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Bewertung des neuen Ausrüstungs- und Nutzungsprozesses der ...

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr<br />

durch das Gremium externer<br />

sachverständiger Rüstungsexperten<br />

Berlin, 23. Mai 2012


<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Gremiums:<br />

•§<br />

Georg Wilhelm Adamowitsch<br />

•§<br />

Jakob Baumann<br />

•§<br />

Dr. Hartmut Mehdorn<br />

•§<br />

Detlef Moog<br />

•§<br />

Professor Dr. Eckhard Rohkamm<br />

•§<br />

Heinz Schulte<br />

•§<br />

Professor Dr. Klaus Thoma<br />

Das Sekretariat:<br />

•§<br />

Dr. Lutz Wenzel<br />

•§<br />

Dr. Myriam Boeck<br />

•§<br />

Dr. Caroline Gödel<br />

2


<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong><br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium<br />

externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

Das Gremium bescheinigt dem <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> Nutzungsprozess das<br />

Potenzial, <strong>der</strong> Truppe die erfor<strong>der</strong>liche Ausrüstung im vereinbarten Kostenrahmen<br />

erheblich schneller als bisher zur Verfügung zu stellen. Dies allein reicht nicht, um<br />

die vorgesehenen Ziele zu erreichen. Das gefor<strong>der</strong>te Än<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong> Neuerungspotenzial<br />

ist damit keineswegs ausgeschöpft. Weitere Schritte müssen folgen!<br />

Im Überblick<br />

•§<br />

Industrie <strong>und</strong> externer Sachverstand sind von Anfang an in den Beschaffungsprozess<br />

einzubeziehen.<br />

•§<br />

Die Leiter IPT haben eine unternehmerische Schlüsselstellung im <strong>neuen</strong> Beschaffungsprozess<br />

inne.<br />

•§<br />

F&T soll integraler Bestandteil <strong>des</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> sein.<br />

•§<br />

Die Hürden für die Verän<strong>der</strong>ung eines Design-Freeze müssen hoch liegen.<br />

Eine Än<strong>der</strong>ung ist nur durch einen Lenkungsausschuss möglich.<br />

•§<br />

Die Verantwortung <strong>des</strong> Präsidenten BAAINBw muss gestärkt werden. Hierzu<br />

braucht er die notwendigen Instrumente.<br />

•§<br />

Dem Ziel „Planung aus einer Hand“ wi<strong>der</strong>spricht die Unterstellung <strong>des</strong> Planungsamtes<br />

unter die SKB.<br />

•§<br />

Die Life-Cycle-Cost-Kompetenz <strong>des</strong> BAAINBw muss gestärkt werden.<br />

•§<br />

Über alternative Finanzierung von Beschaffung <strong>und</strong> Betrieb ist nachzudenken.<br />

•§<br />

Mut zur „großen Lösung“: Die Agenturlösung ist die geeignete Organisationsform<br />

<strong>der</strong> Zukunft!<br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

Der Auftrag <strong>des</strong> Gremiums<br />

Der Bun<strong>des</strong>minister <strong>der</strong> Verteidigung, Dr. Thomas de Maizière, hat das Gremium<br />

gebeten, die Eckwerte <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> zu bewerten.<br />

Das Gremium tagte von Februar bis Mai 2012 vor dem Hintergr<strong>und</strong> bereits<br />

getroffener, weitreichener Entscheidungen zur Neuausrichtung <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr.<br />

Daher konzentriert das Gremium seine Empfehlungen darauf, welche Voraussetzungen<br />

<strong>und</strong> Randbedingungen geschaffen werden sollten, damit <strong>der</strong> neue <strong>Ausrüstungs</strong>-<br />

<strong>und</strong> Nutzungsprozess erfolgreich umgesetzt werden kann.<br />

In dem vorgegebenen engen Zeitrahmen hat sich das Gremium auf <strong>der</strong> Basis industrieller<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlicher Erfahrungen mit <strong>der</strong> Konzeption befasst. Gleichwohl<br />

werden auch Empfehlungen über den eigentlichen Prozess hinaus ausgesprochen.<br />

Insofern unterscheiden sich Auftrag <strong>und</strong> Ausgangslage <strong>des</strong> Gremiums von<br />

dem <strong>der</strong> Strukturkommission zur Reform <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr (Weise-Kommission) <strong>und</strong><br />

ergänzt <strong>der</strong>en Vorschläge.<br />

A) Empfohlene Maßnahmen<br />

Einbindung <strong>der</strong> Industrie<br />

in IPT stärken<br />

Die Industrie <strong>und</strong> externer Sachverstand bringen wirtschaftliches <strong>und</strong> wissenschaftliches<br />

Know-how sowie Marktexpertise von Anfang an in den Beschaffungsprozess<br />

ein. Diese Einbindung erfolgt horizontal <strong>und</strong> nicht vertikal.<br />

Die Einrichtung Integrierter Projektteams (IPT) ist ohne Alternative. Die Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Industrie in den IPT muss in je<strong>der</strong> Phase gewährleistet sein. Die Beteiligung sollte<br />

so organisiert werden, dass die Teilnahme <strong>der</strong> Industrie nicht zur Anfechtbarkeit<br />

von Entscheidungen führt.<br />

Die Beteiligung <strong>der</strong> Industrie sollte bereits in <strong>der</strong> Analysephase beginnen. Die Einsatzerfahrung<br />

<strong>der</strong> Streitkräfte <strong>und</strong> industrielle Expertise in eine frühzeitige gemeinsame<br />

<strong>Bewertung</strong> einfließen zu lassen, erfor<strong>der</strong>t die Teilnahme <strong>der</strong> Industrie in den<br />

IPT in allen Planungs- <strong>und</strong> Realisierungsstufen (siehe Anlage).<br />

Organisatorische <strong>und</strong><br />

finanzielle Kompetenzen<br />

<strong>des</strong> IPT<br />

Die Leiter IPT haben eine unternehmerische Schlüsselposition im <strong>neuen</strong> Beschaffungsprozess<br />

inne. Um diese Aufgaben erfüllen zu können, müssen sie in den<br />

Bereichen Personal, Haushalt <strong>und</strong> F&T verantwortlich entscheiden können. Die<br />

Expertengruppe ist <strong>der</strong> Auffassung, dass sich die Erwartungen an den Leiter IPT nur<br />

im Rahmen einer Agenturlösung realisieren lassen.<br />

F&T im Prozess stärken!<br />

Die Bedeutung von F&T wird im Rahmen <strong>der</strong> europäischen <strong>und</strong> internationalen<br />

Diskussion an Bedeutung zunehmen <strong>und</strong> sollte integraler Bestandteil <strong>des</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>-<br />

<strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> sein. Es geht um die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> deutschen Industrie sowie die Gewährleistung nationaler<br />

Analyse- <strong>und</strong> <strong>Bewertung</strong>sfähigkeit.<br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

Change Management<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Analyse <strong>und</strong> Beratung kommt das Gremium zu <strong>der</strong> Erkenntnis, dass<br />

Change Management eine kontinuierliche <strong>und</strong> auf Dauer angelegte Verbesserung<br />

erfahren soll.<br />

Erfahrungen bei <strong>der</strong> Einführung neuer, ähnlich komplexer Prozesse in Großorganisationen<br />

haben gezeigt, dass dies mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Neben <strong>der</strong><br />

flächendeckenden Wissensvermittlung zum <strong>neuen</strong> Prozess <strong>und</strong> Coaching ausgewählter<br />

Projekte ist insbeson<strong>der</strong>e die Entwicklung einer <strong>neuen</strong> Kultur <strong>der</strong> Verantwortung<br />

<strong>und</strong> Zusammenarbeit <strong>der</strong> Organisationsbereiche in den IPT unabdingbar.<br />

Die Herausfor<strong>der</strong>ung: Der neue <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> Nutzungsprozess kann nicht<br />

„ausgesessen“ werden son<strong>der</strong>n soll ständig verbessert werden.<br />

Design-Freeze<br />

Ein zu Beginn angelegter <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Zielvereinbarung kodifizierter Design-Freeze<br />

ist für jeden Beschaffungsvorgang unverzichtbar. Die Hürden für Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Zielvereinbarung müssen bewusst hoch liegen. In klar umrissenen Ausnahmefällen<br />

sollte - beispielsweise aus Einsatzerkenntnissen - ein Entscheidungsgremium (Lenkungsausschuss<br />

unter Vorsitz <strong>des</strong> Abteilungsleiters AIN) sachgerecht abweichen<br />

können.<br />

Die Zielvereinbarung im<br />

Prozess<br />

Eine Zielvereinbarung im System <strong>der</strong> Kameralistik <strong>und</strong> <strong>des</strong> öffentlichen Dienstrechtes<br />

wird die Erwartung nicht erfüllen. Das Gremium macht weitergehende Empfehlungen<br />

im Zusammenhang mit <strong>der</strong> vorgeschlagenen Beschaffungsagentur.<br />

Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend kommt das Gremium zu dem Schluss, dass nur eine Agenturlösung,<br />

wie sie die Weise-Kommission bereits empfohlen hat, den Faktoren Mensch<br />

(Anreizsysteme/ Entlohnung, Karriereentwicklung, Führung), Entfall <strong>der</strong> Kameralistik<br />

<strong>und</strong> Kommunikation über IT <strong>und</strong> damit den Möglichkeiten einer Zielerreichung<br />

Rechnung trägt.<br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

Darüber hinaus empfiehlt das Gremium<br />

Die Position <strong>des</strong><br />

BAAINBw stärken<br />

Der Präsident BAAINBw muss über Personal <strong>und</strong> Haushalt im Rahmen seiner<br />

Verantwortung eigenständig entscheiden können. Die vorgesehene alleinige<br />

Zuständigkeit <strong>des</strong> Personalamtes <strong>der</strong> Bw für Personalfragen <strong>des</strong> BAAINBw ist mit<br />

diesem Anspruch nicht vereinbar.<br />

Die gegenwärtige Absicht, den Präsidenten BAAINBw als politischen Beamten einzustufen,<br />

wird im Gr<strong>und</strong>satz abgelehnt <strong>und</strong> erübrigt sich bei einer Agenturlösung.<br />

Planung aus einer Hand<br />

Dem Ziel „Planung aus einer Hand“ wi<strong>der</strong>spricht die (dienstrechtliche) Unterstellung<br />

<strong>des</strong> Planungsamtes unter die SKB.<br />

Dem Planungsamt <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr ist im Integrierten Planungsprozess eine herausragende<br />

Bedeutung zugewiesen. Um schnittstellen- <strong>und</strong> mitzeichnungsarm<br />

arbeiten zu können, ist das Planungsamt <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr in die Zuständigkeit <strong>der</strong><br />

Planungsabteilung zu überführen.<br />

Life-Cycle-Kosten<br />

Die Planung ist auf Fähigkeiten <strong>und</strong> Funktionen, nicht auf technische Lösungen zu<br />

konzentrieren. Dabei sind die Life-Cycle-Kosten <strong>und</strong> die Integration in eine Gesamtarchitektur<br />

von Anfang an zu berücksichtigen. Nutzungsaspekte <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Kosten sowie die Implementierung eines Risikomanagements sind von Beginn an<br />

im Projekt zu berücksichtigen. Hierzu muss die Life-Cycle-Cost-Kompetenz <strong>des</strong><br />

BAAINBw gestärkt werden. Bei <strong>der</strong> Datenermittlung sollte auf die Erfahrungen <strong>der</strong><br />

Industrie zurückgegriffen werden.<br />

Alternative Finanzierung<br />

– Neue Wege <strong>der</strong> Beschaffung<br />

Das Expertengremium schlägt vor, dass das BMVg eine Kommission einberuft, die<br />

sich mit <strong>der</strong> Frage alternativer Finanzierungsmöglichkeiten für Beschaffung <strong>und</strong><br />

Betrieb von <strong>Ausrüstungs</strong>vorhaben <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr beschäftigt. Dies soll in Ergänzung<br />

zu unserer Empfehlung einer Agenturlösung geschehen.<br />

Dialog mit <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

Das Gremium regt an, zweimal jährlich einen Jour Fixe zwischen dem Bun<strong>des</strong>minister<br />

<strong>der</strong> Verteidigung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft abzuhalten. Es sollten Themen aus <strong>der</strong><br />

NATO-Planung, europäische Rüstungsinitiativen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>satzfragen nationaler<br />

Beschaffung erörtert werden. Ziel dieser Gespräche soll ein gemeinsames Verständnis<br />

über die industriepolitische Bedeutung von Beschaffung <strong>und</strong> über den Erhalt<br />

wehrtechnischer Fähigkeiten im nationalen <strong>und</strong> europäischen Kontext sein.<br />

Pilotprojekte begleiten<br />

Sollten die Empfehlungen <strong>des</strong> Expertengremiums Eingang in den novellierten CPM<br />

finden, empfehlen wir, die Umsetzung <strong>des</strong> novellierten CPM weiterhin extern zu<br />

begleiten. Dies sollte anhand von zwei Vorhaben exemplarisch erfolgen: einem<br />

klassischen Plattform-Vorhaben sowie einem IT-lastigen Vorhaben (wie NetOpFü).<br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

B) Mut zur großen Lösung<br />

Das Gremium schließt sich <strong>der</strong> Auffassung <strong>der</strong> Weise-Kommission an, dass nur eine<br />

Agenturlösung („große Lösung“) für das BAAINBw die geeignete Organisationsform<br />

darstellt, die <strong>der</strong> Umsetzung <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong><br />

Rechnung trägt. Wir halten dies für eine unabdingbare Voraussetzung für das<br />

Gelingen <strong>des</strong> Beschaffungsprozesses.<br />

Diese Lösung bietet dem „Agenturchef“ den erfor<strong>der</strong>lichen Handlungs- <strong>und</strong><br />

Entscheidungsfreiraum hinsichtlich Organisation, Personal <strong>und</strong> Haushalt, um den<br />

politischen Führungswillen wirtschaftlicher <strong>und</strong> effizienter, auch über Zielvereinbarungen,<br />

umsetzen zu können. Hierzu gehört eine Anpassung <strong>der</strong> haushaltsrechtlichen<br />

Rahmenbedingungen, eine flexible Budgethoheit <strong>und</strong> eine erfolgsorientierte<br />

Bezahlung <strong>der</strong> Mitarbeiter. Das Personal sollte unabhängig vom Status nach<br />

Unternehmensregeln eingestellt <strong>und</strong> bezahlt werden. Zivile Mitarbeiter <strong>und</strong> Militärs<br />

werden entsprechend in die Agentur beurlaubt.<br />

In <strong>der</strong> Agenturlösung werden die <strong>neuen</strong> Ansätze (Anreizsysteme/ Entlohnung,<br />

Karriereentwicklung, Führung, Entfall <strong>der</strong> Kameralistik <strong>und</strong> Kommunikation über IT)<br />

möglich.<br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten


<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr<br />

durch das Gremium externer<br />

sachverständiger Rüstungsexperten<br />

ANLAGEN<br />

Berlin, 23. Mai 2012<br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong><br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium<br />

externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

Das Gremium bescheinigt dem <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> Nutzungsprozess das<br />

Potenzial, <strong>der</strong> Truppe die erfor<strong>der</strong>liche Ausrüstung im vereinbarten Kostenrahmen<br />

erheblich schneller als bisher zur Verfügung zu stellen. Dies allein reicht nicht, um<br />

die vorgesehenen Ziele zu erreichen. Das gefor<strong>der</strong>te Än<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong> Neuerungspotenzial<br />

ist damit keineswegs ausgeschöpft. Weitere Schritte müssen folgen!<br />

Die Anlagen im Überblick<br />

•§<br />

Anlage 1<br />

Kurzfassung <strong>des</strong> Prozesses<br />

•§<br />

Anlage 2<br />

Erläuternde Anlage zur Teilnahme <strong>der</strong> Industrie in den IPT<br />

•§<br />

Anlage 3<br />

Erläuternde Anlage zu Forschung & Technologie<br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

Anlage 1<br />

Kurzfassung <strong>des</strong> Prozesses<br />

Analysephase<br />

Die Bedarfsermittlung erfolgt im Rahmen <strong>des</strong> Fähigkeitsmanagements im Planungsamt<br />

<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr (PlgABw). Kommt eine materielle Lösung zur Schließung<br />

einer Fähigkeitslücke in Frage (Planungskategorie Rüstung <strong>und</strong> ggf. Betrieb)<br />

werden Integrierte Projektteams (IPT) unter Leitung <strong>des</strong> PlgABw eingerichtet. Dem<br />

IPT gehören bevollmächtigte Vertreter <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes für Ausrüstung, Informationstechnik<br />

<strong>und</strong> Nutzung <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr (BAAINBw) sowie <strong>der</strong> potenziellen<br />

Nutzer/Betreiber <strong>und</strong>, soweit (vergabe-)rechtlich möglich, Vertreter <strong>der</strong> Industrie<br />

an. Die Arbeiten in <strong>der</strong> Analysephase finden im nachgeordneten Bereich statt<br />

(Abschichtung).<br />

Analysephase Teil 1<br />

In <strong>der</strong> Analysephase Teil 1 erarbeitet das IPT unter Leitung <strong>des</strong> PlgABw das CPM-<br />

Dokument „Fähigkeitslücke <strong>und</strong> Funktionale For<strong>der</strong>ung“ (FFF). Der bevollmächtigte<br />

Vertreter <strong>des</strong> BAAINBw bringt die technisch-wirtschaftliche Expertise einschließlich<br />

Erkenntnisse aus wehrtechnischer Forschung <strong>und</strong> Technologie (F&T) ein <strong>und</strong> achtet<br />

u.a. darauf, dass die FFF so formuliert wird, dass hieraus im Teil 2 <strong>der</strong> Analysephase<br />

mehrere sinnvolle Lösungsvorschläge ableitbar sind. Der Leiter <strong>des</strong> IPT ist allein<br />

verantwortlich <strong>und</strong> legt die FFF über die Abteilung Planung dem GenInsp zur Billigung<br />

vor.<br />

Eine Mitzeichnung <strong>der</strong> FFF durch an<strong>der</strong>e OrgBereiche ist ausdrücklich nicht vorgesehen.<br />

Dadurch ist sichergestellt, dass die Zeit für die Erstellung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Inhalt<br />

einer FFF allein durch den GenInsp verantwortet wird.<br />

Analysephase Teil 2<br />

Die Billigung <strong>der</strong> FFF initiiert nun den <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> Nutzungsprozess. Mit<br />

ihr liegt nun von <strong>der</strong> Erstellung von Lösungsvorschlägen bis zur Verwertung <strong>des</strong><br />

eingeführten Produkts die Verantwortung durchgehend im Bereich Ausrüstung,<br />

Informationstechnik <strong>und</strong> Nutzung (AIN). Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wechselt auch die<br />

Leitung <strong>des</strong> IPT im nun 2. Teil <strong>der</strong> Analysephase einmalig vom Vertreter <strong>des</strong> PlgABw<br />

zum Vertreter <strong>des</strong> BAAINBw. Der bisherige Verantwortungswechsel sowohl nach<br />

Abschluss <strong>der</strong> Analysephase als auch nach Abschluss <strong>der</strong> Realisierungsphase findet<br />

nicht mehr statt: Durchgängige Verantwortung ohne Verlust von „Know-how“<br />

über den gesamten Lebensweg <strong>des</strong> Produktes.<br />

Der Abteilungsleiter AIN beauftragt hierzu im nachgeordneten Bereich den Präsidenten<br />

<strong>des</strong> BAAINBw mit <strong>der</strong> Erarbeitung mehrerer Lösungsvorschläge (gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

min<strong>des</strong>tens drei Lösungsvorschläge). Diese erstrecken sich abgestuft von <strong>der</strong><br />

vollständigen Erfüllung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen bis zum Kauf handelsüblicher Produkte.<br />

Entsprechend variieren die Kosten (einschließlich Life-Cycle-Costs), die Risiken <strong>und</strong><br />

die Zeit bis zur Bereitstellung <strong>der</strong> Fähigkeit. Es ist immer auch die Möglichkeit von<br />

bi- <strong>und</strong> multinationalen Rüstungskooperationen zu untersuchen. Alle Lösungsvorschläge<br />

werden in Bezug auf Leistung, Zeit, Kosten <strong>und</strong> Risiken unter Beachtung<br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

<strong>des</strong> Vergaberechts (z.B. Produkt- <strong>und</strong> Herstellerneutralität) analysiert <strong>und</strong> bewertet.<br />

Ergänzend können F&T-Aufträge (ggf. zum prototypischen Nachweis <strong>der</strong> Realisierbarkeit)<br />

erteilt werden. Der Leiter <strong>des</strong> IPT ist dabei allein verantwortlich <strong>und</strong> legt<br />

dem Abteilungsleiter AIN die Lösungsvorschläge vor. Dieser leitet sie mit einer rüstungswirtschaftlichen/<br />

rüstungspolitischen <strong>Bewertung</strong> dem GenInsp zur Billigung<br />

weiter.<br />

Eine Mitzeichnung im IPT o<strong>der</strong> durch an<strong>der</strong>e OrgBereiche ist ausdrücklich nicht<br />

vorgesehen.<br />

Der GenInsp wählt nur zwischen den vorgelegten Lösungsvorschlägen aus. Hierdurch<br />

ist sichergestellt, dass die Erstellung abgestufter, sinnvoller Lösungsvorschläge<br />

allein durch den OrgBereich AIN verantwortet wird.<br />

Durch Vorlage mehrerer abgestufter Lösungsvorschläge hat <strong>der</strong> GenInsp vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> seiner Verantwortung für Planung, Einsatz <strong>und</strong> Führung <strong>der</strong> Streitkräfte<br />

die Möglichkeit abzuwägen, ob er z.B. bei Auswahl <strong>der</strong> 100%-Lösung ggf.<br />

hohe Kosten mit Verdrängung an<strong>der</strong>er Projekte (Priorisierung) <strong>und</strong> einen späteren<br />

Zulauf in Kauf nimmt, o<strong>der</strong> ob er aus Einsatzsicht auch eine Lösung geringerer<br />

For<strong>der</strong>ungserfüllung (z.B. eine „70%-Lösung“) akzeptiert, die ggf. mit <strong>der</strong> Hälfte<br />

<strong>der</strong> ursprünglich veranschlagten Haushaltsmittel realisierbar <strong>und</strong> zeitlich schneller<br />

verfügbar ist. Zudem erhält er hiermit auch die Möglichkeit, bei Wahrnehmung <strong>der</strong><br />

Einsparpotenziale Realisierungsfreiräume für weniger priorisierte Projekte zu erhalten,<br />

so dass er an<strong>der</strong>e, vorhandene Fähigkeitslücken weitaus schneller schließen<br />

kann. Mit <strong>der</strong> dokumentierten Entscheidung <strong>des</strong> GenInsp wird <strong>der</strong> ausgewählte<br />

Lösungsvorschlag zur „Auswahlentscheidung“ (AWE) erhoben. Diese ist das haushaltsbegründende<br />

Dokument für die Realisierung <strong>und</strong> Nutzung.<br />

Realisierungsphase<br />

Der Abteilungsleiter AIN beauftragt den Präsidenten BAAINBw, den ausgewählten<br />

Lösungsvorschlag unter Beachtung <strong>des</strong> Vergaberechts auszuschreiben. Die<br />

Arbeiten werden im IPT unter Leitung <strong>des</strong> PL fortgeführt. Dem IPT gehören bevollmächtigte<br />

Vertreter künftiger Nutzer/Betreiber <strong>und</strong> Vertreter <strong>des</strong> Auftragnehmers<br />

(Industrie) an. Ein BV MatV im Bereich <strong>des</strong> Bedarfsträgers ist nicht mehr erfor<strong>der</strong>lich,<br />

da die Materialverantwortung für die Einsatzreife beim Präsidenten BAAINBw<br />

liegt. Die erfor<strong>der</strong>lichen Aktivitäten im Bereich <strong>des</strong> zukünftigen Nutzers werden<br />

integrativ durch Mitarbeiter <strong>des</strong> BAAINBw <strong>und</strong> Vertreter <strong>des</strong> zukünftigen Nutzers/<br />

Betreibers im IPT koordiniert. Da dort <strong>der</strong> Lösungsvorschlag bereits erarbeitet wurde,<br />

kann das Vergabeverfahren verzugslos eingeleitet werden.<br />

Das Problem „Bedarfsträger for<strong>der</strong>t, Bedarfsdecker hat umzusetzen“ existiert nicht<br />

mehr.<br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

Auf Basis eines endverhandelten Vertrages schließt <strong>der</strong> Abteilungsleiter AIN mit<br />

dem Präsidenten BAAINBw eine Zielvereinbarung (ZV) über die Realisierung <strong>und</strong><br />

Nutzung.<br />

Die ZV ist eine gegenseitige Zusage, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Abteilungsleiter AIN die Ressourcen<br />

im Rahmen seines Verantwortungsbereichs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Präsident BAAINBw die<br />

Erbringung <strong>der</strong> Leistung im Kosten- <strong>und</strong> Zeitrahmen gemäß AWE zusichert. Die ministerielle<br />

Steuerung erfolgt über die ZV im Rahmen <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> Projektcontrollings.<br />

Da <strong>der</strong> Lösungsvorschlag vom PL im BAAINBw verantwortlich erarbeitet wurde,<br />

kann <strong>der</strong> Präsident BAAINBw eine Unterzeichnung gr<strong>und</strong>sätzlich nicht ablehnen.<br />

Dies zwingt umgekehrt den PL in <strong>der</strong> Analysephase (Teil 2), die Lösungsalternativen<br />

sorgfältig hinsichtlich Kosten <strong>und</strong> Risiken zu analysieren <strong>und</strong> „ehrlich“ zu benennen.<br />

Da zudem diese Aussagen nicht mehr nachträglich durch ein Konsensprinzip<br />

„verwässert“ werden können (nur um ein Projekt „auf die Schiene zu setzen“), ist<br />

ein weiterer „Schwachpunkt“ bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>des</strong> CPM 2010 ausgeräumt.<br />

Die ZV ist gr<strong>und</strong>sätzlich nicht än<strong>der</strong>bar („Design Freeze“).<br />

Dadurch wird sichergestellt, dass die Hürde für Nachfor<strong>der</strong>ungen mit negativen<br />

Folgen auf Kosten <strong>und</strong> Zeit entsprechend hoch (Stichwort: Projektrat, Lenkungsausschuss)<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Projektverlauf reibungsfrei ist.<br />

Auf Basis <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Nachweisführung, die die Einsatzprüfung mit enthält,<br />

erteilt <strong>der</strong> PL die „Genehmigung zur Nutzung“ (GeNu). Wenn dabei die Einsatzprüfung<br />

erfolgreich gegen den Maßstab <strong>der</strong> in <strong>der</strong> FFF <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verfeinerung in<br />

<strong>der</strong> AWE festgelegten operativen Einsatzszenarien durchgeführt werden kann, hat<br />

<strong>der</strong> Nutzer/Betreiber die Bereitschaft zur Übernahme zu erklären.<br />

Mit <strong>der</strong> Übergabe <strong>des</strong> ersten Exemplars von <strong>der</strong> Industrie an das BAAINBw übernimmt<br />

<strong>des</strong>sen Präsident die Materialverantwortung für den Erhalt <strong>der</strong> Einsatzreife.<br />

Mit <strong>der</strong> Übergabe <strong>des</strong> ersten Exemplars an die Inspekteure übernehmen diese die<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Versorgungsverantwortung für den Erhalt <strong>der</strong> Einsatzfähigkeit <strong>und</strong><br />

Einsatzbereitschaft.<br />

Die Realisierungsphase wird mit Auslieferung <strong>des</strong> letzten Exemplars abgeschlossen.<br />

Damit endet die Realisierungsverantwortung <strong>des</strong> PL. Gleichzeitig übernimmt er die<br />

Verantwortung für die Nutzungssteuerung.<br />

Nutzungsphase<br />

Der PL im BAAINBw bleibt für alle durchzuführenden Managementaufgaben,<br />

die sich auf den Erhalt <strong>und</strong> die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Einsatzreife eingeführter<br />

Produkte konzentrieren, verantwortlich. Dieses umfasst auch die Einleitung <strong>und</strong><br />

Koordinierung von Maßnahmen zur Durchführung von Produktän<strong>der</strong>ungen sowie<br />

das Veranlassen von Nach-, Ergänzungs- <strong>und</strong> Ersatzbeschaffungen. Aus dem<br />

Nutzungsmanagement gewinnt zudem das BAAINBw Erkenntnisse im Rahmen<br />

seiner Materialverantwortung für den Erhalt <strong>der</strong> Einsatzreife <strong>und</strong> kann hieraus ggf.<br />

notwendigen Handlungsbedarf ableiten.<br />

Um dieses bewerkstelligen zu können, werden die Aufgaben <strong>und</strong> die Expertise <strong>der</strong><br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

bisherigen Nutzungsleiter im Rahmen <strong>der</strong> Neuausrichtung <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr aus<br />

den Streitkräften in das BAAINBw verlagert (rd. 1100 überwiegend militärische<br />

Dienstposten).<br />

Im IT-AmtBw werden Aufgaben <strong>der</strong> Nutzungssteuerung bereits heute wahrgenommen<br />

<strong>und</strong> ebenfalls mit den Aufgaben <strong>der</strong> IT-Bedarfsdeckung in das BAAINBw<br />

verlagert.<br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

Anlage 2<br />

Erläuternde Anlage zur Teilnahme <strong>der</strong> Industrie in den IPT<br />

1. Beteiligung <strong>der</strong> Industrie<br />

Eine Teilnahme <strong>der</strong> Industrie an Integrierten Projektteams (IPT) während <strong>der</strong> Analysephase<br />

begegnet keinen vergaberechtlichen Bedenken, sofern die Teilnehmer<br />

nicht an einer endgültigen Entscheidung über das konkret zu beschaffende Produkt<br />

dabei sind. Dabei sind folgende „Sollbruchstellen“ zu beachten, bis zu denen<br />

ein Industrievertreter im IPT gr<strong>und</strong>sätzlich mitwirken kann:<br />

Analysephase Teil 1<br />

Aus den identifizierten Fähigkeitslücken werden rein funktionale For<strong>der</strong>ungen abgeleitet,<br />

in die Erkenntnisse aus <strong>der</strong> wehrtechnischen Forschung <strong>und</strong> Technologie,<br />

aus internationalen Rüstungskooperationen sowie aus <strong>der</strong> Nutzung einfließen. Die<br />

industrielle Expertise ist daher für die Analyse zweckdienlich <strong>und</strong> die Teilnahme von<br />

Unternehmensvertretern in den IPT vergaberechtlich gr<strong>und</strong>sätzlich unbedenklich,<br />

wenn keine den Wettbewerb beeinflussenden Entscheidungen getroffen werden.<br />

Dies ist nicht <strong>der</strong> Fall, weil in Teil 1 <strong>der</strong> Analysephase nur eine „Bestandsaufnahme“<br />

erfolgt <strong>und</strong> keine Vorentscheidung über die Gestaltung <strong>der</strong> Ausschreibung.<br />

Die Vorlage <strong>des</strong> Dokuments FFF („Fähigkeitslücke <strong>und</strong> Funktionale For<strong>der</strong>ung“) zur<br />

Billigung an den Generalinspekteur ist die „Sollbruchstelle“ <strong>der</strong> Analysephase<br />

Teil 1, ab <strong>der</strong> keine Beteiligung <strong>der</strong> Industrie mehr erfolgen sollte. Zwar bestehen<br />

auch hier nicht per se vergaberechtliche Bedenken, weil das Dokument FFF nicht<br />

auf einzelne Bieter o<strong>der</strong> Technologien zugeschnitten ist. Gleichwohl sollte die positive<br />

Billigung einer bestimmten For<strong>der</strong>ung, die durch einzelne IPT-Mitglie<strong>der</strong> (auch)<br />

erfüllt wird, unbeeinflusst von diesen erfolgen. Die Entscheidung über die Billigung<br />

liegt damit allein bei <strong>der</strong> Abteilung Planung <strong>und</strong> beim Generalinspekteur.<br />

Analysephase Teil 2<br />

Hier werden gr<strong>und</strong>sätzlich mehrere Lösungsvorschläge auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> gebilligten<br />

funktionalen For<strong>der</strong>ungen entwickelt. Dazu zählt nach dem ANP die Prüfung<br />

von Produktverbesserungen vorhandener Systeme, das Aufzeigen von Risiken <strong>und</strong><br />

Auswirkungen auf Realisierung <strong>und</strong> Nutzung. Auch hierfür ist eine Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Industrie in den IPT zweckdienlich <strong>und</strong> eventuell sogar notwendig. „Sollbruchstelle“<br />

für die beginnende „Nicht-Teilnahme“ <strong>der</strong> Industrie im IPT in Teil 2 <strong>der</strong><br />

Analysephase ist die konkrete Arbeit am Lastenheft, an <strong>der</strong> keine Industrievertreter<br />

mitwirken sollten, da diese unmittelbar in die Ausschreibung mündet. Diese Sitzungen<br />

<strong>des</strong> IPT sollten daher ohne Unternehmensvertreter stattfinden.<br />

Auch die abschließende Auswahlentscheidung auf Basis <strong>der</strong> erarbeiteten Lösungsvorschläge<br />

sollte ohne Beteiligung <strong>der</strong> Wirtschaft stattfinden.<br />

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<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

Realisierungs- <strong>und</strong><br />

Nutzungsphase<br />

Sofern IPT an <strong>der</strong> Durchführung eines Vergabeverfahrens in <strong>der</strong> Realisierungsphase<br />

beteiligt sein sollten, sind hieran keine Unternehmen außerhalb <strong>der</strong> vergaberechtichen<br />

Vorgaben (Verhandlungsverfahren) zu beteiligen. Nach <strong>der</strong> Zuschlagsentscheidung<br />

bestehen gegen eine Industriebeteiligung keine vergaberechtlichen Bedenken,<br />

weil <strong>der</strong> Wettbewerb mit <strong>der</strong> Entscheidung für einen Bieter entschieden ist.<br />

2. Rechtlich ist die Beteiligung von Industrievertretern in IPT unter folgenden<br />

Rahmenbedingungen zulässig:<br />

a) Nach <strong>der</strong> Rechtsprechung <strong>des</strong> Europäischen Gerichtshofs (Fabricom-<br />

Entscheidung) ist es unverhältnismäßig <strong>und</strong> europarechtswidrig, ein an <strong>der</strong> Vorbereitung<br />

eines Vergabeverfahrens beteiligtes Unternehmen pauschal vom späteren<br />

Vergabeverfahren auszuschließen. Allein aus <strong>der</strong> Beteiligung von Industrievertretern<br />

an einem IPT kann also gr<strong>und</strong>sätzlich nicht geschlossen werden, dass <strong>der</strong><br />

Wettbewerb verzerrt wurde.<br />

b) Auch <strong>der</strong> Entwurf <strong>der</strong> <strong>neuen</strong> Vergabeverordnung für die Bereiche Verteidigung<br />

<strong>und</strong> Sicherheit (VSVgV) stellt in § 10 Abs. 2 zur sog. „Projektantenproblematik“<br />

klar, dass Bieter den Auftraggeber bei <strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> Ausschreibung beraten<br />

o<strong>der</strong> unterstützen dürfen, wenn dies nicht zu Wettbewerbsverzerrungen führt.<br />

Der dabei notwendige Schutz vor eventuellen Verfälschungen <strong>des</strong> Wettbewerbs<br />

durch frühzeitig beteiligte Unternehmen ist primär Aufgabe <strong>des</strong> Auftraggebers.<br />

c) Der Projektleiter <strong>des</strong> IPT („PL“) hat insofern eine Fürsorgepflicht für die in den<br />

IPT beteiligten Unternehmen, als er im Einzelfall darauf hinzuwirken hat, dass<br />

mögliche Wettbewerbsvorteile ausgeglichen werden. Die Gewährleistung eines<br />

unverfälschten Wettbewerbs im späteren Vergabeverfahren muss also nicht durch<br />

vollständigen Verzicht auf die Industriebeteiligung in den IPT erfolgen, son<strong>der</strong>n auf<br />

eine sachgerechte Ausgestaltung <strong>der</strong>selben durch den PL.<br />

Diese Vorgabe sollte in <strong>der</strong> Beauftragung <strong>des</strong> PL durch den Präsidenten <strong>des</strong> BAAIN-<br />

Bw ausdrücklich aufgenommen werden. Zudem sollte sich das BMVg bzw. das<br />

BAAINBw gegenüber den an den IPT beteiligten Unternehmen verpflichten, alles<br />

Erfor<strong>der</strong>liche zu tun, um eine Wettbewerbsverzerrung <strong>und</strong> damit eine Gefährdung<br />

<strong>der</strong> späteren Teilnahme am Wettbewerb zu vermeiden.<br />

Konkret kann eine Sicherstellung <strong>des</strong> unverfälschten Wettbewerbs z.B. durch den<br />

Ausgleich <strong>des</strong> Informationsvorsprungs geschehen, indem die sachlich relevanten<br />

Informationen <strong>der</strong> Auftraggeber an die IPT-Mitglie<strong>der</strong> möglichen an<strong>der</strong>en Bietern<br />

zur Verfügung gestellt werden o<strong>der</strong> diese die Möglichkeit zur Einsichtnahme in bestimmte<br />

IPT-Akten erhalten. Dabei ist jedoch sicherzustellen, dass keine geschützten<br />

Geschäftsgeheimnisse <strong>der</strong> IPT-Mitglie<strong>der</strong> offengelegt werden. Zudem kann im<br />

Rahmen <strong>des</strong> Vergabeverfahrens ein möglicher Zeitvorsprung <strong>der</strong> IPT-Teilnehmer<br />

durch angemessene Verfahrensdauer zugunsten an<strong>der</strong>er Bieter berücksichtigt<br />

werden.<br />

17


<strong>Bewertung</strong> <strong>des</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ausrüstungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Nutzungsprozesses</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>wehr durch das Gremium externer sachverständiger Rüstungsexperten<br />

Anlage 3<br />

Erläuternde Anlage zu Forschung & Technologie<br />

Für den Erhalt <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> deutschen Sicherheits- <strong>und</strong> Verteidigungsindustrie<br />

(SVI) <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Analyse- <strong>und</strong> <strong>Bewertung</strong>sfähigkeit<br />

deutscher Sicherheits- <strong>und</strong> Verteidigungspolitik ist die Fortführung <strong>der</strong> F&T-<br />

Strategie <strong>des</strong> BMVg unverzichtbar.<br />

Nach <strong>der</strong> im Zeitraum 2008-2012 erfolgten Neuausrichtung <strong>und</strong> Umstrukturierung<br />

<strong>der</strong> nationalen wehrtechnischen F&T stehen dem BMVg ein breites Spektrum<br />

an international führenden Forschungseinrichtungen <strong>und</strong> Think Tanks im Bereich<br />

F&T zur Verfügung. Die wehrwissenschaftlichen Dienststellen sind hier ebenso<br />

zu nennen. Diese Akteure unterstützen die Planungsabteilung, die Abteilung AIN<br />

<strong>und</strong> das BAAINBw in <strong>der</strong> Analysephase <strong>und</strong> den Folgephasen mit Bereitstellung<br />

<strong>der</strong> notwendigen technologischen Expertise. Dies reicht von Studienarbeiten bis<br />

zu gr<strong>und</strong>legenden Komponenten- <strong>und</strong> Technologieentwicklungen. Die erprobte<br />

Zusammenarbeit mit forschungsnahen Industrien stellt die Verbindung zwischen<br />

anwendungsorientierter Forschung <strong>und</strong> industrieller Umsetzung her.<br />

Wegen <strong>der</strong> anstehenden Verän<strong>der</strong>ungen im europäischen <strong>und</strong> internationalen<br />

Kontext erscheint eine Gr<strong>und</strong>satzdiskussion über die internationale F&T-Strategie<br />

<strong>des</strong> BMVg notwendig. Eine weitere Einbindung, z.B. <strong>der</strong> EDA in die nationale<br />

F&T-Strategie <strong>des</strong> BMVg, ist nur dann vertretbar, wenn eine politisch konsistente<br />

Vorstellung <strong>der</strong> deutschen Politik <strong>und</strong> <strong>der</strong> Unternehmen <strong>der</strong> SVI zur europäischen<br />

Perspektive <strong>des</strong> Defence Marktes, NATO- <strong>und</strong> EU-Themen <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen<br />

F&T-Fragen vorliegt.<br />

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