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Übersicht Klausur 1419 ÖffR

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RA Tobias Hermann – <strong>Klausur</strong>enkurs 2010<br />

Ausschüsse<br />

Ständige Ausschüsse Untersuchungsausschüsse 1<br />

(§ 54 GOBT) (Art. 44 GG, PUAG)<br />

↓<br />

Pflichtausschüsse<br />

- Minderheitenenquete<br />

- Europa (Art. 45 GG) 2 (Waffe der Opposition)<br />

- Auswärtiges (Art. 45a)<br />

- Petitionen (Art. 45c) - Mehrheitsenquete<br />

- Wahlausschuss ↓<br />

und<br />

↓<br />

Kontrolle der Exekutive<br />

Fachausschüsse<br />

(der einzelnen Ministerien)<br />

↓<br />

als verkleinertes Bild des Plenums<br />

(Fraktionsstärke, §§ 12, 57 GOBT)<br />

↓<br />

Vorbereitung der Plenarsitzungen<br />

Sonderfall: Enquete-Kommission (§ 56 GOBT) 3<br />

= Vorbereitung von Entscheidungen über umfangreiche und<br />

bedeutsame Sachkomplexe (z.B. Föderalismusreform,<br />

Gentechnologie, Internet und digitale Gesellschaft)<br />

→ keine Befugnisse nach Art. 44 II GG i.V.m. StPO<br />

1 Zu den nicht ständigen Ausschüssen zählen außerdem der Vermittlungsausschuss und der gemeinsame Ausschuss. Siehe dazu:<br />

https://www.btg-bestellservice.de/pdf/40132500.pdf.<br />

2 Siehe auch § 93a GOBT.<br />

3 Besonderheit: Mitglieder müssen nicht notwendíg Mitglieder des Bundestages sein, z.B. Sachverständige, Wissenschaftler.<br />

1


RA Tobias Hermann – <strong>Klausur</strong>enkurs 2010<br />

Formlose Rechtsbehelfe (Art. 17 GG)<br />

Legislativpetition 4<br />

Verwaltungspetition<br />

↓<br />

- Dienstaufsichtsbeschwerde<br />

gg. persönliches Verhalten<br />

des Beamten<br />

- Fachaufsichtsbeschwerde<br />

gg. Inhalt e. Verw.maßnahme<br />

- Gegenvorstellung<br />

kein Devolutiv- und Suspensiveffekt<br />

↓<br />

Anspruch auf sachliche Prüfung und<br />

formelle Bescheidung<br />

Problem: ablehnende Petitionsbescheide als VA?<br />

h.M.: (-), keine Regelung, sondern nur tatsächliche Erfüllung<br />

der Verpflichtung aus Art. 17 GG → Leistungsklage<br />

Frage für Ausgeschlafene: Sind auch mündliche Petitionen<br />

zulässig?<br />

4 Formular online abrufbar unter: https://epetitionen.bundestag.de/files/PetitionsformularOff.pdf.<br />

2


RA Tobias Hermann – <strong>Klausur</strong>enkurs 2010<br />

<strong>Übersicht</strong> <strong>Klausur</strong> <strong>1419</strong> <strong>ÖffR</strong><br />

Teil 1: Klage des W<br />

A. Zulässigkeit einer verwaltungsgerichtlichen Klage<br />

1. Verwaltungsrechtsweg, § 40 I 1 VwGO<br />

→ streitentscheidende Normen: Art. 17, 45c GG, §§ 108 I 1, 112 III GOBT; kein<br />

justizfreier Hoheitsakt (Begnadigung, Beschluss des UA, vgl. Art. 44 IV GG)<br />

2. Statthafte Klageart<br />

Begehren des W (§ 88 VwGO): Behandlung der Petition<br />

a) Echte Untätigkeitsklage als Verpfl.klage, § 75 S. 1<br />

aa) Problem: Petitionsausschuss des DBT als Behörde, § 1 IV VwVfG? DBT =<br />

Legislative<br />

bb) Jedenfalls enthält Mitteilung über Erledigung der Petition keine Regelung → DBT<br />

trifft endgültige Entscheidung nach Art. 17 GG (§§ 109, 110, 112 GOBT)<br />

b) Unechte Untätigkeitsklage als Leistungsklage, §§ 43 II, 111, 113 IV VwGO<br />

3. Klagebefugnis, § 42 II VwGO analog<br />

a) subjektives Recht auf Beantwortung, nicht nur bloße Empfangsbestätigung, Art. 17,<br />

45c I GG, § 112 III 2 GOBT (Mitteilung soll Gründe enthalten)<br />

b) Art. 20 III i.V.m. Art. 2 II 1 GG<br />

4. Klagegegner, § 78 I Nr. 1 VwGO für LK analog (BRD)<br />

5. Zwischenergebnis: Leistungsklage zulässig<br />

B. Begründetheit der Untätigkeitsklage<br />

AGL: Art. 17, 45c I GG, § 112 III 2 GOBT; Art. 20 III i.V.m. Art. 2 II 1 GG<br />

Voraussetzung: zulässige Petition (Formular siehe Fn. 4)<br />

Hier: (+), natürliche Person, Schriftform, bestimmter Antrag (hier auf Einsetzung eines<br />

UA), richtiger Adressat<br />

3


RA Tobias Hermann – <strong>Klausur</strong>enkurs 2010<br />

C. Ergebnis: Anspruch auf weitere Behandlung der zulässigen Petition (gerichtet auf<br />

Beschlussvorlage an den BT), § 112 I 1 GOBT<br />

Teil 2: Zulässigkeit der Einsetzung eines Untersuchungsausschusses (über<br />

Aktivitäten der CO$)<br />

A. Einsetzungsbeschluss, Art. 44 GG, § 1 II PUAG<br />

B. Bestimmtheit des Untersuchungsauftrags, § 3 PUAG<br />

C. Zulässiger Inhalt des U-Auftrags, § 1 III PUAG<br />

Grundsätzlich: Kontrolle der Arbeit der Exekutive, Untersuchungsausschuss als (S)<br />

Waffe der Opposition<br />

Hier: Untersuchungsrecht gegenüber Privaten?<br />

→ Befugnisse des Hilfsorgans können nicht weitergehen als die des Hauptorgans<br />

(Parlament), § 1 III PUAG (Korollartheorie) → repressive Maßnahmen gg. CO$ (-)<br />

→ UA kann auch Empfehlungen politischer Art geben und DBT über Gefahren<br />

religiöser Bewegungen beschließen<br />

Hinweis: Die Einsetzung des UA darf nicht in den Kernbereich der Exekutive<br />

eingreifen (laufende Entscheidungsprozesse), der frei von parlamentarischer<br />

Kontrolle bleiben muss, vgl. Fall 17 Hauptkurs VerfR. Da es hier um einen UA<br />

gegenüber Privaten geht (s.o.), ist diese Grenze nicht verletzt.<br />

Es wird durch die Einsetzung einer Enquete-Kommission ohne Zwangsbefugnisse<br />

auch nicht in den Kernbereich des Verfassungsschutzes eingegriffen.<br />

D. Verhältnismäßigkeit (hier: Erforderlichkeit?)<br />

Beim Untersuchungsrecht des Bundestages aus Art. 44 GG differenzieren (vgl. §§ 55,<br />

56 GOBT):<br />

I. Untersuchungsausschüsse (mit StPO-Befugnissen, Art. 44 II GG): Kontrolle von<br />

Regierung und Verwaltung → hier: (-)<br />

II. Enquete-Kommissionen ohne Zwangsbefugnisse: Sachverhaltsaufklärung und<br />

Vorbereitung von komplexen Entscheidungen<br />

E. Ergebnis<br />

→ Einsetzung einer Enquete-Kommission verhältnismäßig (dazu: Fall 17 VerfR<br />

Hauptkurs – Ärger mit dem Staatssekretär, Schneider, NJW 2001, 2604 ff.)<br />

4


RA Tobias Hermann – <strong>Klausur</strong>enkurs 2010<br />

Teil 3: Verbot der CO$<br />

A. Entzug der Rechtsfähigkeit nach § 43 II BGB 5<br />

(-), da Begehren des W auf Verbot der CO$ und ihrer Untergruppen gerichtet ist<br />

(mehrere Verfahren nötig); i.Ü. kein Wirtschaftsbetrieb, da keine unternehmerische<br />

Tätigkeit<br />

B. Verbot nach Art. 9 II GG 6 i.V.m. § 3 VereinsG<br />

1. Verbotsobjekt<br />

a) Abgrenzung der Vereinigung zur Religionsgemeinschaft<br />

→ hier: wirtschaftliche und politische Ziele dominant, so<br />

Religionsgemeinschaft zweifelhaft<br />

dass Vorliegen einer<br />

b) Anwendbarkeit des Art. 9 Abs. 2 GG auch auf Religions- und<br />

Weltanschauungsgemeinschaften, weil diese auch an verfassungsmäßige Ordnung<br />

gebunden sind<br />

2. Verbotsgrund<br />

Hier: verfassungsmäßige Ordnung = freiheitliche demokratische Grundordnung<br />

→ kämpferisch-aggressive Grundhaltung: Streben nach anderer Gesellschaftsform,<br />

ernsthafte Gewaltbereitschaft (+)<br />

3. Verhältnismäßigkeit eines Verbots<br />

a) Geeignetheit (+), da Hemmschwelle für Beitritt durch Verbot erhöht<br />

b) Erforderlichkeit: mildere Mittel wie Beobachtung und Information der<br />

Öffentlichkeit (Problem: Art. 65 S. 2 GG) 7 laut SV erfolglos<br />

c) Angemessenheit eines Verbots trotz Art. 9 I, 4 I, II GG<br />

4. Ergebnis<br />

Art. 9 II GG (+), trotz Wortlaut des Art 9 II GG („…sind verboten“) bedarf es eines<br />

feststellenden VAs nach § 3 I VereinsG<br />

5 „Einem Verein, dessen Zweck nach der Satzung nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, kann die<br />

Rechtsfähigkeit entzogen werden, wenn er einen solchen Zweck verfolgt.“<br />

6 Art. 9 II GG enthält eine Gestattung zum Erlass grundrechtseinschränkender Vorschriften (sog. Einschränkungsvorbehalt) und<br />

keine Schutzbereichsbeschränkung des Art. 9 I GG (J/P, GG, Art. 9, Rn. 17, a.A. vertretbar). Das Verbot durch eine staatliche<br />

Stelle hat daher konstitutive Wirkung.<br />

7 Siehe dazu: Fall 4 VerfR.<br />

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