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Sonderheft 2013 - Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie

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ein Mangel überwiegend medikamentös<br />

behandelt. Dabei kommt<br />

man in den meisten Fällen mit oralen<br />

Darreichungsformen aus. Für die<br />

Osteoporose-Prävention oder -Therapie<br />

sollten mindestens 800 IE Vitamin<br />

D3 (= 20 µg) täglich eingenommen<br />

werden, geringere Mengen hatten<br />

in Therapiestudien keinen Effekt<br />

[1]. Eine Dosierungen bis zu 4000 IE<br />

Vitamin D täglich gilt als sicher, die<br />

S3-Leitlinie des DVO empfiehlt 800–<br />

2000 IE täglich, da dies den in Studien<br />

erprobten Dosisbereich umfasst<br />

(Evidenzgrad A) [3].<br />

Bei gastrointestinalen Erkrankungen<br />

mit Malabsorption können täglich<br />

bis 10 000 IE oral notwendig sein<br />

– alternativ kann Vitamin D parenteral<br />

auch intramuskulär gegeben werden<br />

(z. B. 100 000 IE i. m. 3- bis 4-mal<br />

im Jahr), hier ist ein regelmäßiges<br />

Labor-Monitoring notwendig.<br />

Bei ausgeprägter Osteomalazie<br />

kann bis zu 20 000 IE täglich über 1<br />

Woche verabreicht werden. Hierbei<br />

muss insbesondere bei Behandlungsbeginn<br />

auf eine zusätzliche Kalzium-<br />

Supplementation geachtet werden,<br />

da bei der Vitamin D-Behandlung das<br />

vorher unverkalkte Osteoid schnell<br />

mineralisiert und dadurch die Serum-Kalziumkonzentration<br />

absinken<br />

kann („hungry-bone-Phänomen“).<br />

Der Therapieerfolg kann bei<br />

einer Osteomalazie durch die Normalisierung<br />

der alkalischen Phosphatase<br />

und das Absinken des Parathormons<br />

dokumentiert werden.<br />

Bei Patienten mit Sarkoidose<br />

sollte vor einer Vitamin D-Supplementation<br />

eine Hyperkalziämie ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Liegt ein Defekt in der 1-alpha-<br />

Hydroxylase der Niere vor (Vitamin<br />

D-abhängige Rachitis Typ 1) ist eine<br />

Therapie mit Kalzitriol notwendig<br />

(meist 1 µg tgl.).<br />

Bei fehlerhaftem Vitamin D-Rezeptor<br />

im Sinne einer Endorganresistenz<br />

(Vitamin D-abhängige Rachitis<br />

Typ 2) kann eine hochdosierte<br />

Kalzitriol-Therapie (5–60 µg tgl.)<br />

den Rezeptor-Defekt teilweise kompensieren.<br />

Interessanterweise spielt neben<br />

der Dosierung auch die Applikationsart<br />

und das Dosierungsintervall<br />

von Vitamin D eine wichtige Rolle.<br />

Da Vitamin D im Körper gespeichert<br />

wird, wurde zur Compliance-Verbesserung<br />

in einigen Studien die Bolus-<br />

Applikation als Darreichungsform<br />

gewählt [10]. Hier kam es jedoch zu<br />

negativen Effekten beim Knochenstoffwechsel<br />

wie z. B. Erhöhung der<br />

Abbaumarker und ein erhöhtes Risiko<br />

<strong>für</strong> Stürze und Frak turen.<br />

Fazit<br />

Ein Vitamin D-Mangel führt zu<br />

Störungen im Mineral- und Knochenstoffwechsel.<br />

Zur Abklärung der Ursachen<br />

von Osteomalazie oder bei abweichender<br />

Serumkonzentration von<br />

Kalzium und Phosphat ist die Bestimmung<br />

von 25-Hydroxyvitamin D<br />

im Serum indiziert. Der Nutzen eines<br />

behandelten Vitamin D-Mangels<br />

ist im Hinblick auf den Mineralhaushalt<br />

und die Knochengesundheit<br />

eindeutig. Die präventive Gabe<br />

von Vitamin D ist bei Risikogruppen<br />

(z. B. ältere Menschen) sinnvoll. Die<br />

anzustrebende Konzentration von<br />

25-Hydroxyvitamin D im Serum<br />

liegt zwischen 50 und 125 nmol/l<br />

(20–50 ng/ml). Die empfoh lene Dosis<br />

<strong>für</strong> die Dauerbehandlung liegt bei<br />

800–2000 IE täglich. Eine hochdosierte<br />

Bolus-Applikation von Vitamin<br />

D (Stoßtherapie) ist obsolet.<br />

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Vitamin D Supplementation: Zukünftige<br />

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A in schoolchildren. Am J Clin Nutr 2010;<br />

91: 1255–1260<br />

Korrespondenz:<br />

PD Dr. med. habil. Stephan H. Scharla,<br />

Praxis <strong>für</strong> Innere Medizin und<br />

<strong>Endokrinologie</strong> / Diabetologie<br />

Bad Reichenhall<br />

Übersicht<br />

<strong>Endokrinologie</strong> Informationen <strong>2013</strong>; <strong>Sonderheft</strong><br />

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