Vorwort
Vorwort zur 2. Auflage
Liebe Studierende, liebe KollegInnen, liebe LeserInnen,
in Ihren Händen halten Sie die bereits zweite Auflage der Heidelberger
Standarduntersuchung. Nachdem die erste Auflage großen Zuspruch gefunden
hat, hat das Projektteam im letzten Jahr diesen interdisziplinär abgestimmten
Untersuchungsstandard weiterentwickelt und verbessert. Diese Ausgabe haben
nicht nur unsere Heidelberger Studierenden, sondern auch alle ärztlichen Kollegen
des Heidelberger Universitätsklinikums und somit sowohl Lernende als auch
Lehrende erhalten.
Insbesondere freuen wir uns darüber, dass dieses Werk auch über die Grenzen der
Medizinischen Fakultät Heidelberg hinaus auf Interesse gestoßen ist und sich der
Kreis der LeserInnen damit deutlich erweitert hat.
Das Projektteam hat sich bewusst für eine Creative Commons Lizenz und gegen
die Kooperation mit einem Verlag entschieden, damit wir Ihnen den Inhalt dieses
Buches frei zur Verfügung stellen können und die Inhalte auch im Unterricht frei
verwendet werden dürfen.
Eine für uns erfreuliche Besonderheit ist, dass der Anstoß zu diesem Projekt von
einer Gruppe hoch motivierter Studierender kam, die sich in den letzten Jahren
ihres Studiums und in den ersten Monaten nach ihrem Examen unermüdlich
für die Bereitstellung von Filmmaterial und die Entwicklung dieses Leitfadens
zur körperlichen Untersuchung engagiert haben, um Sie auf dem Weg durch Ihr
Studium und im klinischen Alltag zu unterstützen. Dafür unseren herzlichen Dank.
Wir hoffen, dass dieses Buch zu Ihrem ständigen Begleiter wird und für die Lehre
in der Medizin einen Zugewinn bringt. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der
Lektüre!
Herzlichst
Prof. Dr. med. Claus R. Bartram
Dekan
Prof. Dr. med. Franz Resch
Studiendekan
Heidelberg, im September 2013
Heidelberger Standarduntersuchung
III
IV
Einleitung
Einleitung
Die körperliche Untersuchung
In Zeiten, in denen immer neuere invasive oder nicht-invasive diagnostische Mittel
zum Einsatz kommen, muss die Bedeutung der körperlichen Untersuchung im
klinischen Alltag betont werden. Wer mit den eigenen Händen weit kommt, kann
gelassener und selbstsicherer im medizinischen Alltag sein.
Deshalb ist es wichtig, dass Sie die richtigen Untersuchungstechniken erlernen
und sich nicht scheuen, selbst „Hand anzulegen“. Gleichzeitig ist die körperliche
Untersuchung eine intime Situation zwischen Arzt und Patient und Ihre sichere
und respektvolle Durchführung eine wichtige Voraussetzung für ein gutes Arzt-
Patient-Verhältnis. Nur durch stetiges Üben werden Sie Sicherheit in den in diesem
Buch beschriebenen Techniken gewinnen. Sie werden mit der Zeit lernen, Ihre
Untersuchungsbefunde in den weiteren Kontext von Anamnese, Laborbefunden,
Bildgebung und anderen Befunden einzuordnen.
Über dieses Buch:
Im Laufe unseres Medizinstudiums hat sich die Idee zu diesem Kitteltaschenbuch
entwickelt. Am Patientenbett oder im Studentenunterricht hat uns eines immer
wieder gefehlt: eine knappe, praktische Anleitung für die körperliche Untersuchung,
die immer zur Verfügung steht, wenn man sie braucht. Dieses Buch soll
diese Lücke schließen. Gerade zu Beginn des Studiums ist das, was man „weiß“
und das, was man „kann“, ein getrenntes Paar Schuhe. Wir möchten Ihnen hiermit
also eine kleine Hilfestellung für das Erlernen der praktischen Medizin geben.
Vielleicht gelingt es Ihnen so, einige Stolpersteine des Studiums aber auch im
klinischen Alltag zu umgehen.
Ausschlaggebend für dieses Projekt war die Unterstützung und Offenheit von
Seiten der Lehrenden und der Fakultät. Insbesondere Frau PD Dr. med. Martina
Kadmon, die über viele Jahre hinweg die antreibende Kraft des Projektes auf
Fakultätsebene war und uns stets unterstützend zur Seite stand, möchten wir an
dieser Stelle sehr danken. Ihr unermüdlicher Einsatz in der Lehre, ihr Engagement
und Enthusiasmus waren entscheidend für uns und dieses Buch. Ihr ehrliches Interesse
an studentischen Ideen zur Verbesserung der Lehre war unsere treibende
Motivation für dieses Projekt.
Des Weiteren möchten wir uns bei allen Fachexperten, die an der Entstehung des
Buches beteiligt waren, bei den vier Lehrkoordinatoren, die über viele Jahre die ärztliche
Verantwortung für das Projekt „Heidelberger Standarduntersuchung“ übernommen
haben, und bei allen anderen Mitarbeitern herzlichst bedanken. Nur durch die
Arbeit im Team konnte aus einem Hiwi-Projekt „von Studierenden für Studierende“
ein facherübergreifendes Werk entstehen, welches Ihnen zukünftig einen interdisziplinär
abgestimmten Standard zur körperlichen Untersuchung an die Hand gibt.
Noch ein Hinweis: Es ist teilweise schwierig, eine Balance zwischen Lesefluss und
Political Correctness zu finden. Dieses Buch ist unisex – ein Arzt ist eine Ärztin
und andersherum, selbiges gilt für den/die PatientIn. Alles andere hätte das Buch
sehr viel umständlicher gemacht.
Viel Spaß mit diesem Buch und den dazugehörigen Lehrvideos und alles Gute für
den weiteren Weg!
Rastislav Pjontek, Florian Scheibe & Julia Tabatabai
Heidelberger Standarduntersuchung
Hinweise zur Lektüre
Hinweise zur Lektüre
Dieses Buch gliedert sich in drei Teile: Der erste Teil widmet sich der Basisuntersuchung.
Hier finden Sie alle Untersuchungstechniken, die Sie im Rahmen des Untersuchungskurses
in der Propädeutik kennen lernen und die Sie beispielsweise
für eine Aufnahme-Untersuchung auf Station bei einer Famulatur, im PJ, während
des praktischen Teils der M2-Prüfung oder im späteren Leben als Arzt benötigen.
Der zweite Teil des Buches vertieft Untersuchungstechniken in speziellen Untersuchungssituationen
verschiedener Fachdisziplinen von den pädiatrischen Untersuchungen
über Untersuchungstechniken in der HNO bis hin zur Leichenschau.
Dieser Teil wird Sie durch die verschiedenen HeiCuMed-Module, Famulaturen in
entsprechenden Fachgebieten, im Praktischen Jahr sowie im klinischen Alltag begleiten.
Im dritten Teil des Buches finden Sie neben einem anatomischen Inhaltsverzeichnis,
dem Glossar und dem Index eine Sammlung von gängigen Scales und Scores,
die Sie als Vorlagen im klinischen Alltag verwenden können, beispielsweise zur
Erhebung des APGAR-Scores oder für den Schellong Test.
Fast alle Kapitel sind im Doppelseitenformat
angelegt, wobei sich auf der linken
Seite stets die Anleitung zur korrekten
Durchführung einer Untersuchung befindet.
Direkt gegenüber auf der rechten
Seite finden Sie den jeweils zugehörigen
Normalbefund sowie mögliche pathologische
Befunde. Zu Beginn eines Kapitels,
unter den Überschriften Setting und Material,
stehen Informationen zur Lagerung
des Patienten während der Untersuchung
und welche Untersuchungsgeräte Sie benötigen.
In roter Farbe gestaltete Tabellen
am Ende eines Kapitels weisen auf Exkurse
zu einer bestimmten Krankheit oder zu
pathologischen Untersuchungsbefunden
(Fokus Pathologie) hin.
Setting und
Material
Pathologischer Befund
Normalbefund
Durchführung
Fokus Pathologie
Ein -Symbol gefolgt von einem roten Text weist auf ein CAVE hin. Hier gilt es,
einen möglichen Fehler unter allen Umständen zu vermeiden, um Ihrem Patienten
nicht zu schaden.
Einem -Symbol folgt ein Tipp, der Ihnen die Durchführung einer Untersuchung
erleichtert oder Ihnen zusätzliche Hinweise gibt.
Ein -Symbol zu Beginn eines Kapitels weist auf zugehöriges Videomaterial hin.
(Nähere Infos hierzu finden Sie auf der nächsten Seite).
Das - Symbol bedeutet „Hinweis auf“ und wird gefolgt von einem Krankheitsbild,
auf das der beschriebene Untersuchungsbefund hinweisend sein kann.
Ein blauer Pfeil (Ü) in der Rubrik „Zum Weiterlesen“ oder im Text verweist auf
ein anderes Kapitel zur körperlichen Untersuchung, ein roter Pfeil (Ü) auf einen
Fokus Pathologie und ein schwarzer Pfeil (Ü) auf zugehörige Scales und Scores.
Begriffe, die mit einem * markiert sind, werden im Glossar auf Seite 400 erklärt.
Heidelberger Standarduntersuchung
V
*
Der Film zum Buch & Evaluation
Abkürzungsverzeichnis
Der Film zum Buch!
Abkürzungsverzeichnis
Neben den zahlreichen Schemata und Grafiken stehen Ihnen zu vielen Kapiteln
dieses Buches auch Lehrvideos zur Verfügung.
Auf das Videoportal der Heidelberger Standarduntersuchung gelangen Sie über
den folgenden Link:
www.heidelbergerstandarduntersuchung.de
oder über die Moodle-Plattform der medizinischen Fakultät Heidelberg und die
Rubrik „E-Learning“.
Für einen Schnellzugriff auf die Filme müssen Sie nur die Nummer des jeweiligen
Buchkapitels in das entsprechende Suchfeld oben rechts eingeben und Sie
gelangen sofort zu den zugehörigen Lehrvideos. Tippen Sie also z.B. „22.3“ ein,
um zu allen Filmen zur Handuntersuchung zu gelangen. Neben dem Schnellzugriff
per Buchkapitel-Nummer ist ein Aufsuchen der Filme auch anhand einer Menügliederung
in Basisuntersuchung und Spezielle Untersuchungen möglich.
Eine Stichwortsuche im unteren Bereich der Seite erlaubt Ihnen außerdem eine
freie Suche in der Filmdatenbank.
Neben Lehrvideos zur körperlichen Untersuchung finden Sie auf der Plattform
auch Videos zu Prozeduren, beispielsweise zum Legen eines Blasenkatheters,
zur Durchführung einer Aszites-Punktion oder zum Legen
einer Magensonde und zu vielen weiteren Handgriffen, die Sie
im Rahmen des Medizinstudiums und in der Klinik erlernen sollten.
Das Betrachten der Videos ist mit allen gängigen Browsern, Smartphones und
Tablets möglich. Parallel dazu können Sie stets das zugehörige Buchkapitel durchscrollen.
Bitte um Kritik und Feedback
Trotz aller Mühen und mehrfachen Korrekturlesens ist uns klar, dass diese zweite
Auflage nicht frei von Fehlern sein wird. Deshalb erhoffen wir uns insbesondere
von Ihnen, den Lesern, Rückmeldungen, Anregungen, Kritik und Fehlerhinweise.
Bitte melden Sie uns daher alle entdeckten (Tipp-)Fehler oder inkorrekte Darstellungen
in den Grafiken und Schemata. Über inhaltliche Kritik, Anregungen und
Ihre Meinung freuen wir uns, denn nur so können wir die Heidelberger Standarduntersuchung
stetig weiterentwickeln und verbessern. Auch wenn Sie etwas
vermisst haben schreiben Sie es uns, gerne auch per Mail! Falls Ihnen etwas
besonders gut gefällt, freuen wir uns natürlich auch über Lob.
Projekt Standarduntersuchung
HeiCuMed (Heidelberger Curriculum Medicinale)
Im Neuenheimer Feld 105
69120 Heidelberg
Fax: 06221-56 5331
Email: standard.untersuchung@med.uni-heidelberg.de
A
A./Aa. Arteria/Arteriae
Abb. Abbildung
AF Atemfrequenz
AG Atemgeräusch
AK Aortenklappe
Allg. Allgemein
B
BMI
bpm
BWK
BWS
C
CA
ca.
cm
D
d.h.
DD
DG
DRU
body mass index
beats per minute
Brustwirbelkörper
Brustwirbelsäule
Karzinom
circa
Zentimeter
das heißt
Differentialdiagnose
Darmgeräusche
Digital-rektale Untersuchung
E
evtl. eventuell
exsp. exspiratorisch
G
g
ggf.
GI
Gl.
H
HF
HNO
HT
HWK
HWS
HZV
I
ICR
insp.
J
J. Jahre
Gramm
gegebenenfalls
gastrointestinal
Glandula
Herzfrequenz
Hals Nase Ohren
Herzton
Halswirbelkörper
Halswirbelsäule
Herzzeitvolumen
Intercostalraum
inspiratorisch
K
kg
KK
KS
Kilogramm
Kleinkind(er)
Klopfschall
L
li. links
Lig. Ligamentum
LJ Lebensjahr(e)
LK Lymphknoten
LM Lebensmonat(e)
LT Lebenstag(e)
LW Lebenswoche(n)
LWK Lendenwirbelkörper
LWS Lendenwirbelsäule
M
m Meter
M. Monat, Morbus,
Musculus
MCL Medioclavicularlinie
min Minute
min. mindestens,
minimum
ml Milliliter
mm Millimeter
mmHg Millimeter Quecksilber
MSH Mundschleimhaut
N
N. Nervus
NG Neugeborene(s)
NG Nebengeräusche
O
o. oder
P
P Perzentile
p.m. punctum maximum
P3 3. Perzentile
PK Pulmonalklappe
prim. primär
PS Pulmonalstenose
R
re.
resp.
RG
RSH
rechts
respiratorisch
Rasselgeräusche
Rachenschleimhaut
S
s. siehe
S. Seite
s.o. siehe oben
s.u. siehe unten
SD Schilddrüse
sec Sekunden
SGL Säugling(e)
SSW Schwangerschaftswoche
syst. systolisch
U
u.a.
U2
U3
UB
unter anderem
Zweite Vorsorgeuntersuchung
Dritte Vorsorgeuntersuchung
Unterbauch
V
V./Vv. Vena/Venae
v.a. vor allem
V.a. Verdacht auf
vs. versus
W
WS
Z
z.B.
Z.n.
z.T.
Wirbelsäule
zum Beispiel
Zustand nach
zum Teil
Symbole
ø Durchschnitt
°C Grad Celsius
* siehe Glossar S. 400
Ü siehe Untersuchung
Ü siehe Fokus Pathologie
Ü siehe Scales & Scores
CAVE
F
Tipp
Verweis auf Lehrvideo
Hinweis auf
männlich
weiblich
Icon zur Position von
Patient und Untersucher
VI
Heidelberger Standarduntersuchung
Heidelberger Standarduntersuchung
VII
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Basisuntersuchung
1 Allgemeine Hinweise zur Untersuchung.............................. 2
2 Wichtige Grundtechniken ................................................... 4
3 Anamnese & Vegetativum................................................... 6
4 Untersuchungsablauf ......................................................... 8
5 Vitalzeichen & erster Eindruck ...........................................10
6 Haut & Schleimhäute.........................................................16
7 Schilddrüse ...................................................................... 20
8 Thorax & Lunge................................................................. 22
9 Herz.................................................................................. 30
10 Abdomen .......................................................................... 34
11 Digital-rektale Untersuchung............................................ 42
12 Lymphknotenstatus.......................................................... 46
13 Pulsstatus ........................................................................ 50
14 Nervensystem (orientierend)............................................. 52
15 Bewegungsapparat........................................................... 64
16 Normalbefund................................................................... 72
Spezielle Untersuchungssituationen
17 Pädiatrische Untersuchung............................................... 74
17.1 Allgemeine Hinweise ........................................................ 74
17.2 Untersuchungsablauf bei Säuglingen............................... 76
17.3 Untersuchungsablauf bei Kleinkindern............................. 78
17.4 Untersuchung der Lunge bei Kindern............................... 82
17.5 Herz- & Kreislaufuntersuchung bei Kindern ..................... 86
17.6 Abdomenuntersuchung bei Kindern................................. 96
17.7 Digital-rektale Untersuchung bei Kindern .......................100
17.8 Kopf- & Halsuntersuchung bei Kindern...........................102
17.9 Untersuchung des reifen Neugeborenen ......................... 114
17.10 Wachstum & körperliche Entwicklung.............................126
17.11 Neurologische Untersuchung bei Säuglingen..................136
17.12 Neurologische Untersuchung bei Kleinkindern................140
17.13 Bewegungsapparat bei Kindern ......................................142
18 Geriatrische Untersuchung ..............................................144
19 Kardiologische Untersuchung..........................................148
20 Angiologische Untersuchung...........................................152
21 Beschreibung von Hautveränderungen ............................164
22 Orthopädisch-unfallchirurgische Untersuchung ...................176
22.1 Schulter ...........................................................................176
22.2 Ellenbogen.......................................................................182
22.3 Hand................................................................................184
22.4 Hüfte................................................................................192
22.5 Knie .................................................................................194
22.6 Fuß ..................................................................................198
22.7 Wirbelsäule..................................................................... 200
23 Rheumatologische Untersuchung ................................... 206
24 Neurologische Untersuchung...........................................215
24.1 Kopf, Hals........................................................................216
24.2 Hirnnerven .......................................................................218
24.3 Motorik ........................................................................... 232
24.4 Reflexe............................................................................ 240
24.5 Sensibilität...................................................................... 246
24.6 Koordination................................................................... 254
24.7 Gang- & Standprüfung ................................................... 256
24.8 Neuropsychologischer Befund........................................ 262
24.9 Bewusstloser Patient...................................................... 266
25.1 Exkurs psychiatrische Exploration .................................. 272
25.2 Exkurs psychosomatische Anamnese.............................. 274
26 Augenuntersuchung ....................................................... 276
27 Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.......................................... 285
27.1 Ohr.................................................................................. 286
27.2 Nase................................................................................ 290
27.3 Mund .............................................................................. 292
27.4 Larynx ............................................................................. 296
28 Männliches Genitale....................................................... 302
29 Gynäkologische Untersuchung ....................................... 308
29.1 Weibliches Genitale ........................................................ 308
29.2 Mamma............................................................................316
29.3 Untersuchung der schwangeren Frau ............................. 320
30 Leichenschau.................................................................. 332
Anhang
Scales & Scores............................................................................351
Index...........................................................................................388
Glossar........................................................................................ 400
Beteiligte Fachexperten............................................................... 402
Tipps zur Nutzung des Buches..................................................... 404
VIII
Heidelberger Standarduntersuchung
Heidelberger Standarduntersuchung
IX
Basisuntersuchung
1 Allgemeine Hinweise zur Untersuchung ................................ 2
2 Wichtige Grundtechniken....................................................... 4
3 Anamnese & Vegetativum ..................................................... 6
4 Untersuchungsablauf ............................................................. 8
5 Vitalzeichen & erster Eindruck .............................................10
6 Haut & Schleimhäute ...........................................................16
7 Schilddrüse.......................................................................... 20
8 Thorax & Lunge................................................................... 22
9 Herz ..................................................................................... 30
10 Abdomen ............................................................................. 34
11 Digital-rektale Untersuchung ............................................... 42
12 Lymphknotenstatus ............................................................. 46
13 Pulsstatus............................................................................ 50
14 Nervensystem (orientierend) ............................................... 52
15 Bewegungsapparat.............................................................. 64
16 Normalbefund...................................................................... 72
1 Basisuntersuchung
Allgemeine Hinweise
1
2
1 Allgemeine Hinweise zur Untersuchung
Die folgenden Hinweise gelten für alle Situationen, in denen Sie eine körperliche
Untersuchung durchführen. Da die Realität leider oft anders aussieht als in der
hier beschriebenen Idealsituation (z.B. wegen Zeitmangel), gehen wir bewusst auf
diese Grundregeln nochmals ein. Weitere spezielle Informationen:
ÜAllgemeine Hinweise zur pädiatrischen Untersuchung S. 76
ÜAllgemeine Hinweise zur geriatrischen Untersuchung S. 144
Rahmenbedingungen
• Informieren Sie sich bereits vor der körperlichen Untersuchung über Ihren Patienten
und klären Sie, ob Besonderheiten zu beachten sind (z.B. Patienten mit
strenger Bettruhe oder Isolation) oder ob Wundverbände geöffnet werden dürfen.
• Richten Sie sich Ihre Zeit immer so ein, dass Sie die körperliche Untersuchung
komplett durchführen können und Sie sie nicht unterbrechen müssen.
• Wenn möglich unterbrechen Sie einen stationären Patienten nicht bei der Morgentoilette
oder den Hauptmahlzeiten.
• Schaffen Sie für die Untersuchung eine angenehme und ungestörte Atmosphäre.
Schließen Sie hierzu Türen und Vorhänge und bitten Sie Angehörige
und Besucher des Patienten und der Zimmernachbarn, den Raum zu verlassen.
Mitpatienten selbst können im Zimmer bleiben.
• Mit einem mobilen Patienten können Sie idealerweise ein separates Untersuchungszimmer
aufsuchen.
• Der Raum sollte nicht zu kalt sein und keinen Durchzug haben, damit Ihr Patient
während der Untersuchung nicht friert.
• Achten Sie auf eine gute Beleuchtung. Hautbefunde lassen sich insbesondere
unter Tageslicht gut beurteilen.
• Sorgen Sie für eine ruhige Atmosphäre und bitten Sie ggf. auch Bettnachbarn,
die Lautstärke von Radio und Fernsehgerät zu reduzieren.
Ihr Auftreten
• Patienten gewinnen bereits in den ersten Sekunden einen Eindruck von Ihnen,
der für die weitere Beziehung und den Ablauf der körperlichen Untersuchung
bedeutend sein kann. Treten Sie deshalb bereits bei der Begrüßung offen und
freundlich auf. Geben Sie dem Patienten die Hand und sprechen Sie ihn mit
seinem Namen an. Kommt der Patient zu Ihnen ins Zimmer herein, stehen Sie
zur Begrüßung auf. Nennen Sie stets Ihren eigenen Namen und Ihre Funktion.
• Der normalerweise in unserer Kultur übliche Körperabstand zwischen Unbekannten
wird bei der körperlichen Untersuchung unterschritten. Um Ihnen und Ihrem
Patienten den Umgang mit dieser intimen Situation zu erleichtern, achten Sie
auf ein gepflegtes äußeres Erscheinungsbild, das dem Arztberuf angemessen
ist. Neben Körperpflege und einem sauberen Kittel sollten auch Ihre Stimme,
Mimik, Gestik, Körperhaltung und Ihr Augenkontakt zum Patienten angemessen
und seriös wirken, ohne dass Sie sich jedoch komplett verstellen.
• Auch wenn Sie unter Zeitdruck stehen, lassen Sie den Patienten nicht spüren,
dass Sie gestresst sind.
• Nehmen Sie Rücksicht auf die individuellen, kulturellen und sprachlichen
Bedürfnisse Ihres Patienten.
Heidelberger Standarduntersuchung
Hygienisches und ergonomisches Untersuchen
• Vor und nach jeder körperlichen Untersuchung sollten Sie sich die Hände
waschen/desinfizieren.
• Achten Sie darauf, sich zwischen der Begrüßung von verschiedenen Patienten
die Hände erneut zu desinfizieren.
• Bei der Untersuchung des Mundes, des Genitales, des Anus, der Axilla, der
Leistenregion oder sonstigen intertriginösen Bereichen sowie von Wunden oder
nässenden Hautläsionen sollten Sie Handschuhe tragen.
• Um Ihren eigenen Rücken zu schonen, bringen Sie das Patientenbett in eine für
Sie angenehme Arbeitshöhe.
• Teilen Sie dem Patienten auf jeden Fall mit, dass Sie die Betthöhe vorübergehend
verändert haben. Vergessen Sie nicht, am Ende der Untersuchung das
Bett auf seine normale Höhe zurückzustellen!
Verhalten während der Untersuchung
• Bitten Sie Ihre Patienten zu Beginn, sich bis auf die Unterhose zu entkleiden.
Patientinnen behalten den BH zunächst an.
• Achten Sie darauf, dass ein entkleideter Patient nicht auf Sie warten muss.
• Ermöglichen Sie dem Patienten, Körperregionen, die gerade nicht untersucht
werden, zwischendurch mit einer Decke oder einem Tuch zu bedecken, um ein
Auskühlen zu vermeiden.
• Generell gilt, dass Sie als Untersucher rechts vom Patientenbett stehen sollten.
• Informieren Sie den Patienten zu Beginn über den Grund der Untersuchung und
erläutern Sie Ihm auch zwischendurch ggf. einzelne Untersuchungsschritte (z.B.
„Bitte setzen Sie sich auf, damit ich Ihre Lunge untersuchen kann“).
• Insbesondere schmerzhafte oder unangenehme Handgriffe sollten Sie dem Patienten
ankündigen. Auch wenn der Patient nicht sehen kann was Sie tun, z.B.
weil Sie hinter ihm stehen, sollten Sie Ihr Vorgehen kommentieren.
• Es ist höflich, wenn Sie sich durch Reiben Ihre Hände oder auch den Kopf Ihres
Stethoskops erwärmen, bevor Sie den Patienten berühren.
• Achten Sie während der Untersuchung auch auf nonverbale Kommunikation,
beispielsweise wenn der Patient während der abdominellen Untersuchung vor
Schmerzen das Gesicht verzieht, aber nichts sagt.
• Sie selbst sollten unbefangen wirken und sich Ihre eigenen Gefühle (z.B. Ekel)
nicht anmerken lassen. Erfassen Sie das Erscheinungsbild Ihres Patienten ohne
über ihn zu urteilen.
• Besonders bei längeren Untersuchungen sollten Sie den Patienten nach seinem
Wohlbefinden fragen (Frieren?) oder ob eine Pause eingelegt werden soll.
ein gelungener Abschluss
• Denken Sie am Ende der Untersuchung beim stationären Patienten an die folgenden
Punkte:
...
Das Bett ist auf seine normale Höhe zurückgestellt und der Kopfteil je nach
Wunsch des Patienten positioniert.
...
Die Klingel und der Nachttisch befinden sich in Reichweite des Patienten.
...
Vorhandene Bettgitter oder Fixiergurte sind wieder korrekt angebracht.
Heidelberger Standarduntersuchung
3
2 Basisuntersuchung
Grundtechniken
2
Ein gelungener Abschluss (Fortsetzung)
Blutdruckmessung nach Riva-Rocci (RR)
• Fassen Sie den Untersuchungsbefund für den Patienten kurz zusammen,
erklären Sie ihm das weitere Vorgehen und geben Sie ihm die Möglichkeit,
Fragen zu stellen.
• Bedanken Sie sich anschließend bei Ihrem Patienten für die Kooperation und
verabschieden Sie sich. Bedanken Sie sich ebenfalls bei Zimmernachbarn für
deren Geduld, insbesondere falls Sie Besucher hinausgebeten haben oder ein
Fernseher für Sie lautlos gestellt wurde.
• Entsorgen Sie die verwendeten Untersuchungsmaterialien, reinigen Sie Ihre
Untersuchungsinstrumente (z.B. Stethoskop) und waschen bzw. desinfizieren
Sie sich die Hände.
• Stellen Sie auffällige Untersuchungsbefunde dem verantwortlichen Arzt vor und
untersuchen diese gegebenenfalls gemeinsam nochmals.
• Dokumentieren Sie Ihren Untersuchungsbefund ÜNormalbefund S. 72.
• Wenn Sie erst später feststellen, dass Sie einen wichtigen Untersuchungsschritt
vergessen haben, so kehren Sie zurück und wiederholen Sie diesen Schritt.
2 Wichtige Grundtechniken
Auskultieren mit dem Stethoskop
• Bei vielen Stethoskopen lässt sich durch Drehen
des Stethoskopkopfes entweder die Membranseite
oder die Glocke einstellen. Überprüfen Sie die
korrekte Position, insbesondere, wenn Sie nichts
hören! Mit der Glocke lassen sich niedrige Frequenzen
(z.B. „rumpelndes Herzgeräusch“) besser
beurteilen, mit der Membran hohe Frequenzen (z.B. Spaltung der Herztöne).
• Führen Sie die Ohrstöpsel so ein, dass sie leicht nach vorne weisen und so
anatomisch genau in den Gehörgang zeigen.
• Bei Kindern müssen Sie aufgrund des kleineren Thoraxradius und der stärkeren
Thoraxwölbung ein kleineres Stethoskop mit kleinerer Membran benutzen.
Benutzung des Reflexhammers
Bewegen Sie den Reflexhammer locker aus dem Handgelenk heraus, wenn Sie
zur Testung der Muskeleigenreflexe auf eine Sehne schlagen. Der Hammer sollte
mehr durch sein Eigengewicht fallen, als dass Sie mit Muskelkraft zuschlagen.
So können Sie die Schlagkraft annähernd standardisieren.
Bei einigen Reflexen schlagen Sie nicht
direkt auf die Sehne, sondern auf Ihren untergelegten
Finger (Bizepssehnenreflex, Radiusperiostreflex)
oder auf einen Mundspatel (Masseterreflex).
Der metallisch-kalte Griff des Reflexhammers kann
zudem zur Überprüfung des Temperatursinns verwendet
werden.
Setting: Vor der Untersuchung muss der Patient min. 10 Minuten ruhen und darf dabei keine
Gespräche führen, Kaffee trinken oder rauchen. Während der Untersuchung sitzt oder
liegt der Patient, wobei sich der Ellenbogen entspannt auf Herzhöhe befinden muss.
Material: Stethoskop & Oberarmmanschette (12-13 cm breit für Oberarme bis 35 cm Umfang)
bzw. Kindermanschette oder alternative Manschette je nach Armumfang
• Legen Sie die Manschette bei geschlossenem Ventil 2 cm oberhalb der Ellenbeuge
luftleer und eng um den Oberarm herum & schließen Sie den Klettverschluss. Der
aufblasbare Bereich muss den Arm komplett umfassen.
CAVE: An Armen mit Dialyse-Shunt und bei Zustand nach ipsilateraler Mamma-
Ablation dürfen Sie nicht messen! xy
• Tasten Sie den Puls der A. radialis und pumpen Sie die Manschette auf, bis der
Puls verschwindet.
• Erhöhen Sie den Druck in der Manschette um weitere 30 mmHg.
• Setzen Sie die Stethoskopmembran medial der Bizepssehne über der A. brachialis
auf (nicht unter die Manschette schieben!) und stecken Sie die Ohrstöpsel
ein. Das Stethoskop sollte unter leichtem Druck stabil und flach aufliegen und
den Manschettenrand nicht berühren, sodass keine Störgeräusche enstehen
können, z.B. durch ein Reiben an der Manschette.
• Öffnen Sie nun das Schraubventil der Manschette vorsichtig und lassen Sie den
Druck langsam ab (ca. 3-5 mmHg/Sekunde) während Sie das Barometer beobachten
und auf das erste Auftreten der Korotkow-Geräusche warten.
• Exakt beim ersten Auftreten des Korotkow-Geräuschs lesen Sie den systolischen
Wert ab, beim Verschwinden der Geräusche den diastolischen Wert. Manchmal
(häufig bei Kindern) verschwinden die Korotkowgeräusche nicht komplett. Hier
bestimmen Sie den diastolischen Wert bei deutlichem Leiserwerden des Geräuschs.
• Lassen Sie die Restluft komplett ab, schließen Sie das Ventil und wiederholen Sie
die Messung am anderen Arm. Häufige Fehler bei der RR-Messung Ü S. 15.
Indirekte Perkussion
• Legen Sie Ihre nicht-dominante Hand flach und
bündig auf die entsprechende Körperregion auf.
• Klopfen Sie mit dem Mittelfinger der dominanten
Hand rasch und locker aus dem
Handgelenk auf das Mittelglied des aufliegenden
Mittelfingers. Alternativ können Sie mit
dem Zeigefinger oder beiden Fingern gemeinsam klopfen.
• Arbeiten Sie stets im Seitenvergleich.
• Achten Sie auf die Schallqualität des erzeugten Klopfschalls (KS):
Schallqualität
gedämpfter/hyposonorer KS
sonorer KS
tympanischer KS
hypersonorer KS
Gewebe
Muskel, parenchymatöse Organe
lufthaltiges Gewebe, vor allem Lungengewebe
lufthaltige Anteile des Magen-Darm-Trakts
stark lufthaltiges Gewebe, z.B. überblähte
Lunge, stark meteoristisches Abdomen
4
Heidelberger Standarduntersuchung
Heidelberger Standarduntersuchung
5
3.1 Anamnese
Vegetativum
3.2
3.1 Anamnese
3.2 Vegetativum
Die Anamnese gibt Ihnen wichtige Hinweise, worauf Sie in der körperlichen Untersuchung
besondere Rücksicht nehmen sollten. Gleichfalls führen die Befunde Ihrer Untersuchung und
der weiterführenden Diagnostik gegebenenfalls zu weiteren anamnestischen Fragen und
Verdachtsdiagnosen.
Lassen Sie dem Patienten zunächst Zeit, frei zu reden und beginnen Sie das Gespräch mit
einer offenen Frage (z.B.: Welche Beschwerden führen Sie zu uns?). Fragen Sie dann mit Hilfe
geschlossener Fragen gezielt nach. Verwenden Sie, wenn möglich, keine Fachausdrücke.
Haupt- & Nebenbeschwerden
- Welche Beschwerden: Was?
- Lokalisation: Wo?
- Häufigkeit: Wie oft?
- Art und Intensität: Wie? Wie stark? Ausstrahlung?
Miteinbezug anderer Körperregionen?
- Begleitumstände, Beeinflussung der
Symptome (durch Nahrungsaufnahme,
Gehen, Liegen, etc...): Wodurch? Wonach?
- Entwicklung und Verlauf: Seit wann? Zu
welchen Zeiten?
- Umstände: Prodromi? Begleitphänomene?
- Zusammenhangsdeutung des Patienten,
eigenes Erleben: Wie belastend sind die
Beschwerden? Was ist Ihre Erklärung für
die Beschwerden?
- Bisherige Therapieversuche: Was hilft?
Was haben Sie bereits dagegen getan?
Vorerkrankungen
Herz & Kreislauf, Magen-Darm-Trakt & Leber,
Atemwege, Urogenitaltrakt, Stoffwechsel,
Nervensystem, Bewegungsapparat,
Kinderkrankheiten & Infektionserkrankungen,
psychosomatische & psychiatrische
Erkrankungen.
Kardiovaskuläre Risikofaktoren
- erster Ordnung: Nikotinabusus, arterielle
Hypertonie, Diabetes mellitus,
Dyslipoproteinämie (LDL o. HDL ),
positive Familienanamnese [KHK oder
Herzinfarkt bei erstgradig Verwandten vor
dem 55. LJ ( ), bzw. vor dem 65. LJ ( )],
Alter ( ≥ 45. LJ, ≥ 55. LJ)
- zweiter Ordnung: Adipositas, körperliche
Inaktivität, Glukosetoleranzstörung, chronische
Entzündungen, Thromboseneigung,
andere Lipidstoffwechselstörungen
Allergien
Medikamente, KM, Latex, Pflaster, Lebensmittel,
Tiere, etc.: Welche Reaktion/Ausmaß?
Namen vorbehandelnder Ärzte und
Kliniken
Vorbehandlungen, Operationen,
Unfälle, Interventionen & erfolgte
Transfusionen
z.B. Herzkatheter, Kaiserschnitt, Appendektomie,
Cholezystektomie, Strumektomie
Schwangerschaften & Geburten
Gravida & Para, Fehlgeburten?
Familienanamnese
Krankheiten und Todesursachen bei Eltern
und Geschwistern, z.B. kardiovaskuläre
Ereignisse (in welchem Alter?), Diabetes
mellitus, Krebserkrankungen (in welchem
Alter?), Krampfanfälle, Hauterkrankungen,
Allergien, Erbkrankheiten, psychische
Erkrankungen, Gelenkerkrankungen
Sozialanamnese
Beruf: Derzeitige Tätigkeit? Ort? Seit wann?
Rente? Ehemalige Berufstätigkeit? Welche
Ausbildung? Berufskonflikte? Berufszufriedenheit?
Umgang mit Tieren? Kontakt mit
Chemikalien, Giften, Schadstoffen? Hobbies?
Wohnung und Wohnort: Wohnungswechsel?
Wohnverhältnisse? Schulden?
Familie: Verhältnis zu Eltern, Geschwistern
Partnerschaft: Feste Partnerschaft/Ehe? Seit
wann? Scheidung?
Kinder: Wieviele? Alter? Alle gesund?
Reiseanamnese
Aufenthalte in Tropengebieten?
Suchtmittel
Nikotinabusus (pack years)
Alkohol (wieviel? wann?)
Medikamentenabusus (z.B. Schlafmittel)
Drogen-/iv-Drogenabusus
Medikamente
Handelsname/Wirkstoff, Dosis,
Spritzschema (Insulin), Kontrazeption?
Impfstatus
Psychosomatische Anamnese Ü S. 274
Psychiatrische Exploration Ü S. 272
Appetit
normal, verstärkt, verringert; Völlegefühl?
Abneigung/Ekel gegen bestimmte Speisen?
Durst
normal, verstärkt, verringert
Trinkmenge? (Liter/Tag)
Schlaf
Wieviele Stunden? Einschlafprobleme?
Durchschlafprobleme? Schnarchen? Von
Partnern wahrgenommene Atempausen
während des Schlafes? Starke Tagesmüdigkeit?
Angstträume?
Gewichtszunahme
Falls ja, in welcher Zeit? Wieviel kg?
Gewichtsverlust
Falls ja, in welcher Zeit? Geplant/Diät?
Wieviel kg?
Nachtschweiß
Fieber/Schüttelfrost/Temperatur
Wann? Wie lange? Verlauf? Wie hoch (°C)?
Schwitzen?
Belastbarkeit/Leistungsknick
z.B.: Wieviele Etagen Treppe steigen ohne
Probleme? Seit wann Leistungsknick?
Angina pectoris
Häufigkeit? Bei welcher Tätigkeit?
Herzrasen/Palpitationen
Werden ein schneller Herzschlag oder
Palpitationen wahrgenommen?
Dyspnoe
Häufigkeit? In Ruhe? Bei Belastung? In welcher
Position? Orthopnoe? Schlafposition?
Husten
Seit wann? Trocken oder feucht?
Auswurf
Seit wann? Menge, Farbe, Konsistenz und
Geruch? Blut?
Stuhlgang
Häufigkeit, Menge, Konsistenz und Farbe?
Durchfall? Schleim- o. Blutauflagerungen?
Teerstuhl? Graufärbung? Entfärbung?
Schmerzen o. Brennen im Analbereich?
Flatulenz? Inkontinenz?
Miktion
Wie oft? Menge? Dysurie? Nykturie (wie oft)?
Farbe & Geruch? Schaumig? Blut? Inkontinenz?
Übelkeit
Wie oft? Wann? Auslöser?
Erbrechen
Häufigkeit? Zusammenhang mit Nahrungsaufnahme?
Farbe? Blut?
Schluckstörungen, Regurgitationen &
Sodbrennen
Heiserkeit
Seit wann? Auslöser?
Gehstrecke
Claudicatio intermittens? Schmerzen nach
wieviel Meter Gehstrecke?
Ödeme
Wo? Wann?
Menstruation
Beginn, Dauer, Unregelmäßigkeiten,
Schmerzen?
Prostata & erektile Dysfunktion
Startschwierigkeiten bei Miktion? Schmerzen?
Potenzproblematik?
Libido
Nachlassendes sexuelles Verlangen?
Störungen der Sinneswahrnehmung
Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Sensibilität
der Haut
Schwindel
Wie auf dem Karussel? ( Drehschwindel)
Wie auf dem Schiff? ( Schwankschwindel)
Bewusstseinsverlust
Waren Sie ohnmächtig oder wurde Ihnen
„schwarz vor Augen“?
(Kopf-) Schmerzen
Bekannter oder neuer Schmerz? Lokalisation?
Ausstrahlung? Wann?
Wie (dumpf, pochend, spitz, kolikartig)?
6
Heidelberger Standarduntersuchung
Heidelberger Standarduntersuchung
7
4 Basisuntersuchung
Untersuchungsablauf
4
4 Untersuchungsablauf
Die folgende Reihenfolge ist eine Möglichkeit, eine
vollständige körperliche Untersuchung effizient
zu gestalten, ohne dass Sie und Ihr
Patient zu oft die Position
wechseln müssen, z.B.
im Rahmen einer
Aufnahmeuntersuchung.
Vitalzeichen,
erster Eindruck und Hände
S.
10
148
206
184
Schilddrüse von hinten,
Lunge, Nierenklopfschmerz
S.
20
Herz im Liegen
S.
30
148
Spätestens jetzt Ausziehen
der Beinbekleidung!
Tipp: Fett gedruckte Seitenzahlen
verweisen auf Kapitel
im Basisteil, normale Schrift
auf den speziellen
Teil xy
Kopf: Neuro, Auge, Haut, HNO
& Schilddrüse von vorne
S.
52
16
20
276
285
Herz im Sitzen
S.
30
148
Hals: Puls, LK, Venen
S.
46
50
148
Digital-rektale Untersuchung
S.
42
Motorik, Sensibilität, Reflexe
& neurologische Tests
S.
52
215-
271
Untere Extremität,
orthopädisch
S.
64
194
198
Weitere neurologische Tests,
obere Extremität Teil 1
S.
258
64
182
215-
271
Abdominelle Untersuchung
Leiste, Genitale
S.
34
46
302
308
Untere Extremität,
internistisch/dermatologisch
S.
50
16
152
164
Hüfte (orthopädisch)
S.
64
192
Gangbild
S.
62
64
Obere Extremität Teil 2
Wirbelsäule
S.
64
200
176
8
Heidelberger Standarduntersuchung
Heidelberger Standarduntersuchung
9
5 Basisuntersuchung
5 Vitalzeichen & erster Eindruck
Setting: Der erste Eindruck, den Sie von Ihrem Patienten gewinnen, dient auch der
übergeordneten Einschätzung nachfolgender Untersuchungen.
Zur Blutdruckmessung sitzt oder liegt der Patient Ü S. 5.
Material: Stethoskop, Blutdruckmanschette, Waage, Messlatte, Thermometer, Maßband,
(Pulsoxymeter)
Vitalzeichen
Herzfrequenz
Zählen Sie den Puls der Arteria radialis eine Minute lang aus ÜPulsstatus S. 50.
Achten Sie auch auf Pulsqualität und Rhythmus. Ein 15-sekündiges Auszählen
und anschließendes Hochrechnen der Frequenz wird nicht empfohlen.
Tipp: Wenn Sie die A. radialis nicht ertasten können, suchen Sie die A. carotis auf.
ÜPulsstatus S. 50. In Notfallsituationen ertasten Sie gleich die A. carotis xy
Blutdruck
• Bestimmen Sie den Blutdruck initial immer an beiden Oberarmen.
• Bei Seitengleichheit genügt im Verlauf die Messung an einem Arm.
• Durchführung und Kontraindikationen Ü S. 5
• Ebenfalls sollten Sie bei Patienten mit arterieller Hypertonie initial einmal und
bei Säuglingen immer (Aortenisthmusstenose) den Blutdruck an der unteren
Extremität bestimmen.
ÜBlutdruckmessung am Bein S. 14
Atemfrequenz
• Zählen Sie die Anzahl der Atemzüge pro Minute, indem Sie auf Atemgeräusche
achten oder die Atemexkursionen beobachten.
• Bestimmen Sie die Frequenz durch Mitzählen während einer ganzen Minute
und nicht durch Hochrechnung eines 15-Sekunden-Wertes.
Tipp: Beobachten Sie die Atemexkursionen beiläufig und vermeiden Sie es, Ihren
Patienten „anzustarren“, da dies möglicherweise zu einer Erhöhung der Atemfrequenz
führt xy
Temperatur
Messen Sie die Temperatur rektal, oral oder axillär, wobei die Rektaltemperatur
bis zu 0,5°C höher ist als die anderen Messwerte.
Pulsoxymetrie
Partielle Sauerstoffsättigung - SpO2
Die Sauerstoffsättigung des arteriellen Blutes (SpO2) wird routinemäßig nur in
bestimmten Situationen, z.B. in der Notfallambulanz, gemessen. Bringen Sie
hierzu ein Pulsoxymeter an einem Finger oder am Ohrläppchen an. Nur wenn das
Gerät eine regelmäßige Pulskurve anzeigt, können Sie den SpO2-Wert verwenden.
CAVE: Bei einer Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung liefert das Pulsoxymeter einen
falsch hohen Wert für die SpO2! Bei Anämie oder reduziertem Herzzeitvolumen
kann trotz normaler SpO2 eine O2-Minderversorgung vorliegen! xy
>>> Fortsetzung nächste Doppelseite
Vitalzeichen & erster Eindruck
Zum Weiterlesen: ÜUmgang mit dem Stethoskop S. 4; ÜDurchführung der Blutdruckmessung
S. 5; ÜMessfehler bei der Blutdruckmessung S. 15; ÜHerzfrequenz und
Atemfrequenz Normwerte bei Kindern S. 365; ÜSchellong-Test S. 382; ÜKarnofsky-
Index S. 364; ÜWHO/ECOG-Leistungsstatus S. 364
NORMALBEFUND
• Erwachsene: 60-90/min
• rhythmisch
• eventuell respiratorische
Arrhythmie (Pulsbeschleunigung
bei Inspiration)
ÜNormwerte Kinder S. 365
• seitengleiche Messwerte
• Erwachsene:
< 135/85 mmHg
ÜNormwerte Kinder S. 365
• untere Extremität:
systolisch ca. 40 mmHg
höher, diastolisch niedriger
als an den Armen
• Erwachsene: 12-15/min
ÜNormwerte Kinder S. 365
• 36-37,5°C
• tageszeitliche Schwankungenmöglich(abendshöher)
PATHOLOGISCHER BEFUND
• Tachykardie: > 100/min
• Bradykardie: < 60/min
• Arrhythmien
• Seitendifferenz > 20 mmHg
Aortenbogenstenose
• Hypertonie oder Hypotonie ÜEinteilung S. 14
• falsch hohe oder niedrige Messwerte Ü S. 15
• systolischer Messwert an den Beinen niedriger
als an der oberen Extremität
F Aortenisthmusstenose
• Tachypnoe: > 25/min
• Bradypnoe: < 10/min
Üauffällige Atemmuster S. 22
ÜKinder: 60-50-40-Regel S. 84
• subfebril: 37,5-38,5°C
• febril: > 38,5°C
• 97-100% (ohne O2-Gabe) • behandlungsbedürftig: SpO2 < 90%
• kritisch: SpO2 < 85%
• falsch niedrige Werte periphere Durch-
F
blutungsstörung (z.B. Schock oder pAVK
Ü S. 162); grüner, blauer oder schwarzer
Nagellack; künstliche Fingernägel; Onychomykose
Ü S. 18
5
10
Heidelberger Standarduntersuchung
Heidelberger Standarduntersuchung
11
5 Basisuntersuchung
Vitalzeichen & erster Eindruck
5
Vitalzeichen
Ernährungszustand (EZ)
Gewicht [kg], Konstitution und Verteilungsmuster
Bitten Sie den Patienten, sich in Unterwäsche auf die Waage zu stellen.
Körpergröße [m]
Bitten Sie den Patienten, sich zur Messung der Körpergröße mit dem Rücken
und den Fersen an eine Wand zu stellen. Sie benötigen diese Angaben (in m)
zur Berechnung des Body-Mass-Index (BMI).
Body-Mass-Index (BMI)
Berechnen Sie den BMI anhand der folgenden Formel und interpretieren Sie das
Resultat mittels der Tabelle auf S. 14.
BMI = Körpergewicht/(Körpergröße) 2 = kg/m 2
Bauchumfang (Taillenumfang) & Waist-to-Height-Ratio (WHtR)
• Zur Messung sollte der Patient nüchtern sein.
• Messen Sie den Bauchumfang direkt auf der Haut, während der Patient mit
entkleidetem Oberkörper steht.
• Ermitteln Sie den korrekten Wert an der Stelle mit dem größten Umfang (meist
kurz über dem Bauchnabel). Runden Sie angebrochene Zentimeter auf.
• Unter Zuhilfenahme der Körpergröße können Sie auch die sogenannte Waistto-height-ratio
(WHtR) berechnen.
WHtR = Bauchumfang/Körpergröße [in cm]
Allgemeinzustand (AZ)
Tipp: Im klinischen Alltag ist es gängig, von einem „guten Allgemeinzustand
(AZ)“ oder einem „reduzierten AZ“ zu sprechen. Diese allgemeinen Umschreibungen
liefern allerdings wenig genaue Informationen über Ihren Patienten. Präziser
können Sie den Allgemeinzustand eines Patienten beschreiben, wenn Sie auf
die folgenden Punkte eingehen oder zur Beschreibung des Allgemeinzustandes
gängige Scores wie den Karnofsky-Index oder die WHO/ECOG-Kriterien verwenden
Ü S. 364 xy
• Bewusstseinszustand
• Stimmung
• Mobilität
• Aktivität
• Selbstversorgung
• Körperhygiene
• Karnofsky-Index oder WHO/ECOG-Kriterien Ü S. 364
CAVE: Noch vor Beginn der körperlichen Untersuchung, können Sie ggf. weitere
erste Krankheitshinweise beobachten. Neben pathognomonischen Blickdiagnosen
können Sie vielleicht Zeichen einer Exsikkose, Anämie, Zyanose
oder eines Ikterus entdecken. Achten Sie auch auf Sprache, Mimik, Gestik,
Körperhaltung und Alterseindruck; Gangbild, Motorik, Konzentration und Orientierung
sowie auf einen eventuell vorhandenen Geruch oder Mundgeruch! xy
NORMALBEFUND
• schlanker oder athletischer
Körperbau
ÜPerzentilen-Tafeln des
kindlichen Längenwachstums
ab S. 370
• BMI 18,5 - 24,9
ÜBMI-Einteilungen S. 14
ÜFaustformel zum BMI bei
Kindern S. 376
Bauchumfang:
< 94 cm
< 80 cm
WHtR:
< 40 Jahre: < 0,5
40-50 Jahre: < 0,5-0,6
> 50 Jahre: < 0,6
• Patient wach, orientiert,
freundlich zugewandt
• ausgewogene Stimmungslage
• gehfähig
• Leistungsfähigkeit normal,
ohne Einschränkungen
arbeitsfähig/aktiv
• kann sich selbst versorgen
• gepflegte äußere Erscheinung
• Karnofsky-Index: 100
• WHO/ECOG-Kriterien: 0
Tipp: Siehe hierzu auch:
ÜZyanose S. 150
ÜNeuropsychologie S. 262
ÜFoetor ex ore S. 300
ÜHaut & Schleimhaut S. 16
PATHOLOGISCHER BEFUND
• Kachexie
• Adipositas/stammbetonte Fettverteilung
• < P3 FKleinwuchs Ü S. 132
• > P97 FHochwuchs Ü S. 134
• BMI < 18,5 oder > 24,9
ÜBMI-Einteilungen & Adipositas S. 14
Bauchumfang:
≥ 102 cm
≥ 88 cm
WHtR:
< 40 Jahre: > 0,5
40-50 Jahre: > 0,5-0,6
> 50 Jahre: > 0,6
• Bewusstseinszustand & Orientierung:
somnolent, soporös, komatös Ü S. 271
• Stimmung: nervös, aggressiv, ängstlich,
manisch Ü S. 272
• Mobilität: Gehstrecke eingeschränkt, mit Rollator
mobil, mit Rollstuhl mobil, bettlägrig
• Aktivität: eingeschränkte Leistungsfähigkeit,
keine Aktivitäten/Arbeit mehr möglich
• Selbstversorgung: gelegentliche Hilfe nötig,
Pflegebedürftigkeit (Pflegestufen I-III)
• Körperhygiene: ungepflegtes Äußeres, vernachlässigte/schmutzige
Kleidung
• Karnofsky-Index < 100 Ü S. 364
• WHO/ECOG-Kriterien > 0 Ü S. 364
Blickdiagnosen
z.B. Cushingoider Habitus (Vollmondgesicht,
Stiernacken + stammbetonte Adipositas), Marfanoider
Habitus, Facies mitralis, Akromegalie,
Schmetterlingserythem, Achondroplasie
12
Heidelberger Standarduntersuchung
Heidelberger Standarduntersuchung
13