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Download PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere

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Der 24. April:<br />

INTERNATIONALER TAG<br />

DES VERSUCHSTIERS<br />

A US UNSERER A RBEIT<br />

ENDLICH UMDENKEN<br />

BEI DER FÖRDERUNG<br />

Anlässlich des internationalen Tags des<br />

Versuchstieres am 24. April 2004 for<strong>der</strong>te<br />

<strong>der</strong> bmt in einer Pressemeldung ein Umdenken<br />

bei <strong>der</strong> Forschungsför<strong>der</strong>ung. Wir<br />

sind <strong>der</strong> Meinung, dass mehr Geld und<br />

Energie in die Erforschung alternativer<br />

Versuchsverfahren investiert werden<br />

muss, statt in Tierversuche.<br />

Mit großer Sorge betrachtet <strong>der</strong> bmt den kontinuierlichen<br />

Anstieg <strong>der</strong> Tierversuchszahlen in<br />

Deutschland. Allein nach <strong>der</strong> aktuellsten, offiziellen<br />

Statistik aus dem Jahr 2002 sind die Tierversuchszahlen<br />

um 85.815 <strong>Tiere</strong> auf insgesamt 2.212.376 gestiegen.<br />

Beson<strong>der</strong>s tragisch ist <strong>der</strong> erneute Anstieg <strong>der</strong> Tierversuche<br />

in den Bereichen <strong>der</strong> gesetzlich gefor<strong>der</strong>ten Giftigkeitstests<br />

und an<strong>der</strong>en Sicherheitsprüfungen, weil in diesen Bereichen<br />

höchste Einsparmöglichkeiten durch alternative, tierversuchsfreie<br />

Testmethoden möglich wären. Doch offensichtlich<br />

kommt die Entwicklung und die Zulassung <strong>der</strong>artiger Methoden<br />

als standardisiertes Prüfverfahren dem Bedarf nicht<br />

nach. Ein Beispiel: So stimmte <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esrat Anfang April<br />

2004 für die Än<strong>der</strong>ung des Abwasserabgabegesetzes. Ab<br />

dem 1. Januar 2005 soll die Giftigkeit von Abwässern nicht<br />

mehr an lebenden Fischen, den Goldorfen, getestet, son<strong>der</strong>n<br />

im sogenannten Fischei-Test bestimmt werden. Diese erfreuliche<br />

Entwicklung wird etwa 50.000 Goldorfen jährlich das<br />

Leben retten. Bis die Alternativmethode aber endlich Eingang<br />

in den Gesetzestext gefunden hatte, sind 5 Jahre vergangen.<br />

Auf EU-Ebene werden in den nächsten Monaten vermutlich<br />

mehr als 10 Millionen <strong>Tiere</strong> im Tierversuch sterben, wenn die<br />

EU-Chemikalienpolitik ohne Än<strong>der</strong>ungen umgesetzt wird.<br />

Die EU-Kommission plant im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Einführung<br />

des einheitlichen Chemiekontrollsystems REACH<br />

(Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung<br />

chemischer Stoffe), ca. 30.000 bereits auf dem Markt befindliche<br />

Produkte einer Überprüfung zu unterziehen und<br />

setzt dabei auf den klassischen Tierversuch, obwohl es Alternativen<br />

gibt.<br />

Gemeinsam mit <strong>der</strong> EUROGROUP for Animal Welfare setzen<br />

wir uns auf europäischer Ebene dafür ein, dass die Überprüfung<br />

von ca. 30.000 Altchemikalien ohne Tierversuche<br />

erfolgt. Eine erhebliche Anzahl an Tierversuchen wäre allein<br />

schon dadurch einzusparen, wenn die bei den Herstellern <strong>der</strong><br />

Chemikalien vorhandenen Sicherheitsdaten offengelegt und<br />

die gemeinsame Datennutzung vorgeschrieben würde, wie<br />

es im deutschen Chemikalienrecht vorgesehen ist.<br />

Die behördliche Akzeptanz tierversuchsfreier Prüfmethoden<br />

gestaltet sich auf europäischer und internationaler Ebene jedoch<br />

noch langwierig. Im Jahre 2002 wurden erstmals von<br />

<strong>der</strong> Organisation für wirtschaftliche Kooperation und Entwicklung<br />

(OECD) mehrere tierversuchsfreie toxikologische<br />

Prüfmethoden weltweit akzeptiert. Dies war nicht zuletzt <strong>der</strong><br />

Verdienst des deutschen <strong>Bund</strong>esamts für Risikoforschung und<br />

seiner Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatzund<br />

Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET).<br />

Institute wie ZEBET und das europäische Validierungszentrum<br />

ECVAM sind Dreh- und Angelpunkte bei <strong>der</strong> Entwicklung und<br />

Validierung tierversuchsfreier Verfahren und toxikologischer<br />

Prüfmethoden. Sie koordinieren die unterschiedlichen Arbeitsgruppen<br />

auf diesen Gebieten und leisten erfolgreiche eigene<br />

Studien. Validierungsstudien sind aber zeit- und kostenaufwendig.<br />

Die Industrie wird sich dieser Aufgabe nicht<br />

annehmen. Internationale Erfolge bei <strong>der</strong> Reduktion behördlich<br />

vorgeschriebener Tierversuche wird es daher ohne<br />

die Arbeit von ZEBET und ECVAM nicht geben. Nur eine ausreichende<br />

För<strong>der</strong>ung dieser Institutionen auf deutscher und<br />

europäischer Ebene ist die Gewähr dafür, dass die Zahl <strong>der</strong><br />

grausamen Tierversuche auch tatsächlich abnimmt.<br />

Die millionenfache Qual in den Laboratorien darf nicht ignoriert<br />

werden. Anstatt Unsummen zur Finanzierung grausamer<br />

Tierversuche im Bereich von Biomedizin o<strong>der</strong> Gentechnologie<br />

auszugeben, sollte die Regierung die Weltspitze<br />

bei tierversuchsfreien Untersuchungsmethoden im Bereich<br />

<strong>der</strong> weltweiten Produktsicherheit o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Ausbildung anstreben. Dies würde dem Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland, <strong>der</strong> nicht zuletzt dem Staatsziel Tierschutz<br />

verpflichtet ist, besser zu Gesicht stehen.<br />

Text: Jochen Prinz<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/2004<br />

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