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TOXICHEM + KRIMTECH - GTFCh

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Sonderheft 30 Jahre <strong>GTFCh</strong> T + K (2009) 76 (1): 5<br />

Von ca. 1965 – 1975 folgte ein zweiter Schritt: Vom Mikrogramm zum Nanogramm. Die<br />

neuen von der Industrie entwickelten Analysengeräte wie Gaschromatographen, Massenspektrometer,<br />

UV- und IR-Spektrophotometer und Liquidchromatographen, insbesondere<br />

deren Kombination, sowie die Atomabsorptiongeräte erlaubten den Nachweis von wenigen<br />

Nanogrammen. Mit einer bisher nie erreichten Sicherheit konnten nun viele Substanzen identifiziert<br />

werden und dies erst noch in solch geringen Mengen.<br />

Die zahlreichen methodischen Neuerungen innerhalb des relativ kurzen Zeitraumes von ca. 20<br />

Jahren und die korrekte Auswertung der erhaltenen Daten stellten ganz besondere Anforderungen<br />

an die Analytiker. Für die kleinen meist nur mit 1-2 Analytikern besetzten Laboratorien<br />

wurde es unumgänglich, einen engeren Kontakt mit anderen Labors anzustreben. Ein<br />

Zusammenschluss in Arbeitskreisen war zwingend erforderlich. Nicht die Gründung einer<br />

eigenen Gesellschaft stand zunächst im Vordergrund, sondern eine Zusammenarbeit, um die<br />

neuen analytischen Erkenntnisse umsetzen zu können.<br />

Erst als sich zeigte, dass sich nicht nur die toxikologischen Labors der Institute für Rechtsmedizin<br />

und die Kriminalämter mit dem Gift- und Spurennachweis abgaben, sondern dass sich<br />

auch andere Arbeitsgebiete mit ähnlichen analytischen Problemen befassten (Klinisch-toxikologische<br />

Labors, Umweltlabors usw.), erschien es sinnvoll, eine spezielle wissenschaftliche<br />

Gesellschaft zu gründen.<br />

Nachweis organischer und anorganischer Stoffe in biologischem Material in<br />

der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />

Um die grossen Umbrüche in der analytischen Chemie verstehen zu können, lohnt es sich,<br />

zuerst einen Blick auf die Situation in der ersten Hälfte des 20. Jhd. zu werfen. Da es keine<br />

spezielle Ausbildung für die Arbeit im toxikologischen Labor gab, musste sich jeder selbst die<br />

Kenntnisse aneignen. Es erstaunt daher nicht, dass die Laborleiter aus den verschiedensten<br />

Berufen stammten. Neben wenigen Chemikern waren es vor allem Mediziner und Pharmazeuten,<br />

die sich auf den Giftnachweis spezialisierten. Das änderte sich ab 1950 grundlegend.<br />

Um die Arbeit bewältigen zu können, wurde eine Ausbildung in analytischer Chemie zur unabdingbaren<br />

Voraussetzung neben chemisch-physikalischen Grundkenntnissen.<br />

Ein weiterer Faktor wirkte sich erschwerend aus. Es gab weder spezielle Publikationsorgane<br />

für toxikologische Chemie noch für Spurenanalytik. Mühsam musste man sich die entsprechenden<br />

Arbeiten in den verschiedensten Fachblättern zusammensuchen. Wollte man selbst<br />

etwas publizieren, war es schwierig, eine Zeitschrift zu finden, welche die Arbeit aufnahm.<br />

An toxischen Stoffen standen damals Alkaloide, sowie Schlafmittel aus der Reihe der Barbiturate<br />

und der Bromureide im Vordergrund, bei den Metallen Blei, Quecksilber und Arsen.<br />

Am erfolgversprechendsten war die Analyse von Mageninhalt; die Untersuchung von Blut<br />

oder Urin ergab weniger gute Resultate.<br />

Als Extraktionsmethode diente das Verfahren von Stas-Otto. Zur weiteren Analyse stand<br />

damals kein "Screening-Verfahren" zur Verfügung. Die einzige Alternative war eine organoleptische<br />

Prüfung: Mit einem Glasstab rührte man im Rückstand des Extraktionskolbens<br />

und betupfte damit die Zunge. Ein bitterer Geschmack wies auf die Anwesenheit eines Alkaloides<br />

oder Schlafmittels hin. Anschliessend wurde mit wenig spezifischen Farbreaktionen<br />

eine Identifizierung versucht. Ergab die Zungen-Prüfung ein negatives Resultat, so wurde auf<br />

eine weitere Abklärung verzichtet.<br />

Den sauren Stas-Otto-Extrakt versuchte man durch Lösen und anschliessendem Eindampfen<br />

zum Kristallisieren zu bringen, was z. T. sehr mühsam war und einige Geschicklichkeit und<br />

Geduld erforderte. Erhielt man Kristalle, wurden deren Schmelzpunkt und der Mischschmelz-

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