Sabine Binkenstein sieht grün für die Zukunft des - gute ...
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Sabine Binkenstein sieht grün für die Zukunft des - gute ...
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AUSGABE 1/2010<br />
» Frau Dr. Haus<br />
<strong>Sabine</strong> <strong>Binkenstein</strong> <strong>sieht</strong> <strong>grün</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>des</strong> Bauens<br />
» Auf der Sonnenseite<br />
Welche Solar-Investments sind noch attraktiv?<br />
cleantech<br />
magazin<br />
DAS EXPERTENMAGAZIN FÜR SAUBERE TECHNOLOGIEN UND INVESTMENTS<br />
Weniger<br />
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Weniger Farbe, weniger CO2: „Colorless“ heißt der Entwurf einer ökologisch korrekten Cola-Dose<br />
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Wichtige rechtliche Hinweise: Die Angaben auf <strong>die</strong>ser Seite gelten nicht als Angebote und <strong>die</strong>nen lediglich der Information. Für <strong>die</strong> Richtigkeit und Vollständigkeit<br />
<strong>des</strong> Inhalts wird keine Haftung übernommen. Copyright © 2010 SAM – alle Rechte vorbehalten.
EDITORIAL<br />
cleantech<br />
magazin<br />
Geht doch!<br />
25 Milliarden Getränkedosen<br />
werden weltweit je<strong>des</strong><br />
Jahr geleert. Das ist mehr<br />
als nur ein Blechschaden<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Umwelt: Wer aus<br />
der Dose trinkt, schluckt<br />
einen Haufen Energie. Von<br />
der Produktion bis zur Entsorgung<br />
entstehen viermal<br />
Astrid Lipsky<br />
so viel Treibhausgase wie bei Mehrwegflaschen aus<br />
Glas. Jeder <strong>die</strong>ser „Energy Drinks“ pustet rund 150<br />
Kilogramm CO 2 in <strong>die</strong> Luft und das allein <strong>für</strong> <strong>die</strong> Produktion<br />
<strong>des</strong> Aluminiums.<br />
Der New Yorker Industrie<strong>des</strong>igner Harc Lee hat nun<br />
auf eigene Faust einen ziemlich coolen Entwurf vorgelegt.<br />
Seine „Colorless“ (auf unserem Cover) ist <strong>die</strong><br />
stilvolle und zeitgemäße Version der Cola-Dose. Lee<br />
verzichtet komplett auf <strong>die</strong> klassische Farbgebung.<br />
Das Branding erfolgt über ein gestanztes Logo. Das<br />
Ergebnis ist ein deutlicher Vorteil <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umwelt:<br />
niedrigerer Energieverbrauch bei der Herstellung und<br />
weniger Luft- und Wasserverschmutzung beim Recycling.<br />
Jetzt muss nur noch Coca-Cola auf den Geschmack<br />
kommen.<br />
Energiesparen und CO 2 vermeiden ist gar nicht so<br />
schwer und es lohnt sich – nicht nur <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umwelt.<br />
Schwerpunkt <strong>die</strong>ser Ausgabe ist darum das Thema<br />
Energieeffizienz: bei Gebäuden (ab Seite 4), Fahrzeugen<br />
(ab Seite 18), in der Industrie (ab Seite 16)<br />
und im Stromnetz (ab Seite 9). Denn Energie zu verschwenden,<br />
können wir uns einfach nicht mehr leisten.<br />
Wenn alles so bleiben soll wie es ist, muss sich<br />
viel verändern.<br />
Viel Spaß beim Lesen<br />
Astrid Lipsky<br />
Redakteurin (V.i.S.d.P)<br />
INHALT<br />
TECHNOLOGIEN<br />
4 Termine und News<br />
5 Energieeffizienz in Zahlen<br />
6 Wie <strong>sieht</strong> das Haus der <strong>Zukunft</strong> aus?<br />
Interview mit <strong>Sabine</strong> <strong>Binkenstein</strong><br />
8 Energie-Richtlinien <strong>für</strong> Gebäude<br />
Ein Überblick von Alexander Renner, Bun<strong>des</strong>ministerium<br />
<strong>für</strong> Verkehr, Bau und<br />
Stadtentwicklung<br />
11 Das elektrische Internet<br />
Was ist Smart Grid? Interview mit Markus<br />
Duscha vom Ifeu<br />
14 Kein Holzweg<br />
Till Pistorius von der Universität Freiburg<br />
über den Klimaschützer Wald<br />
17 CO 2 -Sparmaßnahmen<br />
18 Weiße Biotechnologie<br />
Holger Zinke, Vorstandsvorsitzender der<br />
Brain AG, setzt <strong>die</strong> Industrie auf CO 2 -Diät<br />
20 Grüne Welle<br />
Praveen Chandrasekar von Frost & Sullivan<br />
über <strong>grün</strong>e Telematik<br />
INVESTMENTS<br />
22 News<br />
23 Weniger Energie, mehr Rendite<br />
Eckhard Plinke von der Schweizer Bank<br />
Sarasin über das enorme Investmentpotenzial<br />
<strong>des</strong> Energiesparens<br />
24 Die Preisfrage<br />
Lohnen sich Investments in energieeffiziente<br />
Immobilien? Interview mit Professor<br />
Thomas Lützkendorf vom Karlsruhe<br />
Institute of Technology<br />
26 Immobilienfonds: Ab ins Grüne<br />
Betongold mit Grünstich<br />
30 Weiße Biotechnologie<br />
Uwe Perlitz, Deutsche Bank Research:<br />
Welche Branchen von der industriellen<br />
Evolution profitieren<br />
32 Stammkapital<br />
Klasse Holz-Investments<br />
36 Smart Grid<br />
Kommt jetzt <strong>die</strong> Energiewende <strong>für</strong> Investoren?<br />
Interview mit Josef Auer, Energie-<br />
Analyst von Deutsche Bank Research<br />
38 Auf der Sonnenseite<br />
Welche Solar-Aktien attraktiv sind<br />
40 Gibt es noch attraktive Solarfonds?<br />
Interview mit Peter Käsberger von Trend<br />
Capital Neue Energien<br />
42 Solar: Dachanlage oder Fonds?<br />
Chorus-Geschäftsführer Peter Heidecker<br />
klärt, was <strong>für</strong> Investoren derzeit am<br />
interessantesten ist.<br />
43 Sauber gemacht!<br />
43 Impressum<br />
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www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
3
NEWS TECHNOLOGIE<br />
WIND<br />
Termine<br />
2010<br />
European Wind Energy<br />
Conference and Exhibition<br />
(EWEC)<br />
20. bis 23. April<br />
Warschau, Polen<br />
www.ewec2010.finfo<br />
Windpower Conference<br />
and Exhibition<br />
23. bis 26. Mai<br />
Dallas, Texas<br />
www.windpowerexpo.org<br />
Husum Wind Energy<br />
21. bis 25. September<br />
Husum<br />
www.husumwindenergy.com<br />
SOLAR<br />
6. International CPV<br />
Conference<br />
7. bis 9. April<br />
Freiburg<br />
www.cpv-conference.org<br />
PHOTON’s 6. Photovoltaic<br />
Technology Show<br />
27. bis 29 April<br />
Stuttgart<br />
www.photon-expo.com<br />
Solar Messe online<br />
Ab 1. Juni<br />
www.online-solarmesse.de<br />
Intersolar<br />
9. bis 11. Juni<br />
Neue Messe München<br />
www.intersolar.de<br />
Intersolar North America<br />
13. bis 15. Juli<br />
San Francisco<br />
www.intersolar.de<br />
Soltec, Fachmesse <strong>für</strong> Sonne<br />
und Energie<br />
2. bis 5. September<br />
Hameln<br />
www.soltec.de<br />
25th European Solar Energy<br />
Conference & Exhibition<br />
5th World Conference on<br />
Photovoltaic Energy Conversion<br />
6. bis 10. September<br />
Valencia, Spanien<br />
www.photovoltaic-conference.com<br />
CLEANTECH<br />
New Energy Husum<br />
18. bis 21. März<br />
Husum<br />
www.new-energy.de<br />
Cleantech Forum XXVII<br />
26. bis 28. April<br />
Paris, Frankreich<br />
www.cleantech.com<br />
Clean Technology Conference<br />
& Expo<br />
21. bis 25. Juni<br />
Anaheim, Kalifornien<br />
www.techconnectworld.com<br />
Clean Tech World<br />
15. bis 19. September<br />
Berlin<br />
www.cleantechworld.org<br />
FOTO: FOTOLIA<br />
FOTO: NOKIA<br />
Handy-Akku<br />
im Vorbeigehen<br />
aufladen<br />
Weg mit dem Netzteil: Der<br />
finnische Handy-Produzent<br />
Nokia lässt sich in den<br />
USA eine Technik patentieren,<br />
mit der sich<br />
Akkus durch Bewegung<br />
aufladen. Der sogenannte Piezoelectric<br />
Kinetic Energy Harvester macht<br />
<strong>die</strong> Steckdose überflüssig. Wie das funktioniert? Schwere<br />
Bauteile im Handy oder auch der Akku selbst bewegen<br />
sich im Gerät auf Schienen. Sie drücken dabei auf piezoelektrische<br />
Elemente, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bewegungsenergie in Strom<br />
umwandeln. Relativ kleine Bewegungen sollen schon ausreichen,<br />
um den Akku zumin<strong>des</strong>t teilweise aufzuladen.<br />
Nokia ist Weltmarktführer im Bereich Mobiltelefone und<br />
hat 2009 rund 440 Millionen Handys verkauft.<br />
Die größte Batterie der Welt<br />
Ein Megawatt, später sogar zehn Megawatt Strom soll der<br />
Mega-Akku von Evonik speichern und abgeben können.<br />
Der Essener Industriekonzerns baut <strong>die</strong> weltweit größte<br />
Lithium-Ionen-Batterie. Sie soll Strom aus Sonne und Wind<br />
aufnehmen und so das Hauptproblem der erneuerbaren<br />
Energien lösen: <strong>die</strong> schwankenden Erträge. Mehrere tausend<br />
Haushalte könnte der Riesen-Akku zuverlässig mit<br />
Strom aus erneuerbaren Quellen versorgen. Mit einer<br />
Speicherkapazität von rund 700 Kilowattstunden wird er<br />
etwa 40 bis 50 Mal so groß sein wie <strong>die</strong> Batterien von Elektroautos.<br />
Die Maße: Zwölf Meter lang, 2,5 Meter hoch, 2,5<br />
Meter breit und 5 Tonnen schwer. Im ersten Halbjahr 2011<br />
soll der Riesenspeicher fertig sein.<br />
FOTO:SCHOTT<br />
4 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
11 Tonnen CO 2 stößt jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr aus<br />
4<br />
Planeten brauchen wir, wenn alle Menschen<br />
auf der Welt so viel CO 2 ausstoßen wie der<br />
durchschnittliche Deutsche<br />
20 Tonnen CO 2 stößt jeder Amerikaner im Schnitt pro Jahr aus<br />
85<br />
Prozent<br />
9<br />
Planeten brauchen wir, wenn alle Menschen<br />
auf der Welt so viel CO 2 ausstoßen wie der<br />
durchschnittliche Amerikaner<br />
der CO 2 - Emis sionen p ro Kopf mü s s en <strong>die</strong><br />
Industrieländer bis 2050 einsparen, damit das Klima<br />
stabil bleibt<br />
53<br />
Prozent mehr Energie braucht <strong>die</strong> Welt 2030,<br />
wenn alles so bleibt, wie es ist<br />
16<br />
Prozent mehr Energie braucht <strong>die</strong> Welt 2030,<br />
wenn Energie effizienter genutzt wird<br />
55 Prozent mehr CO 2 wird 2030 weltweit<br />
ausgestoßen, wenn alles so bleibt, wie es ist<br />
11 Prozent mehr CO 2 wird 2030 weltweit ausgestoßen,<br />
wenn der Energieverbrauch effizienter wird<br />
Quelle: WWF, BMU, BASF<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
5
TECHNOLOGIE<br />
ZUR PERSON<br />
Alter: 43 Jahre<br />
Familienstand: In Lebensgemeinschaft,<br />
ein Kind<br />
Hobbys: Bauen, Bauen, Bauen und<br />
ein bisschen Wassersport<br />
Lieblingsessen: Muscheln<br />
Lieblingsbaustoff? Ziegel<br />
FOTO: WDR<br />
„Aus Schloss Neuschwanstein<br />
ist nur schwer ein<br />
Energiesparhaus zu machen“<br />
In ihrer Sendung Frau Dr. Haus – der Immobiliencheck im WDR hilft <strong>Sabine</strong> <strong>Binkenstein</strong><br />
Familien bei der Suche nach dem richtigen Zuhause. Auch im echten Leben<br />
entwirft und baut <strong>die</strong> Bauingenieurin mit ihrer Firma PBL Baubetreuungs GmbH Häuser.<br />
Das Cleantech Magazin sprach mit ihr über <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>des</strong> Bauens.<br />
6 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
tech<br />
magazin<br />
<strong>Binkenstein</strong>: Früher verband man mit einem Holzhaus<br />
eher <strong>die</strong> rustikale Wochenend-Laube. Inzwischen haben<br />
Holzhäuser aber einen genauso hohen Stellenwert wie<br />
Massivhäuser.<br />
CTM: Was sollte man beim <strong>grün</strong>en Bauen beachten?<br />
<strong>Binkenstein</strong>: Es ist ganz entscheidend, dass man schon bei<br />
der Planung <strong>des</strong> Hauses ökologische Kriterien mit einbezieht.<br />
Dass man beispielsweise darauf achtet, keine großen<br />
Wohnhallen mit viel ungenutztem Raum zu bauen, oder<br />
dass das Dach nach Süden ausgerichtet ist, um optimal<br />
Solarwärme erzeugen zu können.<br />
CTM: Ist das <strong>grün</strong>e Haus <strong>für</strong> eine Durchschnittsfamilie<br />
überhaupt bezahlbar?<br />
<strong>Binkenstein</strong>: Niedrigenergie- und Passivhäuser sind durchaus<br />
finanzierbar. Wichtig ist dabei, dass man beispielsweise<br />
eine kompakte Gebäudehülle hat und eine sinnvolle<br />
Anordnung der Fenster. Aus Schloss Neuschwanstein ist<br />
nur schwer ein Energiesparhaus zu machen.<br />
CTM: Die sauberste Energie der Welt ist <strong>die</strong>, <strong>die</strong> gar nicht<br />
gebraucht wird. Lohnt sich energieeffizientes Bauen denn<br />
wirklich immer?<br />
Cleantech Magazin: Frau <strong>Binkenstein</strong>, verändert sich <strong>die</strong><br />
Architekturlandschaft?<br />
<strong>Sabine</strong> <strong>Binkenstein</strong>: Ja, ganz eindeutig. Die Energiepreise<br />
steigen. Und jeder, der bauen will, achtet inzwischen sehr<br />
bewusst auf energiesparende Maßnahmen. Die Häuser<br />
sollen flexibel sein von den Grundrissen her, kostengünstig<br />
und auch in der Unterhaltung finanzierbar. Auch nachhaltiges<br />
Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen nimmt<br />
an Bedeutung zu.<br />
CTM: Was sind <strong>die</strong> Baustoffe der <strong>Zukunft</strong>?<br />
<strong>Binkenstein</strong>: Grundsätzlich alles, was der Natur entspringt.<br />
Die Materialien sollten möglichst schon in der Produktion<br />
umweltschonend sein. Holz gewinnt immer mehr an Bedeutung<br />
und auch Schilf.<br />
CTM: Die Holzhütte wird also salonfähig?<br />
<strong>Binkenstein</strong>: Es lohnt sich, aber man kann nicht immer<br />
alles umsetzen, was man sich so vorstellt. Erdwärme beispielsweise<br />
ist derzeit sehr hipp. Habe ich aber kein adäquates<br />
Heizsystem oder ist der geologische Untergrund<br />
nicht da<strong>für</strong> geeignet, dann ist es Quatsch, auf Geothermie<br />
zu setzen. Dann lohnt es sich nicht.<br />
Es ist eine Kosten- Nutzen-Rechnung: Man sollte so viel<br />
Energie sparen wie möglich, aber es muss praktisch auch<br />
durchführbar sein. Es macht keinen Sinn, sich ans Existenzminium<br />
zu bringen, nur um eine Solaranlage aufs Dach<br />
zu setzen.<br />
CTM: Und wenn ich schon ein Haus habe, nun aber renovieren<br />
muss. Sollte ich <strong>die</strong> Renovierungsarbeiten mit<br />
Energiesparmaßnahmen kombinieren?<br />
<strong>Binkenstein</strong>: Ein klares Ja.<br />
CTM: Wohnen Sie privat denn auch energiesparend?<br />
<strong>Binkenstein</strong>: Nicht wirklich. Ich bewohne einen denkmalgeschützten<br />
Vierkanthof. Was möglich ist, habe ich natürlich<br />
auch in Richtung Energiesparen umgesetzt.<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
7
TECHNOLOGIE<br />
Energiesparen<br />
Der Gebäudebereich ist in Deutschland <strong>für</strong> rund 40 Prozent<br />
<strong>des</strong> gesamten Endenergieverbrauchs verantwortlich. Er kann<br />
darum einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der nationalen<br />
Klimaschutzziele leisten. Autoren: Alexander Renner, Barbara Krämer-Zain,<br />
Bun<strong>des</strong>ministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
FOTO: WWW.ALPENIGLU.COM<br />
Deutschlands Regierung hat sich anspruchsvolle Energie-<br />
und Klimaschutzziele verordnet. So sollen bis<br />
2020 <strong>die</strong> CO 2 -Emissionen gegenüber 1990 um 40 Prozent<br />
gesenkt und der Einsatz erneuerbarer Energien im Stromund<br />
Wärmebereich gesteigert werden.<br />
Im Koalitionsvertrag hat <strong>die</strong> neue Bun<strong>des</strong> regierung deutlich<br />
gemacht, dass sie zu den genannten Zielen steht und<br />
<strong>die</strong> Energieeffizienz im Gebäudebereich weiter erhöhen<br />
will. Die Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz und<br />
der Verbesserung <strong>des</strong> Klimaschutzes im Gebäudebereich<br />
sind ein zentraler Baustein <strong>des</strong> nationalen Energie- und<br />
Klimaprogramms.<br />
Das in 2007 beschlossene Integrierte Energie- und Klimaprogramm<br />
(IEKP) wird <strong>die</strong>ses Jahr auf seine Wirksamkeit<br />
hin geprüft. Dann wird, wo notwendig, nachgesteuert.<br />
Die Bun<strong>des</strong>regierung fordert ausdrücklich hohe<br />
energetische Gebäu<strong>des</strong>tandards in Deutschland und Europa.<br />
Seiner Vorreiterrolle gerecht werdend hat Deutschland<br />
<strong>die</strong> bisherigen energetischen Anforderungen der<br />
Energie einsparverordnung (EnEV) zum 1. Oktober 2009 im<br />
Schnitt um 30 Prozent verschärft und damit einen großen<br />
Schritt hin zu mehr Energieeffizienz im Gebäu<strong>des</strong>ektor<br />
gemacht.<br />
Fördern und Fordern<br />
Um <strong>die</strong> Klimaschutzziele zu erfüllen, setzt <strong>die</strong> Regierung<br />
weiterhin auf den bewährten Instrumenten-Mix, der ordnungsrechtliche<br />
Vorgaben und finanzielle Anreize nach<br />
dem Motto „Fördern und Fordern“ miteinander verbindet.<br />
Ein Instrument der Förderung sind <strong>die</strong> Programme zur<br />
8 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
hohem Niveau festgeschrieben. Auf<br />
europäischer Ebene soll <strong>die</strong> Neufassung<br />
der EU-Richtlinie <strong>die</strong> Gesamtenergieeffizienz<br />
von Gebäuden regeln<br />
und zur Erfüllung der energie- und klimapolitischen<br />
Ziele in Europa beitragen. Stimmen alle EU-<br />
Verfassungsorgane zu, wird <strong>die</strong> Richtlinie voraussichtlich<br />
im ersten Halbjahr 2010 in Kraft treten. Die Umsetzung<br />
in den Mitgliedstaaten durch nationale Regelungen muss<br />
dann innerhalb von zwei Jahren erfolgen. Es ist also daist<br />
angesagt<br />
Das Iglu ist das älteste<br />
Energiesparhaus der Welt<br />
CO 2 -Gebäu<strong>des</strong>anierung, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> KfW-Bankengruppe<br />
abgewickelt werden. Von 2006 bis 2009 wurden 1.420.000<br />
Wohnungen mit KfW-Fördermitteln energieeffizient gebaut<br />
und saniert. Auch im ersten Konjunkturpaket wurden<br />
<strong>die</strong> KfW-Programme weiter auf<br />
mit zu rechnen, dass <strong>die</strong> EnEV 2012 überarbeitet wird. Die<br />
Anforderungen der Richtlinie orientieren sich künftig an<br />
dem in Deutschland bereits seit langem geltenden Prinzip<br />
der Wirtschaftlichkeit von Min<strong>des</strong>tanforderungen. Eine<br />
Die Pflicht zu mehr Energieeffizienz muss<br />
wirtschaftlich durchführbar sein<br />
Pflicht zur Umsetzung von energetisch anspruchsvollen<br />
Standards kann natürlich immer nur unter der Voraussetzung<br />
erfolgen, dass <strong>die</strong>se wirtschaftlich durchführbar sind.<br />
Eine Novellierung der EnEV muss <strong>des</strong>halb bei<strong>des</strong> im Blick<br />
haben: Eine weitere Verbesserung der Energieeffizienz<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
9
TECHNOLOGIE<br />
Mit 1 Kilowattstunde<br />
Strom kann man …<br />
… 70 Tassen Kaffee kochen<br />
… 40 Stunden CDs hören<br />
… 15 Hemden bügeln<br />
… 7 Stunden Fernsehen<br />
… 1 Trommel Wäsche waschen<br />
1<br />
Kilowattstunde<br />
Strom erzeugt man mit …<br />
… 45 Minuten Sonne auf einem<br />
Quadratmeter im Hochsommer<br />
… 10 Stunden auf dem Hometrainer strampeln<br />
… 3 Gläser Kölsch mit Holzpellets<br />
… 0,5 Schaufeln Steinkohle (300 Gramm)<br />
im Kraftwerk<br />
… 0,2 Liter Benzin oder Heizöl<br />
Quelle: Stadtwerke Potsdam, Bund der Energieverbraucher<br />
FOTO: FOTOLIA<br />
FOTO: STRANDPERLE<br />
Das bringt <strong>die</strong> neue Richtlinie:<br />
» Vom 1. Januar 2021 an müssen alle neu errichteten<br />
Gebäude eine sehr hohe Energie effizienz aufweisen<br />
und der geringe Restenergiebedarf sollte durch erneuerbare<br />
Energien gedeckt werden. Diese Gebäude<br />
werden als „Fast-Null-Energiegebäude“ bezeichnet. Für<br />
öffentliche Gebäude wird <strong>die</strong>ser Standard schon zwei<br />
Jahre vorher verbindlich.<br />
» Die Mitgliedstaaten erstellen nationale Pläne zur Erhöhung<br />
der Zahl derartiger Gebäude. Sie können je<br />
nach Gebäudekategorie verschiedene Zielvorgaben<br />
enthalten sowie Zwischenziele zur Verbesserung der<br />
Gesamtenergieeffizienz neuer Gebäude ab 2015.<br />
» Die Energieausweise dürfen weiterhin auf Basis verbrauchsbasierter<br />
Kennzahlen neben den berechneten<br />
Energiebedarfswerten verwendet werden. Künftig<br />
müssen <strong>die</strong> Kennzahlen in den Energieausweisen primärenergetisch<br />
angegeben werden. Die Energiekennzahl<br />
muss auch in Verkaufs- und Vermietungsanzeigen<br />
angegeben werden.<br />
» Für Gebäude mit starkem Besucherverkehr wird <strong>die</strong><br />
Pflicht zum Aushang von Energieausweisen erweitert.<br />
Künftig werden alle öffentlich zugänglichen privaten<br />
Gebäude ab einer gewissen Größe (zunächst 500, später<br />
250 Quadratmeter) in <strong>die</strong> Pflicht genommen.<br />
» Es soll ein Kontrollsystem <strong>für</strong> <strong>die</strong> Qualität der Energieausweise<br />
und der Inspektionsberichte von Heizungsund<br />
Klimaanlagen eingeführt werden. Die Richtlinie<br />
lässt den Mitgliedstaaten aber den notwendigen Spielraum,<br />
wie sie der Überprüfung nachkommen.<br />
» Im Hinblick auf <strong>die</strong> Aussteller von Energieausweisen<br />
müssen künftig entweder regelmäßig aktualisierte<br />
Listen qualifizierter und/oder zugelassener Fachleute<br />
oder regelmäßig aktualisierte Listen zugelassener Unternehmen<br />
veröffentlicht werden, welche <strong>die</strong> Dienste<br />
<strong>die</strong>ser Fachleute anbieten.<br />
von Gebäuden und <strong>die</strong> Berücksichtigung <strong>des</strong>sen, was dem<br />
Einzelnen und den jeweiligen Firmen zugemutet werden<br />
kann. Deutschland wird <strong>die</strong> Zeit bis dahin nutzen, zunächst<br />
<strong>die</strong> Wirksamkeit <strong>des</strong> Ordnungsrechts zu bewerten,<br />
um daraus nationale Handlungsstrategien zu entwickeln.<br />
Weitere Fragen, insbesondere wie das europäische Ziel der<br />
„Fast-Null-Energiehäuser“ in Deutschland bis 2019 / 2021<br />
erreicht werden kann, werden zu beantworten sein.<br />
ALEXANDER RENNER<br />
Alexander Renner (37) ist promovierter<br />
Bauingenieur. Seit 2007 arbeitet er als<br />
Referent im Bun<strong>des</strong>ministerium <strong>für</strong> Verkehr,<br />
Bau und Stadtentwicklung in Berlin.<br />
Seit Ende 2009 ist er im Referat<br />
„Energie und Klimaschutz – Bauen und<br />
Verkehr“ tätig.<br />
FOTO: IFEU<br />
10 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
Markus Duscha hat<br />
Elektrotechnik und<br />
Psychologie stu<strong>die</strong>rt.<br />
Er arbeitet seit 1991<br />
am Institut <strong>für</strong> Energie-<br />
und Umweltforschung<br />
in Heidelberg<br />
„Das dauert noch<br />
min<strong>des</strong>tens fünf Jahre“<br />
Ohne ein modernes Stromnetz ist eine effizientere und <strong>grün</strong>ere Energieversorgung<br />
nicht möglich. Das intelligente Netz, neudeutsch Smart Grid, lässt Stromkabel<br />
zu Quasselstrippen werden. Das Cleantech Magazin fragte Markus Duscha<br />
vom Heidelberger Institut <strong>für</strong> Energie- und Umweltforschung, wie das funktioniert<br />
und wann <strong>die</strong> Technologie marktreif sind.<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
11
TECHNOLOGIE<br />
CTM: Und das lohnt sich?<br />
Duscha: Ja, <strong>die</strong> Umwelt profitiert, weil durch <strong>die</strong><br />
präzisere Abstimmung der Versorgungsnetze ein<br />
höherer Anteil an erneuerbarer Energie eingespeist<br />
und verkraftet werden kann. Für Stromund<br />
IT-Konzerne entstehen neue, lukrative Geschäftsfelder.<br />
Und der Verbraucher spart durch<br />
effizientere Energienutzung Geld.<br />
CTM: Bevor das Strom- zum Datennetz wird, muss<br />
allerdings noch ordentlich investiert werden.<br />
Laut Greenpeace kostet <strong>die</strong>ses gigantische Infrastrukturpaket<br />
bis 2050 rund 209 Milliarden Euro.<br />
Die jährlichen Kosten <strong>für</strong> Deutschland beziffert<br />
Greenpeace auf eine Milliarde Euro. Wo soll das<br />
Geld herkommen?<br />
Smartes Wachstum<br />
Entwicklung der deutschen Software- und IT-Dienstleistungsbranche<br />
bis 2030<br />
» 80 Prozent mehr Beschäftigung<br />
» 452.000 neue Arbeitsplätze<br />
» 100 Prozent mehr Bruttowertschöpfung pro Jahr<br />
Quelle: Fraunhofer-Institut <strong>für</strong> System- und Innovationsforschung<br />
FOTO: EnBW<br />
Duscha: Ohne politische Unterstützung geht es<br />
nicht. Die Regierung muss nicht nur <strong>für</strong> eine Standardisierung<br />
sorgen, sondern auch <strong>für</strong> Finanzierungsmöglichkeiten.<br />
Aktuell kann man <strong>die</strong> Kosten<br />
aber noch gar nicht richtig abschätzen.<br />
CTM: Was muss passieren, damit das schlaue<br />
Stromnetz von der Mehrheit der Verbraucher akzeptiert<br />
wird?<br />
Duscha: Strom ist ein so genanntes Low-Interest-<br />
Produkt, solange <strong>die</strong> Energiepreise nicht enorm<br />
ansteigen. Er muss da sein und ich will mich nicht<br />
immer wieder darum kümmern. Das heißt: Wenn<br />
ich 40 bis 80 Euro pro Jahr sparen kann, muss das<br />
sehr einfach sein. Hier ist <strong>die</strong> Forschung gefragt.<br />
Cleantech Magazin: Seit Januar müssen in Neubauten und<br />
bei Sanierungen intelligente Strom- und Gaszähler installiert<br />
werden. Was ist an ihnen so intelligent?<br />
Markus Duscha: Die Smart Meter machen den Stromverbrauch<br />
in Echtzeit sichtbar. Der Stromanbieter bekommt<br />
eine Rückmeldung vom Zähler und kann <strong>die</strong> Auslastung<br />
seines Netzes optimieren. Im Gegenzug könnte der Versorger<br />
mitteilen, wann besonders viel erneuerbare Energie<br />
zur Verfügung steht. Dann könnte über den Stromzähler<br />
beispielsweise der Wäschetrockner gestartet werden.<br />
CTM: Wie weit ist <strong>die</strong> Forschung und wie lange dauert es,<br />
bis das intelligente Stromnetz mit allem was dazu gehört<br />
in Deutschland marktreif ist?<br />
Duscha: Noch min<strong>des</strong>tens fünf Jahre, auch wenn es einzelne<br />
Teilleistungen wie das Smart Metering schon heute<br />
gibt. Aber das komplette System, mit dem sich Verbraucher<br />
dann per Computer einen neuen Stromanbieter aussuchen<br />
können, das wird noch dauern.<br />
Grundsätzlich gilt: Smart Grid muss wirtschaftlich sinnvoll<br />
sein, sonst macht es sowieso keinen Sinn.<br />
12 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
tech<br />
magazin<br />
Strom ist Geld: Was kostet<br />
mich der Spaß gerade?<br />
FOTO: VISIBLE ENERGIE<br />
Komplettpaket: Wie viel<br />
Strom wird gerade durch<br />
<strong>die</strong> Leitungen gejagt?<br />
FOTO: VISIBLE ENERGIE<br />
FOTO: VISIBLE ENERGIE<br />
Raumaufteilung: Wie viel Strom<br />
verbrauche ich gerade wo?<br />
APPgefahrene Energiekontrolle<br />
Fernseher, Heizung oder Herd einfach mit dem Handy ausschalten? Kein Problem. Die<br />
Firma Visible Energy hat das Energiemanagementsystem UFO Powerstrip entwickelt, das<br />
sich mit einer iPhone-Applikation, kurz APP, steuern lässt. Damit kann man nicht nur <strong>die</strong><br />
angeschlossenen Geräte steuern, sondern auch jederzeit seinen Energieverbrauch und<br />
<strong>die</strong> Stromkosten checken. » www.visibleenergy.com » Youtube-Video: So funktioniert<br />
der UFO Powerstrip von Visible Energy » Noch mehr abgefahrene APPs <strong>für</strong>s iPhone<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
13
TECHNOLOGIE<br />
Klima-Task-Forst<br />
Wälder sind <strong>die</strong> größten terrestrischen CO 2 -Speicher und ein wesentlicher Faktor<br />
<strong>für</strong> das Klima der Erde.Wie aber kann man sie als Instrument gegen den Klimawandel<br />
einsetzen? Autor: Till Pistorius, Universität Freiburg<br />
Das Wald-Klima-Thema ist sehr komplex und das Klimaproblem<br />
kann nicht allein mit Hilfe der Wälder gelöst<br />
werden. Doch es besteht eine, wenn auch begrenzte,<br />
Möglichkeit ihre Eigenschaft als Kohlenstoff-Speicher zu<br />
steuern und dadurch mehr Zeit <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anpassung an den<br />
Klimawandel zu gewinnen. Häufig wird über <strong>die</strong> Senkenfunktion<br />
von Wäldern gesprochen, obwohl eigentlich <strong>die</strong><br />
Speicherfunktion gemeint ist. Wälder nehmen bei der Photosynthese<br />
Kohlendioxid aus der Luft auf und speichern<br />
ihn in der Biomasse; durch Respiration und Zersetzungsprozesse<br />
wird ein Teil davon wieder in <strong>die</strong> Atmosphäre<br />
entlassen. Nehmen Speicher mehr Kohlenstoff auf als sie<br />
abgeben, haben sie eine so genannte Senkenwirkung.<br />
Geben sie mehr ab als sie aufnehmen, werden sie zu einer<br />
Quelle, wie <strong>die</strong> Waldbrände der vergangenen Jahre<br />
in Nordamerika, Australien und Südeuropa eindrucksvoll<br />
gezeigt haben.<br />
Europas Wälder speichern mehr als sie abgeben<br />
Wird Holz verarbeitet und weiter genutzt, entstehen zunächst<br />
keine Emissionen. Die Holzprodukte verlängern<br />
<strong>die</strong> Speicherleistung <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> um ihre Lebensdauer.<br />
14 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
FOTO: PIXELIO.<br />
Anders bei Energieholz: Durch <strong>die</strong> Verbrennung fließt der<br />
gespeicherte Kohlenstoff sofort als CO 2 in <strong>die</strong> Atmosphäre<br />
zurück. Durch Substitutionseffekte können noch weitere<br />
Emissionen vermieden werden, beispielsweise wenn fossile<br />
Energieträger wie Kohle und Öl oder energieaufwändige<br />
Materialien wie Beton oder Stahl ersetzt werden.<br />
Zurzeit stellen <strong>die</strong> Wälder Mitteleuropas eine Netto-Senke<br />
dar. Der laufende Zuwachs übersteigt <strong>die</strong> Summe der<br />
Nutzungen. In Entwicklungsländern hingegen werden<br />
jährlich rund 13 Millionen Hektar Wald in andere Landnutzungen<br />
überführt oder degra<strong>die</strong>rt, was sie zu einer<br />
enormen CO 2 -Quelle macht. Laut internationalem Expertengremium<br />
IPCC sind sie <strong>für</strong> rund 20 Prozent aller menschengemachten<br />
Emissionen der Welt verantwortlich. Und<br />
was noch viel schlimmer ist: Mit der Zerstörung geht auch<br />
eine Vielzahl anderer Ökosystemleistungen teilweise unwiederbringlich<br />
verloren. Das ist fatal, da <strong>die</strong> genetische,<br />
<strong>die</strong> Arten- und <strong>die</strong> Habitatvielfalt in Ökosystemen vielleicht<br />
eine der besten Möglichkeiten <strong>für</strong> eine Anpassung<br />
an den Klimawandel sind.<br />
Wie also kann man Wälder optimal nutzen, um <strong>die</strong> vom<br />
Menschen gemachten CO 2 -Emissionen zu senken? Will<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
15
TECHNOLOGIE<br />
Was ist REDD?<br />
REDD (Reducing<br />
Emissions from<br />
Deforestation and<br />
Degrada tion) steht<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Verringerung der CO 2 -Emissionen<br />
aus Entwaldung und Schädigung<br />
von Wäldern. Die Grundidee: Wenn der dort<br />
gespeicherte Kohlenstoff einen Wert hat, können<br />
Anreize <strong>für</strong> den Erhalt der Wälder geboten<br />
werden. Bei den weltweiten Klimaverhandlungen<br />
wird diskutiert, wie <strong>die</strong> Kompensation <strong>für</strong> den Erhalt<br />
der Wälder in Entwicklungsländern finanziert werden soll,<br />
und ob der REDD-Mechanismus nach 2012 innerhalb oder außerhalb<br />
<strong>des</strong> neuen Abkommens existieren soll.<br />
FOTO: PIXELIO<br />
Fußballfeldweise wird täglich tropischer<br />
Regenwald verbrannt. Das setzt<br />
so viel CO 2 frei, wie Millionen von<br />
Langstreckenflügen. Insgesamt ist <strong>die</strong><br />
Entwaldung <strong>für</strong> rund 20 Prozent aller<br />
Treibhausgase verantwortlich.<br />
man den Wald als Instrument gegen den Klimawandel<br />
einsetzen, muss man langfristig denken. Bäume wachsen<br />
in Zeiträumen, in denen sich veränderte klimatische Bedingungen<br />
und <strong>die</strong> sich daraus ergebenden Probleme bemerkbar<br />
machen. Die Wälder sollten sich daher an <strong>die</strong> erwartbaren<br />
neuen Rahmenbedingungen anpassen können.<br />
Ähnlich eines Aktienportfolios macht es darum auch bei<br />
der Auswahl von Baumarten keinen Sinn „alle Eier in einen<br />
Korb“ zu legen. Der beste Garant <strong>für</strong> <strong>die</strong> Stabilität der<br />
Ökosysteme ist ein<br />
Holz sollte öfter<br />
recycelt werden<br />
Waldumbau hin<br />
zu gestreuten und<br />
strukturierten<br />
Mischbeständen.<br />
Es ist allerdings nicht sinnvoll, große Speicher in stabilen<br />
Beständen abzubauen, wie beispielsweise <strong>die</strong> wenigen<br />
verbleibenden alten Buchenwälder. Sinnvoll ist hingegen<br />
eine stärkere Nutzung der instabilen einschichtigen<br />
Fichtenwälder und deren konsequenter Umbau in widerstandsfähige<br />
Mischwälder. Aufforstungen mit Kurzumtriebsplantagen,<br />
also Anpflanzungen schnell wachsender<br />
Bäume, können zudem zusätzlichen Kohlenstoff binden<br />
und fossile Energieträger ersetzen. Förderungswürdig ist<br />
auch eine stärkere Mehrfachnutzung der Ressource Holz,<br />
das heißt über Recycling <strong>die</strong> Speicherdauer von Kohlenstoff<br />
in Holzprodukten zu maximieren.<br />
Der wohl größte Beitrag in<strong>des</strong> lässt sich dadurch leisten,<br />
dass Mechanismen entwickelt werden, mit denen <strong>die</strong> Zerstörung<br />
der verbleibenden Urwälder gesenkt und degra<strong>die</strong>rte<br />
(ehemalige) Waldökosysteme restauriert werden.<br />
Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist der zurzeit unter der UN-Klimarahmenkonvention<br />
verhandelte REDD-Mechanismus, <strong>des</strong>sen<br />
Erfolg nach dem Scheitern der Kopenhagener Klimakonferenz<br />
unter anderem davon abhängt, ob in der nächsten<br />
Konferenz im November <strong>die</strong>ses Jahres ein Abkommen<br />
zustande kommt.<br />
AUTOR: TILL PISTORIUS<br />
Till Pistorius (36) ist promovierter Forstwissenschaftler<br />
und arbeitet seit 2003 an<br />
der Universität Freiburg. Seit September<br />
2006 ist er wissenschaftlicher Angestellter<br />
am Institut <strong>für</strong> Forst- und Umweltpolitik.<br />
Das Thema seiner Doktorarbeit: „Eignung<br />
von Kohlenstoffbilanzen als Entscheidungsgrundlage<br />
<strong>für</strong> eine Einbindung von<br />
Forst- und Holzwirtschaft in <strong>die</strong> nationale Klimapolitik“.<br />
FOTO: FOTOLIA<br />
16 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
Sparmaßnahmen<br />
So viel Kilogramm CO 2 kann man pro Jahr vermeiden<br />
300 Temperatur im Haus um ein Grad senken<br />
200 Wäsche an der Luft trocknen lassen<br />
140 Druck der Autoreifen kontrollieren und optimieren<br />
45 Nur volle Waschmaschinen anstellen<br />
25 Nur so viel Teewasser kochen, wie man braucht<br />
22 Eine Energiesparlampe nutzen<br />
7 Zähne nicht elektrisch putzen<br />
3 Wasserhahn beim Zähneputzen zudrehen<br />
Wollen Sie Ihren<br />
CO 2 -Fußabdruck ausrechnen?<br />
CO 2 Rechner von der EU<br />
CO 2 Rechner vom WWF<br />
CO 2 Rechner vom Umweltbun<strong>des</strong>amt<br />
Quelle: Institut <strong>für</strong> Energie- und Umweltforschung<br />
17
TECHNOLOGIE<br />
Die industrielle Evo<br />
Die Industrie auf CO 2 -Diät. Weiße Biotechnologie nutzt den Werk zeugkasten der Natur,<br />
um industrielle Produkte und Prozesse ressourcenschonender und umweltfreundlicher<br />
zu machen. Weiß – <strong>die</strong> neue Trendfarbe? Autor: Holger Zinke, BRAIN AG<br />
Die weiße Biotechnologie ist keine verheißungsvolle<br />
Technologie, mit großem Potenzial, auf der Suche<br />
nach dem Durchbruch. Die weiße Biotechnologie steht bereits<br />
<strong>für</strong> Milliardenumsätze und transformiert ganze Branchen.<br />
Sie ist das Symbol eines grundlegenden industriellen<br />
Wandels hin zu nachhaltigem Wirtschaften. Sie steht <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> breite Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, <strong>für</strong><br />
eine Veredelung etwa mit Biokatalysatoren oder Mikroorganismen,<br />
<strong>für</strong> neuartige regenerative Treibstoffe, <strong>für</strong><br />
Enzyme in der Papier-, oder Textilindustrie, <strong>für</strong> leistungsfähige<br />
Waschmittel und generell <strong>für</strong> neue, hochwertige<br />
biologische Produkte.<br />
Mit dem Werkzeugkasten der Natur werden industrielle<br />
Produkte und Prozesse biologisch und folgen damit einem<br />
zentralen gesellschaftlichen Bedürfnis nach nachhaltigen<br />
Produkten und sanften Produktionsprozessen. Die weiße<br />
Biotechnologie beeinflusst eine enorme Breite an Produkten.<br />
So wird beispielsweise <strong>die</strong> Waschmittel-Leistung<br />
der drei globalen „Big Soaper“ Henkel, Procter & Gamble<br />
und Unilever maßgeblich vom Einsatz hochentwickelter<br />
und gentechnisch produzierter Enzyme bestimmt. Sie sind<br />
biologisiert. Dies gilt auch <strong>für</strong> viele Vitamine, Textil- und<br />
Papierchemikalien. Jeans erhalten ihre weiche Struktur<br />
durch Zellulose abbauende Enzyme. Und im Lebensmittelbereich<br />
ist der Einsatz von Enzymen als Hilfsmittel zur<br />
Prozessierung von Teig <strong>für</strong> Backwaren oder bei Milchprodukten<br />
wie Käse <strong>die</strong> Regel. Auch Kosmetikwirkstoffe werden<br />
künftig in voller Breite biologisch sein.<br />
Dies ist nicht, wie vor wenigen Jahren noch geargwöhnt<br />
wurde, eine Modeerscheinung, sondern eine breite, von<br />
politischem Konsens getragene Marktentwicklung. Auch<br />
wenn <strong>die</strong> weiße Biotechnologie nicht <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>npräsenz<br />
wie <strong>die</strong> rote (medizinische) Biotechnologie bei Krebsmedikamenten<br />
hat, und auch nicht <strong>die</strong> politische Sprengkraft<br />
wie <strong>die</strong> <strong>grün</strong>e (Agrar-) Biotechnologie, <strong>die</strong> <strong>für</strong> neuartige<br />
Pflanzen auf dem Feld steht.<br />
Doch langsam aber sicher rückt auch <strong>die</strong> weiße Biotechnologie<br />
ins Rampenlicht. So wurde in einer ungewöhnlichen<br />
Allianz zwischen dem Umweltverband WWF und<br />
dem Enzym-Marktführer Novozymes einige Wochen vor<br />
dem Klimagipfel in Kopenhagen eine vielbeachtete Stu<strong>die</strong><br />
vorgestellt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> CO 2 -Einsparpotenziale durch <strong>die</strong> weiße<br />
Biotechnologie in den Industrien aufzeigt. Allein <strong>die</strong><br />
Enzymprodukte von Novozymes sparen <strong>die</strong> Hälfte der in<br />
18 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
lution<br />
Saubere Sache: Persil<br />
von 1907 bis heute<br />
FOTO: HENKEL<br />
Dänemark anfallenden CO 2 -Emmissionen. Es gibt keinen<br />
besseren Beleg <strong>für</strong> <strong>die</strong> enorme Hebelwirkung eines breiten<br />
industriellen Einsatzes der weißen Biotechnologie.<br />
Wie immer bei industriellen Transformationen wird es<br />
Gewinner- und Verlierer geben. Das gilt <strong>für</strong> einzelne Unternehmen,<br />
<strong>für</strong> Branchen und <strong>für</strong> ganze Volkswirtschaften<br />
gleichermaßen. Für den Investor sind solche Umwälzungen<br />
interessant, kann er doch an der Neuverteilung<br />
von Marktanteilen, an neuen „Blockbuster“-Produkten,<br />
an schnell wachsenden Unternehmen und neuen Branchen<br />
teilhaben.<br />
Doch auch hier ist <strong>die</strong> weiße Biotechnologie schwer zu fassen:<br />
Zwar gibt es mit Novozymes ein börsennotiertes und<br />
erfolgreiches Unternehmen, auch gibt es Technologieführer<br />
wie <strong>die</strong> BRAIN AG, aber in voller Breite hat <strong>die</strong> „Financial<br />
Community“ das Thema noch nicht erschlossen. Dabei<br />
ist „Old Europe“ technologisch und unternehmerisch gut<br />
aufgestellt. Der europäische Fokus auf <strong>die</strong> Wertschöpfung<br />
durch neue Produkte dürfte sogar ein Wettbewerbsvorteil<br />
<strong>für</strong> das kommende Zeitalter <strong>des</strong> nachhaltigen Wirtschaftens<br />
sein. In den USA wird das Thema eher in Konzepte<br />
zur „nationalen Energieautarkie“ eingeordnet.<br />
Mehr zum Thema<br />
» Stu<strong>die</strong> <strong>des</strong> WWF und Novozymes<br />
„Industrial Biotechnology – More than green fuel in a<br />
dirty economy?“<br />
DR. HOLGER ZINKE<br />
Dr. Holger Zinke (47) ist Vorstands vorsitzender<br />
der BRAIN AG. Der Mikround<br />
Molekularbiologe hat <strong>die</strong> Firma<br />
1993 ge<strong>grün</strong>det. Das Technologieunternehmen<br />
entwickelt auf Basis umfangreicher<br />
Sammlungen natürlicher<br />
Mikroorganismen und Metagenombibliotheken<br />
mit Hilfe klassisch-mikrobiologischen,<br />
molekularbiologischen und molekulargenetischen<br />
Methoden Enzyme-, Biokataly satoren und bioaktive Naturstoffe<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Industrie.<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
19
TECHNOLOGIE<br />
Grüne Welle<br />
Der Fuhrpark auf CO 2 -Diät. Mit <strong>grün</strong>er Telematik spart man pro Fahrzeug<br />
min<strong>des</strong>tens 10 Prozent Treibstoff und CO 2 -Emissionen.<br />
Autor: Praveen Chandrasekar, Frost & Sullivan<br />
Immer mehr Autobesitzer schalten auf <strong>grün</strong>: Mit Systemen,<br />
<strong>die</strong> statische und Echtzeit-Informationen über das<br />
Fahrverhalten liefern und Anweisungen <strong>für</strong> ökonomisches<br />
Fahren geben. Am bekanntesten ist derzeit das Programm<br />
EcoDrive von Fiat, und auch Ford, Honda, Nissan und Kia<br />
bieten ähnliche Dienste an.<br />
Solche Programme gibt es mittlerweile auch <strong>für</strong> Fahrzeugflotten,<br />
beispielsweise von Lysanda oder Masternaut. In<br />
Kombination mit der <strong>grün</strong>en Navigation, also der umweltschonenden<br />
Routenführung, mit der unter anderem <strong>die</strong><br />
mobilen Navigationssysteme von Garmin und TomTom<br />
ausgestattet sind, stellt <strong>die</strong>ses Angebot eine äußerst bedeutende<br />
Entwicklung dar – zum einen aus Kostengesichtspunkten,<br />
zum anderen aus ökologischer Perspektive:<br />
Mit Grüner Telematik lassen sich Treibstoffverbrauch und<br />
CO 2 -Emissionen der damit ausgestatten Fahrzeuge um<br />
min<strong>des</strong>tens 10 Prozent senken.<br />
Um Pkw-Halter zu einer ökonomischen Fahrweise zu motivieren,<br />
gibt es derzeit zwei Angebote: zum einen <strong>die</strong> Payas-you-drive-Versicherung<br />
(PAYD), bei dem <strong>die</strong> Beiträge<br />
auf Basis der Fahrleistung ermittelt werden.<br />
Zum anderen <strong>die</strong> <strong>grün</strong>e Navigation, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Energieverbrauch<br />
optimale Route berechnet. Während <strong>für</strong><br />
PAYD eine spezielle Telematik-Box genutzt wird, erhält<br />
der Fahrer <strong>die</strong> Routenvorschläge mittels einer vorinstallierten<br />
oder zusätzlichen Software auf seinem Navigationsgerät<br />
(PND).<br />
Für Nutzfahrzeuge können <strong>grün</strong>e Dienste schon <strong>für</strong> 15 bis<br />
20 Euro pro Monat an <strong>die</strong> bestehende Flottenmanagement-Lösung<br />
oder an das Track & Trace-System angedockt<br />
werden. Oder es wird eine spezielle Telematik-Box entwickelt,<br />
<strong>die</strong> eine Schnittstelle zum CAN-BUS <strong>des</strong> Fahrzeugs<br />
hat. Die <strong>grün</strong>e Navigation dürfte im PND-Markt in den<br />
kommenden Jahren zunehmend präsenter werden. Sowohl<br />
FOTO: PIXELIO<br />
20 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
<strong>für</strong> Nordamerika als auch <strong>für</strong> Europa ist bis 2016 mit einer<br />
Penetrationsrate von rund 15 Prozent und 30 Millionen<br />
verkauften Einheiten zu rechnen. Parallel dazu wird sich<br />
das PAYD-Modell im Pkw-Bereich immer stärker durchsetzen.<br />
In Europa rechnen wir mit einem durchschnittlichen<br />
Wachstum von 31 Prozent pro Jahr bis 2015.<br />
Es ist mit einem langsamen, aber<br />
stetigen Wachstum zu rechnen<br />
Auch der europäische Leasingmarkt wird verstärkt auf <strong>grün</strong>e<br />
Telematik setzen. Hier ist der Einsatz spezieller GPRS/<br />
GPS-Telematikboxen wahrscheinlich, <strong>die</strong> mit dem CAN-BUS<br />
<strong>des</strong> Fahrzeugs verbunden sind. Die Marktdurchdringung<br />
von <strong>grün</strong>en Dienstleistungen im Fuhrpark-Leasing dürfte<br />
bis 2015 bei 35 Prozent liegen.<br />
Das Potenzial <strong>für</strong> spezielle <strong>grün</strong>e Funktionen ist sehr<br />
hoch. Rund 67 Prozent der europäischen und russischen<br />
Verbraucher zeigen Interesse an <strong>die</strong>ser Art Dienstleistung<br />
und wären bereit, da<strong>für</strong> Geld auszugeben, hat eine Umfrage<br />
von Frost & Sullivan ergeben.<br />
Die installierte Basis bei der <strong>grün</strong>en Telematik (spezielle<br />
Dienste sowie an bestehende Flottenmanagementsysteme<br />
und Track & Trace gekoppelte Systeme) wird im europäischen<br />
Markt <strong>für</strong> mittlere und schwere Nutzfahrzeuge bis<br />
2015 im Schnitt um 30 Prozent pro Jahr wachsen. Wie in<br />
Europa bieten auch in Nordamerika Nutzfahrzeughersteller<br />
wie Volvo Trucks und Telematikanbieter wie @Road-<br />
Trimble, Qualcomm, Tripmaster, Teletrac oder Geologic<br />
Solution <strong>grün</strong>e Telematik als Servicefunktion an. Bei über<br />
30 Millionen Lkw in Nordamerika liegt <strong>die</strong> Penetrationsrate<br />
der <strong>grün</strong>en Telematik derzeit gerade einmal bei knapp<br />
0,6 Prozent. Bis 2015 sind 5 Prozent realistisch.<br />
Fazit: Der Markt <strong>für</strong> <strong>grün</strong>e Telematik hat viel Potenzial.<br />
Aber <strong>die</strong> hohe Komplexität der Wertschöpfungskette und<br />
<strong>die</strong> Vielzahl der Beteiligten machen eine intensive Zusammenarbeit<br />
zwischen Autoherstellern, Telematikanbietern<br />
und Versicherungsunternehmen erforderlich. Dies vorausgesetzt,<br />
ist mit einem langsamen, aber stetigen Wachstum<br />
in <strong>die</strong>sem Markt zu rechnen.<br />
PRAVEEN CHANDRASEKAR<br />
Praveen Chandrasekar arbeitet seit<br />
Oktober 2004 <strong>für</strong> <strong>die</strong> Unternehmensberatung<br />
Frost & Sullivan. Der Maschinenbauer<br />
leitet ein fünfköpfiges Analysten-<br />
Team <strong>für</strong> Telematik und Infotainment.<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
21
NEWS INVESTMENTS<br />
NEUES AUS DEM NETZ<br />
NAMEN<br />
Jetzt in Lithium<br />
investieren?<br />
Batterie statt Benzin: Lithium ist<br />
ein wichtiger Rohstoff <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Akkus von Elektroautos. Rollt <strong>die</strong><br />
Elektro-Welle auf <strong>die</strong> Straßen,<br />
FOTO: PIXELIO<br />
könnte der Rohstoff knapp werden.<br />
Und alles was knapp ist, steigt im Preis. Ein Interview<br />
mit Jack Lifton, Analyst <strong>für</strong> seltene Erden und Metalle.<br />
Mehr<br />
Guter Einstiegszeitpunkt<br />
<strong>für</strong> Wasser<br />
Wasser ist ein knappes Gut, und<br />
wie bei allem, was knapp und<br />
zugleich begehrt ist, steigt es im<br />
Wert. Darum ist <strong>die</strong> Wirtschaft<br />
FOTO: FOTOLIA<br />
FOTO: FOTOLIA<br />
rund um den lebenswichtigen<br />
Rohstoff ein riesiges Investmentthema – und derzeit unterbewertet.<br />
Mehr<br />
Bleibt <strong>die</strong> Solarbranche<br />
ein<br />
<strong>Zukunft</strong>smarkt?<br />
Mit Solar-Aktien war an der Börse<br />
zuletzt nicht viel zu ver<strong>die</strong>nen.<br />
Trotzdem bleibt <strong>die</strong> Branche ein<br />
FOTO: SCHOTT<br />
<strong>Zukunft</strong>smarkt, ist sich Christoph<br />
Keidel, Research-Chef und Fondsmanager von LBBW Asset<br />
Management, sicher.<br />
Mehr<br />
Q-Cells-Gründer<br />
geht, Cen kommt<br />
Anton Milner, Gründer und<br />
Vorstandschef <strong>des</strong> Solarzellenherstellers<br />
Q-Cells, ist von seinem<br />
Posten zurückgetreten.<br />
Grund dürften <strong>die</strong> schlechten<br />
Ergebnisse sein: 2009 machte Q-<br />
Cells einen enormen Verlust von 1,4 Milliarden Euro.<br />
Milners Nachfolger wird Finanzvorstand Nedim Cen<br />
(Bild oben), der seit Juni 2009 <strong>für</strong> das Unternehmen<br />
arbeitet. Cen, der Finanzvorstand bleibt, soll Q-Cells<br />
strategisch neu ausrichten.<br />
Aufstieg bei SAM<br />
Die Fondsgesellschaft Sustainable<br />
Asset Management<br />
(SAM) will <strong>die</strong> Bedeutung von<br />
Cleantech-Private-Equity unterstreichen<br />
und hat Andrew<br />
Musters (39, Foto links) in <strong>die</strong><br />
Geschäftsleitung berufen. Musters bleibt auch weiterhin<br />
„Global Head of Private Equity“ bei SAM und<br />
Robeco und wird seine Arbeitszeit den Private-Equity-<br />
Aktivitäten der beiden Gesellschaften widmen. Er ist<br />
kein Ersatz <strong>für</strong> Sander van Eijkern. Erst Anfang <strong>die</strong>ses<br />
Monats hatte van Eijkern <strong>die</strong> Geschäftsleitung von<br />
SAM und Robeco wegen Meinungsdifferenzen mit<br />
dem Vorgesetzten verlassen. Für ihn sucht SAM noch<br />
immer einen Nachfolger.<br />
22 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
tech<br />
magazin<br />
Weniger Energie, mehr Rendite<br />
Begrenzte Ressourcen und zunehmender Verbrauch erzeugen Energieengpässe, <strong>die</strong><br />
nach einer nachhaltigen Lösung verlangen. Das geht nur mit mehr Energieeffizienz.<br />
Anleger können davon profitieren. Autor: Eckhard Plinke, Leiter Sustainability Research von Sarasin<br />
Der globale Energiebedarf<br />
wächst weltweit rasant: Bis<br />
2030 erwartet <strong>die</strong> Internationale<br />
Energieagentur IEA eine<br />
Erhöhung <strong>des</strong> Energiebedarfs<br />
um mehr als 50 Prozent. Gleichzeitig<br />
werden <strong>die</strong> fossilen Ressourcen<br />
knapp. Durch <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />
Entwicklung der<br />
Schwellenländer wächst der<br />
Druck. Da Erdöl, Erdgas und<br />
Kohle nicht in unbegrenzten<br />
Mengen zur Verfügung stehen,<br />
muss <strong>die</strong> Energieeffizienz<br />
erhöht werden. Langfristig<br />
hohe Energiepreise und eine<br />
wachsende Bedeutung <strong>des</strong> Klimaschutzes<br />
machen Technologien<br />
und Dienstleistungen, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> Energieeffizienz optimieren,<br />
attraktiv.<br />
Das Potenzial ist enorm: Über<br />
70 Prozent der Energie gehen<br />
in der Produktionskette bis zur<br />
Endnutzung verloren – in den<br />
Bereichen Stromerzeugung<br />
und -verbrauch sind es sogar<br />
80 Prozent. Mit bereits verfügbaren<br />
Technologien könnten<br />
bis 2020 mehr als 20 Prozent Energie gespart werden.<br />
Das Problem: Die entsprechenden Technologien sind zwar<br />
vorhanden und kosteneffizient, haben sich aber vielfach<br />
am Markt noch nicht durchgesetzt. Gründe hier<strong>für</strong> sind<br />
mangelnder Informationsstand der Konsumenten, ein relativ<br />
geringer Anteil der Energiekosten am Haushalts- oder<br />
Unternehmensbudget sowie höhere Anfangsinvestitionen<br />
oder Abstriche beim Produktnutzen. Ein typisches Beispiel<br />
sind <strong>die</strong> Energiesparlampen, <strong>die</strong> bislang nur in wenigen<br />
Haushalten zu finden sind, obwohl <strong>die</strong> Gesamtkosten –<br />
trotz höherem Anschaffungspreis – durch <strong>die</strong> eingesparte<br />
Energie und <strong>die</strong> längere Lebensdauer deutlich unter den<br />
Kosten konventioneller Glühbirnen liegen.<br />
Eckhard Plinke (50) ist promovierter Wirtschaftswissenschaftler<br />
und arbeitet seit 1999 <strong>für</strong> das<br />
Sustainability-Research der Schweizer Bank<br />
Sarasin.<br />
Zwischen einzelnen Ländern<br />
und Regionen bestehen große<br />
Unterschiede hinsichtlich <strong>des</strong><br />
Energiesparpotenzials. Länder<br />
mit hoher Energieintensität haben<br />
deutlich höhere Einsparpotenziale.<br />
Aber nicht nur zwischen Ländern<br />
und Regionen bestehen<br />
große Unterschiede auch zwischen<br />
den Branchen. Attraktiv<br />
sind Segmente mit hoher Energiepreissensitivität,<br />
beispielsweise<br />
<strong>die</strong> Chemie-, Metall- oder<br />
Papierbranche. Auch <strong>die</strong> Energieversorgung<br />
an sich bietet im<br />
Bereich Kraftwerkstechnik oder<br />
Stromübertragung Chancen.<br />
Im Verkehrssektor oder Haushalts-<br />
und Gewerbebereich<br />
in<strong>des</strong> ist <strong>die</strong> Energiepreissensitivität<br />
gering. Hier sind besonders<br />
<strong>die</strong> Segmente interessant,<br />
in denen <strong>die</strong> Energieeffizienz<br />
durch staatliche Maßnahmen<br />
oder Auflagen gefördert wird,<br />
wie in Europa der Verkehrsund<br />
Gebäudebereich.<br />
Im Gebäudebereich beispielsweise<br />
bestehen sehr große kostengünstige Einsparpotenziale,<br />
unter anderem bei der Gebäudeisolation, Heizung,<br />
Lüftung oder Klimaanlagen. Das Marktpotenzial hängt<br />
stark von den staatlichen Vorgaben oder Förderprogrammen<br />
ab. Vor allem in der Europäischen Union werden in<br />
den kommenden Jahren <strong>die</strong> Gebäudevorschriften verschärft,<br />
was <strong>für</strong> Anbieter von Produkten der Gebäudeisolation<br />
und Heizungs- und Klimatechnik entsprechende<br />
Marktchancen eröffnet.<br />
Professionell zusammengestellte Anlageprodukte wie<br />
Energiefonds helfen bei der Auswahl: Neben einer umfassenden<br />
Analyse der Technologien und Unternehmen<br />
bieten sie auch eine Streuung von Chancen und Risiken.<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
23
INVESTMENTS<br />
Die Preisfrage<br />
Was kostet Energie effizienz?<br />
Zu viel, heißt<br />
es immer wieder von<br />
Baugesellschaften, Entwicklern<br />
und Investoren.<br />
Stimmt das eigentlich?<br />
Das Cleantech Magazin<br />
fragte Professor Thomas<br />
Lützkendorf, Inhaber<br />
<strong>des</strong> Lehrstuhls <strong>für</strong><br />
Öko nomie und<br />
Ökologie <strong>des</strong> Wohnungsbaus<br />
am<br />
Karls ruhe Institute<br />
of Technology.<br />
24<br />
Das Acqua Liana von Architekt Frank McKinney ist eines<br />
der größten und teuersten Green Buildings Amerikas
cleantech<br />
magazin<br />
Cleantech Magazin: Herr Lützkendorf, 40 Prozent <strong>des</strong><br />
Energiebedarfs entfallen in Deutschland auf Gebäude,<br />
der Großteil wird durch Heizen und Wassererwärmung<br />
verbraucht. Wie viel davon kann man mit einem energieoptimierten<br />
Gebäude sparen?<br />
Thomas Lützkendorf: 50 bis 75 Prozent sind bei Wohnbauten<br />
und Bürogebäuden im Vergleich zu einem durchschnittlichen<br />
Gebäude möglich, wenn <strong>die</strong> technischen und<br />
wirtschaftlichen Möglichkeiten im Bereich Neubau und<br />
energetischer Modernisierung ausgeschöpft werden.<br />
CTM: Ist das der Immobilienbranche nicht klar, oder warum<br />
werden nicht deutlich mehr energiesparende Häuser<br />
gebaut?<br />
Lützkendorf: Wir bauen Häuser ja nicht nur zum Energiesparen,<br />
sondern haben zunächst ganz konkrete Anforderungen<br />
an unsere Wohn- und Bürogebäude: Vereinfacht<br />
gesagt, sollen <strong>die</strong> Gebäude funktional, sicher, behaglich<br />
und gestalterisch ansprechend sein. Nachgefragt werden<br />
wertstabile, leicht zu vermarktende beziehungsweise gut<br />
vermietbare Gebäude. Die energetische Qualität ist davon<br />
ein wichtiger Teilaspekt. Es geht um geringen Energieverbrauch<br />
bei hoher Behaglichkeit und Erfüllung sonstiger<br />
Anforderungen – also unter anderem um Energieeffizienz.<br />
Die Immobilienbranche hat <strong>die</strong>s erkannt.<br />
CTM: Nun aber den Taschenrechner raus. Sind energieoptimierte<br />
Gebäude teurer als gewöhnliche Häuser?<br />
Lützkendorf: Wir haben das <strong>für</strong> energieoptimierte Bürogebäude<br />
untersucht. Im besten Fall liegen <strong>die</strong> Mehrkosten<br />
bei null bis fünf Prozent. Und um auf Ihre vorherige<br />
Frage zurückzukommen: Die Mehrkosten werden von der<br />
Immobilienbranche zum Teil massiv überschätzt. Gleichzeitig<br />
werden <strong>die</strong> Energiesparmöglichkeiten noch immer<br />
deutlich unterschätzt.<br />
CTM: Kann man da eine Hausnummer nennen. Wie weit<br />
liegt <strong>die</strong> Immobilienbranche daneben?<br />
Lützkendorf: Wie stark <strong>die</strong> Vorteile energieoptimierter<br />
Gebäude in der Breite <strong>des</strong> Marktes bereits bekannt sind,<br />
kann man nicht genau sagen. In Umfragen wird aber immer<br />
deutlicher, dass im<br />
Zusammenhang mit<br />
dem Thema Nachhaltigkeit<br />
bereits großer<br />
Wert auf Energieeffizienz<br />
gelegt wird.<br />
Neben niedrigeren<br />
Heizkosten sorgen<br />
<strong>die</strong>se Häuser ja beispielsweise<br />
auch <strong>für</strong><br />
mehr Behaglichkeit.<br />
Außerdem sind sie<br />
besser zu vermieten<br />
und vermarkten, sie<br />
sind wertstabiler und<br />
haben eher das Potenzial,<br />
künftig ihren<br />
Wert zu steigern.<br />
CTM: Der Großteil<br />
der Investmentgesellschaften<br />
scheint sich<br />
noch zu verschätzen.<br />
Für Privatanleger<br />
gibt es hier zu Lande<br />
noch keinen einzigen<br />
nachhaltigen offenen<br />
Immobilienfonds.<br />
Professor Thomas Lützkendorf ist Inhaber<br />
<strong>des</strong> Lehrstuhls <strong>für</strong> Ökonomie und Ökologie<br />
<strong>des</strong> Wohnungsbaus am Karlsruhe Institute<br />
of Technology (ehemals Uni Karlsruhe). Er<br />
lehrt und erforscht <strong>die</strong> Integration von Nachhaltigkeitsaspekten<br />
in <strong>die</strong> Methoden und<br />
Instrumente der Bau-, Wohnungs- und<br />
Immobilienwirtschaft.<br />
Lützkendorf: In der Tat ist <strong>die</strong> Anlageklasse Immobilien im<br />
stetig wachsenden Markt <strong>für</strong> umwelt- und sozialverträgliche<br />
Investments noch fast unberücksichtigt. Das Marktpotenzial<br />
<strong>für</strong> nachhaltige Immobilieninvestments ist aber<br />
beachtlich. Zumal es nicht mehr lange dauern dürfte, bis<br />
der Aspekt der Nachhaltigkeit bei der Wertermittlung von<br />
Gebäude berücksichtigt werden kann. Bereits seit zwei<br />
Jahren wird an entsprechenden Ansätzen gearbeitet.<br />
Spätestens dann werden beispielsweise Häuser ohne eine<br />
ausreichende energetische Qualität Abschläge hinnehmen<br />
müssen und <strong>für</strong> Baugesellschaften, Entwickler, Investoren<br />
und Anleger zu einem Risiko.<br />
Lützkendorf: Die Branche rechnet häufig mit Mehrkosten<br />
von rund 30 Prozent.<br />
CTM: Und wie wohnen Sie – in einem Energiesparhaus<br />
oder noch ganz klassisch?<br />
FOTO: FRANK MCKINNEY<br />
CTM: Und <strong>die</strong> Vorteile werden ignoriert?<br />
Lützkendorf: Ich wohne in einem unter meiner Mitwirkung<br />
energetisch modernisierten Mehrfamilienhaus,<br />
welches <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umsetzung eines anspruchsvollen Energiekonzeptes<br />
ausgezeichnet wurde.<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
25
INVESTMENTS<br />
Ab ins Grüne<br />
Immer mehr Immobilienfonds kaufen <strong>grün</strong>e Gebäude. Sie<br />
lassen sich besser vermieten und teurer wieder verkaufen,<br />
so das Kalkül von Fondsgesellschaften und Emissionshäusern<br />
Autoren: Claudia Lindenberg, Astrid Lipsky<br />
FOTO: SEYMOURPOWLL<br />
Erst Core, dann Wohnen, jetzt <strong>grün</strong>e Gebäude: Emissionshäuser<br />
haben einen neuen Trend entdeckt und bieten<br />
zunehmend geschlossene Immobilienfonds an, deren Objekte<br />
strengen Effizienz- und Nachhaltigkeitskriterien genügen.<br />
Andere streichen ihre Fonds im Nachhinein <strong>grün</strong>,<br />
indem sie sich entsprechende Zertifikate besorgen.<br />
Aktuell bietet etwa Hesse Newman den Green Building-<br />
Fonds an. „Die Immobilie ist nach dem Green Building-<br />
Standard der EU konzipiert, <strong>die</strong> Primärenergieverbrauch<br />
liegt rund 40 Prozent unter dem einer Standardimmobi-<br />
Die neue Trendfarbe auf dem<br />
Immobilienmarkt: Grün<br />
lie“, sagt Hesse-Newman-Vorstand Marc Drießen. Ebenfalls<br />
als <strong>grün</strong> bezeichnet Wölbern Invest den aktuellen Immobilienfonds<br />
Holland 68 sowie den ab April startenden<br />
Holland 69. „Die Fondsimmobilie <strong>des</strong> Holland 69 wird nach<br />
Fertigstellung zu den zehn nachhaltigsten in den Niederlanden<br />
gehören. Noch kein Gebäude der Größenordnung<br />
hat eine bessere Note bekommen“, erklärt Wölbern-Invest-Vertriebsleiter<br />
Roman Menzel.<br />
Anders der auf US-Immobilien spezialisierte Initiator Jamestown:<br />
Er verpasst bereits platzierten Fonds nach und nach<br />
einen <strong>grün</strong>en Anstrich: „Ein zum Portfolio <strong>des</strong> Jamestown<br />
Co-Invest 4 gehörende Bürogebäude hat bereits ein Leed-<br />
Zertifikat erhalten, <strong>für</strong> ein weiteres Fondsobjekt läuft das<br />
Zertifizierungsverfahren, das Ende 2010 abgeschlossen<br />
sein soll“, sagt Jamestown-Geschäftsführer Markus Der-<br />
26 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
Die britische Designfirma Seymourpowell<br />
hat ein Luftschiff <strong>für</strong> betuchte Reisende<br />
entworfen. Ein Penthouse und<br />
neun Apartments bieten den Gästen<br />
<strong>des</strong> „Aircruise“ jede Menge Platz.<br />
Schnell ist das mit Wasserstoff betriebene<br />
Luftschiff nicht: Eine Reise von<br />
London nach New York würde satte<br />
37 Stunden dauern .<br />
kum. Auch Hamburg Trust hat sich im Nachhinein eine<br />
Fondsimmobilie - <strong>die</strong> Ernst-August-Galerie in Hannover<br />
- zertifizieren lassen.<br />
Steigende Energiepreise, Klimawandel und damit einhergehende<br />
schärfere Klimaschutzauflagen der Regierungen<br />
werden automatisch dazu führen, dass der Wert<br />
nachhaltiger Immobilien künftig stärker steigt als der<br />
herkömmlicher Objekte. Steffen Möller, Chefanalyst der<br />
Rating-Agentur Scope: „Anleger werden zwar anfangs<br />
nicht unbedingt mehr Rendite als bei konventionellen<br />
Fonds erhalten, aber beim Verkauf der Immobilien dürften<br />
sich höhere Preise erzielen lassen.“ Zudem sei <strong>die</strong><br />
Anschlussvermietung wegen <strong>des</strong> langfristigen Trends zu<br />
mehr Nachhaltigkeit einfacher als bei Standardimmobilien.<br />
Zahlen untermauern Möllers positive Einschätzung:<br />
So ergab eine US-Stu<strong>die</strong> aus dem vergangenen Jahr, dass<br />
bei Green Buildings rund 3 bis 12 Prozent höhere Mieten<br />
verlangt werden können. Die Rechnung ist einfach:<br />
Bei <strong>grün</strong>en Immobilien sind <strong>die</strong> Nebenkosten wie etwa<br />
Heizkosten deutlich niedriger, was Spielraum <strong>für</strong> höhere<br />
Mieten schafft.<br />
3 bis 12 Prozent höhere Mieten<br />
sind bei Green Buildings drin<br />
Das haben auch <strong>die</strong> Anbieter offener Immobilienfonds erkannt:<br />
Ganz ohne Gebäude mit <strong>grün</strong>em Stempel kommen<br />
nur noch wenige Fonds aus, darunter der Hansaimmobilia.<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
27
INVESTMENTS<br />
„Wir freuen<br />
uns <strong>grün</strong>“<br />
ist derzeit auf einem Plakat in der Frankfurter Taunusanlage<br />
zu lesen. Die Deutsche Bank rüstet dort ihre<br />
Zentrale auf. Es entsteht eines der umweltfreundlichsten<br />
Hochhäuser der Welt. Deutschlands größte<br />
Bank zählt zu den Vorreitern der <strong>grün</strong>en Welle. Der<br />
Umbau sorgt <strong>für</strong> enorme Ersparnisse an Ressourcen<br />
und damit CO 2 .<br />
FOTO: DEUTSCHE BANK<br />
UND WER HAT‘S GEBAUT? DIE DEUTSCHE IMTECH<br />
Prozent<br />
40<br />
+37,56 %<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
– 10<br />
– 20<br />
– 30<br />
– 40<br />
– 50<br />
März 2007 März 2010<br />
Quelle: Bloomberg<br />
Imtech ist Deutschlands führender<br />
Anlagenbauer in der<br />
technischen Gebäudeausrüstung.<br />
Über 4.500 Mitarbeiter<br />
planen, bauen und betreiben<br />
Energie-, Klima-, Kommunikations-<br />
und Sicherheitstechnik<br />
<strong>für</strong> Arenen, Flughäfen,<br />
Industrieanlagen und Bürogebäude.<br />
28 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
FOTO: FOTOLIA<br />
FOTO: FOTOLIA<br />
FOTO: PHOTOCASE<br />
CO 2 -Emissionen<br />
Minus 89 %<br />
Es wird so viel CO 2 vermieden,<br />
wie 6.000 PKW mit einer<br />
Fahrleistung von 12.000 km<br />
im Jahr ausstoßen<br />
Strom<br />
Minus 55 %<br />
Gespart wird der Jahres -<br />
verbrauch von rund<br />
1.900 Einfamilienhäusern<br />
Wasser<br />
Minus 74 %<br />
22 olympische Schwimmbecken<br />
könnte man dem<br />
Wasser füllen, dass <strong>die</strong><br />
Deutsche Bank künftig<br />
weniger braucht.<br />
Deutlich <strong>grün</strong>er gibt sich dagegen etwa Union Investment.<br />
Die Gesellschaft verleiht seit 2008 den Immobilienpreis<br />
Green Property Award und hält aktuell zwölf Gebäude im<br />
Portfolio der drei offenen Uni Immo Fonds Deutschland,<br />
Europa und Global, <strong>die</strong> bereits ein Zertifikat haben oder<br />
sich in der Zertifizierungsphase befinden. Ebenfalls <strong>grün</strong><br />
hat Kanam eingekauft: So befinden sich zwei zertifizierte<br />
Gebäude im Kanam Grundinvest, im Schwesterfonds Kanam<br />
US Grundinvest sind es drei. Für insgesamt sieben<br />
weitere Objekte der Gesellschaft läuft das Zertifizierungsverfahren<br />
nach dem Leed-Standard. Am offensivsten gibt<br />
sich <strong>die</strong> Fondsgesellschaft Pramerica Real Estate: „Wir<br />
haben uns verpflichtet, <strong>die</strong> Hälfte <strong>des</strong> Bestandsportfolios<br />
<strong>des</strong> TMW Immobilien Weltfonds bis 2012 zertifizieren zu<br />
lassen, bis 2015 soll <strong>die</strong> Quote auf 75 Prozent steigen“, so<br />
Sebastian Lohmer, <strong>für</strong> das Portfoliomanagement verantwortlicher<br />
Geschäftsführer bei Pramerica.<br />
Über das Potenzial komplett <strong>grün</strong>er Fonds äußern sich <strong>die</strong><br />
Anbieter unterschiedlich: „Entscheidend ist <strong>für</strong> uns nicht<br />
der Anteil zertifizierter Immobilien am Gesamtportfolio,<br />
sondern <strong>die</strong> Nachhaltigkeit der Objekte. Die Auflegung<br />
eines solchen Immobilienfonds könnte Anlegern suggerieren,<br />
dass andere Produkte der Fondsfamilie nicht<br />
nachhaltig und damit schlecht sind“, sagt etwa SEB Asset<br />
Management-Vorstandsvorsitzende Barbara Knoflach. Andere<br />
Gesellschaften trauen solchen Fonds hingegen durchaus<br />
Potenzial zu, allerdings vorerst nur <strong>für</strong> Großanleger. So<br />
hat Credit Suisse im Sommer 2009 in der Schweiz den Real<br />
Estate Fund Green Property <strong>für</strong> Institutionelle aufgelegt.<br />
In Deutschland ging iii Investments im Juli vergangenen<br />
Jahres mit dem Green Building Fund an den Start.<br />
Für Privatanleger gibt es bislang keine offenen Fonds, <strong>die</strong><br />
nur Green Buildings kaufen. Wer ausschließlich <strong>grün</strong>e Gebäude<br />
will, dem bleiben vorerst nur geschlossene Fonds.<br />
GRÜNANLAGEN: AKTUELLE BETEILIGUNGEN<br />
Zertifikat<br />
geplante<br />
Laufzeit<br />
Emissionshaus Fonds Min<strong>des</strong>tbeteiligung<br />
Gesamtausschüttung<br />
Hannover Leasing Substanzwerte Deutschland 5 10.000 Euro DGNB (Silber, Zertifizierungsphase) 15 Jahre 198,8%<br />
HCI Wohnkonzept Hamburg 10.000 Euro KfW-Standard Effizienzhäuser 16 Jahre 216%<br />
Hesse Newman Green Building 10.000 Euro EU-Green Building-Standard 12 Jahre 178,0%<br />
KGAL Property Class England 2 10.000 Pfund Breeam (sehr gut) 12 Jahre 182,0%<br />
Real I.S. Bayernfonds Deutschland 21 10.000 Euro DGNB (Silber) 12 Jahre 172,0%<br />
Wölbern Invest Holland 68 15.000 Euro Greencalc+ (D) 11 Jahre 178,5%<br />
Wölbern Invest Holland 69 15.000 Euro Greencalc+ (B) 11 Jahre 175,5%<br />
Quelle: Emissionshäuser<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
29
INVESTMENTS<br />
Die Natur als chemische Fabrik: Stroh muss<br />
erst aufgeschlossen werden, bevor Enzyme<br />
es in Zuckereinheiten spalten können<br />
30 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
Der weiße Riese<br />
Sein Potenzial schlummert<br />
Noch wird <strong>die</strong> weiße Biotechnologie nur von wenigen Investoren wahrgenommen.<br />
Doch langsam aber sicher drängt sich <strong>die</strong> Branche ins Licht<br />
der Öffentlichkeit. Das Potenzial ist enorm. Die neue Trendfarbe: Weiß.<br />
Autor: Uwe Perlitz, Deutsche Bank Research<br />
FOTO: FRAUNHOFER INSTITUT<br />
Die zunehmende Verknappung fossiler Rohstoffe, <strong>die</strong> damit<br />
verbundene Explosion der Kosten und <strong>die</strong> politischen<br />
Vorgaben zur Senkung der CO 2 -Emissionen sind <strong>die</strong> Treiber<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> weiße Biotechnologie. Weiß steht dabei <strong>für</strong> das<br />
langfristige Ziel der Sparte, im Produktionsprozess keine<br />
Schadstoffe entstehen zu lassen. Mit ihr können erdölabhängige<br />
chemische Prozesse durch Mikroorganismen in so<br />
genannten Zellfabriken ersetzt werden.<br />
Ein enormes Potenzial, wenn man bedenkt, dass rund drei<br />
Viertel aller Chemikalien aus nur fünf erdölabhängigen<br />
Grundstoffen produziert werden. Die Kosteneinsparung<br />
ist <strong>des</strong>halb momentan der Hauptantrieb großer Unternehmen,<br />
in weiße Biotechnologie zu investieren. Bis 2015<br />
rechnen wir mit einer Umsatzzunahme von 10 Prozent pro<br />
Jahr auf etwa 110 Millionen Euro. Das Wachstum liegt<br />
damit deutlich über dem der gesamten Chemieindustrie (3<br />
Prozent pro Jahr). Durch den Einsatz der weißen Biotech in<br />
der Chemie und in anderen Sektoren, wie der Papier- und<br />
Textilindustrie, können sowohl <strong>die</strong> Herstellungskosten <strong>für</strong><br />
einzelne Produkte deutlich gesenkt als auch <strong>die</strong> Umwelt<br />
geschont werden.<br />
Welche Industrien profitieren von der weißen Biotechnologie?<br />
In fast jeder Branche bestehen in der Wertschöpfungskette<br />
Möglichkeiten <strong>für</strong> den Einsatz von weißer Biotech<br />
anstatt traditioneller chemischer Verfahren. In der<br />
Nahrungsmittelindustrie beispielsweise spielen Enzyme<br />
schon lange eine wichtige Rolle, beispielsweise bei der<br />
Käseproduktion oder in Brauereien. Die zunehmende<br />
Bedeutung von Enzymen im Wachstumsmarkt der Functional-Food-Produkte<br />
eröffnet hier große Potenziale: So<br />
sollen Nahrungsmittel Osteoporose vorbeugen, den Cholesterinspiegel<br />
senken oder <strong>die</strong> körperlichen Abwehrkräfte<br />
steigern. In Deutschland liegt der Marktanteil <strong>die</strong>ser<br />
Lebensmittel derzeit bei etwa 2 Prozent, könnte aber mittelfristig<br />
auf 5 Prozent steigen. Zudem werden Enzyme bei<br />
der Produktion von Konservierungs-, Farb- und Aromastoffen<br />
immer wichtiger. Der am schnellsten wachsende<br />
Markt <strong>für</strong> Enzyme ist <strong>die</strong> Zellstoff- und Papierindustrie mit<br />
ihrer wachsenden Nachfrage nach umweltfreundlichen<br />
Produkten. Die Zellstoffgewinnung aus Holz ist sehr energieintensiv;<br />
neue Produktionsverfahren können <strong>die</strong> Energiekosten<br />
um bis zu einem Drittel senken. Dies führt zu<br />
einem Nachfrageanstieg nach entsprechenden Enzymen<br />
um schätzungsweise 25 Prozent pro Jahr.<br />
Die Umstellung industrieller Prozesse auf biotechnologische<br />
Verfahren und <strong>die</strong> Entwicklung neuer Produkte<br />
stehen erst am Anfang. Sie dürfte in den kommenden<br />
Jahren jedoch deutlich an Dynamik gewinnen. Die weitere<br />
Entwicklung wird allerdings maßgeblich davon abhängen,<br />
wie schnell sich Forschungsergebnisse in Produkte oder<br />
Produktionsverfahren umsetzen oder integrieren lassen.<br />
Das größte Potenzial <strong>für</strong> eine biotechnologische Fertigung<br />
liegt in der Feinchemie. In <strong>die</strong>sem Segment soll mittelfristig<br />
etwa <strong>die</strong> Hälfte <strong>des</strong> Umsatzes auf biotechnologische Prozesse<br />
entfallen. Vor allem in der Lebensmittel-, Kosmetikund<br />
Textilindustrie bieten sich zahlreiche Möglichkeiten.<br />
Eine klare Anlageempfehlung kann man allerdings nicht<br />
machen. Die meisten Firmen halten sich bedeckt, wenn es<br />
darum geht, wie viel weiße Biotechnologie sie nutzen.<br />
UWE PERLITZ<br />
Nach 35 Jahren bei der Deutschen Bank hat<br />
sich Volkswirt Uwe Perlitz (65) am 12. März<br />
2010 mit <strong>die</strong>sem Text aus seinem aktiven Arbeitsleben<br />
verabschiedet. Seit 1975 hat er im<br />
Research <strong>des</strong> deutschen Branchenprimus gearbeitet.<br />
Seine Branchenschwerpunkte: Stahl<br />
und Chemie.<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
31
INVESTMENTS<br />
Stammkapital<br />
Bäume stabilisieren nicht nur das Portfolio.<br />
Rohstoff und Rendite wachsen auch ganz von allein.<br />
Autoren: Christopher Nachtweh, Astrid Lipsky<br />
Rund 40.000 Lesern erklärt <strong>die</strong> Fachzeitschrift „Deutscher<br />
Waldbesitzer“ viermal pro Jahr, wie sie das meiste aus<br />
ihren Wäldern herausholen. Klar wird bei der Lektüre<br />
schnell: Die richtige Bewirtschaftung eines Nutzwal<strong>des</strong><br />
erfordert Maschinen, <strong>die</strong> Vermarktung <strong>des</strong> Holzes unternehmerisches<br />
Geschick, und zu klein sollte der bald nicht<br />
sein. Denn sonst wird aus dem Forst allzu schnell ein kostspieliges<br />
Hobby. Als Geldanlage ist der eigene Wald daher<br />
allenfalls in Ausnahmefällen geeignet. Dabei ist der Bauund<br />
Brennstoff Holz durchaus ein Investment wert. Die<br />
Vorzeige-Anleger der Universitätsstiftungen von Harvard<br />
und Yale bauen schon seit langem auf <strong>die</strong> stabilisierenden<br />
Eigenschaften von Bäumen aufs Portfolio. Sie besitzen<br />
Nutz- und Edelholzwälder rund um den Globus.<br />
Holz zählt zu den vielfältigsten Rohstoffen der Welt. Man<br />
kann mit ihm Häuser bauen, heizen und hochwertige Möbel<br />
herstellen. Zudem ist Holz als Energieträger begehrt: Das<br />
liegt zum einen an den steigenden Preisen <strong>für</strong> Öl und Gas,<br />
zum anderen an einer tadellosen Öko-Bilanz: Bei der Verbrennung<br />
setzen Bäume weniger schädliches Kohlendioxid<br />
frei, als sie im Laufe ihres Lebens aufgenommen haben.<br />
Das sollte Nachfrage und Preise steigen lassen, weil sich<br />
32 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
das Angebot nicht beliebig steigern lässt. Doch <strong>die</strong> Holzpreise<br />
müssen nicht einmal zulegen, damit sich ein Waldinvestment<br />
rechnet: Weil Bäume anders als andere Rohstoffe<br />
ganz von allein wachsen, steigt ihr Wert über <strong>die</strong><br />
Zeit automatisch an. „Das biologische Wachstum unterscheidet<br />
ein Waldinvestment grundlegend von anderen<br />
Sachwertanlagen“, sagt Dieter Rentsch, Geschäftsführer<br />
von Aquila Capital in Hamburg.<br />
Renditen wachsen natürlich<br />
Dabei trage das Wachstum der Bäume auf zwei Wegen<br />
zur Wertentwicklung bei: Zum einen nehme das Volumen<br />
<strong>des</strong> Baumes über viele Jahre hinweg exponentiell zu, zum<br />
anderen wachse während <strong>die</strong>ses Zeitraums der Wert <strong>des</strong><br />
Holzes. Grund: Längere und dickere Baumstämme sind<br />
vielfältiger nutzbar. Selbst wenn der Holzmarkt einmal<br />
nicht so gut läuft, ist das <strong>für</strong> ein Waldinvestment nicht<br />
zwangsläufig ein Problem. „Sie können <strong>die</strong> Bäume einfach<br />
stehen lassen“, sagt Jan Goetz, der bei der Fondsgesellschaft<br />
DWS <strong>für</strong> den inzwischen vollplazierten Waldfonds<br />
Global Timber verantwortlich ist: „Das ist dann so etwas<br />
wie eine wertsteigernde Lagerhaltung.“ Denn das Wachstum<br />
der Bäume kompensiert <strong>die</strong> Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewirtschaftung.<br />
Für <strong>die</strong> Strategen der Düsseldorfer Immobiliengruppe<br />
Corpus Sireo sind Wälder daher sogar <strong>die</strong> bessere<br />
Immobilie: „Wald bringt alles mit, was Immobilienanleger<br />
glücklich macht“, schreiben sie in einem Positionspapier.<br />
„Langfristige Erträge, überdurchschnittliches Wertsteigerungspotenzial<br />
und nahezu keine Korrelation mit anderen<br />
Anlageklassen. Und obendrein dauerhafte Leerstandsquoten<br />
von null Prozent, keine Aufwendungen <strong>für</strong> Reparaturen<br />
und Sanierungen und langfristige Nutzer.“<br />
Historische Erträge: Der Wald ruft<br />
Risiko und Ertrag: Die Grafik zeigt <strong>die</strong> durchschnittliche Rendite einzelner Anlageklassen<br />
<strong>für</strong> den Zeitraum von 1960 bis 2002. Nutzholz lieferte bei einem Risiko (Volatilität)<br />
von unter 15 Prozent einen Ertrag von durchschnittlich 12,6 Prozent. Den höchsten Ertrag<br />
lieferten Nebenwerte; jedoch auch mit den höchsten Schwankungen.<br />
Ertrag pro Jahr<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
Immobilien<br />
Kurzfristige<br />
Staatspapiere<br />
Langfristige<br />
Anleihen<br />
Nutzholz<br />
4%<br />
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30%<br />
Risiko<br />
S&P 500<br />
Wer nicht, wie einige alteingesessene Adelsfamilien, über<br />
einen Nutzwald in Deutschland verfügt, kann dennoch auf<br />
<strong>die</strong> Anlageklasse setzen. Vor allem Zertifikateanbieter haben<br />
das Thema <strong>für</strong> sich entdeckt. Mit ihren Produkten profitieren<br />
Anleger allerdings nur indirekt von den Vorzügen<br />
eines Holzinvestments. Denn <strong>die</strong> Zertifikate beziehen sich<br />
auf Aktien von Unternehmen, <strong>die</strong> in der Forstwirtschaft<br />
und der Verarbeitung von Holz aktiv sind. Ausnahmen<br />
bestätigen <strong>die</strong> Regel: Anders als <strong>die</strong> Mehrzahl<br />
der Zertifikate bildet beispielsweise<br />
Small Caps<br />
Internationale<br />
Aktien<br />
FOTO: QUERDENKER<br />
Quelle: Hancock Timber Resource Group<br />
Quelle: Hancock Timber Resource Group<br />
Jan van der Snee<br />
(links) und Querdenker-Chef<br />
Leo<br />
Pröstler in Costa<br />
Rica. Van der Snee<br />
hat vor 20 Jahren<br />
<strong>die</strong> ersten Teak-<br />
Plantagen in Costa<br />
Rica angelegt<br />
das Focus Global Forests Zertifikat (WKN:<br />
A0P LOR) von Alceda <strong>die</strong> Performance <strong>des</strong><br />
gleichnamigen deutschen Spezial-Immobilienfonds<br />
ab, der weltweit in Waldflächen<br />
investiert. Für Privatanleger sind <strong>die</strong>se<br />
Wald-Immobilienfonds nicht im Angebot.<br />
Auch der im September 2008 gestartete<br />
Wald-Aktienfonds Pictet Timber (WKN:<br />
A0Q Z7T) spaziert nicht unter Bäumen,<br />
sondern an der Börse. Wie abhängig <strong>die</strong>se<br />
Produkte von der allgemeinen Stimmung<br />
am Aktienmarkt sind, hat sich gerade in<br />
der jüngsten Krise gezeigt. Sinnvoller erscheint<br />
da <strong>für</strong> Investoren, direkt auf den<br />
Rohstoff zu setzen. Da Holz aber an keiner<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
33
INVESTMENTS<br />
Toi-toi-toi<br />
Menschen klopfen auf Holz, wenn sie sich<br />
Glück wünschen. Die Holzklopftaktik geht<br />
auf eine alte Technik im Bergbau zurück.<br />
Die sogenannten Mineure (Minen arbeiter)<br />
klopften gegen <strong>die</strong> Holzstützen, bevor<br />
sie einen Stollen betraten. Gab es einen<br />
hellen Ton, sprach das <strong>für</strong> trockenes und<br />
FOTO: FOTOLIA<br />
somit stabiles Holz. Ein dumpfer Sound hieß,<br />
das Holz war feucht und mitunter morsch. In <strong>die</strong>sen<br />
Fällen war min<strong>des</strong>tens ein Sturzhelm eine <strong>gute</strong> Idee.<br />
FOTO: WIKIPEDEA<br />
FOTO: FOTOLIA<br />
Dickes Ding<br />
Der dickste Baum der Welt steht in der<br />
mexikanischen Kleinstadt Santa Maria<br />
del Tule und ist eine Mexi kanische<br />
Sumpfzypresse mit einem Durchmesser<br />
von rund 14 Metern. Der Johannes<br />
Heesters unter den Bäumen ist<br />
geschätzte 1.200 bis 1.300 Jahre alt.<br />
Autsch<br />
159 Wäscheklammern aus Holz schnippte<br />
sich Garry Turner am 27. November 2004<br />
ins Gesicht. Das bescherte ihm neben<br />
dem Schmerz auch einen Eintrag ins<br />
Guinness-Buch der Rekorde. Der Brite hat<br />
das Ehlers-Danlos-Syndrom, eine<br />
Erkrankung <strong>des</strong> Bindegewebes, <strong>die</strong> seine<br />
Haut zu einer ziemlich elastischen<br />
Angelegenheit macht.<br />
JAHRES-RENDITEN DES NCREIF TIMBERLAND INDEX<br />
Renditen aus Waldinvestments sind schwer messbar. Der NCREIF<br />
Timberland Index gilt als einer der besten Indikatoren <strong>für</strong> den<br />
US-Markt. Im schwachen Börsenjahr 2008 gab es im Wald einiges zu<br />
holen. Im Aufschwung 2009 hingegen wurde Performance abgeholzt.<br />
in Prozent<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
–10<br />
1989 2009<br />
Quelle: NCREIF<br />
Börse gehandelt wird, scheidet auch der <strong>für</strong> Rohstoffe<br />
klassische Weg über <strong>die</strong> Futures-Märkte aus. Was bleibt,<br />
ist eine Direktbeteiligung. Neben Angeboten <strong>für</strong> Kleinsparer<br />
und Naturfreunde wie einem „Waldsparbuch“<br />
oder einem „Baumsparvertrag“ der Bonner Forest Finance<br />
oder von Rainforest Invest gibt es weitere direkte Beteiligungsmöglichkeiten.<br />
Per Vertrag können sich Anleger<br />
eine bestimmte Menge Holz sichern, <strong>die</strong> zu einem schon<br />
heute festgelegten Zeitpunkt <strong>für</strong> sie verkauft wird. Oder<br />
sie beteiligen sich über geschlossene Fonds an Plantagen<br />
und Forsten. Für den ersten Weg spricht ein geringeres<br />
unternehmerisches Risiko.<br />
Dennoch: Auch wenn Rohstoff und Rendite ganz von allein<br />
wachsen, sind Forstinvestments nicht risikofrei. Das<br />
zeigen schon <strong>die</strong> meist vagen Renditeprognosen der Anbieter,<br />
<strong>die</strong> oft nicht nur <strong>die</strong> laufenden Einnahmen, sondern<br />
auch mögliche Verkaufspreise der Flächen enthalten.<br />
Das Stammkapital sollte <strong>des</strong>halb nur einen kleinen Teil <strong>des</strong><br />
Gesamtportfolios, maximal 20 Prozent, ausmachen.<br />
EIN STÜCK VOM BAUMKUCHEN: VIER BETEILIGUNGEN UND EIN KAUFVERTRAG<br />
Anbieter Produktname Schwerpunkt Laufzeit bis Gesamtausschüttungen<br />
Min<strong>des</strong>tanlage<br />
Geschlossene Fonds<br />
Aquila Capital Waldinvest III Brasilien: Mischwald, Eukalyptus, Kiefer 2024 315 Prozent 10.000 Euro<br />
Querdenker GmbH Bauminvest 2 Costa Rica: Teakholz, einheimische Edelhölzer 2033 326 Prozent 5.000 Euro<br />
Nordcapital Waldfonds 2 Rumänien: Mischwald 2021 250 Prozent 15.000 Euro<br />
Miller Forest Investment Aufforstung Paraguay: Mischwälder unbefristet 10,5 Prozent/Jahr 1.500 Euro<br />
Kaufvertrag<br />
Lignum AG Lignum Nobilis Bulgarien: Robinie, Teak 2029 650 Prozent ab 3.400 Euro<br />
Quelle: Angaben der Anbieter<br />
34 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
Nordcapital Waldfonds 2<br />
Rendite, aber natürlich!<br />
Investition in naturnahe Mischwälder mit überdurchschnittlichem Wertsteigerungspotential<br />
im EU-Mitgliedsstaat Rumänien<br />
• Aktuelle Waldpreise in Rumänien bis zu 75 % unter westeuropäischem Preisniveau<br />
• Ökologische Investition mit durchschnittlicher Kapitalmehrung von 7,5 % p.a. angestrebt<br />
• Hoher Inflationsschutz sowie Unabhängigkeit von Börse und Kapitalmarkt<br />
Telefon: 040/3008 -2100<br />
Telefax: 040/3008 -2121<br />
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INVESTMENTS<br />
„Das ist ein<br />
Meilenstein<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Ökostromwende“<br />
In der Nordsee wird ein riesiges Ökostromnetz<br />
verlegt. Kommt jetzt <strong>die</strong> Energiewende? Was<br />
bedeutet das <strong>für</strong> <strong>die</strong> Strombranche und wie<br />
können Investoren davon profitieren? Das<br />
Cleantech Magazin sprach mit Josef Auer, Energie-Analyst<br />
von Deutsche Bank Research.<br />
Cleantech Magazin: Die Anfang Dezember 2009 ge<strong>grün</strong>dete<br />
„North Seas Countries Offshore Grid Initiative“<br />
will in den kommenden zehn Jahren tausende<br />
Kilometer Hightech-Stromkabel auf dem<br />
Grund der Nordsee verlegen. Was ist daran so toll?<br />
Josef Auer: Das könnte ein Meilenstein <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ökostromwende<br />
werden. Man fängt gleich zwei Fliegen mit einer<br />
Klappe: Die Speicherung <strong>des</strong> unberechenbaren <strong>grün</strong>en<br />
Stroms wird einfacher, weil mit dem neuen Netz auch der<br />
Zugang zu den Speicherkraftwerken in Skandinavien, Österreich<br />
und der Schweiz geschaffen wird. Außerdem bekommen<br />
<strong>die</strong> Hersteller erneuerbarer Energie mehr Planungssi-<br />
cherheit, dass ihr Strom auch wirklich ans Netz geht. Das<br />
gilt besonders <strong>für</strong> <strong>die</strong> Betreiber von Offshore-Windanlagen.<br />
CTM: Aber dazu sind <strong>die</strong> Netzbetreiber doch eigentlich<br />
gesetzlich verpflichtet, oder?<br />
Auer: Ja, <strong>die</strong> Netzbetreiber sind per Gesetz dazu verpflichtet<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Steckdose auf See zu sorgen. Dennoch gab es<br />
in der Vergangenheit Probleme bei der Umsetzung. Für<br />
eine Anschlussgarantie fordern <strong>die</strong> Betreiber oft, dass <strong>die</strong><br />
Finanzierung <strong>des</strong> Windparks steht. Der Windpark wiederum<br />
bekommt von der Bank aber nur dann eine Finanzierung,<br />
wenn der Anschluss ans Stromnetz garantiert ist.<br />
36 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
CTM: Ein klassisches Henne-Ei-Problem, das jetzt so gut<br />
wie gelöst ist. Was bedeutet das <strong>für</strong> <strong>die</strong> Strombranche?<br />
Auer: Die Konkurrenz der einzelnen Stromarten untereinander<br />
wird größer. Es gibt aber kein Entweder-Oder,<br />
sondern vielmehr ein Sowohl-Als-Auch.<br />
CTM: Aber je mehr Strom, beispielweise bei ordentlich<br />
Wind, eingespeist wird, <strong>des</strong>to billiger wird er. Da sich<br />
der Preis nach Angebot und Nachfrage richtet, wird damit<br />
auch der Kohle- und Atomstrom billiger. Werden <strong>die</strong><br />
großen Energiekonzerne das mitmachen oder gibt es bald<br />
starken Gegenwind aus der Lobby, damit <strong>die</strong> Gewinne der<br />
Kohle- und Atommeiler nicht allzu schnell wegwehen?<br />
Auer: Es gibt sicherlich gegensätzliche Interessen. Deshalb<br />
ist es gut, dass <strong>die</strong> Politik das Projekt koordiniert. Aber<br />
auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> klassischen Stromriesen gilt: Nur Unternehmen,<br />
<strong>die</strong> ihre Investitionsströme in <strong>die</strong> richtige Richtung<br />
leiten, werden langfristig überleben. Der Strommix der<br />
<strong>Zukunft</strong> wird <strong>grün</strong>er sein als heute und damit wird auch<br />
der Stromproduzent der <strong>Zukunft</strong> <strong>grün</strong>er sein als heute.<br />
Die Energiewende kann nicht mehr verhindert werden.<br />
Auch durch <strong>die</strong> Presse gewinnt das Ganze immer mehr<br />
Eigendynamik. Der Druck durch <strong>die</strong> Öffentlichkeit steigt.<br />
CTM: Das hatte man sich beim Klimagipfel in Kopenhagen<br />
auch schon so gedacht. Das Ergebnis ist allerdings nahe Null.<br />
Auer: Das ist in <strong>die</strong>sem Fall aber anders, weil hier<br />
nicht nur Politiker eingebunden sind, sondern auch<br />
<strong>die</strong> großen Stromproduzenten mit an den Tisch geholt<br />
werden. Ein Vorteil ist auch, dass es sich um ein<br />
ZUR PERSON<br />
Alter: 49<br />
Familienstand: Ledig<br />
Hobbys: Radfahren, Laufen, Schwimmen<br />
Lieblingsessen: Ich esse alles. Eine gewisse Schwäche<br />
habe ich <strong>für</strong> ungesüßtes Pflaumenmus und saure Gurken<br />
Sonne oder Wind? Sonne und Wind!<br />
europäisches Projekt handelt. Damit sind <strong>die</strong> globalen<br />
Bremser wie China und <strong>die</strong> USA außen vor.<br />
CTM: Würden sich unsere Kinder jetzt um einen Arbeitsplatz<br />
bewerben, wen sollten sie anschreiben – einen klassischen<br />
oder einen erneuerbaren Stromproduzenten?<br />
Auer: Am besten an beide Adressen. Mittel- bis langfristig<br />
fallen nämlich <strong>die</strong> historisch gewachsenen Grenzen zwischen<br />
beiden Segmenten. Dank der normativen Kraft <strong>des</strong> faktischen<br />
Fortschritts werden <strong>die</strong> Renewables zunehmend in unsere<br />
traditionellen Energieversorgungsstrukturen integriert.<br />
CTM: Wie können Investoren von <strong>die</strong>ser Energiewende<br />
profitieren?<br />
Auer: Für konkrete Anlageempfehlungen ist es noch zu<br />
früh. Profitieren dürften aber auf jeden Fall Investments<br />
mit Schwerpunkt erneuerbare Energien. Freilich werden<br />
auch aufgeschlossene, lernwillige und mutige alte Stromelefanten<br />
zu den Gewinnern zählen.<br />
INVESTMENTS MIT POWER<br />
Die Tabelle zeigt alle Erneuerbare-Energien-Fonds mit einem verwalteten Volumen von über 10 Millionen Euro.<br />
Fondsname WKN Auflagedatum<br />
Performance in Prozent<br />
1 Jahr 3 Jahre<br />
Volumen<br />
in Euro<br />
AXA WF Framlington Junior Energy A0LG4D 28.08.2006 87,09 -16,16 103.562.781<br />
Carlson DnB NOR Renewable Energy A0MWAL 16.08.2007 76,47 - 40.104.625<br />
CS Future Energy Aberdeen A0JLVR 27.02.2006 43,42 -15,59 126.688.079<br />
Sarasin New Power Fund A0MM6Z 30.04.2007 31,14 - 224.382.194<br />
Vontobel Global Trend New Power 794740 12.12.2001 30,26 -23,49 365.977.249<br />
Sarasin New Energy Fund 581365 01.12.2000 29,48 -38,10 156.151.781<br />
LYXOR ETF New Energy LYX0CB 10.10.2007 25,39 - 92.225.556<br />
KBC Eco Fund Alternative Energy A0B6LF 31.10.2000 24,06 -34,92 229.311.966<br />
BGF New Energy 630940 06.04.2001 20,06 -28,93 2.514.003.550<br />
Quelle: Eurofonds || Stichtag: 04. März 2010 || Sortierkriterium: Ein-Jahres-Performance<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
37
INVESTMENTS<br />
Auf der Sonnenseite<br />
Sinkende Einspeisevergütungen, Überkapazitäten und Billig-Konkurrenz aus Asien – <strong>die</strong> Sol<br />
branche ist ein heißes Pflaster. Die einstigen Sunnyboys der Aktienmärkte werden zu Sundow<br />
Viele Analysten setzen inzwischen den ganzen Markt auf verkaufen. Das jedoch ist übertrieb<br />
Es gibt durchaus noch Kaufkandidaten. Das Cleantech Magazin fragte Fondsmanager und Ana<br />
Das Ergebnis: Drei Mal Sonnenschein, einmal Regen.<br />
STR HOLDINGS<br />
Die US-Firma Specialized Technology Resources (STR)<br />
Holdings produziert EVA-Folien, <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Bau<br />
von Solarmodulen gebraucht werden. Ein weiterer<br />
Geschäftsbereich ist <strong>die</strong> Qualitätssicherung. STR<br />
Holdings ist weltweit der größte von vier Folien-Anbietern<br />
und hat eine extrem <strong>gute</strong> Marktstellung. Die<br />
Firma hat zudem ein festes Standbein in Asien und<br />
kann damit vom Wachstum in <strong>die</strong>ser Region profitieren.<br />
Seit November 2009 ist STR an der Börse.<br />
WKN: A0X 86Q<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis: 18,11<br />
Kurs-Buch-Verhältnis: 2,62<br />
Analysten-Empfehlungen<br />
Kaufen: 83,3 Prozent<br />
Halten: 16,7 Prozent<br />
Verkaufen: 0,0 Prozent<br />
Kursziel (aktueller Kurs): 19,4 US-Dollar (17,6)<br />
in Prozent<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Nov. 2009<br />
Quelle: Bloomberg<br />
MEMC<br />
Die amerikanische MEMC baut Silizium-Wafer, eine<br />
Vorstufe von Solarmodulen. In <strong>die</strong>sem Bereich sind<br />
<strong>die</strong> Überkapazitäten deutlich geringer als auf den<br />
nachgelagerten Wertschöpfungsstufen der Zell- und<br />
Modulproduktion. Zudem hat MEMC über seine<br />
Tochter Sun Edison, <strong>die</strong> Solarprojekte entwickelt<br />
und Module verkauft, auch das Endkundengeschäft<br />
abgedeckt. Die Firma ist damit auf allen attraktiven<br />
Stufen der Wertschöpfungskette präsent.<br />
WKN: 896 182<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis: 16,48<br />
Kurs-Buch-Verhältnis: 1,43<br />
Analysten-Empfehlungen<br />
Kaufen: 38,5 Prozent<br />
Halten: 50,0 Prozent<br />
Verkaufen: 11,5 Prozent<br />
Kursziel (aktueller Kurs): 16,4 US-Dollar (13,6)<br />
in Prozent<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
– 20<br />
– 40<br />
– 60<br />
– 80<br />
März. 2007<br />
Quelle: Bloomberg<br />
SUNPOWER<br />
Die amerikanische SunPower ist ein integrierter<br />
Fotovoltaik-Konzern: Vom Schneiden der Wafer bis<br />
zum Vertrieb an den Installateur wird <strong>die</strong> gesamte<br />
Wertschöpfungskette abgedeckt. Die margenschwachen<br />
Bereiche Zell- und Modulfertigung sind in <strong>die</strong><br />
Niedriglohnländer Asiens ausgelagert. Dadurch ist<br />
SunPower auf der Kostenseite deutlich flexibler als<br />
viele Konkurrenten. Die Firma konzentriert sich auf<br />
das Endkundengeschäft – ein Vorteil, denn künftig<br />
werden <strong>gute</strong> Kundenbeziehungen entscheidend sein.<br />
Einige Analysten bemängeln allerdings <strong>die</strong> Intransparenz<br />
und schlechte Informationspolitik von SunPower.<br />
WKN: A0H HD1<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis: 11,74<br />
Kurs-Buch-Verhältnis: 1,45<br />
Analysten-Empfehlungen<br />
Kaufen: 38,5 Prozent<br />
Halten: 46,1 Prozent<br />
Verkaufen: 15,4 Prozent<br />
Kursziel (aktueller Kurs): 27,3 US-Dollar (21,0)<br />
in Prozent<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
– 50<br />
– 100<br />
März 2009<br />
Quelle: Bloomberg<br />
38 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
arnern.<br />
n.<br />
lysten.<br />
95,61<br />
SUNDOWNER: SOLARWORLD<br />
Anfang <strong>die</strong>ses Jahres noch zum besten Performer der Dekade gekürt,<br />
wird Solarworld inzwischen immer öfter auf verkaufen gesetzt. Der<br />
Grund: Die kostenintensive Produktion sorgt <strong>für</strong> einen wachsenden<br />
Wettbewerbsnachteil. Der deutsche Konzern deckt <strong>die</strong> gesamte Wertschöpfungskette<br />
ab: vom Silizium über den Wafer bis hin zur Solarzelle<br />
und dem Modul. Viele Experten trauen Solarworld jedoch nicht zu <strong>die</strong><br />
<strong>gute</strong> Marke auch außerhalb Deutschlands bekannt zu machen.<br />
März 2010<br />
WKN: 510 840<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis: 17,51<br />
Kurs-Buch-Verhältnis: 1,28<br />
Analysten-Empfehlungen<br />
Kaufen: 26,3 Prozent<br />
Halten: 34,2 Prozent<br />
Verkaufen: 39,5 Prozent<br />
Kursziel (aktueller Kurs): 11,9 Euro (10,8)<br />
in Prozent<br />
80<br />
60<br />
40<br />
März 2010<br />
–74,93<br />
20<br />
0<br />
– 20<br />
– 40<br />
– 60<br />
– 80<br />
März. 2007 März 2010<br />
Quelle: Bloomberg<br />
– 63,00<br />
– 50,95<br />
März 2010<br />
FOTO: STRANDPERLE<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
39
INVESTMENTS<br />
ZUR PERSON<br />
Alter: 50 Jahre<br />
Familienstand: verheiratet,<br />
2 Kinder<br />
Hobbys: Segeln und Natur<br />
Lieblingsessen: Gute pfälzische<br />
Küche<br />
Sonne oder Wind? Sonne!<br />
Gibt es noch<br />
attraktive Solarfonds?<br />
Das Cleantech Magazin fragte Peter Käsberger, Geschäftsführer<br />
<strong>des</strong> Emissionshauses Trend Capital Neue Energien.<br />
40 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
Cleantech Magazin: Worauf sollten Investoren bei Solarfonds<br />
achten, <strong>die</strong> jetzt auf den Markt kommen?<br />
Peter Käsberger: Investoren, <strong>die</strong> in Solarfonds investieren,<br />
möchten in erster Linie Ruhe in ihrem nachhaltigen<br />
Investment. Sie möchten keine bösen Überraschungen<br />
erleben. Es gilt daher besonders darauf zu achten, dass<br />
<strong>die</strong> Rahmenbedingungen und <strong>die</strong> prognostizierte Rendite<br />
nachvollziehbar sind und letztere auch wirklich erreicht<br />
werden kann.<br />
CTM: Wo ist das noch der Fall? Welche Länder bieten aktuell<br />
<strong>die</strong> besten Voraussetzungen <strong>für</strong> Solarfonds?<br />
Käsberger: Italien bietet aktuell noch <strong>gute</strong> Voraussetzungen.<br />
Aber auch hier wird es sicher ab 2011 zu Anpassungen<br />
bei der Solarstromvergütung geben. Durch <strong>die</strong><br />
wesent lich höheren Stromerträge wird <strong>die</strong>s aber nicht so<br />
durchschlagen wie <strong>die</strong> neue Gesetzesinitiative in Deutschland.<br />
CTM: Wie wirkt sich <strong>die</strong> sinkende Einspeisevergütung <strong>für</strong><br />
erneuerbare Energien auf Solarfonds aus?<br />
Käsberger: In Deutschland wird sie sich dramatisch auswirken.<br />
Solarfonds sind am wirtschaftlichsten, wenn sie<br />
größere Solarkraftwerke zum Inhalt haben. Diese benötigen<br />
einen zeitlichen Planungsvorlauf. Durch <strong>die</strong> mitten in<br />
<strong>die</strong>sem Jahr drastisch sinkende Einspeisevergütung ist <strong>die</strong><br />
notwendige Sicherheit bei der Planung gestört. Banken<br />
werden keine größeren Projekte finanzieren, bei denen<br />
keine Sicherheit zum Thema Stromerlöse gegeben ist.<br />
Bisher wurden Gesetzesanpassungen beim Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetz immer zum 1.1. <strong>des</strong> folgenden Jahres<br />
erlassen. Die neue Regierung bricht mit <strong>die</strong>ser sinnvollen<br />
Tradition.<br />
CTM: Immerhin soll <strong>die</strong> Förderung jetzt doch erst zum 01.<br />
Juli <strong>die</strong>ses Jahres gekappt werden. Aber ist es überhaupt<br />
machbar, jetzt noch schnell bis zur nächsten Senkung einen<br />
Solarfonds zu organisieren?<br />
Käsberger: Aus unserer Sicht ist <strong>die</strong>s nicht möglich. Das<br />
wäre sonst ein Fonds, der von Beginn an mit seinen Annahmen<br />
spekulieren würde, und das widerspricht der<br />
Ausrichtung der Asset-Klasse Solarfonds. Größere Solarkraftwerke<br />
benötigen mehrere Monate Bauzeit. Die Lieferzeiten<br />
<strong>für</strong> große Wechselrichter liegen aktuell schon bei<br />
Juli 2010. Die Inbetriebnahmen sind nicht zu schaffen.<br />
CTM: Kann man da nicht ein bisschen tricksen?<br />
Käsberger: Einige Firmen werden sicher versuchen mit allen<br />
Tricks ihre Solarkraftwerke als in Betrieb gegangen zu<br />
melden. Ich denke, Firmen, <strong>die</strong> aktuell noch in Deutschland<br />
geplant hatten, werden sofort auf das südliche Ausland<br />
umschwenken, um dort unter besseren Bedingungen<br />
zu entwickeln.<br />
PRALLE SONNE: SOLARFONDS IN DER ZEICHNUNG<br />
Emissionshaus Produkt Min<strong>des</strong>tbeteiligung<br />
Region Blindpool Laufzeit<br />
bis<br />
Geplante Gesamtausschüttungen<br />
in %<br />
Chorus GmbH Clean Tech Solar 3 10.000 Euro Italien ja 2030 265<br />
Voigt & Collegen SolEs 22 10.000 Euro Spanien, Italien,<br />
ja 2020 198<br />
Griechenland, Frankreich<br />
Trend Capital Sonne Italiens 5.000 Euro Italien nein 2029 305<br />
Klima Rendite Klima Rendite Fonds 1 15.000 Euro Europa ja 2019 261<br />
Neitzel & Cie. Solarenergie Nord 10.000 Euro Norddeutschland nein 2029 191<br />
HCI HCI Energy 2 Solar 5.000 Euro Deutschland nein 2030 221<br />
Steiner & Company Sun Performer 10.000 Euro Deutschland ja 2029 250<br />
Wattner Kapital AG Sun Asset 2 10.000 Euro Deutschland ja 2018 179<br />
Maxxim Invest Suninvest 10.000 Euro Tschechien nein 2025 223<br />
KGAL Infra Class Energie 5 10.000 Euro Spanien, Italien, Griechenland ja 2025 190<br />
Primus Valor Solar Invest Deutschland 1 10.000 Euro Deutschland ja 2029 223<br />
TNP TNP Neue Energien 1 10.000 Euro Deutschland ja 2030 300<br />
Valorsol Solarfonds 1 5.000 Euro Spanien nein 2029 231<br />
Solarparc AG Deutschland 1 10.000 Euro Deutschland nein 2029 218<br />
Deutsche Solargesellschaft DSG Solarfonds 04 10.000 Euro Italien nein 2029 221<br />
Quelle: Emissionshäuser<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
41
INVESTMENTS<br />
Solarfonds oder Dachanlage?<br />
Was <strong>für</strong> Investoren derzeit am attraktivsten ist. Autor: Peter Heidecker, Chorus<br />
Peter Heidecker (51) ist seit 1998 geschäftsführender Gesellschafter <strong>des</strong><br />
Emissionshauses Chorus.<br />
Die Energiegewinnung durch Solarzellen besitzt im Bereich<br />
der erneuerbaren Energien bei weitem das höchste<br />
technische Potenzial. Durch gesetzlich garantierte Einspeisevergütungen<br />
ist Solarstrom <strong>für</strong> den Investor zudem<br />
schon heute wirtschaftlich. Wer direkt in eine Solaranlage<br />
investieren möchte ohne Umweg über den Aktienmarkt,<br />
hat zwei Möglichkeiten: Entweder installiert er sich eine<br />
Anlage auf dem eigenen Hausdach oder er beteiligt sich<br />
an einem Solarfonds.<br />
Für Dachanlagen gilt: Aus technischer<br />
Sicht sind Nachführsysteme, <strong>die</strong> sich um<br />
<strong>die</strong> eigene vertikale Achse drehen und<br />
so <strong>die</strong> Modulfläche permanent dem aktuellen<br />
Sonnenstand anpassen am effektivsten.<br />
Im Vergleich zu fest aufgeständerten,<br />
nach Süden gerichteten Systemen<br />
erzielen <strong>die</strong>se Module einen zusätzlichen<br />
Ertrag von 25 bis 30 Prozent im Jahr. Sie<br />
sind da<strong>für</strong> aber auch teurer.<br />
Deshalb sind <strong>für</strong> Privatinvestoren fest<br />
aufgeständerte Systeme <strong>die</strong> bessere Alternative.<br />
Zumal sie einen geringeren<br />
Wartungsaufwand und ein niedrigeres<br />
Ausfallrisiko haben.<br />
Dachanlagen werden zwar höher gefördert<br />
und der Investor kann entscheiden,<br />
ob er den Strom selbst nutzt. Die Zuschüsse<br />
werden jedoch zum 01.Juli <strong>die</strong>ses<br />
Jahres gekürzt. Und es ist nicht sichergestellt,<br />
vor <strong>die</strong>sem Datum noch eine entsprechende<br />
Anlage an das Stromnetz zu<br />
bekommen. Hinzu kommt: Nur wenige<br />
Hausdächer sind mit einer Neigung von<br />
30 Grad nach Süden ausgerichtet und<br />
damit ohne Performanceverluste <strong>für</strong> Solaranlagen<br />
geeignet.<br />
Für einen Solarfonds spricht, dass <strong>die</strong><br />
Modul- und Errichtungspreise bei kleinen<br />
Dachanlagen mit nur 3 bis 4 Kilowatt<br />
Spitzenleistung deutlich höher sind<br />
als bei Großprojekten mit einer Leistung<br />
von 2000 bis 3000 Kilowatt in der Spitze,<br />
an denen sich <strong>die</strong> Fonds beteiligen.<br />
Zudem kann sich der Initiator <strong>die</strong> besten<br />
Standorte <strong>für</strong> seine Investitionen aussuchen, während man<br />
bei einer Anlage auf dem eigenen Hausdach auf seinen<br />
Wohnort festgelegt. Dabei gibt es beispielsweise in Italien<br />
bis zu 80 Prozent mehr Sonnenertrag als in Deutschland.<br />
Und zu <strong>gute</strong>r Letzt: Wer hat privat schon Zeit und Lust, sich<br />
mit den technischen Komponenten einer Solaranlage zu<br />
beschäftigen und <strong>die</strong> Anlagen 20 Jahre lang zu warten?<br />
Bei einer Fondsbeteiligung in<strong>des</strong> müssen sich Investoren<br />
um nichts kümmern.<br />
42 1 / 2010 www.cleantech-magazin.de
cleantech<br />
magazin<br />
Sauber gemacht!<br />
Das Cleantech Magazin stellt pfiffige Geschäftsideen vor, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Welt<br />
ein bisschen besser machen.<br />
IMPRESSUM<br />
Verlag: public imaging GmbH<br />
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Telefon: + 49 (0)40 40 1999-0<br />
Telefax: + 49 (0)40 40 1999-10<br />
E-Mail: info@publicimaging.de<br />
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Herausgeber: Peter Ehlers<br />
Redaktion: Astrid Lipsky (V.i.S.d.P)<br />
Autoren: Alexander Renner, Barbara<br />
Krämer-Zain, Till Pistorius, Holger Zinke,<br />
Praveen Chandrasekar, Eckhard Plinke,<br />
Claudia Lindenberg, Christopher<br />
Nachtweh, Peter Heidecker<br />
Gestaltung: Meike Herzog<br />
Vermarktung: Lisa Krüger,<br />
Krueger@dasinvestment.com,<br />
Telefon: +49 (40) 40 19 99-56<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
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Grunde, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Redaktion <strong>für</strong> verlässlich<br />
hält. Eine Garantie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Richtigkeit<br />
kann <strong>die</strong> Redaktion nicht übernehmen.<br />
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FOTO: PIXELIO<br />
FOTO: DAIZI ZHENG<br />
FOTO: NORREBRO BRYGHUS<br />
Die Windel-Heizung<br />
In zweieinhalb Jahren Kleinkinderleben entstehen etwa<br />
1,8 Tonnen Müll. Kein Problem: Zehn bis 26 Millionen<br />
Windeln kann der „Windel-Willi“ pro Jahr entsorgen.<br />
Die Verbrennungsanlage gewinnt aus gebrauchten<br />
Windeln Energie. Die kann dann zum Heizen, Garen<br />
in Groß küchen oder Heißluftbügeln in Wäschereien<br />
verwendet werden. Die Entwickler schätzen, dass es in<br />
Deutschland genug Material <strong>für</strong> 20 Anlagen gibt.<br />
Cola statt Akku<br />
Das „Green Phone“ <strong>des</strong> Designers Daizi Zheng hat anstelle<br />
eines Akkus, eine mit Cola gefüllte Plastikröhre<br />
als Energiespeicher. Zheng hat das <strong>grün</strong>e Telefon als<br />
Konzeptstu<strong>die</strong> <strong>für</strong> einen Kunden entworfen. „Bei meinen<br />
Recherchen stellte ich fest, dass Telefonbatterien<br />
teuer, umweltschädlich und schwer zu entsorgen ist“,<br />
so Zheng. Seine Bio-Akkus seien bis zu viermal leistungsfähiger<br />
als <strong>die</strong> üblichen Lithium-Ionen-Akkus.<br />
Klima-Bier<br />
115 Liter Bier trinkt der Deutsche im Schnitt pro Jahr.<br />
Das geht jetzt auch CO 2 -frei. Jeder Schluck <strong>des</strong> „Globe<br />
Ale“ schont das Klima. Die Kopenhagener Brauerei<br />
Nørrebro Bryghus braut das klimaneutrale Bier aus<br />
ökologischem Malz, Weizenmalz, Hafer und Hopfen.<br />
Die 940 Gramm CO 2 , <strong>die</strong> bei der Herstellung einer<br />
0,6 Liter Flasche „Globe Ale“ im Schnitt entstehen,<br />
kompensiert Nørrebro Bryghus durch den Kauf einer<br />
entsprechend großen CO 2 -Quote zum Klimaausgleich.<br />
www.cleantech-magazin.de 1 / 2010<br />
43
Wir investieren in etablierte, wachstumsstarke Cleantech-Firmen im deutschsprachigen Raum.<br />
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