Liebe LandFrauen, - Westfälisch-Lippischer LandFrauenverband e.V.
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Vorwort<br />
<strong>Liebe</strong> <strong>LandFrauen</strong>,<br />
sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
wofür stehen <strong>LandFrauen</strong>?<br />
Viele von Ihnen haben zu dieser Frage sicher<br />
eine ganze Reihe von Antworten.<br />
<strong>LandFrauen</strong> sind Bäuerinnen und Frauen, die<br />
in ländlichen Räumen zuhause sind!<br />
<strong>LandFrauen</strong> sind Teil der dörflichen oder städtischen<br />
Gemeinschaft, bringen sich aktiv ein<br />
und gestalten lebens- und liebenswerte ländliche<br />
und städtische Räume.<br />
<strong>LandFrauen</strong> sind in vielen Orten und in den<br />
Regionen Westfalen-Lippes eine bekannte,<br />
eine geschätzte Institution! Dort brauchen sie<br />
nicht zu erklären, was sie machen und welche<br />
Ziele sie verfolgen.<br />
Und dennoch? Wie bringen wir unsere Anliegen,<br />
unsere Botschaften kurz und knapp<br />
auf den Punkt? Wie erklären wir Personen,<br />
die uns nicht kennen, worum es bei den Land-<br />
Frauen geht, wer wir sind und was wir machen?<br />
Ohne große Umschweife, einprägsam und einprägend?<br />
Der Deutsche <strong>LandFrauen</strong>verband hat gemeinsame<br />
<strong>LandFrauen</strong>-Botschaften formuliert.<br />
Diese vermitteln die Zielsetzungen und<br />
Interessen der <strong>LandFrauen</strong>arbeit kurz und<br />
knapp. Sechs Slogans sind entstanden, die<br />
das ausdrücken, was <strong>LandFrauen</strong>, bei aller gelebten<br />
Vielfalt, eint – in Westfalen-Lippe und<br />
deutschlandweit. Die diesjährige Ausgabe der<br />
Zeitung greift diese Botschaften auf:<br />
Wissen bewahren und weitergeben …<br />
<strong>LandFrauen</strong> geben ihr Know-how zur Alltagsund<br />
Lebensführung an Kinder, Jugendliche<br />
und Erwachsene weiter – für aufgeklärte<br />
Verbraucher und Verbraucherinnen von heute<br />
und morgen.<br />
Gemeinschaft erleben …<br />
<strong>LandFrauen</strong> sind füreinander da und setzen<br />
gemeinsam neue Impulse. Sie genießen das<br />
Miteinander und schöpfen daraus Lebensfreude.<br />
Weiblich, ländlich, innovativ …<br />
<strong>LandFrauen</strong> engagieren sich für mehr Lebensqualität<br />
in ihrem Umfeld. Lebendige Regionen<br />
brauchen eine nachhaltige und flächendeckende<br />
Landwirtschaft.<br />
Mehr erreichen: gemeinsam Türen öffnen …<br />
<strong>LandFrauen</strong> sind für chancengerechte Lebensbedingungen<br />
auf dem Land und in der Stadt,<br />
für gleiche gesellschaftliche Teilhabe von<br />
Männern und Frauen.<br />
Frauen können und wollen mehr …<br />
<strong>LandFrauen</strong> fordern geeignete Rahmenbedingungen,<br />
um Familie, Beruf und ehrenamtliches<br />
Engagement besser vereinbaren zu können.<br />
Dranbleiben: Lernen, ein Leben lang …<br />
<strong>LandFrauen</strong> lernen gemeinsam und bündeln ihr<br />
Wissen im größten Bildungsnetzwerk für Frauen.<br />
Sie finden auf den kommenden Seiten zu diesen<br />
Grundsätzen Beispiele für gelebte Vielfalt in<br />
unserem <strong>LandFrauen</strong>verband! Wir stellen Frauen<br />
vor, die anpacken und dranbleiben; Aktionen,<br />
die informieren und Bewusstsein schaffen; Gemeinschaften,<br />
die bewegen und bewahren – kurzum<br />
<strong>LandFrauen</strong>-Botschaften, die gelebt werden!<br />
Bei der Lektüre wünsche ich Ihnen viel Freude!<br />
Herzliche Grüße<br />
Ihre<br />
Präsidentin<br />
WLLV die Zeitung 3
Wissen bewahren und weitergeben ...<br />
Zuerst zu den Schwalben in den Pferdestall<br />
Annette Obermeier führt Kinder durch Feld und Wald<br />
„Nicht schon wieder Kräuterquark!“<br />
Erika Zoll ist Kräuterpädagogin, sie vermittelt das alte Wissen<br />
von der Kraft der Kräuter<br />
Erika Zoll<br />
„Bring mir bloß keine Hundskamillen,<br />
die duften nicht!“ Erika Zoll<br />
erinnert sich noch gut, wie ihre<br />
Großmutter sie als Kind zum Sammeln<br />
schickte, wenn die Kamillen<br />
reif waren. Im Sauerland, wo sie aufwuchs,<br />
war es lange üblich, Kräuter<br />
wild zu ernten. „Grünes Müseken“<br />
wurde zum Beispiel wie Spinat zubereitet.<br />
„Von meiner Großmutter<br />
habe ich viel gelernt“, sagt Erika<br />
Zoll. „Das Kräuterwissen hat mich<br />
mein ganzes Leben lang begleitet.“<br />
Die Sauerländerin ist gelernte<br />
Hauswirtschafterin, sie arbeitete angestellt in<br />
der Hotellerie, führte einige Jahre eine eigene<br />
Pension und begann 2003 mit der Ausbildung<br />
zur Kräuterpädagogin. Die Initiative stammte<br />
von einem Regionalförderprojekt und wollte<br />
vor allem den <strong>LandFrauen</strong> nebenberufliche<br />
Einkommensperspektiven erschließen. Für<br />
Erika Zoll war es eine wunderbare Möglichkeit,<br />
ihre persönliche Leidenschaft auch beruflich<br />
weiterzuentwickeln. Heute arbeitet sie selbstständig<br />
als Kräuterpädagogin. Sie veranstaltet<br />
Kräuterwanderungen, geht in Schulen oder<br />
Kindergärten, macht im Auftrag des Touristik-<br />
Vereins Natur- und Wanderführungen und bietet<br />
in Volkshochschulen Kurse an.<br />
Jedes Jahr um den 15. August, Mariä Himmelfahrt,<br />
begleitet sie das traditionelle<br />
Kräutersammeln der Hallen-<br />
berger <strong>LandFrauen</strong> und das<br />
Kräuterbundbinden. So bewahren<br />
die <strong>LandFrauen</strong> das jahrhundertealte<br />
Wissen um die Heilkraft der<br />
Kräuter. In einem Projekt an einer<br />
Berufsschule hat Erika Zoll mit<br />
Jugendlichen Salben gekocht und<br />
Kräutertinkturen hergestellt: Gänseblümchensalbe,<br />
die bei Neurodermitis<br />
4 WLLV die Zeitung<br />
Gänseblümchensalbe<br />
gut tut, oder Spitzwegerich-Sirup<br />
gegen Husten. „Ich darf Menschen<br />
beibringen, wie das geht“, erläutert<br />
sie die Bedingungen für ihren Berufsstand,<br />
„aber verkaufen darf ich diese<br />
Produkte nicht.“<br />
2004 gründete Erika Zoll gemeinsam<br />
mit anderen Absolventinnen ihrer<br />
Ausbildung den Kräuterpädagogik in<br />
Westfalen e.V. und engagiert sich für<br />
die Bewahrung und Vermittlung des<br />
alten Wissens von der Kraft der Kräuter.<br />
In Hallenberg hat der Verein einen<br />
Kräutergarten als Lehrgarten angelegt, 2011<br />
wurde das „Kräuterkümpchen“ in die hessische<br />
Garten-Route Diemel Lahn Eder als 27. Garten<br />
aufgenommen.<br />
Erika Zoll ist eine Pionierin. Sie freut sich darüber,<br />
dass das Interesse an Wildkräutern und<br />
Heilpflanzen steigt. In vielen Bildungs-Programmen<br />
entdeckt sie z.B. Kochkurse zum Thema<br />
und kann zugleich kaum fassen, dass dort<br />
kaum etwas anderes auf dem Speiseplan steht<br />
als Kräuterquark. „Man kann mit Wildkräutern<br />
in der Küche so wunderbare Sachen machen“,<br />
schwärmt sie. „Da muss es doch nicht schon<br />
wieder Kräuterquark sein.“<br />
Eine milde Salbe, die für Kinder und empfindliche Haut<br />
gut geeignet ist und auch bei Neurodermitis gut tut.<br />
2 Handvoll Gänseblümchen ohne Stängel<br />
1 Dose Melkfett (ca. 200 g)<br />
Melkfett in einem kleinen Topf bis zum Siedepunkt erhitzen.<br />
Die Blüten hineingeben und ca. 3 Min. durchbraten lassen.<br />
Dann den Topf vom Ofen nehmen und über Nacht abkühlen lassen.<br />
Am nächsten Morgen den Topf mit Fett und Blütenmasse erneut<br />
vorsichtig erhitzen und die Blüten durch ein Sieb abseihen. Die Fettcreme<br />
in kleine Döschen oder Deckelgläschen füllen. Die Haltbarkeit<br />
richtet sich nach der Angabe auf der Melkfettverpackung.<br />
Warum braucht der Fasan ein Gebüsch? Warum<br />
stehen so viele Brennnesseln am Teich? Welches<br />
Tier macht diese Spur? Für die Kinder, die mit<br />
Annette Obermeier unterwegs sind, wird die<br />
Natur zum Klassenzimmer. Die LandFrau aus<br />
Bad Salzuflen-Retzen lädt seit 18 Jahren Kinder<br />
auf den Hof ihres Mannes im Kreis Lippe ein.<br />
„Ich fühlte mich in der Pflicht“, sagt Annette<br />
Obermeier über ihre Motivation, die Feld- und<br />
Waldführungen für Kinder zu ihrer Sache zu<br />
machen. „Ich konnte ja nicht die Lehrer in der<br />
Schule kritisieren und selbst nichts beitragen.“<br />
Mit ihrem vierstündigen Programm hat sie in den<br />
vergangenen Jahren mehrere Tausend Kinder erreicht.<br />
Die ersten Ausflüge hatte noch ihr Mann,<br />
Landwirt, Jäger und Waldbauer, begleitet. Als die<br />
Nachfrage stieg, machte Annette Obermeier die<br />
Feld- und Waldführungen zum Abschlussprojekt<br />
ihrer Qualifizierung beim LandfrauenService.<br />
Jede Führung ist anders, abhängig von<br />
der Jahreszeit. „Zuerst besuchen wir immer<br />
die Schwalben im Pferdestall“, erzählt Annette<br />
Obermeier. Dann geht es weiter, vorbei an<br />
Rüben- oder Roggenfeldern, wo nicht nur die<br />
Pflanzen bestimmt werden, sondern auch erklärt<br />
wird, wie diese aufs Feld kommen, was der Landwirt<br />
tun muss, damit alles wächst und was nach<br />
der Ernte aus den Früchten gemacht wird. „Die<br />
Kinder haben keine Vorstellung davon, wo und<br />
wie ihre Lebensmittel wachsen. Das können sie<br />
hier hautnah erfahren.“ An den Teichen und den<br />
Fröschen vorbei geht es weiter durch die Felder<br />
in den Wald. Dankbar ist sie immer, wenn engagierte<br />
Jäger ihre Führung mit der Präsentation<br />
der „Rollenden Waldschule“ des Förderkreises<br />
Lernort Natur ergänzen und abrunden.<br />
Durch die Ackerfurche balancieren, einen<br />
Bach überqueren, mit geschlossenen Augen einen<br />
Baum ertasten. Mit allen Sinnen wird hier<br />
die Natur entdeckt. Verständnis wecken für die<br />
Arbeit und die Leistung der Landwirtschaft,<br />
auch das ist Annette Obermeier ein Anliegen.<br />
Sie ist selbst auf einem Hof aufgewachsen,<br />
war beruflich zunächst aber ganz anders<br />
unterwegs als Einkäuferin in einem großen Warenhaus.<br />
Mit der Heirat entschied sie sich für<br />
das Landleben und auch für das Engagement<br />
im <strong>LandFrauen</strong>verband. Im vierten Jahr ist<br />
sie bereits im Vorstandsteam des fusionierten<br />
<strong>LandFrauen</strong>verbandes Lemgo-Schötmar-Kirchheide-Wüsten.<br />
Vier Jahre war sie Vorsitzende<br />
im ehemaligen Ortsverband Schötmar.<br />
Ihre Programme haben sich in den vergangenen<br />
Jahren vor allem für ältere Kinder<br />
und Jugendliche mit den aktuellen Themen<br />
gewandelt: Nachwachsende Rohstoffe als Energiepflanzen,<br />
das Funktionieren einer Biogasanlage<br />
oder auch die EU-Agrarpolitik. Annette<br />
Obermeier ist sicher, dass diese Themen anders<br />
ankommen können, wenn Landwirtschaft zum<br />
Anfassen da ist. Viele Kinder haben inzwischen<br />
gelernt, dass Erbsen doch nicht in der Dose im<br />
Supermarkt wachsen, sondern auf den Feldern<br />
der hiesigen Landwirte.<br />
WLLV die Zeitung 5
Wissen bewahren und weitergeben ...<br />
Alten Resten eine Chance ...<br />
Das Jahresthema des <strong>LandFrauen</strong>verbandes „Lebensmittelverschwendung“<br />
hat viele Orts- und Kreisverbände zu besonderen Aktionen und Veranstaltungen<br />
inspiriert. Die <strong>LandFrauen</strong> geben so ihr Know-how zur Alltags- und<br />
Lebensführung an Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiter.<br />
„Was haben Sie denn in Ihrem Kühlschrank,<br />
Herr Hoppe?“Johannes Hoppe ist Reporter<br />
beim Lokalradio RST im Kreis Steinfurt. Seine<br />
Food-Coaches: Sabine König und Hedwig<br />
Strotmeier-Spieker vom KreislandFrauenverband<br />
Steinfurt. „Möhren, Ingwer, Orangensaft?<br />
Daraus machen wir eine Suppe“, klingt<br />
es durchs Radio und der Reporter staunt:<br />
„Meine Güte geht das schnell bei Ihnen!“<br />
„Wir wollten unsere Kompetenz zeigen,<br />
aber nicht mit einem erhobenen Zeigefinger“,<br />
erinnert sich die stellvertretende Kreisvorsitzende<br />
Sabine König. „Also haben wir den Kontakt<br />
zum Radio gesucht und sind dort ziemlich<br />
schnell auf offene Ohren gestoßen.“ Auf den<br />
ersten Beitrag „Kochen mit Resten“ folgte ein<br />
zweiter. Sabine König und Hedwig Strotmeier-<br />
Spieker gingen mit Reporter Johannes Hoppe<br />
„mit Köpfchen“einkaufen – damit erst gar<br />
nicht so viele Reste entstehen.<br />
82 Kilogramm Lebensmittel wirft jeder Mensch<br />
in Deutschland Jahr für Jahr in die Tonne. Auf<br />
diesen Skandal wollten auch die <strong>LandFrauen</strong><br />
im Kreisverband Olpe aufmerksam machen.<br />
6 WLLV die Zeitung<br />
Apfelgestöber<br />
Am „Tag des Offenen Hofes“ wollten sie ganz<br />
bewusst einmal nicht für das Kuchenbuffet<br />
zuständig sein. Stattdessen inspirierten sie die<br />
über 3.000 Gäste mit Rezeptideen zur Zubereitung<br />
mit Resten und informierten mit umfangreichem<br />
Material zum Thema. Im Kreisvorstand<br />
hatten die Frauen Rezepte gesammelt und<br />
ausprobiert. Die besten fanden den Weg aufs<br />
Fingerfood-Buffet und in eine Broschüre, die<br />
längst ihre zweite Auflage hat. Maria Gabriel,<br />
stellvertretende Vorsitzende im Kreisverband,<br />
freut sich, dass die <strong>LandFrauen</strong> mit dieser<br />
politischen Aktion „auch die einseitigen Bilder<br />
von <strong>LandFrauen</strong> in vielen Köpfen verändern“<br />
konnten.<br />
Wie in Olpe so wollen auch die <strong>LandFrauen</strong> im<br />
Kreis Steinfurt an dem Thema dranbleiben.<br />
Sabine König hätte großen Spaß, gemeinsam<br />
mit dem Lokalsender ein regelmäßiges Format<br />
zu entwickeln. Zum Beispiel den „<strong>LandFrauen</strong>-<br />
Reste-Freitag“ …<br />
(Link zu den Radiobeiträgen: www.wllv.de/unser-verband/kreisverbaende/steinfurt-tecklenburger-land/<br />
aktuelles/ und dort ein bisschen nach unten scrollen)<br />
Wenn Sie nicht wissen, wohin mit trocken gewordenem Brot oder<br />
Brötchen, probieren Sie mal das Apfelgestöber als süße Resteverwertung.<br />
Es lässt sich je nach Geschmack – und vorhandenen Resten – variieren.<br />
Dazu schmeckt gut Vanillesoße oder Vanilleeis.<br />
2 EL Zwiebackbrösel<br />
1 EL Zucker<br />
1 TL Zimt<br />
2 EL Butter<br />
Zutaten:<br />
4 altbackene helle Brötchen 6–7 mittelgroße Äpfel<br />
1/2 l Milch<br />
2 Eier<br />
80 g Zucker<br />
125 ml Milch<br />
50 g Rosinen<br />
1 Prise Salz<br />
3 EL Rum<br />
1 P. Vanillezucker<br />
60 g gehackte Mandeln abgeriebene Schale<br />
einer Zitrone<br />
Zubereitung:<br />
Rosinen abwaschen, abtropfen lassen und in eine Tasse mit dem Rum<br />
geben. Dem halben Liter Milch 80 g Zucker zugeben und über die zerkleinerten<br />
Brötchen gießen. Äpfel waschen, schälen, entkernen und in<br />
ca. 1/2 cm dicke Spalten schneiden. In eine gefettete Auflaufform abwechselnd<br />
Brötchenmasse, Mandeln und die abgetropften Rosinen geben.<br />
Eier mit Milch, Zitronenschale, Salz, Vanillezucker verquirlen und über<br />
die Masse gießen. Zwiebackbrösel und Zucker mit Zimt vermischt darüber<br />
streuen. Butterflöckchen auf den Auflauf setzen.<br />
Im vorgeheizten Backofen bei 180°C ca. 40 Minuten backen.<br />
Unterschriftenaktion<br />
Alltags- und Lebensökonomie in die Schule<br />
Wer bis in die 1980er Jahre zur Schule ging,<br />
kann sich noch gut daran erinnern: Hauswirtschaft<br />
und Handarbeiten gehörten ganz<br />
selbstverständlich zum Fächerkanon. Der<br />
Westfälisch-Lippische <strong>LandFrauen</strong>verband<br />
fordert jetzt gemeinsam mit allen <strong>LandFrauen</strong>verbänden<br />
in Deutschland die Einführung eines<br />
Unterrichtsfachs Alltags- und Lebensökonomie<br />
von der ersten bis zur zehnten Klasse in allen<br />
Schulformen.<br />
Denn: In Elternhäusern werden immer weniger<br />
hauswirtschaftliche Kenntnisse vermittelt. Zugleich<br />
wird das Leben komplexer und verlangt<br />
von jungen Menschen immer mehr Eigenverantwortung.<br />
Wo Alltagskompetenzen verloren<br />
gehen, verliert eine ganze Gesellschaft die Fähigkeit<br />
zur Sorge füreinander. Der <strong>LandFrauen</strong>verband<br />
ist davon überzeugt: Zum Lernen fürs<br />
Leben gehören auch das Wissen um Lebensmittel,<br />
Ernährung und Gesundheit, Reinigung und<br />
Pflege, der Umgang mit Geld und Kenntnisse<br />
der Verbraucherrechte.<br />
Die Unterschriftenaktion läuft bis zum 30. September<br />
2013. Danach werden die Unterschriften<br />
an die Kultusministerkonferenz übergeben.<br />
„Wo wächst die Pizza?“<br />
UNESCO-Auszeichnung für Fachfrauen für<br />
Ernährungs- und Verbraucherbildung<br />
Sie sind mit Kindern dem Gemüse auf der Spur,<br />
entdecken die essbaren Teile von Pflanzen, vermitteln<br />
spielerisch den Umgang mit Geld und<br />
was das Essen mit der Umwelt zu tun hat. Die<br />
Fachfrauen für Ernährungs- und Verbraucherbildung,<br />
die seit 2005 die Qualifizierung des<br />
<strong>LandFrauen</strong>verbandes absolvieren, tragen ihr<br />
Wissen in die Schulen. Vor allem in Ganztagsgrundschulen<br />
führen sie unter dem Motto<br />
„Der Alltag ist keine Nebensache“ Projekte<br />
zu hauswirtschaftlichen Themen durch. Die<br />
deutsche UNESCO-Kommission hat das Projekt<br />
„Fachfrauen für Ernährungs- und Verbraucherbildung“<br />
als offizielles Projekt der UN-Dekade<br />
„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.<br />
Damit sind die <strong>LandFrauen</strong> Teil<br />
der weltweiten Bildungsoffensive der Vereinten<br />
Nationen, die Kindern und Erwachsenen<br />
nachhaltiges Denken und Handeln vermittelt.<br />
… das bisschen Haushalt, sagt mein Mann!<br />
Family Casting im Kreis Paderborn<br />
Was kosten selbstgemachte Fritten? Wie bügelt man ein Oberhemd? Was ist<br />
ein Haushaltsscheck? Beim „Family Casting“ des KreislandFrauenverbandes<br />
Paderborn-Büren zum Tag der Regionen trauten sich vor allem Männer auf die<br />
Bühne. Sie durften zeigen, wie es um ihre Fähigkeiten im Haushalt bestellt ist.<br />
„Spielerisch wollten wir zeigen, dass die Arbeit im Haushalt<br />
eine gemeinsame und partnerschaftliche Aufgabe<br />
ist“, so Geschäftsführerin Walburga Kuck. Begleitet wurde<br />
die Aktion von den Trainerinnen für management@home.<br />
Beworben wurden die Qualifizierung managerin@home<br />
und ein Praxisseminar für Männer „Ich koch‘ für Dich“.<br />
Anliegen des <strong>LandFrauen</strong>verbandes Paderborn-Büren ist<br />
es, den Stellenwert der Hauswirtschaft ins rechte Licht zu<br />
rücken, und auch Jungen und Männern hauswirtschaftliche<br />
Grundfertigkeiten zu vermitteln. „In einer Zeit, in der<br />
immer mehr Frauen erwerbstätig sind, ist es wichtig, die<br />
Partner für die Teamarbeit im Haushalt zu sensibilisieren.“<br />
WLLV die Zeitung 7
Gemeinschaft erleben ...<br />
Weiblich, ländlich, innovativ … <strong>LandFrauen</strong> engagieren sich für mehr<br />
Lebensqualität in ihrem Umfeld und lebendige Regionen.<br />
„Die Sache mit dem Kopftuch ...“<br />
Im Kreis Herford knüpfen die <strong>LandFrauen</strong> interkulturelle Netzwerke,<br />
erleben Gemeinschaft neu und setzen gemeinsam neue Impulse<br />
Netzwerken – das heißt miteinander aktiv<br />
sein, Verschiedenheit akzeptieren und voneinander<br />
lernen. Der Kreisverband Herford<br />
hat jetzt ein Thema aufgegriffen, das auf dem<br />
Land eher selten auf der Tagesordnung steht:<br />
Integration und Islam.<br />
„Für viele von uns ist es längst normal,<br />
dass unsere Nachbarinnen und die Mitschüler<br />
unserer Kinder aus anderen Kulturen stammen“,<br />
sagt Heidrun Diekmann, kommissarische<br />
Vorsitzendes des KreislandFrauenverbandes<br />
Herford, „und doch wissen wir so wenig<br />
voneinander.“ Um Vorurteile abzubauen und<br />
mehr vom Leben der anderen zu verstehen,<br />
haben die verschiedenen Ortsverbände türkische<br />
Frauen zum Austausch oder zum gemeinsamen<br />
Kochen eingeladen und sich den<br />
92 % sind für die Einführung eines Schulfaches<br />
Ernährungs- und Verbraucherbildung. 37,5 %<br />
sind der Meinung, dass besonders Frauen eine<br />
große Rolle spielen für die Zukunft des ländlichen<br />
Raums und 89 % finden, dass gute<br />
Film ,,Almanya“ angeschaut. Auf Kreisebene<br />
gibt es gute Kontakte zu den Frauen von der<br />
Ditib-Moschee. Zusammen mit anderen Frauenverbänden<br />
beteiligten sich die <strong>LandFrauen</strong><br />
schließlich mit einer großen Veranstaltung<br />
an der Interkulturellen Woche. Eingeladen<br />
hatten sie dazu die Islamwissenschaftlerin und<br />
Religionspädagogin Lamya Kaddor, die aus<br />
ihrem Buch „Muslimisch – weiblich – deutsch“<br />
las. Lamya Kaddor hielt ein leidenschaftliches<br />
Plädoyer für einen liberalen und zeitgemäßen<br />
Islam und dafür, dass Menschen so leben<br />
können, wie sie selbst es tut: gläubig und<br />
demokratisch. Sie berichtete von ihrem Alltag<br />
in Deutschland und von ihren Erfahrungen als<br />
Lehrerin für das Fach „Islamkunde in deutscher<br />
Sprache“.<br />
„Die Frauen aus den Ortsverbänden sind begeistert<br />
von den vielen Begegnungen“, sagt<br />
Heidrun Diekmann. „Viele Vorurteile konnten<br />
abgebaut werden.“ So zum Beispiel „die Sache<br />
mit dem Kopftuch“, zu dem sich jede muslimische<br />
Frau frei entscheidet. „Uns sind Frauen<br />
begegnet, die – ebenso wie wir – starke<br />
Werte haben“, sagt die Kreisvorsitzende.<br />
„Das zu erkennen verbindet und sorgt für viel<br />
gegenseitiges Verständnis.“<br />
Networking auf der politischen Bühne<br />
Parlamentarischer Abend der <strong>LandFrauen</strong>verbände war ein voller Erfolg<br />
Ackerflächen zur Lebensmittelproduktion genutzt<br />
werden sollten.<br />
Zugegeben, keine repräsentative Umfrage. Aber<br />
das Voting beim diesjährigen Parlamentarischen<br />
Abend, zu dem die beiden <strong>LandFrauen</strong>verbände<br />
in NRW am 13. Mai 2013 nach Düsseldorf eingeladen<br />
hatten, zeigte beeindruckende Ergebnisse.<br />
Abstimmen konnten alle Anwesenden: <strong>LandFrauen</strong><br />
aus zahlreichen Kreisverbänden und mehr als<br />
130 Abgeordnete und Gäste aller Fraktionen.<br />
Die <strong>LandFrauen</strong> nutzten den Anlass, um als<br />
Stimme der <strong>LandFrauen</strong> und als einer der größten<br />
Mitgliederverbände des Landes ihre zentralen<br />
Botschaften auch politisch zu platzieren.<br />
Und sie kamen mit den Parlamentariern bei den<br />
„Tischkussionen“ ins Gespräch über die Themen,<br />
die <strong>LandFrauen</strong> bewegen.<br />
Wie drei <strong>LandFrauen</strong> ihre Betriebe öffnen, sich für ländliche Lebensqualität<br />
engagieren und neue betriebliche Perspektiven schaffen<br />
„Wenn ich etwas verändern möchte, kann ich<br />
das nur, wenn ich das ganze Dorf mitnehme.“<br />
Dorothe Wehebrink erinnert sich noch gut an<br />
diesen Gedanken vor fast 15 Jahren. Der Wunsch<br />
ihres Mannes war es, auf ihrem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb in Stemwede-Niedermehnen im<br />
Kreis Minden-Lübbecke eine Bauernhofgastronomie<br />
aufzubauen. „Es war uns bewusst, dass<br />
dafür auch die Akzeptanz des Dorfes wichtig ist“,<br />
sagt die Hauswirtschaftsmeisterin im Rückblick.<br />
Heute ist beim Besuch auf dem Hof Wehebrink<br />
kaum noch vorstellbar, dass einmal Stallungen<br />
und Wohnräume waren, wo nun Platz für bis zu<br />
170 Gäste ist. Die gemütlichen Gasträume sind<br />
Café und Restaurant zugleich, beliebter Ort für<br />
Familienfeiern aller Art und mit seinem großen<br />
Garten und dem dazugehörigen Hofladen ein<br />
Anziehungspunkt weit über die Grenzen des<br />
Kreises hinaus.<br />
Im Jahr 2001 eröffneten Dorothe und Gerd<br />
Wehebrink ihr Restaurant. Bis dahin hatten<br />
sie ihren Arbeitsschwerpunkt in der Jungsauenvermehrung<br />
und suchten vor allem aus gesundheitlichen<br />
Gründen eine Alternative. „Wir<br />
wollten weiterhin auf dem Betrieb leben und<br />
die Gebäude nutzen, möglichst landwirtschaftsnah<br />
arbeiten und die Pflege der Seniorengeneration<br />
in ihrem gewohnten Umfeld leisten.“<br />
Aus ihrem Wunsch, das Dorf mitzunehmen, ist<br />
in den vergangenen Jahren nicht nur eine erfolgreiche<br />
Bauernhofgastronomie geworden.<br />
Im Jahr 1999 startete im Ort die Initiative<br />
„Grünes Erlebnisdorf Niedermehnen“, an der<br />
auch Dorothe Wehebrink wesentlich beteiligt<br />
war. In einer Ideenwerkstatt auf Dorfebene<br />
kamen mehr als 120 Ideen zusammen, wie sich<br />
das 600-Einwohner-Dorf für Gäste öffnen kann,<br />
wie sich die landwirtschaftlichen Betriebe<br />
präsentieren können, welche Kooperationsmöglichkeiten<br />
es gibt, wer seine Tore oder den<br />
Manchmal muss man etwas ändern,<br />
damit es bleiben kann wie es ist.<br />
Dorothe Wehebrink lebt und arbeitet im<br />
„Grünen Erlebnisdorf Niedermehnen“.<br />
Garten öffnen will – für Kinder,<br />
Schulklassen, Radtouristen und<br />
andere. In der Zeit der Krise<br />
der Landwirtschaft suchten<br />
sie Möglichkeiten, wie sie die<br />
Lebensqualität auf dem Land<br />
zeigen und erhalten können.<br />
„Manchmal ist es eben erforderlich,<br />
etwas zu ändern, damit es<br />
bleiben kann wie es ist!“<br />
„Starke Westfälin“ in der<br />
Milchraststätte<br />
Zeigen, was die Landwirtschaft ausmacht und<br />
warum die Arbeit der Landwirte für die Zukunft<br />
so wichtig ist, das wollte auch Francis Pentrup.<br />
Ihr Hof liegt an der 100-Schlösser-Route.<br />
Eine Gruppe Radrennfahrer saust vorbei. „Die<br />
machen sowieso keine Pause“, sagt die junge<br />
LandFrau lachend. Im März 2013 erhielt sie für<br />
ihre Idee der „Milchpause“ die Auszeichnung<br />
„Starke Westfälin“ und erreichte damit den ersten<br />
Platz im Wettbewerb des Landwirtschaftlichen<br />
Wochenblatts Westfalen-Lippe. Auf dem<br />
Milchviehbetrieb, den ihr Mann gemeinsam<br />
mit den Schwiegereltern in Ascheberg-Herbern<br />
(Kreis Coesfeld) führt, machten immer wieder<br />
Radtouristen Halt. „Meine Schwiegermutter<br />
musste oft erklären, was es mit den Kälberhütten<br />
auf sich hat, wie wir die Kälbchen aufziehen,<br />
wie die Milch von der Kuh in die Tüte<br />
kommt undsoweiter“, erzählt sie. Aus Urlauben<br />
an der Nordsee kannte sie die Melkhüskes, wo<br />
man direkt am Hof frische Milchprodukte probieren<br />
kann. Ein echtes Melkhus ist die „Milchpause“<br />
nicht geworden, dafür hätte der Betrieb<br />
viele Hygieneauflagen zur Pasteurisierung der<br />
eigenen Milch erfüllen müssen.<br />
Ihre Milchraststätte verbindet seit einem Jahr<br />
Erholung und Information. Auf einer bis dahin<br />
ungenutzten Wiese an der Einfahrt zum Hof<br />
8 WLLV die Zeitung WLLV die Zeitung 9
Weiblich, ländlich, innovativ ...<br />
Francis Pentrup und ihre Familie vermitteln mit ihrer Milchpause ein realistisches<br />
Bild von moderner Landwirtschaft in lebendigen Regionen.<br />
Gerlinde Mowwe und ihr Team haben<br />
am Rande des Ruhrgebiets eine Oase<br />
der Erholung geschaffen.<br />
haben die Pentrups ein kleines Holzhaus aufgestellt.<br />
Drinnen ein Kühlschrank mit Milchprodukten<br />
und kühlen Getränken, Kaffeemaschine,<br />
Eistruhe und vor allem eine Menge Informationen:<br />
Francis Pentrup hat einen Ordner erstellt, in<br />
dem nachgelesen werden kann, was der Landwirt<br />
von Januar bis Dezember so alles zu tun hat. Die<br />
Aufzucht der Kälber, der Weg der Milch und vieles<br />
andere wird hier erklärt. Neben den Sitzgelegenheiten<br />
draußen gibt es Spielgeräte, eine Kuh<br />
aus Holz, an der das Melken geübt werden kann,<br />
und einen Ackerstreifen, auf dem verschiedene<br />
Getreide wachsen und erklärt werden. „Durch die<br />
Milchpause können wir den Leuten ein realistisches<br />
Bild über die Landwirtschaft vermitteln“,<br />
sagt Francis Pentrup. Die gelernte Krankenschwester<br />
stammt selbst von einem Milchviehbetrieb.<br />
„Wir wollen mit Vorurteilen aufräumen<br />
und zeigen, dass es unseren Tieren gut geht<br />
und dass jeder landwirtschaftliche Betrieb Lebensräume<br />
für viele andere Lebewesen schafft.“<br />
Ein Geschäftsmodell sollte die Milchpause nie<br />
sein. Eher ein Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit<br />
für die ganze Branche. „Es wäre schön“, sagt sie,<br />
„wenn wir viele Nachahmer finden.“<br />
„Als Gastronomin brauchen Sie<br />
geduldige Freunde“<br />
Was für Francis Pentrup in ihrer Milchraststätte<br />
die 100-Schlösser-Route ist, sind für Gerlinde<br />
Mowwe die Nähe zum Ruhrgebiet und die Lage<br />
ihres Hofes inmitten eines Landschaftsschutzgebietes.<br />
Ein echter Standortvorteil für das<br />
knallrote Haus nahe der A2 und doch mitten<br />
im Grünen. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie<br />
vor sieben Jahren in Dortmund-Lanstrop einen<br />
kleinen Kotten geerbt und zum Restaurant und<br />
Café umgebaut. Für die Hauswirtschaftsmeisterin<br />
und den Landwirt eine Entscheidung ohne<br />
Alternative. Mehr als 30 Jahre lang hatten sie<br />
zuvor einen Pachtbetrieb in Dortmund-Mengede<br />
bewirtschaftet und schon seit Jahren erfolgreich<br />
Kindergeburtstage auf dem Bauernhof<br />
veranstaltet. „Für eine rein landwirtschaftliche<br />
Nutzung war der Hof hier in Lanstrop zu klein“,<br />
erzählt Gerlinde Mowwe, „außerdem war er<br />
seit mehr als 20 Jahren nicht bewirtschaftet<br />
worden.“ Ein Café hatte sie zunächst allerdings<br />
nicht geplant, sondern sich auf Partyservice und<br />
weiterhin Geburtstage für Kinder konzentrieren<br />
wollen. „Als wir mit dem Umbau begannen, fragten<br />
immer wieder Spaziergänger und Radfahrer,<br />
wann denn das neue Café aufmacht.“ Also veränderte<br />
das Paar seinen Businessplan. Gerlinde<br />
Mowwe hatte als Hauswirtschafterin bereits angestellt<br />
in der Hotellerie gearbeitet und traute<br />
sich den Neustart zu. „Anfangs reichte noch ein<br />
Kuchen am Tag“, erzählt die Inhaberin. Diese<br />
Zeiten sind lange vorbei. Zehn Mitarbeiterinnen<br />
arbeiten inzwischen in ihrem Team, der Tag<br />
beginnt mit einem Frühstücksbuffet, das sich<br />
einer wachsenden Resonanz erfreut. Die Küche<br />
arbeitet durchgehend bis 22 Uhr. Für die täglich<br />
stattfindenden Kindergeburtstage und auch für<br />
Familienfeiern sind die Kutschfahrten und das<br />
Ponyreiten, das Michael Mowwe anbietet, eine<br />
tolle Attraktion. „Damit haben wir in Dortmund<br />
ein echtes Alleinstellungsmerkmal.“<br />
Der Austausch mit anderen <strong>LandFrauen</strong> in den<br />
Arbeitskreisen Bauernhofcafé und Partyservice<br />
bei der Landwirtschaftskammer ist für Gerlinde<br />
Mowwe bis heute wichtig. Die gegenseitigen<br />
Das kleine Holzhaus – die Milchpause –<br />
lädt zu Milchprodukten und kühlen Getränken<br />
ein und hält auch eine Menge Informationen<br />
zu den Arbeiten in der Landwirtschaft von Januar<br />
bis Dezember bereit.<br />
Betriebsbesichtigungen und die große Offenheit<br />
im Erfahrungsaustausch schätzt sie sehr.<br />
Zum ehrenamtlichen Engagement reicht die<br />
Zeit allerdings nicht mehr – auch das Privatleben<br />
kommt bei den 15-Stunden-Tagen nicht<br />
selten zu kurz. „Als Gastronomin brauchen Sie<br />
geduldige Freunde.“<br />
Die Frauen und damit das ganze<br />
Dorf stark machen<br />
Auch Dorothe Wehebrink hat ihr ehrenamtliches<br />
Engagement im <strong>LandFrauen</strong>verband<br />
reduziert. Dabei ist die Geschichte ihres Unternehmens<br />
eng mit ihrem Engagement verbunden.<br />
„Vieles, was ich heute lebe, habe ich<br />
im <strong>LandFrauen</strong>verband gelernt und entwickeln<br />
können“, sagt sie. 1985 war sie im Kreisverband<br />
Mitbegründerin des ersten Arbeitskreises<br />
für Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft.<br />
1990 wurde sie in den Kreisvorstand gewählt.<br />
„Durch das Ehrenamt habe ich Einblicke gewinnen<br />
dürfen, wie schwierig die Bedingungen<br />
für die Frauen im ländlichen Raum oft sind. Vor<br />
allem für die aktiven Bäuerinnen war es und ist<br />
es fast unmöglich, einen flexiblen Teilzeitjob zu<br />
bekommen, der sich mit der betrieblichen Arbeit<br />
vereinbaren lässt.“ Dorothe Wehebrink war<br />
Für Kindergeburtstage bietet der Hof Mowwe<br />
spannende Entdeckungen.<br />
eine der ehrenamtlichen Mitinitiatorinnen für<br />
das Modellprojekt „<strong>LandFrauen</strong> als Botschafterinnen<br />
heimischer Agrarprodukte“. Über den<br />
LandfrauenService sind seither Bäuerinnen bei<br />
ihr beschäftigt und zwar so flexibel, dass deren<br />
Arbeit im heimischen Betrieb gut vereinbar ist<br />
mit ihrer Arbeit in der Bauernhofgastronomie.<br />
Dorothe Wehebrinks Anliegen ist es bis heute,<br />
die Frauen stark zu machen. So hat sie in der<br />
Restaurantküche vor einigen Jahren „Mützenwochen“<br />
eingeführt. Jede der vier fest angestellten<br />
Mitarbeiterinnen in der Küche hat eine<br />
Woche lang die Mütze auf und trägt in der Zeit<br />
die Verantwortung für Speisenauswahl, Team-<br />
Einsatzplanung, Wareneinkauf und Kalkulation.<br />
„Es ist eine Freude, mitzuerleben, wie die<br />
jungen Frauen an Kompetenz, Selbstbewusstsein<br />
und Persönlichkeit gewinnen.“<br />
Auch das Dorf hat in den vergangenen Jahren<br />
viel gewonnen. Niedermehnen gewann im<br />
Landes- und Bundeswettbewerb „Unser Dorf<br />
hat Zukunft“ die Gold- und Silbermedaille –<br />
und einen Sonderpreis des Westfälisch-Lippischen<br />
<strong>LandFrauen</strong>verbandes „für besondere<br />
Initiativen der Frauen zur Verbesserung<br />
der wirtschaftlichen Situation im Dorf“.<br />
Das knallrote Haus direkt an der A 2 bei Dortmund<br />
– ehemals ein kleiner Kotten – beherbergt heute<br />
Restaurant und Café.<br />
10 WLLV die Zeitung WLLV die Zeitung 11
Mehr erreichen: gemeinsam Türen öffnen ...<br />
„Die gesellschaftliche Leistung anerkennen“<br />
Eduard Röttger, Leiter der Zentralen Dienste in der Landwirtschaftskammer<br />
NRW und Vater von sechs Kindern, zur Unterschriftenkampagne<br />
des <strong>LandFrauen</strong>verbandes „Gleiche Rentenpunkte für alle Frauen!“<br />
Herr Röttger, haben Sie schon unterschrieben?<br />
Ja klar. Ich habe auch eine Liste zu Hause und<br />
sammle bei Freunden und Bekannten Unterschriften<br />
für die Aktion.<br />
Warum unterstützen Sie sie?<br />
Weil ich davon überzeugt bin und aus persönlicher<br />
Betroffenheit. Meine Frau und ich haben<br />
sechs Kinder, vier von ihnen sind vor 1992<br />
geboren, zwei danach. Wir haben damals entschieden,<br />
dass meine Frau zu Hause bleibt.<br />
Würde Sie heute anders entscheiden?<br />
Wissen Sie, wir sind 43 Jahre lang verheiratet,<br />
damals war das so. Ich bin sicher, jeder von<br />
uns ist seinen Weg gegangen. Meine Frau ist<br />
gelernte Erzieherin und hat immer die Auffassung<br />
vertreten, dass es gut ist, wenn die<br />
Kinder in den ersten Jahren zu Hause betreut<br />
werden. In unserem Bekanntenkreis gibt es<br />
viele Familien, die das anders leben – aus<br />
persönlichen oder finanziellen Gründen – und<br />
auch für diese Entscheidungen habe ich großes<br />
Verständnis. Später hat meine Frau auch die<br />
Mutter gepflegt und ist auch darum nicht wieder<br />
in den Beruf eingestiegen. Was mich an den aktuellen<br />
Diskussionen etwa über das Betreuungsgeld<br />
stört, das ist, dass die Erziehungsarbeit<br />
eigentlich immer stärker abgewertet wird.<br />
Denn bei der Anerkennung der Rentenpunkte<br />
geht es um Geld, aber eben auch um die Anerkennung<br />
der Erziehungsleistung.<br />
Den zweiten Teil finde ich fast noch wichtiger.<br />
Sicher ist es gerade für die älteren Frauen, die gar<br />
keine Berufstätigkeit hatten und als Witwen von<br />
60 Prozent der Rente des Mannes leben müssten,<br />
wichtig, dass die Erziehungsarbeit sich auch in<br />
einer höheren Rente niederschlägt.<br />
Mir geht es vor allem um die Anerkennung der<br />
gesellschaftlichen Leistung. Wer so viele Kinder<br />
groß gezogen und sie alle auf einen guten Weg<br />
gebracht hat, hat auch für die Rente der anderen<br />
viel getan und einfach Anspruch auf Anerkennung.<br />
Gleiche Rentenpunkte für alle Frauen!<br />
Die Unterschriftenaktion des <strong>LandFrauen</strong>verbandes fordert<br />
die gleiche Anerkennung der Erziehungsarbeit für alle Frauen<br />
Frauen, die ihre Berufstätigkeit zugunsten der<br />
Kindererziehung unterbrechen, haben eine geringere<br />
Rente. Das ist allgemein bekannt. Dass<br />
aber Frauen, die vor 1992 ihre Kinder bekommen<br />
haben, für diese Erziehungszeiten weniger<br />
Rentenpunkte bekommen als Frauen, die<br />
ihre Kinder nach 1992 geboren haben, ist<br />
ungerecht. Seit der Internationalen Grünen<br />
Woche läuft daher die Unterschriftenaktion<br />
des <strong>LandFrauen</strong>verbandes mit der Forderung<br />
„Gleiche Rentenpunkte für alle Frauen!“ Im<br />
März richtete der Deutsche <strong>LandFrauen</strong>verband<br />
einen Offenen Brief an die Bundeskanzlerin.<br />
Neben dem <strong>LandFrauen</strong>verband engagieren<br />
sich viele weitere Initiativen für die gleiche<br />
Anerkennung der Erziehungszeiten vor 1992.<br />
Die Kindererziehungszeit wurde 1986 gesetzlich<br />
eingeführt. Seitdem gelten die<br />
Erziehungszeiten als Beitragszeiten in der<br />
Rentenversicherung, in der Regel für die Mutter.<br />
Bei Geburten bis einschließlich 31.12.1991<br />
wird eine Kindererziehungszeit von einem<br />
Jahr, ab 1992 von drei Jahren anerkannt.<br />
Pro Erziehungsjahr ist dies ein Entgeltpunkt.<br />
Ein Entgeltpunkt entspricht aktuell 28,07 Euro<br />
Rente in den alten Bundesländern.<br />
Die Folge: Eine Mutter, die zwei Kinder vor<br />
1992 geboren hat, bekommt entsprechend eine<br />
monatliche Rente von 56,14 Euro. Eine Mutter,<br />
die ihre beiden Kinder nach 1992 bekommen<br />
hat, hat aktuell einen Rentenanspruch von<br />
168,42 Euro. Dass Frauen in Deutschland eine<br />
um ca. 46 Prozent geringere Rente als Männer<br />
erhalten, hat seine Ursache auch in der<br />
größeren Erziehungsverantwortung der Frauen.<br />
Aber: Kindererziehung darf keine Gefahr für<br />
Altersarmut sein.<br />
Faire Einkommensperspektiven sichern<br />
Das Engagement des <strong>LandFrauen</strong>verbandes für mehr Gerechtigkeit in der Rentenversicherung<br />
fügt sich ein in das dlv-Projekt „<strong>LandFrauen</strong>Stimmen für die Zukunft – Faire Einkommensperspektive<br />
sichern“. Seit 2011 realisiert der <strong>LandFrauen</strong>verband dieses Projekt im<br />
Auftrag des Bundesfamilienministeriums. Durch den jährlichen Equal Pay Day wurde die<br />
Tatsache, dass Frauen in Deutschland im Durchschnitt 23 Prozent weniger verdienen als<br />
Männer, stark in die Öffentlichkeit getragen. Weniger bekannt ist: In ländlichen Räumen<br />
liegt die Einkommenslücke bei 33 % und damit sogar noch zehn Prozentpunkte höher als in<br />
Ballungsgebieten. Dieser Abstand hat sich in den letzten drei Jahrzehnten nicht verringert.<br />
Rente in Euro für Kindererziehungszeiten (ohne Erwerbsarbeit)<br />
Alte Bundesländer<br />
Geburten bis 1992<br />
Geburten ab 1992<br />
28,07<br />
84,21<br />
56,14<br />
168,42<br />
84,21<br />
252,63<br />
112,28<br />
1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 Kinder<br />
336,84<br />
12 WLLV die Zeitung WLLV die Zeitung 13
Frauen können und wollen mehr ...<br />
Im Fokus: <strong>LandFrauen</strong> zwischen<br />
Familie und Beruf<br />
Beruf und Familie ist auf dem Land ein anders Thema als in der Stadt.<br />
Manches ist schwieriger, anderes wiederum leichter.<br />
Wer sich für eine Fremdbetreuung der Kinder<br />
entscheidet, muss möglicherweise weitere<br />
Wege zurücklegen. Aber die Versorgung mit Betreuungsplätzen<br />
auf dem Land ist gut und zum<br />
Teil sogar besser als in den Städten. Wo mehrere<br />
Generationen zusammenleben, ist oft auch<br />
Unterstützung bei der Kinderbetreuung da.<br />
Dennoch entscheiden sich Frauen auf dem Land<br />
häufig für längere Familienzeiten, bevor sie<br />
wieder berufstätig werden. <strong>LandFrauen</strong> fordern<br />
geeignete Rahmenbedingungen, um Familie<br />
und Beruf besser vereinbaren zu können.<br />
Dass Frauen sich auf dem Land für die Familie<br />
entscheiden, hat ganz unterschiedliche Gründe.<br />
Das traditionelle Umfeld spielt sicherlich<br />
eine Rolle, aber auch ein positives Familienbild.<br />
Zugleich finden qualifizierte Frauen in<br />
Wohnortnähe oftmals keine adäquate Stelle<br />
und fragen sich, welche Wegstrecke sie auf sich<br />
<strong>LandFrauen</strong> im Kreis Borken bringen eine Diskussion<br />
über Rollenbilder in Gang<br />
„Rollenbilder von Müttern“ waren das Thema<br />
auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung<br />
der <strong>LandFrauen</strong> im Kreis Borken. Die Diskussion<br />
beschäftigte sich vor allem mit dem gesellschaftlichen<br />
Stimmungswandel. Während eine<br />
Frau noch vor nicht allzu langer Zeit als Rabenmutter<br />
galt, wenn sie mit kleinen Kindern arbeiten<br />
ging, müssen sich jetzt die Frauen, die<br />
sich für die Familienarbeit entscheiden, zunehmend<br />
rechtfertigen. Was sich die <strong>LandFrauen</strong><br />
wünschen: Eine Anerkennung der Arbeit aller<br />
Mütter, ganz unabhängig davon, für welches<br />
Lebensmodell sie sich entscheiden.<br />
In der Borkener Diskussion wurde auch die<br />
aktuelle Debatte in Politik und Medien kriti-<br />
nehmen wollen. Wer sich für das Landleben<br />
entscheidet, entscheidet sich damit oft auch<br />
bewusst für die Familie.<br />
Laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung<br />
werden Frauen auf dem Land in einem jüngeren<br />
Alter Mütter als Frauen, die in Großstädten<br />
leben. Und sie bekommen mehr Kinder. Auch<br />
ist der Anteil kinderloser Frauen in ländlichen<br />
Kreisen deutlich niedriger.<br />
Dass die Familienpolitik die Leistungen von<br />
Frauen und Familien für die Gesellschaft anerkennen<br />
und unterstützen muss, fordert auch<br />
der Deutsche <strong>LandFrauen</strong>verband in seinem<br />
neuen Grundsatzpapier „Fokus Familie“. Dies<br />
gilt neben den Frauen, die Kinder erziehen,<br />
übrigens gleichermaßen für alle, die Angehörige<br />
pflegen, denn: Sie alle leisten einen<br />
unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft.<br />
Die Arbeit der Mütter anerkennen<br />
siert. Die Familienpolitik habe auf den demografischen<br />
Faktor reagiert und sich dabei der<br />
Wirtschaftlichkeit untergeordnet. Das neue<br />
Leitbild sei die Karrierefrau. Statt eine Kultur<br />
der Familienfreundlichkeit und der Kinderfreundlichkeit<br />
zu befördern, entstehe eine<br />
Kultur, in der individuelle Entscheidungen der<br />
Frauen und der Familien immer weniger anerkannt<br />
werden.<br />
Die Forderung der Borkener <strong>LandFrauen</strong> lautet<br />
daher: „Die wirtschaftliche Verantwortung für<br />
das ein oder andere Familienmodell muss der<br />
Staat nicht tragen. Aber er sollte Familien so<br />
ausstatten, dass sie den Spielraum haben, sich<br />
selbst zu entscheiden.“<br />
Magdalene Garvert ermutigt die Frauen, zu<br />
tun, was sie für wichtig und richtig halten.<br />
„Wer will denn unter einem<br />
solchen Druck leben?“<br />
Magdalene Garvert, Vorsitzende des KreislandFrauenverbandes Borken,<br />
Mutter von fünf Kindern, ehemalige Medizinisch-technische Assistentin und<br />
heute engagierte Bäuerin, über Rollenbilder, Familienarbeit und Anerkennung<br />
Frau Garvert, Sie haben Ihren Beruf aufgegeben,<br />
als Sie Mutter wurden. Mussten Sie sich<br />
damals dafür rechtfertigen?<br />
Hier im Ort nicht, aber unter ehemaligen Kolleginnen<br />
durchaus. Für mich als Medizinischtechnische<br />
Assistentin gab es damals keine<br />
Teilzeitstelle und die Rollenerwartung an die<br />
Frau eines Landwirts war vor 30 Jahren auch<br />
noch anders als heute. Anfangs habe ich<br />
durchaus darunter gelitten. Ich habe dann die<br />
Entscheidung getroffen: Wenn ich schon nicht<br />
berufstätig bin, dann möchte ich eine große<br />
Familie. Wo geht das besser als auf einem Bauernhof?<br />
Heute bin ich mit der Situation rundum<br />
ausgesöhnt.<br />
Sie haben in den 1990er Jahren noch mal ein<br />
Studium angefangen.<br />
Ja, als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren.<br />
Der Frauenstudiengang in Dortmund war<br />
für mich ein ganz wichtiger Schritt. Hier konnte<br />
ich erkennen, dass es nicht mein Unvermögen<br />
ist, nicht mehr berufstätig zu sein, sondern<br />
dass es vielerlei strukturelle Gründe dafür gibt.<br />
Ich konnte mich mit gutem Gewissen und ganzer<br />
Kraft der Familie, dem Haushalt und dem<br />
landwirtschaftlichen Betrieb widmen. Das war<br />
für mich ein wirklicher Neuanfang, wo der Weg<br />
frei wurde und ich andere Dinge tun konnte –<br />
ohne schlechtes Gewissen.<br />
In der politischen Diskussion geht es auch<br />
darum, dass Frauen finanziell unabhängig sind<br />
und Erziehungsverantwortung geteilt wird.<br />
Und das ist richtig und begrüßenswert. Wenn<br />
sich Frau und Mann Aufgaben teilen, wenn<br />
beide ihrem Beruf, der sie erfüllt, nachgehen<br />
können, dann könnte die Zukunft gut aussehen.<br />
Aber zurzeit nehme ich eine andere<br />
gesellschaftliche Stimmung wahr. Und die<br />
sorgt dafür, dass junge Menschen davor zurückschrecken,<br />
eine Familie zu gründen. Was<br />
auch immer eine Mutter tut, sie macht es<br />
verkehrt. Wer will denn unter einem solchen<br />
Druck leben?<br />
Welche Rolle können die <strong>LandFrauen</strong> in der<br />
Diskussion spielen?<br />
Wir brauchen eine veränderte Debatte und<br />
dazu müssen wir alle gesellschaftlichen Gruppen<br />
mitnehmen. Ich glaube, dass der Land-<br />
Frauenverband hier eine wichtige Rolle spielen<br />
kann, weil wir immer schon die Anerkennung<br />
von Haus- und Familienarbeit einfordern ebenso<br />
wie für die Schulen das Unterrichtsfach<br />
„Alltags- und Lebensökonomie”. Wir sollten<br />
mutig genug sein, dieses Thema ehrlich miteinander<br />
zu diskutieren und uns dem Thema ohne<br />
Klischees und mit Wohlwollen zu nähern. Den<br />
jungen Frauen möchte ich zurufen: Macht das,<br />
was ihr für wichtig und richtig haltet!<br />
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Dran bleiben: Lernen ein Leben lang ...<br />
„Das macht das Lernen unter Frauen<br />
Weiterbildung ist im <strong>LandFrauen</strong>verband seit jeher ein zentrales Thema.<br />
Die Nähe zu den Fragen der Frauen und der Austausch im Netzwerk machen<br />
die Stärke des Programms aus.<br />
Ute Grell<br />
Margrit Kuck<br />
„Ohne den <strong>LandFrauen</strong>verband wäre ich nicht<br />
die geworden, die ich heute bin.“ Diesen Satz<br />
kennen Ute Grell und Margrit Kuck von vielen<br />
Frauen. Als Bildungsreferentinnen der Landwirtschaftskammer<br />
NRW und Geschäftsführerinnen<br />
ihrer Kreisverbände erleben beide seit<br />
vielen Jahren, wie <strong>LandFrauen</strong> die Angebote<br />
auf Orts- oder Kreisebene nutzen, wie sie sich<br />
qualifizieren, sich neu auf den Weg machen und<br />
vor allem miteinander und voneinander lernen.<br />
Weiterbildung und gemeinsames Lernen waren<br />
immer das Herzstück des <strong>LandFrauen</strong>verbandes.<br />
2012 haben allein in Westfalen-Lippe mehr als<br />
140.000 Frauen an fast 5.000 Veranstaltungen<br />
der <strong>LandFrauen</strong> teilgenommen. Dazu gehören<br />
Seminare oder Vorträge ebenso wie Besichtigungen,<br />
Reisen oder Qualifizierungen.<br />
„Lernen muss Spaß machen“, sagt Ute Grell.<br />
Neben den Inhalten schätzen die Frauen vor<br />
allem die Gemeinschaft, das Netzwerken, den<br />
gegenseitigen Austausch. „Der <strong>LandFrauen</strong>verband<br />
bietet einen geschützten Rahmen für den<br />
Austausch von Erfahrungen, Fragen und Sorgen.<br />
Die Frauen erleben: Hier kann ich sicher sein<br />
und mich akzeptiert fühlen, denn die Frauen<br />
verstehen, wie ich ticke und wie ich lebe.“ Das<br />
mache das Lernen unter Frauen so wertvoll.<br />
Dabei haben sich auch im <strong>LandFrauen</strong>verband<br />
die Themen und Schwerpunkte im Laufe der<br />
Jahre gewandelt. Die Programme sind ein<br />
Spiegel der gesellschaftlichen Veränderungen<br />
– an ihnen lässt sich die Geschichte der Land-<br />
Frauenbewegung nachzeichnen, aber auch<br />
der veränderte Alltag der Frauen auf dem Land.<br />
so wertvoll“<br />
Als der deutsche <strong>LandFrauen</strong>verband 1898 als<br />
landwirtschaftlicher Hausfrauenverein gegründet<br />
wurde, da war es – wie heute – sein Ziel, die<br />
Frauen in ihrem Alltag ganz konkret zu unterstützen.<br />
Lange lag der Schwerpunkt daher auf<br />
der hauswirtschaftlichen Bildung. Vor allem in<br />
den Kriegszeiten und den Jahren danach vermittelte<br />
der Verband ganz praktisches Wissen zur<br />
rationellen und günstigen Haushaltsführung.<br />
„Ich habe in den 1980er Jahren sogar noch<br />
ein Seminar zum Wursten gemacht“, erinnert<br />
sich Margrit Kuck. Sie beschreibt die Wellen<br />
der Veränderungen: Auf die hauswirtschaftlichen<br />
Schwerpunkte der Seminare folgten in<br />
den 1980er Jahren Gesundheitsthemen, dann<br />
in der Zeit des Strukturwandels der Landwirtschaft<br />
die Qualifizierungen zu zusätzlichen<br />
Einkommensmöglichkeiten, Seminare zur<br />
Persönlichkeitsbildung und aktuell zur<br />
Medienkompetenz. „<strong>LandFrauen</strong> sind längst<br />
nicht mehr allein Bäuerinnen und Hausfrauen.<br />
Die Realität der <strong>LandFrauen</strong> ist heute vielfältiger<br />
denn je“, sagt Margrit Kuck. „<strong>LandFrauen</strong><br />
sind Frauen, die in ihrem erlernten Beruf geblieben<br />
sind und alles unter einen Hut zu bekommen<br />
versuchen. Sie sind auch Frauen, die<br />
ihren ursprünglichen Beruf aufgegeben haben<br />
und jetzt Mitunternehmerinnen sind oder einen<br />
neuen Betriebszweig gegründet haben. Und es<br />
sind die älteren Frauen, die heute viel selbstbewusster<br />
sind als früher und wieder mehr Zeit<br />
haben, ihr eigenes Leben zu gestalten.“<br />
Entsprechend vielfältig sind die Bildungsprogramme.<br />
Mit den Qualifizierungen von der<br />
Familienpflegerin bis zur AgrarBürofachfrau<br />
hat der <strong>LandFrauen</strong>verband in Westfalen-Lippe<br />
eine wahre Welle in Gang gesetzt. Die Curricula<br />
werden längst von anderen Landesverbänden<br />
genutzt und weitergeführt. „Die Frauen gewinnen<br />
durch diese Ausbildungen nicht nur<br />
Wissen, sondern auch viel Selbstbewusstsein<br />
und ein anderes Standing in den Familien“, so<br />
Margrit Kuck.<br />
Die Weiterbildungsprogramme des Verbandes<br />
sind aber, davon ist Ute Grell überzeugt, nicht<br />
nur für jede einzelne Frau eine Bereicherung,<br />
auch der Verband selbst bleibt lebendig. „Je<br />
älter Verbände werden, umso größer ist der<br />
Wunsch nach Geschlossenheit“, weiß sie. „Weiterbildungsangebote<br />
können einen Verband<br />
immer wieder öffnen und neue Frauen einladen.“<br />
Und auch für die alten Mitglieder ist der<br />
vertraute Rahmen mit persönlichen Kontakten<br />
ein Garant dafür, auch im Alter nicht auf das<br />
Lernen verzichten zu müssen. „Wenn ich weiß,<br />
die anderen sind auch da, dann fühle ich mich<br />
nicht zu alt.“ Und so gelte für jede Frau – ob<br />
sie nun persönlichkeitsbildende, fachliche,<br />
kreative, kulturelle oder sportliche Angebote<br />
im Kreis anderer <strong>LandFrauen</strong> nutze: „Sie kommen<br />
anders als zuvor in die Familien zurück.“<br />
„Jetzt fühle ich mich up to date“<br />
Dorette Wittenbrock, LandFrau aus Werther im Kreis Gütersloh, sorgte mit<br />
der Qualifizierung zur AgrarBürofachfrau fürs berufliche Update<br />
„Weiterbildung gönne ich mir“<br />
Angela Hochholzer aus Erndtebrück in Siegen-Wittgenstein liebt fremde<br />
Sprachen, ferne Länder und hat ihr Leben lang immer wieder Neues gelernt<br />
„Ich bin ausgebildete<br />
Bankkauffrau und habe<br />
viele Jahre sehr gern<br />
in diesem Beruf gearbeitet.<br />
Als ich Mutter<br />
wurde entschied ich<br />
mich nach dem zweiten<br />
Kind bewusst für meine<br />
Familie und blieb zu<br />
Hause. Als die Kinder<br />
älter wurden, arbeitete ich vormittags in einer<br />
Spielgruppe und später am Nachmittag in der<br />
Offenen Ganztagsschule.<br />
Während dieser Zeit besuchte ich immer wieder<br />
unterschiedliche Kurse an der Volkshochschule,<br />
auch Seminarangebote der <strong>LandFrauen</strong>. Als mir<br />
vor Monaten eine Teilzeitstelle im Büro eines<br />
landwirtschaftlichen Lohnunternehmens angeboten<br />
wurde, war die Fortbildung zur Agrar-<br />
Bürofachfrau genau das Richtige. Ich hatte das<br />
Gefühl: Genau das fehlt mir jetzt! Das will ich<br />
lernen! Den größten Kick hat mir diese Schulung<br />
in Sachen EDV gegeben, z.B. sicherer im<br />
Umgang mit Excel zu sein.<br />
Auch das Wissen zu Richtlinien im Agrarbereich<br />
ist für mich ungemein wichtig. Bevor ich mit<br />
der Qualifizierung begann, hatte ich bei der<br />
Arbeit schon das Gefühl, nicht wirklich auf dem<br />
neuesten Stand zu sein. Jetzt fühle ich mich up<br />
to date und sicher.“<br />
„Bücher und Zeitschriften<br />
waren bei uns zu<br />
Hause, auch wenn es<br />
an vielem anderem<br />
fehlte, immer zu Genüge<br />
vorhanden. In der<br />
Volksschule konnten wir<br />
keine Sprachen lernen,<br />
also habe ich später in<br />
der Volkshochschule<br />
zunächst Englisch, später Französisch und Italienisch,<br />
Grundkenntnisse in Russisch und die<br />
kyrillische Schrift gelernt.<br />
Jedes Jahr gönne ich mir eine Weiterbildungswoche,<br />
die jedem Arbeitnehmer zusteht.<br />
Anfang der 1990er Jahre bekam ich in meiner<br />
Nebentätigkeit einen Computer ins Büro gestellt<br />
und ich musste mich – ob ich wollte oder<br />
nicht – einarbeiten.<br />
Derzeit arbeitet unser Ortsverband Erndtebrück<br />
an einer eigenen Homepage. Besonders bei<br />
den <strong>LandFrauen</strong> habe ich viele Möglichkeiten<br />
genutzt, um mich weiterzubilden: Persönlichkeitsbildung,<br />
politische Bildung, Rhetorik,<br />
Vereinsführung, Öffentlichkeitsarbeit für Vereine,<br />
Gesundheitsthemen und vieles mehr. Als<br />
Mitglied im Vorstand nutze ich auch die Weiterbildung<br />
für Ehrenamtliche und sei es: Entspannung<br />
und etwas für die Seele tun.“<br />
16 WLLV die Zeitung WLLV die Zeitung 17
<strong>LandFrauen</strong> für <strong>LandFrauen</strong> ...<br />
Mit 48 Euro kann die<br />
Ernährung eines Kindes für<br />
ein Jahr gesichert werden.<br />
Das Gemüsesaatgut für eine<br />
Familie kostet 15 Euro im Jahr.<br />
Welthungerhilfe e.V.<br />
Sonderkonto des dlv<br />
Volksbank Bonn<br />
Kto.-Nr. 1 700 035 022<br />
BLZ 380 601 86<br />
Stichwort: „Mali“<br />
Hilfe zur Selbsthilfe mit der Welthungerhilfe<br />
Unter dem Motto „<strong>LandFrauen</strong> für <strong>LandFrauen</strong>“<br />
unterstützen <strong>LandFrauen</strong> in Deutschland seit<br />
über 30 Jahren <strong>LandFrauen</strong>projekte der Welthungerhilfe.<br />
In vielen Ländern des Südens tragen<br />
Frauen die Last der Verantwortung für die<br />
Ernährung ihrer Familien. Hier setzt die Hilfsorganisation<br />
mit ihren „Hilfe zur Selbsthilfe“-<br />
Projekten an.<br />
Das aktuelle <strong>LandFrauen</strong>-Projekt in Mali zielt auf<br />
die langfristige Sicherstellung ausreichender und<br />
gesunder Ernährung für Schwangere, stillende<br />
Mütter und ihre Säuglinge. Rund ein Drittel der<br />
Kinder unter fünf Jahren ist unter- oder mangelernährt.<br />
Die Kindersterblichkeit liegt bei über<br />
19 Prozent. Kinder haben die geringsten Widerstandskräfte.<br />
Sie sind abhängig davon, ob ihre<br />
Mütter und Väter genügend über richtige Ernährung<br />
wissen. Denn Kinder bekommen nicht nur<br />
zu wenig, sondern häufig auch falsche Nahrung.<br />
Eine der wichtigsten Maßnahmen ist neben der<br />
Förderung der Landwirtschaft in der Region<br />
daher die Prävention von Unterernährung.<br />
Dazu werden Dorfberaterinnen ausgebildet, die<br />
den Gesundheitszustand von Kindern und Müttern<br />
in den Dörfern regelmäßig kontrollieren<br />
und Informationsveranstaltungen durchführen.<br />
Frauen nehmen als Hauptverantwortliche für<br />
die Ernährung der Familie an diesen Schulungen<br />
teil. Sie erfahren nicht nur, wie wichtig<br />
eine ausgewogene Ernährung für die geistige<br />
und körperliche Entwicklung ihrer Kinder ist,<br />
sondern auch für ihre eigene Gesundheit, vor<br />
allem während Schwangerschaft und Stillzeit.<br />
In Kochdemonstrationen vermitteln die Beraterinnen<br />
praktische Tipps zum Umgang mit<br />
Wasser und der Herstellung von Nahrung. Denn<br />
verschmutztes Trinkwasser ist eine der häufigsten<br />
Krankheits- und Todesursachen.<br />
Mali – Die Hoffnung grünt am Rande der Wüste:<br />
viel Land, wenig Lebensraum<br />
Mali, der Vielvölkerstaat und Vorbild für demokratische<br />
Entwicklung in Westafrika, zählt<br />
zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Von<br />
seinen 13,5 Millionen Einwohnern leben mehr<br />
als 60 Prozent unterhalb der Armutsgrenze.<br />
Die Entwicklung Malis ist stark abhängig von<br />
seiner Landwirtschaft, von der ca. 75 Prozent<br />
der Bevölkerung leben. Aufgrund schwieriger<br />
klimatischer Bedingungen werden nur etwa<br />
zwei Prozent des malischen Staatsgebietes,<br />
das etwa dreimal so groß ist wie Deutschland,<br />
landwirtschaftlich genutzt. Die Landwirtschaft<br />
konzentriert sich auf die südlichen Landesteile,<br />
wo vor allem Baumwolle angebaut wird.<br />
Im fruchtbaren Binnendelta des Niger<br />
herrscht der Reisanbau vor. Weiter<br />
nördlich wird das karge Grasland der<br />
Sahelzone für nomadische Viehhaltung<br />
genutzt. Immer wieder kommt es zu<br />
katastrophalen Dürren und Hungersnöten, verursacht<br />
durch zu spät einsetzende, zu kurze oder<br />
ganz ausbleibende Regenzeiten und andere Naturkatastrophen.<br />
Wie im Jahr 2004,<br />
wo neben der zu<br />
kurzen Regenzeit<br />
eine verheerende<br />
Heuschreckenplage<br />
die spärlichen Ernten<br />
zu großen Teilen<br />
vernichtete.<br />
18 WLLV die Zeitung