Erneuerbaren
Energien. Bei der Verstromung im Blockheizkraftwerk
entsteht neben Strom auch Biogaswärme.
Diese wird für die Beheizung der Fermenter, von
Ställen, landwirtschaftlichen Gebäuden und für
Trocknungsanlagen genutzt.
Privathaushalte werden
mit Strom und Wärme
versorgt
Biogasanlagen beliefern heute auch Schulen,
Freibäder, Unternehmen und ganze Wohngebiete
mit umweltfreundlicher Wärme. 2011
konnte so der Wärmebedarf von über 530.000
Haushalten CO 2
-neutral gedeckt werden.
NEUE IDENTITÄT:
LANDWIRT UND ENERGIEWIRT
Die Produktion von Biogas gewinnt als Zusatzoder
Haupteinkommensquelle für Landwirte
immer mehr an Bedeutung. Die im Erneuerbare-
Energien-Gesetz (EEG) festgelegten Vergütungssätze
für den eingespeisten Strom und die Einnahmen
aus dem lokalen Wärmeverkauf helfen,
die Existenz vieler Landwirte zu sichern.
Damit können Zeiten mit niedrigen Erzeugerpreisen,
z. B. für Milch und Getreide, ausgeglichen
werden. Das EEG fördert besonders Anlagen, bei
denen die Gülle sinnvoll genutzt wird.
Gülle und Mist aus der
Viehhaltung sowie Futterreste,
Energiepflanzen und weitere
organische Substrate
Fermenter
Biogasaufbereitungsanlage
Gasnetzanschluss
Erdgasnetz
Industrie und Gewerbe
werden mit Strom und
Wärme versorgt
Tankstellen werden
mit Biomethan beliefert
Biogas verändert und erweitert die Bedeutung
der Landwirtschaft in der Gesellschaft. Der Landwirt
wird zum Energieproduzenten für das eigene
Dorf und die Region. Mit Strom und Wärme
trägt der „Biogasbauer“ – neben der Lebensmittelherstellung
und Landschaftspflege – nun
auch zur heimischen und nachhaltigen Energieversorgung
bei, unabhängig von ausländischen
Energieimporten.
4
5
Biogas
made in Bayern
STARKES BIOGAS-WACHSTUM
Die Biogasproduktion in Bayern erlebte in den
vergangenen Jahren einen regelrechten Boom.
So wuchs die Zahl der Biogasanlagen von 1.691
(Ende 2009) auf 2.372 (2011) – also um rund
40 Prozent. Im gleichen Zeitraum legte die installierte
elektrische Leistung um mehr als 59
Prozent zu. Damit konnten rund 1,3 Millionen
Haushalte (2009: ca. 800.000) mit Strom versorgt
werden. Dies entspricht einem Anteil von
5,7 Prozent am bayerischen Bruttostromverbrauch.
Deutschlandweit liegt der Biogas-Anteil
bei knapp 4 Prozent. Aufgrund der veränderten
Vergütungsregelungen im EEG 2012 rechnet die
Branche mit einem deutlich geringeren Wachstum
in den nächsten Jahren. Bis Ende 2012 werden
voraussichtlich rund 2.480 Biogasanlagen in
Bayern umweltfreundlichen Strom und Wärme
produzieren.
WIE DAS LAND, SO DAS BIOGAS
Fast 60 Prozent aller bayerischen Biogasanlagen
verfügen über eine Leistung von max. 250 Kilowatt.
Damit unterscheidet sich die Biogasproduktion
im Freistaat deutlich von den nördlichen und
östlichen Bundesländern. Dort finden sich – analog
zu den großflächigen Strukturen – weitaus
größere Anlagen, die überwiegend mit Energiepflanzen
betrieben werden.
In einer Vielzahl der bayerischen Anlagen werden
Gülle und Mist, organische Abfälle sowie nachwachsende
Rohstoffe verwertet.
STANDORTFAKTOR BIOGAS
Die Biogasbranche zählt heute zu den dynamischen
Wirtschaftsmotoren mit dem stärksten
Wachstum in Bayern. Ende 2011 beschäftigten
die hiesigen Biogasunternehmen 4.381 Menschen
und damit fast 60 Prozent mehr als noch
im Dezember 2009 (2.757 Mitarbeiter). Dieser
Anstieg ist fast deckungsgleich mit der Ausbaukurve
der installierten Leistung aller Biogasanlagen.
Die Biogasproduktion sichert zudem Arbeitsplätze
in der Landwirtschaft sowie im regionalen
Handwerk. 2011 wurden allein durch die Stromeinspeisung
regionale Umsätze von ca. 1,1 Mrd.
Euro erwirtschaftet.
Biogas IN Bayern
Anlagen und Arbeitsplätze
1.691
2.757
2.030
2009 2010 2011
Anlagenzahlen
Arbeitsplätze
3.563
2.372
4.381
BIOGASANLAGEN IN BAYERN
(Stand: Dezember 2011)
Unterfranken
Anlagen: 90
MW el.: 35
BAYERISCHE BIOGASUNTERNEHMEN
(Auswahl)
Oberfranken
Anlagen: 193
MW el.: 45
Mittelfranken
Anlagen: 338
MW el.: 119
Schwaben
Anlagen: 528
MW el.: 154
Oberpfalz
Anlagen: 266
MW el.: 84
Oberbayern
Anlagen: 596
MW el.: 143
Gesamtanlagen: 2.372
Elektrische Nennleistung
in Megawatt (MW el.): 674
Niederbayern
Anlagen: 361
MW el.: 94
Agraferm Technologies AG, agriKomp GmbH, Agrogen GmbH, APROVIS Energy Systems GmbH, Awite
Bioenergie GmbH, B.T.S. Biogas GmbH, BAUR – Folien GmbH, bmp greengas GmbH, BTA International
GmbH, Fliegl Agrartechnik GmbH, Geisberger Gesellschaft für Energieoptimierung mbH, MAN Truck
& Bus AG, NQ-Anlagentechnik GmbH, r.e. Bioenergie GmbH, RES Projects GmbH, Rückert NatUrgas
GmbH, Georg Hacker Schalungsvermietung, Schmack Biogas GmbH, Suma Rührtechnik GmbH, UTS
Biogastechnik GmbH, WHG Anlagenbau GmbH & Co. KG, Wolf System GmbH
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Biogas kann‘s
Energie für bayern
NEUE ENERGIE
KLARE LEITLINIEN FÜR BIOGASAUSBAU
STROM NACH BEDARF – BIOGAS KANN’S
8
In Bayern werden aktuell noch 58 Prozent der
Stromversorgung über Atomenergie abgedeckt.
Bis spätestens 2022, wenn das letzte AKW vom
Netz geht, soll die Stromproduktion vollständig
durch den Ausbau von Erneuerbaren Energien
und neue flexible Gaskraftwerke gesichert werden.
Der Stromanteil aus Erneuerbaren Energien
wird auf rund 50 bis 54 Prozent verdoppelt.
Im Auftrag von Ministerpräsident Horst Seehofer
entwickeln Arbeitsgruppen der Fachministerien
die Grundlagen für ein zukunftsfähiges Energiekonzept,
wozu auch der „Bayernplan“ gehört.
BAYERNPLAN: BIOGAS ERSETZT
GASKRAFTWERKE
Der Bayernplan soll aufzeigen, wie viele Gaskraftwerke
durch die bedarfsgerechte Stromeinspeisung
aus Biogasanlagen ersetzt werden können.
Flexible Gaskraftwerke bzw. zukünftig Biogasanlagen
sind wichtig, um die Schwankungen in der
Stromproduktion aus Wind- und Photovoltaikanlagen
auszugleichen.
Durch Biogasanlagen kann der Bau von Gaskraftwerken
vermieden werden. Dies hätte eine deutliche
Verbesserung der bayerischen Klimabilanz
zur Folge, da Biogasstrom im Vergleich zur CO 2
-
intensiven, fossilen Stromgewinnung deutlich
weniger Emissionen freisetzt. Darüber hinaus
wird der Biogasausbau die heimische Landwirtschaft
stärken und die Landwirte als „Energiewirte“
aktiv in die Energieversorgung einbinden.
GROSSE POTENZIALE BEI BIOGAS
Das Bayerische Landwirtschaftsministerium
prüft derzeit die für den Bayernplan zur Verfügung
stehenden Potenziale von Biogas. Sowohl
der Neubau als auch die Optimierung von bestehenden
Anlagen wird in die Überlegungen einbezogen.
Nach heutigem Erkenntnisstand kann
die Biogaserzeugung in Bayern bei weit überwiegender
Nutzung von landwirtschaftlichen
Nebenprodukten noch ausgebaut werden. Stellt
zudem ein Teil der bestehenden Anlagen die Betriebsweise
um, könnte Biogas mindestens die
gleiche Strommenge wie zwei Gaskraftwerke
bedarfsgerecht bereitstellen.
Die landwirtschaftlichen Strukturen in Bayern
bieten ideale Voraussetzungen für dieses Szenario.
Besonders die zahlreichen Milchviehbetriebe
können kleinere Biogasanlagen auf Güllebasis
installieren. Neben der Stromerzeugung kann
auch die Biogaswärme direkt vor Ort genutzt
und die Effizienz der Anlagen nochmals gesteigert
werden.
Der Fachverband Biogas e.V. ist in die Entwicklung
des Bayernplans direkt eingebunden. Die
genannte Ausbauprognose hält der Fachverband
für umsetzbar. Allerdings müssen bestimmte
Grundsätze eingehalten werden, die eine standortangepasste
Biogasproduktion auszeichnen.
Ziel des Fachverbandes ist es, eine sichere, nachhaltige
und an regionalen Bedingungen angepasste
Energieversorgung aus Biogas zu ermöglichen.
Dabei liegt ein besonderes Augenmerk
auf den positiven Umwelteffekten sowie der
umweltverträglichen Anlagenkonzeption – als
klarer Beleg für die Sinnhaftigkeit der Energiewende.
Errichtung einer Biogasanlage
Im Unterschied zu Wind- oder Solarstrom kann
Biogas gespeichert werden, um bedarfsgerecht
verstromt und ins öffentliche Netz eingespeist
zu werden. Für die Umsetzung des Bayernplans
empfiehlt der Fachverband Biogas deshalb das
Modell der bedarfsgerechten Stromerzeugung,
das auf der Speicherbarkeit von Biogas basiert.
Im Kern geht es um zwei Anlagenkonzepte, die
zur Versorgungssicherheit von Bayern wesentlich
beitragen können:
– In der Vor-Ort-Verstromung wird das
produzierte Biogas in mindestens acht Volllaststunden
in Strom umgewandelt. Maximal
16 Stunden wird das Biogas in entsprechenden
Gasspeichern bei der Biogasanlage gespeichert.
Damit können Schwankungen im
Tageslastgang der öffentlichen Netze
ausgeglichen werden.
– Bei der Biomethaneinspeisung in das Erdgasnetz
wird dieses zum riesigen Langzeitspeicher
für das erneuerbare Biomethan. Mit
dem Speicher „Erdgasnetz“ können jahreszeitliche
Schwankungen bei der Stromproduktion
aus Wind und Sonne ausgeglichen
werden. Bis zu einem Jahr kann das Biomethan
im Gasnetz vorgehalten werden.
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SAUBER!
BIOGASANLAGEN AUS bayern
An drei Biogasanlagen zeigen wir beispielhaft
für ganz Bayern die positiven Wirkungen, die das
Multitalent Biogas im lokalen Umfeld freisetzen
kann.
Weitere überzeugende Anlagen finden Sie im
Biogas-Atlas unter www.biogas-kanns.de.
„Die Anlage wird
auch im neuen Wohngebiet,
das nur ein
paar hundert Meter
entfernt ist,
gut akzeptiert.“
(Hans-Jürgen Bauer)
100 KW AUS GÜLLE UND MIST
BIOGAS IN UNTEREICHENBACH
Am östlichen Stadtrand von Ansbach liegt die
Biogasanlage von Hans-Jürgen Bauer. Die Anlage
ging im Dezember 2010 in Betrieb und hat
eine Leistung von 100 kW elektrisch. Über 70
Prozent der Substrate sind Gülle und Mist, die
von den rund 200 Rindern (84 Milchkühe und
Nachzucht) aus dem eigenen Stall stammen. Darüber
hinaus werden Mais, Grassilage und auch
Grünroggen eingesetzt. Der erzeugte Strom wird
ins öffentliche Netz eingespeist. Mit der Biogaswärme
beheizt Familie Bauer ihr Wohnhaus und
landwirtschaftliche Gebäude.
WÄRMENETZ FÜR EIN GANZES DORF -
BIOGAS IN SOCHENBERG
Die 2006 gebaute Biogasanlage von Familie
Bader steht in Sochenberg (Gemeinde Buch am
Erlbach). Mit Gülle aus der eigenen Bullenmast
(400 Tiere) sowie Mais, Ganzpflanzen- und Grassilage
erzeugt die Anlage 549 kW. Dies entspricht
dem Strombedarf von etwa 1.500 Haushalten.
In diesem Jahr hat Landwirt Bader ein eigenes
Nahwärmenetz mit 4,1 km Länge für den Ort
Thann/Vatersdorf gebaut. Aktuell sind daran 80
Haushalte angeschlossen und beziehen umweltfreundliche
Biogaswärme. Die restliche Wärmeenergie
wird zur Trocknung von Getreide, Körnermais
und Hackschnitzel eingesetzt.
„Das Nahwärmenetz
hat die Akzeptanz
für Biogas nochmals
gesteigert. Jeder kann
nun die Energiewende
vor Ort miterleben.“
(Ulrich Bader)
ZWEITES STANDBEIN BIOGAS
BIOGAS IN TÖDTENBERG
In Tödtenberg (Gemeinde Vogtareuth) betreibt
die Familie von Georg Lechner eine Biogasanlage
mit 87 kW elektrischer Leistung. Davon
fallen ca. 50 kW auf ein Satelliten-Blockheizkraftwerk,
mit dessen Wärme die Lechners ihren
Kuhstall, das Wohnhaus und vermietete Wohnungen
beheizen. Die restliche Wärme dient zur
Beheizung des Fermenters – der „Herzkammer“
der Biogasproduktion.
Landwirt Lechner setzt zu je 50 Prozent Gülle aus
der Milchviehhaltung (80 Kühe und Nachzucht)
und nachwachsende Rohstoffe ein – u.a. Grassilage,
Zwischenfrüchte, Futterreste und Festmist
der Nachzucht.
„Biogas ist unser
zweites Standbein
neben der Milchwirtschaft.
Wenn es
klappt, wollen wir
auch Nachbarhäuser
mit Wärme beliefern
– erste Anfragen gibt
es schon.“
(Georg Lechner)
10
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Multitalent Biogas
Strom, wärme und Biomethan
MIT BIOGAS TANKEN
Biogas ist das Multitalent der Erneuerbaren Energien:
Aus Biogas lässt sich sowohl Strom und
Wärme als auch Kraftstoff gewinnen. Ebenso
kann es als Erdgasäquivalent genutzt werden.
STROM FÜR 15 MILLIONEN MENSCHEN
Biogas wird derzeit in Deutschland vor allem zur
Strom- und Wärmeproduktion in Blockheizkraftwerken
(BHKW), der so genannten Kraft-Wärme-
Kopplung, genutzt. Im Jahr 2011 lieferten rund
7.200 Biogasanlagen Strom für mehr als fünf
Millionen Drei-Personen-Haushalte. Der erzeugte
Strom wird zum großen Teil ins öffentliche Netz
eingespeist und vergütet. Grundlage dafür ist das
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
ZUKUNFTSSICHER MIT BIOGASWÄRME
Immer mehr Anlagenbetreiber entwickeln innovative
Wärmekonzepte und sichern die Wärmeversorgung
im lokalen Umfeld. Biogaswärme
dient heute als Heizenergie in:
– Öffentlichen Einrichtungen
(Schulen, Schwimmbädern),
– Industriegebäuden,
– landwirtschaftlichen Anlagen,
– Gewächshäusern,
– Wohngebieten und Dörfern.
ALS BIOMETHAN INS ERDGASNETZ
Das entstehende Biogas kann durch CO 2
-Abscheidung
und Reinigung aufbereitet und als
Biomethan direkt in das öffentliche Gasnetz eingespeist
werden.
In der Regel wird es danach in externen Blockheizkraftwerken
zur Strom- und Wärmeerzeugung
eingesetzt. Dies geschieht an Orten, die
eine optimale Wärmenutzung erlauben, um eine
möglichst hohe Energieeffizienz zu erzielen.
Schwimmbäder sind ideale Abnehmer für
Biogaswärme
Das aufbereitete Biomethan kann auch als
hocheffizienter und klimafreundlicher Kraftstoff
für Erdgas- beziehungsweise Biogasautos eingesetzt
werden. Fahrzeugbesitzer tanken z.B. an
Erdgastankstellen ein Gemisch aus Biomethan
und Erdgas. Oder sie erhalten reines Biogas an
einer Tankstelle, die direkt an eine Biogasanlage
angeschlossen ist. Im Jahr 2011 gab es etwa 900
Erdgas- und Biogastankstellen in Deutschland.
BIOGAS ALS SPEICHERENERGIE
Ein neuralgischer Punkt beim Ausbau der Erneuerbaren
Energien ist die Speicherung von Strom,
der nicht abtransportiert werden kann oder den
aktuellen Bedarf übersteigt. Dies betrifft besonders
die wetterabhängige und somit schwankende
Produktion in Wind- und Solaranlagen.
Durch die Speicherung von Biogas und bedarfsgerechte
Einspeisung von Biogasstrom können
diese Schwankungen ausgeglichen werden. Das
Biogas wird z.B. für zwölf Stunden gespeichert
und je nach Nachfrage in Strom und Wärme umgewandelt.
Dieses bislang ungenutzte Potenzial sollte durch
entsprechende Regelungen im EEG schnell aktiviert
werden.
Erdgastankstelle am Münchner Flughafen
Für die Umsetzung der Energiewende und des
Bayernplans muss das Speicherpotenzial von Biogas
deutlich stärker in den Fokus rücken. Seit
der ersten EEG-Novelle fordert der Fachverband
Biogas, eine Regelung zu schaffen, um die bedarfsgerechte
Stromeinspeisung aus Biogasanlagen
zu forcieren. Im Rahmen des Bayernplans
werden hierzu Lösungen für die Praxis erarbeitet.
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Nachhaltig Gut
für Mensch und Natur
ARBEITSPLÄTZE IM LÄNDLICHEN RAUM
Im Jahr 2011 setzte die deutsche Biogasbranche
knapp sechs Milliarden Euro um. Mehr als
50.000 Arbeitsplätze hat die Branche bis heute
geschaffen. Von der ersten Idee bis zur fertigen
Anlage und zum professionellen Betrieb sind
zahlreiche Spezialisten nötig. Allein in der Betriebsführung
der rund 7.200 Biogasanlagen
sind etwa 10.000 Personen beschäftigt.
Zwei Drittel des Branchenumsatzes fließen direkt
in die Region und fördern die Wertschöpfung vor
Ort. Dies stärkt den Mittelstand in den ländlichen
Regionen und lässt das Gewerbesteuer-Aufkommen
vieler Kommunen wachsen. Heute zählen
über 700 kleine und mittelständische Firmen zur
ständig wachsenden Biogasbranche.
BIOGAS – GUT FÜR’S KLIMA
Das bei der Verwertung von Biogas freigesetzte
Kohlendioxid entspricht der CO 2
-Menge, die die
Pflanzen während ihres Wachstums der Atmosphäre
entzogen haben. Im Vergleich zur fossilen
Energieproduktion wurden durch Biogas im Jahr
2011 etwa elf Millionen Tonnen klimaschädlicher
CO 2
-Emissionen vermieden.
Positive Klimabilanz durch Biogas:
– Biogas-Energie ersetzt fossile Energieträger
– Pflanzennährstoffe bleiben im Vergärungsprozess
erhalten und werden als hochwertiger
Dünger genutzt
(statt mineralischem Stickstoffdünger)
– Einsatz von Gülle in Biogasanlagen verringert
Methanemissionen (23-mal klimaschädlicher
als CO 2
), die bei Lagerung frei werden
– Vermeidung schädlicher Klimagase durch die
Vergärung kommunaler Abfälle
MEHR ARTENVIELFALT DURCH BIOGAS
Durch den Anbau verschiedener Energiepflanzen
kann ein abwechslungsreicher Bewuchs auf den
Feldern entstehen, der das Landschaftsbild bereichert
und verschiedensten Tierarten als Nahrungs-
und Rückzugsareal dient. Neben Mais, der
effizientesten Energiepflanze, kommen vermehrt
alternative Kulturen zum Einsatz, z.B. Rüben und
Hirse, die Durchwachsene Silphie, Szarvasigras
oder Wildpflanzen.
Der Energiepflanzenanbau bietet in den kommenden
Jahren die Chance, neue Pflanzen zu
erproben und damit die Fruchtfolgen zu erweitern.
In manchen Regionen bietet sich auch der
Anbau von zwei Kulturen nacheinander an: So
kann nach der Ernte von Grünroggen im späten
Frühjahr noch Mais oder Hirse eingesät und im
Herbst geerntet werden.
AKTION FARBE INS FELD
Der Fachverband Biogas e.V. hat im Jahr 2010
das Projekt „Farbe ins Feld“ (FiF) ins Leben
gerufen, um die Aussaat von Blühstreifen und
Wildpflanzen in Energiepflanzenfeldern anzuregen.
Neben den ökologischen Vorteilen für die
Tier- und Pflanzenwelt und der Vermeidung von
Bodenerosionen entstehen dadurch wichtige
Jagdschneisen für Wildschweine.
www.farbe-ins-feld.de
Entscheidend für einen langfristig hohen Biomasseertrag ist eine sinnvolle
Fruchtfolge, mit der die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten bleibt.
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Der Fachverband Biogas e.V. ist mit rund 4.700 Mitgliedern Europas größte Interessenvertretung
der Biogas-Branche. Er vertritt bundesweit Hersteller, Anlagenbauer und landwirtschaftliche
wie industrielle Biogasanlagenbetreiber. Die Biogas-Branche hat inzwischen
über 50.000 Arbeitsplätze zumeist in ländlichen Regionen geschaffen.
Fachverband Biogas e. V.
Hauptgeschäftsstelle
Angerbrunnenstr. 12
85356 Freising
Tel.: 08 161 - 98 46-60
Fax: 08 161 - 98 46-70
E-Mail: info@biogas.org
www.biogas-in-bayern.de