Programm Viel Lärm in Chiozza

Carlo Goldoni
Der Erneuerer
der italienischen
Komödie
Das N.N.Theater Tübingen existiert seit
1986 als freie Theatergruppe unter der
Leitung von
Klaus Frommer-Eisenlohr.
Goldoni, am 25. Februar 1707 in Venedig
geboren, studierte Philosophie und Jura. Schon
früh schrieb er die ersten Bühnenstücke, wurde
aber zunächst Advokat, Kanzleibeamter und
Diplomat, bevor er sich als Dramatiker einer
Wandertruppe anschloss. Zurück in Venedig,
schloss er feste Verträge mit mehreren
venezianischen Theatern.
Seine Stücke revolutionierten das italienische
Theater, das in der "Commedia dell`arte" mit ihren
streng typisierten Figuren völlig erstarrt war, indem
er, nach dem Beispiel Molières, Charakter- und
Sittenlustspiele schuf, die das wirkliche Leben zum
Vorbild hatten.
Diese Neuerungen riefen viele Gegner auf den
Plan, allen voran Carlo Gozzi, der die
Stegreifkomödie vehement verteidigte und Goldoni
so stark zusetzte, dass dieser trotz seines großen
Erfolgs Venedig verließ und 1762 nach Paris ging,
wo er Theaterdirektor am französischen Hof wurde
und große Triumphe feierte. Durch die politischen
Veränderungen während der Französischen
Revolution verlor er sein staatliches Gehalt. Am 6.
Februar 1793 starb er völlig verarmt in Paris.
Er hat über 150 Stücke geschrieben.
Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung bei:
• BZN – Bildungszentrum Nord Reutlingen
• DATAGROUP, Pliezhausen (Gniebel)
• Gemeinde Kirchentellinsfurt
• Kultur im Schloss
• RET Reiff Elastomertechnik
• Tennishalle Guido Buchwald
• THW Reutlingen
Technik: Jörg Witt
Fotos: Ralf Heinze
Komödie in 3 Akten
-Keine Pause –
Programm
Länge des Stückes: ca. 100 Minuten

Viel Lärm in Chiozza
Goethe erlebte auf seiner Italienischen Reise eine
Aufführung der Komödie von Goldoni von 1762 und
übersetzte den Originaltitel "Le Baruffe Chioggiotte"
treffend mit "Die Rauf-und Schreihändel von
Chiozza", dem heutigen Chioggia. Den Autor lobte
er mit der Bemerkung, dass "der aus nichts den
angenehmsten Zeitvertreib gebildet hat".
Wenn man Kinder nach einem Streit fragt, wer
denn angefangen habe und um was es denn
gegangen sei, so wissen sie meistens gar nicht
mehr, um was es eigentlich ging. Wenn man dann
doch der Ursache auf den Grund kommt, so stellt
sich heraus, daß es eigentlich um "nichts" ging.
Daß das bei den "Erwachsenen" kaum anders ist,
zeigt uns Goldoni in seiner Komödie "Viel Lärm in
Chiozza". Wie sein englischer Seelenverwandter
William Shakespeare in "Viel Lärm um Nichts", so
läßt auch Goldoni seinen Streit und den Lärm
wegen einer Nichtigkeit entstehen. Eine
Kürbisschnitte ist der Grund, warum die Frauen zu
streiten beginnen.
Der eigentliche Grund aber ist zum einen die
Langeweile: Tagelang sitzen die Frauen alleine
vorm Haus, klöppeln und warten auf ihre Männer,
die draußen auf See zum Fischfang sind. Zum
andern ist es ist die "Tratschsucht" der Frauen.
"Wenn wir Frauen nicht reden können, müssen wir
platzen!" läßt Goldoni seine Pasqua sagen. "Ach,
die lieben Frauen, wenn sie nur reden können. Und
wenn sie glauben könnten, was sie sagen.", so
kommentiert der venezianische Adjunkt Isidoro die
Redelust der Frauen.
Nicht zu vergessen: der Ort des Geschehens.
Chiozza ist ein italienisches Hafenstädtchen. Die
Leute sind wegen des harten Lebens oft direkt und
grobkörnig.
Und sie sind vor allem Italiener: voller
Temperament und auch voller Stolz. Ob es der der
verliebte und starrköpfige Titta Nane ist, der
verschlagene Toffolo, die eigensinnige und lebhafte
Lucietta oder all' die anderen - keiner kann aus
seiner Haut. Ein in der Hitze des Geschehens
hingeworfenes Wort kann nicht einfach so
zurückgenommen werden. Einer Entschuldigung
oder einer Versöhnung müssen wortreiche Gefechte
oder gar handfeste Tumulte vorausgehen - es
fliegen sogar Steine -, bevor man endlich das tut,
was allen am liebsten ist, nämlich feiern, tanzen
und singen.
Die eigentliche Handlung spielt im 17. Jahrhundert.
Klaus Frommer-Eisenlohr, der Leiter des N.N.
Theaters, hat die Handlung in das Italien der frühen
fünfziger Jahre verlegt. Doch spätestens, wenn
man das Stück gesehen hat, weiß man, dass es
zeitlos ist: auch heute wird in „Soap-Operas", in
vielen Talkshows und ähnlichen "Debattenstadeln"
oft auch sehr viel Lärm um nichts gemacht. Goldoni
entlarvt diese menschliche Schwäche und - was das
Tolle ist: Er braucht dafür nur drei Akte.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei dieser
"Entlarvung".
Damit Sie das mediterrane Ambiente so richtig
spüren und sinnlich aufnehmen können, sollten Sie
sich bei Speisen und Getränken nicht zurückhalten.
Chiozza (Chioggia) heute
Es spielen:
Heinz Bartjes
Monika Bauer
Rolf Baur
Klara Eisenlohr
Adjunkt Isidoro
Orsetta
Paron Toni
Canocchia
Norbert Härtkorn Paron Fortunato
Elke Hamatschek- Vicenza
Schneider
Ralf Heinze
Angela Ludwig
Steffen Mende
Martina Roßi
Titta Nane
Lucietta
Gerichtsbüttel
Checca
Joachim Schuch Beppo
Susanne Stolper Donna Libera
Isolde Zeh
Wolfgang Zettl
Donna Pasqua
Toffolo