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Christof Biedermann* Was ist gute Führung? - Rainer Hampp Verlag

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Unterordneten kommunizieren, bei der Beurteilung von <strong>Führung</strong> eine<br />

zentrale Rolle spielen, erstaunt nicht. Eindeutige hierarchische<br />

Verhältnisse werden oft ausschließlich nur als Befehl und Gehorsam<br />

interpretiert. Die persönliche Auseinandersetzung mit der Person und der<br />

Meinung des anderen <strong>ist</strong> dann nicht möglich. Die <strong>Führung</strong>sbeziehung<br />

beschränkt sich in diesem Fall auf eine letztlich entwürdigende<br />

Unterordnung des einen unter den anderen. Die <strong>Führung</strong> von (militärischen)<br />

Vorgesetzten, die sich diesem in der Hierarchie drohenden Mechanismus<br />

entzieht und Auseinandersetzung zuläßt, wird positiv erlebt und<br />

beurteilt. Dort, wo nicht nur der Träger eines (militärischen) Grades,<br />

sondern eine Person, mit der man sich auseinandersetzen kann, wahrgenommen<br />

wird, kann sich auch der Geführte nicht nur als hierarchisch<br />

"Unterordneter", sondern als Person wahrnehmen, die mit seinem Chef eine<br />

persönliche (<strong>Führung</strong>s)beziehung hat.<br />

In einem andern Interview werden zwei militärische Vorgesetzte als<br />

Vorbilder beschrieben. Beide werden als intelligente Führer dargestellt,<br />

denen es offensichtlich gelungen <strong>ist</strong>, in jeder Situation mit anderen<br />

Menschen gut zu kommunizieren. Diese positiv erlebte <strong>Führung</strong> wird wie<br />

folgt beschrieben:<br />

"..er hat mir unglaublich Eindruck gemacht mit seiner offenen Art<br />

zu führen, immer bereit, mit einem Spruch einer Spitze die Schärfe zu<br />

nehmen. Das probiere ich auch zwischendurch..."<br />

".. es war unwahrscheinlich eindrücklich, mit welcher Ruhe er<br />

schwierigste Situationen me<strong>ist</strong>erte. Auch seine Art zu entscheiden und<br />

dabei anderen Entscheide offen lassen - das hat mich schon auf eine<br />

gewisse Linie gebracht. (...) Heute morgen habe ich selber zum Beispiel<br />

gerade wieder einen solchen Entscheid gefällt..."<br />

Diese <strong>Führung</strong> habe ihn vor allem auch vom menschlichen Kontakt her<br />

beeindruckt, den diese beiden <strong>Führung</strong>skräfte gepflegt haben, erzählt der<br />

Interviewpartner. In dieser Beziehung habe er aber am me<strong>ist</strong>en von seiner<br />

Mutter und heute auch von seiner Frau profitieren können. Fast<br />

entschuldigend meint er dann, daß es mit <strong>Führung</strong> direkt vielleicht nichts<br />

zu tun habe, aber von diesen Personen habe er gelernt:<br />

"Ausgleich! Verständnis für den anderen, ihm zuhören und dann die<br />

Selbstbeschränkung, so daß der andere auch leben kann, ohne sich selber<br />

aufzugeben. Tolerant sein, dem Anderen mitzugeben, daß er vielleicht auch<br />

ein wenig tolerant sein muß, einfach - es <strong>ist</strong> schwer in Worte zu<br />

fassen... "<br />

Positiv erlebte <strong>Führung</strong> bringt dieser Interviewpartner in Zusammenhang<br />

mit: in Stressituationen Ruhe bewahren (und nicht etwa die Kontrolle über<br />

sich selber verlieren und beispielsweise andere Personen anschreien),<br />

einer Spitze mit einem Spruch die Schärfe nehmen (und damit alle das<br />

Gesicht wahren lassen), entscheiden und anderen Entscheide offen lassen<br />

(und nicht alles selber entscheiden wollen), in alle Richtungen<br />

(hierarchisch) kommunizieren können, vor allem aber auch tolerant sein<br />

und Toleranz fordern. Diese vom Interviewpartner im Kontext von positiv<br />

erlebter <strong>Führung</strong> betonten Aspekte spielen auch in seinem eigenen<br />

Selbstverständnis als <strong>Führung</strong>skraft eine zentrale Rolle. Er selber<br />

betreibt in seiner Unternehmung Organisationsentwicklung, sucht den<br />

Kontakt mit allen Hierarchiestufen, meidet die unnötige Konfrontation,<br />

die letztlich nichts bringt, bezeichnet sich selber als Hefe im Teig, die<br />

immer wieder etwas vorantreiben will und betont gleichzeitig, daß es ihm<br />

ganz wichtig sei, daß auch seine Mitarbeiter initiativ und selbständig<br />

sind.

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