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Der Gefangene - Wo sind die Lügen dieser Welt?

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Eiskalt <strong>die</strong> Stimme Kaiphas. "So? Da kennst du nicht mal das Gesetz des Mose,<br />

obwohl du manche Rolle herzuleiern weißt; <strong>die</strong> <strong>Wo</strong>rte, nicht den Sinn! O, ich<br />

wundere mich nicht, versetzt sich Juda selbst den Todesstoß — allerdings durch<br />

euch, <strong>die</strong> 'Mietlinge, <strong>die</strong> keine Hirten <strong>sind</strong>', wie der Heiland einmal sprach<br />

(Joh.10,12)."<br />

"Fort, Verräter!" Kaiphas hat seinen bösen Tag. Unablässig steht das Antlitz des<br />

Gekreuzigten vor ihm. Nicodemus ahnt, seine Tage <strong>sind</strong> gezählt, bleibt er in<br />

Jerusalem. Er geht hinaus. Zweie folgen ihm. Draußen fassen sie ihn an. "Du<br />

mußt fliehen, es <strong>sind</strong> Häscher aufgestellt. Geh zum Römer, der kann dich<br />

beschützen. Wir haben auch den Herrn erkannt, wollen aber bleiben, um notfalls<br />

weitere böse Taten, <strong>die</strong> bei uns geschehen, aufzudecken und zu unterbinden,<br />

soweit wir es vermögen."<br />

"Dank, liebe Brüder, der Herr beschütze euch!" Gerade kommen ein paar Legionäre.<br />

Nicodemus spricht sie an. "Es ist sehr wichtig, den Tribun zu sprechen.<br />

Bringt mich hin, ich suche seinen Schutz." "Das ist mal was Neues", lacht einer.<br />

"Von wem wirst du verfolgt?" "Ich darf's nicht sagen, bloß dem Tribun. Durch<br />

ihn, wenn nötig, wirst du es erfahren."<br />

Zwei Dunkle grinsen hinterher. "Erledigt; den brauchen wir nicht umzubringen.<br />

Sich Rom auszuliefern — na, da wird der Oberste sich freuen." Sie schleichen in<br />

den Tempelhof zurück. Kaiphas belohnt sie gut. Er atmet auf, wenn auch Nicodemus<br />

ihm entronnen ist. <strong>Der</strong> Querulant ist fort. Die Bürde bleibt. Ein Raunen<br />

um ihn her: 'O, gekreuzigt, dennoch auferstanden, weil ein GOTT nicht stirbt!<br />

Er verlangt von dir <strong>die</strong> Abrechnung!' Weh, wie kann man entfliehn? <strong>Der</strong> Wein<br />

betäubt; also her damit — —<br />

Und beim Tribun? "Kaiphas? Wenn ich den zu fassen kriege, der kann sich<br />

gratulieren! Ich bin nicht hart, Nicodemus, nur den —" Betrübtes Nicken. "Juda<br />

ist ihm ausgeliefert und — dem Untergang geweiht." Das denkt Cornelius auch,<br />

schweigt jedoch, er will das Herz des Ehrlichen nicht beschweren. "Was mache<br />

ich mit dir? Äußerlich muß ich Römer sein, innerlich — der Herr verzeihe<br />

meine Halbheit." "Es ist keine Halbheit", tröstet Nicodemus. "Als Römer kannst<br />

du Bessere bewahren. Weiß man, wie vielleicht der nächste Herrscher handeln<br />

wird?" Wie gut, daß es noch keinen Nero gibt.<br />

Plötzlich kommt Cornelius ein Gedanke. "Nicodemus, läßt du dich gefangen<br />

nehmen?" Ein Weilchen stutzt der Templer. "Dir vertraue ich, nächst dem<br />

Heiland mehr als einem meines Volkes." "So du einverstanden bist, laß dich auf<br />

eine Insel bringen? Da gibt's keine Mörder, des sei gewiß." Er verrät nicht, ihn<br />

Johannes beizugeben. Noch ist es zeitlich möglich.<br />

"Ein Eilberitt bringt dich gleich fort. Vielleicht sehen wir uns wieder; wenn<br />

nicht: sei dem HERRN befohlen, wie ich Ihm mich selber anbefehlen will." "Er<br />

behütet dich, Getreuer!" Ein Händedruck. Die Wachen treten ein, <strong>die</strong> Insgeheimen.<br />

<strong>Der</strong> Lauscher wegen, <strong>die</strong> leider immer lungern, heißt es laut und streng:<br />

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