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Der Gefangene - Wo sind die Lügen dieser Welt?

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lernte ich einst kennen, ein selten feiner Mensch, und Cornelius gleicht ihm auf<br />

das Haar, ich meine das Gemüt. Er gilt mir als guter Freund. Und <strong>die</strong> zu Haus",<br />

es weht ein wenig Wehmut mit bei dem Gedanken an <strong>die</strong> Heimat, "würden sie<br />

erkennen, wie er ist, sie hätten viel Erleichterung. Doch <strong>die</strong> besten Römer<br />

werden fortgegrault."<br />

"Leider! Sieh, Nicodemus, der Herr hatte gute Freunde, oft mehr Römer als<br />

beim Volk. Nun versteh' ich das: Er, Gott-Jesu, gehörte keinem Volke an, auch<br />

wenn Er Sich zu einem höchsten Zweck bei uns gebären ließ. Abraham, der<br />

Patriarch, als Melchisedek an der Grotte ihm begegnete und Brot und Wein aus<br />

dem Verborgenen brachte, hatte damals schon das wahre Bild erkannt: 'Ohne<br />

Vater, ohne Mutter (Matt.12,48), ohne Anfang einer Kreatur. König von Salem!'<br />

(1.Mo.14,18). Das bezieht sich ganz auf Jesu und wird noch enthüllt, daß ER der<br />

Melchisedek Selber war (Hebr.7,1-3)."<br />

"Wirklich?" Nachträglich geht Nicodemus noch ein Schauer übers Herz, denkt<br />

er daran, wie gütig Jesu mit ihm sprach, als er Ihn bei Nacht besuchte (Joh.K.3).<br />

Johannes nickt. Sein Auge glänzt in weite Ferne, solche, <strong>die</strong> es auf der <strong>Welt</strong><br />

nicht gibt. Nicodemus sieht den Strahl und denkt: 'Er ist ein Seher Gottes.'<br />

Zwei Küstenboote laufen aus. Im Hafen mußte einiges verbessert werden, da<br />

<strong>sind</strong> Galeeren einzuschleusen. Und Fischer kommen freudig hergerannt. Die<br />

Juden dürfen in den Hafen kommen, um <strong>die</strong> Freunde zu begrüßen. Man staunt,<br />

als eine Frau an Deck erscheint. Nun ja, Römerinnen haben auch schon Reisen<br />

auf dem Schiff gemacht, zu einer Verbannungsinsel aber nie. Dort haben sie<br />

auch nichts zu suchen. Weniger mit den Augen, als mit dem Herzen, sieht<br />

Johannes es zuerst, wer 'sie' ist.<br />

"Maria! Maria!" Sie hört den Ruf und winkt mit einem Tuch. "Wer ist es denn?"<br />

fragt der Hauptmann. "Die Mutter Jesu, von Dem ich dir berichtete." "Hm hm,<br />

was will sie hier?" "Das weiß ich nicht. Mich sollte es nicht wundern, wenn<br />

auch sie in Schutzhaft steht." "Ich bitte dich, doch keine Frau!"<br />

"Du kennst den Oberteil der Juden nicht, der <strong>die</strong> Macht besitzt; und glaube mir:<br />

<strong>die</strong> Macht des <strong>Wo</strong>rtes kann viel schärfer sein als <strong>die</strong> des Schwertes! (Hebr.4,12).<br />

Wer weiß, was geschehen ist." "Hier kann ich keine Frau gebrauchen, sie muß<br />

bei Insulanern wohnen." "Es wird sich finden", sagt Nicodemus, der sich auf<br />

Maria freut. "Sie wird wohl kaum für immer bleiben, das ist nichts für solche<br />

zarte Frau, wie sie es ist."<br />

Die Galeere legt indessen an. Breite Planken werden vorgeschoben und zuerst<br />

betritt Cornelius das Land, mit Maria, <strong>die</strong> er sorglich stützt. "Mein Sohn!"<br />

"Meine Mutter!" Ein zweifacher Schrei, der den rauhen Männern in <strong>die</strong> Seele<br />

fährt. Jene <strong>Wo</strong>rte, <strong>die</strong> der Herr vom Kreuz herab zu beiden sprach. Sogar dem<br />

Hauptmann 'blendet eine Sonne', unterschlägt er für sich selbst das kleine<br />

Augennaß.<br />

Die Ruderer dürfen auch ans Land. Sie fallen vor Maria nieder mit ehrfürchtig<br />

erhobenen Händen. "Steht auf, ihr Lieben", sagt sie sanft. "Wir beugen bloß vor<br />

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