Der Gefangene - Wo sind die Lügen dieser Welt?
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Vor dem Kreuze steht ein Kelch. Ach! 'Soll Ich den Kelch nicht trinken?' Gott<br />
trank ihn nicht erst auf der <strong>Welt</strong>, hat nicht erst hier das Kreuz zum Zeichen der<br />
versöhnenden Erlösertat gesetzt. Da ist eine Zeit, nicht auszumessen, ich spüre<br />
nur, wie sich Ewigkeiten aneinanderfügen, eines werden zu der ' ZEIT'! Es ist<br />
—" Maria kann nichts mehr erklären, es bleibt dem Seher Gottes vorbehalten,<br />
das Dokument der Schau zu deuten.<br />
Er spricht vom 'Lustrum Gottes', das der Heilige als hohes Sühneopfer vorgesehen<br />
hat, 6 als noch alle Kinder in Ihm ruhten. Und weiter, als dann <strong>die</strong> erste<br />
Tochter sich erhob und damit schon das Sühneopfer seine Gültigkeit besaß, auch<br />
wenn es für <strong>die</strong> erst noch werdende Materie zur letzten Phase wurde (Golgatha).<br />
Man lauscht ergriffen <strong>die</strong>sem Bild; jetzt versteht man wirklich erst das Opfer<br />
Jesu: Gethsemane und Golgatha.<br />
Aus des Römers Augen rinnen ein paar Tränen. 'Für mich', geht es ihm durchs<br />
Herz, 'ist's auch geschehen!' Die Ergriffenheit nimmt zu — das Bild, <strong>die</strong><br />
Deutung durch Johannes, <strong>die</strong> große Schau in das 'Geheimnis Gottes' (Eph.1,9)<br />
—‚ es dauert lang, bis sich <strong>die</strong> vier Menschen wieder fassen können.<br />
Die Nacht ist vorgerückt. "Nun bringe ich Maria heim." Cornelius steht als<br />
Erster auf. "<strong>Der</strong> Herr führe mich zurück. Vielleicht kann ich hier den letzten<br />
Frieden finden." Man versteht ihn gut, den einst stolzen Römer, der alles <strong>Welt</strong>liche<br />
in sich beseitigt hat. "Es bleibt sich gleich", sagt Johannes sanft, "wo wir<br />
irdisch unsere letzte Ruhe finden. Nichts von uns bleibt auf der <strong>Welt</strong> zurück. Du<br />
denkst daran, wie dir wohl so wonnig wäre, würde jemand deine Hände halten,<br />
sobald du <strong>die</strong>se <strong>Welt</strong> verläßt." Hm.<br />
Als sie aus der Türe treten, hockt davor ein Mann. <strong>Der</strong> Mond beleuchtet sein<br />
Gesicht. Er wollte wachen und ist eingeschlafen. <strong>Der</strong> jugendliche Räuber ist's, er<br />
hatte sich hierher geschleppt. Jetzt wacht er erschrocken auf. "Ich wollte …" Er<br />
hat <strong>die</strong> Angst vor dem Tribun nicht gänzlich überwunden. Kann man denn nicht<br />
von im denken, er hätte horchen wollen, um —<br />
Cornelius fragt: "Was machst du in der Nacht vor unserer Tür?" "Ich habe mir<br />
geschworen", erklingt es leise, "den Seher Gottes zu behüten. Man weiß nicht,<br />
wie <strong>die</strong> anderen —" Er traut manchem der Piraten nicht, auf dem Schiff hat er<br />
zuviel erlebt. "Das ist sehr lobenswert. Aber sieh, lieber junger Freund, wir<br />
stehn in Gottes Hand und unter Seinem Schutz. Du darfst später wachen, wenn<br />
du wieder auf den Beinen bist. Komm, ich bringe dich zurück." Behutsam hebt<br />
man den Verwundeten auf. — —<br />
Reisefertig. Die Galeere schaukelt leicht im Wind und weht das Banner des<br />
Tribuns. Auf des Mastes Spitze glänzt der goldene Helm. Das Gepäck, auch das<br />
wenige von Maria, wurde schon am Abend gut vertäut. Viele Leute <strong>sind</strong> versammelt.<br />
Die Legionäre, vom Hauptmann Cronias befehligt, leisten dem Tribun den<br />
Ehrengruß: <strong>die</strong> Schwerter klirren an <strong>die</strong> Schilde. Unter ihnen ist manch einer,<br />
der sich auch zum Herrn bekehren ließ.<br />
6<br />
"UR-Ewigkeit in Raum und Zeit" (Urwerk)<br />
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