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Klaus Dörre Partizipation im Arbeitsprozess - Rainer Hampp Verlag

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380 <strong>Klaus</strong> <strong>Dörre</strong>: <strong>Partizipation</strong> <strong>im</strong> <strong>Arbeitsprozess</strong><br />

Ist die Mitbest<strong>im</strong>mung in Deutschland ein Auslaufmodell? Fällt sie der Globalisierung<br />

und dem wirtschaftlichen Strukturwandel zum Opfer? Oder gibt es eine<br />

Chance, diese <strong>Partizipation</strong>sform zu bewahren, sie gar auszubauen? Wissenschaftliche<br />

wie politische Antwortversuche fallen seit geraumer Zeit äußerst kontrovers aus.<br />

Wie weit die Positionen auseinander liegen, hat jüngst die ideologisch aufgeladene<br />

Debatte um die Reform des Betriebsverfassungsgesetzes gezeigt. Eine Novelle, die<br />

darauf zielt, Mitbest<strong>im</strong>mungsrechte und –institutionen unter veränderten gesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen zu erhalten (DGB 2001), hat eine Lagerbildung provoziert,<br />

die manch einer schon für überwunden hielt. Das Gesetz ist inzwischen verabschiedet,<br />

doch die Frage nach der Zukunft der Mitbest<strong>im</strong>mung bleibt. Ihr soll in diesem<br />

Beitrag anhand eines Angelpunkts der gegenwärtigen Debatte nachgegangen<br />

werden.<br />

1. Die Einführung partizipativer Managementprinzipien –<br />

eine Pendelbewegung<br />

Gemeint ist das spannungsreiche Wechselverhältnis von repräsentativer Interessenvertretung<br />

und direkter <strong>Partizipation</strong> in den Betrieben (Weitbrecht 1998). So monieren<br />

Kritiker, die Neuregelung des Betriebsverfassungsgesetzes ignoriere die Vielfalt<br />

gewachsener <strong>Partizipation</strong>sformen, wie sie gerade in Klein- und Mittelbetrieben<br />

erfolgreich praktiziert würden. Verteidiger der Mitbest<strong>im</strong>mung halten dagegen, dass<br />

Möglichkeiten zur Mitsprache und Mitwirkung <strong>im</strong> <strong>Arbeitsprozess</strong> die repräsentative<br />

Mitbest<strong>im</strong>mung ergänzen und bestenfalls erweitern, nicht jedoch ersetzen können.<br />

Folgerichtig sehen sie den Schwerpunkt der Reform in der Chance zur Neubildung<br />

von Betriebsräten in sogenannten „mitbest<strong>im</strong>mungsfreien Zonen“. Kritiker wie Befürworter<br />

der Neuregelung sind sich indessen einig, dass Formen direkter <strong>Partizipation</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Arbeitsprozess</strong> künftig weiter an Bedeutung gewinnen werden. So benennt der<br />

gemeinsam von der Bertelsmann Stiftung und der Hans-Böckler-Stiftung herausgegebene<br />

Kommissionsbericht (BS/HBS 1998) demokratische Beschäftigtenpartizipation<br />

als zentrales Feld einer dringend für notwendig befundenen Modernisierung der<br />

Mitbest<strong>im</strong>mung.<br />

Der Kommissionsbericht steht zugleich für eine diskursive Verschiebung in der<br />

Mitbest<strong>im</strong>mungsdebatte. In dem Maße, wie der Gedanke der Arbeitnehmerpartizipation<br />

vom „antagonistischen Beteiligungsmodell“ (Baglioni 1999: 54ff.; Abendroth<br />

1964), aber auch von überkommenen Vorstellungen sozialer Kohäsionspolitik<br />

(Streeck 1998) abgelöst wird, richten sich Teilhabe-Hoffnungen auf Wandlungen <strong>im</strong><br />

Managementprozess. Die „fortschreitende Integration der Arbeiterschaft und deren<br />

Interessenvertretungen in das industrielle System“ schaffe nicht nur „Freiräume für<br />

mehr Beteiligung“, es erzwinge diese regelrecht. Unter den „Bedingungen zunehmender<br />

Produkt- und Prozesskomplexität“ sei die best mögliche Nutzung des Faktors<br />

Arbeit „nicht durch pure Fremdplanung und -steuerung, sondern nur durch <strong>Partizipation</strong><br />

möglich“ (Springer 2001: 23), lauten einschlägige Argumente aus der managementnahen<br />

Beraterszene. Quantitative Untersuchungen scheinen diesen Befund zu<br />

bestätigen. So lässt sich für die 90er Jahre eine deutlich stärkere Verbreitung partizi-

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