Bewerbung der Stadt Essen um den Titel “Grüne Hauptstadt ... - prr.de
Bewerbung der Stadt Essen
um den Titel
“Grüne Hauptstadt Europas 2016”
Oktober 2013
Stadt: Einführung und Kontext
Essen / Deutschland
Abb. 0.1: Skyline der Stadt Essen (Quelle: Peter Wieler / Essen Marketing GmbH)
Die Stadt Essen ist mit ca. 571.000 Einwohnern die neuntgrößte Stadt Deutschlands. Sie liegt
im Bundesland Nordrhein-Westfalen in der Mitte der Metropole Ruhr (auch: Ruhrgebiet), in der
etwa 5,2 Millionen Menschen leben. Die Metropole Ruhr ist nach London und Paris drittgrößter
Ballungsraum Europas.
Essen ist innerhalb des Ballungsraums verkehrlich sehr gut über Straßen-, Schienen- und Wasserwege
erschlossen. Gleichwohl ist sie grünste Stadt in Nordrhein-Westfalen; in Deutschland
liegt sie mit ihrem Grünflächenanteil auf Platz 3. Dazu tragen neben Parkanlagen wie dem
Grugapark und traditionellen Erholungsgebieten im Essener Süden neue Wohn- und Freiflächenqualitäten
in der Stadtmitte und im Norden der Stadt bei.
Abb. 0.2: Wohnungsbauten an neuen Wasser-/Grünlagen im Universitätsviertel und Niederfeld
(Quelle: Stadtbildstelle, Allbau)
Das Stadtgebiet von 210 km² ist unterteilt in 9 Bezirke mit insgesamt 50 Stadtteilen. Der Rat ist
das wichtigste Entscheidungsgremium der Stadt. Er wird für jeweils fünf Jahre von den Essener
Bürgerinnen und Bürgern gewählt. Vorsitzender und zugleich Chef der Verwaltung ist Oberbürgermeister
Reinhard Paß.
1
Abb. 0.3: Lage in Europa / in der Metropole Ruhr (Quelle: EWG-Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft)
Abb. 0.4 – 0.5: Stadtgebiet; Historisches Stadtwappen / Aktuelles Logo (Quelle: Stadt Essen)
Essen kann auf eine 1160 Jahre alte Geschichte zurückblicken. Bekanntestes Exponat aus der
frühen Zeit ist die Goldene Madonna als älteste Marienfigur des Abendlandes, zu besichtigen in
2
der Schatzkammer des Essener Doms. Von dieser Kathedrale aus leitet Bischof Franz-Josef
Overbeck das Bistum Essen, in dessen Einzugsbereich etwa 2,5 Mio. Menschen leben.
Die jüngere Geschichte war bestimmt von Kohle und Stahl. Der zunächst oberirdische Kohleabbau
im Süden der Stadt beeinträchtigte Natur und Landschaft kaum. Die massive Kohleförderung
im Bergbau ab dem frühen 19. Jahrhundert und folgende Schwerindustrien verdrängten
jedoch in der nördlichen Stadthälfte Natur und Landschaft bis zur Schließung der letzten Zeche
im Jahr 1986. Ebenfalls zu Beginn des 19. Jahrhunderts gründete Friedrich Krupp eine Gussstahlfabrik;
der Name Krupp ist bis heute untrennbar mit der Stadt verbunden. Seit 2010 hat der
mit der Firma Thyssen fusionierte Gesamtkonzern seinen Firmensitz wieder im Krupp-Gürtel
nahe der Essener Innenstadt. Zur Revitalisierung des ehemaligen Industrieareals wurde eine
Hauptverkehrsstraße gebaut und eine zusätzliche Straßenbahnlinie geplant. Die Villa Hügel
oberhalb des Baldeneysees im Besitz der Krupp-Stiftung 1 wird auch für Besichtigungen und
Ausstellungen genutzt.
Abb. 0.6: Krupp-Gürtel mit Hauptverwaltung ThyssenKrupp AG, öffentlichem Park und Berthold-Beitz-Boulevard als
neuer Erschließungsstraße (Quelle: ThyssenKrupp Real Estate)
Die Zeche Zollverein war von 1847 bis 1986 aktives Steinkohlebergwerk und dient heute als
Industriedenkmal kulturellen Nutzungen. Gemeinsam mit der Kokerei Zollverein zählt sie seit
2001 zum Welterbe der UNESCO und ist heute ein Wahrzeichen der Stadt. Auf dem Gelände
befindet sich auch das Ruhr Museum, welches Besuchern in seiner Dauerausstellung die Natur-
und Kulturgeschichte des Ruhrgebiets zeigt.
1 Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
3
Abb. 0.7: Zollverein Schacht XII (Quelle: Stadtbildstelle Essen)
Nach dem Rückgang der Industrie entwickelte sich Essen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
zu einer Dienstleistungs- und Wirtschaftsmetropole. Neben der ThyssenKrupp AG
haben weitere Großkonzerne wie die RWE AG oder E.ON Deutschland hier ihren Hauptsitz.
Der Mix mit Mittelstand und Handwerk bestimmt das gute Wirtschaftsklima. Etwa 81% aller Erwerbstätigen
arbeiten im Dienstleistungssektor. Die hohe Anzahl an Arbeitsplätzen bringt zusätzlich
täglich rd. 140.000 Berufspendler in die Stadt.
Essen ist auch Messe- und Kongressstandort, Universitätsstadt, Einkaufsstadt und kulturelle
Hochburg in der Metropole Ruhr. Sowohl das Museum Folkwang als auch das Red Dot Design
Museum bieten international beachtete Einblicke in die Welt von Kunst und Design. Das Aalto
Theater und die Philharmonie im Saalbau sind repräsentative Spielstätten für Oper, Ballett und
Konzerte. Viele weitere Bühnen für Theater, Varieté und Kino tragen zur kulturellen Vielfalt bei.
Vor diesem Hintergrund ist Essen 2010 zur Kulturhauptstadt Europas ernannt worden und repräsentierte
dabei die gesamte Metropole Ruhr.
Abb. 0.8: Aalto Theater, Philharmonie / Baldeneysee mit Villa Hügel (Quelle: Stadtbildstelle Essen)
4
Diese Auszeichnung für Essen und die Region hat in Europa für Aufsehen gesorgt. Sie ist Ausdruck
eines Strukturwandels in Fortsetzung der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher
Park. Diese wurde in der Metropole Ruhr von 1989 bis 1999 durchgeführt und veränderte das
Gesicht der Region.
Immer mehr hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die 53 Städte der Metropole Ruhr viele
Herausforderungen nur gemeinsam meistern können. Traditionell werden diese interkommunalen
und regionalen Kooperationen seit mehr als 100 Jahren bei der Abwasserentsorgung
und der Wasserversorgung betrieben. So wurde die Emschergenossenschaft (Sitz:
Essen) bereits 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet. Ihre Hauptaufgabe
ist die Abwasserreinigung in einem Einzugsbereich von mehr als 2 Mio. Menschen.
Noch bis 2020 dauert der Umbau des Emschersystems mit einem neuen Abwasserkanal und
der Herstellung neuer Gewässer (Investitionsvolumen 4,5 Milliarden EUR) an. Auf eine 100-
jährige Geschichte blickt auch der Ruhrverband (Sitz: Essen) zurück. Durch ihn wurde der Bau
großer Stauseen und Talsperren sowie moderner Kläranlagen ermöglicht. Er sichert die Wasserversorgung
für ein Gebiet mit 4,6 Mio. Einwohnern. Alle technischen Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen
werden laufend an den Stand der Technik angepasst.
In den vergangenen Jahren wurden auch andere Umweltthemen über regionale Konzepte aufgegriffen.
So trat im Juli 2008 der erste dreiteilige Luftreinhalteplan für die Metropole Ruhr in
Kraft und wurde im Oktober 2011 fortgeschrieben. Weitere regionale Ansätze zum Klimaschutz
in der Metropole Ruhr sollen bis zur „Klimaschutz-Expo NRW » RUHR“ der Landesregierung
entwickelt und in einem „Schaufenster“ präsentiert werden. Einen Beitrag dazu soll auch die
Bewerbung der Stadt Essen als „Grüne Hauptstadt Europas“ leisten.
Essen beteiligt sich seit vielen Jahren an diversen Netzwerken und Initiativen, um das Klima
regional und kommunal zu verbessern und nachhaltig zu schützen. Seit 1993 ist die Stadt Essen
Partnerin im "Städtenetzwerk Klima-Bündnis / Alianza del Clima e.V.“ 2009 hat der Rat der
Stadt ein „Integriertes Energie- und Klimakonzept“ beschlossen. Die derzeit darin enthaltenen
133 Maßnahmen werden in einem Gesamtprozess unter der Dachmarke klima|werk|stadt|essen
für eine nachhaltige und klimagerechte Stadtentwicklung verfolgt. 2010 ist die Stadt Essen dem
„Covenant of Mayors“ beigetreten. Im gleichen Jahr wurde Essen erstmalig mit dem „European
Energy Award“ ausgezeichnet.
Abb. 0.9: Auszeichnung „european energy award 2010“
Weitere Aktivitäten auf europäischer Ebene erfolgen beispielsweise im Rahmen der Mitgliedschaft
bei EUROCITIES oder durch Einrichtung eines Europe Direct Information Center. Essen
ist 2013 durch das Land Nordrhein-Westfalen als „Europaaktive Kommune“ ausgezeichnet worden.
Es wurde bis heute kein Umweltverfahren gegen die Stadt Essen vor dem Europäischen Gerichtshof
eingeleitet.
5
Neben der Beteiligung an regionalen Prozessen plant Essen auch die Zukunft der Stadt. Mit der
Strategie ESSEN.2030 hat der Rat der Stadt einen integrativen Stadtentwicklungsprozess zur
Stärkung der Attraktivität und der Wettbewerbsfähigkeit der Stadt beschlossen. Unter Beteiligung
der Bevölkerung, der Wirtschaft und weiterer Akteure der Stadtgesellschaft werden Projekte
und Maßnahmen in fünf Handlungsfeldern verfolgt. Darunter befinden sich für die erste
Umsetzungsphase bis 2018 Handlungsziele wie „Integrierte Mobilität etablieren“ oder „Klimaverantwortung
übernehmen und intelligenten Umgang mit Ressourcen sichern“, ein Leitprojekt
ist darunter die Bewerbung als „Grüne Hauptstadt Europas“.
Abb. 0.10: Parkleuchten im Grugapark / Feuerwerk „75 Jahre Baldeneysee“ (Quelle: Stadtbildstelle Essen)
6
Themenfeld 01: Klimawandel: Schadensminderung und Anpassung
1 A. Gegenwärtige Situation
Laut CO 2 -Bilanz der Stadt Essen [1] ging die CO 2 -Emission im Stadtgebiet von 6,22 Mio. t im
Jahr 1990 auf 4,77 Mio. t bis 2009 um mehr als 23 Prozent zurück 1 (Abb. 1.1).
Abb. 1.1: CO 2-Gesamtemissionen mit Vorketten (LCA) / (Quelle: Stadt Essen)
Durch den im Einführungskapitel beschriebenen Strukturwandel bietet sich die Chance, den
wirtschaftlichen Kern der Metropole Ruhr vorbildlich und nachhaltig zu prägen. Um den CO 2 -
Minderungstrend fortzusetzen und zu beschleunigen, ist insbesondere die weitgehende
Dekarbonisierung des Energiesystems durch Steigerung der Energieeffizienz, Energieeinsparungen
bei Strom und Wärme und den Einsatz von Erneuerbaren Energien bei der
Energiewandlung notwendig. Dieser Trend wurde in Essen erfolgreich eingeleitet. Einerseits
ist der Verbrauch von Energieträgern mit ungünstigem Primärenergiefaktor (insb. Heizöl,
Braun- und Steinkohle) deutlich zurückgegangen, andererseits hat sich der
Primärenergiefaktor der dafür mit höheren Anteilen eingesetzten Energieträger verbessert
(Strom, Fernwärme). Dies liegt in erster Linie an der Zunahme der Energiewandlung durch
1
Die Stadt Essen berechnet die CO 2-Emissionen mit dem Tool ECORegion grundsätzlich nach dem
Verursacherprinzip. Es wird daher die Abgabe energiebezogener CO 2-Emissionen von im Stadtgebiet
angesiedelten Haushalten, Wirtschaftsbetrieben und Fahrzeugen dargestellt, die von diesen global, d.h. auch
außerhalb ihres Territoriums verursacht werden. Es erfolgt eine Gesamtbetrachtung, die ebenfalls den
energetischen Bereitstellungsaufwand der Vorketten berücksichtigt ( „Life Cycle Assessment (LCA)“) Durch die
Wahl der vorgenannten Methode erfüllt die Stadt Essen die Forderung des Klimabündnis e.V. und des European
Energy Awards (eea®).
1
erneuerbare Energien, Umweltwärme und Abfall, deren Ausbau seit dem Jahr 2000 deutlich
an Dynamik gewonnen hat.
Positiv wirkt sich das leistungsfähige Fernwärmenetz aus, das überwiegend aus der
Fernwärme-Auskopplung aus dem Müllheizkraftwerk Essen-Karnap gespeist wird und knapp
20% des Raumwärmebedarfs mit einem Primärenergiefaktor von 0,12 deckt. Negativ schlägt
der überdurchschnittliche Anteil von Stromheizungen (Nachtspeicherheizungen NSP) zu
Buche.
Die vorliegende Berechnung von CO 2 –Emissionen bezieht sich auf das Stadtgebiet von
Essen und basiert auf der Erhebung von Struktur- und Verbrauchsdaten der Wirtschaft, der
Verwaltung, der privaten Haushalte und dem Sektor Verkehr. Der der Bilanz
zugrundeliegende Energieverbrauch setzt sich etwa hälftig aus lokalen Daten und aus
Bundeskenngrößen zusammen 2 . Wir beziehen alle Emissionsminderungen auf die
Emissionen im Jahr 1990 im Sinne eines Referenz-Emissionsinventares. Anlagen die im EU-
Emissionshandel erfasst sind, sind nicht in der CO 2 -Bilanz enthalten und emittierten
zusätzlich ca. 240.000 t CO 2 im Jahr 2009 [2]. Ebenfalls unberücksichtigt bleibt der
Stromverbrauch der Aluminiumhütte der TRIMET AG, der einen Anteil von bis zu 45 % pro
Jahr am Gesamtstrombedarf bei gleichzeitig sehr hohen konjunkturellen Schwankungen hat.
Durch Einrechnung des TRIMET-Stromverbrauchs würde die Bilanz in Bezug auf alle
übrigen Sektoren deutlich an Aussagekraft verlieren. So würden Änderungen in den durch
städtische Immobilien verursachten CO 2 -Emissionen überdeckt, denn diese entsprechen mit
59 kt CO 2 nur einem Anteil von 1,2% an den Gesamtemissionen.
Im Jahr 1990 wurden in Essen 9,92 t CO 2 pro Einwohner erzeugt. Bis zum Jahr 2009 gelang
bereits eine Reduzierung auf 8,28 t CO 2 pro Kopf (-16,5%). Damit liegt die Stadt Essen
insbesondere aufgrund des Strukturwandels weit unter dem Landes- und Bundesschnitt. Die
Vergleichswerte lagen 2010 deutschlandweit bei 10 und in Nordrhein-Westfalen bei etwa
17,6 Tonnen pro Kopf [3,4]. Bezieht man die Emissionen der Aluminiumhütte in die
Betrachtung des Jahres 2009 mit ein, so lag die Essener CO 2 -Emission pro-Kopf mit 9,45 t
ebenfalls noch unter dem Bundes- und Landesdurchschnitt.
Mit 2.06 t CO 2 pro Einwohner im Jahr 2009 verursacht der Kraftstoffverbrauch im Verkehr
(ohne Schifffahrts- und Flugverkehr) ziemlich genau ein Viertel der Gesamtemissionen. Den
größten Verursacheranteil an der ausgestoßenen CO 2 -Menge machte 2009 mit 36,7 % bzw.
3,04 t CO 2 pro Einwohner jedoch der Stromverbrauch aus. Trotz einer leichten Steigerung
des Verbrauchs um 59 GWh zwischen 1990 und 2009 sanken die hierdurch verursachten
CO 2 -Emissionen um 16,4%, weil die CO 2 -Intensität des Strommixes rückläufig ist (Abb. 1.2) 3 .
2 Lokale Quellen: Einwohner, Beschäftigte nach Wirtschaftsbranchen, Energielieferungen von Energieversorgungsunternehmen:
Gas-, Strom- und Fernwärmeverbrauch, Primärenergiefaktoren für Fernwärme, Kfz-Zulassungszahlen,
Energieverbrauch der Stadtverwaltung nach Energieträgern nationale Quellen: Strommix,
Energieverbrauch nicht leitungsgebundener Energieträger (Öl, Kohle, Flüssiggas, Holz, Umweltwärme, Biogas,
Sonnenkollektoren), Mittlere Fahrleistung von Kfz
3
Durch die Liberalisierung des Strommarktes ist es nicht möglich, den Energieträger-Mix aller am Essener Strommarkt
vertretenen EVUs anteilig zu bestimmen. Der CO 2-Emissionsfaktor des Strommixes wird daher aus dem
Bundesmix abgeleitet.
2
Die Stadtverwaltung bezieht seit 2010 zertifizierten Ökostrom mit einer deutlich reduzierten
CO 2 -Intensität. (nach 25 % im Jahr 2010 und 29 % im Jahr 2012 seit dem 01.01.2013 100 %
zertifizierten Ökostrom [5].
Abb.1.2: Entwicklung der Stromlieferungen und der CO 2-Emissionen im Strommix / (Quelle; Stadt Essen)
Ziele des Klima-Bündnis
Reduzierung des CO 2 -Ausstoßes um 10% alle 5 Jahre,
Halbierung der pro-Kopf Emissionen bis spätestens 2030 (Basisjahr 1990),
Schutz der tropischen Regenwälder durch Verzicht auf Tropenholznutzung
Ziel des Konvents der Bürgermeister/innen
Die Unterzeichnerstädte des „Konvents der Bürgermeister“ verpflichten sich, die 20/20/20-
Ziele bis 2020 der Europäischen Union zu übertreffen.
Ziele der Bundesregierung
Reduzierung der CO 2 -Emissionen um 40 % bis 2020 (Basisjahr 1990)
Verminderung der CO 2 -Emissionen um 80 % – 95 % bis zum Jahr 2050
(entsprechend etwa 2,5 Tonnen CO 2 -Äquivalent/Einwohner/in).
Ziele der Landesregierung (Klimaschutzgesetz NRW vom 23.01.2013 / Erstes in
Deutschland)
Klimaschutz wird zur Pflichtaufgabe
Ziel: CO 2 -Einsparung um 25 % bis 2020 / Erstellung eines Klimaschutzplanes für NRW
Abb. 1.3: Die Klimaschutzziele der Stadt Essen [6] / (Quelle: Stadt Essen)
3
1 B. In der Vergangenheit erzielte Ergebnisse
Wir verstehen die Energiewende in Essen als Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung unter
dem Leitbild einer kompakten, ressourcenschonenden Stadt.
Um die Energiewende auf kommunaler Ebene zu managen, setzen wir uns Ziele, gehen
Selbstverpflichtungen ein und bedienen uns kommunaler Klimaschutzmanagement-systeme
wie beispielsweise dem European Energy Award®, die helfen, Fortschritte zu dokumentieren
und zu kontrollieren. Ein Controlling erfolgt durch jährliche Bilanzberichte und CO 2 -
Bilanzierung.
Gegründet auf den Bausteinen des Integrierten Energie- und Klimakonzeptes (IEKK) von
2009 [7] und dem erfolgreichen Beitrag im Wettbewerb „Energieeffiziente Stadt“ 4 verfolgt die
Stadt unter der Dachmarke klima|werk|stadt|essen [8] eine integrierte, nachhaltige und
klimagerechte Stadtentwicklung. Diese Strategie wurde 2012, zwei Jahre nach Beitritt zum
Konvent der Bürgermeister, im Sustainable Energy Action Plan (SEAP) der Stadt dargelegt
Wesentliche Voraussetzung für das Erreichen der Klimaschutzziele ist die umfassende
Beteiligung der Stadtgesellschaften. Essen setzt im Konzept für die Stadt der Zukunft vor
allem auf wachsendes Klimabewusstsein und nachhaltiges Handeln seiner Bevölkerung,
gepaart mit kreativer unternehmerischer Kompetenz bei Energienutzung, Ressourcenschutz
und urbanen Lösungen. Um die Akteure der klima|werk|stadt|essen im Sinne einer neuen
Klimakultur zu vernetzen, wurde 2012 die Klimaagentur Essen gegründet.
Abb.1.4: Zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um den Klimaschutz, die Geschäftsstelle der Klimaagentur
Essen (Quelle: Stadt Essen)
Sie berät, fördert Projekte, organisiert Informationskampagnen, Veranstaltungen und knüpft
Netzwerke.
4 „Klimainitiative Essen – Handeln in einer neuen Klimakultur“ gefördert mit insgesamt 5 Mio. € im Wettbewerb
„Energieeffiziente Stadt“ des Bundesforschungsministeriums 2011-2016
4
Zentrale Dienstleistung ist das Sanierungsdienstleistungspaket [9]. Es reduziert die
Komplexität von energetischen Sanierungsmaßnahmen in Kooperation mit der
Kreishandwerkerschaft Essen in einem Energieeffizienz-Partner-System. Für
unterschiedliche Bedürfnisse können nach einer kostenfreien Erstberatung
zielgruppengerechte Dienstleistungspakete angeboten werden, die auf die konkrete
Immobilie, aber auch auf die finanziellen Möglichkeiten zugeschnitten sind.
Daher engagiert sich Essen hier auf vielfältige Weise:
• Mit einem Dienstleistungsangebot der Klimaagentur Essen, welches Hausbesitzer-
/innen in allen Phasen des Sanierungsprozesses von Erstanalyse über Planung,
Finanzierung, Einbeziehung der Mieterschaft und Durchführung der Sanierung
unterstützt.
• Mit Aufnahme energetischer Aspekte in kommunale Förder- und Modernisierungsprogramme
(Hof- und Fassadenprogramm) [10],
• durch Zusammenarbeit mit unserer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Allbau
AG, die jährlich 3% der Fläche energetisch sanieren,
• durch Festsetzung energetischer Standards (Leitfaden für energetisch optimierte
Stadtplanung [11]) bei Bebauungsplänen, bei Verkauf oder Verpachtung
kommunaler Grundstücke,
• durch Bau ganzer Siedlungen im Passivhausstandard (Abbildung 1.5 oben) oder
• durch komplettes Erschließen neuer Baugebiete durch Nahwärmenetze (Abbildung
1.5 unten).
5
Abb.1.5: Energetisch optimierter Wohnungsbau mit innovativen Nahwärmenetzen in Essen:
Klimaschutzsiedlung Dilldorfer Höhe und Seebogen - Kupferdreh (unten rechts)
(Quelle: Stadt Essen)
Die stadteigene Gebäudesubstanz und -technik wird kontinuierlich verbessert. Im Neubau
muss Passivhausstandard erreicht werden (Kindergarten- und Schulbauten realisiert) 5 . Mit
Unterstützung nationaler und regionaler Förderprogramme wurden in den letzten fünf Jahren
[12] über 70 Mio. € in die Gebäudesanierung investiert. Weitere Maßnahmen umfassen
eine verbesserte Verbrauchsüberwachung, die Umsetzung innovativer Finanzierungsmodelle
im Contracting [13], Hausmeister- und Nutzerschulungen (E-Fit [14]). So hat Essen den
Energieverbrauch städtischer Gebäude in den letzten 10 Jahren um 16% von 228 GWh in
2002 auf 192 GWh im Jahr 2012 gesenkt [15].
5
Haus des Lernens – in Essen Haarzopf ,Gymnasium Essen Überruhr vgl. Themenfeld 11
6
Durch ein Sanierungsprogramm der Straßenbeleuchtung mit Komplettersatz der Gasleuchten
und Ersatz von 18.000 L 12-Pilzleuchten durch Natriumdampf-Hochdruckleuchtmittel
wurde der Energieverbrauch in den letzten fünf Jahren um 15 Mio. kWh und die
CO 2 -Emissionen um 3.000 t jährlich gesenkt [16]. Daneben setzt Essen auf LED-
Beleuchtung wie bei der Umstellung von 280 Leuchten im Gruga-Park.
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Allbau AG hat zwischen 2010 und 2013 1.368
Wohneinheiten energetisch modernisiert (ca. 46,1 Mio. € Gesamtinvestitionskosten). Die
Sanierungsquote liegt bei 3% der Fläche/p.a.
In der Sanierung und im Neubau werden die gesetzlichen Anforderungen zur
Energieeffizienz im Mittel um ca. 30% übertroffen. Die Heizverbräuche im Wohnungsbestand
konnten so im Mittel von ca. 145 kWh/m²*a (2003) auf ca. 120 kWh/m²*a (2013) gesenkt
werden. Der Bestand der Nachtspeicherheizungen der Allbau wurde seit 2003 durch
Umstellung auf Zentralheizungen fast halbiert; bis 2020 ist eine weitere Halbierung geplant
(Abb. 1.6).
Abb. 1.6: Bestand an Nachtspeicherheizungen der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Allbau AG
(Quelle: Allbau AG)
Im März 2013 startete die Stadt Essen mit der RWE Deutschland AG das Projekt „RWE
Flug-Thermografie Essen“ [17]. Mit der flächendeckenden Aufnahme von Wärmeverlusten
der Dächer wurde erstmalig ein „energetischer Fußabdruck“ für eine Großstadt geschaffen.
Mit detaillierten Informationen zur Wärmeabstrahlung von Dachflächen gibt Essen allen
Immobilienbesitzern Anregungen zur energetischen Gebäudesanierung. Ziel des Projektes
ist auch ein Energie-GIS aufzubauen und hiermit einen Energienutzungsplan (zur Planung
der Wärmeversorgung) zu erstellen.
7
Abb. 1.7 Vergleich des Luftbildes und des Thermalbildes der Philharmonie Essen / (Quelle: Stadt Essen)
Neben der Steigerung der Energieeffizienz ist der Ausbau der erneuerbaren Energien
zentraler Baustein der Klimaschutzstrategie der klima|werk|stadt|essen (Abb. 1.8).
Abb.1.8: Entwicklung der Anlagen zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in Essen nach EEG,
a) Installierte Leistung, b) Stromerzeugung in 2011 [18] / (Quelle: Stadt Essen)
In Essen tragen über 1.200 Photovoltaikanlagen (PV) mit einer Leistung von 15 MWp zur
dezentralen Stromerzeugung bei. Auf städtischen Dächern sind 19 Bürgersolarstromanlagen
mit einer Leistung von 678 kWp bereits realisiert. Weitere Dächer stehen zur Verfügung, um
auch Menschen ohne Immobilienbesitz die Möglichkeit zu geben, in Klimaschutz vor Ort zu
investieren.
Ende 2010 wurde das Essener Solardachkataster veröffentlicht, sodass Hausbesitzer und
Gewerbetreibende feststellen können, ob ihr Dach für PV oder Solarthermie geeignet ist
[19].
Die Stadtwerke Essen AG haben 2012 im Stadtpark Gruga ein Biomasseheizwerk mit einer
Leistung von 1.650 kW Biomasse und 4000 kW Gas angeschlossen (Investitionssumme
8
etwa 4,4 Mio €). Die STEAG Fernwärme AG rüstet 2013 einen der vier Kohlekessel des
Heizwerkes Rüttenscheid in ein Biomethan-Blockheizkraftwerk um (5 MW el ).
Das Müllheizkraftwerk Essen-Karnap liefert Fernwärme für 20% des Essener
Wärmebedarfs 6 . Neben der Fernwärme ist der Ausbau hocheffizienter dezentraler Kraft-
Wärme-Kopplung (KWK) wichtiger Baustein bei der Transformation des Energiesystems in
Essen, mit einer Vielzahl erfolgreicher Umsetzungsbeispiele innovativer Nahwärmenetze in
den letzten Jahren 7 (Abbildung 1.5).
Richtungsweisend ist die Klimaschutzsiedlung [20] Dilldorfer Höhe [21] (68 Wohneinheiten,
davon 17 Einfamilienhäuser, Passivhausstandard und KfW-Effizienzhaus 55, Erdwärmepumpe
plus Solar und PV, Smart Metering).
Der zunehmenden Bedeutung alternativer Mobilitätskonzepte wird Rechnung getragen. In
baulicher und technischer Hinsicht wurden Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur für
Radfahrer, Fußgänger und ÖPNV-Nutzer umgesetzt. Der Radweg Rheinische Bahn wurde
2010 als erster Bauabschnitt eines geplanten Radschnellweges von Duisburg bis Hamm
eröffnet. Über 250 Einbahnstraßen wurden für Radfahrer geöffnet. Über das Leihradsystem
„metroradruhr“ stehen ab 2010/11 in Essen an 50 Stationen über 400 Fahrräder zur
Verfügung. Technische Verbesserungen betreffen im ÖPNV z. B. die Erfüllung der Euro-
Normen 5 und 6 durch die Busflotte, die Anschaffung von 27 neuen Straßenbahnen und
eines Hybridbusses, die Beschleunigung von Straßenbahn- und Buslinien. Fünf
Erdgastankstellen und 80 öffentliche Elektro-Ladesäulen stehen zur Verfügung. Diese
werden unter anderem durch das Elektroauto-Carsharing Projekt Ruhrauto-E [22] mit derzeit
40 Elektro-Autos von über 500 Personen genutzt.
Die Klimaagentur organisiert Kampagnen für den Umweltverbund, wie die Radfahrkampagne
„Stadtradeln“. Die Bike- und Carsharingangebote sind im Ticketsystem der
Verkehrsgesellschaft integriert. Auf diese Weise wird die flexible intermodale Mobilität in
Essen Realität.
Um Unternehmen bei der Reduzierung ihres Energie- und Ressourcenverbrauchs zu helfen,
hat Essen vor 10 Jahren ÖKOPROFIT ®8 [23] eingeführt. Über 81 Unternehmen konnten
bisher 39.000 t CO 2 und 94 GWh Energie pro Jahr einsparen.
Mit dem EnergieSparService Essen [24] ist es der Stadt Essen zusammen mit der Neuen
Arbeit der Diakonie gelungen, lokale Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik mit den
Klimaschutzzielen vor Ort zu verbinden. Die Essener Bedarfsgemeinschaften im
Transferleistungsbezug werden in ihren eigenen vier Wänden kostenlos durch 30
Energiesparhelfer beraten. Bei über 2.500 Haushalten wurde dadurch eine
Energieeinsparung von über 1,3 Mio. kWh pro Jahr erzielt.
6 Die Auskopplung von Wärme bei der thermischen Verwertung von Müll ist eine Erzeugung aus Erneuerbaren
Energien im Sinne des EE-Wärme Gesetzes
7 Bspw. Nöggerath Siedlung (26 EFH), Seebogen Kupferdreh (46 EFH, 5 MFH), Borbecker Börde (86 EFH),
Gewobau (Bioerdgas BHKW (549 KW) zur Versorgung von 800 WE, Ärztehaus, Ladenzentrum und Altenheim)
8 Vgl. Themenfeld 10
9
Essen bezieht die Anpassungserfordernisse an den Klimawandel mittels planerischer
Vorsorge in die integrierte Stadtentwicklung ein, beispielsweise im Projekt Stadtklima
ExWoSt [25] in enger Kooperation mit dem Regionalprojekt dynaklim [26]. Hier wurden die
Folgen des Klimawandels für die Gesamtstadt identifiziert und Anpassungserfordernisse auf
Stadtebene und für ausgewählte Quartiere definiert.
Es wurde ein integriertes Maßnahmenkonzept zur klimagerechten Stadtentwicklung aufgestellt;
der Handlungsschwerpunkt liegt im Bereich Hitze. Es bestehen insbesondere in den
hochverdichteten Quartieren Bereiche, die sich als Hitzeinseln ausprägen. Stadtumbau,
energieeffizientes Bauen und die Anlage eines klimatisch wirksamen Sees wurden
beispielhaft im Stadtumbaugebiet Niederfeld in Altendorf verbunden. Über die Initiative
„Einzeleigentümer (IdEE)“ 9 , die Beraterpools und Akteursnetzwerke entwickelt, werden
Hauseigentümer zur Sanierung ihrer Wohnungsbestände angeregt (siehe auch Themenfeld
12C) [27]
Abb. 1.9: Städtebaulicher Entwurf der ALLBAU Siedlung am Niederfeldsee mit Brücke des Radschnellwegs
(Quelle: Stadt Essen)
9 Das Projekt wird von der Landesregierung gefördert und erfolgt in Kooperation mit dem Hauseigentümerverband
Haus und Grund, der Kreishandwerkerschaft, städtischen Dienststellen, Energieberatern und weiteren
Institutionen. (http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_68/idee_altendorf.html)
10
1 C. Zukunftspläne
Essen möchte mit der Umsetzung seiner Klimaschutzstrategie Verantwortung übernehmen,
die Chancen zur nachhaltigen Stadtentwicklung ergreifen und Vorbild sein. Die Stadt Essen
übernimmt das nationale Zielsystem [28] als Beitrag für die Erreichung der europäischen
Klimaschutzziele. Neben dem zentralen Meilenstein einer Reduzierung der CO 2 -Emissionen
um 40% bis 2020 gegenüber 1990 bedeutet dies auch die mittel- bis langfristige
weitgehende Dekarbonisierung mit Emissionsminderungen von 80-95% bis 2050.
Aufgrund der unterschiedlichen Standortbedingungen für die Nutzung erneuerbarer Energien
lassen sich die Ziele nur über regionale Konzepte und mithilfe von interkommunalen
Kooperationen realisieren. Auch die Lösungen vieler Mobilitätsprobleme haben Stadt-
Umland-Bezug. In der Wärmeversorgung kommt der Verbindung der Fernwärmeschienen
Rhein-Ruhr und der damit verbundenen Verbesserung der Möglichkeiten zur Integration von
Wärme aus erneuerbaren Energien eine Schlüsselrolle zu.
Die Aufstellung eines Energienutzungsplans (ENP) soll helfen die Potenziale der KWK, von
Fern- und Nahwärmenetzen und insbesondere der Abwärmenutzung auch über die
Stadtgrenzen hinaus konsequent auszuschöpfen. Grundlage ist neben Auswertung der
„RWE Thermalbefliegung“ eine Datenerhebung über einen Crowd-Sourcing Ansatz 10 und
eine Auswertung zu Strom- und Wärmelieferungen der Energieversorgungsunternehmen.
Der ENP berücksichtigt zusätzlich soziale, ökonomische, stadtstrukturelle und ökologische
Fragestellungen. Die Komplexität der Akteurskonstellationen stellt ein zentrales Hemmnis –
insbesondere für den Ausbau von Quartiersansätzen wie Wärmenetzen – da. Zentrale
Strategie ist daher die konsequente Erweiterung des Informations- und Beratungsangebots
der Klimaagentur. Eine Beratung soll dabei nicht isoliert und nur für Einzelobjekte erfolgen,
sondern die energetische Modernisierung der Quartiere, die Potenziale für erneuerbare
Energien und die vorhandenen Akteurskonstellationen sollen gemeinsam betrachtet werden,
um daraus ganzheitliche Sanierungsstrategien abzuleiten. Anschließend soll die
Klimaagentur Akteure vor Ort - sowohl auf der Investoren- als auch auf der Kundenseite -
aktivieren und koordinieren.
Einen großen Schritt auf dem Weg zur Minderung des Gesamtenergieverbrauches möchte
Essen durch den vollständigen Ersatz der klassischen elektrischen Nachtspeicherheizungen
erreichen. Für die eigenen Gebäude besteht die Planung, alle Nachtspeicherheizungen bis
2025 zu ersetzen. Für Gebäude im Privatbesitz entwickelt die Stadt derzeit
Anreizprogramme.
Eine intelligente flexible Nutzung der Mobilitätsangebote des Umweltverbundes, vom
ertüchtigten ÖPNV über Carsharing, Bikesharing auch für Elektroautos und -fahrräder sollen
Ausdruck einer von der Bevölkerung und Wirtschaft verinnerlichten und gelebten Klimakultur
werden. Über den Trend zur Elektromobilität können Synergien auch für die Luftreinhaltung
10 Die Bürgerinnen und Bürger werden gebeten freiwillig in der Klimaagentur und übers Internet Kennzahlen zu
ihren Gebäuden zu nennen, die unmittelbar in das Geoinformationssystem des Energienutzungsplans
einfließen
11
und Lärmminderung erzielt werden. Zur Förderung des Radverkehrs bauen Stadt und RVR
das Radwegenetz forciert aus. Die „Fahrradautobahn“ Radschnellweg Ruhr als zentrale
West-Ost-Pendlerverbindung 85 km durch das Ruhrgebiet von Duisburg bis Dortmund soll
Realität werden [29]. Die auch klimatisch wichtige Vernetzung der Grün- und Freiräume wird
durch Neue.Wege.zum.Wasser [27] und andere Projekte des Emscher-Umbaus [30]
realisiert. Zur Begrenzung der Auswirkungen des fortschreitenden Klimawandels sollen
weiterhin dauerhaft mehr als die Hälfte der Stadtfläche für Grün-, Frei- und Wasserflächen
zur Verfügung stehen [31].
Dafür steht das Konzept der klima|werk|stadt|essen. Unter dieser Dachmarke ist die
Weiterentwicklung und Umsetzung der Klimaschutzstrategie organisiert. Dabei werden
kontinuierlich Projekte abgeschlossen und neue Projekte aufgenommen. Derzeitig sind 129
konkrete Projekte im Aktionsplan bis 2020 vorgesehen [32] mit im Regelfall gesicherten
Ressourcen.
Um das Ziel der 40%igen Emissionsminderung bis 2020 gegenüber 1990 zu erreichen,
müssen noch gut 1 Mio. t CO 2 pro Jahr weniger verursacht werden. Beispielhaft sollen durch
• die Sanierung von 20% der Wohnfläche auf Passivhausstandard (-198.000 t CO 2 )
• den Komplettaustausch der Nachtspeicheröfen (-34.000 t CO 2 ),
• den Ausbau der KWK bis 25% des Stromanteils 11 (-9.000 t CO 2 )
• den Ausbau der Solarthermie (0,33 qm /EW ) und Windkraft (3 Windenergieanlagen à
2,5 MW) (-24.000 t CO 2 ) und
• die Verlagerung im Modal Split mit jeweils 3% mehr zu ÖPNV und Radverkehr
(- 64.000 t CO 2 )
insgesamt ca. ein Drittel dieser 1 Mio. t eingespart werden. Eine Steigerung der
Sanierungsquote im privaten Wohnungsbestand von derzeit ca. 1% auf 3% im Jahr kann die
übrigen zwei Drittel beitragen. Mit dem Arbeitsprogramm der klima|werk|stadt|essen versucht
Essen diese Meilensteine durch konkrete Maßnahmen zu erreichen. Die anvisierten Erfolge
im Klimaschutz sind wesentlich davon abhängig, inwieweit Aktivitäten von Unternehmen,
Hausbesitzern und der Bevölkerung entwickelt und umgesetzt werden. Daher setzt die
klima|werk|stadt|essen auf die Integration der Stadtgesellschaft. Auch die Essener Schulen,
Unternehmen, Vereine, Verbände und Initiativen sowie die Bevölkerung setzen Projekte um,
können diese unter dem Dach der klima|werk|stadt|essen vorstellen und voneinander
lernen. 12
Die Strategie basiert auf der Grundannahme, dass strukturelle und technologische
Klimaschutzmaßnahmen sich nicht allein auf dem Weg politischer Steuerung verordnen
lassen, sondern ein Engagement lokaler Akteure und deren Kooperation unabdingbare
Voraussetzung sind. Daher soll eine für die Metropole Ruhr charakteristische regionale
Klimakultur in der Stadt Essen entwickelt werden. Diese neue Klimakultur wird Rahmen und
Grundlage für ein klimabewussteres Leben und Handeln werden und in Maßnahmen zur
11 gemäß KWK-Deckungsziel im Bund
12 Im Kapitel Integriertes Umweltmanagement wird die Vielfalt näher dargestellt
12
Energieeinsparung, zur Nutzung regenerativer Energieträger und in klimaeffizientes Handeln
münden.
Zur Finanzierung von Klimaschutzprojekten ist die Einrichtung eines revolvierenden
Bürgerfonds geplant. Ziel ist es, Kapital für Projekte zur Energieerzeugung auf Basis
Erneuerbarer Energien sowie weiterer Klimaschutzmaßnahmen in Essen zu erschließen.
Somit wird eine sinnvolle Ergänzung zur Bereitstellung freier kommunaler Dachflächen für
private Photovoltaik-Anlagen als Bürgersolaranlagen für Menschen ohne
Immobilieneigentum geschaffen.
Die Steuerung ist organisatorisch gesichert (Abb. 1.10) und in Themenfeld 12 beschrieben.
Abb. .1.10: Organisationsstruktur der klima|werk|stadt|essen (Quelle: Stadt Essen)
D. Hinweise
[1] CO 2 -Bilanz 1990-2009, http://www.klimawerkstadtessen.de/klimawandelpolitik/klimabilanz-essen.html
[2] Deutsche Emissionshandelsstelle DEHSt (2013): „Emissionshandelspflichtige
Anlagen in Deutschland 2008-2012 (28.02.2013)“, insgesamt 7 Anlagen in Essen
[3] Umweltbundesamt (2012): CO 2 -Emissionen nach Quellkategorien
[4] Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) 2012:
Treibhausgas-Emissionsinventar Nordrhein-Westfalen 2010
[5] Rat der Stadt Essen: Entscheidung 0374/2012/6A
[6] http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+IM-
PRESS+20081208BKG44004+0+DOC+XML+V0//DE
[7] Stadt Essen (2009-2012) „Integriertes Energie- und Klimakonzept der Stadt Essen“
und Bilanzberichte 2011 und 2012 unter
13
http://www.klimawerkstadtessen.de/klimawandel-politik/
[8] http://www.klimawerkstadtessen.de/service/ueber-die-klimawerkstadtessen.html
[9] http://www.klimawerkstadtessen.de/stadtentwicklung-bauen/bauen-sanieren.html
[10] http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_0116/Soziale_Stadt/Soziale_
Stadt_Altendorf/Fassaden_Altendorf/Foerderprogramm_Fassadenbegruenung.html
[11] Stadt Essen (2009): „Leitfaden für eine energetisch optimierte Stadtplanung“,
http://www.essen.de/de/Leben/planen__bauen_und_wohnen/planen/Aktuelle_Stadtpl
anungen/Klimaschutz.html
[12] Rat der Stadt Essen: 1. Konjunkturpaket II = Gesetz zur Umsetzung von
Zukunftsinvestitionen der Kommunen und Länder (Zukunftsinvestitionsgesetz -
ZuInvG) hier: Maßnahmen in Essen – Abschlussbericht,, Ratsvorlage Nr.
0706/2012/6A und 2. Investitionspakt (Bund/Länder/Kommunen) zur energetischen
Erneuerung sozialer Infrastruktur zuerst beschrieben in Ratsvorlage Nr.
0199N/2009/6A
[13] Rat der Stadt Essen: Entscheidung 1074/2013/6A „Vergabe der Lieferung von
Kälteenergie für das Rathaus Essen, Porscheplatz 1, 45127 Essen, nach
europaweiter Ausschreibung“ (nicht öffentlich)
[14] Energiesparwoche E-Fit im Essener Rathaus,
http://www.energieagentur.nrw.de/news/energiesparwoche-e-fit-im-essener-rathaus-
5044.asp, "E-Fit"-Tag im Gildehof-Center,
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_193700.html, Energiespartag Efit
in der Volkshochschule,
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_545610.html
[15] Stadt Essen (2013): Energiebericht (der Immobilienwirtschaft) 2013,
vergleiche auch Handlungsfeld 11 „Energieeffizienz“
[16] Rat der Stadt Essen: Entscheidung Vorlage 1537/2010/6A,
[17] Homepage des Projektes RWE Thermalbefliegung Essen:
http://www.essen.de/thermografie
[18] Daten zu Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nach § 52
Abs. 1 Nr. 1 Erneuerbare Energien Gesetz (EEG)
[19] Homepage der Solarenergieanalyse Essen: http://www.stadtwerkeessen.de/produkte/service-1-1/solarenergieanalyse.html
[20] Landesprogramm 100 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen:
http://www.100-klimaschutzsiedlungen.de/
[21] Klimaschutzsiedlungen in Essen:
http://www.klimawerkstadtessen.de/service/klimaprojekte-inessen/klimaschutzsiedlungen.html,
Klimaschutzsiedlung Dilldorfer Höhe,
http://www.allbau.de/wir-ueber-uns/unternehmen/dilldorfer-hoeheklimaschutzsiedlung.html
14
[22] http://www.ruhrauto-e.de
[23] http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Oekoprofit.html
[24] Homepage des EnergieSparService Essen: http://www.neue-arbeitessen.de/index.php?id=215
[25] StadtKlima ExWoSt im Bundesmodellvorhaben des Experimentellen
Wohnungs- und Städtebaus (ExWoSt)
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Klima/bundesmodellvorhaben_des_experimen
tellen_wohnungs__und_staedtebaus__exwost_.html
[26] Dynaklim = Dynamische Anpassung regionaler Planungs- und
Entwicklungsprozesse an die Auswirkungen des Klimawandels am Beispiel der
Emscher-Lippe-Region finanziert im BMBF Projekt Klimzug, http://www.dynaklim.de/
[27] ESSEN.Neue Wege zum Wasser: http://www.neuewegezumwasser.de
[28] Bundesregierung (2010): „Energiekonzept für eine umweltschonende,
zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung“,
http://www.bundesregierung.de/Energiekonzept
[29] Auf einer 85 Kilometer langen Strecke sollen 8 Zentren der Metropole Ruhr,
davon 4 Oberzentren, 4 Universitäten und mehr als 1.000.000 Einwohner durch den
Radschnellweg Ruhr verbunden werden. Vgl. u.a.
http://www.metropoleruhr.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungendetail/archive/2013/july/article/radschnellweg-ruhr-plaene-sorgen-bundesweit-fuerinteresse-rvr-organisiert-laenderuebergreifend-a.html
[30] Masterplan emscher:zukunft:
http://www.neuewegezumwasser.de/index.php?center=progra/emscherumbau.php&n
avi=navigation/programm.php&re=progra/navi_emscherumbau.php
[31] Ausführlich erläutert im Themenfeld 4 „Natur und Biodiversität“
[32] Rat der Stadt Essen. Entscheidung 1238/2013/1A „klima|werk|stadt|essen:
Fortschreibung des Integrierten Energie- und Klimakonzeptes der Stadt Essen“
15
Themenfeld 02: Nahverkehr
2 A. Gegenwärtige Situation
In der Stadt Essen leben ca. 571.000 Einwohner auf einer Fläche von 210 km². Mit einer
Bevölkerungsdichte von ca. 2.700 EW/km² ist die Stadt Essen Teil des hochverdichteten
Ballungsraums Metropole Ruhr mit ihren vielfältigen verkehrlichen Verflechtungen.
Die Siedlungsstruktur der Region wurde vor allem durch die Industrialisierung und die Nordwanderung
des Steinkohlenbergbaus geprägt. Mit dem Beginn im 19. Jahrhundert wurde aus
einer eher ländlich geprägten Siedlungsstruktur in kurzer Zeit eine durch aufstrebende Industrieunternehmen
geprägte Stadtentwicklung mit einer sprunghaften Einwohnerentwicklung.
Weite Flächen wurden für Industrie- und Verkehrsanlagen erschlossen, Zechen- und
Arbeitersiedlungen entstanden. Sie beeinflussen bis heute die Siedlungsstruktur der Stadt.
Nach dem II. Weltkrieg wurde die Gelegenheit genutzt, die Stadt mit starker Funktionstrennung
und autogerecht wieder aufzubauen, oftmals ohne Flächen für den Radverkehr oder
den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auszuweisen.
Dies zeigt sich auch in den Angaben zur Mobilität der Essener Bevölkerung, in der Wahl der
Verkehrsmittel entscheiden sich ca. 54 % (Fahrer und Mitfahrer) für den Pkw als Transportmittel.
Erste Anzeichen einer Trendumkehr sind erkennbar. Noch 2001 lag der Radverkehrsanteil
bei 3 %, heute nutzen 5 % das Rad als Verkehrsmittel. Der ÖPNV hat seinen Anteil in
den letzten 10 Jahren um etwa 3 % auf 19 % steigern können, 22 % aller Wege werden zu
Fuß erledigt (1).
Die Verkehrssituation der Stadt wird auch wesentlich durch das Pendleraufkommen bestimmt,
ca. 140.000 Einpendler und ca. 88.000 Auspendler charakterisieren das werktägliche
Verkehrsaufkommen in Essen und führen zu einem Pendlersaldo von 52.000 Personen (2).
Es gibt in Essen 16 km Fahrradstraßen und 68 km Radwege (Radfahrstreifen und Bordsteinradwege).
Von diesen 68 km Radwegen sind 59 km beidseitig, 9 km nur in einer Fahrtrichtung
nutzbar. Zudem sind an 7 km beidseitig Schutzstreifen markiert, sowie 21 km freigegebene
Geh- und Radwege vorhanden. Inklusive der Fahrradstraßen in Nebenstraßen verfügt
das Essener Straßennetz über insgesamt rund 109 km Radwege. Dies ergibt eine Länge von
0,19 Metern Radweg pro Einwohner der Stadt.
Darüber hinaus sind weitere 262 km Radwege in den Grünbereichen der Stadt, abseits von
Straßen, als gemeinsame Geh- und Radwege vorhanden. Mit Überschneidungen existieren
ausgewiesene Radrouten für den Freizeitradverkehr in einer Länge von ca. 150 km.
Öffentlicher Personennahverkehr
Das Angebot des Öffentlichen Nahverkehrs im Stadtgebiet Essen differenziert sich in:
• den Schienenpersonennahverkehr [Aufgabenträger: Zweckverband Verkehrsverbund
Rhein-Ruhr (VRR)],
• und den Straßengebundenen Öffentlichen Personennahverkehr (Aufgabenträger: Stadt
Essen)
Schienenpersonennahverkehr (SPNV)
Der SPNV umfasst die Produkte RegionalExpress, RegionalBahn und S-Bahn.
Sie dienen der Verknüpfung der Stadt Essen mit den Nachbarstädten; die S-Bahn übernimmt
mit der Direktanbindung einzelner Stadtteile an die Innenstadt auch wichtige innerstädtische
Erschließungsaufgaben.
1
Straßengebundener Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
Das ÖPNV-Netz in Essen differenziert sich in ein TagNetz und in ein NachtNetz. Im TagNetz
übernehmen drei Stadtbahn-, sieben Straßenbahn- sowie 45 Buslinien die ÖPNV-
Bedienung. Täglich ab 23.30 Uhr erfolgt die Umstellung auf das NachtNetz mit 18 Linien im
Busverkehrssystem und 20 TaxiBus-Linien.
Insgesamt sind 44 % der Essener Bevölkerung an den kommunalen Schienenverkehr direkt
angebunden. Etwa ein Drittel aller Einwohner wird ausschließlich durch das Busnetz erschlossen.
77,3 % der Einwohner Essens haben ihren Wohnstandort innerhalb eines 300-Meter-Radius
einer ÖPNV-Haltestelle, die in einem Takt zwischen 5 und 60 Minuten bedient wird.
54 % aller Wege die die Essener Bevölkerung zurücklegt sind kürzer als 5 km, berücksichtigt
wurden hierbei alle Verkehrsträger. Der Anteil der privaten Autofahrten unter 5 km liegt bei
ca. 39 % und teilt sich in 29 % Pkw-Fahrer und ca. 10% Mitfahrer auf.
58 % der Busflotte der EVAG und 36 % der privaten Busflotten entsprechen der Abgasnorm
EEV (Enhanced Environmentally Friendly Vehicle) / EURO V, das sind über alle Busse insgesamt
54 % (233 Busse). Seit 2010 ist zusätzlich ein Hybridbus im Einsatz.
Ca. 50 % der Nahverkehrsleistung wird in Essen durch Straßenbahnen im Elektrobetrieb
erbracht.
2 B. In der Vergangenheit erzielte Ergebnisse
Die Essener Untersuchungen zur Mobilität aus den letzten 20 Jahren zeigen, dass im Umweltverbund
Verschiebungen zu Gunsten des ÖPNV und Zuwächse beim Radverkehr zu
verzeichnen sind. Der Fußgängeranteil ist rückläufig. Es gibt keine wesentlichen Veränderungen
der Pkw-Nutzung in der Stadt (siehe Abb. 2.1). Mit aktuell 54 % liegt der Nutzungsanteil
des Pkws auf einem gleichbleibend hohen Niveau. (1)
Abb. 2.1: Entwicklung der Verkehrsmittelwahl (alle Wege) in Essen nach den Befragungen 1989, 2001 und 2011
in % (Quelle: Haushaltsbefragung zur Mobilität Essen 2011, Stadt Essen 2012)
Um die positiven Trends der Verkehrsmittelwahl zu unterstützen und den festen Block der
Pkw-Nutzung aufzuspalten, sind in den letzten Jahren umfangreiche Maßnahmen angegangen
worden.
2
Im Bereich des ÖPNV konnten viele Einzelprojekte zur Unterstützung der im Nahverkehrsplan
aufgeführten ÖPNV-Ziele umgesetzt werden. Eine Auswahl kann der folgenden Auflistung
entnommen werden:
• Einführung eines Bus-Nachtnetzes
• Busflotte 100 % Niederflur; sukzessive Umstellung auf EEV-Standard
Seit 2007 sind 107 neue Busse mit dem EEV-Standard mit einem Investitionsvolumen
von ca. 32,4 Mio. € beschafft worden.
• Teilw. Beschleunigung von Straßenbahnstrecken über Lichtsignalanlagen
• Barrierefreier Umbau von ca. 64 Bushaltestellen und ca. 12 Straßenbahnhaltestellen
sowie größerer Verknüpfungspunkte z.B. Verkehrsplatz Steele
(s. u.).
Abb. 2.2: Verkehrsplatz Steele nach Inbetriebnahme (Quelle: Stadtbildstelle Essen)
Umbau des Hauptbahnhofes und Umfeldes sowie Bau des Zentralen Omnibusbahnhofs
(ZOB) und des Fernbusbahnhofs.
Die Umbaukosten des Hauptbahnhofes betrugen ca. 65 Mio. €, die Baukosten für das
Bahnhofsumfeld lagen bei ca. 7,4 Mio. €, für den Fernbusbahnhof bei 400.000 € und für
den ZOB (s.u.) bei ca. 2,6 Mio. €
Abb. 2.3: Zentraler Omnibusbahnhof am Hauptbahnhof (Quelle: Stadtbildstelle Essen)
3
• Einrichtung der Straßenbahnlinie 107 als sogenannte Kulturlinie zur Kulturhauptstadt
Europas 2010
• Einrichtung Seelinie und eines kostenfreien Museumsbusses bei größeren Ausstellungen
im Folkwang-Museum
• Kostenloser Begleitservice im ÖPNV für mobilitätseingeschränkte Personen seit
2005 (von 07.30 Uhr - 19.00 Uhr)
• Einführung von rabattierten Firmentickets.
Heute beziehen in 134 Firmen rund 18.000 MitarbeiterInnen ein Firmenticket.
• Bustrainings für Senioren 50+; Kinder; Hunde und Halter
• Seit 2007 „EVAG macht Schule“: Verkehrserziehung durch Theater "Straßenbahnmusical
"
• Mobilitätsgarantie bei Verspätung von > 20 Min. kostenlose Taxibenutzung möglich
oder Fernverkehrszug DB
• Kooperation ÖPNV/Radverleih: Vergünstigung für EVAG Abo-Kunden 30 Min. kostenfrei
• Kooperation ÖPNV/Carsharing: Vergünstigung für EVAG Abo-Kunden bei Stadt
mobil, Ruhrauto-e
Insgesamt sind an ca. 33 Stationen 91 Carsharing-Fahrzeuge verfügbar.
• Ausbau der Dynamischen Fahrgastinformation an ÖPNV-Haltestellen
• Aufbau eines ÖPNV-Wegweisungssystems in der Essener Innenstadt
• Einführung eines Neueinsteiger-Pakets der EVAG für Neubürger der Stadt
(1. Auflage 10.000 Exemplare, Ausgabe ab 12/2012)
Der Pkw-Verkehr besitzt im Ruhrgebiet traditionell eine hohe Wertigkeit, die über gezielte
Maßnahmen verändert werden soll. Sie umfassten in den letzten Jahren insbesondere
folgende Ansätze:
• Teilnahme am dena-Projekt „effizient mobil“
Mit den Mitteln des Mobilitätsmanagements sollen vor allem Betriebe und Kommunen ihre
Mitarbeiter und Bürger gezielt zum Umstieg vom Pkw auf energieeffizientere Verkehrsmittel
motivieren.
• Neue Mobilitätskonzepte für die Stadt der Zukunft (siehe unter 2.c)
• 2007, 2009 Eco-Fahrtraining mit Mitarbeitern des Umweltamtes der Stadt Essen:
ökonomische Bedienung und Verwendung von Fahrzeugen
• Ausbau des Radwegenetzes (s.u.)
• Einrichtung von Bewohnerparkzonen (Innenstadt, Ostviertel, Museum und Sternviertel)
• Einrichtung eines Digitalen Parkleitsystems in der Innenstadt
4
Das Parkleitsystem steuert über 120 dynamische Hinweistafeln den Zufluss auf 12.000
Parkplätze.
• Mitpendler.de zur Bildung von Fahrgemeinschaften über ein gemeinsames Internetportal
mit NRW-weit 34 Städten und Kreisen als Partner.
• Einrichtung einer Umweltzone Ruhrgebiet
Zur Einhaltung der im Luftreinhalteplan beschriebenen Ziele wurde mit Wirkung ab dem
01.01.2012 eine zusammenhängende, großräumige Umweltzone Ruhrgebiet eingerichtet.
Ab dem 01.07.2014 dürfen in die Umweltzone Ruhrgebiet nur Fahrzeuge mit grüner
Plakette einfahren.
Das Maßnahmenpaket zur Förderung des Radverkehrs setzte sich in den vergangenen Jahren
aus mehreren Bausteinen zusammen.
Die Stadt Essen ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Städte, Gemeinden
und Kreise e.V. Im März 1995 ist das Radverkehrs-Hauptroutennetz in seiner bisher
gültigen Form beschlossen worden. Es beinhaltet die Hauptachsen für den Radverkehr, die
die Stadtbezirke mit der Innenstadt und miteinander verbinden, integriert sind die regionalen
Routen des Radverkehrsnetzes NRW. Ein Ergänzungsnetz verdichtet das Hauptroutennetz
auf Stadtbezirksebene und stellt die Verbindung der Stadtteile untereinander sicher. In den
letzten Jahren haben sich in Essen wesentliche städtebauliche und verkehrliche Veränderungen
ergeben, die auch einen nachhaltigen Einfluss auf das Radverkehrs-Hauptroutennetz
genommen haben.
Hier sind insbesondere zu nennen:
- Projektentwicklung „ESSEN.Neue Wege zum Wasser“
(siehe auch Kapitel „Städtische Grünflächen“)
- Umbau ehemaliger Bahntrassen zu Fuß- und Radwegen
- Fortentwicklung städtebaulicher Projekte (z.B. Universitätsviertel, Kupferdreh, Kruppgürtel,
Niederfeldsee) mit durchbindenden Radverkehrsanlagen und Anschluss an das
Radverkehrsnetz
Zur Weiterentwicklung des Radnetzes existieren 47 kleinere Maßnahmen und folgende
Großprojekte:
Projekt / Radroute
• Zollverein
• Nordsternweg
• Berneroute
• Wasserroute
• Stadtroute
• Naturroute
• Rheinische Bahn
• Grugatrasse
Strecke (km)
6,9
5,0
8,7
18,0
18,0
16,0
4,6
11,4
Unter den Web-Adressen: www.neuewegezumwasser.de/essenerfahren/index.html und
www.essenerfahren.de/raderlebnis.html sowie www.perpedal.essen.de können Details zu
den einzelnen Projekten sowie Radverkehrsangeboten aufgerufen werden.
So wurden z.B. in den Jahren 2006 bis 2012 ca. 630.000 € in Radverkehrsanlagen mit einer
Gesamtlänge von ca. 14.000 m investiert.
5
Im Rahmen der Projekte „ESSEN.Neue Wege zum Wasser“ wurden ca. 9,6 Mio. € eingesetzt.
Abb. 2.4: Radtrasse Rheinische Bahn (Grün und Gruga Essen) / Metropolrad Ruhr
(Quelle: Essener Verkehrs AG)
Ein weiteres Projekt ist die Freigabe von 252 Einbahnstraßen mit Längen zwischen 50 und
500 Metern für den Radverkehr (3)
Die positiven Entwicklungen im Radverkehr sollen auch durch die erfolgte Installation und
den Ausbau des Metropolrad-Fahrradverleihsystems unterstützt werden.
Das öffentliche Mietradsystem „metropolradruhr“ ist ein durch das Bundesministerium für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) gefördertes Modellvorhaben. Der Aufbau des
stationsorientierten Systems wurde in Essen im September 2012 abgeschlossen.
In Essen sind 51 automatisierte Ausleihstandorte mit über 400 Fahrrädern in Betrieb.
Das Leihradsystem wurde gezielt auch an stark frequentierten Haltestellen des Nahverkehrs
errichtet, um den Umstieg zwischen Bus / Bahn auf das Leihrad zu erleichtern. Die angestrebte
intermodale Nutzung soll in dieser Kombination sowohl Rad- wie Nahverkehr stärken
und Mobilitätsalternativen offerieren. Durch den stetigen Ausbau des Stationssystems und
zahlreichen Marketingmaßnahmen im letzten Jahr sind die Nutzungszahlen von 5.600 (2011)
auf 13.872 (2012) gestiegen:
Wirkungsvollste Maßnahmen
Zu den wirkungsvollsten Maßnahmen im lokalen Verkehr zählen die oben genannten Schritte
zur Stärkung und Sicherung des ÖPNV-Angebotes und der Infrastruktur. Trotz Einwohnerrückgang
in Essen konnten die Fahrgastzahlen des ÖPNV gesteigert werden, fuhren im Jahr
2011 noch 122,8 Mio. Fahrgäste mit dem Nahverkehr, waren es 2012 schon 125,3 Mio. Personen.
Täglich werden ca. 340.000 Fahrten unternommen.
Neben der Weiterentwicklung der Radinfrastruktur haben drei neue Nord-Süd Routen für den
Radverkehr und gemeinsam mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) ausgebaute Ost-West-
Verbindungen im Ruhrtal sowie z.B. die ehemalige Bahnstrecke zwischen Mülheim und dem
Ruhrtal oder die Rheinische Bahn erfolgreich zum Anstieg des Radverkehrs beigetragen.
Sehr wirkungsvoll war auch die Öffnung von 252 Einbahnstraßen für den Radverkehr. Sie
führt zu einer höheren Durchlässigkeit im Radnetz und verbessert die Erschließung der
Stadtteile und Wohnquartiere.
6
Einbeziehung von Interessengruppen
Die Einbeziehung von Interessengruppen erfolgt in der Regel projektbezogen. Größere Planungsprojekte,
wie z.B. das Verkehrskonzept Essen-Werden, beinhalten als festen Bestandteil
eine Bürgerinformation. Eine ausführliche Bürgerbeteiligung erfolgte ebenfalls im Strategieprozess
Essen.2030 (siehe Kap. 12c), online, in Vor-Ort-Veranstaltungen in den Bezirken
und in Extraterminen haben Interessierte ihre Belange, z.B. zu Verkehrsthemen, eingebracht.
Regelmäßig kommen im Arbeitskreis Radverkehr die Interessenvertreter des Radverkehrs
und Mitarbeiter der Verwaltung zu Abstimmungsterminen zusammen. Im Arbeitskreis „Barrierefreier
ÖPNV“ tauschen sich die Behindertenverbände, die zuständigen Mitarbeiter der
Stadtverwaltung unter Vorsitz der EVAG über aktuelle Entwicklungen und Anforderungen an
den ÖPNV aus. Weiterhin gibt es Gespräche mit dem Fahrgastverband Pro Bahn zu ÖPNV-
Themen der Stadt und werden Verkehrsthemen auch mit dem Runden Umwelttisch, in einer
festen Sitzungsfolge, besprochen.
Die EVAG lädt seit 2012 zwei Mal pro Jahr zu einem Kundenforum ein, bei dem rund 60
Fahrgäste die Gelegenheit haben, mit Verantwortlichen des Unternehmens über den Nahverkehr
in Essen zu sprechen.
2 C. Zukunftspläne
Mit der Neuaufstellung des Regionalen Flächennutzungsplanes 2009 (RFNP) wurden auch
Grundsätze zur Mobilität formuliert, die den Umweltverbund und die Verkehrsvermeidung
herausstellen (4).
• Grundsatz 43: Mobilität sichern und Anteile des Umweltverbundes erhöhen
Die Mobilität und die Erreichbarkeit von Menschen und Gütern soll raum- und umweltverträglich
erhalten, verbessert oder geschaffen werden. Dabei sollen die Anteile der
umweltverträglichen Verkehrsmittel am Verkehrsaufkommen erhöht werden.
• Grundsatz 44: Verkehrsvermeidung / -verlagerung / -optimierung
Verkehrskonzepte sollen sich an den Zielen der Verkehrsvermeidung / -verlagerung / -
optimierung orientieren.
Zur weiteren Konkretisierung werden für die einzelnen Verkehrsträger Zielgrößen aufgezeigt.
Ausgehend von den Haushaltsbefragungen der vergangenen Jahre sollen in Stufen zukünftig
folgende Modal Split Zielwerte erreicht werden:
1989 2001 2011 2020 2035
ÖPNV 12 % 16 % 19 % 21 % 25 %
MIV 55 % 54 % 54 % 44 % 25 %
Fahrrad 4 % 3 % 5 % 11 % 25 %
Zu Fuß 29 % 27 % 22 % 23 % 25 %
Abb. 2.5: Modal Split Entwicklung und Zielwerte für Wegeanteile in der Stadt Essen
* MIV = motorisierter Individualverkehr
7
Zur Unterstützung der Zielbeschreibung Verkehr werden folgende Schwerpunktzielsetzungen
verfolgt:
1. Verringerung der Gesamttransportnachfrage;
Masterplan Einzelhandel 2011
Ziel ist es, gewachsene Einzelhandels-Strukturen der Innenstadt und der Ortszentren zu erhalten,
um negativen Auswirkungen auf das Verkehrsaufkommen entgegenzusteuern (5).
Lkw-Routenplanung im Rahmen des Luftreinhalteplans Ruhrgebiet (LRP)
Es wird das Ziel verfolgt, eine stadtverträgliche LKW-Navigation in der Metropole Ruhr aufzubauen
(6).
2. Verringerung des motorisierten Individualverkehrs (Passagiere und Fracht)
Machbarkeitsstudie Essener Norden
Die Machbarkeitsstudie soll grundsätzliche Möglichkeiten der Emissionsminderung durch
verkehrliche Maßnahmen darstellen (7).
Projekt Mercator-Stiftung / Uni DUE: "Neue Verkehrskonzepte für die Stadt der Zukunft"
Das Projekt leistet einen Beitrag zur Erforschung neuer Mobilitätskonzepte und soll maßnahmenbezogene
Szenarien, ausgerichtet auf gesellschaftliche Milieus, entwickeln und bewerten
(8).
3. Förderung aktiver Beförderungsarten (Zu-Fuß-Gehen, Radfahren), effizienter öffentlicher
Transport, und CO 2 -freie Stadt-Logistik;
Radverkehrsprojekte
• Weiterentwicklung des Alltagroutennetzes
• Weiterbau von Radtrassen
• Verbesserung der Radinfrastruktur
• Öffentlichkeitsarbeit über Veranstaltungen
(Aktion „Stadtradeln der Klimainitiative Essen“, Fahrradkalender Stadt Essen)
• Herausgabe von Printprodukten
• Errichtung der Radstation Kupferdreh und des Radweg-Tunnels am Bahnhof Kettwig
Insgesamt sind für die nächsten Jahre für die obigen Projekte städtische Investitionen von
1,52 Mio. € vorgesehen.
• Machbarkeitsstudie für den 85 Kilometer langen Radschnellweg Ruhr (Trassenplanung
zur Verbindung von acht Ruhrgebietsstädten, Kosten-Nutzen-Analyse, Kommunikationskonzept,
Finanzierung durch RVR ).
8
Abb. 2.6: Radschnellweg Ruhr (Quelle: Regionalverband Ruhr)
Fußgänger
• Weiterentwicklung „Stadt der kurzen Wege“
• Quartiersplanung
• Ausbau der Barrierefreiheit
• Steigerung der Aufenthaltsqualität im Straßenraum
Beitrag des ÖPNV
• Neubau eines Linienabschnittes der L 109 (siehe Abb. 2.7), Trassenlänge ca. 1,4 km,
Baubeginn 2014, Investitionsvolumen ca. 12 Mio. €
• Beschaffung von 27 neuen Niederflurstraßenbahnen (Auslieferung ab 2014, Investitionsvolumen
von ca. 67 Mio. €)
• Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 in Richtung Oberhausen „Neue Mitte“.
(Länge 3,7 km, davon 300 m in Essen) (vgl. Abb. 2.7), Investitionsvolumen ca. 77 Mio. €)
• Barrierefreier Ausbau von 6 Straßenbahnhaltestellen bis 2016, Investitionsvolumen ca.
22 Mio. €
• Konzeption eines Ortsbussystems
• Aufbau eine Qualitätsmanagementsystems ÖPNV
• Kooperation der Nahverkehrsgesellschaften Essener Verkehrs-AG, Duisburger Verkehrs
Gesellschaft AG und Mülheimer Verkehrs Gesellschaft über ein gemeinsames Unternehmen,
die Via Verkehrsgesellschaft. Die Via hat das operative Nahverkehrsgeschäft
übernommen und will mit maximaler Wirtschaftlichkeit den Nahverkehr in der Region
ausbauen sowie die Angebotsqualität verbessern.
Der Investitionsbedarf in Anlagen, Gebäude, Fahrzeuge und Betriebsmittel des Essener
ÖPNV liegt in den Jahren 2013 – 2017 bei ca. 234 Mio. € und ist in der Wirtschaftsplanung
des Unternehmens verankert.
9
Abb. 2.7: EVAG Schienennetz 2015 (Quelle: EVAG 2012, verändert durch Stadt Essen)
Zur Finanzierung des lokalen ÖPNV trägt die Stadt Essen jährlich in einer Größenordnung
von ca. 75 Mio. € über den Verlustausgleich bei.
Das heutige SPNV-Angebot unterstützt die Stadt Essen jährlich mit einer SPNV-Umlage in
Höhe von ca. 1,6 Mio. €. Zusätzlich werden für Leistungen des Verkehrsverbundes und anderer
Betreiber noch Zahlungen von ca. 1,4 Mio. € an den VRR getätigt.
Intermodale Mobilität
Ist als Leitprojekt des Strategieprozesses Essen.2030 aufgelegt worden und umfasst die
Vernetzung und Weiterentwicklung urbaner Mobilitätsangebote von Tür zu Tür. Der ÖPNV
dient als Basismobilität und soll erweitert werden durch die Bausteine Carsharing (stationsgebundene
und Freeflow-Modelle), Bikesharing und ergänzende Angebote für den Fuß- und
Radverkehr. Zielvorstellung der Stadt Essen ist es Carsharing zu privilegieren und entsprechende
Stellplatz- und Parkmöglichkeiten auszuweisen.
10
4. Förderung umweltfreundlicherer Technologien, Kraftstoffe (einschließlich erneuerbarer
Energien), Verhaltensweisen und Praktiken für den Personen- und Güterverkehr;
Elektromobilität
• Ladeinfrastruktur Elektrofahrzeuge
Im Stadtgebiet existieren derzeit ca. 40 Ladestationen mit etwa 80 versorgten Pkw-
Stellplätzen. Die Anzahl wird kontinuierlich erhöht.
• Projekt RUHRAUTOe
Mobilitätskonzept mit 20 Elektrofahrzeugen, sie bilden in Wohngebieten und im City-
Bereich Essen ein Carsharing-Netz mit 11 Standorten / Ladesäulen, die erweitert werden
sollen (9).
Abb. 2.8: Standort Carsharing für E-Fahrzeuge (Quelle: Georg Grindau, Stadt Essen)
• E-Bike
Radstationen am Hauptbahnhof und in Kupferdreh stellen 15 E-Bikes zur Ausleihe bereit.
Im Stadtgebiet existieren zurzeit 12 zugängige Ladestationen. Die Angebote sollen
ausgebaut werden.
Erneuerung der Fahrzeugflotte des lokalen ÖPNV
Bei der EVAG sind in 2015 und 2016 Busbeschaffungen geplant, insgesamt sollen 49 Fahrzeuge
mit Euro VI-Norm angeschafft werden.
5. Annahme und Umsetzung der Pläne für nachhaltige städtische Mobilitätspläne und andere
integrativen Ansätze.
Der Rat der Stadt Essen hat Ende 2011 die Verwaltung beauftragt eine Integrierte Verkehrsplanung
(IGVP) zu erstellen. Die einzelnen Verkehrsträger sind konzeptionell bislang sektoral
betrachtet worden, z.B. der ÖPNV im Nahverkehrsplan (NVP). Ziel ist es den NVP ab
Ende 2013 fortzuschreiben. Der Regionalverband Ruhr (RVR) erarbeitet zurzeit den neuen
Regionalplan Ruhr. In ihm werden Ziele und Grundsätze zur regionalen Verkehrsentwicklung
aufgezeigt werden.
11
Verweise:
(1) Haushaltsbefragung zur Mobilität Essen 2011, Stadt Essen, 2012
http://www.essen.de/de/Leben/Verkehr/haushaltsbefragung_zur_mobilitaet.html
(2) Regionalverband Ruhr, Referat 3, Stand: Juli 2013, basierend auf der neuen Pendlerrechnung
2011 des Landesbetriebes Information und Technik Nordrhein-Westfalen
http://www.metropoleruhr.de/regionalverband-ruhr/statistik-analysen/statistiktrends/erwerbstaetigkeit/pendlerrechnung-2011.html
(3) Stadtplan Essen (KV-Verlag) und Amtliche Fahrradkarte 2013: http://www.adfcnrw.de/kreisverbaende/kv-essen/service/radkarten/fahrradstadtplaene.html
(4) Regionaler Flächennutzungsplan, Planungsgemeinschaft Städteregion Ruhr, 2009
http://www.staedteregion-ruhr-2030.de/cms/allgemein_2.html
(5) Stadt Essen, Masterplan Einzelhandel 2011
http://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/61/dokumente_7/aktionen/masterplan
einzelhandel/Masterplan_Text.pdf
(6) Luftreinhalteplan Ruhrgebiet 2011 – Teilplan West, Bezirksregierung Düsseldorf
http://www.brd.nrw.de/umweltschutz/umweltzone_luftreinhaltung/pdf/Internetfassung_LR
P_Teilplan_West_korr_1.pdf
(7) Machbarkeitsstudie „Essener Norden“- LANUV-Fachbericht 41- Landesamt für Natur,
Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen-Recklinghausen 2012
http://www.lanuv.nrw.de/veroeffentlichungen/fachberichte/fabe41/fabe41.pdf
(8) Antrag an die Stiftung Mercator, Essen 2011
http://www.stiftung-mercator.de/themencluster/klimawandel/neue-verkehrskonzepte-fuerdie-stadt-der-zukunft.html
(9) Projekt zur Elektromobilität in der Metropole Ruhr: http://www.ruhrauto-e.de/
13
Themenfeld 03: Städtische Grünflächen, die nachhaltige Landnutzung umfassen
3 A. Gegenwärtige Situation
Frühzeitige Grünkonzepte zur Sicherung des Freiraums
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Essen noch ein kleines Landstädtchen mit rund 10.000
Einwohnern und vereinzelten Zechenanlagen. Einhergehend mit dem technischen Fortschritt
in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der Schachtanlagen explosionsartig an.
Damit einher ging ein weitgehend ungeplantes Wachstum der Stadt, die 1896 bereits
100.000 Einwohner zählte, ohne dass die Infrastruktur und damit auch das Grün Schritt gehalten
hätten.
In dieser Zeit entstanden durch bürgerschaftliches Engagement die ersten öffentlichen
Stadtparks (u.a. Stadtgarten 1864, Kaiser-Wilhelm-Park 1897).
Aufgrund der offenkundigen Umweltprobleme begann der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk
etwa 1923 regionale Grünzüge zur Freiraumsicherung und Gliederung des Ballungsraums
Ruhrgebiet festzulegen. Gleichzeitig entstanden die ersten Planungen zu einem
kommunalen Grünflächensystem der Stadt Essen (s. Karte 1: Grünflächensystem Essen,
1927).
Zunächst bestand dieses Grünflächensystem noch aus einzelnen, nicht zusammenhängenden
Grün- und Waldflächen, Stadt- und Volksparks, die in den jeweiligen Stadtteilen von hoher
Bedeutung für die Erholung waren; besonders in der nördlichen Stadthälfte, die durch
Gewerbe und Industrie und die unmittelbar angrenzenden Siedlungen der Arbeiterschaft bestimmt
wurde.
Dagegen waren im Süden der Stadt nur wenige Zechen- und Industrieanlagen entstanden,
sodass dort die besonderen Landschaftsstrukturen des Ruhrtales als traditioneller Erholungsraum
bewahrt und entwickelt werden konnten, u. a. im Rahmen von Beschäftigungsprogrammen
in der Zeit der Weltwirtschaftskrise (z.B. Anlage Baldeneysee 1932, Eröffnung
GRUGA i 1929).
Auch in der wirtschaftlichen Wachstumsphase nach dem 2. Weltkrieg setzte sich diese ungleiche
Verteilung von Grün- und Erholungsflächen im Stadtgebiet fort und gerade im Essener
Norden wurden trotz ungünstiger lufthygienischer Bedingungen und Bergsenkungen weiter
Wohnbauflächen, meist mit kleineren zugeordneten Parks geschaffen.
Ganzheitliche Ausrichtung der Grünpolitik auf nachhaltige Stadtentwicklung, Wachstum und
Beschäftigung ab Anfang der 1970er Jahre
Bis etwa Mitte der 1960er Jahre wuchs die Einwohnerzahl der Stadt auf 750.000 an. Gleichzeitig
setzte mit der Kohlekrise ein massives Zechenstreben ein, das ab 1970 begleitet war
von massiver Schließung von Stahlstandorten und Nachfolgeindustrien. Dem folgte ein bis
heute anhaltender Umstrukturierungsprozess, verbunden mit einem starken Verlust an Bevölkerung
und Wirtschaftskraft ii .
Stadt- und freiraumplanerisches Ziel war nun durch eine vorausschauende Grünflächenentwicklung
und den Ausbau eines funktionsfähigen Grünflächensystems, die nachhaltige
Neubesiedlung der freigewordenen Zechen- und Industrieareale zu forcieren. 1
So erfolgte ab 1975 die umfassende Begrünung der nördlichen Stadthälfte. Zunächst unter
dem Namen „Grüne 14“ 2 , später „Begrünung Essener Norden“ (BEN) 3 wurde ein mehr als
100 Grünflächen umfassendes Grünflächensystem von rund 400 ha, v.a. auf alten Industriearealen
und Haldenflächen geschaffen (s. Karte 2: Begrünungsprogramme) – zugleich Initialzündung
und Rahmen attraktiver Wohn- und Gewerbegebiete.
i Die Abkürzung GRUGA steht für Große Ruhrländische Gartenbauausstellung, die 1929 in Essen stattfand
ii Aktuell hat Essen 571.000 Einwohner (Stadt Essen; Stand 31.12.2012).
1
Gesamtstädtische Vernetzung und nachhaltige Umweltverbesserung
Das Jahrhundertprojekt „Umbau des Emschersystems“
(s. Karte 3: Umbau Emschersystem) eröffnet
neue stadt- und freiraumplanerische Entwicklungschancen
entlang der Gewässerläufe. 4 Dieser Impuls
wurde von der Stadt Essen mit dem Masterplan
„Freiraum schafft Stadtraum“ (2007) aufgegriffen (s.
Karte 4: Masterplan „Freiraum schafft Stadtraum“) 5 .
Hauptziel des Masterplans ist die Vernetzung der
Grün- und Freiflächenstrukturen entlang von drei
durchgängigen Nord-Süd-Achsen - vom landschaftlich
geprägten Erholungsraum Ruhrtal bis zum
Neuen Emschertal und Rhein-Herne Kanal im Essener
Norden (s. Abb. 3.1: Strahlenmodell) und damit
auch die Verbindung mit dem regionalen Freiraumsystem
des Emscher Landschaftsparks (s.
Karte 5: Emscher Landschaftspark) 6 .
Als Fortsetzung der o.g. Grünentwicklung setzt hier
das Handlungsprogramm „ESSEN.Neue Wege zum
Wasser“ 7 an, durch das seit 2007 mehr als 500
Abb. 3.2: Grüne Hauptrouten (Quelle: Grün und Gruga
Essen)
2
Abb. 3.1: Strahlenmodell "Freiraum schafft
Stadtraum" (Quelle: Grün und Gruga Essen)
Einzelmaßnahmen realisiert wurden, u.a.
Gewässerentwicklung, Regenwasserabkopplung,
Neu- und Umbau von Grünflächen
oder Ausbau und Erneuerung von
Geh- und Radwegen (s. Karte 6: Maßnahmen
„ESSEN.Neue Wege zum Wasser“).
Die gesamten Projektbeteiligten schufen
dabei bis heute Investitionen in die Grüne
Infrastruktur in einem Umfang von rund 48
Mio. €.
Das Netz an Grünverbindungen, das im
Rahmen des Handlungsprogramms weiter
verdichtet werden konnte, hat wesentlich
dazu beigetragen, dass die Siedlungsräume
sehr gut an die städtischen Grünflächen
angeschlossen sind. Fast alle Einwohner
der Stadt Essen (99,74 %) erreichen innerhalb
von 300 m Entfernung von ihrer Wohnung
eine öffentliche Grünfläche. 94,33 %
der Bürger leben nicht weiter als 300 m entfernt
von öffentlichen städtischen Grünflächen
über 5.000m² (s. Karte 7: Einzugsbereiche
öffentlicher Grünflächen).
Das etwa 148 km lange „Grüne Hauptroutennetz“
verbindet die Siedlungsräume aber
nicht nur mit dem gesamtstädtischen Freiraumsystem
sondern bindet darüber hinaus
auch die Nachbarstädte an (s. Abb.3. 2: Grüne Hauptrouten). Innerhalb einer Entfernung von
500 m können rd. 250.000 Einwohner die grünen Hauptrouten erreichen (s. Karte 8: Grünes
Hauptroutennetz).
Mit einem Grün- und Freiflächenanteil von 53 % iii und mehr als 60.000 Straßenbäumen ist
Essen die drittgrünste Großstadt in Deutschland 8 . Die eigenbetriebsähnliche Einrichtung der
Stadt Essen „Grün und Gruga Essen“ unterhält unter anderem718 Grünanlagen, einschließlich
Grugapark, 436 Spielplätze und rd. 1750 ha Wald. 9 Zu den öffentlichen städtischen
Grünflächen zählen auch die kommunalen Friedhöfe, die vielfältige soziale und ökologische
Aufgaben erfüllen. Dementsprechend ist im Konzernziel „Umweltschutz“ der Stadt Essen
beschrieben, dass „kommunale Friedhöfe zu Stätten wohnungsnaher Erholung mit Rückzugsrefugien
für Pflanzen und Tierwelt zu entwickeln sind.“ 10
Die Anteile der unterschiedlichen Nutzungsarten am Stadtgebiet Essen sind in untenstehender
Abbildung 3.3: „Nutzungsarten Stadt Essen“ sowie der beigefügten Karte 9 „Landnutzungskarte
Stadt Essen“ dargestellt.
Nutzungsart Anteil in % Fläche in ha
Grünflächen 48,1 % 10.178
Wasserflächen 2,6 % 543
Wohngebiete 18,6 % 3.930
Industrie- und Wirtschaftsgebiete 7,8 % 1.660
Mischgebiete 3,0 % 639
weitere bebaute Flächen (Gemeinbedarfsflächen)
4,1 % 869
Verkehrsfläche 9,9 % 2.096
Brachflächen 4,0 % 839
Sonstiges 1,9 % 417
Gesamt 100 % 21.171
Abb. 3.3: Nutzungsarten Stadt Essen (Quelle: Grün und Gruga Essen)
Die Grün- und Freiflächen der Stadt Essen unterteilen sich entsprechend der untenstehenden
Abbildung 3.4 „Grün- und Freiflächenanteil“.
Grün- und Wasserflächen 53,1 %
Grünflächen (Parkanlagen, 14,2 %
Friedhöfe, Kleingärten)
Spiel- und Sportanlagen 2,2 %
Begleitgrün 2,4 %
Wasserflächen 2,6 %
Landwirtschaftsflächen 15,7 %
Waldflächen 13,2 %
sonstige Grünflächen (z.B. 2,8 %
rekultivierte Bergehalden,
landwirtschaftliche Brachen)
Siedlungsfläche 33,5 %
Verkehrsfläche 9,9 %
Sonstiges 3,5 %
Abb. 3.4: Grün- und Freiflächenanteil Stadt Essen (Quelle: Grün und Gruga Essen)
iii
Zu den Grün- und Freiflächen zählen Grün- und Erholungsflächen, Wald, Wasser- und Landwirtschaftsflächen,
rekultivierte Bergehalden und Teile von Brachflächen, s. auch Abbildung 3.4: Grün- und Freiflächenanteil Stadt
Essen
3
Im verdichteten Innenstadtbereich iv liegt zwar der Anteil der Grünflächen nur bei 10,2 %; jedoch
sorgen private Gärten wie Abstands- und Siedlungsgrün für einen insgesamt deutlich
höheren Grünanteil.
Aktuell liegt die Siedlungs- und Verkehrsfläche einschließlich sonstiger Flächen bei rd. 47 %
(9.958 ha). Der Versiegelungsgrad für die Stadt Essen liegt im Bereich Gebäude- mit Freiflächen
bei 50 % und in Verkehrsflächen bei etwa 90% liegt; das Straßenbegleitgrün ist dem
Begleitgrün zugeordnet.
Daraus ergibt sich ein Versiegelungsgrad von ca. 27% für das gesamte Stadtgebiet. Für die
baulich hoch verdichtete Innenstadt ergibt sich ein Versiegelungsgrad von 73%.
Der Anteil der Brachflächen am Stadtgebiet Essens liegt aktuell bei rund 4 % (839 ha). Im
Rahmen des anhaltenden Strukturwandels war und ist die Wiedernutzung von ehemaligen
Industriestandorten ein Schwerpunkt der Stadtentwicklung. Bei der Betrachtung der Entwicklung
der letzten 10-15 Jahre ist im gesamten Ballungsraum der Metropole Ruhr eine Zunahme
von Grün- und Siedlungsflächen bei gleichzeitiger Abnahme von Brachflächen erkennbar
11 .
Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte in bebauten Gebieten (Stadtgebiet minus Grünund
Wasserflächen) liegt bei 54,7 EW./ha. Bei aktuellen Vorhaben im Innenstadtbereich, z.
B. in der Grünen Mitte Essen/ Universitätsviertel erreicht die Bevölkerungsdichte bis zu 248
EW./ha.
Grünflächen erfüllen im Stadtraum unterschiedliche Funktionen, z.B. als Bewegungs-, Erholungs-
und Kommunikationsräume, als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, zudem sind sie
ein wichtiger Beitrag bei der Klimaanpassung. Die Ausstattung der städtischen Grün- und
Wasserflächen orientiert sich an der Bedeutung und Funktion der jeweiligen Grünfläche in
ihrem städtischen Umfeld unter Beachtung der zur Verfügung stehenden Ressourcen. Auf
der Grundlage der Einstufung in repräsentative, allgemeine und naturnahe Grünanlagen
ergibt sich die Intensität und Häufigkeit der Unterhaltungsmaßnahmen.
3 B. In der Vergangenheit erzielte Ergebnisse
Durch eine vorausschauende und integrierte Grünflächenentwicklung hat Essen sich zu einer
grünen Großstadt entwickelt. Diese fußt auf dem Ankauf erster Parkflächen, der frühen
Freiraumsicherung sowie dem frühzeitigen Konzept zu einem kommunalen Grünflächensystem.
Diese bilden bis heute die Grundlage für alle nachfolgenden regionalen und kommunalen
Freiraumplanungen, wie Emscher Landschaftspark 2010, Masterplan Emscher-
Zukunft oder den städtischen Masterplan „Freiraum schafft Stadtraum“ (2007), der Planungsgrundlage
für das Handlungsprogramm „ESSEN. Neue Wege zum Wasser“ (2007) ist
und heute das maßgebliche Instrument zur Weiterentwicklung des Freiraums.
Auf Grund der Vergangenheit als bedeutender Standort der Montanindustrie und dem Strukturwandel
ergab sich eine hohe Zahl von nicht mehr genutzten und belasteten Flächen im
Stadtgebiet. Aktuell sind rund 1.200 Flächen (etwa 3.200 ha) erfasst, die als altlastenverdächtig
gelten, d.h. auf denen früher eventuell mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen
oder diese abgelagert worden sind. Davon sind inzwischen etwa 90 Flächen (= 345 ha) umfassend
saniert und neuen Nutzungen zugeführt worden.
Auf mehr als 80 % der verbleibenden Flächen finden Folgenutzungen statt, da aus den festgestellten
Belastungen bzw. Sanierungen keine Gefährdungen mehr abzuleiten sind.
iv
Die Definition des Innenstadtbereichs folgt der Abgrenzung in Stadt Essen: Stadtentwicklungsprozess
Essen2015+ Perspektive Innenstadt (2007)
4
Um die Bevölkerungsdichte in der Stadt Essen zu erhalten und in Teilräumen auch zu erhöhen,
werden brachliegende Flächen weiterhin umgestaltet und einer Neubebauung zugeführt.
Die städtebauliche Entwicklung erfolgt vorrangig durch die Reaktivierung von Brachflächen
und durch Innenentwicklung.
Die Grünentwicklung ist dabei der Motor der Stadtentwicklung, denn wesentliche Voraussetzung,
um Wohnbebauung und Gewerbeansiedlungen auf zuvor unattraktiven Standorten zu
entwickeln, ist die Verbesserung der Freiflächenversorgung und die Schaffung attraktiver
Lagen durch hochwertige Grün- und Wasserflächen. Gleichzeitig finden in den neuen Quartieren
ökologische Gestaltungsprinzipien Anwendung, wie eine dem Klimawandel angepass
te Gestaltung und Baumartenwahl, Regenwasserabkopplung, Bodenschutz und –verwertung
oder auch die Förderung des nichtmotorisierten Verkehrs, z. B. durch den Anschluss an das
Grüne Rad-Wegenetz.
Abb. 3.5: Universitätsviertel, Brachfläche 2009 und Bauphase 2012 mit fertiggestelltem zentralem Platz
(Quelle: Stadt Essen)
Das Universitätsviertel steht beispielhaft für die hochwertige Entwicklung einer innerstädtischen
Brachfläche (s. Abb. 3.5: Universitätsviertel). Das rund 13 ha große neue Innenstadtquartier
entsteht auf einer ehemaligen Bahnbrache. Ausgehend von einer 4 ha großen repräsentativen
Grünfläche, die in 2010 fertiggestellt werden konnte, entwickelt sich zurzeit ein
neues und hochwertiges Quartier aus Wohnen mit 470 Wohneinheiten und gewerblicher
Nutzung mit 1.800 neuen Arbeitsplätzen, das die bauliche Lücke von der Innenstadt zum
Essener Campus der Universität Duisburg-Essen schließt. Die Wasserfläche im Park wird
von den Dachflächen des neuen Quartiers gespeist und soll mittelfristig auch mit dem Emschersystem
verknüpft werden.
5
Zwischen Altendorf und dem Stadtkern erstreckt sich auf dem ehemaligen Gelände der
Kruppschen Gussstahlfabrik der rund 230 ha große Krupp-Gürtel, durch den die Essener
Innenstadt umfassend nach Westen erweitert wird (s. Abb. 6: Krupp-Gürtel). Mit dem Ausbau
des 12 ha großen Krupp-Park-Nord wurde ein attraktiver Park für die Menschen im bisher mit
Freiraum unterversorgten Stadtteil Altendorf sowie für das angrenzende ThyssenKrupp-
Quartier geschaffen. Im Endausbau beträgt die Gesamtgröße des Krupp-Parks rund 20 ha,
bei Baukosten von insgesamt rund 12,0 Mio.
Abb. 3.6: Übersicht Krupp-Gürtel und Entwicklungsband Rheinische Bahn (Quelle: Stadt Essen)
Um einen attraktiven Park gestalten zu können, wurde Boden aufgeschüttet, der beim Bau
der neuen Hauptverkehrsstraße im Krupp-Gürtel (Berthold-Beitz-Boulevard) und beim Bau
der neuen ThyssenKrupp Hauptverwaltung angefallen ist. Er wurde zu 5 Hügeln modelliert,
die entlang eines Hochtals aufgereiht sind.
Auch der See im Krupp-Park wird mit Regenwasser von den Dachflächen der ThyssenKrupp
Hauptverwaltung gespeist. Der Überlauf des Sees führt zu einem Nebenlauf des Emschersystems.
Auf diese Weise wird der ökologische Umbau der Emscher und ihrer Nebenläufe
von Abwassergräben zu Reinwasser führenden Bächen unterstützt.
Der Krupp-Park wirkt auch auf die benachbarten, hoch verdichteten Gebiete, die Essener
Innenstadt sowie das angrenzende ThyssenKrupp-Quartier klimaausgleichend. Über den
Wiesen entsteht kühle Luft, welche für Luftaustausch in der angrenzenden Bebauung sorgt.
Vor Ort sorgen die teils bewaldeten Flächen an heißen Tagen für ein angenehmes Klima. Ein
gestufter Aufbau von Wald im Wechsel mit Wiesen und Sträuchern sorgt dafür, dass Luftschadstoffe
ausgekämmt werden. Der Krupp-Park ist damit Teil einer urbanen Klimaanpassungsstrategie.
6
Der ca. 2,2 ha große Niederfeldsee ist der zentrale Teil des Stadtumbaugebiets Bochold-
Altendorf und Beispiel für die Aufwertung und Entwicklung einer älteren, nicht mehr zeitgemäßen
Wohnlage mit erheblichen Leerständen. Die urbane Wasserfläche entsteht in einer
3,4 ha großen Grünanlage. Parallel zum Bau der Grün- und Wasserfläche erfolgt eine Sanierung
und Neustrukturierung mit
teilweisem Abriss der angrenzenden
Wohnbebauung – aus ehemals
160 Wohneinheiten entstehen
zurzeit 82 attraktive Wohnungen
(s. Abb. 3.7: Niederfeldsee).
Abb. 3.7: Niederfeldsee und neues Wohnquartier im Bau
(Quelle: Grün und Gruga Essen)
Bei den genannten Entwicklungsprojekten
findet eine intensive
Beteiligung der Bürger statt,
u.a. im Rahmen von Perspektivenwerkstätten,
Planungsworkshops,
Pflanzaktionen, bis
hin zur anhaltenden Pflege der
Parkanlagen durch Bürger aus
den Stadtteilen.
Weitere Beispiele für ehemalige
Brachflächen, die einer neuen
Nutzung zugeführt wurden, sind u.a. der Bürostandort Weststadt (10 ha), der Entwicklungsbereich
Thurmfeld (5,5 ha) am Rande der Innenstadt, der Gewerbepark M1 (13,4 ha), die
Gewerbe- und Industriefläche Econova (152 ha) oder auch die Wohnbauflächenentwicklung
auf Phoenixhütte im Ruhrtal (5,9 ha). Von herausragender Bedeutung ist die Folgenutzung,
einschl. Freiraumgestaltung im Bereich des rund 100 ha großen Weltkulturerbes, der ehemaligen
Zeche und Kokerei Zollverein (s. Abb. 3.8: Weltkulturerbe Zollverein).
Abb. 3.8: Weltkulturerbe Zollverein, Ruhrmuseum und Wegenetz im Zollvereinpark
(Quelle: Grün und Gruga Essen)
7
Die Entwicklung von Geh- und Radwegen auf ehemaligen Bahntrassen ist aufgrund ihrer
Durchgängigkeit und weitgehenden Steigungsfreiheit als innerstädtische wie regionale Freiraumverbindung
von hoher Bedeutung; sie rücken Stadtteile nahe an die Innenstadt heran
und stärken den Anteil des innerstädtischen Fahrradverkehrs.
Der geplante „Radschnellweg Ruhr“ ist ein regionales Projekt durch das gesamte Ruhrgebiet,
der vom Rhein in Duisburg über 85 km bis nach Hamm führen soll. Der Geh- und Radweg
Rheinische Bahn von Essen über Mülheim nach Duisburg bildet das westliche Teilstück
dieses geplanten Radschnellwegs (s. Abb. 3.9: Radschnellweg Ruhr). 12
Abb. 3.9: Radschnellweg Ruhr und Blick zum ThyssenKrupp-Quartier
(Quellen: Regionalverband Ruhr; Grün und Gruga Essen)
In Essen sind die ersten 5 km der Rheinischen Bahn bereits ausgebaut. Die Trasse markiert
gleichzeitig das bedeutsame innerstädtische Entwicklungsband vom Universitätsviertel über
den Krupp-Gürtel und den Niederfeldsee bis in den Regionalen Grünzug B des Emscher
Landschaftsparks.
Die Freiräume der Regionalen Grünzüge B und C des Emscher Landschaftsparks bilden
auch die Stadtgrenze und den landschaftlichen Übergang zu den Nachbarstädten.
Im Regionalen Flächennutzungsplan (RFNP) der kreisfreien Städte Bochum, Essen, Gelsenkirchen,
Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen werden diese Freiflächen geschützt
und nach den lokalen Erfordernissen weiterentwickelt. 13
Zentrale Aufgabe des RFNP ist neben der Steuerung der Wohnbau- und Wirtschaftsflächenentwicklung
der Erhalt und die Entwicklung eines zusammenhängenden Freiraumsystems.
Die Stadtplanung reagiert auf gegenwärtige und zukünftige Veränderungen, wie z.B. Wirtschaftswachstum,
demografische oder klimatische Veränderungen, Begrenzung der Umweltfolgen
durch Versiegelung durch einen nachhaltigen Bebauungsplan mit der Konzentration
auf die Innenentwicklung, Brachflächenrecycling, Neunutzung aufgegebener (öffentlicher)
Infrastrukturen sowie Nachverdichtung. Klimaschutz und -anpassung sind wichtige Belange
in der Planung. 14 Bereits seit 1984 verfolgt die Stadt Essen eine nachhaltige Energie- und
Klimaschutzstrategie. Im März 2009 wurde das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept
der Stadt Essen (IEKK) 15 verabschiedet aus dem der „Leitfaden für eine energetisch optimierte
Stadtplanung“ entstand und auf dessen Grundlage die ersten Klimaschutzsiedlungen
entstanden.
8
Das Zusammenwirken von „ESSEN.Neue Wege zum Wasser“ mit dem Emscherumbau der
Emschergenossenschaft hat bereits jetzt zu einer erkennbaren Verbesserung der Qualität
und der Durchgängigkeit der Grün- und Wasserflächen im gesamten Stadtgebiet beigetragen.
Im Rahmen des Programms wurden Bachläufe naturnah umgestaltet, Teiche und Seen
neuangelegt, vorhandene Wasserflächen saniert und umgestaltet, Geh- und Radwege im
grünem Wegenetz überarbeitet und neugebaut sowie zahlreiche Grünanlagen nachhaltig
weiterentwickelt.
Urbane Lebensstile und eine älter werdende Bevölkerung werden mit hochwertigen und
zentralen Wohnstandorten unterstützt. Städtische Grundstücke werden für Generationenwohnprojekte
angeboten. Grün- und Wasserflächen sind standortprägende Qualitätsmerkmale
für Adressenbildungen (z.B. Niederfeldsee, Stauseebogen) und das grüne Wegenetz
stärkt die Lagequalität und Erreichbarkeit der Quartiere. Wie wirkungsvoll bereits die bisher
realisierten Maßnahmen sind, wird u. a aus dem Zuspruch der Bürger, der starken Nutzung
und Frequentierung der grünen Infrastruktur deutlich. 16
9
3 C. Zukunftspläne
Zukünftig wird die Entwicklung der Stadt Essen zu einer grünen Stadt mit hoher Lebens- und
Freizeitqualität durch die Einbeziehung der Freiraum- und Landschaftsplanung in die Stadtentwicklung
sowie die Umsetzung grüner Infrastrukturmaßnahmen als Motor der Stadtentwicklung
fortgesetzt.
Verdichtung des Freiraum-Netzes
In der Metropole Ruhr ist die Durchgängigkeit und Erreichbarkeit von Freiräumen ein zentrales
Thema. Die langfristigen Konzepte zur Freiraumsicherung und –entwicklung „Emscher
Landschaftspark 2010“ und „Masterplan Emscher-Zukunft“ verfolgen das Ziel der attraktiven
Gestaltung des Strukturwandels und der Erhöhung der Lebensqualität in den Städten, u.a.
durch die Entwicklung durchgängiger Grünverbindungen. Der Umbau des gesamten Emschersystems
bietet die einmalige Chance der Vernetzung von Freiflächen entlang der Emscher
sowie der neu entstehenden Nebenläufe bis in ehemals unzugängliche Stadträume.
Das Großprojekt „Emscherumbau“ wird bis 2020 abgeschlossen sein. Aus den oberirdischen
Abwasserkanälen werden ökologisch wertvolle Wasserläufe und attraktive Erholungsräume,
die zur Steigerung der Lebensqualität in der Stadt Essen maßgeblich beitragen werden.
Nach der Umsetzung der abwassertechnischen Baumaßnahmen erfolgt abschnittweise
die naturnahe Umgestaltung der Gewässer. Vom gesamten Bauprojekt mit einem Umfang
von rd. 4,5 Mrd. € entfallen rd. 500 Mio. € auf Maßnahmen im Essener Stadtgebiet, die bis
2017 umgesetzt werden.
Essen unterstützt den ökologischen Umbau des Emschersystems u.a. mit Maßnahmen zur
Regenwasserabkopplung, der gemeinsamen Entwicklung von Flächen sowie durch zahlreiche
Einzelmaßnahmen zur naturnahen Umgestaltung der Gewässer und gewässerbegleitenden
Grünflächen.
Die Fortsetzung des Handlungsprogramms „ESSEN.Neue Wege zum Wasser“ ist der zentrale
Baustein, um das innerstädtische Freiraumnetz weiter zu entwickeln. Entlang der umgebauten
Gewässer entstehen beispielsweise neue, naturnahe Erholungs- und Spielräume.
Ziel ist, dass möglichst alle Einwohner der Stadt künftig das Grüne Wegenetz in einer Entfernung
von 500 m erreichen und sicher in die zentralen Erholungsräume, die regionalen
Grünzüge, das Ruhrtal und neue Emschertal, nach Zollverein oder in die Gruga gelangen.
Die Geh- und Radwegeverbindungen in die Nachbarstädte werden mit Fördermitteln weiter
entwickelt, insbesondere durch den Radschnellweg zwischen Duisburg und Hamm oder die
Magistrale Essen-Bottrop (Krupp‘sche Ringbahn) 17 .
Stärkung von Privatem Engagement
Eine wesentliche Zukunftsaufgabe ist die Förderung von privatem Engagement wie die Beteiligung
Dritter im Rahmen der Bauleitplanung bei der Herstellung und Unterhaltung von
Grün- und Freiflächen, denn dauerhaft attraktive Grünflächen sind Voraussetzung für private
Investitionen.
Bei der Unterhaltung von Grünflächen sollen Kooperationsmodelle und private Initiativen wie
Bürger- oder Naturschutzgruppen, die bereits heute Parkanlagen oder Spielplätze pflegen
oder Schutzgebiete betreuen, weiter gestärkt werden. Hier setzen erfolgreiche Projekte der
Umweltbildung und -erziehung an, wie die „Schule Natur“ 18 im Grugapark, deren Programm
jährlich von mehr als 45.000 Besuchern wahrgenommen wird.
10
Auch die partnerschaftliche Kooperation mit dem Essener Kleingartenwesen, die 250 Kleingartenanlagen
im gesamten
Stadtgebiet betreuen 19 sowie
die Zusammenarbeit mit der
privaten Land- und Forstwirtschaft
sind fortzusetzen und
weiterzuentwickeln. Daneben
engagieren sich auch eine
Vielzahl von Stiftungen im
Bereich Umwelt, Naturschutz
und Verbesserung des Wohnumfelds.
20
Auch im Baldeneykonzept zur
zeitgemäßen und nachhaltigen
Aufwertung des bedeutsamsten
Erholungsraumes im
Ruhrtal werden private und
öffentliche Maßnahmen in
Abb. 3.10: Baldeneysee (Quelle: Grün und Gruga Essen)
einem gemeinsamen Gestaltungsrahmen
gebündelt 21 (s.
Abb. 3.10: Baldeneysee). Der
Ruhrverband hat in einem noch laufenden Forschungsprojekt mit zahlreichen Beteiligten
intensive Überlegungen zum Baden in der Ruhr angestoßen. 22
Anpassung an den Klimawandel
Urbane Grünflächen, einschließlich Wald- und Wasserflächen haben eine hohe Bedeutung
für das Stadtklima. Das ausgedehnte Grünflächensystem und mehr als 60.000 Straßenbäume
tragen zur innerstädtischen Temperaturreduzierung und damit zu einem günstigen Bioklima
im verdichteten Stadtraum bei. 23 Der Baum- und Grünflächenbestand ist an die erwartete,
künftige Klimaentwicklung anzupassen, z.B. durch:
• Alleenkonzepte zur örtlichen Entwicklung des Baumbestands,
• Baumartenwahl und Baumpflege nach dem Stand von Forschung und Wissenschaft
24 ,
• die Entwicklung langfristig stabiler Mischbestände im Erholungsdauerwald, der gemäß
FSC-Kriterien zertifiziert ist und entsprechend bewirtschaftet wird 25 .
Sanierung und Entwicklung von Brachflächen
Die städtebauliche Entwicklung in Essen findet überwiegend auf Brachflächen statt, daher
konnten Eingriffe in natürliche und naturnahe Lebensräume minimiert und natürliche,
schutzwürdige Böden erhalten werden.
Die Sicherung und Sanierung von Altlastenverdachtsflächen und Brachen sowie das bisher
erfolgreich betriebene Flächenrecycling werden fortgesetzt 26 .
Exemplarisch für die zahlreichen Sanierungen ehemaliger Industrieareale und deren Finanzierung
sind die Vorhaben „Thurmfeld“ und „Ruhrterrassen“:
Beim innerstädtischen „Thurmfeld“, dem Standort eines ehemaligen städtischen Gaswerkes
beginnt die Sanierung der großflächigen Bodenverunreinigungen, um nachfolgend einen
Nutzungsmix als Schwimmbad-, Wohn- und Gewerbestandort zu realisieren.
11
Die geschätzten Sanierungskosten von rd. 10 Mio. € werden voraussichtlich durch den „Verband
für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV)“ mit 80 % gefördert und der verbleibende
Teil von der Stadt Essen finanziert.
Bei den „Ruhrterrassen“ soll der ehemalige Standort eines metallverarbeitenden Betriebes in
ein Wohngebiet mit 150 Wohneinheiten umgewandelt werden. Die Kosten für die notwendigen
Sanierungsmaßnahmen wurden zwischen dem ehemaligen Betreiber und dem neuen
Bauträger verhandelt, sodass die Sanierung direkt im Zuge der vorbereitenden Arbeiten für
die Wohnbebauung erfolgt. Bei der Erstellung des Bebauungsplanes wurde ein städtebaulicher
Vertrag zwischen der Stadt Essen und dem Bauträger geschlossen, wonach der Bauträger
anhand eines verbindlichen Sanierungsplanes zur Durchführung der Sanierungsmaßnahmen
verpflichtet wird.
Über den Stand und die Fortschritte bei der Umsetzung der o.g. Planungen und Maßnahmen
wird im Rat und Umweltausschuss der Stadt regelmäßig berichtet, zudem erfolgt eine jährliche
Betriebsprüfung durch Wirtschaftsprüfer, die auch die Wirtschaftlichkeit der Grünflächenund
Waldpflege und sonstiger Maßnahmen überprüfen. 27
3 D. Hinweise
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Vgl. Verwaltungsbericht 1960-1962, „jede Möglichkeit sollte genutzt werden, das Stadtgebiet
mit Grün zu durchziehen“
Stadt Essen – Dezernat für Gesundheit , Sport und Grünflächen (Hg): Dokumentation Begrünung
des Essener Nordens „die grüne 14“ (1984)
Grünflächenamt der Stadt Essen: Begrünung Essener Norden. Eine Bilanz 1974-1998
(1998)
Siehe Emschergenossenschaft: Masterplan Emscher-Zukunft. Das Neue Emschertal (o.J.)
http://www.eglv.de/wasserportal/emscher-umbau/das-neue-emschertal/masterplanemscher-zukunft.html
Werkstatt Neues Emschertal: Weiterentwicklung des Masterplans Emscher-Zukunft (2010)
Stadt Essen: Stadtentwicklungsprozess 2015+. Perspektive Freiraum schafft Stadtraum.
Bericht der Projektgruppe (2007)
Informationen zum Emscher Landschaftspark unter
http://www.metropoleruhr.de/freizeitsport/emscher-landschaftspark.html
Projekt Ruhr GmbH (Hg): Masterplan Emscher Landschaftspark (2005)
Informationen zum Handlungsprogramm „Essen.Neue Wege zum Wasser“ unter
http://www.neuewegezumwasser.de
Siehe
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1942220/#/beitrag/video/1942220/Deutschl
andreise-Essen
Vgl. http://www.gruen-und-gruga.de/
10 Vgl. http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_67/Krematorium/friedhoefe.html
Stadt Essen: Ratsbeschluss zum Konzernziel Umweltschutz (2007)
11 Vgl. Wuppertal Institut: Metropole Ruhr – Grüne Hauptstadt Europas. (2012): S. 78
12
12 Siehe
http://www.metropoleruhr.de/fileadmin/user_upload/metropoleruhr.de/Bilder/Metanavigatio
n_unten/Presse/1_Dateien_2012/Konzeptstudie_Radschnellweg_Endstand.pdf
13 Siehe regionaler Flächennutzungsplan der Städte Bochum, Essen, Gelsenkirchen, Herne,
Mülheim an der Ruhr, Oberhausen (2010) http://www.staedteregion-ruhr-
2030.de/cms/regionaler_flaechennutzungsplan.html
14 Vgl. Stadt Essen: Leitfaden für energetisch optimierte Stadtplanung (2009)
15 Integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept der Stadt Essen. Unsere Stadt. Unser Klima
(2009)
http://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/59/klima/IEKK_2009_02_03_Master.pdf
16 Informationen unter: http://www.derwesten.de/staedte/essen/so-gruen-ist-essen-die-parksund-gaerten-der-stadt-id8036021.html
17 Siehe Essen.Neue Wege zum Wasser. Ein Projekt des Essener Konsens: Von der Vision
zur Wirklichkeit. Die wichtigsten Projekte zur Freiflächenentwicklung bis 2015 (o.J.): S. 20f;
Essener Radtouren. Zwölf Touren auf einen Blick (2013) und http://www.essenerfahren.de
18 Siehe http://www.grugapark.de/schule-natur.html
19 Vgl. http://www.kleingaertner-essen.de/
20 Siehe http://www.essen.de/de/Leben/leben_im_gruenen/buergerengagement.html
21 Siehe
http://www.essen.de/de/Leben/planen__bauen_und_wohnen/planen/Aktuelle_Stadtplanun
gen/entwicklungskonzept_baldeneysee.html
22 Siehe http://www.sichere-ruhr.de/
23 Zum ExWoSt-Vorhaben siehe
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Klima/Themenseite_Klima.html
24 FLL: Baumkontrollrichtlinien – Richtlinien für Regelkontrollen zur Überprüfung der Verkehrssicherheit
von Bäumen(2004); GALK-Straßenbaumliste (2012)
http://www.galk.de/arbeitskreise/ak_stadtbaeume/akstb_strbaumliste12.htm;
Roloff; Grundmann: Klimaartenmatrix (2008)
25 Dubbel: Erholungswald (2009); FSC-Zertifizierung, Städtischer Wald (2003)
26 Vgl. Wuppertal Institut: Metropole Ruhr – Grüne Hauptstadt Europas (2012): S. 83
27 FSC, Forest Stewardship Council, Audits seit 2003, GPA-Bericht, überörtliche Prüfung der
Stadt Essen (2008); Deutscher Städtetag: KGST-Umfrage (2010)
Stadt Essen: Bericht Grün und Gruga Essen I. Quartal (2013)
Stadt Essen: Feststellung des Jahresabschlusses 2011 von Grün und Gruga Essen (2012)
Weitere Hinweise:
Grün-, Freiraum- und Stadtentwicklung in Essen
o Stadt + Grün. Das Gartenamt, 59. Jahrgang 2010, Heft 5
o
o
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_67/GrueninEssen.html
Stadt Essen: Stadtentwicklungsprozess Essen 2015+ Perspektive Innenstadt. Bericht der
Projektgruppe Innenstadt (2007)
13
Einzelprojekte:
o Dilldorfer Höhe: http://www.allbau.de/wir-ueber-uns/unternehmen/dilldorfer-hoeheklimaschutzsiedlung.html
o
econova: http://www.ewg.de/de/immobilien/gewerbestandorte/econova/econova.html
o Gewerbepark M1:
http://www.ewg.de/de/immobilien/gewerbestandorte/m1_gewerbepark_1/M1_Gewerbepark
.html
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
o
Herthastraße : http://www.sop-architekten.de/#/de/projekte/wohnen/essen/wohnbebauungherthastrasse
Kettwiger Ruhrbogen : http://www.kettwiger-ruhrbogen.de/Home
Klimaschutzsiedlung Neustraße : http://www.klimawerkstadtessen.de/startseite/detailseitenachricht/browse/9/article/investor-fuer-innovative-klimaschutzmustersiedlung-neustrassegesucht.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=19&cHash=11bec4ce31383c2fab39e56b07e9e8a6
Krupp-Gürtel: http://www.thyssenkrupp.com/quartier/
http://www.krupp-guertel.de
Niederfeldsee: http://www.allbau.de/wir-ueber-uns/unternehmen/altendorf-neubau.html
http://www.essen.de/de/Leben/leben_im_gruenen/niederfeldsee.html
Phoenixhütte:
https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/61/dokumente_7/aktionen/Prinz-
Friedrich_Begruendungsenwurf.pdf
Stauseebogen : http://www.nesseler-projektidee.de/angebote/SeeBogen_Essen.html
Universitätsviertel: http://www.gruene-mitte-essen.de/
Veronikastraße : http://www.quartier-4.de/
Weltkulturerbe Zollverein: http://zollverein.de
Regionalverband Ruhr (RVR): Emscher Landschaftspark. Kulturlandschaft der Metropole
Ruhr – ein Modell für Europa 2009
Weststadt:
http://www.essen.de/de/wirtschaft/standortinformationen/standortentwicklung/weststadt_1/
weststadt_1.html
14
Stadt Essen
Themenfeld 04: Natur und Biodiversität
4 A. Gegenwärtige Situation
Historische, geografische und sozio-ökonomische Entwicklungsfaktoren
Die Landschaft in Essen wurde wegen der fruchtbaren Lössböden bis ins 19. Jahrhundert
überwiegend landwirtschaftlich genutzt, teilweise war sie bewaldet. Über sie verteilten sich
Bauernhöfe und Kleinstädte. Diese Kulturlandschaft ist noch heute vor allem im Essener
Süden erlebbar; sie gehört zum Mittelgebirge (kontinentale Region). Hier liegt das für den
landesweiten Biotopverbund bedeutsame Ruhrtal und eine Auenlandschaft, die als Natura-
2000-Gebiet gemeldet wurde, die Heisinger Ruhraue. (6)
Abb.: 4.1: Essener Süden mit Stausee der Ruhr, landwirtschaftlichen Flächen und Wald
(Quelle: Peter Wieler – Essen Marketing)
Als nach 1800 Kohle maschinell gefördert wurde, wandelte sich vor allem der nördliche
Bereich zu einem urban-industriellen Raum mit vereinzelten Grün- und Waldflächen. Bäche
wurden zu Abwassergräben umfunktioniert. Im Norden blieben nur Teile der früheren
Kulturlandschaft an der westlichen und östlichen Stadtgrenze als regionale Grünzüge
erhalten; sie liegen bereits im Norddeutschen Tiefland (atlantische Region).
Erdgeschichtliche Zeugenberge, Sonderhabitate wie beispielsweise freigelegte pleistozäne
Flussschotter beleuchten diesen besonderen Landschaftswert an der Stadtperipherie.
Die großflächige Stilllegung von Zechen, Fabriken und Eisenbahnstrecken ab den 1960er
Jahren ließ Industriebrachen entstehen. Trotz Folgenutzung blieben einige erhalten und
tragen mit Industriebrachen der Nachbarstädte dazu bei, dass die Metropole Ruhr die
größte Artenvielfalt aller Regionen Nordrhein-Westfalens aufweist. 1500 Pflanzenarten,
davon 50 Rote Liste Arten kommen in dieser als Emscher-Landschaftspark bezeichneten
Region vor.
Wanderfalke, Kreuzkröte und Blauflügelige Ödlandschrecke sind als teils hoch gefährdete
Charakterarten auf industriell geprägten Lebensräumen in Essen präsent, beispielweise auf
dem Weltkulturerbe Zeche Zollverein. Der nach Nordrhein-Westfalen zurückgekehrte,
vorübergehend ausgestorbene Wanderfalke ist geradezu ein Symbol für die Umkehrbarkeit
von Artenschwund geworden und mit vier Brutpaaren in Essen vertreten.
Brutvögel Amphibien Fledermäuse
Libellen
Stadtgebiet 105 13 7 32 >500
FFH-Gebiet Heisinger Ruhraue 65 6 5 29 229
Weltkulturerbe Zeche Zollverein 42 *1 6 1 17 450
*1 einschließlich Gäste *2 einschließlich Neophyten
Tabelle 4.1: Artenzahlen zu Flora und charakteristischen Tiergruppen des Stadtgebietes Essen und
beispielhaften naturnahen und industriellen Gebieten
Farn- und
Blütenpflanzen
*2
Die derzeitige Wirtschaftsentwicklung ist auf Qualität ausgerichtet. Sie macht sich in einer
baulichen Entwicklung im Siedlungsbereich (Innenentwicklung) bemerkbar. (7) Als
drittgrünste Stadt Deutschlands ist Essen ein attraktiver Wohn- und Wirtschaftsstandort. Die
Natur unterliegt einem verstärkten Erholungsdruck.
Trends, Daten und Management
Der Grün- und Freiflächenanteil beträgt 53 %, davon haben landwirtschaftliche Flächen
einen Anteil von 15,7 %, Wald von 13,2 %, Wasserflächen von 2,6 % und Grün- sowie
Brachflächen von 21,5 % am Stadtgebiet.
Im Freiraum sind seit 1938 große Bereiche als Landschaftsschutzgebiete geschützt. 1939
wurde das erste Naturschutzgebiet ausgewiesen. Seit 1982 schützt die Baumschutzsatzung
Bäume im Siedlungsbereich mit einem Stammdurchmesser von 80 cm.
Die Naturdenkmalverordnung von 2000 sichert 47 Objekte (Bäume und Findlinge) als
Naturdenkmäler. Der Landschaftsplan Essen von 1992 (2) 1 und der stadtökologische Beitrag
für den Essener Norden von 2000 (3) haben ermittelt, wo Ökosystemdienstleistungen gestört
sind. 34,4 % des Stadtgebietes stehen unter Landschaftsschutz.
Die 12 Naturschutzgebiete und 49 geschützten Landschaftsbestandteile 2 haben einen Anteil
von 2,3 % am Stadtgebiet und eine Größe von 0,2 bis 150 Hektar.
Das größte Naturschutzgebiet mit 150 Hektar ist das gemeldete Natura-2000-Gebiet
„Heisinger Ruhraue“. Sein Bewirtschaftungsplan (Pflege- und Entwicklungsplan) von 1992,
dessen Maßnahmen 2005 fortgeschrieben wurden, wird aktuell neu erarbeitet.
Die Weichholzauenwälder, die Altarme und Stillgewässer sowie die Glatthaferwiesen, die zur
Meldung als Natura-2000-Gebiet geführt haben, befanden sich 2002 noch in einem mittleren
bis schlechten Erhaltungszustand.
1 Definition: Ein Landschaftsplan weist Natur- und Landschaftsschutzgebiete aus und beschreibt außerdem, wie
Grünflächen außerhalb von Schutzgebieten naturschutzfachlich entwickelt werden sollten.
2 Definition: Geschützte Landschaftsbestandteile sind kleine Naturschutzgebiete.
Erste Ergebnisse der Neuerarbeitung des Pflege- und Entwicklungsplanes weisen darauf
hin, dass sich z.B. der Erhaltungszustand der Stillgewässer durch Verringerung der
stofflichen Belastung oder Renaturierung auf 5 Hektar verbessert hat, so dass 60 % dieser
Lebensräume einen verbesserten Zustand zeigen.
Lebensraumtyp 91E0
Weichholzauenwälder
Lebensraumtyp 3150
Altarme / Stillgewässer
Lebensraumtyp 6510
Glatthaferwiesen
Erhaltungszustand A B C A B C A B C
Meldung 2002
3,22 1,97
5,158 3,425
13,179
ha ha
ha ha
ha
Kartierung 2012
3,44 3,57 0,83 9,6 1,482
3,329 13,07
ha ha ha ha ha
ha ha
Kartierung 2012
als 91F0
Hartholzauenwälder
5,14
ha
A = hervorragender Erhaltungszustand, B = guter Erhaltungszustand, C = mittlerer bis schlechter
Erhaltungszustand
Tabelle: 4.2: Erste Ergebnisse zur Entwicklung der Lebensräume im Naturschutzgebiet „Heisinger Ruhraue“, die
für die Meldung als Natura-2000-Gebiet DE-4508-301 relevant waren
Gezielte Naturschutzmaßnahmen haben nach einer aktuellen Einschätzung des
Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen in der
atlantischen Region von Nordrhein-Westfalen dazu geführt, dass sich die
Erhaltungszustände der Arten in der atlantischen Region von Nordrhein-Westfalen nicht
wesentlich verändert haben.
In Essen haben sich trotz der verstärkten Nutzung der Natur zur Erholung z.B. die Individuenzahlen
der Zugvögel, die im Natura-2000-Gebiet überwintern, wie Krickente, Tafelente
oder Zwergtaucher, stabilisiert.
4 B. In der Vergangenheit erzielte Ergebnisse
Zielsetzung, Konzepte und Strategien des Naturschutzes
Mit dem Ziel, verstärkt im gesamten Stadtgebiet Beiträge zur Sicherung der biologischen
Vielfalt und zur Förderung der Ökosystemdienstleistungen zu erbringen, ist die Stadt Essen
2010 der Deklaration „Biologische Vielfalt in den Kommunen“ beigetreten. (8)
Die Stadt Essen verfolgt mit dem segregativen und integrativen Naturschutzkonzept
eine Doppelstrategie: einerseits Erhaltung und Weiterentwicklung der schutzwürdigen
Naturlandschaften und der Schutzgebiete und andererseits Maßnahmen zum Schutz von
Arten und Lebensräumen in landwirtschaftlichen Produktionsflächen, bei Waldbewirtschaftung,
Siedlungsentwicklung und anderen Landnutzungen.
Natura-2000-Gebiet „Heisinger Ruhraue
Abb. 4.2: Altarm im Natura-2000-Gebiet Heisinger Ruhraue (Quelle: Schmitting – Untere Landschaftsbehörde)
In der Heisinger Ruhraue (36) wurden ein Altarm renaturiert und Aufschüttungen beseitigt;
Europäische Union und Land förderten die 580.000 € teure Maßnahme mit 95.000 €. Die
unter Anwendung wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse erarbeiteten Naturschutzmaßnahmen
haben zu einem stärkeren Wasseraustausch bei Hochwasser geführt, wodurch sich
die Wasserqualität in den Stillgewässern verbessern konnte. Als Ausgleich für den Bau einer
Kläranlage auf einer Aufschüttung in der Heisinger Ruhraue wurden zwei Campingplätze, die
mitten in der Aue lagen, renaturiert, die sich nun zu FFH-Wald-Lebensräumen entwickeln
können. Das Naturschutzgebiet erhielt dadurch höherwertige Standorte und behielt seine
Flächengröße von 150 Hektar. Bestehende Waldbestände wurden der natürlichen
Sukzession überlassen. Durch den Schattendruck sich entwickelnder Wälder verliert die
invasive gebietsfremde Art Herkulesstaude Lebensraum. Durch Entwicklungsmaßnahmen
des Landes entstanden naturnahe Flussuferlebensräume.
Weitere Naturschutzmaßnahmen in der Landschaft
Zur Stärkung des landesweit bedeutsamen Biotopverbundes entlang der Ruhr hat das Land
bereits an zwei von vier Wehren Fischpässe angelegt. (22). Es plant den Abbau weiterer
Wanderbarrieren für migrierende Fischarten, so dass die biozönotische Fragmentierung des
Ruhrlaufes inklusive des Natura-2000-Gebietes verringert wird.
Durch Maßnahmen hat Essen viele Bachabschnitte wie bei Ruhmbach, Deilbach oder
Langemarckbach naturnah entwickelt.
Am Oefter Bach wurde auf der Grundlage der Naturschutzgebietsplanung ein ganzes
Bachsystem entwickelt.
Die Naturschutzvereine haben eine besondere Bedeutung für den Naturschutz in Essen. Seit
1982 pflegen sie z.B. für die Stadt Essen Streuobstwiesen und betreuen Stollen, die
Fledermausquartiere sind. Sie kartieren Arten und betreiben Naturschutzbildung.
Seit 1985 nutzt z.B. die Naturschutzjugend für diese Aufgaben das Naturschutzzentrum
„Voßgätters Mühle“.
Die Stadt Essen gewährt ihnen finanzielle und logistische Unterstützung, leitet die Geschäftsführung
für die Mitweltstiftung und die Arbeitsgemeinschaft Landschaftspflege Essen.
Integration des Naturschutzes in die Forstwirtschaft
Abb. 4.3:Schule Natur im FSC-zertifizierten Stadtwald (Quelle: Grün und Gruga Essen)
Der städtische Wald, der 8 % des Stadtgebietes einnimmt, ist gemäß der Nationalen Strategie
zur Biologischen Vielfalt seit 2003 vollständig FSC-zertifiziert. Ziel der Forstbetriebsplanung
ist ein mehrschichtiger, ungleichalter, durchlichteter Bestand.
Es verbleiben auch Habitatbäume; sie stehen vor allem in Altholzbeständen und Buchenhallenwäldern,
die sich selbst überlassen bleiben. Diese Referenzflächen nehmen 0,6 % des
Stadtgebietes ein; zwei Drittel davon befinden sich außerhalb von Naturschutzgebieten.
Angesichts des Klimawandels sollen mit dieser Waldpflegeform Baumarten mit einer hohen
klimatischen Toleranz gefördert werden. (9)
Der Wald wird außerdem durch die Anlage von Waldrändern geschützt. (37) Weitere große
Waldflächen in Essen werden vom Regionalverband Ruhr PEFC-zertifziert gepflegt. (28)
Integration des Naturschutzes in die Landwirtschaft
Abb. 4.4:: Produktionsintegrierte Ausgleichsmaßnahme (Ackerbrache) im Essener Süden
(Quelle : Grün und Gruga Essen)
Für die landwirtschaftlichen Flächen wurden zusammen mit der Landwirtschaft ab 2001
produktionsintegrierte Ausgleichsmaßnahmen, wie Ackerbrachen oder extensives Grünland,
für Offenlandarten, wie Feldhasen oder Wildbienen, entwickelt. Sie werden als Ersatz für
Naturbeanspruchung an anderer Stelle durchgeführt. Die Landwirte konnten dafür gewonnen
werden, weil sie dadurch keine Produktionsflächen verlieren. (4) (5) (6) (37) Diese guten
Erfahrungen sind in das deutsche Naturschutzrecht eingeflossen.
Integration des Naturschutzes in die Siedlungsentwicklung
Im Siedlungsbereich wurden neue Grünflächen angelegt. 3 Der neue 13 Hektar große Krupp-
Park (7) (12) wurde z.B. zum Lebensraum des Mauerseglers, einer charakteristischen Art
der Innenstädte. Der Krupp-Park schafft Qualitäten für die angrenzenden hochwertigen
Wohn- und Wirtschaftsstandorte und verhindert zugleich das Entstehen großer Wärmeinseln.
Aufgaben im Klimaschutz übernehmen auch die über 60.000 Straßenbäume, die nach einer
Baumliste gepflanzt werden, die den Klimawandel berücksichtigt. (16)
Erste Private konnten dafür gewonnen werden, selbst öffentlich zugängliche (34)
Grünanlagen anzulegen und zu unterhalten. Die Begrünung von Stellplatzanlagen,
Garagendächern, von Flachdächern von Gebäuden, gehört mittlerweile zum Standard beim
Neubau(4).
Auf den Dächern des Sheraton-Hotels (32) und der RAG-MI-Unternehmenszentrale (27)
haben Imker Bienenkörbe aufgestellt und vermarkten den Honig als naturbelassenes
Produkt aus dem Stadtpark.
3 siehe Themenfeld „Städtische Grünflächen“
Integration bedeutender Industriebrachen in die Siedlungsentwicklung
Abb:4.5: Weltkulturerbe Zeche und Kokerei Zollverein (Quelle: Peter Wieler – Essen Marketing)
und dort vorkommendes, seltenes Zierliches Tausendgüldenkraut (Detail)
Bedeutende Industriebrachen, die Ersatzlebensraum für Arten bieten, die natürlicherweise
Pionierlebensräume besiedeln, werden z.B. auf dem Areal des Weltkulturerbes Zeche und
Kokerei Zollverein durch Integration in das denkmalschützende Konzept erhalten.
Biotopverbund im Siedlungsbereich entlang ehemaliger Eisenbahnstrecken und des
ökologisch umgebauten Emschergewässersystems
Abb. 4.6.: Ökologischer Umbau Emscher und Nebenbäche: Einmündung Kesselbach in Borbecker Mühlenbach,
vor ökologischem Umbau – nach ökologischem Umbau wird hier die Emschergroppe wieder angesiedelt
(Quelle: Grün und Gruga Essen)
Für den Biotopverbund zwischen Landschaft und Siedlungsbereich werden ehemalige
Eisenbahnstrecken als innerstädtische Grünzüge mit begleitenden Rad- und Wanderwegen
erhalten.
Außerdem dient das größte Renaturierungsprojekt in einem Flussgebiet Europas, der
Umbau der Emscher und ihrer Nebenbäche von Abwassergräben zu Bächen durch die
Emschergenossenschaft, der Stärkung des Biotopverbundes (17) (18). In Essen wurden
bereits die ersten 4 von 39 km ökologisch umgebaut.
Die Stadt Essen ergänzt diesen Umbau durch die naturnahe Entwicklung von Oberläufen
(35), so dass von dort aus eine Wiederbesiedlung der umgebauten Bäche möglich ist.
In naturnahen Nebengewässern kommen noch 109 Tierarten vor, darunter fünf
Köcherfliegenarten, die in Nordrhein-Westfalen gefährdet sind. (19) Außerdem wird die
Emschergroppe wieder angesiedelt. Die begleitenden Gehölze haben dazu beigetragen,
dass der Grünspecht zuerst im Ballungsraum Rhein-Ruhr nicht mehr auf der Roten Liste
stand, sondern auch die Gärten in der Stadt belebt. (25)
Abb. 4.7: Emschergroppe (Cottus cf. rhenanus)( / (Quelle: Emschergenossenschaft)
Förderung Naturverständnis
Zum besseren Verständnis ökologischer Zusammenhänge wurden aus den
wissenschaftlichen Erkenntnissen allgemein verständliche Leitbilder abgeleitet. Sie
beschreiben bildhaft, in welchem Zusammenhang prägende Geländeformen, Leitarten,
Lebensräume, ein schönes Landschaftsbild und andere Ökosystemdienstleistungen stehen.
(3) (4) (5)
In Veranstaltungen und Gesprächen wurde den Bürger(inne)n mit Hilfe der Leitbilder die
Natur im Natura-2000-Gebiet nahegebracht und mit fachkundigen Führungen durch
Naturschutzvereinen lebendig veranschaulicht (6). Aufgrund dieser guten Erfahrungen sind
Leitbilder ins nordrhein-westfälische Naturschutzrecht aufgenommen worden.
Die Angelfischerei konnte für den Naturschutz in der Heisinger Ruhraue gewonnen werden,
weil mit dem renaturierten Altarm ein verbessertes Laichgewässer zur Verfügung steht. (6)
Da die Bereitschaft, die Natur zu schützen, außerdem mit dem Erlebnis ihrer Schönheit
zunimmt, bietet die im Rahmen der Renaturierung des Altarms wiederhergestellte Bogenbrücke
den Erholungssuchenden Beobachtungsmöglichkeiten seltener Tierarten, z.B. des
Eisvogels. (6)
Der 1993 gegründete Runde Umwelttisch Essen aus verschiedenen Bürgerinitiativen sowie
Umwelt- und Naturschutzvereinen bringt neben dem offiziellen Landschaftsbeirat seine
Erfahrungen in die Landschafts- und Stadtentwicklung ein.
Auch Bürger(innen), die nicht in Naturschutzvereinen organisiert sind, übernehmen
Patenschaften für öffentliches Grün, wie im Volksgarten Kray, und helfen, die Natur zu schützen.
Durch die 1995 eingerichtete „Schule Natur“ fördert die Stadt Essen auch selbst
systematisch das Naturverständnis insbesondere bei Schüler(inne)n; 2012 hatte sie 45.000
Besucher(innen). (10) Behinderte können z.B. auf einem barrierefreien Rundweg im
Grugapark an der Natur teilhaben. (11)
Außerdem hat in den letzten 10 Jahren die verstärkte Integration des Naturschutzes in die
Landnutzung und Siedlungsentwicklung das Naturverständnis gefördert.
Biotop- und Artenkartierung
Im Natura-2000-Gebiet wird regelmäßig ein Monitoring durchgeführt. Das letzte Monitoring
deutet an, dass sich die Erhaltungszustände der FFH-Lebensräume aufgrund der
durchgeführten Naturschutzmaßnahmen verbessern. (36)
Um die Erhaltungszustände von Arten zu ermitteln und die erforderlichen
Naturschutzmaßnahmen ableiten zu können, werden an unterschiedlichen Stellen im
Stadtgebiet Arten kartiert (siehe (14), (18), (19), (20), (26), (29), (30),(31), (36)). Seit 2011
baut die Stadt Essen ein Fundort-Kataster auf, um die besonderen Schutzbedürfnisse
planungsrelevanter Arten zu berücksichtigen.
Wie oben ausgeführt, haben sich die Erhaltungszustände der Arten in der atlantischen
Region von Nordrhein-Westfalen aufgrund von Naturschutzmaßnahmen weitgehend
stabilisiert.
Mit den beschriebenen Maßnahmen wurden auch viele der gestörten
Ökosystemdienstleistungen im Bereich Boden-, Klima-, Luft- und Gewässerschutz sowie
Erholung, die durch den Landschaftsplan und den stadtökologischen Beitrag ermittelt
wurden, verbessert.
4 C. Zukunftspläne
Handlungsschwerpunkte
Die Ziele des Naturschutzes werden im Rahmen des Strategieprozesses Essen.2030
weiterverfolgt: (13)
1. Eine hohe Lebensqualität wird auf der Balance zwischen urbanen und naturnahen
Räumen beruhen.
Diese Balance soll in Anlehnung an die EU-Biodiversitätsstrategie zum einen dadurch
gewährleistet werden, dass im Natura-2000-Gebiet „Heisinger Ruhraue“ im Vergleich zur
Meldung 2002 100 % der FFH-Lebensräume zukünftig einen verbesserten Zustand zeigen.
• Entwicklung Natura-Gebiet „Heisinger Ruhraue“: Es werden weitere Aufschüttungen
beseitigt und damit zusätzliche Auenflächen für Auenwälder und für den
Hochwasserschutz geschaffen. Durch Entschlammung und Verbesserung der Hochwasserdynamik
soll sich gleichzeitig die Wasserqualität in den Stillgewässern
verbessern.
• Bei den Glatthaferwiesen soll die Artenvielfalt durch die Aussaat von Saatgut, das von
Glatthaferwiesen aus der Region mit höherer Artenvielfalt stammt, gefördert werden. Die
Erholungssuchenden sollen so durch die Heisinger Ruhraue gelenkt werden, dass
Naturbeobachtung ohne Störung der Lebensräume möglich ist. (36)
Hierfür sollen ab 2015 1,2 Millionen € schrittweise aus Naturschutz-, Haushalts- und Fördermitteln
eingesetzt werden.
Zum anderen sollen in Anlehnung an die FFH- und Vogelschutzrichtlinie die
Erhaltungszustände der Arten auch außerhalb des Natura-2000-Gebietes stabilisiert
werden.
• Fortschreibung Landschaftsplan: In den nächsten 5 Jahren werden dafür der
Landschaftsplan Essen fortgeschrieben, die vorhandenen Überwachungssysteme für die
Öffentlichkeit aufbereitet und weitere Naturschutzmaßnahmen erarbeitet. Außerdem wird
die Stadt Essen dauerhaft Mitglied in der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet,
die ergänzend Artenkartierungen vornimmt, weitere Naturschutzmaßnahmen erarbeitet
und das Naturverständnis fördert. (14) (15)
• Für die Arbeiten der Biologischen Station stehen 14.500 € pro Jahr bei der Stadt Essen
und 58.000 € beim Land zur Verfügung. Für die Fortschreibung des Landschaftsplans
wurden für die nächsten 5 Jahre je 27.000 € in den Haushalt eingestellt, die durch eine
80 %-ige Förderung aufgestockt werden sollen.
Daneben werden insbesondere folgende Naturschutzmaßnahmen fortgeführt.
• Stärkung Biotopverbund entlang der Ruhr:
Das Land wird ab 2014 gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie die Ruhr flussabwärts der
Heisinger Ruhraue für 1,2 Millionen € entwickeln und ab 2018 im Bereich der Heisinger
Ruhraue. Land und Ruhrverband testen zudem die Machbarkeit von Fischpässen an
den beiden noch vorhandenen Wanderbarrieren, so dass gemäß EU-Verordnung der
besonders zu schützende Aal (21) und die FFH-Art Lachs (31) durch die Ruhr wandern
können.
• Integration von Natur in Landnutzung und Siedlungsentwicklung:
Naturnahe Waldpflege (einschließlich Anlage von Waldrändern), naturnahe
Gewässerunterhaltung sowie produktionsintegrierte Ausgleichsmaßnahmen werden
fortgesetzt. Weitere derartige Maßnahmen werden insbesondere bei neuen Eingriffen,
finanziert durch Investoren, durchgeführt. Auch bei der Stadt Essen stehen für
Ausgleichsmaßnahmen derzeit 500.000 € bereit. Außerdem werden Grünanlagen, wie
der Krupp-Park Süd, weitergebaut. 4
• Integration bedeutender Industriebrachen in die Siedlungsentwicklung:
Besondere Verantwortung für die FFH- und Leitart Kreuzkröte, die in Essen 5 % des
landesweiten Bestandes aufweist, wird weiter insbesondere auf Zollverein übernommen.
Auf der Grundlage eines Forschungs- und Entwicklungsvorhabens des Regionalverband
Ruhrgebiet wird in den nächsten Jahren die Biodiversität im Emscher-Landschaftspark
4 siehe Themenfeld „Städtische Grünflächen“
durch gezielte Maßnahmen gesichert.(30) Daran werden auch Flächen in Essen
partizipieren.
• Stärkung Biotopverbund im Siedlungsbereich:
Die Emschergenossenschaft wird die restlichen 31 km Abwassergräben für 316 Mio. €
ökologisch umbauen. Zudem werden weitere ehemalige Eisenbahnstrecken als Grünzug
erhalten.
2. Impulse für Klimaschutz und –anpassung geben
In den nächsten Jahren sollen in Anlehnung an die EU-Biodiversitätsstrategie insbesondere
Ökosystemdienstleistungen verbessert werden, die die Folgen des Klimawandels abmildern.
Auch dafür werden der Landschaftsplan fortgeschrieben, das Leistungsbewertungssystem
für die Öffentlichkeit weiter aufbereitet und die genannten Naturschutzmaßnahmen
durchgeführt.
Für dieses Leistungsbewertungssystems wird ein Berechnungsmodell entwickelt, mit dem
abgeschätzt werden kann, um welchen Betrag eine bestimmte Vegetation die Temperatur in
der Stadt senkt; hierzu wird ein Erfahrungsaustausch mit der Wissenschaft stattfinden.
3. Bürgerschaftliches Engagement aktivieren und unterstützen
In Anlehnung an die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie und das Bundesnaturschutzgesetz
soll der Naturschutz weiter in die Landnutzung bzw. die Siedlungsentwicklung integriert
werden.
Dafür wird auf weitere Akteure, wie Imker, um das Bienensterben aufzuhalten, oder
Kleingärtner, die für die biologische Vielfalt in der Stadt von Bedeutung sind, zugegangen.
4. Lebendige Quartiere und Stadtteile entwickeln und vernetzten Innovationsstandort
schaffen
Die Stärken des Stadtzentrums, der Stadtteile und der Quartiere sollen in Anlehnung an die
1992 in Rio de Janeiro vereinbarte Agenda 21 wirtschaftlich, sozial und ökologisch gestärkt
werden.
5 Darin sind auch die Kosten für das neue Abwassersystem enthalten.
Abb. 4.8: Krupp-Gürtel mit neuem Krupp-Park und neuer ThyssenKrupp Hauptverwaltung 2013
(Quelle:: ThyssenKrupp Real Estate GmbH)
Naturschutzmaßnahmen sollen dabei mithelfen, den Wohn- und Wirtschaftsstandort Essen
weiter zu stärken, und die Bereitschaft von Unternehmen fördern, die kostenintensive Wiedernutzbarmachung
von Brachflächen zu finanzieren.
Ökosystemdienstleistungen, wie die kühlende Wirkung der Vegetation, sollen als kostenwirksame
Alternative zu technologischen Lösungen einen Beitrag zur wirtschafts- und sozialverträglichen
Klimaanpassung leisten.
Zusammenfassung
Die letzten 10 Jahre haben gezeigt, dass es möglich ist, durch Entwicklung von Qualitäten in
der Natur den Zustand von Lebensräumen, Arten und Ökosystemdienstleistungen zu verbessern
bzw. zu stabilisieren und dabei mitzuhelfen, dass die Menschen gerne in Essen
leben und Unternehmen sich hier ansiedeln. Dafür waren erforderlich
• Rechtsgrundlagen,
• wissenschaftlich-technische Erkenntnisse über die Natur, die durch Leitbilder
veranschaulicht werden,
• die Durchführung von Naturschutzmaßnahmen,
• die Erlebbarkeit der Schönheit der Natur und
• Beteiligungsprozesse, in denen Bürger(innen) unterschiedlicher sozialer Milieus und
Unternehmen aktiviert und unterstützt werden, selbst Naturschutzmaßnahmen
durchzuführen.
Wie die nachfolgende Abbildung (4.9) zeigt, werden mit der Fortschreibung des
Landschaftsplans dieser Weg fortgesetzt und ergänzend die Überwachungs- und
Leistungsbewertungssysteme für die Öffentlichkeit aufbereitet.
Tabelle: Grundsätze
Rechtsgrundlagen:
EU-Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Richtlinie, EU-Vogelschutzrichtlinie, Bundesnaturschutzgesetz,
Landschaftsgesetz Nordrhein-Westfalen, Regionaler Flächennutzungsplan als Landschaftsrahmenplan
Schutz der Natur wegen ihres eigenen Wertes
und für die Menschen
in der Landschaft und im Siedlungsbereich
Sicherung der
biologischen Vielfalt:
Verantwortung für die in
der Landschaft und im
Siedlungsbereich von
Essen typischen
• Wald bewohnenden
Arten
• Gewässer
bewohnenden Arten
• Offenland
bewohnenden Arten
• Industriebrachen
ersatzweise
bewohnenden Arten
• Gebäude, Gehölze,
Wiesen
bewohnenden,
angepassten Arten
der Stadt
-
davon besondere
Verantwortung für
• landesweit gefährdete
Arten und
Lebensräume
• FFH-Lebensräume im
Natura-2000-Gebiet
„Heisinger Ruhraue“
• FFH-Arten und
europäische
Vogelarten im
gesamten Stadtgebiet
Entwicklung der Qualität
der segregativen
Schutzgebiete (d)
Bereitstellung von
Ökosystemdienstleistungen
für die Menschen:
Verantwortung für
• schöne
Landschaft bzw.
Gartenarchitektur
- schönes Wohnund
Gewerbeumfeld
/ Erholung
• Boden
• Wasser
• Klima / Luft
Grundsätze:
Einbeziehung der Bürger(innen) und Unternehmen,
unter Berücksichtigung unterschiedlicher sozialer Milieus und
künftiger Generationen
Ordnung:
Darstellung von
behördenverbindlichen
Entwicklungszielen
für die Landschaft
und die
Grünflächen im
Siedlungsbereich
-
Ausweisung von
Natur- und
Landschaftsschutzgebieten,
geschützten
Landschaftsbestandteilen
sowie
Naturdenkmälern
-
Anwendung des
Verursacherprinzips
(Eingriffe in die
Natur z.B. durch
Gebäude und
Straßen sind durch
Naturschutzmaßnahmen
auszugleichen.)
-
Festsetzung von
Naturschutzmaßnahmen
Emanzipatorisches
Konzept: (a) (b)
Wissenschaftliche
Erkenntnisse über
Natur, Wirtschaft
und Gesellschaft
Erklärung durch
Leitbilder
und
Naturführungen
Festlegung von
Naturschutzmaßnahmen
durch
Verwaltung / Politik
/ Öffentlichkeit
Umweltüberwachung
/
Leistungsbewertungssystem
/
neue Belange
Fortschreibung /
Standardisierung
Ziele: Anknüpfen an die bisherige Grün- und Landschaftsplanung
Vervollständigung
des landes- und europaweiten
Biotopverbundes entlang der Ruhr und
des Biotopverbundes in den Siedlungsbereich
hinein entlang von ehemaligen Eisenbahnstrecken
und ökologisch umgebauten Bächen (d)
Bürgerschaftliches
Engagement
aktivieren und
unterstützen: (c)
wechselseitige
Aufklärung über die
staatlichen und
privaten Interessen
Aushandlung von
Naturschutzmaßnahmen,
so
dass die Akteure
erfahren, dass auch
ihre besonderen
Interessen
berücksichtigt
werden und
zwischen den
sozialen Milieus
vermittelnde
Interessen
entstehen
Durchführung der
Naturschutzmaßnahmen
vorrangig durch die
Bürger(innen) und
Unternehmen
Integration von Natur und
biologischer Vielfalt
in die Landnutzung bzw.
die Siedlungsentwicklung (d)
Literatur:
(a) Jürgen Habermas, Verwissenschaftlichte Politik in demokratischer Gesellschaft, 1963, in: Helmut Krauch /
Werner Kunz / Horst Rittel (Herausgeber), Forschungsplanung, 1966
(b) Walt W. Rostow, The Stages of Economic Growth, 1960, und Produktzyklus-Hypothese nach: Ludwig Schätzl,
Wirtschaftsgeographie 1 – Theorie, 1992
(c) Klaus M. Schmals, Zivile Urbanität, in: Klaus M. Schmals / Hubert Heinelt (Herausgeber), Zivile Gesellschaft,
1997
(d) Beate Jessel, Naturschutz zwischen Integration und Segregation – Vortrag auf dem 31. Deutschen
Naturschutztag in Erfurt, 2012
Abb. 4.9: Landschaftsplan Essen als gutachterliche und rechtliche Grundlage für die Sicherung und Entwicklung
von Natur und biologische Vielfalt (3) (4) (5) (6) (7)
4 D. Hinweise
(1) Stadt Essen mit Angaben zur Natur und biologischen Vielfalt in Essen:
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_67/Landschaftsplanung.html
(2) Landschaftsplan Essen mit Karten:
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_67/Landschaftsplan.html
Übersichtskarte Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, geschützte
Landschaftsbestandteile, Naturdenkmäler in Essen:
Flächengröße bzw. Anzahl der Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete,
geschützten Landschaftsbestandteile, Naturdenkmäler:
https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/67/LPEssen040105kap1.pdf
(3) Stadt Essen, Stadtökologischer Beitrag für den Essener Norden, 2000
(4) Stadt Essen, Landschaftsrechtliche Eingriffs- und Ausgleichsberechnung, 2003:
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_67/Eingriffs_und_Ausgleichsberechnu
ng.html
(5) Wolfgang Golles / Margret Schröder, Stadt Essen, in: Land Nordrhein-Westfalen,
Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft, 2001
(6) Wolfgang Golles / Bernd Schröder, Die Kulturlandschaft in Essen – Heimat und
Standortfaktor, in: Stadt + Grün, Heft 5, 2010
(7) Wolfgang Golles, Essen. Krupp-Park, in: Dittmar Machule / Jens Usadel (Herausgeber),
Grün-Natur und Stadt-Struktur, 2011: http://www.lebendige-stadt.de/pdf/%20Grün-
Natur.pdf
(8) Stadt Essen zur Deklaration „Biologische Vielfalt in den Kommunen“:
http://ris.essen.de/vorgang.do?id=MjyGc0Cft9Vs6Ti0MjyGGJ
(9) Stadt Essen zum Forstbetriebsplan:
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_67/Waldpflege.html
(10) Stadt Essen zur Schule Natur: http://www.grugapark.de/schule-natur.html
(11) Stadt Essen zum barrierefreien Rundweg Grugapark:
http://www.grugapark.de/bfrundweg.html
(12) Stadt Essen zum Krupp-Park:
http://www.essen.de/de/Leben/leben_im_gruenen/krupp_park_1.html
(13) Stadt Essen zum Strategieprozess Essen.2030:
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_0116/essen2030/essen2030_start.jsp
(14) Stadt Essen zum Ratsbeschluss zur Mitgliedschaft in der Biologischen Station
Westliches Ruhrgebiet:
http://ris.essen.de/vorgang.do?id=MkyHczCWt8Ur7Qm9Ng0PGJ
(15) Biologische Station Westliches Ruhrgebiet: http://www.bswr.de/
(16) Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz mit Straßenbaumliste:
http://www.galk.de/arbeitskreise/ak_stadtbaeume/webprojekte/sbliste/
(17) Emschergenossenschaft zum ökologischen Umbau der Emscher und ihrer Nebenläufe:
http://www.eglv.de/wasserportal/flussgebietsmanagement/oekologischegewaesserentwicklung.html
(18) Mechthild Semrau / Sylvia Junghardt / Mario Sommerhäuser: Die Erfolgskontrolle
renaturierter Schmutzwasserläufe, in: Limnologie aktuell, Band 13 – Fließgewässer-
Renaturierung, 2011
(19) Emschergenossenschaft (Herausgeber), Fließgewässer im Emscherraum, 2013
(20) Land Nordrhein-Westfalen zur Ruhr Umsetzungsfahrplan:
http://www.ruhr.nrw.de/Umsetzungsfahrplaene/Kooperation_Untere_Ruhr_AR_DUE_13
/index.jsp
(21) Land Nordrhein-Westfalen, Wanderfischprogramm Nordrhein-Westfalen, 2011:
http://www.umwelt.nrw.de/naturschutz/pdf/broschuere_wanderfisch.pdf
(22) Land Nordrhein-Westfalen, Fischpässe Ruhr:
http://www.brd.nrw.de/umweltschutz/landschafts_naturschutz_fischerei/pdf/fischpaesse.
pdf
(23) Land Nordrhein-Westfalen, Mensch, Natur, Heimat, 2008:
http://www.umwelt.nrw.de/naturschutz/pdf/artenvielfalt.pdf
(24) Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV)
zum Artenbestand in Nordrhein-Westfalen: http://www.naturschutzinformationennrw.de/artenschutz/de/einleitung
(25) Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) zur
Roten Liste: http://www.lanuv.nrw.de/natur/arten/roteliste.htm
(26) Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) zur
Ökologischen Flächenstichprobe (in Essen wird sie in Bergeborbeck durchgeführt):
http://www.lanuv.nrw.de/natur/monitor/OEFS_NRW.htm
(27) RAG MI, Bienen: http://www.rag-montan-immobilien.de/unternehmen/partner/nabunrw/honig-vom-welterbe-zollverein/
(28) Regionalverband Ruhr zur PEFC-Zertifizierung:
http://www.metropoleruhr.de/regionalverband-ruhr/forstwirtschaft.html
(29) Regionalverband Ruhr zur Route der Industrienatur:
http://www.metropoleruhr.de/freizeit-sport/natur-erleben/route-industrienatur.html
(30) Regionalverband Ruhr: Sicherung der Biodiversität im Ballungsraum, Idee.Natur, 2008
(31) Ruhrfischereigenossenschaft zum Fischbestand in der Ruhr:
http://www.ruhrfischereigenossenschaft.de/aktuelles/aktuelles_fischbestand.html
(32) Sheraton-Hotel, Bienen: http://www.sheratonessen.com/de/naturschutz
(33) Stiftung Zollverein zum Zollverein Park: http://www.zollverein.de/#/angebote/zollvereinpark-gezaehmte-wildnis-zum-entspannen
(34) Öffentlich zugängliche, private Grünanlagen: Neubaugebiete John-Lennon-Straße,
Peter-Reise-Weg, Güterbahnhof Essen-West, Dickmannstraße
(35) Naturnahe Entwicklung Bachoberläufe: Bachlauf Siepen Mesenhohl, Kesselbach,
Bachlauf Langemarckstraße
(36) Stadt Essen, Pflege- und Entwicklungsplan FFH-Gebiet NSG Heisinger Ruhraue,
Vorentwurf 2013
(37) Stadt Essen, Eingriffs-/Ausgleichskataster
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_67/Eingriffs_Ausgleichskataster.html
Themenfeld 05: Luftqualität
5 A. Gegenwärtige Situation
Die Stadt Essen liegt im Zentrum der Metropole Ruhr, die durch ihren Aufstieg und
Niedergang als Montanregion von einem hohen Industrialisierungsgrad, hoher
Bevölkerungsdichte und einem erheblichen Verkehrsaufkommen geprägt ist.
Die aus der hohen Infrastrukturdichte resultierenden Vorteile mussten jedoch mit erhöhten
Umweltbelastungen erkauft werden. Dies gilt insbesondere für die nördlichen Stadtteile, die
zur dicht besiedelten und topographisch benachteiligten Emscherniederung mit häufigen
austauscharmen Wetterlagen gehören.
Die Schwerindustrie hat sich seit den 1960er Jahren schrittweise aus dem Stadtgebiet
zurückgezogen. Die letzte Kokerei, das heutige Weltkulturerbe „Zollverein“, wurde 1993
stillgelegt. Der seit mehr als fünf Jahrzehnten währende Strukturwandel vom Industrie- zum
Dienstleistungsstandort hat das Gesicht der Stadt nachhaltig verändert.
Während in den 1950er Jahren zwei Drittel aller Essener Beschäftigten im produzierenden
Gewerbe tätig waren, sind heute mehr als 80 % aller Arbeitsplätze im tertiären Sektor
angesiedelt. Damit gehört Essen zur Spitzengruppe der deutschen Dienstleistungsstädte.
Die während der Industrialisierung gewachsenen Strukturen der Stadt sind heute noch
deutlich sichtbar. Die Entwicklung der Stadt Essen hat sich sehr stark an den Bedürfnissen
der Industrie orientiert. Eine integrierte oder strategische Siedlungsplanung wurde erst nach
1945 entwickelt.
Bergwerke und Stahlhütten entstanden vor den Toren der „Altstadt“ und entwickelten einen
zunehmenden Flächenbedarf. Massive Zuwanderungen von Arbeitskräften führten zur
urbanen Verdichtung im nahen Umfeld der Arbeitsstätten.
Die in Ost-West-Richtung verlaufenden Wasserwege, wie Ruhr, Emscher und Lippe sind
neben dem Hellweg die historischen Hauptachsen in der Region.
Der Rhein-Herne-Kanal, drei magistrale Eisenbahnstrecken (Duisburg-Essen-Dortmund,
Essen-Rheinschiene, Köln-Mindener Bahnlinie) sowie die Autobahnen A 40, A 42 und A 52
haben diese Orientierung bis heute verstärkt.
Die Nord-Süd gerichteten Verkehrsbedarfe werden von den begrenzt leistungsfähigen
Bundesstraßen B 224 und B 227 (A 44) und von drei Regionalbahnlinien (Münster-Essen,
Haltern-Essen-Wuppertal, Oberhausen-Essen-Hattingen) bedient.
1
Abb. 5.1: Strukturwandel im Bild (Quellen: Stadtbildstelle Essen (Abb. oben),
www.kiparlandschaftsarchitekten.de / Copyright: Marcel Weste (Abb. unten)
Überregionale Verkehrswege prägen heute das Gefüge der Stadt und bilden wesentliche
städtebauliche Barrieren. Die Metropole Ruhr ist Drehkreuz für den Güter- und Reiseverkehr
und hat beträchtliche Anteile des europäischen Transitaufkommens zu bewältigen Den
positiven Effekten des Strukturwandels auf die Immissionssituation steht eine zunehmende
Belastung durch den Sektor Verkehr gegenüber.
Mit der Festsetzung von strengeren Emissionsbegrenzungen, der Umstellung des
Kohlehausbrandes auf Öl, dann auf Gas und Fernwärme, der Rauchgasentschwefelung und
-entstickung sowie mehrerer Generationen von Luftreinhalteplänen konnte die regionale
Belastung durch Schwefeldioxid seit Anfang der 1960er Jahre um 95 % (Abb. 5.2) und die
Gesamtstaubbelastung (Abb. 5.3) um 80 % reduziert werden (1).
Weitere in der Ver-gangenheit aufgetretene hohe Belastungen der Luft mit Kohlenmonoxid,
Blei, Benzol, Cadmium, Arsen und Benz[a]pyren sind bis heute auf ein Niveau deutlich
unterhalb der gesetzlichen Grenz- bzw. Zielwerte abgesunken.
2
Die EU-Grenzwerte für Feinstaub (PM10), der Zielwert für lungengängigen Feinstaub
(PM2,5), der 8-h-Zielwert für Ozon (O 3 ) 1 sowie die Zielwerte für Cadmium-, Arsen-, Nickelverbindungen
und Benz[a]pyren sind in den letzten Jahren im Stadtgebiet eingehalten
worden. Die Stickstoffdioxidkonzentration ist ebenfalls zurückgegangen, die Einhaltung des
EU-Grenzwertes für NO 2 stellt für die Stadt jedoch noch eine Herausforderung dar.
Jahresmittelwerte SO 2 1964 – 2012 (μg/m³)
Abb. 5.2: Trend der SO 2-Jahresmittelwerte im Rhein-Ruhr-Gebiet1964-2012 (μg/m³) (2) / (Quelle: LANUV NRW)
1 Der Zielwert für Ozon von 120 μg/m³ (gemittelt über 3 Jahre) darf an maximal 25 Tagen im Jahr
überschritten werden.
3
Abb. 5.3: Jahresmittelwerte Schwebstaub und PM10 im Rhein-Ruhr-Gebiet 1968 – 2012 (μg/m³) (2)
(Quelle: LANUV NRW)
Ozon
Der EU-Zielwert von 120 μg/m³ (Mittel über drei Jahre) wurde in den Jahren 2010 bis 2012
eingehalten (Abb. 5.4). 2010 kam es zu sechs Überschreitungen der Informationsschwelle
von 180 μg/m³ (Einstundenmittelwert), in den Folgejahren zu keinen weiteren Überschreitungen.
Einstundenwert
8-h-Wert > 120 μg/m³ (Tage)
> 180 μg/m³ > 240 μg/m³ Jahreswert Mittel über 3 Jahre
2012 0 0 12 15
2011 0 0 14 16
2010 6 0 18 14
Abb. 5.4: Ozon-Werte für Essen (3) / (Quelle: LANUV NRW)
Die langfristig anzustrebenden EU-Luftqualitätsziele liegen unterhalb von 120 μg/m³ pro Tag
und bewegen sich damit im Bereich der weiträumigen Hintergrundkonzentration in Europa.
Sie sind mit Maßnahmen zur Luftreinhaltung durch die Kommunen allein nicht erreichbar und
müssen durch weitere Aktivitäten zur Stickoxidminderung auf europäischer Ebene in den
Sektoren Verkehr, Raumheizung und Industrie flankiert werden(4).
4
PM10
Der EU-Grenzwert für PM10 (Tagesmittelwert 50 μg/m³) wurde 2012 wie auch im Jahr 2010
an den Essener Stationen eingehalten (Abb. 5.5). Im Jahr 2011 bestand eine Fristverlängerung
zur Einhaltung der Feinstaubgrenzwerte bis zum 11.6.2011.
PM10-Werte für Essen(3)
Gladbecker Straße Vogelheim Frillendorf
Steeler Str.
Verkehr Hintergrund Verkehr Verkehr
PM10
Jahresmittelwert
(μg/m³)
Anzahl
Tage > 50
μg/m³
Jahresmittelwert
(μg/m³)
Anzahl
Tage > 50
μg/m³
Jahresmittelwert
(μg/m³)
Anzahl
Tage > 50
μg/m³
Jahresmittelwert
(μg/m³)
Anzahl Tage
> 50 μg/m³
2012 28 34 24 20 - 25 12
2011 31 28* 30 20* - 28 32
2010 31 30 27 15 29 19 25 6
2009 34 47 26 18 - 25 14
2008 - 28 14 - 27 14
2007 36 62 28 28 - 28 31
2006 36 59 30 30 35 44 29 30
2005 36 60 28 21 34 40 29 21
2004 37 77 29 25 35 47 29 34
* Überschreitungstage, ermittelt auf der Basis der Grenzwerte gem. Notifizierung (Tagesgrenzwert: 75 μg/m³ bis
10.6.2011, 50 μg/m³ ab 11.6.2011).
Jährl.
Konzentrationen
von
NO 2
und
PM2,5
(3)
Vogelheim
Steeler
Straße
Gladbecker
Straße
Frillendorf
Alfredstraße
Brückstraße
Frillendorf
Vogelheim
Steeler
Straße
Verkehr Hintergrund Verkehr Verkehr Verkehr Verkehr Verkehr Hintergrund Verkehr
NO 2
PM2,5
Jahresmittelwert (μg/m³)
2012 47 30 - 41 55 45 55 17 17
2011 50 31 - 42 56 45 60 21 19
2010 54 33 55 43 58 48 60 20 19
2009 56 34 - 46 56 50 58 19 19
2008 50 35 - 46 51 44 55 20 20
2007 51 32 - 43 51 45 58 - -
2006 51 31 61 43 55 49 63 - -
2005 51 33 56 44 - - - - -
2004 50 31 59 46 - - - - -
Abb. 5.5: Immissionskonzentrationen an Essener Stationen (Quelle: LANUV NRW)
5
Durchschnittliche jährliche Konzentrationen von NO 2 , PM10 und PM2,5
Obwohl die NO 2 -Belastung in Essen um bis zu 8 μg/m³ reduziert werden konnte (Abb. 5.6),
wird der Jahresgrenzwert der EU von zurzeit 40μg/m³ an den Essener Verkehrsschwerpunkten
noch überschritten. Die weitere Verringerung der NO x -Emissionen bleibt daher eine
Herausforderung für die Stadt.
Seit 2004 konnten die PM10-Konzentrationen in Essen im Jahresmittel um bis zu 9 μg/m³
(-24 %) verringert werden (Abb. 5.5). Die Anzahl der Überschreitungen des Tagesgrenzwertes
ging von 2004 bis 2012 an den vier Messstationen (Abb. 5.6) um bis zu 43 Tage (-55,8
%) zurück. Während der Jahresgrenzwert für PM10 eingehalten wird, kann die Anzahl der
Überschreitungstage in Jahren mit häufig ungünstigen Witterungsbedingungen die EU-
Vorgaben noch überschreiten. In den Jahren 2010 bis 2012 konnte dies verhindert werden.
Die Feinstaubminderungsmaßnahmen werden daher konsequent fortgesetzt, um zukünftig
den Kurzzeit-Grenzwert auch während meteorologisch ungünstigen Ausbreitungsbedingungen
einzuhalten.
Der ab 2015 gültige EU-Zielwert für PM 2,5 von 25 μg/m³ wird bereits jetzt eingehalten (Abb.
5.6). Auch der ab 2020 angestrebte Grenzwert von 20 μg/m³ wird in Essen eingehalten
(Ausnahme Stationswert Essen-Vogelheim für das Jahr 2011).
Der Beitrag lokaler Quellen und des Ferntransportes an der jährlichen Durchschnittskonzentration
von NO 2 , PM10 und PM2,5
Der Straßenverkehr leistet bezogen auf die Gesamtstadt mit bis zu 74 % den höchsten
Beitrag an den NO x -Emissionen, die für die NO 2 -Immissionskonzentration relevant sind (5).
Am verkehrlichen Belastungsschwerpunkt Gladbecker Straße erreicht die Summe aus lokalem
und urbanem Verkehr einen Verursacheranteil von rund 67 % (Abb. 5.6).
An Standorten im Essener Norden, an denen der Verkehrsanteil geringer ausfällt
(Vogelheimer Straße), leistet der regionale Hintergrund einen Beitrag von 38 %. An dritter
Stelle der Verursacherfolge rangiert die Industrie, die im Süden der Stadt (Station
Brückstraße) einen Anteil von 18 % erreicht.
Hohe PM10-Belastungen treten nicht mehr an industriellen Hot Spots, sondern
ausschließlich an den Essener Verkehrsschwerpunkten auf. Der regionale Hintergrund trägt
mit über 60 % als größter Verursacher zur Gesamtbelastung an den kritischen Straßenabschnitten
bei. Der lokale Verkehr erreicht einen Anteil von bis zu 28 %, der Beitrag der
Industrie liegt bei bis zu 9 %. Die übrigen Quellen sind zu vernachlässigen (5).
Über den Anteil des Ferntransportes an der Belastung der Luft mit lungengängigem
Feinstaub (PM2,5) liegt in NRW noch keine detaillierte Quellenzuordnung vor. Es ist jedoch
festzustellen, dass das Niveau der ländlichen Stationen, z.B. Simmerath(Eifel), 40 % - 48 %
unter den Jahresmittelwerten der Essener Messstellen liegt(3). Das deutet darauf hin, dass
in Essen eine zusätzliche PM2,5-Belastung in Höhe von 7 – 10 μg/m³ ansteht, die sich aus
der urbanen und der regionalen Zusatzbelastung zusammensetzt. Im Umkehrschluss bedeutet
das aber auch, dass knapp 50 % des Essener PM2,5-Wertes der großräumigen
Hintergrundbelastung und dem Ferntransport zuzuordnen sind.
6
Beiträge der verschiedenen Verursachergruppen und des regionalen Hintergrundniveaus an der
NO 2N- Belastung (Angaben in %).
Beiträge der verschiedenen Verursachergruppen und des regionalen Hintergrundniveaus an der
PM10-Belastungen (Angaben in %)
Abb. 5.6: Beiträge der verschiedenen Verursachergruppen und des regionalen Hintergrundniveaus an der
NO 2-und PM10-Belastung. (Quelle: LANUV NRW)
7
5 B. In der Vergangenheit erzielte Ergebnisse
Das Essener Stadtgebiet war durch Luftschadstoffe erheblich belastet. Trotz der Erfolge bei
der Feinstaubminderung ist die Stickoxidproblematik noch nicht ausreichend gelöst. Mit
Festschreibung des EU-Grenzwertes für PM10 im Jahr 2005 wurden in Essen zwei
Aktionspläne mit verkehrlichen Sofortmaßnahmen aufgestellt, die auch langfristige Projekte
umfassten. Im Jahr 2007 war absehbar, dass die lokalen Einzelmaßnahmen nicht
ausreichten, um die Grenzwerte einzuhalten. Land, Bezirksregierungen und Städte haben
daraufhin einen gemeinsamen Luftqualitäts-Managementplan für die Region mit aufeinander
abgestimmten Maßnahmen entwickelt. Für 23 km des untersuchten Essener Straßennetzes
wurden PM10-Konzentrationen 30 μg/m³ mit 33.089 betroffenen Einwohnern ermittelt. Es
war an diesen Streckenabschnitten mit mehr als 35 Überschreitungen des
Tagesgrenzwertes (50 μg/m³) zu rechnen. Die NO 2 -Belastung wurde auf 17 km des
Straßennetzes mit über 40 μg/m³ eingestuft. Hiervon waren 23.779 Einwohner betroffen (6).
Luftqualitäts-Managementplan
Die Bezirksregierungen Münster, Düsseldorf und Arnsberg haben in Zusammenarbeit mit
den 13 von hoher Luftbelastung betroffenen Städten der Metropole Ruhr einen regionalen
Ansatz erarbeitet. Zur Steigerung der Akzeptanz wurden die Einbindung der Wirtschafts- und
Umweltverbände sowie eine umfassende Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt. Die mehr
als 80 Einzelmaßnahmen des Luftreinhalteplans Ruhrgebiet hatten die Emittentengruppen
Gewerbe/Industrie, private Haushalte und Verkehr im Fokus. Die Teilpläne Nord, West und
Ost sind am 1. August 2008 in Kraft getreten. Alle Projekte befinden sich in der Umsetzung.
Der 2011 aktualisierte Luftreinhalteplan umfasst 115 Maßnahmen.
Lokale Maßnahmen
Eine nachhaltige Wirkung hat man von den am 1. Oktober 2008 geschaffenen neun
Umweltzonen zwischen Duisburg und Dortmund erwartet. In Essen wurde auf einer Fläche
von 84 km² (40 % des Stadtgebietes) ein Fahrverbot für alle Fahrzeuge der
Schadstoffgruppe 1 (ohne Plakette) ausgesprochen.
Die Regelung der Fahrverbote sowie alle formalen Aspekte, wie z.B. die gegenseitige
Anerkennung von Ausnahmegenehmigungen bis zur Gestaltung von Dokumenten wurde
regional einheitlich geregelt und gemeinsam in Zusammenarbeit mit dem Regionalverband
Ruhr kommuniziert.
Eine vergleichende Untersuchung des Landesamtes für Natur, Umwelt und
Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) zur Luftbelastung mit Feinstaub (PM10)
und Stickstoffdioxid in den Umweltzonen des Ruhrgebiets kam zu positiven Ergebnissen.
Bei Betrachtung der Jahre 2007 und 2009 (vor und nach Einführung der Umweltzonen)
konnten Belastungsabnahmen überwiegend der Maßnahme Umweltzone zugeschrieben
werden(7). Je nach Ansatz bewegte sich die Minderung innerhalb der Umweltzonen
gegenüber der Situation außerhalb zwischen 2,1 und 2,4 g/m³ für PM10 und zwischen 1,2
und 3,7 g/m³ für NO 2 im Jahresmittel.
Auf der Grundlage der vorliegenden Erfahrungen wurde der Luftreinhalteplan
fortgeschrieben und ist mit einem aktualisierten Maßnahmenprogramm am 15. Oktober 2011
in Kraft getreten (5).
8
Neben einer Vielzahl langfristiger Maßnahmen, die auf die Verringerung von
Verbrennungsprozessen ausgerichtet sind, stellen die Schaffung einer zusammenhängenden
ruhrgebietsweiten Umweltzone, die Einrichtung eines Fahrverbots für Lkw auf
der Gladbecker Straße und die zeitlich begrenzte Sperrung der A40-Anschlussstelle Essen-
Frillendorf die effektivsten Maßnahmen dar.
Mit Wirkung vom 1.Januar 2012 wurde im Ruhrgebiet die mit einer Fläche von 870 km²
größte Umweltzone Deutschlands und die nach London zweitgrößte Low-Emission-Zone
(LEZ) Europas eingerichtet (Abb. 5.7). Allein der Teil der Essener Umweltzone umfasst 163
km³ und überdeckt 78 % des Stadtgebietes. Die Fahrverbote werden schrittweise verschärft.
Sie orientieren sich an der sogenannten „Plakettenverordnung“ (35.BImSchV), die eine
abgasbezogene Klassifizierung von Kraftfahrzeugen regelt (8).
Abb. 5.7: Umweltzone Ruhrgebiet (Quelle: Bezirksregierung Düsseldorf)
Mit Wirkung vom 1. Januar 2013 ist die Einfahrt auf die Fahrzeuge mit gelber und grüner
Plakette beschränkt. Hiermit werden nur noch Dieselfahrzeuge ab Euro 3 und Benzinfahrzeuge
ab Euro 2-Standard zugelassen. Von dem Fahrverbot sind seit 2007 insgesamt
ca. 23.000 Kfz ohne und mit roter Plakette (8,3 % des Gesamtbestandes) betroffen. Obwohl
diese Zahl geringer war als erwartet, hat die Einführung von Umweltzonen die
Flottenerneuerung in Essen deutlich beschleunigt. Anfang 2013 waren nur noch 5.337 Kfz.
ohne und mit roter Plakette in Essen zugelassen. Dies entspricht 1,87 % des
Gesamtbestandes.
Die Umweltzone wird ihre volle Wirkung ab dem 1. Juli 2014 entfalten, wenn die Einfahrt auf
alle Fahrzeuge mit grüner Plakette beschränkt wird.
Neben der Umweltzone wurde an der B224 in Essen ein Lkw-Verbot an Werktagen zwischen
6:00 und 13:00 Uhr mit einer Umleitungsempfehlung eingerichtet. Der in den Vormittagsstunden
grenzwertüberschreitenden PM10-Belastung konnte auch auf diesem Wege wirksam
begegnet werden (Abb. 5.5: Gladbecker Straße).
Nach Einrichtung einer Vollsperrung der A40-Anschlussstelle Essen-Frillendorf an Werktagen
zwischen 7:30 und 9:30 Uhr ist es gelungen, den Stop-and-Go-Verkehr auf der A40 in
diesem Zeitraum aufzulösen.
9
In diesem Zeitabschnitt geht die Immissionsbelastung deutlich zurück (Abb. 5.5: Frillendorf).
Die Verkehrssituation wird durch den Neubau eines Anschlusses zukünftig entzerrt.
Unterrichtung der Öffentlichkeit
Die Aufstellung und Umsetzung der Aktions- und Luftreinhaltepläne ist mit Beteiligung der
Wirtschafts-, Umwelt-, Verkehrsverbände und der Öffentlichkeit erfolgt. Es wurde ein
reichhaltiges Informationsangebot für die Bevölkerung erarbeitet (12):
Abb. 5.8: Information der Bevölkerung über die Einführung der ersten Umweltzone 2008 (Quelle: Stadt Essen)
• Informationsveranstaltungen in Bürgerzentren / Vereinen (Abb. 5.8).
• Formale Öffentlichkeitsbeteiligung (Offenlage der Planentwürfe), fachliche Abwägung der
Einwände und Vorschläge.
• Flyer, Informationsblätter und Broschüren in den Bürgerämtern:
„Wer hat der hat – Information zur Plakettenpflicht von Kfz“
„Fragen und Antworten zur Essener Umweltzone„
„10 Aussagen zur Essener Umweltzone“
„Förderung umweltfreundlicher Fahrzeugtechnik für Unternehmen“
„Abgasminderung bei Diesel-Fahrzeugen“
10
5 C. Zukunftspläne
Die Strategie der Stadt Essen zur Verbesserung der Luftqualität orientiert sich an den
Perspektiven 2020 und 2035 und ist auf ein zweistufiges Ziel ausgerichtet. In erster Linie soll
die dauerhafte Stabilisierung der Konzentration von Schadstoffen in der Luft (PM10, NO 2 ) auf
einem Niveau unterhalb der EU-Grenzwerte auch an Belastungsschwerpunkten erreicht
werden. Im zweiten Schritt wird angestrebt, die WHO-Richtwerte einzuhalten.
Ziel 2020:
Verringerung des PM10-Jahresmittelwertes auf
• Die ab 2013 geltende EURO VI-Norm für Lkw sowie die ab September 2014 verbindliche
Euro 6-Norm für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge können bis 2020 eine Flottendurchdringung
von mehr als 50 % erreichen. Mit diesen Vorgaben sind eine Senkung des
Treibstoffverbrauchs und eine Minderung der PM10- und NO 2 -Emissionen um bis zu 80 %
verbunden. Diese Entwicklung wird der Stadt Essen die Aufgabe zur Einhaltung von
Immissionsgrenzwerten deutlich erleichtern.
Abb. 5.9: Metropolrad Ruhr am Essener Hauptbahnhof (Quelle: Regionalverband Ruhr)
• Eine Schlüsselfunktion übernimmt das Leitbild der Stadt Essen zum Modal-Split bis 2035
(25 % MIV, 25 % ÖV, 25 % Radverkehr, 25 % Fußverkehr). Im Vergleich zur heutigen
Situation wird eine Verringerung des Individualverkehrs um 29 % angestrebt (Abb. 5.9).
Der zunehmende Einsatz von Elektromobilität, Flüssiggas- und Erdgasantrieben wird die
Verringerung von Verkehrsemissionen unterstützen. Die hiermit verbundene Minderung
des Berufsverkehrs, vor allem des Pendlerverkehrs mit dem Pkw wird eine nachhaltige
Wirkung auf der Immissionsseite erzeugen. Darüber hinaus sind weitere abgestimmte und
schärfere Maßnahmen in der ganzen Region, insbesondere mit dem Fokus auf
Straßenverkehr und Industrie umzusetzen. Die tatsächlichen Wirkungen der Maßnahmen
werden mittels Monitoring und Szenarioanalysen im Vorfeld abgeschätzt.
• Die Verringerung des Kfz-Verkehrs erfolgt in erster Linie durch die Erweiterung der
Radinfrastruktur und den Ausbau des ÖPNV. Im Jahr 2011 wurden 122,8 Mio. Fahrgäste
im Essener Nahverkehr transportiert. Diese Zahl konnte 2012 auf 125,3 Mio. gesteigert
werden. Der gesamte Investitionsbedarf in Anlagen, Gebäude, Fahrzeuge und Betriebsmittel
des Essener ÖPNV liegt in den Jahren 2013 – 2017 bei ca. 234 Mio. €.
12
• Fahrgastinformationssystem im ÖPNV.
• Beteiligung am koordinierten „Lkw-Routenkonzept“ der Metropole Ruhr, um eine umweltfreundliche
Führung des Lkw-Verkehrs zu entwickeln, dessen Routenempfehlungen an
die Anbieter von Navigationssystemen weitergegeben werden.
Abb. 5.10: Der öffentliche Nahverkehr in Essen (Quelle: Stadt Essen)
• Ausweisung dieser Lkw-Routen in Kombination mit sogenannten „Millieuzonen“ nach dem
Muster der Niederlande in belasteten Bereichen.
• Betrieb des Verkehrsinformationssystems „Ruhrpilot“.
• Digitales Parkleitsystem in der Essener Innenstadt mit dem auch Informationen zur Umwelt
dargestellt werden.
• Einführung einer „Versuchszone E-Mobilität im Alltag“ in der Viehofer Straße (Essen
Innenstadt).
• Im Westen der Stadt wird der vierspurige „Berthold-Beitz-Boulevard“ zur verkehrlichen
Umgehung der Innenstadt errichtet, der auch mit einer neuen Straßenbahntrasse der
Linie 109 ausgestattet ist. Ziel ist die Entlastung der Hot Spots Hindenburgstraße und
Hans-Böckler-Straße. Von den drei Bauabschnitten konnten zwei Streckenabschnitte im
Jahr 2009 in Betrieb genommen werden. Der 3. Bauabschnitt wird zurzeit realisiert
(Gesamtkosten: 80 Mio. €).
13
• Verlegung der A40-Anschlussstelle Essen-Frillendorf zur Entlastung des Hot-Spot
Hombrucher Straße. Neubau der Anschlussstellen „Nord“ und „Süd“ (Gesamtkosten: 30
Mio. €).
• Umbau der Verkehrsführung von Essen-Werden zur Beseitigung des verkehrlichen Hot
Spots in der Brückstraße (Gesamtkosten: Grobschätzung: ca. 3,5 – 4 Mio. € ohne Lärmschutzmaßnahmen).
• Verringerung der Emissionen von Einzelfeuerstätten. Mit dem Instrument einer
„Brennstoffverordnung“ soll die gesetzliche Stufenregelung (11) zur Verschärfung der
Zulassungsbedingungen von Kleinfeuerungsanlagen mit festen Brennstoffen vorgezogen
werden.
• Weitere Absenkung der Emissionen aus Industrieanlagen durch Novellierung der TA-Luft
(2014-2015).
Zwischen den Themen Luftqualität, Lärmminderung, Klimaschutz und lokalem Verkehr
besteht eine gegenseitige Wirkungsbeziehung. Für die einzelnen Sektoren entwickelte
Maßnahmen werden durch synergetische Effekte eine zusätzliche positive Wirkung in jedem
der vorgenannten Themen entfalten.
5 D. Hinweise
(1) Prof. Dr. Bruckmann, Peter: Vom Smog zum blauen Himmel über der Ruhr – eine
Erfolgsgeschichte mit Lücken, in: Das Europäische Jahr der Luft 2013 – eine
Standortbestimmung in NRW. Fachkolloquium aus Anlass der Verabschiedung von
Prof. Dr. Peter Bruckmann. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz
Nordrhein-Westfalen. Recklinghausen. 2013.
http://www2.lanuv.nrw.de/veroeffentlichungen/sonderreihen/bruckmann/Fachkolloquium
.pdf
(2) Dr. Wurzler, Sabine; Dr. Verbücheln, Georg: Wie bekommen wir Natur- und
Immissionsschutz unter einen Hut? in: Das Europäische Jahr der Luft 2013 – eine
Standortbestimmung in NRW. Fachkolloquium aus Anlass der Verabschiedung von
Prof. Dr. Peter Bruckmann. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz
Nordrhein-Westfalen. Recklinghausen. 2013.
http://www2.lanuv.nrw.de/veroeffentlichungen/sonderreihen/bruckmann/Fachkolloquium
.pdf
(3) Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen. Trends.
Langjährige Entwicklungen ausgewählter Schadstoffkomponenten. Recklinghausen.
2013. http://www.lanuv.nrw.de/luft/immissionen/ber_trend/trends.htm
(4) Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen. Bericht über
die Luftqualität im Jahre 2011. LANUV-Fachbericht 42. Recklinghausen. 2012.
http://www2.lanuv.nrw.de/veroeffentlichungen/fachberichte/fabe42/Fabe42.pdf
(5) Bezirksregierung Düsseldorf: Luftreinhalteplan Ruhrgebiet, Teilplan West. Düsseldorf.
15.10.2011. http://www.umweltzonennrw.de/02_luftreinhalteplaene/Luftreinhalteplan_Ruhrgebiet
(6) Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des
Landes Nordrhein-Westfalen, MKULNV (Hrsg.). Action Program Environment and
14
Health North Rhine-Westphalia. Evaluation of the Clean Air Plans Ruhr District and
Düsseldorf. Exposure and Health Effects. Düsseldorf. 2009. Short version.
http://www.apug.nrw.de/pdf/APUG_Evaluation_LRP_Broschuere.pdf
(6a) Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit Nordrhein-Westfalen. Evaluation der
Luftreinhaltepläne Ruhrgebiet und Düsseldorf. Exposition und gesundheitliche
Wirkungen. Düsseldorf. 2009. Langversion.
http://www.apug.nrw.de/pdf/Endbericht_APUG_Evaluation_LRP.pdf
(7) Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen,
Recklinghausen. Bruckmann, Peter; Brandt, Andreas; Wurzler, Sabine; Vogt, Klaus;
Do Low Emission Zones Improve Air Quality? VDI-Fachtagung. Neue Entwicklungen bei
der Messung und Beurteilung der Luftqualität. Baden-Baden. 11.–12. Mai 2011.
http://trid.trb.org/view.aspx?id=1212280
(8) Verordnung zum Erlass und zur Änderung von Vorschriften über die Kennzeichnung
emissionsarmer Kraftfahrzeuge. 35. Verordnung zur Durchführung des Bundes-
Immissionsschutzgesetztes in der Fassung vom 5.12.2007 (35. BImSchV).
Bundesgesetzblatt Jahrgang 2007, Teil I, Nr. 67. Blatt 2793.
http://www.gesetze-im-internet.de/bimschv_35/index.html
(9) Stadt Essen. Der Oberbürgermeister: CO 2 -Bilanz 1990 – 2009. Essen. 2012.
http://ris.essen.de/document/MgyPhzIfuFYn8Rn6Me.LfxEfw8aq8Xi0MgyPe.EawAWn8S
q9Qm4PcwCfuAUrBOn6Re1MewEbuCav9Pq4Pn.Pe-
IXw8aqBOn6Qm4PcwCfwCSm8Uk4OnyGcwCfsDSm6Ti0MgyPhuHcsDSm6Ti0Ne.Ldw
GfsCSn6Pj6QiyGe.EauHSmGJ/CO2-Bilanz_1990_-_2009.pdf
(10) Klimabündnis Europäischer Städte: Konkrete Ziele. 2013.
http://www.klimabuendnis.org/home.html?&L=1
(11) Erste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetztes
(Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen – 1. BImSchV) in der Fassung
vom 26.10.2010. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2010, Teil I Nr. 4.
http://www.bmu.de/service/publikationen/downloads/details/artikel/verordnung-ueberkleine-und-mittlere-feuerungsanlagen-1-bimschv/
(12) Weitere Beispiele für Öffentlichkeitsbeteiligung:
Information über Inhalte und Hintergründe auf den Internetseiten der Stadt Essen:
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Luft/ThemenseiteLuft.html
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Luft/Umweltzonen/Startseite.html
Medien des Landes NRW:
„Saubere Luft in unseren Städten“
„Gesundheitsschutz im Mittelpunkt“
„Luftqualitätsüberwachung in Nordrhein-Westfalen“
„Diesel nur mit Partikelfilter“
Aktuelle Luftqualitätsdaten des LANUV:
http://www.lanuv.nrw.de/luft/immissionen/aktluftqual/pm10ueberschreitungen.htm
Immissionskenngrößen: http://www.lanuv.nrw.de/luft/immissionen/ber_trend/kenn.htm
Informationen des Landes NRW:
http://www.umwelt.nrw.de/umwelt/umweltzonen/index.php
15
Themenfeld 06: Qualität der akustischen Umgebung
6 A. Gegenwärtige Situation
Die Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert wurde durch die Montanindustrie dominiert.
Hierdurch entstanden komplexe Geflechte von DB 1 -Trassen, Werkbahnen und -straßen, eine
starke Innenverdichtung und eine Agglomeration von Wohnen und Arbeiten. Das dichte Netz
der Verkehrswege ist die Ursache für eine hohe Grundlärmbelastung.
Die Länge des Straßennetzes beträgt 1.630 km, davon sind 40,5 km als Autobahnen
ausgebaut und 39,2 km als Bundessstraßen gewidmet. Die Straßen-, Schienen- und
Wasserwege sind als leistungsfähige Ost-West-Verbindungen ausgeprägt, bilden jedoch
zum Teil massive städtebauliche Barrieren. Die Autobahnen A 2 (Höhe Oberhausen-
Sterkrade, Lkw-Anteil 18,5 %), A 42 (Höhe Oberhausen-West, Lkw-Anteil 14 %) und A 52
(Höhe Essen-Haarzopf, Lkw-Anteil 10,1%) nehmen im Wesentlichen den Transitverkehr
durch die Region auf. Die A 40 (Höhe Essen-Kray, Lkw-Anteil 8,7%) verbindet die Zentren
der Ruhrgebietsstädte auf direktem Wege und übernimmt mit ihrem geringen Transitanteil
eine überwiegend regionale Funktion (1).
Essen verfügt über einen Hauptbahnhof mit ICE-Anschlüssen, fünf Regionalbahnhöfe und
22 S-Bahn-Stationen. Der Hauptbahnhof hat sich mit täglich rund 150.000 Fahrgästen zu
einem der wichtigsten Verkehrsstandorte in Deutschland entwickelt (2). Den öffentlichen
Personennahverkehr (ÖPNV) bedient die Essener Verkehrs-AG (EVAG) mit 57
Omnibuslinien (Linienlänge 459 km), sieben Straßenbahnlinien (Linienlänge 83 km) sowie
drei U-Bahn- bzw. Stadtbahnlinien (Linienlänge 29 km) und ca. 125 Millionen Fahrgästen
jährlich (3).
Der Rhein-Herne-Kanal verbindet den Rhein bei Duisburg mit dem Dortmund-Ems-Kanal; er
ist einer der meistbefahrenen Binnenschifffahrtskanäle Europas. Zirka 19.400 (2012) Schiffe
aus aller Welt passieren jährlich das nördliche Stadtgebiet von Essen und transportieren
Kohle, Mineralöle, Erze, Schrott, Baustoffe, chemische Güter sowie Nahrungsmittel, die
teilweise im Essener Stadthafen umgeschlagen werden (4).
Waren in der Stadt Essen in den 1960er und 1970er Jahren Industriebetriebe die
Hauptlärmverursacher (Zechen und Stahlwerke), so ist es heute fast ausschließlich der
Straßenverkehr sowie die Eisenbahn entlang der Hauptstrecken und im Bereich der (Güter-)
Bahnhöfe. Insofern hat der sozioökonomische Strukturwandel auch zur Minderung der
Lärmbelastung der Menschen beigetragen.
Bei der dennoch weiterhin hohen Belastung durch Straßen- und Schienenlärm ist zu
beachten, dass die Stadt Essen mit ca. 571.000 Einwohnern (5) und als bedeutender
Wirtschaftsstandort erhebliche Ziel-, Quell- und Binnenverkehre erzeugt. Hinzu kommen
Durchgangsverkehre sowohl auf der Schiene als auch auf der Straße. Zu nennen sind hier
vor allem die Bundesautobahnen und die Bahnstrecken im Personen- und Güterverkehr. Die
Entwicklung beim Verkehrslärm ist deshalb im Gegensatz zu vielen anderen
Umweltbelastungen insgesamt durch wachsende Emissionen geprägt. Der wachsende LKW-
Verkehr kompensiert oft die Erfolge der Lärmminderungsmaßnahmen.
Mit ambitionierten und wirksamen Lärmaktionsplänen und unter Mitwirkung der Öffentlichkeit
wird Lärmminderung in dieser Stadt aktiv betrieben. Belastungen oberhalb der besonders
gesundheitsgefährdenden Schwellen von 65/55 dB(A) ganztags / nachts sollen kurzfristig
möglichst umfassend vermieden und langfristig unterschritten werden.
1 Deutsche Bahn (Personen- und Güterbahntrassen)
1
Betroffenenzahlen
Straßenverkehr
[2011]
Schiene
EVAG
[2011]
Schiene
Deutsche
Bahn
[2008]
Flughafen
Düsseldorf
[2011]
Flughafen
Essen /
Mülheim
[2011]
IVU-Anlagen
2
und
Häfen
[2011]
L DEN
[dB(A)]
Einwohner
24 h
55 - 60 57.113 6.674 19.860 5.131 9.915 390
60 - 65 36.695 6.660 8.760 0 134 63
65 - 70 33.376 6.587 3.620 0 0 20
70 - 75 25.905 2.206 1.490 0 0 0
> 75 11.174 213 470 0 0 0
Summe 164.263 22.340 34.200 5.131 10.049 473
L night
[dB(A)]
Einwohner
Nacht
45 - 50 64.986 7.087
nicht
ermittelt
0 0 520
50 - 55 41.107 6.830 15.670 0 0 94
55 - 60 35.416 6.864 7.010 0 0 38
60 - 65 25.274 2.872 2.900 0 0 0
65 - 70 8.144 282 1.090 0 0 0
> 70 531 3 330 0 0 0
Summe 175.458 23.938 27.000 0 0 652
Abb: 6.1: (Quelle: Kuhlmann, Umweltamt Essen)
Gesamtbetroffene in %
L DEN
Betroffene > 55 dB(A)
L night
Betroffene > 45 dB(A)
Straßenverkehr 28,75 % 30,71 %
Schiene EVAG 0,04 % 0,04 %
Schiene Deutsche Bahn 0,06 % > 50 dB(A) 0,05 %
Flughafen Düsseldorf 0,01 % 0,00 %
Flughafen Essen/Mülheim 0,02 % 0,00 %
IVU-Anlagen und Häfen 0,00 % 0,00 %
Abb.6.2: (Quelle: Kuhlmann, Umweltamt Essen)
Die Firma LK Argus GmbH (6) hat Potenzialflächen für „Ruhige Gebiete“ ermittelt. Für deren
Festsetzung wurde eine Gesamtlärmkarte erstellt, die als akustische Grundlage für die
überlagernde Darstellung der einzelnen Emittenten dient. Als „Ruhige Gebiete“ im
Landschaftsraum sollen land- oder forstwirtschaftliche Naturräume, Park- oder Grünflächen
2 IVU-Anlagen: Anlagen, die nach der „EU-Richtlinie über die Integrierte Vermeidung und Verminderung
der Umweltverschmutzung(IVU-Richtlinie)“ einer Genehmigung bedürfen, abgelöst durch die Richtlinie
2010/75/EU ("Industrieemissionsrichtlinie")
2
sowie Freizeit- und Erholungsgebiete, die möglichst eine Größe von > 4 km² und einen L DEN
< 50 dB(A) auf der Kernfläche haben, vorgeschlagen werden. Im innerstädtischen Bereich
sind als „Ruhige Gebiete“ Grün- und Erholungsflächen mit hoher Aufenthaltsfunktion (z.B.
Grünanlagen, Kleingartenanlagen) vorgesehen, die eine Größe von > 0,03 km² und einen
L DEN < 55 dB(A) aufweisen. Diese vorgeschlagenen Flächen werden mit den
Potenzialanalysen für zukünftige Wohn- und Gewerbestandorte abgeglichen. Die so
ermittelten „Ruhigen Gebiete“ sollen als Vorschlag in den Mitwirkungsprozess eingeführt
werden. Die Bevölkerung kann eigene Vorschläge einbringen und die Vorschläge der
Verwaltung bewerten.
Abb .6.3: Karte der geplanten „Ruhigen Gebiete“, (Quelle: LK Argus)
In den von der Verwaltung geplanten „Ruhigen Gebiete“ leben ca. 12.000 Menschen, im
Umkreis von 300 m der „Ruhigen Gebiete“ wohnen ca. 278.000 Bürger, das sind zusammen
ca. 51 % der Bevölkerung der Stadt Essen. Die Einzugsfläche 3 der „Ruhigen Gebiete“
beträgt ca. 85 km².
Anvisierter Zeitplan der Lärmaktionsplanung
04 - 07/2013 Analysen durch den externen Berater
07 - 10/2013
Vorstellung der Lärmkarten und Betroffenenzahlen in den politischen
Gremien
07 - 10/2013 Beratungen mit den Fachbereichen
09/2013 1. Phase der Online-Beteiligung
3 Einzugsgebiet = 300 m im Umkreis um die „ruhigen Gebiete“
3
10/2013 - 01/2014 Analyse der Beteiligung mit den Fachbereichen
02 - 03/2014 Gesamtkonzept und Wirkungsanalysen, Maßnahmenkatalog
04/2014 2. Phase der Online-Beteiligung
05/2014 Kosten-Nutzen-Analyse durch den externen Berater
06 - 07/2014 Lärmaktionsplanentwurf
Beschluss des Verwaltungsvorstandes und Beteiligung der politischen
08 - 09/2014
Gremien
10/2014 Beteiligung der Öffentlichkeit (Offenlage)
12/2014 Beschluss des Verwaltungsvorstandes und Rat der Stadt Essen
12/2014 Übermittlung des Lärmaktionsplans an das Land NRW
Abb. 6.4: (Quelle: Kuhlmann, Umweltamt Essen)
6 B. In der Vergangenheit erzielte Ergebnisse
Schützenswerte Gebäude
Eine Einstufung des Stadtgebietes in Lärmklassen mit Lärmgrenzwerten ist in Bearbeitung.
Die Stadt Essen plant, kurzfristig die Lärmbelastung an Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten
auf Werte unter 65 dB(A) am Gesamttag abzusenken; langfristig soll erreicht werden,
dass die Werte unter 60 dB(A) sinken. An Krankenhäusern soll die Belastung nachts
um 10 dB(A) niedriger liegen als am Gesamttag.
Mitwirkung der Öffentlichkeit
Als begleitendes Beratungsgremium wurde zur Vorbereitung des Lärmaktionsplanes 2010
ein Lärmbeirat mit Vertreter/innen aus Politik, Wirtschafts-, Umwelt- und Verkehrsverbänden,
der Wohnungswirtschaft und Forschungseinrichtungen sowie Bürgerinitiativen
eingerichtet. Wesentliche Themen und Anregungen aus den Beratungen sind in die konzeptionelle
Arbeit des Lärmaktionsplanes eingegangen.
Die Stadt Essen hat während der Lärmaktionsplanung eine „frühzeitige und wirksame“ Bürgerbeteiligung
durch ein vom Umweltministerium NRW gefördertes Pilotprojekt als Online-
Verfahren in zwei Phasen durchgeführt. Ziel war es, möglichst vielen Bürger/innen auf unterschiedlichen
Wegen eine Beteiligung zu ermöglichen.
In der ersten Online-Phase konnten auf der Plattform www.essen-soll-leiser-werden.de Orte
auf den Lärmkarten gekennzeichnet werden, zu denen Anregungen gegeben werden sollten.
Die Auswertung der Beteiligungen ergab, dass die Beteiligten aus allen Stadtteilen und
Altersgruppen stammten. Die Anregungen wurden von den zuständigen Stellen geprüft und
gingen – soweit möglich - in den Entwurf des Lärmaktionsplanes ein. Auf der Online-
Plattform wurden regelmäßig Rückmeldungen zu Vorschlägen und zum Stand des Verfahrens
gegeben.
4
Abb. 6.5: Internetplattform www.essen-soll-leiser-werden.de (Quelle: Stadt Essen)
In der zweiten Onlinephase konnten die vorgeschlagenen Lärmminderungsmaßnahmen
bewertet und kommentiert werden. Diese Meinungsäußerungen wurden bei der weiteren
Priorisierung berücksichtigt. Die Plattform wurde bis zum Ende der zweiten Onlinephase ca.
133.000mal aufgerufen, die Nutzerzahl lag bei ca. 65.000.
Parallel zum Onlineverfahren fand je eine Bürgerversammlung statt. Schriftliche, telefonische
sowie persönliche Stellungnahmen wurden in das Onlineverfahren integriert.
Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und der Bezirksvertretungen
Den Trägern öffentlicher Belange wurde in beiden Online-Phasen die Möglichkeit der Beteiligung
und Mitwirkung gegeben. Sie konnten sich über die Lärmkartierung und den Rahmenplan
informieren sowie Stellungnahmen zum Lärmaktionsplan abgeben.
Die Beteiligung der Bezirksvertretungen fand in öffentlichen Sitzungen statt. Die Mitglieder
der Bezirksvertretungen hatten den Entwurf des Lärmaktionsplans vorab zur Durchsicht erhalten.
Ruhige Gebiete
Essen hat einen Anteil an Grün- und Wasserflächen von 53% und ist damit drittgrünste
Großstadt Deutschlands (7). Ein Verwaltungsvorschlag für „Ruhige Gebiete“ wird der Öffentlichkeit
im anstehenden Mitwirkungsprozess vorgestellt (siehe 6A). Zur Sicherung und Schaffung
von „Ruhigen Gebieten“ soll Lärmoptimierter Asphalt (LOA) zur Straßensanierung eingesetzt
werden.
5
Lärmminderungsmaßnahmen
Die ersten Lärmminderungsmaßnahmen des Essener Lärmaktionsplans 2010 (8) wurden in
den Jahren 2009 bis 2011 umgesetzt. Acht Straßenabschnitte wurden mit LOA saniert.
Der in Essen eingesetzte LOA mindert das direkte Reifengeräusch um bis zu acht dB(A);
kumuliert 4 wird eine Minderung des Lärms von vier dB(A) in die Lärmberechnung eingeführt.
Bis 2013 wurden fünf weitere Straßenabschnitte mit LOA erneuert. Die Gesamtfläche dieser
Maßnahmen beträgt ca. 104.000 m² und hatte ein Baukostenvolumen von ca. 12 Millionen €.
Grundsätzlich soll LOA bei allen Sanierungsmaßnahmen an stark lärmbelasteten Straßen
eingebaut werden.
Abb. 6.6. Aufbringung von lärmoptimiertem Asphalt (LOA) / (Quelle: Stadt Essen)
An drei sensiblen Hauptverkehrsstraßen (ca. 2,2 km) wurde aus Gründen
des Lärmschutzes eine nächtliche Geschwindigkeitsreduzierung
auf 30 km/h vorgenommen.
An diesen Streckenabschnitten informieren Geschwindigkeitsanzeiger
die Fahrzeugführer/innen über ihre aktuell gefahrene Geschwindigkeit
und speichern die Daten. Solche Anlagen machen Fahrzeugführer/innen
auf ihr zu hohes Tempo im Sinne einer aktiven Verkehrserziehung
aufmerksam.
Abb. 6.7: Hinweis Lärmschutz (Quelle: Stadt Essen)
Im Jahre 2010 wurden in Essen Lärmschutzfenster mit insgesamt 350.000 € bezuschusst
(200 € pro m² Fensterfläche). Damit wurden in 313 Wohnungen 718 Schallschutzfenster mit
2.526 m² Fensterfläche eingebaut und erhebliche Lärmminderungen in den Wohn- und
Schlafräumen erreicht.
4 Motorgeräusch, Luftwiderstand, usw.
6
In Essen werden ständig neue Radwege in Grünanlagen - vielfach durch den Umbau ehemaliger
Bahntrassen – und durch das Ausweisen von Radfahrstreifen an Straßen gebaut,
um den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Dadurch ist in Essen inzwischen das
"Grüne Hauptroutennetz" entstanden, dessen Radwege überwiegend abseits viel befahrener
Straßen durch Grünanlagen, Parks und Wälder führen.
Das Netz umfasst insgesamt ca. 148 km, 24 km sind in Planung. Damit ist es dann möglich,
die Stadt Essen von fast jedem Ortsteil sowohl in Nord-Süd, als auch in Ost-West-Richtung
zu durchqueren, ohne eine Straße benutzen zu müssen. Im Hauptroutennetz sind ca. 120
km und im Ergänzungsnetz ca. 110 km Radverkehrsanlagen realisiert. Der Ausbau von Radverkehrsanlagen
wird schrittweise ergänzt.
Durch ein neues Parkleitsystem mit über 120 Schilderstandorten und rd. 340 Einzelanzeigen
wurde der Parksuchverkehr reduziert. Allein 6.300 Kfz-Kilometer können täglich durch das
neue System vermieden werden, mit positiven Effekten beim Lärm, der Luftbelastung und
der Unfallhäufigkeit. Die Kosten betrugen rund 2.200.000 €. An wichtigen Kreuzungen können
über LCD-Anzeigen noch Zusatzinformationen zu Umweltbelangen (Ozonwerte) und
Veranstaltungshinweise gegeben werden. Durch das Parkleitsystem werden rund 12.000
Parkplätze dynamisch verwaltet.
Abb. 6.8: Parkleitsystem mit Ozonwertangabe (Quelle: Stadt Essen)
2009 wurden an der A40 zwischen Essen-Frohnhausen und Essen-Huttrop 19.100 m² marode
Verkleidungen an den Lärmschutzwänden durch hoch absorbierende Wandelemente ersetzt.
Der offene westliche Abschnitt der A40 (3 km) wurde ab 2002 mit OPA 5 saniert, bis Ende
2015 soll auch der offene östliche Abschnitt (7,6 km) mit OPA erneuert werden
Um die Lärmemissionen der Straßen- und U-Bahnen in den Kurven und Gleisschleifen zu
verringern, wurden Straßenbahnen mit Schienenkopfbehandlungsanlagen ausgerüstet.
5 OPA: Offenporiger Asphalt (- 5 dB(A))
7
An ausgewählten Punkten wird GPS-gesteuert ein Gleitmittel auf die Schienenoberfläche
gesprüht. Dadurch wird der relativ hohe Reibungswert bei trockenen Schienen soweit reduziert,
dass die Quietschgeräusche in den Kurven erheblich vermindert werden. Langzeitmessungen
ergaben, dass die Pegelspitzen um bis zu 15 dB(A) reduziert werden können.
Im öffentlichen Personennahverkehr wurden Taktzeiten optimiert, das Netz wurde ausgedehnt
bzw. modernisiert und Haltestellen wurden barrierefrei ausgebaut. Im Rahmen der
Umsetzung des Nahverkehrsplans wird der Weiterausbau der Bevorrechtigung des ÖPNV
durch Vorrangschaltung der Lichtzeichenanlagen vorangetrieben.
Die Stadt Essen hat in Kooperation mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr für Empfänger von
Transferleistungen die Einführung des „mein Ticket“ beschlossen, zurzeit haben rd. 100.000
Personen in Essen darauf Anspruch. Zusätzlich bietet die EVAG für Großkunden Firmen-
Tickets an, die privat genutzt werden können.
Die Sanierung an Schienenwegen des Bundes ist mit Einleitung des Plananordnungsverfahrens
im Mai 2012 gestartet worden. In den Jahren 2014 – 2017 sollen im Stadtgebiet ca. 12
km Schienenwege lärmsaniert werden.
Rund 41,8 Millionen € sind für die energetische Sanierung und den Umbau von Schulen und
Kindertagesstätten in den Jahren 2009 und 2011 geflossen. Beim Einbau von Fenstern wurde
besonders Wert auf die Senkung des Energieverbrauches gelegt; die eingebauten Fenster
weisen durch einen verbesserten Standard jedoch auch eine Optimierung beim Lärmschutz
aus. Seit 2009 sind in 21 Schulen und sechs Kindertagesstätten im städtischen Eigentum
Fenster zum o. g. Zweck erneuert worden. (9)
Als sehr effektive Lärmminderungsmaßnahme hat sich der Einbau von LOA erwiesen, vor
allem vor dem Hintergrund, dass nicht nur der Lärm merklich gemindert wird, sondern auch
die Sanierung schadhafter Fahrbahndecken mit annährend gleichen Kosten zur herkömmlichen
Fahrbahnsanierung erfolgte. Als schnelle und mit geringen Kosten verbundene Lärmminderungsmaßnahme
ist die Einführung von Tempo 30-Strecken anzusehen.
Umsetzungsstand
Die Stadt Essen kümmert sich mit ihrem Lärmaktionsplan unter Einbeziehung der Öffentlichkeit
intensiv um die Lärmminderung. Die Maßnahmen aus dem Lärmaktionsplan 2010
sind weitgehend umgesetzt.
Die bis dato festgeschriebenen Lärmminderungsmaßnahmen sind in harte und weiche Maßnahmen
einzustufen. Zu den „harten“ Maßnahmen zählen die Fahrbahnsanierung mit LOA,
Geschwindigkeitsbegrenzungen, Geschwindigkeitsanzeiger, passiver Schallschutz und
Schienenkopfbehandlung. Die vorgenannten Maßnahmen wurden zu 100 % umgesetzt.
Die „weichen“ Maßnahmen wie Förderung des ÖPNV, der Elektromobilität, des Rad- und
Fußverkehrs und Erstellung von Lenkungs- und Mobilitätskonzepten sind Maßnahmen die
auf längere Zeiträume ausgelegt sind und einer dauernden Fortschreibung bedürfen.
Die noch nicht umgesetzten Maßnahmen werden sukzessive angegangen. Soweit nötig
werden noch nicht ausgeführte Maßnahmen bei der derzeit laufenden Fortschreibung des
Lärmaktionsplanes in den neuen Maßnahmenkatalog aufgenommen.
8
Nr.
M1
M2
Kurzbeschreibung der Maßnahme
Lärmoptimierter Asphalt LOA 5 D an 7 Straßenabschnitten
Maßnahme ist umgesetzt
Geschwindigkeitsbegrenzung (nachts) als Pilotprojekt
auf 3 Straßenabschnitten
Die Maßnahme wurde wie geplant im Juli 2011 angeordnet.
Zuständigkeit
6 Umsetzung
FB 66 2009 - 2011
FB 66 2011
M3 Lärmmonitoring / Lärmüberwachungssystem FB 59 2014 ff
Umsetzung soll noch erfolgen
M4 Geschwindigkeitsanzeige FB 66 2010
M5
M6
M7
Die 3 Geschwindigkeitsanzeiger wurden in den Bereichen der
Maßnahme M2 installiert.
Passiver Schallschutz, Lärmschutzfenster- und Lärmdämmlüfterprogramm
FB 59/68 2009
Für die Umsetzung standen 350.000 € aus dem Konjunkturpaket II zur Verfügung.
Insgesamt wurden 128 Anträge mit einem Mittelbedarf für rd. 470.000 €
gestellt; hiervon konnten 97 Anträge mit einem Fördervolumen von rd. 323.000
€ berücksichtigt werden. Das damit ausgelöste Investitionsvolumen beläuft sich
auf rd. 650.000 €. Es wurden inzwischen in allen betroffenen 313 Wohnungen
718 Fenster mit 2.526 m² Fensterfläche eingebaut.
Lärmoptimierter Asphalt im Rahmen der Straßeninstandsetzung
/-erneuerung
FB 66
Von den vorgesehenen 22 Straßenabschnitten wurden 5 Sanierungsabschnitte
umgesetzt.
Geschwindigkeitsbegrenzung (nachts) auf weiteren
Straßenabschnitten
Planungen zur Umsetzung für den Lärmaktionsplan (LAP) 2014 wurden
eingeleitet.
FB 66
2010 ff
2012 ff
M8 Fortführung des Lärmschutzfensterprogramms FB 59/68 2012 ff
Da keine Förderprogramme durch die EU, den Bund oder das Land NRW aufgelegt
wurden, ist eine Umsetzung nicht erfolgt.
M9 Förderung des ÖPNV
06-01,
EVAG
2010 ff
6 FB 59, 61, 66, 68, 06-01, : Organisationseinheiten der Stadtverwaltung Essen
EVAG: Essener Verkehrs-AG (Konzern Stadt Essen)
EVB: EVV Verwertungs- und BetriebsGmbH (Konzern Stadt Essen)
Straßen.NRW: Betrieb des Landes Nordrhein-Westfalen
9
Nr.
Folgende Maßnahmen des Nahverkehrsplans wurden umgesetzt:
• Optimierung der Taktzeiten
• Ausbau/Modernisierung des Netzes
• Verbesserung der Fahrgastinformationen
• Umbau zu barrierefreien Haltestellen (z.B. Zollverein, Essen Steele,
Hauptbahnhof, Katzenbruchstr. etc.)
• weiterer Ausbau der Vorrangschaltung der Lichtzeichenanlagen
• Ausbau des rechnergestütztes Betriebsleitsystem in den Fahrzeugen
der EVAG
Maßnahmen zur Verbesserung und Attraktivitätssteigerung des ÖPNV
• Firmen-Ticket für Großkunden
• Einführung eines „Sozialtickets“, ca. 100.000 Berechtige
• Neufahrzeuge der EVAG haben Euro 5 Abgasstandard
• umfangreicher Gleisbaumaßnahmen + Sanierungen der Fahrbahnoberflächen
Kurzbeschreibung der Maßnahme
M12 Sonstige Lenkungskonzepte
Zuständigkeit
Umsetzung
FB 61,
66
2009 Parkleitsystem
2009 ff Bewohnerparken: 4 Stadtteile
Verflüssigung des Verkehrs durch Steuerung der Lichtzeichenanlagen soll im
anstehenden Lärmaktionsplan umgesetzt werden.
2009 ff
M13 Mobilitätsmanagement FB 59 2009 ff
Neufahrzeuge bei der EVAG nur nach EEV-Standard (besser als EURO 5)
Partikelfilternachrüstung bei 200 Linienbussen
EVAG unterstützt Carsharing (EVAG-Abo-Kunden) Sonderkonditionen
Verkehrsverbund Rhein ist Kooperationspartner des Internetportals
„mitpendler.de“
M14 Aktivitäten zur Förderung der Elektromobilität
FB 59,
EVB
RWE-Sponsoríngprojektes „EBIKES ON TOUR“ 15 Elektrofahrräder
(E- Bikes / Pedelecs), 12 Ladestationen
Konzeptwettbewerb um innovative Lösungen im Mobilitätsmanagement
„effizient mobil“ gemeinsam mit a. Kommunen gewonnen, vom Preisgeld
wurden für jede Stadt 2 E-Bikes für Dienstfahrten angeschafft 40 Ladestationen
für Elektrofahrzeuge
2010 ff
M15 Arbeitshilfe zur Lärm- und Fassadensanierung FB 59 2010
Wird nicht umgesetzt, da Arbeitshilfen jetzt zugängig sind
M16 Schienenkopfbehandlung EVAG 2009 ff
Umrüstung der Bahnen ist erfolgt, Spitzenpegelminderung bis zu 15 dB(A),
Lärmminderung bei Vorbeifahrt in Kurven 7 dB(A)
M17 Maßnahmen von Straßen NRW
Straßen
NRW
30.000 m² Lärmschutzwand mit hochabsorbierenden Elementen saniert
Ausbau der A 40 von Frillendorf Richtung Bochum hat begonnen
Lärmbetrachtung der Autobahnen wird zurzeit durchgeführt, Lärmsanierung
M18 Maßnahmen der DB Netz AG
Plananordnungsverfahren im Mai 2012 gestartet
Lärmsanierung wird in den Jahren 2014 und 2017 durchgeführt
Abbildung 6.9 (Quelle: Kuhlmann, Umweltamt Essen)
Straßen
NRW
2010 ff
2010 ff
10
6 C. Zukunftspläne
Bis 2018 ist anvisiert, Belastungen oberhalb der Zielwerte von L DEN 65 dB(A) und L night 55
dB(A) möglichst umfassend zu vermeiden. Die Auslösewerte, bei deren Überschreitung ein
Lärmaktionsplan aufzustellen ist, sollen bei 55 dB(A) L DEN und 45 dB(A) L night liegen.
Langfristiges Ziel der Stadt Essen ist es, im Jahre 2035 keine Lärmbetroffenen oberhalb der
Pegelwerte von 55/45 dB(A) ganztags/nachts zu haben.
Diese Ziele sollen insbesondere mit folgender Maßnahmenstrategie erreicht werden:
• Stärker regional, strategisch und flächendeckend ausgerichtete Lärmminderungsaktivitäten,
• fachübergreifende Maßnahmenkombinationen (Verkehr, Lärmschutz, Luftqualität),
• Änderung des Modal Split,
• Umsetzung der Maßnahmen aus den Lärmaktionsplänen,
• Umsetzung von Straßensanierungsprogrammen,
• Lkw-Lenkungskonzepte,
• Geschwindigkeitskonzepte,
• kontinuierliches Monitoring der Lärmsituation.
Modal Split 2011 2020 2035
PKW (incl. Mitfahrer) 54 % 44 % 25 %
zu Fuß 22 % 23 % 25 %
Bus & Bahn 19 % 21 % 25 %
Rad 5 % 11 % 25 %
Abb. 6.10 Modal Spilt (Quelle: Stadt Essen)
Um die o. a. Ziele zu erreichen, müssen externe Akteure die ambitionierten Bemühungen der
Kommunen unterstützen:
• Der Bund und die DB AG müssen ihre Anstrengungen zur Lärmsanierung deutlich
erhöhen mit dem Ziel, 2018 die Lärmsanierungswerte bundesweit zu unterschreiten.
• Um eine deutliche Lärmreduzierung auf der Emissionsseite (Fahrzeuge, Straßen-beläge,
Reifen, usw.) zu erreichen, sind entsprechende Entwicklungen zu aktivieren und fördern.
• Eine kontinuierliche Information und Mitwirkung der Öffentlichkeit ist fachlich und zeitlich
über die Aufstellung des Lärmaktionsplans hinaus notwendig.
Geplante Lärmminderungsmaßnahmen
Für die Jahre 2013 – 2018 ist ein Arbeitsprogramm zur Sanierung von 27 Hauptverkehrsstraßenabschnitten
aufgestellt worden. Im Jahr 2014 werden noch 2 Straßenabschnitte aus
einem älteren Arbeitsprogramm saniert. Alle Straßensanierungsabschnitte haben zusammen
eine Fläche von ca. 450.000 m². Die Kosten belaufen sich auf ca. 38 Millionen
Die Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 km/h nachts soll auf Bereiche ausgeweitet werden,
die von Lärm- und Luftproblemen betroffen sind. Sollte es sich auch um einen Unfallschwerpunkt
handeln, kann evtl. Tempo 30 am Gesamttag eingeführt werden.
11
Im Zuge ihres Straßenbahnerneuerungsprogramms kauft die EVAG 27 neue laufruhigere
Straßenbahnen (70 Millionen €).
Zur Lärmsanierung an den bestehenden Schienenwegen des Bundes stellt das
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung jährlich 100 Milionen Euro zur
Verfügung. In Essen ist im Mai 2012 das Plananordnungsverfahren eingeleitet worden. Die
geplanten Lärmsanierungsmaßnahmen der DB ProjektBau (10) werden in den Jahren 2014
und 2017 an den Streckenabschnitten (ca. 12 km, Kosten ca. 16 Mio. €) umgesetzt, wo eine
Überschreitung der Sanierungsgrenzwerte von 70 dB(A) am Tag und 60 dB(A) in der Nacht
an den zu schützenden Gebäuden in reinen und allgemeinen Wohngebieten vorliegt.
Ca. 90 % der Autobahnen im Stadtgebiet von Essen werden nach Angabe des Landesbetriebes
Straßenbau Nordrhein-Westfalen schalltechnisch untersucht. Nach Auswertung
der Lärmuntersuchungen kann dann mit der Maßnahmenplanung begonnen werden.
Folgende Streckenabschnitte werden schalltechnisch untersucht:
• A40 AS Essen-Frohnhausen – AS Gelsenkirchen-Süd (4 km)
• A42 westlich AK Essen-Nord – AS Gelsenkirchen-Süd (4,35 km)
• A44 AS Langenberg – AS Essen-Heisingen (3 km)
• A52 nördlich AS Essen-Kettwig – AD Essen-Ost (7,3 km)
Beteiligung der Träger öffentlicher Belange, Bezirksvertretungen und Interessensgruppen
Die Träger öffentlicher Belange erhalten eine Mitteilung, wo sie sich über die Lärmkartierung
informieren können. Vor Aufstellung des Lärmaktionsplanentwurfs werden die Träger, deren
Interessen durch den Lärmaktionsplan berührt werden könnten, um Stellungnahme gebeten.
Die 9 Bezirksvertretungen als „bürgernahste Volksvertretung“ werden wie die Fachausschüsse
in öffentlichen Sitzungen über die Lärmkartierung informiert und an der Aufstellung
des Lärmaktionsplans beteiligt.
Interessensgruppen, z. B. Vertreter/innen aus der Politik sowie von Wirtschafts-, Verkehrsund
Umweltverbänden (z. B. Runder Umwelttisch Essen), der Wohnungswirtschaft, Bürgerinitiativen
und Forschungseinrichtungen werden – wie auch in der Vergangenheit – in angemessener
Form beteiligt.
Beteiligung der Öffentlichkeit
Wesentliches Element der geforderten Beteiligung und Mitwirkung bei der Lärmaktionsplanung
der Stadt Essen soll – wie auch schon im Jahre 2009 - ein Online-Tool darstellen,
das mit weiteren Formen der Information und Beteiligung besonders geeignet ist, die Mitwirkung
aller Interessenten sicherzustellen.
Als Vorteile des Online-Tools werden z. B. die längere Beteiligungsdauer, die Möglichkeiten
der zeit- und ortsungebundenen Beteiligung, die konstruktive Beteiligung auch bei Interessenskonflikten,
vor allem aber die strukturierte und transparente Abarbeitung, Filterung und
Zusammenführung vielfältiger Anregungen gesehen. Das Online-Tool ist das Beteiligungsinstrument
mit der größten Reichweite: bei gleichem Ressourceneinsatz können mehr Bürger/innen
(Prognose 85.000 Nutzer) einbezogen werden als z. B. bei Bürgerversammlungen.
12
In Essen verfügt das Online-Tool sowohl über eine Kommentar- als auch über eine Bewertungsfunktion.
Weiterhin wird die Plattform in Bezug auf Missbrauch überwacht, Fragen zum
Verfahren (Meta-Forum „Lob & Kritik“) werden beantwortet und die Teilnehmenden werden
bei Fragen oder Problemen mit dem System unterstützt. Schriftliche und telefonische Stellungnahmen
werden in das Onlineverfahren integriert. Nach Abschluss der Beteiligungsphase
werden die Ergebnisse statistisch und inhaltsanalytisch ausgewertet und in einer Zusammenstellung
dokumentiert; im Anschluss daran fließen die so erhaltenen Ergebnisse in
die Maßnahmenplanung zum neuen Lärmaktionsplan ein.
Ruhige Gebiete
Nachdem Vorschläge für lärmunbelastete Gebiete vorliegen, die als „Ruhige Gebiete“ (65,23
km²) festgesetzt werden könnten, werden in ämterübergreifenden Workshops die weiteren
Vorgehensweisen festgelegt. Geplant ist, alle geeigneten Parkanlagen als „Ruhige Gebiete“
festzulegen. Darüber hinaus soll dies auch bei Essens Waldgebieten und Grünflächen sowie
bei weiteren naturnahen Landschaften und Biotopen erfolgen.
An der Erhaltung und Vernetzung von Essens Grünzonen wird seit Jahren erfolgreich gearbeitet.
So wurden durch kombinierte Geh- und Radwege Verbindungen zwischen vorher getrennt
bestehenden Grünbereichen geschaffen. Dieser Prozess wird auch in der Zukunft
fortgeführt.
6 D. Hinweise
(1) Stadt Bochum (stellvertretend für die beteiligten Kommunen):
Logistische Bedeutung der A40 von Wolfgang Neuhoff. Stadt Duisburg. http://www.planunga40-b1.de/Logistische-Bedeutung-der-A40.139.0.html
(2) Stadt Essen: Essener Hauptbahnhof: Geschichte und Bedeutung. http://www.essenhbf.de/historie.html
(3) Essener Verkehrs-AG: Geschäftsbericht 2012.
https://www.evag.de/fileadmin/downloads/Geschaeftsberichte_Statistik_Organigramm/Gesch
aeftsbericht_EVAG_2012.pdf . Seite 25
(4) Stadt Essen: Der Rhein-Herne-Kanal.
http://www.essen.de/de/Leben/aktuelles_temp/der_rhein_herne_kanal.html
(5) Stadt Essen: Fachbereich für Statistik, Stadtforschung und Wahlen. Profilbericht
Bevölkerung. http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_12/bevoelkerungsatlas.html
(6) LK Argus Kassel GmbH, Ludwig-Erhard-Straße 8, 34131 Kassel
(7) Handelsblatt: Das sind Deutschlands grünste Städte.
http://www.handelsblatt.com/panorama/lifestyle/top-ten-das-sind-deutschlands-gruenstestaedte/4369498.html?slp=false&p=8&a=false#image
(8) Lärmaktionsplan 2010
https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/59/lrm/Laermaktionsplan_kleiner.pdf
(9) Klima Werkstadt Essen, Bilanzbericht 2012, Seite 19
http://ris.essen.de/document/MgyPhzIfuFYn8Rn6Me.LfxEfw8aq8Xi0MgyPe.EawAWn8Sq9Q
13
m4PcwCfuAUrBOn6Re1MewEbuCav9Pq4Pn.Pe-
IXw8aqBOn6Qm4PcwCfwCSm8Uk4OnyGcwCfsDSm6Ui1MgyPhuHcsDSm6Ui1MiyHc0CfsB
Sq6Pj6QiyGe.EauHSmGJ/Bilanzbericht_2012.pdf#search=eckpunkte%20kp%20netzwerkpa
rtnerschaft%20netzwerkpartner%20kpii%20ii%20variieren%20urbactii%20initiieren%20initiiert%2
0vii%20abschlussbericht
(10) DB ProjektBau GmbH, Herrrrann-Pünder-Straße 3, 50679 Köln
Ergänzende Links zur akustischen Umgebung:
Ratsbeschluss zum Lärmaktionsplan 2010:
http://ris.essen.de/document/MgyPhzIfuFYn8Rn6Me.LfxEfw8aq8Xi0MgyPe.EawAWn8Sq9Q
m4PcwCfuEUqAQm1Oi4Pg0KfsASvASi0Ok.Ke1CWsASv6Si1MkyHcxCasASvBOn6MiyHc.C
XsBSq6Si1Ne.LdwGfs9TsASi0Ok.Ke1CWGJ/Vorlage_1810-2010-
6A.pdf#search=lärmaktionsplanung%20lärmaktionsplanes%20lärmaktionsplan%20lärmaktio
nsplans%20lärmaktionsplanentwurfs%20lärmaktionsplanentwurf
http://ris.essen.de/vorgang.do?id=MjyGc1DcsFSq7Qm9MnzMGJ
Grundlagen zum Thema Lärm:
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Laerm/Themenseite_Laerm.html
Lärmkarten der Stadt Essen (Bezugsjahr 2011)
https://gdit.essen.de/atlasfx/index.jsp?mapId=91#layers=262144&alpha=235,0.85,234,0.85,2
37,0.85,233,0.85,232,0.85,231,0.85,230,0.85,229,0.85,228,0.85&basemap=0¢erX=2570
974.390¢erY=5701011.748&scale=125000
Dokumentation der Online-Beteiligung 2009 in Essen:
http://www.umgebungslaerm.nrw.de/materialien/_hilfen/_laermaktionsplanung_durchfuehrun
g/E_Partizipation_in_der_LAP_Dokumentation_Empfehlungen_Essen.pdf
Umgebungslärmseite des Umweltministeriums:
http://www.umgebungslaerm.nrw.de/
Seite des Dienstleisters der die Online-Konsultation in Essen begleitet hat:
http://www.zebralog.de/laermaktionsplanung_essen
Artikel in Kommune 21:
http://www.kommune21.de/meldung_9069
Beschreibung des Essener Projektes im Beteiligungskompass:
http://www.beteiligungskompass.org/article/show/257
Gute Beispiele der städtebaulichen Lärmminderung:
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BMVBS/Online/2011/DL_ON122011.pdf?__bl
ob=publicationFile&v=2
Das Radportal in Essen
http://www.essenerfahren.de/
Flyer zur 1. Phase der Online-Beteiligung: Essen soll leiser werden
http://home.arcor.de/bluzngruz/rute/pdf/essen-soll-leiser-werden-Flyer.pdf
14
Presse:
http://www.derwesten.de/nrz/staedte/essen/dem-laerm-auf-der-spur-id1782687.html
http://www.openpr.de/news/320547/Essen-soll-leiser-werden-de-Online-Beteiligung-zur-
Laermaktionsplanung-in-der-Stadt-Essen.html
http://www.derwesten.de/staedte/essen/strassenlaerm-bewegt-die-buerger-stark-id104390.html
http://www.derwesten.de/staedte/essen/kein-leises-pflaster-id8142343.html
http://www.derwesten.de/staedte/essen/die-hitparade-des-laerms-id3306112.html
http://www.derwesten.de/staedte/essen/wo-lautstaerke-die-buerger-leiden-laesst-id1455500.html
15
Themenfeld 07: Abfallproduktion- und Management
7 A. Gegenwärtige Situation
Die Stadt Essen hat 1998 als öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger die Entsorgungsbetriebe
Essen GmbH (EBE) mit der Entsorgung der Haushalte und des kommunalen Bereiches
auf Basis des früheren Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrW-/AbfG) beauftragt.
Darüber hinaus sind der EBE durch Bescheid der Bezirksregierung die Pflichten der Stadt
Essen als Entsorgungsträger für den Bereich der gewerblichen Abfälle übertragen worden (§
16 Abs. 2 KrW-/AbfG).
Die Gesellschafter der Entsorgungsbetriebe Essen GmbH sind die Stadt Essen (51 %) und
die Firma Remondis (49 %).
Zu 1.
Die kommunale Abfallstrategie ist im Abfallwirtschaftskonzept, das bereits seit 2001 gilt,
festgelegt. Gegenwärtig befindet sich das Abfallwirtschaftskonzept der Stadt Essen in Überarbeitung,
um eine Anpassung an die Vorgaben des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes
(2012) und der EU-Abfallrahmenrichtlinie vorzunehmen.
Die in der Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) festgeschriebene fünfstufige
Abfallhierarchie deckt sich mit den bereits in § 2 der Abfallwirtschaftssatzung der Stadt
Essen von 2001 genannten Zielen:
1. Vermeidung und Verringerung von Abfällen und Schadstoffen in Abfällen
2. Weiterverwendung von Gegenständen, soweit dies möglich erscheint
3. Gewinnung von Stoffen oder Energie aus Abfällen
4. Verbrennung der brennbaren Abfälle zur Beseitigung
5. Ablagerung der unbrennbaren Abfälle zur Beseitigung
Dies unterstreicht die frühzeitigen Bestrebungen der Stadt Essen, die Bürger aktiv in den
Prozess der Erreichung der Kreislaufwirtschaftsziele einzubeziehen.
Zu 2.
Die Stadt Essen räumt der Abfallvermeidung in Übereinstimmung mit der Gesetzgebung
oberste Priorität ein und hat dies in ihrer Abfallwirtschaftssatzung (1) und auch in ihrem
Abfallwirtschaftskonzept manifestiert. Eine qualifizierte und bürgernahe Abfallberatung
fördert abfallärmeres Konsumverhalten.
Zu 3.
Das einwohnerbezogene Haus- und Sperrmüllaufkommen ist seit 2007 leicht rückläufig,
während die Menge der erfassten Bio- und Grünabfälle und der sonstigen getrennt erfassten
Wertstoffe Schwankungen unterworfen ist:
1
Erzeugte Haushalts- und Siedlungsabfälle je Einwohner
Mengen in kg/Einwohner
Abfallarten/Abfallgruppen 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Haushaltsabfälle * 462 470 449 452 382 399
Siedlungsabfälle ** 602 613 599 617 584 599
Einwohner (31.12.) 583.198 582.140 579.759 576.259 574.635 573.468
Tabelle 7.1: (Quelle: MKULNV NRW 2010; IT.NRW)
* Haushaltsabfälle = Hausmüll (ohne hausmüllähnliche Gewerbeabfälle) + Sperrmüll + getrennt erfasste
Wertstoffe inkl. Bioabfälle + schadstoffhaltige Abfälle
** Siedlungsabfälle = Haushaltsabfälle + hausmüllähnliche Gewerbeabfälle + Infrastrukturabfälle + Gewerbeabfälle
Zu 4.
Seit den sechziger Jahren wird kein Haushaltsabfall mehr auf Deponien abgelagert.
Zu 5.
Biologisch abbaubare Abfälle werden grundsätzlich nicht deponiert
Zu 6.
Der aus Haushalten gesammelte Restmüll wird im Essener Norden im modernen Müllheizkraftwerk
Essen-Karnap (MHKW) thermisch verwertet (Fernwärme und Strom), bei der
die Stadt vertraglich festgelegte Rechte hat (siehe Frage 7B Pkt. 4: Tabelle 6).
Zu 7.
In Tabelle 7.2 werden die Recyclingquoten der Stadt Essen dargestellt:
2
Recyclingquoten der Jahre 2004 bis 2011
in t 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010 2011
Haus- und
Sperrmüll
1
Sonstige
getrennt
erfasste
Wertstoffe
2
173.713 171.758 178.445 180.335 173.485 170.413 161.500 169.326 *
62.885 60.126 59.377 59.355 54.401 58.582 57.529 59.013
Bio- und
Grünabfälle 41.684 31.132 31.140 33.102 31.203 30.799 29.632 30.067
Haus- u.
Sperrmüll,
Wertstoffe,
org. Abfall,
=Gesamtmüll
278.282 263.016 268.962 272.792 259.089 259.794 248.661 258.406
Recyclingquote
%
3
37,6 34,6 33,65 33,89 33,04 34,4 35,0 34,5
(Quelle: Tabelle 7.2: Abfallbilanz Nordrhein-Westfalen für Siedlungsabfälle (MKULNV 2010)
Recyclingquote = Quotient aus Gesamtmüllaufkommen und separierten Wertstoffen inkl. Bioabfälle
1 ohne hausmüllähnliche Gewerbeabfälle, ohne schadstoffhaltige Abfälle
2 Papier/Pappe/Kartonagen, Glas, Leichtverpackungen, Holz, Metalle, Alttextilien
3 das aus dem Sperrmüll getrennt erfasste u. zu 100 % verwertete Altholz ist nicht berücksichtigt (2011=13.789 t, d.h. es ergäbe sich eine Recyclingquote von 39,8 %)
* im Jahr 2011 erhöhte sich die gesammelte Sperrmüllmenge um rd. 5.787 t, infolge verstärkten Konsums (konjunkturelle Schwankung) (9)
3
Zu 8.
Tabelle 7.3 zeigt die in den Jahren von 2006 – 2011 erfassten Verpackungsabfallmengen je
Einwohner. Die Verwertung von Verpackungsabfällen erfolgt in Deutschland durch 10 duale
Systeme, insofern liegen nur bundesweite Verwertungsraten vor, die aber auf Essen übertragen
werden können (2).
Gesammelte Abfallmenge an Glas, Papier/Pappe/Kartonagen (PPK) und
Leichtstoffverpackungen (LVP) je Einwohner
Abfallart 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Glas (kg/EW) * 16 16 16 16 15 15
PPK (kg/EW) * 60 61 60 59 58 60
LVP (kg/EW) * 19 19 13 20 21 22
Einwohner 583.198 582.140 579.759 576.259 574.635 573.468
Tabelle 7.3: (Quelle: MKULNV 2010)
* Von der Duales System Deutschland GmbH im Jahr 2012 bundesweit erreichte Verwertungsquote:
Glas = 88%, PPK = 94%, LVP = 123% (bezogen auf lizensierte Verpackungen)
Zu 9.
In Essen werden folgende Abfallfraktionen im Holsystem und in gesonderten Tonnen gesammelt:
Hausmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle (graue Tonne), Bio- und Grünabfälle (braune
Tonne), Papier/Pappe/Kartonagen (blaue Tonne) und Leichtverpackungen (gelbe Tonne).
Hierbei wird jeweils ein Deckungsgrad von 100 % erreicht.
Der Sperrmüll wird als Straßensammlung nach individueller Bestellung abgefahren, dabei
werden Elektrogroßgeräte separat miterfasst.
Für Papier/Pappe/Kartonagen, Glas, Schuhe und Textilien gibt es stadtweit zusätzlich ca.
610 Depotcontainerstandorte, die fußläufig erreicht werden können (3).
Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, an 2 Recyclinghöfen und 5 Recyclingstationen Sperrmüll,
Metalle, Holz, sonstige Wertstoffe, schadstoffhaltige Stoffe, Elektroaltgeräte und Grünabfälle
abzugeben.
Darüber hinaus existieren saisonale Sondersammelaktionen für Grünschnitt, Laub und
Tannenbäume.
Das Schadstoffmobil der EBE macht regelmäßig Station in den Stadtteilzentren im Essener
Stadtgebiet. Dort können kostenlos Spraydosen, Lackreste, Lösungsmittel, Elektrokleingeräte,
Energiesparlampen u. a. abgeben werden.
4
Abb. 7.1: Schadstoffmobil (Quelle: Entsorgungsbetriebe Essen GmbH / EBE)
Zu 10.
Tabelle 7.4 zeigt die starke Bedeutung der thermischen Behandlung für Hausmüll und
hausmüllähnliche Gewerbeabfälle. Wertstoffe, Sperrmüll und Infrastrukturabfälle werden vor
der stofflichen Verwertung überwiegend mechanisch behandelt. Bio- und Grünabfälle werden
kompostiert.
5
Behandlungsart der verschiedenen Abfälle der Stadt Essen 2009 (t)
Abfallart Menge Thermische
Behandlung
Mechanische
Behandlung
Mech./biolog.
Behandlung
Kompostierung
und Vergärung
Lagerung und
Umschichtung
Deponierung Sonstige
Entsorgung
Hausmüll 135.252 135.252 0 0 0 0 0 0
Hausmüllähnlicher
Gewerbeabfall
54.296 54.296 0 0 0 0 0 0
Sperrmüll 35.161 26.637 2.898 0 0 5.625 0 0
Bio- und Grünabfälle
30.799 0 1.600 3.781 25.418 0 0 0
PPK 34.072 0 34.072 0 0 0 0 0
Glas 9.083 0 9.083 0 0 0 0 0
LVP 11.781 0 11.781 0 0 0 0 0
Sonstige Wertstoffe 3.646 0 3.646 0 0 0 0 0
Schadstoffhaltige
Abfälle
539 33 0 0 0 506 0 0
Infrastrukturabfälle 18.347 13.719 0 4628 0 0 0 0
Tabelle 7.4: (Quelle: Abfallbilanz Nordrhein-Westfalen für Siedlungsabfälle (MKULNV 2010)
6
Zu 11.
Aufgrund einer umfangreichen Behälterpalette und einer Gebührengestaltung, die vorbildliches
Abfallverhalten nachhaltig fördert, haben die Bürger die Möglichkeit, durch Abfallvermeidung
und Getrennthaltung von Abfällen ihre Gebühren zu senken. Seit 2002 kann bei
Nutzung aller Getrenntsammlungsmöglichkeiten (gelbe Tonne, Glas- und Papiercontainer
bzw. blaue Tonne, Biotonne oder Eigenkompostierung) das zu bezahlende Mindestrestmüllvolumen
von 35 l auf 10 l/Person/Woche reduziert werden (1).
7 B. In der Vergangenheit erzielte Ergebnisse
Zu 1.
Die Stadt Essen und die EBE informieren vielfältig über Abfallvermeidung und Abfalltrennung,
z.B. durch Aktionstage, telefonische und schriftliche Beratung, Informationen an
Schadstoffmobilen und auf den Recyclinghöfen, Online-Informationen, Verteilung von Faltblättern,
konstante Medienarbeit etc.
Ein Schwerpunkt der Aufklärungsarbeit liegt in den Kindergärten und Schulen, wo mit
speziellen Unterrichtseinheiten und Aktionen das Umweltbewusstsein gestärkt wird,
beispielsweise durch ein Mitmach-Theaterstück, Führungen über den Recyclinghof oder im
Müllheizkraftwerk, Material- und Literatur-Verleihkisten (4).
Die flächendeckende Bioabfallsammlung (seit 2002) schließt umfangreiche Maßnahmen zur
Förderung der Eigenkompostierung mit ein. So wurden bestimmten Schulen und Kindergärten
Leihkomposter zur Verfügung gestellt und den Bürgern im Rahmen regelmäßiger
Aktionen preisgünstige Schnellkomposter angeboten, verbunden mit ausführlichen Informationen
über die Kompostierung.
Mit einer aufkommensabhängigen Gestaltung der Gebührenstruktur wurden Anreize zur
Abfallvermeidung geschaffen. Außerdem wird die Nutzung der Getrenntsammelsysteme für
Papier und Bioabfälle (bzw. die Eigenkompostierung) belohnt, indem das vorzuhaltende Behältervolumen
pro Person von 35l/Woche auf 10l/Woche, mit den entsprechenden Gebühreneinsparungen,
reduziert werden kann (2).
Die Stadt Essen ist sich ihrer Vorbildfunktion bewusst und wirkt besonders auf die Vermeidung
und Verwertung von Abfällen hin (§ 3 Abs. 2 Abfallwirtschaftssatzung).
Innerhalb der kommunalen Verwaltung werden Sitzungsunterlagen in geringerer Auflage
erstellt; Papierdrucke erfolgen beidseitig.
Im Rahmen des von der Stadt Essen eingeführten umweltfreundlichen kommunalen Beschaffungsprogramms
werden gezielt umweltfreundliche und abfallarme Produkte und
Dienstleistungen nachgefragt.
Bei dem unter der Schirmherrschaft des Bundesumweltministeriums stehenden Wettbewerb
„Papieratlas“, bei dem die recyclingpapierfreundlichste Stadt Deutschlands gesucht wird,
hat die Stadt Essen in den Jahren 2009 bis 2013 den ersten Platz belegt, u.a. da die Stadtverwaltung
zu 100% Recyclingpapier verwendet (5 + 6).
7
Abb. 7.2: Preisverleihung „Papieratlas“ 2012 (Quelle: Nissen Consulting GmbH & Co. KG)
Der Leitfaden für die umweltgerechte Organisation von Veranstaltungen wurde fester
Bestandteil bei Erlaubnissen, die für Veranstaltungen im öffentlichen Verkehrsraum benötigt
werden. Hierin wird ausdrücklich auf die Verpflichtung zur Abfallvermeidung, das Mehrweggebot
und eine entsprechende Abfalltrennung bei Veranstaltungen hingewiesen.
Seit 2002 bietet Essen den örtlichen Wirtschaftsbetrieben und Institutionen das Projekt
„ÖKOPROFIT“ an. In den letzten 10 Jahren haben die mittlerweile 81 ÖKOPROFIT-Betriebe
Maßnahmen entwickelt und umgesetzt, mit denen sie gleichzeitig Ressourcen sparen, nachhaltig
wirtschaften und das Klima schützen. So konnte z.B. die jährliche Abfallmenge dieser
Betriebe um insgesamt 2.208 t pro Jahr reduziert werden (7).
Die Stadt Essen hat 2011 eine Kooperation zwischen ThyssenKrupp und dem gemeinnützigen
Integrationsunternehmen „Arbeit für Menschen mit Behinderung GmbH (AfB)“ vermittelt.
Diese besteht darin, dass ThyssenKrupp ausgediente IT-Hardware kostenlos der AfB
überlässt. Die Geräte werden getestet, gegebenenfalls repariert und verkauft. So wird die
ressourcenverzehrende Neuproduktion von Hardware substituiert und Elektroschrott und
CO 2 - Emissionen werden in erheblichem Maße vermieden (8).
Zu 2.
Die Abfallmenge ist in den Jahren von 2004 bis 2010 entsprechend der Einwohnerzahl zurückgegangen,
im Jahr 2011 jedoch konjunkturbedingt wieder leicht gestiegen:
8
Abfallmengen 2006 bis 2011 in t
Abfallarten/Abfallgruppen 2006 2007 2008 2009 2010 2011*
Hausmüll 141.002 142.289 137.687 135.252 130.181 132.225
Sperrmüll 37.443 38.046 35.798 35.161 31.314 37.101
Hausmüllähnliche Gewerbeabfälle
59.021 55.225 54.003 54.296 55.873 53.703
Summe Haus- und Sperrmüll 178.445 180.335 173.485 170.413 161.495 169.326
Summe Haus-, Sperrmüll u.
hausmüllähnl. Gewerbeabfälle 274.909 273.606 263.286 259.870 248.682 260.131
Bioabfälle (Biotonne) 10.771 10.776 10.712 10.802 10.048 10.446
Grünabfälle 20.369 22.326 20.491 19.996 19.584 19.621
Summe Bio- und Grünabfälle 31.140 33.102 31.203 30.798 29.632 30.067
Papier, Pappe, Kartonagen
(PPK) 35.034 35.665 34.550 34.072 33.318 34.488
Glas 9.291 9.195 9.453 9.083 8.733 8.644
Leichtverpackungen (LVP)
(Duale Systeme) 11.100 10.988 7.252 11.781 11.898 12.553
Metalle 1.943 1.450 1.050 1.586 1.570 1.275
Bekleidung, Textilien 2.008 2.057 2.095 2.061 2.029 2.054
Summe sonstiger getrennt
erfasster Wertstoffe 59.376 59.355 54.400 58.583 57.547 59.013
Schadstoffhaltige Abfälle 546 567 1.180 539 446 496
Summe Haushaltsabfälle (inkl.
hausmüllähnl. Gewerbeabfälle) 328.528 328.584 314.271 314.629 304.993 312.605
Einwohner (31.12.) 583.198 582.140 579.759 576.259 574.635 573.468
Tabelle 7.5: (Quelle: Abfallbilanz Nordrhein-Westfalen für Siedlungsabfälle (MKULNV 2010),
Siedlungsabfallbilanz der Stadt Essen 2010 und 2011)
* 2011 war lt. einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) das beste Konsumjahr
seit mehr als 10 Jahren (9)
Unter den bevölkerungsreichsten Städten Nordrhein-Westfalens nimmt Essen den 4. Platz
beim Abfallaufkommen ein. Die hohe Bevölkerungsdichte von über 2690 Einwohnern/km²
(2011), die verdichtete Siedlungsstruktur und der mitberechnete haushaltsnahe Gewerbemüll
führen in Essen, wie in ganz NRW, zu etwas höheren Abfallmengen als im Bundesdurchschnitt.
Auch der von 2003 bis 2009 erfolgte Anstieg des Anteils an Einpersonenhaushalten von
44,7% auf 46,5% wirkt sich hier aus.
Zu 3.
Seit Mitte 1993 hat die Stadt Essen zunächst in drei Stadtteilen und seit 1994 in 23 Stadtteilen
versuchsweise die getrennte Erfassung von Bioabfällen eingeführt; seit 2002 gibt es
die Biotonne flächendeckend.
9
2001 wurde in drei Stadtteilen die haushaltsnahe Erfassung von Papier, Pappe und Kartonagen
mittels Abfallbehältern erprobt. Zum 1. Januar 2004 ist diese blaue Tonne stadtweit
eingeführt worden. Aufgrund des komfortableren Holsystems konnte die Zahl der Depotcontainer
reduziert werden.
2002 wurde die Abfallbehälterpalette um 40l-, 60l- und 660l-Gefäße erweitert. Mit den
kleinsten Behältern soll vor allem dem Bedarf der Ein- und Zweipersonenhaushalte besser
entsprochen werden, so dass generell passgenauere Behälterkombinationen ermöglicht
werden.
2006 wurde der picobello-SauberZauber, bei dem die unterschiedlichsten Flächen im
Essener Stadtgebiet von Müll befreit werden, ins Leben gerufen und seitdem jährlich im
Frühjahr durchgeführt (10). Am SauberZauber 2013 haben ca. 13 200 Menschen (davon fast
11 000 Kinder und Jugendliche) teilgenommen. Im Durchschnitt werden jährlich 7500 volle
Müllsäcke und 7 Tonnen Sperrmüll gesammelt.
Abb. 7.3: picobello-SauberZauber (Quelle: Stadtbildstelle Essen)
2007 wurde ein neuer Recyclinghof im Essener Süden gebaut, so dass für die getrennte
Entsorgung der verschiedenen Abfälle insgesamt 2 Recyclinghöfe und 5 Recyclingstationen
zur Verfügung stehen.
2010 wurde ein „Standortservice Plus“ für Wohnungsbaugesellschaften eingeführt. Ziel ist
die Optimierung der Mülltrennung in bestimmten Wohnanlagen. Durch gezielte Aufklärung
über Wertstoff-Trennung wird ein besseres Ausnutzen der vorhandenen Müll- und Wertstofftonnen
erreicht und langfristig das Volumen der Restmülltonne reduziert (11).
10
2012 hat Essens erstes Biomasseheizwerk den Betrieb aufgenommen. Gut 2.600 Tonnen
Restholz aus Parks und Wäldern der Region werden jährlich klimaneutral und rein regenerativ
in Wärme umgewandelt (12).
Abb. 7.4: Biomasseheizwerk (Quelle: Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH / EVV)
In den letzten Jahren wurde außerdem eine eigene Sortieranlage für Baustellenabfälle in
Betrieb genommen, die getrennte Erfassung von Elektroaltgeräten im Rahmen der
Sperrmüllabfuhr (Holsystem) eingeführt und der Einsatz von erdgasbetriebenen Kehrmaschinen
vorangetrieben.
Zu 4.
Im Hinblick auf die Abgasreinigung im Müllheizkraftwerk und die Qualität der anfallenden
Rostasche kommt der Schadstoffentfrachtung des Restmülls eine besondere Bedeutung zu.
Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurde deshalb verstärkt die ordnungsgemäße Entsorgung
von Batterien (Blei) und Energiesparlampen (Quecksilber) thematisiert.
Der Restmüll in Essen besteht aus Hausmüll, hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen und
Sperrmüll. Seit 2005 erfolgt eine getrennte Sammlung von Altholz aus der Sperrmüllfraktion
und zwar sowohl auf den Recyclinghöfen, als auch bei der Sperrmüllsammlung, wobei
zuerst das Altholz und dann die restlichen brennbaren Abfälle erfasst werden. Die Altholzmengen
werden einer stofflichen Verwertung in der Spanplattenindustrie zugeführt bzw.
in verschieden Biomassekraftwerken verwertet.
Der nichtverwertbare Abfall wird bereits seit 1963 als Brennstoffsubstitut einem Kraftwerk
zugeführt. Durch den Neubau des Müllheizkraftwerkes Essen–Karnap 1987 konnte die energetische
Ausbeute deutlich erhöht werden. Eine weitere Effizienzsteigerung erfuhr das Müllheizkraftwerk
durch ein Turbinenretrofit in 2007. Aufgrund stetiger Modernisierungen ist so-
11
wohl die Umwandlung der im Abfall gebundenen Energie in elektrischen Strom, als auch
die Auskopplung der Wärmeenergie als Fernwärme optimiert und kaum steigerungsfähig.
Die Städte Essen, Gelsenkirchen, Mülheim a. d. Ruhr, Bottrop und Gladbeck besitzen z.Zt.
das alleinige Recht, Abfälle im Müllheizkraftwerk (MHKW) Karnap zu verbrennen:
Abfalldurchsatz und Energieauskopplung der Hausmüllverbrennungsanlage MHKW
Essen-Karnap 2011
Anlage
Gesamtdurchsatz
2011 (Mg/a) aller 5
„Karnap-Städte“
Stromerzeugung
2011 (kWh/a)
Fernwärmeerzeugung
2011
(kWh/a)
MHKW
Essen-Karnap
*
688.746 264.901.000 660.764.000
Tabelle 7.6: (Quelle: AIDA-Abfalldatenbank und ITAD (13)
* Der Wirkungsgrad, bezogen auf die Energieauskopplung, beträgt bis zu 60 %
Das MHKW erreicht einen Energieeffizienzkoeffizienten (vgl. Anh. II d. RL 2008/98/EG), der
deutlich über dem Wert 0,6 liegt und erlangt somit den Verwertungsstatus nach Kreislaufwirtschaftsgesetz.
Die beim Verbrennungsprozess entstandene Rostasche (etwa 27 % des ursprünglichen
Müllgewichts) wird als Recycling-Material beim Straßen- und Tiefbau eingesetzt. Eisenabfälle
werden aufbereitet und der Stahlindustrie zugeführt.
Mit der Flugasche aus den Rauchgasen werden Hohlräume im Bergbau verfüllt. Der bei der
Rauchgaswäsche anfallende Gips (weniger als 0,5 % des gesamten Müllgewichtes) wird
derzeit auf Deponien abgelegt, da die Industrie wegen billigen Naturgipses diesen Wertstoff
nicht abnimmt. Der Filterkuchen aus der Abwasserbehandlung der Rauchgaswäsche, der die
mit dem Restmüll eingebrachten Schwermetalle enthält, wird auf einer Sonderabfalldeponie
entsorgt.
Bezogen auf den Input an Hausmüll werden nach der thermischen Verwertung nur rund 3
Gewichtsprozente auf Deponien beseitigt. Die Gesamtquote aus stofflicher und thermischer
Verwertung des Restmülls beträgt somit rd. 97 Prozent.
Fazit:
Das umfangreiche Angebot zur getrennten Erfassung der verschiedenen Wertstoffströme
aus dem Abfall, die Schadstoffentfrachtung sowie die Effektivitätssteigerung bei der thermischen
Verwertung der Restabfälle sind die wirkungsvollsten Maßnahmen zur Vermeidung
abfallbedingter schädlicher Auswirkungen auf die Ökobilanz.
7 C. Zukunftspläne
Zu 1.
Die städtischen abfallwirtschaftlichen Ziele werden im neuen Abfallwirtschaftskonzept fortgeschrieben.
Das Abfallwirtschaftskonzept hat Angaben über die Verwertung, insbesondere
die Vorbereitung zur Wiederverwendung und des Recyclings und die Beseitigung der anfallenden
und zu überlassenden Abfälle zu enthalten.
12
Aktuelle gesetzliche Anforderungen seitens der Europäischen Union, des Bundes und des
Landes Nordrhein-Westfalen sind zu berücksichtigen.
Der Rat der Stadt Essen hat am 17.07.2013 die Fortschreibung des Abfallwirtschaftskonzeptes
beschlossen (14). Zurzeit wird vom Land Nordrhein-Westfalen der Abfallwirtschaftsplan
- Teilplan Siedlungsabfälle - erarbeitet. Nach derzeitigem Stand sollen Entsorgungsregionen
(3-5) gebildet werden.
Die Stadt Essen ist zurzeit bestrebt, vorrangig eine ortsnahe, gesamtökologisch hochwertige
Verwertung der Restabfälle aus Haushalten für die Zukunft langfristig zu sichern.
Bei der Abschätzung der zukünftigen Mengenentwicklung im kommunalen Abfallwirtschaftskonzept
werden die Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs berücksichtigt. Dabei sollen,
trotz geplanten Ausbaus der Wertstofferfassung und zusätzlicher Anstrengungen im Umweltund
Klimaschutz, die Gebühren stabil gehalten werden.
Zu 2.
Auf der Basis des Umweltstatistikgesetzes (UStatG) werden seit 2006 bundesweit
„Erhebungen über Haushaltsabfälle“ durchgeführt. Die Ergebnisse werden jährlich
bundesweit veröffentlicht. Diese Form der Datenerfassung ist zukunftssicher und ausreichend.
Darüber hinaus hat Essen wegen der hohen Zahl von 50 Entsorgungsbetrieben im
Stadtgebiet damit begonnen, deren Abfallbilanzdaten zu erfassen.
Zu 3.
Zentrale Herausforderung ist es, die bestehenden Ansätze und Instrumente der Abfallvermeidung
in Essen fortzuentwickeln. Nach der EU-Abfallrahmenrichtlinie haben alle Mitgliedstaaten
bis 2013 Abfallvermeidungsprogramme zu erstellen, in denen Abfallvermeidungsziele
formuliert, bestehende Abfallvermeidungsmaßnahmen zusammengestellt
und evaluiert sowie darauf aufbauend neue Maßnahmen konzipiert werden. Die Abfallvermeidungsprogramme
haben ihre Grundlage in den Planungen der Länder und
Kommunen. Die konkreten Maßnahmen zur Abfallvermeidung fließen in das Abfallwirtschaftskonzept
ein. Die bestehenden Initiativen zur Abfallvermeidung sollen fortgeführt und
ergänzt werden.
In den nächsten Jahren wird durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit vor allem auf das
Konsumverhalten der Bürger eingewirkt werden, um den Trend zu Wegwerfartikeln zu
stoppen.
Zu 4.
Die Ressourceneffizienz nach dem KrWG plant die Stadt Essen auch durch die Optimierung
ihrer bereits jetzt bestehenden Abfallverwertungssysteme zu verbessern.
Die im Kreislaufwirtschaftsgesetz ab 2015 geforderte flächendeckende Getrenntsammlung
von Bioabfällen wurde seitens der Stadt Essen bereits vor 2000 angegangen. Zur weiteren
Erhöhung der Sammelmengen ist geplant, die Eigenkompostierung und die kostenfreie Verbringung
von Grünabfall an den Recyclingstationen voranzutreiben.
Mit der blauen Tonne und den stadtweit verteilten Depotcontainern für Papier und Pappe
steht den Bürgern ein flächendeckendes, kostenloses doppelgleisiges Sammelsystem zur
Verfügung. Ziel ist es, durch verstärkte Abfallberatung weitere Haushalte zu erfassen, die
dieses Angebot bisher noch nicht für sich entdeckt haben.
13
Im Sinne des Urban Mining sollen die im Elektroschrott enthaltenen seltenen Erden und
dringend benötigten Metalle verstärkt dem Recycling zugeführt werden. Bei Elektro- und
Elektronikaltgeräten wird deshalb eine deutliche Erhöhung der Erfassungsrate angestrebt.
Aus Gründen höherer Effizienz bietet die Stadt Essen ihren Bürgern, neben der Abgabemöglichkeit
von Elektrokleingeräten auf den Recyclinghöfen, mit dem Einsatz des Schadstoffmobils
eine adäquate Entsorgungsalternative. Vor allem vor dem Hintergrund der demographischen
Entwicklung (ältere Menschen mit zunehmender Mobilitätseinschränkung), wird
die Entsorgung im eigenen Stadtteil in Zukunft immer wichtiger. Da hier noch großes
Potenzial zur Entfrachtung des Hausmülls von Wert- und Schadstoffen gesehen wird, ist hier
ein umfassenderes Sammelsystem geplant.
Es wird eine deutliche Überschreitung der in der WEEE-Richtlinie vorgegebenen Sammelquoten
angestrebt. Die dafür erforderlichen Maßnahmen werden im neuen Abfallwirtschaftskonzept
festgeschrieben.
Hinsichtlich der Einführung einer Wertstofftonne und der damit einhergehenden Sammlung
von Metall- und Kunststoffprodukten (sog. stoffgleiche Nichtverpackungen), die bisher noch
über den Restmüll entsorgt werden, muss Essen auf die vom Gesetzgeber zu erwartenden
Regularien warten. Thematische Strategien werden aber bereits entwickelt.
Zu 5.
Die kommunale Siedlungsabfallwirtschaft wird durch Gebühren finanziert. Trotz weiterer Anforderungen
und zusätzlicher Maßnahmen besteht das Ziel, die Essener Gebühren weiter
stabil zu halten. Im Rahmen zukünftiger Optimierungen der Abfallwirtschaft zur Kreislaufwirtschaft
bleibt es das Ziel, die Müllabfuhrgebühren, die seit langem unter dem Durchschnitt
vergleichbarer Großstädte liegen, weiter unter dem Durchschnitt zu halten.
Zu 6.
Alle Maßnahmen zur Erweiterung und Umgestaltung der bestehenden Systeme werden in
den politischen Gremien der Stadt Essen beraten und verabschiedet.
Der Rat der Stadt Essen hat beschlossen, dass die Erstellung des neuen Abfallwirtschaftskonzeptes
unter öffentlicher Beteiligung erfolgen soll.
Zu 7.
Das Deponierungsverbot für organische Abfälle wurde bereits 2005 umgesetzt. Den Vorgaben
der EU-Abfallrahmenrichtlinie und der Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes wird
durch die Übernahme der fünfstufigen Abfallhierarchie ins aktuell fortzuschreibende Abfallwirtschaftskonzept
Rechnung getragen. Dies ist nur eine formale Korrektur, da die Ziele der
Abfallhierarchie hier bereits umgesetzt sind.
Zur Optimierung der getrennten Erfassung von Abfällen im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes,
insbesondere von Kunststoffen und Metallen, wird die Stadt Essen die bestehenden
Sammelsysteme ergänzen. Darüber wird im Rahmen der Fortschreibung des Abfallwirtschaftskonzeptes
beraten.
7 D. Hinweise
Die statistischen Angaben zur Abfallmengenentwicklung (7A) beruhen auf den Daten der
Landesstatistik (IT.NRW). Die kommunalen Abfallbilanzen werden von den Kommunen jährlich
an IT.NRW übermittelt. Die Daten aus den Jahren 2010 und 2011 wurden den
Siedlungsabfallbilanzen des öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgers der Stadt Essen entnommen.
14
Quellenangaben aus dem Text:
(1) Ziele der Abfallwirtschaft, Abfallvermeidung, Abfallverwertung und Bemessungsrichtlinien für
Abfallbehältergrößen werden in der Abfallwirtschaftssatzung erläutert:
http://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/15/SR714aneu.pdf
(2) Recyclingquoten der Verpackungen
http://www.dergruenepunkt.de/category/nachhaltigkeit/umweltbilanz/
(3) Liste der Depotcontainerstandorte(im Downloadbereich innerhalb der Rubrik Container &
Behälter):
http://www.ebe-essen.de/ueber-uns/download/
(4) Pädagogische Abfallberatung der EBE: http://www.ebe-essen.de/ueber-uns/padagogischeabfallberatung/
(5) Papieratlas (Bestenliste der Mehrfachsieger)
http://www.papieratlas.de/index.php?article_id=67
(6) Papieratlas 2012: http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_733119.html
(7) Ökoprofit: http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Oekoprofit.html
(8) Kooperation zwischen ThyssenKrupp und AfB
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_608450.html
(9) Konjunktur des Jahres 2011: http://www.focus.de/finanzen/news/konjunktur-2011-warbestes-konsumjahr-seit-mehr-als-zehn-jahren_aid_698692.html
(10) picobello SauberZauber:
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Aktionen/PicoBello/Sauberzauber/pico_bello_saube
rzauber.html
(11) Standortservice Plus (Geschäftsbericht der EBE 2010, Seite 21) http://www.ebeessen.de/ueber-uns/download/geschaftsbericht/
(12) Biomasseheizwerk (unter der Rubrik Klimaprojekte in Essen):
http://www.klimawerkstadtessen.de/service/klimaprojekte-in-essen.html
(13) ITAD: https://www.itad.de/ITAD/mitglieder/muellheizkraftwerk-essen-karnap
(14) Fortschreibung des Abfallwirtschaftskonzeptes:
http://ris.essen.de/document/MgyPhzIfuFYn8Rn6Me.LfxEfw8aq8Xi0MgyPe.EawAWn8Sq9Q
m4PcwCfuEUqAQm1Oi4Pg0KfsASvASi0Ok.Ke1CWsASv6Si1Ng0PdwGfsASvBOn6MiyHdw
GftAWv6Vi4MmyPczCWs9TsASi0Ok.Ke1CWGJ/Antrag_GRUeNE_1020-2013-GRUeNE.pdf
Weitere Quellen:
Abfallbilanz Nordrhein-Westfalen für Siedlungsabfälle (MKULNV 2010):
http://www.umwelt.nrw.de/umwelt/pdf/abfallbilanz_2008_09.pdf,
http://www.umwelt.nrw.de/umwelt/abfall/siedlungsabfaelle/abfallbilanzen/index.php
Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW): http://www.it.nrw.de/
15
Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG): http://www.gesetze-iminternet.de/bundesrecht/krwg/gesamt.pdf
Früheres Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG):
http://www.buzer.de/gesetz/1044/
Landesabfallgesetz: http://www.umwelt.nrw.de/umwelt/pdf/labfg2008.pdf
16
Themenfeld 08: Wasserwirtschaft
8 A. Gegenwärtige Situation
Die öffentliche Wasserversorgung der Stadt Essen ist seit 145 Jahren Aufgabe der
Stadtwerke Essen. Versorgungssicherheit und Qualität des Trinkwassers haben oberste
Priorität für diese Stadt.
Das Grundwasserdargebot ist aufgrund des zu Beginn des 19. Jahrhunderts begonnenen
industriellen Kohleabbaus für die Wasserversorgung nicht ausreichend. Als Wasserquelle
dient das Oberflächenwasser der Ruhr. Die Trinkwasseraufbereitung erfolgt durch Ozonung
des entnommenen Ruhrwassers, Flockung, Schnellfiltration, Langsamsandfiltration,
Neutralisation und Desinfektion. Die Trinkwasserqualität ist sehr gut. 1
Zu 1.
2012 betrug der Gesamtwasserabsatz 33,8 Mio. m³, der sich auf die Sektoren Industrie,
öffentlicher Sektor sowie Haushalte, kleinere / mittlere Unternehmen (KMU) und Landwirtschaft
aufteilt (s. Abbildung 8.1). A Pro-Kopf-Verbrauch 2012: 147,6 Liter/Tag.
Abb. 8.1: Gesamtwasserabsatz 2012 (Quelle: Stadtwerke Essen AG)
A Im Stadtgebiet existieren nur 101 Tourismusbetriebe mit 9003 Betten und einer Auslastung von 40 % (Stand:
Mai 2013). Auf die separate Ausweisung eines Sektors Tourismus wurde daher verzichtet.
1
Abb. 8.2: Gesamtwasserabsatz 1991 (Quelle: Stadtwerke Essen AG)
Die Abbildung 8.2 zeigt den deutlich größeren Gesamtwasserabsatz aus 1991 mit 49,2 Mio.
m³ bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 163,3 Liter/Tag.
Aufgrund der demographischen Entwicklung und des Strukturwandels ist weiterhin mit einer
sinkenden Nachfrage zu rechnen.
Zu 2.
Der Trinkwasseranschlussgrad in Essen beträgt 99,9%. Wasser wird ausschließlich mit
Mengenmessung über das Leitungsnetz an Kunden geliefert.
Zu 3.
Als Wasserquelle dient das Oberflächenwasser der Ruhr.
Zu 4.
Die Trinkwasserversorgung war und ist quantitativ und qualitativ jederzeit sichergestellt. Die
strengen Vorgaben der deutschen Trinkwasserverordnung, die teilweise über die
Anforderungen der EU-Trinkwasserrichtlinie hinausgehen, wurden an allen Tagen
eingehalten. Bei den wenigen gemeldeten Grenzwertverletzungen handelt es sich um
kurzzeitige Überschreitungen einzelner Parameter aufgrund von technischen Störungen oder
um vereinzelt auftretende mikrobiologische Befunde, die sich bei Nachkontrollen nicht mehr
bestätigten.
Zu 5.
Die gesamten Wasserverluste für das Jahr 2011 betrugen 4.133.250 m³. Dies entspricht
einer Verlustrate von 10,38% der Rohrnetzeinspeisung. Darin sind Löschwassermengen der
Feuerwehr sowie Spülmengen für das Rohrnetz, die z.B. bei Neuverlegungen benötigt
2
werden, sowie der Verlust durch Undichtigkeiten enthalten. Für die Netzsanierung im
Trinkwasserbereich wurden im Jahr 2011 7.719.225 € investiert. Damit konnten 21,7 km
Trinkwasserleitungsnetz erneuert werden. Die Erneuerungsquote beträgt damit 1,18%. Im
laufenden Jahr 2013 werden gemäß Investitionsplan 6.640.000 € zur Erneuerung des
Trinkwassernetzes investiert.
Bezüglich des Leckage-Managements ist noch im laufenden Jahr 2013 eine Überprüfung
aller Messzonen im Stadtgebiet vorgesehen. Eine entsprechende Wartung und Überprüfung
auf Dichtheit des Rohrnetzes wird gemäß DVGW Regelwerk (W 392) jährlich durchgeführt.
Darüber hinaus wird aktuell ein Asset-tool für Erneuerungs- und Instandhaltungsstrategien
eingeführt.
Abb. 8.3: Trinkwassernetz-Erneuerung 2003 - 2012 (Quelle: Stadtwerke Essen AG)
Zu 6.
Der naturnahe Umgang mit Regenwasser wird schon seit den 1980er Jahren forciert.
Primäres Ziel ist, das Niederschlagswasser aus der Mischwasserkanalisation fernzuhalten,
da es sonst bei starken Regenereignissen und zunehmendem Versiegelungsgrad zu
Überlastungen von Kanalnetz und Kläranlagenzulauf kommen kann.
Bereits seit 1983 gibt es als Anreiz für Versickerungsmaßnahmen oder Direkteinleitung in
ein oberirdisches Gewässer eine Gebührenbefreiung hinsichtlich des Niederschlagswassers.
Spezielles Ziel im Einzugsgebiet der Emscher ist es, innerhalb des Zeitraums zwischen 2005
und 2020 15 % der an die Mischwasserkanalisation angeschlossenen Flächen (d.h. für
Essen jährlich 32 ha) abzukoppeln. Diese Entflechtung ist bedeutend für den Erfolg des
wasserwirtschaftlichen Generationenprojektes „Emscher-Umbau“. 2
3
Zu 7.
Bei der Ausschreibung neuer Maschinen für den Betrieb des Wasserwerks ist der
energetische Wirkungsgrad maßgebliches Kriterium. Zur Energieoptimierung des Betriebs
besteht ein jährlich fortzuschreibendes Programm zur Energieeinsparung. 3
Der jährliche Energiebedarf für die Förderleistung in das Trinkwassernetz der Stadt Essen
beträgt ca. 14,5 Mio. kWh. Im Zeitraum 1999/2000 wurde eine hydrodynamische Optimierung
der Pumpen vorgenommen, durch die 1,4 Mio. kWh jährlich eingespart werden.
Zu 8.
Beispielhaft für ambitionierte Wasser-Recycling-Initiativen werden die Entwicklungsprojekte 4
der Mr. Wash Autoservice AG (deutschlandweiter Betreiber von Autowaschstraßen mit
Firmensitz und Autowaschstraßen in Essen) benannt. Bereits jetzt beträgt der
Wasserverbrauch pro PKW statt 180 Liter nur ca. 100 Liter. Ziel ist die Reduzierung auf 60
Liter pro PKW.
Zu 9.
Trinkwasserrichtlinie (98/83/EG): s. 8A, Punkt 4
Mineralwasserrichtlinie (2009/54/EG): s. 8B
Oberflächengewässerverordnung 5 : s. 8B
EU-Wasserrahmenrichtlinie: Derzeit läuft in Nordrhein-Westfalen unter Beteiligung der Stadt
Essen die 2. Bestandsaufnahme. Die Ergebnisse der 1. Bestandsaufnahme sind unter
www.umwelt.nrw.de und www.flussgebiete.nrw.de einsehbar.
Spezielle Ausführungen für das Stadtgebiet Essen werden unter 8A, Punkt 3, 8B und 8C
gegeben.
8 B. In der Vergangenheit erzielte Ergebnisse
Vor dem Hintergrund des humiden Klimas liegen die Ziele der Stadt / Stadtwerke Essen nicht
in der weiteren Reduzierung des Wasserverbrauches, sondern insbesondere in folgenden
Bereichen:
• Sicherung und Verbesserung der Trinkwasserqualität,
• Minimierung von Wasserverlusten,
• Einsparung elektrischer Energie und
• Auslastung der vorhandenen Versorgungssysteme.
Qualitative Maßnahmen der letzten 5 - 10 Jahre waren beispielsweise der Einbau der UV-
Desinfektionsanlage am Wasserwerksstandort Essen-Horst, die im Hochwasserfall zum
Einsatz kommt.
Zu 1.
Aus oben genannten Gründen ist eine Verringerung des Gesamtwasserverbrauchs nicht das
oberste Ziel für die Stadt Essen. Die generelle Reduzierung des Wasserverbrauchs wird
durch die technischen Entwicklungen in den Bereichen Industrie, Gewerbe und Haushalt
gefördert. Behördliche Maßnahmen sind in der Regel nicht erforderlich.
4
Zu 2.
Das gesamte Versorgungsgebiet der Stadtwerke Essen ist mit zuverlässigen Messsystemen
ausgestattet, die ihrerseits die Kunden wegen der verbrauchsorientierten Kostenstellung zu
geringen Verbräuchen anregen.
Zu 3.
Einmal jährlich werden in der Tagespresse die sog. „Wasserseiten“ geschaltet, mit denen auf
den besonders sorgsamen Umgang mit dem wertvollen Gut Trinkwasser hingewiesen wird.
Dazu gehören u.a. auch Informationen zur richtigen Dosierung von Waschmitteln in
Abhängigkeit von der Härte des Trinkwassers im Sinne eines vorsorgenden
Gewässerschutzes.
Die städtische Umweltberatung bietet regelmäßig Sprechstunden in der Verbraucherzentrale
des Landes NRW, Beratungsstelle Essen, zum nachhaltigen Umgang mit Wasser, zur
Verwendung wassersparender Geräte, zu Maßnahmen zur Reinhaltung der Gewässer und
des Trinkwassers sowie zur Verwendung von Regenwasser zur Gartenbewässerung an. 6
Zu den Sensibilisierungsmaßnahmen zählen auch Empfehlungen zum Sparen von
Warmwasser, um den damit verbundenen Energieverbrauch zu reduzieren. 7
Besondere wasserwirtschaftliche Maßnahmen und Ergebnisse:
Highlightprojekt: Programm „Reine Ruhr“ des Landes Nordrhein-Westfalen
Bezüglich trinkwasserrelevanter Spurenstoffe in der Ruhr sind bereits deutliche
Verbesserungen erzielt worden; dies betrifft PFT, TOSU und einige Flammschutzmittel. 8 In
den Gewässerabschnitten der Ruhr, aus denen Trinkwasser gewonnen wird, werden die
Umweltqualitätsnormen der Oberflächengewässerverordnung eingehalten. 9
Diese günstige Situation ist maßgeblich auf das im Juni 2008 gestartete Programm „Reine
Ruhr“ 10 bzw. den Aufbau des Multi-Barrieren-Systems zurückzuführen.
Auch weiterhin erfolgen die Umsetzung des Programms „Reine Ruhr“ bzw. des
Multibarrieren-Konzeptes sowie die gezielte Beobachtung von Mikroschadstoffen mit
steigendem Trend 11 .
Highlightprojekt: Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR)
Seit 1973 dokumentieren AWWR 12 und Ruhrverband ihre Tätigkeiten und Erfolge im jährlich
erscheinenden Ruhrgütebericht. 13
Der Ruhrgütebericht 2009 wurde im Jahr 2010 auf dem Weltwasserkongress mit dem Label
„Best promoted water protection activity“ der International Water Association (IWA)
ausgezeichnet.
Highlightprojekt: ESSEN.Neue Wege zum Wasser
Dieses Handlungsprogramm 14 orientiert sich stark an den Bedürfnissen der Bürger. So
wurde im Zeitraum von 2005 bis 2013 zur Vernetzung von Grün- und Wasserachsen ein
grünes Hauptroutennetz 15 (Rad- und Wanderwege) von 148 km Länge geschaffen. Die
zahlreichen wasserwirtschaftlich bedeutenden Einzelmaßnahmen – insbesondere bei den
Zuläufen zur Emscher - haben bereits zu wahrnehmbaren wasserwirtschaftlichen
Verbesserungen und damit verbunden auch zu Verbesserungen des Wohnumfeldes bzw.
der Lebensqualität geführt.
5
Unter dem Aspekt „Verringerung des Gesamtwasserverbrauchs“ werden beispielhaft die
nachfolgenden beiden Einzelmaßnahmen angeführt:
1. Wasserflächen im Park „Grüne Mitte Essen“ (Universitätsviertel) – Wasserflächen
gegen große Hitze und als Blickfang 16
Das auf den Plätzen und Wegen
des Parks sowie auf den
Dachflächen angrenzender
Gebäude anfallende Niederschlagswasser
wird einer Folge
von langgestreckten Becken, die
miteinander verbunden sind,
zugeleitet. In jedem Becken
befindet sich zur biologischen/
mechanischen Wasserklärung ein
Klärkörper, der etwa 40 cm aus
dem Wasser ragt und mit Schilf
und Schwertlilien bewachsen ist.
Über eine zentrale Pumpenanlage
gelangt das Wasser in einen
Kreislauf aus den Becken in die
Klärkörper und zurück.
2. Anlage des Niederfeldsees
Abb. 8.4: Wasserklärung im Park des Universitätsviertels
„Grüne Mitte Essen“ (Quelle: Stadtbildstelle Essen)
Der Niederfeldsee (künstlich angelegter See ohne Grundwasseranschluss) in Essen-
Altendorf wurde/wird mit abgeleitetem Niederschlagswasser von nahe gelegenen
Dachflächen und Grundwasser aus einem extra zu diesem Zweck gebohrten Tiefbrunnen
erstbefüllt/gespeist. Dieser Tiefbrunnen erschließt ursprünglich reines Wasser bester
Qualität. 17
Abb. 8.5: Bauschild / Fotos zum Wohnungs- und Landschaftsprojekt am Niederfeldsee
(Quellen: Grafik: Allbau / Stadt Essen, Fotos: Allbau)
6
Maßnahmen zur Bewahrung oder frühzeitigen Zielerreichung eines guten chemischen
Zustands der Grundwasserkörper gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie
Hervorzuheben sind die Anstrengungen der Stadt Essen bzw. der zuständigen
Maßnahmenträger zur Reduzierung punktueller Stoffeinträge durch Altlasten/Altstandorte.
So konnten im Stadtgebiet Essen drei der fünf Maßnahmen zur Grundwassersanierung/-
sicherung bereits vor der vorgesehenen Umsetzungsfrist des Bewirtschaftungsplans
Nordrhein-Westfalen 2010 - 2015 abgeschlossen werden. 18
Grundwasserkörper Maßnahme
Umsetzungsfrist gem.
Bewirtschaftungsplan
Nordrhein-Westfalen
DE_GB_277_05 Grundwassersanierung/
-sicherung auf dem ehem.
Tankstellengelände
Altenessener Str. 288
DE_GB_277_05 Grundwassersanierung
auf dem Betriebsgelände an
der
II. Schnieringstr. 44
DE_GB_277_05 Grundwassersanierung/
-sicherung auf dem
Betriebsgelände
Ripshorster Str. 368
DE_GB_277_05 Sanierung eines kokereispezifischen
Grundwasserschadens
im Einzugsgebiet
der Alten Mühlenemscher
DE_GB_277_06 Grundwassersanierung
auf dem ehem. Tankstellengelände
Bocholder Str. 158
Ist-Zustand
Grundwassersanierung/
-sicherung
2021/2027 abgeschlossen
2021/2027 abgeschlossen
2021/2027 in Umsetzung
2021/2027 in Umsetzung
2021/2027 abgeschlossen
Abb. 8.6: Maßnahmen des Bewirtschaftungsplans 2010 – 2015 19 zur Reduzierung punktueller Stoffeinträge
durch Altlasten/Altstandorte bezogen auf Stadtgebiet Essen, ergänzt um den Ist-Zustand
Die beiden städtischen Grundwasser-Untersuchungsprogramme „Überprüfung der
qualitativen Grundwassersituation im Rahmen der Durchführung und Nachsorge von
Gefährdungsabschätzungen, Sanierungsuntersuchungen und Sanierungsmaßnahmen“
sowie „Essener Ruhrtal“ werden seit vielen Jahren zum Monitoring bzw. zur Reduzierung
punktueller Stoffeinträge durch Altlasten/Altstandorte und damit auch zur Umsetzung der EU-
Wasserrahmenrichtlinie durchgeführt. Für die Fortführung des Grundwasser-
Untersuchungsprogrammes „Essener Ruhrtal“ stehen 34.570 € für das Jahr 2013 zur
Verfügung. Für die Fortführung des anderen Grundwasser-Untersuchungsprogrammes sind
21.265 € für das Jahr 2013 und 37.540 € für das Jahr 2014 eingeplant.
Ausgleich konkurrierender Nutzungsansprüche an das Grundwasser bzw. den Untergrund
Im Stadtgebiet Essen wird eine Vielzahl an Grundwasser-Förderbrunnen betrieben (36
betriebliche Brauchwasserbrunnen, 148 bei der Stadt registrierte Privatbrunnen - davon 18
zur Eigenwasserversorgung, sonst zur Gartenbewässerung - und 6 Mineralwasserbrunnen).
7
Diese sechs Mineralwasserbrunnen der Firma Schloss Quelle Mellis GmbH erschließen
Tiefenwasser aus verschiedenen kreidezeitlichen Grundwasserleitern (insbesondere
Emscher-Mergel und Labiatus-Mergel). Die Wässer werden unter den Eigenmarken „Schloss
Quelle“ und „Kastell“ vertrieben (www.schloss-quelle.de) und erfüllen sicher die Vorgaben
der Richtlinie 2009/54/EG über die Gewinnung von und den Handel mit natürlichen
Mineralwässern.
Abb. 8.7: Produkte und Abfüllanlage der Schloss Quelle Mellis GmbH (Quelle: Schloss Quelle Mellis GmbH)
Ein besonderes Merkmal für Essen sind 81 über das Stadtgebiet verteilte Trinkwasser-
Notbrunnen.
Gleichwohl ist weiterhin der Ausbau der geothermischen Nutzung des Untergrundes
ausdrückliches Ziel. Bereits jetzt existieren über 500 Erdwärmesondenanlagen mit
wasserrechtlicher Erlaubnis im Stadtgebiet.
Bislang konnten konkurrierende Nutzungsansprüche erfolgreich ausgeglichen werden.
Die Zielvorgabe der EU-Wasserrahmenrichtlinie hinsichtlich des mengenmäßigen Zustandes
des Grundwassers ist bereits zum jetzigen Zeitpunkt erfüllt. Alle das Stadtgebiet Essen
erfassenden Grundwasserkörper sind mengenmäßig nicht belastet und in einem guten
quantitativen Zustand. 20
Dränagesystem zur Regulierung des Grundwasserstandes in Essen-Karnap (Pilotprojekt)
Die Emschergenossenschaft hat für den Essener Norden anhand eines numerischen
Grundwassermodells Flächen mit dem Risiko der Kellervernässung nach vollständiger
Abdichtung der öffentlichen und privaten Kanalisation ermittelt. 21
8
Die prognostizierten Risikogebiete sind der Karte „Wassersensible Bereiche“, die im Rahmen
des Modellprojektes „Stadt begegnet Klimawandel – Integrierte Strategien für Essen“ 22
erstellt wurde, zu entnehmen (Abbildung 8.8).
Das von der Emschergenossenschaft mit Unterstützung der Stadt Essen konzipierte System
für das Pilotprojekt Essen-Karnap beinhaltet u.a. Dränagen mit einer Gesamtlänge von 3.050
m.
Die Finanzierung des Pilotprojektes (Investitionskosten: 6,7 Mio. €) wurde im Juli 2013
vertraglich abgesichert, so dass der Bau im Frühjahr 2014 beginnen wird. Der Bergbau als
wesentlicher Mitverursacher der Probleme und die Stadt werden jeweils die Hälfte der
Kosten übernehmen.
9
Abb. 8.8: ExWoSt-Modellvorhaben zur Klimaanpassung Stadt Essen - Wassersensible Bereiche (Quelle: Stadt
Essen)
Überschwemmungsgebiet Ruhr (HQ100)
Überschwemmungsbereich Ruhr (HQ200)
Überschwemmungsgebiet Hesperbach (HQ100)
Wasserscheide Ruhr/Emscher
Ruhrzuläufe mit potenziellem
signifikanten Hochwasserrisiko
Potenzielle Überflutungsbereiche Emscher (HW200)
Emscherzuläufe mit Hochwasserrisiko
Grundwasserflurabstände [m]
nach Kanalsanierung,
Prognose der Emschergenossenschaft
< 1,5 m
1,5 m bis 2,5 m
Poldergebiete
Stadtgrenze
10
Essen als überregional bedeutender Standort und als wissenschaftliche Drehscheibe für die
Wasserwirtschaft
Wie die nachfolgende Auflistung zeigt, hat sich Essen als überregional bedeutender Standort
und als wissenschaftliche Drehscheibe für die Wasserwirtschaft etabliert:
- Die beiden Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Ruhrverband haben
ihre jeweiligen Hauptsitze in Essen.
- Die Universität Duisburg-Essen führt ein Institut für Wasserbau und
Wasserwirtschaft 23 , ein Biofilm Centre 24 sowie ein Zentrum für Wasser- und
Umweltforschung 25 .
- Es findet ein Wissenstransfer und -austausch über Tagungen und Seminare statt:
- Fachtagungen, wie z.B. die jährlich stattfindende ESSENER TAGUNG für Wasserund
Abfallwirtschaft. Die 47. ESSENER TAGUNG wird vom 19. bis 21. März 2014
in der Messe Essen stattfinden.
- Fachseminare, z.B. im Essener BEW Bildungszentrum für die Entsorgungs- und
Wasserwirtschaft GmbH 26
8 C. Zukunftspläne
Neben der Anknüpfung an die bereits erzielten Ergebnisse und die Fortsetzung der im
Kapitel 8B beschriebenen Maßnahmen sind folgende Zukunftspläne besonders
hervorzuheben:
1.) Öffentliche Trinkwasserversorgung: Sicherung und Steigerung der Wasserqualität
Highlight-Projekt: Verbundsystem Essen-Horst/-Überruhr
Zur langfristigen Absicherung einer qualitativ hochwertigen und kostengünstigen
Wasserproduktion werden die Wasserwerke Essen-Überruhr und Essen-Horst im Verbund
betrieben, d.h. hydraulisch hintereinander geschaltet.
Die Investition von 55 Mio. € in diese weitergehende Trinkwasseraufbereitung ist vor dem
Hintergrund zukünftig steigender Anforderungen sowie dem in Deutschland geltenden
Minimierungsgebot von schädlichen Stoffen zu verstehen. Mit der ab 2014 zum Einsatz
kommenden UV-Desinfektion wird dieses Prinzip konsequent umgesetzt.
Derzeit befindet sich eine umfangreiche Erweiterung der Aufbereitungsverfahren im Bau. Die
Wasseraufbereitungsanlage wird um ein neues Betriebsgebäude mit drei zusätzlichen
Aufbereitungsstufen erweitert: Aktivkohlefestbettfilter, UV-Desinfektion und zentrale
physikalische Entsäuerung. Darüber hinaus wird ein Dreikammer-Reinwasserbehälter mit
einem Fassungsvermögen von 15.000 m³ errichtet.
Das 2014 in Betrieb gehende Verbundsystem erfüllt langfristig die Anforderungen,
hochwertiges, gesundes Trinkwasser bereitzustellen. Der Schutz des Trinkwassers wird
durch ein erweitertes Multibarrieren-System gewährleistet. Das neue Verfahren findet als
„Essener Verfahren“ in der Branche der Wasserversorger schon jetzt reges Interesse und ist
der folgenden Abbildung zu entnehmen.
11
Abb. 8.9: „Essener Verfahren“ zur Wasseraufbereitung (Quelle: Stadtwerke Essen AG)
12
2.) Naturnahes Baden in der Ruhr / im Baldeneysee 27
Ein besonderes Ziel der Stadt Essen ist es, den Freizeitwert der Ruhr zu erhöhen, indem
naturnahes Baden im Fluss / Baldeneysee zumindest zeit- und streckenweise möglich wird.
Schlüsselmaßnahme dazu ist die Umsetzung der Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt
„Sichere Ruhr“.
Highlightprojekt: „Sichere Ruhr“
Das Projekt „Sichere Ruhr“ 28 möchte herausfinden, ob – und wenn ja, wie – die Ruhr zeitund
streckenweise als offizielles Badegewässer dienen kann. Begleitend werden Optimierungsmöglichkeiten
zur Sicherung der Trinkwassergewinnung und –aufbereitung
ermittelt.
Die Bevölkerung wird laufend über den Fortschritt und die Ergebnisse des Projekts informiert
und kann gleichzeitig einen aktiven Beitrag in der Diskussion leisten, wo z.B. Baden in der
Ruhr erlaubt werden könnte oder wo Naturschutzgebiete Vorrang haben sollten. Ein
Sprachrohr für die Bevölkerung ist der Wasserwandel-Blog 29 .
Untersucht wird ein Ruhrabschnitt mit einer Länge von 52 km im Kerngebiet der Metropole
Ruhr, u.a. im Bereich der Stadt Essen. Die Qualität des Wassers im Baldeneysee ist dabei
von öffentlichem Interesse. Auch aus diesem Grund wird der Baldeneysee als möglicher
Standort für den Badebetrieb untersucht. 30
Schlussendlich sollen auf Basis der Forschungsergebnisse ein Risikokommunikationskonzept
und ein Handlungsleitfaden für das Flussbaden erarbeitet werden, die auch auf
andere Fließgewässer in Europa übertragen werden können.
Abb. 8.10: Licht- und Luftbad „Seaside Beach“ am Ufer des Baldeneysees
(Quelle: Seaside Beach Baldeney GmbH)
13
3.) Anpassung der Wasserwirtschaft an die Folgen des Klimawandels
Als Hauptaufgabe steht die weiterhin konsequente Umsetzung bestehender
Bewirtschaftungsziele und Vorgaben gemäß europäischer Wasserrahmenrichtlinie /
Hochwasserrisikomanagementrichtlinie an.
Im Zuge der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie wurden sechs kommunale Essener
Fließgewässer betrachtet, davon fünf Nebengewässer der Ruhr und ein Nebengewässer der
Emscher.
Diese Gewässer sind in der städtischen Prioritätenliste berücksichtigt, insbesondere wegen
anstehender Wasserbaumaßnahmen im Bereich des Hochwasserschutzes und städtebaulicher
Belange.
Die Maßnahmen am Nebengewässer der Emscher sind bereits fertiggestellt; sämtliche
anderen Projekte befinden sich in Bearbeitung.
Die Planung und Umsetzung der weiteren Maßnahmen ist für 2013ff. mit finanziellen und
personellen Ressourcen etatisiert. Das Land Nordrhein-Westfalen stellt bis zum Jahr 2027
jährlich 70 Mio. € Fördermittel zur Verfügung. Der Fördersatz beträgt bis zu 90%.
Ergänzend dazu sind die Erkenntnisse aus den bereits angelaufenen regionalen
Untersuchungen/Forschungsprojekten umzusetzen:
Optimierungsstrategien des Ruhrverbandes für die Talsperrenbewirtschaftung
Der Ruhrverband hat in einer Klimafolgenanalyse die Versorgungssicherheit durch seine
Talsperren klären lassen. Das Ergebnis auf der Grundlage derzeitig zur Verfügung stehender
Klimamodelle: „Statt bisher 99,8 Prozent wird die rechnerische Versorgungssicherheit im
ungünstigsten Fall künftig 99,5 Prozent betragen. Das bedeutet, dass statistisch in 199 von
200 Jahren genügend Wasser aus Talsperren für die regionale Wasserversorgung
bereitgestellt werden kann.“ 31
Da in Zukunft weitere Verbesserungen bei der Erstellung regionaler Klimamodelle zu
erwarten sind, wird der Ruhrverband diese neuen Erkenntnisse in die Berechnungen für sein
Talsperrensystem einfließen lassen. Bereits heute sucht der Ruhrverband nach
Optimierungsstrategien für die Talsperrenbewirtschaftung, um möglichen Auswirkungen des
Klimawandels rechtzeitig zu begegnen. In diesem Zusammenhang hat der Ruhrverband
bereits die Hochwasserschutzwirkung der Talsperren unter sich ändernden
Klimabedingungen ermitteln lassen.
Highlightprojekt: Netzwerk- und Forschungsprojekt dynaklim 32
Die dynaklim-Roadmap, die in kontinuierlicher Zusammenarbeit von derzeit schon über 40
Netzwerkpartnern - zu denen auch die Stadt Essen zählt - entwickelt und umgesetzt wird,
ermöglicht die Gestaltung einer regionsumfassenden Klimaanpassungsstrategie sowie eines
breiten Dialogprozesses zwischen den Netzwerkpartnern und weiteren Akteuren aus der
Region. Insbesondere im Bereich der Stadtentwässerung sind umfangreiche Anpassungen
erforderlich.
Am 17.07.2013 wurde in Essen das Roadmap-Modul „Wassersensible Stadtentwicklung
2020“ verabschiedet. Als eine der zahlreichen innovativen Maßnahmen wurde benannt:
„Cool City: Kühlfunktion der Böden nutzen und optimieren“ (Erhöhung der
Verdunstungsleistung von geeigneten Standorten durch Bodenverbesserungen, geeignete
Bepflanzung und zusätzliche Bewässerung während lang anhaltender Hitzeperioden, z. B.
mit Grundwasser aus Siedlungsbereichen mit unerwünscht hoch anstehendem
Grundwasser).
14
Im Rahmen von dynaklim wird im „Biofilm Centre“ 33 der Universität Duisburg-Essen speziell
zum Einfluss der Temperatur auf hygienisch bedeutsame Mikroorganismen im Trinkwasser-
Verteilungsnetz geforscht.
8 D. Hinweise
1 Stadtwerke Essen AG, Trinkwasseranalyse 2012:
http://www.stadtwerke-essen.de/produkte/wasser-in-essen/wasserqualitaet-in-essen.html
2 siehe auch Einleitung und Themenfeld 9; Emscherumbau mit Investitionen von 500 Mio.
EUR auf Essener Stadtgebiet: http://www.eglv.de/wasserportal/emscher-umbau.html
3 http://www.stadtwerke-essen.de/stadtwerke-essen-ag/klimabericht/
4 dargelegt im Schreiben an das Umweltamt der Stadt Essen vom 04.07.2013
5 Verordnung zum Schutz der Oberflächengewässer (OGewV). Diese Verordnung dient der
Umsetzung der Richtlinien 2000/60/EG, 2008/105/EG, 2009/90/EG und 2008/915/EG.
6 http://www.essen.de/de/location/locationdetailseite_155857.jsp
7 http://www.heizsparer.de/spartipps/wasser-sparen
(Artikelserie „Wasser sparen“ anlässlich des Weltwassertages am 22.03.2013, u.a. mit ein
Beitrag des „Biofilm Centre“ der Universität Duisburg-Essen)
8 Aktueller Bericht des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-
Westfalen (LANUV): „Belastung der Ruhr mit Mikroschadstoffen bleibt ein ernstes Thema –
Nachgelegt: Umfangreiche Datenauswertung der Oberflächenwasser- und
Trinkwasserdaten zu Mikroschadstoffen im Ruhreinzugsgebiet. Weiterhin
Handlungsbedarf.“ (Stand der Datenbankauswertungen: März 2013)
9 Datenbankauswertungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz
Nordrhein-Westfalen von März 2013
10 https://www.umwelt.nrw.de/umwelt/pdf/programm_reine_ruhr_2012.pdf
11 Signifikant steigende Trends in der Ruhr liegen für den Stoff Nitrilotriessigsäure NTA
(Ersatzstoff für EDTA) sowie für die Humanarzneimittelwirkstoffe Metoprolol (Betablocker)
und Sulfamethoxazol (Antibiotikum) vor (Datenbankauswertungen des Landesamtes für
Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen von März 2013).
12 Die Stadtwerke Essen AG zählt auch zu den Mitgliedern der AWWR: http://www.awwr.de
13 www.awwr.de/kooperationen.html und
http://www.ruhrverband.de/wissen/wasserqualitaet/ruhrguetebericht/
14 www.neuewegezumwasser.de
15 www.neuewegezumwasser.de/essenerfahren/uebersichtskarte.html; s. auch Themenfeld 3
16 s. Garten + Landschaft 9/2011, S. 34 bis 36
17 Aus dem Grundwasserkörper DE_GB_277_06. Hydrochemische Untersuchungsergebnisse zur
Brunnenbohrung liegen beim Umweltamt der Stadt Essen vor.
15
18 Schriftverkehr zwischen dem städtischen Umweltamt (59-4) und der Bezirksregierung
Düsseldorf
19 Bewirtschaftungsplan Nordrhein-Westfalen 2010 – 2015 – Planungseinheitensteckbriefe:
www.umwelt.nrw.de und www.flussgebiete.nrw.de
20 Bewirtschaftungsplan Nordrhein-Westfalen 2010 – 2015 – Planungseinheitensteckbriefe:
www.umwelt.nrw.de und www.flussgebiete.nrw.de
21 http://www.eglv.de/wasserportal/flussgebietsmanagement/grundwasserbewirtschaftung; s.
auch Themenfeld 9
22 Projekt des „Bundesmodellvorhaben des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus
(ExWoSt)“, siehe www.klimawerkstadtessen.de
23 www.uni-due.de/wasserbau/ ; Beispiel zur Begleitung der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie
in Nordrhein-Westfalen (Text kann bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden)
24 http://www.uni-due.de/biofilm-centre/index_en.shtml
http://www.uni-due.de/zwu/projekte.shtml
26 www.bew.de
27 größter Ruhrstausee mit einer Oberfläche von 2,64 km 2
http://www.ruhrverband.de/fluesse-seen/stauseen/
28 Das Projekt (Laufzeit: 01.01.2012 – 31.12.2014) wird gefördert vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Projektverbundes „Risikomanagement von
neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf (RiSKWa)“:
www.sichere-ruhr.de
29 www.sichere-ruhr.de./index.php/category/wasser-wandel/
30 Arbeitsschwerpunkte: s. www.bmbf.riskwa.de
31 www.ruhrverband.de/wissen/forschung-entwicklung/klimawandel
32 Dynamische Anpassung an den Klimawandel in der Emscher-Lippe-Region / Ruhrgebiet:
www.dynaklim.de
33 http://www.uni-due.de/biofilm-centre/mikro_projekte_dynaklim1_en.shtml
16
Themenfeld 09: Abwasserwirtschaft
9 A. Gegenwärtige Situation
Im Ruhrgebiet gibt es sondergesetzliche Wasserwirtschaftsverbände, Emschergenossenschaft
und Ruhrverband, die schwerpunktmäßig für die Abwasser-behandlung zuständig
sind. Kommunen und die Industrie sind per Gesetz Mitglieder.
Die Emschergenossenschaft ist im Essener Norden und der Ruhrverband im Essener Süden
zuständig (Abbildung 9-1). Nach den wasserrechtlichen Regelungen ist die Stadt Essen
abwasserbeseitigungspflichtig für das Sammeln und Transportieren des Abwassers.
Abwasserbeseitigungspflicht
auf dem Gebiet der Stadt Essen
§ 53 und § 54 LWG NW
Stadt Essen
(sammeln u.
transportieren)
Ruhrverband (RV)
(reinigen u. einleiten)
Emschergenossenschaft (EG)
(reinigen u. einleiten)
Entsorgungsvertrag
Stadt Essen
Wasserwirtschaft
Koordinierung
Entwässerung
(hoheitlicher Teil)
Stadtwerke Essen AG
(SWE )
(operativer Teil)
planen,bauen,betreiben
Pachtvertrag
Entwässerung Essen
GmbH (EEG)
Eigentümer öffentliches
Kanalnetz
Abb: 9.1: Abwasserbeseitigungspflicht auf dem Gebiet der Stadt Essen (Quelle: Rademacher / Stadt Essen) (1)
Für das Jahr 2012 betrug der Wasserverbrauch in der Stadt Essen rd. 33.8 Mio. m³, der als
Abwasser von 571.407 Personen, der Industrie und des Gewerbes anfällt Rund 4% des
Wasserverbrauchs fiel auf die Industrie, 5% auf den öffentlichen Sektor und 91% auf
Einwohner und Kleingewerbe. 1
1 Daten Stadtwerke Essen AG
1
a) Zum 31.12.2012 betrug die Essener Einwohnerzahl 571.407 Personen, davon waren 99,5
% an die Kanalisation angeschlossen, die das Abwasser zu Abwasserbehandlungsanlagen
transportiert. 2
b) Der Ruhrverband betreibt auf dem Stadtgebiet Essen vier Kläranlagen, in denen das
Abwasser aus diesem Einzugsbereich neben Abwasserteilströmen anliegender Gemeinden
behandelt wird. Das im Emschergebiet anfallende Essener Abwasser wird auf den
Verbandskläranlagen in Bottrop und Dinslaken (Emschermündung) behandelt. Die zentralen
Abwasserbehandlungsanlagen sind durchweg Kläranlagen mit biologischer Behandlung. Die
Abwässer der angeschlossenen Einwohner werden darüber hinaus zu 100 % in Kläranlagen
mit einer weitergehenden Behandlung (Stickstoff- und Phosphoreliminiation) behandelt. 3
Die Richtlinie 91/271/EWG ist erfüllt.
Lediglich in den ländlichen Außenbereichen gibt es vereinzelte Häuser, bei denen ein
Anschluss an das öffentliche Kanalisationsnetz mit einem unverhältnismäßig hohen
Kostenaufwand verbunden wäre. In diesen Bereichen kommen private Kleinkläranlagen und
abflusslose Gruben zum Einsatz. Im Jahr 2012 waren lediglich 0,5% der Einwohner nicht an
die öffentliche Kanalisation angeschlossen und entsorgten ihr Abwasser über 871
Kleinkläranlagen und 95 abflusslose Gruben. 4
Die Ablaufqualität der Kläranlagen in Deutschland unterliegt den strengsten Anforderungen
der Abwasserverordnung. Ferner verlangt die EU-Kommunalabwasserrichtlinie 91/271/EWG,
dass in Siedlungsgebieten mit mehr als 2.000 Einwohnerwerten (EW) das Abwasser in
Kanalisationen gesammelt und biologisch behandelt werden muss. Zusätzlich ist in
Siedlungsgebieten mit mehr als 10.000 EW, die sich im Einzugsbereich empfindlicher
Gebiete befinden, eine dritte Reinigungsstufe zur Stickstoff- und Phosphorelimination
erforderlich. Die Stadt Essen liegt im Wassereinzugsgebiet der Nordsee, das in Deutschland
gemäß der EU-Kommunalabwasserrichtlinie 91/271/EWG als empfindliches Gebiet ausgewiesen
ist. Demgemäß sind alle Kläranlagen, die Essener Abwässer behandeln, mit drei
Reinigungsstufen ausgestattet.
Kanalnetz
Öffentliches Kanalnetz (Stadtwerke Essen AG/Entwässerung Essen GmbH)
Gesamtlänge
davon
Mischwasserkanalisation
Schmutzwasserkanalisation
Regenwasserkanalisation
1604 km
1396 km
104 km
104 km
Straßenbaulastträger Stadt Essen
Regenwasserkanalisation
26 km
2 Daten Stadtwerke Essen AG
3 Angaben Ruhrverband und Emschergenossenschaft2010
4 Daten Stadtwerke Essen AG
2
Sonstige Anlagen
Öffentliches Netz (Stadtwerke Essen AG/ Entwässerung Essen GmbH)
Regenrückhaltebecken 62
Regenüberlaufbecken 3
Regenklärbecken 1
Regenüberläufe 41
Einleitungsbauwerke 329
Hoch- und Abwasserpumpwerke 23
Düker 12
Straßenbaulastträger (Stadt Essen)
Pumpwerke 6
Abscheider 3
Regenrückhaltebecken 5
Sinkkästen ca. 51.000
Abb. 9.2: Daten zu Abwasseranlagen/ohne Abwasserbehandlungsanlagen
(Quellen: Stadtwerke Essen AG, Stadt Essen/ FB 69)
Aus Planungs- und Nachweisrechnungen kann eine CSB-Gesamtfracht von rund 1500 t/Jahr
abgeschätzt werden, die über die Niederschlagswasserbehandlungsanlagen im
Kanalisationsnetz von Essen bei Regenwetter in die Gewässer abgeschlagen werden (672
t/Jahr aus den Essener Einzugsgebieten der Ruhrverband-Kläranlagen und 829 t/Jahr aus
den Essener Einzugsgebieten der Kläranlagen der Emschergenossenschaft) 5
In 6 Kläranlagen mit einer gesamten Klärkapazität von 4,1 Mio Einwohnerwerten (EW) mit
Stickstoff- und Phosphorelimination wurden 2009 bis 2011 im Mittel 614 Mio. m³ Abwasser
aus der Stadt Essen (rd. 33,8 Mio. m³) und den angrenzenden Kommunen gemeinsam
behandelt und gereinigt in die Ruhr bzw. in die Emscher eingeleitet. Die
Gesamtabwasserbelastung dieser Kläranlagen betrug im Mittel 3,2 Mio. Einwohnerwerte
(Abbildung 9-3).
Die Zu- und Ablauffrachten bezügl. CSB, Nges und Pges sind der Abbildung 9-4 zu
entnehmen. Damit werden die Anforderungen der EU-Richtlinie 91/271/EWG erfüllt. 6
Abb. 9.3: Kapazität der Kläranlagen zur Entwässerung der Stadt Essen und Gesamtbelastung der Stadt
(Mittelwerte 2009 bis 2011),Abwassermenge der Stadt Essen rd. 33,8 Mio m³ (gem. Wasserverbrauch nach
Angaben der Stadtwerke Essen, 2013)
(Quelle: zusammengestellt basierend auf Stammdaten Kläranlagen von Ruhrverband und Emschergenossenschaft,
2012; Einwohnerzahl und Abwassermenge von Essen (gem. Wasserverbrauch) nach Angaben der
Stadtwerke Essen, 2013; EW = Einwohnerwert, E = Einwohner)
5 Angaben Ruhrverband und Emschergenossenschaft
6 Daten Stadtwerke Essen AG, Ruhrverband und Emschergenossenschaft
3
Abb. 9.4: Zu- und Ablauffrachten der Kläranlagen, in denen Essener Abwasser behandelt wird
(Mittelwerte 2009 bis 2011)
(Quelle: zusammengestellt basierend auf Daten von Ruhrverband und Emschergenossenschaft, 2012;
der Parameter BSB5 wird in der Regel nicht mehr beprobt)
Der auf den sechs Kläranlagen, in denen Essener Abwasser behandelt wird, anfallende
Klärschlamm von insgesamt 71.781 t TS/a (Anteil von Essen von ca. 18.846 t TS/a) wird
durch Faulung stabilisiert. Das dabei entstehende Faulgas wird in großen Teilen für
Betriebszwecke eingesetzt. Damit wird der unter den jeweiligen anlagenspezifischen
Randbedingungen wirtschaftlich nutzbare Energiegehalt der Klärschlämme verwertet. (2)
Die Emschergenossenschaft 7 und der Ruhrverband (3) verbrennen ihren anfallenden
Klärschlamm zu 100%.
Bei den Verbrennungsanlagen gewährleistet moderne Filtertechnik, dass die immissionsschutzrechtlichen
Anforderungen sicher eingehalten werden. Ergänzende Informationen zur
Umweltperformance der Abwasserwirtschaft (Energieeffizienz etc.) folgen in Kapitel 9B.
9 B. In der Vergangenheit erzielte Ergebnisse
In den letzten Jahren wurden vielfältige Maßnahmen sowohl zur Optimierung der
Abwasserbehandlung, wie auch der Abwasserableitung umgesetzt.
Gerade im Bereich der Abwasserbehandlung und anschließender Einleitung in die Gewässer
waren auch die zunehmend verschärften Anforderungen aus der wasserrechtlichen
Normenpyramide Auslöser der Maßnahmen.
EU (Wasserrahmenrichtlinie)
BRD (Wasserhaushaltsgesetz, Abwasserabgabengesetz)
Länder (Landeswassergesetze)
Stadt Essen (Entwässerungs- und Entwässerungsabgabensatzung)
7 Daten Emschergenossenschaft
Abb. 9.5: Wasserrechtliche Normenpyramide (Quelle: Rademacher/Stadt Essen)
4
Im Jahre 2012 wurde bei der Stadtverwaltung Essen ein neuer Fachbereich
„Wasserwirtschaft“ eingerichtet. Dadurch sollen Optimierungseffekte u.a. durch die
Bündelung von Zuständigkeiten und Fachkompetenz, Reduzierung von Schnittstellen und
die Vernetzung von gemeindlichen und hoheitlichen Aufgaben erreicht werden.
Wasserwirtschaft
Gemeindliche
Wasserwirtschaft
Untere
Wasserbehörde,
Hausentwässerung
Gewässerausbau
und
-unterhaltung
Koordinierung
Entwässerung
Grundwassermanagement
Regenwasser
management
Wasserrechte
und
Gewässeraufsicht
Industrielles
Abwasser /
wassergefährdende
Stoffe
Hausentwässerung
Abb. 9.6: Organisation Wasserwirtschaft (Quelle: Stadt Essen)
In die öffentliche Abwasserinfrastruktur der Stadtwerke Essen AG wurden in den letzten 10
Jahren ca. 274 Mio. € investiert. Die Investitionen entfielen im Wesentlichen auf
Kanalsanierungsmaßnahmen, Gewässerschutzmaßnahmen, Neubau- und
Erschließungsmaßnahmen und den städtischen Anteil an Abwasserbehandlungsanlagen. (4)
Umbau des Emschersystems als regionales Leitprojekt – die Rückkehr der Blauen Emscher
Mit Abklingen der Bergsenkungen konnte in den 1990er Jahren mit der Verlegung
unterirdischer Abwasserkanäle entlang der offenen Schmutzwasserkanäle im
Emschersystem begonnen werden. Der Umbau eines oberirdischen Abwasserkanals mit
insgesamt ca. 400 Kilometern Lauflänge zu einem sauberen und lebendigen Fluss, der sich
mit seinen Nebenläufen eigendynamisch entwickeln kann, schafft neue Lebensqualität an
den Ufern der Emscher und ihren Bächen. Mit einem Investitionsvolumen von 4,5 Milliarden
€ (davon entfallen 490 Mio. € auf das Stadtgebiet Essens) und einer Projektlaufzeit von
mehreren Jahrzehnten ist der Emscher-Umbau eines der größten Infrastrukturprojekte
Europas und eine besondere planerische und technische Herausforderung. (5)
5
Abb. 9.7: Gegenwärtiges Entwässerungssystem eines Teilgebiets der Stadt Essen über (links) das Emscher-
System und (rechts) zukünftiges Entwässerungssystem nach Emscherumbau
(Quelle: Emschergenossenschaft)
Der Emscherumbau betrifft auch das Stadtgebiet von Essen, denn rund zwei Drittel des
Essener Abwassers fließen in die Emscher. Zum Emscher-System zählt auf dem Essener
Stadtgebiet der Läppkes Mühlenbach, das Schwarzbach-System und das Berne-System,
bestehend neben der Berne selbst u.a. aus dem Borbecker Mühlenbach, dem
Stoppenberger Bach und dem Pausmühlenbach.
Der Läppkes Mühlenbach ist ein kleiner Nebenlauf der Emscher im Schnittbereich der Städte
Essen, Mülheim und Oberhausen. Von 1988 bis Ende 1991 wurde der Läppkes Mühlenbach
im Rahmen der Umgestaltung des Emscher-Systems als eines der ersten Gewässer auf
einer Länge von rund 2 Kilometer naturnah umgestaltet.
Für den noch nicht berührten Abschnitt von Kilometer 0 bis Kilometer 1,1 läuft gerade die
Planung. Der Umbau soll bis zum Jahr 2015 abgeschlossen werden. (6)
Abb. 9.8: Läppkes Mühlenbach (links) ausgebaut zur Abwasserableitung und (rechts) nach Umgestaltung
(Quelle: Emschergenossenschaft)
6
Am Borbecker Mühlenbach sind die ersten Früchte der Renaturierung bereits sichtbar (siehe
Abb. 9-9). Der Oberlauf des Borbecker Mühlenbachs wurde ab 2002 von der
Emschergenossenschaft für ein Investitionsvolumen von rd. 60 Mio. € umgebaut. Ab dem
kommenden Jahr soll auch die Berne umgebaut werden (siehe 9C).
Abb. 9.9: Borbecker Mühlenbach Oberlauf (links) ausgebaut zur Abwasserableitung und (rechts) nach
Umgestaltung (Quelle: Emschergenossenschaft)
Beim Emscher-Umbau wird in vielen Bereichen technisches Neuland betreten. So wurde
beispielsweise ein automatisiertes Inspektions- und Reinigungssystem entwickelt, um damit
die herkömmlich bemannte Inspektion zu ersetzen – eine Innovation, die 2008 mit dem
„Goldenen Kanaldeckel“ vom Institut für Unterirdische Infrastruktur GmbH ausgezeichnet
wurde.(7)Im Jahr 2011 wurden Emschergenossenschaft und Lippeverband für ihr
Steuerungstool für die Instandhaltung der Infrastruktur mit dem „Instandhaltungs-Oscar“ der
Abwasserwirtschaft, dem „Maintainer Award 2011“, ausgezeichnet. (8)
Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) hat den
Umbau der Emscher mit dem Gewässerentwicklungspreis 2013 ausgezeichnet.
Die Jury bezeichnete die ökologische Verbesserung der Emscher als „Meilenstein der
Gewässerrenaturierung im dicht besiedelten Raum“. (9)
Aufbau von Kapazitäten der Abwasserbehandlung
Ausgehend von der Verschärfung der Anforderungen an die Abwasserreinigung wurden seit
Anfang der 1990er umfassende Investitionen in die Abwasserbehandlung getätigt – u.a. im
Rahmen des Emscher-Umbaus in die vier Großkläranlagen der Emschergenossenschaft.
(10)
Der Ruhrverband investierte zwischen 1990 und 2005 1,6 Mrd. Euro in die Abwasserreinigung
und Niederschlagswasserbehandlung. Alle Abwasserbehandlungsanlagen wurden um
eine weitergehende Reinigungsstufe (Stickstoff- und Phosphor-Elimination) erweitert .
Dadurch konnte eine deutliche Verbesserung der Gewässerqualität der Ruhr festgestellt
werden. (11)
7
Reduzierung des Eintrags von Mikroverunreinigungen
Ein Schwerpunkt zur Weiterentwicklung der qualitativ hochwertigen Abwasserwirtschaft bei
den Wasserverbänden liegt in der Verringerung der Gewässerbelastung mit
Mikroverunreinigungen und Keimen. Bei der Reduzierung dieser Stoffe setzt das Land
Nordrhein-Westfalen auf ein Multi-Barrieren-Konzept, bestehend aus Vermeidung,
Rückhaltung an der Quelle und Elimination in kommunalen Kläranlagen. (12)
Beispielhaft sind dafür das Forschungsvorhaben zur Elimination von Arzneimittelrückständen
in der kommunalen Kläranlage in Schwerte des Ruhrverbands (13) sowie das INTERREG
IV-Projekt „PILLS“ der Emschergenossenschaft. (14) Mit den so entwickelten und erprobten
Verfahren können auch Stoffe wirksam aus dem Abwasser entfernt werden, die auf
Europäischer Ebene als Kandidaten für die Liste der prioritären Stoffe zur Umsetzung der
EU-Wasserrahmenrichtlinie diskutiert wurden (15) und in den nächsten Jahren stärker unter
Beobachtung stehen werden. (16)
Niederschlagswasserbehandlung
2002 entwickelte die Emschergenossenschaft ein Konzept der gebietsübergreifenden
Regenwasserbehandlung unter Einbezug der Kläranlagen Bottrop und Emschermündung.
Dieses Konzept beinhaltet eine Optimierung der Mischwasserbehandlung im Bezug auf den
Gesamtzufluss zu den beiden Kläranlagen bei Regenwetter (eingebettet in den Umbau des
Emschersystems).
Ergänzend dazu wurde die „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“ abgeschlossen. Mit der
Zukunftsvereinbarung Regenwasser haben sich alle Städte des Emschergebiets, das
Umweltministerium und die Emschergenossenschaft das Ziel gesetzt, in 15 Jahren – von
2005 bis 2020 – die Einleitung von Regen- und Reinwasser in die Kanalisation um 15% zu
verringern. Vielfältige Maßnahmen öffentlicher und privater Grundstücksbesitzer tragen dazu
bei, unterstützt durch Förderprogramme der Emschergenossenschaft und des Landes
Nordrhein-Westfalen. (17)
Die Zukunftsvereinbarung Regenwasser erhielt in Lyon in 2013 den erstmals ausgelobten
„Novatech Award for outstanding sustainable urban drainage planning“. (18)
Der Ruhrverband hat in den vergangenen Jahren einen völlig neuen ganzheitlichen
Planungsansatz entwickelt und wird diesen in seinem Verbandsgebiet bis einschließlich
2017 sukzessive einsetzen. Mit der so genannten Integralen Entwässerungsplanung (IEP)
werden auf Basis umfangreicher Messungen im gesamten Entwässerungssystem und in den
aufnehmenden Gewässern die Wechselwirkungen zwischen den Teilsystemen der
Siedlungsentwässerung, namentlich der Kanalisation, der Regenwasserbehandlung, der
Abwasserreinigung und den aufnehmenden Gewässern umfassend untersucht und optimiert.
Im Stadtgebiet Essen hat der Ruhrverband hierzu bereits umfassende Messungen
durchgeführt.
Beide Konzepte der wasserwirtschaftlichen Verbände werden intensiv mit der Stadt Essen
und den Stadtwerken Essen AG abgestimmt.
Verbesserung der Energieeffizienz
Die Abwässerverbände haben in den letzten Jahren eine Vielzahl von Maßnahmen umgesetzt,
um die Energieeffizienz ihrer Anlagen zu verbessern und die
Eigenenergieerzeugung zu erhöhen. (19) Dadurch konnte der Strombezug der Kläranlagen
des Ruhrverbands in den letzten Jahren um rund 30% reduziert werden. (19) Durch die
Mitbehandlung von Co-Substraten in den Faulbehältern ausgewählter Anlagen des
8
Ruhrverbands stieg über die Jahre 2006 bis 2011 der Gasertrag um 13% auf rd. 27,6 Mio.
Nm3/a. (20)
Weiterhin untersucht der Ruhrverband intensiv, inwieweit er einen Teil seines Strombedarfs
auf den Kläranlagen durch die Erzeugung regenerativen Stroms decken kann. Hierzu
werden in Kürze fünf Kläranlagen mit Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtgröße von 7.200
m² ausgerüstet, wobei eine große Solaranlage auf der Kläranlage Essen-Kettwig errichtet
wird.
Im Verbandsgebiet der Emschergenossenschaft konnte der Gesamtenergieverbrauch der
Kläranlagen von 2002 auf 2011 um 12,5% gesenkt werden, während die
Eigenenergieerzeugung im gleichen Zeitraum um 37% erhöht werden konnte. Aktuell wird
der Stromverbrauch der Kläranlagen damit zu rund 44 % über Eigenenergieerzeugung
(Abwasser und Klärschlamm) gedeckt.
Darüber hinaus werden erneuerbare Energien, zum Beispiel aus Klärschlamm und aus
Abwasserwärme, gewonnen und auf diesem Gebiet geforscht. Im Projekt EuWaK (Erdgas
und Wasserstoff aus Kläranlagen) z.B. wird in der Kläranlage in Bottrop der gesamte
Prozess einer dezentralen Wasserstoffgewinnung vom Klärschlamm bis zum Endprodukt
realisiert. Das Projekt lief so erfolgreich, dass es mit dem Innovation Award 2008 der
International Water Association (IWA) ausgezeichnet wurde. (21)
9 C. Zukunftspläne
1.)
Gemäß Entwurf des Abwasserbeseitigungskonzeptes 2014 werden in das Abwassersystem
Investitionen für Kanalsanierungsmaßnahmen und Gewässerschutzmaßnahmen in den
nächsten 6 Jahren in Höhe von ca.179 Mio. € eingestellt. Das vom Rat der Stadt Essen
beschlossene Abwasserbeseitigungskonzept ist eine Selbstbindung der Stadt Essen. (22)
Verbesserung der Abwassersammlungssysteme: Abschluss Umbau des Emscher-Systems
Nach derzeitigen Planungen werden alle Abwasserkanäle bis Ende 2017 fertiggestellt und
alle Gewässer bis Ende 2020 naturgerecht umgestaltet. Mit der notwendigen Reaktionszeit
der Gewässerökologie auf die verbesserten Umweltbedingungen von bis 10 Jahren ist davon
auszugehen, dass die Gewässer im Emschersystem bis 2027 den guten ökologischen
Zustand bzw. das gute ökologische Potenzial gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie erreichen.
Ergänzt und unterstützt werden die Maßnahmen der Emschergenossenschaft durch
zahlreiche Maßnahmen der Stadt Essen. (23)
Teil des Emscher-Systems auf dem Stadtgebiet von Essen ist das Berne-System mit einem
Gesamteinzugsgebiet von 60 Quadratkilometern und einer Gesamtgewässerlänge von 40
Kilometer, zu dem neben der Berne selbst und dem Borbecker Mühlenbach noch die
Nebenläufe Sälzerbach, Pausmühlenbach und Stoppenberger Bach gehören. 2014 beginnt
der Bau des unterirdischen Abwasserkanals entlang der Berne. Im Anschluss an den
Kanalbau startet die Emschergenossenschaft schließlich die ökologische Verbesserung
(„Renaturierung“) der Gewässer.
Die Kosten für den Umbau des Berne-Systems belaufen sich auf insgesamt 296 Millionen
Euro, davon wurden bislang bereits 60 Millionen Euro investiert. (24)
9
Abb. 9.10: Berne an der Hafenstraße – (links) Ist-Zustand und (rechts) nach Umgestaltung
(Quelle: Emschergenossenschaft)
Neben dem Berne-System werden in den Umbau des Schwarzbachsystems mit den Nebenläufen
Leither Bach, Schurenbach und Katernberger Bach auf Essener Stadtgebiet ca. 80
Mio € investiert. 8
Der Emscher-Umbau ist weit mehr als ein nachhaltiges rein wasserwirtschaftliches Projekt.
Vielmehr werden mit der Rückgewinnung einer ökologisch voll funktionsfähigen
Flusslandschaft Entwicklungschancen für die gesamte Region eröffnet. Der Masterplan
Emscher-Zukunft (23) als gesamträumlicher strategischer Planungsansatz ist das Drehbuch
für den Emscherumbau und wurde 2012 mit dem Deutschen Städtebaupreis in der Kategorie
‚Technische Infrastruktur‘ ausgezeichnet, weil er als langfristiger Plan der Komplexität und
den Rahmenbedingungen der Aufgabe gerecht wird.
Wegen dieser Querschnittsfunktionen werden neue Formen der Zusammenarbeit praktiziert
– beispielsweise in dem Projekt „ESSEN.Neue Wege zum Wasser“ (25) in Essen, in dem
entlang der Oberflächengewässer eine Vernetzung und Entwicklung der Grün- und
Freiflächen in der Stadt Essen weit über das Jahr 2015 erzielt wird.
2.)
Trotz der geringen Anzahl nicht an das Kanalnetz angeschlossener Einwohner werden
weiterhin Maßnahmen zur Reduzierung der Kleinkläranlagen und wasserdichten Gruben
durchgeführt. So werden beispielsweise mit der Kanalbaumaßnahme Westfalenstraße
(Baubeginn 2014) mit einem Kostenvolumen von ca. 4,2 Mio. € u.a. weitere 7 Grundstücke
an das Kanalnetz angeschlossen.
3.)
In abwasserwirtschaftlicher Hinsicht stehen nach dem weitgehend abgeschlossenen Ausbau
der Abwasserbehandlungsanlagen die Optimierung der Anlagen im Vordergrund. Hierbei
müssen die neuen Anforderungen an den Umwelt- und Gewässerschutz, insbesondere aus
der EU-Wasserrahmenrichtlinie, sowie die demografische Entwicklung beachtet werden.
Für die beiden Teileinzugsgebiete der Stadt Essen – Ruhr und Emscher – liefern die
jeweiligen Wasserverbände detaillierte Programme und Bewirtschaftungspläne, welche
zusammengefasst werden im Bewirtschaftungsplan für die Flussgebietseinheit des
Rheins.(26) Ab 2013 werden die Erfolge von Maßnahmen, auch des laufenden Umbaus des
Emschersystems, umfassend bewertet und die Bewirtschaftungspläne bis Ende 2015
aktualisiert.
8 Angaben Emschergenossenschaft
10
4.)
Die Anbindung der 6 Kläranlagen, in denen das Essener Abwasser behandelt wird, ist
optimal entwickelt.
5.)
Verbesserung der Niederschlagswasserbeseitigung – naturnahes Regenwassermanagement
Zum Erreichen der Zielsetzungen der europäischen Wasserrahmenlinie müssen
insbesondere die Belastungen aus Misch- und Niederschlagswassereinleitungen in die
Gewässer verringert werden. Ein Schwerpunkt des Maßnahmenprogramms Nordrhein-
Westfalen sind deshalb Maßnahmen der Niederschlagswasserbeseitigung. (27) Seit 2007
sind im Abwasserbeseitigungskonzept (ABK) grundsätzlich Aussagen darüber aufzuführen,
wie zukünftig das Niederschlagswasser beseitigt werden kann. Dieses sogenannte
„Niederschlagswasserbeseitigungskonzept“ (NBK) ist damit integraler Bestandteil des
kommunalen Abwasserbeseitigungskonzepts.
Umgang mit den Herausforderungen des Grundwasser-Anstiegs, der auch das
Fremdwasserproblem für die öffentliche Kanalisation deutlich verschärft.
Durch Bergsenkungen haben die Städte, insbesondere entlang des Emscherbruchs, mit
steigendem Grundwasseranstieg zu kämpfen. Kellervernässungen sind ein wiederkehrendes
und flächendeckendes Problem. (28) Daneben ergeben sich Fremdwassermengen im
öffentlichen Kanalnetz, die deutlich zu reduzieren sind.
Darum sind Maßnahmen zur Regulierung des Grundwasserstandes erforderlich. In Essen-
Karnap, einem von vier Pilotprojekten wurden Planungen und technische Lösungen erprobt.
Die konkrete Umsetzung der Maßnahmenplanungen erfolgt durch die Stadtwerke Essen AG
in enger Abstimmung mit der Emschergenossenschaft. Für Essen-Karnap belaufen sich die
Kosten für eine zentrale Drainage zur Fremdwasserreduzierung auf 6,7 Mio €.
Forschungsprojekt „Sichere Ruhr“: Verbesserung der hygienischen Situation der Ruhr durch
weitergehende Abwasserbehandlung
Die Ruhr wird im Stadtgebiet Essen intensiv und umfassend für die Freizeitnutzung,
beispielsweise in Form von Wassersport (Segeln, Kanu, Surfen), aber auch zur allgemeinen
Erholung genutzt. Obwohl die Ruhr in früheren Jahrzehnten auch intensiv zum Baden
genutzt wurde, ist dieses aufgrund der hygienischen Belastung der Ruhr durch die
zahlreichen Einträge aus der Siedlungsentwässerung und anderer diffusen Quellen
inzwischen an vielen Stellen verboten. Seit einigen Jahren untersucht der Ruhrverband
zusammen mit neun weiteren wissenschaftlich-technischen Partnern unter enger Einbindung
der Stadt Essen, ob und wenn ja, unter welchen Umständen zukünftig die Ruhr temporär
wieder als Badegewässer nutzbar sein könnte. Dieses Projekt „Sichere Ruhr“ (www.sichereruhr.de)
ist Bestandteil einer bundesweiten Forschungsinitiative zum Risikomanagement von
neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf.
11
9 D. Hinweise
(1) Rademacher, Klaus-Dieter, Vortrag im Bau- und Verkehrsausschuss der Stadt Essen am
23.08.2012
(2) Emschergenossenschaft / Lippeverband (EGLV): Kläranlagen. Wie wir klarkommen mit unseren
Abwässern, Essen.
Ruhrverband (o.J.): Abfallbilanz 2010.
http://www.ruhrverband.de/abwasser/abfallentsorgung/abfallbilanz-2010/
(3) Ruhrverband (2008): Abfallwirtschaftskonzept 2010. Abfälle aus der Abwasserreinigung, Essen
(4) Abwasserbeseitigungskonzept 2003 der Stadt Essen
Abwasserbeseitigungskonzept 2008 der Stadt Essen
Wirtschaftspläne der Stadtwerke Essen AG (2003 – 2012)
(5) http://www.eglv.de/wasserportal/emscher-umbau.html
(6) http://www.eglv.de/wasserportal/flussgebietsmanagement/oekologischegewaesserentwicklung/beispiel-laeppkes-muehlenbach.html
(7) http://www.ikt.de/iktnewsneu.php?doc=924
(8) http://www.eglv.de/index.php?id=473&no_cache=1&categories=133,1,6
(9) http://www.eglv.de/wasserportal/meta/presse/presseinformationen/presseinformationendetail/article/weltwassertag-emscher-umbau-mit-gewaesserentwicklungspreis-ausgezeichnetworden.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=287&cHash=798554b5cfdf6d1ed702a2d791f0f329
(10) Emschergenossenschaft (2009): Flussgebietsplan Emscher 2009, Essen
(11) AWWR (Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr) und Ruhrverband (2011):
Ruhrgütebericht 2010, Essen
(12) http://www.umwelt.nrw.de/umwelt/wasser/abwasser/mikroschadstoffe/index.php
(13) Ruhrverband (2012), www.micropollutants.net, www.ruhrverband.de
(14) http://www.pills-project.eu/
(15) Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der
Richtlinien 2000/60EG und 2008/105/EG in Bezug auf prioritäre Stoffe im Bereich der Wasserpolitik
vom 31.1.2012.COM (2011) 876 final
(16) Directive of the european parliament and of the council of amending directives 2000/60/EC
and 2008/105/EC as regards priority substances in the field of water policy. PE-CONS No/YY-
2011/0429 (COD)
(17) www.emscher-regen.de
(18) http://www.eglv.de/wasserportal/meta/presse/presseinformationen/presseinformationendetail/article/regenwasser-projekt-der-emschergenossenschaft-wurde-in-lyonausgezeichnet.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=287&cHash=dbd70cbf7e5d13e5a966fb61e769e
03e
(19) Ruhrverband 2012: Geschäftsbericht 2011, Essen
(20) AWWR (Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr) und Ruhrverband (2012):
Ruhrgütebericht 2011, Essen
12
(21) Emschergenossenschaft (o.J.): Demonstrationsprojekt auf der Kläranlage Bottrop
http://www.h2-netzwerk-ruhr.de/uploads/media/EuWaK_01.pdf
(22) Entwurf Abwasserbeseitigungskonzept 2014 der Stadt Essen
(23) Emschergenossenschaft (2006): Masterplan Emscher-Zukunft. Das neue Emschertal,
Essen
(24) Emschergenossenschaft: Maßnahmen im Bernesystem, Vortrag im Bau- und Verkehrsausschuss
der Stadt Essen am 23.05.2013
(25) www.neuewegezumwasser.de
(26) Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des
Landes Nordrhein-Westfalen (MULNV) (2009): Bewirtschaftungplan für die nordrheinwestfälischen
Anteile von Rhein, Weser, Ems und Maas, 2010 – 2015
www.flussgebiete-nrw.de
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz
des Landes Nordrhein-Westfalen (MKULNV) (2011): Entwicklung und Stand der
Abwasserbeseitigung in Nordrhein-Westfalen. Langfassung. 15. Auflage 2010
(27 http://www.flussgebiete.nrw.de/Bewirtschaftungsplanung/index.jsp#Alle%20verbindlichen%20Dok
umente%20NRW
(28) Emschergenossenschaft (2012): Sachstandsbericht „Grundwasserbewirtschaftung im
Emschergebiet“ vom 28.09.2012, Essen
13
Themenfeld 10: Öko-Innovation und nachhaltige Beschäftigung
10 A. Gegenwärtige Situation
Essen hat sich von einer Montanindustriestadt zu einem Umweltwirtschaftsstandort (1) gewandelt.
Mit privaten Partnern schafft Essen Voraussetzungen für die Entwicklung von Öko-Innovationen
und zur Umsetzung von Umweltprojekten.
Haushaltssituation und demographische Entwicklung begrenzen den städtischen Handlungsspielraum
bei überproportionaler Wirtschaftskraft der Unternehmen (1)
Zu 1:
Essen ist Mehrfachsieger recyclingpapierfreundlichste Stadt Deutschlands (2) .
Mit ÖKOPROFIT ®(3) ist Essen führender Ressourcenschutz-Standort; 81 Unternehmen und
Institutionen erzielen jährliche Einsparungen von 93,8 Mio. kWh Strom sowie 131.652 m³
Wasser.
Innovationen bei Stromerzeugung, -transport und –speicherung unterstützen die ressourceneffiziente
Energieversorgung.
• Zukunftsvereinbarung Regenwasser (4)
Ziel: Regenwasserbewirtschaftungskonzepte zur Abkopplung von 15% versiegelter
öffentlicher und privater Flächen von der Kanalisation.
• Das SANAA-Gebäude mit aktiver Wärmedämmung
(5) aus Wandelementen, die
Wärme des Grubenwassers aus einem
Bergwerk nutzen.
.
Abb.10.1: SANAA-Gebäude (Quelle: Stadt Essen)
1
• Eine Windkraft-Pilotanlage(6) mit
2 Vertikalrotoren erforscht die Einsatzmöglichkeiten
von Kleinwindenergieanlagen
im Stadtraum
Abb. 10.2: Windkraftanlage / ETEC (Quelle: Stadt Essen)
Zu 2:
Im meotec-Netzwerk für den technologieorientierten Mittelstand (9) bilden über 400 Unternehmen
einen Verbund für Innovationstätigkeit zur Entwicklung umweltfreundlicher
Produkte und Dienstleistungen, der mit ca. 600.000€ EFRE-Mitteln gefördert wird.
Zu 3:
Förderung grüner Qualifikationen (10) findet in zahlreichen Einrichtungen wie Bildungszentrum
für die Entsorgungs- und Wasserwirtschaft, Gas- und Wärmeinstitut Essen, Gartenbauzentrum
Essen der Landwirtschaftskammer NRW, Haus der Technik, „Schule Natur“ oder
Zentrum für Wasser- und Umweltforschung der Universität Duisburg-Essen statt.
Die Stadt bietet für einige Fachrichtungen in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum
ein praxisintegriertes duales Studium an.
Besonderen Stellenwert haben Messe- und Kongressveranstaltungen (11) wie die internationale
Leitmesse „E-world energy & water“, „Essener EnergieForum“ oder „Essener Tagung
für Wasser- und Abfallwirtschaft“ (s. Abb. 10.3).
2
Zu 4:
Umweltfreundliche öffentliche Beschaffung (12) mit den Kriterien Energieeffizienz und Umweltauswirkungen
ist mit dem Katalog „buy smart“ (13) Bestandteil des Integrierten Energieund
Klimakonzepts (IEKK) (40).
Essen beteiligt sich seit 2012 an der „Fairtrade-Towns“ (14) -Kampagne.
Zu 5:
Im Netzwerk „Essener Konsens“ (15) offerieren Stadt und Partner Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen
für Langzeitarbeitslose und arbeitslose Jugendliche (z.B. bei Umweltschutzprojekten)
- ohne Jobs zu gefährden.
Abb. 10.4: Zahlen aus Jahresbericht der Essener Arbeit- und Beschäftigungsgesellschaft (Quelle: EABG)
„ESSEN.Neue Wege zum Wasser“ (16) ist ein Handlungsprogramm des Essener Konsens
zur Wohnumfeldverbesserung, zur Entwicklung und Vernetzung der Grünflächen,
Wasserläufe und Parks, das seit 2005 ein grünes Hauptroutennetz von 148 km Länge realisiert
hat.
Als Solargenossenschaft Essen (17) unterstützen Bürger die Nutzung Erneuerbarer Energien.
Für Solarnutzung stellt die Stadt Dachflächen zur Verfügung und unterstützt die Bestrebungen
z.B. durch ein Solarkataster (18) oder Thermografiebefliegungen. (19)
3
Zu 6:
Die städtische Finanzsituation erlaubt keine direkte Förderung ökologischer Forschung &
Entwicklung.
Essen beteiligt sich mit kommunalen Objekten und Potenzialen an innovativen Projekten,
vermittelt Fördermittel aus Stiftungen (20) , hilft bei der Suche nach Partnern aus der Wirtschaft
und unterstützt ökologische F&E durch Netzwerkverbindungen.
Zu 7:
Zum 30.09.2012 waren in Essen 5,6% der 226.668 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
(SvB) im Leitmarkt Ressourceneffizienz registriert (21 ),(22) .
Mit 12.755 SvB in diesen ‚Grünen Sektoren‘ ist der Wirtschaftsstandort Essen führend
in der Metropole Ruhr (23) .
Eine weitere starke Branche ist der Garten- und Landschaftsbau (24) mit 939 SvB.
Die Mehrzahl der seit 2011 geschaffenen Arbeitsplätze der „Grünen Sektoren“ liegt in den
Bereichen Umwelt/Recycling (+ 74) sowie Labor-, Ingenieur- und Messdienstleistungen (+
48).
Beschäftigte im Leitmarkt Ressourceneffizienz in der Metropole Ruhr
8.144
5.671
6.413
5.291
11.487
5.163
6.063 1.754
7.795
8.191
5.188
6.744
12.755
2.867
2.447
kreisfreie Städte
Kreise
Abb. 10.5: Karte Regionalverband Ruhr (RVR), Zahlen und Design in Anlehnung an Wirtschaftsbericht
der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr (Quelle: wmr) 21
4
Zu 8:
Öffentliche Elektromobilität blickt über die Essener Verkehrs AG auf eine lange Erfolgsgeschichte
zurück.
• In 2011 wurden 50 Elekto-PKW zugelassen (25) .
• 40 Ladesäulen für Elektrofahrzeuge mit 80 Ladepunkten stehen zur Verfügung (26) .
• Das Car-Sharing-Projekt Ruhrauto-e (27) verfügt über 11 Verleihstandorte.
• Die Viehofer Straße in der Innenstadt wurde zur „Versuchszone Elektromobilität im
Alltag“ (28) erklärt.
Für städtische Dienstfahrten werden Elektrofahrräder genutzt.
Bürger können Leih-E-Bikes über zwei Radstationen (29) nutzen, welche von Langzeitarbeitslosen
im Auftrag der Neuen Arbeit der Diakonie Essen betrieben wird. Es gibt sieben öffentliche
E-Bike-Ladestationen.
Essen unterstützt den Einsatz von Erdgasfahrzeugen auf dem Weg zur Elektromobilität.
Mit 143 neu zugelassenen Gas-PKW in 2011 ist Essen in NRW führend.
In sechs Jahren haben die Umwelt-Taxen Essen gestützt auf ein Netz von Autohändlern
und fünf Erdgas-Tankstellen über 20 Mio. km mit Erdgas zurückgelegt (30) .
Abb. 10.6: Elektromobilität in Essen (Quelle :Stadt Essen)
5
10 B. In der Vergangenheit erzielte Ergebnisse
Zu 1:
Durch das Klimaschutzgesetz NRW 1 ist Umwelt- und Klimaschutz seit 2013 eine Pflichtaufgabe
der Stadt Essen. Bereits vorher war Essen Vorreiter in diesem Aufgabenbereich
Schon 2004 wurden im „Aktionsplan für Umwelttechnologien in der Europäischen Union“
wichtige Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung und Verbreitung „grüner“
Technologien, Produkte und Dienstleistungen geschaffen. In 2007 wurde dieses Thema
beim informellen Umweltministerrat in Essen aufgegriffen und unter dem Motto „Umwelt,
Innovation, Beschäftigung“ als ökologische Industriepolitik in den Mittelpunkt der Diskussion
gerückt.
Die Klima-Bündnis-Kommune (31) Essen setzt sich intensiv für Energieeffizienz und Klimaschutz
ein.
Essen ist aktives Mitglied von ALTBAUNEU ®(32) , einem kommunalen Netzwerk zur energetischen
Gebäudesanierung, koordiniert von der EnergieAgentur.NRW. Die 15 Mitgliedsstädte
bieten bei der energetischen Sanierung von Gebäuden umfassende Hilfestellung.
Seit dem 13. Januar 2011 ist Essen europäische Energie- und Klimaschutzkommune (33) .
Die Stadt wurde für Ihre vorbildliche Energie- und Klimaschutzpolitik mit dem eea ® ausgezeichnet.
Zu 2:
Die Klimaschutzziele der Stadt Essen sind in nachfolgender Abbildung zusammengestellt:
Ziele des Klima-Bündnis
Reduzierung des CO 2 -Ausstoßes um 10% alle 5 Jahre,
Halbierung der pro-Kopf Emissionen bis spätestens 2030 (Basisjahr 1990),
Schutz der tropischen Regenwälder durch Verzicht auf Tropenholznutzung
Ziel des Konvents der Bürgermeister/innen
Die Unterzeichnerstädte des „Konvents der Bürgermeister“ verpflichten sich, die 20/20/20-
Ziele bis 2020 der Europäischen Union zu übertreffen.
Ziele der Bundesregierung
Reduzierung der CO 2 -Emissionen um 40 % bis 2020 (Basisjahr 1990)
Verminderung der CO 2 -Emissionen um 80 % – 95 % bis zum Jahr 2050
(entsprechend etwa 2,5 Tonnen CO 2 -Äquivalent/Einwohner/in).
Ziele der Landesregierung (Klimaschutzgesetz NRW vom 23.01.2013 / Erstes in Deutschland)
Klimaschutz wird zur Pflichtaufgabe
Ziel: CO 2 -Einsparung um 25 % bis 2020 / Erstellung eines Klimaschutzplanes für NRW
Abb. 10.7: Die Klimaschutzziele zu den sich die Stadt Essen bekannt hat (Quelle: Stadt Essen)
1 Der Landtag des Bundeslandes NRW hat in seiner Sitzung am 23. Januar 2013 mit dem „Gesetz zur Förderung
des Klimaschutzes in Nordrhein-Westfalen“ das erste deutsche Klimaschutzgesetz mit gesetzlichen Klimaschutzzielen
verabschiedet: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMG16-
29.pdf?von=1&bis=0
6
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung zeichnete 2010 die Stadt Essen für die
Klimainitiative Essen (35) als Gewinnerin des Wettbewerbs Energieeffiziente Stadt (36) aus.
Die Etablierung einer gemeinsamen Klimakultur und die intensive Zusammenarbeit von Bürgern,
Stadt und Wirtschaft tragen dazu bei, das Reduktionsziel zu erreichen.
Der Essener Beitrag im Wettbewerb InnovationCity Ruhr (37) zielte auf die Halbierung der
CO 2 -Emissionen eines ruhrgebietstypischen Pilotgebietes mit über 60.000 Einwohnern. Essen
wurde durch den Initiativkreis Ruhr als ‚Finalist‘ gewürdigt.
Am 10. Juni 2009 gaben die Stadt, ihre Tochtergesellschaften und Partner den Startschuss
für die Klimakampagne "Unsere Stadt. Unser Klima." (39) als Element des IEKK". (40)
In Folge wurde das Essener Konzept als ‚klima|werk|stadt|essen‘ (38) zur Dachmarke aller
Aktivitäten in Essen erklärt und durch Stadt und Partner mit eigenen Mitteln bearbeitet.
Die Stadt Essen nimmt an dem Modellvorhaben des Experimentellen Wohnungs- und
Städtebaus (ExWoSt) "Urbane Strategien zum Klimawandel – Kommunale Strategien und
Potenziale" teil (41) . Das Modellvorhaben zielt darauf ab, Anpassungserfordernisse an den
Klimawandel mittels planerischer Vorsorge in die Stadtentwicklung einzubeziehen.
Bei EUROCITIES wird sich Essen in den Working Groups aktiv beteiligen.
Zu 3:
Am 27.02.2008 hat der Rat der Stadt Essen die Verwaltung mit der Erarbeitung eines „Integrierten
Energie- und Klimakonzeptes“ (IEKK) beauftragt und dieses am 04.03.2009 beschlossen.
Die Verwaltung berichtet jährlich im Rat mit dem IEKK-Bilanzbericht (42) über den
Stand der Umsetzung.
Alle 2 Jahre erfolgt eine Fortschreibung der CO 2 -Bilanz (42-a) . Die Ergebnisse werden im Rat
öffentlich präsentiert.
Mit dem Energiebericht (42-b) der Immobilienwirtschaft werden Entwicklungen und Ergebnisse
rund um Energieversorgung und Energieeffizienz städtischer Gebäude veröffentlicht.
Zu 4:
Das Handlungsfeld Stadtentwicklung umfasst eine Vielzahl umwelt- und klimarelevanter
Themenfelder und bezieht relevante öffentliche und private Bereiche ein. Dieser Querschnittsaufgabe
kommt im Prozess eine besondere Schlüsselrolle zu.
Schon Anfang 2005 startete der verwaltungsinterne „Stadtentwicklungsprozess Essen –
Perspektive 2015+“ (STEP) (43) mit dem Ziel, mittelfristige Perspektiven für die Stadtentwicklung
sowie „Impulsprojekte“ für einen nachhaltigen Stadtumbau zu erarbeiten.
Essen konnte in den letzten Jahren dank des von Bund und Land aufgelegten Konjunkturpaketes
II (44) in Projekte und Maßnahmen investieren, die einen Innovations- und Modernisierungsschub
auslösen. Energetische Sanierungs- und Baumaßnahmen steigern den Immobilienwert
und sparen jährlich bis zu 390.000 € Energiekosten ein. Durch CO 2 -
Einsparungen wirkt sich das Maßnahmenprogramm positiv auf Klima und Umwelt aus.
Städtebauliche Planung kann den Energiebedarf der Gebäude bis zu 40% reduzieren und
den CO 2 -Ausstoß mindern. Das Amt für Stadtplanung und Bauordnung hat hierzu 2009 einen
"Leitfaden für eine energetisch optimierte Stadtplanung" (45) als Arbeitshilfe und Informationsgrundlage
für Planer und Investoren erarbeitet.
7
Auch die Aufgabenbereiche Gebäudesanierung, Erneuerbare Energien und Mobilität haben
eine besondere Bedeutung für die nachhaltige Entwicklung des städtischen Gefüges
und seiner Infrastrukturen. Dabei ist auch „Marketing/Öffentlichkeitsarbeit“ von großer Bedeutung.
Exemplarische Einzelmaßnahmen und Projekte aus der Breite des Maßnahmenspektrums
sind z.B.:
• Essens größter Wohnungsanbieter Allbau errichtet die erste Klimaschutzsiedlung(46) in
Essen. Ziel des Projektes ist es, die heizungsbedingten CO 2 -Emissionen von Wohngebäuden
als Beitrag zum Klimaschutz zu minimieren.
• Das Biomasse-Heizwerk(47) im Grugapark versorgt 17 Gebäude mit „grüner Wärme“
aus Restholz aus Parks und Wäldern. Hochleistungsfilter sorgen dafür, dass die
Feinstaubemissionen die gesetzlichen Grenzwerte um mehr 50% unterschreiten. Mit
über 1,9 MW Feuerungsleistung ist es die größte Nahwärmeheizung ihrer Art.
Abb.10.8: Biomasse-Heizwerk (Quelle: Stadt Essen)
• "metropolradruhr" (48) ist ein großflächiges Mietfahrrad-Netz, um das Radfahren zu fördern,
den innerstädtischen Verkehr zu entlasten und Schadstoffemissionen und Lärm zu
mindern. Das dezentrale Fahrradverleihsystem mit 2.700 Rädern in 10 Städten bietet in
Essen über 50 Verleihstationen. Es bewirkt eine enge Vernetzung von Fahrrad und
Nahverkehr, kann den Nah- und Autoverkehr in den Hauptverkehrszeiten entlasten,,preiswert
ergänzen und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
• Waldflächen sind aufgrund der Filterwirkung für Luftverunreinigungen als Frischluftproduzent
von Bedeutung. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung (49) entlastet den CO 2 -
Haushalt der Atmosphäre durch Speicherung und Substitution von Material und Energie.
Bei der Waldbewirtschaftung des Kommunalwaldes hält GGE bereits seit 2003 bestimmte
ökologische, soziale und wirtschaftliche Standards ein und ist gemäß Forest Stewardship
Council (FSC) zertifiziert.
• Thermografie-Befliegung: Auf Basis von Wärmebildern aus der Luft werden die energetischen
Zustände aller 213.359 Gebäudedächer in Essen geprüft. Mit den Informationen
lassen sich Wärmeverluste von Gebäuden bewerten. Ziel des Gemeinschaftsprojektes
der Stadt mit RWE ist es, Bürgerinnen und Bürger für das Thema Energieeffizienz zu
sensibilisieren und Gebäudeeigentümer auf mögliche energetische Sanierungsoptionen
aufmerksam zu machen
8
• Das Projekt "Klimabotschafter" (50) leistet einen Beitrag zur frühkindlichen Klimaschutzbildung
und –erziehung, damit Kinder lernen, Gegenwart und Zukunft lebenswert
und klimagerecht zu gestalten. Zu diesem Zweck werden Ehrenamtliche zu Klimabotschaftern
in Kindergärten ausgebildet.
• Die Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft unterstützt den Wissenstransfer zwischen
Unternehmen, um Produktionsprozesse auch für neue Produkte durch ressourceneffiziente
Verfahren zu optimieren.
Mit Veranstaltungen, "best-practice-Beispielen“, Netzwerkbildung etc. fördert die EWG
den Austausch über ressourceneffizientere Prozessansätze, Technologien und Produkte
(51) .
• In 2010 war die Stadt Essen Gastgeberin der 18. Weltwasserstoffkonferenz (52) mit
über 1.500 Teilnehmern aus dem In- und Ausland. Die Konferenz zielte auf die zukünftige
Markteinführung des Energieträgers Wasserstoff.
• Im Verbund mit den Nachbarstädten arbeitet Essen daran, die Planung und Umsetzung
des Luftreinhalteplans (53) für das Ruhrgebiet weiter zu verfolgen, um die Feinstaubund
Stickstoffbelastung dauerhaft zu mindern.
• Der Essener Umweltpreis (54) zeichnet beispielhafte Aktivitäten aus, die einen Beitrag
zur Anpassung an den Klimawandel leisten und Umwelt und Lebensqualität in Essen
nachhaltig verbessern.
Zum jährlichen Wettbewerb zählen zum Beispiel vielfältige Begrünungsmaßnahmen im
Garten und am Haus, energetische Sanierungen bestehender Gebäude, Neubauten sowie
der Einsatz erneuerbarer Energien oder Maßnahmen zum umweltfreundlichen Umgang
mit Regenwasser.
• Um den Folgen des Klimawandels aktiv zu begegnen hat die Bundesregierung einen
Aktionsplan verabschiedet. Essen hat als Gastgeberstadt für den urbanen und industrialisierten
Raum die Ideen- und Kooperationsbörse Ruhr (55) veranstaltet, um freiwilliges
Handeln zur Anpassung an den Klimawandel anzustoßen.
Die Börse schaffte Raum für Unternehmen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um sich
zum Thema auszutauschen, Kooperationen zu entwickeln und zu vereinbaren. Konkrete
Kooperationsvorschläge reichten von einem Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes
für ältere Menschen, Krankenhäuser und Pflegeinrichtungen bis zur Klimaradtour
im Stadtgebiet.
• Die Essener Klimaagentur (56) unterstützt innovative Ideen, initiiert Klimaschutzprojekte
und fördert lokale Initiativen. Sie sensibilisiert, informiert und berät zielgruppenspezifisch
mit dem Ziel, klimabewusstes Planen und Handeln in lokalen Entscheidungsprozessen
zu verankern und im täglichen Leben umsetzbar zu machen.
•
In 2012 wurde mit dem Aufbau der Strategie „Essen.2030“
begonnen. Auf der Basis von SWOT-Analysen, Experten-
Workshops und zweimaliger Bürgerbeteiligung wurden die
fünf Handlungsfelder „Essen.urban, Essen.erfolgreich, Essen.talentiert, Essen.vielfältig und
Essen.engagiert“ entwickelt, durch die mit Hilfe von Handlungszielen und Leitprojekten die
Stadt zukunftsfähig werden soll (57) :
9
10 C. Zukunftspläne
Zu 1:
Das Netzwerk meotec für den technologieorientierten Mittelstand dient als Basis eines Öko-
Innovationsclusters. Entlang der Wertschöpfungsketten werden gezielt Marktteams gebildet,
Kooperationen zwischen lokalen Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen angebahnt
oder Öko-Innovationen wie Erneuerbare Energien mit Schwerpunkt Biogas weiterentwickelt.
Wichtiger Ansatz ist die Intensivierung von F&E zur Entwicklung innovativer Unterflur-
Pumpspeicher-Kraftwerke. Das Kooperationsprojekt von Universität Duisburg-Essen und
Wirtschaftspartnern greift die räumlichen Gegebenheiten des Ruhrgebietes auf und will die
Kosten verursachenden Schächte und Wasserhaltungen durch den Einbau geeigneter Turbinen
für eine flexible Energieerzeugung und -speicherung nutzbar machen.
Die Stiftung Mercator fördert das Projekt, das eine übertragbare „Blaupause“ für viele EU-
Montanregionen bilden könnte
Im Rahmen der Vorbereitung „Klimaschutz-Expo NRW » RUHR“ ist eine intensive Zusammenarbeit
der Stadt Essen mit der Stiftung Mercator, dem Wuppertal Institut, dem Regionalverband
Ruhr und dem Land NRW geplant.
Zu 2:
Mit der geplanten Errichtung von 3-MW-Windrädern im beplanten Innenbereich einer
Großstadt wird Essen zu einem Pionier der Energiewende.
In unmittelbarer Nähe dazu startet das F&E-Projekt „Virtuelle Batterie“ (58) , das auf die Flexibilisierung
der Aluminiumproduktion in Korrelation zur Verfügbarkeit Erneuerbarer Energien
als Beitrag der energieintensiven Industrien zur Netzstabilität zielt.
Das AmpaCity-Projekt erprobt den nahezu verlustfreien Stromtransport über ein weltweit
einzigartiges ca. 1 km langes Supraleitersystem (7)
10
Abb. 10.10: AMPACITY – Pilotstrecke Innenstadt Essen (Quelle: RWE AG)
Zur weiteren Förderung der Elektromobilität wird die Anzahl der Ladestationen im öffentlichen
und halböffentlichen Raum kontinuierlich erhöht.
Die Anzahl im öffentlichen Personennahverkehr eingesetzter Hybridbusse soll erhöht werden.
Gemeinsam mit Partnern prüft die Stadt die Rahmenbedingungen für den Einsatz von Elektrofahrzeugen
bei lokalen Flotten- bzw. Fuhrparkbetreibern im City- & Regionalverkehr.
Zu 3:
Die Stadt und ihre Beteiligungsgesellschaften sind gut vernetzt und nehmen aktiv an zahlreichen
„Grünen Netzwerken“ teil.
Dazu zählt das Engagement in kommunalen Netzwerken wie z.B. Konvent der Bürgermeister
oder Deutschen Städtetag; die Beteiligung am Forschungsprogramm Experimenteller
Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt), aber auch die Zusammenarbeit mit den Facharbeitsgruppen
der EnergieAgentur.NRW, der Effizienz-Agentur NRW oder dem Cluster Umwelttechnologien.NRW.
(59)
Intensiv ist die Kooperation mit den am Standort verwurzelten Wissenseinrichtungen wie
Stiftung Mercator oder Universität Duisburg-Essen etwa in der Klima-Initiative Essen oder die
Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst bei Klima(schutz)projekten, die Mitarbeit
im regionalen Netzwerk dynaklim oder die gemeinsamen Aktivitäten mit der Emschergenossenschaft
im Rahmen des Emscher-Umbaus (60) .
11
Die Stadt bearbeitet innovative Spezialthemen z.B. zur Kraft-Wärme-Kopplung in Zusammenarbeit
mit F&E-Einrichtungen wie dem Gas- und Wärme-Institut Essen, der STEAG
oder den Stadtwerken Essen; oder zu geothermischen Fragestellungen in Kooperation mit
dem GeothermieZentrumBochum, der FH Bochum und der Wirtschaftsvereinigung Geothermie.
Für den Wettbewerb InnovationCity Ruhr wurde ein Unterstützernetzwerk aktiviert, in das
über 90 Unternehmen und Institutionen aus Stadt und Region z.T. sehr konkrete Kooperationsvereinbarungen
eingebracht haben.
Zu 4:
Zentrales Element der „klima|werk|stadt|essen“ (38) ist die Klimainitiative (35) , an der die Stadt,
diverse kommunale Beteiligungsgesellschaften sowie Einrichtungen der Universität Duisburg-Essen
beteiligt sind.
Die Klimainitiative zielt auf eine „neue Klimakultur“ in Kommune, Betrieb und Zuhause. Sie
will innovative grüne Technologien und eigeninitiatives Handeln der Marktteilnehmer so verbinden,
dass eine grüne Denkweise für möglichst viele Beteiligte „selbstverständlich“ wird.
Den inhaltlichen Kern bilden die Handlungsfelder Stadtentwicklung, Erneuerbare Energien,
Gebäudesanierung und Mobilität, in denen vielfältige Aktivitäten über die KIE gebündelt werden.
Zentrale Umsetzungseinheit ist die Klimaagentur Essen (55) . Sie macht Umsetzungsaktivitäten
sichtbar und bietet eigene und externe Dienstleistungen ebenso wie innovative grüne
Technologien umfassend, verständlich und neutral an.
Die Klimaagentur stützt sich auf eine Reihe von konkreten Projekten, mit denen Stadt und
Partner zielgruppenspezifische Angebote für Bevölkerung und Industrie fördern, z.B.:
• Das NRW-Programm „Idee – Innovation durch EinzelEigentümer“ ist die Basis des
Essener Projektes „Idee Altendorf“ (61) . Ein Beratungsnetzwerk aktiviert die Innovationskraft
von Immobilieneigentümern und versucht, gerade auch „grüne“ Investitionen
in private Immobilien und ein Engagement der Eigentümer für ihr Quartier zu mobilisieren.
Die Stadt fördert den Ansatz u.a. mit einem Fassadenprogramm, das auch
die energetische Sanierung von Gebäuden unterstützt.
• Das Förderprojekt ÖKOPROFIT ®(3) wird seit über 10 Jahren angeboten. Es zielt auf
aktiven Ressourcenschutz in Betrieben, durch den in der Regel ökologische wie
auch erhebliche ökonomische Effekte ausgelöst werden.
• Der Essener Umweltpreis (53) würdigt besonderes Umwelt-Engagement in Bevölkerung
und Wirtschaft. In der Regel werden die Wettbewerbe so formuliert, dass gerade
auch Beiträge von Kindern und Jugendlichen möglich sind. Ziel ist es, schon in
Kindergärten und Schulen die „grüne Denkweise“ nachhaltig zu etablieren. Die so
geprägten Kinder und Jugendlichen wirken auf den Alltag „zu Hause“ ein und übernehmen
wichtige Multiplikatorfunktionen.
• Im „grünen Klassenzimmer“ des Umweltbildungszentrums „Schule Natur“ steht
Spaß am Entdecken und Mitmachen ebenso im Mittelpunkt wie Lernen. Sie bietet
sowohl im Grugapark als auch in den Essener Wäldern nach dem Motto “Natur erleben
und verstehen“ erlebnisorientierte Kurse für Schulklassen in Biologie, Ökologie
und Umwelt an. Unterschiedliche Themen- und Fachgebiete werden sinnvoll vernetzt.
Jährlich nutzen mehr als 45.000 Schüler das Angebot – Tendenz steigend! (62)
12
• Der EnergieSparService Essen (63) in eine kostenlose Servicedienstleistung für Bürgerinnen
und Bürger, die Energie sparen wollen. Er richtet sich speziell an Haushalte
mit niedrigem Einkommen. Das Arbeitsmarktprojekt qualifiziert gleichzeitig Arbeitslose
zu Energieberatern und bietet diesen so eine neue berufliche Perspektive.
10 D. Hinweise
(0) Umweltwirtschaft:
In „Grünen Sektoren“ tätige Unternehmen gemäß Definition „Leitmarkt Ressourceneffizienz“
des IAT - Institut für Arbeit und Technik Gelsenkirchen im Auftrag der Wirtschaftsförderung
metropoleruhr GmbH 12/2012; vgl.
http://business.metropoleruhr.de/fileadmin/user_upload/wmr.de/tmp/Downloadsneu/Methodenteil_Wirtschaftsbericht_2012.pdf
(1) Wirtschaftsstandort:
http://ewg.de/de/wirtschaftsstandort/wirtschaftsdaten/index.html
(2) Recyclingpapierfreundlichste Stadt Deutschlands:
http://papieratlas.de/index.php?article_id=66
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_733119.html
(3) ÖKOPROFIT ® :
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Oekoprofit.html
(4) Zukunftsvereinbarung Regenwasser:
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Wasser/Regenwasser_Kommunale_Projekte.html
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Wasser/Regenwasser_Zukunftsvereinbarung.html
(5) Aktive Wärmedämmung:
http://www.zollverein.de/#/welterbe/architektur/sanaa-gebaeude
(6) Windkraft-Pilotanlage:
http://www.rwe.com/web/cms/de/477012/rwe-innogy/technologien/neuetechnologien/mikrowind/daten-fakten/
(7) Ampacity-Projekt:
http://www.rwe.com/web/cms/mediablob/de/1892506/data/1891838/1/rwe-deutschlandag/energiewende/intelligente-netze/ampacity/publikationen/Vortrag.pdf
http://www.rwe.com/web/cms/de/1891838/rwe-deutschland-ag/energiewende/intelligentenetze/ampacity/publikationen/
(8) Windheizung:
http://www.energiewelt.de/web/cms/de/1127878/1777520/energieberatung/heizung/heizenmit-oekostrom-rwe-forschungsprojekt-windheizung-zeigt-neue-wege-auf/
(9) meotec:
http://www.meo-tec.de/
(10) Förderung grüner Qualifikationen:
http://www.bew.de/ueber-uns/bildungsstaette-essen.html
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_67/Schule_Natur_im_Grugapark.html
http://www.hdt-essen.de/#{2}
http://www.grugapark.de/schule-natur.html
13
http://www.gwi-essen.de/
http://www.landwirtschaftskammer.de/gartenbau/fachschule/index.htm
http://www.landwirtschaftskammer.de/gartenbau/standorte/essen/index.htm
http://www.schule-der-zukunft.nrw.de/fileadmin/bin/Steckbriefe/Schuldatenbank_ab-
2009/kampagne/stb/stb_pa.php?art=pa&part=3&id=85
http://www.uni-due.de/zwu/
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_10/ausbildung_1/praxisintegriertes_studium
_bauingenieurwesen.html
https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/10/ausbildung/Flyer_Bauingenieurwesen
.pdf
(11) Messe- und Kongressveranstaltungen:
http://www.messe-essen.de
http://www.e-world-essen.com/aktuelles/
http://essenerenergieforum.de/
http://www.essenertagung.de/
http://www.e-mobil-kongress.de/home.html
http://www.geotexpo.com/de/geo_t_expo/index.html
http://www.hdt-essen.de/#{2}
(12) Umweltfreundliche öffentliche Beschaffung:
http://www.vergabe.nrw.de/wirtschaft/Nachhaltigkeit/Umweltschutz/index.html
(13) buy smart:
http://www.buy-smart.info/gruene-beschaffung/gruene-beschaffung-uebersicht
(14) Fairtrade-Towns:
http://www.fairtrade-towns.de/
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_741511.html
http://ris.essen.de/index.do (Ratsvorlage 0462/2012 „Fairtrade-Stadt Essen/Millenniums-Erklärung“)
http://ris.essen.de/document/MgyPhzIfuFYn8Rn6Me.LfxEfw8aq8Xi0MgyPe.EawAWn8Sq9Q
m4PcwCfuEUqAQm1Oi4Pg0KfsASvASi0Ok.Ke1CWsASv6Si1MnzMc1DcsASvBOn6MiyHc1
DcsHTs6Ri4MiyHczCWs9TsASi0Ok.Ke1CWGJ/Vorlage_0462-2012-1A.pdf
(15) Essener Konsens:
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_0116/Essener_Konsens/EssenerKonsens.h
tml
(16) Essen: Neue Wege zum Wasser
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_67/Neue_Wege_zum_Wasser.html
http://www.neuewegezumwasser.de/
(17) Solargenossenschaft Essen:
http://www.solargenossenschaft-essen.de/
(18) Solarkataster:
http://esri.de/about/usergroups/ArcNRW/aknrw33_v5.pdf
(19) Thermografie-Befliegung:
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_62/gebaeude_1.html
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_781563.html
(20) Fördermittel aus Stiftungen:
http://www.stiftung-mercator.de/energiewende-ruhrgebiet
http://www.uni-due.de/wasserbau/upw.php
14
(21) Leitmarkt Ressourceneffizienz (Grüne Sektoren):
http://business.metropoleruhr.de/fileadmin/user_upload/wmr.de/tmp/Downloadsneu/Methodenteil_Wirtschaftsbericht_2012.pdf
S. 6-7
(22) SvB:
Internes Begleitdokument: GHE 2016 - SVB-Daten -
343_163470_SvB_AO_WZ08_Grüne_Sektoren.xls
(23) Grafik:
Begleitdokument: GHE 2016 – Grafik Ressourceneffizienz Ruhr (in Text eingefügt)
(24) Kfz-Zulassungen 2011:
Internes Begleitdokument: GHE 2016
(25) Ladesäulen für Elektrofahrzeuge:
https://www.rwe-mobility.com/web/cms/de/1195202/emobility/rwe-ladesaeulenfinder/
http://e-tankstellen-finder.com/at/de/elektrotankstellen
(26) Ruhrauto-e:
http://www.ruhrautoe.de/
(27) Versuchszone Elektromobilität im Alltag::
http://www.unperfekthaus.de/city-nord/
http://www.trailer-ruhr.de/city-nord-elektrisiert
http://www.umwelttisch.de/?p=824
(28) E-Bike:
http://www.neue-arbeit-essen.de/index.php?id=107
(29) Erdgasfahrzeuge:
http://www.derwesten.de/staedte/essen/1000-erdgasautos-fahren-durch-essenid7118483.html
(30) Umwelt-Taxen-Essen:
http://www.gastip.de/News/22804/Essen-Erdgas-Taxis-haben-20-Millionen-Kilometerzurueckgelegt.html
(31) Klima-Bündnis:
http://www.klimabuendnis.org/
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Klima/Integriertes_Energie_und_Klimakonzept.html
(32) ALTBAUNEU ® :
http://www.alt-bau-neu.de/
http://www.alt-bau-neu.de/essen/
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Energie/AltBauNeu.html
(33) Europäische Energie- und Klimaschutzkommune:
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_542032.html
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Energie/European_Energy_Award_Startseite.html
(34) Konvent der Bürgermeister:
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_611009.html
http://www.konventderbuergermeister.eu/index_de.html
15
http://ris.essen.de/document/MgyPhzIfuFYn8Rn6Me.LfxEfw8aq8Xi0MgyPe.EawAWn8Sq9Q
m4PcwCfuEUqAQm1Oi4Pg0KfsASvASi0Ok.Ke1CWsASv6Si1MjyGc-
CasASvBOn6MiyHczCWsFSq7Pl6MnzMc0Cfs9TsASi0Ok.Ke1CWGJ/Vorlage_1419-2010-
6A.pdf
(35) Klimainitiative Essen:
http://klimainitiative-essen.blogspot.de/
(36) Wettbewerb Energieeffiziente Stadt:
https://www.wettbewerb-energieeffiziente-stadt.de/
(37) InnovationCity Ruhr:
http://www.icruhr.de/index.php?id=132
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_196289.html
(38) klima|werk|stadt|essen:
http://www.klimawerkstadtessen.de/startseite.html
(39) Klimakampagne:
http://www.essen.de/de/Leben/unsere_stadt_unser_klima/Aktuell_2/Kampagnen_Start/DIR_
KampagnenStart.html
(40) IEKK:
http://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/59/klima/IEKK_2009_02_03_Master.pdf
(41) ExWoSt:
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Klima/bundesmodellvorhaben_des_experimentellen_
wohnungs__und_staedtebaus__exwost_.html
(41-a) Eurocities:
http://www.eurocities.eu/
http://ris.essen.de/document/MgyPhzIfuFYn8Rn6Me.LfxEfw8aq8Xi0MgyPe.EawAWn8Sq9Q
m4PcwCfuEUqAQm1Oi4Pg0KfsASvASi0Ok.Ke1CWsASv6Si1Ng0Pc1DcsASvBOn6MiyHdw
GfsHTs6Vi4Ng0PcxCas9TsASi0Ok.Ke1CWGJ/Vorlage_0906-2013-1A.pdf
(42) IEKK-Bilanzbericht:
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Klima/Integriertes_Energie_und_Klimakonzept.html
http://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/59/klima/IEKK_Bilanzbericht_2012_intern
et.pdf
http://ris.essen.de/document/MgyPhzIfuFYn8Rn6Me.LfxEfw8aq8Xi0MgyPe.EawAWn8Sq9Q
m4PcwCfuEUqAQm1Oi4Pg0KfsASvASi0Ok.Ke1CWsASv6Si1Nf-
MczCWsASvBOn6MiyHdvFcsDSm6Vi4MnzMc1Dcs9TsASi0Ok.Ke1CWGJ/Vorlage_1911-
2012-1A.pdf
(42-a) CO 2 -Bilanz:
http://ris.essen.de/document/MgyPhzIfuFYn8Rn6Me.LfxEfw8aq8Xi0MgyPe.EawAWn8Sq9Q
m4PcwCfuEUqAQm1Oi4Pg0KfsASvASi0Ok.Ke1CWsASv6Si1Nf-
McxCasASvBOn6MiyHdvFcsBSq6Si1MjyGduEbs9TsASi0Ok.Ke1CWGJ/Vorlage_1653-
2012-6A.pdf
16
(42-b) Energiebericht:
http://ris.essen.de/document/MgyPhzIfuFYn8Rn6Me.LfxEfw8aq8Xi0MgyPe.EawAWn8Sq9Q
m4PcwCfuEUqAQm1Oi4Pg0KfsASvASi0Ok.Ke1CWsASv6Si1MmyPcxCasASvBOn6MiyHc0
CfsBSq6Vi4MiyHdwGfs9TsASi0Ok.Ke1CWGJ/Vorlage_1269-2011-6A.pdf
http://ris.essen.de/document/MgyPhzIfuFYn8Rn6Me.LfxEfw8aq8Xi0MgyPe.EawAWn8Sq9Q
m4PcwCfuAUrBOn6Re1MewEbuCav9Pq4Pn.Pe-
IXw8aqBOn6Qm4PcwCfwCSm8Uk4OnyGcwCfsCSn7Qm9MgyPhuHcsCSn7Qm9Nf-
MdvFcsHTs6Pj6QiyGe.EauHSmGJ/Energiebericht_2010.pdf
(43) STEP 2015+:
http://www.essen.de/de/Leben/planen__bauen_und_wohnen/planen/STEP2015_Phase_I/ST
EP2015_Oeffentlich.html
(44) Konjunkturpaket II:
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_692921.html
(45) Leitfaden für eine energetisch optimierte Stadtplanung:
http://www.essen.de/de/Leben/planen__bauen_und_wohnen/planen/Aktuelle_Stadtplanunge
n/Klimaschutz.html
(46) Klimaschutzsiedlung:
http://www.allbau.de/wir-ueber-uns/unternehmen/dilldorfer-hoehe-klimaschutzsiedlung.html
http://www.100-klimaschutzsiedlungen.de/
(47) Biomasse-Heizwerk:
http://www.evv-online.de/geschaeftsfelder/waermeverkauf/biomasse-als-energiequelle.html
(48) metropolradruhr:
http://nextbike.net/mr/index.php?id=standorte-ruhr&L=
(49) Nachhaltige Waldbewirtschaftung:
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_67/Waldpflege.html
(50) Klimabotschafter:
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Klima/Klimabotschafter_in_Essen.html
http://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/59/klima/Flyer_Klimabotschafter2011_ohn
e.pdf
(51) EWG:
www.ewg.de
(52) 18. Weltwasserstoffkonferenz WHEC Essen 2010:
http://www.whec2010.com/
(53) Luftreinhalteplan:
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Luft/Umweltzonen/LKW.html
https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/59/luft/Umweltzone_Essen_2008_2012.p
df
(54) Essener Umweltpreis:
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Umweltpreis.html
(55) Ideen- und Kooperationsbörse Ruhr:
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_793433.html
http://www.kooperation-anpassung.de/pilotregionen/region-ruhr-essen.html
17
http://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/59/klima/Steckbrief_Kooperationsboerse_
Region_Ruhr.pdf
(56) Klimaagentur:
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_800701.html
http://www.klimawerkstadtessen.de/sonstige-seiten/kontakt.html
(57) Essen.2030:
http://www.essen.de/de/Leben/essen_2030/essen2030_start.jsp
https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/0116/essen_1/Ausarbeitung_zum_Proje
ktstatus_vorlage_zum_20130717.pdf
(58) Virtuelle Batterie:
http://www.aluinfo.de/index.php/gda-news-de/items/trimet-entwickelt-virtuellenstromspeicher.5010.html
http://www.trimet.de/14.html?&tx_ttnews[tt_news]=204&tx_ttnews[backPid]=13&cHash=7218
b6ffc14ea389226dc2824da7f9b2
http://www.metalleproklima.de/presse/tagesmeldung/bundesumweltminister-altmaier-zugast-beim-werkstoffspezialisten-trimet
(59) Kommunale Netzwerke (Auswahl):
http://www.staedtetag.de/
http://www.konventderbuergermeister.eu/index_de.html
http://www.energieagentur.nrw.de/
http://www.efanrw.de/
http://www.umweltcluster-nrw.de/
(60) Emscher-Umbau:
http://www.eglv.de/wasserportal/emscher-umbau.html
http://www.neuewegezumwasser.de/index.php?center=progra/emscherumbau.php&navi=na
vigation/programm.php&re=progra/navi_emscherumbau.php
(61) Idee Altendorf:
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_787077.html
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_68/idee_altendorf.html
https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/68/Flyer_IdEE_Altendorf.pdf
(62) Umweltzentrum „Schule Natur“:
http://www.grugapark.de/schule-natur.html
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_67/Schule_Natur_im_Grugapark.html
(63) EnergieSparService Essen:
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_773393.html
http://www.energiesparservice-essen.de
https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/0107_1/EnergieSparService_2010.pdf
https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/0107_1/flyerenergiesparserviceessentue
rkisch.pdf
https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/0107_1/flyerenergiesparserviceessenrus
sisch.pdf
18
Themenfeld 11: Energieeffizienz
11 A. Gegenwärtige Situation
Der Endenergieverbrauch hat sich in Essen von 16,9 TWh 1990 um 2,1 auf 14,8 TWh 2009
verringert. Das entspricht einer Reduzierung um 12,2% (Abb. 11.1). Bezieht man die
Vorketten der Energiebereitstellung in die Betrachtung mit ein (Life-Cycle-Assessment /LCA-
Ansatz), so sank der Primärenergieverbrauch der Stadt Essen von 25,0 TWh in 1990 auf
21,3 TWh im Jahr 2009 (-14,5%) [1].
Abb.11.1: Entwicklung des Endenergieeinsatzes in Essen 1990 – 2009 (GWh), Gesamtenergie ohne Vorketten
(Quelle: Stadt Essen)
Insgesamt beträgt der Endenergieverbrauch für Raumwärme in Essen knapp 7,0 Mrd. kWh
pro Jahr und somit ca. 45 % des Endenergieverbrauchs.
In Essen gibt es 87.500 Gebäude mit 320.300 Wohnungen. Die Eigentümerquote von
19,3%, ist ein typischer Wert für verdichtete Städte mit hohem Anteil an
Wohnungsunternehmen. Die relativ geringe Neubaurate (in den letzten 20 Jahren zwischen
200 und 500 Häusern pro Jahr) verdeutlicht die Bedeutung der Bestandsanierung zur
Verringerung des Raumwärmebedarfs. Das Mieter-Investoren-Dilemma ist insbesondere im
Norden von Essen ein ausgeprägtes Hemmnis für die Gebäudesanierung, da Eigentümer
kaum Grundmietenerhöhungen durchsetzen können.
1
Abb.11. 2: a) Aufteilung der Raumwärmenachfrage in Essen 2009 nach Energieträgern (Endenergie),
b) Entwicklung der Zählpunkte für Nachtspeicherheizungen und Wärmepumpen
(unterschiedliche Skalierung der Ordinate beachten) / (Quelle: Stadt Essen)
Über die Hälfte des Raumwärmebedarfs wird durch Gas gedeckt. Es folgen Fernwärme mit
steigender und Nachtspeicherheizungen mit abnehmender Tendenz (Abb. 11.2). Ende 2012
waren noch über 25.000 Zählpunkte für Nachspeicherheizungen vorhanden, welche in 2012
338 GWh Strom verbraucht haben [2].
Die etwa 1.200 stadteigenen Immobilien verbrauchten in 2012 witterungsbereinigt 156 GWh
zur Wärmeversorgung, etwa 3% der in Essen verbrauchten Raumwärme [3].
In stadteigenen Gebäuden konnte durch die Kombination bautechnischer und
verhaltenssteuernder Maßnahmen der Energieverbrauch in den letzten 10 Jahren um 16%
von 228 GWh in 2002 auf 192 GWh im Jahr 2012 gesenkt werden (Abb. 11.3).
Abb.11.3 a) Energiekosten und Gesamtenergieverbrauch
b) Kosten und Heizenergieverbrauch der Städtischen Immobilien der Stadt Essen
(Quelle: Stadt Essen)
Der Heizenergieverbrauch sank dabei überproportional um 30% (Abb. 3) und betrug 2012
116 [kWh/m 2 ] 1 .
1 Die Entwicklung des Verbrauches kann nicht in [kWh/m 2 ] angegeben werden, da die Aufmaße nicht einheitlich
vorhanden sind
2
Der Ausbau der erneuerbaren Energien für Strom und Wärme ist neben der Energieeffizienz
Kernbestandteil der Klimaschutzstrategie der Stadt Essen unter der Dachmarke
klima|werk|stadt|essen [4]. Die Anzahl und Leistung der Photovoltaikanlagen stieg in den
letzten Jahren dynamisch auf über 1.200 Anlagen im Stadtgebiet; auch die
Stromerzeugung aus Biomasse hat erheblich zugenommen. Bei der Stromerzeugung aus
erneuerbaren Energien 2 dominiert die Wasserkraft mit über 50% Anteil (Abb.11.4) im Jahr
2011 [5]. Zusätzlich speist das größte Laufwasserkraftwerk an der Ruhr in Baldeney
(2 Kaplanturbinen mit 9,2 MW installierter Leistung) durchschnittlich jährlich 30 GWh ins Netz
[6].
Abb.11.4: Entwicklung der Anlagen zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in Essen nach EEG,
a) Installierte Leistung, b) Stromerzeugung in 2011 [5] / (Quelle: Stadt Essen)
Im Wärmebereich sind bei den Erneuerbaren Energien vor allem die Nutzung von Abfällen 3
und Biomasse relevant.
Auch der Ausbau der geothermischen Nutzung des Untergrundes ist ausdrückliches Ziel.
Bereits jetzt existieren über 500 Erdwärmesondenanlagen im Stadtgebiet. Insgesamt waren
Ende 2012 über 700 Zählpunkte für Wärmepumpenstrom vorhanden und damit fünfmal so
viele wie 2006 (Abb. 11.2b) [2].
Die durch Solarkollektoren erzeugte Leistung hat sich innerhalb von fünf Jahren fast
verdoppelt (2005: 22.411 MWh, 2010: 37.673 MWh) [7].
Essen verfügt über ein leistungsfähiges Fernwärmenetz. Fernwärme wird zu über 90% im
KWK-Prozess erzeugt (Müllheizkraftwerk Essen-Karnap wichtigster Wärmelieferant mit 76%
Anteil an Fernwärmelieferung in 2011, Fernwärmeanteil fast 20% des Wärmebedarfs) (Abb.
11.2a). Vor allem in verdichteten Stadtgebieten ist sie von Bedeutung. Dezentrale Anlagen
(Blockheizkraftwerke, z.T. Bio-Erdgas-befeuert / (BHKW), werden für Quartiere, einzelne
Wohngebäude und Krankenhäuser vermehrt eingesetzt.
2 Nach Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz – EEG)
3 Thermische Müllverwertung im MHKW Karnap gilt als Wärmeversorgung aus Erneuerbaren Energien im Sinne
des Erneuerbare Energien Wärme Gesetzes (EEWärmeG)
3
2011 wurden in Essen vom Gesamtstromverbrauch von 3.167 GWh Strom 13,1% durch
erneuerbare Energien (68,9 GWh) und Kraft-Wärme-Kopplung (346,2 GWh) lokal produziert.
Dächer städtischer Liegenschaften werden für Bürgersolaranlagen zur Verfügung gestellt.
Bis 2013 sind 19 Bürgersolarstromanlagen mit einer Leistung von 678 kWp bereits realisiert;
weitere Dächer stehen zur Verfügung. Zur Deckung des Wärmeverbrauchs stadteigener
Liegenschaften werden auch Holzpellets, Solarthermie, Abwärme und Kraft-Wärme-
Kopplung genutzt.
Durch den kompletten Ersatz der Gasleuchten und von 18.000 L12-Leuchten durch
Natriumdampf-Hochdruckleuchtmittel konnte der Energieverbrauch in den letzten fünf Jahren
um 15 Mio. kWh und die CO 2 -Emissionen um 3.000 t jährlich gesenkt werden [8]. Die
großformatigen Leuchtmotive der Essener Lichtwochen werden seit 2008 mit 650.000 LED-
Lampen generiert. Im Grugapark werden 280 Leuchten auf LED-Technik umgebaut.
11 B. In der Vergangenheit erzielte Ergebnisse
Effizienzsteigerung ist zentraler Baustein der Klimaschutzstrategie der Stadt Essen [9]. Ein
großes Potenzial besteht im Gebäudebereich – sowohl beim Neubau als auch der
energetischen Bestandssanierung. Daher engagiert sich Essen hier auf vielfältige Weise:
• Mit einem Beratungs- und Dienstleistungsangebot der Klimaagentur Essen 4 , das die
Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer in allen Phasen des Sanierungsprozesses von
der Erstanalyse über die Planung, die Finanzierung, die Einbeziehung der
Mieterschaft und die Durchführung der Sanierung unterstützt.
• Mit der Aufnahme energetischer Aspekte in kommunale Förder- und
Modernisierungsprogramme (Hof- und Fassadenprogramm) [10],
• durch enge Zusammenarbeit mit unserer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft
Allbau AG, die jährlich 3% der Fläche energetisch sanieren,
• durch Festsetzung energetischer Standards (Leitfaden für energetisch optimierte
Stadtplanung [11]) bei Bebauungsplänen, beim Verkauf oder bei der Verpachtung
kommunaler Grundstücke,
• durch den Bau ganzer Siedlungen im Passivhausstandard (Abbildung 11.5 oben)
oder
• durch das komplette Erschließen neuer Baugebiete durch Nahwärmenetze
(Abbildung 11.5 unten).
4 Ausführlich erläutert im Themenfeld 1
4
Abb.11.5: Energetisch optimierter Wohnungsbau mit innovativen Nahwärmenetzen in Essen:
Klimaschutzsiedlung Dilldorfer Höhe und Seebogen - Kupferdreh (unten rechts)
(Quelle: Stadt Essen)
Für die städtischen Immobilien ist die Aufgabe im Rahmen der Wirtschaftlichkeit und der zur
Verfügung stehenden Mittel maximale Einspareffekte zu realisieren. Ziel ist es, für den
städtischen Gebäudebestand eine Sanierungsquote von 2,5%-3% zu erreichen. Der jährliche
notwendige Kostenansatz für eine energetische Sanierung von 2,5% der Gebäudeflächen
beträgt rund 17,5 Mio. € 5 . Die Berücksichtigung paralleler Grundsanierungen ergibt einen
finanziellen Bedarf von über 50 Mio. € pro Jahr über 40 Jahre, gegenüber einem Ist-Budget
von jährlich ca. 13,4 Mio. € [12]. Zur Effizienzstrategie „maximale Senkung der
Energieverbräuche“ gehört daher auch die Reduzierung der Gebäudeflächen der
stadteigenen Immobilien und damit des beheizten Raumvolumens. Ziel sind u.a. größere,
effizientere Schulkomplexe 6 .
5 Bei angenommenen mittleren Kosten von 466€/m 2 und 37.500 m 2 zu sanierender Fläche
6 Heinz Nixdorf Berufskolleg, Gustav Heinemann Gesamtschule, Gymnasium Nordost, Gesamtschule Bockmühle
5
Fördermittel („Konjunkturpaket II“) ermöglichten koordinierte Maßnahmen [13]: Insgesamt
wurden innerhalb von 2 Jahren 63 Schulen, Kindertagesstätten und Feuerwachen und
weitere 37 stadteigene Gebäude mit 51,8 Mio. € energetisch saniert. Bei den Sport- und
Bäderbetrieben Essen sind Maßnahmen mit einem Investitionsvolumen von 12,4 Mio. €
umgesetzt worden.
Im Rahmen des Investitionspakts (Bund/Länder/Kommunen) zur energetischen Erneuerung
sozialer Infrastruktur wurden in drei Schulen insgesamt 4,98 Mio. €, davon 3,3 Mio. €
Fördermittel, für energetische Sanierungen eingesetzt 7 [14] (erwartete theoretische
Heizenergieeinsparungen rund 65 %).
Wo immer möglich setzt die Stadt Essen dabei erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-
Kopplung ein, was sich insbesondere im Fernwärmeanteil von über 30% am
Heizenergiebedarf ausdrückt. Auf kommunalen Dachflächen stehen derzeit
Bürgersolaranlagen mit 678 kWp. Die städtischen Immobilien werden mit zertifiziertem
Ökostrom versorgt [15].
Die Stadt Essen setzt auch Contracting als innovative Finanzierungsmodelle ein. Die
Kälteanlage des Rathauses (größtes Verwaltungsgebäude der Stadt, 80.000 m 2 BGF,
Baujahr 1979) wird über Kälteliefercontracting betrieben. Der Energieverbrauch wird um über
63 % reduziert werden [16].
Im Neubau hat Essen das Ziel, Schulen und Kindertagesstätten im Passivhausstandard zu
errichten, bereits im Gymnasium Überruhr und im Neubau "Haus des Lernens" in Essen-
Haarzopf umgesetzt, wo die Funktionalität der unterschiedlichen Nutzungen "Grundschule-
Offener Ganztag-Kindertagesstätte" berücksichtigt wurde (Abb. 11.6).
Abb. 11.6: Passivhausanbau Gymnasium Essen Überruhr und Haus des Lernens in Essen- Haarzopf
(Quelle: Stadt Essen)
7 Laurentiusschule, Traugott-Weise-Schule, Schule im Bergmannsfeld
6
Auch die ortsansässige Wirtschaft setzt im Neubaubereich neue Maßstäbe. ThyssenKrupp
hat das Gold-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen für den Bau des
Headquarters erhalten [17].
Abb. 11.7: ThyssenKrupp Headquarter (Quelle: ThyssenKrupp AG)
Auf dem Weltkulturerbe Zeche Zollverein wurde im Jahr 2006 mit dem SANAA-Gebäude
(Designschule) ein Symbol für den Strukturwandel im Ruhrgebiet errichtet. Es verfügt über
ein außergewöhnliches Energiekonzept zur Bauteilaktivierung der Betonschale durch
Grubenwasser, das bisher ungenutzt abgeleitet wurde [18].
Das Biomasseheizwerk im Grugapark ist Beispiel für gelungene Nahwärmekonzepte. Im
Mittelpunkt des Projektes mit einer Investitionssumme von 4.4 Mio. € steht die energetische
Nutzung der eigenen Grünabfälle zur Wärmeversorgung aller 17 Gebäude in der Gruga über
ein 3.300 Meter langes Nahwärmenetz. Jährlich werden durch diese Maßnahme etwa 1.450
Tonnen CO 2 eingespart.
Abb. 11. 8: Biomasseheizwerk im Grugapark (Quelle: Grün und Gruga Essen)
7
Mit Fernwärme wird energieeffiziente Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung betrieben: Aktuell wird
durch die Steag AG eine Kompaktanlage mit 50 kW Absorptionskälteleistung installiert. 8
Für die über 30.000 Bedarfsgemeinschaften mit Transfergeldbezug in Essen bietet das
Projekt EnergieSparService Essen kostenlose Energieberatungen vor Ort an. Menschen aus
dem zweiten Arbeitsmarkt werden zu Energieberatern ausgebildet. Derzeit 30
Energieberater besuchen einkommensschwache Haushalte und zeigen den Bewohnern
Energiesparmöglichkeiten auf und können den Haushalten neben der Energieberatung
kostenlos Energiesparartikel wie z.B. Energiesparlampen direkt installieren [19].
Für die Unternehmen in der Stadt bietet das Projekt ÖKOPROFIT® seit über 10 Jahren ein
bewährtes Beratungstool. Über 81 Unternehmen konnten bisher ca. 39.000 t CO 2 und fast
94 GWh Energie pro Jahr einsparen [20].
Bei der Beschaffung von Waren und Dienstleistungen berücksichtigt die Stadt Essen deren
gesamte Lebensdauer – von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung – und
trägt so zu einer Senkung des Energie- und Ressourcenbedarfs bei.
Eine stadtweite Kontrolle erfolgt über die CO 2 -Bilanzen des Umweltamtes. Sie soll durch die
Entwicklung eines gebäudescharfen GIS-gestützten Energienutzungsplans (ENP) noch
verbessert werden. Der ENP umfasst die Ermittlung der Ist-Situation, die Prognose des
weiteren Verlaufs der Ist-Werte, den Vergleich der Prognose mit den Zielwerten und das
Reporting aller Ergebnisse. Der ENP ermöglicht die Entwicklung von angepassten
Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz insbesondere auch auf
Quartiersebenene, z.B. durch Wärmenetze (vgl. 11 C).
8 bei der WSG Wärmezähler-Service GmbH einem Gemeinschaftsunternehmen STEAG FW u. SW Dinslaken
8
11 C. Zukunftspläne
Essen hat klare Ziele, Energie- und Klimakonzepte und Klimaschutzmanagementsysteme
(z.B. European Energy Award, Konvent der Bürgermeister).
Ziele des Klima-Bündnis
Reduzierung des CO 2 -Ausstoßes um 10% alle 5 Jahre,
Halbierung der pro-Kopf Emissionen bis spätestens 2030 (Basisjahr 1990),
Schutz der tropischen Regenwälder durch Verzicht auf Tropenholznutzung
Ziel des Konvents der Bürgermeister/innen
Die Unterzeichnerstädte des „Konvents der Bürgermeister“ verpflichten sich, die 20/20/20-
Ziele bis 2020 der Europäischen Union zu übertreffen.
Ziele der Bundesregierung
Reduzierung der CO 2 -Emissionen um 40 % bis 2020 (Basisjahr 1990)
Verminderung der CO 2 -Emissionen um 80 % – 95 % bis zum Jahr 2050
(entsprechend etwa 2,5 Tonnen CO 2 -Äquivalent/Einwohner/in).
Ziele der Landesregierung (Klimaschutzgesetz NRW vom 23.01.2013 / Erstes in
Deutschland)
Klimaschutz wird zur Pflichtaufgabe
Ziel: CO 2 -Einsparung um 25 % bis 2020 / Erstellung eines Klimaschutzplanes für NRW
Abb. 11.9: Die Klimaschutzziele, zu denen sich die Stadt Essen bekannt hat [5]
Mit dem Integrierten Energie- und Klimakonzept (IEKK) hat die Stadt Essen unter der
Dachmarke klima|werk|stadt|essen eine Gesamtstrategie zum Klimaschutz und zur
Klimaanpassung als Beitrag zur integrierten nachhaltigen Stadtentwicklung unter dem
Leitbild der kompakten, ressourcenschonenden Stadt aufgelegt [9].
Die Potenziale zur Erzeugung von Windenergie (
Abb.11.10: Entwicklung der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien auf dem Stadtgebiet in Essen
(Quelle: Stadt Essen)
Eine besondere Bedeutung messen wir der wachsenden Zusammenarbeit in der Metropole
Ruhr bei. Aufgrund der unterschiedlichen Standortbedingungen für die Nutzung erneuerbarer
Energien lassen sich die Gesamtziele nur über regionale Konzepte und interkommunale
Kooperationen realisieren. Die Wärmeversorgung wird über die Verknüpfung der
Fernwärmeschienen Rhein-Ruhr regional entwickelt. Die Stadt Essen wird nur durch den
Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien aus der Region eine vollständig regenerative
Versorgung erreichen können.
Neben der Steigerung der Produktion aus erneuerbaren Energien ist daher der Strombezug
ein entscheidender Faktor. Hier ist die Stadtverwaltung mit einem Bezug von 100% Strom
aus zertifiziert erneuerbaren Energien Vorbild [15]. Eine Umstellung von 100% der
Haushalts- und 20% der Wirtschaftsverbräuche auf Ökostrom würde allein 23% der CO 2 -
Emissionen des Stromverbrauchs 1990 bzw. jährlich 424.600 t CO 2 vermeiden.
Das wirtschaftliche Potenzial für Fernwärme- und Einzelobjekt-KWK in Essen (bei
Anschlussgrad 90%) entspricht mit 4.375 GWh einem Anteil von bis zu 70% am derzeitigen
Nutzwärmebedarf der Stadt [23]. Ein Ausbau der KWK-ist daher zentrales Strategieelement
für die zukünftige energieoptimierte Wärmeversorgung (auch über regenerativ erzeugtes
Methan).
Die Stadt stellt derzeit einen Energienutzungsplans (ENP) auf. Dieser soll helfen die
Potenziale der KWK, von Fern- und Nahwärmenetzen, der Abwärmenutzung und der
erneuerbaren Energien konsequent auszuschöpfen. Grundlage ist eine Datenerhebung der
Wärmeverbräuche über die Energielieferungen und die Thermalbefliegung des gesamten
Stadtgebietes [24]. Kernpunkte von Maßnahmenplänen des ENP sollen sein:
10
• Sanierungsfahrpläne für Einzelgebäude und Stadtquartiere
• Ausbau der KWK (Fernwärme, Nahwärmenetze, Mini- und Mikro-BHKWs, Virtuelle
Kraftwerke)
• Substitution fossiler Anteile der Fernwärmeversorgung durch regenerative
Energiequellen
• Ersatz der Nachtspeicherheizungen in Mehrfamilienhäusern bis 2025
• Punktuelle Nutzung von Wärme aus Grubenwasser
• Konsequente Abwärmenutzung
• Einsatz solarer Prozesswärme
• Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung.
Das Informations- und Beratungsangebot der Klimaagentur für die Bürgerschaft und
Unternehmen wird in diesem Sinne konsequent erweitert. Eine Beratung soll dabei die
energetische Modernisierung der Gebäude und Quartiere, die Potenziale für erneuerbare
Energien und die vorhandenen Akteurskonstellationen gemeinsam betrachten, um daraus
ganzheitliche Sanierungsstrategien abzuleiten. Das Problem der vielen Akteure ist ein
zentrales Hemmnis für die häufig aus planerischer Sicht zu favorisierenden
Quartierslösungen. Hier soll die Klimaagentur Akteure vor Ort - sowohl auf der Investorenals
auch auf der Kundenseite - koordinieren und aktivieren.
Insbesondere öffentliche Gebäude sollen ihrer Vorbildfunktion gerecht werden und im
Mittelwert soll die gesamte Energieeinsparung auch über Bestandsreduktionen bis 3% pro
Jahr erreichen. Mindeststandard im Neubau ist „Passivhaus-Standard“. Der verbleibende
Wärmebedarf soll, soweit Fernwärme nicht möglich, über erneuerbare Energieträger gedeckt
werden.
Die energetische Stadtsanierung, die Stärkung des Umweltverbundes (inklusive Carsharing),
die niederschwelligen Angebote zur Energieberatung, eine klimafreundliche Beschaffung,
Energieeffizienz in der Industrie und im Gewerbe – all dies werden wir weiter mit den
Stadtwerken Essen und weiteren Partnern wie der Verkehrsgesellschaft via, der städtischen
Wohnungsbaugesellschaft Allbau AG, der Bürgerschaft, Unternehmen und Organisationen
vorantreiben.
Letztlich entscheiden wird sich die Energiewende in Essen jedoch mit dem Selbstverständnis
und der Kultur, mit der wir Energie nutzen, teilen und sparen. Die Stadt Essen unterstützt die
innovativen und lebensnahen sowie regionalen und dezentralen Lösungen zum Klimaschutz
auf dem Weg in eine neue Klimakultur. Der Handlungsansatz einer Kulturveränderung gilt im
Sinne der integrierten Stadtentwicklung auch für den umfassenderen Bezugsrahmen
nachhaltiger Entwicklung.
Essen setzt hier auf Stadtteilebene an, stellt die lokale Lebensqualität in den Mittelpunkt der
Betrachtungen und fördert das Engagement für den Nahraum [25]. Die Berücksichtigung der
Nachhaltigkeitsaspekte Umwelt, Klima, Soziales, Zusammenleben wird in den
Stadterneuerungsprojekten wie Altendorf/Niederfeldsee gelebt [26].
11
Die Entwicklung nachhaltiger Lebensstile findet beispielhaft in der Transition-Town-
Bewegung Ausdruck. Zentrales Thema der Essener Aktivitäten in diesem Zusammenhang
sind Lebensmittel. Der Trend zu regionalen, saisonalen Lebensmitteln wird durch urbanes
Gärtnern in den Gemeinschaftsgärten erfahrbar [27].
Das System Stadt in Richtung Minderung des Gesamtenergieverbrauchs durch Optimierung
der Transport- und Kommunikationswege, der industriellen Verfahrensweisen sowie der
Import- und Exportketten betrachtet die Universität Duisburg-Essen im Profilschwerpunkt
„Urbane Systeme“ [28]. Ziel ist es, ganzheitliche Lösungen zu entwickeln. Innerhalb ihrer
Kompetenzfelder kooperieren 70 Wissenschaftler aus 11 Fakultäten unter dem Dach
„Urbane Systeme“ in wechselnden interdisziplinären Kombinationen.
11 D. Hinweise
[1] Stadt Essen (2012): CO2-Bilanz für Essen 1990-2009,
http://www.klimawerkstadtessen.de/klimawandel-politik/klimabilanz-essen.html
[2] Daten von der RWE Deutschland AG aus dem internen Bereich der Seite für
Kommunen mit RWE-Konzessionsverträgen: https://www.e-kommune.de
[3] Stadt Essen (2013): Energiebericht (der Immobilienwirtschaft) 2013
[4] Zentrale Informationsplattform: http://www.klimawerkstadtessen.de
[5] Daten zu Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nach § 52 Abs. 1
Nr. 1 Erneuerbare Energien Gesetz (EEG)
[6] RWE Innogy GmbH: „Wasserkraftwerke an der Ruhr und im Siegerland“,
http://www.rwe.com/web/cms/mediablob/de/1241808/data/1241776/2/rwe-
innogy/presse-news/mediencenter/informationsmaterial/Deutsch-Download-Flyer-
Wasserkraft-an-der-Ruhr-Sieg.pdf
[7] In der Software ECOregion sind die lokal Daten zur Förderung von Wärme aus
Erneuerbaren Energien durch das Marktanreizprogramm (Bund) und progress.nrw
(Land) lokal ausgewertet. Diese gehen in die CO2-Bilanz [1] ein
[8] Rat der Stadt Essen: Entscheidung Vorlage 1537/2010/6A, „Auf dem Weg zu einer
modernen und energieeffizienten Straßenbeleuchtung“
[9] Stadt Essen (2009-2012) „Integriertes Energie- und Klimakonzept der Stadt Essen“
und Bilanzberichte 2011 und 2012 unter
http://www.klimawerkstadtessen.de/klimawandelpolitik/klimakonzept.htmlhttp://www.klimawerkstadtessen.de/klimawandel-politik/
[10] Förderprogramm zur Fassadengestaltung und Innenhofbegrünung:
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_0116/Soziale_Stadt/Soziale_Stadt_
Altendorf/Fassaden_Altendorf/Foerderprogramm_Fassadenbegruenung.html
[11] Stadt Essen (2009): „Leitfaden für eine energetisch optimierte Stadtplanung“,
http://www.essen.de/de/Leben/planen__bauen_und_wohnen/planen/Aktuelle_Stadtpl
anungen/Klimaschutz.html
[12] Rat der Stadt Essen (2012): „Zukünftige Entwicklung des
Immobilienbestandes der Stadt Essen“, Ratsvorlage Nr. 0989/2013/6A
[13] Rat der Stadt Essen (2012): Konjunkturpaket II = Gesetz zur Umsetzung von
Zukunftsinvestitionen der Kommunen und Länder (Zukunftsinvestitionsgesetz -
ZuInvG) hier: Maßnahmen in Essen – Abschlussbericht,, Ratsvorlage Nr.
0706/2012/6A
[14] Rat der Stadt Essen (2009ff): Investitionspakt (Bund/Länder/Kommunen) zur
energetischen Erneuerung sozialer Infrastruktur zuerst beschrieben in Ratsvorlage
Nr. 0199N/2009/6A
[15] Rat der Stadt Essen: Entscheidung 0374/2012/6A des Rates vom 28.03.2012,
„Stromliefervertrag für den städtischen Stromeigenbedarf der Immobilienwirtschaft
12
durch die Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft EVV - Atomfreier Strom“
(nicht öffentlich)
[16] Rat der Stadt Essen: Entscheidung 1074/2013/6A „Vergabe der Lieferung von
Kälteenergie für das Rathaus Essen, Porscheplatz 1, 45127 Essen, nach
europaweiter Ausschreibung“ (nicht öffentlich)
[17] Stadt Essen (2010): „Krupp Gürtel – Essens neue Seite“
http://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/61/dokumente_7/aktionen/kruppgu
ertel_1/Broschuere_KruppGuertel_2010.pdf
[18] SANAA Gebäude auf Zollverein: http://www.folkwanguni.de/home/hochschule/ueber-folkwang/standorte/standort-zollverein-fachbereichgestaltung/sanaa-gebaeude-zollverein/
[19] Homepage des EnergieSparService Essen: http://www.neue-arbeitessen.de/index.php?id=215
[20] Homepage des Projektes ÖKOPROFIT® Esssen:
http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Oekoprofit.html
[21] Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbrauchrschutz Nordrhein Westfalen
(2012): LANUV-Fachbericht 40: Potenzialstudie Erneuerbare Energien NRW, Teil 1 –
Windenergie, 128 Seiten
[22] Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbrauchrschutz Nordrhein Westfalen
(2013): LANUV-Fachbericht 40: Potenzialstudie Erneuerbare Energien NRW, Teil 2 –
Solarenergie, 168 Seiten
[23] Bernd Eikmeier, Marian Klobasa, Felipe Toro, Gerald Menzler et al. (2011)
„Potenzialerhebung von Kraft-Wärme-Kopplung in Nordrhein-Westfalen“,
Auftraggeber: Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur-und
Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen
[24] Homepage des Projektes RWE Thermalbefliegung Essen:
http://www.essen.de/thermografie
[25] Strategieprozess Essen 2030 – Leitprojekt Innovative Urbane Räume Ruhr.
http://www.essen2030.de
[26] Integrierte Stadtteilentwicklung, Programm "Soziale Stadt" in Essen
http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_0116/Soziale_Stadt/Soziale_Stadt_i
n_Essen.html
[27] Transition Town Bewegung Essen mit dem Projekt Gemeinschaftsgärten
Essen, http://gemeinschaftsgartenessen.wordpress.com/
[28] Profilschwerpunkt Urbane Systeme der Universität Duisburg-Essen,
http://www.uni-due.de/urbane-systeme/
13
Themenfeld 12: Integriertes Umweltmanagementsystem
12 A. Gegenwärtige Situation
1. Vision, Strategie
Der nebenstehende Zeitstrahl veranschaulicht die Entwicklung von Organisationen
und Strategien, Leitlinien und Visionen seit 1975 auf dem Weg zu einer
nachhaltigen Stadt.
In den vergangenen 10 Jahren wurden diese Strategien insbesondere durch das
Konzernziel Umweltschutz mit 10 strategischen Teilzielen 1 , den Stadtentwicklungsprozess
„Stadtentwicklung Essen Perspektive 2015+“ (STEP 2015+) 2 und
das Integrierte Energie- und Klimakonzept (IEKK) 3 (133 Maßnahmen)
konkretisiert.
Das in der Kulturhauptstadt 2010 4 gelebte Zusammendenken von Kultur und
Umwelt wird im Bundesforschungsprojekt „Klimainitiative Essen – Handeln in
einer neuen Klimakultur“ 5 weitergeführt.
Beispielhaft für die Integration dieser Initiativen und Leuchtturmprojekt für
vernetztes, nachhaltiges Handeln ist das Programm „Freiraum schafft Stadtraum
– Essen.Neue Wege zum Wasser“ 6 .Es dient der Entwicklung der Freiflächenstrukturen
und ist zugleich ein Förderprogramm für Langzeitarbeitslose.
Die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park (1989 – 1999) und der
Umbau der Emscher von einem offenen Abwassersystem zu einem zu einem
renaturierten Gewässer (bis 2020) sind Beispiele für regionale Zusammenarbeit.
Der Essener Beitrag im Wettbewerb „InnovationCity Ruhr“ 7 zielte auf die Halbierung
der CO 2 -Emissionen eines ruhrgebietstypischen Pilotgebietes mit über
60.000 Einwohnern. Essen wurde durch den Ausrichter des Wettbewerbes, den
Initiativkreis Ruhr 8 , als ‚Finalist‘ gewürdigt.
Visionen, Leitlinien und Leitprojekte werden aktuell in der „Strategie Essen.2030“
gebündelt (siehe Kapitel 12 C).
Sämtliche Visionen, Strategien und Umsetzungsprogramme sind durch
Beschlüsse des Rates der Stadt gestützt und werden von der Stadtverwaltung
umgesetzt. Jedes Umsetzungsprogramm wird durch städtische Eigenmittel und
Förderprogramme (EU, Land, Bund) finanziert 9 .
2. Verwaltung, Überwachung und Bewertung:
Beispielhaft für die Beteiligung der Zivilgesellschaft ist der „Runde Tisch Essener
Umweltverbände und Umweltinitiativen“ (RUTE), 10 der Initiativen gegen
Umweltverschmutzung und Umweltverbände wie NABU, BUND, Greenpeace
oder ADFC vereinigt. Dessen Vorschläge werden von Politik und Verwaltung
regelmäßig aufgegriffen.
Essen nimmt auch aktiv am regionalen Bündnis „Mobilität~Werk~Stadt“ 11 teil, das
als Initiative aus interessierten Bürgern, Politikern Verbänden und Verwaltungen
Strategievorschläge zu umweltfreundlicherer Mobilität im Ruhrgebiet entwickelt.
1
Bei der Erstellung des ersten Lärmaktionsplans 2010 wurde die Bevölkerung über
ein hierfür entwickeltes Online-Tool beteiligt.
Die Anregungen der 65.000 Nutzer wurden aufgegriffen und beantwortet; es
ergaben sich 18 große Maßnahmen, die umgesetzt wurden.
Das Tool wird bis heute nachgefragt. Bei der Aktualisierung der
Lärmaktionsplanung wird diese erfolgreiche Bürgerbeteiligung wiederholt. 12
Auch der aktuelle Strategieprozess „Essen.2030“ findet unter Nutzung
unterschiedlicher Beteiligungsmöglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger statt. 13
Essen hat Umweltschutzfragen seit 1997 in einem Dezernat gebündelt, das
effizient vorsorgende und vollziehende Behörden zusammenfasst.
Neben der hierarchischen Struktur 14 werden aufgabenorientierte Projektstrukturen
(siehe unten: klima|werk|stadt|essen 15 16 ) gelebt.
Die Universität Duisburg-Essen, das Haus der Technik 17 und das
Bildungszentrum für die Entsorgungs- und Wasserwirtschaft (BEW) 18 sind
hochkarätige Kompetenzvermittler in Umweltschutzfragen.
Diese werden ergänzt durch das durch die EU ausgezeichnete Studieninstitut
Essen, 19 das umwelt-, verwaltungs- und europarechtliche Kompetenzen
20 21
vermittelt.
Die Volkshochschule Essen hat mit dem Umweltforum 22 eine eigene
Seminarreihe, die auf Kompetenzförderung der Bevölkerung ausgerichtet ist.
Alle Energie-, Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen von Verwaltung,
Konzerntöchtern und der Stadtgesellschaft werden unter der Dachmarke
klima|werk|stadt|essen gesteuert (Abbildung 12.1).
Der Oberbürgermeister leitet das Gesamtprojekt.
Als Controllinginstrumente für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess
werden CO 2 -Monitoring 23 , European-Energy-Award-(eea)-Audits, der
Sustainable–Energy-Action-Plan (SEAP) des Konvents der Bürgermeister und der
jährliche Bilanzbericht IEKK 24 genutzt.
Überwachungsmaßnahmen der Umweltbehörden werden dokumentiert und
über landesweiten elektronischen Datenaustausch den europäischen Behörden
und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Die medienübergreifende Umweltinspektion gemäß „Industrial Emissions
Directive“ wird durchgeführt.
2
Abb.12.1: Organisationsstruktur der klima|werk|stadt|essen (Quelle. Stadt Essen)
3. Führung
Essen ist seit 1982 Vorreiterin in der Beschaffung umweltfreundlicher Güter; zuletzt fand
im März 2011 ein In-House-Seminar „Buy Smart - Grüne Beschaffung“ statt:
• Essen beschafft Fahrzeuge mit Erdgasantrieb.
• Waren aus ausbeuterischer Kinderarbeit sind geächtet.
Die Rathausgastronomie kauft Fair-Trade-Produkte 25 .
Leuchtturmprojekt: Fair-Trade-Schule Regenbogenschule 26
• Essen erhielt die Sonderauszeichnung als Mehrfachsieger im Wettbewerb
„Recyclingpapierfreundlichste Stadt Deutschlands“. 27
KAKTUS (Kommunales Aktionsprogramm Umwelt und Sport) ist ein Leitprojekt für die
Zusammenarbeit von Umwelt- und Sportbehörde mit dem Essener Sportbund und Grün und
Gruga (ehemals „Grünflächenamt“) 28 29 . Umweltschonende Sportaktivitäten werden
gefördert; Konflikte zwischen Umweltschutz, Naturschutz, Gartenbau und Forstbetrieb und
Sporttreibenden gelöst.
Um Unternehmen bei der Reduzierung ihres Energie- und Ressourcenverbrauchs zu helfen,
hat Essen vor 10 Jahren ÖKOPROFIT ®30 eingeführt. 81 Unternehmen konnten bisher
39.000 t CO 2 und 94 GWh Energie pro Jahr einsparen. Stadteigene Organisationen und
Unternehmen sparten dabei über 1 Mio. €/a.
Essen geht mit der Einführung von EMAS den Weg konsequent weiter. Nach und nach
werden alle städtischen Einrichtungen in das europäische Managementsystem integriert.
Angesichts der polyzentrischen Struktur der Metropole Ruhr wurde 1920 der Siedlungsverband
Ruhrgebiet gegründet, der seit 2004 als Regionalverband Ruhr 31 Marketing- und
Regionalplanungsaufgaben erfüllt. Auch sind Fragen des Wassermanagements nur in
regionaler Zusammenarbeit zu bearbeiten.
3
Mit der Emschergenossenschaft 32 (seit 1899) und dem Ruhrverband 33 (seit 1913)
existieren seit langem Organisationen, mit denen die Stadt Essen eng kooperiert. Im Bündnis
als „Städteregion Ruhr 2030“ hat Essen federführend den Regionalen
Flächennutzungsplan 34 mitentwickelt, der heute das zentrale Steuerungsinstrument in
Raumordnungsfragen darstellt. Mit dem Deutschen Wetterdienst kooperiert Essen in
Klimawandelfragen.
Das Kulturwissenschaftliche Institut (KWI) und die Universität Duisburg-Essen (mit dem
Schwerpunkt „Urbane Systeme“, einem innovativen Querschnittsbereich aus 11 Fakultäten)
sind Partner der Stadt bei der Diskussion neuer räumlicher Strategien und der Klimaagentur
bei der Etablierung einer neuen Klimakultur.
Als Mitglied des Klima-Bündnis nutzt Essen das mit europäischer Unterstützung entwickelte
CO 2 -Monitoring-Tool ECO-Region (Bilanzen seit 2009 mit Basisjahr 1990).
Im Konvent der Bürgermeister wird Essen aktiv durch den Oberbürgermeister vertreten.
Bei EUROCITIES wird sich Essen in den Working Groups aktiv beteiligen.
Anfang 2013 wurde in Essen das Europe Direct Büro eröffnet und Essen die
Landesauszeichnung als europaaktive Kommune 35 verliehen. Ein gelungenes
Kommunikationsbeispiel war die Eröffnungsveranstaltung, bei der internationale
Schülerinnen und Schüler, Stadtverwaltung und lokale, Landes- und Europapolitikerinnen
und –politiker in intensiven Dialog traten.
Die Stadt Essen, Essener Initiativen und Betriebe beteiligten sich bisher an 172 EU-
36 37
Projekten.
Essen liegt in einem der größten Verdichtungsräume Europas; dies bedeutet ein extrem
hohes Verkehrsaufkommen mit den damit einhergehenden Belastungen.
Kohle und Stahl prägten lange Zeit das Gesicht von Stadt und Region. Nachdem diese
Industrien an Bedeutung verloren, führte der Prozess des Strukturwandels hin zum
Dienstleistungs- und Energiewirtschaftsstandort. Obwohl dieser Prozess erfolgreich ist, hat
die Vergangenheit Spuren hinterlassen (Industriebrachen und Altlastenproblematik, sehr
heterogene und sozio-ökonomisch unterschiedliche Stadtteile)
Aufgrund der angespannten Haushaltslage hat Essen nur begrenzte Möglichkeiten, neben
den Pflichtaufgaben das Finanzvolumen für eine wirkungsvollere und schnellere Umsetzung
der existierenden Strategien zu beeinflussen, was ein gewisses Maß an Kreativität
notwendig macht.
4
12.B Umsetzung
Die Stadtverwaltung Essen ist als Konzern organisiert.
Die oberste Führungsebene (Verwaltungsvorstand), wird durch den Oberbürgermeister und
durch den Rat gewählte Geschäftsbereichsvorstände gebildet; ihnen unterstehen die
Fachbereichs- und Werksleitungen.
Abb.12.2: Geschäftsverteilungsplan des Verwaltungsvorstandes der Stadt Essen (Quelle. Stadt Essen)
Städtische Beteiligungsgesellschaften betreuen auch im Umweltbereich ein großes
Aufgabenspektrum. 38 Sie sind über die klima|werk|stadt|essen in die Umsetzung der
Umweltstrategien eingebunden.
Der Rat der Stadt Essen 39 hat für Fragen des Umwelt- und Verbraucherschutzes einen
eigenen Ausschuss eingerichtet.
Die Steuerung der Entscheidungsprozesse zum Erreichen der Umweltvisionen liegt beim
Oberbürgermeister. Gemeinsam mit den Geschäftsbereichen ”Umwelt und Bauen” und
”Planen” und den Beteiligungsgesellschaften werden die ökologischen Visionen
vorangetrieben.
Das Haushaltsvolumen der Stadt Essen beträgt 2013 / 2014 pro Jahr rd. 2,6 Mrd. €.
Die Stadtverwaltung sowie die Eigenbetriebe und Beteiligungsgesellschaften investieren
große Summen für Umweltschutzmaßnahmen.
5
Die folgenden Abbildungen 12.3 a-c bieten eine Übersicht über wichtige Projekte.
Abb.12.3 a: Übersicht über wesentliche Ausgaben für Umwelt- und Klimaschutz (Quelle. Stadt Essen)
6
Abb.12.3 b: Übersicht über wesentliche Ausgaben für Umwelt- und Klimaschutz (Quelle. Stadt Essen)
7
Abb.12.3 c: Übersicht über wesentliche Ausgaben für Umwelt- und Klimaschutz (Quelle. Stadt Essen)
Für laufende Projekte sind ausreichend Finanzmittel vorhanden, mit tendenzieller Steigerung
in den letzten Jahren.
Essen ist Innovationsführerin bei der Beteiligung von Menschen in Online-Beteiligungsverfahren:
Bei der Lärmaktionsplanung (siehe Kapitel 12 A) und der Suche nach
Einsparmöglichkeiten im städtischen Haushalt 40 hat Essen die Potenziale der Bürgerpartizipation
mittels Online-Beteiligung genutzt.
Die Funktion des „Einheitlichen Ansprechpartners“ 41 gemäß Europäischer Dienstleistungsrichtlinie
zeigt Bürgernähe wegen der innovativen, regionalen Kooperation zwischen
den Städten Oberhausen, Duisburg, Mülheim an der Ruhr und Essen.
8
Umweltdaten stehen transparent im Internet. Neben dem klima|werk|stadt|essen-Portal
bietet die Ideen- und Kooperationsbörse 42 , ein BMU-gefördertes Beteiligungsprojekt,
zugleich Sensibilisierung und Lösungsmöglichkeiten.
Der Einsatz von ehrenamtlichen „Klimabotschaftern“, die Kindern die Auswirkungen
menschlichen Handelns auf die Natur erklären 43 , und die, von Kindern gestaltete, Kinderund
Umweltzeitung 44 sind erfogreiche Modelle der Umwelterziehung.
Besondere Sensibilisierungskampagnen : „Deine Stadt. Dein Klima“ 45 , die preisgekrönte
Kampagne „Klimahelden“ der Essener Verkehrs AG (EVAG) 46 , „Stadtradeln“ 47 ,
Innovative Finanzierungsmodelle sind das Rückgrat vieler Essener Umweltprojekte:
Bürgersolargenossenschaften, über die Klimaagentur eingerichtete Bürgerfondsmodelle,
Contracting, um Energieeinsparungen realisieren zu können, Projektfinanzierung durch die
Essener Stiftung Mercator 48 .
Das „Konjunkturpaket II“ der Bundesregierung ermöglichte es, die Finanzkrise von 2009 zu
überstehen und sonst nicht finanzierbare Energieeinsparmaßnahmen in großem Stil zu
erreichen.
Europäische und nationale Förderprogramme (EFRE, AltBauNeu-, eea- und ÖKOPROFIT-
Landesförderung, Klimainitiative und andere) werden erfolgreich genutzt. (Abbildungen 3a-c,
Rathaus Kältecontracting, Konjunkturpaket II etc).
So wie die Kulturhauptstadt 2010 49 Kultur und Mobilität („Still-Leben A 40“) verband, gilt es
die Vielfältigkeit interdisziplinär zu nutzen und dabei ehrenamtliches Engagement ebenso
wie professionelle Aufgabenerledigung als gleichberechtigt anzuerkennen.
Die Klimaagentur dient hierbei als Bindeglied zwischen den verschiedenen Akteuren der
Stadtgesellschaft.
Die Strategie „Essen.2030“ (siehe Kapitel 12 C) wird die Vielfalt an
Managementinstrumenten (Konzernziel Umweltschutz, IEKK, eea, SEAP, Essen.Neue Wege
zum Wasser) zum integrierten Management zusammenführen.
9
12 C. Zukunftspläne
Ziele der Stadt Essen:
Essen hat kurz- und langfristige Ziele, die die Anforderungen des Grundgesetzes sowie des
Klimaschutzgesetzes NRW konkretisieren:
1.1 Klimaschutzziele
Ziele des Klima-Bündnis
Reduzierung des CO 2 -Ausstoßes um 10% alle 5 Jahre,
Halbierung der pro-Kopf Emissionen bis spätestens 2030 (Basisjahr 1990),
Schutz der tropischen Regenwälder durch Verzicht auf Tropenholznutzung
Ziel des Konvents der Bürgermeister/innen
Die Unterzeichnerstädte des „Konvents der Bürgermeister“ verpflichten sich, die 20/20/20-
Ziele bis 2020 der Europäischen Union zu übertreffen.
Ziele der Bundesregierung
Reduzierung der CO 2 -Emissionen um 40 % bis 2020 (Basisjahr 1990)
Verminderung der CO 2 -Emissionen um 80 % – 95 % bis zum Jahr 2050
(entsprechend etwa 2,5 Tonnen CO 2 -Äquivalent/Einwohner/in).
Ziele der Landesregierung (Klimaschutzgesetz NRW vom 23.01.2013 / Erstes in
Deutschland)
Klimaschutz wird zur Pflichtaufgabe
Ziel: CO 2 -Einsparung um 25 % bis 2020 / Erstellung eines Klimaschutzplanes für NRW
Abb.12.4: Die Klimaschutzziele, zu denen sich die Stadt Essen bekannt hat (Quelle. Stadt Essen)
Die Essener Ziele werden durch die zuvor beschriebene Projektstruktur für die
klima|werk|stadt|essen verfolgt. Die Controllinginstrumente „eea, SEAP und CO 2 -Monitoring“
sind vorhanden und sichern den Erfolg.
1.2 Strategie Essen.2030
In 2012 wurde mit dem Aufbau der Strategie „Essen.2030“ begonnen. Auf der Basis von
SWOT-Analysen, Experten-Workshops und 2-maliger Bürgerbeteiligung wurden die fünf
Handlungsfelder „Essen.urban, Essen.erfolgreich, Essen.talentiert, Essen.vielfältig und
Essen.engagiert“ entwickelt, durch die mit Hilfe von Handlungszielen und Leitprojekten die
Stadt zukunftsfähig werden soll:
10
Abb.12.5: Handlungsfelder und Handlungsziele der Strategie Essen.2030 (Quelle. Stadt Essen)
Klimaagentur Essen
Mit der Einrichtung der Klimaagentur konnte die wesentliche operative Einheit der
klima|werk|stadt|essen etabliert werden; mit der vielfältige Aktivitäten zu Energie und Klima
zusammengeführt wurden. Ergebnisse werden dokumentiert und in einem Netzwerk zur
Verfügung gestellt mit dem Ziel, eine neue Klimakultur in der Stadtgesellschaft zu verankern.
Die Klimaagentur schafft, fördert und vermittelt verständlich und neutral Dienstleistungen und
innovative Technologien. Ziel ist es, das Marktgeschehen durch die Stärkung von Angebot
und Nachfrage nach Energiedienstleistungen zu stimulieren.
Intermodale Mobilität
Das Projekt „Intermodale Mobilität“ dient der Vernetzung und Weiterentwicklung urbaner
Mobilitätsangebote. Der ÖPNV ermöglicht Basismobilität und wird erweitert durch die Bausteine
Carsharing (stationsgebundene und Freeflow-Modelle), Bikesharing und Angebote für
Fuß- und Radverkehr. Bestehende Systeme sollen weiterentwickelt, neue Modellansätze
einbezogen und eine Akteursvernetzung angestrebt werden.
Städtische Gebäude
Städtische Immobilien sollen in Zukunft ganzheitlich bewertet und optimiert werden. Hier
spielen die Schulgebäude eine herausragende Rolle. Nach dem „Haus des Lernens“ in
Haarzopf (Passivhaus) und dem „Gymnasium Überruhr“ (Plusenergiehaus) 50 ist Passivhausbauweise
Mindestgebäudeenergiestandard. Unter Berücksichtigung der Inklusion werden
bauliche, energetische und pädagogische Belange aufgegriffen. Die Schule wird zu einem
innovativen und modernen städtischen Bildungscampus von der frühkindlichen Bildung bis
zur Allgemeinen Hochschulreife.
ESSEN.Neue Wege zum Wasser
Das Programm treibt eine Stadtentwicklung voran, mit der neue Lebensqualitäten – auch mit
Arbeitsmarktinstrumenten – geschaffen werden. Mit der Fortführung des Leitprojektes
„ESSEN.Neue Wege zum Wasser“ und in Verbindung mit dem Wohnbauprojekt der Allbau
AG wird am Niederfeldsee gezeigt, wie ein Quartier umgestaltet und aufgewertet werden
kann.
11
Hier entsteht ein See mit Parkanlagen und einem hohen Wohnwert, angebunden an ein
durchgängiges grünes Wegesystem entlang der überregionalen Radwegtrasse „Rheinische
Bahn“.
Abb.12.6: Niederfeldsee (Quelle. Stadt Essen)
Stadtteilerneuerung Altendorf
Ein besonderes Highlight ist der bis heute andauernde Stadterneuerungsprozess in
Altendorf 51 , bei dem mehrere Förderinstrumente (beispielsweise EFRE – Soziale Stadt und
Bundesforschungsmittel zum experimentellen Wohnungsbau /ExWoST) zu einem
ganzheitlichen Ansatz der Stadterneuerung verknüpft wurden.
Das Ziel war die „Neuerfindung“ eines ganzen Stadtteils unter Erhaltung der bestehenden
Einwohnerstruktur. Gleichzeitig wird dieser Stadtteil beispielgebend für an den Klimawandel
angepasste Siedlungsstrukturen sein.
Entscheidend für den Erfolg in der Metropole Ruhr ist die regionale Zusammenarbeit. Unter
dem Slogan „Kooperation und Eigensinn“ initiieren 11 Städte als „Städteregion Ruhr 2030“ 52
gemeinsam räumliche Planungskonzepte wie den Regionalen Flächennutzungsplan (RFNP).
Die Kooperation „Konzept Ruhr“ 53 aus 11 Städten und 3 Kreisen sieht den „Wandel als
Chance“ um in 442 Vorhaben (mobilisiertes Investitionsvolumen 2 Mrd. €, erwartete
Folgeinvestitionen über 6 Mrd. €) die Neuorientierung der Metropole Ruhr zur
prosperierenden, umweltfreundlichen Dienstleistungsregion zu beschleunigen.
Eine wichtige Rolle wird Essen auch bei der für 2022 geplanten und im RVR koordinierten
„Klimaschutz-Expo NRW » RUHR“ des Landes Nordrhein-Westfalen spielen.
Bewerbung um den Titel Grüne Hauptstadt Europas
Die genannten Aktivitäten münden in die vorliegende Bewerbung um den Titel „Grüne
Hauptstadt Europas“. Im Zuge der Bewerbung werden Optimierungspotenziale identifiziert
und der kontinuierliche Verbesserungsprozess unterstützt. Der Rat der Stadt hat dieses
übergreifende Leitprojekt am 20.03.2013 (Ratsvorlage 0617/2013/1A) beschlossen
12
Essen führt weiterhin Informationstage (z.B. „Essen KlimaMobil“ im Juli 2013) und
Fachkonferenzen (Klimainitiative Essen) durch. Die Fachexperten der Stadtverwaltung sind
zukünftig neben Klima-Bündnis e.V. auch bei EUROCITIES als europäischem Städtebündnis
tätig.
Die frühzeitige Heranführung an Umweltfragen ist Zukunftsaufgabe der Bildungskultur:
Klimabotschafter, Kinder- und Umweltzeitung, Agendaschulen, Fair-Trade-Schulen werden
ausgebaut.
Grundsätzlich werden Entscheidungen in einem breiten Konsultationsprozess gestaltet.
Beispiele sind Online-Beteiligungen zu Finanzfragen und zum Lärmaktionsplan. Zur
Sicherung von Naturschutzgebieten werden in Workshops vor Ort Lösungen erarbeitet.
(Kamptal 54 ), ebenso zu Verkehrsfragen (Verkehrskonzept Essen-Werden)
Mit der Kulturhauptstadt RUHR.2010 haben wir gezeigt, dass wir an die verändernde Kraft
von Kultur glauben.
Kultur ist wesentlicher Faktor der Nachhaltigkeit und in der „Klimainitiative Essen – Handeln
in einer neuen Klimakultur“ 5 wie auch in vielen Nachhaltigkeitsprojekten (Agendaschulen)
Teil der Schaffung von Bewusstsein durch Kultur.
Somit ist die kulturelle Weiterentwicklung nachhaltig in die Zukunftsstrategien der Stadt
Essen eingewoben.
12 D. Hinweise
Dokumente, auf die über Internet-Links hingewiesen wird, sind auch in gedruckter Version
oder als pdf abrufbar.
B1 Der Abschlussbericht "KP II - Investition Zukunft" kann als Druckversion zur Verfügung gestellt
werden
B2 Die Vorlage BVA Nr. 1074/2013/6A vom 18.07.2013 kann als Druckversion zur Verfügung gestellt
werden
Z1 Sonderausgabe „10 Jahre Umweltamt“, Mai 2004, kann als Druckversion zur Verfügung gestellt
werden
Z2 Pressemitteilung vom 13.04.1978 (Westdeutsche Allgemeine Zeitung), kann als pdf zur Verfügung
gestellt werden
Z3 Ratsbeschluss zum Beitritt zu Klima-Bündnis, kann als pdf zur Verfügung gestellt werden
Z4 Ratsbeschluss zur Einrichtung des Ausschusses für Gesundheit und Umwelt, kann als pdf zur
Verfügung gestellt werden
Z5 Beschluss zur Einrichtung des Dezernates für Gesundheit, Umwelt und Grünflächen, kann als pdf
zur Verfügung gestellt werden
Z6 http://www.agenda-forum-essen.de/99.html
1 Die Vorlage „Konzernziel Umweltschutz“ kann über http://ris.essen.de/recherche-input.do Eingabe der
Vorlagen-Nr.: 0794/2006/6A im Ratsinformationssystem der Stadt Essen abgerufen werden
13
2 Stadtentwicklung Essen Perspektive 2015+: Darstellung des umfassenden Stadtentwicklungsprozesses
STEP 2015+:
http://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/61/dokumente_7/aktionen/step2015/Broschuere_St
adtentwicklung_Essen.pdf
3 Die folgenden Vorlagen können über http://ris.essen.de/vorlagen-input.do abgerufen werden:
Beschluss des IEKK: http://ris.essen.de/vorlagen-input.do Eingabe Vorlagen-Nr.: 0226/2009/1A
Bilanzbericht IEKK 2012: http://ris.essen.de/vorlagen-input.do Eingabe Vorlagen-Nr.: 1911/2012/1A
Aktueller Beschluss des Rates der Stadt zum Maßnahmenprogramm 2013-2020 Link zum RIS:
http://ris.essen.de/vorlagen-input.do Eingabe Vorlagen-Nr.: 1238/2013/1A
4 Kulturhauptstadt: http://www.essen-fuer-das-ruhrgebiet.ruhr2010.de/programm-2010.html
https://portal.stadt.essen.de:50000/irj/portal
5 http://klimainitiative-essen.blogspot.de/ oder http://www.klimawerkstadtessen.de
6 [Zitat aus Endnote 2:STEP 2015+ Seite 33]
7 InnovationCity Ruhr: http://www.icruhr.de/index.php?id=132 oder
http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_196289.html
8 Initiativkreis Ruhr: http://www.i-r.de/
9 Siehe auch: Kapitel 12B, Tabellen 3a-c
10 Runder Umwelttisch Essen, Homepage der Initiative: http://www.umwelttisch.de/
11 Insbesondere: AG 12 und AG 13 der Veranstaltung 2013:
http://mobilitaetwerkstadt.de/5-mws-in-gladbeck-gemeinsam-neue-wege-der-mobilitatentwickeln/dokumentation/
12 Seite des Dienstleisters der die Online-Konsultation in Essen begleitet hat:
http://www.zebralog.de/laermaktionsplanung_essen
Präsentation zum Vorgehen:
http://www.dhv-speyer.de/HILL/Tagungen/Tagungen-
2010/B%C3%BCrgerInnen_Stadt/Folien/Lindloff%20Onlinebeteiligung%20LAP%20Tagung%20Rolle
%20B%C3%BCrger%2016.04.2010_3.pdf
13 http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Ordner_0116/essen2030/modul_3a.html
14 Siehe Kapitel 12B Abbildung 2
15 siehe Endnote 3
16 siehe Endnote 3
17 http://www.hdt-essen.de/#{2}
18 http://www.bew.de/ueber-uns/bildungsstaette-essen.html
19 http://www.essen.de/de/Rathaus/Aemter/Studieninstitut/Studieninstitut_Startseite.html
20 http://www.essen.de/de/Rathaus/europa/bildungsstandort/eu_seminare.html
21 http://www.essen.de/de/Rathaus/europa/auszeichnungen/preise___auszeichnungen.html;
http://www.essen.de/de/Rathaus/europa/bildungsstandort/bildungsstandort_1.html
22 http://vhs-programm.essen.de/webbasys/index.php?kathaupt=11&knr=132.3E007L
14
23 CO 2 -Monitoring 2012: http://ris.essen.de/vorlagen-input.do Eingabe Vorlagen-Nr.: 1653/2012/6A
24 Siehe Endnote 3
25 http://ris.essen.de/recherche.do Eingabe Vorlagen-Nr.: 0462/2012/1A
26 http://www.regenbogenschule.essen.de/
27 http://www.dgap.de/dgap/News/dgap_media/goettingen-ist-recyclingpapierfreundlichste-stadtdeutschlands/?companyID=370956&newsID=733104
28 http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Kaktus.html
29 http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Kaktus_Charta.html
30 www.essen.de/de/Leben/umwelt/Oekoprofit.html
Ökoprofit in Essen: Broschüre zu 10 Jahre Ökoprofit in Essen
http://www.essen.ihk24.de/linkableblob/1020052/.5./data/oekoprofit_bilanz_04_essendata.pdf;jsessionid=C965766DB5E2B07D693D3BC2B7E7D64E.repl
31 www.rvr-online.de/ http://de.wikipedia.org/wiki/Regionalverband_Ruhr
32 http://de.wikipedia.org/wiki/Emschergenossenschaft
www.eglv.de/emschergenossenschaft.html
33 http://de.wikipedia.org/wiki/Ruhrverband
http://www.ruhrverband.de/home/
34 http://www.staedteregion-ruhr-2030.de/cms/regionaler_flaechennutzungsplan.html
35 http://www.essen.de/de/Rathaus/europa/auszeichnungen/preise___auszeichnungen.html
36 http://www.essen.de/de/Rathaus/europa/eu_projekte/eu_projekte_1.html
37 http://www.essen.de/de/Rathaus/europa/eu_projekte/eu_projekte_1.html Link: Liste Essener EU-
Projekte anklicken
38 Eine Liste der Beteiligungsgesellschaften kann auf Wunsch zusammengestellt werden
39 http://www.essen.de/de/Rathaus/Rat/RatderStadt.html
40 „Essen kriegt die Kurve“ http://www.essen-kriegt-die-kurve.de/
41 http://www.unternehmensservice-ruhr-west.de/de/startseite/index.html
42 http://www.klimawerkstadtessen.de/startseite/detailseite-nachricht/browse/1/article/ideen-undkooperationsboerse-stoesst-auf-grossesinteresse.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=19&cHash=179cd3394204808102178ba3a310e95e&no_c
ache=1&sword_list%5B0%5D=kooperationsb%C3%B6rse
43 http://www.essen.de/de/Leben/umwelt/Klima/Klimabotschafter_in_Essen.html
44 Die Zeitung kann zur Verfügung gestellt werden.
45 Siehe Endnote 3
46 http://www.klimahelden.de/
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47 www.stadtradeln.de und http://www.klimawerkstadtessen.de/startseite/detailseitenachricht/article/essener-stadtradeln-endet-
auch-in-diesem-jahrerfolgreich.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=133&cHash=b57532df85980fa111850d4a96e550c2&no_
cache=1&sword_list%5B0%5D=stadtradeln
48 Stiftung Mercator: http://www.stiftung-mercator.de/startseite.html
49 Siehe Endnote 4
50 Der Abschlussbericht Gymnasium Überruhr kann als Druckversion zur Verfügung gestellt werden
51 Stadtumbau Altendorf: Präsentation zum Projekt:
http://wohnungsmarktbeobachtung.de/kommunen/erfahrungsaustausch/arbeitsgruppen/agkonzepte/protokolle/quartiersbezogene-handlungskonzepte-ag-konzepte-14.11.2012/pdf-datei-beitragessen
Weitere Broschüren zu Teilthemen stehen zur Verfügung.
52 http://www.staedteregion-ruhr-2030.de/cms/index.php
http://www.staedteregion-ruhr-2030.de/cms/regionaler_flaechennutzungsplan.html
http://www.staedteregion-ruhr-2030.de/cms/masterplan_ruhr.html
53 http://www.konzept-ruhr.de/konzept-ruhr.html
http://www.konzept-ruhr.de/konzept-ruhr/wandel-als-chance.html
http://www.konzeptruhr.de/fileadmin/user_upload/metropoleruhr.de/Konzept_Ruhr/Veroeffentlichungen/Konzept_Ruhr_un
d_Wandel_als_Chance_-_Statusbericht_2011-2012.pdf
54 Die Dokumentation zur Konsensfindung zum Schutz eines Buchenwäldchens kann bereitgestellt
werden.
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