Broschüre 125 Jahre Wasserversorgung Paderborn
Broschüre 125 Jahre Wasserversorgung Paderborn
Broschüre 125 Jahre Wasserversorgung Paderborn
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Lebensqualität für <strong>Paderborn</strong><br />
Geschichte und Entwicklung der<br />
Öffentlichen Trinkwasserversorgung
<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> öffentliche Trinkwasserversorgung<br />
Lebensqualität für <strong>Paderborn</strong><br />
Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2013 zum Weltwasserjahr<br />
erklärt. Es steht unter dem Motto „Wasser und<br />
Zusammenarbeit“, genau wie der Weltwassertag am 22. März.<br />
Hauptanliegen ist, die Zusammenarbeit aller Fachdisziplinen<br />
und gesellschaftlichen Bereiche zu aktivieren, die sich für<br />
das wichtigste Grundnahrungsmittel der Welt einsetzen.<br />
Die Herausforderungen der Wasserwirtschaft sind, Nachhaltigkeit,<br />
Ressourcenschutz und Klimawandel noch mehr<br />
ins Bewusstsein zu rufen. Das <strong>125</strong>-jährige Jubiläum der<br />
öffentlichen Trinkwasserversorgung in <strong>Paderborn</strong> bietet<br />
dazu einen besonderen Anlass, diese Themen auf verschiedenen<br />
Ebenen vorzustellen und zu thematisieren. Im Laufe<br />
des <strong>Jahre</strong>s 2013 werden dazu umfangreiche Wasserwerksführungen,<br />
Veranstaltungen und Expertenrunden stattfinden.<br />
Mit dieser <strong>Broschüre</strong> wollen wir die Meilensteine der Entstehung<br />
und Entwicklung der öffentlichen <strong>Wasserversorgung</strong><br />
in und um <strong>Paderborn</strong> darstellen. Das uneingeschränkte Ziel<br />
aller an der <strong>Wasserversorgung</strong> Beteiligten ist, Trinkwasser<br />
in ausreichender Menge und bester Qualität für die Bürgerinnen<br />
und Bürger zur Verfügung zu stellen. Und <strong>Paderborn</strong><br />
ist das zweifellos herausragend gelungen – in der Vergangenheit<br />
wie in der Gegenwart. Ein sehr gutes Netz, moderne<br />
Anlagen und großartige Fachleute in Sachen Wasser sind<br />
Garanten für die nächsten erfolgreichen Jahrzehnte öffentlicher<br />
<strong>Wasserversorgung</strong> in <strong>Paderborn</strong>.<br />
Begleiten Sie uns auf eine Zeitreise durch <strong>125</strong> spannende<br />
<strong>Jahre</strong>.<br />
Heinz Paus<br />
Bürgermeister<br />
Stadt <strong>Paderborn</strong><br />
Henning Probst<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
E.ON Westfalen Weser AG<br />
Bernhard Hartmann<br />
Geschäftsführer<br />
Wasserwerke <strong>Paderborn</strong> GmbH<br />
03
Die <strong>Paderborn</strong>er Wasserkunst<br />
Als das Wasser laufen lernte<br />
Rathaus-Kump um 1869<br />
Foto: Stadtarchiv <strong>Paderborn</strong><br />
Jahrhundertelang gingen die <strong>Paderborn</strong>er zu „ihren“ Quellen,<br />
um Wasser zu holen. Das Wasser der Pader war im Alltag der<br />
<strong>Paderborn</strong>er Bürgerinnen und Bürger unverzichtbar. Egal<br />
ob als Trink-, Brauch- oder Löschwasser, die ständig schüttenden<br />
Quellen in der Nachbarschaft des Domes lieferten es<br />
im Überfluss. Aber immer mussten die Menschen den beschwerlichen<br />
Weg bis zu den Quellen zu Fuß zurücklegen<br />
und jeden gefüllten Eimer wieder mühevoll nach Hause<br />
schleppen. Erst ab dem <strong>Jahre</strong> 1523 änderte sich dies, als an<br />
der Börnepader eine Wasserkunst errichtet wurde. Das war<br />
der Zeitpunkt, an dem das Wasser laufen lernte.<br />
Von Schaufelrädern und Kümpen<br />
Als Wasserkunst wurden zur damaligen Zeit zusammengefasste<br />
bauliche und technische Anlagen bezeichnet, die<br />
für eine beabsichtigte „künstliche“ Bewegung des Wassers<br />
erforderlich sind. Die Wasserkunst in <strong>Paderborn</strong> war eine der<br />
ersten ihrer Art in Westfalen. Die Stadt <strong>Paderborn</strong> war schon<br />
zur damaligen Zeit Vorreiter für eine moderne <strong>Wasserversorgung</strong>.<br />
Dabei wurde die Kraft des fließenden Paderwassers<br />
über ein Schaufelrad auf eine Kolbenpumpe übertragen, die<br />
es „künstlich“ bergauf durch eine hölzerne Druckrohrleitung<br />
in den höchstgelegenen, den heutigen Liboriuskump, ein<br />
mit Bildhauerarbeit verziertes offenes Schöpfbecken, auf<br />
dem Kamp drückte. Dabei mussten etwa 20 Höhenmeter<br />
überwunden werden. Die Leitung bestand aus 2 bis 3 Meter<br />
langen, geglätteten, durchbohrten Holzstämmen. Sie wurden<br />
mit schmiedeeisernen Rohrbüchsen verbunden. Vom Liboriuskump<br />
floss das Wasser durch Gefälleleitungen in weitere<br />
Kümpe auf den öffentlichen Plätzen der Stadt.<br />
Im Laufe der Zeit wurden von den Kümpen Abzweige zu<br />
benachbarten Häusern und zu öffentlichen Zapfstellen,<br />
den sogenannten Wasserpfosten, verlegt.<br />
Aus diesen Laufwasserbrunnen entstanden allmählich<br />
die ersten Ansätze zu einem Wasserverteilungssystem.<br />
Ein Modell der alten <strong>Paderborn</strong>er Wasserkunst befindet<br />
sich im Paderquellgebiet „An der Wasserkunst“.<br />
04<br />
Paderquellgebiet um 1868<br />
Abb.: Stadtarchiv <strong>Paderborn</strong>, Ansichtskartensammlung
Der Beginn der öffentlichen <strong>Wasserversorgung</strong><br />
Ortsnahe Versorgung und Zuverlässigkeit seit 1888<br />
Mit dem Aufbau eines neuen Leitungssystems 1888 begann<br />
in <strong>Paderborn</strong> eine <strong>Wasserversorgung</strong> im heutigen Sinne.<br />
Mit zunehmendem Wachstum der Stadt und dem damit<br />
ansteigenden Wasserbedarf konnten auf Dauer die Anforderungen<br />
an die <strong>Wasserversorgung</strong> nicht mehr erfüllt werden.<br />
Selbst der Einbau einer hochmodernen Ozonanlage zur<br />
Desinfektion des Paderwassers 1902 brachte keinen Erfolg.<br />
Daraufhin beauftragte die Stadt <strong>Paderborn</strong> die Deutsche<br />
Wasserwerksgesellschaft in Frankfurt/M. mit dem Bau einer<br />
„Hochdruckwasserkunst“. Außerdem sollte ein Ortsnetz<br />
entwickelt werden, an dem die Häuser der Innenstadt<br />
angeschlossen werden. Diese Konzeptionen waren der<br />
Grundstein für die Gründung der städtischen Wasserwerke<br />
und für die Erfolgsgeschichte der öffentlichen Trinkwasserversorgung<br />
in <strong>Paderborn</strong>.<br />
Die ersten Leitungen führten über den Marienplatz durch<br />
die Rosenstraße bis zu einem Wasserbehälter an der Kilianstraße.<br />
Er lag oberhalb des Turnplatzes und fasste 815 Kubikmeter.<br />
Mit Aufnahme der neuen <strong>Wasserversorgung</strong> verloren<br />
die Kümpe ihre Bedeutung. Sie blieben jedoch als Zierbrunnen<br />
dem <strong>Paderborn</strong>er Stadtbild erhalten.<br />
Das Wasserwerk an der Börnepader um 1902<br />
06
Der Umzug von der Stadt in die Senne<br />
Vom Oberflächen- zum Grundwasser<br />
Bei der Suche nach einer neuen Trinkwassergewinnungsmöglichkeit<br />
mit besserer Qualität fiel die Wahl auf das<br />
Gelände des alten Kavallerie-Exerzierplatzes am Diebesweg.<br />
Auf diesem Grundstück wurde bis zum 8. Juli 1929 ein neues<br />
Wasserwerk errichtet, um dort das im Gegensatz zum Paderwasser<br />
unbeeinflusste und hygienisch einwandfreie Grundwasser<br />
der Sennesande für die Trinkwasserversorgung zu<br />
erschließen.<br />
Die erste Wasserfassung bestand zunächst aus zwei Galerien<br />
mit insgesamt 24 Flachbrunnen. In die einzelnen Brunnen<br />
führten Saugrohre aus Kupfer, über die das Wasser ohne viel<br />
Energieaufwand mittels Vakuum durch eine Heberleitung in<br />
einen Sammelbehälter gesaugt wurde. Von dort wurde es<br />
über die im Betriebsgebäude untergebrachten elektrischen<br />
Hochdruckpumpen durch eine Transportleitung Richtung<br />
<strong>Paderborn</strong> gedrückt.<br />
Schmackhaftes Trinkwasser<br />
Das geförderte Wasser kam im Gegensatz zum Paderwasser<br />
aus gut filtrierenden Schichten. Es war äußerst klar, wohl-<br />
schmeckend und, was besonders wichtig war, es war „infektionssicher“.<br />
Die Zeitungsbeilage „Der Heimatbote“ schrieb<br />
damals zur Eröffnung: „Nun ist man am Ziele. <strong>Paderborn</strong>s<br />
Wasserschmerzen sind nach den Urteilen von Fach- und<br />
Sachverständigen nun endgültig vorbei. Die Bevölkerung<br />
kann jetzt ohne Scheu das Leitungswasser trinken, ohne<br />
dass sich ihr Geruchssinn beleidigt fühlt und das köstliche<br />
Aroma von Kaffee und Tee leidet.“<br />
Hindernisreiche Entwicklung<br />
Doch es war ein Start auf holperiger Piste. Überraschenderweise<br />
zeigte sich schon nach drei Betriebswochen, dass<br />
die errechnete Gewinnungskapazität nicht erreicht werden<br />
konnte. Die Wasserwegsamkeit zwischen den plattigen Sanden<br />
und Kiesen war nicht so hoch, wie von den Experten berechnet.<br />
Es blieb also nichts anderes übrig, als das alte Wasserwerk<br />
an der Pader zunächst wieder in Betrieb zu nehmen.<br />
Eine Steigerung der Gewinnungskapazität wurde erst durch<br />
eine künstliche Grundwasseranreicherung mit Lippewasser<br />
über Versickerungsbecken erreicht.<br />
Neues Wasserwerk Diebesweg 1929<br />
<strong>Paderborn</strong>s rascher Bevölkerungsanstieg<br />
bringt neue Herausforderungen<br />
Mit dem Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg strömten<br />
immer mehr Menschen in die Stadt. Durch den extrem<br />
trockenen Sommer 1959 musste in <strong>Paderborn</strong> sogar der<br />
Wassernotstand ausgerufen werden. Für einen Außenstehenden<br />
war es unvorstellbar, dass in einer Stadt mit<br />
so vielen Quellen als Folge eines unzureichenden Wasserdargebotes<br />
keine ausreichende und sichere <strong>Wasserversorgung</strong><br />
gewährleistet werden konnte.<br />
07
Die ErschlieSSung des Tiefenwassers<br />
Ein Schatz wird gehoben<br />
Wo konnten noch neue Wasservorkommen erschlossen werden,<br />
um den Wasserdurst der weiter expandierenden Stadt<br />
<strong>Paderborn</strong> dauerhaft zu sichern? Die Rettung lag tief unter<br />
der Erde. Im <strong>Jahre</strong> 1967 unternahm der damalige Wasserwerksdirektor<br />
Theo Hederer entgegen der damaligen Schulmeinung<br />
der Fachwelt Versuche, Bohrungen in den sogenannten<br />
„Tiefen Karst“ vorzutreiben, um Aufschlüsse über<br />
mögliche Wasservorräte und deren Qualität zu erlangen.<br />
Nach der herkömmlichen Meinung waren die Klüfte des<br />
tiefen Grundwasservorkommens am Ostrand des Münsterländer<br />
Beckens mit salzhaltigem Wasser gefüllt. Aufgrund<br />
der hohen Kosten für Aufschlüsse im Festgestein und wahrscheinlich<br />
auch wegen der Indizien in Form des salzhaltigen<br />
Padulus- und Jakobsbrunnens sowie der Ottilienquelle<br />
wurde die Versalzung als gegeben angesehen.<br />
Die erste Probebohrung wurde bei einer Tiefe von 200 Metern<br />
erfolglos abgebrochen. Die Wasserergiebigkeit erreichte<br />
gerade einmal zwei Eimer in der Stunde. Die 1968 an anderer<br />
Stelle angesetzte Tiefbohrung 2 wurde ebenfalls bis in die<br />
gleiche Tiefe niedergebracht.<br />
Bohranlage zur Erschließung des Tiefenwassers<br />
Es war kurz vor Weihnachten, als der Bohrmannschaft<br />
aus einer angeschlagenen Kluft unter artesischem Druck<br />
stehendes trinkbares Süßwasser entgegensprudelte.<br />
Damit war der Durchbruch für eine sowohl mengen- als<br />
auch qualitativ sichere Trinkwasserversorgung geschafft.<br />
Danach begann die Hebung des Wasserschatzes.<br />
Jahrtausende schlummerte das Wasser in der unterirdischen<br />
Schatzkammer. Das vorgefundene Grundwasser ist hier<br />
artesisch. Das bedeutet, es fließt aus den Brunnen jahreszeitund<br />
niederschlagsabhängig frei aus, ohne dass es gepumpt<br />
werden muss. Mit verschiedenen Altersdatierungstechniken<br />
wurden Komponenten von bis zu 8.000 <strong>Jahre</strong>n ermittelt.<br />
Insgesamt handelt es sich beim Tiefenwasser im <strong>Paderborn</strong>er<br />
Bereich um einen Wassermix aus alten, mittleren und auch<br />
jüngeren Anteilen. In den nachfolgenden <strong>Jahre</strong>n wurde bis<br />
1981 mit sieben zusätzlichen Brunnen das Tiefenwasser<br />
weiter erschlossen. Bis heute wurden für die Trinkwasserversorgung<br />
rund 340 Millionen Kubikmeter Tiefenwasser<br />
genutzt. Für die <strong>Paderborn</strong>er <strong>Wasserversorgung</strong> ist das Tiefenwasservorkommen<br />
als eine Art „Wassersparbuch“ anzusehen.<br />
08<br />
Zulauf von Tiefenwasser im Wasserwerk Diebesweg
verbünde und Kooperationen<br />
Versorgungssicherheit durch weitere Standbeine<br />
Zur Überbrückung der Versorgungsengpässe wurde Anfang<br />
der Sechzigerjahre ein Wasserverbund mit den Stadtwerken<br />
Bielefeld hergestellt. Nachdem durch die Erschließung des<br />
Tiefenwasservorkommens <strong>Paderborn</strong> nun über ausreichend<br />
große Eigenvorkommen verfügte, wurde der Wasserbezug<br />
aus Bielefeld gedrosselt und Ende 1972 bis auf eine hygienische<br />
Frischhaltemenge reduziert. Alle an der Verbundleitung<br />
zwischenzeitlich angeschlossenen Abnehmer bis hin zur Gemeinde<br />
Hövelhof erhalten seit dieser Zeit<br />
<strong>Paderborn</strong>er Wasser.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1972 erfolgte der Wasserverbund mit der Stadt<br />
Delbrück. Im Rahmen der Gebietsreform wurden 1975 die<br />
Stadtteile Neuenbeken, Benhausen und Dahl ebenfalls in<br />
das Versorgungssystem integriert.<br />
1977 folgte die Gemeinde Borchen und 1978 die Stadt Bad<br />
Lippspringe. Ebenfalls 1978 wurden mit den Egge-Wasserwerken<br />
und den Gemeinschaftswasserwerken Boker-Heide<br />
zwei Beteiligungsgesellschaften zur wasserwirtschaftlichen<br />
Zusammenarbeit gegründet. Bei den Egge-Wasserwerken<br />
Wasserwerk Boker-Heide<br />
10
sind Gesellschafter die Gemeinde Altenbeken und die Stadt<br />
Bad Driburg. Bei den Gemeinschaftswasserwerken Boker-<br />
Heide sind dies die Städte Delbrück und Salzkotten.<br />
Die Tiefenwasserentnahme wurde bis 1989 kontinuierlich<br />
auf bis zu 11 Millionen Kubikmeter pro Jahr gesteigert.<br />
Schonung des Tiefenwasservorkommens<br />
Nach der Entdeckung des Süßwasservorkommens war dieses<br />
Gegenstand vieler Untersuchungen und Denkmodelle<br />
faszinierter Hydrogeologen und Fachbehörden geworden.<br />
Die begleitenden Hydrogeologen mahnten aber immer<br />
wieder eine mögliche Mobilisierung von Salzwasser an.<br />
Aus diesem Grunde wurden ab 1989 durch den Anschluss<br />
an das Aabachsystem und 1995 durch den Bau des Wasserwerks<br />
Boker-Heide Maßnahmen zur Entlastung der Tiefenwasserentnahme<br />
durchgeführt.<br />
Zum Anschluss an das Aabachsystem wurde eine rund<br />
20 Kilometer lange Transportleitung nach <strong>Paderborn</strong> gelegt.<br />
Um das Wasser in das <strong>Paderborn</strong>er Rohrnetz einspeisen zu<br />
können, musste der Druck um knapp 20 bar reduziert werden.<br />
Dazu wurden erstmalig in Deutschland im Bereich der Trinkwasserversorgung<br />
rückwärtslaufende Standardpumpen<br />
eingesetzt, die über Generatoren Strom erzeugen und in das<br />
öffentliche Stromnetz einspeisen. Mit diesem „Trinkwasserkraftwerk“<br />
können jährlich bis zu 700.000 kWh erzeugt werden.<br />
Mit dem Bau des Wasserwerks Boker-Heide waren die in der<br />
damaligen Planung federführenden Stadtwerke <strong>Paderborn</strong><br />
ebenfalls Impulsgeber bei der Nutzung der unterirdischen<br />
Wasseraufbereitung. Diese innovative Technik wurde deshalb<br />
bei der Expo 2000 in Hannover ausgezeichnet.<br />
Durch die Kooperationen konnte die jährliche Entnahme des<br />
Tiefenwassers auf 7 bis 8 Millionen Kubikmeter reduziert<br />
werden. Im <strong>Jahre</strong> 2002 wurde im Rahmen des Teilverkaufs<br />
der Stadtwerke <strong>Paderborn</strong> das Wasserverteilungsnetz von<br />
<strong>Paderborn</strong>, Borchen und Bad Lippspringe an die damalige<br />
PESAG und heutige E.ON Westfalen Weser verpachtet.<br />
Aabachtalsperre in Bad Wünnenberg<br />
Fotostudio Henke, Salzkotten<br />
11
Echt <strong>Paderborn</strong>er Trinkwasser<br />
Überwachte Qualität, auf die man sich verlassen kann<br />
Die gesetzliche Grundlage zur Qualitätseinhaltung des<br />
Trinkwassers ist die nationale Trinkwasserverordnung.<br />
Darin sind in acht Abschnitten mit 26 Paragraphen die<br />
Anforderungen an den Umgang mit Trinkwasser und die<br />
Qualitätskriterien festgelegt. In <strong>Paderborn</strong> erfolgt die<br />
Laboranalysen dienen der ständigen Überwachung<br />
Qualitätsüberwachung federführend durch das Gesundheitsamt<br />
des Kreises <strong>Paderborn</strong>. Es bedient sich dabei<br />
unabhängiger zugelassener Labore, um die Wasserqualität<br />
täglich zu überprüfen. Die Beprobung zur Qualitätssicherung<br />
wird dabei in der gesamten Wasserlieferkette bis zu<br />
den Kundenanlagen durchgeführt. Dabei wird die hervorragende<br />
Qualität des Lebensmittels Nr. 1 in über tausend<br />
Wasseranalysen jährlich immer wieder bescheinigt.<br />
Was zeichnet das <strong>Paderborn</strong>er Wasser aus?<br />
Das Besondere des im Wasserwerk Diebesweg gewonnenen<br />
Trinkwassers ist, dass es als Naturprodukt ohne Aufbereitung<br />
verwendet werden kann. Das Qualitätsprodukt Trinkwasser<br />
ist farblos, klar und geruchlos. Mit einer elektrischen Leitfähigkeit<br />
zwischen 400 und 500 µS/cm hat das Wasser einen<br />
ausgewogenen Mineralisationsgrad. Hierbei gehören<br />
Calcium und Magnesium zu den Hauptbestandteilen.<br />
Gemeinsam sind sie die Härtebildner des Wassers.<br />
Nach dem Wasch- und Reinigungsmittelgesetz wird die<br />
Wasserhärte in die drei Bereiche weich, mittel und hart<br />
eingestuft. Das Wasser des Wasserwerks Diebesweg liegt im<br />
Härtebereich mittel. Mit 7,4 liegt der pH-Wert als Maßeinheit<br />
für den Säuregrad des Wassers am Neutralpunkt. Bei den<br />
Summenparametern und umweltrelevanten Begleitstoffen<br />
bewegen sich die Konzentrationen, soweit nachweisbar, im<br />
Spurenbereich. Auch die Messwerte des Schwermetalls Uran<br />
von kleiner 1 Mikrogramm pro Liter (mg/l) liegen deutlich<br />
unter dem seit 2011 gültigen Grenzwert der Trinkwasserverordnung<br />
von 10 mg/l.<br />
Die Stickstoffverbindungen Ammonium und Nitrit sind<br />
ebenfalls im Trinkwasser nicht nachweisbar, und der geringe<br />
Nitratgehalt um 12 mg/l deutet auf ein weitgehend unbelastetes<br />
Grundwasser hin. Der Grenzwert der Trinkwasserverordnung<br />
von 50 mg/l wird damit deutlich unterschritten.<br />
Aufgrund der niedrigen organischen Inhaltsstoffe ist das<br />
Wasser biologisch stabil. Deshalb sind die mikrobiologischen<br />
Befunde grundsätzlich einwandfrei. Durch diese hervorragende<br />
Wasserbeschaffenheit braucht das <strong>Paderborn</strong>er<br />
Tiefenwasser weder aufbereitet noch gechlort zu werden.<br />
12
Qualitätssicherung<br />
Zur Qualitätssicherung der Grundwasservorkommen wurde<br />
1991 die Kooperation zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft<br />
gegründet. Ziel dieser Zusammenarbeit war und<br />
ist die Minimierung von Stickstoffeinträgen und Agrarchemikalien<br />
in das Grundwassersystem.<br />
Ein weiteres Instrument der Qualitätsoptimierung war der<br />
„Schulterschluss“ mit 13 kommunalen und industriellen<br />
Hauptnutzern des Tiefenwassers. Oberstes Ziel dieser einmaligen<br />
Zusammenarbeit ist es, Grundwasserverunreinigungen<br />
zu minimieren und eine Überbeanspruchung des Tiefenwassersystems<br />
zu vermeiden.<br />
Ebenso wurde 2012 die Ausweisung des Wasserschutzgebietes<br />
für das Wasserwerk am Diebesweg aufgrund neuer<br />
Erkenntnisse überarbeitet, angepasst und neu festgesetzt.<br />
13
Die Versorgung heute und morgen<br />
Nachhaltig und zukunftssicher<br />
Heute wird von den Wasserwerken <strong>Paderborn</strong> GmbH in<br />
Zusammenarbeit mit der E.ON Westfalen Weser AG ein hochwertiges<br />
und jederzeit verfügbares Trinkwasser angeboten.<br />
Neben der Stadt <strong>Paderborn</strong> mit allen Stadtteilen werden<br />
auch die Stadt Bad Lippspringe und die Gemeinde Borchen<br />
versorgt. Jährlich werden rund 12 Millionen Kubikmeter<br />
Trinkwasser in das weit verzweigte Versorgungsnetz mit<br />
einer Länge von gut 930 Kilometern eingespeist.<br />
Die Wasser- und Bezugsrechte sind langfristig durch Bewilligungen<br />
und Verträge abgesichert. Mit einem kleinen Mitarbeiterstamm<br />
von 15 Personen werden die Anlagen der<br />
Wasserwerke <strong>Paderborn</strong> sowie die der Egge-Wasserwerke<br />
und der Gemeinschaftswasserwerke Boker-Heide technisch<br />
und kaufmännisch betreut. Dabei müssen etwa 100 Betriebsstellen<br />
inspiziert, gewartet und instand gehalten werden.<br />
E.ON Westfalen Weser ist verantwortlich für die Umsetzung<br />
der Investitionen und Instandhaltungsmaßnahmen im<br />
Wasserrohrnetz in <strong>Paderborn</strong> sowie in Borchen und Bad<br />
Lippspringe. Das Unternehmen gewährleistet zudem die<br />
Inbetriebnahme der Hausanschlüsse. Eine 24-Stunden-<br />
Bereitschaft und eine zentrale Leitstelle ermöglichen auch<br />
im Störungsfall schnellstmögliche Wiederversorgung.<br />
Die gesamte Steuerungs- und Leittechnik der Wasserwerksanlagen<br />
wird vollautomatisch betrieben und kann vom<br />
Laptop des Bereitschaftsmitarbeiters aus bedient werden.<br />
Techniker im Planungsgespräch<br />
Im Rahmen des langfristig angelegten Instandhaltungskonzeptes<br />
der Brunnenanlagen zur Zukunftssicherung<br />
der Tiefenwassernutzung wird die Instandsetzung der Tiefbrunnenanlagen<br />
kontinuierlich durchgeführt. Ein technisch<br />
einwandfreier Zustand der Tiefbrunnenanlagen ist Grundvoraussetzung<br />
für einen aufbereitungs- und chlorfreien<br />
Betrieb des Wasserwerkes am Diebesweg.<br />
Weiterhin wurden die vorhandenen Pumpen im Rahmen<br />
einer Energieeffizienzuntersuchung gegen Förderaggregate<br />
mit besserem Wirkungsgrad ausgetauscht. Ebenso wurden<br />
die Speicher- und Druckerhöhungsanlagen saniert, modifiziert<br />
und bedarfsgerecht ergänzt. So wurden ab 2003 in<br />
<strong>Paderborn</strong> und Umgebung insgesamt sechs Hochbehälteranlagen<br />
mit innovativen Techniken aus Betonfertigteilen<br />
und Edelstahl neu gebaut.<br />
Auch bei den betriebsgeführten Egge-Wasserwerken<br />
wurden innovative Aufbereitungstechniken wie UV-Desinfektion,<br />
Ultrafiltration und Aktivkohlefiltration eingesetzt,<br />
um eine optimale Trinkwasserqualität zu gewährleisten.<br />
14<br />
Trinkwasserbehälter am Diebesweg
Alles im Blick<br />
Jährlich werden von E.ON Westfalen Weser im Auftrag der<br />
Wasserwerke zwischen 6 und 8 Kilometer alte Leitungen erneuert.<br />
Dabei werden sowohl im erdverlegten Bereich als auch<br />
im Anlagenbereich hochwertige Rohrleitungsmaterialien<br />
aus Druckguss, Polyethylen und Edelstahl verwendet. Insgesamt<br />
haben die Wasserwerke <strong>Paderborn</strong> ein relativ junges<br />
Rohrnetz mit einem mittleren Alter von etwa 35 <strong>Jahre</strong>n.<br />
Ständige Beprobungen des Trinkwassers durch unabhängige<br />
Fachlabore sichern eine extrem hohe Qualität des Wassers.<br />
Dabei ist der Wasserpreis im Vergleich zu anderen Wasserversorgern<br />
in gleicher Größenordnung sehr günstig: Die<br />
Stadt <strong>Paderborn</strong> und E.ON Westfalen Weser, verantwortlich<br />
für den Vertrieb des Wassers, haben vereinbart, dass der<br />
Wasserpreis stets mindestens 20 % unter dem Bundesdurchschnittspreis<br />
liegt. Ein <strong>Paderborn</strong>er Einwohner muss heute<br />
etwa 5 Euro im Monat für sauberes Trinkwasser ausgeben.<br />
Der NetzPunkt, das Kundenzentrum von E.ON Westfalen<br />
Weser in <strong>Paderborn</strong>, ist zudem Anlaufstelle für Kunden,<br />
wenn es um Fragen rund um Wasser, Qualität, Wassernetz,<br />
Hausanschlüsse oder Wasserabrechnungen geht.<br />
Eine weitere Qualitätssteigerung wurde 2012 durch eine<br />
externe Überprüfung des Technischen Sicherheitsmanagements<br />
erreicht. Dabei wurde den Wasserwerken <strong>Paderborn</strong><br />
eine professionelle Aufbau- und Ablauforganisation bescheinigt.<br />
So ist die <strong>Wasserversorgung</strong> in <strong>Paderborn</strong> für die<br />
Zukunft gut gerüstet.<br />
Die Wasserwerke <strong>Paderborn</strong> haben zu Beginn des 21. Jahrhunderts<br />
durch zukunftsorientierte Vorsorgeplanung einen<br />
zeitgemäßen Standard und sind den aktuellen Anforderungen<br />
gewachsen. Dies wird auch bei den Begehungen im<br />
Rahmen der Wasserschauen von den Aufsichtsbehörden<br />
immer wieder bestätigt. Heute kann <strong>Paderborn</strong> stolz darauf<br />
sein, mit seinem Tiefenwasser eines der besten Trinkwasser<br />
Deutschlands zu haben.<br />
Um einen Einblick in die heutige <strong>Wasserversorgung</strong> zu bekommen,<br />
werden über die Volkshochschule Besichtigungsmöglichkeiten<br />
angeboten.<br />
Pumpstation im Wasserwerk Diebesweg<br />
16
Kompakt<br />
Zahlen, Daten, Fakten<br />
Tiefbrunnen: 9<br />
Tiefe:<br />
315 – 453 m<br />
Tiefbehälter: 3<br />
Speicherkapazität: 3.800 m³<br />
Pumpwerke: 5<br />
Druckzonen: 14<br />
Hochbehälter: 14<br />
Speicherkapazität: 46.000 m³<br />
Druckerhöhungsanlagen: 5<br />
Druckminderanlagen: 5<br />
Energierückgewinnungsanlagen: 2<br />
Übergabe- und Übernahmeanlagen: 10<br />
Rohrnetzlänge:<br />
930 km<br />
Hausanschlüsse: 37.300<br />
Wasserzähler: 38.000<br />
Versorgte Einwohner: 182.000<br />
Netzeinspeisung:<br />
12 Mio. m³/Jahr<br />
Spezifischer Wassergebrauch: 122 l pro Einwohner und Tag<br />
17
Zeitreise in die Vergangenheit<br />
Historie der <strong>Paderborn</strong>er <strong>Wasserversorgung</strong><br />
Die städtische<br />
Wasserkunst an der<br />
Pader entsteht.<br />
Beginn der<br />
öffentlichen Trinkwasserversorgung<br />
in <strong>Paderborn</strong>.<br />
Das Wasserwerk am<br />
Diebesweg in der<br />
Senne wird gebaut.<br />
Wasserverbund mit<br />
den Stadtwerken<br />
Bielefeld GmbH.<br />
Marienloh, Sande<br />
und Wewer werden<br />
mitversorgt.<br />
Beginn der Tiefenwassernutzung.<br />
1523<br />
1888<br />
1929<br />
1963<br />
1967-1969<br />
1970<br />
1855<br />
1902<br />
1954-1961<br />
1966<br />
1969<br />
Die städtische<br />
Wasserkunst wird<br />
erweitert.<br />
<strong>Paderborn</strong> erhält<br />
eine der ersten<br />
Ozonanlagen in<br />
Europa zur Desinfektion<br />
des Paderwassers.<br />
Schloß Neuhaus,<br />
Sennelager und<br />
Elsen werden<br />
mitversorgt.<br />
Ostenland und<br />
Klausheide werden<br />
mit Wasser beliefert.<br />
Gründung der<br />
Stadtwerke<br />
<strong>Paderborn</strong> GmbH.<br />
18
Wasserverbund mit<br />
der Stadt Delbrück.<br />
Die <strong>Wasserversorgung</strong>en<br />
von Neuenbeken,<br />
Benhausen<br />
und Dahl werden<br />
integriert.<br />
Die <strong>Wasserversorgung</strong> von<br />
Bad Lippspringe wird in die<br />
Stadtwerke <strong>Paderborn</strong> GmbH<br />
eingebracht, die Stadt Bad Lippspringe<br />
wird Mitgesellschafter.<br />
Gründung der Gemeinschaftswasserwerke<br />
Boker-Heide GmbH.<br />
Gründung der Egge-Wasserwerke<br />
GmbH.<br />
Übernahme der<br />
Geschäfts- und Betriebsführung<br />
der<br />
Egge-Wasserwerke<br />
GmbH.<br />
Gründung der<br />
Wasserwerke<br />
<strong>Paderborn</strong> GmbH.<br />
Nachhaltige Modernisierung<br />
des <strong>Wasserversorgung</strong>ssystems<br />
insbesondere durch<br />
den Bau von Brunnen, Hochbehältern<br />
und die stetige<br />
Erneuerung des Leitungsnetzes.<br />
1972<br />
1975<br />
1978<br />
1993<br />
2001<br />
2003-2013<br />
1973<br />
1977<br />
1989<br />
1995<br />
2002<br />
Die Gemeinde<br />
Hövelhof wird mit<br />
Wasser beliefert.<br />
Die <strong>Wasserversorgung</strong><br />
von Borchen<br />
wird in die Stadtwerke<br />
<strong>Paderborn</strong><br />
GmbH eingebracht,<br />
die Gemeinde<br />
Borchen wird Mitgesellschafter.<br />
Beginn der Wasserlieferung<br />
vom<br />
Wasserverband<br />
Aabach-Talsperre.<br />
Übernahme der<br />
Geschäfts- und Betriebsführung<br />
der<br />
Gemeinschaftswasserwerke<br />
Boker-<br />
Heide GmbH und<br />
Beginn der Wasserlieferung.<br />
Verkauf der Stadtwerke<br />
<strong>Paderborn</strong> GmbH an die<br />
PESAG sowie Abspaltung<br />
des Betriebsteils Wasser auf<br />
die Wasserwerke <strong>Paderborn</strong><br />
GmbH.<br />
Verpachtung des Wasserverteilungsnetzes<br />
an die E.ON<br />
Westfalen Weser AG.<br />
19
Impressum<br />
Herausgeber<br />
E.ON Westfalen Weser AG<br />
Tegelweg 25<br />
33102 <strong>Paderborn</strong><br />
Wasserwerke <strong>Paderborn</strong> GmbH<br />
Rolandsweg 80<br />
33102 <strong>Paderborn</strong><br />
Konzept und Text<br />
Michael Bernemann, Technischer Leiter Wasserwerke <strong>Paderborn</strong> GmbH<br />
Dieter Vollmer, Kommunikation, E.ON Westfalen Weser AG<br />
Fotografie<br />
Braun Media GmbH, <strong>Paderborn</strong><br />
Design und Realisation<br />
„TRUST“ Communication GmbH, <strong>Paderborn</strong><br />
Mit freundlicher Unterstützung des Stadtarchivs <strong>Paderborn</strong> März 2013