Münchner Natur und Umwelt - Bund Naturschutz in Bayern e.V. ...
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<strong>Natur</strong><br />
<strong>Umwelt</strong><br />
Dauerärgernis Stadtplanung<br />
Bürgerbeteiligung<br />
als Farce<br />
Der BUND <strong>Natur</strong>schutz (BN) als<br />
anerkannter <strong>Natur</strong>schutzverband ist<br />
bei allen Planungen, bei denen im<br />
weitesten S<strong>in</strong>ne <strong>Natur</strong>belange betroffen<br />
s<strong>in</strong>d, zu beteiligen. Dies geschieht<br />
<strong>in</strong> der Regel im Rahmen der gesetzlich<br />
vorgeschriebenen „Öffentlichen<br />
Auslegung“ der Planungen wie Planfeststellungen,<br />
Flächennutzungspläne<br />
oder Bebauungspläne, zu denen der<br />
BN dann im Rahmen e<strong>in</strong>er vorgegebenen<br />
Frist se<strong>in</strong>e Stellungnahme abgibt.<br />
Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger können ebenfalls<br />
im Rahmen dieser öffentlichen<br />
Auslegungen ihre E<strong>in</strong>wendungen abgeben.<br />
Verbände <strong>und</strong> Bürger können<br />
auf diese Weise an den Planungen<br />
teilhaben <strong>und</strong> ihre Vorstellungen <strong>in</strong><br />
den Planungsprozess e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. So<br />
jedenfalls die Theorie der „Öffentlichkeitsbeteiligung“.<br />
BEISPIEL 1 - 1999<br />
Matthias Luy (LBV) <strong>und</strong> Bernd Louisoder (BN)<br />
stellen OB Ude frühzeitig e<strong>in</strong>e Alternativplanung<br />
zur Bahnachse Hauptbahnhof-Laim-<br />
Pas<strong>in</strong>g vor. Trotz Unterstützung aus dem<br />
Stadtrat für die Vorschläge der beiden <strong>Umwelt</strong>verbände<br />
berücksichtigt die Stadtverwaltung<br />
ke<strong>in</strong>e der Ideen. Versprochene Fuß-, Radwegbrücken<br />
über die Gleise fehlen bis heute.<br />
Die BN-Kreisgruppe München<br />
wird pro Jahr an ca. 180 Planungen<br />
<strong>in</strong> Stadt <strong>und</strong> Landkreis München „beteiligt“.<br />
Zu e<strong>in</strong>em guten Teil dieser<br />
Planungen geben wir dann auch e<strong>in</strong>e<br />
Stellungnahme ab. Wir befürworten<br />
manchmal e<strong>in</strong>e Planung, an manchen<br />
Stellen haben wir gelegentlich Kritikpunkte<br />
oder Verbesserungsvorschläge<br />
oder wir lehnen im E<strong>in</strong>zelfall e<strong>in</strong>e<br />
Planung auch gänzlich ab. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
muss der Vorhabenträger e<strong>in</strong>er<br />
Planung (Stadt, Geme<strong>in</strong>de, Landkreis,<br />
Regierung von Oberbayern etc.) die<br />
E<strong>in</strong>wendungen im Verfahren berücksichtigen,<br />
e<strong>in</strong>e eigene Stellungnahme<br />
dazu abgeben <strong>und</strong> sie <strong>in</strong> die weiteren<br />
Planungen e<strong>in</strong>fließen lassen. Soweit<br />
wiederum die Theorie.<br />
In der Praxis werden jedoch E<strong>in</strong>wendungen<br />
sowohl des BN wie auch<br />
von Bürgern für den Fortgang der Planungen<br />
so gut wie nie berücksichtigt.<br />
Dies hat mehrere Gründe:<br />
Zum e<strong>in</strong>en ist die immer von der<br />
Kommunalverwaltung erstellte (<strong>und</strong><br />
von der Politik abzunickende) Planung<br />
e<strong>in</strong>es Projektes zum Zeitpunkt<br />
der Öffentlichkeitsbeteiligung meist<br />
schon so weit vorangeschritten <strong>und</strong><br />
liegt oft bereits seit langem fertig <strong>in</strong><br />
der Schublade, dass auch noch so berechtigte<br />
Änderungsvorschläge die<br />
gesamte Planung durche<strong>in</strong>anderwerfen<br />
würden. Zum anderen ist es für jeden<br />
Planer e<strong>in</strong> Affront, wenn se<strong>in</strong>e aus<br />
se<strong>in</strong>er subjektiven Sicht perfekt ausgearbeitete<br />
Planung von irgende<strong>in</strong>em<br />
Verband oder irgendwelchen Bürgern<br />
über den Haufen geworfen wird.<br />
Oft ist es auch so, dass e<strong>in</strong> In vestor<br />
BEISPIEL 2 - Februar 2011<br />
Gleislager Neuaub<strong>in</strong>g 2011: Das Biotop von<br />
bayernweiter Bedeutung wird für e<strong>in</strong>e Erschließungsstraße<br />
zum benachbarten Gewerbegebiet<br />
teilweise zerstört, obwohl es e<strong>in</strong>e Alternative<br />
gegeben hätte. Doch Absprachen im<br />
Vorfeld verh<strong>in</strong>derten die Berücksichtigung der<br />
vom BN vorgeschlagenen Straßenvariante.<br />
exakte Vorstellungen von se<strong>in</strong>em Projekt<br />
hat. Diese werden dann von der<br />
Stadt oder der Kommune wiederum<br />
exakt umgesetzt, um den Investor nicht<br />
zu verärgern. Gerne hört man auch,<br />
dass aufgr<strong>und</strong> bestehenden Baurechts<br />
der Kommune „die Hände geb<strong>und</strong>en<br />
s<strong>in</strong>d“ <strong>und</strong> an der Planung nichts veränderbar<br />
sei. Hier stellt sich die Frage,<br />
wofür es dann e<strong>in</strong>e Kommunalregierung<br />
eigentlich gibt. Jedenfalls will<br />
man aus diesen Gründen <strong>in</strong> der Regel<br />
von den oftmals berechtigten <strong>und</strong> gut<br />
begründeten Stellungnahmen der „Öffentlichkeit“<br />
nicht viel wissen.<br />
Nach außen wird jedoch immer<br />
dargestellt, die Öffentlichkeit (Verbände<br />
wie Bürger) sei <strong>in</strong> allen Planungsstufen<br />
<strong>in</strong>tensiv e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en gewesen.<br />
Dies geschieht oftmals mit Bürger-<br />
Workshops, <strong>in</strong> Bürgerversammlungen<br />
oder <strong>in</strong> so genannten Anhörungstermi-<br />
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Heft 58, November 2013 bis April 2014