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UPDATE - Uniklinik Balgrist

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MEDIZINISCHE FACHINFORMATIONEN FÜR ÄRZTE #6 | JUNI 2013<br />

KOMPETENZ IN BEWEGUNG<br />

MEDIZIN-<strong>UPDATE</strong> Rückenmark<br />

Nervenfunktion sichtbar<br />

machen am Beispiel<br />

der zervikalen Myelopathie<br />

Neues aus der Klinik<br />

Neue Professur<br />

für Muskelplastizität


Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />

Die Rheumatologie als Innere<br />

Medizin und Orthopädie als<br />

Chirurgie des Bewegungsapparates<br />

verändern sich wie alle<br />

medizinischen Disziplinen. Diese<br />

Entwicklungen sind Resultat der<br />

rasch fortschreitenden Spezialisierung.<br />

Diese erschliesst innerhalb<br />

einer medizinischen Disziplin<br />

und besonders an deren<br />

Grenzen neue Horizonte, schafft<br />

aber auch neue Herausforderungen<br />

und Probleme. Die Fragmentierung<br />

der Kompetenz erfordert<br />

vom Arzt eine Limitierung seiner<br />

Aktivität auf einen bestimmten<br />

Bereich. Gleichzeitig werden von<br />

ihm massiv vertiefte Kenntnisse<br />

und erweiterte Fertigkeiten in einem<br />

weit höheren Mass als noch<br />

vor einem Jahrzehnt erwartet. Viele von uns<br />

stellen sich diesen Anforderungen erfolgreich.<br />

Noch weniger weit sind wir in der Umsetzung<br />

der Erkenntnis, dass wir viel intensiver mit<br />

anderen Spezialisten und den Zuweisenden<br />

zusammenarbeiten müssen. Dabei kann wohl<br />

die Verantwortung für die Behandlung eines<br />

Problems delegiert werden, nicht aber die optimale<br />

Betreuung eines Patienten. Historisch<br />

haben Ärzte jahrhundertelang selbstständig<br />

entschieden und gehandelt, und die Interaktion<br />

zwischen uns Kolleginnen und Kollegen<br />

war wenig problematisch. Dies hat sich mit<br />

der Spezialisierung geändert, und wir müssen<br />

zusammen mit unseren Zuweisenden lernen,<br />

diese Rollen optimal wahrzunehmen.<br />

Spezialität übersteigt. Zusammen legen sie<br />

eine konzise Zusammenfassung zu Problematik,<br />

Abklärung und Therapiemöglichkeiten<br />

der zervikalen Myelopathie vor. Sie zeigen dabei<br />

auf, wie an der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong> die Kompetenzen<br />

für Abklärung und Behandlung von<br />

Schäden am Rückenmark gebündelt und koordiniert<br />

werden.<br />

Forschung, Entwicklung und Lehre bleiben<br />

Merkmale der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong>. Das Engagement<br />

in diesen Bereichen soll garantieren,<br />

dass die Abklärung und Behandlung aller<br />

Patienten dem neusten Stand entspricht. Forschungserfolge<br />

zahlen sich denn auch aus:<br />

• Die Leistungen der muskuloskelettalen Tumorchirurgie<br />

und insbesondere von deren<br />

Leiter Prof. Bruno Fuchs haben dazu geführt,<br />

dass die Leitung des neuen, gesamtuniversitären<br />

Sarkomzentrums dem Leiter der Tumorchirurgie<br />

der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong> übertragen<br />

worden ist.<br />

• Die Schädigungen der Muskulatur sind ein<br />

sozioökonomisch bedeutsames, zu wenig beforschtes<br />

Gebiet. Mit Hilfe von grosszügigen,<br />

privaten Förderungsgeldern, insbesondere<br />

der Schindler Holding AG, konnten wir an<br />

der UZH eine Professur für Muskelplastizität<br />

schaffen. Im <strong>UPDATE</strong> beschreibt Prof. Martin<br />

Flück, was er aus dieser Position zu erschaffen<br />

gedenkt.<br />

Und übrigens: Sagt Ihnen «fleck sign» etwas ?<br />

Herzlich<br />

In der heutigen Ausgabe des <strong>UPDATE</strong> nehmen<br />

Paraplegiologen-Neurologen, eine Kardiologin,<br />

ein Urologe, ein Orthopäde und ein<br />

Radiologe zu einem klinischen Problem Stellung,<br />

das die Kompetenzen jeder einzelnen<br />

Prof. Christian Gerber<br />

Ärztlicher Direktor der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

Ordinarius für Orthopädie an der<br />

Universität Zürich<br />

2 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013


Inhalt<br />

4<br />

Medizin-Update<br />

Nervenfunktion sichtbar machen<br />

am Beispiel der zervikalen Myelopathie<br />

14<br />

15<br />

16<br />

19<br />

<strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong> und Spitzenmedizin<br />

Applaus<br />

Gewusst wie – Der Fall<br />

Wussten Sie, dass ...<br />

20<br />

24<br />

26<br />

Neues aus der Klinik<br />

• Grosse Ehrung für die <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

• CARD: Computergestützte<br />

Operationsplanung<br />

• Neue Professur für Muskelplastizität<br />

an der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

Agenda<br />

Gewusst wie – Die Auflösung<br />

22 Seit Februar 2013 existiert an der<br />

<strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong> eine durch die ResOrtho<br />

Stifung finanzierte Professur für Muskelplastizität.<br />

Ermöglicht wurde diese neue<br />

Professur dank grosszügigen Donationen,<br />

insbesondere der Schindler Holding AG.<br />

Prof. Martin Flück, Inhaber des neuen<br />

Lehrstuhls, im Interview.<br />

Adressänderungen / Abbestellungen / Anregungen<br />

nehmen wir gerne unter sabrina.good@balgrist.ch oder Tel. +41 44 386 14 15 entgegen.<br />

IMPRESSUM | Juni 2013 © <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

Herausgeberin: <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong>, www.balgrist.ch<br />

Redaktion: <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

Verantwortung für Texte und Inhalte: die jeweiligen Abteilungen / Fachautoren<br />

Design / Layout: Lars Klingenberg, gestalterei.com<br />

Illustrationen: blankvisual.ch / medicine<br />

Lektorat: Heidi Mühlemann, rab.ch<br />

Druck: Fairdruck Rota-Druck AG, fairdruck.ch (Auflage 5’000 Exemplare)<br />

Zu Gunsten der einfacheren Lesbarkeit wird jeweils nur die männliche Form<br />

verwendet, die weibliche Form ist jedoch immer mit eingeschlossen.<br />

Nächste Ausgabe<br />

Oktober 2013<br />

Medizin-Update Fusschirurgie<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 3


Medizin-Update<br />

Rückenmark<br />

4 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013<br />

Blankvisual Fotolia


Medizin-Update<br />

Prof. Armin Curt, Prof. Dagmar Keller Lang, Prof. Christian Pfirrmann,<br />

PD Dr. Martin Schubert, PD Dr. Thomas Kessler und PD Dr. Kan Min<br />

Nervenfunktion sichtbar machen<br />

am Beispiel der zervikalen Myelopathie<br />

Epidemiologie<br />

Die zervikale Myelopathie ist eine typische<br />

Erkrankung des höheren Lebensalters und<br />

nimmt ab dem 50. Lebensjahr deutlich zu.<br />

Es ist die häufigste Erkrankung des Rückenmarks<br />

(23 %) beim älteren Patienten (Durchschnittsalter<br />

von 64 Jahren) und betrifft<br />

Männer mehr als Frauen (ratio 3:1). Durch<br />

degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule<br />

kommt es häufig sogar an mehreren<br />

Segmenten (betont HWK 5 und 6) zu einer<br />

Verengung des Spinalkanals. Jedoch kann<br />

man bei ca. 60 % asymptomatischer gesunder<br />

älterer Menschen ebenfalls degenerative<br />

Bandscheibenschäden (Verschleiss) und bei<br />

20 % sogar spinale Stenosen (Engen) feststellen.<br />

Klinische Präsentation der zervikalen<br />

spondylogenen Myelopathie<br />

Häufige Symptome<br />

• Plumpe oder schwache Hände<br />

• Beinschwäche oder Steifigkeit<br />

• Steifer Nacken<br />

• Schulter- oder Armschmerzen<br />

• Gleichgewichtsstörung<br />

• Blasenbeschwerden<br />

Häufige klinische Zeichen<br />

• Atrophie der Handmuskulatur<br />

• Hyperreflexie<br />

• Lhermitte Zeichen (elektrifizierende<br />

Schmerzen entlang des Rückens nach<br />

Flexion im Nacken)<br />

• Sensibilitäts-Verlust<br />

• Urininkontinenz und Restharn<br />

Zervikale Myelopathie: degenerative Erkrankung mit deutlich steigernder Inzidenz.<br />

Klinische Diagnose<br />

Patienten kommen in aller Regel mit eher unklaren<br />

Beschwerden zum Hausarzt und Spezialisten,<br />

wobei über Sensibilitätsstörungen<br />

(Kribbeln, Missempfindungen), Ungeschicklichkeit<br />

der Hände (clumsy hands), Schmerzen<br />

und Gangunsicherheiten geklagt wird.<br />

Typischerweise zeigen die klinischen Untersuchungen<br />

keine «typischen» Befunde, d.h.<br />

die formalen klinischen Tests von Sensibilität<br />

und Kraft sind meist unauffällig.<br />

Klinischer Verlauf der zervikalen<br />

Myelopathie<br />

Typischer Verlauf<br />

• progressiv mit seltener Verbesserung unter<br />

konservativem (nicht-operativem)<br />

Management<br />

• Progression ist charakterisiert durch<br />

schrittweise Verschlechterung mit<br />

intermittierend stabiler Symptomatik<br />

• frühe Erkennung und Behandlung ist<br />

essentiell für einen guten klinischen Verlauf<br />

Merksatz: Die klinischen Symptome sind unspezifisch.<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 5


Medizin-Update<br />

Klinisch-orthopädische Scores<br />

Obwohl spezialisierte Scores in der Orthopädie<br />

(z.B. die Nurick-Klassifikation, siehe<br />

unten) die Ausprägung und Schwere einer<br />

zervikalen Myelopathie erfassen können, sind<br />

Nurick Classification<br />

sie eher unspezifisch. Diese Scores erfassen<br />

die klinischen Defizite des Patienten, können<br />

aber nicht die Ursache klären.<br />

Grade 0<br />

Grade 1<br />

Grade 2<br />

Grade 3<br />

Grade 4<br />

Grade 5<br />

Root symptoms only or normal<br />

Signs of cord compression; normal gait<br />

Gait difficulties but fully employed<br />

Gait difficulties prevent employment, walks unassisted<br />

Unable to walk without assistance<br />

Wheelchair of bedbound<br />

Die radiologische Diagnostik<br />

Die radiologische Diagnostik, insbesondere<br />

mittels MRI, kann das Ausmass und die Lokalisation<br />

einer Stenose (Abb. 1) sehr genau<br />

nachweisen. Leider erlauben diese Messungen<br />

jedoch keinen Rückschluss auf die Nervenfunktion.<br />

Abb. 1<br />

Hochgradige Einengung<br />

des Rückenmarks.<br />

6 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013


Medizin-Update<br />

Klassifikation der Stenose<br />

Absolute zervikale Stenose<br />

Definiert als zervikaler Kanaldurchmesser < 10 mm<br />

Relative zervikale Stenose<br />

Definiert als zervikaler Kanaldurchmesser zwischen 10 – 13 mm<br />

Merksatz: Nicht alles, was eng aussieht, macht auch Probleme !<br />

Neurophysiologische Untersuchungen<br />

Bei klinischem Verdacht einer zervikalen Myelopathie<br />

ergänzt die elektrophysiologische<br />

Diagnostik nicht nur bei klinisch schwierigen<br />

Fällen die chirurgische und radiologische<br />

Diagnostik. Sie zeigt, ob eine auffallende<br />

Stenose des Spinalkanals (oder andere<br />

Kompressionen des Rückenmarks) zu einer<br />

Beeinträchtigung der Nervenfunktion führen.<br />

Neurophysiologische Messungen sind in der<br />

Lage, die durch Kompression von Rückenmark<br />

oder zervikalen Nervenwurzeln bedingte<br />

Funktionsstörung zu lokalisieren und zu<br />

quantifizieren, was radiologisch nicht möglich<br />

ist. Auch sind unkomplizierte Verlaufs-<br />

Untersuchungen möglich, die bei der Entscheidung<br />

zur operativen Dekompression<br />

wertvolle Hilfestellung geben.<br />

Merksatz: Den Patienten stört nicht die Enge, sondern die Nervenstörung.<br />

Bei Verdacht auf zervikale Myelopathie werden<br />

spezifische Untersuchungen der Rückenmarksbahnen<br />

angewendet, die eine somatotopische<br />

Untersuchung der spinalen Bahnen<br />

erlauben und Störungen der grauen bzw. weissen<br />

Substanz unterscheiden können (Abb.<br />

2): Motorisch (MEP; 1) und somato-sensibel<br />

evozierte Potentiale (SSEP; 2) erlauben die<br />

Testung der Efferenz und Afferenz an Armen<br />

und Beinen. Mittels fraktionierter Messung<br />

Abb. 2<br />

(Modifiziert nach Dietz<br />

& Curt, Lancet Neurol<br />

2006; 5: 688–94)<br />

Spinale Bahnen Methode Akzeptanz Klinisches Korrelat<br />

1<br />

Corticospinaltrakt MEP Routine Zentrale / spastische Parese<br />

2<br />

2<br />

Hinterstrang SSEP Routine Ipsilaterale Störung der<br />

Berührungsempfindung und<br />

Proprioception<br />

1<br />

3<br />

Spinale sympathi- SSR Routine Kontralaterale Störung von<br />

sche Efferenz<br />

Blasenstörung, Sexualfunktionsstörung<br />

3<br />

5 6<br />

4<br />

1<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Tractus spinothal- CHEP Routine Kontralaterale Störung von<br />

amicus<br />

Schmerz- und Temperaturempfindung<br />

Tractus Vestibulo- GVS Studie Posturale Instabilität<br />

spinalis<br />

Segmentale NLG Routine Periphere Parese (Vordermotorische<br />

F-Welle hornzellen, radikuläre Nerven)<br />

Bahnen<br />

EMG<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 7


Medizin-Update<br />

ist eine Höhenlokalisation der Schädigung<br />

möglich. Die Höhenlokalisation einer spinalen<br />

Läsion ist bei speziellen Fragestellungen,<br />

wie z.B. bei Verdacht einer neurogenen<br />

Blasenstörung, auch hinsichtlich der symphatisch-efferenten<br />

Funktion möglich durch<br />

Messung der Sympathetic Skin Response<br />

(SSR; 3). Eine besondere Sensitivität bei sehr<br />

umschriebenen und mittellinien-nahen zervikalen<br />

myelopathischen Prozessen hat die<br />

Untersuchung mit Contact Heat Evoked Pain<br />

Stimulation (CHEPS; 4), die mittels eines<br />

unschädlichen Hitze-Schmerzreizes die spinothalamischen<br />

Bahnen (Schmerzbahnen)<br />

testet. Die neurographische (NLG, F-Welle,<br />

EMG; 6) Untersuchung lokalisiert und quantifiziert<br />

das Ausmass der Schädigung der<br />

motorischen Vorderhornzellen auf denjenigen<br />

segmentalen Ebenen, die im Rahmen<br />

der Myelopathie in Mitleidenschaft gezogen<br />

sind. Durch geschickte Kombination dieser<br />

sehr unterschiedlichen Messungen lassen<br />

sich radikuläre oder periphere Nervenschäden<br />

von den komplexeren Störungsmustern<br />

einer zervikalen Myelopathie differenzieren.<br />

Das Ausmass der Nervenschädigung kann<br />

so bestimmt und zugeordnet werden, und<br />

Verlaufsuntersuchungen können angewennormal<br />

pathologisch<br />

erloschen<br />

normal<br />

Abb. 3<br />

8 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013


Medizin-Update<br />

det werden, um fortschreitende Störungen<br />

bzw. Verbesserungen der Nervenfunktion<br />

nachzuweisen.<br />

Zwei Beispiele einer radiologisch mässiggradigen<br />

zervikalen multisegmentalen Stenose<br />

ohne eindeutiges Myelopathiesignal anhand<br />

des MRT-Befundes: Die segmentale elektrophysiologische<br />

Untersuchung zeigt trotz<br />

radiologisch ähnlicher Ausprägung sehr unterschiedliche<br />

Befunde. Die Messung der<br />

Contact Heat Evoked Potentials (CHEPs)<br />

zeigt im Fallbeispiel der Abb. 3 einen Ausfall<br />

des Potentials bei peripherer Stimulation<br />

von Segment C8 und eine deutliche Amplitudenminderung<br />

bei C6. Dies ist gut übereinstimmend<br />

mit der Funktionsstörung durch<br />

die maximale Stenosierung auf Bandscheibensegment<br />

C6 / C7 da auf dieser Höhe die<br />

anterioren spinothalamischen Kommissurenfasern<br />

der peripheren Segmente C8 kreuzen.<br />

Im Beispiel der Abb. 4 zeigt sich eine solche<br />

Leitungsstörung anhand der CHEPs nicht.<br />

Daher kann die Stenosierung in diesem Fall<br />

als geringer eingeschätzt werden.<br />

normal<br />

normal<br />

normal<br />

Abb. 4<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 9


Medizin-Update<br />

Neuro-urologische Diagnostik und Therapie<br />

Blasenbeschwerden nehmen mit dem Alter<br />

bei beiden Geschlechtern zu und sind bei<br />

Männern oft durch eine Prostatavergrösserung<br />

(Abb. 5) bedingt. Doch nicht immer ist<br />

die Prostata an den Beschwerden schuld. Die<br />

Aufgabe der Harnblase ist simpel: speichern<br />

und entleeren des Urins. Die Kontrolle der<br />

Harnblase allerdings ist ein hoch komplexer<br />

Vorgang mit bis heute nicht vollständig geklärtem<br />

Zusammenspiel des peripheren und<br />

zentralen Nervensystems. So leiden Patienten<br />

mit spinalen Erkrankungen oft an Blasenfunktionsstörungen,<br />

bei denen das Zusammenspiel<br />

zwischen Detrusor und Sphinkter nicht<br />

mehr stimmt (Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie).<br />

Bei der zervikalen Myelopathie klagen<br />

die Patienten typischerweise über Pollakisurie,<br />

Nykturie und Harndrang-Beschwerden,<br />

ggf. kombiniert mit Urininkontinenz. Zusätzlich<br />

sind meist auch Blasenentleerungssymptome<br />

vorhanden wie initiales Warten, schwacher<br />

und unterbrochener Harnstrahl, Pressen<br />

Hypertropher<br />

Detrusor<br />

Restharn<br />

Benigne<br />

Prostatahyperplasie<br />

Abb. 5<br />

Mit zunehmendem<br />

Alter nimmt die<br />

Prostata an Grösse zu,<br />

doch nicht immer ist<br />

eine Prostatavergrösserung<br />

an den Blasenbeschwerden<br />

schuld.<br />

Äusserer<br />

Schliessmuskel<br />

Blankvisual<br />

10 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013


Medizin-Update<br />

beim Wasserlösen und Restharngefühl. Ein<br />

einfaches, doch äusserst hilfreiches diagnostisches<br />

Instrument stellt das Blasentagebuch<br />

dar. Während mehreren Tagen dokumentieren<br />

die Patienten zu entsprechenden<br />

Zeitpunkten Trinkmenge, Miktionsvolumina,<br />

eventuell Restharnvolumina, Inkontinenzepisoden<br />

und Einlagen und geben damit einen<br />

wichtigen Einblick in die Situation im Alltag.<br />

Eine gezielte Anamnese und klinische Untersuchung<br />

wird ergänzt durch eine Urinanalyse,<br />

eine Harnstrahlmessung und eine Restharnbestimmung.<br />

Weitere invasive Abklärungen wie Blasenspiegelung<br />

sind nötig zum Ausschluss eines<br />

Blasentumors oder einer Urethrastriktur sowie<br />

zum Nachweis von Blasensteinen. Eine<br />

video-urodynamische Untersuchung erlaubt<br />

die Beurteilung der Blasen-Speicher- und<br />

-Entleerungs-Phasen und des Beckenbodens.<br />

Eine neuro-urologische Diagnostik inklusive<br />

Video-Urodynamik ist nötig, um der<br />

Komplexität neurogener Blasenfunktionsstörungen<br />

gerecht zu werden und entsprechende,<br />

auf den Einzelfall zugeschnittene, Therapien<br />

erfolgreich einzusetzen. Therapeutisch<br />

Abb. 6<br />

Durch moderne neurourologische<br />

Therapien<br />

kann die Ausbildung<br />

einer typischen<br />

neurogenen Blase<br />

(«Mickey-Mouse-Blase»)<br />

mit Divertikel, Pseudo-<br />

Divertikel, Trabekel und<br />

bilateralem vesikouretero-renalem<br />

Reflux<br />

mit Gefährdung des<br />

oberen Harntraktes<br />

weitgehend verhindert<br />

werden.<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 11


Medizin-Update<br />

stehen Medikamente (Antimuskarinika, Alpha-Blocker),<br />

katheter-technische Massnahmen<br />

(intermittierender Selbstkatheterismus,<br />

suprapubischer / transurethraler Dauerkatheter)<br />

sowie externe elektrische Stimulation<br />

(transkutane elektrische Nervenstimulation<br />

des N. pudendus, perkutane tibiale Nervenstimulation)<br />

oder minimal invasive Behandlungsansätze<br />

(Botulinum-A-Toxin-Injektionen<br />

in den Detrusor, sakrale Neuromodulation)<br />

zur Verfügung. Es wird dabei nach einem<br />

durch die Beschwerden geleiteten Stufenkonzept<br />

vorgegangen.<br />

Mit entsprechender Diagnostik und Therapie<br />

können spinal-neurogene Störungen<br />

des unteren Harntrakts (Detrusor-Sphinkter-<br />

Dyssynergie) erkannt und somit die typischen<br />

gefürchteten Blasenveränderungen wie Divertikel,<br />

Pseudo-Divertikel, Trabekel, vesikouretero-renaler<br />

Reflux mit Gefährdung des oberen<br />

Harntraktes (Abb. 6) verhindert werden.<br />

Merksatz: Auch Blasenfunktionsstörungen<br />

können auf eine zervikale<br />

Myelopathie hinweisen.<br />

Differentialdiagnose zervikale Myelopathie<br />

Die klinischen Symptome (Beschwerden, die<br />

der Patient wahrnimmt und berichtet) können<br />

sehr unspezifisch sein. Typischerweise sind<br />

die formalen klinischen Tests, wie Kraft, Gefühl<br />

und Laufen, nur wenig und eher unspezifisch<br />

betroffen.<br />

Ursachen einer zervikalen<br />

Myelopathie<br />

Degenerative zervikale Spondylose<br />

• am häufigsten verursacht durch eine<br />

zervikale Myelopathie<br />

• CSM = zervikale spondylogene<br />

Myelopathie<br />

Kongenitale Stenosen<br />

• Normalerweise gutartige Symptome<br />

aufgrund einer kongenitalen<br />

Stenose kombiniert mit degenerativen<br />

spondylogenen Veränderungen<br />

Ossifikation des posterioren<br />

longitudinalen Ligaments (OPLL)<br />

Tumore<br />

Differentialdiagnose der<br />

klinischen Symptome einer<br />

zervikalen Myelopathie<br />

• Amyotrophe Lateralsklerose<br />

• Metastasierende Tumoren<br />

• Hereditäre spastische Paraplegie<br />

• Tumoren des Rückenmarks<br />

• Multiple Sklerose<br />

• Normaldruck-Hydrocephalus<br />

• Rückenmarksinfarkte<br />

• Syringomyelie<br />

• Diskushernie zervikal<br />

• Lumbalkanalstenose<br />

• Polyneuropathie<br />

(Vitamin B-Defizit, funikuläre<br />

Myelose, Diabetes mellitus)<br />

• Karpaltunnel-Syndrom<br />

• «Thoracic outlet»-Syndrom<br />

Epidurale Abszesse<br />

Pyogene vertebrale Osteomyelitis<br />

Trauma<br />

Zervikale Kyphose<br />

12 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013


Medizin-Update<br />

Therapie: Operative Dekompression<br />

Indikation<br />

• Progrediente neurologische Ausfälle<br />

oder neurophysiologische Hinweise auf<br />

Progredienz<br />

• Schmerzen mit relevantem Leidensdruck<br />

Kontraindikation<br />

• Anästhesiologische und internistische<br />

Gründe<br />

Operationsmethoden<br />

• Laminektomie von posterior<br />

• Laminoplastie von posterior<br />

• Korporektomie von anterior<br />

Merksatz: Die Wahl der Operationstechnik<br />

ist abhängig von der Morphologie<br />

der Stenose.<br />

Hospitalisation<br />

• 5 Tage<br />

Mobilisation des Patienten<br />

ab erstem postoperativem Tag<br />

Resultate<br />

• Primär keine Verbesserung bestehender<br />

neurologischer Ausfälle, sondern Ziel ist<br />

das Aufhalten der Progredienz<br />

• Verbesserung von ausstrahlenden<br />

Arm-, Bein- oder Nackenschmerzen,<br />

Restbeschwerden möglich<br />

Komplikationsmöglichkeiten<br />

• Allgemeine Operationsrisiken, Duraleck,<br />

Beschädigung von Nerven und Rückenmark,<br />

Instabilität der Wirbelsäule,<br />

Pseudarthrose<br />

The neurological manifestations of cervical spondylosis<br />

Brain, W.R., Northfield, D., Wilkinson, M. Neurological and Neurosurgical Departments and the Bernhard Baron Institute, London Hospital, United Kingdom<br />

Brain Volume 75, Issue 2, June 1952, Pages 187-225<br />

Improved diagnosis of spinal cord disorders with contact heat evoked potentials.<br />

Ulrich A, Haefeli J, Blum J, Min K, Curt A. From the Spinal Cord Injury Center (A.U., J.H., J.B., A.C.), <strong>Balgrist</strong> University Hospital, Zurich; and Department of<br />

Orthopedic Surgery (K.M.), <strong>Balgrist</strong> University Hospital, University of Zurich, Switzerland.<br />

Neurology. 2013<br />

Cervical Spondylotic Myelopathy: The Clinical Phenomenon and the Current Pathobiology<br />

of an Increasing Prevalent and Devastating Disorder.<br />

Kalsi-Ryan S, Karadimas SK, Fehlings M.<br />

The Neuroscientist 2012<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 13


<strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong> und Spitzenmedizin<br />

Neues universitäres<br />

Sarkomzentrum in Zürich<br />

Osteosarkom im<br />

distalen Femur bei einer<br />

11-jährigen Patientin.<br />

Die Diagnostik und Behandlung von Knochen-<br />

und Weichteiltumoren ist für alle<br />

beteiligten Fachgebiete eine besondere<br />

Herausforderung. Das Sarkomzentrum<br />

Zürich unter der Leitung von Prof. Bruno<br />

Fuchs hat sich zum Ziel gesetzt, Behandlung<br />

und Prognose von betroffenen Patienten<br />

durch die Konzentration von Spezialisten<br />

regional zu optimieren.<br />

Sarkome sind bösartige Knochen-<br />

und Weichteiltumore<br />

und machen ca. 1 % aller bösartigen<br />

Tumoren aus. Aufgrund<br />

ihrer Seltenheit ist die<br />

Diagnostik und Behandlung<br />

von Knochen- und Weichteiltumoren<br />

eine besondere Herausforderung<br />

für alle beteiligten<br />

Fachgebiete. Das Sarkomzentrum<br />

Zürich verfolgt<br />

das Ziel, die beste Strategie<br />

zur Diagnostik und Therapie<br />

von Sarkompatienten festzulegen.<br />

Deshalb werden während<br />

der gesamten Dauer<br />

der Behandlung verschiedene Experten aus<br />

unterschiedlichen Fachgebieten – orthopädische<br />

Onkologie, Rekonstruktive Onkoplastik,<br />

Radiologie, Pathologie, Radio-Onkologie,<br />

medizinische und pädiatrische Onkologie<br />

sowie Protonentherapie, Thoraxchirurgie und<br />

Viszeralchirurgie – involviert. Wöchentlich<br />

trifft sich das so genannte Sarkomboard zu<br />

einer Konferenz und bespricht die einzelnen<br />

Krankengeschichten, alle relevanten Bildgebungen<br />

(z.B. MRI, CT) sowie pathologische<br />

und intraoperative Befunde. Diese Interdisziplinarität<br />

kommt den Patienten zugute: Für<br />

jeden Patienten wird ein spezifischer und<br />

auf die Situation abgestimmter individueller<br />

Therapieplan erarbeitet. Die Behandlung der<br />

Tumor-Patienten findet – je nach anatomischer<br />

Lokalisation und Problematik – in der<br />

<strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong>, dem UniversitätsSpital Zürich<br />

oder dem Kinderspital Zürich statt. Das<br />

Sarkomzentrum Zürich behandelt nicht nur<br />

Patienten aus dem Kanton Zürich, sondern<br />

aus der ganzen Schweiz sowie dem Ausland.<br />

Leiter des Sarkomzentrums ist Prof. Bruno<br />

Fuchs, Professor für orthopädische Forschung<br />

und Teamleiter Tumoren der <strong>Uniklinik</strong><br />

<strong>Balgrist</strong>. Das Sarkomzentrum in Zürich wurde<br />

vor Kurzem von der Deutschen Krebsgesellschaft<br />

als erstes überhaupt in der Schweiz<br />

auditiert. Die geplante Zertifizierung anerkennt<br />

eine Behandlungsqualität für Patienten<br />

mit muskuloskelettalen Tumoren, die den<br />

höchsten internationalen Ansprüchen genügen<br />

muss.<br />

Sarkomzentrum als Teil der Hochspezialisierten Medizin<br />

Das Sarkomzentrum ist Teil der Hochspezialisierten Medizin (HSM) und wird vom Regierungsrat des Kantons<br />

Zürich im Rahmen des Projekts «Muskuloskelettale Tumoren» unterstützt. Einerseits soll die Interdisziplinarität<br />

der klinischen Disziplinen gefördert, anderseits das Verständnis für die Krankheit und die Therapie durch<br />

Grundlagenforschung weiterentwickelt werden. Die Grundlagenforschung ist an der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong> und dem<br />

Kinderspital Zürich angesiedelt, klinische Studien finden interdisziplinär und an allen drei Standorten statt. Das<br />

Team um Prof. Bruno Fuchs arbeitet an der Identifikation und Charakterisierung von molekularen Markern bei<br />

muskuloskelettalen Tumoren. Diese so genannten Biomarker sollen genutzt werden zur diagnostischen Früherkennung,<br />

zur Monitorisierung der Behandlung sowie zur Entwicklung neuer Therapien.<br />

14 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013


APPLAUS<br />

Ehrungen, Preise und Beförderungen<br />

Wir gratulieren …<br />

… Prof. Dagmar Keller Lang, Leitende Ärztin<br />

stationärer Bereich Zentrum für Paraplegie,<br />

zur Titularprofessur.<br />

… Prof. Claudio Dora, Stellvertretender<br />

Chefarzt und Leiter der Hüft- und Beckenchirurgie,<br />

zur Titularprofessur.<br />

… Prof. Dominik Meyer, Teamleiter Schulterund<br />

Ellbogenchirurgie, zur Titularprofessur.<br />

… PD Dr. Florian Brunner, Chefarzt Rheumatologie,<br />

der von der medizinischen Fakultät<br />

den Titel eines Privatdozenten und somit<br />

die Venia Legendi erhalten hat.<br />

… PD Dr. Mazda Farshad, zurzeit tätig als<br />

Wirbelsäulenfellow im Hospital for Special<br />

Surgery in New York, der von der medizinischen<br />

Fakultät den Titel eines Privatdozenten<br />

und somit die Venia Legendi erhalten hat.<br />

… PD Dr. Sandro Fucentese, stellvertretender<br />

Leiter Kniechirurgie, der von der medizinischen<br />

Fakultät den Titel eines Privatdozenten<br />

und somit die Venia Legendi erhalten hat<br />

… PD Dr. Florian Buck, Leitender Arzt Radiologie,<br />

der von der medizinischen Fakultät<br />

den Titel eines Privatdozenten und somit die<br />

Vernia Legendi erhalten hat.<br />

… Dr. Bettina Weiss, die per 1. März 2013<br />

neu die Funktion als Stv. Chefärztin Rheumatologie<br />

sowie Teamleiterin Akutrheumatologie<br />

übernommen hat.<br />

… Dr. Christiane Rörig, die per 1. März 2013<br />

neu die Funktion als Teamleiterin Rehabilitation<br />

übernommen hat.<br />

… Markus Wirz, Teamleiter Physiotherapie<br />

Zentrum für Paraplegie, zum PhD-Titel, den<br />

ihm die Universität Maastricht (NL) verliehen<br />

hat.<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 15


Fallorientierte<br />

Wissensschulung<br />

In der Rubrik «Gewusst wie» stellen wir Ihnen einen medizinischen<br />

Fall aus unserer Klinik vor. Sie stellen die Diagnose<br />

und überlegen sich einen Behandlungsvorschlag.<br />

Die Auflösung resp. die von uns bevorzugte Behandlung<br />

finden Sie auf Seite 26 und 27.<br />

16 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013<br />

Wikipedia Fotolia


GEWUSST WIE<br />

Die Ausgangslage<br />

Ein 48-jähriger Büroangestellter zog sich im Juli 2011 bei einem Motorradunfall eine laterale<br />

Malleolarfraktur Typ Weber B rechts zu, die reponiert und osteosynthetisch versorgt wurde.<br />

Eine Metallentfernung erfolgte 6 Monate postoperativ. Der Patient stellt sich 1.5 Jahre nach<br />

dem Unfall bei uns in der Sprechstunde der Fusschirurgie vor und klagt über Schmerzen sowie<br />

eine Schwellung im Bereich des lateralen Malleolus, vor allem bei Belastung. Zudem berichtet<br />

er über ein Instabilitätsgefühl und eine Bewegungseinschränkung im rechten Sprunggelenk.<br />

In der klinischen Untersuchung zeigt sich eine Druckdolenz im Bereich der distalen lateralen Fibula<br />

und über den Peronealsehnen mit einer Bewegungseinschränkung im OSG. Abbildung 1a<br />

zeigt die durchgeführten Röntgenbilder.<br />

Abb. 1a<br />

Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose ?<br />

Welche klinische Untersuchung kann diese bestätigen ?<br />

Für die Verdachtsdiagnose und die Untersuchungsart bitte umblättern.<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 17


GEWUSST WIE<br />

Verdachtsdiagnose und Untersuchungsart<br />

Im Röntgenbild (Abb. 1b) des rechten OSG<br />

zeigt sich ein so genanntes «Fleck sign» im<br />

Bereich der distalen Fibula.<br />

Abb. 1b:<br />

«Fleck sign» im Bereich<br />

der distalen Fibula.<br />

Die sich daraus ergebende Verdachtsdiagnose<br />

lautet:<br />

Knöcherner Ausriss des Retinakulum<br />

muskulorum peroneus superius mit Luxation<br />

der Peronealsehnen (Abb. 2).<br />

Abb. 2:<br />

Der Pfeil zeigt das<br />

Retinakulum<br />

muskolorum peroneus<br />

superius.<br />

In der klinischen Untersuchung lassen sich,<br />

bedingt durch den knöchernen Ausriss des<br />

Retinakulum muskulorum peroneus superius,<br />

die Peronealsehnen manuell durch forcierte<br />

Pronations- und Abduktionsstellung<br />

des Sprunggelenks luxieren.<br />

Zusätzlich haben die Patienten in der Regel<br />

einen Druckschmerz über der distalen fibularen<br />

Hinterkante mit gleichzeitiger spürbarer<br />

Krepitation als Hinweis auf das Vorliegen<br />

einer Abrissfraktur des superioren Retinakulums.<br />

Beim Gehen kann der Patient mitunter<br />

ein «Schnappen» mit Schmerz im retromalleolaren<br />

Bereich durch die rezidivierende<br />

Subluxation der Peronealsehnen verspüren.<br />

Fotolia<br />

Welche Behandlungsoptionen bestehen ?<br />

1) Konservative Therapie, Abwarten, Physiotherapie ?<br />

2) Ruhigstellung des linken Unterschenkels für 6 Wochen ?<br />

3) Naht des Retinakulum muskulorum peroneus superius ?<br />

4) Naht des Retinakulum muskulorum peroneus superius und ossäre Refixation ?<br />

Die Auflösung finden Sie ab Seite 26.<br />

18 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013


WUSSTEN SIE, DASS…<br />

Wussten Sie, dass…<br />

Als Universitätsklinik spielen Lehre und Forschung bei uns eine zentrale Rolle. In der Rubrik<br />

«Wussten Sie, dass …» möchten wir Sie über unsere laufenden wissenschaftlichen<br />

Projekte informieren und Ihnen aktuelle Erkenntnisse unserer neuesten Publikationen<br />

auf kurze und prägnante Weise näherbringen. Sie finden die Publikations-Links ebenfalls<br />

aufgeführt, falls Sie sich detaillierter in die Arbeit einlesen möchten.<br />

><br />

><br />

><br />

><br />

… die bisher für über 70-jährige Patienten reservierte inverse Schulterprothese<br />

auch bei schwerst geschädigten Schultern von jüngeren Patienten (jünger als<br />

65 Jahre) die Schulterfunktion für mindestens 5 – 10 Jahre wesentlich verbessern<br />

kann ?<br />

Prof. Christian Gerber, Ärztlicher Direktor und Chefarzt Orthopädie, Teamleiter Schulter- / Ellenbogenchirurgie Reverse total shoulder arthroplasty<br />

for massive irreparable rotator cuff tears in patients younger than 65 years old: results after five to fifteen years. Ek ET, Neukom L,<br />

Catanzaro S, Gerber C. J Shoulder Elbow Surg. 2013 Feb 2. pii: S1058-2746(12)00542-3. doi: 10.1016 / j.jse.2012.11.016<br />

… durch die Hochregulierung des Matrix-Metalloproteinase-1 (MMP-1) Proteins<br />

inkompetente Osteosarcoma-Tumorzellen die Fähigkeit erlangen, einen Primärtumor<br />

und Lungen-Metastasen in einem Tiermodell zu bilden ?<br />

Prof. Bruno Fuchs, Teamleiter Knochen- und Weichteiltumorenchirurgie Matrix Metalloproteinase 1 promotes tumor formation and lung metastasis<br />

in an intratibial injection osteosarcoma mouse model. Husmann K, Arlt MJ, Muff R, Langsam B, Bertz J, Born W, Fuchs B. Biochim<br />

Biophys Acta. 2013 Feb;1832(2):347-54. doi: 10.1016 / j.bbadis.2012.11.006<br />

… Frauen vor der Behandlung sowohl bei Rückenschmerzen wie auch bei<br />

Schmerzen in 3 von 11 auswählten Körperstellen eine signifikant höhere<br />

Schmerzintensität auf der Numerischen Rating-Skala (NRS) angeben ? Dieser<br />

geschlechtsspezifische Unterschied ist einen Monat nach Infiltration der entsprechenden<br />

Körperstellen resp. einen Monat nach der manuellen Behandlung<br />

beim Chiropraktor nur noch bei den Rückenpatienten signifikant.<br />

Prof. Kim Humphreys, Leiter Chiropraktik Gender differences in pain levels before and after treatment: a prospective outcomes study on 3,900<br />

Swiss patients with musculoskeletal complaints. Peterson CK, Humphreys BK, Hodler J, Pfirrmann CW. BMC Mus-culoskelet Disord. 2012 Dec<br />

5;13:241. doi: 10.1186 / 1471-2474-13-241<br />

... die geschlossene Ringbandruptur am Finger, eine sehr seltene Pathologie, die<br />

häufigste Verletzung bei Sportkletterern ist und fast immer konservativ mit einem<br />

speziellen Stützring behandelt werden kann ?<br />

PD Dr. Andreas Schweizer, Teamleiter Stv. Handchirurgie Sport climbing from a medical point of view. Schweizer A. Swiss Med Wkly. 2012 Oct<br />

11;142:w13688. doi: 10.4414 / smw.2012.13688.<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 19


NEUES AUS DER KLINIK<br />

Grosse Ehrung für die <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

Am 12. Weltkongress für Schulter- und Ellbogenchirurgie in Nagoya (Japan) kam Prof.<br />

Christian Gerber, Ärztlicher Direktor und Chefarzt Orthopädie, die grosse Ehre zuteil, als<br />

«Inaugural Neer Lecturer» die Arbeiten der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong> vorzustellen.<br />

Vom 10. bis 12. April 2013 fand der zwölfte<br />

Weltkongress für Schulter- und Ellbogenchirurgie<br />

in Nagoya (Japan) statt. Der Kongress<br />

wird von der ICSES (International Conference<br />

of Shoulder and Elbow Surgery) organisiert<br />

und findet alle drei Jahre statt. In Erinnerung<br />

an Charles S. Neer, II, den 2011 verstorbenen<br />

Vater der modernen Schulterchirurgie,<br />

hat sich das Board of Directors entschieden,<br />

eine Erinnerungsvorlesung, die «Charles S.<br />

Neer Lecture» zu schaffen, die ab 2013 am<br />

Weltkongress einen Höhepunkt darstellen<br />

soll. Ein besonderes Gewicht kam der Wahl<br />

des ersten «Neer Lecturers» zu. Die <strong>Uniklinik</strong><br />

<strong>Balgrist</strong> freut sich sehr, dass die ICSES Prof.<br />

Christian Gerber als «Inaugural Neer Lecturer»<br />

ausgewählt hat. Mit der Möglichkeit, in<br />

diesem Rahmen die Arbeiten der <strong>Uniklinik</strong><br />

<strong>Balgrist</strong> in einem Vortrag mit dem Titel «Rotator<br />

Cuff Tears» vorstellen zu können, hat<br />

Prof. C. Gerber die höchstmögliche Ehrung<br />

erhalten, welche die ICSES zu vergeben hat.<br />

20 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013


NEUES AUS DER KLINIK<br />

CARD: Computergestützte Operationsplanung<br />

Der Schwerpunkt des Team CARD (Computer Assisted Research & Development) ist<br />

das Gebiet der computergestützten orthopädischen Chirurgie, unterteilt in die Bereiche<br />

computergestützte Planung sowie Forschung und Entwicklung.<br />

Beispiel einer intraartikulären<br />

Osteotomieplanung («Gelenksosteotomie»)<br />

des Radius in 3D.<br />

Die komplexen Schnitte, die<br />

nötig sind, um die einzelnen<br />

Fragmente zu korrigieren,<br />

werden mit Hilfe der Schnittlehre<br />

(grün) definiert.<br />

Beispiel einer 3D-Planung bei<br />

fehlverheilter Tibiaschaftfraktur vor (rot)<br />

und nach der virtuellen Korrektur (gelb). Der intraoperative<br />

Guide (grün) wird sowohl als Schnittlehre als auch zur korrekten<br />

Platzierung des erzeugten Fragmentes verwendet.<br />

Unter der Leitung von Dr. Philipp Fürnstahl<br />

unterstützt das Team CARD die chirurgischen<br />

Teams bei der Analyse und Durchführung<br />

von komplexen orthopädischen Korrektureingriffen.<br />

Als Grundlage einer solchen<br />

computergestützten präoperativen Planung<br />

dienen (in der Regel Bild-)Daten des Patienten,<br />

aus denen 3D-Oberflächenmodelle der<br />

Knochen erstellt werden. Durch den Einsatz<br />

von speziell entwickelter Planungssoftware<br />

hat der Chirurg nun die Möglichkeit, den Eingriff<br />

präzise in 3D am Computer zu analysieren<br />

und zu planen. Er kann verschiedenste<br />

Szenarien simulieren und auswerten und so<br />

die optimale Operations-Strategie wählen.<br />

Anhand dieser Ergebnisse werden individuell<br />

für den Patienten Operationshilfen angefertigt,<br />

so dass die Computerplanung optimal<br />

umgesetzt werden kann. Die Operationshilfen<br />

sind an die Anatomie des Knochens angepasst<br />

und können so eindeutig an einer<br />

definierten Position am Knochen platziert<br />

werden. Dadurch können Schnitte präzise<br />

gesetzt und Knochenfragmente exakt reponiert<br />

werden.<br />

In der Forschung ist das Team CARD in den<br />

Gebieten medizinische Bildverarbeitung und<br />

Analyse, maschinelles Sehen sowie computergestützte<br />

Planung und Simulation tätig,<br />

woraus eine aktive Forschungstätigkeit und<br />

eine Forschungszusammenarbeit mit den<br />

Klinikern resultiert. Neben der Entwicklung<br />

von neuen Methoden im Bereich der 3D-<br />

Operationsplanung sind die Erstellung von<br />

patientenspezifischen 3D-Modellen aus Bilddaten<br />

und Bewegungssimulationen (Kinematik)<br />

wichtige Forschungsschwerpunkte des<br />

Teams.<br />

Link zur<br />

CARD-Website:<br />

http://card.balgrist.ch<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 21


NEUES AUS DER KLINIK<br />

Neue Professur für Muskelplastizität<br />

an der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

Was beinhaltet die Professur<br />

für Muskelplastizität ?<br />

Der Lehrstuhl für Muskelplastizität<br />

befasst sich mit der wissenschaftlichen<br />

Aufarbeitung<br />

der Rolle der Skelettmuskulatur<br />

in Funktionsstörungen des<br />

Bewegungsapparates. Dabei<br />

sollen neue Therapieformen<br />

entwickelt werden, die klinisch<br />

definierte Probleme über Stimulation<br />

von Anpassungsmechanismen<br />

der Muskulatur zu<br />

entschärfen vermögen.<br />

Seit Februar 2013 existiert an der <strong>Uniklinik</strong><br />

<strong>Balgrist</strong> eine durch die ResOrtho Stifung<br />

finanzierte Professur für Muskelplastizität.<br />

Ermöglicht wurde diese neue Professur<br />

dank grosszügigen Donationen, insbesondere<br />

der Schindler Holding AG. Prof. Martin<br />

Flück, Inhaber des neuen Lehrstuhls, im<br />

Interview.<br />

Prof. Martin Flück, geboren 1967, wurde<br />

2006 zum Privatdozenten (Anatomisches Institut,<br />

Universität Bern) ernannt und 2007 als<br />

Professor ans «Institute for Biomedical Research<br />

into Human Movement and Health»<br />

nach Manchester / UK berufen. Seit 2010 ist<br />

er zudem Gast-Professor an der Kardiovaskulären<br />

Klinik des Inselspitals Bern. Prof.<br />

Martin Flück wohnt in Gockhausen und ist<br />

Vater von zwei Kindern.<br />

Wonach forschen Sie<br />

konkret ?<br />

Das Hauptaugenmerk der aktuellen<br />

Forschungsaktivität zielt<br />

darauf ab, die Degeneration<br />

der Muskulatur des Schultergelenks<br />

nach einer Sehnenruptur<br />

zu verhindern. Diese<br />

Verletzung führt über einen Schwund und<br />

permanente Verkürzung zu einer irreversiblen<br />

Verfettung der betroffenen Muskulatur<br />

der Rotatorenmanschette und somit zu einer<br />

starken motorischen Beeinträchtigung<br />

der oberen Extremität. Leider ist es heutzutage<br />

nicht möglich, diese Beeinträchtigung<br />

ab einem Verfettungsgrad von 50 % durch<br />

eine Operation (Instandsetzung des Muskel-<br />

Sehnenkomplexes) zuverlässig zu therapieren.<br />

Dies ist insbesondere häufig nach einer<br />

längeren konservativen Therapie der Fall.<br />

Über die Darstellung der molekularen und<br />

zellulären Zusammenhänge erhoffen wir uns,<br />

zukünftige Therapieformen zu erarbeiten, die<br />

den funktionellen Gewinn dieser häufigen Affektion<br />

verbessert.<br />

Des Weiteren befassen wir uns mit den molekularbiologischen<br />

Mechanismen, welche die<br />

22 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013


NEUES AUS DER KLINIK<br />

interindividuelle Variabilität der funktionellen<br />

Anpassung der Skelettmuskulatur an Trainingsreiz<br />

bestimmen. Wir haben Hinweise,<br />

dass wir dadurch neue Protokolle entwickeln<br />

können, um den muskulären Leistungszuwachs<br />

nach einem Rehabilitationstraining zu<br />

optimieren und zu prognostizieren.<br />

Sie waren vorher als Professor am «Institute<br />

for Biomedical Research into Human<br />

Movement and Health» in Manchester (UK)<br />

tätig. Was hat Sie dazu bewogen, nach Zürich<br />

zu kommen ?<br />

Das langfristige Ziel meiner Forschungsarbeiten<br />

ist die Entwicklung von therapeutisch<br />

nutzbaren Anwendungen, um Funktionsstörungen<br />

der Skelettmuskulatur entgegenzuwirken.<br />

Diese medizinische Umsetzung war<br />

auf Grund des eher schwerfälligen Gesundheitssystems<br />

in England nicht ohne weiteres<br />

gewährleistet. Durch den neu geschaffenen<br />

Lehrstuhl zur Muskelplastizität an der Universität<br />

Zürich ergab sich die konkrete Möglichkeit,<br />

dieses Vorhaben umzusetzen.<br />

Ausschlaggebend hierbei waren das exzellente<br />

klinische und universitäre Umfeld der<br />

<strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong> sowie die Bestrebungen<br />

der universitären Hochschulen des Raumes<br />

Zürich (UZH / ETH), langfristig in diesen Be-<br />

reich zu investieren. Die <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong> gilt<br />

als anerkanntes Kompetenzzentrum auf dem<br />

Gebiet der Behandlung von Erkrankungen<br />

und Verletzungen des Bewegungsapparates<br />

und dessen neuromuskulärer Steuerung.<br />

Über die Einbettung in ein klinisches Umfeld<br />

mit Zugang zu Patientenpopulationen ergab<br />

sich somit die Möglichkeit, erarbeitete Konzepte<br />

zur physiologischen Regulation der<br />

Muskelplastizität weiterzuentwickeln und einer<br />

gesundheitlichen Umsetzung zuzuführen,<br />

quasi von «bench to bedside».<br />

Momentan befinden sich Ihr Büro und Ihr<br />

Labor in der <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong>. Im Jahr<br />

2015 ziehen Sie in den geplanten <strong>Balgrist</strong><br />

Campus ein. Welche Vorteile entstehen<br />

dadurch ?<br />

Dieses Konzept für ein muskuloskelettales<br />

Forschungs- und Entwicklungszentrum besticht<br />

durch die Absicht eines interaktiven<br />

Zusammenspiels zwischen klinischmotivierter<br />

Fragestellung und wissenschaftlicher Lösungsfindung.<br />

Durch die Ansiedlung von<br />

Forschungseinheiten assoziierter Themenbereiche<br />

im unmittelbaren Umfeld der universitären<br />

Klinik für Orthopädie wird somit eine<br />

eigenständige Plattform für die Entwicklung<br />

klinischer Anwendungen geschaffen.<br />

«Leben ist Bewegung, Bewegung ist Leben».<br />

Eine Bewegung entsteht, wenn ein Muskel sich zusammenzieht und die erzeugte Kraft<br />

via eine Sehne auf ein Gelenk übertragen wird. Sehnenrisse sind die häufigste Ursache<br />

von schweren Gelenkfunktionsstörungen. Eine umfassend erfolgreiche Sehnenreparatur<br />

könnte Schmerzfreiheit und Funktion wiederherstellen. Trotz wesentlicher Fortschritte<br />

gelingt dies nicht immer; Gelenke bleiben schmerzhaft, Hände, Arme oder Beine<br />

schwach oder gelähmt. Die Limiten der Reparierbarkeit liegen heute in der Erholungsfähigkeit<br />

der Muskulatur.<br />

Das Problem der Sehnenrisse ist derart häufig und für betroffene Patienten so bedeutsam,<br />

dass ResOrtho in Zürich eine Professur für Muskelplastizität eingerichtet hat. Ziel<br />

dieser Professur wird es sein, die Vorgänge der Muskeldegeneration zu verstehen und<br />

so zu beeinflussen, dass einer weit grösseren Anzahl von Patienten in Zukunft ermöglicht<br />

werden kann, ihren Bewegungsapparat wieder voll einzusetzen.<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 23


AGENDA<br />

Fort- und Weiterbildungsangebote<br />

3 rd Reinhold Ganz Lecture<br />

Ort<br />

Gastreferent<br />

Datum / Zeit<br />

Thema<br />

Kurssprache<br />

Hörsaal <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

Prof. Javad Parvizi, Philadelphia, USA<br />

25. Juni 2013, 17.00 Uhr<br />

Diagnosis and Management of Periprosthetic Infections<br />

Englisch<br />

Orthopädische Falldemonstrationen<br />

für praktizierende Ärzte<br />

Ort<br />

Kursleitung<br />

Datum / Zeit<br />

Themen<br />

Kurssprache<br />

Hörsaal <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

Vertreter aller Teams<br />

29. August und 7. November 2013, 17.00 Uhr<br />

Besprechung von aktuellen, speziellen und / oder unklaren Fällen aus<br />

Ihrer Praxis mit unseren Spezialisten<br />

Deutsch<br />

Tumor- & Megaendoprothesen<br />

in der Orthopädie<br />

Ort<br />

Hörsaal <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

Kursleitung Prof. Bruno Fuchs, Teamleiter Knochen- und Weichteiltumorenchirurgie<br />

Datum / Zeit 30. August 2013<br />

Themen Allgemeine Indikationen sowie spezifisch chirurgisch-technische<br />

H<br />

herausforderungen (Vorträge und Workshops)<br />

Kurssprache Deutsch<br />

5. Fuss-Symposium<br />

Ort<br />

Hörsaal <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

Kursleitung PD Dr. Norman Espinosa, Teamleiter Fuss- und Sprunggelenkschirurgie,<br />

Special guest: Dr. Emilio Wagner aus Chile<br />

Datum / Zeit 26. und 27. September 2013<br />

Themen Congenital and acquired deformity corrections<br />

Kurssprache Englisch<br />

24 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013


AGENDA<br />

5. Symposium zum Diabetischen Fuss<br />

Ort<br />

Hörsaal <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

Kursleitung KD Dr. Thomas Böni, Teamleiter Technische Orthopädie<br />

Dr. Martin Berli, Oberarzt Technische Orthopädie<br />

Datum / Zeit 31. Oktober und 1. November 2013<br />

Thema Das Diabetische Fuss-Ulkus<br />

Kurssprache Deutsch<br />

Orthopedics Update<br />

Ort<br />

Kursleitung<br />

Datum / Zeit<br />

Thema<br />

Kurssprache<br />

Hörsaal <strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong><br />

Prof. Claudio Dora & KD Dr. Patrick Zingg<br />

21. November 2013 (Nachmittag)<br />

Kontroversen der endoprothetischen Hüftrekonstruktion:<br />

Was gibt es Neues ?<br />

Deutsch<br />

Mehr Informationen zu diesen und anderen Veranstaltungen finden Sie auf www.balgrist.ch /<br />

Kongresse. Möchten Sie regelmässig per E-Mail über unsere Gastvorträge und Veranstaltungen<br />

informiert werden ? Dann wenden Sie sich bitte an die Koordinatorin Karin Wettstein.<br />

E-Mail: karin.wettstein@balgrist.ch, Telefon: +41 44 386 38 33.<br />

Cartoon<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 25


GEWUSST WIE<br />

Die Auflösung<br />

Die richtige Antwort lautet:<br />

Naht des Retinakulum muskulorum peroneus superius und ossäre Refixation<br />

Dr. Christiane Pietsch,<br />

Assistenzärztin<br />

Fusschirurgie<br />

PD Dr. Norman Espinosa,<br />

Teamleiter Fusschirurgie<br />

Abb. 3a:<br />

Anatomie der Lage der<br />

Peronealsehnen.<br />

che steht der Skisturz an erster Stelle, weitaus<br />

seltener sind der Sturz treppauf und das<br />

Distorsionstrauma des Sprunggelenks.<br />

Das Retinakulum rupturiert oder reisst knöchern<br />

aus und die Peronealsehnen gleiten<br />

aus ihrer knöcherner Führungsrinne (sulcus<br />

peronealis = Peroneal groove) über die Fibulaspitze<br />

nach vorne.<br />

Die Tiefe der knöchernen Führungsrinne (sulcus<br />

peronealis = Peroneal groove) ist ein zusätzlicher<br />

Stabilitätsfaktor zur Verhinderung<br />

einer Luxation der Peronealsehnen. Oft ist<br />

die Führungsrinne nicht tief genug und eine<br />

Peronealsehnenluxation wird dadurch zusätzlich<br />

begünstigt.<br />

Aufgrund der Seltenheit der Verletzung und<br />

der fehlenden klinischen Erfahrung mit diesem<br />

Krankheitsbild kommt es im akuten Zustand<br />

oft zu einem Übersehen der Luxation<br />

sowie einer Verwechslung mit dem sehr ähn-<br />

Blankvisual<br />

Abb. 3b:<br />

Einteilung der<br />

Peronealsehnenluxation<br />

nach<br />

Eckert und Davis.<br />

Eine Ruptur bzw. knöcherner Ausriss des Retinakulum<br />

muskulorum peroneus superius mit<br />

Peronealsehnenluxation ist meist die Folge<br />

einer ruckartigen Reflexbewegung in Pronations-<br />

und Abduktionsstellung des Sprunggelenks<br />

mit daraus resultierender Verletzung<br />

des Sehnenhalteapparates (ligamentär oder<br />

zusätzlich knöchern). Als auslösende Ursalichen<br />

Symptomenkomplex einer fibularen<br />

Bandläsion. Insgesamt kommt es regelmässig<br />

zu einer deutlich verspäteten Inanspruchnahme<br />

einer ärztlichen Behandlung.<br />

Bei einem knöchernem Ausriss des Retinakulum<br />

muskulorum peroneus superius mit<br />

Peronealsehnenluxation ist eine konservative<br />

Therapie mittels Ruhigstellung im Unterschenkelgips<br />

in leichter Spitzfussstellung in<br />

26 | <strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013


GEWUSST WIE<br />

Abb. 4<br />

Blankvisual<br />

Abb. 5<br />

den meisten Fällen nicht ausreichend. Zwar<br />

werden die Peronealsehnen so in ihrer anatomischen<br />

Position gehalten, jedoch ist das<br />

narbige Verheilen des superioren Retinakulums<br />

und ein Verkleben der Luxationstasche<br />

oft nicht suffizient, sodass eine operative<br />

Therapie indiziert ist.<br />

Wir haben uns daher für die operative Naht<br />

und ossäre Refixation des superioren Retinakulums<br />

entschieden (Abb. 4.). Begleitend<br />

kann je nach intraoperativem Befund noch<br />

eine Vertiefung des sulcus peronealis durchgeführt<br />

werden (Abb. 5.).<br />

Die postoperative Nachbehandlung liegt in<br />

einer Ruhigstellung mittels Unterschenkelliegegips<br />

in leichter Eversion. Dieser wird 14<br />

Tage postoperativ durch einen Unterschenkelgehgips<br />

für weitere 3 – 4 Wochen ersetzt.<br />

Die physiotherapeutische Behandlung beginnt<br />

mit Übungen der Plantarflexion, Inversion<br />

und Adduktion, erst später kommt das<br />

Training der Dorsalextension, Eversion und<br />

Abduktion hinzu. Sportliche Aktivitäten können<br />

3 Monate postoperativ wieder uneingeschränkt<br />

aufgenommen werden.<br />

<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 27


<strong>Uniklinik</strong> <strong>Balgrist</strong> Forchstrasse 340 8008 Zürich<br />

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<strong>UPDATE</strong> | #6 | Juni 2013 | 1

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