Grevener Geschichtsblätter 7 - Stadt Greven
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<strong><strong>Greven</strong>er</strong> <strong>Geschichtsblätter</strong> 7 (2012/2013)<br />
Des Weiteren waren die Statuten des Kriegervereins<br />
sowie Zeitungsausschnitte aufschlussreich.<br />
Bezüglich letzterer, die nur vereinzelt in den Akten<br />
vorhanden sind, ist allerdings die unkritische Haltung<br />
gegenüber Kaiser und Reich zu berücksichtigen.<br />
Aus einer Schenkung an das <strong>Stadt</strong>archiv ist die<br />
Fahne sowie ein Einnahmen- und Ausgabenbuch des<br />
Kriegervereins erhalten. Ergänzend wurde noch die<br />
vom Lehrer Heinrich Untiedt angefertigte Chronik<br />
<strong>Greven</strong>s hinzugezogen, welche speziell für die großen<br />
nationalen Ereignisse Aufschluss bietet. Für die<br />
Darstellung des Bruchs zwischen Großem und Kleinem,<br />
d.h. zwischen den Erwartungen der preußischen<br />
Regierung und der Verbände und der Realität<br />
im Kriegerverein <strong>Greven</strong>, waren die Handbücher<br />
Alfred Westphals, des ersten stellvertretenden Vorsitzenden<br />
des Preußischen Landes-Kriegerverbandes<br />
(PLVK), eine große Hilfe. Leider ist nicht für alle<br />
Jahre gleichermaßen viel Material erhalten geblieben.<br />
Außerdem gibt es bedauerlicherweise keine Berichte<br />
von ehemaligen Mitgliedern oder Dorfbewohnern,<br />
die sich zum Krieger- bzw. Militärverein äußern.<br />
Neben den Quellen soll die hinzugezogene Sekundärliteratur<br />
einen noch umfassenderen Einblick<br />
ermöglichen. Speziell auf das Fallbeispiel <strong>Greven</strong><br />
bezogen gibt es noch keine Literatur, obgleich für andere<br />
Krieger- und Militärvereine Festschriften gestaltet<br />
wurden. Es findet sich aber die Ortsgeschichte<br />
<strong>Greven</strong>s von Joseph Prinz 6 , die einen Einblick in das<br />
Leben der <strong><strong>Greven</strong>er</strong> bietet, sowie die Magisterarbeit<br />
von Dirk Brunsmann 7 . Darüber hinaus repräsentiert<br />
das Werk „Der Militarismus der ‚kleinen Leute‘. Die<br />
Kriegervereine im Deutschen Reich 1871-1914“ 8<br />
von Thomas Rohkrämer hier eine grundlegende Studie.<br />
Harm-Peer Zimmermann beschäftigt sich in seinem<br />
Werk „Der feste Wall gegen die rote Flut“ 9<br />
hauptsächlich mit den Kriegervereinen Schleswig-<br />
Holsteins und setzt seinen Akzent auf die Mobilisierung<br />
der Kriegervereine gegen die Sozialdemokratie,<br />
dennoch bietet er viele Informationen für das allgemeine<br />
Kriegervereinswesen in Preußen. Interessante<br />
Beiträge für die Forschung und besonders wichtig für<br />
die Festkultur der Kriegervereine sind die Aufsätze<br />
von Kurt Dröge 10 und Michael Siedenhans 11 . Der<br />
theoretische Teil stützt sich weitestgehend auf die<br />
Untersuchungen von Siegfried Weichlein 12 , Hans-<br />
Ulrich Wehler 13 sowie Ulrike von Hirschhausen und<br />
Jörn Leonhard 14 .<br />
Lehrer Untiedt auf einem Klassenfoto von 1886/1887<br />
(StaG F2-201, Ausschnitt).<br />
Es ist zu bemerken, dass sich die Arbeit weitgehend<br />
auf den <strong><strong>Greven</strong>er</strong> Kriegerverein bezieht, Ergebnisse<br />
der Untersuchung des <strong><strong>Greven</strong>er</strong> Militärvereins aber<br />
ergänzend hinzugezogen werden.<br />
Nationalismus im Kaiserreich<br />
Den Kriegervereinen wird eine bedeutende Rolle bei<br />
der Verbreitung des nationalistischen Gedankens zugeschrieben.<br />
15 Um dieses Phänomen besser verstehen<br />
und es ins Gesamtbild der Epoche einordnen zu<br />
können, müssen der Begriff Nationalismus und besonders<br />
seine Veränderungen seit der Nationalstaatsgründung<br />
genauer betrachtet werden.<br />
Für eine Definition des Begriffs des Nationalismus<br />
werden die Ausführungen von Ulrike von<br />
Hirschhausen und Jörn Leonhard herangezogen. Danach<br />
lässt sich „als Nationalismus die Bevorzugung<br />
des politischen, gesellschaftlichen und kulturellen<br />
6 Prinz, <strong>Greven</strong> an der Ems.<br />
7 Dirk Brunsmann, Nationale Sinnstiftung und ländlicher<br />
Traditionalismus. Die Mobilisierung der Bevölkerung<br />
und die Prägekraft militärischer Mentalitäten im<br />
Spannungsfeld von Traditionalismus und Militarismus am<br />
Beispiel des Amtes <strong>Greven</strong>, Magisterarbeit Münster 2000.<br />
8 Thomas Rohkrämer, Der Militarismus der „kleinen<br />
Leute“. Die Kriegervereine im Deutschen Reich 1871-<br />
1914, München 1990.<br />
9 Harm-Peer Zimmermann, Der feste Wall gegen die<br />
rote Flut. Kriegervereine in Schleswig-Holstein 1864-<br />
1914, Neumünster 1989.<br />
10 Kurt Dröge, Zwischen Volksfest und Soldatenstammtisch.<br />
Zum Festwesen der Kriegervereine von 1871<br />
bis 1939, in: Ders.,/Imke Tappe (Hrsg.), Festkultur in<br />
Lippe, Beiträge zum öffentlichen Festwesen im 19. und 20.<br />
Jahrhundert, Münster 1994, S. 185-252.<br />
11 Michael Siedenhans, Nationales Vereinswesen<br />
und soziale Militarisierung. Die Kriegervereine im wilhelminischen<br />
Bielefeld, in: Joachim Meynert/Josef Mooser/VolkerRodekamp<br />
(Hrsg.), Unter Pickelhaube und Zylinder.<br />
Das östliche Westfalen im Zeitalter des Wilhelminismus<br />
1888 bis 1914, Bielefeld 1991, S. 369-399.<br />
12 Siegfried Weichlein, Nationalbewegungen und<br />
Nationalismus in Europa, Darmstadt 2006.<br />
13 Hans-Ulrich Wehler, Nationalismus. Geschichte,<br />
Formen, Folgen, München 2007.<br />
14 Ulrike von Hirschhausen/Jörn Leonhard, Europäische<br />
Nationalismen im West-Ost-Vergleich: Von der Typologie<br />
zur Differenzbestimmung, in: Dies., Nationalismen<br />
in Europa. West- und Osteuropa im Vergleich, Göttingen<br />
2001, S. 11-45.<br />
15 Vgl. Rohkrämer, Militarismus der „kleinen<br />
Leute“, S. 18.<br />
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