Schulsozialarbeit - CVJM-Hochschule
Schulsozialarbeit - CVJM-Hochschule
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Heike Winter begann im Sommer 2007 an der<br />
Gesamtschule in Kaufungen ihre Arbeit als<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong>erin. Hier an der Gesamtschule<br />
ist sie zusammen mit ihrem Kollegen, Björn<br />
Knublauch, Ansprechpartner für 952 Schülerinnen<br />
und Schüler, 70 Lehrkräfte, Eltern, Elternbeiräte,<br />
Förderverein und vieles mehr.<br />
„Die Schule ist eine eigene Welt, ein<br />
Organismus, pulsierendes Leben –<br />
hier ist man mitten im Leben, bei<br />
den Jugendlichen“ sagt Heike Winter im<br />
Gespräch.<br />
Die Kunst zwischen den Stühlen zu tanzen, bedeutet<br />
für sie, zu wissen, wo sie hin möchte. Da<br />
zählt neben ihrer guten Ausbildung, dass sie<br />
weiß worauf ihre persönliche Identität aufgebaut<br />
ist. „Ich weiß wer ich bin, was ich will und<br />
wohin ich gehöre, das macht es oft einfacher in<br />
den Gesprächen, denn ich bin überzeugt, dass<br />
gute <strong>Schulsozialarbeit</strong> darauf aufbaut, dass die<br />
Pädagogen und Sozialarbeiter eine entwickelte<br />
und reflektierte Persönlichkeit sind“. <strong>Schulsozialarbeit</strong>er<br />
sind nicht die Ersatzbank der<br />
Lehrer und auch nicht der Knüppel der Eltern<br />
oder Verteidiger der Kinder, sie sind Knotenlöser,<br />
Berater, Mutmacher und vor allem sind sie<br />
einfach für alle da.<br />
Die Kunst zwischen<br />
den Stühlen zu tanzen!<br />
Wir haben Heike Winter einen Tag lang bei ihrer Arbeit begleiten dürfen.<br />
Es ist 9:00 Uhr morgens und eine<br />
Grundwahrheit des Schulalltags zeigt<br />
sich direkt zu Beginn des Tages: Kein<br />
Tag ist wie der andere. Denn sobald man<br />
das Schulgebäude betritt, kann einem<br />
peitschender Sturm oder ungewöhnliche<br />
Ruhe entgegentreten.<br />
9:35 Uhr<br />
Die Erste der beiden großen Pausen,<br />
25 wichtige Minuten.<br />
Dreimal wöchentlich ist das Büro für<br />
alle geöffnet, ob Schüler oder Lehrer, in<br />
diesen Pausen sind Heike Winter und<br />
Björn Knublauch ansprechbar. Da kann<br />
man auch einfach mal vorbei gucken und<br />
mit ihnen die Pause verbringen. Dadurch<br />
wird zum einen die schwer zu fassende<br />
Rolle der <strong>Schulsozialarbeit</strong> für Schüler<br />
greifbar, zum anderen lässt die Offene<br />
Pause die Schwelle ihrer Tür deutlich<br />
niedriger werden.<br />
Andere Pausen verbringt sie im Lehrerzimmer,<br />
dort bietet sich die Möglichkeit<br />
Gespräche und Absprachen zu treffen,<br />
Kontakte zu pflegen, hören wo Probleme<br />
und Fragen liegen- einfach um auch hier<br />
greifbar zu sein.<br />
Doch hauptsächlich sind ihre Pausen damit<br />
gefüllt Einzel- oder Gruppengespräche<br />
zu führen. Dabei handelt es sich um<br />
Beratungsgespräche, Streitschlichtung<br />
oder Gespräche mit seelsorgerlichem<br />
Charakter. Dabei gehören grundlegende<br />
Kompetenzen der Kommunikation, wie<br />
zuhören und reflektieren ebenso dazu<br />
wie beraten, analysieren und gemeinsam<br />
mit den Klienten nach Lösungen zu<br />
suchen. Hierbei ist die Sozialarbeit an<br />
Schulen eine Scharnierstelle zwischen<br />
Schule und weiteren professionellen<br />
Hilfe- & Beratungsstellen, wie z.B. die<br />
Erziehungsberatung oder einer psychologischen<br />
Beratungsstelle. Kooperationspartner<br />
sind z.B. das Jugendamt, der<br />
schulpsychologische Dienst, Berufseinstiegsbegleiter<br />
und natürlich die Kirchengemeinden<br />
im Ort.<br />
„Hier muss ich mich auf die Welt der<br />
Schüler/innen einlassen, da ist die Mädchenclique<br />
aus der 5. Klasse, die momentan<br />
Stress miteinander haben. Für manch<br />
einen mag das eine kindische, vielleicht<br />
überspitzt dargestellte Situation sein, doch<br />
TRAUMBERUF? <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />
meistens stecken komplexe Beziehungssysteme<br />
dahinter, nicht leicht zu durchschauen,<br />
aber explosiv. Das heißt zuerst<br />
andere verstehen wollen. Das bedeutet zuhören,<br />
Unbekanntes wahrnehmen, zum<br />
Kern durchzudringen, um vielleicht wieder<br />
Brücken bauen zu können.“ so Heike<br />
Winter.<br />
In anderen Momenten geht es wieder<br />
ums Vermitteln, mal ist es z.B. ein Lehrer/in,<br />
der/die die Schwierigkeiten der<br />
Schüler, der Eltern oder des Verzweifelten<br />
nicht verstehen kann oder will. Mal<br />
ist es umgekehrt. Es gibt kein schwarz<br />
oder weiss, schon gar kein Patentrezept,<br />
Kompromisse sind gefragt. In solchen<br />
Situationen ist Heike Winter sehr froh,<br />
dass ihr während ihrer Ausbildung im<br />
<strong>CVJM</strong>-Kolleg vermittelt wurde, genau<br />
hinzuschauen, Andersdenkende zu akzeptieren<br />
und sich auf sie einzulassen.<br />
Ohne die Kunst des differenzierten Hinsehens<br />
kann man diese Arbeit gar nicht<br />
machen. Und bei all diesen spannenden<br />
Herausforderungen kann man jede Menge<br />
über seine eigene Person lernen.<br />
Während Schüler/innen im Unterricht<br />
sind, werden Gespräche ausgewertet,<br />
analysiert, weitere Vorgehensweisen<br />
überlegt, Unterrichtsbesuche methodisch,<br />
didaktisch ausgearbeitet, Schritte<br />
zum weiteren Vorgehen in die Wege geleitet<br />
und Nachmittagsangebote inhaltlich<br />
vorbereitet. Elterngespräche finden,<br />
je nach Vereinbarung, sowohl vormittags<br />
als auch nachmittags statt. Elternabende<br />
besuchen sie teilweise entweder um ihre<br />
Arbeit vorzustellen oder um an pädagogischen<br />
Fragestellungen mitzudenken.<br />
Von 11:35-12:00 Uhr findet die zweite<br />
große Pause statt. Sie ist wieder gefüllt<br />
mit Gesprächen oder Begegnungen mit<br />
Schüler/innen oder Lehrer/innen.<br />
Im Jahrgang fünf wird das Sozialkompetenztraining<br />
gemeinsam mit den<br />
Klassenlehrern durchgeführt. In diesem<br />
Training wird die Gruppendynamik der<br />
jeweiligen Gruppe aufgenommen und<br />
positiv unterstützt. So gestaltet Heike<br />
Winter immer wieder Schulstunden, in<br />
denen Inhalte aus dem Sozialen Lernen<br />
vertieft oder aufgegriffen und trainiert<br />
werden.<br />
Um 13:35 Uhr endet der Vormittagsunterricht.<br />
14:00 Uhr - Start des Nachmittags.<br />
Hier ist die <strong>Schulsozialarbeit</strong> durch die<br />
Organisation und Durchführung von<br />
Angeboten mit sozialpädagogischem<br />
Schwerpunkt vertreten. Da ist zum einen<br />
die Streitschlichterausbildung, zum<br />
anderen die Mädchen AG. Sie greift<br />
Themen auf, die 5. und 6. Klässlerinnen<br />
anspricht, Werte vermittelt und hilft, ihr<br />
Selbstbewusstsein zu stärken. Weiter organisieren<br />
wir AGs zum Thema Gewalt<br />
und Selbstverteidigung für Mädchen<br />
oder z.B. eine Jungen Freestyle AG.<br />
Der LunchClub ist das offene Nachmittagsangebot<br />
der <strong>Schulsozialarbeit</strong>, es bietet<br />
allen Schülern/innen eine Anlaufstelle<br />
(nach der 6. Stunde bis 15.30 Uhr).<br />
Nach dem Mittagessen unterstützen<br />
Heike Winter und ihr Kollege die Schüler<br />
beim Hausaufgaben machen, im Anschluss<br />
daran ist dann noch Zeit zum<br />
Spielen in der Spielothek. Der Lunch-<br />
Club ermöglicht es ihnen, die Lebenswelt<br />
der Schüler/innen kennen zu lernen<br />
und Beziehung zu knüpfen. Oft sieht sie<br />
auch die Jugendlichen in der Evangelischen<br />
Gemeinde wieder, in der sie aktiv<br />
die Jugendarbeit mitgestaltet.<br />
Zur Professionalisierung jeglicher pädagogischen<br />
Arbeit gehört Reflexion<br />
und Supervision, dies geschieht in der<br />
wöchentlichen Besprechung gemeinsam<br />
mit ihrem Kollegen Björn Knublauch.<br />
Termine mit den Kollegen aus dem<br />
Landkreis Kassel gehören ebenso dazu,<br />
wie die Gruppensupervisionstermine an<br />
regelmäßigen Terminen außerhalb der<br />
Schule. Die Teilnahme an sämtlichen<br />
Schulkonferenzen, die mit ihrer Arbeit<br />
zusammenhängen, bringt ihnen ein<br />
wichtiges Votum ein. Bei pädagogischen<br />
Konferenzen stehen sie in beratender<br />
Funktion zur Verfügung oder nehmen<br />
einfach aufmerksam teil, um die Gesamtsituation<br />
im Kollegium festzuhalten.<br />
Info: schulsozialarbeit@igskaufungen.de<br />
Kann ich auch ohne Abitur in der<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong> tätig sein?<br />
Das Beispiel von Heike Winter zeigt,<br />
dass es grundsätzlich möglich ist.<br />
Längst nicht überall wird ein akademischer<br />
Abschluss gefordert, denn auch<br />
Persönlichkeit sowie soziale und spirituelle<br />
Kompetenz von Bewerbern sind<br />
für viele Arbeitgeber entscheidende<br />
Qualitätsmerkmale.<br />
Voraussetzungen für die Aufnahme am<br />
<strong>CVJM</strong>-Kolleg sind:<br />
• Mittlere Reife und eine<br />
erfolgreich abgeschlossene<br />
Berufsausbildung<br />
• Mindestalter von 19 Jahren<br />
• Einjähriges Vorpraktikum in der<br />
christlichen Jugendarbeit<br />
Das dreijährige Studium am <strong>CVJM</strong>-Kolleg<br />
verknüpft Theorie und Praxis. Die<br />
Studiengebiete Theologie und Sozialpädagogik<br />
werden in einem breiten<br />
Fächerkanon erschlossen. Die Absolventen<br />
erlangen einen kirchlich anerkannten<br />
Abschluss als <strong>CVJM</strong>-Sekretär/-<br />
in bzw. Jugendreferent/-in und einen<br />
staatlich anerkannten Abschluss als<br />
Erzieher/-in. Damit qualifiziert die<br />
Kolleg-Ausbildung für die christliche<br />
Jugendarbeit in Kirche und Diakonie, im<br />
<strong>CVJM</strong> und in anderen Jugendverbänden<br />
ebenso wie für andere sozialpädagogische<br />
Felder, z.B. Kindergarten, Kinderhort,<br />
betreutes Wohnen und eben auch<br />
<strong>Schulsozialarbeit</strong>.<br />
Mehr Informationen:<br />
www.cvjm-kolleg.de<br />
E-Mail: info@cvjm-kolleg.de<br />
Telefon: (0561) 3087-500<br />
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