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Präsentation zum Vortrag von Dr. Harald Eberhard

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Der Einfluss der<br />

Verwaltungsgerichtsbarkeitsreform auf<br />

die Gemeinden und Bürger<br />

KWG-Symposium „Verwaltungsreform –<br />

Verwaltungsgerichtsbarkeit“, 6. November 2013<br />

Univ.-Prof. <strong>Dr</strong>. <strong>Harald</strong> <strong>Eberhard</strong>


I. Die Gemeindeselbstverwaltung<br />

am Vorabend der Einführung der<br />

erstinstanzlichen<br />

Verwaltungsgerichtsbarkeit<br />

• Gemeinden als „dritte Ebene des<br />

Bundesstaates“<br />

• Gebietskörperschaft mit Recht auf<br />

Selbstverwaltung<br />

• Seit 2008: Fünftes Hauptstück des B-VG zur<br />

Selbstverwaltung (Art 115 bis 120c B-VG)<br />

• Strukturmerkmale:<br />

• Rechtspersönlichkeit<br />

• Weisungsfreiheit<br />

• Ortspolizeiliches Verordnungsrecht<br />

• Staatliches Aufsichtsrecht im eigenen Wirkungsbereich<br />

• Vorstellung an Aufsichtsbehörde<br />

• Weisungsbindung im übertragenen Wirkungsbereich<br />

SEITE 2


I. Die Gemeindeselbstverwaltung<br />

am Vorabend der Einführung der<br />

erstinstanzlichen<br />

Verwaltungsgerichtsbarkeit<br />

• Verwaltungsgerichtsbarkeitsreform 2014:<br />

• B-VG-Novelle BGBl I 2012/51<br />

• Einführung einer erstinstanzlichen<br />

Verwaltungsgerichtsbarkeit in Bund und Ländern<br />

• Ersetzung des administrativen Rechtsschutzes<br />

• Auswirkungen auf Gemeinden<br />

• Auswirkungen auf Bürgerinnen und Bürger<br />

• Zusammenwirken der Einflussstränge<br />

SEITE 3


II. Die zukünftige Verknüpfung <strong>von</strong><br />

Gemeindeverwaltung und<br />

staatlicher Verwaltung sowie<br />

Gerichtsbarkeit<br />

• Instanzenzüge und Devolutionszüge<br />

• Abschaffung der administrativen Instanzenzüge<br />

• Ausnahme für die Gemeindeselbstverwaltung<br />

• Art 118 Abs 4 B-VG NEU: „Die Gemeinde hat die<br />

Angelegenheiten des eigenen Wirkungsbereiches im<br />

Rahmen der Gesetze und Verordnungen des Bundes und<br />

des Landes in eigener Verantwortung frei <strong>von</strong> Weisungen<br />

und unter Ausschluss eines Rechtsmittels an<br />

Verwaltungsorgane außerhalb der Gemeinde zu besorgen.<br />

In den Angelegenheiten des eigenen<br />

Wirkungsbereiches besteht ein zweistufiger<br />

Instanzenzug; dieser kann gesetzlich<br />

ausgeschlossen werden. …“<br />

• Vergleich mit Diskussion in der nichtterritorialen<br />

Selbstverwaltung<br />

SEITE 4


II. Die zukünftige Verknüpfung <strong>von</strong><br />

Gemeindeverwaltung und<br />

staatlicher Verwaltung sowie<br />

Gerichtsbarkeit<br />

• Vorfassung 94/ME 23. GP (Entwurf<br />

Expertengruppe für Staats- und<br />

Verwaltungsreform 2007): Möglichkeit der<br />

Normierung eines Instanzenzuges für die Gemeinde<br />

UND sonstige Selbstverwaltung<br />

• Art 118 Abs 4 B-VG idF BGBl I 2012/51:<br />

Normierung eines Instanzenzuges nur im eigenen<br />

Wirkungsbereich der Gemeindeselbstverwaltung,<br />

aber Ausschlussmöglichkeit für Materiengesetzgeber<br />

• Konsequenzen für die Beschwerdeberechtigung<br />

vor den Verwaltungsgerichten erster Instanz<br />

• Bescheidbeschwerde und Säumnisbeschwerde<br />

• Rechtsschutzgedanke<br />

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II. Die zukünftige Verknüpfung <strong>von</strong><br />

Gemeindeverwaltung und<br />

staatlicher Verwaltung sowie<br />

Gerichtsbarkeit<br />

• Regelungstechnik der Länder:<br />

• Vollständige Abschaffung des Instanzenzuges (Tirol)<br />

• Abschaffung des Instanzenzuges ab 2015 mit „Optingin-Klausel“<br />

für Gemeinden (Salzburg)<br />

• Überwiegend: Beibehaltung des Status quo mit<br />

differenziertem Ausschluss des Instanzenzuges in<br />

bestimmten Angelegenheiten<br />

• Sonderfall Wien<br />

• Abschaffung der Berufungsbehörden mit<br />

Verwaltungsgerichtsbarkeits-Novelle 2012<br />

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II. Die zukünftige Verknüpfung <strong>von</strong><br />

Gemeindeverwaltung und<br />

staatlicher Verwaltung sowie<br />

Gerichtsbarkeit<br />

• Entfall der Vorstellung im eigenen<br />

Wirkungsbereich und „Abkoppelung“ im<br />

übertragenen Wirkungsbereich<br />

• Vorstellung als Mischkonstruktion <strong>von</strong> Aufsichts- und<br />

Rechtsmittel mit Kassationsmöglichkeit<br />

• Entfall <strong>von</strong> Art 119a Abs 5 B-VG<br />

• Auswirkung auf den Einfluss der staatlichen Verwaltung<br />

durch sonstiges Aufsichtsinstrumentarium<br />

• Stärkung der Gemeindeautonomie?<br />

• Stärkung des Weisungselements im übertragenen<br />

Wirkungsbereich?<br />

• Rolle der Entscheidungsbefugnis der Verwaltungsgerichte<br />

• Meritorische Entscheidung: Art 130 Abs 4 B-VG und § 28 Abs<br />

2 VwGVG<br />

• Möglichkeiten der Zurückverweisung: § 28 Abs 3 VwGVG<br />

• Ermessenskontrolle: § 28 Abs 4 VwGVG<br />

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II. Die zukünftige Verknüpfung <strong>von</strong><br />

Gemeindeverwaltung und<br />

staatlicher Verwaltung sowie<br />

Gerichtsbarkeit<br />

• Nahtstelle der Kontrolle zwischen den<br />

Staatsgewalten Verwaltung und<br />

Gerichtsbarkeit<br />

• zeitliche „Vorverlegung“<br />

• Gleichstellung <strong>von</strong> Selbstverwaltung und staatlicher<br />

Verwaltung<br />

• Rolle des Aufsichtsrechts<br />

• Entkoppelung <strong>von</strong> subjektiver<br />

Rechtsschutzkomponente<br />

• Rollenübergang zu Verwaltungsgerichten<br />

• Wahrung des Selbstverwaltungsstatus als Frage der<br />

Ausübung des Aufsichtsrechts<br />

SEITE 8


III. Einfluss auf die<br />

Gemeinden<br />

• Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden<br />

• verfassungsgesetzlich gewährleistetes Recht<br />

• Systemwechsel durch Übergang <strong>von</strong> Verwaltungs- zu<br />

gerichtlicher Kontrolle<br />

• Daher: Relevanz des gerichtlichen<br />

Verfahrensrechts<br />

• Mitdenken der grundrechtlichen und unionsrechtlichen<br />

Vorgaben für die Effektivität des Rechtsschutzes<br />

• Wegfall des verwaltungsinternen Korrektivs im Rahmen<br />

der Kontrolle<br />

• Erhöhung der juristischen Expertise va in<br />

verfahrensrechtlicher Hinsicht<br />

SEITE 9


III. Einfluss auf die<br />

Gemeinden<br />

• Integration der Gemeinden in ein<br />

homogenes gerichtliches<br />

Rechtsschutzsystem<br />

• Stellung der Gemeindebehörde als belangte Behörde<br />

vor dem Verwaltungsgericht (§§ 18, 36 VwGVG)<br />

• Parteirechte<br />

• Beschwerdevorentscheidung (§ 14 VwGVG)<br />

• Breites Handlungsspektrum<br />

• „Eigenreflexion“ (Storr) und „Selbstkontrolle“ (Pabel)<br />

• Substitut für Instanzenzug<br />

• Keine Eintrittsrechte oberster Organe in<br />

Angelegenheiten des eigenen Wirkungsbereiches (§ 19<br />

VwGVG)<br />

SEITE 10


III. Einfluss auf die<br />

Gemeinden<br />

• Revisionsrecht beim VwGH (Art 133 B-VG)<br />

und Beschwerderecht beim VfGH (Art 144 B-<br />

VG)<br />

• Ingerenzmöglichkeiten der Gemeinden<br />

• Größere Eigenverantwortlichkeit, weil<br />

demokratischer Zusammenhang zur staatlichen<br />

Verwaltung geringer<br />

SEITE 11


IV. Einfluss auf die<br />

Bürgerinnen und Bürger<br />

• Effektuierung des Rechtsschutzsystems<br />

durch die Unmittelbarkeit des<br />

gerichtlichen Rechtsschutzes<br />

• Element der Rechtsstaatsjudikatur des VfGH<br />

• Tribunalmäßigkeit des Rechtsschutzes<br />

• Art 6 EMRK, Art 47 GRC<br />

• Zeitliches Element: vorgeschaltete Instanzen<br />

• Verfahrensdauer<br />

• Inhaltliches Element: meritorische Entscheidung<br />

• Vorrang für Gericht<br />

• Verfahrensrechtliches Element:<br />

• Geänderte Formalanforderungen<br />

SEITE 12


IV. Einfluss auf die<br />

Bürgerinnen und Bürger<br />

• Deregulierung durch<br />

„Entkonstitutionalisierung“ des<br />

kommunalen Rechtsschutzsystems?<br />

• Möglichkeiten <strong>von</strong> differenzierenden Regelungen in den<br />

Materiengesetzen<br />

• Keine expliziten verfassungsrechtlichen Vorgaben für<br />

Ausschluss des Instanzenzuges<br />

• Komplexitätssteigerung für Rechtsschutzsuchende<br />

SEITE 13


V. Schlussbemerkung<br />

• Bedeutung der Verwaltungsgerichtsbarkeitsreform<br />

für gesamte Verwaltung<br />

• Gemeindeselbstverwaltung als<br />

„Sondermodell“<br />

• Anpassungsdruck?<br />

• Rückbesinnung auf Grundidee der<br />

Selbstverwaltung<br />

• Eigenverantwortlichkeit der Entscheidung und<br />

Wahrnehmung <strong>von</strong> Gestaltungsspielräumen, die durch<br />

demokratische Legitimation gerechtfertigt sind<br />

• Gerichtsförmigkeit des Rechtsschutzes und<br />

Gestaltungsspielräume sind vereinbar<br />

• Sicherung der Selbstverwaltungsposition vor<br />

Gerichtshöfen öffentlichen Rechts<br />

SEITE 14


Der Einfluss der<br />

Verwaltungsgerichtsbarkeitsreform auf<br />

die Gemeinden und Bürger<br />

Vielen Dank für Ihre<br />

Aufmerksamkeit!<br />

Univ.-Prof. <strong>Dr</strong>. <strong>Harald</strong> <strong>Eberhard</strong><br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Institut für Österreichisches und Europäisches<br />

Öffentliches Recht<br />

E-mail: harald.eberhard@wu.ac.at

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