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acquisa
Der direkte Weg zum Kunden
inklusive
Deutschland m 10,80
Österreich m 12,20
07-08 | 2013
mOBILE Marketing. So sieht die Zukunft des Targeting aus
cONTENT mARKETING. Wie Sie mit Inhalten beim Kunden punkten
Maschinen
machen
marketing
Mat-Nr. 00500-5167
www.acquisa.de/crm
Daten sind das neue Gold der Unternehmen. Denn nur wer weiß, was Kunden und Interessenten
wirklich brauchen, kann erfolgreich verkaufen. Und es gibt immer mehr Daten: Transaktionen,
Website-Tracking, Social-Media-Monitoring spülen täglich neue ins Unternehmen. acquisa hilft Ihnen,
bei CRM den Überblick zu wahren: Mit Hintergrundinformationen, Interviews, News und Checklisten.
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Editorial
Time for change
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Sommerzeit ist Lesezeit, haben wir uns
gedacht. Zeit, sich intensiver mit einem
Thema zu beschäftigen – am Strand,
oder, falls der Sommer es sich doch
noch einmal anders überlegt, zu Hause
am Kamin. In jedem Fall aber Zeit, sich
etwas zurückzulehnen. Und innezuhalten
in diesen Märkten, die sich immens
schnell ändern. Zumal sich kaum etwas
so rapide wandelt wie das Marketing.
Man kommt kaum hinterher, jede Entwicklung
darauf abzuklopfen, was sie
im Kern bedeutet und ob das Neue wirklich
etwas bringt.
Eine Entwicklung, die seit Monaten die
Diskussionen bestimmt, ist Big Data,
oder, allgemeiner: das datengetriebene
Christoph Pause, Chefredakteur
Marketing. Manchmal gewinnt man Kontakt: christoph.pause@acquisa.de
den Eindruck, Marketing und Verkauf
seien Selbstläufer, wenn Unternehmen
nur genug Daten sammelten und analysierten.
Den Rest erledigt dann der Algorithmus.
Klingt genial einfach. Und deshalb haben wir
einen Schwerpunkt zu dem Thema gemacht, um
zu sehen, ob es vielleicht zu einfach ist, um wahr
zu sein. Eines ist bei unseren Recherchen deutlich
geworden: Datenanalyse ist unverzichtbar. Und ja,
je besser die Datenbasis, desto größer die Chance,
die Zielgruppe zu erreichen. Aber der Algorithmus
allein richtet nichts, es kommt auf die Menschen
an, die ihn nutzen.
Wie bei acquisa. Wir präsentieren Ihnen heute
als One Shot eine andere acquisa, die neben
dem Schwerpunktthema noch ein paar weitere
Neuerungen bietet. Ein Experiment, ein Test, um
zu sehen, ob diese Aufmachung bei Ihnen ankommt.
Wir freuen uns auf Ihr Feedback!
Viel Spaß beim Lesen,
Ihr
07-08/2013 www.acquisa.de 3
14
Schwerpunkt Neue Analysemöglichkeiten und ein ständig wachsendes Datenvolumen
zählen zu den großen Treibern von Big Data. acquisa untersucht die neue Datenflut.
36
Interview des Monats Was das Marketing vom
Wahlkampf lernen kann, erklärt Frank Stauss.
Inhalt 07-08/2013
07 Inhalt Themenportal
07 Themenportal acquisa.de
Warum Online-Werbung beim Konsumenten nicht ankommt.
08 NAchrichten
08 mailingtage 2013: Das neue Konzept bewährt sich
Rund 7.300 Fachbesucher fanden den Weg nach Nürnberg.
14 schwerpunkt
14 Maschinen machen Marketing
Nicht nur für die Kundenansprache werden Daten
immer wichtiger. Sie sorgen auch für eine zunehmende
Automatisierung innerhalb des Marketing.
20 Big Data: Daten als Chance
Warum Unternehmen, die Big-Data-Projekte in speziell ausgebildete
Kompetenzteams auslagern, erfolgreicher sind.
22 Marketingoptimierung: Marketer am Zug
Wie Analytics dabei hilft, Marketingkampagnen zu optimieren
und die größtmögliche Effizienz ins Marketing zu bringen.
24 MRM: Software für das Marketing
Mit professionellem Marketing Resource Management
straffen Unternehmen ihre Kommunikationsprozesse.
26 Praxisbeispiele: Lasst Daten arbeiten!
Wie Daten in Echtzeit direkte Entscheidungsvorschläge
liefern – etwa Bestellvorschläge für eine Großbäckerei.
28 Interview: »Gefragt ist analytisches Denken«
Harald R. Fortmann, Personalberater bei Dwight Cribb,
erklärt, warum Fachleute für die Datenanalyse fehlen und
derzeit vor allem Weiterbildung hilft.
30 Bücher
30 Das neue und seine Feinde
Wie Ideen verhindert werden und sich dennoch durchsetzen.
32 The Future of Marketing
32 Mobile Tracking: Bedingt einsatzbereit
Mobile-Tracking und -Profiling werden immer wichtiger und
haben großen Einfluss auf die Medienkonvergenz.
34 Werkstatt
34 Wer schreibt, der bleibt
Wie erreicht man Zielpersonen, die keine Zielgruppe
er geben? Warum eine Postwurfsendung ein guter Anfang ist.
36 Interview des Monats
36 »Am Anfang steht die Geschichte«
SPD-Wahlkämpfer Frank Stauss erklärt, warum Wahlwerbung
ganz anders ist als normales Produktmarketing.
38 Praxis-scout
38 Anders und besser
Wie die Hieber-Supermärkte zusammen mit ihren Kunden
Strategien entwickeln, die ihre Märkte besser machen.
40 Neues aus der Wissenschaft
40 Posten ist Silber, reden ist Gold
Schon seit jeher sind Kunden die wirksamsten Botschafter
für Marken, Produkte und Unternehmen.
44 Recht
44 Rechtliche Grenzen
Die Auswertung der wachsenden Datenmengen kann zum
Wachstum der globalen Wirtschaft beitragen. Doch wer darf
die Daten wie nutzen? Ein Einblick in die rechtliche Grauzone.
46 Gerichtsentscheidungen
Bundestag gegen unseriöse Geschäftspraktiken.
4 www.acquisa.de 07-08/2013
40
Neues aus der Wissenschaft In Zeiten wachsender Skepsis gegenüber
Werbe botschaften sind alternative Werbeträger gefragt – etwa Word of Mouth.
✓
48 DialogMarketing
48 Recruiting: Die »Generation Y« will mehr
Wie Arbeitgeber mit jungen Arbeitnehmern umgehen.
52 Online-Marketing
52 Content Marketing: Inhalt schlägt Eigenlob
Im neu entstandenen Kommunikations-Dschungel bekommen
relevante Inhalte eine zentrale Bedeutung.
56 Vertrieb
56 Vertriebsprozesse: Die wahren Entscheider
So beeinflusst der Vertrieb Meinungs bildung im Buying Center.
60 CRM
60 Auf nach Stuttgart
Die CRM-expo findet zusammen mit der IT&Business und
DMS Expo erstmals auf der Messe Stuttgart statt.
Fotos: alphaspirit /shutterstock.com; Bernhard Huber, München
64 Inhalt pROFESSIONAL
64 acquisa/professional
Expertenwissen und Online-Seminare zu Marketing und Vertrieb.
Rubriken & Service
06 FORUM
Wird sich Mobile Payment in Deutschland durchsetzen?
62 Karriere und Stellenmarkt
65 Vorschau, impressum
66 Meinungsmacher
07-08/2013 www.acquisa.de
forum
o-töne zum Thema Mobile Payment
Wird sich Mobile Payment durchsetzen?
»Die meisten Verbraucher würden
ihren Geldbeutel wohl lieber zu
Hause lassen und stattdessen mit
dem Mobiltelefon bezahlen. Dafür
muss die Zahl der Akzeptanzstellen
allerdings noch deutlich
steigen. Durchsetzen wird sich –
wie immer – die einfachste und
komfortabelste Lösung. Aktuell ist das Near Field
Communication (NFC).«
Kai-Uwe Mokros, Geschäftsführer Geschäftsbereich Billing
& Payment von Arvato Infoscore, Baden-Baden/Münster
»Mobile Payment muss sich nicht
durchsetzen, es wird sich durchsetzen.
Vor Jahren dachte niemand,
dass über Internet bezahlt
werden kann. Wiederholen wir
besser nicht den gleichen Fehler
bei Mobile. Im Markt der Payment-
Tools ist noch alles offen.«
Coskun Tuna, Co-Founder & Geschäftsführer Rankseller
International, Berlin
»Mobile Payment wird sicherlich
DIE Zahlungsmethode der
Zukunft – auch im stationären
Handel. Allerdings existieren
aktuell noch zu viele verschiedene
Lösungen. Die Masse
der Ver braucher hat keinen Überblick
und kann noch nicht das
notwendige Vertrauen aufbauen. Die Zahlungsvariante
wird sich aber schnell etablieren, wenn
sich einfache, verständliche und sichere Lösungen
und Standards durchgesetzt haben.«
Sascha Postel, Geschäftsführer der M-Zentrale, München
»Mobile Payment wird sich in den nächsten Jahren
zweifellos etablieren, da es dem zunehmend
mobilen Lebensstil entspricht. Voraussetzung
dafür wird sein, dass das Mobile-Payment-Tool
den Bezahlprozess für den Konsumenten
einfacher macht als
bisher. Der M-Commerce dient
dabei als Wegbereiter für Mobile
Payment. Hier werden sich mobile
Zahlungssysteme deutlich früher
durchsetzen als im stationären
Handel.«
Stephan Boos, Director Sales Operations bei Klarna, Köln
»Mobile Payment wird es noch
lange schwer haben in Deutschland.
Da es hier an jeder Ecke
Geldautomaten gibt, Kartenzahlung
überall möglich ist und
wir – gerade was Geld angeht –
nicht sonderlich experimentierfreudig
sind. Auch fehlt bisher
DIE reichweitenstarke Killer-Anwendung, mit der
Mobile Payment wirklich Sinn hat. Erst wenn eine
einfache Usability eventuelle Sicherheitsrisiken
über trumpfen kann, wird sich Mobile Payment
durchsetzen. Bleibt die Frage zu lösen, womit der
Kon sument zahlt, wenn der Akku leer ist.«
Matthias Berger, Managing Partner Berger Baader Hermes,
München
»Mit der rasanten Verbreitung
von Smartphones ist auch M-Commerce
auf dem Vormarsch. Die
Verbraucher haben sich daran
gewöhnt, ihr Mobiltelefon als Allround-Instrument
zum Kommunizieren,
Informieren und auch
zum Einkaufen zu be nutzen. Die
Verbreitung sicherer Mobile-Payment-Systeme
wird diese Entwicklung weiter begünstigen –
wobei ich davon ausgehe, dass es neben Paypal
auch neue, originär Mobile beheimatete Player in
diesem Segment geben wird.«
Oliver von Wersch, Managing Director G+J Electronic Media
Sales (G+J EMS), Hamburg
6 www.acquisa.de 07-08/2013
MENÜ
Geben Sie hier Ihre Suchbegriffe ein I Marketing & V...
Marketing & Vertrieb Home Dialogmarketing Online-Marketing Vertrieb CRM Recht
»Relevanz, Relevanz, Relevanz«
Viele Verbraucher in Deutschland schätzen nach wie vor klassische Werbung
in Zeitschriften oder das Plakat. Online-Werbung spielt kaum eine Rolle, sondern
stört eher. So lautet das Ergebnis einer Umfrage von Adobe. Marketer
machten online noch zu viele Fehler, sagt Andreas Helios von Adobe im Interview
mit acquisa. p www.acquisa.de
NPS: »Eine mächtige Waffe«
Der Net Promoter Score (NPS) ist eine Kennzahl, die zeigen soll, wie gut ein
Unternehmen im Markt, bei seinen Kunden dasteht. Viele erfolgreiche Firmen
wie Apple setzen ihn seit Jahren ein. So langsam kommt das Steuerungstool
auch nach Deutschland. Zu Recht, sagt Dr. Claudio Felten, Leiter
von Buw Consulting. Denn es sei eine mächtige Waffe, um Kundenorientierung
im Unternehmen zu verankern und voranzutreiben.
p www.acquisa.de
✓
AnbieterCheck.de
Sie suchen eine CRM-Software?
Dann werfen Sie einen Blick in den AnbieterCheck CRM von acquisa. Das
Suchportal bietet interessierten Entscheidern einen Überblick über Anbieter
von Software für das Kundenbeziehungsmanagement. Die Suche ist auf die
individuellen Anforderungen jedes Unternehmens anpassbar.
p www.anbietercheck.de/crm
Bleiben Sie auf dem Laufenden!
Der acquisa-Newsletter informiert Sie montags und mittwochs über aktuelle
News, Studien und Entwicklungen aus allen dialogrelevanten Marketingdisziplinen
– von Direktmarketing über Online und Social Media bis hin zu Außendienst
und Messe. Außerdem enthält der Newsletter regelmäßig aktuelle
Urteile zu Werbe- und Wettbewerbsrecht.
p www.acquisa.de/newsletter
Newsletter
07-08/2013 www.acquisa.de 7
nachrichten
Ticker
dialogmarketing
Mailingtage-Konzept bewährt sich
JOIN US ON FACEBOOK
acquisa finden Sie auch
auf Facebook. Vernetzen
Sie sich doch einfach mit
uns und profitieren Sie
von unseren Kontakten
und von unseren aktuellen
Branchennews.
www.facebook.com
Auszeichnung
Unser Autor Anselm Müller
hat beim Journalistenpreis
»Bezahlen mit Karte im Alltag
2012/2013« den zweiten
Preis gewonnen. Er erhielt
die mit 3.000 Euro
dotierte Auszeichnung für
seinen acquisa-Artikel »Hoffen
auf den Mobile-Standard«
in der Ausgabe 09/2012.
Der erste Platz ging an Till
Stoppenhagen, Redakteur
der Hamburger Morgenpost.
Herzlichen Glückwunsch!
www.scard.de/presseforum
npS-konferenz
Die Buw Holding veranstaltet
am 3. September die
1. Deutsche NPS-Konferenz
im Van der Valk Airporthotel
Düsseldorf. Unter anderem
wird es um den Aufbau und
die Umsetzung schlüssiger
NPS-Programme gehen, um
die Nutzbarmachung von
Daten aus den Social Media
sowie um den Change-Prozess,
der mit der Einführung
des Net Promoter Score verbunden
ist. Referieren werden
unter anderem Deborah Eastman,
Chief Customer Officer
beim NPS-Anbieter Satmetrix
Systems, sowie Matthias
Rolinski, Sales & Marketing
Director bei Carglass.
www.nps-thinktank.de
Das überarbeitete Konzept der Mailingtage darf
als Erfolg verbucht werden: Über 7.300 Fachbesucher
fanden den Weg auf die Leitmesse
für crossmedialen Kundendialog. Gut 300 Aussteller
präsentierten ihnen ihr Portfolio. Im kommenden
Jahr geht es in bewährter Manier, aber
unter neuer Flagge, weiter.
Vier Vortrags-Areas, ein Open Summit zum Marketing
von morgen sowie eine Sonderschau zum
multisensorischen Marketing: Auf den Mailingtagen
gab es in diesem Jahr einige Neuerungen,
die sehr gut beim Publikum ankamen. Die Referenten
der über 90 Vorträge konnten sich über
eine große Resonanz freuen, mit besonderem
Interesse wurden die Vorträge des amerikanischen
Internet-Vordenkers Jeff Jarvis und des
Neuromarketing-Experten Hans-Georg Häusel
auf der Crossmedia Area verfolgt. Jarvis warb
für mehr Mut zur Transparenz gegenüber Kunden
und Interessenten. Der Kunde könne so Teil des
Marketing oder sogar der Produktentwicklung
werden. Er zeigte das an einigen spannenden
Beispielen aus den USA. Wer Kunden und Interessenten
biete, was diese suchen, bekomme
viel zurück: Daten, Feedback, Erkenntnisse für
die Marktforschung und vieles mehr.
Hans-Georg Häusel, Vorstand der Gruppe
Nymphen burg Consult, zeigte in einem begeisternden
Vortrag neueste Erkenntnisse des
Neuro marketing und gab Hilfestellung, wie sich
diese im Dialogmarketing umsetzen lassen.
»Alles, was keine Emotionen auslöst, ist für das
Gehirn völlig unbedeutend«, so der Neuromarketing-Experte.
Und: »Unternehmen müssen die
Emotionen der Kunden beim Marketing besser
berücksichtigen.«
An der Unkonferenz Open Summit, die an die
Barcamp-Idee angelehnt war, nahmen pro Tag
100 Besucher teil. Und die waren von dem neuen
Format sehr angetan. »Wer sich auf diese neue
Form der Unkonferenz einlässt, wird begeistert
sein«, sagte der Blogger Hannes Schleeh zu
acquisa. »Ich war total begeistert von der Offenheit
und der gegenseitigen Inspiration. Wissen
wird hier in einer lockeren Form ausgetauscht.«
Auch die Textwerkstatt im Rahmen der Sonderschau
Papier erfreute sich sehr regen Zuspruchs.
Die klassischen Themen der Mailingtage wie
Adressgenerierung, Adressmanagement, Krea-
8 www.acquisa.de 07-08/2013
EDDI AWARD
Ford ausgezeichnet
Fotos: NürnbergMesse/Thomas Geiger, Heiko STahl
Ford ist mit dem EDDI Award
2013 ausgezeichnet worden.
Der Deutsche Dialogmarketing
Verband (DDV) prämiert mit
dem Preis seit 20 Jahren Unternehmen
für den besonders erfolgreichen
Einsatz von Dialogmarketing.
Der EDDI (steht für »Erfolg durch
Dialogmarketing«) wurde am
Vorabend der Mailingtage verliehen
– vor 250 geladenen Gästen
im historischen Saal des
Nürnberger Rathauses. Dieter
Weng, Präsident des DDV, sagte
in seiner Laudatio: »Ford ist ein
Innovationstreiber unserer Disziplin.
Das Unternehmen hat den
Wert von Kundenbeziehungen
für den Unternehmenserfolg
schon begriffen, als es Customer
Relationship Marketing offiziell
noch gar nicht gab.« In der Begründung
der 13-köpfigen Jury
unter Vorsitz von Prof. Dr. Kay Peters,
Universität Hamburg, wird
besonders hervorgehoben, dass
Ford als einer der ersten Automobilhersteller
schon in den
frühen 1990er Jahren begonnen
habe, eine Kundendatenbank
anzulegen, um auf dieser Basis
weitgehend personalisiertes Marketing
zu betreiben. Ford nutzt
heute besonders Social Media,
um Kunden und Interessenten
mit der Marke in Verbindung zu
bringen. Begleitet wird das Unternehmen
von der Agentur Wunderman.
Und so ließ es sich der
93-jährige Firmengründer Lester
Wunderman nicht nehmen, per
Videobotschaft zu gratulieren.
Im Anschluss an die Preisverleihung
machte Marcus J.H. Brown
von We are social in seiner Keynote
deutlich, wie wichtig eine
gute Geschichte ist, um einen
Dialog zu entwickeln.
p www.eddi-award.de
Gregor Wolf, Geschäftsführer von United Internet Dialog,
und Dieter Weng, Präsident des DDV, überreichen
Frank Niewöhner die Trophäe (oben). Marcus J.H. Brown
erklärt das Wesen einer guten Story (unten).
tion, Druck und Weiterverarbeitung (von Mailings, Katalogen
etc.) sowie Postdienstleistungen kamen nicht
zu kurz. Trendthemen im Direkt- und Dialogmarketing
bleiben Web-to-Print, Multichannel Marketing, Kampagnenmanagement
oder Marketing Automation sowie
Mobile Marketing und Social Media. »Die Mailingtage
sind nach wie vor DER Treffpunkt für die Dialogmarketing-Branche«,
kommentiert Simone Wastl, Geschäftsbereichsleiterin
Vermarktung Dialogmarketing bei der Deutschen
Post. Und mit dem Motto »Crossmedialog« hätten
sie voll ins Schwarze getroffen,
95 Prozent der Aussteller bewerteten ihre Beteiligung an
den Mailingtagen als positiv und 96 Prozent konnten ihre
wichtigsten Zielgruppen erreichen. Die nächste Ausgabe
der Mailingtage findet vom 25. bis 26. Juni 2014 statt.
p www.mailingtage.de
07-08/2013 www.acquisa.de 9
nachrichten
Ticker
follow us on Twitter
Unter twitter.com/acquisa
finden Interessierte regelmäßig
Aktuelles, Wissenswertes
und Witziges aus
der Welt von Marketing und
Vertrieb. Darüberhinaus gibt
es dort Hinweise auf vertiefende
Interviews und Tipps.
www.twitter.com/acquisa
marketingklassiker
Der Bundesverband Industrie
Kommunikation (Bvik) hat
zum zweiten Mal seine Erhebung
»Budgetverteilung im
Marketing von Industrieunternehmen«
durchgeführt. Ein
zentrales Ergebnis: In der
mittelständischen In dustrie
fließt das meiste Geld weiterhin
in Messeauftritte,
Produktinformationen und
Printwerbung. Der Trend zu
mehr Online geht aber auch
an der Industrie nicht vorbei:
Nutzten im Jahr 2011 erst
25 Prozent aller Teilnehmer
Social-Media-Plattformen, so
gaben nun 46 Prozent an,
bei Facebook & Co. präsent
zu sein. 64 Prozent setzen
mittlerweile auf Animationen
und Filme im Web. Hier war
ebenfalls eine deutliche Steigerung
zu verzeichnen.
www.bvik.org
gehälter steigen
Die Gehälter von Führungskräften
und Spezialisten
in Marketing und Vertrieb
sind im Vergleich zum Vorjahr
deutlich gestiegen: Im
Schnitt um 3,2 Prozent. So
das Ergebnis einer Studie
von Kienbaum. Spitzenverdiener
sind die Vertriebsleiter.
www.kienbaum.de
Beim Autokauf spielt der
Preis laut Umfrage nicht die
entscheidende Rolle.
acquisa-umfrage
Markentreue ist die Ausnahme
Niemand vergisst sein erstes Auto – das erste
Gefährt, welches einen mehr oder minder treu
von A nach B gebracht hat. Und nach dem ersten
Auto folgt zumeist ein nächstes. Worauf Autokäufer
besonders achten und welche Werbung
vor dem und beim Kauf wahrgenommen wird,
hat das Kölner Unternehmen »Die Gefährten« in
Kooperation mit acquisa untersucht.
Demnach bleibt auf Platz eins als Besuchsgrund
in einem Auto haus wie auch im vergangenen
Jahr die Suche nach einem Ersatz für den alten
Wagen. Auf Platz zwei rutscht die Erstanschaffung
eines Autos, die im Jahr 2012 noch auf dem
fünften Platz war. Am dritthäufigsten interessieren
sich Besucher für ein neues Modell.
Beim neuen Auto ist – wie im Vorjahr – vor allem
der Spritverbrauch wichtig, gefolgt von der Sicherheit
des Wagens. Der Preis des Autos folgt auf
Platz drei. Dass ein Auto eine wohl überlegte
Anschaffung ist, wird auch durch die Kaufhäufigkeit
bestätigt. Im Schnitt wird alle fünf Jahre ein
neues Auto gekauft (38 Prozent der Befragten),
30 Prozent behalten ihr Gefährt sogar zehn Jahre,
24 Prozent schaffen sich noch seltener ein neues
Auto an. Markentreu sind dabei die wenigsten: 69
Prozent geben an, die Automarke beim Kauf zu
wechseln. Über 39 Prozent der Befragten geben
kundenService
Von Thomas Mann lernen
an, allein aufgrund einer ak tuellen Rabattaktion
einen Autokauf zu überdenken.
Am häufigsten werden Autos gebraucht gekauft
(47 Prozent), 36 Prozent vertrauen auf Jahreswagen,
17 Prozent bevorzugen Neuwagen. Top-
Verkaufsorte sind in diesem Jahr Onlineplattformen
(36 Prozent) und Gebrauchtwagenhändler
(25 Prozent). 2012 war der Markenhändler mit
47 Prozent am beliebtesten. Jetzt ist er mit 23
Prozent nur noch auf Platz drei. Die übrigen 16
Prozent kaufen direkt von einer Privatperson.
Das Internet spielt auch im Vorfeld des Kaufs
eine wichtige Rolle: Die meisten Verbraucher
informieren sich vorab im Web. Dennoch geht bei
einer wichtigen Entscheidung nichts über ein persönliches
Gespräch. Auf den dritten Platz fallen
Zeitschriften als Informationsquelle.
Im Vorfeld des Besuchs achtet knapp die Hälfte
der Befragten auf Autowerbung. Es werden vor
allem klassische Werbemittel wie Poster, Plakate,
Anzeigen und Prospekte wahrgenommen.
Und: Autokauf bleibt Männersache. Nur 30 Prozent
der Besucher im Autohandel waren Frauen.
Für die Umfrage hatte das Kölner Unternehmen
im Mai 400 Kunden von verschiednener Neu- und
Gebraucht wagenhändlern in Düsseldorf befragt.
p www.diegefährten.com
Service, der Kunden begeistert: das ist das Ziel vieler Unternehmen heute. Und alle
stellen sich die Frage, wie sie das schaffen können. Dabei müssen Firmen das Rad
nicht neu erfinden, denn die Aufgabe ist seit Jahrzehnten dieselbe: Kundenwünsche
erkennen und bedienen. Das wusste schon Thomas Mann, wie Prof. Bernd Stauss
auf der Veranstaltung »Dialog im Hof« von Jäger & Schmitter Dialog in Köln erklärte.
Ein Blick in seine Werke lohne auch heute, dort fänden sich viele Hinweise
darauf, was exzellenten Service ausmacht – damals wie heute. Detlef Nagel, Leiter
Kunden betreuung bei Skoda Deutschland, zeigte im Anschluss, wie diese zeitlosen
An sprüche an Service heute umgesetzt werden können. p www.jsdialog.de
Foto: Daimler; BMW Group
10 www.acquisa.de 07-08/2013
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Dialog Marketing Monitor
Crossmedia in den Kinderschuhen
wertlose marken?
Marken sind Kunden offenbar
weniger wichtig als angenommen.
Laut einer international
angelegten Studie
der Kommunikationsagentur
Havas Media könnten die
Konsumenten auf 73 Prozent
der Marken problemlos verzichten.
Und die Tendenz ist
steigend, denn 2011 wurden
weltweit erst 70 Prozent aller
700 abgefragten Marken
für überflüssig gehalten. Als
wirklich bedeutsame Marken
wurden Google, Samsung
und Microsoft am häufigsten
genannt. Befragt wurden
134.000 Personen in 23
Ländern.
www.havasmedia.com
FAmab wird 50
Im Berliner Tempodrom hat
der FAMAB Verband Direkte
Wirtschaftskommunikation
seinen 50. Geburtstag gefeiert.
500 Gäste folgten
der Einladung. Der Verband
hat rund 250 Mitglieder. Mit
seinen beiden Awards ADAM
& EVA kürt er jährlich die
Benchmarks der Branche in
Deutschland.
www.famab50.de
post kauft optivo
Die Deutsche Post übernimmt
den E-Mail-Marketing-
Dienstleister Optivo. Damit
erweitert der Konzern sein
Portfolio im digitalen Dialogmarketing.
»Wir wollen die
erste Adresse als neutraler
Technologiedienstleister für
die werbungtreibende Wirtschaft
sein«, so Konzernvorstand
Brief Jürgen Gerdes.
www.dp-dhl.de
Dialogmarketing mit seiner gezielten
Kunden ansprache spielt im Werbemarkt
weiterhin eine zentrale Rolle. Zu diesem
Ergebnis kommt der aktuelle Dialog Marketing
Monitor 2013 (DMM) der Deutschen
Post. Demnach gaben deutsche Unternehmen
im Jahr 2012 für Dialogmarketing-
Medien 36 Prozent der gesamten Werbeaufwendungen
aus – das entspricht 27,4
Milliarden Euro. Damit liegen die Ausgaben
nahezu auf Vorjahresniveau (minus 0,8
Prozent). Der Nutzeranteil ist laut DMM mit
83 Prozent auf Rekordhöhe: Mehr als vier
von fünf Unternehmen setzen mindestens
ein Dialogmarketing-Medium ein. Wachsende
Nutzerzahlen verzeichnen dabei vor
allem das externe Online-Marketing, volladressierte
Mailings sowie teil- und unadressierte
Werbesendungen.
Betrachtet man die Einzelmedien, bleiben
jedoch auch 2012 die volladressierten Werbesendungen
das Dialogmarketing-Medium,
das den Unternehmen am meisten wert ist
und in das sie jeden dritten Werbe-Euro aus
ihrem Dialogmarketing-Budget investieren.
»Mailings werden immer öfter genutzt, um
Kunden auf die Website oder in den Onlineshop
zu führen. Bislang werden Print und
Online im Dialogmarketing aber noch nicht
genügend verzahnt«, sagt Simone Wastl,
Geschäftsbereichsleiterin Vermarktung Dialogmarketing
der Deutschen Post.
Das bestätigen auch die Ergebnisse des
Dialog Marketing Monitors. Demnach
setzt gerade einmal die Hälfte der Großunternehmen
auf Crossmedia. Kleinere
und Mittlere Unternehmen (KMU) nutzen
dagegen in der Regel die Werbekanäle isoliert
voneinander. Nicht einmal jeder vierte
Mittelständler hat Erfahrung mit Crossmedia.
»Hier gibt es erhebliche Defizite.
Im richtigen Mix verstärken sich die Kanäle
gegenseitig, was die Kampagnenwirkung
spürbar erhöht«, erklärt Simone Wastl.
Im Unterschied zu den Bewegungen der
Vorjahre tut sich auf Gesamtmarktebene
wenig. Insgesamt leicht gestiegene Nutzerzahlen
zusammen mit leicht rückläufigen
Dialogmarketing-Budgets führen zum leichten
Rückgang der Gesamtaufwendungen
für Dialogmarketing. Auch der Anteil externer
Kosten bleibt im Dialogmarketing insgesamt
stabil. Online wächst getrieben
durch externes Online-Marketing und die
eigene Website.
Dennoch kommt Bewegung ins Bild, wenn
man etwas genauer hinschaut: Die Onlinemedien
legen erneut deutlich um insgesamt
600 Millionen Euro zu und bilden mit
12,7 Milliarden Euro den größten Teilmarkt.
Getrieben wird das Wachstum vor allem
durch das externe Online-Marketing. Hier
kommen nicht nur deutlich mehr Unternehmen
dazu (plus drei Prozentpunkte beim
Nutzeranteil), sondern die Unternehmen
geben im Schnitt mehr aus, sodass das
externe Online-Marketing um zehn Prozent
wächst (plus 400 Millionen Euro). Auch die
eigene Website, die den höchsten Nutzeranteil
hat, kann ein finanzielles Plus von
300 Millionen Euro verbuchen. Das E-Mail-
Marketing hingegen gibt in puncto Beliebtheit
und Budget (minus 200 Millionen
Euro) leicht nach.
Dass sich das starke Wachstum des
Onlinebereichs nicht positiv auf das
Dialog marketing insgesamt auswirkt, liegt
vor allem daran, dass die Unternehmen
ihr Telefonmarketing erneut zusammenstreichen.
Die Nutzeranteile bleiben zwar
stabil, doch die Budgets sinken um 14
Prozent, sodass das Telefonmarketing 500
Millionen Euro verliert.
p www. deutschepost.de/dmm
Mehr als vier von fünf Unternehmen setzen
mindestens ein Dialogmarketing-Medium ein.
12 www.acquisa.de 07-08/2013
BCP Best of Corporate Publishing
CP-Branche feiert 45 Goldpreisträger
So sehen Sieger aus: Die glücklichen Gewinner bei der Verleihung des BCP 2013 in Hamburg.
Corporate-Publishing-Experten aus den USA, Deutschland und
der Schweiz diskutierten beim elften BCP Best of Corporate
Publishing in Hamburg über die Wirkung von Inhalten. Im
Anschluss an den Kongress wurden die BCP-Awards vor 650
Gästen verliehen.
Content Creation und Performance Management – das sind
die herausragenden Erfolgsfaktoren der Corporate Publishing
Branche. So das Fazit des BCP. Auf dem Branchenevent des Jahres
mit dem Titel »Content & Performance – Wie Inhalte wirken«
waren die führenden CP-Experten zu hören. Diskutiert
wurden die Trends und Entwicklungen des Marktes, und auf
welche Herausforderungen sich Unternehmen und CP-Dienstleister
einstellen müssen. Höhepunkt des Kongresses waren
der Vortrag des Content-Marketing-Experten Joe Pulizzi aus
den USA. Desweiteren wurden die Ergebnisse der neuen CP-
Studie zum Thema Performance vorgestellt. Zentrale Aussage
der Studie: Konsequentes Performance-Management gelingt
am besten, wenn die Erfolgsmessung – vor allem bei neuen
Projekten – von vornherein in die CP-Strategie integriert wird.
Im Anschluss an den Kongress wurden die begehrten BCP-
Awards verliehen. Aus über 670 eingereichten Publikationen
wurden 45 Goldpreisträger ermittelt. Die BCP-Awards wurden
in 28 Kategorien und vier Mal als Sonderpreis vergeben.
Hauptsponsor Steinbeis Papier ehrte Publikationen mit hohem
Nachhaltigkeitsfaktor mit dem »Green Publishing«-
Award, die Druckerei Laerline aus Berlin zeichnete CP-Medien
mit herausragender Druckveredelung und Druckweiterverarbeitung
mit dem Sonderpreis »Druck & Innovation« aus,
weiterhin wurde der Preis »Internationale Kommunikation«
sowie das »Cover des Jahres« verliehen.
»Der BCP 2013 hat gezeigt, welch hohen Stellenwert er in der
Unternehmenskommunikation einnimmt«, sagt Michael Höflich,
Geschäftsführer des Forum Corporate Publishing (FCP).
Die 145-köpfige BCP-Jury habe sich beeindruckt gezeigt von
den neuen Ideen der eingereichten Medien. Nicht nur die
Qualität der Einreichungen ist gestiegen, auch die Anzahl der
digitalen Medien.
Alle nominierten Publikationen, Goldpreisträger sowie Fotos
vom Kongress und der Preisverleihung gibt es unter
p www.www.bcp-award.com
Fotos: Deutsche Post AG; FCP Forum Corporate Publishing
sTUDIE
Vertriebskommunikation bleibt weit hinter Möglichkeiten zurück
80 Prozent Smartphonenutzung, steigender Tablet
gebrauch und eine hohe berufliche Präsenz der Mitarbeiter
in sozialen Netzwerken – die Digitalisierung
hält Einzug in den Vertrieb deutscher Großkonzerne.
Und doch wird ihr Potenzial bei weitem nicht
ausgeschöpft.Wesentlichstes Manko: Dem Großteil
der Mitarbeiter fehlen in ihren Unternehmen die
passenden digitalen Anwendungen, um die Devices
im Salesprozess optimal einzusetzen. Zu diesen Ergebnissen
kommt die Burda Creative Group (BCG)
gemeinsam mit dem Forschungs institut TNS Emnid
in der bis dato größten Studie zur »Zukunft der Vertriebskommunikation«
in Deutschland.
Demnach sind nur 21 Prozent aller befragten Mitarbeiter
mit der Software und den verfügbaren Anwendungen
vollkommen zufrieden. Wichtig sind
digitale Lösungen, die verstreute Informationen
und Systeme integrieren und die Informationsbeschaffung
erleichtern. Schlagworte sind integrierte
Lösungen, smarte Aggregation von Informationen
und vertriebliche Nutzung von Rich Media – also
durch Video, Audio und Animation angereicherter
Content. Mit diesen Mitteln könnten alle Phasen des
Salesprozesses effizienter gestaltet werden. »Moderner
Vertrieb und moderne Kommunikation haben
viel miteinander zu tun. Was Vertriebsmitarbeitern
fehlt, sind digitale Anwendungen und Inhalte, die
sich viel mehr als früher an der digitalen Medienwelt
orientieren müssen«, so BCG-Geschäftsführer Gregor
Vogelsang.p www.burda-creative-group.de
07-08/2013 www.acquisa.de 13
schwerpunkt
Maschinen machen Marketing
Die gelebte Kundennähe der Vergangenheit wird durch Daten substituiert und digitalisiert.
Und nicht nur für die Kundenansprache werden Daten immer wichtiger. Sie sorgen auch für
eine zunehmende Automatisierung innerhalb des Marketing. Die Zukunft beginnt jetzt.
Übersicht
Overview 14
Big Data 20
Marketingoptimierung 22
Marketing Resource Management 24
Praxisbeispiele 26
Interview: Recruiting28
p Data Driven Marketing
Fotos: alphaspirit /shutterstock.com
Text _ Karsten Zunke
Tante Emma kannte die Kundschaft,
die in ihren kleinen Laden kam. Sie
wusste, in welcher persönlichen Situation
der ein oder andere steckte, welche
Produkte er wann brauchte und wofür
er sich noch interessierte. Kaufempfehlungen
sprach sie persönlich aus. Tante
Emma ist tot. Das Prinzip nicht.
Daten sind der neue Schmierstoff für
den Unternehmenserfolg. Richtig analysiert
und eingesetzt, ermöglichen sie
schnellere und sichere Entscheidungen
und individuelle Kaufempfehlungen.
Vor allem das datengetriebene Marketing
ist zum zukunftsweisenden Trend
avanciert.
Automatisierung ist konsequent
14_15
Einer Studie des Datenbankanbieters
Teradata zufolge, wird Data Driven Marketing
wichtiger für den Unternehmenserfolg.
Demnach sind Marketer, deren
Entscheidungen auf Daten basieren,
doppelt so zufrieden mit ihrem Marketingerfolg
wie ihre Kollegen, die
mit Datenanalysen kämpfen. Laut Studie
gibt es eine Relation zwischen der
Nutzung von Daten als Grundlage für
Marketingentscheidungen und dem
Kam pagnenerfolg. »Data Driven Marketing
ist die Zukunft. Wer davor die
Augen verschließt, verliert jetzt den Anschluss«,
kommentiert Volker Wiewer,
Vice President Inter national bei Teradata
Ecircle. Daten systematisch sammeln,
sie analysieren und darauf basierend
Marketingentscheidungen treffen:
Marktbeobachter gehen davon aus, dass
es sich künftig kein Unternehmen mehr
leisten kann, darauf zu verzichten.
Unter dem Begriff Data Driven Marketing
werden Datenanalyse und darauf
basierende Vorhersagen ebenso subsumiert,
wie eine profilbasierte Kundenansprache
und die Kampagnenoptimierung.
Die Automatisierung von
Marketingprozessen ist eine logische
Konsequenz von »Big Data«, denn die
gigantische Datenmenge lässt sich händisch
nicht mehr beherrschen. Hochleistungstechnologien
sorgen dafür,
dass Marketing immer schneller und
präziser funktioniert und dem Kunden
maßgeschneiderte Angebote unterbreitet
werden können, die aufgrund ihrer
Relevanz eine sehr hohe Kaufwahrscheinlichkeit
besitzen.
In den Mittelpunkt der Kommunikation
rückt dabei der Customer Life Cycle,
also eine Ansprache, die zum Lebenszyklus
des Kunden passt und demzufolge
optimal auf seine Bedürfnisse abgestimmt
ist. Viele Unternehmen richten
ihre Marketingaktivitäten bereits am
Customer Life Cycle aus. »Nichtsdestotrotz
ist das gesamte Thema noch in der
Entwicklung. Und das hat in der Regel
strukturelle Gründe«, sagt Claus Schuster,
Geschäftsführender Gesellschafter
der CRM- und Dialogagentur Defacto x
in Erlangen. Vor allem die dezentrale
Datenhaltung ist ein Problem. Nur allzu
oft hat jede Abteilung ihr eigenes Datensilo.
»Hat ein Kunde seinen Kauf online
abgebrochen, aber später stationär gekauft,
ist dies für künftige Ansprachen
hoch interessant. Kann man solche Zusammenhänge
nicht analysieren, trifft
man falsche Entscheidungen«, erläutert
Schuster die Brisanz dezentraler Daten.
Auch kann es zu Auswüchsen kommen,
die dem Customer Life Cycle in keiner
Weise gerecht werden – beispielsweise
wenn Nutzer noch immer Werbung
für Babyprodukte erhalten, obwohl die
Kinder längst schulpflichtig sind. [ …
Data driven Marketing _ Overview
»Wichtig ist, einen Kunden aus Kundensicht
optimal zu betreuen. Die Kanalund
Produktsicht sind dem unterzuordnen«,
rät Schuster.
Kundenlebenszyklus im Fokus
Der Grundstein für eine funktionierende
Kommunikation entlang des Customer
Life Cycle wird im Dialogmarketing
Kommentar
Zahlensklaven
Christoph
pAuse,
Chefredakteur
acquisa,
christoph.pause@
acquisa.de
Keine Frage: Die Analyse aller möglichen
Daten zum Kundenverhalten, zu Wünschen
und Bedürfnissen von Kunden und
Interessenten hilft ungemein, das passende
Angebot zum richtigen Zeitpunkt
über den richtigen Kanal zu platzieren. Und
natürlich ist die Wahrscheinlichkeit hoch,
dass jemand, der, sagen wir, Alben von
Motörhead, Black Sabbath und Me tallica
heruntergeladen hat, ein Interesse an
Heavy Metal hat. Aber vielleicht sind es ja
seine Kinder, die über seinen Account die
Musik kaufen, und der Kunde selbst hört
nur Gustav Mahler und Richard Strauss.
Und schon gehen alle E-Mail-Angebote
und Re-Targeting-Versuche ins Leere. »We
are slaves to algorithm« hat Marcus Brown
von We are social bei der EDDI-Verleihung
in Nürnberg gesagt. Oder anders formuliert:
Algorithmen helfen, aber sie machen
(noch) nicht das Marketing. Dazu braucht
es Menschen. Denn selbst, wenn ich weiß,
womit ich meine Kunden am besten anspreche:
Das Wie ist damit noch nicht
geklärt. Kreativität und Fantasie bringen
allein Menschen in die Werbung. Aber
leider sind sie viel zu selten.
16_17
mit der Datenerhebung gelegt. Geburtstag
und E-Mail-Adresse sollten bei einer
Registrierung des Nutzers zum Standard
gehören. Insgesamt hat sich hier
ein behutsames Vorgehen als Erfolg
versprechend erwiesen. »Stammdaten
lassen sich bereits bei Anträgen und
Registrierungen gut ergeben. Einstellungsbezogene
Daten sollte man sukzessive
in weiteren Schritten abfragen«,
rät Schuster. Seine Agentur hat Berechnungsmodelle
entwickelt, mit denen
elementare Informationen identifiziert
werden, die für eine sinnvolle Segmentierung
einer bestimmten Zielgruppe
wichtig sind. Im Internet lässt sich das
Kundenprofil dann über kleine Abfragen
weiter schärfen.
Kundenerwartungen lassen sich heutzutage
vergleichsweise einfach abfragen.
So sind viele Leute bereit, ihre Wünsche
im Internet zu äußern – entweder auf
Nachfrage oder freiwillig in sozialen
Netzwerken wie Facebook. Aus der Kombination
historischer Kaufdaten und
der geäußerten Wünsche können Unternehmen
den Kunden passende Angebote
zukommen lassen – beispielsweise
personalisiert via E-Mail.
Um ein datengetriebenes Marketing
zu etablieren, müssen in einem Unternehmen
technische, organisatorische
und strategische Anforderungen erfüllt
werden. Technisch gilt es, die verschiedenen
Datenquellen zusammenzuführen.
Daten können heute in den unterschiedlichsten
Bereichen anfallen: im
Finanzbuchhaltungssystem, in der Logistik,
im Online-Shop; es gibt Marktforschungsdaten,
historische Kaufdaten,
CRM-Daten. »Wichtig ist eine zentrale
Datenbank und sowie ein Marketingsystem,
dass diese zentral abgelegten Daten
integriert und auswertet«, erläutert
Wiewer. Organisatorisch ist dem Experten
zufolge ein Marketing-Verantwortlicher
notwendig, der sich auch mit der
Analyse großer Datenmengen auskennt.
Dieser Chief Marketing Officer (CMO)
sollte im Idealfall eng mit dem Chief
Information Officer (CIO) zusammenarbeiten,
welcher die Systeme bereitstellt.
Und er sollte engen Kontakt zur Finanzabteilung
halten, um gegebenenfalls
Budgets schnell zu stoppen oder umzuschichten.
»Der CMO wird zum wichtigsten
Partner des CEO«, sagt Wiewer.
Welche Kampagnen sind in welchen
Regionen für welche Produkte erfolgreich,
und zu welchen Preisen werden
sie durchgeführt: Diese Aspekte tragen
wesentlich zum Unternehmenserfolg
bei. Der Marketing-Chef könnte künftig
über zahlreiche Daten herrschen, auf
deren Basis ein CEO Entscheidungen
trifft. »Unter strategischen Gesichtspunkten
ist es daher wichtig, dass diese
Daten so aufbereitet werden, dass sie für
die Geschäftsführung schnell verfügbar,
leicht zugänglich und gut verständlich
sind«, so Wiewer.
Der Kundenstatus entscheidet
Magnus Schmidt, Head of Digital Marketing
bei Payback, sieht das ähnlich:
»Ein intelligentes Handling großer Datenmengen
ist für erfolgreiches Perfomance-Marketing
ausschlaggebend«.
Der Bonusprogrammanbieter war im
stationären Handel schon immer stark.
Seit einiger Zeit wächst er in die digitale
und mobile Welt hinein und hat sein
Offline-Bonusprogramm zu einer Multichannel-Marketingplattform
weiterentwickelt.
Mehr als 600 Online-Shops
sind bereits Partner. Das Interesse ist
groß, denn mit Hilfe der richtigen Daten
können Unternehmen gezielt Personengruppen,
die für sie einen bestimmten
Wert darstellen, mit maßgeschneiderten
Inhalten ansprechen. »Und ein
maßgeschneiderter Inhalt ergibt sich
nicht aus den bisher typischen Zielgruppen-Merkmalen
wie Geschlecht, Alter
oder Interesse, sondern aus dem tatsächlichen
Kundenstatus oder Einkaufsverhalten«,
betont Schmidt. Die Erwartung:
Wenn ein Konsument immer wieder
relevante, deshalb für ihn attraktive
www.acquisa.de 07-08/2013
Angebote erhält, kauft er auch gern ein.
Auch beim Shopping-Giganten Amazon
können Kunden nun Payback-Punkte
sammeln. Der Online-Händler gilt ohnehin
als Paradebeispiel für eine datengetriebene
Marketing- und Vertriebsstrategie.
»Diese Produkte könnten Sie interessieren«,
»Diese Produkte werden oft
zusammengekauft« und »Entdecken Sie
auch unsere Angebote in Kategorie XY«
– anhand von gezeigten Interessen, Surfund
Klickverhalten oder Bestellhistorie,
werden den Nutzern per E-Mail und auf
der Website möglichst passende Angebote
unterbreitet. Für Online-Händler
bedeutet eine solche Datennutzung
mehr Umsatz und eine bessere Kundenbindung.
Auch der Markenbrillen-Onlineshop
Mis ter Spex, stützt seine Online-Marketing-Kommunikation
auf Daten. Im
Schnitt kaufen die Deutschen nur alle
zwei bis drei Jahre eine neue Brille. Für
den Online-Shop ist es daher wichtig,
genau im richtigen Bedarfsmoment alle
relevanten Informationen zur Verfügung
zu stellen. »Datengetriebenes Marketing
ist bei uns die Grundlage, um
profitabel neue Kunden zu gewinnen
und Bestandskunden effektiv zu managen.
Auf Basis der Daten können wir für
jede Produktgruppe und jeden Marketing-Kanal
die passenden Maßnahmen
bestimmen und deren Erfolg messen«,
sagt Robert Käfert, Head of Acquisition
Marketing bei Mister Spex.
Die Brillenkäufer des Onlinehändlers
haben im Kaufprozess in der Regel
Im digitalen Labyrinth müssen Marketer ihre Marketingmaßnahmen zum Erfolg führen.
mehrere Touchpoints mit verschiedenen
Marketing-Maßnahmen wie TV-
Werbung, Besuch beim Partner-Optiker,
Online-Anprobe, Retargeting und vieles
mehr. »Die große Herausforderung am
datengetriebenen Online-Marketing ist,
die gesammelte Datenmenge richtig
zu interpretieren und die passenden
KPIs zur Bewertung der einzelnen Marketing-Maßnahmen
festzulegen«, sagt
Käfert. Es erfordert hohe methodische
Kenntnisse, um den Einfluss jeder Variable
genau zu bestimmen und richtig
zu interpretieren. Dieses Know-how hat
man intern aufgebaut, Marketingtechnologien
werden hingegen auch von
Drittanbietern eingesetzt. So nutzen die
Berliner Shop-Betreiber verschiedene
Tools, um datengetrieben Neukunden
zu akquirieren und Bestandskunden zu
reaktivieren, unter anderem Retargeting-Maßnahmen
und Behavioral Targeting
im Display-Advertising. Für die optimale
Aussteuerung von SEM-Kampagnen
wird ein Bidding-Tool eingesetzt.
Relevant Set statt Sonderangebot
Doch selbst mit modernen Technologien
und guter Datenbasis: Das künftige
Kaufverhalten vorherzusagen, bleibt
eine Herausforderung. Erste Unternehmen
setzen dazu auf Predictive Analytics,
also auf statistische Methoden, mit
denen sich auf Grundlage historischer
Daten Prognosen für künftige Entwicklungen
erstellen lassen. Die Kommunikationsmaßnahmen
werden dann individuell
angepasst. Ein solches Vorgehen
ist vielversprechend. Doch nicht immer
bildet das Nutzer- und insbesondere das
Kaufverhalten die vorgenommene Segmentierung
oder Prognose ab. Sogar
im Dialogmarketing sei daher weniger
Aktionismus und mehr Strategie hilfreich,
sagt Schuster. Auf einige Ent [ …
»Wichtig ist, einen Kunden aus Kundensicht
optimal zu betreuen. Die Kanal- und
Pproduktsicht sind dem unterzuordnen.«
Claus SChuster, Geschäftsführender Gesellschafter, Defacto x, Erlangen
07-08/2013 www.acquisa.de
Data driven Marketing _ Overview
wicklungen müsse man sofort reagieren,
andere sollten strategisch im Customer
Life Cycle verankert werden, um letztlich
passende Kommunikationsstrategien
zu implementieren. »Dem Nutzer ein
konkretes Produkt vorzuschlagen, muss
nicht zwingend die Lösung sein. Viel
wichtiger ist es, zunächst ins Relevant
Set des potenziellen Käufers zu kommen«,
sagt Schuster. Markenbildung ist
nach seinen Erfahrungen auch im Dialogmarketing
wichtig. Basis dafür ist eine
einstellungsbezogene Segmentierung
der Interessanten. Mit einer mehrmonatigen
Markenbildungskampagne könne
man ebenfalls Abverkaufsziele erreichen.
»Solche Kommunikationsstrategien sind
langfristig erfolgreich«, so Schuster.
Mehr Response dank Daten
Immer mehr Werbemaßnahmen basieren
auf einer vorherigen Datenanalyse,
um die Streuverluste und damit die Marketingkosten
zu senken. Eine zentrale
Rolle spielt dabei die Untersuchung der
Customer Journey – also der Weg eines
Kunden vom ersten Kontakt mit einer
Marke oder Produkt bis hin zum Kauf.
Dieser Weg verläuft über zahlreiche Stationen
und unterschiedliche Kanäle. Um
Wechselwirkungen und Synergien zwischen
Kampagnen und Kanälen zu erkennen,
bedarf es eines ganzheitlichen
Blickes auf die eigenen Marketing-Aktivitäten.
Immer mehr »integrierte« Marketinglösungen
drängen folgerichtig auf
den Markt. Diese Technologien bündeln
unter einer Oberfläche die Aktivitäten
in verschiedensten Marketingkanälen.
Sie machen Leistungswerte transparent
und vereinfachen Marketing-Prozesse,
indem sie Daten verschiedenster Quellen
aggregieren, auswerten und Lösungen
automatisiert anbieten.
Daten analysieren, Kampagnen erstellen
und sie aussteuern: »Analytic Cloud«
nennt der US-amerikanische Analyse-
Anbieter Fico seine neue Plattform, die
individualisierte Kampagnen unter Auswertung
großer Datenbestände erlaubt.
Das System kann Kampagnen über alle
kundenspezifischen Kanäle ausführen.
E-Mail-Service-Provider, Facebook, Twitter
und SMS können ebenso integriert
»Ein maSSgeschneiderter
Inhalt ergibt sich nicht
aus den bisher typischen
Zielgruppen-Merkmalen
wie Geschlecht, Alter
oder Interesse.«
magnus schmidt, Head of Digital
Mmarketing, Payback, München
werden wie zum Beispiel Kiosksysteme,
Anwendungen am Point-of-Sale oder
Call-Center. Die Lösung ermöglicht es
unter anderem, auf das Verhalten der
Kunden mit individualisierten Angeboten
zu einem präzise berechneten
Zeitpunkt zu reagieren. Ein Händler
kann jetzt zum Beispiel mit Daten aus
seinem CRM-System individuelle Angebote
konfigurieren, die den Präferenzen
und Preisvorstellungen seiner Kunden
entsprechen, und über eine mobile App
die Kunden auch unterwegs erreichen.
Auch die Kaufneigung eines Kunden
lässt sich für individualisierte Angebote
evaluieren. »Die Erfahrung zeigt, dass
der Rücklauf auf personalisierte und
zeitlich optimal platzierte Kampagnen
im Vergleich zu traditionellen Massenkampagnen
um fünf bis 30 Mal höher
liegen kann«, sagt Marc O. Drobe, Director
Consulting bei Fico.
18_19
Auch Teradata Ecircle ermöglicht einen
datengetriebenen Marketing-Kreislauf.
Das integrierte Marketing-Management
umfasst hier viele Bereiche – von der
Planung und Budgetierung über Durchführung
und Kontrolle von Marketingkampagnen
bis hin zu zur Daten analyse
und Datenmanagement. Im Rahmen
der Lösung werden beispielsweise
Kampagnen-Ergebnisse mit internen
Abläufen und Ausgaben verbunden.
Marketer haben dadurch Kontrolle
über die Marketingkosten, der ROI aller
Marketingaktivitäten kann in Echtzeit
nachgewiesen werden. Letztlich ist es
dem Marketing dadurch möglich, nur
in die erfolgreichsten Kanäle und Aktivitäten
zu investieren. Print, Display,
Mobile, Online: Kam pagnen aller Kanäle
können auf der Plattform mit ihren
Kosten eingestellt und verwaltet werden.
Marketingmaterial lässt sich dort
ebenfalls zentral verfügbar machen.
Solche integrierten Systeme sorgen für
Transparenz und laut Wiewer auch für
Einsparungen bei den Marketingkosten
von bis zu 50 Prozent.
Doch auch wenn Technologien die Prozesse
im Marketing vereinfachen und
Andreas Helios im Interview
Unternehmen aller Größen versprechen sich
von Big Data neue Erkenntnisse über ihre Kunden.
Doch der Weg dahin ist nicht ganz leicht.
> www.acquisa.de
Geben Sie hier Ihre Suchbegriffe ein I Marketing & V...
Marketing & Vertrieb Home Dialogmarketing Online-Marketing Vertrieb CRM Recht
die Werbewirkung verbessern: Expertenwissen
bleibt gefragt. Denn die Entwicklung
kommt jetzt erst richtig in Fahrt.
»Mit der fortschreitenden Verbesserung
der Softwarewerkzeuge wird die Technologisierung
des Marketing weiter voranschreiten«,
sagt Drobe. Dabei werde es jedoch
nicht so sehr um die Technologien
selbst gehen, sondern vielmehr darum,
wie man die erhöhten Kapazitäten und
neue Funktionalitäten nutzen kann, um
Marktstrategien noch schneller umzusetzen
und dabei bessere Ergebnisse sowie
einen höheren ROI zu erzielen.
redaktion@acquisa.de • ]
www.acquisa.de 07-08/2013
MENÜ
Marketing von Hirngespinst nach Irrgendwo?
Oder auf klarem Kurs mit einem starken Partner.
Nie war beim Marketing und Kundenbeziehungsmanagement die Unübersichtlichkeit
größer als heute. Und nie war es schwieriger den Überblick zu behalten und frischen
Wind von heißer Luft zu unterscheiden. Umso wichtiger ist es einen Partner an Bord zu
haben, der mit Ihnen gemeinsam einen klaren Kurs einschlägt – angefangen bei der
Analyse, über die kreative Umsetzung bis hin zur operativen Lösung. www.defacto-x.de
data driven marketing _ Big Data
Daten als Chance
Unternehmen, die Big-Data-Projekte in speziell ausgebildete Kompetenzteams auslagern,
sind erfolgreicher als andere. Die Marketingabteilung sollte also nicht selbst analysieren,
sondern sich Gedanken über die Fragestellungen machen, die das Unternehmen voranbringen.
Text _ Stefan Gneiting
Die Analyse großer Datenmengen gibt
es nicht erst seit der Einführung von
»Big Data« (siehe auch acquisa 1/2013).
Informationen, die aus Transaktionen,
Kundendaten, Umfragen, Rückmeldungen
auf Online-Werbung oder Webseitenzugriffen
gewonnen wurden,
bilden schon länger die Basis für eine
erfolgreiche Vertriebs-, Produkt- und
Marketingplanung. Damit müssen sich
die Unternehmensstrategen weniger
auf ihre Intuition verlassen und können
faktenbasierte Rückschlüsse auf Marktund
Nachfragetrends sowie Kundengewohnheiten
ziehen und die richtigen
Entscheidungen für die weitere Vorgehensweise
ihres Unternehmens treffen.
Die Bewältigung der rasch zunehmenden
Datenmenge stellt die Unternehmensstrategen
jedoch vor erhebliche
Probleme. Laut einer Umfrage von
Experton sehen 32 Prozent der befragten
Unternehmen die Digitalisierung von
Geschäftsprozessen als einen der wichtigsten
Treiber des Datenwachstums.
Sie liefern Informationen beispielsweise
aus E-Commerce-Anwendungen oder
dem Online Advertising.
Damit Big Data
gute Ergebnisse
bringt, muss es
im Unternehmen
richtig verankert
werden. Eine
nicht ganz leichte
Aufgabe.
Für das Marketing prädestiniert
Weil neue Datenverarbeitungsprozesse
und -technologien die Analyse großer
Datenmengen vereinfachen und beschleunigen,
erhofft man sich von Big
Data neue Impulse für die Unternehmensstrategie.
»Big Data ermöglicht, die
Muster in den Informationen zu finden«,
behauptet Dinko Eror, Senior Director
Global Services Lead bei EMC, einem Anbieter
von Speicherlösungen. »Wenn wir
diese Muster kennen, dann können wir
auf das Gefühl verzichten und die richtigen
Entscheidungen treffen, die das
Unternehmen nach vorne bringen.«
Ein Kennzeichen von Big Data, in Abgrenzung
zu den bisher angewandten
Analyselösungen, ist die Möglichkeit,
die Verarbeitung großer Datenmengen
nahezu in Echtzeit durchzuführen.
Außerdem können Big-Data-Anwendungen
unstrukturierte Daten verarbeiten,
wie sie beispielweise in E-Mails oder
sozialen Netzwerken entstehen.
20 www.acquisa.de 07-08/2013
Damit ist Big Data für den Einsatz im
Marketing prädestiniert, wo viele solcher
Informationen vorliegen. »Wir sehen
Daten als Chance«, schreiben Franziska
von Lewinski und Michael Ohanian,
Geschäftsführer der Münchener
Kommunikationsagentur Interone.
»Schon heute kann man die Zielgruppe
besser denn je verstehen und individuell
ansprechen, effizienter und virtuoser
die Kanäle orchestrieren, mit Daten
und Technologien kreativere Kampagnen
konzipieren sowie involvierenden
und relevanten Content kreieren.«
Center (BARC) wichtige Hinweise: In
47 Prozent der Unternehmen haben
spezielle Business-Intelligence-Teams
(BI-Teams) oder Kompetenzzentren die
Verantwortung für Big-Data-Projekte.
23 Prozent hängen das Thema in der IT-
Abteilung auf, und 16 Prozent legen die
Allerdings ist nicht das Generieren von
Daten die Kunst, sondern das Finden
der in den Daten verborgenen Informationen
und die Beantwortung der
Fragestellungen, die das Unternehmen
nach vorne bringen. »Wichtig ist, dass
man zuerst einen Katalog erstellt, der
»Es geht aber auch um Datenanreicherungsverfahren;
man muss evaluieren, auf
welche nützlichen Daten man Zugriff hat,
die bisher nicht erfasst wurden.«
Florian Buschbacher, Senior Manager Pricewaterhouse Coopers, Stuttgart
Foto: alphaspirit /shutterstock.com
Einfluss auf Markenkommunikation
Die beiden Geschäftsführer stützen sich
auf die Ergebnisse einer von Interone
durchgeführten Umfrage: Ihr zufolge
glauben 65 Prozent der Marketer und
Agentur-Insider, dass Daten die Markenkommunikation
stark beeinflussen werden.
»83 Prozent der von uns Befragten
geben an, bessere Entscheidungen zu
treffen, je mehr Daten ihnen zur Verfügung
stehen«, berichten die Geschäftsführer.
Das könnte die Position vieler Marketingverantwortlicher
im Unternehmen
stützen. Schließlich stellte die Fournaise
Marketing Group im vergangenen
Jahr fest, dass 80 Prozent der CEOs ihren
Marketingmitarbeitern nicht besonders
vertrauen und sie wenig von deren Arbeit
beeindruckt sind.
Trotz der erkannten Vorteile für das
Marketing wird Big Data allerdings
keineswegs ein Selbstläufer werden.
So können sich 34 Prozent der von
Inter one befragten Marketingfachleute
nichts unter dem Begriff »Big Data«
vorstellen. Diejenigen, die die Möglichkeiten
von Big Data kennen, nannten
das Unwissen über die in ihrem Unternehmen
vorhandenen Daten sowie die
fehlende Kultur im Umgang mit Daten
als die beiden größten Hürden.
Angesichts des häufig fehlenden Wissens
und der Komplexität der Analysen
stellt sich die Frage: Wo sollen eigentlich
Big-Data-Projekte im Unternehmen
organisatorisch angesiedelt werden? Darauf
gibt eine Untersuchung des Würzburger
Business Application Research
Verantwortung für die Datenprojekte in
die Hände der Fachabteilungen.
In einem zweiten Schritt gingen die
Mitarbeiter des Forschungs- und Beratungsinstituts
für Unternehmenssoftware
über die Feststellung des organisatorischen
Status Quo hinaus. Sie
verknüpften die Erkenntnisse mit dem
jeweiligen Erfolg des Unternehmens.
Diese Analyse legt nahe, dass die Unternehmen,
die die Projekte in die Hände
von Spezialisten legen, mehr von Big
Data profitieren, als Firmen, die anders
verfahren: In 67 Prozent der Unternehmen,
die die Autoren als »Best in Class«
einstuften, verantwortet ein BI-Team die
Big-Data-Analysen. Umgekehrt hinkt ein
größerer Anteil der Firmen, die Big Data
in den Fachabteilungen aufhängen,
dem Wettbewerb hinterher.
Ein Thema für die Fachleute
Zunächst sollte man also herausfinden,
welche Daten überhaupt bereits vorliegen.
»Dann geht es aber auch um Datenanreicherungsverfahren;
man muss evaluieren,
auf welche nützlichen Daten
man Zugriff hat, die bisher nicht erfasst
wurden«, sagt Florian Buschbacher, Senior
Manager bei Pricewaterhouse Coopers.
Hat man zusätzlich zu den Daten
von Kunden auch Informationen über
Menschen, die sich bisher nur über die
Angebote informiert haben, dann kann
man weitere Rückschlüsse auf das Angebot,
die Preise, die Kundenfrequenz,
das Kaufverhalten und die Kaufentscheidung
ziehen.
alle Fragen enthält, auf die man eine
Antwort sucht«, erklärt Buschbacher. Es
ergebe langfristig keinen Sinn, aktuelle,
einzelne Fragen anzugehen. Vielmehr
solle man eine langfristige Strategie für
einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren
erstellen. »Das hat fundamentale
Auswirkungen auf die Struktur des Unternehmen,
da die Fragen aus Sicht des
Marketing, des Vertriebs, des Einkaufs
und der Personalabteilung gestellt
werden können. Daher ist wichtig, die
Weichen für eine Organisationsform zu
stellen, die die Zukunftsperspektive in
technologischer wie auch in organisatorischer
Sicht erfasst.«
Erst wenn all diese Vorgaben erfüllt
seien, könne man sich an die zielgerichtete
Auswertung für Vertrieb, Produktmanagement,
Produktsortiment,
Marketing oder Kundenansprache machen.
Und schlussendlich geht es bei Big
Data um Geben und Nehmen. Das heißt,
die Abteilungen sollen nicht nur die
Daten für eigene Analysen verwenden,
sondern die Ergebnisse und selbst erhobene
Daten in das System zurückspielen.
»Aber intern teilen viele Abteilungen
ihre Daten äußerst ungern. Daten sind
hochpolitisch. Sie machen Erfolge wie
Misserfolge transparent«, bringen Franziska
von Lewinski und Michael Ohanian
die Misere auf den Punkt. »Aber nur
wenn die internen Daten zusammengeführt
werden, lassen sich neue, relevante
Erkenntnisse aufzeigen. Kulturelle
Hürden sind derzeit höher als die technischen
oder rechtlichen.«
redaktion@acquisa.de • ]
07-08/2013 www.acquisa.de 21
DAta driven marketing _ Marketingoptimierung
Marketer am Zug
Analytics hilft dabei, Marketingkampagnen zu optimieren und die größtmögliche Effizienz ins
Marketing zu bringen. Mithilfe entsprechender Software können Unternehmen zudem flexibel
auf neue Marktgegebenheiten reagieren – wenn es sein muss, innerhalb von Minuten.
Text _ Roland Brezina
Marketingverantwortliche stehen angesichts
einer schier endlosen Zahl an
Handlungsoptionen und gleichzeitig
schmelzender Budgets vor der Herausforderung,
die Quadratur des Kreises
zu vollbringen: Es gilt, die Kunden
zur richtigen Zeit über den richtigen
Kanal mit den richtigen Angeboten
anzu sprechen – und das möglichst
ressourcen schonend. Marketingoptimierung
heißt daher die Losung, um
den wachsenden Anforderungen in der
Marketing teuerung mittels analytischer
Intelligenz zu Leibe zu rücken. Ziel ist
eine Aussteuerung von Zielgruppen,
Kanälen sowie allerlei limitierender
Faktoren im Hinblick auf eine konkrete
Optimierung. Bei sehr großen und
komplex strukturierten Datenmengen –
Stichwort Big Data – sind Unternehmen
dafür auf hochleistungsfähige Analytik
angewiesen. Die Investition lohnt sich
jedoch: Der Einsatz entsprechender
Lösungen im Marketing verschafft Klarheit
bezüglich bestehender Handlungsoptionen
und steigert Effizienz und
Wirkung von Marketingkampagnen.
Autor
Roland Brezina
ist Head of
Competence Center
Customer Intelligence
bei SAS Deutschland, das zu den
Marktführern bei Business-Analytics-
Software zählt
p www.sas.de
Zudem macht er den Wertbeitrag des
Marketing zum Unternehmenserfolg
transparent.
Mehr Effizienz, mehr Effektivität
Die Pauschalanforderungen an eine
Marketingoptimierung liegen immer
in einer Steigerung von Effizienz und
Effektivität: Einerseits geht es darum,
bestehende Ressourcen, vor allem Personal
und Kapital, optimal einzusetzen
und dabei den Anforderungen von
Markt und Kunden möglichst genau zu
entsprechen. Andererseits soll durch
eine bessere Auswahl der Wege zum
Kunden die Wirksamkeit konkreter
Aktivitäten und damit die Schlagkraft
des Marketing erhöht werden.
Aber was ist daran neu? Nichts – nur
die Rahmenbedingungen, die sich in
den vergangenen Jahren fundamental
geändert haben: Das Kundenverhalten
ist vielfältiger und differenzierter
geworden, was eine Segmentierung
erschwert. Gleichzeitig hat sich die
Zahl der Kommunikationskanäle bedeutend
erhöht, insbesondere durch
die digitalen beziehungsweise sozialen
Medien. Produkte und Serviceangebote
werden in immer kürzeren Zyklen aufgelegt
und in steigender Taktzahl auf
den Markt gebracht. Zugleich ist jedoch
der Zugriff auf die Ressourcen begrenzt:
So können beispielsweise Call-Centeroder
Lettershop-Kapazitäten, aber
auch Kontaktrichtlinien, Mindest- oder
Höchstauflagen sowie schlicht Budgetlimits
den Umfang geplanter Maßnahmen
beschränken.
Aus all diesen Rahmenbedingungen
entsteht schnell eine Matrix vielzähliger
Kombinations- und Handlungsoptionen.
Marketingoptimierung kann
hier eine bestmögliche Aussteuerung
von Angeboten, Zielgruppen und limitierenden
Faktoren im Hinblick auf
ein konkretes Optimierungsziel bewirken.
Dieses kann in einem konkreten
Absatzziel für ein bestimmtes Produkt
liegen, aber auch in einer Erhöhung der
Reichweite oder in der Stärkung eines
Kunden bindungsfaktors.
Die Aussteuerung der genannten Einflussfaktoren
erfordert komplexe Berechnungen,
denn die Zahl der möglichen
Kunde-Angebot-Konstellationen
kann für große endkundenorientierte
Anbieter schnell in die Millionen gehen.
Selbst bei moderatem Produktangebot,
einer selektiven Auswahl an Kanälen
und einer zugespitzten Segmentierung
ist eine Darstellung mittels konventioneller
Hilfsmittel wie Tabellenkalkulationen
kaum mehr machbar.
Analytics – und das ist neu – ermöglicht
hier eine Marketingoptimierung
im Hinblick auf ein Gesamtziel wie
Reichweite, Wertbeitrag, Response oder
Marketing-ROI, auf Basis beliebig großer
Datenmengen. Während im klassischen
Entscheidungsfall Präferenzen
des Managements, Bauchgefühl oder
andere nicht-objektive Faktoren den
Ausschlag bei der Priorisierung gaben,
lassen sich jetzt eventuelle Zielkonflikte
unpolitisch und auf der Grundlage eindeutiger
belastbarer Fakten auflösen.
Dafür ist jedoch der Einsatz hochleistungsfähiger
Software erforderlich:
Entsprechende Anwendungen eignen
sich dazu, wie an einem Mischpult die
unüberschaubare Zahl an Elementen
und Instrumenten auszusteuern und
22 www.acquisa.de 07-08/2013
Foto: alphaspirit /shutterstock.com
Marketer müssen nicht mehr alles selber anschieben.
mit Blick auf das Gesamtziel bestmöglich
zu kombinieren. So lassen sich
nicht nur Kalkulationen mit einer riesigen
Datenmenge innerhalb von Minuten
erstellen, sondern auch Was/Wenn-
Analysen durchführen und verschiedene
Szenarien durchspielen. Was das
dem Anwender bringt? Schlicht nachweislich
bessere Ergebnisse. Referenzprojekte
belegen die enorme Hebelwirkung
moderner Analytik. Hier zeigt
sich, dass die verwendeten Algorithmen
herkömmlichen Priorisierungsansätzen
(Kampagne A vor Kampagne B, Kunde C
wichtiger als Kunde D usw.) massiv überlegen
sind und zu spektakulären Wertsteigerungen
von Dialogmaßnahmen
beitragen können. Zudem lässt sich der
Einfluss limitierender Faktoren sichtbar
machen. Die Verantwortlichen können
den Grenznutzen ihrer Entscheidungsspielräume
ausloten und beispielsweise
erkennen, wie sich das Ergebnis beeinflussen
lässt, wenn etwa Zielgruppenauswahlen,
Auflagen, Budgets, Kapazitätsgrenzen
oder Kontaktregeln variiert
werden. Zugleich wird dem Entscheider
transparent, ab welchem Punkt zusätzliche
Ressourcen keine weitere Ergebnisverbesserung
mehr erzielen.
Was aber, wenn ein Wettbewerber unerwartet
eine Promotion-Aktion startet,
»Der Einsatz von Business Analytics im
Marketing steigert die Effizienz und die
WirKung von Marketingkampagnen.«
die am Erfolg des eigenen Produkts
kratzt? Wenn das Management mit
neuen Prioritäten querschießt – oder
sofortige Budgetkürzungen einfordert?
Nicht schön – aber auch hier erweist
sich Analytik als wichtige Stütze,
um die Entscheidungskompetenz des
Marketing zu erhöhen. So lassen sich
die Auswirkungen solcher typischer veränderter
Umfeldbedingungen in Form
von Was-wäre-wenn-Szenarien darstellen
und ermöglichen, statt überstürzter
Handlungen ausgewogen zu entscheiden,
welche Maßnahmen in welcher
Konstellation am sinnvollsten sind.
Mehr Transparenz wagen
Mit dem Einsatz von Analysesoftware
erhalten Marketingverantwortliche somit
ein wirkungsvolles Werkzeug, das
ihnen neue Entscheidungsspielräume
und Handlungsoptionen, aber auch
mehr Einfluss im Unternehmen bringt.
Sie sind auf Basis der Szenarioanalysen
in der Lage, Empfehlungen für das
Marketing auszusprechen und können
beispielsweise konkret belegen, dass
sich ein anvisiertes Ergebnis um x Prozent
optimieren lässt, wenn das Budget
um y Prozent erhöht wird. Damit
stellen sie Transparenz der Wirkung
von Marketingtrategien und -maßnahmen
her.
Wirtschaftlich ins Gewicht fällt vor
allem die Tatsache, dass die Zielgenauigkeit
von Marketingmaßnahmen optimiert
wird – und auf diese Weise
zuweilen signifikante Ergebnisverbesserungen
möglich sind. So erzielen
Unternehmen, die Analytics im Marketing
einsetzen, deutlich gesteigerte
Response-Zahlen und einen höheren Return
on Investment. Der wirtschaftliche
Erfolg des Einsatzes entsprechender
Analytics-Lösungen ist eindeutig belegbar.
Abgesehen davon unterstützen analytische
Lösungen Chief Marketing
Officer (CMO) dabei, ihre Position im
Unternehmen zu stärken. Zum einen
lassen sich über die What-if-Analysen
die Konsequenzen verschiedener Alternativen
schnell berechnen – bei
Bedarf auch direkt im Meeting, wenn
ent sprechende Fragen diskutiert werden.
Das erhöht die Entscheidungssicherheit
für die Marketingverantwortlichen.
Zum anderen erhalten sie
Transparenz der Budget allokation im
Marketing und der Wirksamkeit der
damit finanzierten Maßnahmen. Und
last, but not least können CMOs auf
Basis der Analysen den Wertbeitrag des
Marketing zum Unter nehmenserfolg
klar belegen und damit kritischen
Argumenten, beispielsweise in Budgetrunden,
mit Fakten begegnen. Innenpolitisch
ein großer Vorteil für sie
– aber von der erhöhten Effizienz und
Transparenz profitiert letztlich auch
das Gesamtunternehmen.
redaktion@acquisa.de • ]
07-08/2013 www.acquisa.de 23
Data driven Marketing _ Marketing Resource Management
Software für das Marketing
Was dem Vertriebler das Customer Relationship Management, ist dem Marketer das
Marketing Resource Management. Dieses hilft, die Ressourcen effizienter einzusetzen und
die Qualität der Kommunikation zu verbessern.
Text _ Mirko Holzer
Vor rund 20 Jahren hat Software für
das Kundenbeziehungsmanagement
die Arbeitsweise im Vertrieb grundlegend
verändert. Die Rede ist von Customer
Relationship Management-Systemen,
die heute zur unverzichtbaren
Standard software eines jeden Unternehmens
mit Außendienststrukturen
ge hören. Das Wissen über den Kunden
ist im wahrsten Sinne des Wortes Geld
wert. Denn nur wenn Unternehmen
Kenntnis davon haben, was ihre Kunden
wirklich brauchen, ist eine bedarfsgerechte
Betreuung möglich. Alles Wissen
über den Kunden und seine Bedürfnisse
ist jedoch nichts wert, wenn es in
den Köpfen der Vertriebsmitarbeiter
steckt und anderen nicht zugänglich
ist. Ein ausgefeiltes CRM-System, in
das sämtliche Informationen aus allen
Abteilungen einfließen und das so die
Basis für kundenorientiertes Arbeiten
bildet, steigert nicht nur die Effizienz
des Vertriebs, sondern führt auch zu
einer Verbesserung der Servicequalität.
MRM – das CRM für Marketers
Ein Unternehmensbereich, in dem es
– ähnlich dem Vertrieb – eine Fülle an
Informationen, Daten und Materialien
zu managen gilt, ist das Marketing. Allzu
oft geschieht das mit CRM-Systemen,
die Vertriebsprozesse optimal abbilden –
aber eben nur Vertriebsprozesse. Der Versuch,
mithilfe von CRM marketingspezifische
Prozesse und Strukturen zu optimieren,
kann deshalb kaum ge lingen.
Vor einigen Jahren haben sich erste Anbieter
sogenannter Marketing Resource
Management-Systeme (MRM) am deutschen
Markt etabliert. MRM-Software ist
speziell auf den Bedarf von Marketingprofis
zugeschnitten und versetzt sie in
die Lage, Kommunikationsmaßnahmen
effizient zu planen, zu budgetieren, umzusetzen,
den Erfolg zu kontrollieren –
und so ihre Zielgruppen zu erreichen.
Denn im Chaos zwischen unübersichtlichen
Excel-Listen, handgeschriebenen
Korrekturvermerken auf Dokumenten,
einer Unmenge an Bilddateien und dem
Versuch, dem kreativen Durcheinander
mit einem CRM-System Herr zu werden,
verlieren selbst gut organisierte Marketers
irgendwann den Überblick. Spätestens
wenn ein Unternehmen expandiert
und neue Niederlassungen eröffnet
oder die Einführungskampagne eines
neuen Produkts vorbereitet, ist CRM
nicht mehr das geeignete Werkzeug,
um Marketingprozesse effektiv abzubilden
und zu managen. Denn ohne eine
zentrale und zugleich bedarfsgerechte
Daten basis müssen sich alle Projektbeteiligten
ständig persönlich abstimmen
und aktualisierte Daten hin- und herschicken.
Mit einem professionellen MRM-
System gehören solche Probleme der
Vergangenheit an. Es ist Datenpool,
Um setzungstool und Feedback-Kanal
zugleich. MRM-Systeme vereinfachen
sämtliche marketingspezifischen Prozesse
und tragen so direkt zu einer
Effizienzsteigerung im Marketing bei.
Aufgaben, die häufig wiederkehren
und viel Zeit benötigen, werden standardisiert
und automatisiert. So bleibt
mehr Zeit für strategische, inhaltliche
und kreative Tätigkeiten. Idealerweise
ist ein MRM-System modular aufgebaut
und deckt so die gesamte Marketingprozesskette
ab – von der Planung und
Budgetierung über die Unterstützung
aller kreativen Produktionsprozesse
(Briefing, Agentursteuerung, Review Management,
Media Asset Management),
Job Management, Medien produktion
und -distribution (Web-to-Print, Webto-Web
etc.) bis hin zu Reporting und
Controlling.
Ganzheitliche Marketingplanung
Bei der Einführung eines modularen
MRM-Systems sollten Unternehmen
24 www.acquisa.de 07-08/2013
Foto: alphaspirit /shutterstock.com
mit einem Basismodul starten, das die
Marketing- und Budgetplanung sowie
die Umsetzung und Auswertung von
Kampagnen erlaubt. In einem zentralen
Planungsmodul, das für alle Projektbeteiligten
zugänglich ist, können
Anwender eigene Strukturen abbilden,
Bestandsdaten aus anderen Systemen
übernehmen und Schritt für Schritt
Projekte sowie Maßnahmen anlegen
und planen – wie etwa Anzeigen, Mai
Eine spezielle MRM-Software soll helfen,
die Kommunikationsmaßnahmen effizienter
und besser zu machen. Dann könnte es für
Unter nehmen Jahr für Jahr aufwärts gehen.
lings, Messebesuche oder Sonderverkäufe.
Jede Maßnahme lässt sich beliebig
in Unter ebenen gliedern und gibt somit
Aufschluss über Planung, Ist-Stand,
Arbeitsanweisungen, Aufgabenverteilungen,
Liefertermine oder Budgets. Um
einen Überblick über die Kosten einer
Aktion zu erhalten, stellt ein Planungsmodul
Maßnahmenbudgets und reale
Kosten transparent gegenüber, berechnet
Budget summen sowie Restbudgets und
prüft die Daten auf mögliche Inkonsistenzen.
Detaillierte Auswertungen und
Reports zu Budgets und geplanten oder
bereits abgeschlossenen Maßnahmen
lassen sich per Mausklick erstellen und
als PDF-Datei exportieren. Bereits mit
einer solch grundlegenden Marketingplanung
ist ein CRM-System überfordert,
weil es diese Prozesse nicht adäquat abbildet.
Ein MRM-System hingegen leistet
noch viel mehr.
Medienobjekte zentral speichern
Unverzichtbarer Bestandteil eines MRM-
Systems ist auch eine Mediendatenbank.
An einem solchen zentralen Speicherort
lassen sich Medienobjekte aller Art (Media
Assets) wie Grafiken, Image bilder,
Broschüren, Banner, Videos, Audios
etc. archivieren. Zur Erstellung von
Präsentationen, Anzeigen, Broschüren,
Geschäftsausstattung, Flyern und anderen
Medien können Marketers dann
auf zentral freigegebene, aktuelle und
qualitätsgesicherte Medienobjekte zugreifen.
Man kann außerdem festlegen,
dass ausgewählte Media Assets nur im
Rahmen vorhandener Lizenzen und für
bestimmte Zwecke verwendet werden
dürfen, dass nur bestimmte interne oder
externe Mitarbeiter Zugriff erhalten und
dass Bilder oder Dokumente nach Ablauf
einer zeitlichen Frist gesperrt sind. Das
gewährleistet den bestmöglichen Schutz
vor nicht autorisierter Verwendung.
Außer dem haben professionelle Mediendatenbanken
eine Bearbeitungsoberfläche,
um Media Assets vor dem Download
zu bearbeiten und an den jeweiligen Verwendungszweck
anzupassen.
Neben einem Planungstool und einer
Mediendatenbank integrieren leistungsstarke
MRM-Systeme auch Möglichkeiten
zur Medienindividualisierung.
Insbesondere für Unternehmen, die dezentral
aufgestellt sind und lokale Niederlassungen
betreiben, ist eine solche
Funktion wichtig. Damit lokales Marketing
eine optimale Wirkung entfalten
kann, muss es exakt auf die Situation vor
Ort abgestimmt sein und gleich zeitig
die zentrale Markenkraft des Unternehmens
ausnutzen. In einem webbasierten
Web-to-Print-System stehen sämtliche
Werbemittel und Marketinginformationen
zentral zur Verfügung. Die Niederlassungen
können Werbe mittel per
Mausklick individualisieren – unter Beachtung
der Corporate Identity und der
Corporate Design-Vorgaben der Unternehmenszentrale.
So ist es lokalen Einheiten
möglich, zentrale Maß nahmen
einfach an an den individuellen Bedarf
vor Ort anzupassen und ihre Dependance
als regionale Marke zu etablieren.
In den USA ist MRM bereits flächendeckend
etabliert – der US-amerikanische
Markt ist dem europäischen ungefähr
drei bis fünf Jahre voraus. Doch
auch hierzulande ist MRM auf seinem
Siegeszug nicht mehr aufzuhalten.
MRM-Systeme haben nicht nur eine Daseinsberechtigung
als eigene Softwarekategorie
neben CRM – für Marketers
sind MRM-Systeme unersetzlich. Denn
sie bieten Funktionen, die speziell auf
den Bedarf von Marketingprofis ausgerichtet
sind. Diesem Anspruch kann und
wird ein CRM-System nicht gerecht. Für
erfolgreiches Marketing ist es wichtiger
denn je, auf professionelle Softwareunterstützung
zu setzen – auf eine Software,
die marketingspezifische Prozesse
ganzheitlich abbildet. Ein MRM-System
versetzt Unternehmen in die Lage, Kampagnen
und Mitteleinsatz im Marketing
effizienter zu planen. So können sie Ressourcen
effizienter einsetzen und die
Qualität der Kommunikation sichern.
Eine besseren Markenverständnis sorgt
zudem für einen klaren Außenauftritt.
redaktion@acquisa.de • ]
Autor
Mirko Holzer
Ist Chief Executive
Officer von Brandmaker.
Das Unternehmen
sieht sich als führenden Anbieter von
Marketing Resource Management-Systemen
(MRM) in Europa.
p www.brandmaker.de
07-08/2013 www.acquisa.de 25
Data Driven Marketing _ Praxisbeispiele
Lasst Daten arbeiten!
Bisher nutzt das Marketing Daten vor allem, um nach gründlicher Analyse passende
Kampagnen zu konzipieren. Es gibt aber bereits Modelle, in denen Daten in Echtzeit direkte
Entscheidungsvorschläge liefern – etwa Bestellvorschläge für die Filialen einer Großbäckerei.
Text _ Christoph Lorenz
Datenanalyse ist kein Kinderspiel. In
Zeiten, in denen die Zahl der Kundenkontaktpunkte
und -kanäle rasant
steigt, und gleichzeitig Marketingbudgets
zusammengestrichen werden,
stehen Marketingverantwortliche vor
einer Herausforderung: Das berühmte
»Bauchgefühl« oder der »Learning-bydoing«-Ansatz
reichen nicht mehr, um
die begrenzten Ressourcen zufriedenstellend
einzusetzen.
Marketer müssen schon vor einer Kampagne
wissen, auf welchen Kanälen
welche Zielgruppen mit welcher Resonanz
erreicht werden. Sie können es
sich schlicht nicht leisten, Ressourcen
zu verschwenden. In den meisten Marketingabteilungen
ist der Trend vom
datengestützten zum datengesteuerten
Marketing daher längst Realtität.
Kaum jemand zweifelt noch an der
Überlegenheit komplexer Predicitve-
Analytics- oder Data-Mining-Lösungen,
die sowohl im operativen Geschäft
als auch – in Verbindung mit den passenden
Business-Intelligence-Tools – bei
der strategischen Entscheidungsfindung
in immer mehr Unternehmen
eingesetzt werden. Dabei sind vor allem
zwei Aspekte interessant: die Echtzeit-
Analyse und die Möglichkeit datengesteuerter
– statt wie bisher datengestützter
– Entscheidungsvorlagen.
Um Ihnen eine Vorstellung von der
Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten zu
geben, hat acquisa drei Praxisbeispiele
bekannter Lösungsanbieter zusammengetragen
– und die thematische Auswahl
auch auf die jahreszeitlichen Bedürfnisse
abgestimmt...
Viel Spaß beim Lesen!
redaktion@acquisa.de • ]
p
Bierkonsum Analyse am Zapfhahn
Weissbeerger installiert Durchflusssensoren in Bierleitungen,
und stellt die Daten auch zentral zur Verfügung. Wie das Echtzeit-
Analysetool funktioniert und wem es nutzt, lesen Sie hier.
p Überblick. Als Dienstleister für Bars, Restaurants, Brauereien
und Getränkegroßhändler entwickelt das amerikanische Unternehmen
»Weissbeerger« diverse Lösungen rund um den Verkauf und die Vermarktung
alkoho-
lischer Getränke.
Besonders interes-
sant: Das »Alcohol
Analytics«-Tool,
mit dem sich der
Bierverbrauch an
jedem einzelnen
Zapfhahn messen,
aufzeichnen und
auswerten lässt.
Das Prinzip ist einfach:
ein Durchflusssensor wird in die Bierleitung integriert und liefert
Daten an einen kleinen, lokalen Speicher. Dieser überträgt die Daten
automatisch an einen zentralen Server, wo der Verbrauch aller angeschlossenen
Bars zusammengeführt wird.
p Herausforderung. Was die Hardware betrifft, ist die Aufgabe
unspektakulär: Ein kleiner Durchflusssensor, der in die Bierleitung integriert
wird und dem bestimmte Parameter (z.B. Marke, Standort, evtl.
Name des Barkeepers) zugewiesen werden, übermittelt die Daten an
einen zentrale Sammelstelle. Dort kommt die Software ins Spiel: Mit
SAP HANA werden die Daten aufbereitet; das ermöglicht detaillierte Infos,
sowohl für Brauereien (Wieviel Bier einer bestimmten Marke wurde
in der Region xy verkauft?), als auch für Bars oder Restaurantketten.
p Lösung. Als Dienstleister installiert Weissbeerger tausende kleiner
Sensoren und übernimmt die Datenerhebung und Aufbereitung.
Geld verdient das Unternehmen mit dem browserbasierten Zugang zu
Datenbank und Analyse-Tool.
p Ergebnis. Neben kleineren Vorteilen (z.B. Kontrollmöglichkeiten
für Barbetreiber) liegt der Gewinn vor allem in vielfältigen Analysemöglichkeiten
für Brauereien: Wie ändern sich Verbrauchergewohnheiten?
Wie wird eine neue Biersorte am Markt angenommen? Welche Auswirkungen
haben regionale Werbekampagnen oder Preisaktionen? Dank
Echtzeit-Analyse kann sofort nachjustiert werden kann: beim Preis, bei
der Vermarktung oder auch bei der Lieferung.
26 www.acquisa.de 07-08/2013
p
Absatz nach dem Wetterbericht
p
BI-Lösung reduziert fluktuation
Basierend auf einem präzisen Wetterbericht erstellt die Meteolytix
GmbH Absatzprognosen für den Einzelhandel. Das Beispiel
einer Großbäckerei zeigt, wie das Konzept funktioniert.
p Überblick. Die Meteolytix GmbH aus Kiel erstellt auf Basis präziser
Wettervorhersagen und mithilfe ausgefeilter statistischer Modelle
tagesgenaue Absatzprognosen für den Einzelhandels- und Dienstleistungssektor.
Das Joint Venture
aus der Wetterwelt GmbH (einem
Spezialanbieter für
punktgenaue Wettervorhersagen)
und der Analytix
GmbH (einem Insti-
tut für quantitative
Marktforschung und statistische Datenanalyse) hat dafür ein Verfahren
entwickelt, das die Auswirkungen des Wetters auf den Verkauf
bestimmter Produkte berücksichtigt.
p Herausforderung. Ausgangspunkt war die Anfrage eines Bäckereiunternehmens,
Umsatzprognosen für die einzelnen Produkte in seinen
zahlreichen Filialen auf Basis der Wettervorhersage zu erstellen. Erfahrungsgemäß
schwankt der Absatz bestimmter Artikel in Abhängigkeit
von der Wetterlage. Bei Nieselregen wird etwa mehr Kuchen verkauft,
bei einer Hitzewelle dagegen typische Grill-Produkte, etwa Baguette;
und bei Dauerregen sinkt in einigen Filialen der Absatz erheblich, während
er in anderen steigt. Ziel des Ansatzes war es, zum einen die
Verfügbarkeit stark nachgefragter Produkte und damit den Umsatz zu
erhöhen; zum anderen aber auch, Produktions-, Transport- und Logistikkosten
durch eine deutliche Reduzierung der Retourenquote zu
senken.
p Lösung. Auf Basis der IBM-Lösung SPSS Statistics hat Meteolytix
ein umfangreiches Modell entwickelt, das auf Erfahrungswerten basiert
und aus einer Vielzahl von gewichteten Einflussfaktoren (neben
der Wetterprognose auch Ferientermine, das lokale Wettbewerbsumfeld
und vieles mehr) eine Verkaufsprognose pro Filiale und Artikel
errechnet. Außerdem bezieht das System neue Daten in die Prognosen
ein, lernt also ständig dazu. Die Präzision der Vorhersagen bringt
Großbäckereien viele Vorteile. Bereits bei der Produktion lassen sich
erhebliche Mengen an Energie und Grundstoffen sparen. Die Zahl der
Retouren sinkt, es müssen weniger Lebensmittel weggeworfen werden.
Gleichzeitig sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass stark nachgefragte Produkte
ausverkauft sind. Schließlich reduziert sich auch der manuelle
Aufwand in der Zentrale und in den Filialen für die tägliche Produktbestellung,
da die automatisierten Bestellvorschläge inzwischen sehr
präzise Ergebnisse liefern.
p Ergebnis. Der Einsatz der Lösung lohnt sich laut Meteolytix für
Unternehmen ab einer Betriebsgröße von etwa 20 bis 40 Filialen. Besonders
interessant erscheint das Modell bei verderblichen Waren. Im
Fall der Großbäckerei konnte die Reoturenquote über alle Produkte um
etwa ein Drittel gesenkt werden.
Auf der Grundlage eines guten Data-Mining-Konzepts führt
T-Mobile Austria eine umfassende Business-Intelligence-Lösung
ein und reduziert die Kundenfluktuation um 20 Prozent.
p Überblick. Die T-Mobile Austria GmbH, ein Tochterunternehmen von
T-Mobile International, übernahm im Jahr 2006 den inländischen Konkurrenten
Tele.ring und steigerte damit die Zahl seiner Kunden schlagartig
um zirka 50
Prozent. Mit
einer kon-
solidierten
Kundenba-
sis von etwa
3,2 Millionen konnte das
Unterneh-
men so seine
Position gegenüber dem Marktführer Mobilkom Austria deutlich verbessern.
Im Anschluss setzte T-Mobile auf eine Strategie zur Steigerung
des Durchschnittsumsatzes pro Kunden und auf eine Verringerung der
Kundenabwanderungsquote.
p Herausforderung. Die Überprüfung der Business-Intelligence-
Situation nach der Übernahme beinhaltete eine Untersuchung der
vorhandenen Analysekapazität. Dabei stellte sich heraus, dass ein
umfassendes Data Mining unverzichtbar ist. Gleichzeitig zeigte sich,
dass die bisher eingesetzten Systeme komplex und kostenintensiv
waren; vor allem die Erstellung eines praktikablen Datenmodells war
langwierig und verursachte hohe Kosten. Deshalb entschied sich das
Unternehmen für eine Integration seiner Technologieplattformen unter
Einsatz von Portrait Customer Analytics (Pitney Bowes Software). Konkret
wurden dabei folgende Ziele definiert: Die Softwarekosten sollten
deutlich sinken, ebenso die Kosten für externe Beratungsleistungen;
gleichzeitig sollten die Effektivität von Kundenbindungsprogrammen erhöht
und die Antwortzeiten bei Analyseabfragen verkürzt werden.
p Lösung. Mit Portrait Customer Analytics stehen den Mitarbeitern
in Marketing, Technik und Vertrieb umfassende Analyseoptionen zur
Verfügung, von schnell zu erstellenden prädiktiven Modellen bis hin zu
umfassenden geografischen Analysen. Das Resultat sind schnellere
Geschäftsentscheidungen und effizientere Prozesse. Als besonders
profitabel erwiesen sich Modellierungsanwendungen zur Vorhersage
von Entwicklungen, mit denen Maßnahmen zur Maximierung der Vertragskundenbindung
ermittelt und die Inaktivität von Prepaid-Kunden
vermieden wurden. Das Kampagnenmanagement-Team erhielt mit der
eingesetzten Lösung zudem die Datengrundlage für komplexe Auswahlentscheidungen
und konnte auf diese Weise punktgenau die Kunden
mit dem richtigen Angebot zur richtigen Zeit ansprechen.
p Ergebnis. Durch den Einsatz der neuen Lösung konnte T-Mobile
Austria die Kundenfluktuation um 20 Prozent verringern, die Softwarekosten
senken, und Einsparungen bei der externen Beratung realisieren.
»Unsere Analysten können nun sehr viel effizienter arbeiten. Das Wichtigste
dabei ist, dass sie in Echtzeit zusammenarbeiten können«, sagt
Christian Reder, Marketing Analyst bei T-Mobile Austria.
07-08/2013 www.acquisa.de 27
Data driven marketing _ Recruiting
»Gefragt ist analytisches Denken«
Data Driven Marketing, Big Data – wie man die Heraus forderung für Unternehmen auch
bezeichnet: Sie brauchen Fachleute für die Datenanalyse. Die aber sind (noch) rar. Da hilft
nur eins: Weiterbildung. Sagt der Personalberater Harald R. Fortmann von Dwight Cribb.
Interview _ Christoph Pause
»Wenn der Arbeitsmarkt
die benötigten Fachleute
nicht hergibt, müssen
die Unternehmen sie sich
selber schaffen.«
acquisa: Die Digitalisierung des Marketing
schreitet immer weiter voran. Haben
die Unternehmen überhaupt die
Mitarbeiter, die das leisten können?
Harald R. Fortmann: Das ist eine große
Herausforderung, für Agenturen,
Dienstleister und Auftraggeber. Zum
einen verändern sich die Stellenprofile
zunehmend weg vom Marketing-
Spezialisten hin zum Analytiker. Und
davon gibt es in vielen Unternehmen
nur sehr wenige. Am größten ist das
Verständnis noch bei all denen, die
im Bereich Realtime Advertising unterwegs
sind. Das bringt bei den operativen
Positionen einen Aufschwung
für Wirtschaftsingenieure und Wirtschaftsinformatiker,
die von Unternehmen
verstärkt gesucht werden.
Profitieren können aber auch Marktforscher
und Statistiker. Bei den höher
angesiedelten Stellen, als Senior-
Berater oder gehobenes Management
ist die Frage noch akuter, wo die analytischen
Kenntnisse herkommen. Etwas
pauschal kann man sagen, dass Menschen
aus dem Bereich Search und SEO
deutlich weiter sind bei allem, was mit
Datenanalyse zu tun hat.
acquisa: In welchen Bereichen werden
Mitarbeiter mit ausgeprägten Computer-
und Internetkenntnissen denn
gebraucht? Oder trifft das fast alle Abteilungen?
Fortmann: Ich glaube gar nicht, dass
diese Mitarbeiter momentan tatsächlich
schon aktiv gesucht
werden. Alle reden davon,
aber in Wirklichkeit
weiß niemand so
genau, was Big Data
eigentlich ist und
welche Kompetenzen
dafür nötig sind. Und
deshalb sucht auch
keiner. Gut, beim
Realtime Advertising,
da ist das Thema Datenanalyse
und Datenaufbereitung
gerade
aktuell, und bei CRM
und der im Moment
heiß diskutierten Customer
Journey. Bei
CRM ist das Thema ja
schon lange gesetzt.
Hier gibt es eine Szene
von Experten. Die
meisten Unternehmen
sammeln Daten
bislang nur, machen
damit aber nichts oder
nicht viel. Insgesamt
stehen deutsche Unternehmen
in Sachen
Datenanalyse und Big
Data am Anfang einer
Entwicklungsphase.
Die akute Suche nach
Experten wird erst in
ein, zwei Jahren richtig
losgehen, wenn die
Unternehmen damit
starten, ihre Datenbanken
auch zu monetarisieren.
Wenn sie starten, mithilfe
der Datenanalyse Geld zu verdienen.
acquisa: Marketing ist schon sehr ITlastig,
mit Big Data rollt eine neue Wel-
Harald R. Fortmann, Director Executive Search,
Dwight Cribb, Hamburg
»Zuerst müssen Unternehmen
ihre Ziele definieren. und dann
die mitarbeiter aufbauen, die sie
brauchen, um sie zu erreichen.«
28 www.acquisa.de 07-08/2013
le auf Unternehmen zu. Was für Skills
werden denn gebraucht?
Fortmann: Grundlage für alles sind analytische
Fähigkeiten. Man muss strukturiert
denken können. Es ist im Grunde
mehr eine Persönlichkeitsfrage als eine
der individuellen Skills. Analytisches
Denken, gepaart mit der Fähigkeit, konzeptionell
zu denken und aus den Daten
die richtigen Handlungsempfehlungen
abzuleiten, das wird gebraucht. Die Mitarbeiter
müssen in der Lage sein, mithilfe
der Analyseergebnisse Ziele zu formulieren
und Weg zum Ziel aufzuzeigen,
Maßnahmen zu planen, die zum Erfolg
führen. Und dafür benötigen wir extrem
strukturierte Menschen, die Gegebenheiten
analysieren können. Deshalb
sind Statistiker und Marktforscher gut
im Rennen, weil sie genau das können.
acquisa: Wo sollen all die Datenspezialisten,
Social-Media-Fachleute, Online-
Marketing-Experten herkommen? Geben
Hochschulen und Ausbildungen
genügend her?
Fortmann: Nein, nicht wirklich. Ich
merke das auch bei meinen Lehraufträgen
an Hochschulen. Heute beschränkt
sich die Lehre zum Thema
Daten im Wesentlichen auf die Webanalyse.
Business Intelligence ist in den Curricula
noch ein Mangel. Das ist ein Spiegelbild
dessen, was wir in den Unternehmen
sehen. Auch dort ist Business
Intelligence noch nicht angekommen.
Die Hochschulrektoren und Dozenten
sehen das Problem. Sie wissen, dass da
mehr kommen müsste. Aber die Entwicklung
bei Big Data ist so rasant, dass
die Hochschulen nicht nachkommen.
Die Reaktion auf das, was bei der Datenanalyse
passiert, dauert noch ein wenig.
acquisa: In so einem engen Markt: Wo
suchen Sie denn für Ihre Auftraggeber?
Fortmann: Wir schauen uns natürlich
erst einmal in den Unternehmen um,
um die Menschen zu finden, die über
das Persönlichkeitsprofil und die Skills
verfügen, die ich genannt habe. Wir
tun das in denjenigen Unternehmen,
die vor denselben Herausforderungen
stehen wie unsere Auftraggeber. Und
> twitter.com/acquisa
Hier twittert die Redaktion acquisa
Aktuelles und Wissenswertes aus
der Marketingwelt.
dann versuchen wir, diese Menschen
abzuwerben. Wenn wir nicht fündig
werden, dann sehen wir uns in klassischen
Wirtschaftsbereichen um, vor
allem bei Marktforschern und Statistikern.
Da geht es dann mehr um die Frage,
ob diese Mitarbeiter in die digitale
Richtung umgepolt werden können. Ein
Fragezeichen würde ich bei der Suche
nach einem Chief Data Officer setzen.
Ob es solche Kandidaten heute gibt?
Da bin ich unsicher. Wenn, dann sind
es nur wenige. International ist das anders,
dort ist die Auswahl größer. Wir in
Deutschland hinken den USA um mindestens
zwei bis drei Jahre hinterher,
im Vergleich mit Großbritannien sind
es immer noch ein bis zwei Jahre.
acquisa: Was heißt die Entwicklung
für Weiterbildung und Personalentwicklung?
Fortmann: Wenn der Arbeitsmarkt die
benötigten Fachleute nicht hergibt,
müssen die Unternehmen sie sich selber
schaffen. Das muss etwas passieren und
das ist für viele ein großer Schritt. Die
Frage ist, ob und inwieweit sie das inhouse
lösen können, vielleicht mithilfe
externer Berater. In jedem Fall müssen
Unternehmen Weiterbildung intern
unterstützen und vorantreiben. Großunternehmen
und Konzerne werden
eventuell in bestimmten Abteilungen
fündig, bei der Marktforschung etwa.
Aber wie gesagt, die ganze Frage nach
den Datenspezialisten ist im Moment
zwar als Buzzword bekannt und diskutiert,
ein echter Need besteht aber noch
nicht. Viele wissen nicht, was sie tun
sollen. Hinzu kommt, dass sich etwa
bei Werbeagenturen viele existierende
Stellenprofile verändern und verändern
werden. Und auch darauf müssen die
Unternehmen eine Antwort finden.
acquisa: Noch einmal zurück zum
Schlagwort Big Data: Wie steht es dabei
in KMU? Sind die personell und organisatorisch
gerüstet?
Fortmann: Nein. Das Problem ist: Das
Thema Data Driven Marketing und
Vertrieb wird uns überrollen. Und die
Welle trifft alle – vom Dax-Konzern bis
zum Mittelstand. Alle müssen sich jetzt
Gedanken machen, wie sie der Welle begegnen
wollen und können.
»Grundlage für alles sind analytische Fähigkeiten.
Man muss strukturiert denken können. Es ist
im Grunde mehr eine Persönlichkeitsfrage als
eine der individuellen Skills.«
acquisa: Was sind die wichtigsten ersten
Schritte?
Fortmann: Es geht darum, Web Analytics,
CRM, ERP etc. zusammenzuführen.
Unternehmen müssen ihre Ziele definieren.
Welche Daten haben wir? Was
wollen wir damit machen? Wenn die
Antworten auf diese Fragen klar sind,
geht es darum, unter den bestehenden
Mitarbeitern diejenigen zu finden, die
sich in die gewünschte Richtung weiterentwickeln
können. Außerdem sollte
man schauen, wen und wie viele Experten
man von außerhalb holen sollte. Unternehmen
sollten versuchen, die Fehler,
die bei Social Media gemacht wurden,
dieses Mal zu vermeiden. Da hat
sich jeder Zweite Social-Media-Berater
genannt und irgendetwas im ominösen
Social Web gemacht. Aber kaum jemand
hat eine Kommunikationsstrategie für
Social Media entwickelt. Es ging oft nur
um eine schnelle Aktion, oft ohne Sinn
und entsprechend ohne positives Ergebnis.
Ähnliches ist davor bei vielen CRM-
Projekten passiert. Bei Business Intelligence
muss sich das nicht unbedingt
wiederholen.
redaktion@acquisa.de • ]
07-08/2013 www.acquisa.de 29
ücher _ Neuerscheinungen
Buch des Monats
Gunter Dueck
Das Neue und seine Feinde
»Wie Ideen verhindert werden und wie sie
sich trotzdem durchsetzen«
Campus Verlag, Frankfurt 2013
24,99 Euro, 282 Seiten
Zu oft das Nichts
Wieso scheitern viele innovative Ideen in Unternehmen?
Weil die Erfinder keine Ahnung
von Management haben und das Management
nichts von Innovation versteht. So, etwas verkürzt,
eine der Kernaussagen des Buches.
Dueck versucht, Aufklärungsarbeit für beide
Seiten zu leisten, damit die Verständigung
klappt und Innovationen auch marktreif werden.
Denn viel zu häufig sei der Wirkungsgrad
innovativer Ideen zu schwach. Obwohl jeder
Vorstand das Wort »Innovation« täglich im
Munde führt. Dueck fordert Erfinder auf, für
ihre Ideen mit Herzblut zu kämpfen, aber auch
dazu, Feedback einzufordern und ernst zu nehmen.
Und Manager sollen an Systemen arbeiten,
die Freiheit zulassen und nicht hemmen.
Innovation sei kein Sonderprojekt, sondern entscheidender
Teil jeder Managementaufgabe.
acquisa meint: Ein spannendes Buch. Und
noch ein langer Weg – für alle. (cp)
Don’t be stupid
Oliver Handlos,
Matthias Spaetgens
Alle meine Freunde
Verlag Hermann
Schmidt
Mainz 2013
15 Euro
64 Seiten
Bei diesem Bändchen handelt es sich
um einen »Social-Media-Knigge« der
Agentur Scholz & Friends. Dieser beginnt
und endet mit einem Aha-Erlebnis,
nämlich einem Rousseau-Zitat über
Social Media bzw. Facebook. Dazwischen
finden sich jede Menge Binsen,
wie sie auch in einem Social-Media-
Aufklärungsheftchen für Sechstklässler
stehen könnten. Alles in allem raten die
Autoren von (zu viel) Social Media ab.
acquisa meint: Ein inhaltlich relativ belangloses
Büchlein, dass sehr gut getextet und herrlich
illustriert ist. Was will uns diese Werbesendung
sagen? (ms)
Regelbrecher
Roman Anlanger,
Wolfgang A. Engel
Trojanisches
Marketing II
Haufe-Lexware
Freiburg 2013
34,95 Euro
416 Seiten
Der vorliegende Band versteht sich
nicht als direkte Fortsetzung von »Trojanisches
Marketing« aus dem Jahr
2008, kann also auch separat gelesen –
und verstanden – werden. Es geht diesmal
darum, wie man die »Handlungsmaxime«
(nicht Marketingdisziplin!)
des trojanischen Marketing, etwas Bekanntes
auf überraschende Weise mit
etwas Neuem zu verbinden, in der Praxis
umsetzen kann. Entsprechend gibt
es jede Menge Beispiele mit Knoff-hoff
aus großen und kleinen Unternehmen.
acquisa meint: Das Buch erscheint wie acquisa
bei Haufe-Lexware. (ms)
Revolution in der Realität
Chris Anderson
Makers
Carl Hanser Verlag
München 2013
22,90 Euro
288 Seiten
Erstmal: Mit dem »Internet der Dinge«
aus dem Untertitel hat dieses Buch so gut
wie gar nichts zu tun. Vielmehr handelt
es von Rapid Prototyping, Open-Source-
Produktentwicklung, Crowdfunding
und ähnlichen Do-it-yourself-Phänomenen
an der Grenze zwischen der Welt
der Bits und der der Atome. Und wenn
Chris Anderson spricht, hört mindestens
erstgenannte Welt genau zu. Der Autor
von »The Long Tail« und »Free« schildert,
wie das Web die Mittel für Innovation
und Produktion im Sekundärsektor demokratisiert.
So können aus Erfindern
schneller und einfacher Unternehmer
werden. Ein wichtiger Faktor ist dabei,
dass sich die junge Generation mit ihrem
durch das Web geprägten Weltbild
der unendlichen Möglichkeiten nun daran
macht, die reale Welt zu verändern.
Zumal immer mehr Hardware sowieso
schon mit Hilfe von Software produziert
wird bzw. immer mehr Software enthält.
acquisa meint: Die Ideen von Anderson haben
Charme. Aber seine Schlüsse und Beispiele
sind nicht immer stichhaltig. Wobei man nicht
sagen kann, dass er die Probleme dieser neuen
Art der Produktion nicht benennt. Zum Beispiel,
dass viele dieser Dinge derzeit nur möglich
sind, weil die Leute auch noch normale Jobs
haben. Außerdem ist es am Ende doch wieder
30 www.acquisa.de 07-08/2013
nur eine Minderheit, die ins Rampenlicht rückt,
wenn auch in ein globales. Und werden wir
in der Zukunft nicht eher weniger denn mehr
physische Produkte brauchen? Insgesamt eine
lohnenswerte Lektüre für Leute, die gerne über
den Tellerrand in die Zukunft blicken. Oder die
Dinge herstellen, die für einen 3D-Drucker nur
noch eine Fingerübung sind. (ms)
Die Apple-DNA
Adam Lashinsky
Inside Apple
Wiley-VCH Verlag
Weinheim 2012
16,95 Euro
234 Seiten
So sehr Apple auch von Steve Jobs dominiert
wurde, lässt sich viel von seinem
Wirken doch in allgemeine Parameter
übertragen. Welche das sind, beschreibt
Fortune-Journalist Lashinsky in diesem
Buch. So gut das eben geht bei einem
nach außen – aber auch nach innen –
sehr auf Diskretion bedachten Unternehmen.
Womit schon ein zentraler Punkt
benannt wäre, der auf der anderen Seite
mit einer minutiös gesteuerten Außenkommunikation
einhergeht. Als weiteren
Erfolgsfaktor führt der Amerikaner
an, dass Apple nach Funktionen organisiert
ist, nicht nach Produkten, so dass
die jeweiligen Talente der sorgsam ausgewählten
Mitarbeiter optimal genutzt
werden. Multitasker sollen so vermieden
werden. Hinzu kommt eine Kultur der
Verantwortlichkeit für eine bestimmte
Aufgabe sowie kurze Rhythmen der
Überprüfung des eigenen Tuns. Bereits
vielfach von Beobachtern angeführt wurden
der starke Soft- UND Hardware-Bezug
sowie das Denken vom Design und damit
letztlich vom Kunden her. Ebenfalls bekannt
ist die Kultur der Exzellenz (vulgo
Druck) bei Apple. Ein weiterer Faktor ist
der Fokus der Firma auf sich selbst, der
sich auch darin niederschlägt, dass wenig
akquiriert wird.
acquisa meint: Lassen Sie sich nicht von den
schlechten Kritiken bei Amazon beeinflussen:
Dieses Buch bietet spannende Erkenntnisse
über das Unternehmen Apple jenseits der Überfigur
Steve Jobs. Für alle, die auf den nächsten
Coup aus Cupertino warten. (ms)
Einfach ein Apfel?
Diana Jaffé, Vivien
Manazon
Verkaufen an Adam
und Eva
Wiley-VCH Verlag
Weinheim 2012
24,90 Euro
360 Seiten
Es ist eine viel diskutierte Grundsatzfrage:
Sind Männer und Frauen verschieden?
Und wenn ja: Wie wirkt sich das
aus, zum Beispiel auf das jeweilige Kaufverhalten?
Eine eindeutige Antwort auf
diese Frage versuchen Jaffé und Manazon
in diesem Buch zu geben. Es geht
unter anderem um das Geschlecht der
Dinge, Kaufmotive, Sprache und Kaufphasen.
acquisa meint: Ob sich die üblichen Verkaufsprobleme
wirklich auf das Geschlecht zurückführen
lassen, weiß man nicht. Vielleicht wiederholen
wir auch einfach nur immer wieder
dieselben Muster. Sei es wie es wolle: Ein spannender
Ansatz ist das hier allemal. (ms)
the future of Marketing _ Mobile Tracking
Bedingt einsatzbereit
Big Data und Mobile Marketing sind derzeit en vogue. Es ist nicht verwunderlich,
dass Mobile Tracking und -Profiling immer intensiver diskutiert wird. acquisa zeigt, wohin
sich die Medienkonvergenz bewegen könnte.
Text _ Anselm Müller
Die ideale Marketingwelt: Herr Meier
kommt wieder einmal zu spät aus dem
Büro. Er muss noch sein U-Bahnticket
verlängern und seiner Frau Blumen
zum Hochzeitstag besorgen. Sein Problem:
Er hat den Hochzeitstag vergessen.
Ferner wird sein Ticket morgen ablaufen.
Als er in die U-Bahnstation läuft,
summt sein Handy und eine Nachricht
zeigt sich auf dem Bildschirm: »Herr
Meier, morgen ist Ihr Monatsticket abgelaufen,
möchten Sie es jetzt verlängern?«,
ein nicht zu übersehender roter
Button mit der Aufschrift: »Bitte Ticket
kostenpflichtig verlängern« rundet die
Nachricht ab. Herr Meier drückt ihn.
Auf dem Bildschirm erscheint ein weiterer
Text: »Danke für Ihren Kauf, die
Bezahlung erfolgt durch den von Ihnen
gewählten Bezahldienst.« Als Herr
Meier an seiner Haltestelle aus der U-
Bahn steigt, erscheint eine neue Nachricht:
»Herr Meier, morgen haben Sie
Ihren zehnten Hochzeitstag. Möchten
Sie Ihrer Frau nicht ein besonderes
Geschenk machen? Kommen Sie in unserer
Filiale vorbei und lassen Sie sich
von unseren Floristen beraten.« Die Filiale
ist gleich eine Straße weiter. Er lächelt
und macht sich auf den Weg.
Utopie, Horrorvision jedes Datenschützers
oder Realität? Das beschriebene
Szenario kann heute schon technisch
verwirklicht werden – doch es ist nicht
anzutreffen. Möglich wäre dies durch
Apps, die die GPS-Funktion nutzen,
Datenschutzeinwilligungen, die die
Positionsbestimmung des Benutzers
erlauben und CRM-Daten aus der Kaufhistorie,
angereichert mit öffentlichen
Daten (Hochzeitsdatum veröffentlicht
in Social Media). Marketer nennen dies
SoMoLo – eine Wortkreation aus den Begriffen
Social, Mobile und Local.
German Angst im Datenschutz
»In Deutschland ist man noch sehr zurückhaltend,
was auch mit dem hiesigen
Verständnis von Datenschutz
zu tun hat. In Großbritannien waren
schon vor Jahren Provider-basierte
Geofencing-Kampag nen möglich, die
es erlauben, Kunden anzusprechen,
sobald diese in die Nähe eines Ortes kamen«,
sagt Nico Lumma, freier Berater
und Autor, ehemaliger Director Social
Media bei Scholz & Friends, Hamburg.
Stephan Theiß, Geschäftsführer Gelbe
»Technisch gesehen steckt Mobile Targeting
noch in den Kinder schuhen. selbst beim Targeting
im Web gibt es noch Probleme.«
Seiten Marketing GmbH in Frankfurt
am Main, sieht ebenfalls die Verunsicherung
beim Datenschutz als Grund für
die zögerliche Entwicklung in Deutschland:
»Das Smartphone ist mehr als
ein Telefon, es ist eine Art persönlicher
Assistent, für manche sogar schon das
Portemonnaie. Diese Verbundenheit
stellt besondere Anforderungen an
Sicher heit, Ver trauen und Schutz von
Persönlichkeitsrechten.« Dies wird immer
wieder missbraucht, da einige Apps
die Datenschutzrichtlinien zwar in seitenlangen
Texten ausweisen, denen vor
Nutzung zugestimmt werden muss. Für
die meisten Nutzer aber ist die Tragweite
der Datenerhebung intransparent.
»Das Telemediengesetz und das Gesetz
gegen den unlauteren Wettbewerb weisen
klare Richtlinien für die Nutzung
von personenbezogenen Daten und die
werbliche Ansprache von Kunden auf«,
sagt Carsten Ulbricht, spezialisierter
Rechtsanwalt bei der Kanzlei Diem &
Partner in Stuttgart. Das Opt-in – die
aktive Zustimmung – ist in aller Regel
verpflichtend.
Daten werden selten verknüpft
Derzeit herrscht meist Intransparenz,
und Daten werden gesammelt, ohne
den Kunden hierüber aufzuklären.
»Verstöße im App-Segment werden
aktuell nicht ernsthaft verfolgt«, sagt
Ulbricht. Die EU arbeitet zur Zeit an einer
für alle Mitgliedsländer geltenden,
einheitlichen Datenschutzverordnung.
Bis zur Einreichungsfrist gingen über
3.000 Änderungswünsche ein. Mit
einem Ergebnis wird nicht vor 2015
oder 2016 gerechnet. Ulbricht geht davon
aus, dass auch das Ergebnis dieser
Datenschutzverordnung nicht mit der
Lebenswelt der Bevölkerung und der
technischen Nutzung in Einklang zu
bringen ist. Er rechnet damit, dass sich
die EU für ein weitreichendes Opt-in
aussprechen wird. Auch die Network
Advertising Initiative, eine amerikanische
Vereinigung von 90 Online-
Marketingunternehmen (u.a Google,
AOL) setzt auf eine Opt-in-Lösung. »Eine
32 www.acquisa.de 07-08/2013
Mobile Targeting im Supermarkt: Eine
anlass- und ortsbezogene automatische Ansprache
von Kunden ist technisch möglich.
samt werden monatlich 14,8 Millionen
mobile Suchanfragen gestellt, weitere
1,7 Millionen verteilen sich auf Yahoo
(eine Million) und Bing (700.000). Google
Glas könnte die Medienkonvergenz von
Augmented Reality (AR), ortsbasierten
Angeboten und Informationen aus
Social Media wie Google Plus und Facebook
weiter vorantreiben.
Google Glass treibt Entwicklung
Foto: Tyler Olson /shutterstock.com
Gesetzgebung, die bei entsprechend
sensiblen, personenbezogenen Daten
das Opt-in einfordert, ist auf jeden Fall
sinnvoll, um Datenmissbrauch vorzubeugen.
Für weniger sensible Informationen
(z.B. pseudonymisierte oder anonymisierte
Daten, Ablage von Cookies)
halte ich hingegen ein Opt-out oder eine
generelle gesetzliche Legitimation
für ausreichend«, sagt Ulbricht. Diese
Herangehensweise würde sowohl den
Bürgern als auch den Unternehmen
helfen. Hierbei würden sich die Bedürfnisse
nach Transparenz und Selbstbestimmung
der persönlichen Daten und
adäquates Mobile Marketing nicht ausschließen.
Nicht nur Kunden, sondern auch Unternehmen
haben ein diffiziles Verhältnis
zum Mobile Targeting. Sie wollen nicht
öffentlich über dieses Thema sprechen.
Ein Brancheninsider, der den Markt seit
über 20 Jahren kennt, gibt hierfür zwei
plausible Erklärungen. »Technisch gesehen
ist Mobile Targeting noch in den
Kinderschuhen, selbst beim Targeting
im Web gibt es noch einige Probleme zu
lösen. Die Pflicht liegt bei den Desktop-
Anwendungen, die Kür ist das mobile
Web.« Ferner bestätigt er, dass große
Unternehmen die Daten der User ihrer
Apps analysieren. Es fehlt noch die
kritische Masse, um hiermit profitable
Geschäftsfelder zu erschließen.
Weitere Probleme sind die Datenqualität
der CRM-Systeme, das Verknüpfen
unterschiedlicher Datenbanken, die
Verfügbarkeit der Echtzeit-Bewegungsdaten
und die Bandbreite des Netzes.
Diese Punkte könnten die Erklärungen
sein, warum bisher meist nur ein Filialfinder
beim Mobile Marketing zum Einsatz
kommt.
Mobile Suchergebnisse des Kunden,
GPS-basierte Ortung und die Informationen
aus Social Media werden kombiniert
noch selten bis gar nicht in mobilen
Kampagnen verwendet. Dies sieht
auch Lumma: »SoMoLo ist zwar gerade
im Trend, aber nur wenige Werbemaßnahmen
werden bislang so entwickelt,
dass sie Social, Mobile und Local miteinander
verknüpfen.« Dies verwundert,
da laut des Nachrichtenmagazins »Focus«
die mobile Suche bei Google 2012
um 80 Prozent gewachsen ist. Insge-
Diesen Umstand werden zukünftige
Marketingkampagnen berück sichti -
gen. »AR-Anwendungen, und hier kann
Google Glass ein echter Meilenstein
sein, gehen genau in die Richtung, die
digitale und die reale Welt stärker miteinander
zu verzahnen. Dies bedeutet:
Man bekommt in der realen Welt – ohne
Umwege und Medienbrüche – direkte
Unterstützung in seinem Alltag«, sagt
Theiß. Und für ihn ist auch klar, dass
Google Glass die LBS-Funktionalitäten
von Google Now nutzen wird, um auf
Basis von Ortsdaten, den Funktionalitäten
des Endgerätes und Data Mining
personalisierte Dienste bereitzustellen.
Gelbe Seiten versucht derzeit ebenfalls
die hauseigene LBS-Lösung auf Basis der
Geofencing-Lösung von Bitplaces im
Markt zu etablieren.
Mobile Targeting haben bisher nur
wenige Unternehmen auf dem Schirm.
Große Unternehmen sehen derzeit aufgrund
der fehlenden kritischen Masse
kein Geschäftsmodell. Die technischen
Probleme sowie die Zusammenführung
der Daten und die Datenschutzbefindlichkeiten
der Kunden erschweren ebenso
einen schnellen Durchbruch. Dass das
Thema Medienkonvergenz von lokalen
Daten, Benutzerdaten und Social-Media-
Informationen in Zukunft wichtiger
wird, ist durch die Entwicklung von Google
Glass und der Zunahme der mobilen
Suchanfragen evident. Vergessene Hochzeitstage
wird es dank Mobile Targeting
und SoMoLo bald nicht mehr geben.
redaktion@acquisa.de • ]
07-08/2013 www.acquisa.de 33
werkstatt
Wer schreibt, der bleibt
Wie bewirbt man eine Dienstleistung, die relativ kostspielig ist, und für die sich Menschen
interessieren könnten, die nicht alle in dieselbe Schublade passen? Wie erreicht man Zielpersonen,
die keine Zielgruppe ergeben? Eine Postwurfsendung ist ein Anfang.
Text _ Antje Terhaag
Der Flyer lag schon vor einiger Zeit im
Briefkasten, und er gefiel mir, weshalb er
ein Zuhause in meiner Werbeschublade
fand. Das Produkt, das dort beworben
wird, erinnert mich an ein eigenes Projekt,
das nun schon über zwei Jahrzehnte
zurückliegt: Wir, ein recht bekannter
Komponist und ich, wollten interessierten
Menschen anbieten, einen Song für
sie zu schaffen und auf CD zu bringen.
Keines dieser personalisierten Lieder,
wo lediglich ein Name ausgetauscht
wird, sondern eine Neukomposition
mit einem Text nach einer groben Idee
des Protagonisten. Es fielen dafür keine
Fixkosten an, das Studio war vorhanden,
wir hatten beide genug andere Dinge
zu tun, aber wir mochten die Idee, also
versuchten wir, sie an den Mann zu bringen.
Solch ein Auftrag wäre jeweils mit
großem Aufwand zu realisieren gewesen,
weshalb auch ein entsprechender Preis
aufgerufen werden musste. Wir haben
Privatadressen nach Kaufkraft gekauft
und außerdem Unternehmen angeschrieben.
Die Resonanz war exakt null.
Leider fehlte damals die Möglichkeit,
eine breite Masse per Internet (und damit
preiswert) anzusprechen, also haben
wir die Idee nach kurzer Zeit begraben,
weil wir keine Möglichkeit sahen, ohne
erheblichen finanziellen Aufwand an
mögliche Kunden zu kommen.
p Die Ausgangslage
Der Flyer bewirbt quasi die gedruckte
Reinkarnation unseres Vorhabens: Die
Möglichkeit, sein Leben zu dokumentieren
und als Buch, Video, Hörbuch
oder Zeitung aufbereiten zu lassen.
»Jeder Mensch hat eine Geschichte. Wir
zeichnen sie auf.« Das hintergründige
Lächeln des Herrn, der seinen Golfball
in einer Steinsschleuder aufzieht und
dabei einen Bogen von der Kindheit ins
Alter spannt, lässt einen ahnen, dass
dieser Herr eine Geschichte zu erzählen
hätte. So wie jeder Mensch.
»Biografien nach Maß. Sie möchten uns
Ihre Erinnerungen im Interview erzählen?
Wir verschriftlichen Ihre Erzählung
und erarbeiten daraus einen spannenden
Text. Auf Wunsch kann auch
ein Hörbuch oder ein Video entstehen.
Sie haben Ihre Geschichte schon ganz
oder teilweise aufgeschrieben? Wir
helfen Ihnen, den Text nach Ihren Vorstellungen
zu ordnen und zu ergänzen,
dann überarbeiten wir ihn stilistisch.
Ihr Werk bekommt einen professionellen
Charakter und eine hohe Lesbarkeit.«
Hier wird es für mich schon
schwieriger. Wird man der Bedeutung
des Projekts mit solch nüchternen Worten
gerecht? Mir fehlt hier ein Schlückchen
Pathos, um den Wert des fertigen
34 www.acquisa.de 07-08/2013
Buchs in der Vorstellung des Folder-
Lesers plastisch zu machen. Wie viele
werden zu Grabe getragen, ohne dass
ihre Geschichte lebendig bleibt? Ohne
das, was einen ausgemacht hat, was
einem wichtig war, so zu hinterlassen,
dass die Urenkel, die man nie kennen
gelernt hat, einmal daran teilhaben
können? »Professioneller Charakter
und hohe Lesbarkeit« würde ich dabei
voraussetzen und explizit bestenfalls
zwei Stunden dauert, auf Wunsch auch
länger. In dieser Zeit können wir die
Erinnerung an besondere Momente
detailreich aufzeichnen: Anekdoten
aus der Kindheit, die Geschichte der
Ahnen … Ihre Geschichte wird in Buchform
etwa 50 Seiten (DIN A5) umfassen.
Das erste Exemplar ist inbegriffen. Ein
kleines Format mit großer Wirkung.
Und ein tolles Geschenk!« Es erinnert
mich ein wenig an ein kaufmännisches
gehoben und für die organisatorischen
Details auf die Website verwiesen.
Von der Website hatte ich mir Aufschluss
darüber erwünscht, welche weiteren
Kanäle für die Vermarktung genutzt
werden. Man kann zwar die Website
auf Facebook empfehlen, einen eigenen
Auftritt in den sozialen Medien kann
ich allerdings nicht finden. Ich sehe
allerdings, dass die Macher sämtlich
noch andere Formen des Broterwerbs
haben und bei den Referenzen viele
der klassisch journalistischen Arbeiten
erwähnt werden. Immerhin scheinen
sie aber einige der Biografien verkauft
zu haben, das ist also weit mehr, als wir
seinerzeit geschafft haben.
Wie verkauft man also ein kostspieliges
Produkt an eine unscharfe Zielgruppe?
Möglicherweise tatsächlich, indem man
es nicht zu seinem einzigen Standbein
macht, ein paar Flyer verteilt, langen
Atem beweist und auf die virale Verbreitung
seines Angebots hofft.
p Der Expertenrat
1. Wenn Sie eine schöne Idee haben, verwirklichen
Sie sie. Wenn sie gut genug
ist, lässt sie sich verkaufen.
2. Bei einer unklaren Zielgruppe: Nutzen
Sie die sozialen Medien, um viele
Menschen mit wenig finanziellem Einsatz
zu erreichen. Wenn die relevanten
Kontakte Ihr Angebot teilen, erreichen
Sie die Menschen, die Sie zuvor nicht
identifizieren konnten.
redaktion@acquisa.de • ]
Die Expertin
für Fachtexte erwähnen, nicht unbedingt
für ein Werk mit großer emotionaler
Bedeutung für den Käufer. Andererseits
sind solche Attribute natürlich
notwendig, um zu verdeutlichen, dass
hinter dem Ergebnis harte Arbeit steckt,
die allein aufgrund es Aufwands entsprechend
honoriert werden muss.
»Unser Geschenkpaket zum Festpreis
– Meine Momente. Aus Ihren Erzählungen
machen wir ein unvergessliches
Buch. Grundlage ist ein Interview, das
Angebot, nicht an ein inhaltliches.
Andererseits muss man schon ein wenig
ausholen, wenn man dem Leser ein
wirkliches Gefühl dafür geben möchte,
was er bekommt – dafür reicht der Folder
im Briefkasten nicht mehr aus. Da
springt dann zum Glück das Internet
ein, um das zu leisten, was der Folder
nicht vermag: Lust zu machen, Beispiele
zu zeigen, Emotionen anzureißen. Hier
wäre ich den umgekehrten Weg gegangen,
hätte im Folder das Schöne hervor-
Antje Terhaag, M.A.
berät und trainiert Unternehmen
rund um das
Thema Präsentation und
Präsentieren. Schwerpunkte
sind dabei Angebots-
und Wettbewerbspräsentationen.
p
www.terhaag.com
07-08/2013 www.acquisa.de 35
interview des monats _ Frank Stauss
»Am Anfang steht die Geschichte«
Frank Stauss hat als Werber viele Wahlkämpfe für die SPD bestritten. Jetzt hat er darüber ein
Buch geschrieben. Weil Wahlkämpfe faszinierend sind. Und weil Wahlwerbung ganz anders ist
als »normale« Werbung, das Produktmarketing aber trotzdem viel davon lernen kann.
Interview _ Christoph Pause
acquisa: Herr Stauss, Sie machen seit
Jahren Wahlkampf für die SPD. Was ist
für einen Werber das Faszinierende an
Wahlkampf?
Frank Stauss: Das Faszinierende ist,
dass es ein absolutes Enddatum gibt.
Am Wahlabend um 18 Uhr ist Schluss –
dann ist alles gelaufen. Es gibt kein Nachjus
tieren, kein Optimieren. Man kann
eine Wahlkampagne nicht einstampfen
und noch einmal neu beginnen. Entweder
die Kampagne schlägt ein oder
sie tut es nicht. Dazu kommt, dass bei
einer Wahlkampagne alle Kategorien
zusammenspielen – klassische PR, die
Live-Auftritte der Kandidaten, Online in
allen Facetten, Eventmanagement. Das
Schöne ist auch: 44 Millionen Menschen
stehen bei einer Bundestagswahl auf,
machen ihr Kreuz, leben Demokratie.
Das fasziniert – und das gibt es so nur
alle vier Jahre. Außerdem: Es kommen
viel mehr Faktoren zusammen als bei
einer Kampagne für eine Margarine. Die
Öffentlichkeit für das Produkt Politik
und Partei ist eine andere. Die Kampagnenmacher
haben viel weniger Kontrolle
über das, was sie bewirken. Es gibt
viel weniger Steuerungsmöglichkeiten.
Bei normalen Werbekampagnen können
Unternehmen und Werber das Erscheinungsbild,
das Image viel stärker
beeinflussen. In Wahlkampagnen gilt:
Der Anteil der Werbung liegt bei etwa
zehn Prozent, 90 Prozent ist das, was
Menschen im Alltag erleben.
»der Anfang aller Kommunikation ist die klare
Positionierung – egal ob Politik- oder Produktwerbung.
Wer nicht weiSS, wofür er steht,
muss über Kommunikationskanäle gar nicht
erst nachdenken.«
acquisa: Wie verkauft man ein Produkt
– (Partei-)Politik –, das alle betrifft,
aber viele nicht interessiert?
Stauss: Wenn es auf den Wahlkampf
zugeht, dann ist Politik erst einmal ein
Low-Interest-Produkt. Aber die Aufmerksamkeit
der Bürger steigt, je näher der
Wahltermin rückt, je heißer der Wahlkampf
wird. Dann wird das Ganze zu
einem medialen Ereignis. Das Interesse
der Menschen wächst, sie bleiben
dann eben doch am Infostand vor dem
Einkaufszentrum stehen, schauen sich
politische Sendungen, Talkrunden etc.
im Fernsehen an. Wie gesagt, alles rollt
auf den entscheidenden Tag der Wahl
zu. Für die Parteien und ihre Wahlkämpfer,
also auch für die Werber, heißt
das: Sie interessieren mehr Menschen,
wenn sie zuspitzen, wenn sie klare
Wahlmöglichkeiten eröffnen. Das zeigt
etwa der Wahlkampf 2005, über den ich
in meinem Buch ausführlich berichte.
acquisa: Was kann das »normale« Marketing
von Wahlkampf lernen?
Stauss: Zunächst einmal: Auch auf eine
neue Körperlotion warten die Menschen
nicht, das interessiert sie erst
einmal nicht mehr als Politik. Das
Desinteresse für Produkte gilt für alle
Märkte. Und deshalb lautet mein Rat
an Unter nehmen, sich ein Beispiel an
der Zu spitzung im Wahlkampf zu nehmen.
Je klarer ein Unternehmen sich
von anderen unterscheidet, je fester der
Standpunkt ist, den es einnimmt, desto
klarer kann es für sich werben. Wer im
Wettbewerb nicht auffällt, fällt durch.
In der Politik wie auf dem Markt.
»die wichtigste frage beim dialogmarketing ist:
will der adressat in den dialog treten?«
acquisa: Alle Welt schwärmt vom
Online-Wahlkampf von Obama. Man
kann den Eindruck bekommen, er
habe die Präsidentschaft dank Twitter
gewonnen.
Stauss: Der Eindruck täuscht. Obama
hat das Zigfache des Online-Marketing-
Budgets in Fernsehwerbung investiert.
Online war eine wichtige Komponente,
aber nicht mehr. Worauf es im Wahlkampf
ankommt, ist die Geschichte, die
man erzählt. Es geht um die Inhalte.
Das Medium ist nicht mehr als ein
technischer Mittler, über den man die
Geschichte erzählt. Entscheidend ist
dann die Frage, was man über das jeweilige
Medium transportiert. Für Online
gilt: In der Anfangszeit des Internet beziehungsweise
von Social Media schien
die schiere Präsenz im Web die Botschaft
zu sein. Aber das Web ist unüber-
Foto: Bernhard Huber, München
36 www.acquisa.de 07-08/2013
»worauf es im wahlkampf ankommt,
ist die geschichte, die man erzählt.
es geht um die inhalte.«
Frank Stauss, Geschäftsführer BUTTER., Düsseldorf
sichtlich. Wer dort keine klare Botschaft
kommuniziert, wird nicht gefunden.
Deshalb lautet die entscheidende Frage,
für Parteien wie für Unternehmen:
Bin ich, sagen wir auf Facebook, überhaupt
im richtigen Kanal? Oder bindet
das zu viele Ressourcen, die für andere
Kanäle fehlen? Denn jeder kämpft mit
begrenzten Ressourcen – ob Partei oder
Unter nehmen. Und es geht immer um
Ressourcenmanagement. Überzeugend
im Social Web präsent zu sein, braucht
sehr starke Manpower. Und ich muss
wissen, ob ich im Netz richtig agiere
oder ob ich mich verliere.
acquisa: Das Marketing setzt heute
stark auf Dialog – zumindest in der
Theorie. Ist das im politischen Marketing
auch so? Was heißt das konkret?
Stauss: Es kommt darauf an, wo man Dialog
beginnen und enden
lässt. Infostände in Fußgängerzonen
sind reiner
Dialog und machen Menschen,
die nicht Parteimitglieder
sind, sprachund
dialogfähig. Dort
geht es darum, den Bürgern
Argumente für die
politische Diskussion zu
liefern. Das ist alles großer,
echter Dialog. Aber er
braucht klare Richtung,
damit die Menschen die
Botschaften empfangen
und reproduzieren. Beim
Dialog im Sinne von Dialogmarketing
und Interaktionen
im Netz hängt
das an der Frage, ob der
Adressat überhaupt in
den Dialog treten möchte.
Das gilt im Übrigen
auch für das Produktmarketing:
Will wirklich
jemand mit meinem
Unter nehmen und
meinem Produkt in den
Dialog treten? Diese Frage
müssen Unternehmen
beantworten, am besten,
bevor sie sich irgendwo
engagieren. Nehmen wir
Food-Anbieter: Kunden
wollen sich über Inhaltsstoffe informieren
und Koch rezepte aus tauschen, ja,
aber sie wollen nicht in einen Dialog
mit einem Tüten suppenanbieter treten.
Wie gesagt, Wahlkampf ist ein großer
Dialog, aber man muss darauf achten,
in welchen Relationen das in den einzelnen
Kanälen stattfindet. Was sind 20.000
Follower auf Twitter gegen 60 Millionen
Wahlberechtigte? Natürlich sind die
Follower wichtige Multiplikatoren, aber
doch eine Minderheit. Auch Obama
hat das 22-Fache des Online-Marketing-
Budgets in TV gesteckt. Der Anfang aller
Kommunikation ist die klare Positionierung:
Wer bin ich? Was kann ich? Was
kann ich besser als andere, was nicht?
Und welches Fenster ergibt sich für mich
auf dem Markt? Wenn das nicht beantwortet
ist, egal ob von einer Partei oder
einem Unternehmen, muss ich mir über
Werbung und Kommunikationskanäle
keine Gedanken machen.
acquisa: Inwiefern muss ein Werber
hinter dem stehen, was die Partei vertritt,
für die er wirbt? Oder ist das ein
Job wie jeder andere?
Stauss: Er muss mit sich im reinen sein,
das gilt für mich aber auch für Produktwerbung.
Wir arbeiten für die ÖVP (die
österreichische konservative Partei,
Anm. d. Red.). Die kamen auf uns zu.
Nach langen Diskussionen stand fest:
Für die kann ich arbeiten, ohne meine
Ideale zu verraten, weil die Partei sich
klar zu Europa und Minderheitenschutz
bekennt.
redaktion@acquisa.de • ]
Buchtipp
Viel Schweiß, viel Spaß
Wahlkampf ist öde? Nur Phrasen, sonst
nichts? Mitnichten! Wie spannend Wahlkampf
ist, auch und gerade aus Sicht von und für Werber,
zeigt dieses Buch – auch dass Wahlkampf
wirklich Kampf ist, mit allen Haken und Ösen.
Verglichen mit Wahlkampf ist Produktwerbung,
scheint es, ein Kinderspiel. Man kann das
Buch nicht aus der Hand legen, wenn man
einmal mit dem Lesen begonnen hat. Markenführung
und Markenkommunikation sind
in der Politik noch viel anspruchsvoller als
bei Produkt werbung. Und alle reden mit: der
politische Gegner, die Medien, vor allem die
Wähler. Was das für das Polit-Marketing heißt,
beschreibt Frank Stauss so anschaulich und
nah am Geschehen wie selten jemand zuvor.
acquisa meint: Ein spannendes Buch, das jeder
lesen sollte.
Frank Stauss
Höllenritt Wahlkampf –
Ein Insider-Bericht
dtv 2013,
12,90 Euro,
200 Seiten
07-08/2013 www.acquisa.de 37
praxis-scout
Anders und besser
Aufgabe | Supermarkt ist nicht gleich Supermarkt. Doch wer als Lebensmittelhändler alles
anders und besser machen will, braucht ein Konzept, das überzeugt.
Lösung
| Die Hieber-Märkte im Südwesten Deutschlands setzen auf Qualität – und entwickeln
zusammen mit ihren Kunden Strategien, die ihre Märkte besser machen.
Text _ Stephanie Streif
Schon einmal in Ruhe eingekauft?
Nein, nicht in einer edlen Boutique,
sondern ganz normal in einem Supermarkt,
Edeka zum Beispiel. Geht nicht?
Schließlich verkündet das Store-Radio
lautstark ein Angebot nach dem anderen,
und die Einkaufswagen knattern
über den gefliesten Boden. Ganz zu
schweigen von den Kleinkindern, die
an der Kasse losquengeln, weil Mama
ihnen nichts Süßes kaufen will.
Geht doch. Bei Hieber. Der Name ist im
alleräußersten Südwesten der Republik
häufig das Synonym für Edeka. Zwölf
Frische-Center mit rund 1.000 Mitarbeitern
hat Jörg Hieber in den vergangenen
48 Jahren im Landkreis Lörrach und in
der etwas weiter nördlich gelegenen
Stadt Bad Krozingen eröffnet, zusammen
erwirtschaften sie einen Jahresumsatz
von 150 Millionen Euro. Pro Quadratmeter
Ladenfläche sind das 7.000 Euro, was
deutlich über dem Edeka-Schnitt von
4.000 Euro liegt. Was macht Hieber anders
als der Rest?
Ein Besuch im neuesten Hieber-Markt
– ein Neubau am Stadtrand von Bad
Krozingen, der schon architektonisch
anders sein will: Vorne viel Glas, scharfkantige
Fassaden in Schwarz. Der Parkplatz
ist riesig, die Fußgängerwege zum
Eingang sind überdacht. Vorbei an der
Leergutannahme und hinein in den
2.300 Quadratmeter großen Markt: Jede
Menge Gemüse und Obst liegt ordentlich
aufgeschichtet aus, von der Decke
baumeln aus dünnen Holzst reifen geflochtene
Lampen, an der Wand hängt
ein riesiges Wandbild von einer Hand,
die einen grünen Apfel hält. Im Kühlregal
gibt es Holzeinsätze, die Pasta aus
der Region in Szene setzen, ein paar
Schritte weiter schnippelt ein Mitarbeiter
hinter einer Theke Obst. Daneben ein
Saisonkalender, der erklärt, was gerade
in der Region wächst. Edel sieht es hier
aus. Dieter Hieber, der Sohn des Firmengründers,
erklärt das Ladenkonzept:
»Wir machen es uns absichtlich schwer,
um es den Kunden leichter zu machen.«
Werbe- und spamfreies Einkaufen
Hieber wartet mit vielen Extras auf:
Wer mittags schnell etwas Warmes
braucht, lässt sich am Steakpoint einen
Hamburger frisch zubereiten. Wer
mehr Zeit mitbringt, kann in einem
Ausstellungsraum Bilder anschauen,
38 www.acquisa.de 07-08/2013
von Künstlern aus der Region. Auch bei
der Anordnung der Produkte versucht
man bei Hieber vom Kunden her zu
denken: Fisch ist darum immer beim
Fisch, egal ob frisch, tiefgekühlt oder in
der Dose. Weiter wurde alles, was beim
Einkaufen irritieren könnte, weggelassen:
Deckenhänger, Fußbodenaufkleber
oder Angebots körbchen gibt es bei
Hieber nicht. Die Gänge sind frei und
die Regale so niedrig, dass man bis hinten
durchschauen kann. Der Laden soll
übersichtlich bleiben. Und ruhig, denn
Hieber verzichtet auf Musikbeschallung
und Süßigkeiten- oder besser Quengel-
Regale an den Kassen, außerdem rollen
die Einkaufswagen fast lautlos über den
glatten Betonboden. »Werbe- und spamfreies
Einkaufen« nennt das Hieber.
Billigstpreise entsprechen überhaupt
nicht seinem Konzept. »Wir definieren
uns über Qualität und Frische.« Dabei
setzt Hieber vor allem auf Lebens mittel.
CD-Rohlinge oder Tchibo-Produkte gibt
es nicht. Dafür um die 80 Olivenöle.
Oder einen Kaffee wie den Jamaica
Blue Mountain, der 99 Euro das 250g-
Päckchen kostet. Verrückt? »Ja, ein bisschen«,
gibt Hieber zu und erzählt, dass
es Skeptiker gegeben hätte, die gegen
den Bad Krozinger Markt angeredet
hätten. Hieber-Märkte könnten nur weiter
südlich funktionieren, sagten sie,
der Schweizer wegen, die zum Shoppen
rüberkommen. Doch auch diesseits der
Grenze scheinen die Menschen gerne
schick einzukaufen. Sie goutieren, dass
es nicht nur Beef aus den USA, sondern
auch Bio-Fleisch von der regionalen Erzeugergemeinschaft
Gersbach und Wies
gibt. Oder guten Wein aus der Region.
Dazu Hieber: »Das Edeka-Sortiment
sorgt zwar für 80 Prozent des Umsatzes,
aber 80 Prozent der angebotenen Waren
stammen von eigenen Lieferanten.« Und
das seien einige Hundert.
Die Zahlen scheinen Hieber recht zu geben:
Innerhalb eines Jahres sind die Umsätze
des Bad Krozinger Marktes um 18
Prozent gestiegen. Das Konzept geht auf.
Hieber hat sämtliche Auszeichnungen
der Branche gewonnen, jüngst auch
den Euro Shop Retail Design Award, einen
internationalen Preis für die besten
Shops mit den besten Konzepten. Hieber
weiß, was seine Kunden wollen. »Wir
haben einen Kundenrat, dem gut hundert
Leute angehören«, erzählt er. Bevor
Selbstscanning-Kassen, digitale Weinberater
oder eine Einkaufs-App eingeführt
werden, bespricht er Für und Wider mit
dem Kundenrat.
Hieber ist Marke
Erst jüngst habe eine Firma ihre neu
entwickelte App den Kunden präsentiert,
so Hieber. Der Kundenrat habe
entschieden »Nö, brauchen wir nicht«.
Dennoch bleibt Hieber am Thema App
dran. Investieren wolle man aber nur
in eine Anwendung, die dem Kunden
auch wirklich nützt. Auch sonst sorgt
der Edeka-Kaufmann für jede Menge
Kunden kontakte: Er inszeniert Weinproben,
Schlemmerabende, Grillfeste
oder schickt den hauseigenen Ernährungsberater
in den Markt, um Kunden
mit Allergien und Intoleranzen zu beraten.
Einmal im Jahr findet die Tour
de Hieber statt, bei der im Landkreis
Eigentlich wollte der gelernte Konditor
Jörg Hieber nie Lebensmittelhändler werden.
Passiert ist es trotzdem. Weil er und
seine Frau in den Sechziger Jahren dringend
eine Wohnung brauchten, es aber
kaum welche gab, mieteten sie eine, die es
nur zusammen mit einem kleinen Ladengeschäft
im Erdgeschoss gab. Heute gehören
zu Hiebers Imperium zwölf Märkte, die
allesamt anders sein wollen als der Rest.
p Ausgangslage: Hieber will schon lange
der Beste sein und geht seinen eigenen Weg.
Um seine Edeka-Märkte von Discountern und
anderen Vollsortimentern abzugrenzen, setzt
er auf innovative Konzepte, die vor allem den
Kunden in den Blick nehmen. Und zwar mit
allen seinen Bedürfnissen.
p Strategie: Hieber hält zu seinen Kunden
Kontakt: im Markt, über Newsletter, auf
Lörrach sämtliche Hieber-Märkte mit
dem Fahrrad angefahren werden.
Wer will, kann auch dem 18.000 Mitglieder
starken Hieber-Club beitreten. Mitglieder
bekommen vierteljährlich die
Clubzeitung »Hieber aktiv life«, werden
zu Weinreisen in die Toskana eingeladen
oder dürfen beim Kauf von sechs
Flaschen 2011er Britzinger Rosenberg
Gutedel noch eine siebte miteinpacken.
Der wöchentlich an rund 22.500 Mitglieder
und Kunden verschickte Newsletter
informiert über alle Angebote. Noch
mehr Werbung gibt es in regionalen Tageszeitungen
wie der Badischen Zeitung
oder der Wochenzeitung Reblandkurier.
Doch Beilagen kommen für Hieber nicht
in Frage: »Wir wollen nicht ein Blättchen
unter vielen sein, sondern mit dem, was
wir machen, ins Auge stechen«, erläutert
Hieber seine Strategie. Ab und an gebe es
auch mal einen Radio-Spot. Und in der
Schweiz schalte man auf dem Regionalsender
Tele Basel schon auch mal Werbung.
Das reicht. Die Kunden kommen.
redaktion@acquisa.de • ]
p Strategie »Geh’ lieber gleich zu hieber«
Events, im Kundenclub und über den von ihm
geschaffenen Kundenrat. Die Idee dahinter:
Nur so lässt sich in Erfahrung bringen, was
Kunden heute wirklich wollen. In seinen Läden
verzichtet Hieber auf Störfaktoren wie
Auf steller, Ladenradio und Deckenhänger.
Stattdessen setzt er auf Qualität und präsentiert
so ansprechend wie möglich. Lebensmittel
sind sein Kerngeschäft. Bloß nicht zu viel
Regalmeter an Non-Food-Produkte verschwenden,
lautet seine Devise.
p Ergebnis: Hiebers Märkte setzen rund
7.000 Euro pro Quadratmeter um, seine besten
schaffen sogar 10.000 Euro. Der Durchschnitt
der Edeka-Kollegen liegt gerade mal
bei 4.000 Euro. Außerdem räumt Hieber
jeden Preis der Branche ab. Erst im Januar
2013 wurde ihm für seinen Bad Krozinger
Markt der EuroShop RetailDesign Award überreicht.
07-08/2013 www.acquisa.de 39
NEUES aus der Wissenschaft _ Word Of Mouth
Posten ist Silber, Reden ist Gold
Schon seit jeher sind Kunden die wirksamsten Botschafter für Marken, Produkte und Unternehmen.
Der SVI-Stiftungslehrstuhl für Dialogmarketing an der Universität Kassel hat sich in einer
empirischen Untersuchung mit Word of Mouth beschäftigt. Mit spannenden Ergebnissen.
Text _ Anna-Lena Fröhlich, Andreas Mann, Patrick Rath
In Zeiten zunehmender Skepsis gegenüber
Werbebotschaften steigt die
Bedeutung alternativer Werbeträger.
Etwa die der Kunden. Sie berichten
einander ihre persönlichen Konsumerfahrungen,
bewerten Anbieter
und deren Leistungen und sprechen
Empfehlungen in ihrem sozialen Umfeld
aus. Bei diesem als Word-of-Mouth
(WoM)-Kommunikation bezeichneten
Informationsaustausch zwischen Konsumenten
ist keine werbliche Intention
erkennbar. Daher beeinflusst diese
persönliche Kommunikationsform die
Konsumenten in ihrem Kaufverhalten
stärker als übliche Werbebotschaften,
da derartige Informatio nen glaubwürdiger
wahrgenommen werden. Für Unternehmen
kann WoM entweder Fluch
oder Segen sein, je nachdem ob es sich
um Anbieter- bzw. Produktwarnungen
oder Kaufempfehlungen handelt, die
weitergegeben werden.
Die Grundzüge von Word of Mouth
WoM-Aktivitäten haben im digitalen
Zeitalter erheblich an Bedeutung gewonnen,
da sich in sozialen Medien
auch jene Konsumenten vernetzen,
p kommunikationsformen gespräche zentral
Auch junge Menschen tauschen sich
in erster Linie im persönlichen Gespräch
über ihre Konsumerfahrungen aus.
Die meisten digitalen Kanäle sind dem
gegenüber im Hinblick auf den inhaltlichen
Austausch vergleichsweise unwichtig.
Über Marken, Produkte oder Unternehmen kommuniziere ich häufig bis sehr häufig in ...
(n = 217 junge Konsumenten)
persönlichen Gesprächen
Online-Chats
Anrufen
SMS/MMS
Sozialen Netzwerken
E-Mails
Communities/Foren/Blogs
4 %
16%
15 %
31 %
27%
25 %
69 %
0% 20% 40% 60% 80% 100%
die bisher keine oder nur schwache
Verbindungen hatten. Hierdurch steigt
die Reichweite der WoM-Kommunikation
erheblich. Zudem vergrößert die
Persistenz schriftlich formulierter bzw.
audio-visuell hinterlegter Erfahrungen
in sozialen Medien die zeitliche Beständigkeit
von WoM-Botschaften enorm.
Eine Kaufempfehlung oder -warnung
kann in kürzester Zeit, aber auch noch
nach vielen Jahren, viele (potenzielle)
Kunden erreichen. Gerade junge Konsumenten
gelten aufgrund ihres intensiven
Kommunikationsverhaltens
mittels Online-Medien als die Generation
der digitalen WoM-Aktivisten.
Doch wie, und vor allem wie häufig,
kommunizieren junge Konsumenten
in ihrem Alltag über Produkte, Marken
und Unternehmen? Wie verändern
Online-Medien die klassische Mundpropaganda?
Diese beiden Fragen bilden
die Grundlage einer empirischen
Untersuchung, die im Jahr 2012 vom
SVI-Stiftungslehrstuhl für Dialogmarketing
an der Universität Kassel durchgeführt
wurde. Bei dieser explorativen
Erhebung wurden auf Basis eines Convenience
Samples 217 jungen Personen
mit einem Durchschnittsalter von 23,3
Jahren befragt.
Wie die Ergebnisse zeigen, sind junge
Konsumenten mehrheitlich aktive
WoM-Kommunikatoren. Über 80 Prozent
der Befragten tauschen sich regelmäßig
über Marken, Produkte und besondere
Angebote mit anderen Personen
aus. Über allgemeine Unternehmensaktivitäten
kommunizieren nur rund die
Hälfte (52 Prozent) der Befragten. Dabei
zeigen sich aber deutliche Unterschiede
bei der Intensität des Austausches pro-
40 www.acquisa.de 07-08/2013
dukt-, marken- oder unternehmensbezogener
Informationen. Ein Drittel der
jungen Konsumenten kommunizieren
darüber wöchentlich bis täglich,
die Hälfte dagegen nur monatlich bis
quartalsweise. Allerdings können (oder
wollen) 20 Prozent der Befragten die
Häufigkeit Ihrer WoM-Kommunikation
nicht quantifizieren.
So funktioniert WoM
p informationsquellen Websites zentral
Auslöser für WoM ist in erster Linie
eigenes Erleben. So geben über 90 Prozent
der Befragten an, dass sie Marken,
Produkte oder Unternehmen bei anderen
Personen thematisieren, mit denen
sie sehr gute Erfahrungen gemacht
haben. Sehr negative Erfahrungen stimulieren
hingegen nur 6 Prozent der
Konsumenten zur Kommunikation.
Mittels Erfahrungsaustausch im sozialen
Umfeld überzeugen Konsumenten
sich und damit auch andere von der
Richtigkeit ihrer Konsumentscheidungen.
So freuen sich über 70 Prozent
der Befragten über eine positive Bestätigung
von anderen Konsumenten zu
den Produkten oder Marken, die sie erworben
haben. Damit fungieren junge
Konsumenten primär als Marken- und
Produktbotschafter und werden nur
selten als Warner aktiv. Bemerkenswert
ist jedoch, dass nur 19 Prozent der Befragten
eine konkrete Kaufempfehlung
abgeben. Auch Wissen aus der Werbung
wird nur von wenigen Befragten an andere
Konsumenten weitergegeben (19
Prozent). Die große Mehrheit junger
Konsumenten (67 Prozent) berichtet vor
allem über ihre persönlichen Konsumerfahrungen
mit Unternehmen und
deren Leistungen.
Da positive WoM-Botschaften überwiegen,
sollten Unternehmen die Weitergabe
von Konsumerfahrungen und
Kaufempfehlungen fördern, oder gar
selbst initiieren. Insbesondere zufriedene
Kunden lassen sich im Rahmen
von viralen Marketing-Kampagnen
gezielt motivieren, ihre positiven Erfahrungen
weiterzugeben. Voraussetzungen
hierfür sind neben einer hohen
Produkt-/Dienstleistungsqualität auch
ein transparenter und individualisierter
Dialog mit Meinungsführern, die
als glaubwürdige Botschafter genutzt
werden sollen. Das gilt insbesondere
für Unternehmen aus der Mode-/Textil-
und Nahrungsmittelindustrie oder
der Unterhaltungselektronik- und Telekommunikationsbranche.
Über diese
Leistungen tauschen sich – wie unsere
Ergebnisse zeigen – junge Konsumenten
in der Regel vergleichsweise häufig
aus. Gleiches gilt für gastronomische
und touristische Dienstleistungen. Bei
Finanz- und Versicherungsleistungen
sind die WoM-Aktivitäten genauso wie
bei Automobilen weniger stark ausgeprägt.
Betrachtet man die Kommunikationsformen
und -kanäle, die junge Konsumenten
zum Austausch von Konsumerfahrungen
nutzen, so stellt man fest,
dass über zwei Drittel der Befragten
hierfür primär das persönliche Gespräch
nutzen. Dagegen werden Online-
Kanäle wie Blogs, Communities oder Foren
gerade einmal von fünf Prozent der
Befragten häufig oder sehr häufig verwendet.
Auch über soziale Netzwerke,
E-Mails, Chats (zum Beispiel Skype oder
ICQ) oder das Telefon werden nur selten
bis manchmal Konsumerfahrungen
thematisiert oder Kaufempfehlungen
Vor allem die Internetauftritte der Unternehmen
werden für die Informationsbeschaffung
genutzt. Auch gedruckte Medien
sind für junge Kunden durchaus relevant.
Über Marken, Produkte oder Unternehmen informiere ich mich häufig bis sehr häufig über ...
(n = 215 junge Konsumenten)
Webseiten
Bewertungsportale
Kataloge/Broschüren/
Prospekte
Persönliche Beratung
Blogs/Communities/
Soziale Netzwerke
30 %
28%
35%
40 %
0% 20% 40% 60% 80% 100%
74 %
ausgesprochen. Somit kommt Online-
Medien beim Austausch von Informationen
über Marken, Produkte und
Unternehmen zwischen jungen Konsumenten
nur eine untergeordnete Bedeutung
zu. Diese Medien(-Applikationen)
dienen primär der Strukturierung und
Organisation der Kommunikation bzw.
der Beziehung zu den Kommunikationspartnern,
ein inhaltlicher Austausch
findet weiterhin primär in persönlichen
Gesprächen statt, manchmal auch per
SMS oder E-Mail.
Wen WoM vor allem erreicht
Allerdings beschaffen sich gerade die
WoM-Aktivisten relevante Informationen
zur Produkt-/Dienstleistungsqualität
häufig über Online-Medien.
Vor allem Informationen auf Unternehmenswebseiten
werden von rund
drei Viertel der Befragten genutzt, 40
Prozent sehen selbst auf Bewertungsportalen
nach, um sich über Marken
oder Anbieter und deren Produkte
oder Dienstleistungen zu informieren.
Danach folgen bereits klassische Informationsanagebote
wie Kataloge/Broschüren/Prospekte
und die persönliche
Beratung im Geschäft – noch vor [ …
07-08/2013 www.acquisa.de 41
NEUES aus der Wissenschaft _ Word Of Mouth
sozialen Netzwerken (zum Beispiel Facebook,
Xing, Twitter).
Diese Ergebnisse sind nachvollziehbar,
wenn man die Adressaten der WoM-
Aktivitäten betrachtet: Der engste
Freundeskreis und die Familie gehören
zur wesentlichen Zielgruppe der Kommunikationsaktivitäten.
Während 86
Prozent der Befragten ihre Konsumerfahrungen
häufig oder sehr häufig an
die besten Freunde weitergeben und
71 Prozent der Probanden häufig oder
sehr häufig die Familie als Zielgruppe
für die Informationsweitergabe angeben,
werden WoM-Botschaften nur
von sieben Prozent der Befragten an
Mitglieder einer Online-Community
weitergegeben. Der durchschnittliche
Empfängerkreis umfasst daher gerade
einmal sechs Personen. Wenngleich
die Reichweite bei den primär genutzten
Kommunikationsformen der
WoM-Aktivitäten gering ist, so ist die
Wirkung beim Empfängerkreis dafür
nach haltig.
WoM-Aktivitäten beeinflussen
p
7. Deutscher
Dialogmarketing-kongress
»crossmedialer dialog der
zukunft«
Am 17. und 18. Oktober geht der
renommierte Deutsche Dialogmarketing-
Kongress in Hamburg in seine siebte
Runde. Im Fokus steht diesmal
die systematische Integration aller
Off- und Online-Medien – von TV
über Mailings und Search bis zu den
Social Media. Die Referenten kommen
in diesem Jahr unter anderem von
Unilever, Publicis Dialog, Mr. Spex und
Globetrotter. Die Abendveranstaltung
findet im Hotel Side statt, der
Kongress im Institut für Marketing
und Medien.
www.dialogkongress.de
Die Ergebnisse zeigen die Bedeutung
von Unternehmenswebseiten als wesentlichen
Ausgangspunkt für die indirekte
Beeinflussung von WoM-Aktivitäten
sind. Die Stimulierung positiver
WoM-Kommunikation beginnt mit der
User Experience auf der eigenen Webseite.
Nur ein klar strukturierter Webauftritt
mit relevanten, verständlich dargebotenen
Informationen fördert ein
positives Markenerlebnis. Durch eine
Integration sozialer Medien und weiterer
Kommunikationsoptionen lassen
sich Unternehmenswebseiten zudem
in dialog orientierte Customer Touchpoints
verwandeln.
Bei der Gestaltung von Anreizen für
Weiterempfehlungen in WoM-Kampagnen
ist außerdem zu beachten, dass
gerade monetäre Prämien meist nur
begrenzt wirksam sind. Auch bei der
Initiierung und Streuung solcher Kampagnen
gibt es Grenzen, da sich Glaubwürdigkeit
und Wirksamkeit verringern,
wenn das Unternehmen deutlich
als Initiator sichtbar ist. Besser geeignet
sind exklusive Events oder Informationen,
um die Produkte oder Marken
in die Erlebnis- und Erfahrungswelt
der Konsumenten zu integrieren. Dazu
können auch kos tenlose Produktproben
dienen. Diese Anreize sind auch
für ältere Zielgruppen relevant, deren
WoM-Verhalten ähnlich ausgeprägt ist
wie bei jungen Konsumenten. Das belegen
zumindest die Vergleiche der Ergebnisse
unserer Untersuchungsgruppe
der jungen Konsumenten mit einer
Kontrollgruppe von 33 älteren Personen,
die ein Durchschnittsalter von
47,9 Jahren aufweisen. Zwischen den
jungen und älteren Probanden konnten
keine signifikanten Unterschiede
festgestellt werden.
WoM wird weiter wichtig
Die Bedeutung von WoM-Aktivitäten
als alternative Form der Absatzkommunikation
wird zweifelsohne weiter
zunehmen. Zum einen getrieben durch
die aktiv kommunizierenden Konsumenten
selbst. Zum anderen auch aufgrund
der rückläufigen Erreichbarkeit
der Konsumenten über klassische Massenmedien.
Trotz des Kontrollverlustes
über Inhalte und Reichweite der weitergegebenen
Botschaften, sollten Unternehmen
den vernetzten Konsumenten
als Marken- bzw. Unternehmensbotschafter
aktivieren und einbinden.
Wobei die Bedeutung von WoM für
einzelne Branchen und Produkt bzw.
Dienstleistungen unterschiedlich groß
ist. Obwohl der Austausch der Konsumenten
über Online-Medien zunimmt,
sollten Unternehmen und Marketingverantwortliche
die WoM-Kommunikation
nicht auf ein Online-Phänomen
reduzieren, erzielt diese doch gerade
im direkten persönlichen Kontakt die
nachhaltigsten Effekte.
redaktion@acquisa.de • ]
Autoren
Anna-Lena Fröhlich
war zuvor
Mitarbeiterin am
DMCC und ist Junior
Marketing Managerin in der
Vermarktungssteuerung Dialogmarketing
der Deutsche Post DHL in Bonn.
p www.dp-dhl.com
Univ.-Prof. Dr.
Andreas Mann
ist Leiter des DMCC
– Dialog Marketing
Competence Center im Fachbereich
Wirtschaftswissenschaften der Universität
Kassel.
p www.dmcc.uni-kassel.de
Patrick Rath
ist Doktorand am
DMCC – Dialog
Marketing Competence
Center der Universität Kassel und
Studiengangsmanager des Executive MBA
in Marketing und Dialogmarketing.
p www.dmcc.uni-kassel.de
42 www.acquisa.de 07-08/2013
Recht _ Big Data
Rechtliche Grenzen
Wir leben im Zeitalter von Big Data. In vielen Bereichen entstehen erhebliche Datenmengen
in digitalisierter Form. Doch wem gehören diese Daten und wer darf sie verwenden? Bei vielen
Experten besteht Einigkeit, dass hier ein neuer Markt mit spezifischen Werten entsteht.
Text _ Carsten Ulbricht
Technische Fortschritte im Bereich der
Rechnerleistung und die massive Zunahme
an Speicherkapazitäten (Stichwort
Cloud Computing) tragen dazu
bei, dass immer größere Datenmengen
gespeichert und verarbeitet werden
können. Hinzu kommen neue Erkenntnisse
und Fortschritte bei der Datenanalyse
(Data Analytics) und Auswertung
großer Datenbestände (Data Mining).
Rechtsfragen kaum diskutiert
Autor
Dr. Carsten Ulbricht
ist auf Internet und
Social Media spezialisierter
Rechtsanwalt
bei der Stuttgarter Kanzlei Diem &
Partner mit den Schwerpunkten IT-Recht,
Marken-, Urheber- und Wettbewerbsrecht
sowie Datenschutz.
p www.diem-partner.de
Verstärkt wird diese Entwicklung dadurch,
dass immer mehr Menschen
über das Internet immer mehr Daten
und Informationen produzieren (zum
Beinspiel in Sozialen Netzwerken) beziehungsweise
mobile Endgeräte oder
andere Sensoren (Stichwort RFID) Daten
generieren, die es vor einigen Jahren
noch überhaupt nicht gegeben hat.
Big-Data-Projekte wie der kürzlich von
O2 angedachte Verkauf von Bewegungsdaten
der Mobilfunkkunden sind erst
der Anfang. Weitere Projekte wie das
der Schufa, zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit
auch Daten aus Sozialen
Netzwerken auszuwerten, oder die
Analyse der Handydaten von 15 kenianischen
Mobilfunkkunden im Hinblick
auf die Ausbreitung von Malaria, aber
auch die Forschungszwecken dienende
Auswertung von 52 Millionen anonymisierten
Krankenakten in Großbritannien
zeigen das Potenzial von Big Data,
aber auch die Risiken und Bedenken in
der Bevölkerung.
Ohne Frage kann die Aus- und Bewertung
der wachsenden Datenmengen in
bisher kaum ausgeschöpftem Ausmaß
zum Wohl der Menschen, aber auch
zum Wachstum der globalen Wirtschaft
beitragen, indem Innovationen
und Produktivität vorangetrieben und
schlussendlich auch Wachstum gefördert
werden können.
Gleichzeitig stellen sich aber auch zahlreiche
rechtliche Fragen, die bisher nur
in Teilen diskutiert und gelöst worden
sind. Zum einen geht es um die datenschutzrechtlichen
Implikationen. Zum
anderen stellen sich urheber- und verwertungsrechtliche
Fragen, wie etwa
die, wem im Internet zugängliche Daten
eigentlich gehören und unter welchem
Voraussetzungen diese Daten erhoben
und anderweitig verarbeitet und
veröffentlicht werden dürfen.
Nach § 4 Bundesdatenschutzgesetz
(BDSG) ist die Erhebung, Verarbeitung
und Nutzung personenbezogener Daten
nur zulässig, wenn der Betroffene eingewilligt
hat oder eine andere Rechtsvorschrift
die jeweilige Datenverwendung
auch ohne entsprechende Einwilligung
legitimiert (sog. Verbot mit Erlaubnisvorbehalt).
Soweit keine personenbezogenen Daten
im Sinne des § 3 Abs.1 BDSG einbezogen
werden, also keine Informationen
betroffen sind, die einer bestimmten
oder bestimmbaren natürlichen Person
zuzuordnen sind, greift das Bundesdatenschutzgesetz
überhaupt nicht
ein. In aller Regel wird sich bei großen
Datenmengen die Einbeziehung personenbezogener
Daten nicht gänzlich
vermeiden lassen. Gegebenenfalls ist also
zu prüfen, ob sich die Datenverarbeitung
so modellieren lässt, dass sich eine
Datenschutzkonformität über eine der
nachfolgend skizzierten Gestaltungsmöglichkeiten
herstellen lässt.
Datenschutzrechtliche Grenzen
In einigen Konstellationen lassen sich
Daten über eine Anonymisierung oder
Pseudonymisierung so modifizieren,
dass die jeweilige Nutzung zulässig ist
oder zulässig wird. Bei der Anonymisierung
(§ 3 Abs.6 BDSG) werden alle Informationen
aus den zu speichernden Daten
dauerhaft entfernt, die zur Identifizierung
der dahinter stehenden Person
notwendig sind, was die (Weiter-)Verwertung
zulässig werden lassen kann.
Pseudonymisieren (§ 3 Abs. 6a BDSG)
hingegen ist das Ersetzen des Namens
und anderer Identifikationsmerkmale
durch ein Kennzeichen zu dem Zweck,
die Bestimmung des Betroffenen auszuschließen
oder wesentlich zu erschweren.
Wenn Daten hinreichend anonymisiert
werden, steht das BDSG auch der
Auswertung von Big Data eigentlich
nicht mehr im Weg. Unzureichend ist
die Anonymisierung selbstverständlich,
wenn Dritte die Daten de-anonymisieren.
Möglichkeiten der De-Anonymisieung
müssen also möglichst ausgeschlossen
werden.
44 www.acquisa.de 07-08/2013
Die Verarbeitung personenbezogener
Daten ist außerdem immer dann zulässig,
wenn der Betroffene gemäß §
4a BDSG eingewilligt hat. Über eine
Ein willigung (unter Umständen auch
in AGB) könnten spezifische Big-Data-
Ansätze also auch gerechtfertigt werden.
Erforderlich hierfür ist eine hinreichende
Aufklärung der Betroffenen,
wie welche Daten gespeichert und verarbeitet
werden. Stimmt der Betroffene
dieser VOR der Datenverarbeitung zu,
ist die Datenverarbeitung als zulässig
anzusehen. Ist die Erteilung nicht für
das Rechtsgeschäft zwingend, genügt
aus datenschutzrechtlicher Sicht wohl
eine Opt-Out-Klausel, sonst bedarf es
einer aktiven Zustimmungshandlung
(Opt-In).
Öffentlich zugängliche Daten
Eine weitere denkbare Erlaubnisnorm
ist § 29 Abs.1 S.1 Nr.2 BDSG, die sich
auf die Datenerhebung aus öffentlich
zugänglichen Quellen bezieht. Danach
dürfen Daten, die öffentlich zugänglich
sind, erhoben werden, es sei denn, dass
das schutzwürdige Interesse des Betroffenen
an dem Ausschluss der Verarbeitung
oder Nutzung gegenüber dem
berechtigten Interesse der verantwortlichen
Stelle offensichtlich überwiegt.
Bei Konzepten, die sich hierauf berufen
wollen, ist die Datenerhebung oder –verarbeitung
so zu konzipieren, dass entsprechend
überwiegende Interessen des
Betroffenen möglichst ausgeschlossen
werden können.
Neben einigen weiteren Gestaltungsoptionen
ermöglichen die dargestellten
gesetzlichen Rahmenbedingungen
in vielen Fällen also eine datenschutzkonforme
Ausgestaltung des jeweiligen
Big-Data-Ansatzes. Bei der datenschutzrechtlichen
Prüfung ist schluss endlich
zu beachten: Bei jedem einzelnen
Datenverarbeitungsschritt – von der
Erhebung über die notwendige Speicherung
und Verarbeitung bis hin zu
einer etwaigen Weitergabe – muss eine
gesetzliche Vorschrift aus dem BDSG
die Datenverwendung legitimieren. Da
bei Big-Data-Projekten aber in der Regel
nicht Informationen einzelner Personen
Ergebnis sein sollen, sondern allgemeinere
Erkenntnisse, wird sich bei
einem der Datenverarbeitungsschritte
wohl sicherlich eine Anonymisierung
durchführen lassen.
Die Erfahrung aus der Beratung verschiedenster
Big Data und Internet-Monitoring-Projekte
zeigt, dass durchaus
Gestaltungsmöglichkeiten bestehen,
um die Auswertung von Big Data mit
den datenschutzrechtlichen Vorgaben
in Einklang zu bringen. Je nach
Einzelfall oder Werkzeug kann bei Big
Data-Projekten über eine entsprechend
granulare Ausgestaltung die Erhebung
personenbezogener Daten vermieden
oder über Anonymisierungsmechanismen
teilweise im Zusammenwirken mit
weiteren Maßnahmen auf eine rechtssichere
Grundlage gestellt werden.
Prinzipiell gilt: Eigentum an Informationen
kann aus juristischer Sicht nicht
begründet werden. Insoweit passt der
Begriff hier eigentlich nicht. Dennoch
können Informationen oder Daten unter
verschiedenen gesetzlichen Voraussetzungen
vor dem Zugriff beziehungsweise
vor der der Verwertung durch
Dritte geschützt sein.
Zahlreiche Internetportale verbieten
in ihren Nutzungsbedingungen den
Einsatz entsprechender Suchroboter
(Webcrawler) beziehungsweise das
systematische Durchsuchen und Auswerten
der zur Verfügung gestellten
Daten. Tatsächlich haben Betreiber entsprechender
Webportale auf Grundlage
des virtuellen Hausrechts die Berechtigung,
entsprechende Vorgaben für
die Nutzung der Plattform zu machen.
Rechtlich verbindlich wird die jeweilige
Regelung aber nur, wenn der jeweilige
»Scraper« auch unter Anerkennung der
Nutzungsbedingungen registriert hat.
Ist der Zugang also ansonsten nicht beschränkt
bzw. auch ohne Anmeldung
möglich (wie z.B. bei Google) kommt
den jeweiligen Nutzungsbedingungen
ebenso wie allen weiteren einseitigen
Erklärungen über von ihr gewollte
Nutzungsbeschränkungen keine verbindliche
Rechtswirkung für nicht
registrierte Besucher der Web seite zu
(vgl. Urteil des OLG Frankfurt am Main
vom 5. März 2009; Az. 6 U 221/09).
Nutzungsbedingungen nützen bzw.
schaden also nicht unbedingt…
Datenbanken mit Urheberrecht?
Dennoch gibt es allerdings auch
ur heberrechtliche Grenzen der Verwertung.
In Deutschland sind in diesem
Zusammenhang vor allem das
Urheberrecht und das ebenfalls im
Urheberrechtsgesetz (UrhG) zu verortende
Datenbankrecht relevant.
Urheberrechtlicher Schutz wird gemäß
§ 2 UrhG nur angenommen, wenn ein
entsprechendes schutzfähiges Werk
vorliegt. Häufig wird es sich bei Big
Data um Texte oder Textfragmente
handeln, die aber eben nur geschützt
sind, wenn die notwendige Schöpfungshöhe
erreicht wird. Das wir gerade bei
einzelnen Fragmenten oder Datenreihen
in aller Regel nicht angenommen
werden können und hilft insoweit
in vielen Fällen nicht weiter.
Es kommt insofern darauf an, ob durch
den Zugriff auf fremde Datenbestände
in unzulässiger Weise in das Datenbankrecht
nach § 87 a ff. UrhG eingegriffen
worden ist. Nach § 87b UrhG hat der
Hersteller einer Datenbank das ausschließliche
Recht, die Datenbank insgesamt
oder einen nach Art oder Umfang
wesentlichen Teil der Datenbank
zu vervielfältigen, zu verbreiten und
öffentlich wiederzugeben.
Sollte die entsprechenden Voraussetzungen
vorliegen, ist es ohne Zustimmung
des Datenbankherstellers
verboten, einen nach Art und Umfang
wesentlichen Teil der Daten zu nutzen.
Artikel 7 Absatz 1 der Europäischen
Daten bankrichtlinie besagt, dass wesentlicher
Teil in qualitativer oder in
quantitativer Hinsicht verstanden werden
kann. Nur dann, wenn ein entsprechend
wesentlicher Teil entnommen
wird, ist von einem unzulässigen Eingriff
in das Daten bankrecht des Inhabers
auszugehen. Interessanterweise
hat der Bundesgerichtshof in seiner Entscheidung
»Zweite Zahnarztmeinung II«
(BGH, Urteil v. 1.12.2010, Az. I ZR 196/08)
einen Anteil von unter einem Zehntel
nicht als wesentlich angesehen.
redaktion@acquisa.de • ]
07-08/2013 www.acquisa.de 45
Recht _ Gerichtsentscheidungen
RechtsTicker
Werbung für Zahnzusatzversicherung
Nach einem Urteil des LG
Köln vom 14.8.2012
(Az. 33 O 74/12) ist eine
Werbung für eine Zahnzusatzversicherung
irreführend,
wenn sie einen Vorher-
Nachher-Vergleich zeigt,
ohne auf die zahlreichen
Ffälle von Leistungsausschlüssen
hinzuweisen.
www.justiz.nrw.de
Einlösen eines
Online-Gutscheins
Nach einem Beschluss des
LG Gießen vom 29.5.2013
(Az.: 7 Qs 88/13) ist es
nicht strafbar, einen versehentlich
zugesendeten
Online-Gutschein einzulösen.
www.lareda.hessenrecht.hessen.de
App-Store-AGB
rechtswidrig
Das Landgericht Frankfurt
am Main hat mit Urteil
vom 6.6.2013 (Az.: 2-24 O
246/12) diverse Klauseln
der AGB des Samsung App-
Store für rechtswidrig und
damit unwirksam erklärt;
u.a. die Einwilligung in die
Schaltung von Werbung.
www.vzbv.de/11854.htm
Abwehrklausel
In einem Beschluss vom
28.3.2013 (Az. 13 U 10/13)
hat das OLG Celle entschieden,
dass eine »Abwehrklausel«
auf der Website des
Klägers mangels rechtlicher
Wirkung ihn nicht daran hindert,
selbst sofortige Abmahnungen
auszusprechen.
www.rechtsprechung.
niedersachsen.de
§
bUNDESTAG
Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken
§
LG Stuttgart
Störerhaftung im Affiliate Marketing
Am 29. Mai 2013 hat das
LG Stuttgart sich in einem
Urteil (Az. 13 S 200/12) mit
dem Affiliate Marketing
auseinandergesetzt. Gegenstand
des Verfahrens war eine
Unter lassungsklage. Die
Beklagte war als Advertiser
Beteiligte eines Affiliate-
Marketing-Netzwerks. An
diesem waren auch Publisher
beteiligt. Ein Publisher
versendete Werbung der Beklagten
per E-Mail aus dem
Ausland unter anderem an
In der Sitzung am 27.6.2013 hat der Bundestag
das Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken
verabschiedet. Das Gesetz zielt darauf ab, den
Verbraucherschutz bei Inkasso maßnahmen
und Telefonwerbung zu verbessern sowie Missstände
bei wettbewerbsrechtlichen und urheberrechtlichen
Abmahnungen zu beseitigen.
Zu diesem Zweck führt der Gesetzgeber neue
Verbotstatbestände und schärfere Sanktionen
ein, verringert finanzielle Anreize für gewisse
Werbepraktiken und versucht, die Transparenz
für die Verbraucher zu erhöhen. Unter
anderem enthält das Gesetz die folgenden
Maßnahmen: Unerlaubte Werbe anrufe sind
nunmehr auch dann mit einer Geldbuße
belegt, wenn der Werbungtreibende eine automatische
Anrufmaschine einsetzt. Gleichzeitig
steigt die maximale Höhe der Geldbuße
auf 300.000 Euro. Sowohl im Urheber gesetz
als auch im Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb
erhält eine abgemahnte Person einen
Gegenanspruch auf Ersatz von Aufwendungen
für die Rechtsverteidigung, gegen eine rechtsmissbräuchliche
Abmahnung. Darüberhinaus
müssen urheberrechtliche Abmahnungen
konkrete Informationen über den Verletzten,
die Rechtsverletzung und die Zusammensetzung
der Ansprüche enthalten. Außerdem
gelten künftig niedrigere Streitwerte, um die
Höhe der Abmahnkosten zu beschränken.
Für Gewinnspielverträge ist nach dem neuen
§ 675 Abs. 3 BGB die Textform vorgeschrieben.
Inkassounternehmen unterliegen erhöhten
Darlegungspflichten. Sie müssen künftig insbesondere
den Grund einer Forderung und
das Datum ihrer Entstehung nennen.
Handlungsempfehlung: Aufgrund der verschärften
Sanktionen bei unlauteren Werbemaßnahmen
ist die Beachtung der Verbote in
der Werbepraxis noch bedeutsamer geworden.
Rechteinhaber sollten nach der Verkündung
des Gesetzes insbesondere bei Abmahnungen
die neuen Regelungen berücksichtigen. Verbraucher
und kleine Unternehmen werden
begrüßen, dass die durchschnittlichen Kosten
von Abmahnungen sinken. Dank der Gesetzesänderungen
können sie darüberhinaus
das Prozessrisiko, das mit einer Verteidigung
gegen die geltend gemachten Ansprüche
einhergeht, besser einschätzen. Dank der
neu geschaffenen Gegenansprüche hat man
auch eine bessere Aussicht, eigene Kosten von
einem zu Unrecht Abmahnenden ersetzt zu
bekommen. p www.bundestag.de
den Kläger. Dieser verlangte
von der Beklagten Unterlassung
der Zusendung unverlangter
Werbe-E-Mails
durch einen Dritten und
den Ersatz vorgerichtlicher
Anwaltskosten.
Das Gericht wies die Klage
ab. Es folgte der Argumentation
des Klägers nicht, dass
die Beklagte verantwortliche
Störerin im Sinne des § 1004
BGB sei. Der Nutznießer unerlaubter
Werbe-E-Mails sei
nicht für Verstöße des unmittelbaren
Störers heranzuziehen.
Handlungsempfehlung:
Das Urteil begrenzt die
Störerhaftung der Nutznießer
eines Affiliate-Marketing-Netzwerks.
Zwar darf
der Werbende unaufgeforderte
Werbe-E-Mails nicht
veranlassen, aber er haftet
auch nicht automatisch für
derartige vom Publisher versendete
E-Mails, die für die
eigenen Produkte werben.
p www.lgstuttgart.de
Die Meldungen und Berichte auf dieser Seite wurden zusammengestellt von
RA Dr. Jens Schefzig und RA Dr. Flemming Moos, Norton Rose Fulbright Germany LLP.
46 www.acquisa.de 07-08/2013
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0513-038
Dialogmarketing _ Recruiting
Die »Generation Y« will mehr
Der Fachkräftemangel ist im Marketing angekommen, insbesondere wenn es um Kenntnisse
im digitalen Marketing, im CRM oder auch um IT geht. Zugleich stellt die nachrückende
»Generation Y« andere Anforderungen an Arbeitgeber als ihre Vorgänger.
Text _ Vera Hermes
Wenn Dirk Mayer-Mallmann eine interessante
Bewerbung auf den Tisch bekommt,
dann greift er zum Telefon und
ruft den Bewerber oder die Bewerberin
persönlich an, um ihn oder sie zum
Gespräch einzuladen. Der Marketingleiter
des B2B-Unternehmens Schönox,
eines Herstellers von Produkten für den
Bau- und Renovierungsbereich, möchte
bei diesem Telefongespräch einerseits
einen Eindruck vom Kandidaten gewinnen
und sich zweitens für die Bewerbung
bedanken. Findet ein Bewerbungsgespräch
statt, liegt ein Namensschild
beim Empfang bereit und alle Beteiligten
im Unternehmen sind bestens vorbereitet.
Am Ende des Gesprächs wird
ein verbindlicher Telefontermin für ein
ehrliches Feedback vereinbart.
Unternehmen müssen umdenken
Schönox sitzt im Städtchen Rosendahl
im Müns terland. In der Region herrschen
3,3 Prozent Arbeitslosigkeit, also
nahezu Vollbeschäftigung. Dennoch haben
Mayer-Mallmann und seine siebenköpfige
Marketingcrew keine Nachwuchssorgen.
Wird ein neuer Kopf gesucht,
geschieht das hauptsächlich über
die eigene Unternehmenswebsite und
Stellenanzeigen in der regionalen Presse.
Was wohl entscheidend zur Attraktivität
der Arbeitgebermarke Schönox beigetragen
haben dürfte, ist die Auszeichnung
mit dem Marketingpreis des Marketing-
Clubs Münster- Osnabrück im Jahr 2011.
Das war die Initialzündung für eine
engagierte Pressearbeit in der Region.
»Seitdem haben wir deutlich mehr Bewerbungen
um Praktikumsplätze und
um die Betreuung von Master-Arbeiten«,
sagt Mayer-Mallmann. Er ist überzeugt,
dass Unternehmen in puncto Rekrutierung
umdenken müssen: »Früher
fragten die Unternehmen die Bewerber:
Warum sollen wir Sie nehmen? Heute
ist es umgekehrt. Unternehmen müssen
viel stärker deutlich machen, warum sie
attraktive Arbeitgeber sind«.
Fähige Marketer aller Disziplinen sind
gesuchte Leute. Aussagefähige Zahlen darüber,
wie sich der Arbeitsmarkt für Marketer
entwickelt, sind allerdings nicht
so einfach zu erheben, was Elke Guhl,
Vice President Marketing DACH bei der
Stellenbörse Monster in Eschborn, so erklärt:
»Aufgrund der Aus differenzierung
der Kanäle, die Personalverantwortlichen
heute für Stellenausschreibungen
zur Verfügung stehen, ist eine Gesamtbetrachtung
zunehmend schwierig. Für
jede Ziel gruppe wird im Idealfall ein
eigenes Set an Kanälen festgelegt und
bedient. Wir stellen darüberhinaus fest,
dass sich die Berufe gerade im Marketing
aufgrund der Digitalisierung stark ausdifferenzieren.
Im Digitalen Marketing
suchen Unter nehmen beispielsweise
Social Media Manager, Social-Media-
Marketer oder Social-Media-Community-
Manager – oft ist dasselbe gemeint, wird
aber jeweils anders genannt. Das macht
die Betrachtung eines bestimmen Jobprofils
nicht einfacher.«
Manchmal schießen Unternehmen bei ihren Bemühungen auf junge Nachwuchskräfte hoffnungslos übers Ziel hinaus: Peinliche Rekrutierungsvideos
haben auf Youtube Hochkonjunktur und sorgen für jede Menge Häme – hier seien nur die Spots der Sparda Bank oder auch von Edeka
genannt. Mit ihrem Video für »Das Handwerk« nimmt Scholz & Friends den Trend zur gesanglichen Mitarbeiterwerbung aufs Feinste auf die
Schippe. Zu sehen unter www.handwerk.de/fileadmin/templates/fotostory/video.html
48 www.acquisa.de 07-08/2013
Monster ordnet jede Stellenanzeige
einer Branche zu; dieser Zuordnung
zufolge gehören Positionen im Marketing
zu meist ausgeschriebenen: für das
Jahr 2012 meldet Monster rund 15.000
offene Marketingjobs.
p Info Das Internet dominiert beim Recruiting
Aktive und passive Stellensuche: Am häufigsten nutzen Stellensuchende und Karriereinteressierte
Internet-Stellenbörsen zur aktiven Suche nach Vakanzen.
Aktive Stellensuche:
Führungskräfte dringend gesucht
Zur boomenden Nachfrage trägt der
Siegeszug der digitalen Wirtschaft
deutlich bei. Laut dem Bundesverband
Digitale Wirtschaft (BVDW) in Düsseldorf
beschäftigte die Online-Branche im
vergangenen Jahr 396.980 Menschen,
für das Jahr 2014 prognostiziert der Verband
460.701 Arbeitsplätze. Weil Unis,
Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen
den Bedarf erkannt haben
und verstärkt Online-, Digital- und Social
Media-Kompetenz lehren, entspannt
sich die Suche nach entsprechenden
Berufsanfängern aktuell ein wenig.
Den Schwarzen Peter haben derweil all
diejenigen, die Führungskräfte suchen.
»Es fehlen Leute für die erste, zweite
und dritte Führungsebene«, berichtet
Harald R. Fortmann, Vizepräsident des
Bundesverband Digitale Wirtschaft
(BVDW) und Director Executive Search
bei der
Dwight Cribb Personalberatung
in Hamburg. »Der Markt ist kontinuierlich
gewachsen, Digital-Profis
mit sechs und mehr Jahren Berufserfahrung
sind Mangelware.« (siehe Interview
S. 30)
Aktiv abwerben lautet das Gebot der
Stunde. Zwar schraubt sich die Gehaltsspirale
für Jobs im digitalen Marketing
seit Jahren munter nach oben – Geld
ist aber nicht das ausschlaggebende
Kriterium für den Arbeitgeberwechsel.
62,1%
Generelle
Internet-Stellenbörse
Passive Stellensuche:
70,2%
Lebenslauf in einer
Lebenslaufdatenbank einer
Internet-Stellenbörse
37,4%
Unternehmens
Website
60.1%
Quelle: Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Goethe-Universität Frankfurt am Main,
Centre of Human Resources Information Systems – CHRIS
Öffentliches Profil in
einem Karrierenetzwerk
(z.B. Xing)
28,1%
Karrierenetzwerke
(z.B. Xing)
43.2%
Lebenslauf in Lebenslaufdatenbanken
von
Unternehmer
»Die Gehälter sind sowieso hoch, da
spielen 10.000 Euro mehr keine entscheidende
Rolle«, so Fortmann. Vielmehr
stehe das Yolo-Prinzip auf der
Prioritätenliste der Kandidaten ganz
oben: »You only live once!« Das Betriebsklima,
die Aufgabe als solche, persönliche
Entwicklungsmöglichkeiten und
flexible Arbeitszeiten sind heute entscheidende
Kriterien für die Wahl des
Arbeitgebers.
Die » Generation Y« bringt nach Ansicht
der Personalexperten ein starkes
Bedürfnis nach Flexibilität mit. »Das
Verständnis und die Anpassung an
diese Generation ist eine Grundvoraussetzung,
um heutzutage als attraktiver
Arbeitgeber wahrgenommen zu [ …
07-08/2013 www.acquisa.de 49
Dialogmarketing _ Recruiting
Interview »immer mehr ü-30ER«
Wer seinen Mitarbeitern die Weiterbildung
selbst überlässt und das Marketing
über drei Etagen verteilt, wird Nachwuchsprobleme
bekommen, warnt Achim
London, Geschäftsführer der DDA Deutsche
Dialogmarketing Akademie in Haan.
acquisa: Macht sich der allerorten beschworene
Mangel an Nachwuchskräften in den
Marketingabteilungen deutscher Unternehmen
tatsächlich bemerkbar?
Achim London: Ja, definitiv. Allerdings fast
ausschließlich in den Bereichen Digital/
Online-Marketing/Social Media. Doch das
weitaus gravierendere Problem, vor allem
bei größeren und etablierten Unternehmen,
ist die Tatsache, dass die gestandenen
Marketer alter Schule Gefahr laufen, den
Anschluss ans Digitale zu verpassen. Das
erklärt auch, warum in den Weiterbildungskursen
immer mehr Ü-30er sitzen.
acquisa: Nutzen Unternehmen die externe
Weiterbildung, um für potenzielle Bewerber
attraktiv zu sein beziehungsweise um Mitarbeiter
ans Unternehmen zu binden?
London: Bekanntlich ist den Mitarbeitern
die persönliche Entwicklung und die Karriere
wichtiger als etwa Gehalts er höhung
aCHIM lONDON, Chef der DDA in Haan
werden«, sagt Frauke von Polier, Personalchefin
des schnell wachsenden Online-Versandhauses
Zalando in Berlin.
Zalando spürt den Fachkräftemangel
insbesondere im Bereich Technologie
oder Firmenwagen. Das haben viele Unternehmen,
pars pro toto: Axel Springer
Verlag, erkannt und renommierte Weiterbildungsangebote
fest in der Personalentwicklung
verankert. Wir haben immer
mehr Teilnehmer in unseren Kursen, die
die Weiterbildung aus eigener Tasche
bezahlen, bei denen sich die Firma geweigert
hat, die Kosten zu übernehmen. Diese
Unternehmen dürfen sich nicht wundern,
dass ihre Mitarbeiter sich am Markt umsehen,
sobald sie das ersehnte Diplom in
Händen halten. Nur die Firmen, die in ihre
Mitarbeiter investieren, binden sie auch
ans Unternehmen – und sie erzielen binnen
kurzer Zeit einen ROI und ver besserte
Marktpositionen.
acquisa: Was müssen Unternehmen heute
denn bieten, um für potenzielle Marketingführungskräfte
attraktiv zu sein?
London: Unternehmen, bei denen die
Abteilungen Klassik, Dialog und Online
immer noch auf drei verschiedenen Etagen
sitzen, haben kaum noch eine Chance,
junge, modern denkende Marketer zu
gewinnen. Ebenso ist der Hype um die
New Economy deutlich abgeflacht, weil es
dort vielerorts noch keine gewachsenen
Strukturen zu Karriereplanung und Personalentwicklung
gibt. Modern operierende
Unternehmen haben Stufenpläne entwickelt:
Ausbildung des ganz jungen Branchennachwuchses,
attraktive Angebote
wie Duale Traineeships an Hochschulabsolventen,
berufsbegleitende Studiengänge
für den eigenen Marketing-Führungsnachwuchs
und regelmäßige Inhouse-Schulungen,
um die langjährig Beschäftigten
immer auf Augenhöhe mit den rasanten
Entwicklungen zu halten. Nur so gewinnt
man die besten Nachwuchs talente, bindet
die engagierten Jung-Marketer und motiviert
die Stammbelegschaft.
und bei technologischen Profilen im
Bereich Online-Marketing. »Zahlreiche
gute Mitarbeiter haben bereits den Weg
zu uns gefunden. Allerdings ist es nicht
leicht, zusätzliche Professionals zu finden,
welche die von uns benötigte Berufserfahrung
mitbringen. Außerdem
merken wir, dass die Curricula an vielen
Hochschulen noch nicht auf aktuelle
Trends im Online-Marketing umgestellt
sind, so dass Absolventen oft erst bei uns
lernen, worauf es ankommt«, berichtet
von Polier.
Wo sind die fähigen Köpfe?
Der Online-Versender sucht fähige Köpfe
insbesondere über klassische Stellenausschreibungen
auf der eigenen Website
und in den bekannten Job börsen
sowie auf Fachkongressen und über die
persönlichen Netzwerke der Mitarbeiter.
Für hoch spezialisierte Experten hat
Zalando ein internes Headhunter-Team
etabliert, das Kandidaten direkt anspricht.
»Die Quelle hierfür ist – wie soll
es auch anders sein – das Internet, insbesondere
die bekannten Business-Netzwerke«
erläutert die Personal chefin.
Ein Blick auf das Ausschreibungsverhalten
der 1.000 größten deutschen
Unternehmen zeigt: Neun von zehn
Firmen veröffentlichten im Jahr 2012
ihre freien Stellen auf der eigenen
Website. 69,1 Prozent aller Vakanzen
wurden in Internetstellenbörsen ausgeschrieben.
Die Bundesagentur für Arbeit
folgt mit 27,4 Prozent. Dahinter rangieren
die Mitarbeiterrekrutierung per
Empfehlungsmarketing, Anzeigen in
Printmedien und Social Media. Dies ergibt
die Studie »Recruiting Trends 2013«
vom Centre of Human Resources Information
Systems (CHRIS) der Universitäten
Bamberg und Frankfurt am Main,
die mit Unterstützung der Stellen börse
von Mons ter seit 2003 jährlich erhoben
wird. Demnach beurteilt die Hälfte der
Unternehmen den Einsatz von Social
Media in der Rekrutierung inzwischen
generell als positiv, und auch die Bedeutung
von Mobile Recruiting wird
nach Ansicht der größten deutschen
Unternehmen in Zukunft steigen: »57,8
Prozent denken, dass die starke Verbreitung
mobiler Endgeräte auch einen
großen Einfluss auf die Rekrutierung
haben wird«, heißt es in der Studie.
Aber in der Praxis geht es ja nicht nur
darum, die potenziellen Kandidaten auf
50 www.acquisa.de 07-08/2013
sich aufmerksam zu machen, sondern
auch, sie tatsächlich zu bekommen. Dafür
ist laut Manuela Ebbes-Barr, Director
Recruiting Services bei der Arvato-
Tochter Embrace, bei der Suche nach
qualifizierten Mitarbeitern für Arvato
die intensive Beziehungspflege unabdingbar.
Aussagekräftige, zielgruppenorientierte
Stellenanzeigen und gezieltes
Hochschulmarketing seien nur
Hausauf gaben: »Viel umfangreicher
und wichtiger in unserer täglichen
Arbeit ist aber das Beziehungsmanagement
mit geeigneten Kandidaten. Dazu
gehört der Aufbau und die Pflege der
aktivierten Kontakte. So stehen wir im
Austausch mit vielen Bewerbern und
sprechen Talente direkt und persönlich
an. Ein Beispiel ist unser Engagement
bei dem Karrierenetzwerk Careerloft,
das sich an talentierte Studenten
und somit an Berufseinsteiger richtet.
Mittler weile haben wir so schon einige
Berufsein steiger gefunden.«
Die Gütersloher werben mit der Vielfalt
der Aufgaben sowie Handlungs- und
Entscheidungsfreiheiten – und mit ihrem
Weiterbildungs angebot. Das spielt
eine elementare Rolle: »Wir sind überzeugt,
dass dies ein wichtiges Argument
bei der Entscheidungsfindung für einen
neuen Job ist. Danach wird in unseren
Bewerbungsgesprächen häufig gefragt.«
Dirk Mayer-Mallmann von Schönox hat
recht: Unternehmen müssen in puncto
Mitarbeiterrekrutierung umdenken
– womit viele auch schon angefangen
haben. Flexible Arbeits bedingungen,
eine hohe Wertschätzung und persönliche
Entwicklungsmöglichkeiten
sind die entscheidenden Kriterien.
redaktion@acquisa.de • ]
»die Berufe im Marketing
dIFFERENZIEREN SICH aufgrund
der Digitalisierung
stark aus.«
Elke Guhl, Vice President Marketing
DACH bei Stellenbörse Monster. Eschborn
Achtung! Spitze Zielgruppen!
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Online-Marketing _ Content Marketing
Inhalt schlägt Eigenlob
Die Digitalisierung führt zu einem durchgreifenden
Wandel im Marketing. Nicht nur in Bezug auf zielgenaue
Kundenansprache und Prozessautomatisierung: Im neu
entstandenen Kommunikations-Dschungel bekommen
relevante Inhalte eine zentrale Bedeutung.
Text _ Karsten Zunke
»Es ist ein goldenes Zeitalter für Inhalte«,
sagt Stefan Wegner, Geschäftsführer
von Scholz & Friends Agenda. Die Berliner
Agentur hat erst kürzlich den Bereich
Content Marketing ausgebaut und
sich dort personell verstärkt, denn im
Markt zeichnet sich ein klarer Trend ab
– weg von der Selbstdarstellung, hin zu
relevanten Informationen für den Nutzer
(siehe Interview auf Seite 54). »Nur
mit den richtigen Inhalten kommt man
ins Relevant Set potenzieller Kunden,
auch lässt sich eine Kunden bindung
über Content sehr gut aufbauen. Das
erkennen immer mehr Unternehmen«,
so Wegner. Das zu bewerbende Produkt
findet dabei selten auf der ersten
Kommunikationsebene statt. Vielmehr
lockt der Werbungtreibende die Interessenten
über spannende Inhalte an und
verbindet das Thema indirekt mit der
Marke. Die Inhalte müssen zunächst für
sich stehen und interessant sein. Ist der
Content besonders attraktiv, können
Marken auf diese Weise sogar zu Leitmedien
für bestimmte Themen werden.
Indirekte Verbindung zur Marke
Intensiv testet seit geraumer Zeit die Otto-Gruppe
eine Content-Strategie, dazu
gehört unter anderem das Web-TV-Format
»Two for Fashion TV«. Damit möchte
man im Internet Modekompetenz zeigen.
Mit dem Videomagazin wird eine
junge und internetaffine Zielgruppe mit
Mode- und Lifestyle-News versorgt. Nicht
nur auf Partnerseiten und Youtube sind
die Filmchen zu sehen. Auch mit dem
hauseigenen »Two-For-Fashion«-Blog ist
das Format eng verknüpft. So agieren die
Blogger innen in den Videos als Moderatoren,
im Gegenzug sind die 14-täglichen
Folgen auch im Blog abrufbar. Das Web-
TV wird damit in die Blogosphäre getragen.
Im Blog selbst wird ebenfalls auf
Nutzen stiftende Inhalte Wert gelegt. So
finden sich dort unter anderem diverse
Video-Tutorials – für den schnellen Lidstrich
bis hin zu perfekten Augenbrauen.
Als Multichannel-Anbieter versucht Otto
alle Kanäle miteinander zu verzahnen
und auch die Inhalte kanalübergreifend
anzubieten. So kommt zum Beispiel das
52 www.acquisa.de 07-08/2013
Foto: Charles Brutlag /shutterstock.com
in Kooperation mit der Burda Creative
Group herausgebrachte journalistisches
Mode- und Lifestylemagazin »MyLife«
sowohl in gedruckter Version als auch
für Smartphone und Tablet-App heraus.
Damit schlägt Otto die Brücke zu seinen
digitalen Einkaufsplattformen. Dieses
journalistische Projekt ist für Otto Neuland
und ein Test. Im Oktober vergangenen
Jahres gestartet, sollen sieben
Ausgaben im zweimonatigen Rhythmus
erscheinen.
Auch Coca-Cola Deutschland hat unter
dem Namen »Journey« ein Online-
Magazin gestartet. Es ersetzt sogar die
bisherige Corporate Website und befasst
sich unter anderem mit Gesellschaft,
Entertainment, Happiness und Mythos.
In einer eigenen Rubrik präsentiert der
Social-Media-Manager des Brauseherstellers
regelmäßig lesenswerte Blogs.
Zudem bündelt »Journey« die Social
Media-Aktivitäten der verschiedenen
Marken von Coca-Cola auf einer Plattform.
Meinungsbeiträge auf der Plattform
stammen von unabhängigen Experten,
Artikel und Serien schreibt ein
Autoren-Team.
Die Nutzerperspektive zählt
»Beim Content Marketing kommt es
darauf an, die Nutzerperspektive einzunehmen.
Wer die Motivation für eine
bestimmte Handlung versteht, wird mit
relevanten Inhalten Erfolg haben«, sagt
Jens Fauldrath, Geschäftsführender Gesellschafter
der Online-Marketing-Beratung
Takevalue Consulting in Darmstadt.
Vor allem im Internet wirken sich relevante
Inhalte sichtbar aus. Je besser
eine Website zu den Bedürfnissen eines
Nutzers passt, dedsto höher wird sie
in den Suchergebnissen von Google
gelistet. Gleichzeitig können gute Inhalte
die Bounce-Rate verringern, die
ebenfalls auf das Ranking Einfluss hat.
»Kommt ein Nutzer von einem Suchergebnis
innerhalb weniger Sekunden
zurück auf die Suchergebnisseite, so
schließt die Suchmaschine daraus, dass
der Nutzer den erwarteten Inhalt dort
nicht vorgefunden hat«, sagt Thomas
Adler, Director SEO & Social Media, bei
MENÜ
Content Marketing
Aktuelle News und Hintergründe zu Content- und
Online-Marketing finden Sie auch auf unserem
Online-Portal.
> www.acquisa.de
Eprofessional in Hamburg. Dies gilt es
zu verhindern. SEO-optimierte Internet-
Inhalte müssen demzufolge einerseits
der Suchmaschine »Futter« für die Keyword-bezogenen
Algorithmen liefern
und andererseits die Besucher auf der
Seite halten. Unter SEO-Aspekten sollte
Online-Content laut Adler daher von
Autoren erstellt werden, die das Thema
inhaltlich verstehen und auch die
Funktionsweise von Suchmaschinen
nachvollziehen können.
Eine bessere Sichtbarkeit in den Suchmaschinen
ist aber erst der Anfang. »In
den Suchmaschinen präsent zu sein,
reicht nicht aus. Wichtig ist, mit passenden
Problemlösungen gefunden zu
werden«, so Fauldrath. Das haben bereits
viele Marken erkannt und versuchen
sich im Web als Problemlöser zu
positionieren. Vanish-Hersteller Reckitt
Benckiser verlinkt beim Stichwort
Coca-Cola
Deutschland
hat seine Website
durch das
Online-Magazin
»Journey«
ersetzt.
Datei Bearbeiten Ansicht Chronik Lesezeichen Extras Hilfe
Datei Bearbeiten Ansicht Chronik Lesezeichen Extras Hilfe
http://www.coca-cola-deutschland.de
Fertig
Fertig
Geben Sie hier Ihre Suchbegriffe ein I Marketing & V...
Marketing & Vertrieb Home Dialogmarketing Online-Marketing Vertrieb CRM Recht
»Flecken entfernen« beispiels weise auf
seine Produktseite, bietet dort Tipps
zur Fleckentfernung und verweist dabei
auf die passenden Produkte aus eigenem
Hause. Auch Arial und Henkel
versuchen sich über das Thema »Flecken«
ins Relevant Set der Verbraucher
zu rücken. Und wer »Energiewende«
googelt, stößt neben vielen Medienseiten
auch auf Siemens oder RWE.
Auch der Vertrieb profitiert
Neben dem Marketing kann auch der
Vertrieb direkt von einer Content-Strategie
profitieren. Im B2B-Bereich lassen
sich beispielsweise Leads mithilfe von
Content Marketing sehr gut generieren:
Hochwertige Informationen werden dabei
zum kostenfreien Download zur Verfügung
gestellt, im Gegenzug muss sich
der Interessent registrieren. B2C-Kunden
lassen sich eher indirekt gewinnen
– beispielswiese wenn ein Unternehmen
im Internet Services anbietet, die so gut
sind, dass zum Beispiel immer mehr
Nutzer diesem Anbieter vertrauen und
Verträge abschließen beziehungsweise
seine Produkte kaufen.
In einer aktuellen bundesweiten Umfrage
von Facit Research wurden von
Marketing-Entscheidern die Markenetablierung
sowie die Umsatzstei- [ …
Google
07-08/2013 www.acquisa.de 53
Online-Marketing _ Content Marketing
Interview »Content bindet besser«
Mehr Inhalt, weniger Selbstdarstellung – das liegt bei Marken im Trend. acquisa
spricht mit Stefan Wegner, Geschäftsführer von Scholz & Friends Agenda, über
die wachsende Bedeutung von Content Marketing.
Stefan Wegner, Geschäftsführer von Scholz & Friends
Agenda, erklärt, warum es relevante Inhalte braucht.
acquisa: Herr Wegner, Ihre Agentur hat kürzlich den Bereich Content Marketing
personell verstärkt. Welche Rolle spielen Inhalte heute für Unternehmen?
Stefan Wegner: Seit geraumer Zeit beobachten wir auf Kundenseite eine Entwicklung
weg von der austauschbaren Waschmittelwerbung hin zu relevanten
Inhalten. Die Bedeutung von Content Marketing wird von immer mehr Unternehmen
erkannt. Der Grund dafür sind neue digitale Kanäle und die veränderte
Medien nutzung. Konnte man früher Leute vor dem Fernsehgerät ganz bequem
mit Werbung bestrahlen, ist das heute nicht mehr ausreichend. Die Aufmerksamkeitsschwelle
ist gestiegen und die Nutzer sind immer schwerer greifbar, denn sie
springen von Kanal zu Kanal. Heute konkurriert man um die Aufmerksamkeit des
Empfängers. Relevante Inhalte spielen dabei eine zentrale Rolle.
gerung als der wichtigste Nutzen von
Content Marketing genannt. 55 Prozent
der Befragten gaben an, über eine entsprechende
Strategie zu verfügen, 37
Prozent planen eine solche. Nur bei acht
Prozent der Befragten spielt Content
Marketing keine Rolle. Als Medien werden
der Umfrage zufolge bisher hauptsächlich
elektronische Newsletter, die
eigene Website und Social Media wie
Facebook, Twitter oder Youtube stark genutzt,
um zielgruppenrelevante Inhalte
zu verbreiten.
Wer hingegen Content Marketing vernachlässigt,
stärkt damit unter Umständen
sogar die Wettbewerber. »Wird eine
offline erbrachte Marketingleistung
im Internet nicht sauber fortgeführt,
besteht die Gefahr, dass ein anderer
dies für sich ausnutzt«, erläutert Fauldrath,
der auch als Dozent für Suchmaschinenoptimierung
(SEO) an der
Hochschule Darmstadt arbeitet und
dies seinen Studenten gern am praktischen
Beispiel zeigt. So nutzen Retailer
gern Postwurfsendungen, um ihre
Angebote zu bewerben, haben selbst
aber oft keinen oder nur einen rudimentären
Online-Shop.
Fauldraths Studenten haben ein Angebot
eines Discounters aufgegriffen, dazu
einen Blogbeitrag geschrieben, die
Vor- und Nachteile des Produktes erklärt
und auf ähnliche Modelle zu gleichen
acquisa: Wo sehen Sie die besondere Stärke von Content Marketing?
Wegner: Content Marketing verkauft langsamer, bindet aber wesentlich besser. Wer
schnell eine hohe Reichweite benötigt, kommt an klassischer Werbung nach wie vor
nicht vorbei. Wer seine Kunden binden, Relevanz erzeugen und die eigene Marke
aufladen möchte, für den ist Content Marketing eine gute Lösung. Das eine schließt
das andere aber nicht aus. Es kommt darauf an, den richtigen Mix zu finden.
acquisa: Wie geht man das Thema strategisch am besten an?
Wegner: Man darf keinesfalls auf das falsche Thema setzen und muss Aufmerksamkeit
erzielen. Ähnlich der Leitidee in der Werbung, muss im Content Marketing
zunächst ein zur Marke passendes Leitthema definiert werden. Im zweiten Schritt
gilt es herauszufinden, wie sich dieses Thema so aufbereiten lässt, damit es die Leute
interessiert. Im digitalen Bereich sollte man darüber hinaus versuchen, von Nutzern
generierten Content sowie bereits vorhandene eigene Inhalte zu integrieren. Mit
einer guten Content-Strategie können Inhalte auch Kanal- beziehungsweise Kampagnen-übergreifend
eingesetzt werden. So lassen sich Synergien nutzen.
acquisa: Was ist aus ihrer Sicht aktuell die wichtigste Entwicklung im Content
Marketing?
Wegner: Neben den bewegten Bildern sind Datenvisualisierungen momentan ein
wichtiger Trend im Content Marketing. Im Zeitalter von Big Data können insbesondere
B2B-Unternehmen ihren Kunden enorme Mehrwerte bieten, wenn sie trockene
Daten und Analysen in anschauliche Infografiken übersetzen. Auf diese Weise
werden aus Zahlenreihen verständliche Informationen und aus Analysen relevante
Inhalte. Es ist ein Bereich mit enormem Potenzial. Die Technologien dafür sind vorhanden.
Preisen verwiesen, die online bestellbar
waren. Kaum überraschend: Die guten
Inhalte verbreiteten sich rasant. Innerhalb
kürzester Zeit hatte die gut gerankte
Seite mehr als tausend Besucher
und es wurden diverse Abschlüsse generiert.
»Wer darauf verzichtet, Inhalte aus
Nutzerperspektive aufzubereiten«, sagt
Fauldrath, »verzichtet auch auf Umsatz«.
redaktion@acquisa.de • ]
54 www.acquisa.de 07-08/2013
» Wissensproduktivität bedeutet für
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die Kommunikation von Marketing und Vertrieb und sichert einen einheitlichen Wissensstand. Das Ergebnis: eine höhere
Qualität und Flexibilität in Ihrer Arbeit.
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Vertrieb _ Buying Center
Die wahren Entscheider
An Kaufentscheidungen ist in Unternehmen oft eine ganze Reihe von Mitarbeitern
beteiligt. Der Vertrieb muss diese Buying Center kennen und wissen, wie die Meinungsbildung
funktioniert. Die Beschaffung der Informationen ist mühsam, aber lohnenwert.
Text _ Andreas Klähn
Der erste Besuch beim Kunden ist immer
der schwerste. Wie tickt der Gesprächspartner,
welche Dinge sind in dem Unternehmen
wichtig, worauf achtet man
dort bei einer Kaufentscheidung? Doch
die wichtigste Frage lautet in vielen Fällen:
Ist mein Gegenüber wirklich der
Entscheider? Denn die Zeiten, in denen
allein ein Einkäufer oder der Abteilungsleiter
die Entscheidung traf, sind in den
meisten größeren Unternehmen vorbei.
Im Normalfall sind mehrere Personen
aus unterschiedlichen Abteilungen und
unterschiedlichen Hierarchie-Ebenen
beteiligt.
Bevor es zu Verhandlungen kommt,
müssen Außendienstler sich heute
also informieren, wie Entscheidungsprozesse
beim Zielkunden überhaupt
ablaufen. Als Buying Center werden
solche Entscheidergruppen bezeichnet.
Die Analyse, wer in einem Buying
Center welche Rolle spielt, steht daher
am Anfang vieler Verkaufsprozesse. Je
komplexer die Produkte oder Dienstleistungen
sind, desto größer ist meist
auch die Gruppe der Entscheider.
Zur Erklärung von Kaufentscheidungen mit mehreren Beteiligten wird
gerne das Modell eines Buying Centers genutzt, wie es Frederick E. Webster
und Yoram Wind Anfang der 1970er Jahre entwickelt haben. Auch wenn
seitdem einige Jahre ins Land gegangen sind, ist das Modell auch heute noch
aktuell und vielfach genutzt – es unterscheidet dabei fünf verschiedene
Rollen:
p
p
p
p
p
p INFO Wer sitzt im Buying Center?
Benutzer wenden das Produkt an
Einkäufer sind für den Vertragsabschluss verantwortlich
Entscheidungsträger können durch ihre Machtposition (oft in der Geschäftsführung)
zwischen alternativen Kaufoptionen wählen
Einflussagenten sind oft formal gar nicht an der Entscheidung beteiligt,
beeinflussen sie aber teilweise erheblich
Gatekeeper kontrollieren den Informationsfluss in das Unternehmen
und innerhalb des Unternehmens
Quelle: Nach: H. Meffert: Marketing, Wiesbaden 2005
Entscheidend für den Akquise-Erfolg ist
für Kissel eine langfristige Planung. Es
sei wichtig, am Zielkunden dranzubleiben,
ihn regelmäßig zu kontaktieren
und immer mehr Informationen zu
sammeln. »Kurzfristig geht heute bei
Neukunden im B2B meist nichts«, so
Kissel. »Nur wer langfristig plant, hat
Chancen auf Erfolg.«
Kissel empfiehlt den Aufbau von Schatten-Teams,
die sich über Monate oder
Jahre hinweg jeweils um einen Zielkunden
kümmern. Der zeitliche Aufwand
müsse natürlich überschaubar bleiben,
doch ohne langfristiges Engagement gehe
es nicht. Die Mitglieder eines solchen
Schatten-Teams sollten vor allem nach
ihren Kontakten zum Zielkunden und
ihren Branchenkenntnissen ausgewählt
werden. Wobei verkäuferisches Talent
natürlich nicht ganz unwichtig ist. [ …
»Bevor er das nötige Wissen über ein
Unternehmen hat, braucht ein Verkäufer
dort eigentlich gar nicht anzurufen«,
sagt Klaus Kissel, Geschäftsführer
des Ifsm – Institut für Salesmanagement
in Urbar. »Der Vertrieb benötigt
dafür einen Insider, der Informationen
über den anvisierten neuen Kunden
weitergibt. Das klingt ein wenig nach
Spionage, doch es geht dabei nicht darum,
den Kunden über den Tisch zu
ziehen. Ziel ist es vielmehr, zu verstehen
wie die Organisation des Kunden
funktioniert. Erst dann können Angebote
vorgelegt werden, die wirklich zu
den Bedürfnissen des Unternehmens
passen.«
Schatten-Teams aufbauen
Erste Aufgabe des Vertriebs sei es deshalb,
ein Organigramm des Ziel-Unternehmens
zu erstellen, auf dem erkennbar
ist, welche Personen in den Kaufprozess
involviert sind. Fehlen jegliche
Verbindungen in das anvisierte Unternehmen,
würden manche Vertriebsorganisationen
sich an Ausschreibungen
beteiligen, nur um erste Kontakte knüpfen
zu können. Auf den Zuschlag im
konkreten Fall werde gar nicht gehofft.
07-08/2013 www.acquisa.de
Vertrieb _ Buying Center
Interview »Der Vertrieb braucht mehr Infos«
Die Informationsbeschaffung über die
wahren Entscheider in einem Unternehmen
ist für den Vertrieb mit hohem Aufwand
verbunden. Aber es lohnt sich.
acquisa: Kaufentscheidungsprozesse, an
denen in einem Unternehmen mehrere
Personen beteiligt sind, werden als Buying
Center bezeichnet. Fünf verschiedene Rollentypen
hat die Wissenschaft darin identifiziert.
Gibt es das alles in der Realität?
Uta Herbst: Ja, unsere Umfragen in Unternehmen
belegen das. Sogar in anderen Kulturen
finden sich diese Rollen. Nicht immer
gibt es alle Rollen, teilweise übernimmt
auch eine Person mehrere davon. Leider
ist es nicht einfach, die am Buying Center
Beteiligten zu finden, man weiß auch nie
mit Sicherheit, ob man wirklich alle erfasst
Prof. Dr. Uta Herbst, Lehrstuhl für
Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt
Marketing an der Universität Potsdam
hat. Auf Visitenkarten wird das ja nicht
vermerkt.
acquisa: Lohnt sich denn der Aufwand, alle
am Entscheidungsprozess beteiligten Personen
zu identifizieren?
Herbst: Erfahrungsgemäß lassen sich mit
einer Buying-Center-Analyse Absatzsteigerungen
von fünf bis zehn Prozent erreichen.
Vor allem wenn der Wettbewerb härter
wird, lohnt es sich. Statt einer Customer-
Relation-Datenbank braucht der Vertrieb
eigentlich eine Buying-Center-Datenbank,
in der Vertriebsmitarbeiter alle relevanten
Informationen sammeln. Dafür müssen
diese allerdings so geschult werden, dass
sie ein entsprechendes Gespür für Entscheidungsprozesse
entwickeln. Vertrieb als
Marktforschung lautet hier das Schlagwort.
acquisa: Wurden Kaufentscheidungen in
den vergangenen Jahren durch Buying Center
mit mehreren Mitarbeitern rationaler?
Herbst: Nein, die Entscheidungen werden
eher emotionaler, denn die Beeinflussung
durch Marken ist im B2B gestiegen. Allerdings
beobachten wir einen Trend zur
Aufsplitterung der Buying Center während
der Verhandlungen. Plötzlich werden Nutzer
und Einkäufer getrennt, die Gespräche
drehen sich nur noch um den Preis, Produkt
und Qualität spielen keine Rolle mehr. Vor
allem bei Commodities muss sich der Vertrieb
darauf einstellen.
Nicht jeder Mittelständler mag sich
aller dings einen Informanten innerhalb
der anvisierten Kundschaft suchen. Für
den Erst-Kontakt bieten sich aber auch
andere Möglichkeiten an. »Ich kenne
meine Produkte und weiß, wer innerhalb
eines Unternehmens daran Interesse
haben könnte – das ist immer
ein möglicher Ansprechpartner«, sagt
Unternehmensberater Hartmut Sieck
aus Marbach am Neckar. »Viele Informationen
kann man sich außerdem aus
den sozialen Netzwerken holen. Wer
bei Xing den Unternehmensnamen und
einen Begriff wie Leiter Einkauf eingibt,
erhält zumindest bei größeren Unternehmen
eine ganze Reihe möglicher
Ansprechpartner.« Grundsätzlich, empfiehlt
Sieck, solle man bei der Suche
nach neuen Kunden seine langjährigen
Geschäftspartner fragen. Diese kennen
nicht nur mögliche Abnehmer, sondern
haben oft auch die richtigen Ansprechpartner
parat.
Besteht ein Kontakt in die Firma, kann
nach Siecks Einschätzung auch ganz
direkt gefragt werden, wie die Entscheidungsabläufe
sind. »Allerdings
sollte sich da niemand nur auf eine
Quelle verlassen«, so Sieck. »Einer der
häufigsten Fehler ist, sich mit einem
Ansprechpartner zufrieden zu geben.
Problematisch ist das vor allem, wenn
man nicht genau weiß, welche Rolle er
im Einkaufsprozess tatsächlich spielt.
Viele Außendienstler gehen während
der Akquise viel zu schnell ins technische
Detail. Da fehlt dann am Ende
oft das Verständnis für die Interessen
des Kunden«
Unterschiedliche Interessen
In jedem Unternehmen gibt es bei einer
Kaufentscheidung unterschiedliche Interessen,
die der Vertrieb berücksichtigen
muss. Zur Veranschaulichung spricht
man von verschiedenen Rollen innerhalb
eines Buying Centers. Dabei gibt es
immer einen Nutzer, der vor allem an
der Qualität des Produkts interessiert
ist, und einen Einkäufer, dessen Aufgabe
es ist, einen möglichst günstigen Preis
zu verhandeln. Vor allem bei größeren
Projekten, emp fiehlt es sich daher, die
Argumentation auf den jeweiligen Gesprächspartner
zuzuschneiden.
Was in der Theorie schon kompliziert
klingt, ist in der Realität teilweise noch
komplexer. Wenn Jörg Brinkmann,
Vertriebsleiter des Gipsfaserplattenherstellers
Fermacell aus Duisburg, alle
an einer Kaufentscheidung Beteiligten
an einen Tisch holen möchte, hat er es
nicht nur mit verschiedenen Personen
sondern gleich mit mehreren Unternehmen
zu tun. »Da sind die Kunden unserer
Kunden im Baustoffhandel ebenso
daran beteiligt wie die Verwender von
Gipsfaserplatten«, sagt Brinkmann. »Ein
komplettes Buying Center auf Papier zu
bringen, ist eine echte Herausforderung.
Doch einfach nur zu einem Kunden hinzugehen,
bringt wenig. Wir müssen wissen,
in welchem Netzwerk sich der Kunde
bewegt, welche Anforderungen seine
Kunden oder auch die Architekten eines
58 www.acquisa.de 07-08/2013
»Die Mitglieder eines Buying-Centers erschlieSSen
sich oft erst im Gespräch. Einen guten VertriEBler
zeichnet deshalb nicht nur aus, dass er die
Entscheider für sich gewinnt, sondern auch,
dass er genau zuhört.«
Jörg Brinkmann, Vertriebsleiter Fermacell, Duisburg
Projekts haben.« Zu den Ansprechpartnern
gehören daher oft die Vertriebsmitarbeiter
der Kunden, denn diese müssen
ihrerseits Preise am Markt durchsetzen
können, die von den Kosten für Fermacell-Produkte
beeinflusst werden.
Im Innendienst des Fermacell-Vertriebs
wurde zur Informationsbeschaffung ein
eigenes Objekt-Center ins Leben gerufen.
Die Mitarbeiter sammeln alle öffentlich
zugänglichen Informationen über Kunden
und Objekte, teilweise werden relevante
Daten hinzugekauft. Bis hin zur
ersten Terminvereinbarung wird so alles
für den Außendienst vorbereitet. »Die
ganzen Mitglieder eines Buying Center
erschließen sich allerdings oft erst im
Gespräch«, führt Brinkmann aus.
Personen, welchem Lieferanten der Zuschlag
gegeben wird.«
Und die wahren Entscheider bleiben
selbst nach dem Kauf oft verborgen.
»Wer gut ist«, so Brinkmann, »nimmt
bei seiner Entscheidung das ganze
Unter nehmen mit. Für uns Lieferanten
ist dann nicht erkennbar, wer der tatsächliche
Entscheider ist.«
Der erste Besuch beim Kunden – das
gilt für Kleine und Mittlere Unternehmen
(KMU) genauso wie für große
Konzerne – bleibt schwierig. Wer allerdings
das Buying Center seines Kunden
kennt, hat gegenüber den Wettbewerbern
einen klaren Vorteil.
redaktion@acquisa.de • ]
Zuhören und den Kunden gewinnen
»Einen guten Vertriebler zeichnet deshalb
nicht nur aus, dass er die Entscheider
für sich gewinnt sondern auch,
dass er erst einmal genau zuhört.« Die
Mitglieder des Fermacell-Verkaufsteams
gehen bei ihrer Argumentation jeweils
auf die konkreten Interessen ihres jeweiligen
Gesprächspartners ein. Am
Ende, so Brinkmann, werden bei Kaufentscheidungen
aber die Belange aller
Abteilungen berücksichtigt. Zudem
müssen Kaufentscheidungen innerhalb
eines Unternehmens begründet
werden. Auch das werde bei der Argumentation
seines Verkaufsteams immer
berücksichtigt.
Ganz gleich, wie viele Mitglieder ein
Buying Center auch hat, nicht jedes
Mitglied hat gleich großen Einfluss.
»Die wirklich wahren Entscheider zu
finden, bleibt eine schwierige Sache«,
sagt Brinkmann. »Das ist nicht an eine
Funktion gekoppelt. Manchmal sind es
zwei Personen, nicht selten entscheidet
die besondere Beziehung zwischen zwei
07-08/2013 www.acquisa.de
websale.de/mehr
mehr Käufer
mehr Gewinn
mehr Leistung
mehr Sicherheit
CRM _ CRM-expo 2013
Auf nach Stuttgart
Die CRM-expo findet in diesem Jahr erstmals unter der Regie der Messe Stuttgart statt,
integriert in zwei andere Business-Software-Messen. Social CRM, Mobile CRM, die Cloud und
Big Data sind die bestimmenden Themen. acquisa ist mit einem eigenen Forum dabei.
Text _ Christoph Pause
Machen wir uns nichts vor: Customer
Relationship Management fristet in
vielen Unternehmen immer noch ein
Schattendasein. Verankert irgendwo
in der IT, spielt es nur dann eine Rolle,
wenn Marketing und/oder Vertrieb eine
Kundensegmentierung brauchen, um
eine Kampagne zu starten. Frei nach
dem Motto »Ich brauch mal alle Kunden,
die in den vergangenen zwölf Monaten
das Produkt xy gekauft haben.«
Insofern kann den CRM-Verantwortlichen
in den Unternehmen nichts Besseres
passieren als die intensive Diskussion
über Big Data, Data Driven Marketing,
Marketing Automation oder Sales
Force Automation. Denn spätestens
jetzt erkennen alle, wie entscheidend
Daten und Datenanalyse für erfolgreiches
Agieren am Markt sind. Daten
sind das neue Gold der Firmen, und wer
hätte mehr Ahnung von Daten als die
Menschen, die sich im CRM-System auskennen?
Drei in einer
Ein passender Ort für den Austausch
zwischen Insidern und denen, die
das Thema CRM erst jetzt für sich entdecken,
ist die Fachmesse CRM-expo,
die vom 24. bis zum 26. September in
Stuttgart stattfindet. Erstmals wird die
traditionsreiche Messe nicht mehr vom
bisherigen Veranstalter Asfc ausgerichtet,
sondern von der Messe Stuttgart, die
den Event gekauft hat. Sie hat Großes
vor: »das Interesse an Lösungen für das
Kundenbeziehungsmanagement ist
ungebrochen«, erklärt Ulrich Kromer
von Baerle, Geschäftsführer der Messe
Stuttgart. In den vergangenen Jahren sei
2013 öffnet die
CRM-expo erstmals
in Stuttgart
ihre Tore. Und
zwar als Teil einer
großen Business-
Software-Messe.
CRM bereits ein sehr gefragtes Thema
auf der Messe IT & Business in Stuttgart
ge wesen. »Mit dem Zukauft der CRMexpo
können wir dieses wichtige Thema
nun umfassend abbilden.«
Die Idee der Stuttgarter lautet: CRM
wird in die bestehenden B2B-Software-
Messen IT&Business und DMS Expo
integriert. »Die CRM-expo ergänzt unser
Portfolio perfekt«, sagt Kromer von
Baerle. Mit CRM, ERP, Dokumentenmanagement
und Enterprise Contentund
Output-Management decke Stuttgart
alle wichtigen Aspekte der Unternehmenssoftware
ab. »Wir bieten eine
360 Grad-Sicht auf den Markt.«
Ein großer Anspruch. Wie will die Messe
Stuttgart ihn einlösen? Zum einen sind
da die Aussteller. SAP ist an Bord mit
zahlreichen Partnern, auch CAS, Update
und andere Größen der Branche
präsentieren ihre Portfolios. Thomas
Deutschmann, CEO von Update Software,
Wien, rechnet mit einem Erfolg
der Messe am neuen Standort». Gerade
wegen der Zusammenlegung und dem
damit verbundenen Komplett-Angebot
für IT-Entscheider rechnen wir in Stuttgart
mit einem vollen Haus und vielen
guten Gesprächen.«
Kundenorientierung im Zentrum
Von der klassischen CRM-Implementierung
über das Modethema CRM aus der
Cloud bis hin zu Mobile CRM und Social
60 www.acquisa.de 07-08/2013
p
CRM-expo
Business-software in stuttgart
Foto: Messe Stuttgart
sischen Sales Force Automation, die den
eigenen Vertrieb in den Vordergrund
stellt, hin zu Lösungen, die den Trends
und dem Verhalten der Endkunden über
aller Kanäle folgen und in Aktionen in
Marketingabteilungen eingesetzt werden
können.«
Der CRM-Pionier und selbst er nannte
»Datenflüsterer« Phil Winters wird
am Nachmittag des ersten Messetages
über genau diese Frage sprechen: »Was
bedeuten all die Daten für die Kundenorientierung
von Unternehmen?«. Es
gehe darum, die richtigen Daten zu
erheben und zu analysieren und an die
Ergebnisse die richtigen Fragen zu richten,
nämlich: »Was will der Kunde? Was
braucht der Kunde? Wann kann, wann
CRM decken die Aussteller alle wichtigen
Themenfelder im Kundenbeziehungsmanagement
ab. Und über allem
schwebt Big Data: »Anwendungen haben
gerade erst angefangen, den Markt für
CRM-Software komplett zu verändern«,
erklärt Kai Hessenmüller, Head of Center
of Excellence CRM, SAP Deutschland.
Denn Big Data heiße in erster Linie
Kunden orientierung: »Der Schwerpunkt
verschiebt sich rasant von der klasmuss
ich ihn wie ansprechen?« Phil Winters
spricht im Rahmen des Forums, das
acquisa am ersten Messetag veranstaltet.
Hier stehen weniger technische Herausforderungen
des CRM im Mittelpunkt,
sondern strategische Aufgaben, die
beim Kundenbeziehungsmanagement
immer auch Veränderung bedeuten.
Denn CRM sei weniger eine Anwendung
als vielmehr eine radikale Hinwendung
des Unternehmens zum Kunden, erklärt
Phil Winters. Und das muss nicht
immer der direkte End kunde sein. CRM
ist ein Thema, das entlang der gesamten
Wertschöpfungskette eines Unternehmens
zum Tragen kommen sollte. Was
das bedeutet und wie Unternehmen
diese Aufgabe am bes ten angehen, erklärt
Prof. Peter Winkelmann von der
Hochschule Landshut in seinem Vortrag
auf dem acquisa-Forum. Andreas Zipser,
Mitglied der Geschäftsführung beim
Software-Anbieter CAS aus Karlsruhe,
nennt das »die Weiterentwicklung von
CRM zu xRM«. Sie werde, gemeinsam
mit Mobile CRM und der CRM aus der
Cloud, die CRM-expo bestimmen.
CRM entlang der Wertschöpfung
Integriert in die
Messen IT &
Business und DMS
Expo findet die
CRM-expo erstmals
in Stuttgart statt.
Bestimmende Themen sind Cloud
CRM, Social CRM und Mobile CRM.
acquisa veranstaltet am ersten
Messetag ein Vortragsforum. Highlight
ist die Verleihung des acquisa
CRM Best Practice Award am 24.
September 2013.
Termin: 24. bis 26. September 2013
Ort: Messegelände Stuttgart
Veranstalter: Messe Stuttgart
Tickets: Dauerkarte 29 Euro,
Tageskarte 15 Euro
(jeweils inkl. Nahverkehr)
www.crm-expo.de
Dass CRM heute kein Thema für Marketing
und Vertrieb allein ist, bestätigt Kai
Hessenmüller. Eine wachsende Zahl von
Unternehmen suche »Möglichkeiten,
Markt- und Markenwahrnehmung zu
messen und zu analysieren, Trends
vorherzusagen, neue Kommunikationskanäle
zu nutzen und so immer gezielter
und individueller anbieten zu
können, was den Kunden wirklich interessiert«.
Das operative CRM werde angereichert
um Komponenten wie Social
Media, Plattformen für die Kundeninteraktion
(Collaboration und Blogs),
Predictive Analytics, Mobile Interaktion
oder Konsumenten-Apps.
Ziel all dieser Bemühungen auf der
Software-Seite ist die langfristige Kundenbindung
und der Ausbau der Kundenbeziehungen.
Cas geht bei seinen
Anwendungen deshalb neue Wege und
integriert den sogenannten Fan-Indikator,
der auf Parametern von Forum
Marktforschung aus Mainz beruht und
den Grad der emotionalen Kundenbindung
anzeigt und diesen Wert im
CRM hinterlegt.
Der Unternehmensberater Chris tian
Huldi aus der Schweiz gibt auf dem acquisa-Forum
Antworten auf die Frage,
wie viele Daten eine Firma eigentlich
wirklich braucht. Muss es die notorische
360 Grad-Sicht sein, oder hilft
ein einfaches »Dalli-Klick«-Verfahren
meistens nicht eher weiter? Und Harald
Henn, Geschäftsführer von Marketing
Resultant, Mainz, zeigt den Status quo
bei Mobile CRM auf: zugriff auf das
CRM-System erhöht die Produktivität
und Effektivität des Außendiensts, beschleunigt
die Prozesse und steigert
den Umsatz – wenn es richtig, das heißt
benutzerfreundlich umgesetzt wird.
Richtig umgesetzt, das heißt für
Thomas Deutschmann, CEO von Update
Software in Wien, vor allem: Intuitiv zu
bedienen und nutzerfreundlich. »Nur
ein flexibles, anpassbares CRM-System,
das den Arbeitsalltag wirklich erleichtert
und die Anwender ganz konkret
unterstützt, wird von ihnen auch gewinnbringend
genutzt.« Entsprechend
legt das Unternehmen bei seinem Messe-Auftritt
den Schwerpunkt auf die
Nutzererfahrung: Usability lautet das
Schlagwort.
redaktion@acquisa.de • ]
07-08/2013 www.acquisa.de 61
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62 www.acquisa.de 07-08/2013
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können – das klingt verlockend. Aber es
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64 www.acquisa.de 07-08/2013
ISSN 0938-7927
60. Jahrgang
Vorschau
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Verantwortlicher Chefredakteur
Christoph Pause christoph.pause@acquisa.de
Redaktion
Klaus Dietzel klaus.dietzel@acquisa.de
Markus Singer markus.singer@acquisa.de
Redaktionsassistenz
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Telefon 07 61/898 3031, Telefax 07 61/898 990068
Korrespondent
Karsten Zunke
Autoren dieser Ausgabe
Stefan Gneiting, Vera Hermes, Andreas Klähn, Christoph Lorenz,
Anselm Müller, Stepfanie Streif, Antje Terhaag
Redaktionsbeirat
Prof. Dr. Willi Diez (FH Nürtingen), Manfred Hasenbeck
(Forum Corporate Publishing, München), Prof. Dr. Manfred
Krafft (Universität Münster), Friedhelm Lammoth (Lammoth
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Winkelmann (FH Landshut)
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des Verlags und unter voller Quellenangabe.
Für eingesandte Manuskripte und Bildmaterialien,
die nicht ausdrücklich angefordert wurden,
übernimmt der Verlag keine Haftung.
Das bringt
acquisa
Direktmarketing
& Service
Branchencheck Seit drei Jahren baut
die Deutsche Post kontiniuerlich ihre
Online-Kompetenz auf. Gerade hat sie
sich mit Optivo einen E-Mail-Marketing-
Dienstleister ins Haus geholt. acquisa
untersucht, wohin die Reise beim ehemaligen
Staatskonzern gehen soll.
Online-Marketing
& Social Media
Social Media Advertising Was
bringt Werbung bei Facebook, Twitter
& Co.? Und wie können Unternehmen
dort Anzeigen schalten? acquisa gibt
Antworten.
im September
titelthema
Content Marketing Mithilfe wertvoller Informationen und relevanter Inhalte können
Kundenbindung und -loyalität nachhaltig gestärkt werden. Guter Content eröffnet Unternehmen
neue Möglichkeiten, aber er fällt nicht einfach vom Himmel. acquisa zeigt, was
hinter dem Hype-Thema steckt und worauf Unternehmen in der Praxis achten müssen.
VERtrieb & verkauf
Roundtable Kunden lassen sich
Produkte im Laden zeigen, kaufen
sie aber im Internet. Wie können
Verkäufer dem sogenannten Showrooming
ent gegenwirken? Die Verkaufsexperten
Martin Limbeck, Andreas
Buhr und Dirk Kreuter gegen Tipps.
CRM & Database
Trends Social CRM, Mobile CRM,
die Cloud und Big Data sind die
aktuellen Trends im Kundenbeziehungsmanagement.
acquisa
anylsiert, was davon in der Unternehmenspraxis
angekommen ist.
Recht & Marketing
Kundenbewertungen Kundenbewertungen
im Internet: acquisa klärt
auf, welche rechtlichen Möglichkeiten
Unternehmen haben.
Die nächste Ausgabe von acquisa
p erhalten Sie ab dem 4. September 2013.
meinungsmacher
selbst ist der mitarbeiter
Kürzlich haben wir auf acquisa.de ein Interview mit Reinhard K.
Sprenger veröffentlicht, in dem sich der bekannte Führungsexperte
klar gegen Motivierungssysteme ausspricht. Er plädiert
eher dafür, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die Demotivation
verhindert. Ein sehr guter Ansatz, wie ich finde.
Denn ohne ein hohes Maß an intrinsischer Motivation
entsteht keine gute Arbeit – und damit auch
keine guten Ergebnisse.
Mitarbeiter, die nicht ausreichend aus sich selbst
heraus motiviert sind, lassen sich durch Bonuszahlungen,
Incentives etc. sicher kurzfristig zu höherer
Leistung motivieren. Aber was ist damit wirklich
sen. Sonst folgt die Demotivierung unmittelbar auf dem Fuße,
inklusive einer erstklassigen Katerstimmung. Denn dann gilt
es, den Besitzstand zu wahren. Die Kultur eines Unternehmens
muss schon besonders wertschätzend sein, um solche beinahe
unvermeidlichen Spannungen auszuhalten. Und zu verhindern,
dass das Denken in größeren Zusammenhängen
nicht leidet.
Ebenfalls wichtig dürfte der Faktor Mitarbeiterbindung
sein. Denn andere Firmen haben ja auch
schöne Motivierungssysteme. Vielleicht sogar noch
tollere als das eigene Unternehmen?
Verstehen Sie mich nicht falsch: Gute Leute, die einen
direkten Beitrag zu guten Zahlen leisten, verdie-
gewonnen? Ist das auch gut für die langfristige Beziehung
zu den Geschäftspartnern? Oder doch nur markus.singer@ nen ihr Geld. Und freuen sich über den einen oder
Markus Singer,
Redakteur acquisa,
für das kurzfristige Betriebsergebnis? Denn so wie
ich die Sache sehe, wird dabei vielleicht ein guter
acquisa.de
anderen Euro erfolgsabhängiger Vergütung. Aber
eine motivierende Gesamtstimmung halte ich für
Schnitt gemacht: Aber ist damit ein fruchtbarer Boden für die
Zukunft bereitet?
Ganz davon zu schweigen, dass die Reize – man traut sich beinahe
nicht, diese Binse hier anzubrigen – irgendwann in immer
deutlich wichtiger.
Wenn sich ein Unternehmen nicht ganz genau überlegt, womit
es seine Mitarbeiter motiviert, dann erzeugt das ganze System
am Ende einen Schokoladen-Effekt. Es gibt einen kurzen Kick –
kürzeren Abständen kommen oder/und intensiver werden müs-
aber auf Dauer wird man träge. • ]
Der Weg zum Kunden
Die meisten Unternehmensgründer
beginnen zu spät mit dem Verkaufen.
Das berichtet die Zeitschrift »Harvard
Business Manager« in ihrer aktuellen
Juli-Ausgabe. Demnach starten viele
Entrepreneure den Prozess ihrer Unternehmensgründung
mit einem Moment
der Erleuchtung – mit einer bahnbrechenden
Idee für ein neues Produkt
oder für eine neue Dienstleistung. Sehr
oft sind sie dann so begeistert, dass
sie glauben, die Vorteile ihrer Idee seien
für die Kunden ganz offensichtlich. »Sie
halten ihre Innovation für so eindeutig
überlegen, dass sie sich von selbst
verkaufen wird«, schreiben die Autoren
in ihrem Beitrag »Der Weg zum Kunden«
und kommen zu dem Fazit, dass diese
Sicht der Dinge eine Illusion ist.
Mit einem Schwerpunkt »Fortschritt
wagen« geht »brandeins« in den Sommer.
»Fortschritt war immer schon eine
umstrittene Angelegenheit«, schreibt
Chefredakteurin Gabriele Fischer im
Editorial der aktuellen Juli-Ausgabe mit
dem Cover »Ich riskier’s«. Spätestens
seit den ersten Maschinenstürmern teilt
sich die Welt in Fortschrittsgläubige und
Fortschrittsgegner. »Die einen hoffen
auf Verbesserung, die anderen – oft die,
denen es bereits gut geht – wollen, dass
alles so bleibt wie es ist«, schreibt die
Chefredakteurin. Mit ihrem Schwerpunktthema
gibt das Magazin ein klares Plädoyer
für den Fortschrift. Dafür, sich immer
wieder auf Neuland zu wagen, Bestehendes
infrage zu stellen, die bessere
Lösung zu suchen – und dabei immer
beweglich genug zu bleiben, um zu verwerfen,
was nur fortschrittlich scheint.
Oder nach Möglichkeiten zu suchen, die
Dinge doch noch zum Guten zu wenden.
Denn gleichzeitig erkennt das Magazin
auch an, dass beide Seiten recht haben
und beide Seiten mit Irrtümern und
Rückschlägen rechnen müssen.
Klaus Dietzel, Redaktion acquisa,
klaus.dietzel@acquisa.de
66 www.acquisa.de 07-08/2013
2. Aufl. 2013, 319 Seiten
h 34,95 [D]
ISBN 978-3-648-03788-1
Bestell-Nr. E00208
1. Aufl. 2013, 211Seiten
h 29,95 [D]
ISBN 978-3-648-03025-7
Bestell-Nr. E01332
2. Auflage 2013, 224 Seiten
h 39,95 [D]
ISBN 978-3-648-03690-7
Bestell-Nr. E07932
Rechtssicher beim Social Media Marketing
Datenschutz und rechtliche Sicherheit sind wichtige Faktoren im Online-Marketing. Der Anwalt Carsten
Ulbricht informiert ausführlich über die rechtlichen Risiken der verschiedenen Kommunikationsmedien.
Darüber hinaus geht er auch auf Haftungsfragen und mögliche Rechtsfolgen von User Generated Content
oder Themen wie Rufschädigung in Bewertungsportalen ein.
• Urheberrecht, Wettbewerbsrecht, Datenrecht und Datenschutz
• Werbung und Empfehlungsmarketing in sozialen Netzwerken
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» Meine Stärken im Job
kommen zur Geltung –
und werden sichtbar.«
Mitarbeiter
Entfesselt Mitarbeiter. Entfacht Energie.
Unternehmen brauchen Erfolg. Erfolg braucht Energie. Die Energie zu verändern, zu leisten, zu wachsen und zu wagen.
Wie sehr sich das wirtschaftliche Umfeld auch verändert – die größte Energiequelle bleiben Menschen, die an einem Strang
ziehen. Wäre es nicht großartig, wenn es eine Talentmanagement-Software gäbe, mit der man diese Energie freisetzen,
lenken und wirksam machen könnte? Und somit den Unternehmenserfolg steigern.
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