MARC CHAGALL 27.9.–12.1.2014 - DIABOLO / Mox
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2 MAGAZIN <strong>DIABOLO</strong> WOCHENZEITUNG | Ausgabe 49/13<br />
<strong>DIABOLO</strong> &<br />
Ironisch wie eh und je präsentieren:<br />
A cappella à la Wise Guys<br />
TEXT: HORST E. WEGENER<br />
Ein jedes Ding hat seine zwei Seiten, entpuppt<br />
sich bei genauer Kenntnis als schön.<br />
Beispiel Hürth, für den Nicht-Kölner ein<br />
trostloses Konglomerat aus Industriehallen<br />
und Medienzweckbauten. Die a cappella-Truppe<br />
Wise Guys, deren Büro und<br />
Proberaum sich hier befindet, widmet der<br />
Gegend eine Rap-Hymne: „Ich bin aus<br />
Hürth“ heißt ein Song auf ihrem „Zwei<br />
Welten“-Album, das der Fünfertruppe im<br />
Frühjahr 2013 prompt eine ECHO-Trophäe<br />
in der Kategorie Pop-Crossover einbrachte.<br />
Ironisch wie eh und je spiegelt das<br />
stimmgewaltige Quintett im Hürth-Song<br />
den Alltag eines Rappers wider, der in diesem<br />
Viertel groß wurde, das dem Klischee<br />
eines möchtegern-coolen Hip Hoppers in<br />
keinster Weise entspricht. Weder brannten<br />
in Hürth je Mülltonnen, noch konnten<br />
Mannsbilder Frauen anbaggern, indem sie<br />
diese Bräute nannten. Das Fazit unseres<br />
Hürther Großmauls: Die Gegend ist eindeutig<br />
zu schön, um dort ein richtig<br />
schlechtes Leben führen zu können.<br />
Die Wise Guys gründeten sich in ihrer<br />
Kölner Schulzeit. 1990, nach bestandenem<br />
Abitur, kamen fünf Musikfans<br />
Edzard „Eddi“ Hüneke, Daniel „Dän“<br />
Dickopf, Marc „Sari“ Sahr (allesamt Bariton),<br />
sowie Christoph Tettinger (Bass)<br />
und Clemens Tewinkel (Tenor) überein,<br />
ihr Gesangshobby übers Gymnasium hinaus<br />
gemeinschaftlich einzusetzen, um sich<br />
damit in Teilen das Studium zu finanzieren.<br />
Der Gruppenname lag nahe, da die<br />
Fünfe während ihrer Oberstufenzeit von<br />
etlichen Lehrern nur als die „Besserwisser“<br />
bezeichnet worden waren. Den vielen<br />
Auftritten in der Kölner Altstadt, bei<br />
Hochzeits-, Geburtstags- und Firmenfeiern<br />
folgten ab ‘95 Termine in Schulaulen,<br />
auf Kleinkunstbühnen oder in<br />
Konzerthäusern nach. Zwar wechselte bis<br />
heute immer mal wieder die Besetzung<br />
der Wise Guys, doch am Gesangskonzept<br />
hielt man eisern fest. 1998 punktete<br />
das Quintett mit dem ersten Livegig<br />
in der Kölner Philharmonie; immer größer<br />
fallen die Hallen aus, in denen man<br />
seither auftritt – ob Berlin, München,<br />
Luxemburg, Zürich oder Wien, Tickets<br />
sind in schönster Regelmäßigkeit schnell<br />
weg. Letzteres kann allerdings jeder verstehen,<br />
der die Musikalität der fünf Vokal-<br />
Pop-Profis je live miterleben durfte: Diese<br />
Jungs beherrschen allein schon zig<br />
Instrumente – ohne auch nur eines davon<br />
auf die Bühne mitnehmen zu müssen.<br />
Stattdessen zaubern die Kölner Schlagzeug,<br />
E-Gitarre, Posaune oder auch<br />
Dudelsack fünfstimmig in jedes Auditorium.<br />
Und mit ihren doppeldeutigen Texten<br />
sorgen die Fünfe obendrein für Witz.<br />
Weniger als vier Minuten brauchen Nils<br />
und Sari, um die Handlung des Shakespeare-Dramas<br />
„Hamlet“ im gleichnamigen<br />
Song kompakt zusammengefasst zu<br />
rappen. Ganz ohne Instrumente, aber mit<br />
stimmlicher Urgewalt intonieren die Fünfe<br />
schmissige Lieder wie „Deutsche<br />
Bahn“, „Radio“ oder „Lauter“, schob<br />
man im Juni 2013 unterm A. Hürth-Kürzel<br />
das Rap-Minialbum „Mein Herz<br />
macht Bumm“ der „Zwei Welten“-<br />
Erfolgsscheibe hinterher. Für die „Zwei<br />
Welten“-Produktion haben sich die Hürther<br />
mit dem Branchenriesen Universal<br />
zusammengetan, der ihr Hitalbum<br />
zunächst als a cappella-Version, und<br />
Monate später instrumental eingespielt<br />
unters Volk brachte.<br />
Beim bevorstehenden Oldenburg-Konzert<br />
kann die Wise Guys-Fangemeinde<br />
Vergleiche anstellen, inwieweit Ex-Mitglied<br />
Ferenc Husta durch Neuzugang<br />
Andrea Figalla würdig ersetzt werden<br />
konnte. Wie eh und je werden die Fünfe<br />
sowohl Titel vom „Zwei Welten“-<br />
Album schmettern, aber das Publikum<br />
auch mit früheren Erfolgen entertainen.<br />
Und stets nutzt die rheinländische Combo<br />
Liveauftritte, um in den Pausen soziales<br />
Engagement zu beweisen, sprich:<br />
Spenden zu erbitten. Seit 2004 kooperiert<br />
man etwa mit dem Hilfswerk Misereor,<br />
greifen die Wise Guys den Straßenkindern<br />
von Delhi unter die Arme. Da<br />
fällt es einem schwer, das Vokalpop-Quintett<br />
nicht zu mögen.<br />
Wise Guys<br />
Sa., 14.12., 20:00 Uhr, Weser-Ems-Hallen, OL<br />
KURZ & KNACKIG<br />
LIEBE LESERIN,<br />
LIEBER LESER!<br />
Der Countdown läuft, bald entscheidet<br />
der Stadtrat über die Netzvergabe.<br />
Dass die Aussicht, in einer Stadt<br />
wie Oldenburg, das Gas- und Stromnetz<br />
zu betreiben, äußerst lukrativ<br />
erscheint, muss geradezu zwangsläufig<br />
auch ‘kleinere’ Bewerber als die<br />
‘große’ EWE auf den Plan rufen. Zumal<br />
die EWE in den vergangenen jüngsten<br />
Jahren nichts unversucht gelassen hat,<br />
ihr gutes Image zu demolieren. Enorme<br />
Anstrengungen sind nötig, die<br />
Skepsis und das Misstrauen der Verbraucher<br />
wegzuarbeiten. Zu undurchsichtig<br />
und selbstherrlich schien das<br />
Gebaren dieses Energieversorgers<br />
geworden zu sein. Gerade auch deshalb<br />
sollte die Politik in Oldenburg<br />
alles tun, damit auch nur der Anschein<br />
von Gekungel bei der neuen Konzessionsvergabe<br />
vermieden wird. Auch<br />
wenn für die örtliche Tageszeitung<br />
„alles auf die EWE zuläuft“, sollten in<br />
den damit befassten Ausschüssen und<br />
im Stadtrat – notfalls mit unabhängigem<br />
Expertenwissen – die Bewertungskriterien<br />
und die Punktevergabe<br />
durch das Büro Rödl & Partner<br />
offen gelegt werden. Wenn der Mitbewerber<br />
Olegeno die Punktevergabe<br />
dieses Büros kritisiert, so müssen sich<br />
die einzelnen Kritikpunkte genau<br />
angeschaut werden. Sowohl der Pressereferent<br />
von Olegeno als auch der<br />
Fraktionsvorsitzende von Die<br />
Linke/Piratenpartei kritisieren das Verfahren<br />
als nicht „diskriminierungsfrei“.<br />
In einer Stellungnahme heißt es: „Bei<br />
der Vergabe der Punkte durch Rödl<br />
und Partner war mehrfach erkennbar,<br />
dass am Schluss die EWE als Sieger<br />
hervorgehen sollte. So wurden<br />
Gesichtspunkte, die zugunsten der<br />
EWE sprachen, unter verschiedenen<br />
Gliederungspunkten mehrfach bewertet.<br />
Dort, wo Olegeno besser war, wurde<br />
dies nicht in die Punktebewertung<br />
aufgenommen. Das Verfahren verlief<br />
nicht diskriminierungsfrei.“ Hans-Henning<br />
Adler fordert nun ein neues diskriminierungsfreies,<br />
transparentes<br />
Auswahlverfahren. Da es auch bei dieser<br />
Entscheidung um das Geld der<br />
Oldenburger Bürger und Bürgerinnen<br />
geht, sollte die Politik nicht unter Zeitdruck<br />
beschließen.<br />
Die Redaktion<br />
Vogelwelt<br />
OAO – mindestens der zweite und dritte<br />
Buchstabe in dieser Abkürzung deutet<br />
bereits darauf hin, dass sich darin eine<br />
Arbeitsgemeinschaft verbirgt, die in<br />
Oldenburg anzusiedeln ist. Der erste<br />
allerdings sagt uns, dass hier die Ornithologen<br />
am Werke sind. Anfang nächster<br />
Woche werden wir erfahren, wie sich<br />
die aktuelle Entwicklung in der Vogelwelt<br />
zwischen Wangerooge und Dümmer<br />
darstellt. Denn dann wird die OAO<br />
ihren Jahresbericht Nr. 21 der Öffentlichkeit<br />
vorstellen. Die Vorstellung und<br />
Erläuterung soll in der NABU-Bezirksgeschäftsstelle<br />
Oldenburger Land stattfinden.<br />
Dass in dem Jahresbericht viele<br />
spannende Erkenntnisse enthalten sein<br />
könnten, deutet sich durch den Umfang<br />
des Berichts an: 284 Seiten ist dieser<br />
stark.