Das Porzellan in der Tischkultur - Durchblick
Das Porzellan in der Tischkultur - Durchblick
Das Porzellan in der Tischkultur - Durchblick
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Geschichte<br />
<strong>Das</strong> <strong>Porzellan</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Tischkultur</strong><br />
<strong>Das</strong> Geschirr wird zweckgerecht hergestellt. Form und Funktion<br />
müssen zusammenpassen.<br />
„Wenn e<strong>in</strong>er sagt: Es ist mir gleich was, wo und wie<br />
ich esse, so verdient er unser tiefstes Mitleid, weil er mit<br />
den schönen Gaben Gottes nichts anzufangen weiß“.<br />
(Alfred Walterspiel, 1962)<br />
Der Weg, den die Menschen zurücklegen mussten,<br />
um von <strong>der</strong> rohen und ungeordneten Nahrungsaufnahme<br />
zur hoch entwickelten Ess- und <strong>Tischkultur</strong><br />
<strong>der</strong> Gegenwart zu gelangen, war lang, mühsam und auch<br />
abenteuerlich. <strong>Das</strong> Essen aus <strong>der</strong> Hand war bis <strong>in</strong>s Mittelalter<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> bei allen Bevölkerungsschichten weit verbreitet.<br />
Im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t bestand das Essgeschirr <strong>der</strong> Unterschicht<br />
noch aus e<strong>in</strong>er großen Schüssel, Holzlöffel und Krug. Alle,<br />
die am Tisch saßen aßen, aus e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Schüssel.<br />
Niemand hatte e<strong>in</strong>en eigenen Teller. Im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
wurde die Schüssel durch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Teller ersetzt<br />
und je<strong>der</strong> verfügte über se<strong>in</strong> eigenes Besteck, e<strong>in</strong>e Gabel,<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Messer und e<strong>in</strong>en Löffel. Am Ende des Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
legte man das Besteck neben den Z<strong>in</strong>nteller und<br />
manchmal wurde auch e<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kbecher aufgedeckt.<br />
Die Reichen aßen und tranken an<strong>der</strong>s als die Armen und<br />
auch die <strong>Tischkultur</strong> war von jener <strong>der</strong> Armen verschieden.<br />
Opulent g<strong>in</strong>g es auf den Tischen und Tellern zu. Essen<br />
dient <strong>der</strong> Bedürfnisbefriedigung, aber was man isst und wie<br />
man isst spiegelt auch die gesellschaftliche Stellung wi<strong>der</strong>,<br />
es ist also auch e<strong>in</strong> wichtiges Statussymbol. Essgeschirr<br />
aus Fayence und Besteck aus Silber o<strong>der</strong> vergoldetem Silber<br />
und sogar Blumen kamen auf den Tisch <strong>der</strong> Adligen.<br />
Fayence (Keramik) war <strong>in</strong> Europa schon<br />
im Mittelalter bekannt, vor allem <strong>in</strong> Italien,<br />
Frankreich und im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>in</strong> Portugal und <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen.<br />
Marco Polo war <strong>der</strong> Erste <strong>in</strong> Europa, <strong>der</strong><br />
von „Porcellana“ erzählt hat. In se<strong>in</strong>en abenteuerlichen<br />
Reiseberichten aus Ch<strong>in</strong>a stand<br />
manches über das ch<strong>in</strong>esische <strong>Porzellan</strong>.<br />
Ganz vere<strong>in</strong>zelt kam damals das <strong>Porzellan</strong><br />
von Ch<strong>in</strong>a nach Europa. Der Handel mit<br />
Europa entwickelte sich erst ab 1516 durch<br />
die Portugiesen. Die Fürsten- waren sehr<br />
begeistert von dem <strong>Porzellan</strong> und sammelten<br />
diese Kostbarkeiten, bald gehörte es zur<br />
Ausstattung <strong>der</strong> Paläste des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Fürstliche und königliche Tafeln wurden nun<br />
mit <strong>Porzellan</strong>geschirr e<strong>in</strong>gedeckt. <strong>Das</strong> <strong>Porzellan</strong><br />
wurde Kennzeichen des Glanzes und<br />
<strong>der</strong> Würde an den Fürsten und Königshöfen.<br />
Bis es zum Gebrauchsgeschirr für Fest und<br />
Feiertage auch <strong>in</strong> den bürgerlichen Kreisen<br />
verwendet wurde, sollten noch Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
vergehen. Fayence, Glasmacher und Alchimisten<br />
aus verschiedenen europäischen Län<strong>der</strong> versuchten<br />
diese Kostbarkeiten nachzuahmen. Der sächsische Kurfürst<br />
und polnische König August <strong>der</strong> Starke war besessen vom<br />
<strong>Porzellan</strong>. Er sammelte ch<strong>in</strong>esisches und japanisches <strong>Porzellan</strong>.<br />
Zu den Prunkstücken se<strong>in</strong>er Sammlung zählten ch<strong>in</strong>esische<br />
hohe Deckelvasen mit floralen Motiven bemalt.<br />
<strong>Porzellan</strong> mit Blütendekor war e<strong>in</strong> Symbol für Reichtum,<br />
Status und Macht. Er wollte nicht nur viel asiatisches <strong>Porzellan</strong><br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Besitz br<strong>in</strong>gen, er setzte alles daran, <strong>der</strong><br />
erste europäische Herrscher zu se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dessen Reich das<br />
Rätsel des <strong>Porzellan</strong>herstellung gelöst werden würde.<br />
1709 gelang es Johann Friedrich Böttger nach jahrelangen<br />
Versuchen, das <strong>Porzellan</strong> nachzuerf<strong>in</strong>den, und am 23.<br />
Januar 1710 gründete August <strong>der</strong> Starke e<strong>in</strong>e <strong>Porzellan</strong>manufaktur<br />
<strong>in</strong> Dresden, die noch <strong>in</strong> demselben Jahr auf die<br />
Albrechtsburg <strong>in</strong> Meißen verlegt wurde und machte Böttger<br />
zu ihrem Meister. Sie war die erste <strong>Porzellan</strong>manufaktur <strong>in</strong><br />
Europa. August <strong>der</strong> Starke tat alles, um die Manufaktur zu<br />
för<strong>der</strong>n, er war <strong>der</strong> beste Abnehmer, und se<strong>in</strong>e <strong>Porzellan</strong>geschenke<br />
an Fürsten und Könige waren e<strong>in</strong> Attribut des<br />
Glanzes und <strong>der</strong> Würde an se<strong>in</strong>em Hof. Die Meißner <strong>Porzellan</strong>künstler<br />
kopierten am Anfang ch<strong>in</strong>esisches <strong>Porzellan</strong><br />
und dann entwickelten sie eigene Formen, Motive und<br />
Dekore. Es entstanden verschiedene orig<strong>in</strong>elle Muster wie<br />
das Zwiebelmuster, e<strong>in</strong> Dekorationsmuster bestehend aus<br />
Blüten, Blättern und zwiebelähnlichen Knollen, das Strohblumenmuster,<br />
es zeigt stilisierte Strohblumen, die wie das<br />
Zwiebelmuster <strong>in</strong> kobaltblauer Malerei aufgetragen wur-<br />
14 durchblick 3/2010<br />
Foto: Dorothea Istock
Geschichte<br />
den, das „Deutsche Blumen“-Dekor, bei dem das <strong>Porzellan</strong><br />
mit Rosen, Wicken, W<strong>in</strong>den, Primeln, Maiglöckchen, Anemonen<br />
bemalt wurde. Auf den Tellern, Tassen, Kannen und<br />
Schüsseln aus Meißner Porzellen wuchs e<strong>in</strong> Blumengarten.<br />
Blumen naturalistisch o<strong>der</strong> stilisiert dargestellt, waren die<br />
Sieger des Dekors. Meißen war die erste europäische Manufaktur,<br />
die <strong>Porzellan</strong> mit Blumendekoren darstellte und<br />
die Meißener Schwertermarke ist die erste und älteste <strong>Porzellan</strong>marke<br />
<strong>in</strong> Europa.<br />
Die Hoftafel wurde nun prächtig zusammengestellt,<br />
Tafelservice aus fe<strong>in</strong>stem <strong>Porzellan</strong>, das sämtlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
e<strong>in</strong>es mehrgängigen Menüs entsprach, <strong>in</strong>klusive<br />
Kaffee und Teeservice kamen auf den Tisch. <strong>Das</strong> Silberbesteck<br />
wurde so angelegt, dass die e<strong>in</strong>gravierten Wappen<br />
ablesbar waren. Wenn August <strong>der</strong> Starke die Tafel bereiten<br />
ließ, mussten se<strong>in</strong>e Diener das <strong>Porzellan</strong>service aus <strong>der</strong><br />
„Silberkammer“ holen. Se<strong>in</strong>e Schatzkammer war e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />
reichsten Europas und <strong>Porzellan</strong> gehörte zu den teuersten<br />
Stücken aus se<strong>in</strong>er Sammlung. Alle europäischen Herrscher<br />
hatten solche Hofsilberkammern, <strong>in</strong> denen auch die<br />
ersten <strong>in</strong> Europa hergestellten <strong>Porzellan</strong>-Komplettservice<br />
gehütet wurden. <strong>Das</strong> Schwanenservice ist das umfangreichste,<br />
prachtvollste Tafelservice, das je aus den Meißner<br />
<strong>Porzellan</strong>ateliers hervorgegangen ist. Es bestand aus 2200<br />
Teilen und wurde <strong>in</strong> den Jahren 1737 bis 1747 hergestellt.<br />
E<strong>in</strong>zelne Teile s<strong>in</strong>d heute <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Porzellan</strong>sammlung Dresden<br />
im Zw<strong>in</strong>ger und im Schloss Lustheim bei München<br />
ausgestellt.<br />
Tee, Kaffee und Kakao waren sehr begehrt und das<br />
kostbare <strong>Porzellan</strong> war <strong>der</strong> würdige Rahmen für die heißen<br />
Getränke. Wer se<strong>in</strong>en Kaffee aus <strong>Porzellan</strong>tassen mit<br />
blauen Blumen trank, konnte sich darauf etwas<br />
e<strong>in</strong>bilden, da Blau und Weiß königliche Farben<br />
waren und die Meißner Manufaktur bis zum Ende<br />
des Siebenjährigen Krieges ausschließlich Luxusprodukte<br />
für Herrscherhäuser und Adelsfamilien<br />
herstellte. Fast e<strong>in</strong> halbes Jahrhun<strong>der</strong>t hielt die<br />
Meißner Manufaktur das Rezept des <strong>Porzellan</strong>s<br />
geheim, durch Spionage und Abkaufen <strong>der</strong> Hersteller<br />
verbreitete es sich danach auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Städten und Län<strong>der</strong>n. Es setzte dann e<strong>in</strong>e richtige<br />
Gründungswelle von <strong>Porzellan</strong>manufakturen<br />
e<strong>in</strong>, teils unter fürstlicher Schirmherrschaft, später<br />
auch durch Privat<strong>in</strong>itiative. Manche konnten<br />
sich nur kurze Zeit behaupten, viele arbeiten dagegen<br />
noch heute.Wichtige <strong>Porzellan</strong>fabriken <strong>in</strong><br />
Deutschland, die bis heute noch bestehen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong> (seit 1751), Fürstenberg (seit 1755), Nymphenburg<br />
(seit 1747) und e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen.<br />
Mit dem Aufstieg des Bürgertums und dem<br />
Entstehen e<strong>in</strong>er Mittelklasse ist <strong>Porzellan</strong> nicht<br />
mehr nur aristokratischen Kreisen vorbehalten.<br />
In allen Schichten des Bürgertums, bei Handwerkern,<br />
Angestellten, besser gestellten Arbeitern, <strong>in</strong><br />
Gelehrten- und Kaufmannskreisen, ja sogar für<br />
reichere Bauern wurde das <strong>Porzellan</strong> e<strong>in</strong>e passende Kulisse<br />
für e<strong>in</strong> Festessen, an Fest- und Feiertagen. Sie bewahrten<br />
ihr gutes <strong>Porzellan</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vitr<strong>in</strong>enschrank auf. Als dann<br />
auch <strong>der</strong> Kaffeeklatsch aufkam, avancierte die häusliche<br />
<strong>Tischkultur</strong> mit <strong>Porzellan</strong> zu e<strong>in</strong>em Muss. Die Kunst, die<br />
Tafel auf e<strong>in</strong>e geschmackvolle Art mit ihrem schönsten <strong>Porzellan</strong><br />
e<strong>in</strong>zudecken, war die Kür je<strong>der</strong> Dame des Hauses.<br />
<strong>Porzellan</strong> wurde e<strong>in</strong> Maß für den häuslichen Wohlstand und<br />
brachte die soziale Stellung zum Ausdruck.<br />
Was als E<strong>in</strong>zelersche<strong>in</strong>ung begann, wurde <strong>in</strong>nerhalb<br />
weniger Jahre zur Normalität, da das <strong>Porzellan</strong> nun <strong>in</strong> Serie<br />
und zu vernünftigen Preisen produziert wurde. Es wurde<br />
zum alltäglichen Gebrauchsgeschirr, es verlor das Statussymbol,<br />
da sich nun auch die e<strong>in</strong>fachen Leute es sich leisten<br />
konnten. Neben dem guten Gebrauchsporzellan wird auch<br />
heute noch künstlerisches <strong>Porzellan</strong> aus <strong>der</strong> großen Zeit <strong>der</strong><br />
Manufakturen hergestellt.<br />
Im Laufe <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te wurden die <strong>Porzellan</strong>hersteller<br />
– Modelleure, Maler, Designer – von den verschiedenen<br />
Kunstrichtungen bee<strong>in</strong>flusst. Neue Stilrichtungen aus unterschiedlichen<br />
Epochen spiegeln sich auch im <strong>Porzellan</strong> wi<strong>der</strong>.<br />
Im Rokoko, europoäische Kunstepoche von 1720–1775,<br />
war das Service üppig mit Blumen bemalt. Zierliche Ranken<br />
und Ornamente, helle zarte Farben, beschw<strong>in</strong>gte Grazie<br />
bestimmten das Design <strong>der</strong> kostbaren Stücke. Es entstanden<br />
auch neue Formen für Gefäße wie tiefe Teller und<br />
Suppentassen. Aus hauchdünnem <strong>Porzellan</strong> begannen die<br />
Manufakturen auch Blüten zu modellieren. Schnittblumen<br />
als Tischdekoration waren verpönt. Berl<strong>in</strong> wurde vorbildlich<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Servicegestaltung des Rokoko. Es brachte ►<br />
durchblick 3/2010 15
Geschichte<br />
die schönsten Rokokoservice für die<br />
preußischen Schlösser und das Breslauer<br />
Stadtschloss. Berühmt ist <strong>der</strong><br />
Tafelaufsatz für Kathar<strong>in</strong>a II. von<br />
Russland, das Service für das neue<br />
Palais (1765), das grüne Tafelservice<br />
(1767) und das Service für das Breslauer<br />
Stadtschloss (1767).<br />
Im Bie<strong>der</strong>meier (Zeit etwa von<br />
1815–1848) vollzieht sich e<strong>in</strong> Wandel<br />
<strong>in</strong> den Formen und <strong>der</strong> Ausschmückung.<br />
Die „Deutsche Blume“ wurde<br />
von <strong>der</strong> Landschafts- und Vedutenmalerei<br />
abgelöst. Klassiker aus dieser<br />
Zeit ist das Bayerische Königsservice<br />
„Perl“ mit plastischen Perlketten und<br />
Landschaftsmalerei, das erste <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
europäischen <strong>Porzellan</strong>geschichte <strong>in</strong><br />
Zwölfeckform, und das Radetzki-Service.<br />
Danach schmücken Tiermotive<br />
und naturalistische Motive wie Früchte,<br />
Blätter, We<strong>in</strong>reben, Rankenornamente<br />
das <strong>Porzellan</strong>. E<strong>in</strong>e gewisse<br />
bürgerliche Behaglichkeit machte<br />
sich breit.<br />
Vom Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
bis zu Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
kommt e<strong>in</strong>e Welle <strong>der</strong> künstlerischen<br />
und <strong>der</strong> kulturellen Erneuerung – <strong>der</strong> Jugendstil –.<br />
Nur langsam entschloss man sich zur Aufnahme des<br />
Jugendstils. Um 1900 entstanden Geschirre im S<strong>in</strong>ne des<br />
Jugendstils, gekennzeichnet durch abstrakte großformatige,<br />
kühn geschwungene Pflanzengebilde, Eleganz und<br />
Vase aus <strong>der</strong> Gegenwart mit<br />
ch<strong>in</strong>esischen Motiven<br />
Foto: Dorothea Istock<br />
Orig<strong>in</strong>alität. Die <strong>der</strong> Natur entlehnten<br />
Motive werden tendenziell immer<br />
mehr stilisiert. Auch die Figurenplastik<br />
nahm im Jugendstil großen<br />
Aufschwung. Ab 1910 verpflichtete<br />
Meißen mehrere Bildhauer für die<br />
anspruchsvolle Figurenplastik. Ihre<br />
stärksten und wichtigsten Ausdruckformen<br />
fand <strong>der</strong> Jugendstil jedoch<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Architektur, <strong>der</strong> angewandten<br />
Kunst und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Innendekoration.<br />
Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t bestimmt reduziertes<br />
Design die <strong>Porzellan</strong>entwicklung.<br />
Es ist <strong>der</strong> Bauhausstil. Schlicht<br />
statt verspielt ist jetzt die Regel. <strong>Das</strong><br />
Geschirr wird zweckgerecht hergestellt.<br />
Form und Funktion müssen zusammenpassen.<br />
Klare L<strong>in</strong>ien strahlen<br />
e<strong>in</strong>e Sachlichkeit aus. Es wird das<br />
schlichte weiße <strong>Porzellan</strong> bevorzugt.<br />
Weiß weckt Assoziationen an Leichtigkeit,<br />
Klarheit und Stille und bietet<br />
dabei e<strong>in</strong>en großen Gestaltungsspielraum<br />
für die Tafel, denn aus Neutralität<br />
kann e<strong>in</strong>e sehr persönliche Note<br />
werden, wenn farbige Dekorationselemente<br />
verwendet werden, die mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
harmonieren.<br />
Im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t – Gegenwart ist<br />
wie<strong>der</strong> verspielte Opulenz erlaubt. E<strong>in</strong>e Stylist<strong>in</strong> sagt: „Wir<br />
s<strong>in</strong>d nicht im Bauhaus stehengeblieben.“ Man kann sagen,<br />
das Design „spielt mit Zitaten aus verschiedenen Epochen“,<br />
Stilarten aus verschiedenen Epochen werden vermischt.<br />
Manches Geschirr, das bezeichnend für se<strong>in</strong>e Epoche<br />
war, existiert heute nicht mehr. Auch die Art des Tischdeckens<br />
hat sich geän<strong>der</strong>t. Mit Kreativität und e<strong>in</strong>er fantasievollen<br />
Dekoration lassen sich überraschende Kompositionen<br />
auf den Tisch zaubern. In Baumärkten, Gartencentern<br />
und Bastelläden f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>e große Auswahl an Dekorationsmaterialen.<br />
Zu beachten ist, dass die Dekorationselemente<br />
farblich mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> harmonieren. Gepflegte<br />
<strong>Tischkultur</strong> ist Freude. Und Freude wie<strong>der</strong>um hat vielfältige<br />
positive Auswirkungen auf unser seelisches und körperliches<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> gutes Essen an e<strong>in</strong>em schönen<br />
gedeckten Tisch gehörten zu den wahren Genüssen, und<br />
man sollte ke<strong>in</strong>e Gelegenheit dazu verpassen.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Porzellan</strong>, auch das „weiße Gold“ genannt, e<strong>in</strong>st als<br />
Attribut des Glanzes und <strong>der</strong> Würde an den Fürstenhöfen,<br />
ist heute Gebrauchsgeschirr für alle Gelegenheiten <strong>in</strong> allen<br />
Bevölkerungsschichten geworden. Se<strong>in</strong>e Schönheit hat<br />
Künstler und Designer bis <strong>in</strong> unsere Zeit <strong>in</strong>spiriert. Seit<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ten bewahrt es den ersten Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Tischkultur</strong><br />
und prägt elegant das Tafelbild. Dorothe Istock<br />
Quellennachweis: Renate Dolz, „<strong>Porzellan</strong>“, Hyne Verlag;<br />
Ines Heugel, „<strong>Tischkultur</strong> und Lebensart“, Christian Verlag<br />
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