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Heimkehr von 19 Milliarden - Griechenland-Net

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00376<br />

Ausgabe Nr. 376, Jahrgang 9<br />

3. April bis 9. April 2013<br />

Schulden bei der Steuer<br />

Drei <strong>von</strong> zehn Griechen haben Schulden<br />

bei der Steuer. Seit Anfang des Jahres<br />

konnten mehr als 1,3 Mrd. Euro an<br />

Steuergeldern nicht eingetrieben werden.<br />

Säumige Zahler sind 36.243 Unternehmen<br />

sowie 1,32 Millionen natürliche<br />

Personen. Letztere schulden vor allem<br />

Einkommens- und Immobiliensteuern<br />

sowie Sonderabgaben auf Immobilien.<br />

Deutlich im Rückstand sind die Behörden<br />

auch beim Eintreiben der Mehrwertsteuer.<br />

(GZeh)<br />

Betrug bei Rentenzahlung<br />

Durch die Auszahlung <strong>von</strong> Renten<br />

an Unberechtigte entsteht den Kassen<br />

pro Jahr ein Schaden <strong>von</strong> mindestens<br />

420 Mio. Euro. Das erklärte Arbeitsminister<br />

Jannis Vroutsis im Parlament. Demnach<br />

haben seit 2011 mindestens 51.551<br />

Personen unberechtigt Rentenzahlungen<br />

erhalten. In vielen Fällen hatten Hinterbliebene<br />

die Renten Verstorbener abkassiert.<br />

Auch bei der Auszahlung <strong>von</strong> Witwenrenten<br />

wurde häufig geschummelt.<br />

Sämtliche Daten sollen jetzt der Staatsanwaltschaft<br />

beim Höchstgericht übermittelt<br />

werden. (GZeh)<br />

Neandertaler in Messenien<br />

Knochen und einfache Werkzeuge,<br />

die offenbar <strong>von</strong> Neandertalern stammen,<br />

wurden in einer Höhle an der<br />

Küste Messeniens (Peloponnes) gefunden.<br />

Die Funde werden auf 100.000 bis<br />

39.000 Jahre zurückdatiert. Einer Theorie<br />

zufolge könnten sich die Neandertaler<br />

vor etwa 35.000 Jahren im heutigen<br />

<strong>Griechenland</strong> mit dem damals aus<br />

Afrika eingewanderten Homo sapiens<br />

vermischt haben. (GZeh)<br />

Unterschlagung auf Mykonos<br />

Der amtierende sowie der ehemalige<br />

Bürgermeister der Jet-Set-Insel Mykonos<br />

sowie sechs weitere Personen sollen<br />

der Gemeinde mindestens zwei<br />

Millionen Euro unterschlagen haben.<br />

Der letztlich entstandene Gesamtschaden<br />

wird nach den Erkenntnissen<br />

der Staatsanwaltschaft sogar auf etwa<br />

10 Millionen Euro veranschlagt. Angeklagt<br />

sind u. a. auch drei Angestellte<br />

der Kommune. (GZeh)<br />

<strong>Heimkehr</strong> <strong>von</strong> <strong>19</strong> <strong>Milliarden</strong><br />

In <strong>Griechenland</strong> werden die Einlagen<br />

der Sparer nicht angetastet. Der Gouverneur<br />

der Bank <strong>von</strong> <strong>Griechenland</strong> (Zentralbank),<br />

Jorgos Provopoulos, schloss<br />

dieses Szenario in einem Interview mit<br />

dem staatlichen Fernsehsender NET<br />

kategorisch aus. Es werde auf keinen<br />

Fall zu einem „Haircut“ kommen, wie<br />

er derzeit auf Zypern über die Bühne<br />

gehe. Die Finanzkrise auf der Großinsel<br />

im Mittelmehr habe auf die Wirtschaftsleistung<br />

<strong>Griechenland</strong>s zwar Auswirkungen,<br />

doch die seien zu verkraften.<br />

Der Bankexperte bezifferte das Minus<br />

für das griechische Bruttoinlandsprodukt<br />

auf 0,35 Prozentpunkte (s. dazu S. 4).<br />

Für das laufende Jahr erwartet der Zentralbankchef<br />

eine Rezession <strong>von</strong> knapp<br />

4,5 Prozent. Indirekt mit der wirtschaftlichen<br />

Lage auf Zypern dürfte auch der<br />

Zufluss <strong>von</strong> etwa 2 Mrd. Euro im März<br />

auf Konten griechischer Banken zusammenhängen.<br />

Provopoulos gab an, dass<br />

seit der Regierungsbildung im Juni 2012<br />

zirka <strong>19</strong> Mrd. Euro in das griechische Bankensystem<br />

zurückgekehrt seien. Gleichzeitig<br />

vertrat er die Ansicht, dass die<br />

Gefahr eines Euro-Austritts für <strong>Griechenland</strong><br />

noch nicht völlig gebannt sei. (GZas)<br />

Greenpeace in der Ägäis<br />

gegen Überfischung<br />

Das Greenpeace-Schiff „Arctic Sunrise“<br />

hält sich seit Donnerstag in den<br />

Gewässern der Kykladen-Inseln auf.<br />

Das Team propagiert eine nachhaltige<br />

Fischerei und will auf das Problem<br />

der Überfischung aufmerksam<br />

machen. Hintergrund ist die Arbeit<br />

an einer EU-Reform über die gemeinsame<br />

europäische Fischereipolitik.<br />

Greenpeace rief in <strong>Griechenland</strong> u. a.<br />

dazu auf, in den nördlichen Kykladen<br />

eine Meeresschutzregion einzurichten.<br />

Die Arctic Sunrise läuft zwischen<br />

März und Juni neben <strong>Griechenland</strong><br />

auch Häfen in Rumänien, Bulgarien,<br />

Kroatien, Slowenien, Italien, Spanien,<br />

Frankreich und England an. Nachdem<br />

das Schiff bereits Andros und Paros<br />

besuchte, wird es am heutigen Mittwoch<br />

in Tinos erwartet. Von Samstag<br />

bis Montag ist es in Piräus. (GZeh)<br />

Santorin ist die beliebteste Reiseinsel in Europa<br />

Die „Kykladenschönheit“ Santorin ist die beliebteste Reiseninsel Europas; drei weitere<br />

griechische Inseln landeten ebenfalls unter den Top 10. Zu diesem Ergebnis kommt die<br />

Umfrage eines großen Reiseportals. <strong>Griechenland</strong> erwartet unterdessen in diesem Jahr<br />

deutlich mehr Touristen als 2012. Rund 17 Millionen Menschen wollen heuer ihre Ferien in<br />

Hellas verbringen. (Siehe dazu auch Seite 6) (Foto: GZjh)<br />

<strong>Griechenland</strong> ist drittärmstes<br />

Land in der EU der 27<br />

<strong>Griechenland</strong> ist das drittärmste Land<br />

in der Europäischen Union. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt eine Studie des Instituts<br />

der deutschen Wirtschaft Köln<br />

über den europäischen Armutsvergleich.<br />

Noch ärmer als Hellas sind<br />

unter den 27 Ländern Bulgarien und<br />

Rumänien. Deutschland erreicht Platz<br />

sieben. Besser stehen Dänemark,<br />

Schweden, Finnland, Luxemburg, die<br />

Niederlande und Österreich da. Um<br />

ein möglichst genaues Bild zu zeichnen,<br />

beruft sich die Studie auf vier<br />

unterschiedliche Indikatoren. Dazu<br />

gehört, wer über weniger als 60 Prozent<br />

des mittleren Einkommens verfügt,<br />

die Selbsteinschätzung über die<br />

persönliche Armut, der Lebensstandard<br />

und die finanzielle Anpassung,<br />

d. h., wie gut Haushalte mit ihrem<br />

Einkommen zurechtkommen. (GZeh)<br />

Muslimisches Gebet in<br />

Thessaloniki nach 90 Jahren<br />

Nach knapp 90 Jahren fungierte<br />

am Samstag die historische „Neue<br />

Moschee“ (Geni Tzami) in Thessaloniki<br />

wieder als muslimischer Gebetsraum.<br />

Daran nahmen etwa 30 Schüler<br />

und deren Lehrer aus der Gegend <strong>von</strong><br />

Komotini teil. Anwesend war auch der<br />

Bürgermeister <strong>von</strong> Thessaloniki Jannis<br />

Boutaris. Das Stadtoberhaupt stellte<br />

fest, dass das Gebäude, das <strong>von</strong> <strong>19</strong>25<br />

bis <strong>19</strong>63 als archäologisches Museum<br />

diente, nicht zu einer Moschee<br />

zurückgebaut werde. Per Genehmigung<br />

des Außenministeriums sei es<br />

jedoch möglich, dass hier einige Tage<br />

im Jahr islamische Gottesdienste stattfinden<br />

könnten. Boutaris verspricht<br />

sich dadurch nicht zuletzt mehr Besucher<br />

für seine Stadt. Die Geni Tsami<br />

wurde <strong>19</strong>02 für islamisierte Juden<br />

Thessalonikis eingeweiht. (GZeh)


Mittwoch, 3. April 2013<br />

P O L I T I K<br />

2<br />

K OMMENTAR<br />

Die Rückkehr der Troika<br />

Die Vertreter der Troika kehren diese Woche<br />

nach Athen zurück, um die erste Inspektion<br />

des neuen Rettungspakets für <strong>Griechenland</strong><br />

zum Abschluss zu bringen.<br />

Dieser Besuch müsste eigentlich ohne Kontroverse<br />

verlaufen. Die Regierung hatte bis<br />

Ende März relativ leichte Hausaufgaben<br />

zu erledigen. Dazu gehörte beispielsweise,<br />

27.000 Beamte anderswo zu beschäftigen<br />

oder eine Entscheidung zu treffen, wie viele<br />

da<strong>von</strong> bis Ende 2014 entlassen werden sollen.<br />

Eine andere Aufgabe war es, die bereits mit<br />

50 Mrd. Euro dotierte Rekapitalisierung der<br />

Banken auf den Weg zu bringen. Alles Dinge,<br />

die bereits im vergangenen November und<br />

Dezember beschlossen worden sind.<br />

Nur, dass in <strong>Griechenland</strong> leider nichts so<br />

einfach ist. Kaum stand sie auf den Beinen,<br />

fing die Regierung Samaras an, Zeit zu vergeuden.<br />

Sie tut sich nicht nur mit den bereits<br />

vereinbarten Maßnahmen schwer. Sie schafft<br />

sich auch ohne Zutun der Troika selbst Probleme.<br />

Stichwort: Immobiliensteuer. Premierminister<br />

Antonis Samaras versprach, diese<br />

unpopuläre, über Stromrechnungen erhobene<br />

Steuer abzuschaffen – ein völlig unsinniges<br />

Versprechen, solange die Regierung keine<br />

Alternative hat, um ihre steuerlichen Vorgaben<br />

zu erfüllen. Jetzt sucht man nach einem<br />

Weg, dieses Versprechen fallen zu lassen,<br />

ohne das Gesicht zu verlieren.<br />

Wenn sich die Regierung so schwer tut, relativ<br />

leichte Aufgaben zu erfüllen, wird einem<br />

richtig mulmig, wenn man über den darauf<br />

folgenden Besuch der Troika nachdenkt, der<br />

im August auf dem Programm steht. Dann<br />

geht es nämlich richtig zur Sache: Die großen<br />

Privatisierungen müssen bis zu diesem<br />

Zeitpunkt über die Bühne gegangen sein, der<br />

Haushaltsplan für 2013 muss erkennbar und<br />

nachweisbar in eine positive Richtung weisen<br />

und die Rekapitalisierung der Banken muss<br />

abgeschlossen sein. Und die Troika, soviel<br />

deutet sich an, wird relativ unnachgiebig<br />

sein. Es wird eng um die Regierung.<br />

Dimos Chatzichristou<br />

Γκρίχενλαντ Τσάιτουνγκ HellasProducts E.Π.E.<br />

017597<br />

Gründer – Ιδρυτές<br />

Robert Stadler, Jan Hübel<br />

Eigentümer – Ιδιοκτήτης<br />

HellasProducts GmbH – ΕλλάςΠρόντακτς ΕΠΕ<br />

Herausgeber – Εκδότες, Chefredaktion – Αρχισυνταξία<br />

Robert Stadler, Jan Hübel<br />

Mitarbeiter – Συνεργάτες<br />

Waltraud Alberti, Gerhard Blümlein, Klaus Bötig, Dimos Chatzichristou,<br />

Jeanette Choisi, Karin Delle Karth, Andrea Dimitriadis, Konrad Dittrich,<br />

Hubert Eichheim, Hans Eideneier, Daniel Funk, Gerd Höhler, Elisa Hübel,<br />

Heinz Gstrein, Corinna Jessen, Andreas Krause, Eva Lang, Michaela Prinzinger,<br />

Heinz Richter, Eberhard Rondholz, Natalia Sakkatou, Melanie Schümer,<br />

Waltraud Sperlich, Ursula Spindler-Niros, Andreas Stergiou, Eleni Torossi,<br />

Vivi Tsoubou.<br />

Adresse – Διεύθυνση<br />

• Büros: <strong>Griechenland</strong> Zeitung, HellasProducts EPE<br />

Geraniou 41, 104 31 Athen<br />

Tel.: 210 6560989, Fax: 210 6561167<br />

E-Mail: info@hellasproducts.com<br />

Internet: www.griechenland.net<br />

• Postadresse: K.K. ATHINAS 49, Koumoundourou 29,<br />

10029 ATHINA, P.O.Box: 34029<br />

Fotos – Φωτογραφίες: Εurokinissi (ek)<br />

Druck – Εκτύπωση: Helios–Press<br />

Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotomaterial übernehmen wir keine Haftung.<br />

Seemännerstreik und Protest-Potpourri<br />

Troika-Inspektoren nehmen erneut<br />

Reformprogramm unter die Lupe<br />

Die „Troika“ aus EU-Kommission, Internationalem<br />

Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank<br />

(EZB) kommt voraussichtlich noch am heutigen<br />

Mittwoch wieder nach Athen. Der konservative<br />

Ministerpräsident Antonis Samaras berät sich im<br />

Vorfeld intensiv mit den Koalitionspartnern, der<br />

sozialistischen PASOK und der Demokratischen<br />

Linken (DIMAR), sowie mit Ministern und Finanzexperten.<br />

Die Verhandlungen mit der Troika will<br />

die Regierung spätestens bis zum 12. April abgeschlossen<br />

haben. Dann wird die Eurogruppe in<br />

Irland tagen. Auf dem Spiel stehen für Athen zwei<br />

separate Kreditraten in Höhe <strong>von</strong> 2,8 Mrd. Euro<br />

für den März und eine weitere in Höhe <strong>von</strong> 6 Mrd.<br />

Euro für das erste Quartal des laufenden Jahres. Mit<br />

der Troika steht u. a. die Immobilien-Sondersteuer,<br />

die auch in diesem Jahr erhoben werden soll, zur<br />

Debatte. Probleme weist die Regierungsarbeit auch<br />

bei der Eintreibung <strong>von</strong> Steuern auf; Verzögerungen<br />

gibt es weiterhin auch beim zugesagten Abbau des<br />

Staatsapparates.<br />

Eine positive Nachricht gab es unterdessen aus<br />

Deutschland. Auf eine Kleine Anfrage der Partei „die<br />

Linke“ hinsichtlich der Haushaltskonsolidierung in<br />

<strong>Griechenland</strong> sprach die Bundesregierung <strong>von</strong> einer<br />

„erfolgreichen Entwicklungen“ in Hellas. Das Primärdefizit<br />

in <strong>Griechenland</strong> werde <strong>von</strong> -4,9 Prozent<br />

der Wirtschaftsleistung im Jahr 2010 auf voraussichtlich<br />

-1,5 Prozent reduziert werden. Außerdem hieß<br />

es, dass Athen „die gestundeten Zinsen im Zeitraum<br />

<strong>von</strong> 2024 bis 2040 zurückzahlen“ werde. Bis zum Jahr<br />

2040 handle es sich um Zinszahlungen in Höhe <strong>von</strong><br />

rund 36 <strong>Milliarden</strong> Euro. (GZeh)<br />

Stellvertretender Parlamentspräsident<br />

Thanassis Nakos verstorben<br />

Der zweite stellvertretende Parlamentspräsident Thanassis<br />

Nakos (ND) ist am Donnerstag nach einer<br />

Bypassoperation in einem Athener Privatkrankenhaus<br />

im Alter <strong>von</strong> 63 Jahren verstorben. Dort lag er bereits<br />

seit mehreren Wochen auf der Intensivstation. Zahlreiche<br />

Politiker bekundeten der Familie ihr Beileid.<br />

Ministerpräsident Antonis Samaras sprach <strong>von</strong> einem<br />

„lieben Freund und einem wertvollen Kollegen“. Der<br />

Vorsitzende der größten Oppositionspartei SYRIZA,<br />

Alexis Tsipras, sprach <strong>von</strong> einem „erfahrenen Politiker“,<br />

der das Vertrauern seiner Mitbürger und die<br />

Wertschätzung aller Parteien gewonnen habe. Thanassis<br />

Nakos ist <strong>19</strong>50 im mittelgriechischen Volos zur<br />

Welt gekommen. Seit <strong>19</strong>93 wurde er mit der konservativen<br />

Nea Dimokratia im Wahlkreis Magnisia ins<br />

Parlament gewählt. Er war verheiratet und hatte zwei<br />

Kinder. Seine Funktion im Parlament übernimmt die<br />

ND-Parlamentarierin Zeta Makri. (GZeh)<br />

Am heutigen Mittwoch führen die Seemänner einen<br />

24-stündigen Warnstreik durch; die Schiffe bleiben<br />

in den Häfen. Mit dieser Aktion wollen sie eine<br />

geplante Gesetzesnovelle des Ministeriums für Handelsschifffahrt<br />

und Ägäis verhindern. Die Seemänner<br />

befürchten u. a., dass damit ihre Rahmentarifverträge<br />

nivelliert werden. Der Generalsekretär der Seemannsgewerkschaft<br />

PNO, Jannis Chalas, stellte fest, dass<br />

gegenwärtig etwa 12.000 Berufskollegen arbeitslos<br />

seien. Viele <strong>von</strong> ihnen hätten keine weitere Unterstützung<br />

als die Armenausspeisungen der Kirche.<br />

Darüber hinaus beginnen am heutigen Mittwoch<br />

auch die Eisenbahner mit Aktionen. Bis zum Freitag<br />

legen sie jeweils ab 16 Uhr die Arbeit nieder. Betroffen<br />

da<strong>von</strong> sind die Griechische Bahn OSE sowie die<br />

S-Bahn in Athen (Proastiakos). Die Arbeitnehmer verlangen<br />

die Unterzeichnung eines Rahmentarifvertrages.<br />

Zu mehreren Protesten unterschiedlicher Art kam<br />

es bereits in den vergangenen Tagen in zahlreichen<br />

Landesteilen. Am Sonntag haben die beiden größten<br />

Gewerkschaften des Landes, ADEDY (Öffentlicher<br />

Dienst) und GSEE (Privatwirtschaft), vor dem Athener<br />

Parlament eine Kundgebung gegen die Spar- und<br />

Reformpolitik durchgeführt. Bei anderen Kundgebungen<br />

wiederum forderten am Samstag in der Hauptstadt,<br />

aber auch in Thessaloniki, Ioannina und auf Kreta,<br />

einige Tausend Bürger die Vergabe der griechischen<br />

Staatsbürgerschaft an Kinder <strong>von</strong> Ausländern, die hier<br />

geboren und aufgewachsen sind. Ebenfalls am Samstag<br />

haben Bewohner der Halbinsel Chalkidiki in Nordgriechenland<br />

gegen den Bergbau in ihrer Region protestiert.<br />

Sie sehen dadurch die Umwelt gefährdet. (GZeh)<br />

Medienzaren kamen wegen<br />

Schulden in U-Haft<br />

Der bekannte griechische Verleger und Medienbesitzer<br />

Jorgos Kouris wurde am Mittwoch zusammen mit seinem<br />

Sohn Andreas in Untersuchungshaft genommen.<br />

Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, dass der einst zu<br />

ihrem Einflussbereich zählende Fernsehsender „Alter“<br />

den Kassen der Sozialversicherung 1,5 Mio. Euro schuldet.<br />

Diese Summe bezieht sich auf ausstehende Zahlungen<br />

seit dem 30. September 2011; „Alter“ ist inzwischen<br />

nicht mehr auf Sendung. In Untersuchungshaft mussten<br />

wegen der gleichen Vorwürfe auch zwei weitere<br />

ehemalige Vorstandsmitglieder des Unternehmens.<br />

Vor zwei Wochen hatte die Staatsanwaltschaft zudem<br />

gegen Andreas Kouris eine weitere Strafverfolgung<br />

wegen Ausstellung gefälschter Rechnungen sowie <strong>von</strong><br />

Scheinrechnungen eingeleitet. (GZeh)<br />

300.000 Privatangestellte<br />

verlieren ihre „Ehe-Zulage“<br />

Die Zahlung einer Ehezulage für Angestellte in der<br />

Privatwirtschaft soll bald abgeschafft werden. Die Implementierung<br />

der neuen Regelung, die für den 1. April<br />

vorgesehen war, musste nach Gewerkschaftsprotesten<br />

auf den 15. Mai oder auch danach verschoben werden.<br />

Im Falle der Umsetzung heißt das, dass etwa 300.000<br />

Angestellte, die den griechischen Rahmentarifvertrag<br />

(EGSSE) unterzeichnet haben, mit einer Gehaltskürzung<br />

<strong>von</strong> etwa 10 % rechnen müssen. So erhielten<br />

verheiratete Angestellte mit dem Mindestlohn in Höhe<br />

<strong>von</strong> 586,08 Euro bisher eine Zulage in Höhe <strong>von</strong> 58,61<br />

Euro. Firmen, die keine Mitglieder <strong>von</strong> Arbeitgeberverbänden<br />

sind, hatten bereits seit dem 12. November 2012<br />

das Recht, die Ehezulage zu streichen. Wie die Tageszeitung<br />

„To Ethnos“ berichtet, sinken damit die Löhne der<br />

Angestellten auf das Niveau der <strong>19</strong>70er Jahre. Seit 2010<br />

ist das Monatseinkommen für Angestellte im Privatsektor<br />

um 30 % bis 40 % beschnitten worden. (GZeh)<br />

Bombenanschlag auf Reeder<br />

unterhalb der Akropolis<br />

Vor dem Haus des Reeders Nikos Tsakos gegenüber<br />

dem antiken Herodes Attikus-Theater unterhalb der<br />

Akropolis ist am Mittwochabend ein Sprengsatz detoniert.<br />

Es gab keine Verletzten. Durch die Druckwelle<br />

entstand lediglich Sachschaden. Vorangegangen war<br />

der Warnanruf eines Unbekannten bei der Tageszeitung<br />

„Eleftherotypia“. Tsakos ist seit 2008 Vorstandsmitglied<br />

der Bank of Cyprus. Im Jahr <strong>19</strong>93 hat er die<br />

Tsakos Energy Navigation Ltg gegründet. Seither ist<br />

er dort Präsident und Vorstandsvorsitzender. In seiner<br />

Karriere hat er mehrere Preise erhalten, darunter den<br />

„Award fort he Best Tanker operator in 2006“ auf der<br />

Lloyd’s List. (GZeh)


Exklusiv: Mehr Sicherheit<br />

für Ihr Vermögen<br />

Beratertag am 16. April 2013<br />

in Athen. Anmeldung erbeten.<br />

VERMÖGEN<br />

BRAUCHT PFLEGE –<br />

ERST RECHT IN KRISENZEITEN<br />

Besonders in Krisenzeiten ist es ratsam seinen<br />

Vermögensanlagen eine akribische Überprüfung<br />

zu verordnen. Aber nicht nur die Anlagestrategie<br />

lohnt einer genauen Betrachtung, Sie sollten<br />

sich auch Gedanken machen, ob Sie für Ihr Geld<br />

die größtmögliche Sicherheit gewählt haben.<br />

Dazu gehört auch eine krisenresistente Bankengruppe<br />

wie die Genossenschaftliche FinanzGruppe<br />

Volksbanken Raiffeisenbanken. Sie ist die einzige<br />

Bankengruppe, die in der Finanzkrise ohne<br />

staatliche Unterstützung auskam. Mit ihren<br />

Stützpunkten in Luxemburg, Deutschland,<br />

Schweiz und Singapur und einem bewährten,<br />

konservativen Geschäftsmodell steht die Gruppe<br />

für Stabilität und Solidität. Dies sind jedoch nur<br />

einige Stärken. Erfahren Sie mehr dazu und was<br />

wir noch für Ihre Sicherheit tun können.<br />

Bitte melden Sie sich an bei Dagmar Decker,<br />

telefonisch unter Nummer +352 44903 3920 oder<br />

per Mail an: dagmar.decker@dz-privatbank.com.


Mittwoch, 3. April 2013 4<br />

WP I R T S C H A F T<br />

Muss die griechische Wirtschaft wegen Zypern zittern?<br />

Relative Gelassenheit in den Unternehmeretagen<br />

Die Krise auf Zypern wirft auch<br />

auf die griechische Wirtschaft ihre<br />

Schatten. Die Volkswirte schätzen, dass<br />

es jetzt auf der Großinsel zu einer tiefen<br />

Rezession kommen wird, wie sie in<br />

den letzten Jahren <strong>von</strong> <strong>Griechenland</strong><br />

her bekannt ist. Man spricht <strong>von</strong> einer<br />

Reduzierung des zyprischen Bruttoinlandsprodukts<br />

(BIP) <strong>von</strong> 10 % bis 20 %.<br />

Von Dimos Chatzichristou<br />

Die Wirtschaften <strong>Griechenland</strong>s und<br />

Zyperns sind eng miteinander vernetzt.<br />

Diese Tatsache wirft die Frage auf, ob<br />

Zypern gewichtig genug sein könnte,<br />

die griechische Wirtschaft in eine noch<br />

tiefere Rezession zu stürzen als das bisher<br />

schon der Fall ist. Setzt Zypern den<br />

griechischen Hoffnungen ein Ende, im<br />

nächsten Jahr ein positives Wirtschaftswachstum<br />

zu verbuchen?<br />

Finanzminister Jannis Stournaras gab<br />

sich gelassen. Die Auswirkungen der<br />

zyprischen Krise auf die griechische<br />

Wirtschaft seien „gering und beherrschbar“,<br />

stellte er gegenüber Journalisten<br />

fest. Erste Informationen aus den Etagen<br />

griechischer Firmen scheinen ihm Recht<br />

zu geben. Die Aufsicht der Athener Aktienbörse<br />

forderte alle notierten Unternehmen<br />

auf, sofort Auskunft zu erteilen,<br />

wie viele Bankeinlagen sie auf Zypern<br />

unterhalten und wie wichtig Zypern für<br />

ihre Geschäfte ist.<br />

Der Schaden hält<br />

sich in Grenzen<br />

Nur sehr wenige griechische Firmen<br />

gaben an, mehr als 100.000 Euro<br />

Für Finanzminister Jannis Stournaras sind die Auswirkungen der Zypernkrise<br />

auf <strong>Griechenland</strong> „gering und beherrschbar“. (Foto: ek)<br />

auf einem zyprischen Bankkonto zu<br />

besitzen. Eine der exponiertesten Firmen<br />

ist die Spielwarenkette Jumbo,<br />

die Filialen auf der Großinsel betreibt<br />

und knapp über 50 Mio. Euro auf der<br />

Bank of Cyprus hält. Ein Drittel da<strong>von</strong><br />

dürfte Jumbo abschreiben müssen.<br />

Rund 30 % bis 40 % aller Einlagen bei<br />

der Bank of Cyprus, die über 100.000<br />

Euro hinausgehen, werden wohl zur<br />

Rettung der Bank herangezogen. Die<br />

Kontobesitzer erhalten im Gegenzug<br />

Aktien der Bank, deren Wert noch<br />

in den Sternen steht. (Kontoinhaber<br />

mit mehr als 100.000 Euro bei<br />

der abgewickelten Laiki Bank trifft<br />

es noch schlimmer; sie bekommen<br />

wahrscheinlich nur ein Fünftel ihres<br />

Geldes zurück).<br />

Jumbo wird diesen Verlust wohl überleben<br />

können. Die Aktie des Unternehmens<br />

auf der Athener Aktienbörse litt<br />

nicht überdurchschnittlich – ein Zeichen,<br />

dass die Investoren die Verluste<br />

der Firma für verkraftbar halten.<br />

Die Folgen<br />

einer tiefen Rezession<br />

Eine tiefe Rezession auf Zypern könnte<br />

auf der anderen Seite griechische Firmen<br />

schädigen, die Kunden dort haben. Die<br />

zyprische Wirtschaft ist aber so klein,<br />

dass sich auch solche Auswirkungen in<br />

Grenzen halten sollten. Die Tankstellen<br />

der griechischen, halbstaatlichen Raffinerie<br />

Hellenic Petroleum (Helpe) haben<br />

einen Marktanteil <strong>von</strong> rund 40 % auf<br />

Zypern. Das gesamte zyprische Geschäft<br />

macht aber einen verschwindend geringen<br />

Anteil am Umsatz der gesamten<br />

Gruppe aus, ließ Helpe die griechische<br />

Börsenaufsicht wissen. Jumbo bestreitet<br />

11 % seines Umsatzes auf Zypern, und die<br />

Firma geht da<strong>von</strong> aus, dass die Geschäfte<br />

dort im nächsten Quartal um lediglich<br />

ein Viertel zurückgehen werden. Fourlis,<br />

der Betreiber <strong>von</strong> IKEA-Märkten in <strong>Griechenland</strong><br />

und auf Zypern, gab ebenfalls<br />

an, dass der erwartete Umsatzrückgang<br />

auf Zypern keine wesentlichen Auswirkungen<br />

auf die Finanzen der Gruppe<br />

haben werde.<br />

Im Notfall Rückgriff<br />

auf <strong>Milliarden</strong>polster<br />

Komplizierter gestaltet sich die Lage bei<br />

den Banken. Die zyprischen Bankeinlagen<br />

und Anleihen im Besitz griechischer<br />

Banken halten sich zwar ebenfalls in<br />

Grenzen; sie sitzen aber auf Krediten<br />

zyprischer Kunden in <strong>Milliarden</strong>höhe.<br />

Wenn diese Kredite im Zuge einer<br />

Wirtschaftskrise ausfallen, drohen den<br />

griechischen Banken zusätzliche Finanzlöcher<br />

zu entstehen, zuzüglich zu denjenigen,<br />

die sie bereits aufweisen. Presseberichten<br />

zufolge sind die griechischen<br />

Banken gegenüber Zypern mit insgesamt<br />

16 Mrd. Euro exponiert. Die griechischen<br />

Banken werden bereits mit höchstens<br />

50 Mrd. Euro <strong>von</strong> Rettungskrediten der<br />

EU und des Internationalen Währungsfonds<br />

(IWF) rekapitalisiert. Dieser Betrag<br />

beinhaltet ein Polster <strong>von</strong> 10 Mrd. Euro<br />

für Notfälle. Dieser Notfall könnte jetzt<br />

eingetreten sein.<br />

Banken häufen<br />

weiter Verluste an<br />

<strong>Griechenland</strong>s größte Banken meldeten<br />

auch für das vergangene Jahr<br />

Verluste in <strong>Milliarden</strong>höhe. Bei der<br />

National Bank (NBG), dem größten<br />

Kreditinstitut, beliefen sie sich auf<br />

2,14 Mrd. Euro. Und das, obwohl ihre<br />

türkische Tochter Finansbank einen<br />

<strong>Net</strong>togewinn <strong>von</strong> über 600 Mio. Euro<br />

zum Gruppenergebnis beitrug. Bei<br />

Eurobank, der bislang zweitgrößten<br />

Bank, die in den kommenden Monaten<br />

<strong>von</strong> der NBG geschluckt wird, belief<br />

sich der Verlust auf 1,5 Mrd. Euro;<br />

513 Mio. Euro erreichte der Verlust bei<br />

der Piraeus Bank, die nach der geplanten<br />

Übernahme der Filialen der zyprischen<br />

Banken in <strong>Griechenland</strong> zum<br />

zweitgrößten Kreditinstitut des Landes<br />

aufsteigen wird. Alpha Bank schrieb<br />

ebenfalls rote Zahlen in Höhe <strong>von</strong><br />

1,09 Mrd. Euro. Die schlechten Ergebnisse<br />

der Banken gehen vor allem<br />

auf die Rückstellungen zur Abdeckung<br />

fauler Kredite zurück. Sie werden<br />

in den kommenden Wochen mit<br />

27,5 Mrd. Euro <strong>von</strong> den Rettungskrediten<br />

der Troika rekapitalisiert. (GZdc)<br />

Bankeinlagen stiegen<br />

im Februar weiter<br />

Als weiteres Zeichen einer zaghaften,<br />

schrittweise Normalisierung im Bankenwesen<br />

kann die Tatsache gewertet<br />

werden, dass die Einlagen <strong>von</strong> Haushalten<br />

und Firmen im Februar um rund<br />

3 Mrd. Euro auf knapp über 160 Mrd.<br />

Euro zunahmen. Nach Angaben der<br />

griechischen Zentralbank flossen damit<br />

seit den Wahlen im Juni 2012, die die<br />

politische Situation im Land stabilisierten,<br />

rund 17 Mrd. Euro in das Bankensystem<br />

zurück. Schätzungen der Zentralbank<br />

zufolge könnte im Lauf der<br />

nächsten 12 bis 18 Monaten ein ähnlich<br />

hoher Betrag zurückkehren. (GZdc)<br />

Franzosen übernehmen<br />

Zuckermonopol EBZ<br />

Die französische Genossenschaftsgruppe<br />

Cristal Union übernimmt das griechische<br />

Zuckermonopol EBZ (Griechische<br />

Zuckerindustrie). Die EBZ gehört zur<br />

Konkursmasse der untergegangenen<br />

Agrarbank ATEbank, deren gesunde<br />

Aktiva im vergangenen Jahr <strong>von</strong> der<br />

Piraeus Bank übernommen wurden. Die<br />

Franzosen kauften einen Anteil <strong>von</strong> 82 %<br />

an der EBZ. Die Staatsverwalter der<br />

ATEbank fanden auch einen Abnehmer<br />

für eine Tabakbeteiligung des bereits<br />

abgewickelten Kreditinstituts: die<br />

Genossenschaftsfirma SEKAP, deren<br />

Mehrheitspaket (50,4 %) an die russische<br />

Firma Donskoy Tabak übertragen<br />

wurde. Donskoy gehört dem russischen<br />

Tabak-Unternehmer Ivan Savvides, der<br />

bereits den Fußballclub PAOK Thessaloniki<br />

und das Traditionshotel „Makedonia<br />

Palace“, ebenfalls in Thessaloniki,<br />

gekauft hat. (GZdc)<br />

Strommonopol meldet<br />

nach Vergleich Gewinn<br />

Die staatliche Stromfirma DEI, die hierzulande<br />

fast 100 % des Einzelhandels<br />

der Elektrizität kontrolliert, meldete<br />

für 2012 einen schmalen Gewinn <strong>von</strong><br />

30,5 Mio. Euro, nach Verlusten <strong>von</strong><br />

fast 150 Mio. Euro im Jahr davor. Dieses<br />

positive Ergebnis hat sie allerdings<br />

ausschließlich einem Vergleich mit der<br />

ebenfalls staatlichen Erdgasfirma DEPA<br />

zu verdanken, der ihr <strong>Net</strong>toeinnahmen<br />

<strong>von</strong> rund 150 Mio. Euro einbrachte. Die<br />

DEPA ist DEIs größter Erdgaslieferant –<br />

die beiden Firmen lagen seit Jahren<br />

bezüglich gelieferter Mengen und Preise<br />

im Clinch. Wenn man die Einnahmen<br />

dieses Vergleichs ausklammert,<br />

schreibt DEI weiterhin rote Zahlen,<br />

hauptsächlich wegen höherer Steuern<br />

und Abgaben, die dem Unternehmen<br />

vom Staat auferlegt werden. (GZdc)<br />

Krise im Einzelhandel<br />

setzt sich im Januar fort<br />

Der Krisensturm im Einzelhandel hält<br />

mit unverminderter Stärke an. Nach<br />

vier Jahren sinkender Umsätze, die<br />

die Branche um ein Drittel schrumpfen<br />

ließen, ging das Absatzvolumen<br />

auch im Januar dieses Jahres stark<br />

zurück – um 16,4 % im Vergleich zum<br />

entsprechenden Vorjahresmonat. Die<br />

Krise erstreckt sich auf alle Branchen:<br />

die großen Supermärkte meldeten<br />

einen Rückgang <strong>von</strong> 15 %; bei den<br />

Tankstellen ging das Geschäft um<br />

<strong>19</strong> % zurück und bei Möbeln und Elektrowaren<br />

waren es 18 %. „Das neue<br />

Jahr hätte nicht schlimmer beginnen<br />

können“, sagte dazu der Vorsitzende<br />

des Einzelhandelsverbandes ESEE,<br />

Vassilis Korkidis. (GZdc)


A N O R A M A<br />

Mittwoch, 3. April 2013<br />

5<br />

P<br />

Schusswechsel nach Raubüberfall<br />

forderte ein Todesopfer<br />

in Richtung<br />

Korinth. Die<br />

Polizei nahm die<br />

Verfolgung auf<br />

und stellte die<br />

Täter zunächst<br />

bei Isthmia.<br />

Nach dem<br />

Schusswechsel<br />

konnten sie aber<br />

wieder entkommen<br />

und waren<br />

bis zum Redaktionsschluss<br />

weiter flüchtig.<br />

Das Fluchtauto,<br />

ein Geländewagen<br />

Spuren des Schusswechsels an einem Streifenwagen (Foto: ek)<br />

der Marke<br />

Subaru Forester,<br />

Bei einer Verfolgungsjagd mit anschließendem<br />

Schusswechsel kam am Freitagabend<br />

eine 25-jährige Frau zu Tode.<br />

Der Vorfall ereignete sich bei Isthmia an<br />

der Landenge <strong>von</strong> Korinth, und die Frau<br />

war mit ihrem Wagen auf der Gegenspur<br />

der Landstraße Isthmia-Epidauros<br />

unterwegs vom Arbeitsplatz nach<br />

Hause. Der tödliche Schuss durchdrang<br />

das Heck des Wagens, den Rücksitz und<br />

die Rückenlehne des Fahrersitzes. Die<br />

schwer verletzte Frau wurde ins Krankenhaus<br />

<strong>von</strong> Korinth gebracht, wo sie in<br />

den frühen Morgenstunden des Samstags<br />

ihrer Verletzung erlag. Sie wurde<br />

am Montag beigesetzt.<br />

Vorausgegangen war am Freitagabend<br />

ein Überfall auf eine Taverne im Ort<br />

Paläokoundoura, an der alten Nationalstraße<br />

Athen-Theben. Die vermutlich<br />

drei Täter nahmen die Tageseinnahmen<br />

und Wertgegenstände sowie<br />

Geld <strong>von</strong> einem Kunden und flohen<br />

mit dem Wagen des Tavernenwirts<br />

wurde am Sonntag in einer verlassenen<br />

Gegend bei Korinth gefunden.<br />

Durch einen Fingerabdruck in der<br />

Taverne konnte einer der Täter identifiziert<br />

werden. Es handelt sich um<br />

den 36-jährigen, aus Albanien stammenden<br />

Schwerverbrecher Marko<br />

Kola, der am 22. März mit zehn weiteren<br />

Insassen aus dem Gefängnis<br />

<strong>von</strong> Trikala in Thessalien ausgebrochen<br />

war (die GZ berichtete). Er war<br />

im Februar 2010 nach einem Schusswechsel<br />

in der Athener Randgemeinde<br />

Vyronas verhaftet worden. Auch<br />

damals war ein Bürger ums Leben<br />

gekommen, allerdings durch eine<br />

Polizeikugel. Am Montag wurde ein<br />

zweiter Täter durch einen Fingerabdruck<br />

im Fluchtwagen identifiziert.<br />

Es handelt sich ebenfalls um einen<br />

albanischen Staatsbürger namens<br />

Lita oder Drebata. Auch er war am<br />

22. März aus der JVA Trikala ausgebrochen.<br />

(GZak)<br />

Wasser wird<br />

etwas günstiger<br />

Die Athener Wasserwerke EYDAP<br />

haben Preissenkungen beschlossen, um<br />

die Haushalte und Gewerbebetriebe zu<br />

entlasten. Die Senkungen sollen besonders<br />

bei den kleinen Haushalten mit<br />

geringem Verbrauch greifen. Sie müssen<br />

noch <strong>von</strong> den zuständigen Ministerien<br />

gebilligt werden. Für Haushalte<br />

mit durchschnittlichem Verbrauch bis<br />

zehn Kubikmeter pro Monat soll die<br />

Wasserrechnung um 1,6 Prozent sinken,<br />

bei noch geringerem Verbrauch bis fünf<br />

Kubikmeter um 2,4 Prozent. Unternehmen<br />

sollen ein Prozent weniger zahlen,<br />

um ihnen wenigstens „ein wenig<br />

zu helfen“, wie es in der Ankündigung<br />

der EYDAP am Donnerstag hieß. Der<br />

Tarif für gemeinnützige Stiftungen wie<br />

Altersheime soll um 20 Prozent gesenkt<br />

werden. Auf den Inseln sollen die Preise<br />

um 21 Prozent zurückgehen. Auch die<br />

Kommunen und der Staat sollen weniger<br />

zahlen. Die Betriebsleitung stellte<br />

weitere Preissenkungen in Aussicht,<br />

sobald die hohen Schulden der Kommunen<br />

beglichen sind. (GZak)<br />

Griechische Schule auf<br />

türkischer Insel genehmigt<br />

Nach fast 50 Jahren wurde auf der türkischen<br />

Ägäisinsel Gökçeada (Imbros)<br />

wieder eine griechische Grundschule<br />

zugelassen. Die endgültige Genehmigung<br />

für die Wiederinbetriebnahme<br />

bestätigte am Donnerstag der türkische<br />

Bildungsminister Nabi Avcı. Im<br />

Prinzip hatte das Ministerium bereits<br />

vor über einem Jahr zugestimmt.<br />

Die Grundschule im Ort Agii Theodori<br />

(Zeytinliköy) war <strong>19</strong>64 geschlossen<br />

worden, wie alle griechischen Bildungseinrichtungen<br />

auf der damals<br />

noch mehrheitlich <strong>von</strong> Griechen<br />

bewohnten Insel. Die verbliebenen<br />

Mitglieder der griechischen Gemeinde<br />

sowie die Exilverbände hatten<br />

2011 den Antrag auf Wiederinbetriebnahme<br />

gestellt und das verfallene<br />

Schulhaus aufwändig renovieren<br />

lassen. Agii Theodori ist das letzte<br />

Dorf mit mehrheitlich griechischer<br />

Bevölkerung auf Imbros. Es ist der<br />

Herkunftsort des Ökumenischen<br />

Patriarchen <strong>von</strong> Konstantinopel,<br />

Bartholomäos I. (GZak)<br />

Ist griechischer Kaffee<br />

besonders gesund?<br />

Zu den Geheimnissen der Langlebigkeit<br />

vieler Griechen soll auch der<br />

bekannte „ellinikos“, der griechische<br />

Kaffee, zählen. Zu diesem Ergebnis<br />

kam ein Wissenschaftlerteam der<br />

Universität Athen nach einer Feldstudie<br />

auf der Insel Ikaria. Die Studie<br />

wurde im Fachblatt „Journal of<br />

Vascular Medicine“ veröffentlicht und<br />

am Samstag auf einem Kongress zur<br />

Herz- und Gefäßmedizin in Athen vorgestellt.<br />

Das Geheimnis liegt demnach<br />

in der besonders schonenden traditionellen<br />

Zubereitungsweise des Kaffees<br />

in <strong>Griechenland</strong>, aber auch auf dem<br />

übrigen Balkan und im Orient. Dabei<br />

wird das Kaffeepulver zusammen<br />

mit dem Wasser und gegebenenfalls<br />

Zucker in einem Spezialkännchen mit<br />

Rüsselkäfer befällt<br />

Palmen auf Chalkidiki<br />

Mindestens 100 Palmen sind innerhalb<br />

des letzten Jahres allein auf<br />

dem ersten „Finger“ der Halbinsel<br />

Chalkidiki dem Roten Palmenrüssler<br />

(Rhynchophorus ferrugineus)<br />

zum Opfer gefallen. Der Befall sei<br />

zu erwarten gewesen, so der Abteilungsleiter<br />

für Pflanzenschutz bei<br />

der örtlichen Bezirksverwaltung,<br />

Kostas Tertivanidis, gegenüber der<br />

halbamtlichen Athener Nachrichtenagentur<br />

AMNA. Allerdings sei<br />

das Ausmaß schlimmer als erwartet.<br />

Er rief die Bürger daher auf, jeden<br />

Verdachtsfall umgehend zu melden.<br />

Zugleich verteilte seine Behörde<br />

über die Trinkwasserrechnungen<br />

90.000 Informationsblätter in den<br />

Kommunen Kassandra, Nea Propontida<br />

und Sithonia. Insgesamt gibt es<br />

auf der Halbinsel ungefähr 30.000<br />

Palmen. Der aus Südostasien stemmende<br />

Schädling wird meistens über<br />

Importpalmen aus Ägypten eingeschleppt<br />

und stellt im gesamten Mittelmeerraum<br />

ein schwerwiegendes<br />

Problem für die Palmenbestände dar.<br />

Die Larven fressen die Wachstumskegel<br />

in den Kronen der Palmen <strong>von</strong><br />

innen her auf. Wenn die ersten Symptome<br />

äußerlich sichtbar werden, ist<br />

es meistens zu spät. (GZak)<br />

Halbmarathon im Schatten<br />

der Meteora-Felsen<br />

Am Sonntag, dem 7. April, laden<br />

die Städte Kalambaka und Trikala in<br />

Thessalien zu einem Halbmarathon<br />

vor der Kulisse der Meteora-Felsen<br />

ein. Der 6. Halbmarathon „Thanassis<br />

Stamopoulos“ beginnt in Kalambaka<br />

und endet nach 21,1 Kilometern<br />

bei Trikala. Ein weiteres Sechs-Kilometer-Rennen<br />

beginnt am zentralen<br />

Platz <strong>von</strong> Trikala. Zum ersten Mal<br />

wird auch ein Lauf für Kinder zwischen<br />

9 und 14 Jahren durchgeführt.<br />

Infos unter: www.stamhalfmarathon.<br />

org. (GZeh)<br />

breitem Boden und enger Öffnung,<br />

dem „briki“, langsam aufgekocht, am<br />

besten auf Holzkohleglut.<br />

Anscheinend enthalte der griechische<br />

Kaffee deshalb viele Polyphenole,<br />

starke Antioxidantien, die die Zellalterung<br />

verlangsamen und die Funktion<br />

des Endothels, der inneren Zellschicht<br />

der Gefäße, verbessern, so der<br />

Biochemiker und Mitautor der Studie,<br />

Thanassis Papavassiliou, gegenüber<br />

der Tageszeitung „Ta Nea“. Und<br />

die Kardiologin Christina Chryssochoou<br />

fügt hinzu: „Das Geheimnis<br />

liegt offenbar in der Kohleglut. Je<br />

langsamer der Kaffee kocht, desto<br />

mehr Antioxidantien enthält er. Und<br />

in einem maßvollen Konsum, also<br />

zwei Tässchen am Tag“. (GZak)<br />

Namenstage und Feste<br />

3.4. Nikitas; Joseph der Hymnenschreiber;<br />

4.4. Theodoulos; 5.4. Diodoros,<br />

Klaoudios; 6.4. Eftychios, Eftychia;<br />

7.4. 3. Fastensonntag; Kalliopios; Roufinos;<br />

8.4. Agavos; Asyngritos; Roufos;<br />

Kelestinos; 9.4. Rafail; Efpsychios;<br />

10.4. Epaminondas; Miltiadis; Periklis;<br />

Grigorios; 11.4. Antipas; 12.4. Achilleas;<br />

13.4. Martinos; Theodosios, Theodosia;<br />

14.4. 4. Fastensonntag; Aristarchos;<br />

15.4. Leonidas; 16.4. Galini; Agapi; Eirini<br />

und Chionia; 17.4. Adrianos; Makarios;<br />

18.4. Akakios; <strong>19</strong>.4. Asyngritos; Pafnoutios;<br />

20.4. Zakchaios.<br />

Das Wetter<br />

Viel Sonne,<br />

aber auch Regen<br />

In dieser Woche zeigt sich das Wetter<br />

in <strong>Griechenland</strong> wie es sich für den<br />

April gehört: frühlingshaft, mild, die<br />

Sonne wechselt sich mit Niederschlägen<br />

ab. Am heutigen Mittwoch wird es bei<br />

Höchstwerten zwischen 20° C (Athen)<br />

und 18° C (Thessaloniki) zunächst regnerisch<br />

– auf den Ionischen Inseln ist<br />

sogar mit Gewittern zu rechnen. Bereits<br />

ab Donnerstag kommt dann die Sonne<br />

wieder öfter zum Vorschein, und es<br />

bleibt – bis auf lokale Regenfälle im Norden<br />

– trocken. Ähnliche Bedingungen<br />

prognostiziert der Griechische Wetterdienst<br />

EMY auch für den Freitag, und<br />

der Samstag wird bei Höchstwerten <strong>von</strong><br />

bis zu 25° C fast schon sommerlich.<br />

Dieses Intermezzo wird ab Sonntag wieder<br />

<strong>von</strong> unbeständigen Verhältnissen<br />

abgelöst: In weiten Teilen des Landes<br />

bilden sich vermehrt Wolken und ausgehend<br />

vom Westen muss landesweit<br />

mit Regenfällen gerechnet werden. Auf<br />

Rhodos und Kreta bleibt es wahrscheinlich<br />

trocken bei Temperaturen um die<br />

25° C. Die Winde wehen zunächst aus<br />

unterschiedlichen Richtungen mäßig bis<br />

stark, ab dem Wochenende dann eher<br />

aus südöstlicher Richtung. (GZms)


A N O R A M A<br />

Mittwoch, 3. April 2013<br />

6<br />

P<br />

17 Millionen Urlauber<br />

aus dem Ausland<br />

Wahrsager auf<br />

Staatskosten befragt<br />

Einer oder mehrere Angestellte des<br />

Universitätskrankenhauses <strong>von</strong> Patras<br />

in Rio haben offenbar tausende Euro<br />

auf Kosten der Klinik vertelefoniert,<br />

um sich <strong>von</strong> „Medien“ die Karten<br />

legen zu lassen. Nachdem die Telefonrechnungen<br />

des Krankenhauses<br />

plötzlich <strong>von</strong> 7.000 bis 10.000 Euro auf<br />

50.000 Euro im einen und auf 17.000<br />

im nächsten Monat kletterten, ordnete<br />

die Klinikleitung eine Untersuchung<br />

an. Wie sich herausstellte, gingen die<br />

Mehrkosten auf Anrufe bei Wahrsagern<br />

zurück. Das Internetportal thebest.gr.,<br />

das den Fall am Freitag veröffentlichte,<br />

berichtet, dass der oder die<br />

Anrufer nach der ersten Prophezeiung<br />

wieder anriefen, um sich die vorausgesagte<br />

Zukunft <strong>von</strong> einem weiteren<br />

„Medium“ bestätigen zu lassen. Insgesamt<br />

sollen die Anrufe in zwei Monaten<br />

360 Stunden gedauert haben. Der<br />

Fall habe sich bereits im letzten April<br />

ereignet, so das Portal unter Berufung<br />

auf den Leiter der zuständigen 6. Regionalgesundheitsverwaltung,<br />

Panajotis<br />

Katsivelis. Sollten der oder die um<br />

ihre Zukunft bangenden Angestellten<br />

ermittelt werden, droht ihnen die Entlassung.<br />

(GZak)<br />

Der Hauptort der Insel Naxos: Sie landete bei der User-Befragung <strong>von</strong> Tripadvisor<br />

auf Platz vier der beliebtesten Ferieninseln in Europa. (Foto: ek/Archiv)<br />

In einer User-Umfrage des Reiseportals<br />

Tripadvisor erscheinen gleich vier<br />

griechische Inseln unter den Top 10 der<br />

beliebtesten Reiseinseln Europas. Auf<br />

Platz eins liegt die Vulkan-Insel Santorin.<br />

Auf dem zweiten Platz kommt<br />

auch schon eine weitere griechische<br />

Insel, nämlich Kefalonia. Naxos schafft<br />

es auf Platz vier und Zakynthos auf<br />

Platz sieben. Was die beliebtesten<br />

Inseln weltweit angeht, so liegt Santorin<br />

auf dem fünften Platz. Rang Eins<br />

hält hier die Karibikinsel Ambergris<br />

Caye vor der Küste <strong>von</strong> Belize.<br />

In <strong>Griechenland</strong> gibt es 87 bewohnte<br />

Inseln, die jedes Jahr vor allem<br />

im Sommer eine Vielzahl <strong>von</strong> Touristen<br />

anziehen. Der Tourismus gilt<br />

mit rund einem Fünftel der gesamten<br />

Wirtschaftsleistung als wichtigste<br />

Einnahmequelle des Landes.<br />

Im laufenden Jahr werden in <strong>Griechenland</strong><br />

17 Millionen Urlauber aus<br />

dem Ausland erwartet. Das sagte am<br />

letzten Mittwoch der Generalsekretär<br />

im Tourismusministerium Anastasios<br />

Liaskos auf der Jahreshauptversammlung<br />

des Verbandes der griechischen<br />

Tourismus- und Reiseagenturen<br />

HATTA. Die geschätzten Einnahmen<br />

bezifferte Liaskos auf rund 12 <strong>Milliarden</strong><br />

Euro. Die Buchungen lägen bereits<br />

jetzt um 15 bis 20 Prozent höher als im<br />

vergangenen Jahr. Entwicklungsminister<br />

Kostis Chatzidakis verwies seinerseits<br />

darauf, dass schon jetzt etwa<br />

20 Prozent des Bruttoinlandprodukts<br />

<strong>von</strong> der Tourismusbranche erwirtschaftet<br />

würden. Innerhalb der nächsten<br />

acht Jahre könnten im Tourismus<br />

220.000 neue Arbeitsplätze geschaffen<br />

werden.<br />

Der Präsident des deutschen Reiseverbandes<br />

(DRV) Jürgen Büchy<br />

betonte in seinem Beitrag, dass die<br />

griechischen Inseln und Strände<br />

zu den beliebtesten Reisezielen der<br />

Deutschen gehörten. Viele deutsche<br />

Reiseunternehmen hätten seit Anfang<br />

des Jahres prozentual bis zu zweistellige<br />

Wachstumsraten im <strong>Griechenland</strong>geschäft<br />

gemeldet. Zwischen<br />

dem 13. und dem 14. Juni wollen der<br />

HATTA und der DRV gemeinsam<br />

eine Veranstaltung in Berlin organisieren.<br />

(GZeh)<br />

Telematik-Systeme<br />

für Athener Busse<br />

Noch im April sollen die Installation<br />

und der Betrieb <strong>von</strong> 1.000 „intelligenten“<br />

Bushaltestellen für den Großraum<br />

Athen vergeben werden. Die endgültigen<br />

Angebote für das Telematik-System<br />

wurden am Montag eingereicht,<br />

meldete das Entwicklungsministerium.<br />

Der Zuschlag wird im Laufe des<br />

Monats vergeben. Die ausgewählte<br />

Firma wird die Gesamtplanung und<br />

den Finanzierungsrahmen vorlegen<br />

und anschließend die Installation (einschließlich<br />

Kontrollzentrale), den Service,<br />

die Wartung und das Management<br />

des integrierten Systems für<br />

zwölf Jahre im Auftrag der Bus- und<br />

Obusgesellschaft des Athener Verkehrsverbundes<br />

OASA übernehmen.<br />

Es handelt sich um ein Pilotprojekt<br />

für das Public-Private-Partnership<br />

in <strong>Griechenland</strong>. Die „intelligenten“<br />

Bushaltestellen werden die Fahrgäste<br />

über die Ankunftszeiten der Busse<br />

und mögliche Verspätungen informieren.<br />

Ein vergleichbares System gibt es<br />

seit längerem in Thessaloniki. (GZak)<br />

Erneut Schüsse in Exarchia<br />

Im Athener Innenstadtviertel Exarchia<br />

kam es am Sonntagabend gegen<br />

20 Uhr zu einem Schusswechsel zwischen<br />

Unbekannten. Dabei durchschlug<br />

eine Kugel die Windschutzscheibe<br />

eines geparkten Wagens. Wie<br />

durch ein Wunder wurde niemand<br />

verletzt, der Fahrer hatte sein Auto<br />

gerade verlassen. Der Vorfall ereignete<br />

sich in der Messolongiou-Straße, Ecke<br />

Andreou Metaxa, einer Gegend mit<br />

besonders vielen Cafés und Kneipen.<br />

In derselben Gegend war es bereits<br />

Ende Februar zu vergleichbaren Vorfällen<br />

gekommen, wobei ein Mann<br />

in den Fuß geschossen wurde. Die<br />

Weniger Mittel<br />

für Thessaloniki<br />

Die Stadt Thessaloniki wird künftig<br />

mit weniger Geld auskommen müssen.<br />

Der Grund ist der Rückgang der<br />

Zuschüsse aus dem Staatshaushalt –<br />

nicht nur wegen der Krise, sondern<br />

auch wegen der gesunkenen Einwohnerzahl,<br />

wie sie sich in der Volkszählung<br />

vom vergangenen Jahr niederschlägt.<br />

Demnach ging die Bevölkerung<br />

<strong>von</strong> Thessaloniki um 14 Prozent<br />

oder 45.000 Bürger zurück. Die neue<br />

Berechnung der Zuschüsse gilt ab<br />

dem 1. Juni. Wie der Bürgermeister<br />

der Stadt, Jannis Boutaris, auf der Sitzung<br />

der Stadtverordnetenversammlung<br />

am Donnerstag sagte, werde man<br />

nur noch die allernötigsten Ausgaben<br />

genehmigen können. Notfalls müsse<br />

man städtische Betriebe und Organisationen<br />

sogar ganz schließen. Auch<br />

die Sommerveranstaltungen und das<br />

Dimitria-Festival stünden auf dem<br />

Spiel. Insgesamt, so Boutaris, seien<br />

170 Kommunen in <strong>Griechenland</strong> <strong>von</strong><br />

der Pleite bedroht. (GZak)<br />

Wegen Wehrmachtsstiefel<br />

auf Fahne belangt<br />

Der bekannte Regisseur Dimitris Kollatos<br />

wird sich wegen der Schändung<br />

eines nationalen Symbols vor der Justiz<br />

verantworten müssen, weil er am<br />

Angestellte eines Cafés sagte damals<br />

der <strong>Griechenland</strong> Zeitung, dass es sich<br />

nach Einschätzung der Anwohner<br />

um Auseinandersetzungen zwischen<br />

albanischen und russischen Banden<br />

um die Kontrolle des Drogenhandels<br />

in Exarchia handle.<br />

Neben diesem Schusswechsel am<br />

Sonntag wurde außerdem am frühen<br />

Montagmorgen die Filiale der Eurobank<br />

in der Solonos-Straße, ebenfalls in<br />

Exarchia, überfallen. Die beiden Täter<br />

schossen zur Einschüchterung in die<br />

Luft und raubten eine bislang nicht<br />

genannte Summe Bargeld. Anschließend<br />

flüchteten sie. (GZak)<br />

Balkon seines Hauses eine griechische<br />

Fahne aufgehängt hatte, auf der die<br />

Akropolis, ein Wehrmachtsstiefel mit<br />

blutigem Abdruck und ein Hakenkreuz<br />

zu sehen sind. Der Vorfall<br />

ereignete sich am letzten Mittwoch<br />

gegen Mittag, und Kollatos’ Haus im<br />

Athener Viertel Kolonaki liegt nur<br />

wenige Meter <strong>von</strong> der deutschen Botschaft<br />

entfernt. Laut Internetportal<br />

newsnow.gr behauptet Kollatos, dass<br />

die Polizei <strong>von</strong> dort aus angerufen<br />

worden sei, zumindest sei ihm das<br />

gesagt worden. In jedem Fall erging<br />

eine staatsanwaltliche Order an den<br />

Regisseur, die Fahne abzuhängen. Als<br />

er sich weigerte, hängten die Polizisten<br />

sie ab und nahmen Kollatos mit<br />

auf die Wache. Er wurde am Donnerstag<br />

auf freien Fuß gesetzt. (GZak)<br />

Tag der Arbeit soll<br />

nachgefeiert werden<br />

Der 1. Mai fällt in diesem Jahr auf den<br />

7. des Monats – zumindest für den<br />

Einzelhandel. Das Entwicklungsministerium<br />

folgte einem Vorschlag des<br />

griechischen Handelsverbandes, die<br />

Läden am 1. Mai, dem Mittwoch der<br />

Karwoche, wegen des Ostergeschäfts<br />

offen zu lassen und den Angestellten<br />

stattdessen am Dienstag nach<br />

Ostern freizugeben. Den Beschluss<br />

muss noch das Arbeitsministerium<br />

gegenzeichnen. (GZak)


U L T U R<br />

Mittwoch, 3. April 2013<br />

7<br />

K<br />

Die Sammlung Kostakis<br />

im Lazaristen-Kloster<br />

Am Freitag wird im Lazaristen-Kloster<br />

in Thessaloniki eine Ausstellung<br />

mit Werken der russischen Avantgarde<br />

aus der weltbekannten Kostakis-Sammlung<br />

eröffnet. Anlass ist einerseits der<br />

100. Geburtstag <strong>von</strong> Georgios Kostakis,<br />

der die „verfemte“ Revolutionskunst<br />

während der Stalinära in Moskau sammelte;<br />

andererseits wird das Staatliche<br />

Museum für moderne Kunst selbst 15<br />

Jahre alt. Es soll demnächst mit dem<br />

Makedonischen Museum für moderne<br />

Kunst vereinigt werden, das ebenfalls<br />

in Thessaloniki seinen Sitz hat. Die Ausstellung<br />

dauert bis zum 29. Dezember.<br />

Die Kostakis-Sammlung bildet mit 1.275<br />

Werken der russischen Avantgardekunst<br />

aus dem frühen 20. Jahrhundert<br />

den Kernbestand des Museums. Sie<br />

kam <strong>19</strong>98 nach Thessaloniki und wurde<br />

2000 für knapp 14 <strong>Milliarden</strong> Drachmen<br />

(ungefähr 41 Millionen Euro) erworben,<br />

den höchsten Betrag, den der griechische<br />

Staat jemals in Kunstwerke investiert<br />

hat. Georgios Kostakis wurde <strong>19</strong>13<br />

als Sohn griechischer Eltern in Moskau<br />

geboren und arbeitete bis <strong>19</strong>39 als<br />

Chauffeur bei der dortigen griechischen<br />

Botschaft. Ab <strong>19</strong>46 begann er, russische<br />

Revolutionskunst zu sammeln. Seine<br />

Kollektion umfasste fast alle bedeutenden<br />

Vertreter dieser Richtung wie<br />

Marc Chagall, El Lissitzky, Alexander<br />

Rodtschenko, Wladimir Tatlin, Wassily<br />

Kandinsky, Ljubow Popowa und Kasimir<br />

Malewitsch. Als Kostakis <strong>19</strong>77 nach<br />

<strong>Griechenland</strong> zog, musste er die Hälfte<br />

der Sammlung zurücklassen. Sie stellt<br />

heute den Grundstock der Konstruktivisten-Abteilung<br />

der Tretjakow-Galerie.<br />

Kostakis starb <strong>19</strong>90 in Athen. (GZak)<br />

Festival des<br />

frankophonen Films<br />

Vom 4. bis zum 10. April dauert das<br />

14. Festival des frankophonen Kinos<br />

in Athen. Gezeigt werden mehr als 40<br />

Filme aus Ländern wie Frankreich, Belgien,<br />

der Schweiz, Kanada und den<br />

frankophonen Ländern Afrikas. Als<br />

Gäste werden unter anderem die Schauspielerin<br />

Carole Bouquet und der Regisseur<br />

Patrice Leconte erwartet. Präsident<br />

der diesjährigen Veranstaltung ist der<br />

Komponist Alexandre Desplat. Die Vorführungen<br />

finden im Kulturzentrum<br />

der Onassis-Stiftung (Syngrou 107-109),<br />

im Kino „Odeon Opera“ (Akadimias<br />

57), im Kino „Danaos“ (Kifissias 109,<br />

Ambelokipi) und im Institut Français<br />

(Sina 31, Kolonaki) statt. Vom 11. bis<br />

zum 17. April werden die Filme in Thessaloniki<br />

gezeigt. Mehr unter http://<br />

festivalfilmfrancophone.gr. (GZak)<br />

Mysteriöses Massengrab in Vergina entdeckt<br />

Ein Kammergrab <strong>von</strong> bislang unbekanntem Bautyp barg die Überreste. (Foto: yppo)<br />

In einem bereits in der Antike geplünderten<br />

Kammergrab eines Hochadeligen<br />

in der makedonischen Königsstadt<br />

Aigai (Vergina) entdeckten Archäologen<br />

einen makaberen Fund: Unter<br />

einer dicken Schicht Tonscherben lagen<br />

die Überreste <strong>von</strong> zwölf Erwachsenen<br />

sowie zahlreichen Kleinkindern und<br />

Babys gemeinsam mit den Skeletten <strong>von</strong><br />

15 Pferden und mehreren Hunden. Die<br />

Toten seien wie Müll in das leere Grab<br />

aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert<br />

geworfen worden. Die Scherbenschicht,<br />

mit der sie zugedeckt wurden, zeige,<br />

dass es sich um ein einmaliges Ereignis<br />

gehandelt habe und nicht um einen<br />

länger währenden Prozess. Eine Münze<br />

sowie die Scherben wiesen auf ein<br />

Datum im 2. Jahrhundert v. Chr. hin.<br />

Vor einer Untersuchung der Gebeine<br />

könne man nichts Genaueres sagen,<br />

betont Grabungsleiterin Angeliki Kottaridi<br />

vom XVII. Amt für prähistorische<br />

und klassische Altertümer, die den<br />

Fund unlängst auf einer Fachtagung zu<br />

den Ausgrabungen in Nordgriechenland<br />

präsentierte. Die Datierung ins<br />

2. Jahrhundert v. Chr. lege aber nahe,<br />

dass die ungewöhnliche Massenbestattung<br />

mit der Eroberung Makedoniens<br />

Stoa Poikile soll<br />

weiter freigelegt werden<br />

Der Archäologische Zentralrat gab<br />

kürzlich seine Zustimmung zur Enteignung<br />

und zum Abriss <strong>von</strong> zwei<br />

klassizistischen Alt-Athener Häusern<br />

durch die Amerikanische Schule für<br />

klassische Studien. Zweck der Abrisse<br />

an der Odos Adrianou, Ecke Agiou<br />

Filippou in Monastiraki ist die Erweiterung<br />

des Grabungsareals der antiken<br />

Agora, denn in dem Häusergeviert<br />

liegen die Fundamente der Stoa<br />

Poikile (Bunten Wandelhalle), die der<br />

stoischen Philosophie ihren Namen<br />

gab. Bereits vor ungefähr zehn Jahren<br />

waren dort ein mehrstöckiges<br />

Geschäftshaus aus den <strong>19</strong>60er Jahren<br />

und ein Flachbau mit Läden abgerissen<br />

worden.<br />

Zugleich setzt der Beschluss erneut<br />

die Frage auf die Tagesordnung, ob<br />

der Erhaltung historischer Bausubstanz<br />

oder archäologischen Grabungen<br />

Vorrang einzuräumen sei. Beide<br />

Gebäude, in denen Cafés betrieben<br />

werden, stehen seit <strong>19</strong>80 unter Denkmalschutz,<br />

und vor allem der Eckbau<br />

Agiou Filippou 20 gilt als wichtiges<br />

Beispiel der frühen Bebauung Athens<br />

im <strong>19</strong>. Jahrhundert. Zwar lässt der<br />

Zentralrat wissen, dass sie im Laufe<br />

der Zeit stark umgebaut wurden, aber<br />

das ist so lange kein Argument wie<br />

das Umweltministerium sie für schützenswert<br />

hält. Außerdem werden<br />

nur unter dem zweiten Altbau Agiou<br />

Filippou 14 Teile der Stoa vermutet.<br />

Unter dem Eckbau sollen lediglich<br />

das Areal unmittelbar vor der antiken<br />

Wandelhalle sowie ein Teil des Bettes<br />

des Flüsschens Eridanos liegen, das in<br />

dieser Gegend bereits in der Antike<br />

unterirdisch floss.<br />

Die Stoa Poikile wurde zwischen 475<br />

und 450 v. Chr. errichtet und bildete<br />

den nördlichen Abschluss der Agora.<br />

Sie hieß ursprünglich Stoa des Peisianax<br />

und erhielt ihren späteren Namen,<br />

nachdem sie kurz nach ihrer Errichtung<br />

<strong>von</strong> den Malern Mikon <strong>von</strong> Athen und<br />

Polygnotos <strong>von</strong> Thasos mit Fresken<br />

ausgemalt worden war. Besondere<br />

Berühmtheit erlangte sie als Geburtsstätte<br />

der nach ihr benannten stoischen<br />

Philosophie. In diesem Gebäude vermittelte<br />

der aus Zypern stammenden<br />

Philosoph Zenon <strong>von</strong> Kition um<br />

300 v. Chr. seine Lehre <strong>von</strong> der sittlichen<br />

Überlegenheit der emotionalen<br />

Selbstbeherrschung und absoluten,<br />

„stoischen“ Gelassenheit. (GZak)<br />

durch die Römer und der nachfolgenden<br />

Zerstörung <strong>von</strong> Aigai zusammenhängen<br />

könne. Das Kammergrab selbst<br />

sei vermutlich bei einem Einfall der<br />

keltischen Galater 296 v. Chr. geplündert<br />

worden.<br />

Neben diesem Grab wurden noch zwei<br />

weitere in unmittelbarer Nähe entdeckt.<br />

Eines gehört zum klassischen makedonischen<br />

Typus des Kastengrabes; es<br />

ist das dreizehnte dieser Art in Vergina<br />

und ausgezeichnet erhalten. Das<br />

Grab mit der Massenbestattung sowie<br />

das dritte Grab gehören aber zu einem<br />

unbekannten Bautyp mit zwei Säulen,<br />

die das Dach stützten, sowie Halbsäulen<br />

in den Wänden. Die Archäologen erhoffen<br />

sich nun weitere Aufschlüsse auf<br />

die Entwicklung der makedonischen<br />

Architektur.<br />

Trotz der Plünderung durch die Galater<br />

fand man in allen drei Gräbern Überbleibsel<br />

der ursprünglichen Bestattungen<br />

wie Goldplättchen mit dem „Stern<br />

<strong>von</strong> Vergina“. In dem Kastengrab wurden<br />

außerdem eine goldene Eichel, vermutlich<br />

<strong>von</strong> einem Kranz, sowie ein<br />

goldenes Kriegerrelief <strong>von</strong> einer Schildverzierung<br />

gefunden. Das Grab mit der<br />

späteren Massenbestattung barg die<br />

Reste eines bronzenen Schuppenpanzers.<br />

Abgesehen <strong>von</strong> diesen drei neuen<br />

Gräbern wurden Hinweise auf ein viertes<br />

großes Grabmonument gefunden,<br />

das aber vermutlich durch Steinräuber<br />

zerstört wurde. (GZak)<br />

Aus für historische<br />

Athener Buchhandlung<br />

„Estia“<br />

Nach 128 Jahren schloss am Samstag<br />

die historische Athener Verlagsbuchhandlung<br />

„Estia“ in der Solonos 60 für<br />

immer ihre Pforten. Die Buchhandlung<br />

wurde 1885 <strong>von</strong> dem aus Bukarest<br />

stammenden griechischen Journalisten<br />

und Lehrer Georgios Kasdonis in<br />

der Odos Stadiou 32 eröffnet, gemeinsam<br />

mit dem Verlag „Estia“. Sein Ziel<br />

war es, qualitätvolle und ästhetisch<br />

ansprechende Bücher zu günstigen<br />

Preisen zu verlegen und anzubieten.<br />

Zu den Autoren des Verlags zählten<br />

die bedeutendsten griechischen<br />

Dichter und Prosaschriftsteller jener<br />

Zeit. 1890 übernahm Kasdonis’ Neffe<br />

Ioannis Kollaros den Verlag. Dessen<br />

Schwiegersohn und Partner Konstantinos<br />

Sarantopoulos bezog ab <strong>19</strong>25 die<br />

besonders wichtige Literatengeneration<br />

der „30er Jahre“ in das Programm<br />

ein und gründete die erste Literaturzeitschrift<br />

des Landes, „Nea Estia“.<br />

<strong>19</strong>72 übernahm Sarantopoulos’ Tochter<br />

Maria Karaitidi den Verlag und ihr<br />

Mann Jannis Karaitidis die Buchhandlung,<br />

die vor 21 Jahren <strong>von</strong> der Stadiou<br />

in die Solonos umzog. Heute leitet die<br />

Tochter Eva das Unternehmen. Wie es<br />

hieß, ist der Verlag <strong>von</strong> der Schließung<br />

vorerst nicht betroffen. (GZak)


O U R I S M U S<br />

Mittwoch, 3. April 2013<br />

8<br />

T<br />

Die große Volkszählung <strong>von</strong> 2011<br />

brachte ans Licht, welche der<br />

325 „dimoi“ genannten, deutschen<br />

Landkreisen ähnlichen Verwaltungsbezirke<br />

<strong>Griechenland</strong>s am dünnsten<br />

besiedelt sind. Zwei der 25 Spitzenreiter<br />

in punkto Einsamkeit liegen auf<br />

der Peloponnes: die Demen Kalavryta<br />

und Gortynia, beide abseits der Küsten<br />

in den Bergen. Im Kreis Kalavryta,<br />

der zur Achaia mit der Hauptstadt<br />

Patras gehört, leben immerhin noch<br />

10,44 Einwohner auf dem Quadratkilometer.<br />

Der arkadische Kreis Gortynia<br />

bringt es gerade einmal auf<br />

9,62 Einw./km2. Zum Vergleich: In<br />

Deutschland drängen sich 229 Menschen<br />

auf 1x1 km, im gesamten <strong>Griechenland</strong><br />

immerhin noch 86.<br />

Von Klaus Bötig<br />

Fast überall in <strong>Griechenland</strong> leiden<br />

abgelegene Regionen seit Jahrzehnten<br />

unter der Landflucht. Daran ändern<br />

auch ein paar Rückkehrer nichts, die<br />

angesichts der Krise den Städten den<br />

Rücken kehren. Im Dimos Kalavryta<br />

schrumpfte die Bevölkerungszahl im<br />

ersten Jahrzehnt unseres Jahrtausends<br />

um 37 Prozent, im Dimos Gortynia gar<br />

um 45 Prozent. Auch Förderprogramme<br />

der EU, der Bau zahlreicher guter,<br />

traditioneller Hotels und Pensionen in<br />

etlichen Bergdörfern sowie die Attraktivität<br />

Kalavrytas als Wintersportort und<br />

des Lousios-Tals zwischen Dimitsana<br />

und dem antiken Gortys als Wandergebiet<br />

haben die Auszehrung bestenfalls<br />

ein wenig verlangsamt.<br />

Die Lockvögel: Kalavryta<br />

und das Lousios-Tal<br />

Erkundungen in den Demen Kalavryta und Dimitsana<br />

Wo die Peloponnes am einsamsten ist<br />

Die Kreisstadt Kalavryta ist kritischen<br />

Deutschen und Österreichern zumindest<br />

als Schauplatz eines der größten<br />

Wehrmachtverbrechen auf griechischem<br />

Boden bekannt. Auch die<br />

Griechen wissen natürlich darüber<br />

Bescheid. Sie kommen aber ganzjährig<br />

hauptsächlich ins 730 Meter hoch<br />

gelegene Städtchen, weil die Anreise<br />

mit der Zahnradbahn <strong>von</strong> der Küstensiedlung<br />

Diakopto her so atemberaubend<br />

schön ist, und im Winter,<br />

weil ganz in der Nähe am Chelmos<br />

auf bis über 2000 Meter Höhe eins<br />

der schneesichersten und am besten<br />

organisierten Wintersportgebiete<br />

<strong>Griechenland</strong>s liegt. An Winterwochenenden<br />

ist hier ohne Reservierung<br />

kaum ein freies Bett zu bekommen,<br />

Tavernen und Cafés sind gefüllt<br />

mit sportlichen jungen Leuten.<br />

Dimitsana ist weniger bekannt. In die<br />

Hauptstadt des Dimos Gortynia kommen<br />

vor allem im Sommer Touristen,<br />

die das immergrüne Lousios-Tal mit<br />

seinem ganzjährig rauschenden Bach<br />

und spektakulär gelegenen Klöstern<br />

auf bestens markierten Wegen durchwandern<br />

wollen. Das Hotelangebot<br />

ist hier bescheidener, die Auswahl an<br />

Tavernen geringer.<br />

Kalavryta im Februar 2013 (Fotos: GZkb)<br />

Viel Geschichte …<br />

Kreuzritter, Byzantiner, Venezianer<br />

und Osmanen haben in diesen einst<br />

schwer zugänglichen Bergregionen<br />

keine Spuren hinterlassen. Dafür war<br />

die Bergeinsamkeit ideal für christliche<br />

Mönche. Ihr asketisches Bestreben<br />

kommt auch durch die Bauweise<br />

mancher ihrer Klöster gut zum Ausdruck.<br />

Oft sind Eremitenhöhlen ihr<br />

Ursprung, wirken ihre vorgesetzten<br />

Fassaden wie an die Felswand geklebt.<br />

Das neungeschossige Mönchskloster<br />

Mega Spileo schmiegt sich so eng an<br />

eine 100 Meter senkrecht aufsteigende<br />

Wand, als wäre es mit ihm verwachsen.<br />

Historischer Kern des Konvents<br />

ist eine Felsgrotte auf Höhe der sechsten<br />

Etage, auf der auch die Klosterkirche<br />

steht. Hier fand im 8. Jahrhundert<br />

eine fromme Hirtin kaiserlichen<br />

Geblüts eine Marienikone, aus der<br />

die Gottesgebärerin zu ihr sprach.<br />

Daneben entspringt ein Quell –<br />

ganz irdische Notwendigkeit für eine<br />

Klostergründung. Noch abenteuerlicher<br />

wirkt das Kloster Agios Ioannis<br />

Prodromos hoch über dem linken<br />

Ufer des Lousios. Der langgestreckte<br />

sechsgeschossige Bau zwängt sich<br />

in einen waagerechten Felsspalt.<br />

Terrassen mit hölzernen Geländern<br />

künden vom Gottvertrauen der jetzt<br />

noch acht dort lebenden Mönche. Die<br />

Klosterkirche ist in eine Grotte hinein<br />

gebaut und stammt bereits aus<br />

dem Jahr 1167. Dem Johannes-Kloster<br />

gegenüber, etwa 30 Gehminuten<br />

entfernt, steht die Ruine des im<br />

10. Jahrhundert gegründeten Klosters<br />

Philosophou wie eingezwängt zwischen<br />

einer kleinen Felsterrasse und<br />

der nackten Felswand. Hier leben<br />

heute nur noch Eidechsen und Fledermäuse.<br />

Viel bekannter als diese drei Klöster<br />

ist freilich das Kloster Agia Lavra, das<br />

nur sieben Kilometer <strong>von</strong> Kalavryta<br />

entfernt ganz bequem erreichbar ist.<br />

Im 10. Jahrhundert gegründet, wurde<br />

es nach seiner Zerstörung durch die<br />

Wehrmacht nach dem Krieg völlig<br />

neu wieder aufgebaut. Es ist eine Art<br />

Nationalheiligtum: Hier rief Bischof<br />

Germanos <strong>von</strong> Patras am 25. März<br />

1821 die anwesenden griechischen<br />

Kämpfer zum Aufstand gegen die<br />

osmanische Fremdherrschaft auf. Der<br />

Tag ist bis heute einer der beiden<br />

griechischen Nationalfeiertage.<br />

Doch die beiden Demen haben nicht nur<br />

Klöster als historische Sehenswürdigkeiten<br />

zu bieten. Auch die Antike hinterließ<br />

ihre Spuren. Österreichische Archäologen<br />

legten am Weg <strong>von</strong> Kalavryta nach<br />

Dimitsana die Reste eines Artemis-Heiligtums<br />

und der Stadt Lousi in einem<br />

ringsum <strong>von</strong> Hochgebirge umschlossenen,<br />

fruchtbaren Tal frei. Und in Gortyna<br />

im Lousios-Tal brachten französische<br />

Archäologen nahe einer mittelalterlichen<br />

Brücke ein antikes Asklepios-Heiligtum<br />

ans Tageslicht. Dass die „Kurgäste“<br />

dort kalte Bäder im Fluss nahmen,<br />

legt schon dessen Name nahe: Lousios<br />

bedeutet „Badefluss“.<br />

►<br />

Bahnhof der Zahnradbahn in Kalavryta<br />

Der Ladonas-Stausee

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