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Festschrift 20 Jahre (2003) - Grüner Kreis

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<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>


Inhalt<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

2<br />

16 24 37 38 40<br />

Vorwort<br />

2 Bundespräsident<br />

Dr. Thomas<br />

Klestil<br />

3 Vizekanzler<br />

Mag. Herbert<br />

Haupt<br />

4 BM Maria<br />

Rauch-Kallat<br />

5 BM Dr. Dieter<br />

Böhmdorfer<br />

6 LH Dr. Michael<br />

Häupl<br />

7 Stadträtin Dr.<br />

Elisabeth Pittermann-Höcker<br />

8 LH Dr. Erwin<br />

Pröll<br />

9 LH-Stellvertreterin<br />

Liese Prokop<br />

10 LH Waltraud<br />

Klasnic<br />

11 Landesrat Dr.<br />

Kurt Flecker<br />

12 Obfrau Brigitte<br />

Podsedensek<br />

13 Verwaltungsdirektor<br />

Alfred<br />

Rohrhofer<br />

Der Verein<br />

14 Das Leitbild des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

15 Der Verein<br />

16 Die Einrichtungen<br />

32 Das ambulante<br />

Beratungs- und<br />

Betreuungszentrum<br />

Wien<br />

Behandlung<br />

<strong>20</strong> Das Behandlungssystem<br />

22 Die Entwicklung<br />

der Therapiemodelle<br />

23 Die medizinische<br />

Behandlung<br />

und<br />

Betreuung<br />

24 Die Frauen am<br />

Marienhof<br />

25 Das Eltern-<br />

Kind-Haus<br />

26 Die Behandlung<br />

Jugendlicher<br />

27 Die Behandlung<br />

von Sucht<br />

und seelischer<br />

Erkrankung<br />

28 „Therapie statt<br />

Strafe“<br />

29 Vom Einzelkämpfer<br />

zum<br />

Teil der Gemeinschaft<br />

30 Die Vorbetreuung<br />

31 Die Nachbetreuung<br />

34 Die Rolle der<br />

Tiere<br />

Kreativität<br />

36 <br />

37 „Signale und<br />

Abrakadabra“<br />

46 In einer Zeitmaschin´...<br />

dem<br />

Geier die Vision<br />

erschien<br />

47 Comic: Gestern<br />

– heute – morgen<br />

Sport & Report<br />

38 Sport im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

44 Mein Leben<br />

danach<br />

Titelbild<br />

Helmut Kand: Von allen Seiten herbeigeeilt<br />

und noch in Bewegung<br />

Rückseite<br />

Helmut Kand: Wege durch die Schattseite<br />

Projekte<br />

33 Frühzeitig<br />

reagieren<br />

35 Flüchtlinge im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

39 Evaluation:<br />

Mehr als eine<br />

lästige Pflichtübung!<br />

40 An die Arbeit ...<br />

41 service, art,<br />

event – pool 7.at<br />

42 Die internationalen<br />

Kontakte<br />

Impressum<br />

Medieninhaber: „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“, Verein zur<br />

Rehabilitation und Integration<br />

suchtkranker Personen<br />

Herausgeber: Vorstand des Vereins „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“<br />

Mitglieder des Vorstandes: Brigitte<br />

Podsedensek, Dr.Erhard Doczekal,<br />

Alfred Rohrhofer, Ernst Steurer<br />

Mitglieder des Aufsichtsrates:<br />

Mag.Dr.Rüdiger Wolf, Dr.Michael Schwarz,<br />

Dr.Ewald Schwarz, Prim.Doz.Dr. Peter Porpaczy<br />

Kaufmännischer Direktor:<br />

Alfred Rohrhofer<br />

Redaktion: Alfred Rohrhofer, Dr.Brigitte<br />

Wimmer (CvD)<br />

Eigenverlag: „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“, Verein zur<br />

Rehabilitation und Integration suchtkranker<br />

Personen<br />

Alle: Hermanngasse 12, A-1070 Wien,<br />

Tel.: (1) 526 94 89, Fax: (1) 526 94 89-4,<br />

redaktion@gruenerkreis.at, www.gruenerkreis.at<br />

Layout: KONTEXT kommunikation.<br />

Kaiser&Partner KEG,<br />

Rahlgasse 1, A-1060 Wien,<br />

Tel.: (1) 319 52 62, Fax: (1) 319 52 62-99,<br />

mail@kontext.at, www.kontext.at<br />

Druck: Printservice gGmbH,<br />

Hardtstraße 1, D-69124 Heidelberg,<br />

Tel. +49 (6221) 71 32 23,<br />

Fax: +49 (6221) 71 32 40,<br />

fkeprintservice@aol.com,<br />

www.fkeprintservice.de<br />

Seite 1<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ hat sich in den<br />

zwei Jahrzehnten seines Bestehens einen<br />

ausgezeichneten Ruf erworben und gilt<br />

als eine der ersten Adressen in Österreich,<br />

wenn es um die erfolgreiche Behandlung<br />

Suchtkranker geht.<br />

Seit vielen <strong>Jahre</strong>n verfolge ich Ihren<br />

wichtigen Einsatz und gratuliere Ihnen sehr<br />

herzlich zum <strong>20</strong>-jährigen Jubiläum. Ich<br />

danke Ihnen im Namen unserer Republik,<br />

aber auch ganz persönlich, für die engagierte<br />

und professionelle Hilfe, die Sie so<br />

vielen Suchtmittelabhängigen angedeihen<br />

lassen.<br />

Die vorliegende <strong>Festschrift</strong> ist nicht<br />

nur ein Tätigkeitsbericht, sie hat auch die<br />

wichtige Funktion, über die Behandlungsmethoden<br />

und die Präventionsarbeit des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ umfassend zu informieren.<br />

Die Publikation wird daher über den<br />

aktuellen Anlass hinaus sicherlich weite<br />

Verbreitung finden.<br />

Meine guten Wünsche begleiten Sie und<br />

alle Ihre Schutzbefohlenen, die durch das<br />

Wirken des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ wieder neuen<br />

Lebensmut gefunden haben!<br />

Dr. Thomas Klestil<br />

Bundespräsident<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 2


„Wer schnell hilft, hilft doppelt“<br />

Dieses Motto hat sich der „Grüne <strong>Kreis</strong>“<br />

wahrlich zu eigen gemacht und deshalb<br />

freut es mich ganz besonders, anlässlich des<br />

<strong>20</strong>-jährigen Bestehens dieser Einrichtung<br />

gratulieren zu dürfen. Da Menschen, die<br />

in eine Abhängigkeit von Suchtgiften<br />

gelangen, bedauerlicherweise ihren freien<br />

Willen verlieren, ist die Hilfe zur Selbsthilfe<br />

und das Aufzeigen des Weges zurück zur<br />

Selbstbestimmung und Eigenständigkeit<br />

ein edles Unterfangen, dem sich der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“ nun schon 2 Jahrzehnte lang<br />

verbunden fühlt.<br />

Mir persönlich gefällt der ganzheitliche<br />

Ansatz des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ außerordentlich<br />

gut. Denn es nützt gar nichts, wenn<br />

man sich zwar den suchtkranken Menschen<br />

widmet, die restlichen Familienmitglieder<br />

dann aber vom Heilungsprozess ausklammert,<br />

wodurch sich die Spirale meist<br />

erneut zu drehen beginnt, weil der nötige<br />

Rückhalt fehlt. Und genau hier leistet der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“ ebenfalls Beachtliches.<br />

Diese <strong>Festschrift</strong>, die ja vor allem auch<br />

die wertvolle Arbeit des Gesamtprojektes<br />

darzustellen sucht, sollte für uns alle<br />

Grund und Anlass genug sein, uns wieder<br />

einmal intensiv und tiefgehend mit der<br />

Suchtthematik auseinander zu setzen. Jeder<br />

von uns kennt den einen oder anderen Fall<br />

im persönlichen Umfeld und weiß es dann<br />

umso mehr zu schätzen, selbst davon nicht<br />

betroffen zu sein.<br />

Ich wünsche dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“ auch<br />

für die nächsten Jahrzehnte alles Gute und<br />

werde auch weiterhin ein großer Anhänger<br />

dieses Weges sein.<br />

Mag. Herbert Haupt<br />

Vizekanzler und Bundesminister für soziale<br />

Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz<br />

Seite 3<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Die Betreuung und Behandlung von<br />

suchtkranken Menschen in unserem<br />

Lande ist untrennbar mit dem Namen<br />

von Primarius Dr. Günter Pernhaupt<br />

verbunden. Dieser leider schon verstorbene<br />

Pionier in der Betreuung suchtkranker<br />

Menschen war der geistige Gründervater<br />

des Vereines „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“, dessen <strong>20</strong><br />

Jahr-Jubiläum wir heuer feiern. Günter<br />

Pernhaupt hatte sich einem ganz besonderen<br />

Lebensziel verschrieben: suchtkranken<br />

Menschen zu helfen. Hier bedurfte<br />

er aber der Hilfe und Unterstützung<br />

Gleichgesinnter, die sich 1983 im Verein<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ organisierten. In diesen zwei<br />

Jahrzehnten hat sich der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ zu<br />

Österreichs bedeutendster gemeinnütziger<br />

Institution in der Betreuung suchtkranker<br />

Menschen entwickelt. Ein breit gefächertes<br />

Angebot von ambulanten und stationären<br />

Therapiemöglichkeiten steht den kranken<br />

Menschen zur Verfügung. Aber nicht nur<br />

die Kranken profitieren, sondern auch<br />

ihre Angehörigen. Diese erhalten in den<br />

Beratungs- und Betreuungszentren des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ Informationen, fundierte<br />

Ratschläge, Tipps und Unterstützung, mit<br />

denen sie ihre schwierige Familiensituation<br />

meistern können.<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ leistet vor allem<br />

auch hervorragende Präventionsarbeit.<br />

Wir alle wissen, dass am Beginn einer<br />

Suchterkrankung, gerade bei jungen<br />

Menschen, oft Unwissenheit oder<br />

Neugierde stehen. Hier gilt es, rechtzeitig<br />

einzugreifen und mit professioneller<br />

Hilfestellung den Einstieg vermeiden zu<br />

helfen. Aus gesundheitspolitischer Sicht<br />

sind gezielte Präventionsmaßnahmen von<br />

größter Bedeutung. Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ hat<br />

hier einen ganz besonders erfolgreichen<br />

Weg beschritten, indem er Angehörige<br />

von Drogenkranken ganz bewusst in die<br />

Therapie mit ein bezieht. Hier erweist<br />

sich einmal mehr, was den „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

auszeichnet: medizinische Kompetenz,<br />

Qualität in allen Bereichen. Das verdient<br />

höchsten Respekt und Anerkennung, den<br />

ich anlässlich des <strong>20</strong> Jahr-Jubiläums allen<br />

Mitgliedern und Förderern des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“ gerne ausspreche.<br />

Maria Rauch-Kallat<br />

Bundesministerin für Gesundheit und<br />

Frauen<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 4


Der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ ist seit<br />

Beginn seines Bestehens ein verlässlicher<br />

und kompetenter Vertragspartner für den<br />

Bereich des Bundesministeriums für Justiz<br />

bei der Betreuung und Behandlung von<br />

drogenabhängigen Rechtsbrechern. Seit<br />

Einführung des Modells „Therapie statt<br />

Strafe“ (§ 39 SMG) konnte durch die<br />

intensive Zusammenarbeit des Vereines<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ mit den Staatsanwaltschaften,<br />

Gerichten und Vollzugsanstalten sowie<br />

mit anderen betreuenden Institutionen<br />

und Rechtsanwälten vielen Drogenabhängigen,<br />

die wegen Verstößen gegen<br />

das Suchtmittelgesetz und anderen strafrechtlichen<br />

Verfehlungen eine unbedingte<br />

Freiheitsstrafe zu verbüßen gehabt hätten,<br />

eine alternative Form der Betreuung und<br />

Behandlung in Freiheit – wenn auch unter<br />

kontrollierten Bedingungen – angeboten<br />

werden. Für diese Gruppe von Drogenabhängigen<br />

konnte auf diese Weise – nach<br />

positiver Bewältigung des stationären<br />

Aufenthaltes – eine soziale Ausgliederung<br />

durch die Haft und die damit zwangsläufig<br />

verbundenen gesellschaftlichen und<br />

persönlichen Schäden vermieden werden.<br />

In jenen Fällen, wo diese Maßnahme<br />

„Therapie statt Strafe“ nicht zustande<br />

gekommen ist, stellt der „Grüne <strong>Kreis</strong>“<br />

einen wertvollen Bestandteil in der ambulanten<br />

Betreuung von drogenabhängigen<br />

Häftlingen innerhalb der Justizanstalten<br />

dar. In den meisten Justizanstalten im<br />

Raum Wien und Niederösterreich sind die<br />

MitarbeiterInnen dieser Einrichtung im<br />

Bereich der ambulanten Betreuung von<br />

suchtmittelabhängigen Insassen tätig und<br />

stellen so eine wertvolle Verbindung nach<br />

Außen dar. Dies betrifft vor allem die Zeit<br />

der Vorbereitung für eine Entlassung aus<br />

der Strafhaft.<br />

Mit der Nachbetreuung von drogenkranken<br />

Häftlingen nach ihrer Haftentlassung<br />

– entweder in ambulanter oder stationärer<br />

Form – schließt sich der <strong>Kreis</strong> der „durchgehenden<br />

Betreuung“ für Drogenkranke<br />

innerhalb des Justizbereiches. Auch hier<br />

bietet der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ eine wertvolle<br />

Anlaufstelle für Probleme aller Art, die sich<br />

für Drogensüchtige nach ihrer Haftentlassung<br />

ergeben. In vielen Fällen werden<br />

die Insassen entweder noch vor ihrer<br />

Entlassung oder unmittelbar nach ihrer<br />

Haftentlassung direkt von der Justizanstalt<br />

in eine der Beratungsstellen bzw. Wohnprojekte<br />

des Vereines verwiesen.<br />

Ich wünsche dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

anlässlich seines <strong>20</strong>-jährigen Bestehens<br />

auch weiterhin viel Erfolg und Ausdauer<br />

bei dieser gesellschaftlich leider nur sehr<br />

wenig anerkannten Betreuungsarbeit und<br />

hoffe, dass diese wertvolle Institution von<br />

der Justizverwaltung auch weiterhin in<br />

Anspruch genommen werden kann.<br />

Dr. Dieter Böhmdorfer<br />

Bundesminister für Justiz<br />

Seite 5<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ bedeuten<br />

eine Erfolgsgeschichte, die eng mit der<br />

Entwicklung des Drogenhilfssystems in<br />

Wien verbunden ist.<br />

Durch das Prinzip, drogenkranke<br />

Menschen in einem geschützten Rahmen<br />

zu behandeln, hat der „Grüne <strong>Kreis</strong>“<br />

schon vor <strong>Jahre</strong>n seine Standards gesetzt.<br />

Mit dem selbstgewählten Anspruch der<br />

Abstinenzorientiertheit und dem Angebot<br />

einer stationären Langzeittherapie ist es<br />

den MitarbeiterInnen des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

möglich, auf individuelle Wünsche und<br />

Probleme ihrer KlientInnen einzugehen.<br />

Dass dabei der Betreuung von Angehörigen<br />

besondere Bedeutung beigemessen<br />

wird, unterstreicht den humanistisch<br />

orientierten Zugang des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“.<br />

Denn auch die Familien von Drogenkranken<br />

haben einen langen Leidensweg<br />

hinter sich, bis es zu einer Therapie kommt.<br />

Die Stadt Wien hat im Umgang mit dem<br />

Drogenproblem – wie es in jeder Großstadt<br />

existiert – immer den sogenannten „Wiener<br />

Weg in der Drogenpolitik“ beschritten:<br />

Dieser Weg richtet sich nicht starr nach nur<br />

einer Ideologie, sondern danach, welche<br />

Hilfe die Betroffenen individuell brauchen.<br />

Genau darauf baut auch der dreistufige<br />

Präventionsansatz auf, der die Hilfe für die<br />

Betroffenen in den Vordergrund stellt.<br />

Es steht außer Frage, dass die erste<br />

Priorität in Sachen Suchtgift immer der<br />

Prävention gelten muss: Wir haben die<br />

Aufgabe, gerade den jungen Menschen jene<br />

Lebenskompetenzen zu vermitteln, die<br />

ihnen ein drogenfreies Leben ermöglichen<br />

und erstrebenswert machen. Ebenso<br />

müssen wir aber auch jenen Menschen<br />

helfen, die von ihrem problematischen<br />

Drogenkonsum wegkommen wollen. Dazu<br />

setzen wir alle Mittel ein, die Medizin und<br />

Wissenschaft zur Verfügung stellen.<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ ist mit seinen Angeboten<br />

somit ein wichtiger Teil des großen<br />

Netzwerkes der Suchtkrankenhilfe in Wien.<br />

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ wünsche ich weiterhin<br />

viel Erfolg bei der Hilfe, Betreuung und<br />

Behandlung von Menschen, die ihren Weg<br />

zurück in ein drogenfreies Leben finden<br />

wollen.<br />

Dr. Michael Häupl<br />

Bürgermeister und Landeshauptmann von<br />

Wien<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 6


In den <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n seines Bestehens hat<br />

sich der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ als größte österreichische<br />

gemeinnützige Organisation<br />

zur Behandlung Suchtkranker erfolgreich<br />

etabliert. Für die Stadt Wien ist der Verein<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ ein verlässlicher Partner im<br />

Rahmen der Wiener Suchtkrankenhilfe<br />

geworden – gerade wenn es um Therapie,<br />

um entsprechende medizinische und<br />

psychologische Betreuung, aber auch um<br />

Fragen nach den Chancen und Perspektiven<br />

Drogenkranker „im drogenfreien<br />

Leben danach“ geht. Diese Kombination,<br />

neben stationärer Lang- und Kurzzeittherapie,<br />

neben ambulanten Angeboten<br />

auch das breite Umfeld der Mitbetreuung<br />

von Angehörigen zu berücksichtigen und<br />

eine Hilfestellung bei der Integration in<br />

den Arbeitsmarkt zu ermöglichen, ist das<br />

Besondere an der Institution „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“.<br />

Einzelnen zugeschnitten und bieten<br />

jedem eine realistische Chance, das Ziel<br />

eines drogenfreien Lebens zu erreichen.<br />

Der Ansatz, dass Sucht eine Krankheit ist<br />

und dass es sich hier um die Behandlung<br />

kranker und nicht krimineller Menschen<br />

handelt, ist mir als Gesundheitspolitikerin<br />

besonders wichtig.<br />

In der Behandlung und Betreuung der<br />

Betroffenen zeigen die MitarbeiterInnen<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ viel Engagement,<br />

Einsatz und Elan – ihnen allen möchte<br />

ich dafür danken. Dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

gratuliere ich zum erfolgreichen Weg und<br />

wünsche für die Zukunft weiterhin viel<br />

Erfolg!<br />

Prim. Dr. Elisabeth Pittermann-Höcker<br />

Amtsführende Stadträtin für Gesundheitsund<br />

Spitalswesen in Wien<br />

Hier werden suchtkranke Menschen<br />

nicht als Kriminelle verfolgt, sondern<br />

als Kranke mit unterschiedlichen Suchtkarrieren,<br />

gesundheitlichen Folgen und<br />

entsprechenden Anforderungen behandelt.<br />

Die Angebote des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

sind individuell auf die Bedürfnisse des<br />

Seite 7<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Der Kampf gegen die Drogen ist noch<br />

lange nicht gewonnen und zählt zu den<br />

zentralen Anliegen der Gesellschaft.<br />

Trotz aller Aufklärung ist der Trend zu<br />

beobachten, dass immer mehr jüngere<br />

Menschen zum Griff nach der Droge<br />

verführt werden und so ihre Chancen auf<br />

ein sinnvoll gestaltetes Leben zerstören.<br />

Während Bund und Land mit Maßnahmen<br />

der Prävention versuchen, unsere Jugend<br />

zu schützen, das Verbreiten von Dealen mit<br />

Drogen einzudämmen, unterzieht sich der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“ seit nunmehr <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n der<br />

schwierigen Aufgabe, Suchtkranke wieder<br />

„clean“ zu machen, sie ins normale Leben<br />

zurückzuführen.<br />

Die von Primarius Pernhaupt gegründete<br />

Institution zur Rehabilitation und<br />

Integration suchtkranker Personen ist<br />

aus unserer Gesellschaft nicht mehr<br />

wegzudenken. Sie ist heute mit mehreren<br />

Betreuungseinrichtungen österreichweit<br />

die größte Organisation auf dem Suchtsektor,<br />

die drogenabhängigen Menschen Hilfe<br />

anbietet. Vor allem die stationäre Therapie<br />

in Wohngemeinschaften in Niederösterreich<br />

und in der Steiermark hat sich mit<br />

ihren individuellen Behandlungs- und<br />

Betreuungsmaßnahmen als höchst erfolgreich<br />

erwiesen. Gefolgt von ambulanter<br />

Betreuung finden viele Suchtkranke wieder<br />

ins Alltagsleben und in die Arbeitswelt<br />

zurück.<br />

Zu dieser erfolgreichen Arbeit darf<br />

ich anlässlich des runden Jubiläums sehr<br />

herzlich gratulieren und allen MitarbeiterInnen<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ für ihre<br />

engagierte Arbeit ein herzliches Danke<br />

sagen. Möge es auch in Zukunft gelingen,<br />

vielen Suchtkranken den Weg zurück in ein<br />

drogenfreies Leben zu ermöglichen.<br />

Dipl.Ing. Dr. Erwin Pröll<br />

Landeshauptmann von Niederösterreich<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 8


Als der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ vor <strong>20</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n von Primarius Dr. Günther Pernhaupt<br />

als Institution zur Rehabilitation<br />

und Integration suchtkranker Personen<br />

gegründet wurde, erwartete niemand einen<br />

solch erfolgreichen Weg dieser mittlerweile<br />

österreichweit größten gemeinnützigen<br />

Organisation auf dem Suchtsektor. Dr.<br />

Pernhaupt wird auch heute, mehr als drei<br />

<strong>Jahre</strong> nach seinem Tod, als der Pionier der<br />

medizinischen und sozialen Betreuung<br />

Drogenkranker gesehen. Er war für seine<br />

PatientInnen eine kontaktstarke, greifbare<br />

Hilfe und sein Ableben war nicht nur<br />

für seine Familie und Freunde sondern<br />

auch für seine PatientInnen und das Land<br />

Niederösterreich ein großer Verlust.<br />

„Sein“ Verein wuchs, ich hoffe auch in<br />

seinem Sinn, weiter. Mittlerweile stehen<br />

für die Behandlung der PatientInnen acht<br />

Sozialhilfe- und zwei Jugendwohlfahrtseinrichtungen<br />

mit insgesamt 280 stationären<br />

Langzeittherapiebetten in Niederösterreich<br />

und der Steiermark zur Verfügung!<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“, gemessen am<br />

breiten Spektrum seiner individuellen<br />

Behandlungsmaßnahmen, ist sicherlich die<br />

vielfältigste Suchthilfeeinrichtung Österreichs<br />

und betreut mit viel Engagement<br />

Suchtmittelabhängige jeden Alters.<br />

Ich sehe es als eine Aufgabe der politisch<br />

Verantwortlichen des Landes, den „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>“, so gut es möglich ist, nicht nur<br />

finanziell sondern auch moralisch zu<br />

unterstützen, trägt er doch seit mittlerweile<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n viel zur Integration und<br />

Rehabilitation suchtkranker Menschen bei.<br />

Ich möchte mich im Namen aller<br />

NiederösterreicherInnen bei den MitarbeiterInnen<br />

für den großen, selbstlosen<br />

Einsatz bedanken und wünsche dem Verein<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ weiterhin viel Erfolg!<br />

Liese Prokop<br />

Landeshauptmannstellvertreterin von<br />

Niederösterreich<br />

Seite 9<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Um der Geisel einer Suchtkrankheit zu<br />

entkommen, ist kompetente Hilfe besonders<br />

wichtig. Der erhobene Zeigefinger<br />

hilft gar nichts – entscheidend ist der<br />

menschliche Beistand und die Zukunftsperspektive.<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ hat in zwei Jahrzehnten<br />

verantwortungsvoller und höchst<br />

engagierter Arbeit ein hervorragendes<br />

und beispielhaftes Konzept für Kurz- und<br />

Langzeittherapie entwickelt. In diesem<br />

Konzept nehmen Suchtmittelabstinenz<br />

und Gewaltlosigkeit den höchsten<br />

Stellenwert ein, ein zentraler Schwerpunkt<br />

ist die Übernahme von Verantwortung für<br />

sich und die soziale Gemeinschaft, um eine<br />

Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu<br />

ermöglichen.<br />

In dieser <strong>Festschrift</strong> anlässlich des<br />

<strong>20</strong>-Jahr-Jubiläums wird eingehend beschrieben,<br />

wie alles begonnen hat, was alles<br />

erreicht wurde und wo der Verein heute<br />

steht. Und es freut mich besonders, dass der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“ auf Initiative des steirischen<br />

Landtagsabgeordneten Eduard Hamedl<br />

hin, die ich gerne unterstützt habe, <strong>20</strong>03<br />

ein Rehabilitationszentrum in Johnsdorf<br />

einrichten konnte.<br />

Dem Verein selbst gilt mein Dank nicht<br />

nur persönlich, sondern vor allem auch<br />

namens des Landes Steiermark für all die<br />

still und selbstlos geleistete Arbeit für jene<br />

Menschen, die es eigentlich am Nötigsten<br />

haben.<br />

Waltraud Klasnic<br />

Landeshauptfrau der Steiermark<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 10


Abhängigkeit und Sucht können<br />

verschiedenste Ursachen haben, treten in<br />

jeder Gesellschaft auf und können jeden<br />

Einzelnen treffen.<br />

Vor allem Menschen mit Drogenproblemen<br />

brauchen Hilfsangebote in<br />

vielfältiger Form, wofür fast immer Mittel<br />

der öffentlichen Hand nötig sind. Es bedarf<br />

der Unterstützung von Selbsthilfe, der<br />

Förderung von Suchtprävention und der<br />

Beratungsdienste sowie fachspezifischer<br />

Behandlung und Rehabilitation von<br />

Süchtigen. Nur durch sinnvolle Kooperation<br />

und Vernetzung der präventiven,<br />

therapeutischen und rehabilitativen<br />

Leistungen kann eine optimale Betreuung<br />

und Versorgung suchtkranker Menschen<br />

erfolgen. Oberstes Ziel muss es dabei<br />

sein, gleichzeitig effektiv an der Heilung<br />

des Suchterkrankten zu arbeiten und die<br />

Würde des Menschen zu achten.<br />

Neue Entwicklungen und Konsummuster<br />

haben es notwendig gemacht,<br />

bestehende Konzepte den Herausforderungen<br />

entsprechend zu adaptieren und<br />

den geänderten Rahmenbedingungen<br />

anzupassen. Eine immer schnelllebigere<br />

Gesellschaft erfordert es auch, rasch und<br />

flexibel auf geänderte Trends einzugehen<br />

und bereits im Vorfeld aktiv zu agieren.<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ leistet seit nunmehr<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n großartige Arbeit bei der<br />

Behandlung von suchtkranken Menschen<br />

und ist erfreulicher Weise seit heuer mit<br />

seinem Standort in Johnsdorf auch in der<br />

Steiermark vertreten.<br />

Ich möchte mich bei allen MitarbeiterInnen<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ ganz herzlich<br />

für die engagierte und qualitätsvolle Arbeit<br />

bedanken und gratuliere zum <strong>20</strong>. Geburtstag<br />

des Vereins.<br />

Dr. Kurt Flecker<br />

Soziallandesrat der Steiermark<br />

Seite 11 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Mein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

Es ist kaum zu glauben, dass schon <strong>20</strong><br />

<strong>Jahre</strong> vergangen sind, seit Günter Pernhaupt<br />

die geniale Idee hatte, den „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>“ zu gründen. Ich bin sozusagen<br />

bereits ein Fossil, da ich von Anfang an<br />

dabei gewesen bin und eines der ersten Mitglieder<br />

des Vorstandes werden durfte. Als<br />

ich vor ungefähr eineinhalb <strong>Jahre</strong>n gebeten<br />

wurde, die Präsidentschaft zu übernehmen,<br />

sagte ich aus vollstem Herzen „Ja“, da der<br />

Verein mittlerweile wie ein Kind für mich<br />

geworden ist.<br />

Seither hat sich vieles getan und noch<br />

mehr verändert, Positives wie Negatives.<br />

Doch zum Glück überwiegt das Erstere<br />

bei weitem. Zu unseren neun bestehenden<br />

Höfen in der Buckligen Welt ist <strong>20</strong>03 die<br />

Nummer 10 dazu gekommen: das Rehabilitationszentrum<br />

Johnsdorf. Zwischen<br />

Aspang und Graz im Bezirk Feldbach in<br />

der Steiermark liegt es, wo es bis dato<br />

keine speziellen Betreuungseinrichtungen<br />

für Suchtmittelabhängige gegeben hat.<br />

Obendrein führt der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ jetzt<br />

bereits drei ambulante Beratungs- und<br />

Betreuungszentren: Neben der Hermanngasse<br />

in Wien eröffneten wir 1998 Graz<br />

und <strong>20</strong>01 Klagenfurt.<br />

Vieles gäbe es noch zu erwähnen. Am<br />

eindrucksvollsten für mich war jedoch<br />

die feierliche und offizielle Eröffnung<br />

der Waldheimat im Mai <strong>20</strong>02. Mit<br />

Musik, Ansprachen und Buffet feierten die<br />

KünstlerInnen und der Vereinsvorstand die<br />

Fertigstellung des Fassadenkunstwerks und<br />

die Neugestaltung des Betreuungshauses<br />

gemeinsam mit den regionalen BehördenvertreterInnen,<br />

SubventionsgeberInnen,<br />

BetreuerInnen und PatientInnen. Der<br />

eineinhalb <strong>Jahre</strong> dauernde Arbeitsprozess<br />

der künstlerischen Bemalung der über<br />

300 m² großen Fassade nach einem Entwurf<br />

des Künstlers Helmut Kand unter der<br />

Leitung von Kurt Neuhold gemeinsam mit<br />

PatientInnen des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ wurde<br />

damit würdig abgeschlossen.<br />

Großes Engagement der MitarbeiterInnen<br />

steckt hinter all diesen Projekten und<br />

ich bin zuversichtlich, dass der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ auch weiterhin diesen erfolgreichen<br />

Weg beschreitet. Zum Schluss bleibt mir<br />

noch eines – mich bei allen MitarbeiterInnen,<br />

all unseren FörderInnen und auch bei<br />

allen öffentlichen Instanzen für die Hilfe<br />

und Unterstützung herzlich zu bedanken.<br />

Brigitte Podsedensek<br />

Obfrau des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 12


<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ –<br />

Ein langer Weg der Entwicklung<br />

Am Anfang war die Idee – dem Geiste Dr.<br />

Pernhaupts entsprungen –, etwas „Neues“<br />

auf die Beine zu stellen und suchtkranken<br />

Menschen zu helfen.<br />

Schnell war der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ geboren<br />

und wuchs unter der tatkräftigen Mitarbeit<br />

vieler EnthusiastInnen zu dem heran, was<br />

er heute ist – Österreichs größte Einrichtung<br />

zur Behandlung von suchtkranken<br />

Menschen.<br />

In neun stationären Einrichtungen<br />

in Niederösterreich mit <strong>20</strong>0 Betten für<br />

polytoxikomane PatientInnen, seit kurzem<br />

in einer stationären Einrichtung in der<br />

Steiermark für 80 Alkoholkranke und in drei<br />

Ambulanzen in Wien, Graz und Klagenfurt<br />

sind 1<strong>20</strong> MitarbeiterInnen damit beschäftigt,<br />

suchtkranken Menschen auf dem Wege<br />

der Rehabilitation und der anschließenden<br />

Reintegration in die Gesellschaft zu helfen.<br />

Die letzten <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> waren kein<br />

Spaziergang, sondern sind eher mit einem<br />

Marathon zu vergleichen – mit allen<br />

Höhen und Tiefen, die man während der<br />

42 km Distanz durchläuft.<br />

Doch wir wollen anlässlich unseres<br />

Jubiläums an die schönen Dinge zurückdenken:<br />

an die Aufbruchsstimmung in<br />

der Pionierzeit, an die Anerkennung des<br />

Vereins nach dem Suchtmittelgesetz, an<br />

die gesetzliche Verankerung im Bundesgesetzblatt,<br />

an die diversen Preise und<br />

Auszeichnungen, die der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ für<br />

seine Arbeit erhalten hat, an die Unterstützung<br />

und Zustimmung vieler in Österreich<br />

politisch Verantwortlicher, an die vielen<br />

ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die uns<br />

geholfen haben, aber vor allem an die vielen<br />

Menschen, denen wir helfen konnten.<br />

Nachdem es leider die Vision einer<br />

drogenfreien Gesellschaft auch in Zukunft<br />

nicht geben wird, wird sich der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ weiterhin bemühen, gemäß seiner<br />

Statuten und seines Leitbildes in Form von<br />

Prävention aufklärend tätig zu sein und<br />

im Rahmen von ambulanter und stationärer<br />

Therapie suchtkranke Menschen zu<br />

behandeln.<br />

Alfred Rohrhofer<br />

Verwaltungsdirektor des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

Besonderer Dank gilt dem ehrenamtlichen<br />

Vorstand und Aufsichtsrat des Vereins, allen<br />

MitarbeiterInnen, allen Mitgliedern, allen<br />

SpenderInnen und SponsorInnen, allen<br />

verantwortlichen Kostenträgern und den<br />

politischen EntscheidungsträgerInnen des<br />

Landes Österreich, die die Arbeit des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“ in den letzten <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n so erfolgreich<br />

unterstützt haben.<br />

Seite 13 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Das Leitbild des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

Ein klares Leitbild legt die Wertvorstellungen<br />

und die Verpflichtungen<br />

gegenüber den PatientInnen, den<br />

Sponsoren, der Umwelt und der Gesellschaft,<br />

aber auch den Umgang der<br />

MitarbeiterInnen untereinander fest. Es<br />

soll verbindliche Orientierungshilfe und<br />

Richtlinie bei der Verfolgung der Vereinsziele<br />

in einem sich ständig ändernden,<br />

dynamischen Umfeld und unter<br />

ständig steigenden Anforderungen sein.<br />

Das Ziel aller Bemühungen ist immer<br />

die Patientin und der Patient. Das stetig<br />

wachsende Engagement jedes einzelnen<br />

Mitarbeiters und jeder Mitarbeiterin sowie<br />

aller ehrenamtlich Tätigen gilt dem<br />

Schaffen optimaler Rahmenbedingungen<br />

für PatientInnen und MitarbeiterInnen.<br />

Das Leitbild schafft eine leistungsfördernde<br />

Vereinskultur, jede MitarbeiterIn<br />

versteht sich als anerkannte PartnerIn zur<br />

Erreichung des Vereinserfolges und trägt<br />

somit Verantwortung für das Gesamtergebnis<br />

in gesellschaftlicher, wissenschaftlicher<br />

und auch wirtschaftlicher Hinsicht.<br />

Die strategische Ausrichtung und die<br />

Vereinsziele werden von allen getragen.<br />

Text: Dr. Brigitte Wimmer, Öffentlichkeitsarbeit<br />

§ Der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ ist konfessionell und politisch<br />

unabhängig.<br />

§ Respekt und gegenseitige Achtung voreinander sowie ein<br />

humanistisches Menschenbild und Wertschätzung des<br />

anderen sind die Grundlage unseres Handelns.<br />

§ Die/der PatientIn stellt den Mittelpunkt unserer Arbeit<br />

dar. Die Unterstützung, zu einem suchtfreien Leben zu<br />

gelangen, steht im Vordergrund.<br />

§ Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ bietet professionelle Hilfe mit hohem<br />

Qualitätsanspruch für suchtkranke Menschen auf allen<br />

Therapiestufen, sei dies nun ambulant oder stationär.<br />

Die Grundstrukturen der Behandlungskonzepte werden<br />

einer Evaluierung unterzogen, um Qualitätssicherung zu<br />

gewährleisten und klare Zielvorstellungen zu überprüfen.<br />

§ Der therapeutische Prozess kann nur in einem harmonischen<br />

Umfeld stattfinden. Der verantwortungsvolle<br />

Umgang miteinander ist oberstes Gebot.<br />

§ Betreuung und Therapie durch den „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

beinhalten Abstinenzorientierung und Gewaltlosigkeit.<br />

§ Die PatientInnen tragen in Form von Mitsprache und<br />

Mitentscheidung eigenverantwortlich zum Gelingen ihrer<br />

Therapie bei. Individuelle Bedürfnisse der einzelnen<br />

PatientInnen werden im Rahmen des Therapiekonzeptes<br />

flexibel berücksichtigt, dies bedeutet z.B. eine mögliche<br />

Verschiebung des Zeitfaktors in den Therapiestufen wie<br />

auch ein fließender Übergang zwischen ambulanter,<br />

stationärer und wieder ambulanter (Nach-)Behandlung.<br />

§ Auch die Angehörigen werden in die Behandlung miteinbezogen,<br />

um die Eigenverantwortlichkeit zu stärken.<br />

§ Ein nach individuellen Aspekten der PatientInnen ausgerichtetes<br />

weitnetziges österreichweites Nachbetreuungssystem<br />

lässt den Erfolg des „suchtfreien Lebens danach“<br />

stetig ansteigen.<br />

§ Präventionsarbeit im Sinne von allgemeiner Aufklärung<br />

der Öffentlichkeit über die Suchtproblematik wie auch<br />

im Sinne von Einbindung der Kinder Suchtkranker in<br />

das Behandlungskonzept ist ein wichtiger Teil der Aufgaben<br />

des Vereins.<br />

§ Kooperation und Partnerschaften mit anderen Beratungsstellen<br />

und Einrichtungen, Vor- und Nachbetreuungsmöglichkeiten<br />

sowie die Zusammenarbeit mit den<br />

Kostenträgern und dem AMS steigern die Effizienz des<br />

Vereins und dienen somit der Erreichung der Vereinsziele.<br />

§ Vernetzung, Öffnung, Flexibilisierung, Erweiterung<br />

internationaler Arbeit und Forschungstätigkeit sind<br />

Schwerpunkte in der Arbeit des Vereins zu Gunsten der<br />

PatientInnen.<br />

§ Engagierte Teamarbeit innerhalb der MitarbeiterInnen<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ gehört zur Vereinskultur, den<br />

Wertvorstellungen des Vereins, ebenso wie umfassendes<br />

Entgegenkommen, Informationsaustausch und ausreichende<br />

Weiterentwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten.<br />

Die Psychohygiene der MitarbeiterInnen,<br />

regelmäßige Supervisionen und Weiterbildung zählen als<br />

Wert.<br />

§ Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ nimmt seine Verantwortung und Verpflichtung<br />

gegenüber PatientInnen, MitarbeiterInnen,<br />

der Umwelt und der Gesellschaft wahr.<br />

D R . M E D . L E O N I D A S K . L E M O N I S<br />

Ärztlicher Leiter<br />

D I R . A L F R E D R O H R H O F E R<br />

Verwaltungsdirektor<br />

D R . R O B E R T M U H R<br />

Psychotherapeutischer Leiter<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 14


Der Verein<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

Der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ wurde<br />

1983 nach einem Konzept von Prim. Dr.<br />

G. Pernhaupt als Institution zur Rehabilitation<br />

und Integration suchtkranker<br />

Personen mit Sitz in Wien gegründet.<br />

Dir. Alfred Rohrhofer, Gründungsmitglied<br />

des Vereins, fungiert als Geschäftsführer<br />

und Verwaltungsdirektor, Dr.<br />

Robert Muhr als psychotherapeutischer<br />

Leiter und Dr.med. Leonidas K. Lemonis<br />

als ärztlicher Leiter. Gemeinsam bilden<br />

Sie die kollegiale Führung des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“.<br />

Zur österreichweit größten gemeinnützigen<br />

Organisation auf dem Suchtsektor<br />

angewachsen, bietet der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ bei Abhängigkeitsproblematiken<br />

rasche und professionelle Hilfe. Voraussetzung<br />

für jede Aufnahme und Ziel<br />

jeder Behandlung ist die Abstinenzorientierung.<br />

Dies betrifft nicht nur die Zeit<br />

während der Therapie sondern auch die<br />

Dir. Alfred Rohrhofer Dr. Robert Muhr Dr. Leonidas Lemonis<br />

Perspektive auf das Leben danach. Ein<br />

ambulantes Programm, vor allem aber<br />

die stationäre Lang- und Kurzzeittherapie<br />

bieten für die Betroffenen eine realistische<br />

Chance, dieses Ziel zu erreichen.<br />

Mit viel Engagement wird Suchtkranken<br />

der Weg zurück in ein drogenfreies<br />

Leben ermöglicht.<br />

Suchtkranke weibliche und männliche<br />

Jugendliche und Erwachsene, Eltern<br />

bzw. Elternteile mit Kindern, Paare und<br />

Personen mit richterlicher Weisung zur<br />

Therapie aus dem gesamten österreichischen<br />

Bundesgebiet werden vom Verein<br />

betreut. Prinzipiell werden auch PatientInnen<br />

mit nicht substanzabhängigem<br />

Suchtverhalten wie z.B. Spielsucht und<br />

ebenso KlientInnen aus dem gesamten<br />

EU Raum behandelt. Gemessen am breiten<br />

Spektrum der individuellen Behandlungs-<br />

und Betreuungsmaßnahmen ist<br />

der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ somit die vielfältigste<br />

Suchthilfeeinrichtung Österreichs.<br />

Zu wünschen bleibt immer, dass<br />

suchtkranke Menschen ihren – ganz<br />

eigenen, selbstbestimmten – Platz in der<br />

Gesellschaft finden können und neue<br />

Lebensperspektiven erhalten, um den<br />

eingeschlagenen Weg der Abstinenz<br />

beizubehalten.<br />

Die Vereinsstruktur des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

Text: Dr. Brigitte Wimmer, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Fotos: Berith Schistek<br />

Grafik: KONTEXT kommunikation<br />

Seite 15 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Die Einrichtungen des Vereins<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

Die stationäre Therapie findet in zehn therapeutischen Wohngemeinschaften in Niederösterreich und<br />

der Steiermark mit Platz für 280 Personen statt. Je nach individuellem Befinden der suchtkranken<br />

PatientInnen besteht die Möglichkeit einer sechsmonatigen Kurzzeittherapie oder einer mindestens<br />

zwölf Monate dauernden Langzeittherapie. Im stationären Langzeitbereich existieren Spezialprogramme<br />

für Eltern mit Kindern, Jugendliche, Frauen und MultimorbiditätspatientInnen; geschlechtsspezifische<br />

Aspekte werden in den Programmen besonders berücksichtigt.<br />

Waldheimat<br />

Sozialhilfeeinrichtung<br />

A-2872 Mönichkirchen<br />

Unterhöfen 92<br />

Tel.: (2649) 83 12<br />

Fax: (2649) 83 12-4<br />

E-mail: waldheimat@gruenerkreis.at<br />

Zwei neu adaptierte Häuser mit Einzelund<br />

Doppelbettzimmern bieten Platz<br />

für 22 PatientInnen (Zugangshaus für 8<br />

Männer, Kurzzeittherapiestation für 14<br />

PatientInnen).<br />

Hinzu kommen Versorgungs- und<br />

Stallgebäude.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Hausinterne<br />

Versorgungstätigkeiten, Gartenarbeit,<br />

Tierhaltung (Lamas), Kreativwerkstätte,<br />

externe Arbeitseinsätze in den Einrichtungen<br />

der Langzeittherapie, Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Tischtennis,<br />

Sauna, Fitnessraum, Streetballplatz,<br />

Tischfußball, indianisches<br />

Schwitzzelt.<br />

Schwerpunkt: Stabilisierung, Erhalten<br />

des sozialen und Arbeitsumfeldes.<br />

Binder<br />

Jugendwohlfahrts- und Sozialhilfeeinrichtung<br />

A-2872 Mönichkirchen 99<br />

Tel.: (2649) 235 27<br />

Fax: (2649) 83 07<br />

E-mail: hotel.binder@gruenerkreis.at<br />

Das geräumige und großzügig angelegte<br />

ehemalige Kurhotel im Ortskern<br />

von Mönichkirchen bietet Platz für 24<br />

Frauen, darunter 10 weibliche Jugendliche.<br />

Weiters befinden sich Hotelzimmer<br />

für externe Gäste im Haus. Daneben gibt<br />

es Versorgungs- und Stallgebäude.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Interne Versorgung,<br />

Seminareinrichtung Binder (28<br />

Betten), Bäckerei, Tierhaltung (Lamas),<br />

Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Tischtennis, Tennis,<br />

Streetballplatz, Gymnastikraum, Tischfußball,<br />

indianisches Schwitzzelt.<br />

Frankenau<br />

Jugendwohlfahrtseinrichtung<br />

A-2870 Aspang<br />

Königsberg 57<br />

Tel./Fax: (2642) 536 04<br />

Das adaptierte und renovierte<br />

ehemalige Landhaus bietet Platz für <strong>20</strong><br />

männliche Jugendliche, die in Einzelund<br />

Doppelbettzimmern untergebracht<br />

sind. Aufenthalts-, Computer-, Dienstund<br />

Therapieräume befinden sich im<br />

Haupthaus, daneben sind Versorgungsund<br />

Stallgebäude angesiedelt.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Interne<br />

Versorgung, Tierhaltung (Schafe, Ziegen,<br />

Hochlandrinder), Landwirtschaft (14ha),<br />

Berufsausbildung (BFI, AMS, EU-Computerführerschein,<br />

Projekt Neue Wege).<br />

Infrastruktur: Verstärkte sportliche<br />

Freizeitgestaltung: Volleyballplatz,<br />

Tischtennis, Streetballplatz, Tischfußball,<br />

indianisches Schwitzzelt.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 16


Marienhof<br />

Jugendwohlfahrts- und Sozialhilfeeinrichtung,<br />

Sonderkrankenhaus, Eltern-<br />

Kind-Haus<br />

A-2870 Aspang<br />

Ausschlag-Zöbern 3-5<br />

Tel.: (2642) 524 30 oder<br />

(2642) 524 38-4<br />

Fax: (2642) 523 84-10<br />

E-mail: marienhof@gruenerkreis.at<br />

Diese Einrichtung besteht aus mehreren<br />

Häusern und bietet Platz für 31<br />

Männer, 16 Frauen und 16 Kinder; davon<br />

entfallen 15 Plätze auf MultimorbiditätspatientInnen.<br />

Die Unterbringung<br />

erfolgt in Einzel- und Doppelzimmern<br />

bzw. Familienzimmern. Versorgungs-,<br />

Sanitärräume und Stallgebäude vervollständigen<br />

das Anwesen.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Büro, Tierhaltung<br />

(Streichelzoo), interne Versorgung,<br />

externe Gartenprojekte, Flüchtlingsheimbetreuung,<br />

Kreativwerkstätten<br />

(Töpferei, Wollherstellung und -verarbeitung),<br />

Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Tennis,<br />

Tischtennis, Tischfußball, Streetballplatz,<br />

Sauna, Fitness-, Gymnastik- und Musikraum,<br />

Kinderspielplatz, indianisches<br />

Schwitzzelt.<br />

Schwerpunkte: Integration und<br />

Behandlung von MultimorbiditätspatientInnen,<br />

Eltern-Kind-Betreuung<br />

(heilpädagogisches Eltern-Kind-Haus,<br />

Vereinskindergarten).<br />

Königsberghof<br />

Sozialhilfeeinrichtung<br />

A-2842 Thomasberg<br />

Königsberg 10<br />

Tel./Fax: (2644) 74 01<br />

Der renovierte Bauernhof bietet Platz<br />

für 15 Patienten in Doppel- und Einzelzimmern.<br />

Hinzu kommen Aufenthalts-,<br />

Therapie- und Diensträume.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Landwirtschaft<br />

(10ha), Tischlerei, Viehzucht (Traberstuten,<br />

Ziegen, Schweine), Käserei,<br />

Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Tischtennis,<br />

Tischfußball, Streetballplatz,<br />

Reiten, indianisches Schwitzzelt.<br />

Meierhof<br />

Sozialhilfeeinrichtung<br />

A-2870 Aspang<br />

Unternberg 38<br />

Tel./Fax: (2641) 25 66<br />

Der renovierte Gutshof bietet Platz<br />

für 17 Patienten. Daneben erstrecken<br />

sich weitläufige Gebäude, in denen<br />

Ställe, Futtermittel und die Schlosserei<br />

untergebracht sind. In den Glashäusern<br />

arbeiten Angestellte der Gärtnerei und<br />

Patienten. Hier handelt es sich ebenso<br />

um eine Zivildienereinrichtung mit vier<br />

Zivildienststellen.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Landwirtschaft<br />

(12 ha), Forstwirtschaft<br />

(Holzarbeit), Gärtnerei (Glashäuser),<br />

Landschaftsgärtnerei Gartenbau Gruber,<br />

Schlosserei, Viehzucht (Schweine,<br />

Pferde), Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Streetballplatz,<br />

Tischtennis, Fitnessraum, Reiten,<br />

Sauna, Tischfussball, indianisches<br />

Schwitzzelt.<br />

Seite 17 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Ettlhof<br />

Sozialhilfeeinrichtung<br />

A-2812 Lichtenegg<br />

Spratzau 32<br />

Tel./Fax: (2643) 21 14<br />

Die ehemalige Mühle bietet in adaptiertem<br />

und renoviertem Zustand Platz<br />

für 15 Patienten in Einzel- und Doppelbettzimmern.<br />

Aufenthalts-, Gruppen-,<br />

Therapie-, Diensträume, Küche, Sauna<br />

und Fitnessräume sind renoviert bzw.<br />

neu errichtet. Daneben befinden sich<br />

Stall-, Versorgungs- und Schlossereigebäude.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Schlosserei,<br />

Viehzucht (Rinder, Schweine, Hühner),<br />

Landwirtschaft (2 ha), Gartenleistungsprojekte,<br />

Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Streetballplatz,<br />

Tischtennis, Fitnessraum,<br />

Sauna, Tischfußball, indianisches<br />

Schwitzzelt.<br />

Villa<br />

Sozialhilfeeinrichtung<br />

A-2851 Krumbach<br />

Maierhöfenstraße 18<br />

Tel./Fax: (2647) 428 84<br />

Das großzügig angelegte und renovierte<br />

Landhaus, eine ehemalige<br />

Villa, bietet Platz für 17 Patienten in<br />

Einzel- und Doppelzimmern, davon<br />

sind 4 Plätze für Multimorbiditätspatienten<br />

vorgesehen. Gruppen-, Therapie-,<br />

Aufenthalts- und Freizeiträume, Versorgungsgebäude<br />

bzw. Werkstätten für die<br />

Holz- und Tonverarbeitung vervollständigen<br />

das Anwesen.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Garten, interne<br />

Hausversorgung, Kreativwerkstätten<br />

(Töpferei, Seidenmalerei, Holzarbeiten),<br />

Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Streetballplatz,<br />

Tischtennis, Sauna, Fitnessraum,<br />

Musikraum, Tischfußball, indianisches<br />

Schwitzzelt.<br />

Schwerpunkte: Kreativarbeit, Integration<br />

und Behandlung von Multimorbiditätspatienten,<br />

vier behindertengerecht<br />

gestaltete Plätze (Rollstuhlfahrer).<br />

Treinthof<br />

Sozialhilfeeinrichtung<br />

Diese 1. stationäre Einrichtung des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ wurde 1985 eröffnet.<br />

A-2851 Krumbach<br />

Hosien 3<br />

Tel./Fax: (2647) 428 74<br />

Der Gutshof (30 ha) ist vollkommen<br />

adaptiert, mit einem Zubau versehen<br />

und bietet Platz für 15 Patienten in<br />

Einzel- und Doppelzimmern. Gruppen-,<br />

Aufenthalts-, Freizeit- und Therapieräume<br />

sind neu gebaut bzw. eingerichtet.<br />

Daneben befinden sich weitläufige Stallund<br />

Versorgungsgebäude.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Viehzucht<br />

(Hochlandrinder, Pferde, Schweine,<br />

Schafe), Garten, Gemüseanbau, Forstwirtschaft,<br />

Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Streetballplatz,<br />

Tischtennis, Fitnessraum,<br />

Sauna, Reiten, Tischfußball, indianisches<br />

Schwitzzelt.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 18


Johnsdorf<br />

Sozialhilfeeinrichtung<br />

Die jüngste Einrichtung des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“ wurde am 3.3.<strong>20</strong>03 eröffnet.<br />

A-8350 Fehring<br />

Johnsdorf 1<br />

Tel.: (3155) 519 79<br />

Fax: (3155) 519 89<br />

E-mail: johnsdorf@gruenerkreis.at<br />

Das ehemalige Bildungshaus der<br />

Salesianer Don Boscos bietet Platz für<br />

80 weibliche und männliche erwachsene<br />

Suchtkranke, davon entfallen 16 Therapieplätze<br />

auf DoppeldiagnosepatientInnen<br />

und 16 auf KurzzeittherapieklientInnen.<br />

Der Behandlungsschwerpunkt liegt<br />

auf Alkoholabhängigkeit.<br />

Arbeitsmöglichkeiten: Landwirtschaft,<br />

Garten, Tischlerei, Kreativwerkstätten,<br />

Büro, Berufsausbildung.<br />

Infrastruktur: Volleyballplatz, Streetballplatz,<br />

Fitnessraum, indianisches<br />

Schwitzzelt.<br />

Die ambulanten Einrichtungen des<br />

Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

Die ambulanten Beratungs- und<br />

Betreuungszentren des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

befinden sich in Wien, Graz und<br />

Klagenfurt. Das Zentrum Wien wurde<br />

1995, das Zentrum Graz 1998 und das<br />

Zentrum Klagenfurt <strong>20</strong>01 eröffnet.<br />

Ambulantes Beratungs- und<br />

Betreuungszentrum<br />

Hermanngasse 12, A-1070 Wien<br />

Tel.: (1) 526 94 89 oder (1) 522 15 10<br />

Fax: (1) 526 94 89-4<br />

ambulanz.wien@gruenerkreis.at<br />

Ambulantes Beratungs- und<br />

Betreuungszentrum<br />

Hans-Resel-Gasse 18, A-80<strong>20</strong> Graz<br />

Tel., Fax: (316) 76 01 96<br />

ambulanz.graz@gruenerkreis.at<br />

Ambulantes Beratungs- und<br />

Betreuungszentrum<br />

Feldmarschall Konrad-Platz 3,<br />

A-90<strong>20</strong> Klagenfurt<br />

Tel.: (463) 59 01 26<br />

Fax: (463) 59 01 27<br />

ambulanz.klagenfurt@gruenerkreis.at<br />

Die ambulanten Beratungs- und Betreuungszentren<br />

bieten bei Abhängigkeitsproblematiken<br />

rasche und professionelle<br />

Hilfe in vielfältigen Bereichen an und<br />

dienen:<br />

als Anlaufstelle für Informationssuchende,<br />

zur ambulanten Beratung,<br />

als Präventionseinrichtung, vor allem<br />

in der Jugendprävention,<br />

zur Kontaktaufnahme mit den<br />

MitarbeiterInnen der Vorbetreuung,<br />

Vermittlung eines Entzugsbettes oder<br />

einer ambulanten Entzugsmöglichkeit,<br />

Vorbereitung zur ambulanten oder stationären<br />

Therapie ohne Wartezeiten,<br />

der ambulanten Psychotherapie für<br />

Suchtkranke, die in stabilen sozialen<br />

Verhältnissen leben, keine psychischen<br />

Auffälligkeiten zeigen und deren<br />

Suchtgeschichte keine Extreme aufweist,<br />

die therapeutische Unterstützung<br />

benötigen, ohne ihre aktuellen<br />

Lebensumstände verlassen zu müssen,<br />

aber auch<br />

der ambulanten Psychotherapie mit<br />

richterlicher Weisung „Therapie statt<br />

Strafe“ (gesundheitsbezogene Maßnahmen),<br />

der Krisenintervention,<br />

der medizinischen Betreuung und der<br />

Abstinenzkontrollen,<br />

der Nachbetreuung und Begleitung<br />

stationärer PatientInnen aus der Langund<br />

Kurzzeittherapie nach abgeschlossener<br />

Therapie,<br />

der Stützung des Alltags- und Arbeitsumfeldes,<br />

der Berufsfindung und -ausbildung<br />

(Wiener Berufsbörse, AMS<br />

Förderung, TransitmitarbeiterInnen-<br />

Programm nach stationärer Therapie)<br />

und<br />

der Beratung und Betreuung von<br />

ratsuchenden Eltern und Angehörigen<br />

im Rahmen von Einzelgesprächen<br />

und offenen Psychotherapiegruppen<br />

in den ambulanten Betreuungszentren<br />

zur Information, Begleitung und<br />

Förderung der bestehenden oder neu<br />

zu schaffenden Beziehungen.<br />

Text: Dr. Brigitte Wimmer, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Fotos: Berith Schistek<br />

Seite 19 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Das Behandlungssystem des<br />

Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

Suchterkrankungen zählen zu den<br />

schwersten psychischen Erkrankungen,<br />

da sie einerseits die gesamte Person<br />

und in Folge auch die gesamte soziale<br />

Umgebung dieser Person betreffen und<br />

verändern. Andererseits sind die Heilungschancen<br />

faktisch nicht sehr hoch.<br />

Die Behandlungsgeschichte eines/einer<br />

suchtkranken Patienten/in ist daher<br />

meist eine lange, die verschiedenste<br />

Elemente wie stationäre Aufenthalte,<br />

ambulante Behandlungen und Überbrückungshilfen<br />

beinhaltet. Zugleich<br />

werden verschiedene Lebenselemente<br />

des/der Patienten/in in den Vordergrund<br />

der Behandlung gerückt. Die individuelle<br />

Entwicklung der Person steht<br />

in der Psychotherapie im Vordergrund,<br />

das Verhältnis zur sozialen Umgebung<br />

des/der Patienten/in in der Sozialtherapie.<br />

Die Sozialtherapie fokussiert sich<br />

auf verschiedene Lebensbereiche wie<br />

Arbeit, Freizeit und soziales Verhalten im<br />

Austausch mit anderen Personen. Medizinische<br />

Betreuung und Stützung der<br />

PatientInnen bei aktuellem Suchtgeschehen<br />

sind ebenso tragende Elemente einer<br />

individuellen Behandlungsgeschichte.<br />

Jede Behandlungsform ermöglicht<br />

durch ihre Art eine Konzentration auf<br />

bestimmte Elemente. So steht in der<br />

ambulanten Therapie naturgemäß die<br />

individuelle Entwicklung der Person und<br />

deren Reflexion im Vordergrund. Bei einer<br />

Phase der Suchtbegleitung kann nur<br />

die Abwehr von weiteren Schädigungen<br />

(„harm reduction“) der Person zentral<br />

sein. In der Kurzzeittherapie liegt zwar<br />

ein Fokus auf der Entwicklung und Reflexion<br />

der Person des/der Patienten/in,<br />

Schwerpunkt ist aber die rasche Wiedereingliederung<br />

in soziale Zusammenhänge<br />

durch Sozialtherapie.<br />

In der aufwendigsten und intensivsten<br />

Form der Behandlung von Suchterkrankungen,<br />

der stationären Langzeittherapie,<br />

wird versucht, auf allen Ebenen Veränderungsmöglichkeiten<br />

zu schaffen. Im Therapiekonzept<br />

des Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

sind diese Bereiche in Therapiesäulen<br />

gegliedert. Psychotherapie, Arbeitstherapie<br />

und Aktive Freizeit sind diese Säulen<br />

der Behandlung. Zusammengehalten<br />

und verbunden werden diese Säulen<br />

durch das Prinzip der Therapeutischen<br />

Gemeinschaft, die als zentrales Element<br />

in Verantwortungsphasen gegliedert ist.<br />

Die Therapeutische Gemeinschaft<br />

Grundidee des Prinzips der Therapeutischen<br />

Gemeinschaft ist die gemeinsame<br />

Übernahme von Verantwortung für die<br />

Behandlung und die gemeinsame Gestaltung<br />

der Behandlung. PatientInnen,<br />

MitarbeiterInnen und therapeutisches<br />

Personal sind gemeinsam für die Behandlungsgestaltung<br />

im vorgegebenen Rahmen<br />

verantwortlich und daran beteiligt.<br />

Ein Phasenmodell ermöglicht den PatientInnen,<br />

je nach Aufenthaltsdauer und<br />

individueller Entwicklung, Verantwortung<br />

in der Therapeutischen Gemeinschaft<br />

zu übernehmen, ohne über- bzw.<br />

unterfordert zu sein. MitarbeiterInnen<br />

und therapeutisches Personal „leben“ in<br />

dieser Therapeutischen Gemeinschaft<br />

mit und nehmen verantwortlich daran<br />

teil, ohne sich auf Einzelbereiche exklusiv<br />

zurückziehen zu können. Dadurch<br />

steht die aktuelle Auseinandersetzung<br />

und das aktuelle Geschehen immer im<br />

Vordergrund. Zugleich wird Beziehung<br />

zur übergreifenden Klammer, die alle<br />

Entwicklungsmöglichkeiten des/der<br />

Patienten/in umschließt. Das heißt, dass<br />

für den/die Patienten/in Personen als Begleitung<br />

in seiner/ihrer Behandlung zur<br />

Verfügung stehen und nicht ausschließlich<br />

Personen in Funktionszuordnungen.<br />

Psychotherapie<br />

Als Grundelement der Behandlung<br />

von psychischen Erkrankungen stellt<br />

die Psychotherapie einen wesentlichen<br />

Teil der Therapie dar. Sie dient inhaltlich<br />

der Reflexion der eigenen Person<br />

des/der Patienten/in und kann dadurch<br />

Veränderung ermöglichen. Basis dieser<br />

Möglichkeit ist die Beziehung zwischen<br />

dem/der Patienten/in und seinem/seiner<br />

Therapeuten/in. Gerade bei suchtkranken<br />

Personen ist sehr häufig die Aufnahme<br />

und Gestaltung von Beziehungen<br />

höchst problematisch, so dass diesem<br />

Element größte Aufmerksamkeit gewidmet<br />

wird. Die Entwicklung einer positiven<br />

und tragfähigen therapeutischen<br />

Beziehung kann aber sehr lange dauern<br />

und daher eigentlich schon Therapie an<br />

sich sein. Gilt dies für Einzelpsychotherapie,<br />

so auch um so mehr für Gruppenpsychotherapie,<br />

wo Beziehungsgestaltung<br />

und Rückmeldung des Wirkens der<br />

eigenen Person für den/die Patienten/in<br />

im Vordergrund steht.<br />

Bei erfolgreichen Behandlungsverläufen<br />

ist oft eine lange einzelpsychotherapeutische<br />

Behandlung, die über<br />

stationäre Aufenthalte hinausführt, zu<br />

beobachten. Eine intensive Auseinandersetzung<br />

mit der eigenen Person in Beziehung<br />

mit einem/einer Therapeuten/in<br />

scheint eine Notwendigkeit für alle<br />

suchtkranken Personen auf dem Weg aus<br />

ihrer Sucht heraus.<br />

Arbeitstherapie<br />

Ziel der Arbeitstherapie ist es, die<br />

Arbeitsfähigkeit des/der Patienten/in zu<br />

erhalten oder zu helfen, diese wiederzuerlangen.<br />

Einerseits wird dies ermöglicht<br />

durch die Eingliederung des/der<br />

Patienten/in in eine vorhandene Tagesund<br />

Arbeitszeitstruktur, andererseits ist<br />

eine individuelle Erhebung des Ausbildungsstandes,<br />

der Arbeitserfahrung und<br />

der Interessenslage des/der Patienten/in<br />

notwendig, um Entwicklung in diesem<br />

Bereich zu ermöglichen. Im Rahmen<br />

der Möglichkeiten steht Weiterqualifizierung<br />

für alle PatientInnen im Vordergrund.<br />

Berufsorientierung, Bewerbungstraining<br />

und eine Vielzahl von Kursen,<br />

die individuell ermöglicht werden, sind<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite <strong>20</strong>


Standard für jeden/jede Patienten/in.<br />

Längere Berufsausbildungen können<br />

begonnen werden. Für SchülerInnen<br />

wird der Schulbesuch ermöglicht und die<br />

Absolvierung des Hauptschulabschlusses<br />

sollte für jeden/jede Patienten/in erreichbar<br />

sein.<br />

Zugleich wird in allen Einrichtungen<br />

versucht, abwechslungsreiche Arbeitsmöglichkeiten<br />

zu bieten, die an Arbeitsrealität<br />

angepasst sind. PatientInnen, die<br />

der Arbeitsbelastung nicht gewachsen<br />

sind, stehen geschützte Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung. Durch die<br />

Zentrierung auf Arbeitsrehabilitation<br />

kommt der Verein weniger der gesellschaftlichen<br />

Forderung nach, sondern<br />

vor allem den Wünschen der PatientInnen,<br />

die schon bei der Aufnahme als<br />

wichtigstes Ziel einen „guten“ Arbeitsplatz<br />

nach Therapieende angeben.<br />

Aktive Freizeit<br />

Erfahrungen mit PatientInnen, die<br />

anschließend an einen stationären Aufenthalt<br />

in ambulanter Nachbetreuung<br />

sind, zeigen, dass der Bereich Freizeit<br />

oft zum Hauptproblem wird. Arbeit<br />

und soziale Umgebung werden oft als<br />

optimal empfunden, die „freie Zeit“ aber<br />

als unbewältigbar.<br />

Zum einen wird versucht, das Interesse<br />

für verschiedene Freizeitbeschäftigungen<br />

zu wecken, indem Sport, Kultur<br />

und Spaß angeboten werden. Zum<br />

anderen muss dafür gesorgt werden, dass<br />

schon während der Zeit der stationären<br />

Behandlung freie, nicht organisierte Zeit<br />

zur Verfügung steht, die die PatientInnen<br />

selbst gestalten müssen. Ein Gleichgewicht<br />

von organisierter und gestaltbarer<br />

Freizeit wird hergestellt.<br />

Die Erlebnispädagogik stellt einen<br />

Schnittpunkt zwischen Aktiver Freizeit<br />

und Psychotherapie sowie Sozialtherapie<br />

dar, der punktuell und gut vorbereitet<br />

genützt wird. Dazu werden auch Trendsportarten<br />

eingesetzt. Insgesamt steht<br />

der Mannschaftssport in den meisten<br />

Einrichtungen des Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

im Vordergrund, wobei die Möglichkeit<br />

der Bewegung und Sportausübung für<br />

alle PatientInnen gegeben ist. Einrichtungsübergreifende<br />

Sportteams wie<br />

Fußball- oder Volleyballmannschaften<br />

ergänzen diese Möglichkeit für besonders<br />

interessierte PatientInnen. Kulturell kreative<br />

Elemente werden durch Kunstprojekte<br />

im Rahmen von „Kunst im Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>“ angeboten. Eine Ausweitung der<br />

Auseinandersetzungsmöglichkeit mit<br />

Kunst und Kultur vergrößert den Bereich<br />

„Aktive Freizeit“.<br />

Die Therapiesäulen in der Therapeutischen<br />

Gemeinschaft gelebt bieten<br />

also PatientInnen wie TherapeutInnen<br />

vielfältigste Anknüpfungspunkte, um<br />

Entwicklung in einer therapeutischen<br />

Beziehung zu beginnen und so die Basis<br />

für einen erfolgreichen Behandlungsverlauf<br />

zu legen.<br />

Text: Dr. Robert Muhr, psychotherapeutischer<br />

Leiter<br />

Grafik: KONTEXT kommunikation<br />

Seite 21 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Die Entwicklung der<br />

Therapiemodelle im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Ausgangspunkt und auch heute zentrales<br />

Behandlungselement des Vereins<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ ist die stationäre Langzeittherapie.<br />

Von diesem Ausgangspunkt aus<br />

bestimmte der Bedarf und die Kapazität<br />

des Vereins die Entwicklung verschiedener<br />

anderer Behandlungsformen.<br />

Eine große Nachfrage nach ambulanter<br />

Therapie für JustizklientInnen führte zu<br />

Überlegungen und letztlich zur Eröffnung<br />

des ambulanten Betreuungszentrums<br />

Hermanngasse. Ebenso zeigte sich<br />

vor wenigen <strong>Jahre</strong>n ein größerer Bedarf<br />

für kürzere stationäre Aufenthalte für<br />

spezielle KlientInnen, die noch stark<br />

sozial integriert sind und maximal eine<br />

moderate Suchtgeschichte vorweisen.<br />

Dies führte zur Eröffnung der Kurzzeittherapiestation<br />

Waldheimat.<br />

Die Entwicklung der Spezialprogramme<br />

des Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

erfolgte ähnlich. Von Anbeginn wurden<br />

spezielle PatientInnengruppen wie<br />

Jugendliche, KlientInnen mit psychiatrischer<br />

Multimorbidität oder Mütter<br />

mit Kindern in den Langzeittherapiestationen<br />

aufgenommen und zusammen<br />

mit den anderen PatientInnen behandelt.<br />

Der Anstieg der Bettenzahl des<br />

Vereins und somit auch der Anstieg<br />

dieser „Einzelfälle“ zu einer bemerkbaren<br />

Gruppe führte in den Bereichen dieser<br />

PatientInnengruppen zu konzeptuellen<br />

Überlegungen, ob und welche Form der<br />

speziellen Behandlung für diese KlientInnen<br />

angebracht wäre. Letztlich sind<br />

die Therapiesäulen des Vereins „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“, wie auch das Prinzip der Therapeutischen<br />

Gemeinschaft tragende Elemente<br />

aller Spezialprogramme. Adaptionen<br />

und unterschiedliche Gewichtungen<br />

wurden allerdings vorgenommen.<br />

Bei den Jugendprogrammen liegt der<br />

Schwerpunkt neben der Psychotherapie<br />

vor allem in der Aus- und Weiterbildung.<br />

Die Arbeitstherapie ist an Jugendliche<br />

angepasst und wird durch zusätzliche<br />

Sport- und Freizeitaktivitäten ergänzt.<br />

Im Spezialprogramm „Eltern - Kind“<br />

wird der Hauptschwerpunkt auf die Behandlung<br />

der Beziehung zwischen Eltern<br />

und Kindern gelegt und ist gleichwertig<br />

mit der Suchtbehandlung der Eltern. Die<br />

Arbeitstherapie ist eingeschränkt und<br />

Freizeitaktivitäten sind auf Eltern und<br />

Kinder gemeinsam orientiert.<br />

Als höchstes Prinzip im Spezialprogramm<br />

„Multimorbidität“ gilt die<br />

Integration, jedoch ohne die betroffenen<br />

PatientInnen zu überfordern. So haben<br />

multimorbide PatientInnen die Möglichkeit,<br />

an Mal- und Beschäftigungstherapie<br />

oder an der Arbeitstherapie, je nach ihren<br />

Möglichkeiten, teilzunehmen. Sie leben<br />

zusammen mit anderen PatientInnen<br />

in der Therapeutischen Gemeinschaft<br />

und nehmen an den gemeinsamen<br />

Therapiegruppen teil, haben aber auch<br />

speziell auf Persönlichkeitsstörungen<br />

abgestimmte Therapieelemente.<br />

Insgesamt sei darauf hingewiesen, dass<br />

alle Therapieformen und alle Spezialprogramme<br />

als Basis die therapeutische<br />

Beziehung haben, deren positive Entwicklung<br />

immer im Vordergrund steht.<br />

Text: Dr. Robert Muhr, psychotherapeutischer<br />

Leiter<br />

Fotos: Berith Schistek<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 22


Die medizinische<br />

Behandlung und Betreuung<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Am 3.3.<strong>20</strong>03 wurde das neue Therapiezentrum<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ in<br />

Johnsdorf, in der Nähe von Feldbach in<br />

der Steiermark, eröffnet. Im Zuge meiner<br />

Bestrebungen, eine möglichst optimale<br />

medizinische Versorgung für die KlientInnen<br />

dieser Therapieeinrichtung zu organisieren,<br />

wurde mir erneut klar, wie gut<br />

unser medizinisches Betreuungsangebot<br />

für die bereits neun bestehenden Einrichtungen<br />

in der Buckligen Welt ist.<br />

In der Endausbaustufe werden in<br />

Johnsdorf bis zu 80 KlientInnen untergebracht.<br />

Unsere Erfahrungswerte beziehen<br />

sich auf die medizinische Betreuung von<br />

durchschnittlich 180 KlientInnen in den<br />

neun Niederösterreichischen Sozialhilfeeinrichtungen.<br />

Meine Annahme, als<br />

ich mich im <strong>Jahre</strong> <strong>20</strong>00 um die ärztliche<br />

Leitung des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ beworben<br />

hatte, bestand darin, dass bestenfalls eine<br />

punktuelle medizinische Versorgung<br />

möglich wäre – vor allem aufgrund der<br />

räumlichen Entfernung der einzelnen<br />

Therapiestationen vom in der Waldheimat<br />

stationierten medizinischen Zentrum.<br />

Ich stellte aber bald sehr positiv überrascht<br />

fest, dass unser medizinisches Team durch<br />

die Kooperationsbereitschaft der niedergelassenen<br />

ÄrztInnen der Umgebung<br />

bestens unterstützt wird und somit für<br />

die stationär behandelten KlientInnen im<br />

Bedarfsfall eine „Rund um die Uhr-Betreuung“<br />

gewährleistet ist.<br />

Grundvoraussetzung für den Beginn<br />

der stationären Therapie ist, dass die<br />

PatientInnen somatisch entzogen sind.<br />

Zum Aufnahmezeitpunkt muss der/die<br />

Klient/in drogenfrei sein. Das größte Problem<br />

stellen die Benzodiazepine dar, da es<br />

trotz Aufklärung des Öfteren vorkommt,<br />

dass Zuweisende diese Substanzgruppe<br />

nicht als Droge einstufen. Es wird der<br />

Versuch unternommen, die jeweilige Antidepressiva<br />

bzw. Neuroleptika Dosis, wenn<br />

möglich, zu reduzieren, alle PatientInnen<br />

erhalten jedoch je nach Indikation die<br />

notwendige Medikation.<br />

Alle stationär Aufgenommenen werden<br />

allgemeinmedizinisch und psychiatrisch<br />

untersucht. Ein Facharzt für Psychiatrie,<br />

ein Arzt für Allgemeinmedizin, eine<br />

praktische Ärztin mit abgeschlossener<br />

homöopathischer Ausbildung, eine diplomierte<br />

psychiatrische Krankenschwester<br />

sowie eine Krankenpflegehelferin bilden<br />

derzeit unser medizinisches Team. Die<br />

neuropsychiatrischen Begutachtungen in<br />

unseren ambulanten Betreuungszentren<br />

in Wien und Klagenfurt erfolgen durch<br />

FachärztInnen, die uns regelmäßig zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Etwa 30 bis 40 PatientInnen brauchen<br />

eine intensivere medizinische und<br />

psychotherapeutische Betreuung. Es sind<br />

die Doppeldiagnose-KlientInnen, die<br />

meistens primär eine psychiatrische und<br />

sekundär eine Suchterkrankung haben.<br />

Die Aufnahme erfolgt ausnahmslos nach<br />

vorheriger psychiatrischer Untersuchung<br />

durch FachärztInnen unseres Vereins.<br />

Ziel ist die Stabilisierung, die Aufrechterhaltung<br />

der Drogenfreiheit sowie im<br />

idealen Fall die berufliche Reintegration.<br />

Besonders vorteilhaft für dieses Klientel<br />

ist unsere hervorragende Kooperation<br />

mit der Sozialpsychiatrischen Abteilung<br />

des Krankenhauses Neunkirchen. Es ist<br />

selten erforderlich, jedoch besonders<br />

beruhigend, zu wissen, dass im Fall einer<br />

in unserem Setting nicht bewältigbaren<br />

psychiatrischen Krise die nächst gelegene<br />

Fachabteilung prompt bereit ist, die<br />

Behandlung zu übernehmen.<br />

Sehr intensiv gestaltet sich auch unsere<br />

Zusammenarbeit mit den hepatologischen<br />

Abteilungen im Krankenhaus<br />

Lainz bzw. an der Universitätsklinik Graz.<br />

PatientInnen mit chronischer Hepatitis C<br />

erhalten während der Langzeittherapie in<br />

unseren Einrichtungen die vorgesehene<br />

Pharmakotherapie, wobei regelmäßige<br />

Kontrollen in den Fachabteilungen erforderlich<br />

sind. Seit kurzem steht uns auch<br />

die Hepatitis Ambulanz des Krankenhauses<br />

Neunkirchen als Kooperationspartner<br />

zur Verfügung – mit dem großen Vorteil<br />

der geografischen Nähe und der damit<br />

verbundenen geringeren Belastung der<br />

Behandlungsbedürftigen.<br />

Besonders wichtig ist der Erfahrungsaustausch<br />

und die Kommunikation mit<br />

den ÄrztInnen der Umgebung. Während<br />

des regelmäßig stattfindenden „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong> Jour Fixe“ werden vor allem Fragen<br />

administrativer Natur gestellt. Abgesehen<br />

davon, dass jede/r in unserem Team<br />

mehrmals im Jahr suchtspezifische Fortbildungen<br />

besucht, werden des Öfteren<br />

FachexpertInnen eingeladen, um unsere<br />

MitarbeiterInnen über die neuesten<br />

Erkenntnisse bezüglich Hepatitis C, HIV<br />

Erkrankungen und Psychiatrische Störungen<br />

zu informieren. Als letztes möchte<br />

ich meine ausgezeichneten Erfahrungen<br />

mit der „Vor Ort-Information“ von KollegInnen<br />

im Zuge von Exkursionen zu Einrichtungen<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ erwähnen.<br />

Wenn die geografische Entfernung<br />

dies jedoch nicht zulässt, habe ich „round<br />

tables“ an den zuweisenden Abteilungen<br />

als sehr kooperationsfördernd erlebt. Je<br />

besser der fachliche Austausch erfolgt,<br />

umso mehr profitieren unsere PatientInnen<br />

davon, die ja im Mittelpunkt all<br />

unserer Bemühungen stehen.<br />

Text: Dr. med. Leonidas K. Lemonis, ärztlicher<br />

Leiter<br />

Foto: Berith Schistek<br />

Seite 23 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Die Frauen am Marienhof<br />

Frauenspezifische Ansätze in der Therapie<br />

am Beispiel Marienhof<br />

Die Frauen sind anfangs, wenn sie<br />

neu zur Therapie auf den Marienhof<br />

kommen, nicht sehr erfreut über die<br />

Tatsache, dass sie in einer reinen Frauengemeinschaft<br />

leben werden. Sie sind<br />

vorher darüber informiert worden, dass<br />

der Marienhof ein „gemischter“ Hof ist,<br />

und obwohl sie in ihrer Vergangenheit<br />

keine besonders guten Erfahrungen mit<br />

Männern gemacht haben, finden sie es<br />

befremdend, dass der Kontakt zu den<br />

Männern, die in einem eigenen Haus auf<br />

demselben Gelände leben, sehr eingeschränkt<br />

ist.<br />

Gewalt, Ausbeutung und Verrat<br />

standen in der Beziehungsvergangenheit<br />

der meisten Frauen, die zum „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>“ in Behandlung kommen, im<br />

Vordergrund und sind nicht unwesentliche<br />

Faktoren des Suchtprozesses. Diese<br />

Frauen hatten jedoch leider auch keine<br />

guten Erfahrungen mit anderen Frauen.<br />

Konkurrenzverhalten und Intrigen, meistens<br />

um einen Mann zentriert, machten<br />

sie zu – oft erbitterten – Feindinnen. So<br />

ist es verständlich, dass es Zeit braucht,<br />

das Misstrauen abzubauen, in die Gemeinschaft<br />

hineinzuwachsen, erste echte<br />

Frauenfreundschaften zu knüpfen. Jene<br />

Frauen, die schon länger am Marienhof<br />

sind und mehr Therapieerfahrung und<br />

damit auch mehr Selbsterfahrung haben,<br />

können die weniger Erfahrenen und<br />

noch Verunsicherten stützen und beraten<br />

und ihnen Modell sein.<br />

Obwohl Frauen grundsätzlich eine<br />

Lebenswelt teilen, haben sie unterschiedliche<br />

Bedürfnisse und leben in verschiedenen<br />

Situationen. Auch bei den Frauen<br />

am Marienhof handelt es sich nicht um<br />

eine homogene Gruppe, in der alle dieselben<br />

Voraussetzungen mitbringen oder<br />

in der alle unter denselben Bedingungen<br />

leben. Es finden sich Frauen, die neben<br />

ihrem Suchtproblem auch unter einer<br />

psychiatrischen Erkrankung leiden und<br />

daher besonders verletzbar sind; ebenso<br />

Frauen, die Mütter sind und sich neben<br />

der Bewältigung des Therapiealltags<br />

um ihre Kinder kümmern müssen bzw.<br />

dies zu lernen beginnen. Andere Frauen<br />

scheinen im Vergleich dazu weniger belastet<br />

zu sein, weil sie keiner dieser beiden<br />

Gruppen angehören und sich „nur“ mit<br />

ihrem Suchtverhalten auseinandersetzen<br />

müssen. Einfach ist es für keine.<br />

Das Angebot an die Frauen am Marienhof<br />

ist vor allem die Unterstützung<br />

zur Emanzipation, zur Selbstermächtigung<br />

im Gegensatz zur Abhängigkeit.<br />

Süchtige Frauen leiden unter einer<br />

doppelten Abhängigkeit. Zum einen ist<br />

es die vom Suchtmittel, zum anderen<br />

die vom Mann. Diese steht in direktem<br />

Zusammenhang mit den patriarchalen<br />

Strukturen unserer Gesellschaft, in der<br />

die Frau von ihrem Mann wirtschaftlich<br />

und emotional abhängig gemacht wird,<br />

damit sie für die Versorgungsaufgaben<br />

zur Verfügung steht. Kultur- und genderspezifische<br />

Bewertungen vermitteln der<br />

Frau, sie sei nur dann etwas wert, wenn<br />

sie gebraucht wird. Dies hat zur Folge,<br />

dass sie sich „natürlich“ anderen zur<br />

Verfügung stellt.<br />

In einer Frauengemeinschaft zu leben,<br />

kann von diesen Ansprüchen entlasten<br />

und der Frau die Chance geben, sich<br />

ausschließlich auf sich<br />

selbst zu konzentrieren,<br />

sich erfahren zu<br />

können, ohne zuerst<br />

auf „seine“ Bedürfnisse<br />

achten zu müssen. Die<br />

Frauen am Marienhof<br />

freuen sich über<br />

ihr neu entwickeltes<br />

Selbstwertgefühl und<br />

scheuen sich nicht, es<br />

auch auszudrücken, wie die folgenden<br />

Beispiele zeigen.<br />

„Das Wichtigste hier am Hof für mich<br />

ist zu lernen, zu mir selbst zu stehen.“,<br />

sagt eine Patientin, die seit acht Monaten<br />

mit ihrer kleinen Tochter am Marienhof<br />

lebt. „Ich will auch meinem Kind ein anderes<br />

Modell sein als es meine Mutter für<br />

mich war, die nur leidend und zurückgezogen<br />

ihr „Schicksal“ ertragen hat.“<br />

„Ich hab so ein gutes Gefühl, wenn ich<br />

mich wehre, wenn ich mich durchsetze<br />

und mir nichts gefallen lasse.“, erzählt<br />

eine andere Patientin mit einem Leuchten<br />

in den Augen. Sie spricht von einem<br />

„neuen Gefühl des Daheimseins“, das<br />

sie durch das Hineinwachsen in die Gemeinschaft<br />

erfährt. Weibliche Ansprechpartnerinnen<br />

zu haben, die ähnliche<br />

Lebenserfahrungen gemacht haben, die<br />

bei Krisen unterstützend da sind, ist eine<br />

neue und besonders wertvolle Erfahrung<br />

für alle Frauen. „Wenn ich jemanden<br />

zum Reden brauche, ist immer wer da!“,<br />

freut sich eine Klientin. „Das hab ich<br />

noch nie in meinem Leben gehabt.“<br />

Wenn es Frauen gelingt, sich aus ihrer<br />

Abhängigkeit von der Bewertung durch<br />

andere zu befreien, wenn es ihnen gelingt,<br />

ihre eigene Meinung und ihre eigenen<br />

Werte in den Vordergrund zu stellen und<br />

wenn sie es wagen, ihre eigenen Bedürfnisse<br />

über jene oder zumindest gleich<br />

denen des Mannes zu setzen, haben sie<br />

für sich ein Stück Freiheit geschaffen, das<br />

nicht nur Voraussetzung für ein suchtfreies<br />

Leben ist, sondern weit darüber<br />

hinaus ihrem Leben eine neue Dimension<br />

eröffnen wird.<br />

Text: Mag. Marieluise Oberoi, Pädagogin,<br />

therapeutische Mitarbeiterin<br />

Fotos: Berith Schistek<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 24


Das Eltern-Kind-Haus<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Eine heilpädagogisch-psychotherapeutische<br />

Kinderbetreuungseinrichtung<br />

im Rahmen der gemeinsamen Rehabilitation<br />

von suchtkranken Eltern und<br />

deren Kindern am Marienhof<br />

Das vorliegende Modell einer spezifischen<br />

heilpädagogischen und psychotherapeutischen<br />

stationären Kinderbetreuungseinrichtung<br />

widmet sich einer oft „vergessenen”<br />

Zielgruppe – nämlich den Kindern<br />

von suchtkranken Eltern. Jenen Kindern,<br />

die von ihren Eltern in eine eindeutige Vernachlässigungssituation<br />

gebracht wurden,<br />

soll eine Chance auf Heilung und gesunde<br />

Entwicklung geboten werden. Der Verein<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ nimmt sich seit vielen <strong>Jahre</strong>n<br />

dieser Kinder an und hilft ihnen damit, ein<br />

Leben in einem fördernden und heilsamen<br />

Klima führen zu können.<br />

Bei der Konzeptualisierung einer<br />

therapeutischen Einrichtung für Kinder<br />

von Suchtkranken ist es unabdingbar,<br />

sich primär über die Auswirkungen der<br />

elterlichen Suchterkrankung, d.h. der mit<br />

der Suchterkrankung einhergehenden<br />

Beziehungsstörung des Süchtigen, auf die<br />

Entwicklung von Kindern klar zu werden:<br />

– Kinder von Suchtkranken werden<br />

oftmals nicht im notwendigen Ausmaß<br />

von ihren Eltern „angesprochen“, sie<br />

erfahren von ihnen nicht das notwendige<br />

Ausmaß an Sicherheit und sie<br />

werden oftmals nicht in der notwendigen<br />

Weise von ihnen angenommen,<br />

sondern vernachlässigt.<br />

– Das, was den Suchtkranken während<br />

ihrer aktiven Sucht am nächsten ist, ist<br />

die Droge. Nur das kommt ihnen nahe,<br />

ihre eigenen Kinder „kommen nicht<br />

zu ihnen durch“. Sie können mit den<br />

Eltern nicht „in Kontakt treten“, das<br />

notwendige Erlernen gegenseitigen<br />

Wahrnehmens und Spürens kann nicht<br />

stattfinden.<br />

– Sobald die suchtkranke Person keine<br />

Drogen nimmt, fühlt sie sich schuldig<br />

gegenüber dem Kind. Die Folge ist eine<br />

gefährliche Gegenbewegung, die das<br />

Kind erdrückt und verunsichert: die „erdrückende<br />

Umarmung“. In dieser Phase<br />

besteht die Gefahr, dass es erst recht wieder<br />

um die Bedürfnisse des Elternteils<br />

geht (seine Schuldgefühle loszuwerden)<br />

und die wirklichen kindlichen Bedürfnisse<br />

übersehen werden.<br />

Ein weiterer Grund, sich dieser Zielgruppe<br />

besonders anzunehmen, ist das<br />

Wissen darum, dass ein großer Anteil dieser<br />

betroffenen Kinder oftmals einer mehr<br />

oder weniger lang andauernder Misshandlung<br />

oder einem Missbrauch, sei es körperlicher,<br />

sexueller und/oder psychischer Art,<br />

ausgesetzt ist. Demzufolge weisen diese<br />

Kinder im hohen Maße Entwicklungsstörungen<br />

(besonders im Sprachbereich wie<br />

auch Störungen der motorischen Funktionen),<br />

allgemeine Verhaltensauffälligkeiten<br />

(Störungen des Sozialverhaltens) und<br />

Störungen im emotionalen Bereich auf.<br />

Da die Nachfrage nach Aufnahmen von<br />

Müttern bzw. Vätern mit Kindern stetig<br />

steigt, sieht sich der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

veranlasst, die Angebote für Kinder immer<br />

mehr zu verbessern, was dazu führte, dass<br />

zusätzlich verschiedene Lern-, Ausbildungsund<br />

Spielmöglichkeiten zur Verfügung<br />

gestellt und das heilpädagogische und<br />

therapeutische Programm ständig erweitert<br />

wurde. Seit April 1999 ist das Eltern-Kind-<br />

Haus am Marienhof anerkannte Jugendwohlfahrtseinrichtung.<br />

Dies stellt österreichweit<br />

einen innovativen Durchbruch<br />

in der Behandlung von Suchtkranken<br />

und deren Kindern dar. Erstmals wurde<br />

akzeptiert, dass Kinder suchtkranker Eltern<br />

einen geschützten Lebensraum benötigen,<br />

ohne dass eine Trennung von den Eltern erfolgen<br />

muss. Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ hat daher<br />

bei der Durchsetzung des Konzepts für ein<br />

Eltern-Kind-Haus folgende wesentliche<br />

Grundsätze formuliert:<br />

– Behandlungsangebote für Kinder von<br />

suchtkranken Eltern müssen deren emotionale,<br />

kognitive und soziale Defizite<br />

berücksichtigen und dementsprechend<br />

geeignete pädagogische und therapeutische<br />

Maßnahmen zur Verfügung stellen.<br />

– Neben dem regulären therapeutischen<br />

Rehabilitationsprogramm benötigen<br />

süchtige Eltern eine zusätzliche familientherapeutische<br />

und pädagogische<br />

Unterstützung, sodass sie in ihrer Elternkompetenz<br />

unterstützt werden.<br />

– Im Rahmen der stationären Langzeitbehandlung<br />

der Eltern sind deren<br />

mitaufgenommene Kinder ebenfalls<br />

als PatientInnen zu sehen und daher<br />

behandlungswürdig.<br />

Konkret wird vom Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

zur Umsetzung der oben formulierten<br />

Ziele folgendes (heil)pädagogisches und<br />

therapeutisches Programm angeboten:<br />

– Förderkindergarten als heilpädagogisch<br />

geführte Tagesbetreuungseinrichtung<br />

für Vorschulkinder<br />

– Nachmittagsbetreuungsprogramm für<br />

Schulkinder: Lern- und Hausaufgabenbetreuung,<br />

Freizeitgestaltung<br />

– Spezielle Lernförderung wie Behandlung<br />

von Teilleistungsstörungen etc.<br />

– Spieltherapie: wöchentlich stattfindende<br />

Psychotherapie für Kinder ab dem 4.<br />

Lebensjahr<br />

– Elternsupervision: Reflexion der Eltern-<br />

Kind-Interaktion, fachliche Information<br />

über Erziehung und Aspekte der<br />

Kinderentwicklung<br />

– Erlebnispädagogik und Freizeitprogramm<br />

gemeinsam für Eltern und<br />

Kinder<br />

Dieses Modell mit dem speziell entwickelten<br />

Konzept der heilpädagogischen<br />

und psychotherapeutischen Betreuung im<br />

Rahmen der gemeinsamen Rehabilitation<br />

von suchtkranken Eltern mit ihren Kindern<br />

im Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ stellt zusätzlich<br />

eine sekundärpräventive Maßnahme dar,<br />

da hier die Möglichkeit gegeben ist, eine<br />

gefährdete Gruppe – es besteht ein zigfach<br />

erhöhtes Suchtrisiko bei diesen Kindern<br />

– zu behandeln bzw. zu betreuen.<br />

Text und Foto: Mag. Bettina Eher, Leiterin<br />

Eltern-Kind-Haus<br />

Seite 25 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Die Behandlung Jugendlicher<br />

in der Frankenau<br />

Stationäre Einrichtungen wie die<br />

Frankenau richten sich an den jugendlichen<br />

Suchtkranken, der ohne starke Intervention<br />

keinen Ausweg aus seiner Suchterkrankung<br />

bzw. seinem Suchtsystem findet. Bei der Behandlung<br />

Jugendlicher sei auch besonders<br />

hervorgehoben, dass großes Augenmerk auf<br />

das Nachholen erzieherischer Defizite Wert<br />

zu legen ist. Fast alle jugendlichen Patienten<br />

zeigen großen Nachreifungsbedarf auf<br />

den Gebieten „Verantwortung tragen“,<br />

„Unrechtsbewusstsein“ und „Konfliktverhalten“.<br />

Entwicklungsmöglichkeiten in diesen<br />

Bereichen sind für die meisten Patienten<br />

nur dann gegeben, wenn sie echte und tragfähige<br />

Beziehungen zu ihren Therapeuten<br />

und Betreuern aufbauen können, was aber<br />

oft lange Zeit in Anspruch nimmt.<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ legt seiner Tätigkeit<br />

ein ganzheitliches Konzept der Behandlung<br />

in der Therapeutischen Gemeinschaft zu<br />

Grunde. Eines der wichtigsten Ziele der<br />

Therapie ist, im geschützten Rahmen zu<br />

lernen, die destruktive Beziehung zum<br />

Suchtmittel durch befriedigende Beziehungen<br />

zu anderen Menschen, zur eigenen<br />

Kreativität und Leistungsfähigkeit sowie<br />

zum eigenen Körper zu ersetzen. Hervorheben<br />

möchte ich nun die wesentlichen<br />

Eckpunkte Psychotherapie, Arbeitstherapie,<br />

Sport und den Wert der Therapeutischen<br />

Gemeinschaft.<br />

Psychotherapie: Im „Hier und Jetzt“ der<br />

geschützten Therapiesituation werden die<br />

Kontaktfähigkeit zu sich und anderen sowie<br />

die Einsicht in die eigene Lebenssituation<br />

gefördert. Die therapeutische Beziehung<br />

ist von Wertschätzung und einer empathischen<br />

Haltung getragen. Der Mensch – im<br />

gegebenen Fall unsere Jugendlichen – wird<br />

grundsätzlich als fähig angesehen, sein<br />

Leben sinnvoll zu gestalten und Störungen,<br />

sogenannte „Sackgassen“, aus eigener<br />

Kraft zu überwinden. Mit zunehmender<br />

Fähigkeit, sich als Teil einer Gemeinschaft<br />

zu verstehen und aus diesem Verständnis<br />

heraus situationsgemäß zu handeln, wächst<br />

die soziale Kompetenz und die Möglichkeit,<br />

mit sich und der Welt besser zurecht zu<br />

kommen. Die Selbstverantwortung wird<br />

gefördert.<br />

Arbeitstherapie: Arbeit bringt ein Stück<br />

Lebensrealität in die Therapie und bietet<br />

darüber hinaus einen strukturellen Rahmen,<br />

in dem sich therapeutische Entwicklungen<br />

sichtbar manifestieren und so leichter bearbeitbar<br />

werden. Eckpfeiler der Arbeitstherapie<br />

sind oft die in der Therapiegemeinschaft<br />

notwendigen Arbeiten. Darunter fallen<br />

die Arbeiten, die zum persönlichen Leben<br />

notwendig sind, wie Waschen, Putzen,<br />

Hausarbeit, Kochen etc., die Arbeiten, die<br />

für die Gemeinschaft wichtig sind, wie<br />

Erhaltung von Gemeinschaftseinrichtungen,<br />

Verpflegung der anderen etc., sowie die<br />

Arbeiten zur wirtschaftlichen Erhaltung der<br />

Einrichtung, wie Stallarbeit, Gartenarbeit<br />

etc. All diese Arbeiten sind sinnvoll und<br />

begründet. Im weitesten Sinn dienen sie der<br />

therapeutischen Gemeinschaft und jedem<br />

Patienten in seiner Therapie. Insgesamt ist<br />

die Arbeitstherapie ein wesentlicher Bereich,<br />

in dem auch fast jede Entwicklung der<br />

Therapie des Einzelnen für alle, auch für<br />

den Betroffenen, sichtbar wird.<br />

Sport: Sport und Bewegung in der<br />

Frankenau sind Teil der Therapie, das heißt,<br />

der gemeinsame Sport stellt einen Spielraum<br />

dar, in dem Themen der Therapie<br />

umgesetzt und bearbeitet werden können.<br />

Ziele, die im und durch<br />

den Sport verfolgt<br />

werden, sind Aktivitätssteigerung,<br />

Abbau der<br />

Antriebsarmut, Zusammenhalt<br />

in der Gruppe,<br />

Erhöhung der Frustrationstoleranz,<br />

Abbau von<br />

Aggression, Erhöhung<br />

der Widerstandskraft,<br />

Stressreduktion, Entspannung, Umgang<br />

mit den eigenen Energieressourcen und<br />

eine Schulung der motorischen Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten.<br />

Die Therapeutische Gemeinschaft: Von<br />

besonderer Bedeutung ist das Leben in der<br />

Therapeutischen Gemeinschaft, schließlich<br />

bildet die Gruppe den Boden für unsere soziale<br />

Existenz. Menschliches Zusammenleben<br />

und menschliche Entwicklung erfolgen<br />

grundsätzlich nach Gruppengesetzmäßigkeiten.<br />

Individualität, wie sie sich aufgrund<br />

von Überzeugungen und Verhaltensweisen<br />

beschreiben lässt, kann nur im menschlichen<br />

Miteinander entstehen und sich nur<br />

dort manifestieren. Ist sich ein Mensch über<br />

seine soziale Zugehörigkeit im Unklaren,<br />

kann er nur schwer eine Zukunftsperspektive<br />

oder Moral entwickeln, die die<br />

Grundlage für zielgerichtetes Handeln<br />

bilden. Begründet man die soziale Gruppe<br />

als die Quelle von Verhaltensweisen – was<br />

liegt also näher, als die Gruppe zum Boden<br />

für Verhaltensänderungen zu machen?<br />

Gelingt es, die Rahmenbedingungen einer<br />

Gruppe günstig zu gestalten, dann bietet<br />

sie dem Einzelnen die Möglichkeit, sich der<br />

Gruppe mit seiner phänomenalen Sicht der<br />

Welt, seinen Einstellungen und Verhaltensweisen<br />

zu präsentieren und seine Kräfte zu<br />

explorieren. Die Gruppe dient hierbei als<br />

Prüfstein, an der die eigenen Verhaltensund<br />

Sichtweisen gemessen werden. Sie<br />

bietet einen Raum, in dem Zugehörigkeit<br />

erfahrbar wird und Vergangenheits- und<br />

Zukunftsperspektive überprüfbar und für<br />

Veränderungen zugänglich gemacht werden<br />

können, um eine pessimistische Sicht des<br />

Menschen und des eigenen Lebens zu<br />

überwinden.<br />

Text: Heinz Kühlschweiger, Leiter Frankenau<br />

Fotos: Berith Schistek, Andreas Preissinger<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 26


Die Behandlung von Sucht und seelischer<br />

Erkrankung im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Seit Bestehen des Vereins „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“ wurden immer auch PatientInnen<br />

behandelt, die neben ihrer Suchterkrankung<br />

behandlungsbedürftige andere<br />

seelische Erkrankungen aufwiesen. PatientInnen<br />

mit dieser Doppelproblematik<br />

(Komorbidität/Doppeldiagnose) haben<br />

zumeist zusätzlich Symptome einer schizophrenen<br />

oder depressiven Erkrankung,<br />

einer Angststörung oder einer schweren<br />

Persönlichkeitsstörung.<br />

Unter dem Druck einer landesweiten<br />

Unterversorgung von PatientInnen mit<br />

Doppeldiagnosen sowie der erfolgreichen,<br />

bereits praktizierten Integration<br />

dieser PatientInnengruppe im Verein<br />

„<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ wurde 1997 begonnen,<br />

ein für diese Behandlungsgruppe<br />

differenziertes Therapieprogramm am<br />

Marienhof zu erarbeiten.<br />

Dieses Programm wurde im Laufe der<br />

letzten <strong>Jahre</strong> modifiziert und immer mehr<br />

den Erfordernissen dieser als schwierig<br />

zu behandeln geltenden PatientInnen<br />

angepasst. Im Laufe der Zeit erfolgte eine<br />

erfolgreiche Integration einzelner DoppeldiagnosepatientInnen<br />

in das bereits<br />

etablierte Behandlungsprogramm.<br />

Nach medizinischen und psychologischen<br />

Voruntersuchungen und<br />

erfolgreicher Entgiftungsbehandlung<br />

können PatientInnen, die kein Risiko der<br />

Selbst- oder Fremdgefährdung aufweisen,<br />

freiwillig in dieses Behandlungsangebot<br />

aufgenommen werden. Aktuell befinden<br />

sich 15 bis 18 PatientInnen mit einer<br />

Doppeldiagnose über einen Zeitraum<br />

von mindestens 18 Monaten in stationärer<br />

Behandlung.<br />

Vier Behandlungsbereiche sind<br />

Schwerpunkt der therapeutischen Arbeit:<br />

Förderung der Motivation zur Behandlung,<br />

Suchtproblematik, Psychische<br />

Störung sowie Doppelproblematik. PatientInnen<br />

der Doppeldiagnose-Einheit<br />

stehen ergänzend zum soziotherapeutischen<br />

Programm einer therapeutischen<br />

Gemeinschaft folgende Behandlungsangebote<br />

zur Verfügung:<br />

- Informationsgruppe über Symptome,<br />

Entstehung, Verlauf, Behandlung und<br />

Prognose bei substanzgebundenem<br />

Suchtverhalten und seelischer Erkrankung<br />

- Psychotherapeutische Kleingruppen<br />

und Einzeltherapien zur speziellen<br />

Krankheitsbewältigung<br />

- Mal- und Kunsttherapie<br />

- Familienarbeit<br />

- Progressive Muskelentspannung nach<br />

Jacobson<br />

- Bewegungstraining<br />

- Psychiatrische und Pharmakotherapeutische<br />

Behandlung<br />

Um PatientInnen mit einer Doppeldiagnose<br />

nach Abschluss der Therapie eine<br />

weiterführende Stabilisierung und Reintegration<br />

außerhalb der therapeutischen<br />

Gemeinschaft zu ermöglichen, stellt<br />

deren Nachbetreuung einen zentralen<br />

Punkt der Therapie dar. Dieser PatientInnengruppe<br />

stehen neben den allgemeinen<br />

Nachbetreuungsmöglichkeiten<br />

innerhalb des Vereins bei einem positiven<br />

Therapieverlauf zusätzlich AMS Förderungsprogramme<br />

mit einer schrittweisen<br />

Loslösung aus dem stationären Setting<br />

zur Verfügung. In Niederösterreich<br />

wurde speziell für diese PatientInnengruppe<br />

die Möglichkeit der Nachbetreuung<br />

durch das „Mobile Betreuungssystem“<br />

entwickelt. Dieses beinhaltet neben<br />

der Integration in eine der Tageswerkstätten<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ sozialpädagogische<br />

Betreuung im eigenen Wohnbereich<br />

außerhalb der Therapieeinrichtung, eine<br />

kontinuierliche fachärztliche Behandlung,<br />

die regelmäßige Abstinenzkontrolle<br />

und Fortsetzung der Psychotherapie.<br />

Der integrative Ansatz in der Behandlung<br />

von suchterkrankten PatientInnen<br />

mit einer zusätzlichen seelischen Erkrankung<br />

in eine therapeutische Gemeinschaft<br />

erwies sich in den letzten fünf<br />

<strong>Jahre</strong>n für die psychische Stabilisierung,<br />

soziale Reintegration und die Rückfallsvermeidung<br />

in die Sucht als äußerst<br />

erfolgreich. Dies zeigt sich insbesondere<br />

darin, dass ehemalige DoppeldiagnosepatientInnen<br />

neben ihrer neu aufgebauten<br />

Autonomie eine intensive Bindung<br />

zum Marienhof erhalten.<br />

Text: Mag. Birgit Kramer, Psychotherapeutin,<br />

Doz. Dr. Kurt Meszaros, Facharzt für<br />

Psychiatrie, Psychotherapeut<br />

Foto: Mag. Birgit Kramer<br />

Seite 27 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


„Therapie<br />

statt<br />

Strafe“<br />

Das Prinzip „Therapie statt Strafe“<br />

gilt in Österreich als Grundsatz für den<br />

Umgang mit straffälligen Suchtkranken.<br />

Auch der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ hat<br />

durch die Behandlung dieser PatientInnen<br />

seit Anbeginn dazu beigetragen, dass<br />

dieses Prinzip heute unumstritten ist.<br />

Eigentlich müsste das Prinzip „Therapie<br />

statt Haft“ heißen, da außer in Bagatellfällen<br />

auch nach positiver Absolvierung<br />

einer Therapie fast immer eine bedingte<br />

Haftstrafe anhängig bleibt. Die dadurch<br />

vorhandene Vorstrafe behindert natürlich<br />

auch den weiteren Lebensweg<br />

nach erfolgreicher Behandlung. Dennoch<br />

zeigt sich, dass die Chancen von<br />

JustizklientInnen, einen erfolgreichen<br />

Behandlungsweg zu beschreiten, zumindest<br />

gleich gut sind wie von jenen<br />

KlientInnen, die ohne „Justizzwang“ eine<br />

Therapie wählen. Dies liegt vor allem<br />

in zwei Prinzipien begründet, die der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“ verfolgt:<br />

– „Für uns sind alle PatientInnen<br />

aufgrund ihrer eigenen Entscheidung<br />

hier.“ Dieses Prinzip besagt, dass wir<br />

als Behandler keinen Einfluss auf die<br />

Vereinbarungen zwischen PatientIn<br />

und RichterIn nehmen. Jeder/jede<br />

Patient/in kann zu uns kommen und<br />

sich auch entscheiden, wieder zu<br />

gehen. Dies führt bei keinem/keiner<br />

Patienten/in, sei er/sie auch ein/eine<br />

Justizklient/in, zu Konsequenzen<br />

unsererseits.<br />

– „Jedes Motiv, sich einer Behandlung<br />

zu unterziehen, ist legitim.“ Dies<br />

besagt, dass jeder Grund, zu uns zu<br />

kommen, akzeptiert wird. Diese Motive<br />

zu hinterfragen und eine Motivation<br />

zur Behandlung zu ermöglichen,<br />

ist Aufgabe der Behandlung und nicht<br />

Vorbedingung zur Behandlung. Ob<br />

nun ein/eine Patient/in wegen der<br />

Eltern kommt, weil er/sie von Gericht<br />

geschickt wurde oder weil er/sie einfach<br />

selbst so nicht weitermachen will,<br />

macht für mich keinen Unterschied<br />

in der Wertung der Person des/der<br />

Patienten/in. Jedes Motiv wird akzeptiert<br />

und dient als Basis der Entwicklung<br />

einer therapeutischen Beziehung.<br />

Trotzdem wird aber der Druck, der<br />

durch eine drohende Haftstrafe auf dem/<br />

der Patienten/in lastet, nicht negiert. Das<br />

Eröffnen neuer Lebensperspektiven, die<br />

wieder Hoffnung ermöglichen, gleicht<br />

diese Last aber mehr als aus.<br />

Jedenfalls ist die Arbeit mit straffälligen<br />

Suchtkranken ein wertvoller Teil der<br />

Arbeit des Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ und<br />

wird dies noch viele <strong>Jahre</strong> sein.<br />

Text: Dr. Robert Muhr, psychotherapeutischer<br />

Leiter<br />

Foto: Berith Schistek<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 28


Eine erfolgreiche Alkoholikerbehandlung<br />

Vom Einzelkämpfer zum<br />

Teil der Gemeinschaft<br />

Karin: Hans und ich haben uns vor fünf<br />

<strong>Jahre</strong>n im Ambulanten Zentrum Graz<br />

kennen gelernt, wo ich als Therapeutin<br />

im ambulanten Bereich und als Vorbetreuerin<br />

tätig war und noch bin.<br />

Hans: Wegen meiner Alkoholabhängigkeit<br />

zeigte ich Interesse an der Langzeittherapie<br />

beim „Grünen <strong>Kreis</strong>“, äußerte<br />

Wünsche und stellte Bedingungen – und<br />

verschwand für längere Zeit wieder.<br />

Karin: Fast hatte ich Hans schon vergessen,<br />

als er eines Tages mit einem Köfferchen<br />

voller zu erledigender Akten wieder<br />

vor mir stand.<br />

Hans: Die Regelung finanzieller Angelegenheiten<br />

und persönlicher Altlasten war<br />

Voraussetzung für einen möglichen<br />

Therapiebeginn.<br />

Karin: „Das dauert <strong>Jahre</strong> und viele leere<br />

Kilometer – wenn’s überhaupt einmal<br />

klappt – Hans zur Therapie zu begleiten!“,<br />

dachte ich.<br />

Hans: Wenn es mir gut ging, blieb ich<br />

der Ambulanz fern. Ging es mir schlecht,<br />

erschien ich zu einem aufmunternden<br />

Gespräch und signalisierte aufkeimende<br />

Motivation, die wieder verging, und wir<br />

verloren uns für längere Zeit aus den<br />

Augen.<br />

Karin: Monate später liefen wir uns<br />

auf einer Entzugsstation des LSF Graz<br />

zufällig über den Weg. Viel war passiert.<br />

Zu meiner Überraschung fasste Hans<br />

spontan den Entschluss, jetzt mit der<br />

Therapie zu beginnen.<br />

Hans: Verzweiflung und die Einsicht,<br />

Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen,<br />

gaben letztendlich den Ausschlag zum<br />

Therapieantritt. Die Kostenübernahmen<br />

waren rasch erledigt und ich erschien am<br />

3. September <strong>20</strong>01 im Zugangshaus, der<br />

Waldheimat.<br />

Karin: Danach tauchte Hans wider Erwarten<br />

als mein Klient auf dem Treinthof<br />

auf. Dort arbeitete ich schon viele <strong>Jahre</strong><br />

als Therapeutin im stationären Bereich.<br />

Hans: Es war mir ein Anliegen, meine<br />

althergebrachten Verhaltensmuster beizubehalten<br />

und den Treinthof in meinem<br />

Sinne zu perfektionieren.<br />

Karin: Die gesamte Treinthof-Mannschaft,<br />

Therapeuten wie Klienten, traten<br />

dem entgegen und Hans wollte abbrechen.<br />

Hans: Dieses Kräftemessen in Form<br />

des kalten Krieges hielt ich beinahe fünf<br />

Monate aufrecht bis eine langwierige<br />

Entwicklung vom Einzelkämpfer zu<br />

einem Teil der Hofgemeinschaft eintrat.<br />

Karin: Es war total spannend, Hans<br />

durch alle Phasen seiner Entwicklung<br />

zu begleiten und ihn von vorschnellen<br />

Entscheidungen abzubringen.<br />

Hans: Mein Ersteindruck der Entmündigung,<br />

kindlicher Bevormundung und<br />

Freiheitsberaubung machte mir meinen<br />

Aufenthalt schwierig. Wurden meine<br />

Forderungen nicht erfüllt, wurde ich zur<br />

„beleidigten Diva“.<br />

Karin: Die Mannschaftsportarten wie<br />

Volleyball und Fußball sowie gemeinsame<br />

Arbeitseinsätze halfen Hans dabei,<br />

die sozialen Kontakte zu seinen Mitpatienten<br />

auszubauen und belastbar zu<br />

gestalten.<br />

Hans: Ich erkannte, wie sehr ich von<br />

besonderen Leistungen und der damit<br />

verbundenen Anerkennung abhängig<br />

war, andererseits sabotierte ich meine<br />

Entwicklung durch meinen Alkoholkonsum.<br />

Ungefähr zu diesem Zeitpunkt wur-<br />

den mir die Vorzüge gemeinschaftlicher<br />

Aktivitäten bewusst und ich entschloss<br />

mich, in Zukunft mit Menschen arbeiten<br />

zu wollen.<br />

Karin: Parallel dazu erhielt ich den Auftrag,<br />

in der Steiermark eine Therapiestation<br />

aufzubauen, nämlich Johnsdorf.<br />

Erst war ich weniger für Hans da, dann<br />

gar nicht mehr.<br />

Hans: Erwachsen geworden, nahm ich<br />

mein Leben selbst in die Hand. Nach<br />

18 Monaten Therapie nahm ich das<br />

Angebot des Vereins, in Johnsdorf als<br />

Hausassistent zu arbeiten, an.<br />

Karin: Nun sind Hans und ich Arbeitskollegen<br />

in unserer neuen Einrichtung<br />

Johnsdorf.<br />

Text: Karin Petrovic, Leiterin Johnsdorf,<br />

Hans Scherer, Arbeitsanleiter<br />

Fotos: Berith Schistek<br />

Seite 29 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Die Vorbetreuung im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ bietet bei Abhängigkeitsproblematiken<br />

rasche und professionelle<br />

Hilfe. Behandlungsziel ist die<br />

Abstinenzorientierung. Das ambulante<br />

Programm, vor allem aber die stationäre<br />

Lang- und Kurzzeittherapie helfen den<br />

Suchtmittelabhängigen, dieses Ziel zu<br />

erreichen.<br />

Die Vorbetreuung stellt die Verbindungsstelle<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ zwischen<br />

den einzelnen Betreuungseinrichtungen<br />

und den Informationssuchenden<br />

dar. Hilfesuchende nehmen Kontakt<br />

zu einer der VorbetreuerInnen auf und<br />

klären in Informationsgesprächen die Art<br />

der Hilfestellung ab:<br />

– Therapiemotivation (Freiwillig oder<br />

„Therapie statt Strafe“),<br />

– Therapienotwendigkeit (Langzeit-,<br />

Kurzzeit- oder ambulante Therapie),<br />

– Vermittlung eines Entzugsplatzes oder<br />

einer ambulanten Entzugsmöglichkeit,<br />

– Hilfestellung bei Amtswegen und<br />

– Ansuchen zur Kostenübernahme beim<br />

jeweilig zuständigen Kostenträger.<br />

Weitere Angebote der Vorbetreuung<br />

umfassen:<br />

– Beratung in Krisensituationen<br />

– Vermittlung und Vernetzung mit<br />

Einrichtungen, wie Spitälern, Ambulanzen,<br />

Ärzten oder geeigneten<br />

Entzugseinrichtungen<br />

– Psychosoziale Betreuung<br />

– Beratung und Betreuung von ratsuchenden<br />

Eltern, Angehörigen oder<br />

sonstigen Betroffenen<br />

– Präventionsveranstaltungen<br />

– Regelmäßiger, persönlicher Kontakt<br />

zu KlientInnen in Entzugsstationen,<br />

Therapieeinrichtungen, psychiatrischen<br />

Krankenhäusern, allgemeinen<br />

Krankenhäusern und Justizanstalten<br />

im Sinne einer mobilen Vorbetreuung<br />

Bei ambulanter und stationärer<br />

Aufnahme erfolgt die Kostenübernahme<br />

durch die zuständigen Sozialämter, die<br />

Jugendwohlfahrt bzw. die Justizanstalten.<br />

Jugendliche benötigen eine Einverständniserklärung<br />

der Erziehungsberechtigten<br />

bzw. eine Einweisung durch das Jugendamt.<br />

Falls PatientInnen Kinder mitbringen,<br />

muss die Kostenübernahme für<br />

diese ebenso geklärt sein.<br />

BewerberInnen für einen ambulanten<br />

oder stationären Therapieplatz mit<br />

richterlicher Weisung nach § 39 SMG/<br />

§ 50 STGB/§180 STPO werden bereits<br />

in den Justizanstalten regelmäßig von<br />

den MitarbeiterInnen der Vorbetreuung<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ besucht, können<br />

jedoch auch bei Bedarf über den Sozialen<br />

Dienst der jeweiligen Haftanstalt Kontakt<br />

mit den VorbetreuerInnen aufnehmen.<br />

Ebenso bestehen regelmäßige Kontakte<br />

der VorbetreuerInnen zu Entzugsstationen,<br />

psychiatrischen Krankenhäusern und<br />

allgemeinen Krankenhäusern.<br />

Im Rahmen einer TherapeutInnenbesprechung<br />

wird über die Aufnahme der<br />

BewerberInnen entschieden. Es muss<br />

ebenso abgeklärt werden, ob andere<br />

schwere Erkrankungen wie z.B. Psychosen,<br />

HIV-Infektion, Hepatitis C oder<br />

B, Zuckerkrankheit, Epilepsie etc. sowie<br />

psychosomatische Erkrankungen wie z.B.<br />

Angst-Panik-Attacken vorliegen. PatientInnen<br />

mit einer zusätzlichen schweren<br />

psychischen Erkrankung („Doppeldiagnose“)<br />

können nach psychiatrischer<br />

Begutachtung im Programm für „Psychogene<br />

Multimorbidität“ aufgenommen<br />

werden.<br />

Ausschließungsgründe für eine Aufnahme<br />

sind akute Suizidalität, schwere<br />

Gewaltbereitschaft und schwere akute<br />

somatische Erkrankungen.<br />

Nach erfolgreich absolviertem körperlichen<br />

Entzug und schriftlicher Zusage<br />

der Kostenübernahme kann der/die<br />

Patient/in aufgenommen werden. Die<br />

Drogenfreiheit muss allerdings durch<br />

mehrere aufeinanderfolgende Harntests<br />

nachgewiesen werden. Danach werden<br />

die PatientInnen für die stationäre<br />

Therapie von den VorbetreuerInnen zur<br />

Aufnahme ins Zentralbüro nach Mönichkirchen<br />

und im Anschluss in die entsprechenden<br />

stationären therapeutischen<br />

Einrichtungen gebracht, wo die Therapie<br />

nach dem Konzept des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

beginnt. Aufgrund großer Flexibilität<br />

seitens des Vereins bestehen keine Wartezeiten<br />

auf einen Therapieplatz.<br />

Die Erfahrungen der letzten <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong><br />

in der Arbeit mit suchtkranken Personen<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“ machen deutlich, wie<br />

wichtig es ist, beim Thema Sucht und<br />

Drogen rasche, unbürokratische, anonyme<br />

und kostenlose Hilfe und Beratung<br />

anzubieten. Das Vorbetreuungsteam des<br />

Vereins ist bemüht, diesen Grundgedanken<br />

in seiner täglichen Arbeit tatkräftig<br />

umzusetzen.<br />

Text: Walter Clementi, Vorbetreuer,<br />

Dr. Brigitte Wimmer, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Foto: Walter Clementi<br />

Zuständigkeitsbereiche der<br />

VorbetreuerInnen:<br />

Werner Braun, Leitung der Vorbetreuung.<br />

Wien, NÖ, OÖ, Salzburg,Tirol und Vorarlberg.<br />

(664) 230 53 12, werner.braun@gruenerkreis.at<br />

Emmelite Braun-Dallio. Wien, NÖ, Justizanstalten<br />

Wien, NÖ.<br />

(664) 384 08 25, emmelite.braun-dallio@gruenerkreis.at<br />

Walter Clementi. Wien, NÖ, Burgenland.<br />

(664) 384 08 27, walter.clementi@gruenerkreis.at<br />

Karin Petrovic, Leitung Ambulantes Zentrum<br />

Graz. Steiermark.<br />

(664) 384 08 26, ambulanz.graz@gruenerkreis.at<br />

Johannes Breitegger. Steiermark.<br />

(664) 524 79 91, ambulanz.graz@gruenerkreis.at<br />

Ute Ira Sattmann. Steiermark.<br />

(664) 173 02 65, ambulanz.graz@gruenerkreis.at<br />

MMag a . Magdalena Zuber, Leitung Ambulantes<br />

Zentrum Klagenfurt. Kärnten.<br />

(664) 384 02 80, ambulanz.klagenfurt@gruenerkreis.at<br />

Christian Rath. Tirol, Vorarlberg.<br />

(664) 310 94 37, christian.rath@gruenerkreis.at<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 30


Die Nachbetreuung<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Die Nachbetreuung im „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>“ hat im Rahmen einer umfassenden<br />

Suchtbehandlung einen bedeutenden<br />

Stellenwert. Auch wenn KlientInnen nach<br />

Abschluss ihrer stationären Therapie „therapiemüde“<br />

sind oder vielleicht meinen,<br />

„ausbehandelt“ zu sein, ist es gerade in<br />

dieser kritischen Phase von großer Wichtigkeit,<br />

eine intensive weiterführende Therapie<br />

in Anspruch zu nehmen. Um einen<br />

langfristigen Erfolg in der Behandlung der<br />

Suchterkrankung zu erreichen, ist sowohl<br />

eine ambulante therapeutische Begleitung<br />

als auch regelmäßige Selbsthilfearbeit<br />

unumgänglich. Diese weiterführende<br />

Therapie verlangt Selbstständigkeit und<br />

Eigenverantwortung von den KlientInnen.<br />

Dazu gehört auch das Prinzip der<br />

Eigenleistung, welches bedeutet, dass die<br />

KlientInnen für die Wohnmöglichkeit,<br />

für das therapeutische Angebot, für die<br />

ärztliche Begleitung und Harntests, wie<br />

auch für die Teilnahme an Sport- und<br />

Freizeitprogrammen einen Beitrag leisten,<br />

um somit den Wert ihrer Therapie zu<br />

erkennen.<br />

Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit<br />

einer stationären und einer ambulanten<br />

Nachbetreuung, die in enger Verbindung<br />

und Wechselwirkung miteinander stehen.<br />

Die stationäre Nachbetreuung als<br />

temporäre Weiterbetreuung in den<br />

stationären Einrichtungen im Sinne des<br />

weiterführenden Therapiestufenmodells<br />

ist für TransitmitarbeiterInnen gedacht.<br />

Sie sind zum größten Teil in der Umgebung<br />

der stationären Einrichtungen<br />

angesiedelt bzw. gibt es das Angebot einer<br />

fortgesetzten Wohnmöglichkeit in einer<br />

Therapiestation. Im Mittelpunkt steht<br />

die Leistungsfähigkeit im Arbeitsbereich<br />

und die materielle und soziale Selbstständigkeit<br />

als Zielsetzung. Bedingungen für<br />

die Aufnahme in das TransitmitarbeiterInnenprogramm<br />

sind Psychotherapie,<br />

Abstinenz, die mittels Harnproben<br />

regelmäßig überprüft wird, und die fortgesetzte<br />

Einbindung in die therapeutische<br />

Gemeinschaft. Ziel ist die Fähigkeit zur<br />

eigenständigen Lebensführung außerhalb<br />

eines betreuten Systems. Möglichkeiten<br />

zur Aus- bzw. Fortbildung in dieser Zeit<br />

sollen optimale Reintegrationschancen<br />

am freien Arbeitsmarkt gewährleisten und<br />

ein zu starkes Anhaften am stationären<br />

Schutz vermeiden. Die therapeutischen<br />

Sitzungen finden in der zentralen Nachbetreuungsstelle<br />

in der Waldheimat statt.<br />

Damit wird die Ablösung vom „versorgenden<br />

BetreuerInnenteam“ des stationären<br />

Rahmens gefördert und die Eigenverantwortlichkeit<br />

tritt in den Vordergrund.<br />

Die ambulante Nachbetreuung setzt<br />

sich aus vier Schwerpunkten zusammen.<br />

Die weiterführende Therapie wird in<br />

den ambulanten Beratungs- und Betreuungszentren<br />

des Vereins angeboten und<br />

umfasst Einzelpsychotherapie, Gruppenpsychotherapie,<br />

Selbsthilfegruppe und<br />

Angehörigenarbeit.<br />

– Die Einzeltherapiesitzungen sind dem<br />

Therapiesetting einer psychotherapeutischen<br />

Praxis voll angeglichen,<br />

zwischen KlientIn und TherapeutIn<br />

besteht im Unterschied zum stationären<br />

Bereich der Kontakt ausschließlich<br />

über die psychotherapeutische Sitzung.<br />

Die KlientInnen übernehmen somit<br />

die volle Eigenverantwortung für die<br />

weiterführende Therapie. Idealerweise<br />

ist die Einzelpsychotherapie über einen<br />

längeren Zeitraum angesetzt, wobei<br />

die Sitzungsfrequenz mit Fortdauer<br />

abnimmt.<br />

– Die Gruppenpsychotherapie in der ambulanten<br />

Nachbetreuung erstreckt sich<br />

über einen längeren Zeitrahmen und<br />

bietet die Möglichkeit einer tiefergehenden<br />

Reflexion über die Problematik<br />

der nun realen Individuationsprozesse.<br />

Die Strukturen und Kräfte der Gruppe<br />

sollen die soziale Kompetenz weiter<br />

fördern.<br />

– Selbsthilfegruppen nehmen eine hohen<br />

Stellenwert in der Nachbetreuung ein,<br />

indem sie durch die soziale Struktur<br />

den Betroffenen Halt, Sicherheit und<br />

soziale Anbindung bieten, vor allem<br />

in Krisenzeiten. Es bestehen intensive<br />

Kontakte zu den Gruppen der „Narcotics<br />

Anonymous“ aber auch zu den<br />

„Anonymen Alkoholikern“.<br />

– Die Angehörigenarbeit soll vor allem<br />

co-abhängige Verhaltensmuster<br />

aufdecken und diese den Betreffenden<br />

bewusst machen, um den Rückfall in<br />

etwaige übertriebene Versorgungshandlungen<br />

und -sehnsüchte früh<br />

zu erkennen und zu vermeiden. Die<br />

ambulanten Zentren bieten Angehörigenarbeit<br />

an.<br />

Selbstverständlich gibt es die Möglichkeit<br />

einer allgemeinmedizinischen<br />

und fachärztlichen Konsultation. Die<br />

begleitenden Harnkontrollen dienen<br />

einerseits der Selbstkontrolle andererseits<br />

auch der Rückfallsprophylaxe. Eine rasche<br />

Rückfallsintervention hilft maßgeblich,<br />

ein neuerliches Abgleiten in die Sucht zu<br />

verhindern.<br />

Das Angebot an Nachbetreuung ist<br />

also vielfältig. Wir haben auch in den<br />

vergangenen Monaten einen vermehrten<br />

Zuwachs von NachbetreuungsklientInnen<br />

festgestellt. Dies spricht für ein erweitertes<br />

Interesse und vor allem Bewusstsein<br />

bezüglich Psychotherapie von Seiten der<br />

KlientInnen. Ich denke, diese Menschen<br />

sind im Begriff, die Regie in ihrem Leben<br />

selbst zu übernehmen und eigenverantwortlich<br />

die „Geschehnisse“ auf ihrer<br />

inneren und äußeren Lebensbühne<br />

zu reflektieren. Sie stellen sich somit<br />

der Herausforderung, GestalterInnen<br />

ihres Lebens zu sein. Das bedeutet einen<br />

großen Schritt in Richtung Individuation.<br />

Erst wenn das Bewusstsein integriert ist,<br />

einen aktiven Beitrag zur individuellen<br />

Weiterentwicklung zu leisten, können<br />

SuchtklientInnen aus ihrer „Abhängigenrolle“<br />

selbstbestimmt heraustreten.<br />

Text und Foto: Michael Kallinka, Leiter<br />

Ambulantes Zentrum Wien<br />

Seite 31 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Das ambulante<br />

Beratungs- und<br />

Betreuungszentrum<br />

Wien<br />

... wird oft auch Ambulanz genannt,<br />

obwohl wir das im herkömmlichen Sinn<br />

natürlich nicht sind. Bei uns gibt es keine<br />

Medikamentenausgabe und auch keine<br />

Untersuchungen somatischer Erkrankungen.<br />

Das ist aber schon fast das<br />

Einzige, was es hier nicht gibt.<br />

Ein Team aus Fachkräften versucht<br />

eine möglichst individuelle Betreuung<br />

für unser Klientel anzubieten. Es<br />

kommen Menschen mit unterschiedlichen<br />

Anliegen zu uns, Suchtkranke,<br />

deren Angehörige, SchülerInnen, die<br />

nachweisen sollen oder wollen, dass sie<br />

nicht zu den Suchterkrankten gehören,<br />

(Ex-)KlientInnen, die ihren Führerschein<br />

er- oder wiedererlangen wollen<br />

u.v.m. Wir versuchen mit Hilfe unserer<br />

ÄrztInnen, SuchtberaterInnen und dem<br />

therapeutischen Personal eine möglichst<br />

umfangreiche Beratung anzubieten und<br />

dann, wenn dies sinnvoll erscheint und<br />

auch vom/von der Klienten/Klientin erwünscht<br />

ist, das Erreichen des angestrebten<br />

Zieles unterstützend einzuleiten.<br />

Wir sehen uns als Anlaufstelle für all<br />

diejenigen, die mit ihrer Lebenssituation<br />

im Zusammenhang mit Suchtproblemen<br />

nicht mehr klar kommen bzw. eine<br />

Änderung anstreben und dazu professionelle<br />

Hilfe benötigen. Natürlich fühlen<br />

wir uns für die Angehörigen dieser<br />

Menschen ebenso zuständig und bieten<br />

ihnen sowohl Einzelberatungen als auch<br />

Psychotherapiegruppen zur Unterstützung<br />

an. Im Rahmen einer Vielzahl von<br />

stationären Einrichtungen (Kurz- und<br />

Langzeittherapien) und auch unseres ambulanten<br />

Betreuungszentrums sind wir<br />

in der Lage, unterschiedlichste Behandlungsanforderungen<br />

abzudecken.<br />

Die ambulanten Behandlungen beinhalten<br />

Einzel- und Gruppenpsychotherapien<br />

sowie psychiatrisch-neurologische<br />

Abklärungen und laufende Abstinenzkontrollen.<br />

Die NachbetreuungsklientInnen<br />

haben ebenfalls Einzel- und<br />

Gruppenpsychotherapiestunden sowie<br />

Selbsthilfegruppen als Möglichkeit zur<br />

unterstützenden Stabilisierung nach<br />

einem stationären Aufenthalt. Abstinenzkontrollen<br />

und medizinische Betreuung<br />

sind selbstverständlich Bestandteil der<br />

Nachbetreuung. Bei Bedarf können auch<br />

Paartherapien in Anspruch genommen<br />

werden.<br />

Manche Bereiche unserer Arbeit stehen<br />

in keinem Konzept geschrieben, sondern<br />

verlangen Individualität im Augenblick:<br />

Viele Begegnungen mit Menschen, die<br />

aus unterschiedlichsten Gründen mit<br />

hohem Druck, den ihnen ihr eigenes<br />

Leben verursacht, zum Teil verzweifelt,<br />

zum Teil aggressiv oder auch depressiv,<br />

unglücklich oder unwillig, in jedem Fall<br />

entfernt jeglicher Zufriedenheit bei uns<br />

Rat suchen. Es gibt aber auch sehr viele,<br />

die bei uns eigentlich gar nichts suchen,<br />

weil sie innerlich weit davon entfernt<br />

sind, ihr Leben mit den Drogen aufzugeben,<br />

die keinen echten Leidensdruck<br />

verspüren, die nur Angst haben, dass<br />

ihnen etwas – die Droge – weggenommen<br />

wird, was sie nicht bereit sind herzugeben<br />

und wozu sie auch keine Vorstellungen<br />

haben, wie das überhaupt gehen soll. Und<br />

trotzdem kommen sie, weil sie es den<br />

Eltern versprochen haben oder weil sie<br />

eine Auflage zu erfüllen haben oder weil<br />

sie doch neugierig sind oder ... Diese Betreuungen<br />

sind manchmal sehr langwierig.<br />

Es gibt wenig bis keine Einsicht und wir<br />

bekommen zu spüren, dass wir manchmal<br />

„nerven“. Aber es gibt etwas, glaube<br />

ich, das von allen sehr geschätzt wird. Wir<br />

nehmen alle Menschen mit oder ohne<br />

Anliegen wirklich ernst und ich glaube<br />

auch, dass sich viele von ihnen – vielleicht<br />

nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt, aber<br />

doch später einmal – daran erinnern und<br />

zum für sie passenden Zeitpunkt wiederkehren.<br />

Manchmal können wir diesen<br />

Menschen in einer anderen Form hilfreich<br />

sein, ihnen einfach nur zuhören und ein<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 32


paar kleine Lebenshilfen auf den Weg<br />

mitgeben.<br />

Selbstverständlich sind wir auch<br />

Anlaufstelle für die Menschen, die eine<br />

stationäre Therapie machen wollen (oder<br />

müssen). Verstärkt forcieren wir seit einigen<br />

Monaten auch eine Betreuung für<br />

diejenigen, die aus unterschiedlichsten<br />

Gründen eine stationäre Therapie abgebrochen<br />

haben und nicht wissen, wie es<br />

weitergehen soll. Dieses Klientel ist ein<br />

besonders sensibles, da diese Menschen<br />

bereits für eine Zeit lang Drogenfreiheit<br />

erlebt haben, vielleicht auch gleich nach<br />

ihrem Abgang rückfällig waren, aber<br />

doch sicherlich Orientierungshilfe benötigen.<br />

Hier versuchen wir einen Weg<br />

zurück in eine unserer Einrichtungen zu<br />

ermöglichen oder aber auch Verbindungen<br />

zu anderen Stellen herzustellen, so<br />

dass diese Menschen nicht ohne Unterstützung<br />

bleiben.<br />

Wirklich verzweifelt sind oft die Angehörigen<br />

der Suchtkranken, die überhaupt<br />

nicht verstehen können, was in den Betroffenen<br />

vorgeht und sich immer wieder<br />

fragen, wieso es so weit gekommen ist<br />

und wo ihr persönlicher Anteil an dieser<br />

Situation liegen könnte (Schuldfrage,<br />

Selbstvorwürfe, Hilflosigkeit u.v.m.).<br />

Zu unserer umfangreichen Betreuung<br />

zählt natürlich auch der administrative<br />

Bereich, d.h. den KlientInnen diverse<br />

Amtsschreiben von Gerichten, Amtsärzten,<br />

Behörden usw. inhaltlich zu<br />

erklären, ihnen nahe zu bringen, was<br />

von ihnen verlangt wird, und abzuklären,<br />

in welcher Form die unterschiedlichen<br />

Auflagen für den Einzelnen auch zu<br />

erfüllen sind. Nicht immer gelingt dies,<br />

aber wir legen den KlientInnen auch die<br />

Konsequenzen, die sie zu erwarten haben,<br />

sollten sie den Aufforderungen nicht<br />

nachkommen, dar. Entscheidungen<br />

können letztendlich immer nur von den<br />

Menschen selbst getroffen werden.<br />

Abschließend möchte ich anmerken,<br />

dass wir nach dem Konzept der Wiener<br />

Ambulanz mittlerweile sowohl in Graz<br />

als auch in Klagenfurt ein ambulantes<br />

Betreuungszentrum eingerichtet haben.<br />

Text: Gerit Melcher, Administration Ambulantes<br />

Zentrum Wien<br />

Fotos: Gerit Melcher, Berith Schistek<br />

„Frühzeitig<br />

reagieren“<br />

„Präventionsarbeit im Sinne von<br />

allgemeiner Aufklärung der Öffentlichkeit<br />

über die Suchtproblematik wie auch<br />

im Sinne von Einbindung der Kinder<br />

Suchtkranker in das Behandlungskonzept<br />

sind ein wichtiger Teil der Aufgaben<br />

des Vereins.“, so heißt es im Leitbild<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“. Als österreichweit<br />

größte gemeinnützige Organisation auf<br />

dem Suchtsektor bietet der „Grüne <strong>Kreis</strong>“<br />

nicht nur rasche und professionelle Hilfe,<br />

wenn eine Abhängigkeit bereits besteht,<br />

sondern nimmt auch seine Verantwortung<br />

im Bereich der Suchtvorbeugung<br />

und -aufklärung wahr.<br />

Elemente einer umfassenden Suchtprävention<br />

finden sich bereits seit langem<br />

im Behandlungsansatz des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“: im Rahmen des Betreuungsangebots<br />

für Kinder suchtkranker KlientInnen,<br />

einer aktiven Freizeitgestaltung, der<br />

Sport- und Abenteuerpädagogik sowie<br />

künstlerischer Aktivitäten werden wichtige<br />

Grundsteine für ein erfülltes Leben<br />

ohne Drogen gelegt.<br />

Durch seine vielfachen Umfeld- und<br />

KlientInnenkontakte kommt der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ jedoch auch außerhalb des eigenen<br />

therapeutischen Angebots immer<br />

wieder in Situationen, in denen ein<br />

Bedarf nach Aufklärung und Prävention<br />

formuliert wird. Als bekannter Ansprechpartner<br />

für Suchtfragen wird der Verein<br />

mit präventionsspezifischen Anfragen<br />

von unterschiedlichen öffentlichen und<br />

privaten Einrichtungen konfrontiert<br />

(Schulen, Betriebe, Angehörige, AMS<br />

etc.). Um diesen Anfragen in Zukunft<br />

noch professioneller nachkommen zu<br />

können, beschäftigt sich der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ aktuell mit der Ausarbeitung eines<br />

wissenschaftlich fundierten Suchtpräventionskonzepts.<br />

Im Rahmen der gerade entstehenden<br />

zielgruppenspezifischen Programme<br />

sollen die vorhandenen Erfahrungen des<br />

Vereins zu den Themen Sucht und Drogen<br />

genutzt und in koordinierter Form<br />

verschiedenen Umwelten zur Verfügung<br />

gestellt werden. Inhaltlich steht dabei die<br />

konkrete Suchtaufklärung als die eigentliche<br />

Expertise des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ im<br />

Vordergrund. Wichtige Eckpfeiler der<br />

künftigen Aufklärungsarbeit sind die<br />

Weitergabe von Informationen zu Sucht<br />

und Drogen, die Ermöglichung und<br />

Begleitung einer zielgruppenspezifischen<br />

und altersgerechten Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema und eine entsprechende<br />

Unterstützung im Anlassfall. Die<br />

verschiedenen Zielgruppen, wie Eltern,<br />

Betriebsangehörige oder LehrerInnen,<br />

sollen zudem dabei unterstützt werden,<br />

Drogenkonsum frühzeitig zu erkennen<br />

und offen anzusprechen.<br />

Unter dem Motto „frühzeitig reagieren“<br />

wird dem umfassenden Angebot<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ mit der Umsetzung<br />

dieser vorbeugenden und begleitenden<br />

Maßnahmen ein weiterer wichtiger<br />

Mosaikstein hinzugefügt.<br />

Text und Foto: Mag. Gernot Scheucher,<br />

Geschäftsführer diepartner.at<br />

diepartner.at<br />

Sozial- und Gesundheitsmanagement<br />

GmbH<br />

A-10<strong>20</strong> Wien<br />

Praterstern 2/4/9<br />

Tel.: +43 (1) 219 73 33<br />

Fax: +43 (1) 219 73 33-30<br />

office@diepartner.at<br />

www.diepartner.at<br />

Seite 33 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Die<br />

Rolle<br />

der<br />

Tiere<br />

Die historisch bedingte Platzierung der<br />

ersten Therapiestation des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

auf einem Bauernhof legte natürlich<br />

eigene Tierhaltung nahe. Ställe und Weiden<br />

waren vorhanden, die PatientInnen<br />

brauchten Arbeit und mehr noch heilsam<br />

realistischen Bezug zu den Wurzeln des<br />

Lebens. Dieser war anfangs mit einem<br />

Haufen Schafen durchaus gegeben. Später<br />

kamen aufgrund einer Neigung sowie<br />

einer Meinung meines Vaters (wahrscheinlich<br />

in dieser Reihenfolge) etliche „Exoten“<br />

dazu. Zweiteres bezog sich auf die Idee,<br />

ständig reitüberflutete Persönlichkeiten<br />

eher mit außergewöhnlichen Archetypen<br />

erreichen zu können. Die Bucklige<br />

Welt wurde also zunehmend mit Zwerg-,<br />

Highlander-, Watussirindern, Kamelen,<br />

Hängebauchschweinen, verschiedensten<br />

Pferderassen, besonderen Schafen aber<br />

auch Forellen, Bienen etc. bevölkert. Die<br />

UreinwohnerInnen kamen aus dem Staunen<br />

nicht heraus und das Lama wurde zum<br />

Wappentier des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“.<br />

Dass der Umgang mit Tieren eine<br />

therapeutische Wirkung hat, war schon<br />

damals eine Binsenweisheit. Mittlerweile<br />

ist diese Tatsache sozusagen „amtlich“, da<br />

durch Wissenschaft belegt. Manche PsychiaterInnen<br />

raten zum Verlassen des/der<br />

Partners/Partnerin und zur Anschaffung<br />

einer Katze. Bei unseren PatientInnen ist<br />

es oft irgendwie umgekehrt. So manche<br />

Ziege kann mit sozialer Kompetenz eine<br />

verwirrte Persönlichkeit zurückholen.<br />

Indem sie sich z.B. freiwillig melken lässt<br />

oder mit dem Stoß ihrer Hörner eine<br />

Grenze setzt, die dann nicht so leicht<br />

ein zweites Mal übersehen wird. Beides<br />

Interventionen, welche von menschlichen<br />

TherapeutInnen zwar auch gelegentlich<br />

insgeheim überlegt werden, die dann aber<br />

(meistens) doch dem zahmen Humanismus<br />

zum Opfer fallen.<br />

Ein halbwüchsiger Kaltblütler (selbst<br />

ohne „Rückfall“ auf Kraftfutter) vermag<br />

außerdem nebenbei ganze Lehrpläne<br />

über Physik, Willens- und Körperstärke,<br />

Realitätstraining, Frustrationstoleranz etc.<br />

spielend ersetzen und das, obwohl eigentlich<br />

eh schon „wallach“. Detto bringen<br />

aber auch von ihren Müttern verstoßene<br />

Lämmer, die zweistündlich rund um die<br />

Uhr ein Flascherl brauchen, Gefühle des<br />

Gebrauchtwerdens, der Verantwortlichkeit<br />

und des Selbstbewusstseins hervor.<br />

Wichtig ist nur, ein Schwein nie frei wie<br />

einen Hund herumlaufen zu lassen, ihm<br />

also Beziehungen zu erlauben. Selbst hartgesottenste<br />

Kerle würden es nicht mehr<br />

essen wollen. Alles schon da gewesen und<br />

die Bedeutung des Begriffes „Nutztier“ erhält<br />

im therapeutischen Setting jedenfalls<br />

unerhört neue Dimensionen.<br />

Im Laufe der nun gefeierten beiden<br />

Jahrzehnte sind etliche unserer Tiere<br />

wieder verlustig gegangen. Teils wegen der<br />

üblichen wirtschaftlichen Kürzungen, teils<br />

aber auch wegen allzu schwieriger Haltung<br />

bzw. zu geringer Weideflächen. Legende<br />

sind trotzdem einige tierische Anekdoten,<br />

welche die Wildheit der Pioniertage<br />

rühmen. So half z.B. bei einer tagelangen<br />

Watussirindermassenflucht (sie waren zu<br />

dritt!) und den dadurch notwendig gewordenen,<br />

gruppendynamisch äußerst wert-<br />

vollen Ausschwärmereien sch(l)ussendlich<br />

doch nur mehr ein Narkosegewehr eines<br />

benachbarten Jägers. Daktari live und die<br />

pädagogisch wichtige Erfahrung, dass ein<br />

zu früher Wechsel in „ambulante Therapie“<br />

oft in einer Überdosis endet!<br />

Eine kurios bizarre Verschrobenheit<br />

mag weitere Aspekte zwischen Tier und<br />

Mensch illustrieren. So zeigen sich einige<br />

unserer PatientInnen äußerst fasziniert<br />

von Spinnen, Schlangen, Skorpionen und<br />

anderen exotischen Gifttieren. Je gefürchteter,<br />

desto beliebter. Unsere dann unpopuläre<br />

und wenig überraschende Reaktion:<br />

Je weiter weg, umso besser! Ganz ohne<br />

Kindchenschema fühlt sich kein Säugetier<br />

angezogen. Wohl nur der Mensch ist dazu<br />

fähig. Und psychoanalytisch dürfte die<br />

unbewusste Angstkontrolle mittels mächtiger<br />

Verbündeter dahinterstecken. Keiner<br />

mag mich und das macht mir Angst. Also<br />

werde ich euch alle mit meinem niedlichen<br />

Hobby erschrecken.<br />

Zu guter Letzt seien noch die wohl<br />

größten, kleinsten tierischen Lehrmeister<br />

in tiefer Verbeugung erwähnt. Es handelt<br />

sich um die gemeinen Bauernhoffliegen,<br />

welche gerade in den schönen Sommermonaten,<br />

mit ihrer unbarmherzigen<br />

Lästigkeit nicht nur unbehandelte Egos<br />

zur Weißglut und schier um den Verstand<br />

bringen. Ein Beispiel dafür, dass<br />

auch gestörte Beziehungen eine Menge<br />

Lernpotential bergen. Trainiert wird dabei<br />

Reinlichkeit, Stoizismus und eine schnelle<br />

Hand. Das Vereinsbudget wird durch<br />

diese günstig versorgbaren Insekten kaum<br />

strapaziert. Gitter, Gifte, Klebestreifen, das<br />

ist alles.<br />

Text: Oliver Pernhaupt, Leiter Königsberghof<br />

Fotos: Berith Schistek<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 34


Das Projekt<br />

Flüchtlinge im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Im Herbst 1998 trat das Bundesministerium<br />

für Inneres an den „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

mit der Frage heran, ob dieser Interesse<br />

hätte bzw. bereit wäre, in seinem Objekt<br />

Mönichkirchner Hof in 2870 Aspangberg-St.<br />

Peter, Mitteregg 69, Flüchtlinge<br />

aufzunehmen und zu betreuen.<br />

Einerseits wurde der Mönichkirchner<br />

Hof auch schon unter seiner Vorbesitzerin<br />

als Flüchtlingsheim geführt und<br />

daher war seitens der zuständigen Gemeinde<br />

und der umliegenden Bevölkerung<br />

mit keinen Einwänden zu rechnen,<br />

andererseits konnte dieses Objekt, das<br />

der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ zu dieser Zeit als<br />

Übergangswohnheim für ExpatientInnen<br />

nach erfolgreichem Abschluss ihrer<br />

stationären Therapie führte, aufgrund<br />

der Hausgröße nicht die gewünschte<br />

Auslastung aufweisen. Daher nahm der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“ das Angebot des Bundesministeriums<br />

gerne an. Das Projekt<br />

Flüchtlinge im „Grünen <strong>Kreis</strong>“ war somit<br />

geboren und wird seitdem erfolgreich im<br />

Rahmen der „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong> – Gemeinnützige<br />

Aus- und FortbildungsgesmbH“<br />

als gemeinnütziges Arbeitsprojekt<br />

betrieben.<br />

Im Mai 1999 trafen die ersten Flüchtlinge<br />

– eine Gruppe von 30 Familien<br />

mit ihren Kindern, iranische StaatsbürgerInnen<br />

der armenischen Volksgruppe<br />

– im Mönichkirchner Hof ein. Zur Zeit<br />

werden ca. 65 Menschen verschiedenster<br />

Nationalitäten (Nigeria, Somalia,<br />

Afghanistan, Sudan, Tschetschenien,<br />

Irak, Iran sowie Flüchtlinge aus Angola,<br />

Sierra Leone, Bulgarien und Albanien)<br />

beherbergt.<br />

Die Essensversorgung für das Flüchtlingsheim<br />

erfolgt von einer Einrichtung<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ aus, nämlich vom<br />

Marienhof, einem konzessionierten<br />

Gastgewerbebetrieb. Sie stellt für die<br />

Küchenverantwortlichen immer wieder<br />

eine Herausforderung dar, da es nicht<br />

einfach ist, dieses bunte Völkergemisch<br />

von der guten österreichischen Küche zu<br />

überzeugen.<br />

Für Ordnung und Sauberkeit in ihren<br />

Zimmern haben die Flüchtlinge unter<br />

der Anweisung von Frau Darinka Knezevic,<br />

einer langjährigen Mitarbeiterin des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“, selbst zu sorgen.<br />

Einmal pro Woche findet im Flüchtlingsheim<br />

ein Deutschkurs statt, der von<br />

einem Pädagogen des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />

geleitet wird.<br />

Besonders erfreulich ist auch die gute<br />

Zusammenarbeit mit dem zuständigen<br />

Gemeindearzt Dr. Ziegler, der sich regelmäßig<br />

alle zwei Wochen automatisch zur<br />

Visite im Mönichkirchner Hof einfindet.<br />

Ein nicht unwichtiger Teil der<br />

Tätigkeit im Flüchtlingsheim ist es, bei<br />

Streitigkeiten, die durch Auffassungsunterschiede<br />

und durch die verschiedenen<br />

Mentalitäten hervorgerufen werden,<br />

ausgleichend zu wirken bzw. Missverständnisse<br />

auszuräumen und so zu einem<br />

guten Zusammenleben der Menschen<br />

beizutragen.<br />

Da sich unter den Flüchtlingen natürlich<br />

auch Freundschaften entwickeln<br />

und Beziehungen aufgebaut werden, ist<br />

es manchmal schwierig, wenn Asylverfahren<br />

negativ abgeschlossen werden und<br />

diese Menschen dann unverzüglich aus<br />

der Bundesbetreuung entlassen werden<br />

müssen. Das bedeutet, dass sie entweder<br />

sofort in ihr Heimatland abgeschoben<br />

werden oder ihr zukünftiges Leben als<br />

sogenanntes „U-Boot“ fristen müssen.<br />

Obwohl die Betreuung des Flüchtlingsheimes<br />

und deren BewohnerInnen<br />

nicht immer leicht ist, sondern sehr viel<br />

Mühe, Zeit und Nerven kostet, erfülle<br />

ich die Aufgabe der Supervision, die<br />

ich seit Beginn des Projektes innehabe,<br />

gerne. Ich freue mich, diesen Menschen<br />

in der kurzen Zeit, die sie in Österreich<br />

verbringen, mit Rat und Tat beistehen zu<br />

können.<br />

Text: Ernst Steurer, „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Vorstandsmitglied<br />

Fotos: „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Archiv, Berith Schistek<br />

Seite 35 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Die Projektreihe wird seit Herbst 1997 in<br />

den Betreuungshäusern des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“ realisiert. Die von privaten und<br />

öffentlichen Stellen geförderte Projektreihe<br />

wird von Kurt Neuhold konzipiert<br />

und in Kooperation mit professionellen<br />

KünstlerInnen vorbereitet und durchgeführt.<br />

Sie ergänzt das therapeutische,<br />

erlebnispädagogische und medizinische<br />

Behandlungsangebot des Vereins.<br />

Im Rahmen von wurden bisher rund 40 Kunstaktionen<br />

und Workshops in den stationären<br />

Einrichtungen des Vereins realisiert.<br />

Neben künstlerisch anspruchsvollen<br />

und aufwendigen Projekten, wie z.B.<br />

die Produktion von zwei Zeichentrickfilmen,<br />

Schrott- und Holzskulpturen,<br />

Druckgrafiken, Text- und Schriftbildern<br />

in Schreibwerkstätten, einer CD mit<br />

Techno-Musik und die künstlerische<br />

Bemalung der Fassade des Betreuungshauses<br />

Waldheimat, wurden zahlreiche<br />

Mal- und Fotoaktionen, Tanz- und Bewegungsworkshops<br />

und Kreativprojekte<br />

(Gips, Papierherstellung, Maskenbau,<br />

Origami, Keramik, Trommeln ...) gemeinsam<br />

mit den PatientInnen durchgeführt.<br />

basiert<br />

auf einem dynamischen, prozessorientierten<br />

Kunstverständnis, das die<br />

Projektplanung, die Produktion und die<br />

bei der Realisierung von künstlerischen<br />

Handlungen ablaufenden sozialen und<br />

kommunikativen Vorgänge genauso beinhaltet,<br />

wie die öffentliche Präsentation,<br />

Rezeption und Reflexion der Arbeiten.<br />

Die Arbeitsergebnisse von wurden bei internationalen<br />

Konferenzen und UN-DCP-Tagungen<br />

(United Nation Drug Control<br />

Program) öffentlich vorgestellt. Darüber<br />

hinaus wurde die Projektreihe bei Radio<br />

Orange und im Kulturlokal des Aktionsradius<br />

Augarten in Wien präsentiert.<br />

Presse- und Medienberichte – z.B. im<br />

Standard, in der Wiener Zeitung, der<br />

Ärztezeitung, den Lokalzeitungen des<br />

südlichen Niederösterreichs und im<br />

ORF (Kulturtipp der Woche) – dokumentieren<br />

den Erfolg und die Vielfalt der<br />

Aktionen. Die beiden bisher gemeinsam<br />

mit J. Clay und R. Zuniga produzierten<br />

Zeichentrickfilme „Der Weg ins Leben“<br />

und „Maskenfall“ wurden auf mehreren<br />

Animationsfilmfestivals und bei diversen<br />

Ausstellungen (SOHO in Ottakring<br />

<strong>20</strong>00, <strong>20</strong>01, Schloss Wolkersdorf ...)<br />

gezeigt. „Der Weg ins Leben“ lief auf der<br />

Diagonale <strong>20</strong>01 in Graz. Im Mai <strong>20</strong>02<br />

wurde die nach einem Entwurf von Helmut<br />

Kand künstlerisch bemalte Fassade<br />

des Betreuungshauses Waldheimat der<br />

Öffentlichkeit präsentiert.<br />

Alle Projekte von beziehen sich auf die unmittelbare<br />

Lebenssituation der Betroffenen.<br />

Einfach zu bedienende Medien, unkomplizierte<br />

Techniken, die Berücksichtigung<br />

der Interessen der TeilnehmerInnen<br />

und ein flexibler Umgang mit den<br />

Projektzielen sollen den Einstieg ins kreativ-künstlerische<br />

Arbeiten erleichtern.<br />

Die Erfahrungen, die dabei gemacht<br />

werden, können wichtige Anregungen<br />

für die therapeutische Arbeit beinhalten.<br />

Ziel ist es, individuelle Fähigkeiten zu<br />

entdecken und zu entwickeln sowie die<br />

Möglichkeiten und Freiräume der Kunst<br />

für eine konstruktive und lustvolle Auseinandersetzung<br />

mit den Anforderungen<br />

des Lebens zu nutzen.<br />

Text: Kurt Neuhold, Projektleiter <br />

Fotos: Berith Schistek<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 36


„Signale und Abrakadabra“<br />

Das<br />

Lamahaus<br />

in der<br />

Kurve<br />

Text und Fotos: Helmut Kand (www.kand.at)<br />

Es ist der Wunsch vieler Künstler, auf<br />

öffentlichen Plätzen Spuren zu hinterlassen<br />

und Signale abzusetzen, sich im<br />

Großformat ausdrücken zu dürfen, ja<br />

ein Hang zum Gigantismus ist in uns<br />

allen latent vorhanden. Ein paar Mal<br />

ist jener auch schon befriedigt worden,<br />

nämlich als Wandbilder auf Feuermauern,<br />

Säulen und Atrien, Schwebebilder und<br />

Mobile, Windspiele, hölzerne Jubel-Gesten-Zäune,<br />

Fahnen für Flatterproben auf<br />

hohen Masten oder das Skulpturenspalier<br />

der Persönlichkeiten in St. Pölten. Viele<br />

dieser aufwendigen Projekte entstanden<br />

in Zusammenarbeit mit den Werkstätten<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“. Das Lamahaus,<br />

auch bevor es so hieß, in der Kurve kurz<br />

vor der Passhöhe am Wechsel war immer<br />

schon von Weitem sichtbar. Jetzt bleibt<br />

der Blick erst recht hängen. Leuchtend<br />

grelle Farbgesichter, die noch in der Nacht<br />

geheimnisvoll schimmern, verlocken zum<br />

Hinsehen und Verweilen. Das bewohnbare<br />

Bild „Waldheimat“, wie es auch heißt,<br />

ist eigentlich ein Kurzzeittherapiehaus<br />

geworden.<br />

Die Silhouettengesellschaft<br />

und ihr<br />

Farbenglück<br />

Seit bald 10 <strong>Jahre</strong>n schafft der Maler<br />

Helmut Kand in Zusammenarbeit mit<br />

dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“ auch Mobile und<br />

Figuren aus Holz: Kleine, mittlere oder<br />

auch überlebensgroße, silhouettenhafte<br />

Flachskulpturen. Es sind bemalte Schwebebilder,<br />

Vogelscheuchen, die er aber Ackerphilosophen<br />

bezeichnet, Symbolidole und<br />

charmante Totems.<br />

Ihre Namen sind: Horoskoppuppen,<br />

Porzelaneminenzen, Anonyme Liebeskäufer,<br />

Linientreue Katzensprecher, Im Traum<br />

den Bodenverlierer, Kondensstreifenkon-<br />

trollore, Potentate, Figurationenbegehrer,<br />

Gedankenmaler, Deponierebellen, Gloriolenhändler,<br />

Appetitapostel, Wechselspieler,<br />

Pseudokunstpäpste, Kopfunterengel,<br />

Motorsägenmänner, Skurrile Hooligans,<br />

Wolkengärtner, Stimulierte Illusionisten,<br />

Exotische Verlocker, Haluzinationenverberger,<br />

Dreivierteltaktwiener, Landregenleute,<br />

Absturzabfederer, Erotische Duftberater,<br />

Mentholidole, Ikarusflieger, Desertdompteure,<br />

Silikonikonen, Torsenwächter, Allerfreieste<br />

Traumerzähler, Labyrinthschaffner,<br />

Kusshelfer, Jasager und Wettersouffleure.<br />

Seite 37 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Sport im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Ein Rückblick auf die letzten <strong>Jahre</strong><br />

zeigt die zunehmende Bedeutung des<br />

Sports im „Grünen <strong>Kreis</strong>“. Neben den<br />

allgemeinen Sportarten Fußball und<br />

Laufen wurde das Angebot erweitert um<br />

Trendsportarten wie Mountainbiking,<br />

Beachvolleyball, Rafting, Indoorklettern<br />

und Bergtouren – im Winter und auch<br />

im Sommer.<br />

Die aktive Freizeitgestaltung ist eine<br />

der Säulen des Behandlungsmodells des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“, wo PatientInnen verschiedene<br />

Sportarten wieder intensiv und<br />

abwechslungsreich erleben können. Ziel<br />

ist es, ihnen ein aktives und lustvolles<br />

Erleben des Sports zu ermöglichen und<br />

Einzelne in ihren Bereichen zu fördern.<br />

Sport als nüchterne Bedürfnisbefriedigung<br />

wird hier nicht als Ersatz zum<br />

Konsum gesehen, sondern kann durch<br />

Teilnahme an öffentlichen Sportwettbewerben<br />

zu einer positiven Identitätsfindung<br />

in der Öffentlichkeit führen.<br />

Als bestes Beispiel dazu dient die<br />

jährliche Teilnahme an einem nationalen<br />

bzw. internationalen Marathon, wo der<br />

Kampf mit dem „inneren Schweinehund“<br />

42 km hin und her tobt und als<br />

Belohnung für den Sieg über sich selbst<br />

der Applaus und die Anerkennung durch<br />

das Publikum winken. Dass dadurch<br />

auch der Selbstwert einen beachtlichen<br />

Aufschwung erfährt, soll hier nicht ganz<br />

unerwähnt bleiben.<br />

Etwas anders sieht es in Teamsportarten<br />

wie Fußball bzw. Volleyball aus. Hier<br />

kommt zu den ohnehin schon erwähnten<br />

Faktoren noch der Aspekt der Teamfähigkeit<br />

und des Hintanstellens des Egos zum<br />

Vorschein.<br />

Rafting und Indoorklettern erfreuen<br />

sich bei den PatientInnen ebenfalls<br />

großer Beliebtheit. Dabei spielen die<br />

Überwindung der Angst und die richtige<br />

Selbsteinschätzung eine große Rolle.<br />

Folgende Sportteams bestehen im<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>“:<br />

– Fußballteam: Trainingsumfang in der<br />

Vorbereitung 2x pro Woche, während<br />

der Meisterschaft 1x pro Woche.<br />

Teilnahmen: Niederösterreichische<br />

Hobbyligameisterschaft (Vizemeister<br />

<strong>20</strong>01), <strong>20</strong>03 bisher ungeschlagen auf<br />

Meister-Kurs. Weiters nimmt die<br />

Mannschaft an diversen Hallen- bzw.<br />

Feldturnieren teil. Auch im Ausland<br />

machte sie schon von sich reden, so<br />

<strong>20</strong>02 beim „Fußball ohne Drogen“-<br />

Cup in Venedig, wo sich das „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong>“ Team im Finale von der Mannschaft<br />

des Gastgeberlandes geschlagen<br />

geben musste.<br />

– Volleyball: Hier gibt es vor allem eine<br />

interne „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Hofmeisterschaft,<br />

die zwei Monate dauert.<br />

Weiters nimmt die Mannschaft auch<br />

alljährlich an der „Großen Raika Beach<br />

Series“ teil, die vor zwei <strong>Jahre</strong>n in<br />

sensationeller Weise von zwei jugendlichen<br />

Patienten aus dem Betreuungshaus<br />

Frankenau gewonnen wurde. Seit<br />

heuer wird auch in der Wintersaison<br />

in der Halle trainiert.<br />

– Laufteam: Das Training findet<br />

ganzjährig statt. Die Anzahl der<br />

Veranstaltungsteilnahmen bewegt<br />

sich im Schnitt zwischen vier bis fünf<br />

10 km-Läufen, ein bis zwei Bergläufen,<br />

zwei Halbmarathons und ein bis zwei<br />

Läufen über die volle Marathondistanz.<br />

– Moutainbiketeam: Trainingsumfang<br />

im Frühjahr, Sommer und Herbst 1x<br />

bis 2x pro Woche. Teilnahmen an diversen<br />

Rennen wie Wechselkaiser oder<br />

„Bike the Buggles“ in Niederösterreich.<br />

– Weitere sportliche Aktivitäten sind<br />

Skitourengehen und Paddeln. Tanz,<br />

Gymnastik, Fitness- und Krafttraining<br />

stehen ebenso am Programm.<br />

Text und Fotos: David Kersenbaum, Hausassistent<br />

Treinthof, Mag. Christoph<br />

Kainzmeier, Psychotherapeut Treinthof<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 38


Evaluation:<br />

Mehr als eine lästige<br />

Pflichtübung!<br />

Ist, wie manche „PraktikerInnen“ behaupten,<br />

Evaluation eine modische, lästige<br />

und überflüssige Pflichtübung? Steht sie<br />

vielleicht bei dem beabsichtigten, phantasievollen<br />

Vorstoß ins Neuland, beim Verfolgen<br />

neuer Ideen eher im Wege, als dass sie<br />

förderlich und hilfreich wäre?<br />

Eigentlich ist es das Normalste der Welt:<br />

Wer einen Plan fasst und ihn durchführt,<br />

der bewertet auch, welchen Erfolg er damit<br />

hat, und versucht, aus den Erfahrungen zu<br />

lernen.<br />

Wird dieser Ansatz in systematischer,<br />

datengestützter und nachvollziehbarer<br />

Form überprüft, spricht man von Evaluation.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt ist<br />

Evaluation eine methodisch kontrollierte,<br />

verwertungs- und bewertungsorientierte<br />

Form des Sammelns und Auswertens von<br />

Informationen mit dem Ziel, verlässliches<br />

Handlungswissen für die Praxis zu liefern.<br />

Analyse: Um realistische Ziele formulieren zu können,<br />

benötigt es Wissen über die Umstände, unter denen die<br />

Ziele umgesetzt werden sollen.<br />

Ziele setzen: Ziele anschaulich, präzise und klar zu<br />

formulieren, ist wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen<br />

Arbeit und Voraussetzung für Evaluation.<br />

Plan: Dieser beschreibt die Strategie zur Zielerreichung<br />

(z.B.: Konzepte, Strategien ...).<br />

Handlung: Hier erfolgt die Umsetzung des Plans.<br />

Evaluation: Überprüft, ob die Ziele erreicht wurden und<br />

liefert Verbesserungsvorschläge zur Modifizierung der Ziele<br />

bzw. zur Optimierung des Planens und Handelns.<br />

Nutzenorientierte Evaluation liefert<br />

verlässliche Informationen. Diese dienen<br />

sowohl als Basis für grundlegende Lernprozesse<br />

und darauf aufbauende, nachhaltige<br />

Entscheidungen, als auch für die fundierte<br />

Darstellung der eigenen Qualität nach<br />

außen.<br />

Ohne dass zumindest die Frage nach<br />

möglicherweise notwendigen Innovationen<br />

gestellt würde, wäre jede Evaluation<br />

in der Tat überflüssig. Und umgekehrt:<br />

Innovationen in Angriff zu nehmen, ohne<br />

die Situation, in der gehandelt werden<br />

soll, und ohne die Sachverhalte, auf die<br />

Innovationen abzielen sollen, einschätzen<br />

(beurteilen) zu können, würde mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit die Verschwendung<br />

von Geld, Arbeitsaufwand und Ressourcen<br />

bedeuten.<br />

Diesen Gedanken folgend hat sich der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“ <strong>20</strong>00 entschlossen, eine umfangreiche<br />

Evaluation durchzuführen. Die<br />

Evaluation wurde im Zeitraum von August<br />

<strong>20</strong>00 bis Ende April <strong>20</strong>03 geplant und<br />

durchgeführt. Ziel der Studie war es, die<br />

Leistungen des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ systematisch<br />

zu erfassen, Indikatoren zur Beurteilung<br />

der Qualität aller Leistungsbereiche<br />

darzustellen und die Qualität ausgewählter<br />

Leistungsbereiche zu evaluieren. Verwendet<br />

wurde ein partizipativer Ansatz, der<br />

eine Veränderung in Richtung Optimierung<br />

unterstützt und Schritte in Richtung<br />

nachhaltiger Veränderung setzt. Unter<br />

anderem setzten sich MitarbeiterInnen des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“ in acht thematischen Arbeitsgruppen<br />

ausführlich mit der Qualität<br />

ihrer Arbeit auseinander. Dabei wurden<br />

auch Probleme im Arbeitsablauf und in der<br />

Zusammenarbeit zwischen verschiedenen<br />

Berufsgruppen (Schnittstellen) reflektiert.<br />

Allen Leistungsbereichen des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“ wurden nach ihrer Erfassung Qualitätskriterien<br />

zugeordnet. Anschließend<br />

wurde beschlossen, die Leistungsbereiche<br />

Vorbetreuung, Berufsorientierung und<br />

Nachbetreuung zu evaluieren. Für diese<br />

drei Leistungsbereiche wurden insgesamt<br />

über 160 relevante Qualitätsindikatoren<br />

ausgewählt und einem Soll-Ist-Vergleich<br />

unterzogen. Dabei wurden insgesamt 524<br />

Personen (Personen aus externen Einrichtungen,<br />

KlientInnen und MitarbeiterInnen<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“) befragt (Fragebogen,<br />

Telefoninterviews). Mit durchschnittlich<br />

63% Rücklauf konnte eine hohe Beteiligung<br />

verzeichnet werden. Die vorliegenden<br />

Ergebnisse bieten eine solide Datenbasis<br />

für grundlegende Entscheidungen in<br />

den evaluierten Leistungsbereichen (z.B.:<br />

Veränderungen, um das Leistungsangebot<br />

zu optimieren) und die Möglichkeit, die<br />

Qualität der angebotenen Leistungen<br />

nach außen fundiert darstellen zu können,<br />

schafft gegenüber MitbewerberInnen einen<br />

Wettbewerbsvorteil (z.B.: bei Finanzentscheidungen<br />

von KostenträgerInnen).<br />

Sich als drogentherapeutische Einrichtung<br />

kritisch mit der eigenen Qualität<br />

auseinander zu setzen ist noch nicht<br />

selbstverständlich. Im Rahmen der Evaluation<br />

hat sich der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ offen der<br />

Qualitätsdiskussion und der Beurteilung<br />

durch MitarbeiterInnen, KlientInnen und<br />

externen Einrichtungen gestellt und so<br />

gezeigt, dass er auch auf dem Gebiet der<br />

Qualitätsentwicklung und -sicherung in<br />

Österreich eine Vorreiterrolle einnimmt.<br />

Text, Foto und Grafik: Mag. Ludwig Grillich,<br />

Geschäftsführer diepartner.at<br />

Seite 39 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


An die Arbeit ...<br />

Das vom AMS Niederösterreich geförderte Arbeitsprojekt im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

Seit dem Jahr 1986 werden sowohl<br />

MitarbeiterInnen als sogenannte Schlüsselkräfte<br />

wie auch PatientInnen, die das<br />

18-monatige, stationäre Langzeittherapieprogramm<br />

erfolgreich abgeschlossen<br />

haben, in Form von vom AMS geförderten<br />

Arbeitsplätzen auf Zeit unterstützt. Im<br />

Laufe der <strong>Jahre</strong> haben viele PatientInnen<br />

dieses TransitmitarbeiterInnenprogramm<br />

der weiterführenden Therapie und gleichzeitigen<br />

Beschäftigung zur Stabilisierung<br />

der Persönlichkeit und Entwicklung<br />

der Arbeitsmöglichkeiten in Anspruch<br />

genommen. Die Leistungsfähigkeit der<br />

PatientInnen in ihren Arbeitsbereichen<br />

steht hier im Mittelpunkt, ihre materielle<br />

wie auch soziale Selbstständigkeit sind<br />

das Ziel. Die Anforderungen orientieren<br />

sich an den Notwendigkeiten am freien<br />

Arbeitsmarkt. Durch dieses Programm<br />

konnte die Therapieerfolgsquote deutlich<br />

gesteigert und die anschließende<br />

Reintegration in den freien Arbeitsmarkt<br />

entscheidend verbessert werden.<br />

Im Rahmen dieses gemeinnützigen<br />

Beschäftigungsprojektes findet auch die<br />

von erfahrenen TrainerInnen geleitete<br />

Berufsorientierungs- und -bewerbungsmaßnahme<br />

„Neue Wege“ statt. Sie ist<br />

einerseits für jene PatientInnen gedacht,<br />

die kurz vor ihrem regulären Therapieabschluss<br />

stehen und sich in weiterer Folge<br />

nach außen orientieren möchten, und<br />

andererseits für TransitmitarbeiterInnen,<br />

welche nach Ablauf ihres geförderten<br />

Arbeitsplatzes auf Zeit im geschützten<br />

Rahmen des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ wieder den<br />

Sprung in den freien Arbeitsmarkt wagen<br />

wollen.<br />

Das Ziel dieser Berufsorientierungsgruppen<br />

ist die therapiebegleitende<br />

Beschäftigung mit dem Themenbereich<br />

Beruf. Durch regelmäßige Seminartage<br />

soll die Beschäftigung mit der eigenen<br />

Schul- und Berufsgeschichte, mit beruflichen<br />

Interessen, Stärken und Fähigkeiten,<br />

aber auch mit Einschränkungen und<br />

Behinderungen angeregt werden. Dabei<br />

können die TeilnehmerInnen Klarheit<br />

über ihre beruflichen Möglichkeiten<br />

finden und diese durch gezieltes Training<br />

umsetzen lernen. Durch die Erstellung<br />

von professionellen Bewerbungsunterlagen,<br />

Bewerbungstraining und die im<br />

Praktikum stattfindende Überprüfung<br />

ihrer Eignung werden sie auf die spätere<br />

Jobsuche und Berufsrealität vorbereitet.<br />

Zentrales Ziel ist deshalb die Hilfe zur<br />

Selbsthilfe, die alle TeilnehmerInnen von<br />

Anfang an zum aktiven, selbstständigen<br />

und zielorientierten Arbeiten anhält.<br />

Viele ehemalige Transitarbeitskräfte<br />

finden so in ihrem gewünschten Arbeitsbereich<br />

am freien Arbeitsmarkt eine Anstellung.<br />

Andere TransitmitarbeiterInnen befinden<br />

sich aufgrund ihrer Weiterentwicklung<br />

und Berufsausbildung mittlerweile<br />

in einem endgültigen, regulären Beschäftigungsverhältnis<br />

im „Grünen <strong>Kreis</strong>“, wo sie<br />

in verschiedensten Arbeitsbereichen tätig<br />

sind. Einige von ihnen sind bereits mehr<br />

als fünf <strong>Jahre</strong> im Verein beschäftigt, wie z.B.<br />

der Fuhrparkleiter, LagerverwalterInnen,<br />

SuchtberaterInnen, HausassistentInnen<br />

und VorbetreuerInnen.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen dem<br />

AMS Niederösterreich und dem „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>“ konnte über die <strong>Jahre</strong> hinweg<br />

sehr intensiviert werden, die regionale<br />

Geschäftsstelle Neunkirchen betreut<br />

den „Grünen <strong>Kreis</strong>“ exklusiv. Zusätzlich<br />

zu den jeweils in einem <strong>Jahre</strong>svertrag<br />

geregelten, geförderten Arbeitsplätzen auf<br />

Zeit werden PatientInnen und ExpatientInnen<br />

in Form von Umschulungen,<br />

Lehrlingsausbildungen und spezifischen<br />

FacharbeiterInnenausbildungen entsprechend<br />

ihrer individuellen Interessen<br />

(TischlerIn, SchlosserIn, ElektromonteurIn,<br />

TierpflegerIn, MaurerIn, GärtnerIn,<br />

KellnerIn, KöchIn etc.) unterstützt. Eine<br />

enge Zusammenarbeit besteht auch mit<br />

der Wiener Berufsbörse und dem Berufsförderungsinstitut,<br />

die weitreichende<br />

Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

bzw. eine kompetente Arbeitsvermittlung<br />

ermöglicht.<br />

Erst eine gelungene Integration in den<br />

Arbeitsmarkt vermag den Langzeiterfolg<br />

der Therapie zu sichern, da ein drogenfreies<br />

Leben ohne Ausbildung und geregelte<br />

Arbeit zu keinem Erfolg führt.<br />

NIEDERÖSTERREICH<br />

Text: Dr. Brigitte Wimmer, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Fotos: Kurt Neuhold<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 40


service, art, event<br />

– pool 7.at<br />

Die „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong> – Gemeinnützige<br />

Aus- und FortbildungsgesmbH“ betreibt<br />

seit dem Sommer <strong>20</strong>03 am Rudolfsplatz 9<br />

im 1. Wiener Bezirk das Verkaufsgeschäft<br />

und Ausstellungslokal pool 7.at. Die<br />

Geschäftsidee entwickelte sich aus dem<br />

Bestreben, Wirtschaftsgüter, handwerkliche<br />

Produkte und Kunstobjekte aus den<br />

Werkstätten von Therapieeinrichtungen<br />

auszustellen und zu vermarkten. Das<br />

Projekt wird im Rahmen der vom Europäischen<br />

Sozialfond (ESF), Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Arbeit (BMWA)<br />

und AMS finanzierten Equal-Initiative<br />

als Beschäftigungsmodul realisiert. Es ist<br />

Teil der drug-addicts@work-Partnerschaft,<br />

in der die wichtigsten Einrichtungen der<br />

Suchtkrankenhilfe in Wien, der FSW<br />

(Fonds Soziales Wien) als inhaltlich koordinierender<br />

Partner, waff, Wirtschaftskammer<br />

und Arbeiterkammer kooperieren.<br />

Als Beschäftigungsprojekt bietet<br />

pool 7.at Menschen mit Suchterfahrungen<br />

nach Abschluss stationärer oder teilstationärer<br />

Langzeittherapien die Chance, sich<br />

durch eine zeitlich begrenzte Anstellung<br />

wieder für den ersten Arbeitsmarkt zu<br />

qualifizieren. Die Zugangsmöglichkeiten<br />

und die Betreuung der MitarbeiterInnen<br />

erfolgen in einem Netzwerk von Schulungen,<br />

Qualifizierungs- und Beratungsmaßnahmen,<br />

die von den Partnermodulen von<br />

drug-addicts@work angeboten werden.<br />

pool 7.at ist gedacht als Schnittstelle<br />

zwischen Öffentlichkeit, Arbeits- und Geschäftswelt<br />

und den Produkten der drugaddicts@work-Partnereinrichtungen<br />

und<br />

von sozialökonomischen Betrieben. Durch<br />

das Verkaufslokal soll der Stellenwert von<br />

Arbeit und Beschäftigung aufgewertet und<br />

die Arbeitsorganisation in den Werkstätten<br />

verbessert werden. Der Verkauf soll die<br />

Qualität der Produkte heben und sich<br />

motivierend auf die Arbeitsbereitschaft in<br />

den Betrieben auswirken. Das Interesse<br />

an fachlicher Qualifikation wird gefördert,<br />

dadurch steigen die Chancen für den Wiedereinstieg<br />

in den Arbeitsmarkt. Den KundInnen<br />

und potentiellen ArbeitgeberInnen<br />

beweisen hochwertige, originelle Waren<br />

wie kreativ und arbeitsfähig Menschen mit<br />

Suchtproblemen sind, wenn man ihnen<br />

die notwendigen Chancen dazu gibt.<br />

Das Geschäft am Rudolfsplatz umfasst<br />

drei Arbeitsbereiche auf zwei Etagen:<br />

– Im Verkaufsbereich werden die<br />

Erzeugnisse aus den diversen Werkstätten<br />

präsentiert. Mit Referenzprodukten<br />

und Informationsmaterialien<br />

belegen die MitarbeiterInnen die<br />

spartenspezifischen und technischen<br />

Möglichkeiten der KooperationspartnerInnen.<br />

Die Produktpalette reicht<br />

von Therapiespielzeug, Tischlerobjekten<br />

und Möbeln bis zu alten medizintechnischen<br />

Geräten, die schon von<br />

der Verarbeitung her „Kunstobjekte“<br />

sind.<br />

– Im Ausstellungsteil werden jene Bilder,<br />

Skulpturen, Wandteppiche und<br />

Kunstobjekte gezeigt, die im Rahmen<br />

von Kunstaktionen in den verschiedenen<br />

Betreuungseinrichtungen<br />

entstanden sind.<br />

– Im Büro wird intensiv am Aufbau<br />

eines Informationsnetzwerkes<br />

gearbeitet. Ziel ist ein Infopool, in<br />

dem Aufträge auf Provisionsbasis an<br />

geeignete Arbeitsprojekte in Therapieund<br />

Sozialeinrichtungen vermittelt<br />

werden. Das Angebotsspektrum reicht<br />

vom Catering über die Vermittlung<br />

von Spezialanfertigungen im Bereich<br />

Tischlerei, Schlosserei, Druck bis zur<br />

Beauftragung von Garten- und Grünraumbetreuungsarbeiten.<br />

Um KundInnen und InteressentInnen<br />

zu gewinnen, wird ein Veranstaltungsprogramm<br />

organisiert. Außerdem versteht<br />

sich pool 7.at als offenes Forum und<br />

Plattform für Diskussionen im Bereich<br />

Therapie, Arbeit, Kunst und Soziales. Das<br />

Geschäft, die Produktpalette und das Diskussionsforum<br />

werden im Internet unter<br />

www.pool 7.at präsentiert.<br />

Text und Fotos: Kurt Neuhold, Projektleiter<br />

pool 7.at<br />

pool 7 – EQUAL-Projekt der „<strong>Grüner</strong><br />

<strong>Kreis</strong> – Gemeinnützige Aus- und<br />

FortbildungsgesmbH“ wird gefördert<br />

durch:<br />

A-1010 Wien, Rudolfsplatz 9<br />

Tel.: (1) 523 86 54-0, (664) 384 02 83<br />

Fax: (1) 523 86 54-30<br />

office@pool 7.at, www.pool 7.at<br />

Seite 41 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Die internationalen<br />

Kontakte des<br />

Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“, zur österreichweit<br />

größten gemeinnützigen Organisation<br />

auf dem Suchtsektor und zur vielfältigsten<br />

Suchthilfeeinrichtung Österreichs gemessen<br />

am Angebot seiner individuellen<br />

Betreuungsmaßnahmen angewachsen,<br />

sieht einen Schwerpunkt seiner Arbeit<br />

auch in der Vernetzung und Öffnung, im<br />

Austausch, in der Forschung und Förderung<br />

der abstinenzorientierten Suchthilfe<br />

im Rahmen seiner internationalen<br />

Zusammenarbeit. Weltoffenheit, wenn<br />

es um den Menschen geht, d.h. nicht<br />

nur national, sondern auch international<br />

zu den Themen der Suchtproblematik<br />

Stellung zu nehmen, ist sein Anliegen.<br />

Sich international zu vernetzen,<br />

bedeutet nicht nur einen Erfahrungsaustausch<br />

über das oft unterschiedliche<br />

Verständnis von Suchthilfe, sondern<br />

ebenso die Auseinandersetzung mit den<br />

kulturellen, gesellschaftlichen und ökonomischen<br />

Gegebenheiten der einzelnen<br />

Länder, so auch mit der Bedeutung von<br />

sozialem Gleichgewicht. Diese Erkenntnisse<br />

fließen immer wieder in die tägliche<br />

Arbeit mit ein, bereichern sie, wie sie<br />

auch die Werte und das Handeln beeinflussen.<br />

Die Mitgliedschaft des „Grünen<br />

<strong>Kreis</strong>es“ in internationalen Organisationen<br />

sowie die Teilnahme der MitarbeiterInnen<br />

an internationalen Kongressen<br />

sind wichtige Erfahrungen, die nicht<br />

nur neue Perspektiven in der Suchtarbeit<br />

öffnen, sondern auch das Verständnis für<br />

das Andere wecken.<br />

Einige Aktivitäten sollen hier u.a.<br />

besonders betont werden:<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ ist Mitglied des<br />

ICAA, des International Council on<br />

Alcohol and Addictions. Dabei handelt<br />

es sich um eine Non-Governmental Organisation<br />

in einem Beratungsstatus mit<br />

der Wirtschafts- und Sozialabteilung der<br />

UN, der United Nations, und in engem<br />

Kontakt mit der WHO, der Weltgesundheitsorganisation.<br />

Viele namhafte<br />

karitative Einrichtungen sind Mitglieder<br />

dieser Organisation zur Prophylaxe und<br />

Bekämpfung von Suchtkrankheit, die<br />

1907 in Lausanne in der Schweiz gegründet<br />

wurde. Die Teilnahme am ICAA,<br />

der in Kontakt mit den für Suchtfragen<br />

zuständigen offiziellen Regierungsstellen<br />

der einzelnen Länder steht, ermöglicht<br />

einen Erfahrungsaustausch auf internationaler<br />

Ebene und somit eine Vernetzung<br />

von Fachleuten aus der ganzen Welt.<br />

Weitere Infos: www.icaa.de<br />

Als Mitglied des EURO-TC, der<br />

European Treatment Centers for Drug<br />

Addiction, eines Zusammenschlusses<br />

von therapeutischen Gemeinschaften in<br />

ganz Europa, verfolgt der „Grüne <strong>Kreis</strong>“<br />

auch dessen Ziele, die der Reduktion der<br />

Drogennachfrage oder der Förderung<br />

und Verbesserung von Präventions- und<br />

Behandlungsangeboten dienen. Beratung<br />

und Unterstützung der Arbeit<br />

in ambulanten, teilstationären und<br />

stationären Einrichtungen, Förderung<br />

der Aus- und Fortbildung von pädagogischen<br />

und therapeutischen Fachkräften<br />

und Öffentlichkeitsarbeit im Sinne<br />

der Durchführung wissenschaftlicher<br />

Symposien, der Publikation von Fachinformationen<br />

und der Kooperation mit<br />

Fachkreisen sind weitere Zwecke des<br />

EURO-TC, der 1982 gegründet wurde.<br />

Die regelmäßig veranstalteten Tagungen<br />

und Kongresse ermöglichen den<br />

Erfahrungsaustausch und die Diskussion<br />

verschiedener Arbeitsansätze, was der<br />

Reflexion der eigenen Arbeitssituation<br />

dient.<br />

Weitere Infos: www.euro-tc.org<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 42


Vertreten im Vorstand des Vereins<br />

IREFREA Austria – Institut und<br />

Europäisches Netz für die Erforschung<br />

der Risikofaktoren in Kindheit und<br />

Adoleszenz – engagiert sich der „Grüne<br />

<strong>Kreis</strong>“ auch für Zweck und Ziel dieses<br />

Vereins, nämlich für die Erforschung<br />

und Verbesserung der Lebenssituation<br />

von Kindern und Jugendlichen mit<br />

besonderem Interesse auf Entwicklungsstörungen,<br />

Suchtmittelgefährdung und<br />

Sucht, soziale Abweichung, Marginalisierung<br />

und Kriminalisierung von jungen<br />

Menschen. IREFREA Austria arbeitet<br />

eng mit anderen europäischen IRE-<br />

FREA-Gruppen zusammen. IREFREA<br />

wurde als Forschungsinstitut 1988 in<br />

Lyon, Frankreich, gegründet und hat<br />

sich zu einem internationalen Netzwerk<br />

mit PartnerInnen in 15 europäischen<br />

Ländern entwickelt.<br />

Weitere Infos: www.irefrea.org/austria<br />

Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ ist Mitbegründer<br />

des internationalen „Fußball ohne<br />

Drogen-Cup“ („Soccer without Drugs-<br />

Cup“), eine Suchtpräventionsaktion<br />

für junge Menschen, die unter der<br />

Schirmherrschaft von EURO-TC und<br />

in Zusammenarbeit mit ICAA erstmals<br />

1998 in Berlin stattfand. Sie dient nicht<br />

nur als Modell zum Erfahrungsaustausch<br />

unter den TeilnehmerInnen, sondern<br />

auch zum Transport gesundheitsbezogener<br />

Botschaften. Junge Menschen, die<br />

bereits ein Suchtproblem überwunden<br />

haben, treffen mit diesbezüglich nicht<br />

Vorbelasteten zum aktiven Austausch zusammen.<br />

Fußball hat für viele Menschen<br />

einen hohen emotionalen Stellenwert<br />

und hilft so, selbstschädigendes Verhalten<br />

wie Sucht zu verhindern oder aus<br />

diesem auszusteigen. Die Begegnungen<br />

am Fußballfeld werden ergänzt durch<br />

Veranstaltungen zur Suchtprävention in<br />

Gestalt des „Jugendforums“.<br />

Weitere Infos:<br />

www.tannenhof.de/fussball<br />

Über ÖBIG Austria (Österreichisches<br />

Bundesinstitut für Gesundheitswesen)<br />

steht der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ in direktem<br />

Kontakt mit der EBB (Europäische Beobachtungsstelle<br />

für Drogen und Drogensucht).<br />

Diese befindet sich in Lissabon,<br />

wo alle in Europa erhobenen Daten die<br />

Suchtthematik betreffend analysiert und<br />

verwaltet werden.<br />

Weitere Infos: www.oebig.at<br />

So nimmt auch der „Grüne <strong>Kreis</strong>“<br />

seine Verantwortung und Verpflichtung<br />

gegenüber PatientInnen, MitarbeiterInnen,<br />

der Umwelt und der Gesellschaft<br />

wahr und trägt mit seiner internationalen<br />

Einstellung und Tätigkeit zu einer<br />

kontinuierlichen Weiterentwicklung<br />

einer professionellen Suchthilfe mit<br />

hohem Qualitätsanspruch bei.<br />

Text: Dr. Brigitte Wimmer, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Fotos: Archiv „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>, Dr. Brigitte<br />

Wimmer<br />

Seite 43 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Mein<br />

Leben<br />

danach<br />

Hier sitze ich jetzt vor meinem<br />

Computer und schreibe auf die Bitte<br />

eines Freundes und Weggefährten über<br />

mein Leben danach – mein Leben nach<br />

der Sucht. Und dass das alles überhaupt<br />

möglich ist, verdanke ich mehreren Faktoren:<br />

Zu allererst meinem unbedingten<br />

Willen, nicht vorzeitig abzutreten, zum<br />

anderen der Hilfe meiner Familie und<br />

dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“. Einfach war’s nicht<br />

und es waren schon gar keine idyllischen<br />

Ferien auf dem Bauernhof, wie<br />

ich anfangs dachte. Es kam ganz anders<br />

und dennoch bin ich jetzt da, wo ich vor<br />

mehr als sieben <strong>Jahre</strong>n träumte zu sein.<br />

Eineinhalb <strong>Jahre</strong> Therapie – ich hatte<br />

keine Ahnung, worauf ich mich da<br />

einließ. Und das war gut so. Ein guter<br />

Teil dessen, was ich fünfzehn <strong>Jahre</strong> lang<br />

mit allerlei Drogen versucht hatte zu<br />

unterdrücken und irgendwie zu umschiffen,<br />

traf mich jetzt nach und nach.<br />

Ich erlebte mich als eine Zwiebel, deren<br />

Schalen klein und schichtweise entfernt<br />

wurden. Der Unterschied war aber, dass<br />

nicht nur Schmerz, Tränen und Wut zum<br />

Vorschein kamen, sondern auch sehr viel<br />

Lachen und Freude am Leben. Etwas, das<br />

ich schon sehr lange vermisst hatte. Ich<br />

verbinde somit mit dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />

eine Menge schöner, aber auch weniger<br />

schöner Erlebnisse und Emotionen.<br />

Schlussendlich bin ich jetzt clean und<br />

das zählt.<br />

Aber nun genug von der Vergangenheit.<br />

Ich will Ihnen ja etwas über meine<br />

Zeit danach berichten. Ich nahm den<br />

Weg des sozusagen langsamen Hinüberfließens<br />

in die schöne neue Welt. Hinaus<br />

in das richtige Leben, aber bitte nicht<br />

zu schnell! Nach eineinhalb <strong>Jahre</strong>n in<br />

der geschützten und abgeschirmten<br />

Umgebung des Marienhofs ist selbst ein<br />

Besuch in einem Supermarkt ein kleines<br />

Abenteuer. So suchte ich mir in der<br />

Endphase der Therapie Arbeit in einer<br />

Gärtnerei in Wr. Neustadt, was nicht<br />

ganz so schwer war, wie ich dachte, und<br />

fragte gleichzeitig am Marienhof um eine<br />

Wohnmöglichkeit an. So wohnte ich<br />

ein weiteres halbes Jahr in meinem alten<br />

Zimmer, ging aber gleichzeitig außerhalb<br />

arbeiten. Es erwies sich als eine gute<br />

Mischung. Ich konnte mich auf diesem<br />

Weg langsam von der alten Welt und<br />

ihren Gewohnheiten verabschieden und<br />

in die Neue hineinwachsen. Außerdem<br />

hatte das den Vorteil, auf eigenen Füßen<br />

zu stehen und ein wenig Geld zu sparen,<br />

das ich nach sechs Monaten in eine<br />

Wohnung investieren konnte. Ich tat<br />

dies gemeinsam mit einem Freund, mit<br />

dem ich am Hof Therapie machte und<br />

der schon vor mir im Verein zu arbeiten<br />

begonnen hatte. Es lief alles bestens, bis<br />

ich nach nicht allzu langer Zeit seine<br />

Rückfälligkeit entdeckte. Ich könnte<br />

darüber viel erzählen, aber, um es kurz<br />

zu machen, er starb bald darauf. Ich war<br />

in dieser Zeit nicht so gut drauf, hatte<br />

mit mir und ihm viel zu kämpfen. Ich<br />

be- und überstand diese harte Prüfung<br />

mit einer gehörigen Portion Wut auf<br />

ihn. Aber es war nicht die erste und auch<br />

nicht die letzte Prüfung, die mir auf dem<br />

Weg ins Leben ins Haus stand. Was einen<br />

nicht umbringt, macht einen nur härter<br />

– da ist etwas Wahres dran.<br />

Ich war jetzt soweit, mir einen neuen<br />

Job zu suchen, auch wegen Unstimmigkeiten<br />

in der alten Firma. Außerdem<br />

war es Winter und da wird nun einmal<br />

nicht gepflanzt, weil ... nun wir wissen<br />

ja warum. Eines meiner Hobbys waren<br />

immer schon Mineralien und so suchte<br />

und fand ich eine Stelle in einem Mineraliengroßhandel.<br />

Alles, was ich noch dafür<br />

zu machen hatte, war der LKW-Führerschein.<br />

Das tat ich und begann. Der<br />

Job war gut, der Chef nicht einfach und<br />

das Geld das erste Jahr nicht übermäßig,<br />

aber ausreichend, um gut zu leben. Auch<br />

nahm ich jetzt, wenn nur zaghaft, ein<br />

wenig Unterstützung von meiner Mutter<br />

in Form eines zinsenlosen Kredites an,<br />

um mir mein erstes funkelnagelneues<br />

Auto zu kaufen. Im zweiten Jahr konnte<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 44


ich trotz einiger nicht gehaltener Versprechen<br />

von Seiten meines Chefs mehr<br />

Gehalt herausschlagen. Es ging voran,<br />

sozusagen. Meine alte Vergangenheit<br />

trat immer mehr in den Hintergrund<br />

und, obwohl es immer wieder Phasen der<br />

kurzzeitigen Versuchung gab, verlies ich<br />

meinen eingeschlagenen Weg nicht.<br />

Das zweite Jahr neigte sich dem Ende<br />

zu und ich erinnerte mich an einen<br />

Traum, den ich viele <strong>Jahre</strong> zuvor träumte:<br />

Im Ausland etwas Sinnvolles zu arbeiten,<br />

Hilfe zu leisten. Früher entsprang<br />

dieser Wunsch sicher auch der Idee zu<br />

fliehen, vor mir und den Drogen. Jetzt<br />

war das aber anders. So bewarb ich mich<br />

bei „Ärzte ohne Grenzen“ und wurde<br />

nach jeder Menge Papierkram und vielen<br />

Befragungen, bei denen ich auch über<br />

meine Vergangenheit berichtete – was<br />

ich übrigens bei jedem vorangegangenen<br />

Vorstellungsgespräch tat –, in den<br />

sogenannten Pool aufgenommen. Vorher<br />

hatte ich noch nach einigen weiteren<br />

Vorfällen in der alten Firma gekündigt<br />

und kurz danach einen mehr oder weniger<br />

schweren Kletterunfall, der meinen<br />

ersten Einsatz bei „Ärzte ohne Grenzen“<br />

um ein paar Monate verschob.<br />

meines letzten Einsatzes fast ein. Ich war<br />

aber schneller.<br />

Und jetzt sitze ich, wie anfangs<br />

erwähnt, vor meinem Computer, wohne<br />

in Fischamend und arbeite nach harten<br />

Verhandlungen wieder in meinem alten<br />

Bergwerk (Mineraliengroßhandel). Es<br />

scheint, dass sich nichts geändert hat.<br />

Aber das ist so nicht richtig. Ich habe<br />

mich verändert und habe viel erfahren<br />

über mich und meine Umwelt, seit<br />

meinem ersten Tag am Marienhof und<br />

noch mehr in den <strong>Jahre</strong>n danach. Ich bin<br />

dankbar dafür, dass ich viele Menschen<br />

getroffen habe, die mir ohne Vorurteile<br />

begegnet sind, mir geholfen haben und<br />

denen ich helfen durfte. So wird es auch<br />

in Zukunft sein. Egal, welche Erfahrungen<br />

ich auch machen werde.<br />

Text: Roman Stein<br />

Fotos: Roman Stein, Berith Schistek<br />

Aber dann ging es los. Mit vollen Hosen<br />

hatte ich ein völlig neues und auch<br />

scheinbar unsicheres Leben begonnen.<br />

Es folgten drei Einsätze innerhalb von<br />

drei <strong>Jahre</strong>n. Zweimal Afrika und einmal<br />

Ost Timor. Dazwischen Griechenland<br />

(das war allerdings privater Natur). Auch<br />

über diese Zeit könnte ich Romane<br />

schreiben. Und kaum zu glauben, aber<br />

wahr – selbst nach so langer Zeit holte<br />

mich der kleine Suchtteufel während<br />

Seite 45 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


In einer Zeitmaschin´...<br />

(dem Geier die Vision erschien)<br />

Man fliege jetzt gedankenschnell<br />

(mit möglichst wenig Dezibel).<br />

Entfernt? So <strong>20</strong> Lichtjahre astral.<br />

Zu sehen dann: Das Gestern aus dem All.<br />

Text: Der Geier<br />

(alias Oliver Pernhaupt)<br />

Den Blick auf den Verein gerichtet<br />

und fluchs – die Pioniere schon gesichtet:<br />

So aufgeregt, so abenteuerlustig.<br />

(Die Stimmung noch so richtig knusprig!)<br />

Fast alles, was es heute gibt,<br />

(Komfort z.B., sehr beliebt)<br />

war kaum schon materialisiert,<br />

nicht´ mal im Kopf noch kultiviert.<br />

Es fehlte oft an allen Enden,<br />

nur nicht an Hürden, den horrenden.<br />

Das Morgen war ein Schwarzes Loch.<br />

(Wir hatten nicht ´mal einen Koch.)<br />

Der alte Pernhaupt zog den Karren,<br />

wollt´ nicht um eine Burg verharren.<br />

So mancher Schritt war radikal<br />

(plus rein formal auch illegal).<br />

Das Ziel war immer der Patient<br />

(die Heilung, also abstinent).<br />

Der Pseudolösung galt der Kampf<br />

und das mit jeder Menge Dampf.<br />

Die Qualität anscheinend wuchs bis heute<br />

(da grübeln aber manche Leute).<br />

Der Aufbruch ist ja fast vorbei<br />

und Fortschritt killt so allerlei.<br />

Was wird die Zukunft bringen?<br />

(Wird uns Erfolg noch weiterhin bespringen?)<br />

Kommt wohl auf nächsten Spirit an.<br />

Da hat ganz sicher einer einen Plan.<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 46


Seite 47 <strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“


Herzlichen Dank an alle<br />

MitarbeiterInnen des<br />

„Grünen <strong>Kreis</strong>es“, die diese<br />

Festbroschüre durch ihre<br />

Beiträge mitgestalteten und ihre<br />

Ideen und Überzeugung zum<br />

Ausdruck brachten.<br />

Kontakt<br />

Zentralbüro<br />

A-2872 Mönichkirchen 25<br />

Tel.: (2649) 83 06 · Fax: (2649) 83 07<br />

eMail: office@gruenerkreis.at<br />

Web: www.gruenerkreis.at<br />

Ambulantes Betreuungszentrum<br />

A-1070 Wien,<br />

Hermanngasse 12<br />

Tel.: (1) 526 94 89 oder (1) 522 15 10<br />

Fax: (1) 526 94 89-4<br />

eMail: ambulanz.wien@gruenerkreis.at<br />

Ambulantes Betreuungszentrum<br />

A-80<strong>20</strong> Graz,<br />

Hans-Resel-Gasse 18<br />

Tel., Fax: (316) 76 01 96<br />

eMail: ambulanz.graz@gruenerkreis.at<br />

Ambulantes Betreuungszentrum<br />

A-90<strong>20</strong> Klagenfurt,<br />

Feldmarschall Konrad-Platz 3<br />

Tel.: (463) 59 01 26 · Fax: (463) 59 01 27<br />

eMail: ambulanz.klagenfurt@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Walter Clementi<br />

Wien, NÖ und Burgenland<br />

AKH Drogenambulanz:<br />

Mo., Mi.12.00—14.00 Uhr<br />

Tel.: (1) 40 400-34 98<br />

Psych.KH Baumgartner Höhe:<br />

Di., Do. 9.00—13.00 Uhr (Steinhof)<br />

Tel.: (1) 910 60-213 41<br />

Mobiltel.: (664) 384 08 27<br />

eMail: walter.clementi@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Werner Braun<br />

Wien, NÖ, OÖ, Salzburg, Tirol und Vorarlberg<br />

Mobiltel.: (664) 230 53 12<br />

eMail: werner.braun@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Emmelite Braun-Dallio<br />

Wien und NÖ, Justizanstalten Wien und NÖ<br />

Mobiltel.: (664) 384 08 25<br />

eMail: emmelite.braun-dallio@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Johannes Breitegger<br />

Steiermark<br />

Mobiltel.: (664) 524 79 91<br />

eMail: ambulanz.graz@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Ute Ira Sattmann<br />

Steiermark<br />

Mobiltel.: (664) 173 02 65<br />

eMail: ambulanz.graz@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch<br />

MMag a . Magdalena Zuber<br />

Kärnten<br />

Mobiltel.: (664) 384 02 80<br />

eMail: ambulanz.klagenfurt@gruenerkreis.at<br />

Vorbetreuung durch Christian Rath<br />

Vorarlberg und Tirol<br />

Mobiltel.: (664) 310 94 37<br />

eMail: christian.rath@gruenerkreis.at<br />

Öffentlichkeitsarbeit durch<br />

Dr. Brigitte Wimmer<br />

Mobiltel.: (664) 210 33 69<br />

eMail: brigitte.wimmer@gruenerkreis.at<br />

<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ Seite 48


Verein zur Rehabilitation und Integration suchtkranker Personen<br />

Vereinsvorstand: Brigitte Podsedensek, Dr. Erhard Doczekal, Dir. Alfred Rohrhofer, Ernst Steurer<br />

Vereinssitz: A-1070 Wien, Hermanngasse 12, Tel.: (1) 526 94 89, Fax: (1) 526 94 89-4, ambulanz.wien@gruenerkreis.at<br />

Zentralbüro (Zustelladresse): A-2872 Mönichkirchen 25, Tel.: (2649) 83 06, Fax: (2649) 83 07, office@gruenerkreis.at<br />

Bankverb.: Raiffeisenbank Aspang-Krumbach, KtoNr.: 27-078, BLZ 32195, Bank Austria, KtoNr.: 697.363.505, BLZ 1<strong>20</strong>00<br />

www.gruenerkreis.at

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