Der Gefangene - Wo sind die Lügen dieser Welt?
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5. Kapitel<br />
Cornelius hat erst keine Zeit, sich mit Johannes zu befassen. Er wahrt den<br />
Schein und führt gleichfalls <strong>die</strong> Kontrolle durch, wobei er manche Fischerhütte<br />
mit besichtigt, dazu <strong>die</strong> Buchten, in denen Schiffe ankern können. Wie gut es ist,<br />
daß er solches tut, zeigt sich schon am dritten Tag.<br />
Nebel ziehen auf, ein Wetter für Piraten. Ein starker Ostwind hat sich aufgemacht.<br />
Es ist Abend, da kommen Fischer angerannt, in wilder Flucht, schreiend,<br />
aufgelöst. "Piraten", rufen sie, "Piraten <strong>sind</strong> gelandet!" Sofort gibt es Großalarm.<br />
"Wieviel konntet ihr denn sichten?" fragt der Tribun.<br />
"Zwei", sagt der Fischer zitternd. "Sie haben Häuser an der Küste angebrannt<br />
und schon Leute hingemordet." "Die wußten nicht, daß du zugegen bist", sagt<br />
der Hauptmann zum Tribun. "Oder umgekehrt: sie forschten aus, daß ich nur<br />
zwanzig Leute bei mir habe. Los, wir Stürmen! Johannes, Nicodemus und<br />
Maria, in den Turm; der kann etwa unsere letzte Rettung sein!"<br />
Johannes ist betrübt. "Ich bin nicht schwertgewohnt." "Hilf uns durch dein<br />
Gebet", ruft der Römer, indessen er nach draußen stürzt, an der Spitze seiner<br />
Mannen. Bewaffnet waren sie im Nu, sie <strong>sind</strong> immer kampfbereit. Auch der<br />
Hauptmann hat nur zwanzig Legionäre; er aber, Venitrius und der Tribun, gelten<br />
jeder als zwei Mann.<br />
Bald sehen sie <strong>die</strong> Feuer lodern. Die Horde, achtzig Mann, wußte nicht, daß<br />
zwei Dekurien auf der Insel weilten. Jetzt greifen auch <strong>die</strong> Fischer ein; <strong>die</strong><br />
Römer geben ihnen Schutz genug, um mit Keulen dreinzuhauen. Es dauert lang,<br />
ehe <strong>die</strong> Piraten sich ergeben. Einige <strong>sind</strong> tot, andere springen in das Meer, um<br />
sich zu retten. Man zieht sie wieder an das Land. An <strong>die</strong> fünfzig <strong>sind</strong> gefangen<br />
und werden, stark gefesselt, abgeführt.<br />
Im Kastell am großen Hafen werden sie zuerst eingesperrt. 'Heute hätte ich ein<br />
Recht, wieder aufzubrausen', denkt Cornelius, 'doch mein Heiland liebt das<br />
nicht.' Nicodemus und Johannes kommen, und Maria fordert ein paar Frauen<br />
auf, den Verwundeten zu helfen. Zwei Krieger <strong>sind</strong> gefallen, alle haben etwas<br />
abgekommen. Venitrius blutet im Gesicht, der Tribun am Arm und der Hauptmann<br />
muß stark hinken. Einige <strong>sind</strong> schwer verletzt.<br />
Maria hat es nie gelernt, nun wäscht und verbindet sie <strong>die</strong> Wunden. Da hört<br />
manches Stöhnen auf, mancher lächelt trotz der Schmerzen. "Einst sagte ich zu<br />
Simeon: 'Wenn ich dich nicht hätte!', jetzt: 'Liebe Mutter, wenn du nicht bei uns<br />
wärest!" "Und was hat Simeon gesagt, Cornelius?" fragt Maria. "Wenn man<br />
GOTT nicht hätte!"<br />
"Genau! Nie konnte ich so helfen, und auf einmal kann ich es. Ist das nicht <strong>die</strong><br />
Hilfe unseres Herrn?" Die Römer <strong>sind</strong> versorgt. Maria sagt: "Wenn es auch<br />
Räuber <strong>sind</strong>, wir müssen den Verwundeten helfen." "Wie soll ich denn das tun?<br />
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