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6 Legalize it<br />
Zur Person: Polo Hofer wurde am 16. März 1945 in Interlaken geboren. Bereits 1962 rock’n’rollte er<br />
mit seiner ersten Band «Jetmen», welcher 1968 die «Top Tales» folgten. 1971 gründete Polo mit Hanery<br />
Amman, Schifer Schäfer und Küre Güdel die legendären «Rumpelstilz». Die Stilze landeten Hits wie<br />
«Kiosk», «D’Rosmarie und i», «Teddybär» oder «Rote Wy». 1978 – lange vor UBS und Bankverein –<br />
fusionierte Polo mit «Span» und zog als «Polo’s Schmätterding» durch die Lande. 1984 stellte Polo mit<br />
Tinu Diem die «Schmätterband» zusammen und produzierte weitere goldene Platten von «Giggerig»<br />
über «Eden» bis «Über alli Bärge» (1997). Mehr Infos auf dem Netz: www.polohofer.ch<br />
über «Eden» bis «Über alli Bärge» (1997).<br />
(K)ein Joint mit…<br />
Polo, Du bist seit fast drei Jahrzehnten im<br />
Musikgeschäft und dabei gefragt wie eh und je.<br />
Was machst Du zur Zeit?<br />
Ich bin gerade aus Südafrika zurückgekommen,<br />
arbeite an einer neuen «Schmätterband»-CD<br />
(welche 2002 nach der Expo<br />
herauskommt) und spiele «so nebenbei» bei<br />
drei weiteren Formationen mit: «Swiss Blues<br />
Authority», «Menage à Trois» und «Hank<br />
Shizzoe». Ausserdem betätige ich mich journalistisch<br />
als Kolumnist bei der Berner<br />
Zeitung und versuche sonst, soviel wie möglich<br />
zu faulenzen.<br />
Du hast in Deiner Musikerlaufbahn 24 LPs<br />
und CDs veröffentlicht. Wie entstehen eigentlich<br />
Deine Texte? Hast Du eine Art Methodik<br />
oder überlässt Du alles der Inspiration?<br />
Am Anfang ist es immer die Inspiration, und<br />
ich mache mir halt viel Notizen. Wenn ich<br />
dann einen Joint durchgezogen habe, dann<br />
läuft bei mir im Kopf so ein Video ab und<br />
Text entsteht. Ich halte es mit meiner Grundphilosphie:<br />
Wer bekifft Texte verfasst, sollte<br />
diese nüchtern redigieren – und umgekehrt.<br />
Genau diese Aussage am TV hat Dir vor einigen<br />
Jahren wegen «Aufruf zum Drogenkonsum»<br />
einen Prozess beschehrt, den Du gewonnen hast.<br />
In den Achzigern wurdest Du sogar vom heutigen<br />
Bundespräsidenten und damaligen Anwalt<br />
Moritz Leuenberger verteidigt. Worum gings da?<br />
Ich hatte damals für die – mittlerweile eingestellte<br />
– Zeitschrift «Magma» einen Artikel<br />
«Mein Hang zum Hanf» geschrieben. Der<br />
Artkel wurde daraufhin von der Thuner<br />
Gewerbeschule ohne Copyright in derer<br />
Schülerzeitung abgedruckt und gelangte so zu<br />
einer empörten Mutter, die mich anzeigte.<br />
Die Magma-Redaktion vermittelte mir einen<br />
unbekannten Anwalt namens Moritz Leuenberger,<br />
der den Fall übernahm und auch<br />
gewann: Ich war nach fünf Minuten frei. So<br />
bin ich wegen dem Hanf mit dem Bundespräsident<br />
«duzis»…<br />
Hat Hanf Deine Musik beeinflusst?<br />
Ja, klar. Vor dreissig Jahren war ja Rockmusik<br />
für viele Leute noch etwas fast verbotenes,<br />
dunkles, böses – und Hanf hat dieses «Outlaw»-Image<br />
noch verstärkt. Es gab etliche<br />
Eltern, die ihren Kindern «Rumpelstilz»-<br />
Konzerte verboten, nur wegen dem Image der<br />
Band. Daneben stand unser festes Publikum,<br />
welches uns gerade deswegen schätzte, dass<br />
wir Sachen sagten, die viele Elten nicht gern<br />
hörten.<br />
Welches sind Deine musikalischen Vorbilder?<br />
Ich war früh von den Bluesern wie z.B. Ray<br />
Charles beeinflusst, und bis heute durch<br />
die zeitlosen Sounds von Bob Dylan, Van<br />
Morrison und Bob Marley. Natürlich orientiere<br />
ich mich auch immer wieder neu – als<br />
Musiker muss ich mich aktualisieren, so wie<br />
sich beispielsweise auch ein Elektriker stets<br />
weiterbilden muss…<br />
Wann hast Du das erste Mal gekifft?<br />
(Polo leicht abwesend:) Gestern.<br />
Ähm, nicht das letzte, sondern das erste Mal…?<br />
Ach, das war so mit 19 Jahren irgendwo in<br />
Bern. Da gab es damals so einschlägige Lokale,<br />
wo einem soeben aus Indien zurückgekehre<br />
Hippies «Hasch-Müsterli» verkauften.<br />
Damals gab's wohl noch keine Hanfläden?<br />
Nein, es wurde nur «vo Kolleg zu Kolleg»<br />
gehandelt. Heute habe ich meinen Bauern als<br />
Quelle, der bringt mir Hanf vom Feld. Das<br />
genügt mir völlig, ich bin anspruchslos…<br />
Du hast Dich bereits 1974 mit dem «Vogelfuetter-Song»<br />
von Rumpelstilz als Hanfliebhaber<br />
geoutet und engagierst Dich noch<br />
heute für die Legalisierung, wie letzten Herbst<br />
bei einem Hanfpodium mit Berns Polizeifürst<br />
Kurt Wasserfallen. Wie würde unsere Hanfpolitik<br />
aussehen, wenn Polo Hofer König der<br />
Schweiz wäre?